PROGRAMM 2012€¦ · Das Angebot 2012 Im Sommer 2012 führt die Deutsche SchülerAkademie für...

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  • I M P R E S S U M

    Redaktion: Volker Brandt, Jürgen Klein, Christiane Kunze

    Bei den Abbildungen handelt es sich, sofern nicht anders angegeben, um Abbildungen, die während der Akademien des letzten Jahres an den verschiedenen Standorten von Kursleitenden und Teilnehmenden erstellt wurden. © Deutsche SchülerAkademie

    Deutsche SchülerAkademieBildung & Begabung gemeinnützige GmbHKortrijker Str. 1, 53177 BonnTel.: 0228 - 95915-40Fax: 0228 - 95915-49Web: www.deutsche-schuelerakademie.deE-Mail: [email protected]

    Braunschweig II (16. August bis 1. September 2012)

    Braunschweig I (26. Juli bis 11. August 2012)

    Papenburg (5. bis 14. August 2012)

    Rostock (28. Juni bis 14. Juli 2012)

    Grovesmühle (2. bis 18. August 2012)

    Waldenburg (9. bis 25. August 2012)

    Hilden (26. Juli bis 11. August 2012)

    Urspring (2. bis 18. August 2012)

    Torgelow (12. bis 28. Juli 2012)

    Torgelow (2. bis 18. August 2012)

    Papenburg (17. bis 26. August 2012)

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    2–3 GRUSSWORT

    4–15 DIE DEUTSCHE SCHÜLERAKADEMIE (DSA)

    AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I 26. Juli–11. August

    18 – 1.1 Chaostheorie und Mandelbrotmenge 19 – 1.2 Warum Blut nicht immer rot sein muss 20 – 1.3 Die Ökonomik von Altruismus, Liebe und

    Milchkartons 21 – 1.4 Tödliche Entscheidungen 22 – 1.5 Zwischen Ostalgie, Verdrängung und Vergessen 23 – 1.6 Die Weisheit der Pointe

    AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II 16. August–1. September

    26 – 2.1 Simulierte Natur 27 – 2.2 Kosmos und Chaos … 28 – 2.3 Design Thinking 29 – 2.4 Wissenschaftskommunikation 30 – 2.5 Zitiert? Plagiert? Bearbeitet? 31 – 2.6 Texte auf Wanderschaft

    AKADEMIE GROVESMÜHLE 2.–18. August

    34 – 3.1 Wahrscheinlichkeiten als Sprache 35 – 3.2 Warum Toast immer auf die Butterseite fällt … 36 – 3.3 Die Pflanze im Klimasystem 37 – 3.4 Embodiment/Verkörperlichung der

    Kommunikation 38 – 3.5 Warum Krieg? 39 – 3.6 Worauf man achten muss, wenn man tot ist

    AKADEMIE URSPRING 2.–18. August

    42 – 4.1 Abstraktion in der Mathematik 43 – 4.2 Teilchenphysik mit dem ATLAS-Detektor 44 – 4.3 Chemie zum Anschauen 45 – 4.4 Der »Unsichtbaren Hand« auf die Finger

    klopfen? 46 – 4.5 Einheit und Freiheit 47 – 4.6 Ist Gott tot?!

    AKADEMIE HILDEN 26. Juli–11. August

    50 – 5.1 Immer mehr und trotzdem wenig? 51 – 5.2 Der metallene Mensch 52 – 5.3 Auf den Spuren von Tim Berners Lee 53 – 5.4 Mensch – Bürger – Staatsbürger 54 – 5.5 Theorien der Gewalt 55 – 5.6 Klassisch, romantisch, modern –

    Alles im großen Stil

    AKADEMIE ROSTOCK 28. Juni–14. Juli

    58 – 6.1 Mathematische Anatomie des Universums 59 – 6.2 Wenn das Ganze mehr ist als die Summe der

    einzelnen Teile 60 – 6.3 Nächster Halt: Mars 61 – 6.4 Das sprechende Gehirn 62 – 6.5 Moral und Gerechtigkeit in modernen

    Gesellschaften 63 – 6.6 Fremdes und Eigenes im Dokumentarfilm

    AKADEMIE TORGELOW 12.–28. Juli

    66 – 7.1 Komplexe Analysis 67 – 7.2 Sand + Sonne = Strom 68 – 7.3 Perspektivenwechsel 69 – 7.4 Sind Geisteskrankheiten Gehirnkrankheiten? 70 – 7.5 »Auf klassischem Boden begeistert« 71 – 7.6 »Weißt du, wie das wird?«

    MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW 2.–18. August

    74 – T.1 Kombinatorische Optimierung 75 – T.2 Zeitvertreib oder Vermittler? 76 – T.3 Glocalize It! 77 – T.4 »Urbanus vulgaris«

    MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG 9.–25. August

    80 – W.1 Wie kommt die Sonne ins Auto? 81 – W.2 Märkte spielend verstehen 82 – W.3 International vergleichende Sozialpolitik 83 – W.4 Macht der Medien

    84 DIE JGW-SCHÜLERAKADEMIEN

    JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I 5.–14. August

    88 – JGW 1.1 Bewölkt bis bedeckt 89 – JGW 1.2 Das Higgs, der LHC und Quarks 90 – JGW 1.3 Schöne neue Neurowelt? 91 – JGW 1.4 Eigentum in der Krise? 92 – JGW 1.5 Tumulte, Tod und Trauer? 93 – JGW 1.6 »Als ein Mensch dem Tod in der Geburt

    erkoren!«

    JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II 17.–26. August

    96 – JGW 2.1 Von der Gaswolke bis zum Schwarzen Loch 97 – JGW 2.2 Alles unter Kontrolle 98 – JGW 2.3 Amnesie, Agnosie und andere Ausfälle 99 – JGW 2.4 Menschenrechte in Theorie und Praxis 100 – JGW 2.5 9/11: Ereignis – Wahrnehmung –

    Verarbeitung 101 – JGW 2.6 Wie utopisch ist »Utopia«?

    PROGRAMME IM AUSLAND 2012

    108 CLUB DER EHEMALIGEN (CDE)

    109 BILDUNG & BEGABUNG GEMEINNÜTZIGE GMBH

    110 FÖRDERER

    16

    48

    56

    64

    72

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    PROF. DR. ANNETTE SCHAVAN, MDB BUNDESMINISTERIN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG

    »Die Gesellschaft lebt davon, dass Menschen bereit sind, ihre eigenen Grenzen immer neu auszuloten und sie zu verschieben.«

    Die Zukunft unserer Gesellschaft liegt in unseren Händen. Gemeinsam gestalten wir das Morgen. Antworten auf die Frage, wie wir zusammenleben wollen, geben uns Philosophie und Technik, Ökologie und Religion, Sozialwissenschaften und Wirtschaft, persönliche Lebenserfahrung, theoretische Reflexion und künstlerische Vertiefung. Eine Gesellschaft, die über den Tag hinaus denkt, braucht Vordenkerinnen und Vordenker. Sie ist darauf angewiesen, dass Menschen neue Ideen entwickeln und alte Antworten in Frage stellen. Sie lebt davon, dass Menschen bereit sind, ihre eigenen Grenzen immer neu auszuloten und sie zu verschieben.

    Die Deutsche SchülerAkademie bietet seit mehr als 20 Jahren begabten Jugendlichen in ganz unterschiedlichen Disziplinen ein hochkarätiges Bildungsprogramm. Genauso wichtig wie die fachlichen Inhalte, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vermittelt werden, sind die interdisziplinäre Atmosphäre und der musisch-kulturelle Rahmen der SchülerAkademien. Die Deutsche SchülerAkademie schafft

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    so einen Raum, der es begabten Jugendlichen ermöglicht, ihre Talente und ihre Persönlichkeit zu entfalten und ihren eigenen Weg zu finden.

    Die Förderung begabter Schülerinnen und Schüler ist der Bundesregierung ein besonderes Anliegen. Es geht um junge Menschen, die Spitzenleistungen erbringen und zugleich bereit sind, über die Grenzen von Fächern und Disziplinen hinauszuschauen und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

    Mein besonderer Dank gilt den Ehrenamtlichen, Alumni und Förderern, die mit ihrem Engagement das Angebot der Deutschen SchülerAkademie tragen. Den Schülerinnen und Schülern sowie den Kursleiterinnen und Kursleitern der Akademien 2012 wünsche ich eine gute Zeit und viel Erfolg!

    PROF. DR. ANNETTE SCHAVAN, MDB BUNDESMINISTERIN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG

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    »Aber was genau ist denn eine SchülerAkademie? Genau diese Frage habe ich mir auch ge-stellt, als im Februar letzten Jahres [mein Lehrer] auf mich zukam und fragte, ob ich damit einverstanden wäre, wenn er mich für diese SchülerAkademie vorschlagen würde. Bis zu die-sem Zeitpunkt hatte ich noch nie etwas davon gehört und, ohne wirklich zu wissen, um was es geht, hab ich einfach mal zugesagt und mich daraufhin für den Kurs »Vanilleschote oder lndustrieabfall?« auf der Akademie in Rostock beworben. Als ich dann einige Wochen später die Zusage erhalten habe, wusste ich allerdings nicht recht ob ich mich freuen soll oder nicht, da ich mich bei einer »Begabtenförderung« völlig fehl am Platz fühlte und Angst hatte, 16 Tage mit lauter seltsamen Jugendlichen verbringen zu müssen.

    Diese Zweifel hielten an, bis ich mich am 7. Juli, dem ersten Akademietag, mit einer anderen Teilnehmerin am Bahnhof … getroffen habe, um mit ihr zusammen nach Rostock zu fahren. Und falls doch noch eine leichte Skepsis übrig geblieben ist, dann ist diese spätestens am Hauptbahnhof in Rostock verflogen, wo wir mitten in eine riesige Gruppe »ganz normaler« und total netter Jugendlicher geraten sind, die ebenfalls auf dem Weg zur Akademie waren.

    Die Atmosphäre, die sich seit unserer Ankunft in Rostock entwickelt hat, ist einfach unbe-schreiblich. Sechzehn Tage lang, hatten wir dann in einer riesigen Gemeinschaft von über hundert Teilnehmern wirklich sehr viel Spaß und haben uns nebenher in den jeweiligen Kursen mit teilweise sehr komplexen wissenschaftlichen Fragen und Problemen beschäftigt und sehr viel erarbeitet, die weit über den Schulstoff hinausgehen, ja sogar bis in die ersten Semester der jeweiligen Studiengänge hineinreichen … Die nicht zu knappe Freizeit haben wir damit verbracht, Volleyball oder Fußball zu spielen, im Chor zu singen, Rostock zu erkunden … oder einfach nur zusammenzusitzen und bis spät in die Nacht zu reden. Ein Highlight der Akademie war zweifellos das Volleyballturnier, das wir Teilnehmer eigenständig organisiert haben, mit der anschließenden Akademieparty, die alle Erwartungen überstiegen hat und an die sich wohl alle Teilnehmer noch lange und gerne zurückerinnern werden, eben-so wie an das Abschlusskonzert des Chors, an den Bunten Abend und die Abschlussparty am letzten Abend.

    Wir Teilnehmer sind während dieser sechzehn Tage so stark zusammengewachsen, dass nach dieser tollen Akademie der Abschied umso schwerer fiel. Auch wenn alle Teilnehmer in ganz Deutschland bzw. sogar international verteilt sind, habe ich immer noch mit vielen von ihnen Kontakt und kann diese Erfahrung, an der Deutschen SchülerAkademie teilzunehmen, allen, die diese Chance bekommen, nur empfehlen.«

    »Rückblickend kann ich nur jedem zu einem Besuch einer solchen Akademie raten! Denn es öffnet einem nicht nur das Tor zu neuen Eindrücken, schlägt einen Bogen zum Studium oder fördert engagierte, »hochbegabte« Schüler und führt sie an ihre Leistungsfähigkeit heran, wie es ihr Ziel ist. Sie ermöglicht vielmehr die Teilnahme an einer unvergleichlichen Gemein-schaft, die Hoffnung für eine Zukunft gibt, wo jeder Verantwortung übernimmt und wo Tole-ranz nicht nur GROSS geschrieben, sondern auch gelebt wird.«

    Diese Gedanken gingen Teilnehmenden des letzten Jahres durch den Kopf, nachdem der Alltag sie nach der Akademie wieder eingefangen hatte: Eine Mischung aus Be-fangenheit, Unsicherheit und gespannter Erwartung begleitet die meisten Akademie-teilnehmerinnen und -teilnehmer in der Zeit vor der Akademie. Groß ist dann die Erleichterung, aufgeschlossenen, interessierten und begeisterungsfähigen Menschen zu begegnen, zu denen rasch der Kontakt hergestellt ist, da sie »auf gleicher Wellen-länge« liegen.

    Neben der intensiven und anstrengenden Kursarbeit gibt es zahlreiche Freizeit-, Spiel- und Sportangebote und natürlich entstehen viele positive Erfahrungen durch die per-sönlichen Gespräche, die schnell eine Gemeinschaft entstehen lassen, mit Bindungen, die weit über die Akademie hinaus dauern.

    Die Deutsche SchülerAkademie

    Chancen und Ziele» Zwischen Schule und Universität eine Brücke bauen» Das schulische Bildungsangebot ergänzen» Auf die Anforderungen des Studiums vorbereiten» An die Formierung wissenschaftlicher Texte heranführen» Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens kennenlernen» Die eigene Leistungsfähigkeit erkunden» Erfahrungen in Teamarbeit machen» Konzentriertes Arbeiten auch als Vergnügen kennen lernen und empfinden

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    Das Angebot 2012

    Im Sommer 2012 führt die Deutsche SchülerAkademie für insgesamt rund 650 Schü-lerinnen und Schüler sieben Akademien in Braunschweig (Niedersachsen), Hilden (Nordrhein-Westfalen), Rostock (Mecklenburg-Vorpommern), Schelklingen (Baden-Württemberg), Torgelow bei Waren an der Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) und in Veckenstedt (Sachsen-Anhalt) durch.

    Zusätzlich werden für jeweils 64 Schülerinnen und Schüler in Waldenburg (Sachsen) und in Torgelow zwei Multinationale Akademien veranstaltet. Neben jungen Deut-schen werden hier Schülerinnen und Schüler aus den östlichen Nachbarländern vom Baltikum bis Rumänien teilnehmen.

    Die Multinationalen Akademien in Waldenburg (Rumänien, Slowakei, Tschechien und Ungarn) und Torgelow (Estland, Lettland, Litauen und Polen) werden durch die Haniel Stiftung, Duisburg, gefördert. Die übrigen Akademien werden etwa zur Hälfte durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Weitere Gelder kommen vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, von Stiftungen und von privaten Spendern. So kann der Teilnahmebeitrag (siehe Seite 12 f.) für diese Akade-mien weit unterhalb der tatsächlich entstehenden Kosten liegen und deckt nur rund

    ein Drittel davon. Auf Antrag kann eine Ermäßigung oder eine Befreiung von der Ei-genbeteiligung gewährt werden.

    Zwei weitere Akademien werden in Papenburg (Niedersachsen) vom Verein Jugendbil-dung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW), einem Zusammenschluss ehema-liger SchülerAkademie-Teilnehmender, ausgerichtet. Auch die se Akademien werden durch Sponsoren und private Spenden unterstützt. Näheres dazu steht auf den Seiten 84 ff. Schließlich gibt es noch Teilnahmemöglichkeiten an ähnlichen Akademiepro-grammen in Litauen, Österreich und Polen (siehe Seiten 102 ff.).

    Warum Akademien?

    Viele besonders begabte, interessierte und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler machen die Erfahrung, dass sie eher selten auf Gleichaltrige treffen, die ihre Interessen teilen und deren Fähigkeitsschwerpunkte ähnlich sind. Auch erleben sie, dass Inhalte und Gestaltung des Schulunterrichts den eigenen Interessen, Neigungen und Fähig-keiten nicht hinreichend gerecht werden.

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    Anders als für Leistungssportler oder für musikalische Talente gibt es für intellektuell besonders begabte und interessierte Jugendliche im außerschulischen Bereich wenige Angebote. Für diese Schülerinnen und Schüler hat die Bildung & Begabung gemein-nützige GmbH (siehe auch Seite 109) seit 1988 Ferienprogramme entwickelt und erprobt. In Zusammenarbeit mit dem damaligen Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft ist daraus die »Deutsche SchülerAkademie« geworden.

    1993 wurden durch Beschluss des Deutschen Bundestags wichtige Finanzmittel für das Projekt im Haushalt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung abgesi-chert.

    1994 stimmte auch die Kultusministerkonferenz diesem Konzept zur Begabtenförde-rung einstimmig zu. Im Sommer 2001 übernahm der damalige Bundespräsident Jo-hannes Rau nach dem Besuch einer Akademie die Schirmherrschaft über die Deutsche SchülerAkademie. Sein Nachfolger, Horst Köhler, setzte diese Schirmherrschaft fort; auch er besuchte eine Akademie. 2009 übernahm Horst Köhler die Schirmherrschaft über die Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH mit allen ihren Projekten. Die-

    se Tradition wird vom Bundespräsidenten Christian Wulff fortgeführt. Die Deutsche SchülerAkademie wird bei ihrer Aufgabe durch einen Beirat unterstützt.

    Für die Organisation und Durchführung ist die Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH verantwortlich.

    Ziele, Konzeption und Inhalt

    Ziel der Akademien ist, Schülerinnen und Schülern eine intellektuelle und soziale Herausforderung zu bieten, sie in ihren Fähigkeiten zu fördern, sie miteinander in Kontakt zu bringen und unter Anleitung von qualifizierten Lehrkräften an anspruchs-vollen Aufgaben ihres Interessenbereiches arbeiten zu lassen. Das Niveau entspricht dabei häufig dem von Hochschulstudiengängen in den ers ten Semestern.

    Eine Akademie besteht aus sechs Kursen (die Multinationalen Akademien Walden-burg und Torgelow aus vier Kursen) mit jeweils bis zu 16 Teilnehmenden. Jeder Kurs wird von zwei Leitungspersonen betreut. Während der Akademie arbeiten die Teilneh-menden in einem Kurs eigener Wahl für eine Dauer von insgesamt ca. 50 Stunden. Für die Akademien des JGW e.V. (siehe Seite 86–101) gelten zum Teil andere Regeln.Die Konzeption der Akademien basiert auf folgenden Prinzipien:– Teilnehmen können besonders befähigte und motivierte Jugendliche der gymna-

    sialen Oberstufe. Sie leben und arbeiten 16 Tage (JGW-Akademien: 10 Tage) an einem Ort zusammen.

    – Die Teilnehmenden werden durch Wissenschaftler, Lehrer oder andere Experten in ein Thema eingeführt und unterrichtet. Sie werden zum selbständigen Wissens-erwerb und zu eigenständigem Tun angeleitet. Dabei lernen sie wissenschaftliche Standards und Grundregeln wissenschaftlichen Arbeitens kennen.

    – Die Kursthemen werden aus verschiedenen Disziplinen der Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften und des kulturellen Bereichs zusammengestellt. In jeder Akademie ist eine Mischung der Disziplinen gegeben. Der Informations- und Erfahrungsaustausch soll weitgehend interdisziplinär sein, was durch entspre-chende Programm elemente unterstützt wird.

    – Die Kurse vermitteln grundlegendes Faktenwissen und trainieren systematisches und strukturelles Denken. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Vermittlung von fachspezifischen Methoden wissenschaftlichen Arbeitens.

    – Die Kursarbeit wird durch sportliche, soziale und kulturelle, insbesondere musika-lische Aktivitäten ergänzt.

    – Als ganz wesentlicher Bestandteil wird in den Kursen eine Dokumentation (siehe Seite 10) erarbeitet. Hier werden das Kursthema, der Lernprozess und die Ergeb-

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    nisse der Kursarbeit dokumentiert und abschließend in einer Broschüre zusam-mengefasst.

    – Ein ebenfalls zentraler Bestandteil ist die Rotation (siehe Seite 10), in der die Teil-nehmenden in die Rolle der Lehrenden schlüpfen und den Teilnehmenden ande-rer Kurse über ihre Arbeit berichten.

    – In den Akademien wird den Teilnehmenden kein fertiges Programm geboten, son-dern nur ein Rahmen, den die Teilnehmenden mit den Kursleitenden gemeinsam mit Leben füllen. Lernen ist hier nicht passiv sondern aktiv.

    Neben dem Kursprogramm gibt es zahlreiche offene Angebote: Theater, Musik, Ex-kursionen, Chor, Sport, Gastvorträge u.v.a.m. Diesen kursübergreifenden Aktivitäten (»KüA«) wird wegen ihrer sozialen und interdisziplinären Bedeutung ein etwa glei-cher zeitlicher Umfang im Tagesablauf eingeräumt wie dem Kursprogramm.

    Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer leben während der Akademie in einer Gemein-schaft von ähnlich interessierten und motivierten Jugendlichen und Kursleitenden. Diese anregende, offene und tolerante Gemeinschaft ist für viele Teilnehmende rück-blickend oft die wichtigste und wertvollste Erfahrung. Schnell entwickeln sich auch über die Akademie hinaus haltende Kontakte und Freundschaften, die u.a. über den »Club der Ehemaligen e.V.« (siehe Seite 108) vielfach bis in das Studium hinein auf-recht erhalten werden. Zahlreiche »Ehemalige« sind inzwischen als Kursleitende tätig.

    Was erwartet mich und was wird von mir erwartet?

    Wer an einer Akademie teilnehmen will, muss sich darauf einstellen, 16 Tage voll eingespannt zu sein und mit ganzer Kraft zu arbeiten. Natürlich gibt es viele Gelegen-heiten zu Gesprächen, zu gemeinsamen Spaziergängen etc., doch die Tage sind relativ stark strukturiert.

    Bei einigen Kursbeschreibungen (ab Seite 18) sind noch spezielle Teilnahmevorausset-zungen erwähnt, die gewährleisten, dass die spezifischen Vorkenntnisse, die für eine erfolgreiche Bewältigung des Kurses notwendig sind, vorhanden sind. Unabhängig davon gelten für jeden Kurs folgende Voraussetzungen, welche nicht bei jeder Kursbe-schreibung erwähnt werden: – Von den Teilnehmenden wird erwartet, dass sie für das jeweilige Fachgebiet des ge-

    wählten Kurses, ihrer Methodik und damit für den Kurs selbst ein hohes Interesse aufbringen. Dies gilt sowohl für den Hauptwunsch als auch für alle alternativ ange-gebenen Kurswünsche (siehe Seite 11).

    – In den meisten Kursen wird zur Vorbereitung und Einarbeitung bereits einige Wo-chen vorab eine (z.T. umfangreiche) Textsammlung zugeschickt. Die Fachtexte sind vielfach englischsprachig. Erwartet wird die Bereitschaft, sich intensiv mit Fachlite-ratur (auch fremdsprachiger) auseinander zu setzen und sich in neue Gebiete selbst einzuarbeiten.

    – In der Regel wird die Vorbereitung eines Referats von ca. 20 Minuten Länge erwar-tet. Von jeder/jedem Teilnehmenden wird erwartet, dass er/sie im Laufe der Akade-mie einmal als Referent vor den anderen spricht.

    Und weiterhin: Auch während der Kurse sind möglicherweise noch fehlende Grund-lagen zu erarbeiten; die Bereitschaft zur Text- und (Klein-)Gruppenarbeit sowie Dis-kussionsfreude sind generell unverzichtbar.

    Organisation der AkademieBeirat:» Ines Albrecht, Gerhart-Hauptmann-Gymnasium, Wismar» Rainer Arnold, Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn» Dr. Judith Günther, Bayer Schering Pharma, Berlin» Bettina Jorzik, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen» Hanno Kamp, Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien e.V., Bonn» Dr. Tobias Kläden, Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP)

    e.V., Erfurt» Prof. Dr. Franzis Preckel, Universität Trier (Vorsitzende)» Dr. Jenny Thauer, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin» Barbara Reinhard, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-

    Württemberg, Stuttgart (als Repräsentantin der Kultusministerkonferenz)» PD Dr. Elke Völmicke, Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH, Bonn

    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie: Volker Brandt (Leiter der Geschäftsstelle), Christiane Kunze (Stellvertreterin), Jürgen Klein, Dr. Dorothea Patzke, Iris Prochazka, Martin Rosenkranz, Grazyna Rynca, Miriam Staiger, Martina Stiehl

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    Zeitliche Struktur des Akademieverlaufes

    Ein typischer Akademietag hat folgenden Verlauf:

    7:30 – 8:30 Frühstück

    8:30

    anschließend bis 12:00

    Plenum: Hier treffen sich alle Teilnehmenden und Kurs-leitenden zum gemeinsamen Tagesbeginn mit einem Informa-tionsaustausch. Dann wird etwa drei Stunden bis zum Mittag in den Kursen gearbeitet mit Pausen je nach Bedarf.

    12:15 – 13:30 Mittagessen

    14:00 – 16:00 Nach dem Essen finden bis 16.00 Uhr verschiedene kursübergrei-fende Angebote statt, die allen Teilnehmenden offen stehen und auch von allen (mit)gestaltet werden können. Wählen kann man zwischen Chor, Kammermusik, Theater, Sport, Kunst oder speziel-len Arbeitsgemeinschaften (z.B. Sprachen) etc.

    16:00 Getränke- und Kuchenpause

    16:30 – 18:30 Fortsetzung der Kursarbeit

    18:45 – 19:30 Abendessen

    ab 20:00 Nach dem Abendessen gibt es wieder für alle offene Angebote. Je nach Interesse und Engagement gestalten Teilnehmende und Kursleitende gemeinsam Kammermusik, Theater, Sport, Vorträge, Arbeitsgemeinschaften, Nachrichten, einen Vorleseabend und vie-les mehr.

    Der Tag ist mit vielen attraktiven, z.T. parallel laufenden Angeboten ausgefüllt. Es gilt, eine sinnvolle Auswahl zu treffen und nicht die gesamte Zeit zu verplanen, damit auch Raum für Entspannung und Erholung bleibt. Tradition ist es, dass sich zu Beginn der Akademie ein Chor und musikalische Ensembles bilden, die gegen Ende der Akademie ein öffentliches Konzert geben. Weiterhin gehören Exkursionen zu reizvollen Zielen der Region zum Akademieprogramm.

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    tagAblauf der Akademie

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    Rotation

    Damit die Teilnehmenden einen Einblick in die Inhalte anderer Kurse erhalten, unterrichten sich die Kurse gegenseitig. Auf Postern oder in der Akademiezeitung werden Arbeitsergebnisse und Erkenntnisse präsentiert.

    Eine spezielle Form der gegenseitigen Information ist die Rotation. Während der Rotation schlüpfen die Teilnehmenden für einen Vormittag in die Rolle der Kurs-leitenden und berichten anderen Kursen über ihre Arbeit. Dafür müssen sie die gewonnenen Erkenntnisse gedanklich neu strukturieren und Formen der sach- und zielgerechten Vermittlung von Methoden und Inhalten entwickeln.

    Dokumentation

    Ein wichtiges Prinzip der SchülerAkademie ist das Verschriftlichen von Metho-den, Prozessen und Inhalten der Kursarbeit. Während der Akademie entstehen so Berichte zu den Ergebnissen der Kursarbeit, Zusammenfassungen von Referaten, Exzerpte zu wissenschaftlichen Artikeln, Texte zu kursübergreifenden Aktivitäten etc. Es werden die Wiedergabe und Erläuterung von Untersuchungen und deren Ergebnissen, von logischen Gedankengängen u.a. geübt.

    Für alle ist es eine Herausforderung – viele Texte müssen mehrfach und wieder-holt bearbeitet und redigiert werden, bis sie eine bestimmte Form und korrekten Inhalt haben. Durch mehrfaches Korrigieren der Texte lernen die Teilnehmenden zusammenhängend und prägnant zu formulieren und wissenschaftliche Standards anzuwenden. Diese Texte werden in Auszügen zu einer Dokumentation zusam-mengefasst und später allen Teilnehmenden übersandt.

    Die Produktion der Dokumentation ist arbeitsaufwendig, kostet viel Zeit, ist aber als Lernerfahrung unersetzlich.

    Musik! Musik! Musik!

    Neben der Arbeit in den Kursen wird in allen Akademien viel Musik gemacht. Sowohl räumlich auf dem Gelände als auch zeitlich im Tagesablauf gibt es zahlreiche Möglich-keiten. Jede(r) kann sich nach ihren/seinen Neigungen und Fähigkeiten einbringen.

    Traditionell wird in jeder Akademie ein Chor gebildet. Bei der Wanderung durch die Epochen und Stile von Barock bis Gospel, von Romantik bis Jazz werden alle ihren Spaß haben, ob mit oder ohne Vorerfahrung. Darüber hinaus kann bei Interesse auch ein kleiner Kammerchor gebildet oder auch einzeln die eigene Stimme entdeckt wer-den.

    Auch alle Arten von Instrumenten sind herzlich willkommen. Es werden daraus En-sembles und evtl. ein Orchester zusammengestellt und die Musikliteratur nach den Bedürfnissen arrangiert. Kammermusikalisch kann alles entstehen, wozu man Lust hat. Eigene Noten oder Vorschläge können gern mitgebracht werden.

    Die Ergebnisse werden am Ende in einem Konzert der Öffentlichkeit präsentiert. Rechtzeitig vor Akademiebeginn werden die Teilnehmen den einen Fragebogen erhal-ten, mit dem Stimmlage, Instrumente und musikalische Interessen erfragt werden, um so die kursübergreifende Musik gut vorplanen zu können.

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    Teilnahmevoraussetzungen

    1 WohnsitzkriteriumZugang zu den Akademien haben grundsätzlich Schülerinnen und Schüler, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben oder eine Schule im Ausland, die zur Allgemeinen Hochschulreife führt, besuchen.

    2 JahrgangskriteriumDie Jugendlichen müssen zum Zeitpunkt der Bewerbung– die 11. oder 12. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 13. enden, bzw. – die 10. oder 11. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 12. enden, besuchen. Zum Zeitpunkt der Akademieteilnahme dürfen sie ihre Abschlussprüfung (Abitur) noch nicht abgelegt haben.

    3 LeistungskriteriumDie Deutsche SchülerAkademie richtet sich an Jugendliche mit herausragenden Leis-tungen, die über eine hohe Lern- und Leistungsbereitschaft sowie über eine breite Interessenausrichtung verfügen.

    Als Nachweis der besonderen Leistungsfähigkeit können gelten:

    – die erfolgreiche Teilnahme an einem bundes- oder landesweiten Schülerwettbe-werb; die Auswahl erfolgt in Abstimmung mit den Wettbewerbsleitungen;

    – eine mit einem schriftlichen Gutachten versehene Empfehlung einer Schulleitung bzw. der verantwortlichen Lehrerin bzw. des verantwortlichen Lehrers. Die Deut-sche SchülerAkademie bittet dazu im Januar jeden Jahres alle in Frage kommen-den Schulen im gesamten Bundesgebiet und im Ausland um entsprechende Emp-fehlungen;

    – das letzte Schulzeugnis, ggf. mit weiteren Nachweisen, zusammen mit der Begrün-dung des Teilnahmewunsches/einem Motivationsschreiben und einer Empfehlung (für Schülerinnen und Schüler, die sich nicht von der Schulleitung empfehlen las-sen wollen).

    Neben den formalen Voraussetzunggen müssen die Teilnehmenden die Bereitschaft mitbringen, sich die komplette Akademie über mit allen Kräften einzubringen und aktiv und gemeinschaftlich das Akademie- und Kursgeschehen sowie den kursüber-greifenden Bereich mitzugestalten.

    Bewerbung und Kurswahl

    Die zur Teilnahme qualifizierten Schülerinnen und Schüler werden Ende Februar von der Deutschen SchülerAkademie zur Bewerbung um einen Platz in einer Akademie aufgefordert. Dazu ist ein Kurs auszuwählen. Sofern hohes Interesse auch für andere Kursthemen besteht, können zusätzlich bis zu vier Alternativkurse angegeben wer-den; dadurch erhöht sich die Teilnahmechance. Die Bewerbung muss bis spätestens 15. März 2012 erfolgen. Die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen wird zugesi-chert.

    Die Multinationalen Akademien wurden für Schülerinnen und Schüler aus Deutsch-land, Estland, Lettland, Litauen und Polen (Akademie Torgelow) bzw. aus Deutsch-land, Rumänien, Slowakei, Tschechien und Ungarn (Akademie Waldenburg) einge-richtet (siehe Seite 72).

    Schülerinnen und Schüler aus dem sonstigen Ausland können sich nur für Kurse der sieben regulären Akademien sowie der Akademien des Vereins Jugendbildung in Ge-sellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW e.V.) bewerben.

    BEWERBUNG BITTE BIS

    15. MÄRZ 2012

  • 12 ––

    Vergabe der Plätze

    Auf Grundlage der Kurswünsche und der Bewerbungsunterlagen entscheidet die Deutsche SchülerAkademie über die Vergabe der Plätze. Dabei wird ein ausgewogenes Verhältnis von Schülerinnen und Schülern angestrebt. Ferner wird auf eine angemes-sene zahlenmäßige Berücksichtigung aller Bundesländer geachtet. Ein Rechtsanspruch auf Teilnahme besteht nicht. Bei erheblichen Bewerberüberhängen für einzelne Kurse entscheidet das Los. Wer die Teilnahmevoraussetzungen erfüllt und eine Absage er-hält, für den bedeutet dies keineswegs ein Zweifel an der Qualifikation. Im Jahre 2011 lag die Aufnahmequote bei 58 Prozent.

    Weitere Fragen zum Zulassungsverfahren und zum Ablauf der Akademien werden gern von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie beantwortet. Durch sie werden ggf. auch Kontakte zu ehemaligen Teilnehmenden oder Kursleitenden vermittelt, die über die Akademien Auskunft geben können. Darüber hinaus bieten die Internetseiten der Deutschen Schüler-Akademie (www.deutsche-schuelerakademie.de) sowie des Clubs der Ehemaligen e.V. (www.cde-ev.de) bzw. des Vereins Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (www.jgw-ev.de) einen guten Einblick.

    Kosten / Eigenleistung / Rücktritt

    Die Kosten für die Organisation und Durchführung der Deutschen SchülerAkademie werden hauptsächlich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Stif-terverband für die Deutsche Wissenschaft und weiteren Förderern aufgebracht.

    Von den Teilnehmenden der regulären SchülerAkademien wird eine Eigenbeteiligung von 550 Euro erwartet, was etwa den Kosten für Unterkunft und Verpflegung im gast-gebenden Internat entspricht.

    Die Kosten für die Multinationalen Akademien werden von der Haniel Stiftung, Duis-burg, getragen. Die Höhe der Eigenbeteiligung für die Teilnahme an einer Multinatio-nalen Akademie beträgt für Schülerinnen und Schüler aus Deutschland ebenfalls 550 Euro, für Schülerinnen und Schüler aus den mittelosteuropäischen Ländern auf-grund der Förderung durch die Haniel Stiftung nur 100 Euro.

    Die Organisation der JGW-SchülerAkademien erfolgt ehrenamtlich. Die Kosten für die Durchführung werden über die Eigenbeteiligung gedeckt. Diese beträgt für die Akade-mien des JGW e.V. aufgrund der kürzeren Dauer 395 Euro.

    Bei allen Akademien kann die Eigenbeteiligung auf Antrag ermäßigt oder erlassen werden.

  • –– 13

    Studienstiftung des deutschen Volkes

    Die Studienstiftung des deutschen Volkes wurde 1925 in Dresden gegründet und ist damit das älteste deutsche Begabtenförderungswerk. Sie ist politisch, konfessionell und weltanschaulich unabhängig. Zurzeit werden rund 10.500 Studierende und Doktoranden gefördert.

    Jeder Stipendiat erhält ein monatliches Büchergeld sowie ein Lebenshaltungsstipen-dium, dessen Höhe vom Elterneinkommen abhängig ist. Des Weiteren gibt es ein umfangreiches Förderprogramm, das u.a. Auslandsstipendien, wissenschaftliche Kollegs, Sprachkurse und Sommerakademien beinhaltet.

    Die Deutsche SchülerAkademie hat jedes Jahr die Möglichkeit, herausragende Teil-nehmerinnen und Teilnehmer für das Auswahlverfahren vorzuschlagen; das Team der Akademie- und Kursleitenden einer Akademie kann solche Vorschläge unterbrei-ten. Die Studienstiftung ist darüber hinaus Partner bei der Gewinnung von Kurslei-tenden für die Deutsche Schüler Akademie aus dem Kreis ihrer ehemaligen Stipendi-aten.

    Für die seit Beginn der Deutschen SchülerAkademie gewährte Förderung sagen wir herzlichen Dank.

    Ermäßigung oder Erlass der Eigenbeteiligung

    Die Eigenbeteiligung kann ermäßigt oder erlassen werden, wenn die Einkommens-verhältnisse der Familie die Zahlung der Eigenbeteiligung nur zum Teil oder gar nicht zulassen. Kein Schüler/keine Schülerin sollte daher allein aus finanziellen Gründen von einer Bewerbung Abstand nehmen. Die Platzvergabe erfolgt ohne Berücksichti-gung der Einkommensverhältnisse. Ein Antrag auf Ermäßigung oder Erlass ist erst nach Erhalt der Teilnahmezusage zu stellen. Die Beurteilung der Bedürftigkeit folgt im Wesentlichen den Regeln des BAföG.

    Zeitplan

    Das Bewerbungs- und Verteilungsverfahren 2012 läuft mit folgenden Terminen:– Bis zum 15. März muss die Bewerbung an die Deutsche SchülerAkademie abge-

    sandt sein. – Die Zusagen und Absagen werden bis zum 30. April an die Bewerber versandt.

    Bitte nicht vorher nachfragen! – Bei einer Zusage muss die Eigenbeteiligung bis zum 15. Mai auf dem Konto des

    Vereins Bildung und Begabung e.V. eingegangen sein. Spätestens zu diesem Termin muss alternativ der Antrag auf Ermäßigung oder Erlass der Eigenbeteiligung bei der Deutschen SchülerAkademie vorliegen. Er wird innerhalb weniger Tage bear-beitet.

    Damit sind auch alle Kosten für Kursprogramm, Betreuung und die vom Veranstalter geplanten kursübergreifenden Aktivitäten und Exkursionen abgedeckt. Die Fahrtko-sten zwischen Wohnort und Akademie sind von den Teilnehmenden selbst zu tragen ebenso wie Ausgaben für persönliche Arbeitsmaterialien, Telefon, Porto, private Aus-flüge, Fahrradmiete, zusätzliche Getränke o.Ä.

    Ein Rücktritt von der Teilnahme ist bis zum 15. Mai 2012 (Eingang bei der Ge-schäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie) bzw. bis sieben Tage nach Versand der Entscheidung über einen Ermäßigungsantrag kostenlos möglich. Danach wird bei Rücktritt ohne wichtigen Grund (z.B. Krankheit) eine Bearbeitungsgebühr von 50 Eu-ro erhoben.

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    Anreise

    Rechtzeitig vor Beginn der Akademie werden die Adressen der Teilnehmenden versandt, damit sie sich für die Fahrt absprechen und Fahrgemeinschaften bilden können. Mit der Anmeldung erklärt sich die Bewerberin bzw. der Bewerber ein-verstanden, dass die Adresse zu diesem Zwecke weitergegeben werden darf.

    Ferientermine

    Die Sommerferien liegen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich, sodass die Akademie vielleicht nur teilweise in die Ferienzeit fällt. In diesem Fall ist es erforderlich, bei der Schule und/oder Schulaufsichtsbehörde einen Antrag auf Freistellung vom Unterricht zu stellen. Einige Bundesländer haben bereits von sich aus die Schulen ihres Landes gebeten, Schülerinnen und Schüler ggf. vom Unterricht freizustellen. Die Deutsche SchülerAkademie wird nötigenfalls solche Anträge unterstützen.

    Multinationale Akademien

    Diese Akademien sollen Forum für eine intensive Begegnung von Jugendlichen aus je-weils fünf europäischen Ländern sein, zur grenz überschreitenden Begabtenförderung beitragen und das gegenseitige Verständnis und die Zusammenarbeit fördern. In Wal-denburg werden Schülerinnen und Schüler aus Deutschland, Rumänien, der Slowakei und Tschechien sowie aus Ungarn zusammentreffen, während in Torgelow bei Waren die Länder Deutschland, Estland, Lettland, Litauen und Polen vertreten sein werden.

    Die Akademien werden im Wesentlichen nach den Strukturen der Deutschen Schüler-Akademie organisiert, sind aber auf vier Kurse mit je 16 Teilnehmenden begrenzt. Die Kurse werden paritätisch aus den beteiligten Ländern besetzt.

    Die multinationale Zusammensetzung der Kurse macht es möglich, viele Aspekte der nationalen Kulturen in das Akademieleben, in kursübergreifende Angebote und Ver-anstaltungen einzubringen, so z.B. auch Einführungen in die Sprachen der beteiligten Länder. Gemeinsame Arbeitssprache während der gesamten Akademien ist Deutsch.

    Die Eigenbeteiligung für diese Akademien beträgt für Teilnehmende aus Deutschland 550 Euro, für Teilnehmende aus den anderen Ländern 100 Euro. Auch hier ist eine Reduktion oder ein Erlass in begründeten Fällen möglich.

  • –– 15

    Ausländische Teilnehmerinnen und Teilnehmer ...

    Unabhängig von der Durchführung der Multinationalen Akademien werden wie in jedem Jahr auch zahlreiche Jugendliche aus dem Ausland an den regulären Schüler-Akademien teilnehmen.

    … und ihre Gastfamilien

    Um diesen ausländischen Teilnehmenden, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die Eingewöhnung in Deutschland zu erleichtern, werden sie eingeladen, bereits eine Woche vor Beginn der Akademie bei einem Teilnehmer bzw. einer Teilnehmerin zu wohnen. Hierfür werden Familien gesucht, die bereit sind, diesen einwöchigen Fami-lienaufenthalt zu ermöglichen. Wer bereit ist, eine(n) ausländische(n) Teilnehmer(in) in der Woche vor dem jeweiligen Akademiebeginn bei sich aufzunehmen, wird gebe-ten, dies bei der Bewerbung anzugeben.

    Nach der Akademie

    Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin erhält eine Bescheinigung über die Kursteil-nahme und ein Exemplar der Dokumentation der besuchten Akademie. Weiterhin können die Teilnehmenden und Kursleitenden nach der Akademie dem Club der Ehemaligen e.V. (siehe auch Seite 108) beitreten. Darüber hinaus hat die Deutsche SchülerAkademie jedes Jahr die Möglichkeit, einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das Auswahlverfahren der Studienstiftung des deutschen Volkes vorzuschlagen (sie he Seite 13). Die Entscheidung hierüber treffen die Akademie- und Kursleitenden.

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    AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)

    Akademie Braunschweig ICJD Jugenddorf-Christophorusschule Braunschweig

    Das CJD Braunschweig liegt am Rande der Stadt Braunschweig. Die rund 250.000 Einwohner zählende Stadt bietet zahlreiche Angebote einer Universitätsstadt mit Forschungsanstalten, Museen usw. Zum Jugenddorf gehören das Gymnasium, die Internationale Schule Braun-schweig-Wolfsburg, die Hans-Georg-Karg-Grundschule und die Musische Akademie.

    Das Jugenddorf bietet ein umfangreiches Freizeit- und Bildungsangebot. Zum Gymnasium von Klasse 5 bis 12 für ca. 900 Schülerinnen und Schüler gehört ein Internat für Jungen und Mäd-chen mit 130 Plätzen. Die Unterbringung erfolgt in der Regel in Zweibettzimmern. Neben der Normalverpflegung gibt es auch vegetarische Kost oder Diätkost. Die Gebäude des Gymnasi-ums und des Internats liegen auf einem Gelände mit alten Bäumen in der Nähe eines Natur-schutzreservats mit günstiger Straßenbahn- und Busverbindung zur Innenstadt.

    Fortsetzung siehe Seite 24 …

  • –– 17

    (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

    Programm1.1 Chaostheorie und Mandelbrotmenge1.2 Warum Blut nicht immer rot sein muss1.3 Die Ökonomik von Altruismus, Liebe und Milchkartons1.4 Tödliche Entscheidungen1.5 Zwischen Ostalgie, Verdrängung und Vergessen1.6 Die Weisheit der Pointe

    AkademieleitungJudith Günther ( Jg. 1973) studierte Chemie an der Technischen Universität Darmstadt, wo sie während der Diplomarbeit ihr Interesse für Computermetho-den entdeckte und fortan den Laborkittel an den Nagel hängte (jetzt ist er nur noch bei SchülerAkademien wieder im Einsatz). Seit ihrer Promotion beschäf-tigt sie sich mit Arzneistoffentwicklung und mit rechnergestützten Verfahren, um in dreidimensionale Proteinstrukturen neue Wirkstoffkandidaten hineinzu-basteln. Die Forschung, aber auch die Begeisterung am kunterbunten kulturel-len Leben und Treiben der Stadt führten Judith vor zehn Jahren nach Berlin. Da

    sie Fremdsprachen am liebsten vor Ort lernt, reist Judith gerne und kommt dann häufig zurück mit einem Koffer voller Bücher, die sie gar nicht alle lesen kann, und Kisten voller Weinflaschen, die sie gar nicht alle allein trinken kann.

    Ute Schütte ( Jg. 1983) verbrachte 2001 auf der SchülerAkademie in der Grovesmühle zwei unvergesslich tolle Wochen. Im Sommer 2010 erlebte sie die SchülerAkademie ein zweites Mal – aus Kursleiterperspektive. Nun freut sie sich darauf, die SchülerAkademie in Braunschweig noch einmal neu kennenzuler-nen. Ute studierte Pharmazie in Münster und darf sich nach Ausflügen nach Lille und Boston seit 2009 Apothekerin nennen. Im Moment arbeitet sie am Universitätsklinikum Bonn an ihrer Doktorarbeit in der Krebsforschung. Wenn sie nicht gerade im Labor pipettiert oder in der Apotheke Kunden berät, singt

    sie in ihrer Freizeit mit Begeisterung in verschiedenen Chören.

    Maximilian Frank (Jg. 1994) erwirbt momentan seine allgemeine Hochschul-reife an der Hohen Landesschule Hanau. Den Prüfungen in seinen Leistungs-kursen Physik und Geschichte sieht er erwartungsvoll entgegen. Nach der Rei-feprüfung möchte er Psychologie studieren, da der Mensch für ihn den zweifels-frei spannendsten Forschungsgegenstand darstellt. Im Jahr 2011 war er selbst Teilnehmer der Deutschen SchülerAkademie in Braunschweig und freut sich riesig darauf, ein Jahr später dorthin zurückzukehren und zusammen mit Ju-dith und Ute DSA einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben und zu

    gestalten. Wenn es die doch zeitintensive Abiturvorbereitung zulässt, liegt ihm die Lektüre phi-losophischer Texte, historischer Romane sowie der Flug seines Modellhubschraubers am Herzen. Den nötigen Ausgleich findet er im Basketballspiel, des Weiteren ist er passionierter Bogenschüt-ze und einer heißen Tasse Tee nie abgeneigt.

    Leitung kursübergreifende MusikThomas Schlerka ( Jg. 1975) ist mit Leib und Seele und von ganzem Herzen Musiker. Er begann bereits mit 12 Jahren als Jungstudent, war mehrfach Preis-träger bei »Jugend musiziert« in Klavier und Gesang, dirigierte bereits mit 15 Jahren sein erstes Sinfoniekonzert und wurde seither von namhaften Dirigenten gefördert und unterrichtet (Harnoncourt, Celibidache, Rilling u.a.). Tom stu-dierte katholische Kirchenmusik, Komposition und künstlerisches Dirigieren. Besonders liegt ihm die Arbeit mit musikbegeisterten Jugendlichen am Herzen. Bei der DSA ist er seit dem Jahr 2000 tätig, zuerst als kursübergreifender Musi-

    ker, dann als Kursleiter (Musik/Theologie). Tom hat eine Professur für künstlerisches Dirigieren inne. In seiner knapp bemessenen Freizeit liest er sehr gerne, spielt gerne Badminton und Ten-nis. Seine größte Leidenschaft aber ist und bleibt das Telefonieren.

    JUGENDDORF-CHRISTOPHORUSSCHULE BRAUNSCHWEIGGEORG WESTERMANN-ALLEE 7638104 BRAUNSCHWEIGwww.cjd-braunschweig.de

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    AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)

    Chaostheorie und MandelbrotmengeKurs 1.1 

    Im Kurs geht es um die Chaostheorie. Hier ist die Iteration, die mehrfache Hintereinanderausführung von Funktionen, von Bedeutung. Bei der Iteration einer Funktion f ergibt sich für eine Zahl x0 ein Orbit

    ,wobei f n[ ] die n -fache Iteration von f bezeichnet:

    Es werden Orbits reeller und komplexer quadratischer Funktionen untersucht. Begonnen wird mit der Untersu-chung von Orbits von reellen Funktionen; bei diesen ist

    O x x f x f x f xf ( ) ( , ( ), ( ), ( ), )[ ] [ ]

    0 0 02

    03

    0= …

    f xf x f f x

    f x f f x f f f x

    f

    ( )( ) ( )

    ( ) ( ) ( )

    [ ]

    [ ] [ ]

    02

    0 0

    30

    20 0

    = ( )= ( ) = ( )( )( )

    �[[ ] [ ]( ) ( ) ( ( )) .n n

    n

    x f f x f f f x01

    0 0= ( ) = … …( )−−mal

    � ���� ����

    ein Orbit recht gut an einem Funktionsgraphen zu unter-suchen.

    Anschließend werden Orbits komplexer Funktionen unter-sucht. Hierbei werden grundlegende mathematische Hin-tergründe zu komplexen Zahlen und zur komplexen Analysis erarbeitet.

    Eines der Ziele liegt bei der Untersuchung der Orbits komplexer Funktionen mit und c darin, Zusammenhänge zwischen der Struktur der Mandelbrotmenge und den 0-Orbits der Funktionen Qc zu untersuchen.

    Für alle c gibt es eine Gefangenenmenge. Sie besteht aus den komplexen Zahlen, deren 0-Orbits der Funktion Qc nicht gegen das Unendliche verlaufen. Die Gefange-nenmengen unterscheiden sich für verschiedene c sehr stark voneinander, auch wenn sich das c nur gering verän-dert. Die Strukturen der Gefangenenmengen in Abhängig-keit von c sollen untersucht werden. Hierbei ergeben

    Qc : Q z z cc ( ) = +2

    Birgit Griese ( Jahrgang 1969) studierte nach einem mehrmonatigen Auf-enthalt in London an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Mathe-matik und Englisch für die Sekundarstufen I und II. Nach dem Zweiten Staatsexamen veröffentlichte sie zusammen mit Hannes Stoppel 1997 das »Übungsbuch zur Linearen Algebra«, das inzwischen in der 7. Auflage bei Vieweg+Teubner erschien. Seit 1997 ist Birgit Griese an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bottrop tätig, wo sie seit 2008 Vorsitzende der Fachschaft Mathematik ist. Seit 2010 arbeitet sie am Projekt MP2 der Ruhr-Universität

    Bochum mit, das Ingenieurstudierende in der Studieneingangsphase insbesondere im Fach Mathematik unterstützt. Die hierdurch intensivierten Einblicke in die Didaktik der Mathe-matik haben sich als äußerst spannendes Tätigkeitsfeld herausgestellt.

    Hannes Stoppel ( Jg. 1966) studierte von 1988 bis 1993 Mathematik und Physik in Düs-seldorf. Nach seinem anschließenden Referendariat und Tätigkeiten von 1993 bis 1999 im Bereich Mathematik an der Uni Düsseldorf arbeitete er von 2000 bis 2001 als Mathematiker in der Wirtschaft. Seit dem Jahr 2001 ist er Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik am Max-Planck-Gymnasium in Gelsenkirchen. Neben seinem Unterricht leitet Hannes seit dem Jahr 2001 jährlich Schülerteams bei Jugend forscht oder Intel Leibniz Challenge und Arbeitsgruppen der Schülerakademie der Bezirksregierung Münster für die Jahrgangsstufen 6 und 13. Ferner gibt er häufig Workshops in Mathematik für Lehrerinnen und Lehrer. Han-

    nes schrieb im Jahr 1997 zusammen mit Birgit Griese das »Übungsbuch zur Linearen Algebra«. Im Jahr 2000 verfasste er das Buch »Mathematik anschaulich«, und im Jahr 2010 entstand das Arbeitsheft »Stochastik und Statistik«.In der Freizeit spielt Hannes in zwei Trios Jazz und Rockmusik am Schlagzeug.

    sich Zusammenhänge zwischen 0-Orbits und der Struktur der Gefange-nenmengen.

    Der Rand des den Ursprung des Koordinatensystems ent-haltenden, nierenförmigen Teils der Mandelbrotmenge lässt sich durch eine Parametrisierung

    mit der komplexen Exponentialfunktion exp und der imaginären Einheit i = −1 beschreiben. Es sollen Bezie-hungen zwischen einer bestimmten Parametrisierung und dem Verhalten (beispielsweise der Periode) der 0-Orbits auf dem Graphen der Parametrisierung untersucht werden.

    Mit Hilfe eines Computers können umfangreiche Berech-nungen und graphische Darstellungen durchgeführt und sichtbar gemacht werden.

    φ π φ π φ12

    2 14

    4·exp · ·· ·exp · ··i i( ) − ( )

    Kursleitung

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    (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

    Warum Blut nicht immer rot sein muss Komplexchemie

    Kurs 1.2 

    Verbindungen, die heute der Stoffklasse der Komplexver-bindungen zugeordnet werden, sind schon seit einigen Jahrhunderten bekannt. So berichtete im Jahre 1798 Tas-saert über die Synthese eines orangegelben Feststoffs der Zusammensetzung CoCl

    3 ∙ 6NH

    3. Bis zu Beginn des 20. Jh.

    wurden zahlreiche weitere so genannte »Verbindungen hö-herer Ordnung« entdeckt. Jedoch blieb lange Zeit die Frage nach ihrem Aufbau und chemischen Verhalten umstritten. Erst 100 Jahre nach Tassaerts Beobachtung stellte Alfred Werner 1898 mit seiner »Koordinationslehre« eine Theorie auf, die alle bis dahin aufgekommenen Widersprüche er-klärte. Hierfür wurde er 1913 mit dem Nobelpreis für Che-mie ausgezeichnet. Demzufolge besteht ein Komplex aus einem zentralen Metallion und einer bestimmten Anzahl daran gebundener Moleküle oder Ionen, die als Liganden die Koordinationssphäre bilden, indem sie über freie Elek-tronenpaare koordinieren.

    Das auffälligste Merkmal vieler Komplexverbindungen ist ihre Farbe, neben welcher aber noch weitere physikalische Eigenschaften wie der Magnetismus von Bedeutung sind.

    Doch wie werden jene Größen beeinflusst? Zur Klärung der Frage werden anhand von Kurzreferaten und Experimenten die Eigenschaften verschiedener Zentralmetalle, die Fülle unterschiedlicher Liganden und deren Auswirkung auf die Zusammensetzung eines Komplexes untersucht.

    Um Voraussagen und Deutungen zum Aufbau und zur Geometrie von Komplexen sowie der damit verbundenen physikalischen Eigenschaften treffen zu können, ist eine Betrachtung der Bindungssituation notwendig. Als theo-retische Grundlage wird im Kurs die Ligandenfeldtheorie behandelt, wobei ein vertiefter Einblick unter Aspekten der Molekülorbitaltheorie möglich ist. Im Rahmen dieser Thematik werden zudem anhand von Röntgenbeugung, Schwingungs- und UV/VIS-Spektroskopie einige Methoden zur Strukturaufklärung von Komplexen theoretisch und z.T. auch praktisch herangezogen.

    Die Anwendungsgebiete der Komplexverbindungen sind sehr weitreichend; z.B. spielen sie als Katalysatoren in in-dustriellen Prozessen eine große Rolle, aber auch in jedem Organismus sind sie zur Aufrechterhaltung von Leben-sprozessen essentiell: Wie erfolgt die Sauerstoffbindung im Hämoglobin? Was hat es mit blauem Blut auf sich?

    Kathrin Daub ( Jg. 1982) studierte an der Universität zu Köln Chemie und Biologie auf Lehramt für die Sekundarstufen II/I. Anschließend arbeitete sie in Köln und Arizona, USA, an ihrer Doktorarbeit in Anorganischer Chemie, die sie 2009 abschloss. Seit kurzem ist sie mit dem Referendariat fertig und arbeitet nun am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hürth. In ihrer Freizeit ist sie eine unermüdliche Läuferin, mag Ballsportarten, liest viel und geht ins Kino, Thea-ter oder zum FC. Und im Sommer reist sie immer gerne zur DSA nach Braun-schweig, wo sie sich inzwischen schon sehr heimisch fühlt.

    Marike Wolberg (Jg. 1982) studierte Chemie, Niederländisch und Biologie auf Lehramt für die Sekundarstufen II/I an der Uni Köln, wo sie sich nun als Promotionsstudentin der Anorganischen Chemie widmet. In ihrer Freizeit scheut sie sich nicht trotz anwe-sender bissiger Hunde am Rhein entlang zu laufen, besucht gerne die eine oder andere Kletterhalle oder liest ein Geschichtsmagazin. Sofern sie Zeit erübrigen kann, verbringt sie diese gerne mit einem Ausflug in die Niederlande, wo sie 2008/2009 für das Goethe-Institut an einer Gesamtschule Deutsch unterrichtete und Kulturwissenschaften stu-dierte. Sie freut sich auf ihre erste Akademie.

    Und welche Bedeutung haben Komplexe in der Krebsthe-rapie? Solche Fragen werden aus Sicht der Komplexche-mie betrachtet. Als biologischer Ligand nimmt dabei der Tetrapyrrol-Ring eine fundamentale Rolle ein, aber auch Aminosäureseitenketten in Proteinen sowie Nukleobasen sind potenzielle Liganden. Deren Komplexbildungsfähig-keit ermöglicht zwar die Nutzung von Metallionen im Or-ganismus, kann aber gleichzeitig zum Funktionsverlust von Proteinen oder zu DNA-Schäden führen, wenn Metallionen unkontrolliert in Zellen gelangen – wie es bei Schwerme-tallvergiftungen der Fall ist.

    Neben Erkenntnissen zur Komplexchemie werden auch na-turwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen akzentuiert. Hierzu zählen vor allem ein selbständiges Planen und Aus-werten von Experimenten, aber auch eine anschließende Reflexion über eigenes Vorgehen und den Wert experimen-tellen Arbeitens.

    Zum Verständnis der elektronischen Verhältnisse in Kom-plexen ist die Kenntnis des Orbitalmodells erforderlich, worüber jeder im Vorfeld des Kurses ein Skript erhalten wird.Kursleitung

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    AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)

    Die Ökonomik von Altruismus, Liebe und MilchkartonsWirtschaftswissenschaftliche Theorien angewendet auf das normale Leben

    Kurs 1.3 

    Warum machen sich Leute Geschenke? Wer bekommt gute Noten in der Schule? Nach welchen Kriterien wählen Männer ihre Partner aus – und nach welchen Frauen? (Und warum lassen sie sich scheiden?) Warum kann man Medi-kamente nicht im Supermarkt kaufen? Warum sind Dosen rund und Milchkartons eckig? Ökonomen haben auf diese Fragen Antworten entwickelt, Alltagsökonomik sozusagen. Der Kurs will diese Antworten verstehen, überprüfen und diskutieren, wie sinnvoll sie sind.

    Die Mikroökonomik erklärt das Handeln von Menschen mit rationalen Motiven: Jeder versucht seinen eigenen »Nutzen« zu maximieren, jeder ist ein Egoist. Damit lassen sich nicht nur Finanzkrisen und Unternehmensfusionen erklären, sondern manchmal auch Phänomene des Alltags, soziale Interaktion und zwischenmenschliche Verhal-tensweisen. Weihnachtsgeschenke und Freiwilligenarbeit

    erklären Ökonomen beispielsweise nicht mit Altruismus, sondern mit dem Versuch, sich altruistisch erscheinen zu lassen, um sozialen Status und Anerkennung zu gewinnen. Ob ein Paar sich für Kinder entscheidet, hängt ökono-misch gesprochen von den Präferenzen der beiden Partner ab – und, wenn diese unterschiedlich sind, auch von ihrer jeweiligen Verhandlungsmacht, zum Beispiel von ihrem Einkommen. Empirische Untersuchungen zeigen: Je mehr eine Frau im Vergleich zu ihrem Mann verdient, desto eher kann sie ihren Kinderwunsch durchsetzen.

    Ziel des Kurses ist zu verstehen, wie die Wirtschaftswissen-schaften zu ihren Erklärungen kommt, welche Annahmen sie trifft, wie man ihre Theorien überprüfen kann – und wo sie falsch liegt. Als Handwerkszeug dafür dienen die neo-klassische Mikroökonomik und statistische Verfahren, wie Regressionsanalysen. Die Teilnehmenden werden sich in

    Lion Hirth (Jg. 1985) kennt Marie aus Tübingen. Er liebt Bergsteigen und Fotografieren. Leider sind die Alpen von Berlin-Kreuzberg nicht ganz ein-fach zu erreichen, aber dafür kann man dort gut Rennrad fahren und Tan-zen gehen. Er freut sich auf viele rationale Diskussionen und ein paar irra-tionale Gespräche auf der Akademie. Lion studierte in Tübingen, den USA und Chile Volkswirtschaftslehre und arbeitet bei einem Stromkonzern.

    Marie-Theres von Schickfus ( Jg. 1985) ist gerade völlig irrational dabei, ihrem Diplom in Volkswirtschaftslehre aus Tübingen und Warschau noch einen Magister in Geschichte hinzuzufügen. Dazu lebt sie in Berlin, wo sie ihre Freizeit mit Opernbesuchen und Ultimate Frisbee verbringt. Auf der Akademie will sie sich natürlich auch ins Musizieren stürzen und Ultimate spielen, aber vor allem Ideen mit interessierten und interessanten Menschen austau-schen.

    Konzepte wie Nutzenmaximierung, Lagrange-Optimierung und Spieltheorie einarbeiten und sie verwenden. Dort, wo rationale Erklärungen an ihre Grenzen stoßen, diskutieren sie Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomik und Sozio-logie oder erarbeiten sich diese Erkenntnisse selbst, indem sie Verhaltensexperimente durchführen.

    Am Ende des Kurses hat jeder hoffentlich ein Gefühl dafür bekommen, wie sozialwissenschaftliche Theorien entstehen und wie viel theoriegeleitete Erkenntnisse über die wirk-liche Welt aussagen können. Damit wäre ein Stück Wissen-schaftstheorie am eigenen Leib erfahrbar geworden.

    Für diesen Kurs ist kein über den Schulstoff hinausge-hendes Vorwissen notwendig. Wichtige Voraussetzung ist Interesse an menschlichem Verhalten, Offenheit für unkon-ventionelle Theorien und ein bisschen Spaß an Mathematik.

    Kursleitung

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    (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

    Tödliche Entscheidungen Medizinische und ethische Aspekte von Entscheidungen über Leben und Tod

    Kurs 1.4 

    »Du sollst nicht töten.« – Das fünfte Gebot ist einfach for-muliert, doch seine Umsetzung im medizinischen Alltag stellt uns vor erhebliche Probleme. Wann fängt mensch-liches Leben an? Was tun, wenn nicht genug medizinische Hilfe für alle Kranken da ist? Darf das Leben eines Ein-zelnen für das Wohl vieler geopfert werden? Was ist mit dem Selbstbestimmungsrecht von unheilbar Kranken und Selbstmördern? Was ist der Tod?

    Die Disziplin der Medizinethik bemüht sich um einen systematischen Zugang zu solchen Fragen. Dabei geht es – anders als in Talkshows und im Zeitungsfeuilleton – nicht um den Streit über Meinungen, sondern um die Analyse der zentralen Begriffe und die Überprüfung möglicher Ar-gumente auf ihre Geltung.

    Der Kurs beinhaltet drei Schwerpunkte: allgemeine ethi-sche Theorie, medizinisch-biologische Grundlagen und die Diskussion von Problemen der angewandten Ethik.

    In der allgemeinen ethischen Theorie werden moralische Urteile untersucht: Wie funktioniert ein solches Urteil? Nach welchen Kriterien werden Handlungen als moralisch gut oder schlecht bewertet? Die Teilnehmenden lesen im Kurs klassische Autoren, wie Immanuel Kant und John Stuart Mill, und werden so an den Umgang mit anspruchs-vollen philosophischen Texten herangeführt. Durch die Be-schäftigung mit der ethischen Theorie wird das Fundament für die anschließende sachliche Diskussion der medizin-ethischen Fragen gelegt.

    Anhand medizinischer Fachliteratur werden im Kurs die für die Organspende relevanten Krankheitsbilder mit Ursa-chen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten vorge-stellt, wie zum Beispiel Nierenversagen, Leberversagen und Leukämie. Ebenso setzen sich die Teilnehmenden mit dem Ablauf einer Organspende und den rechtlichen Regelungen auseinander. Ein weiteres Thema werden die verschiedenen Stammzelltypen und die Entwicklung von Embryonen

    Josefine Okoniewski ( Jg. 1987) studierte in Leipzig Medizin und hat gerade ihr Praktisches Jahr u.a. in der Schweiz absolviert. Derzeitig promoviert sie über Globa-lischämie und bereitet sich auf ihre Abschlussprüfung vor. In ihrer Freizeit bastelt und werkelt sie gern, besucht Opernhausveranstaltungen (egal ob Oper, Musical, Ballett oder Konzert), greift zu einem Buch oder schaut einen guten Film.

    Martin Palauneck (Jg. 1982) studierte an den Universitäten Leipzig und Basel Phi-losophie, Mathematik und Theoretische Physik. Inzwischen promoviert er in Leipzig über die Rolle von Traditionen in der Moral. Er ist ein Fan von Aristoteles und Kant, außerdem liebt er alle Arten von Swing, Soul und Funk, spielt Posaune im Studen-tenorchester und geht gerne tanzen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet.

    sein, um so die Möglichkeiten, Risiken und Probleme von Stammzellforschung, Präimplantationsdiagnostik und Pränataldiagnostik zu verstehen. Ein zusätzlicher Komplex beschäftigt sich mit Themen zum Ende des Lebens, wie Sterbehilfe, Suizid und Patientenverfügung.

    Den dritten Schwerpunkt des Kurses bilden moderne Auf-sätze aus der angewandten Ethik, welche sich der philoso-phischen Untersuchung konkreter moralischer Probleme widmen. Dazu zählt die gerechte Verteilung von Spender-organen, die moralische Zulässigkeit von Sterbehilfe und die Frage, welchen Schutz und welche Rechte menschliche Embryonen genießen sollten.

    Ein wichtiges Ziel des Kurses ist es, dass die Teilneh-menden die gängigen Typen von Argumentationen in der medizinethischen Debatte kennen und einschätzen lernen, um sich darauf aufbauend eigene Standpunkte zu erarbei-ten und diese begründen zu können.

    Kursleitung

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    AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)

    Zwischen Ostalgie, Verdrängung und VergessenDie Geschichte der DDR

    Kurs 1.5 

    Die Geschichte der DDR ist präsent und unsichtbar zu-gleich: Einerseits erregen Jahrestage und bestimmte As-pekte der DDR (z.B. Stasi, Mauer) regelmäßig mediale und politische Aufmerksamkeit, und die Quantität wissen-schaftlicher Publikationen ist unüberschaubar. Andererseits jedoch herrscht in breiten Teilen der Bevölkerung wenig Kenntnis über die Geschichte der DDR. So stellte beispiels-weise eine Berliner Studie von 2007 fest, dass bei 21,8 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler die DDR überhaupt nicht Teil des Lehrstoffes war und dass 46,6 Prozent denken, die DDR werde zu wenig thematisiert. Aus zwei Gründen befindet sich der Umgang mit der DDR-Geschichte momentan zwischen Ostalgie, Verdrängung und Vergessen: Erstens steht bis heute der fortdauernde Ei-nigungsprozess im Vordergrund. Zweitens finden Themen wie der Alltag oder die Vergnügungskultur in der DDR kaum den Weg in die Öffentlichkeit. Das Ziel des Kurses ist es, einen differenzierten Blick auf die Geschichte der DDR, Ansätze der Geschichtsschreibung, politische Diskussionen sowie die Erinnerungskultur zu entwickeln.

    Im ersten Teil des Kurses werden staatliche, wirtschaft-liche und gesellschaftliche Strukturen der DDR im chro-nologischen Überblick betrachtet, um ein grundlegendes Verständnis für die folgenden Inhalte zu schaffen. Zentrale Themen sind beispielsweise Elemente der Herrschaftspra-xis der SED, Theorie und Lebenswirklichkeit des »real existierenden Sozialismus« oder auch Konzepte wie »An-tifaschismus« und »Friedensstaat«. Des Weiteren werden Forschungsansätze und Konzeptionen der DDR als »tota-litärer« Staat, »Unrechtsstaat«, »Fürsorgediktatur«, »Dop-pelstaat« oder auch »partizipatorische Diktatur« untersucht und diskutiert.

    Zweitens stehen ausgewählte Themen der DDR-Geschichte im Mittelpunkt. Zum Beispiel wird der Alltag eine bedeu-tende Rolle spielen, insbesondere das Arrangieren mit dem oder gar das Profitieren von dem Herrschaftssystem im Gegensatz zur Verfolgung durch den staatlichen Repressi-onsapparat. Gerade in Bezug auf die Überwachung ist es interessant, wie sehr diese auch den Alltag betreffen konn-te. So ist bis heute ungeklärt, warum die hier abgedruckte Photographie der Sitzecke für die Stasi eine solche Brisanz hatte, dass sie zerrissen wurde.

    Linda Braun ( Jg. 1984) studierte in Bielefeld, Basel und Tübingen Ge-schichte und Linguistik. Seit 2009 ist sie Doktorandin an der Johns Hop-kins University (Baltimore) und promoviert über die Rezeption und Auf-führungspraktiken von Ragtime und Jazz in Deutschland. In ihrer Freizeit lässt sie sich von Gesprächen, Büchern, Debatten und Musik (Klassik, Jazz) faszinieren, spielt gerne Gesellschaftsspiele und lernt Sprachen. Momentan liest und diskutiert sie besonders gerne jiddische Literatur.

    Andreas Gnahm ( Jg. 1982) studierte von 2003 bis 2008 Geschichte, Politikwissenschaft und Latein an der Universität Tübingen, absolvierte anschließend ein Referendariat und das Zweite Staatsexamen in Reutlingen und wohnt seit 2010 in Ulm, wo er momentan am Schu-bart-Gymnasium als Lehrer tätig ist. In seiner Freizeit beschäftigt er sich nicht nur mit dem Blick in die Vergangenheit, sondern auch mit dem Blick in die Weite, bevorzugt von den Bergen aus. In flacheren Regionen lässt er sich auch gerne von Literatur, Musik und Gesell-schaftsspielen mit guten Freunden begeistern.

    Zentral für den dritten Teil des Kurses ist der »Kampf um die Erin-nerung« in der DDR sowie nach 1989 in der BRD. Wie wurde in dem selbsternannten »Arbei-ter- und Bauernstaat« eine Erinnerungskultur in Anknüpfung an die deut-sche Geschichte geschaffen? Wie ist die Erinnerungskultur in der BRD beschaffen? Welche Aspekte werden betont, welche ausgeklammert? Welche Rolle nehmen Befürworter der DDR und Opfer der Repressionen ein?

    Für den Kurs sind keine besonderen Vorkenntnisse er-forderlich, jedoch die Bereitschaft, sich auf neue Inhalte und Sichtweisen einzulassen und Texte gründlich zu lesen und zu analysieren. Zur Vorbereitung des Kurses wird ein Reader zur Verfügung gestellt, der die Grundlage für den ersten Teil des Kurses schaffen wird. Danach werden Inhalte und diverse Quellen (z.B. Archivalien, Filme, Ton-dokumente) in Gruppen- und Projektarbeit sowie mit dem ganzen Kurs zusammen erarbeitet.Kursleitung

    http://simonmenner.com/Seiten/Stasi/Stasi%20-%20Destroyed%20Images.html (MfS-HA-VII-Fo-0807-0003)

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    (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

    Die Weisheit der PointeAmerikanische Sitcoms

    Kurs 1.6 

    Wenn in einer Serie Lachkonserven die Zuschauer darauf aufmerksam machen, wo die Pointe war, dann handelt es sich um eine Sitcom. Diese kurze Spezialform der Serie ist seit den 1980er Jahren in vielfachen Variationen fester Be-standteil amerikanischer Serienkultur. Auch im deutschen Fernsehen sind viele Sitcoms synchronisiert zu TV-Hits ge-worden: Von Alf, Eine schrecklich nette Familie über Friends und Die Nanny bis zu How I Met Your Mother sind Sitcoms oft über Jahre ein Teil unseres kulturellen Alltags. Als Zuschauer verfolgen wir die Beziehungen, Konflikte und Entwicklungen der jeweiligen Figuren, wir lachen über die Pointen, über die Missgeschicke, über die Situationskomik – und vor allem über das, was wir wiedererkennen als un-ser Eigenes.

    Das Fernsehen und Serien insbesondere können als »kultu-relles Forum« gelten, auf dem unterschiedliche Ansichten, Lebensstile und gesellschaftliche Normen vorgestellt und

    verhandelt werden. Serien bieten spielerisch Verhaltens- und Weltmodelle an, Sitcoms tun dies mit Mitteln der Komik. Dabei werden stellvertretend Konflikte durchge-spielt und Lösungen ausprobiert. Diese Angebote müssen von den Zuschauern nicht übernommen werden, aber sie bieten einen Orientierungsrahmen und Möglichkeiten zur Auseinandersetzung. Darum sind Serien auch gesellschaft-liche Integrationsorte: Mitten in der Unterhaltung werden Probleme, Tabus, gesellschaftliche Fragen platziert und die verschiedenen Perspektiven darauf durchgespielt. Gesell-schaftliche und kulturelle Veränderungen finden so ihren Widerhall in fiktionalen Erzählungen.

    Im Kurs werden verschiedene Sitcoms – Klassiker ebenso wie aktuelle Erfolgsserien – auf ihre Weltentwürfe, Erzähl-weisen, Figuren-Konstellationen, Dramaturgie-Konzepte und Schauspielstile hin analysiert und verglichen. Theore-

    Barbara Hornberger (Jg. 1970) studierte Kulturwissenschaften mit den Fächern Musik und Literatur/Theater/Medien sowie den Schwerpunk-ten Gesang und Populäre Kultur. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hildesheim darf sie sich beruflich mit den Dingen beschäftigen, die ihr am meisten Spaß machen: Musik, Theater, Film, Kabarett, Fernsehen, Literatur … und zwar praktisch und theoretisch. Nach einigen Jahren der Akademieleitung freut sie sich jetzt wieder auf einen spannenden Kurs und eine weitere SchülerAkademie.

    Eric Rentmeister (Jg. 1979) arbeitet als freischaffender Schauspieler, Sänger, Regisseur und Cho-reograph. Direkt nach dem Diplom 2004 an der Folkwang Hochschule Essen wurde er von Vin-cent Paterson (bekannt als Choreograf von Madonna, Michael Jackson) als Conférencier für das Musical »Cabaret« in Berlin engagiert. In den letzten Monaten spielte er in der «West Side Story» und in «La Cage aux Folles». Im Schauspiel war er u.a. in »Woyzeck« und »Die Heilige Johanna der Schlachthöfe« zu sehen, aktuell im mehrfach nominierten und ausgezeichneten »Adler an Fal-ke«. 2009 übernahm er die Choreographie bei »Evita« am Theater Dortmund. Seine jüngste Regie-arbeit war »Hänsel und Gretel« (2008) am Westdeutschen Tourneetheater Remscheid.

    tischer Hintergrund der Analysen sind verschiedene kul-turwissenschaftliche Konzepte und Methoden, u.a. aus den Cultural Studies und der Hermeneutik.

    Ziel ist es, den Teilnehmenden eine grundlegende Ein-führung in die Analyse von Sitcoms und Serien zu geben. Dabei erhalten sie zugleich eine allgemeine Einführung ins kulturwissenschaftliche und medienwissenschaftliche Ar-beiten sowie in die Theorien zur Populären Kultur.

    In einem zweiten Schritt werden die gewonnenen Erkennt-nisse in eine eigene Schreib- und Spielpraxis überführt und darin überprüft und ausprobiert: Die Teilnehmenden wer-den selbst zu Drehbuchautoren avancieren und innerhalb der analysierten Sitcomstoffe eigene Erzählvariationen ent-wickeln. Die Ergebnisse können dann in Auszügen gefilmt oder auf der Bühne ausprobiert werden.

    Kursleitung

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    AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012)

    Akademie Braunschweig IICJD Jugenddorf-Christophorusschule Braunschweig

    Fortsetzung von Seite 16:

    In der Schule ist die gute Ausstattung des naturwissenschaftlichen Bereichs hervorzuheben.

    Sowohl in der Bibliothek als auch im PC-Zentrum bietet die Schule vernetzte Rechner-Pools mit Internet-Zugang.

    Vielfältig sind die Möglichkeiten zur sportlichen und musisch-künstlerischen Betätigung auf dem Jugenddorfgelände: Für Fußball kann ein Kleinspielfeld genutzt werden, ferner gibt es ein Volleyball- und ein Beachvolleyballfeld sowie einen Basketballkorb. Außerdem steht eine große, teilbare Sporthalle mit einem separaten Gymnastikraum zur Verfügung. Zwei Tischtennisplatten und zwei Tischkicker, die sich auf dem Außengelände des Jugenddorfes befinden, runden das Angebot ab.

    Zum Musizieren laden Klaviere, drei Flügel, ein Cembalo und verschiedene andere Instrumente ein. Ferner gibt es einen Bandkeller und ein Kammertheater mit ca. 100 Plätzen. Zum Kunstbe-reich gehören Zeichensaal und Werkraum.

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    (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II

    Programm2.1 Simulierte Natur2.2 Kosmos und Chaos …2.3 Design Thinking2.4 Wissenschaftskommunikation2.5 Zitiert? Plagiiert? Bearbeitet?2.6 Texte auf Wanderschaft

    AkademieleitungHartmut Rosa (Jg. 1965) wurde auf einen Lehrstuhl für Allgemeine und The-oretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen – nach-dem er zuvor in Augsburg und Essen Politische Theorie lehrte und in Freiburg, London, Berlin und Harvard Politikwissenschaft, Germanistik und Philosophie studierte. In seinem Buch »Beschleunigung« geht er der Frage nach, warum wir nie Zeit haben, obwohl wir dauernd welche sparen. Ab und zu lehrt er auch an der New School for Social Research in New York – der schnellsten Stadt der Welt. Zum Ausgleich blickt er als Hobby-Astronom in die Sterne, spielt und hört

    alle Arten von Musik von Mozart bis Rock Hard oder er orgelt in kleinen Kirchen, wenn er nicht hinter Bällen unterschiedlicher Größe herrennt: Kickern, Tischtennis, Tennis, Volleyball, Fuß-ball ...

    Svenja Esins ( Jg. 1989), 2008 selbst Teilnehmerin der DSA in Rostock, leitet seitdem fast jährlich Akademien zusammen mit Hartmut Rosa. Sie studiert Me-dizin in der Fahrradstadt Münster. Nebenbei spielt sie Wasserball und hat nun auch den Tauchsport für sich entdeckt. Musik (Querflöte) sowie das Reisen ge-hören zu ihren größten Leidenschaften. Das Schuljahr 2006/2007 hat sie in Texas verbracht und betreut nun ehemalige und zukünftige Austauschschüler. Sie freut sich jetzt schon auf die Teilnehmenden der Akademie Braunschweig, auf gemeinsames Musizieren und viele spannende Mitternachtsfußballspiele.

    Leitung kursübergreifende MusikMario Pfister (Jg. 1988) studiert derzeit an der Uni Regensburg Lehramt Musik und an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Re-gensburg (HfMK) Chorleitung bei Prof. Kunibert Schäfer, unter dessen Leitung er u.a. im Neuen Kammerchor der HfKM singt. Neben dem Studium gilt sein musikalisches Engagement v.a. dem Vokalensembles »assonanz« aus Bamberg als aktiver Sänger und musikalischer Leiter. Als Ausgleich neben der Musik hat seit vielen Jahren das Basketballspielen einen wichtigen Platz in der Freizeitge-staltung, auch mit Freunden verbringt er sehr gerne Zeit. Für ihn ist es die erste Teilnahme an der Deutschen SchülerAkademie.

    JUGENDDORF-CHRISTOPHORUSSCHULE BRAUNSCHWEIGGEORG WESTERMANN-ALLEE 7638104 BRAUNSCHWEIGwww.cjd-braunschweig.de

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    AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012)

    Simulierte NaturKurs 2.1 

    Die Physik hat große Fortschritte gemacht hin zu einem sehr detaillierten Verständnis der grundlegenden Gesetz-mäßigkeiten der Natur. Folgt daraus aber auch ein ebenso detailliertes Verständnis aller beobachtbaren Na-turvorgänge? Nicht automatisch, da die Komplexität realer Vorgänge in den meisten Fällen dazu führt, dass eine geschlossene Lösung entweder gar nicht oder nur sehr schwierig zu finden ist. Daher lassen sich in nur wenigen idealisierten Fällen aus den Gesetzen der Physik direkte Vorher-sagen ableiten.

    Um dennoch Aussagen über das Verhalten von Systemen machen zu können, kann man in Fällen, in de-nen experimentelle Studien am tatsächlichen Objekt nicht möglich oder zu aufwendig sind, auf Simulationen zurück-greifen. Mit der wachsenden Verfügbarkeit immer größerer

    Computerressourcen sind numerische Simulationen von der Wettervorhersage bis zum Entwurf eines Gebäudes all-

    gegenwärtig geworden. Eine nume-rische Simulation kann einmal als Vorhersagewerkzeug hilfreich sein, z.B. wenn die physikalische Theorie gut etabliert ist, aber der Systemauf-bau sehr komplex. Zum anderen ist es aber auch möglich zu überprüfen, inwieweit die Theorie, die hinter der Simulation steht, Vorhersagen produziert, die mit experimentellen Gegebenheiten im Einklang stehen.

    Ziel der Simulation ist es dabei, alle wesentlichen Eigenschaften des Systems abzubilden, und ihr Verhal-ten zu modellieren. Wie stellt man

    jedoch fest, ob alle wesentlichen Eigenschaften berücksich-tigt sind? Welche Information bezieht man in den Entwurf der Simulation ein? Welche vereinfachenden Annahmen sind berechtigt? Kann man dem Ausgang der Simulation trauen? Wie genau entspricht der Simulationsausgang dem

    David Grellscheid (Jg. 1975) ist Elementarteilchenphysiker und lebt seit einigen Jah-ren in Durham in Nordengland, wo er an einem Softwarepaket zur Simulation von Teilchenkollisionen mitarbeitet, das von den Experimenten am Europäischen Kernfor-schungszentrum (CERN) verwendet wird. Er studierte Physik in Stuttgart und Cam-bridge, Großbritannien. Dort promovierte er zu einem Thema aus der Stringtheorie, be-vorzugt jetzt aber physikalische Theorien, die sich auch überprüfen lassen. Neben der Wissenschaftsgeschichte interessieren ihn technische und juristische Risiken der Com-puternutzung und Fragen zum gesellschaftlichen Stellenwert der Naturwissenschaften.

    Carsten Schneemann (Jg. 1977) hat es während seines Studiums der Mathema-tik und Physik aus der schwäbischen Heimat, nach Zwischenstopps in Stuttgart und Göttingen, ins preussische Potsdam verschlagen, wo er sich am Albert-Ein-stein-Institut mit der Simulation von Gravitationswellen beschäftigte. Mittlerweile entwickelt er bei einer kanadischen Firma bildgebende Systeme für die Kardiolo-gie, was ihm auch erlaubt, intensiv seiner Reisefreude nachzugehen. Darüber hi-naus interessiert er sich für Wissenschaftsphilosophie und gesellschaftsrelevante Aspekte naturwissenschaftlicher Forschung.

    tatsächlichen Experiment, das man eventuell nie direkt durchführen kann?

    Anhand von Programmierprojekten zu Themen wie Schau-keln, Satellitenbahnen, Ameisenstraßen, Gravitationswellen und Elementarteilchen, wird der Kurs einen Überblick über die Modellierung physikalischer Vorgänge auf dem Computer geben und einige dieser Fragen beantworten. Dabei steht zunächst eine Einarbeitung in die jeweilige physikalische Theorie am Anfang. Im praktischen Teil wer-den zu Beginn einige kleinere Simulationsprojekte stehen, die vom Aufbau her nicht sehr komplex sind, an denen sich aber die Arbeitsschritte und Probleme gut verdeut-lichen lassen. Hier lassen sich einige der grundlegenden Techniken wie z.B. Differenzialgleichungen, Integralberech-nung, Zufallsbewegung oder Optimierung einzeln betrach-ten. Referate der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bilden jeweils den Einstieg in ein Thema.

    Im Verlauf des Kurses werden dann in Gruppen einige der Projekte umgesetzt.

    Kursleitung

    Die Teilnehmenden sollten ein Interesse an der mathematischen Modellierung von Naturvorgängen und am Programmieren mitbringen, besondere Vorkenntnisse oder Programmiererfah-rung sind jedoch nicht notwendig. Sowohl die nötige Mathema-tik als auch die verwendete Programmiersprache Python wird im Vorfeld des Kurses eingeführt.

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    (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II

    Kosmos und Chaos – Paradigmen des Studiums chaotischer SystemeEin interdisziplinärer Streifzug zwischen Philosophie, Mathematik und Physik

    Kurs 2.2 

    Mit der Entwicklung der modernen, quantitativen Natur-wissenschaften durch Galilei, Kepler, Newton u.a. kündigt sich ein Umbruch nicht nur in diesen Wissenschaften selbst, sondern in den fundamentalen Kategorien des Nachdenkens über die Welt an. Die herausragenden Er-folge der neuen mechanischen Theorie, ihre großartige Kraft in der Synthese und Erklärung der scheinbar hetero-gensten Phänomene regten die Zeitgenossen an, sich den Fragen nach den großen Zusammenhängen des Weltge-schehens neu zu stellen und neue Deutungen zu entwerfen. Unter diesen der französische Mathematiker Laplace, der – um 1800 – annahm, dass die Kenntnis der Welt zu einem einzigen Augenblick ausreichen müsse, um ihre ganze Ver-gangenheit und Zukunft vollständig zu durchschauen – so-

    fern nur die Naturgesetze, die sie beherrschen, vollständig bekannt seien. Laplace war sich der praktischen Unein-holbarkeit der Voraussetzung natürlich bewusst, doch war sein Argument, vom Standpunkt des damaligen Wissens, nichtsdestotrotz korrekt.

    Als Mathematiker dachte Laplace an die Kombination von Differenzialgleichungen und Anfangsbedingungen, die in der Tat die Dynamik eines Systems vollständig festlegen. Anschaulich wird jeder Zustand als Ursache des folgenden gedacht, der aus ihm mittels der Naturgesetzlichkeit her-vorgeht. Wenn dies so ist, dann genügt die Kenntnis eines einzigen Augenblicks, um daraus die Zustände zu allen anderen Zeitpunkten abzuleiten. Immanuel Kant hat diesen Gedanken, geschult an Newton, in der »Kritik der reinen Vernunft« so ausgesprochen: »Wenn wir also erfahren, daß etwas geschieht, so setzen wir dabei jederzeit voraus, daß irgend etwas vorausgehe, worauf es nach einer Regel folgt.« Erst im 20. Jh. konnte Henri Poincaré zeigen, dass mit dem Räsonnement Laplaces etwas grundsätzlich nicht stimmt. Aber was? Oder anders gefragt: Wo irrte Laplace?

    Fabian Bernstein ( Jg. 1982) studierte Physik, Musik, Kultur- und Musikwis-senschaft in Berlin und Paris. Daher zählte die Herstellung photonischer Raum-gitter in Photopolymeren ebenso zu seinem Studiencurriculum wie quellenkri-tische Untersuchungen von Manuskripten Felix Mendelssohn Bartholdys. Im Jahr 2000 nahm er zusammen mit Peter Parczewski an einer SchülerAkademie in Gaesdonck zur »Entfaltung von Paradoxien« teil. Seine Freizeit verbringt er vornehmlich am Klavier, lesend oder in Gesellschaft seiner Freunde.

    Peter Parczewski (Jg. 1981) studierte in Stuttgart und Heidelberg Mathematik. Die Pro-motion über ein Thema der stochastischen Integrationstheorie bezüglich der fraktionalen Brownschen Bewegung führte ihn dann über Braunschweig nach Saarbrücken. In seiner Freizeit rennt er schon mal einen Berg hinauf, beispielsweise auch in den Alpen bei der Europameisterschaft im Extremberglauf. Neben Leichtathletik und dem Sportteil der Süd-deutschen Zeitung widmet er sich aber vor allem dem Schreiben, welches mittlerweile gerinnt, sodass er sich 2011 im Finale des »Literaturwettbewerbs open mike« wiederfand.

    Diese Frage führt unmittelbar in die aufregende Welt der Chaosforschung, die den Kurs sowohl in ihren mathe-matischen und physikalischen als auch philosophischen Aspekten beschäftigen wird. In diesem Erkundungsgang werden anschauliche Phänomene, wie der sprichwörtlich gewordene Schmetterlingseffekt (und die Frage, was es damit eigentlich auf sich hat) oder Musterbildungsprozesse in der (Entwicklungs-)Biologie ebenso wenig fehlen, wie die Besichtigung der notwendigen mathematischen Begriffe und Modelle. Was ist ein Phasenraum, ein Attraktor, eine Bifurkation? Einen Schlüssel zum Verständnis dieser Kon-zepte bildet die logistische Abbildung, die daher mit der gebotenen Sorgfalt untersucht werden wird. Es wird sich zeigen, dass sich die zuweilen äußerst komplexe Dynamik chaotischer Systeme in einem einfachen mathematischen Formalismus kodieren lässt, dem der symbolischen Dy-namik. Dieses mathematische Handwerkszeug wird es erlauben, die verborgenen Mechanismen des Chaos besser zu verstehen und ihm auf allerlei Wegen zu folgen, es im Computer zu simulieren und in unserer Umwelt um uns herum, ja in der Tat: auf Schritt und Tritt, zu entdecken.Kursleitung

    »VORHERSAGEN SIND SCHWIERIG, BESONDERS WENN SIE DIE ZUKUNFT BETREFFEN.«

    NIELS BOHR

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    AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012)

    Design ThinkingEine praktische Annäherung an einen Diskurs im Kontext von Internet und Gesellschaft

    Kurs 2.3 

    »ICH BIN NIE GESCHEITERT, ICH HATTE NUR ZEHNTAUSENDE IDEEN, DIE NICHT FUNKTIONIERTEN.«

    BENJAMIN FRANKLIN

    Lange war der Design Prozess vom Engineering-Gedanken geprägt: Man ging davon aus, dass man das Problem kennt und dass die Aufgabe darin besteht, die richtige Lösung zu finden. Immer wieder musste man jedoch feststellen, dass sowohl das Problem als auch die dafür entwickelten Lö-sungen nicht den Bedürfnissen der Benutzer entsprachen. In jüngerer Zeit bahnte sich daher ein Wandel des Innova-tionsverständnisses an. Dabei werden Problemstellungen und Lösungen in einem zyklischen und iterativen Prozess entwickelt, wobei sukzessive Bedürfnisse aufgedeckt, Ideen generiert, Konzepte entwickelt und vorläufige Prototypen an den Bedürfnissen der Nutzer gemessen werden.

    Design Thinking wird also in erster Linie als ein Lern-prozess verstanden. In einem Zusammenspiel eines

    heterogenen Teams, bestehend aus Nutzern, Forschern und Entwicklern, soll so neues Wissen generiert werden. Dementsprechend gilt es, eine »gemeinsame« Sprache zu erlernen. Die Methode des Design Thinkings kann dieses ermöglichen. Der Prozess gestaltet sich in sechs Schritten, die in wiederholten Schleifen Rückkopplungen zulassen und sich so immer wieder gegenüber neuem Wissen öffnen (vgl. Abb.). Die Schritte werden in analytische Phasen, in denen Informationen gesammelt, geordnet und ausge-wertet bzw. in synthetische Phasen klassifiziert, in denen Lösungen generiert, erprobt und verbessert werden vgl. Plattner et al. 2009, 61)

    Ziel des Kurses ist die Einführung in die Methodik des Design Thinkings, um ein ganzheitliches Verständnis des Prozesses zu erhalten. Der Fokus liegt auf der Integration von Forschung, Entwicklung und Anwenderperspektive.

    Jeremias Schmitt ( Jg. 1985) studiert Gesellschafts- und Wirtschaftskommu-nikation an der Universität der Künste Berlin. Er schreibt momentan an seiner Masterarbeit am Institut für Theorie und Praxis der Kommunikation. Seit Ok-tober 2011 ist er Student an der School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Derzeitig arbeitet er am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft in Berlin.

    Paula Zscheischler ( Jg. 1984) studierte nach dem Abitur und einem anschließenden 12-monatigen Aufenthalt in Krakau Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste Berlin und Design an der Hochschule der Künste in Zürich. Ihre Diplomarbeit schrieb sie am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organi-sation und dem Institut für Technologiemanagement der Universität Stuttgart. In ihrer Freizeit liest sie, macht Musik, liebt Museen und geht gerne tauchen.

    Dafür werden unterschiedliche Verfahren der qualitativen Sozialforschung vorgestellt. Kreativtechniken wie Brainstor-ming, assoziatives, abduktives oder visuelles Denken sowie Spieltheorien und Prototyping sollen ebenfalls vermittelt werden. Gleichzeitig sollen die einzelnen Techniken von den Teilnehmenden in einem kritischen Diskurs reflektiert werden, so dass ihre gezielte Anwendung erlernt und beur-teilt werden kann.

    Zu einem der wichtigsten Grundprinzipien des Design Thinkings zählt Multidisziplinarität, die unterschiedliche fachliche Herkunft der einzelnen Mitglieder. Heterogenität ist der Ausgangspunkt für Diffusion und Differenzierung. Spezifische Vorkenntnisse sind jedoch nicht erforderlich.

    Der Kurs richtet sich daher an alle diejenigen, die sich gerne mit praktischen und gesellschaftlichen Problemstel-lungen befassen, Freude am Experimentieren haben und den Kollegen der Stanford University zustimmen, die an dieser Stelle sagen würden: »fail often and early«.

    Quelle: Plattner, Hasso; Meinel, Christoph; Weinberg, Ul-rich (2009): Design Thinking: Innovation lernen – Ideenwelten öffnen. München: FinanzBuch Verlag GmbH.

    Kursleitung

    UNDERSTAND OBSERVE IDEATE PROTOTYPE TESTPOINT

    OF VIEW

    Eigene Darstellung in Anlehung an Plattner et al. 2009, 114

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    (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II

    Wissenschaftskommunikation Der lebendige Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft

    Kurs 2.4 

    Wissenschaftliche Themen sind stark präsent in Öffent-lichkeit und Medien. In den Schlagzeilen liest man von schwarzen Löchern, Supercomputern und überlichtschnel-len Neutrinos – aber was bedeutet das für das tägliche Leben? Welche Fragen der Menschheit werden damit beantwortet, und wie kommt die Forschung zu diesen Er-gebnissen? Vor allen Dingen: Wie kommen diese Themen in die Öffentlichkeit?

    Hinter den Schlagzeilen steckt die Arbeit von Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftlern in Universitäten, Laboren und Forschungsinstituten. Hier wird Grundlagenforschung betrieben, und die fachliche Kommunikation findet auf Expertenniveau statt. Damit andere etwas davon mitbe-kommen, hat sich eine zweite Kommunikationsebene entwickelt: Der Dialog mit den Menschen außerhalb der Forschung. Hier setzt Wissenschaftskommunikation an. Begründet im gesellschaftlichen Interesse und in der Ver-

    antwortung der Wissenschaft für öffentliche Fördermittel wird sie immer wichtiger. Wissenschaftskommunikation hat die Aufgabe, der Öffentlichkeit in verständlicher Form wissenschaftlic