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Das Programm ist breit angelegt und soll alle interessierten Bürgerinnenund Bürger ansprechen. Einen Schwerpunkt bilden die Fachvorträge, bei denen das Publikum stets Gelegenheit zu Fragen und Diskussionen habenwird. Zu unserem Programm gehören auch Konzerte mit Werken von Künstlern, die zur NS-Zeit als „verfemt“ galten, sowie Filme über Zeit -zeugen oder den rechtsradikalen Terror in unserer Zeit. Der Eintritt ist frei.

Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechensoll auch dazu führen, die Bedeutung demokratischer Werte besser zuerkennen und für den Schutz von Minderheiten einzutreten. In diesemSinne ist es Ziel des NS-Dokumentationszentrums, zu einem Ort der Selbst-vergewisserung demokratischer Errungenschaften zu werden, die täglich verteidigt werden müssen. Unser Veranstaltungsprogramm soll dazubeitragen.

Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger Gründungsdirektor

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mNS-Dokumentationszentrum München – Lernen und Erinnern am historischen Ort

Programm 1/2015

München ist wie keine andere Stadt mit dem Aufstieg des National sozial is-mus verbunden. 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ent steht mit der Eröffnung des NS-Dokumentationszentrums ein zentraler Ort zur Aus ein andersetzung mit den Ursachen, Ausprägungen und Folgen der NS-Diktatur.

Mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm möchten wir das Haus alsLern- und Erinnerungsort und damit auch als Forum für Wissenschaft und Kunst etablieren. Wir wünschen uns, dass vom NS-Dokumen tationszentrum Impulse, Debatten und Denkanstöße ausgehen.

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Fr 01 |05 – So 30 |08 |2015

So 10 |05 |201516.00

So 10 |05 |201519.00

Di 12 |05 |201519.00

Sa 16 |05 |201519.00

Mi 20 |05 |201519.00

Di 09 |06 |201519.00

Sa 20 |06 |201520.00

Di 23 |06 |201519.00

Do 02 |07 |201519.00

Di 07 |07 |201519.00

Di 14 |07 |201519.00 Mi 15 |07 |201509.30 | 11.30 (Schulvorstell.)

Do 16 |07 |201519.00

Do 23 |07 |201518.00

Mo 27 |07 |201519.00

Do 30 |07 |201519.00

Sonderausstellung

Konzert

Lesung

Filmvorführung und Publikumsgespräch

Konzert

Vortrag

Vortrag

Konzert

Vortrag

Lesung

Vortrag

Tanz-Theater-Performance

Vortrag

Filmvorführung mit Podiumsgespräch

Vortrag

Filmvorführung mit Podiumsgespräch

Das Unsagbare zeigen. Künstler als Warner und Zeugen 1914 – 1945

„Frauentanz“ – Werke jüdischer Komponisten von 1923 bis 1944

Lesen aus „verbrannten Büchern“ – Erinnerung an die nationalsozialistische Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933

Es kann legitim sein, was nicht legal ist: Martin Löwenberg – ein Leben gegen Faschismus, Unterdrückung und Krieg

„Charlie and his Orchestra“– Swing im Dienst der NS-Propaganda

Bruder Hitler? Thomas Manns Entlarvung des Nationalsozialismus

Tragödie oder Alibi einer Nation: Die SS in der bundesdeutschen Nachkriegserinnerung

„Wenn die Ob’ren vom Frieden reden...“ Münchner Gewerkschaftschor Quergesang & Roter Wecker

Ort und Verdrängung – Von der mühevollen Rückeroberung historisch kontaminierter Räume

Der NSU-Prozess Gerichtsreporter der Süddeutschen Zeitung lesen

Der lange Weg zum NS-Doku mentationszentrum München

always remember. never forget

Personelle NS-Kontinuitäten in zentralen bayerischen Polizeibehörden nach 1945

„Der blinde Fleck“ – Drei Jahrzehnte auf der Suche nach der Wahrheit: Neue Erkenntnisse zum Oktoberfest-Attentat

Anita Augspurg (1857 – 1943) Feministin, Pazifistin und Pionierin der Öffentlichkeitsarbeit

„Verbrechen Liebe“ – Zwangsarbeiter und Deutsche in der NS-Zeit

Ebene 1

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Hochschule für Musik und Theater München

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Programmübersicht 1.5.– 31.7.2015

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Sonderausstellung01|05 – 30|08 |2015

Vom 1. Mai bis 30. August 2015 zeigt das NS-DokumentationszentrumMünchen eine Sonderausstellung mit 140 Werken, die als unmittelbarekünstlerische Auseinandersetzungen mit der Zeit zwischen 1914 und 1945entstanden sind.

Diese Arbeiten vermitteln bedrängende Darstellungen von Aufstieg,Herrschaft und Terror des Nationalsozialismus, den die Künstlerinnen undKünstler – u. a. George Grosz, Otto Dix, Willi Geiger und Lea Grundig – selbsterlebt oder als kritische Zeugen beobachtet haben.

Das Unsagbare zeigen. Künstler als Warner und Zeugen 1914 –1945

Ort NS-Dokumentationszentrum München, Sonderausstellungsbereich Ebene 1Eintritt frei (1. Mai bis 31. Juli 2015)

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Georg Muche, Blatt aus „Totentänze”, Variographie, 1944/45, Sammlung Gerd Gruber

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KonzertSonntag 10|05|201516.00 Uhr

Neben musikalischen Einflüssen Strawinskys ist der Klang des jüdisch-polnischstämmigen Komponisten Alexandre Tansman vor allem durch Reminiszenzen an polnische Volksmusik geprägt. 1941 vor den Nationalsozialisten in die USA geflohen, kehrte er 1946 nach Paris zurück und hinterließ bis zu seinem Tod 1986 ein riesiges Gesamtwerk mit Sinfonien, Solokonzerten, Oratorien, Film-, Klavier-, Gitarren- und Kammermusik.

Bis 1939 war Hans Krása angesehener Komponist in Prag, ab November 1941 Häftling im KZ Theresienstadt, wo er bis zu seiner Deportation nach Auschwitz für musikalische Veranstaltungen sorgte. Als eine seiner letzten erhaltenen Kompositionen schrieb Krása 1944 den “Tanz für Streichtrio” als Walzer mit wienerischen Episoden, die im Klang an den tschechischen Volkston eines Gideon Klein oder Schulhoff anknüpfen.

Kurt Weill floh 1935 in die USA. Lange davor schon, mitten in seiner kreativen Berliner Zeit, schrieb der große Meister des Musicalsongs 1924 den Lieder-zyklus „Frauentanz. Sieben Gedichte des Mittelalters op. 10“ für Singstimme und Orchester.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt frei Veranstalter EUROPAMUSICALE, Hochschule für Musik und Theater München und NS-Dokumentationszentrum München

Konzert mit Werken von Alexandre Tansman, Hans Krása und Kurt WeillEinführung: Prof. Ingolf TurbanMitwirkende: Andrea Lieberknecht (Flöte), Dag Jensen (Fagott), Ingolf Turban (Violine) und Studierende der Hochschule für Musik und Theater München

„Frauentanz“ – Werke jüdischer Komponisten von 1923 bis 1944

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Kurt Weill mit Lotte Lenya

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LesungSonntag 10|05|201519.00 Uhr

Am 10. Mai 1933 verbrannten nationalsozialistische Studenten und Sympathisanten auf dem Königsplatz Bücher von „verfemten“ Autoren. Der „Aktion wider den undeutschen Geist“ fielen Werke von Brecht, Feuchtwanger, Freud, Kästner, Mann, Tucholsky, Zweig und vielen anderen Autoren zum Opfer. Sie wurde zum Auftakt der systematischen Verfolgung politisch unliebsamer oder jüdischer Künstler durch das NS-Regime.

Seit 1995 brennt der Künstler Wolfram P. Kastner alljährlich am 10. Mai um 10 Uhr auf dem Königsplatz eine Brandspur in den Rasen – damit kein Gras über die Erinnerung wächst. Außerdem sind wie in den vergangenen Jahren unter dem Motto „München liest – aus verbrannten Büchern“ alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, von 11 bis 18 Uhr auf dem Königsplatz aus einem der „verbrannten Bücher“ vorzulesen.

Die Lesung aus „verbrannten Büchern“ wird um 19 Uhr im Veranstaltungs-saal des NS-Dokumentationszentrums fortgesetzt. Ensemblemitglieder der Münchner Kammerspiele tragen die Texte vor.

Ort Königsplatz (vor der Antikensammlung),NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiVeranstalter Institut für Kunst und Forschung, München, Münchner Kammerspiele und NS-Dokumentationszentrum München

Lesen aus „verbrannten Büchern“ – Erinnerung an die national-sozialistische Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933

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Filmvorführung und Publikumsgespräch Dienstag 12|05|201519.00 Uhr

Fast zwei Jahrzehnte begleiteten die Filmemacher Petra Gerschner und Michael Backmund den Widerstandskämpfer und ehemaligen KZ-Häftling Martin Löwenberg mit der Kamera und suchten im Gespräch mit ihm Antworten auf die Fragen: Woher nimmt dieser Mann das Verständnis für die praktische Tat, das Handeln, die jugendliche Ungeduld, seine Kraft und seinen Mut? Wie entstand seine Unbeugsamkeit gegenüber staatlicher Willkür und Autoritäten?

Mit seiner Biografie schlägt der Film einen Bogen über hundert Jahre Zeitgeschichte. Er dokumentiert auch das Engagement von Löwenberg nach 1945 gegen die Remilitarisierung der Bundesrepublik, seine Verfolgung als Kommunist, seine Unterstützung von Roma-Flüchtlingen, die Verhinderung von Naziaufmärschen sowie seinen Kampf für die Entschädigung von ehemaligen ZwangsarbeiterInnen. Diese subjektive Protestgeschichte wird verknüpft mit Interviews und historischen Bildmaterialien aus Wroclaw, Dachau, Flossenbürg, Essen und München zu einer filmischen Zeitreise durch ein Jahrhundert. Nach der Filmvorführung findet ein Gespräch mit den beiden Filmemachern Petra Gerschner und Michael Backmund sowie Konstantin Wecker, dem Komponisten der Filmmusik, statt.

Moderation: Winfried Nerdinger

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt frei Anmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Veranstalter NS-DokumentationszentrumMünchen und Insight e.V.

Zum 90. Geburtstag von Martin Löwenberg mit Michael Backmund, Petra Gerschner und Konstantin Wecker

Es kann legitim sein, was nicht legal ist: Martin Löwenberg – ein Leben gegen Faschismus, Unterdrückung und Krieg

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Martin Löwenberg

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KonzertSamstag 16|05|201519.00 Uhr

Weithin unbekannt ist die Geschichte der NS-Propaganda-Band „Charlie and his Orchestra“. Die Nationalsozialisten bedienten sich skrupellos selbst ideologisch bekämpfter Kultur, sofern das ihren Zwecken entgegenkam: Für die Auslandspropaganda im englischsprachigen Raum nutzten sie den im Inland verbotenen Swing. Sie ließen die besten Jazzmusiker – zunächst Deutschlands, später ganz Europas - in ihrem Auftrag und unter privilegierten Bedingungen die ansonsten von ihnen verteufelte und verbotene Musik spielen.

„Charlie’s Orchestra“ war zwar in Berlin beheimatet, mit dem Schlagzeuger Freddie Brocksieper kam aber eine entscheidende Stütze aus München und auch der österreichische Trompeter Charlie Tabor wurde nach dem Krieg „Münchner”.

Die Veranstaltung im Großen Konzertsaal der Hochschule veranschaulicht in einer abwechslungsreichen Bild-, Text- und Musikfolge, was sich das Propagandaministerium vom Einsatz des Orchesters versprach, wie die musikalischen und textlichen Mittel der Propaganda aussahen und welche Wirkung sie möglicherweise erzielt haben. Deutlich wird dabei auch der Gewissenskonflikt der Musiker, die sich einerseits in den Dienst der Nazis stellten, andererseits aber weiterhin ihre geliebte und verfemte Musik spielen und überdies zumeist oder zumindest länger als andere der Einberufung sowie den Entbehrungen des Kriegsalltags entgehen konnten.

Konzept Oliver Hochkeppel und Peter Wortmann Musikalische Gestaltung Studierende des Jazz Instituts der Hochschule für Musik und Theater München unter der Leitung von Prof. Claus Reichstaller

Ort Hochschule für Musik und Theater München, Arcisstraße 12, 80333 München, Großer Konzertsaal Eintritt 15 € | ermäßigt 10 €Vorverkauf München Ticket, Telefon 089 54818181Veranstalter Hochschule für Musik und Theater München, NS-Dokumentationszentrum und Spectacle Productions

„Charlie and his Orchestra“– Swing im Dienst der NS-Propaganda

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VortragMittwoch 20 |05|201519.00 Uhr

Schon 1923 hat Thomas Mann vor dem aufkommenden Nationalsozialismus in München gewarnt und in einem Brief an die amerikanische Zeitschrift The Dial erklärt, München sei „the city of Hitler“. Mann bemühte sich um eine neue Verständigung mit Frankreich, setzte auf den Kosmopolitismus und warb auf vielen Auslandsreisen für ein europäisches Deutschland. Er engagierte sich 1926 gegen die rechten Kräfte im „Kampf um München als Kulturzentrum“, appellierte 1930 in Berlin mit seiner „Deutschen Ansprache“ an die „Vernunft“ und forderte die Reichsregierung noch im August 1932 auf, endlich gegen die „Volkskrankheit“ Nationalsozialismus vorzugehen. Der Kampf schien 1933 mit dem „Protest der Richard Wagner-Stadt München“ gegen einen Vortrag Thomas Manns und seinem Rauswurf aus Deutschland verloren. Doch in einer beispiellosen „Gegenpropaganda aus dem Exil“ setzte Thomas Mann in der Schweiz und in Amerika den Kampf gegen die deutsche Vernichtungsideologie fort, analysierte den „Bruder Hitler“ und sprach zwischen 1940 und 1945 Klartext in mehr als 50 Radioreden an „Deutsche Hörer“. Er wusste, wie er im Tagebuch am 16. August 1940 notierte: „Das Schicksal der Welt steht auf dem Spiel.“

Dr. Dirk Heißerer, Jahrgang 1957, lebt als Literaturwissenschaftler und Sachbuchautor in München. Er veranstaltet Literarische Spaziergänge und Exkursionen (www.lit-spaz.de), ist Vorsitzender des Thomas-Mann-Forums München e.V. (www.tmfm.de) und Herausgeber der Thomas-Mann-Schriftenreihe.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiAnmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

Dr. Dirk Heißerer

Bruder Hitler? Thomas Manns Entlarvung des Nationalsozialismus

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Vortrag Dienstag 09|06|201519.00 Uhr

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lebten in der Bundesrepublik etwa 500.000 bis 700.000 ehemalige Angehörige der nationalsozialistischen Schutzstaffel (SS). Die SS hatte die Kerntruppe der NS-Diktatur gebildet und ihre Mitglieder waren planend und führend maßgeblich an allen Massen-verbrechen des Dritten Reichs beteiligt. Im Nürnberger Hauptkriegsverbre-cherprozess wurde die SS deshalb als verbrecherische Organisation verurteilt.

Der Vortrag geht der Frage nach, wie die bundesdeutsche Gesellschaft mit der SS als solcher und den ehemaligen SS-Angehörigen umging. Vor allem anhand öffentlicher Debatten werden dabei Ausmaß und Grenzen der Reintegration sowie die in der Öffentlichkeit vorherrschenden Geschichtsbilder diskutiert.

Dr. Andreas Eichmüller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des NS-Dokumen-tationszentrums München. Er studierte Geschichte und Politikwissenschaft in München. Anschließend war er längere Zeit beim Institut für Zeitgeschichte tätig. Er publizierte vor allem zu den Themen Strafrechtliche Aufarbeitung von NS-Verbrechen in der Bundesrepublik sowie Strukturwandel im ländlichen Raum nach 1945.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiAnmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

Dr. Andreas Eichmüller

Tragödie oder Alibi einer Nation: Die SS in der bundesdeutschen Nachkriegserinnerung

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Nürnberger „Einsatzgruppen“-Prozess 1947/48

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KonzertSamstag 20|06|201520.00 Uhr

„Wenn die Ob’ren vom Frieden reden, weiß das gemeine Volk, dass es Krieg gibt“, so warnte Bertolt Brecht vor dem 2. Weltkrieg. Bisher galt ein neuer Krieg in Europa als unvorstellbar. Das scheint sich gerade zu ändern. Ist der Konflikt in der Ukraine am Ende das Sarajevo des 21. Jahrhunderts? Der Münchner Gewerkschaftschor Quergesang & Roter Wecker begibt sich musikalisch auf eine unbequeme Spurensuche. Lieder und Texte von Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky, Jura Soyfer, Erich Kästner u.a., die in Reaktion auf den 1. Weltkrieg entstanden sind, treffen auf Partisanenlieder aus den von den Nationalsozialisten besetzten Ländern des 2. Weltkriegs.

Freude am Singen plus gesellschaftskritisches Engagement – wie geht das zusammen? Der Münchner Gewerkschaftschor Quergesang & Roter Wecker ist ein gemischter, mehrstimmiger Chor, der sich diese Frage immer wieder neu stellt. Die Formation hat dazu einige abendfüllende Musikprogramme entwickelt. „Seitenwechsel: Reden erst die Völker selber…“, „Kantate der kleinen Leute“, „Wenn’s doch endlich aufwärts ginge“ oder „Gegen den Krieg“ – so heißen entsprechende Programme.Mehr unter www.quergesang.de

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiAnmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

Münchner Gewerkschaftschor Quergesang & Roter Wecker

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VortragDienstag 23|06|201519.00 Uhr

Die Landeshauptstadt München hat nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Innenstadt weitgehend wieder so aufgebaut wie vor dem Krieg. Damit wurde der Zivilisationsbruch, dessen Folgen sich konkret in einer weitgehend zerstörten Innenstadt zeigten, aus dem architektonischen Gedächtnis der Stadt entfernt. Gemessen an der Rolle der ehemaligen „Hauptstadt der Bewegung“ in der NS-Zeit wurde nur verschämt erinnert und gerne verdrängt. Dies hat sich erst mit der Diskussion und Errichtung des NS-Dokumen-tationszentrums und der „Neuen Formen des Erinnerns und Gedenkens“ sowie der Neugestaltung des Platzes der Opfer des Nationalsozialismus geändert.

Der Vortrag stellt Beispiele vor, die den Umgang Münchens mit seiner Geschichte und den allmählichen Wandel zu einer aktiveren Erinnerungskultur nachzeichnen. Er wird auch auf eher unbekannte Beispiele eingehen und einen Bogen von der Erinnerungskultur nach dem Ersten Weltkrieg bis zu aktuellen Gedenkorten schlagen.

Siegfried Benker, geboren 1957, ist Sozialpädagoge und war von 1993 bis 2013 Mitglied des Stadtrats in München und von 1996 bis 2012 Fraktionsvorsitzender der Grünen. Seit 2013 ist Benker Geschäftsführer der städtischen MünchenStift GmbH.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiAnmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule München

Siegfried Benker

Ort und Verdrängung – Von der mühevollen Rückeroberung historisch kontaminierter Räume

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LesungDonnerstag 02|07|201519.00 Uhr

Ein Mordprozess, aber doch viel mehr: Deutsch- und Geschichtsstunde in einem, Tiefenbohrung in die vielen Lagen deutsch-deutschen Zusammen-wachsens, mit verstörenden Ergebnissen: Jahrelang haben Polizei und Verfassungsschutz versagt, jahrelang konnten Mörder unbehelligt durchs Land ziehen. Und das Erschreckendste: Die zehn Morde, 15 Raubüberfälle und zwei Sprengstoffattentate des NSU haben kein Umdenken bewirkt, vor allem nicht bei Freunden der Täter. Die rechte Phalanx steht und schweigt. Neonazis kommen in den Gerichtssaal und winken fröhlich den Angeklagten zu. Sie fühlen sich unverwundbar. Sie tragen ja auch keine Springerstiefel mehr, sondern sind jetzt Geschäftsleute.

Annette Ramelsberger und Tanjev Schultz berichten für die Süddeutsche Zeitung und das Süddeutsche Zeitung Magazin täglich aus dem Gerichtssaal im Münchner Oberlandesgericht. Sie notieren mit und haben die Protokolle der ersten beiden Jahre komprimiert. Sie erleben selbstgewisse Ermittler, mauernde Zeugen und schweigende Angeklagte. Und gehen doch jeden Tag wieder hin – weil sie hier viel über Deutschland lernen.

Der NSU-Prozess

Annette Ramelsberger und Tanjev Schultz, Gerichtsreporter der Süddeutschen Zeitung, lesen aus den Protokollen

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiAnmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

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VortragDienstag 07|07|201519.00 Uhr

Jahrzehnte lang hat sich die Landeshauptstadt München schwer getan, sich mit ihrer ehemaligen Rolle als „Hauptstadt der Bewegung“ auseinander zu setzen. Zahlreiche Initiativen und anhaltendes bürgerschaftliches Engagement haben wesentlich dazu beigetragen, dass mit der Eröffnung des NS-Doku-mentationszentrums nun auch in München ein zentraler Lern- und Erinnerungsort existiert, der zur kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Nachwirkungen des Nationalsozialismus einlädt.

Der Vortrag zeichnet den langen Weg zur Realisierung des NS-Dokumen-tationszentrums nach und gibt an diesem Beispiel einen Einblick in eine für München zentrale erinnerungspolitische Debatte. Daneben werden das Konzept der Dauerausstellung und die Schwerpunkte des Bildungsangebots des neuen Hauses vorgestellt.

Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger ist seit 2012 Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München, für dessen Gründung er sich bereits in den 1980er Jahren als einer der Hauptinitiatoren mit großem Engagement einsetzte. Über drei Jahrzehnte hat Nerdinger als Professor für Architektur-geschichte und Direktor des Architekturmuseums der Technischen Universität München sowie des Architekturmuseums Schwaben intensiv zur neueren Architektur- und Kunstgeschichte geforscht.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiAnmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule München

Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger

Der lange Weg zum NS-Dokumentationszentrum München

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Tanz-Theater-PerformanceDienstag 14|07|201519.00 Uhr Mittwoch 15|07|20159.30 und 11.30 Uhr (Schulvorstellungen)

nicht sehen. nicht hören. nicht sprechen. nicht sehen wollen. nichts mitbe-kommen wollen. nichts sagen wollen. nichts sagen sollen. nicht hin schauen können. nicht mit anhören können. nicht darüber sprechen können.

Wörter bilden Körper kriegen Bilder werten Das Phänomen Gruppe, das Unwohlsein der Einzelnen, das Sprechen ohne Sprache. Wir fahren in die Gedenkstätte Dachau und mit einem Zeitungs-artikel, einem Gedicht und Zitaten von Zeitzeugen begeben wir uns auf den Weg…

Regie/Choreografie Annette Geller/Dorothee JanssenMit Julian Bittl , Kristian Castronovo, Antonio Creatore, Dominik Mesch, Jean-Emil Seitz, Justin Winkler, Emilie Baudry, Saylav Berk, Bettina Rau, Melissa Sali-Memet Riza, Dominik Gerhard, Kenan Licina, Thomas Nguyen, Kornel Puskas, Xaver Richter, Steven Torrao, Mirjana Bumbarevic, Melis-Cherie Kilic, Xenia Richter, Sabrina ViolaBegleitende Lehrkräfte Malaika Beck, Bernhard Simbeck

„always remember. never forget“ ist eine Produktion, die KulturpädagogInnen und KüstlerInnen von „Spielen in der Stadt e.V.“mit der Ganztagsklasse 8g der Mittelschule Guardinistraße in den Kursen Tanz und Theater im Rahmen des Projekts CultureClouds in enger Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumen-tationszentrum erarbeitet haben.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiAnmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Weitere Informationen www.cultureclouds.netwww.spielen-in-der-stadt.deGefördert durch Landeshauptstadt München Sozialreferat/Stadtjugendamt, Jugendkulturwerk, Spielen in der Stadt e. V., Kultur & Spielraum e. V. München

always remember. never forget Eine Tanz-Theater-Performance

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VortragDonnerstag 16|07|201519.00 Uhr

Nur wenige Polizeiangehörige wurden nach dem Krieg wegen ihrer Betei l igung an NS-Verbrechen gerichtlich verurteilt. Ebenso unterblieb weitgehend ein umfassender und konsequenter Personalaustausch. Im Bayerischen Landeskriminalamt, im Präsidium der Bayerischen Grenzpolizei – auch in politisch so sensiblen Bereichen wie dem Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz oder in der Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamts – konnten ehemalige SS-Angehörige und Gestapobeamte ihre Karrieren fortsetzen. Über die Folgen dieser Kontinuitäten für die politisch- strategische Ausrichtung dieser Behörden, aber auch für ihre Arbeitsweise, wird erst seit kurzem diskutiert. Beispiele hierfür sind die politische Verfolgung von Kommunisten oder die Verfolgung und Diskrimi nierung der Sinti und Roma durch das seit 1953 schon wieder als bundesweite „Landfahrerzentrale“ agierende Münchner Landeskriminalamt.

Joachim Schröder war von 2009–2013 Mitarbeiter des NS-Dokumentations-zentrums München und Kurator der Ausstellung „Die Münchner Polizei und der Nationalsozialismus“ (2012). Mit Susanne Meinl veröffentlichte er 2013 (online) eine Studie über die Frühgeschichte des Bayerischen Verfassungsschutzes. Zur Zeit arbeitet er am Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus der FH Düsseldorf und ist Präsidiums-beauftragter für den Erinnerungs- und Lernort „Alter Schlachthof“.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiAnmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

Dr. Joachim Schröder

„... auf Grund seiner beruflichen Kenntnisse für alle polizeilichen Aufgaben geeignet“ – Personelle NS-Kontinuitäten in zentralen bayerischen Polizeibehörden nach 1945

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Das Münchner Polizeipräsidium in der Ettstraße am 15. März 1933

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Filmvorführung mit Podiumsgespräch Donnerstag 23|07|201518.00 Uhr

„Der blinde Fleck“ (Regie: Daniel Harrich) erzählt von dem BR-Reporter Ulrich Chaussy (im Film gespielt von Benno Fürmann) und seinen Recherchen zu dem blutigen Terroranschlag auf das Oktoberfest vom 26. September 1980. Es ist der schwerste Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: 13 Menschen wurden getötet und mehr als 200 zum Teil schwer verletzt.

Bei seinen Recherchen stößt Chaussy auf Ungereimtheiten. Der 21-jährige Student Gundolf Köhler aus Donaueschingen, der bei dem Anschlag selbst ums Leben kam, soll Einzeltäter gewesen sein und aus persönlichen Gründen gehandelt haben. Die Behörden leugnen ein politisches Motiv, obwohl Köhler Mitglied der rechtsextremen „Wehrsportgruppe Hoffmann“ war. Chaussy rollt gemeinsam mit dem Anwalt Werner Dietrich den Fall neu auf, da beide Zweifel an den offiziellen Ermittlungsergebnissen hegen. Sie vermuten hinter dem Anschlag rechtsradikale Mittäter. Die Suche nach der Wahrheit wird zur Lebensaufgabe.

Im Anschluss an die Filmvorführung findet ein Publikumsgespräch mit Ulrich Chaussy und Werner Dietrich statt, der die Opfer des Attentats als Rechtsanwalt vertritt. Ihre jahrzehntelangen Bemühungen um die Wahrheit haben dazu geführt, dass der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof im Dezember 2014 die Ermittlungen zu dem Attentat wieder auf nahm. Das Gespräch moderiert Michael Backmund.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt frei Anmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit Insight e.V.

Filmvorführung und anschließendes Podiumsgespräch mit Ulrich Chaussy und Werner Dietrich

„Der blinde Fleck“ Drei Jahrzehnte auf der Suche nach der Wahrheit: Neue Erkenntnisse zum Oktoberfest-Attentat

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Vortrag Montag 27|07|201519.00 Uhr

Anita Augspurg war eine prominente (Reiz-)Figur. Ob als Bohemien und Photographin in München, als kämpferische Frauenrechtlerin und Journalistin in Berlin oder als Galionsfigur der internationalen Frauenfriedensbewegung, Augspurg beherrschte das Spiel mit der Öffentlichkeit wie kaum eine andere. Mit provokanten Auftritten und geschickter Öffentlichkeitsarbeit gelang es der ersten deutschen Juristin immer wieder, ihre Themen in den Medien zu platzieren. Dazu gehörten neben Bildungs- und Gleichstellungsfragen auch Fälle von eklatanter ‚Geschlechtsjustiz‘. Mit Beginn des Ersten Weltkriegswandte sich Augspurg außenpolitischen Themen zu und kritisierte jeglicheForm von Gewaltanwendung scharf. Als Frauenrechtlerin, Pazifistin undUnterstützerin der Revolution in Bayern 1918/19 war sie den nationalsozia-listischen Kreisen in München verhasst und musste sich deshalb 1933 ins Exil begeben. Der Vortrag zeigt, wie Augspurg (öffentliche) Kommunikations- prozesse zu initiieren und zu lenken versuchte und an welche Grenzen sie dabei stieß.

Susanne Kinnebrock ist Professorin für Kommunikationswissenschaft an der Universität Augsburg und hat eine kommunikationshistorische Biographie über Anita Augspurg geschrieben. Aktuell ist sie wissenschaftlicher Vorstandder Stiftung Archiv der Deutschen Frauenbewegung und Chair der „Communication History Section“ der „European Communication Research and Education Association“.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiAnmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München

Prof. Dr. Susanne Kinnebrock

Anita Augspurg (1857–1943)Feministin, Pazifistin und Pionierin der Öffentlichkeitsarbeit

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Filmvorführung mit Publikumsgespräch Donnerstag 30|07|201519.00 Uhr

Liebesbeziehungen zwischen Zwangsarbeitern und Deutschen im „Dritten Reich“ waren streng verboten und wurden hart bestraft, doch es gab sie. „Verbrechen Liebe“ ist ein BR-Dokumentarfilm von Andrea Mocellin und Thomas Muggenthaler über ein wenig erforschtes Thema.

Bei gemeinsamer Feldarbeit kamen sich Zwangsarbeiter und einheimische Mädchen näher. Das Ergebnis war nicht selten eine Liebesgeschichte. Oft wegen Schwangerschaft entdeckt, bezahlten beide für ihre Liebe fürchterlich. Die Frauen wurden fast immer in das Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt. Die Männer kamen entweder ins KZ oder wurden vor Ort ermordet.

BR-Journalist Thomas Muggenthaler fand Archivmaterial, das allein in Niederbayern und der Oberpfalz 22 Hinrichtungen dokumentiert. Eines der Opfer war der Pole Julian Majka, der in Michelsneukirchen im Landkreis Cham am 18. April 1941 erhängt wurde – wegen seiner Liebe zu einem Mädchen aus dem Dorf. Der Film begibt sich auf die Spuren dieser Geschichte, die auch in der Ausstellung des NS-Dokumentationszentrums München thematisiert wird.Muggenthaler hat in zahlreichen Beiträgen zeitgeschichtliche Themen für den Rundfunk recherchiert. Für sein Buch „Verbrechen Liebe – Von polnischen Männern und deutschen Frauen“ konnte er auch mit manchen betroffenen Frauen und einigen Kindern aus diesen Beziehungen sprechen. Manche erfuhren erst durch diese Gespräche über ihre Familiengeschichte und über das Schicksal der Eltern oder Großeltern.

Ort NS-Dokumentationszentrum München, AuditoriumEintritt freiAnmeldung E-Mail [email protected] oder Telefon +49 89 233-67011Veranstalter NS-Dokumentationszentrum München in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk

„Verbrechen Liebe“ – Zwangsarbeiter und Deutsche in der NS-ZeitFilmvorführung und anschließendes Publikumsgespräch mit den Autoren Andrea Mocellin und Thomas Muggenthaler

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Die Ermordung Julian Majkas am 18.4.1941

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Dauerausstellung Als Gründungsort der NSDAP ist München wie keine andere Stadt mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus verbunden. Die Dauerausstellung dokumentiert die besondere Rolle der Stadt im Terrorsystem der Diktatur und den schwierigen Umgang mit dieser Vergangenheit seit 1945. Gezeigt werden Fotografien, Dokumente und Texte auf Deutsch und Englisch sowie Filmprojektionen und Medienstationen.

Die Dauerausstellung „München und der Nationalsozialismus” widmet sich auf rund 1.000 qm der Geschichte des Nationalsozialismus in München vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Im Fokus stehen die besondere Rolle Münchens und die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, die den Aufstieg der Hitler-Bewegung möglich machten. Die Dauerausstellung thematisiert Herrschaft und Gesellschaft im nationalsozialistischen München. Sie beschreibt die Anfänge der Diskriminierung und Ausgrenzung, die stetige Radikalisierung und schließlich den Weg in Krieg und Vernichtung. Das Haus dokumentiert die Verbrechen von Münchnern im Zweiten Weltkrieg ebenso wie die Auswirkungen des Vernichtungskriegs. Der Maschinerie des Terrors werden Beispiele des Widerstands und der Auflehnung gegenübergestellt. Schließlich führt die Dokumentation über den Zusammenbruch des Regimes im Jahr 1945 hinaus und zeigt die Nachwirkungen und auch das Wiederaufleben nationalsozialistischer Ideen bis in unsere Tage.

Ebene 4 Ursprung und Aufstieg der NS-Bewegung 1918–1933

Ebene 3Herrschaft und Gesellschaft im National-sozialismus 1933–1939

Ebene 2München und der Krieg 1939–1945 | Nach 1945

Ebene 1Auseinandersetzung mit der NS-Zeit nach 1945 Sonderausstellung

München und der Nationalsozialismus

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Weitere Angebote Bildungsangebote für Gruppen (ab Juli 2015)

BarrierefreiheitDie Ausstellung und alle öffentlichen Bereiche des NS-Dokumentationszentrums sind barrierefrei zugänglich.

ÖffnungszeitenDienstag – Sonntag 10 – 19 Uhr(erweiterte Öffnungszeiten für angemeldete Schulklassen, Gruppen und Seminarteilnehmer; an manchen Feiertagen geschlossen)

EintrittspreiseZur Eröffnung des Hauses freier Eintrittvom 1. Mai bis 31. Juli 2015.

Bis 18 Jahre: Eintritt freiErwachsene: Einzelkarte 5 € | Jahreskarte 20 €Ermäßigt: 2,50 €

GruppenSchulklassen und Gruppen nur nach Voranmeldung

Anmeldung sowie Informationen zum Rundgangs- und Seminarangebot:[email protected] | Telefon +49 89 233-67007

– 90 € pro Gruppenführung inkl. Eintritt für max. 15 Teilnehmer (nur nach Voranmeldung: [email protected]; stets in Verbindung mit der Buchung eines internen Rundgangsleiters; Termine nach Wunsch bzw. Verfügbarkeit)– 120 € pro Halbtagesseminar inkl. Eintritt für max. 15 Teilnehmer– 180 € pro Ganztagesseminar inkl. Eintritt für max. 15 Teilnehmer– Mediaguides, App und Lernforum kostenlos

Alle Angebote sind für Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schüler/innen und Studierende in der Gruppe kostenfrei.

Alle Angaben vorbehaltlich Änderung

– Lernforum mit Medientischen und Recherchestationen– Präsenzbibliothek– Mediaguides: allgemein (Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Spanisch), für Kinder, für Jugendliche, in „Leichter Sprache“, thematisch (z. B. Antisemitismus, Geschlechterrollen)– App (iOS und Android): Rundgänge im Umfeld des Königsplatzes und im erweiterten Stadtgebiet (Deutsch/Englisch)– Katalog (Deutsch/Englisch)– Kurzführer (Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Spanisch); Begleitheft in „Leichter Sprache“– Cafeteria, Buchladen

– Ausstellungsrundgänge für Gruppen durch historisch geschultes Personal (nach Voranmeldung auf deutsch und englisch, weitere Sprachen auf Anfrage)– Seminare und Fortbildungen für Schulklassen, Jugendgruppen, Multiplikatoren, Berufsgruppen u. a. (Deutsch, teilw. Englisch)

Jeweils maximal 15 Teilnehmer/innen – größere Gruppen werden geteilt; Termine nach Wunsch bzw. Verfügbarkeit

Anfragen und [email protected] | Telefon +49 89 233-67007

Für Fragen zum Programm und zur Berichterstattung wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des NS-Dokumentationszentrums:Telefon +49 89 233-67013 oder 67014 | Fax +49 89 [email protected]

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Anfahrt mit dem MVVU2, Bus 100 Haltestelle KönigsplatzTram 27 Haltestelle KarolinenplatzKeine Besucherparkplätze

Besucherservice | Allgemeine [email protected] +49 89 233-67000

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Eine Einrichtung der Landeshauptstadt München

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NS-Dokumentationszentrum München

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