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Projekt 3 Multifunktionale Sportarenen Nutzungskonzepte Institut für Stadt- und Regionalforschung Institut für Rechtswissenschaften Betreuer: Betreuer: Ao. Univ.Prof.Mag.rer.nat.Dr.techn. Rudolf Giffinger Ass.Prof.Dipl.-Ing.Dr.techn. Arthur Kanonier Univ.Ass. Dipl.-Ing. Hans Kramar Alexander HAHN, MNr.: 9826125 Martin SCHEIFLINGER, MNr.: 9825469 Wien, im August 2003

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Projekt 3 Multifunktionale Sportarenen

Nutzungskonzepte Institut für Stadt- und Regionalforschung Institut für Rechtswissenschaften Betreuer: Betreuer: Ao. Univ.Prof.Mag.rer.nat.Dr.techn. Rudolf Giffinger Ass.Prof.Dipl.-Ing.Dr.techn. Arthur Kanonier Univ.Ass. Dipl.-Ing. Hans Kramar

Alexander HAHN, MNr.: 9826125 Martin SCHEIFLINGER, MNr.: 9825469

Wien, im August 2003

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NUTZUNGSKONZEPTE

Alexander HAHN │ Martin SCHEIFLINGER │1

INHALTSVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG ................................................................................................... 2

1.1 Zur Entwicklung der Freizeitgesellschaft .....................................................................2

1.1.1 Auf dem Weg in die Freizeitgesellschaft ............................................................................. 2 1.1.2 Heutige Entwicklungen .......................................................................................................... 3

1.2 Aufbau der Arbeit .........................................................................................................5

2 ZUR ENTWICKLUNG DES FUßBALLSPORTS UND DER FUßBALLSTADIEN......... 6

2.1 Einführung.......................................................................................................................6 2.2 Die Ursprünge des Fußballs ..........................................................................................6

2.2.1 Der wilde Volksfußball ............................................................................................................ 6 2.2.2 Das Spiel der Eliten.................................................................................................................. 7 2.2.3 Das Spiel des Volkes ............................................................................................................... 9

2.3 Internationale Verbreitung des Fußballsports ..........................................................11

2.3.1 Der Weg zum kontinentalen Fußball .................................................................................. 11 2.3.2 Nationale Widerstände in Deutschland............................................................................ 11 2.3.3 Die goldenen Jahre des österreichischen Fußballs ......................................................... 15 2.3.4 Fußball und Klassenkampf ................................................................................................... 18

2.4 Niedergang und Aufschwung durch den Krieg.......................................................20

2.4.1 Fußball und das Dritte Reich ............................................................................................... 20 2.4.2 Wiederaufbau nach dem Krieg ......................................................................................... 22

2.5 Entertainmentfußball im globalisierten Zeitalter .......................................................23

2.5.1 Fußball und Geld................................................................................................................... 23 2.5.2 Das Wettrennen der Städte und Klubs .............................................................................. 28

3 NUTZUNGSKONZEPTE .................................................................................. 32

3.1 Einleitung .....................................................................................................................32 3.2 Elemente der Ausstattung verschiedener multifunktionaler Arenen ....................32

3.2.1 Kernnutzung........................................................................................................................... 33 3.2.2 Mantelnutzungen.................................................................................................................. 36

3.3 Typen, Formen und Trends verschiedener Nutzungskonzepte...............................38 3.4 Definition Multifunktionalität .......................................................................................40 3.5 Beispiele neuer Fußballstadien ..................................................................................41

4 ZUSAMMENFASSUNG .................................................................................. 42 ANHANG

Quellenverzeichnis …………………………………………………………….……………….….. 43 Abbildungsverzeichnis …………………………………………………………………………….. 44 Boxverzeichnis ……………………………………………………………………………………… 45

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1 EINLEITUNG

1.1 Zur Entwicklung der Freizeitgesellschaft Das Hauptziel dieser Arbeit ist die Analyse und Darstellung von zukünftig absehbaren Trends in den Nutzungskonzepten multifunktionaler Arenen. Die Möglichkeiten und Problembereiche einer multifunktionalen Nutzung eines Stadions sollen bearbeitet und möglichst umfassend dargestellt werden. Besonders wichtig ist uns dabei zu erläutern wie und vor allem warum sich die Konzep-tion der Fußballstadien vom simplen monofunktionalen Spielfeld zu Beginn des 19. Jahr-hunderts zur multifunktionalen Arena des neuen Jahrtausends verändert hat. Die Gründe für diese enorme Veränderung in den Nutzungskonzepten der Stadien sind sehr vielfältig, die Basis für die Entwicklung liegt jedoch vor allem in einer enormen Ver-änderung unseres Freizeitverhaltens, welches heute nach gewissen Mustern abläuft.

1.1.1 Auf dem Weg in die Freizeitgesellschaft Ausgangspunkt für die Überlegungen zur Entwicklung der Freizeitgesellschaft ist die Beo-bachtung, dass Individuen an ihr Leben zunehmend den Anspruch stellen, erfüllend zu sein. Dazu gehört sich wohlfühlen, sich gut zu unterhalten – Dinge zu erleben. Vor allem in der Freizeit wird dieser Anspruch auf bereichernde Lebenselemente geltend ge-macht: Menschen begeben sich bewusst in fremde – inszenierte – Welten, definieren sich als Akteure in ästhetischen Umgebungen, tun sich beim Shopping etwas Gutes. Wie die Freizeit im Rahmen einer Kultur verstanden und bewertet wird, zeigt sich erst im Kontext ihrer geschichtlichen Entfaltung: „Freizeit“ in den Formen, wie wir sie heute inter-pretieren, also als arbeitsfreie Zeit oder umfassender als „Zeit, in der wir frei für uns selbst sind“ ist das Produkt bürgerlicher Hegemonie und damit verbundener Weltanschauun-gen ab dem 18. Jahrhundert. Durch die Entwicklung zur Industriegesellschaft vom frühen 19. bis zum späten 20. Jahr-hundert mit ihrer Ankoppelung breiter Bevölkerungsgruppen an die Maschinisierung und Automatisierung der Produktion kam es bei den Menschen zu tiefgehenden Bewusst-seinsbildungsprozessen, die als Merkmale der „Moderne“ charakterisiert werden. So etwa die Entstehung großer Ballungsräume mit ihrer Anonymisierung des Individuums und die Ausbildung einer produktorientierten Konsumkultur. Die Selbstdarstellung verläuft in dieser Zeit entsprechend der Unterordnung des Menschen unter automatisierte Ab-läufe als Präsentation von Disziplin und Einfügung in das kollektive Ganze. Identität wird über die Anbindung an Nation, Schicht sowie Parteien konstruiert in Abgrenzung zu Reli-gion und Stand.

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Freizeit dient dabei in hohem Maße der individuellen Verankerung in diesem System. Beispielhafte Freizeitformen deren Anhänger damals sehr deutlich entsprechenden Schichten zuzuordnen sind wären

Die Institution der Sommerfrische – sie steht für die bürgerlich geprägtes Freizeit-verhalten,

Die Kinokultur – sie steht für die ab dieser Phase tragende Rolle der Medien und Die Fußballkultur – sie steht für die Selbstvergewisserung des Proletariats über den

Sport. Typisch dabei, dass alle drei Massenphänomene als erstes in großen Städten entstehen und dass ihre Aneignungsform die des Zusehens ist, sie also auf Passivität aufbaut. Der aktive Teil dabei ist durch sie stimulierte Selbstdefinition des Zusehers. Nach dieser Zeit der „Moderne“ kommt es heute zur Entwicklung der Informations- und Freizeitgesellschaft mit der Dominanz der Informationstechnologien und durch sie indu-zierten Rationalisierungsprozesse. Diese Prozesse führen zu einer Verschiebung der Arbeitswelten in den Dienstleistungs-bereich, mit erhöhten Anforderungen an individuelle Performance, Ich-Stärke und Bil-dungsniveau. Die Steigerung des Bildungsniveaus sowie der vermehrte Wohlstand ge-ben dem Individuum die Möglichkeit, sich aus traditionellen Abhängigkeiten und Zwän-gen, wie sie durch familiäre Autoritäten, vorgegebene Berufswahl, religiöse oder admi-nistrative Obrigkeiten gegeben waren, zu befreien. Biografien laufen nicht mehr auf Ba-sis vorgezeichneter Lebensmuster ab, sondern werden zunehmend Gegenstand indi-vidueller Entscheidungsprozesse – jeder bastelt sich sein Leben aus Stücken, die er frei wählt, zusammen. Auf physischer Ebene bedeutet dies eine verstärkte Ausprägung von Individualität und dem Entwickeln individuellen Wohlbefindens mit der gleichzeitigen Überprüfung inwie-weit sich die Vorstellungen von einem erfüllten Leben bewahrheiten bzw. sich bewahr-heitet haben.

1.1.2 Heutige Entwicklungen Allgemein hat sich das Verständnis davon, was unter „Freizeit“ zu verstehen ist, sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Wurde früher Freizeit noch als „Nicht-Arbeitszeit“, als Erholungszeit von der Arbeit, definiert, so vertreten heute 70 % der Bevölkerung die Auffassung, dass Freizeit eine „Zeit ist, in der man tun und lassen kann, was man will“, in der „man frei ist“.1 1 Opaschowski, 1997

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Mit der heutigen Entwicklung zur Freizeitgesellschaft und den mit dieser verbundenen Transformationen erwachsen den Individuen neue Anforderungs- und Bedürfnislagen:

Flexibilität, sich rasch auf wechselnde Gegebenheiten einstellen könne und die Fähigkeit zur Selbstvermarktung stellen sich ebenso als umfassende Trends dar wie Inszenierung und Ästhetisierung der Lebenswelt oder die Globalisierung kultureller Codes. Nach dem Brüchigwerden moderner Kategorien wie Nation, Schicht oder weltanschaulicher Bindungen treten an deren Stelle wechselbare und konsumorientierte Zugehörigkeiten, die sich in freizeitorientierten Lebensstilen manifestieren. Diese Lebensstile stellen im Prinzip eigentlich Cluster von Verhaltensweisen und Vorlieben dar. Inline-Skater oder Vegetarier zu sein, bzw. Vorlieben für bestimmte Sportarten zu haben dienen als Ausweis persönlicher Lebenshaltungen. In der Freizeit vergewissert sich das Individuum seiner selbst, seiner Emotionalität, Indivi-dualität und der genannten Zugehörigkeit zu Lebensstilen. Freizeit hat zunehmend eine Schlüsselfunktion als sinn-, beziehungs- und identitätsspendender Bereich inne. Das Wichtigwerden der subjektiven Befindlichkeit mündet in den Anspruch nach aktivem Erleben, nach Unterhaltung und der Suche nach entsprechenden Angeboten. Diese werden primär kommerziell vermittelt und konsumiert. Generell werden in Zukunft die Grenzen von Unterhaltung stärker fließend - Entertainment wird mit Shopping, aber auch mit Kunst, Bildung und Sport verknüpft. Grundlage der Veränderungen in den Werthaltungen ist neben Veränderungen im ar-beitsweltlichen Bereich, welcher die materielle Absicherung für eine Mehrheit der Bevöl-kerung als vorhanden erscheinen lässt und somit Raum für darüber hinausgehende Be-dürfnisse lässt. Mobile Telekommunikation, High-Speed-Datenaustausch, Videokonferen-zen über große Distanzen usw. lassen physische Orte für viele Dinge unwichtig werden, parallel dazu wird der persönliche Austausch zwischen den Menschen wieder wichtiger. Als Umsetzungsform kommt es derzeit in weltweitem Maßstab - sowohl außer- wie inner-städtisch - zur Errichtung von kommerzialisierten Erlebniswelten, Urban Entertainment Centers oder auch Multifunktionaler Stadien. Diese sind nach ausgeklügelten psycholo-gischen und marketingtechnologischen Prinzipien gestaltet und vermitteln den Besu-chern durch inszenierte und oft themenbezogene Darbietungen die gesuchten Erleb-nisse. Solche Erlebniswelten finden sich in aufgelassenen Industriegebieten, in Bahnhö-fen, Stadtzentren, aber auch als Teil von multifunktionalen Sportstadien oder einfach auf der grünen Wiese. Die Produkte der Freizeitindustrie werden nicht mehr nur allein wegen ihrem Nutzen er-worben, sondern weil man sich darüber hinausgehende emotionale Qualitäten erwar-tet. Aus all diesen Erläuterungen zur Entwicklung der Freizeitgesellschaft ergibt sich die Not-wendigkeit, dass Sportstadien heute nicht mehr nur allein dem Zwecke des eigentlichen Spiels auf grünem Rasen dienen, sondern dem Besucher vielmehr eine Erlebniswelt bie-ten müssen, in der sich der Kunde wohlfühlt, er etwas erleben kann und wo er die Mög-lichkeit zur individuellen Bedürfnisbefriedigung und persönlicher Inszenierung hat.

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1.2 Aufbau der Arbeit Nachdem die grundsätzlichen Erläuterungen zur Freizeitgesellschaft schon festgehalten wurden, soll im nächsten Kapitel die Entstehung und Entwicklung des Fußballsports und parallel dazu der Fußballstadien nach sportsoziologischen Gesichtspunkten chronolo-gisch abgehandelt werden. Zu Beginn wird dabei vor allem auf die Ursprünge in Großbritannien eingegangen, nach der Jahrhundertwende konzentriert sich die Analyse dann auf Deutschland und Österreich. Um eine bessere Übersichtlichkeit zu gewährleisten, wird die Entwicklung der Stadien entsprechend der untersuchten Epoche in grau hinterlegten „Boxen“ dargestellt, die Entwicklung des Fußballsports dagegen im normalen Fließtext. Im dritten Kapitel sollen dann der Begriff „Multifunktionalität“ und seiner Ausprägungen sowie die Trends in den Nutzungskonzepten multifunktionaler Stadien beschrieben wer-den. Kennzahlen multifunktionaler Arenen und ein Blick in die Zukunft runden dieses Kapitel ab. Am Ende folgt die obligatorische Zusammenfassung mit einem Ausblick in mögliche Entwicklungsrichtungen die bei Errichtung eines Stadions beachtet werden sollten.

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2 ZUR ENTWICKLUNG DES FUßBALLSPORTS UND DER FUß-BALLSTADIEN

2.1 Einführung Der moderne Fußball ist ein Kind des 19. Jahrhunderts. Seine Entstehung ist eng verknüpft mit verschiedenen sozial- und kulturhistorischen Prozessen, die im Zeitalter der Industriali-sierung zunächst Großbritannien erfassten, um sich dann mit einer gewissen zeitlichen Verschiebung in West- und Mitteleuropa zu wiederholen. Dieselbe zeitliche Verschie-bung lässt sich auch für verschiedene Etappen in der Entwicklung des modernen Fuß-balls beobachten, so für die Einführung des Spiels an Eliteinternaten, für die Gründung der ersten Vereine und für die Kontorverse darüber, ob Fußball ein reines Freizeitvergnü-gen für Amateure zu bleiben habe oder er für die besten Spieler auch zu einem Beruf werden dürfe.

2.2 Die Ursprünge des Fußballs

2.2.1 Der wilde Volksfußball Zu Beginn der Entwicklungsgeschichte des Fußballsports stand der wilde Volksfußball. Seine Ursprünge lassen sich in England mindestens bis ins Hochmittelalter zurückverfol-gen. Gelegentlich wird vermutet, diese Sportart gehe auf ein römisches Ballspiel na-

mens „Harpastum“ zurück, das von Legionären nach Britannien ge-bracht worden sei. Erste schriftliche Hinweise datieren aus dem 14. Jahrhundert in Großbritannien, Frankreich und Italien. Mit dem heutigen Fußball hatte der damalige Volksfußball oder Village Football allerdings nur we-nig gemeinsam. Es war ein Volks-spiel im wahrsten Sinne des Wortes, an dem sich ganze Ortschaften, Dörfer oder Pfarreibezirke gege-nüberstanden, die in dieser Weise ihre nachbarschaftlichen Rivalitä- Skocek, Weisgram, 1994: S. 23

Abb. 1: Volksfußball im 16. Jahrhundert

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ten ausleben konnten. Die Regeln basierten auf einfachen, ungeschriebenen Gewohnheitsregeln. Das Spielfeld war ebenso wenig wie die Dauer und die Anzahl der Spieler exakt festgelegt. In Ashbourne, in der Grafschaft Derbyshire beispielsweise, mussten zwei mehrere Kilome-ter weit auseinanderliegende Mühlsteine mit dem Ball, einer luftgefüllten Tierblase be-rührt werden. Ein Katalysator für die Verbreitung des Spieles war der Derby-Charakter vieler Begegnungen, der sich allein schon aus den damals beschränkten Reisemöglich-keiten ergab. Der Begriff "Derby" stammt vom berühmt-berüchtigten Shrove-Tuesday-Kampf zwischen den Pfarrbezirken All Saints und St. Peter's in Derby her. Am traditionel-len Spiel waren damals auf beiden Seiten zwischen 500 und 1000 Akteure beteiligt. Der Volksfußball war eine äußerst raue, brutale Angelegenheit, bei der es immer wieder zu schweren Verletzungen, vereinzelt sogar zu Todesfällen kam. Kraft und Gewalt, nicht Geschicklichkeit wurden betont.

2.2.2 Das Spiel der Eliten Zur Mitte des 19. Jahrhunderts war der Volksfußball weitgehend verschwunden. Der in mehreren Schüben vonstatten gegangene Prozess der „enclosures“, der Einhegungen

von Brachland und Allmenden, die Verstädterung und sowie behördli-che Repressionen hatten den Volksfußball zum Verschwinden gebracht. In organisierter und „zivi-lisierter“ Form pflegten ihn nur noch die elitären Public Schools. Daneben existierte er als spontanes Spiel in den Arbeitersiedlungen und auf den Pferdekoppeln der Gast-häuser. In den exklusiven public schools in Eton, Rugby und Harrow wandelte sich das Spiel, es erhielt festere Regeln und eine formale Organisation die in den verschie-denen Schulen teilweise auch

schriftlich festgehalten wurden. Die Förderung von Ballspielen wie Fußball, aber auch Cricket, erfolgte in den public schools zuerst in der Absicht, die älteren Schüler zu mehr Verantwortungsbewusstsein zu ermuntern, wodurch sie zu einem verlängerten Arm der Schulleitung wurden. Mittels sorgfältig organisierter Spiele, die klaren Regeln folgten und ein hohes Maß an Disziplin forderten, sollten den Schülern Tugenden wie Mut, Selbstlo-sigkeit, Teamwork und Härte anerzogen werden. Der Sport wurde nicht mehr nur unter dem Aspekt sozialer Kontrolle und Disziplinierung betrachtet, sondern auch als Mittel der Charakterbildung.

Abb. 2: Schüler in Rugby beim Sport

Skocek, Weisgram, 1994: S. 23

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1849 veröffentlichte die Public School in Eton, wo das Spiel seit 1747 betrieben wurde, ihr eigenes Regelwerk, das sich von dem Rugbys im Wesentlichen dadurch unterschied, dass es erstmals ein absolutes Verbot des Handspiels einführte. Neben der Abseitsregel und der Eindämmung des physischen Kontaktes zählte das Handspiel zu den damals umstrittensten Fragen. Ab 1850 kehrte der Fußball in gewandelter Form wieder zum Volk zurück, es entstanden die ersten außerschulischen Fußballklubs und Verbände. 1857 wurde der Sheffield FC als erster Fußballklub der Welt gegründet, wobei er wie auch alle anderen zu Beginn ge-gründeten Vereine durch und durch elitäre Vereinigungen waren. Wesentliche Voraussetzung für die Entstehung des modernen Sports war ein gewandel-tes Verhältnis des Menschen zu seinem Körper. Ein ganzes Bündel von Faktoren beein-flusste die Einstellung der Menschen zum eigenen Körper. Von 1800 bis 1860 wurden in England über 8.000 Ärzte ausgebildet, 70 neue Krankenhäuser eröffnet, das Thema Hy-giene wurde in den großen Industriestädten zu einem wichtigen Thema. Es setzte sich bei den gebildeten Schichten die Überzeugung durch, psychische Erkrankungen hätten ihre Ursachen in körperlichen Defekten. Dementsprechend waren die Eliten bestrebt, ihren Körper gesund zu halten. Zusätzlich versuchten sich die Eliten von den Angehöri-gen der Unterschicht, der Homosexuellen, der Frauen und der Juden, die als emotional, moralisch zweifelhaft und in physischer Hinsicht als kränklich gesehen wurden durch Stärke, Männlichkeit und Selbstkontrolle abzuheben. Der Sport und besonders der Fuß-ball schien dabei das geeignete Mittel zu sein. Am 26. Oktober 1863 wurde die „Football Association“, kurz F. A. von elf Londoner Ver-einen gegründet. Daraufhin versuchte man ein einheitliches Regelwerk zu definieren und als schließlich ein von Harrow und Cambridge beeinflusstes Regelwerk beschlossen wurde, welches das Handspiel stark beschränkte, kam es zur Spaltung des Verbandes zwischen Football und Rugby, dessen Vereine acht Jahre später die „Rugby Football Union“ (R. F. U.) gründeten. Nach und nach traten die Verbände der anderen Städte der F. A. bei, womit die Zahl der Mitgliedsvereine von zehn 1867 auf 10.000 im Jahr 1905 stieg. Einen entscheidenden Beitrag zur Stärkung der Autorität der FA und zur nationalen Aus-breitung des „kicking games“ Football gegenüber des „handling games“ Rugby leistete die Einführung eines nationalen Pokalwettbewerbs nach dem K. O.-System. Der F. A.-Cup wurde erstmals in der Saison 1871/72 ausgespielt. Als ältester englischer Wettbe-werb genießt der Cup deshalb in England auch heute noch einen höheren Stellenwert als anderswo. Ein weiterer Grund für die steigende Beliebtheit des Football gegenüber dem Rugby war die leichte Verständlichkeit des Spiels. Das Rugby-Spiel kannte 59 Re-geln, Soccer dagegen nur 14. Zudem war Football attraktiver, variantenreicher, offener und flüssiger.

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2.2.3 Das Spiel des Volkes Das Regelwerk des modernen Fußballs ist, wie oben gezeigt, eine Schöpfung der public schools. Just zu dem Zeitpunkt aber, als die Arbeiter und Angestellten vom Fußballfieber gepackt wurden, wandten sich die Eliten von ihm ab um exklusiveren Sportarten wie Segeln oder dem Alpinismus zu widmen. Festzuhalten bleibt jedenfalls, das dass Spiel mit dem runden Leder rund ein halbes Jahrhundert ein Spiel der Eliten war. Auf der Insel dauerte diese Zeitspanne von 1830 bis in die 1880er Jahre, auf dem Kontinent von den 1860er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg.

BOX 1: Crystal Palace Ground, London Der Crystal Palace Ground ist jenes Stadion, in dem das Zuschauerinteresse an den F. A.-Cupfinalen erstmals richtig befriedigt werden konnte. Noch 1872 wurde das Finale im Kennington Cricket Oval in London vor nicht mehr als 2.000 Besuchern ausgespielt, schon bald stieg das Zuschauerinteresse aber so stark, dass man sich nach einem an-deren Austragungsort umsah. Nachdem der Fußballsport gleichzeitig stark an Selbst-vertrauen gewann sollte die neue Heimstätte des Cupfinales natürlich ein Fußball- und kein Rugby- oder Cricketstadion sein. 1893 wurde in Followfield in Manchester und 1894 im Goodison Park in Everton gespielt. Ab 1895 schließlich wurde der Crystal Palace Ground in London für 20 Jahre Spiel-stätte der F. A.-Cupfinale. Im Jahr 1900 besuchten bereits 69.000 Besucher das Match, drei Jahre später drängten sich sogar 120.000 Besucher ins Stadion, was angesichts der gezeigten Aufnahmen fast unmöglich scheint. Das Stadion ist eine Naturarena mit einer für die damalige Zeit sehr großen, überdachten Tribünenanlage. Bemerkenswert sind auch die großen Abstände zwischen dem Spielfeld und der Tribünenanlage, der sich in den folgenden Jahren jedoch schnell bis auf praktisch Null herabsetzen wird und so das reine englische Fußballstadion begründet. Abb. 3: Luftaufnahme Crystal Palace Abb. 4: F.A.-Cupfinale 1905 Aston Villa – Ground zwischen 1895 und 1914 Newcastle United vor 101.000 Zusehern www.ithics.com/CP.jpg www.innotts.co.uk/soccer

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Die wichtigsten Faktoren für den Siegeszug des Fußballs waren:2

1. Die Industrialisierung schuf eine Trennung zwischen Arbeit und Vergnügen. Die Ar-beiter und hatten regelmäßig arbeitsfreie Zeit sowie eine gewisse Summe Geld zur Verfügung, außerdem hatten sie sich den Samstagnachmittag als zusätzliche Freizeit erkämpft. Die Gewerkschaften hatten 1874 außerdem den Neunstunden-tag erkämpft, und auch die Lebenshaltungskosten sanken bis zur Jahrhundert-wende drastisch.

2. Dass sich im durchaus schon damals vielfältigen Freizeitangebot (Jahrmärkte,

Kirchweihen, Boxkämpfe, Hahnen- und Hundekämpfe, usw.) gerade der Fußball zum populärsten Vergnügen entwickelte, lässt sich mit dessen Affinität zur Indust-riearbeit erklären. Physische Kraft und zäher Einsatz, Kondition und Robustheit waren sowohl in der Fabrik, als auch auf dem Rasen gefragt. Zur „englischen Härte“ gesellten sich List und Intelligenz, mit denen man sowohl die gegnerische Verteidigung als auch den argwöhnischen Vorarbeiter austricksen konnte. Zudem war der Fußball billig und konnte in jedem Hinterhof und auf den Strassen gespielt werden.

3. Viele Unternehmer und auch die Kirche förderten die Gründung von Vereinen. Die Arbeiter sollten ihre Freizeit sinnvoll nützen und nicht auf den Strassen herum-lungern. Intendiert war damit aber auch eine Disziplinierung einer mehr und mehr bedrohlich wahrgenommene Kultur.

Eine weitere wichtige Rolle spielten die Wirtshäuser, deren Wirte den Fußball schon früh als gewinnbringend erkannten und in der Folge von ihm zu profitieren wussten. Die Prä-sidenten der 46 Profivereine von 1885 bis 1915 waren vorwiegend Gastwirte und kleine Händler. Der Pächter des im Londoner Stadtteil Tottenham gelegenen „White Hart“-Pub stellte den dort ansässigen „Hotspurs“ eine Wiese zur Verfügung, die Keimzelle von Manchester United war das „Three Crowns“ im Norden der Stadt. Fußball avancierte bald zum Hauptgesprächsthema in den Pubs und wurde zu einem Teil der Lebenswelt aller Arbeiter. Der regelmäßige Gang zum Stadion, das in der Regel mitten in den Arbeiterbezirken lag, machte den Anspruch auf einen kollektiven, nicht von oben kontrollierten sozialen Raum gegen außen sichtbar. Das Stadion war ein rein männliches Refugium, ein Ort, wo nicht aus Gründen des Anstands auf Frauen Rücksicht genommen werden musste und man nach Belieben fluchen, trinken, Tabak kauen und ihn wieder ausspucken konnte und man auch den Alltagssorgen für kurze Zeit entrinnen konnte. Auf den Tribünen der neuen Stadien war es möglich, mit unbekannten, gleichgesinnten Menschen Kontakt aufzunehmen und eine neuartige „community“ jenseits von Pub und

2 Schulze-Marmeling, 2000

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Strasse zu begründen. Das gemeinsame Singen, das Läuten von kleinen Glocken sowie Schals und Fahnen kamen dem Bedürfnis nach Gruppenbildung sehr entgegen. Das Stadion bot also durchaus neuartige Formen der Soziabilität. Darüber hinaus kamen die in Windeseile bekannt gemachten Resultate den unzähligen „Wettern“ (Gambler) entgegen. Das Interesse am Sport war nicht immer alleine bloß Spaß, sondern oft mit Wetten verbunden. Schon 1920 gab es schätzungsweise 5 Millio-nen regelmäßige Wetter, die hunderte Millionen Pfund einsetzten.

2.3 Internationale Verbreitung des Fußballsports

2.3.1 Der Weg zum kontinentalen Fußball Der Fußball war jedoch nicht lange auf England beschränkt. Rasch trat er seinen Sieges-zug um die Welt an. Der Fußball verdankt seine heute beinahe globale Verbreitung we-sentlich dem Umstand, dass er in den Augen der industriellen Eliten den bewunderten „English Way of Life“ repräsentierte. Daher verwundert es auch nicht, dass der erste Verein auf dem Kontinent 1879 mit dem FC St. Gallen in der industriell am weitesten fort-geschrittenen Schweiz gegründet wurde. Natürlich waren aber die Engländer bei der Ausbreitung des Fußballs – vorwiegend über den Seeweg – führend.

2.3.2 Nationale Widerstände in Deutschland Den Beginn der Entwicklungsgeschichte des Fußballs markieren die Gymnasien und Hö-heren Schulen. Als erstes führte Professor Konrad Koch am Braunschweiger Gymnasium das Spiel (noch nach den Regeln von Rugby) schon 1874 ein. Das Spiel sollte den Schü-lern Selbstständigkeit und Disziplin geben und den Saufritualen, die in den Schülerver-bindungen grassierten, entgegenzusteuern. In Deutschland stieß der Fußballsport aus den Reihen der Turnerschaft auf erbitterten Widerstand, der mit über 1,1 Million Mitgliedern der größte Sportverband in Deutschland war und schon im Jahre 1806 zum Zwecke der militärischen Ertüchtigung gegründet wurde. Von Anfang versuchten die Turner den neuen Sport zu brandmarken und als lä-cherlich darzustellen. Die starke Turnvereinigung war einer der Hauptgründe dass im Gegensatz zu Großbritannien die meisten Stadien sehr lange mit einer Laufbahn errich tet wurden. Trotz der frühen Einführung des Sports an vielen deutschen Schulen, hatte es der Fußball im Wilhelminischen Deutschland nicht einfach, an bayrischen Schulen blieb er sogar bis 1913 verboten. Die ersten Fußballvereine entstanden häufig aus Schülermannschaften, wobei aber anfangs nach den Rugby-Regeln gespielt wurde. Bereits 1870 wurde in Hei

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delberg der erste reine Rugby-Verein gegründet. Die Heimat all der früh gegründeten Vereine war das Bürgertum, so gab es Vereine die bis zum Ersten Weltkrieg nur Mitglie-der mit höherer Schulbildung aufnahm. Einer der ersten Vereine in Deutschland war der Hamburger SV, der im Jahre 1887 als Sportclub Germania gegründet wurde. Im Jahr 1900 errang der Fußball mit der Gründung des „Deutsche Fußball-Bund“ (DFB) einen ersten großen Sieg gegen die Turnerschaft. Ab jetzt hatte der Sport eine gemein-same Stimme und sein Siegeszug war alsbald nicht mehr aufzuhalten. Schon 1902 fand die erste deutsche Fußballmeisterschaft statt, die der VfL Leipzig gewann.

Schon bald kristallisierten sich im DFB zwei verschiedene Strömungen heraus, eine die im Fußball ein Mittel der Völkerverständigung und der Überwindung nationaler Vorurteile sah, und eine nationalistische, die in den unmittelbaren Vorkriegsjahren zunehmend die Oberhand gewann. Der Beitritt des DFB zum paramilitärischen Jungdeutschlandbund, der sich die Schaffung einer kriegsverwendungsfähigen Jugend zum Ziel gesetzt hatte, im Jahre 1911 bedeutete einen wichtigen Sieg für die Nationalisten. Eine zunehmende Militarisierung des Fußballsports war die unmittelbare Folge. In den Kriegsjahren stoppte die weitere Entwicklung natürlich, die Gründung der Weimarer Republik löste jedoch schnell einen Sportboom aus, u.a. begründet im Acht- Stunden-Werktag und in der nach dem Unglück des 1. Weltkrieges begründete Hinwendung zu Sportidolen wie Fußballern, Radfahrern, Boxern oder Läufern.

BOX 2: Deutsches Stadion Im Juni 1913 eröffnete Kaiser Wilhelm II. im Berliner Grunewald das „Deutsche Sta-dion“, an dessen Stelle 1936 das Olympiastadion von Berlin errichtet wurde. Das Sta-dion hatte den Zweck eines Turn- und Leichtathletikstadions und ein Fassungsvermö-gen von 64.000 Zusehern, wobei es 2.200 überdachte Sitzplätze (Kaiserloge) und 15.200 unüberdachte Sitzplätzen gab. Abb. 5: Deutsches Stadion Berlin 1913 Abb. 6: Lageplan Deutsches Stadion

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin

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Besonders folgenreich für die massenhafte Verbreitung des Fußballs war ein Militär-Turn-erlass, der 1910 den Fußball in den Ausbildungsplänen der Armee verankerte. Diese Her-kunft kann der Fußball bis heute nicht leugnen, ist doch die Fußballsprache nach wie vor von militärischen Begriffen geprägt: Schuss, Flanke, Deckung, Sturm, Flügel, Feld, Schlachtenbummler. Bis zum Jahr 1921 stieg die Mitgliederzahl des DFB auf 770.000, auch die Vereins- und somit Stadiongründungen explodierten, der Fußball wurde nach dem Krieg zur publi-kumsträchtigsten Sportart. Nun wurde die Frage des Berufsfußballs auch Deutschland das beherrschende Thema. Der DFB stellte sich 1922 unmissverständlich auf die Seite des Amateurismus. Im Jahr darauf wurde das Profitum sogar als zu bekämpfende „Verfallserscheinung“ gebrand-markt. Die Gegnerschaft des Berufssports kam aus vielen verschiedenen Lagern. Die Bürgerli-chen frönten einem Amateurideal, das den völkerverbindenden Charakter internatio-naler Wettkämpfe in den Vordergrund stellte. Völkische Kreise wollten den Sport dage-

BOX 3: Der klassische Vereinsplatz zu Beginn des 20. Jahrhunderts Wesentlicher Bestandteil war anfangs neben dem Sportplatz ein Ball, der Spielkleidung und den Torstangen der Zaun. Der separierte Platz, nicht einsehbar und nur für Eintritts-karten-Besitzer zugänglich, versprach Einnahmen und die finanzielle Sicherheit des Vereins. Die Stadien jener Zeit, die nicht so hießen, sondern als „Platz“ oder „Sportanlage“ bezeichnet wurden, waren die einzige Möglichkeit, einem größeren Publikum den Fußballsport zu präsentieren. Meist stand man ebenerdig ums Spielfeld, manchmal gab es Erdwälle, und als Luxus galt die überdachte Holztribüne. Sie versprach Mehreinnahmen wie heute VIP-Logen oder Business-Seats. Die wenigen existierenden Stadien waren grundsätzlich sportliche Universalanlagen mit Laufbahn. Abb. 7: 1913 angelegter Vereinsplatz des 1. FC Pforzheim

Skrentny (2001)

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gen nur als Mittel zum Zweck der körperlichen Ertüchtigung für den Kriegsdienst gelten lassen und die Arbeitersportbewegung lehnte den Berufssport prinzipiell ab. Tatsächlich zeigte sich spätestens 1930 drastisch, dass es sich nur um einen Scheinama-teurismus handelte, denn damals wurden 14 Spieler des FC Schalke 04 zu Profis erklärt und mit Sperren belegt. Daraufhin mehrten sich die Stimmen, die ein Ende dieser Farce und eine Legalisierung des Professionalismus forderten. Dergestalt in die Defensive ge-drängt, beschloss der DFB 1932 widerwillig die Einführung des Berufsfußballs. Im Rahmen der „Selbstgleichschaltung“ des DFB bei Hitlers Machtübernahme im Jänner 1933 wur-den jedoch alle Professionalisierungspläne sofort verboten.

BOX 4: Die Volksstadien der 1920er und 30er Jahre Fußballstadien, wie sie in England schon seit langem in Gebrauch waren, entstanden in Deutschland erst mit der Fußballbegeisterung in der Weimarer Republik. Als Stadion galt aber oft ein ganzer Sportpark, die Arenen selbst waren zwar auch für den Brei-tensport gedacht, vor allem aber als repräsentative Objekte oder Geldquelle. Förder-lich waren die Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahmen und Notstandsarbeiten, die Städte mit über 55.000 Einwohnern in Anspruche nehmen konnten. Zu Anfang der 1920er Jahre entstanden viele der „Volksstadien“. Die Zuschauerzahlen bei Fußball-spielen stiegen, die Vereine boomten. Deshalb hatten die Arenen oft ein hohes Fas-sungsvermögen und besaßen bereits gemauerte und überdachte Tribünen. Auch die ersten Ideen für einen VIP-Bereich entstanden damals. Carl Diem schrieb damals: Der Raum für die Ehrengäste sollte geräumig sein, sodass diese nicht an die Stühle gefesselt sind, sondern sich frei bewegen können. Ein geschlossener Raum für Besprechungen und die Einnahme von Erfrischungen wäre wünschenswert. Die Eh-renloge ist gegen das Publikum so einzufrieden, dass Störungen vermieden werden können. Stadion, das war ursprünglich die antike Bezeichnung für die 192,27 Meter lange an-tike „Kampfstrecke“ zwischen Start und Ziel. In den 1920er und 30er Jahren setzte sich der Ausdruck „Kampfbahn“ durch. Abb. 8: Kampfbahn in Stuttgart 1933 Abb. 9: LASK-Platz Paul-Hahn-Straße 1921

Skrentny (2001) LASK-Fanclub Viking Linz 1995

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2.3.3 Die goldenen Jahre des österreichischen Fußballs In Österreich wurde schon in der Donaumonarchie ab 1880 Fußball gespielt. Der Fußball entwickelte sich auch hierzulande zunächst als Schulsport: Gymnasien und Realschulen wurden im Gefolge der Reform des Turnunterrichts 1890 – sie hatte eine Verbesserung der körperlichen Ausbildung durch Freiluftübungen und Bewegungsspiele zum Gegens-tand – zu Keimzellen des Fußballs. Als eigentlicher Pionier kann der Turnlehrer L. Lechner bezeichnet werden, der Fußball 1891 als Schulsport am Badener Gymnasium einführte. Trotz einiger darauf folgender Versuche, den Fußballsport zu verbieten konnte der ra-schen Ausbreitung keinen Abbruch tun, viele Schüler fanden in dieser Sportart eine Al-ternative zum altmodischen und drillmäßigen Turnsport. Die ersten beiden Vereine „First Vienna Football Club“ (heutige Vienna) und „Vienna Cricket and Football Club“ wurden im Jahre 1894 gegründet (siehe Box 5). Gründerväter waren englische Gärtner des Rothschild-Gartens und Angestellte diverser Unternehmungen. In der Folge konnte der Fußball in Wien rasch expandieren. 1897 gab es in Wien erst sie-ben Klubs, 1900 bereits 45 und 1910 gar 80. 49 dieser Klubs waren im 1904 gegründeten „Österreichischen Fußballverband“ (ÖFV) organisiert, wobei aber kein Liga-Meisterschaft nach englischem Vorbild gespielt wurde, sondern man sich Woche für Woche die Geg-ner ganz gentlemanlike selbst aussuchte. Fast alle dieser Klubs waren nämlich von Bür-gerlichen gegründet und auch die Spieler waren durchwegs Bürgerliche oder Studen-ten, später auch Angestellte. Im Laufe der Zeit strömten aber auch im mehr Arbeiter zu den Vereinen, was auch die Zuschauerzahlen in die Höhe trieb. Der Erste Wiener Arbeiter-Fußball-Club“ wurde 1898 mit dem SK Rapid gegründet und leitete damit die Gründung einer Vielzahl von Arbei-tervereinen ein. Zugleich mit deren Ausbreitung verlagerten sich auch die Zentren der Vereinsentwicklung von den Inneren Bezirken in die Arbeiterbezirke. Hatten 1902 noch mehr als die Hälfte aller Klubs ihren Sitz in den inneren Bezirken 1 bis 9, war es 1914 nur noch rund ein Viertel. Besonders die Bezirke Favoriten und Ottakring mit ihren hohen An-teil an Arbeitern wurden schnell zu Fußballhochburgen. Den sozialen Gegenpol zu den Arbeitervereinen um den SC Rapid bildete die 1911 als Abspaltung des Vienna Cricket and Football Clubs gegründete Wiener Austria. Eine sol-che Konkurrenzierung zwischen „bürgerlich-elitären“ und den Vereinen der „kleinen Leute“ kann in vielen europäischen Städten nachvollzogen werden.

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BOX 5: Stadion Hohe Warte, Wien Der Weg des am 22. August 1894 gegründeten „First Vienna Footballclub“ führte über die Spielorte Kuglerwiese und Kreindlwiese neben der Hohen Warte schließlich auf das Gelände des heutigen Hohe Warte-Bades wo man ab 1899 die Heimspiele austrug. Im Jahre 1904 übersiedelte die Tribüne der Prater-Rennbahn auf die Hohe Warte und machte die Vienna zum ersten Verein Österreichs mit einer überdachten Tribüne. Nach dem Krieg kündigte die Stadt Wien den Pachtvertrag und überlies die 11.000 Zuseher fassende Arena einer Filmgesellschaft. Von Idealismus und Vereinstreue getragen, wurden von Mäzenen jedoch sofort neue Pläne für eine 90.000 Zuschauer fassende Naturarena geschmiedet. Zentrales Thema der Arbeiten war die 2.100 Zuschauer fassende, überdachte Tribüne. Am 19. Juni 1921 war es schließlich soweit, die Vienna lud zur Eröffnung und die Zuschauerzahlen stie-gen sofort stark an. Am 15. April 1923 verzeichnete die Hohe Warte den Stadionrekord von 85.000 Zusehern zum Länderspiel gegen Italien. Auf den Rängen spielten sich un-glaubliche Szenen ab, am Nordwesthang der Naturarena kam es sogar zu einer Hangrutschung wo es einige Verletzte gab. Im Sommer 1923 wurde die Hohe Warte zur Freilichtbühne und markiert somit die erste wirkliche multifunktionale Nutzung eines Stadions in Österreich, sieht man einmal von Eislauf- oder Leichtathletiknutzungen anderer Stadien ab. Wagners Meistersinger standen auf dem Programm und dieses kulturelle Ereignis sollte nicht das Letzte bleiben. Ein Jahr darauf veranstaltete man einen Boxkampf vor 30.000 Zusehern und ein Monat später stand die festliche Premiere Verdis „Aida“ auf dem Programm bei der 20.000 Gäste mit stehenden Ovationen ihre Begeisterung zum Ausdruck brachten. Durch den Bau des Wiener Praterstadions und seiner Eröffnung 1931 wurden die Län-derkämpfe aus Döbling verdrängt, das letzte Länderspiel fand im April 1932 gegen Ungarn vor 60.000 Zusehern statt. Mit dem Ausbleiben der Zuschauereinnahmen verfiel das Stadion finanziell bedingt zusehends. Nach dem Weltkrieg wurden die Tribünen und Sitzbänke abgebaut um Brennholz zu erhalten und erst einige Jahre später wurde die Hohe Warte von den US-Besatzungsbehörden wieder freigegeben. Ab diesem Zeitpunkt konnten sich 32.000 Zuseher auf der Hohen Warte einfinden. Später wurde das Gebäude und die Tribüne aus Stahlbeton errichtet. Abb. 10: Prater-Rennbahn Holztribüne Abb. 11: Die Hohe Warte vor dem 2. WK http://viennakids.com Fotoagentur Votava, Wien

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Besonders nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Fußball zu einem Massenphänomen. Die wichtigste Vorraussetzung für die Entwicklung des Sports im Allgemeinen waren die Arbeitszeitgesetze von 1919, die den Achtstundentag und die 48-Stunden Woche ein-führten. Jetzt erst konnte sich auf breiter Basis eine Freizeitkultur der städtischen Bevöl-kerung entwickeln. Aufgrund der stark gestiegenen Zuschauerzahlen nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich auch die Kommerzialisierung verstärkt fort. Bereits zur Saison 1924/25 wurde nach der schon 1911 gegründeten Amateurliga eine vor allem auf Wien konzentrierte Profi-Fuß-ballliga mit zwei Divisionen eingeführt, die sich bald großer Beliebtheit erfreute und auch im klerikalfaschistischen Ständestaat von Engelbert Dollfuß nach 1934 ihren Betrieb wei-terführte.

BOX 6: Die Spielstätten des SK Rapid Wien Nach der Gründung des Vereins spielte man auf dem Platz neben der Radetzky-Ka-serne Auf der Schmelz mit schüchternen Rekruten. Dem Arbeiter FC wurde jedoch kein langes Leben beschert und so wird der Verein 1899 in „Sportklub Rapid„ umbe-nannt. Die Heimspiele fanden weiterhin auf dem Acker Auf der Schmelz statt, Woche für Woche wurden auf Handwägen die Platzrequisiten verstaut und von den Fußbal-lern selbst auf den Platz gestellt. 1903 erwarb der Verein in Rudolfsheim (Ecke Hütteldorfer Straße – Selzerstraße) einen neuen, jedoch schiefen Grund, der Höhenunterschied von einem Tor zum anderen betrug zwei (!) Meter. 1910 kündigte die Gemeinde den Pachtvertrag und Rapid machte sich wiederum auf Stadionsuche. 1911 begann schließlich der Bau der legendären Pfarrwiese auf einem Hütteldorfer Grundstück. Der Zustrom der Fans ließ nicht auf sich warten sodass 1921 das Fassungs-vermögen auf 20.000 Zuschauer erweitert wurde. Es dauerte bis 1981, also 70 Jahre bis die Pfarrwiese abgerissen wurde und man in das neu gebaute Weststadion, das spä-ter in Gerhard Hanappi-Stadion umbenannt wurde, umzog. Abb. 12: Die Pfarrwiese nach der Abb. 13: Luftbild Weststadion Wien 1980 Erweiterung 1921

Fotoagentur Votava, Wien Fotoagentur Votava, Wien

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Die Profiliga war die erste kontinentaleuropäische und somit Vorreiter in Sachen Vertragsspieler-Fußball. Die Höhe der Gehälter war jedoch anfangs noch nicht so hoch, dass eine soziale Distanz zwischen Spielern und Zuschauern entstehen konnte. Der Fußball stand außerdem in enger Verbindung mit Theater, Journalismus und andere Kul-tursparten. Erster Profimeister wurde 1925 der SK Hakoah3 Wien, ein 1909 gegründeter jüdischer Sportverein. Die frühe Professionalisierung des österreichischen Fußballs schlug sich zu Beginn der 1930er Jahre auch in Erfolgen auf internationaler Ebene nieder. Österreichs „Wunder-team“ unter Trainer Hugo Meisl sollte von April 1931 bis Oktober 1932 14 Spiele in Folge ungeschlagen bleiben. Insgesamt schaffte man von 1931 bis 1934 in 31 Länderspielen 21 Siege und nur drei Niederlagen. 1936 schaffte Österreichs Amateurteam bei den Olym-pischen Spielen das Finale wo man Italien knapp unterlag. Auch auf Vereinsebene machten österreichische Vereine Furore. 1927 wurde der Mitropa-Cup eingeführt, an dem die Meister verschiedener Mitteleuropäischer Länder teilnahmen und den österreichische Vereine bis 1936 dreimal gewinnen konnten. Enormen Anteil an diesen Erfolgen hatten damals zwei Spieler, nämlich Josef Uridil von SK Rapid und Matthias Sindelar von Austria Wien. Uridil verkörperte den Kämpfer und Hühnen und entsprach somit den Arbeiteridealen, Sindelar, der „Papierene“ dagegen, verkörperte ideal den Wiener „Kaffeehaushelden“. Er war technisch ungeheuer beschlagen, ein Künstler auf dem Platz.

2.3.4 Fußball und Klassenkampf Die Begeisterung für den Sport und den Fußball im Besonderen blieb auch den führen-den Kreisen der Arbeiterbewegung nicht verborgen. Es lag deshalb nahe, den Sport auch für die Ziele des sozialistischen Klassenkampfes einzuspannen. So entstanden in vielen Staaten Europas Arbeitersportbewegungen mit eigenen Verbänden, Vereinen und Meisterschaften in vielen Sportarten. Allerdings war der Zulauf höchst unterschied-lich, so wurden die Arbeitersportvereine vor allem in Österreich, Deutschland, in der Tschechoslowakei und in der Schweiz angenommen, in Frankreich oder England dage-gen konnten sich nur wenige dafür begeistern. Der österreichischen Arbeitersportvereine wurden 1892 gegründet. Anfangs organisier-ten sich Turner, Wanderer und Bergsteiger (Naturfreunde) und die Radfahrer. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1919 der „Verband der Arbeiter- und Soldatensportvereinigun-gen“ (VAS) gegründet. Die Arbeiterfußballer jedoch entzogen sich bis 1926 dem Ver-einheitlichungsprozess, da sie im Österreichischen Fußball-Verband (ÖFV) einen starken Partner hatten. Innerhalb des ÖFV bildeten sich 1921 zwei Gruppen, die „Freie Vereini-gung“ und der „Schutzverband“. 3 Hakoah bedeutet „Kraft“ auf hebräisch

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1926 kam es dann zur definitiven Spaltung des ÖFV. Die Arbeitersportler der „Freien Ver-einigung“ bildeten den „Verband der Amateurfußballvereine Österreichs“ (VAFÖ), der die Rechtsnachfolge des ÖFV antrat und Aufnahme in den „Arbeiterbund für Sport und Körperkultur“ (ASKÖ) fand, der sich 1924 aus dem VAS bildete. Die Vereine des „Schutz-verbandes“, zu denen auch die Vereine der 1924 gegründeten Profiliga zählten gründe-ten dagegen einen neuen Verband, den „Österreichischen Fußball-Bund“ (ÖFB). Bis 1927 wurden in fast allen Bundesländern eigene Meisterschafts- und Cupbewerbe der Arbeiteramateurfußballer eingeführt. Die wichtigsten Vereine nannten sich Helfort, Elektra und Red Star. Ihren Höhepunkt erlangte die Arbeitersportbewegung in der zwei-ten Hälfte der 1920er Jahre. 1926 fand das erste Arbeiter-, Turn- und Sportfest statt und 1931 richtete Wien die zweite Arbeiterolympiade mit 80.000 Sportlern aus 21 Nationen und 200.000 Zusehern im eigens dafür gebauten Wiener Praterstadion aus.

BOX 7: Wiener Praterstadion (heutiges Ernst-Happel-Stadion) Der Bau des größten Stadion Österreichs wurde am 10. Mai 1929 beschlossen. Das Sta-dion wurde eigens für die 1931 stattfindende Arbeiterolympiade erbaut, zu füllen ver-mochte die Arbeiterbewegung das Stadion jedoch nachher nie mehr, sodass bald die Fußballer die Hauptnutzer des Stadions wurden. 1957 bis 1959 wurde dem Stadion ein dritter Rang aufgesetzt und das Fassungsvermögen damit erheblich vergrößert. Der 30. Mai 1960 sollte in die Geschichte des österreichischen Fußballsports eingehen. 90.726 Besucher beim Länderspiel gegen Spanien bedeuteten den ewigen Zuschau-errekord. 1986 wurde das Stadion generalsaniert und komplett überdacht, sodass es heute 49.000 Sitzplätze bietet. Zusätzlich zu den Fußball- und Leichtathletikveranstal-tungen ist das Stadion heute einer der bevorzugten Veranstaltungsorte für Konzerte, aber auch für Tennis-Daviscup Länderkämpfe und die Schwimm-Europameisterschaft 1995 wurde das Stadion schon genutzt. Abb. 14: Wiener Praterstadion Abb. 15: Ernst-Happel-Stadion nach dem nach der Erweiterung 1959 Umbau von 1986 Fotoagentur Votava, Wien Architekturzentrum Wien

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Die wenigen verbliebenen Kontakte mit „bürgerlichen“ Vereinen wurden vom VAFÖ unterbunden und man wurde auch in der Parteipropaganda aktiv, viele Arbeiter ließen es sich jedoch nicht sich die Spiele der Profiliga anzusehen. Die Zahl der Arbeitersportler betrug in dieser Zeit immerhin 4,4 % der Gesamtbevölkerung. Nach 1931 war die Zeit des Arbeiterfußballs aber vorbei, aufgrund der katastrophalen Wirtschaftslage wechselten die großen Talente zu den Profivereinen. So stammten nicht weniger als neun Spieler des Wunderteams der 1930er Jahre ursprünglich aus Arbeiterfußball-Vereinen. Sofort nach der Umwandlung der demokratischen Republik Österreich in einen klerikalfaschistischen Ständestaat unter der Führung Engelbert Dollfuss´ Vaterländischer Front im Jahre 1934 wurde die Organisation des Arbeitersports zerschlagen und nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu keiner nennenswerten Wiederbelebung des Arbeitersports.

2.4 Niedergang und Aufschwung durch den Krieg

2.4.1 Fußball und das Dritte Reich Nach Hitlers Machtübernahme in Deutschland 1933 wurde sofort ein offizielles Verbot des Professionalismus in Deutschland ausgesprochen, trotzdem wurden weiterhin unter der Hand Prämien bezahlt. Der Professionalismus wurde im Dritten Reich als ein Aus-wuchs des anationalen modernen Massenzeitalters gesehen. Entsprechend der natio-nalsozialistischen Ideologie, war auch der Diskurs über den Berufssport antisemitisch eingefärbt. Ausnahmen gab es jedoch auch, diese betraf den Motorsport, der sich der besonderen Sympathie des langjährigen ADAC-Mitglieds Hitler erfreuen durfte. Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 hatte auch für den Be-rufsfußball tiefgreifende Konsequenzen. Die Strukturen des Profitums wurden zerschla-gen, Hakoah durfte nicht mehr spielen, die Austria wurde in S.C. Ostmark Wien umbe-nannt und das Profitum wurde abgeschafft. Auch der Meisterschaftsbetrieb wurde schlagartig gestoppt, da viele junge Männer in den Krieg ziehen mussten. Ende 1939 wurde das Wettkampfverbot allmählich gelockert, im November wurde die deutsche Meisterschaft wieder aufgenommen. Das Regime war bemüht, bei der Bevölkerung den Anschein von Normalität zu erwecken. Nach der Niederlage bei Stalingrad stellte das Dritte Reich am 20. Februar 1943 den gesamten internationalen Sportverkehr ein, die Landesmeisterschaft wurde aber bis 1944 fortge-führt. Danach wurden die wenigen noch bestehenden Vereine wurden auf 100 regionale Staffeln aufgeteilt. Auch die alliierten Luftangriffe konnten den Spielbetrieb lange nicht stoppen, vielmehr wurde der Sport in den Dienst der Goebbel´schen Durchhalteparolen gestellt. Erst im März 1945 wurde der Spielbetrieb vollkommen eingestellt, nach dem Kriegsende wurde der Fußballsport in beiden Ländern sehr schnell wiederaufgebaut, sodass schon am 1. Mai 1945 dass erste Nachkriegsspiel stattfand.

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BOX 8: Die wuchtigen Sportstätten der Hitlerzeit Ein Prestigeobjekt der nationalsozialistischen Diktatur war das neue Olympiastadion in Berlin, welches zu den Olympischen Spielen 1936 mit einem Fassungsvermögen von 100.000 Plätzen errichtet wurde. Die Bauarbeiten dafür begannen 1934 nach den Entwürfen Werner Marchs, die dieser nach der Machtübernahme und auf persönli-chen Befehl Hitlers überarbeitet und u.a. um den Aufmarschplatz Maifeld und die Waldbühne erweiterte. Abb. 16: Das Berliner Olympiastadion Abb. 17: Lageplan des Reichssportfeldes mit dem Schwimmstadion davor

www.potsdamerplatz.biz Skrentny (2001) Noch viel mehr Menschen sollten Platz finden im größten Stadion der Welt, dem Deut-schen Stadion in Nürnberg, zu dem 1937 der Grundstein gelegt wurde. 405.000 Besu-cher sollten die 540 Meter lange, 445 Meter breite und 82 Meter hohe Anlage auf-nehmen, die von Architekt Speer geplant wurde. Im Stadion sollte nicht Sport im bisher üblichen Sinn getrieben werden, sondern waren auf dem 150 mal 100 Meter großen Spielfeld nationalsozialistische Kampfspiele geplant. Von dem Projekt übrig geblieben ist nur die Baugrube die heute den Silbersee bildet. Abb. 18: Modell des Deutschen Stadions Abb. 19: Silbersee Nürnberg http://www.nuernberg.de/tourismus/rundgaenge/reichsparteitagsgelaende/deutsches_stadion.html

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2.4.2 Wiederaufbau nach dem Krieg Nach der Kapitulation des Deutschen Reiches im Jahre 1945 verfügten die Sieger-mächte ein Verbot und die Auflösung der NSDAP und des NSRL. Im Spätsommer 1945 entstanden auf lokaler Ebene offene Vereine die eine ganze Pa-lette von Sportarten anboten. Danach folgten die Landesverbände und eine Welle an Vereinsgründungen sowohl in Deutschland als auch in Österreich.

1963 wird die Deutsche Bundesliga wieder ins Leben gerufen und der DFB schrieb ein Stadion-Fassungsvermögen von mindestens 35.000 Zuschauern und eine Flutlichtanlage vor. Bestandteil der meisten Stadien war auch eine Laufbahn, die das Spielfeld von den Tribünen trennte. Durch die großen Stadien, die nach dem Krieg gebaut wurden erfüll-ten die meisten Vereine über solch ein Stadion oder mussten in ein größeren übersiedeln wie der HSV oder Hertha Berlin. Immer mehr Leute strömten in die Stadien und machten den Fußball noch populärer.

BOX 9: Die Trümmerstadien als Symbol des Wiederaufbauwillens nach dem 2. Weltkrieg Mit Kriegsende hießen die deutschen Arenen Victory-Stadium, Century-Stadium oder Stade de Montsabert und oftmals nutzten sie die GI´s. Die meisten notdürftig wieder-hergestellten Sportarenen erlebten bald einen noch größeren Zulauf als vor dem 2. Weltkrieg. Der Magnet hieß Oberliga und war gekennzeichnet für das „Goldene Jahr-zehnt“ des westdeutschen Fußballs, dass der WM-Titel 1954 krönte. Gespielt wurde in den sogenannten „Trümmerstadien“. Aus den Ruinen, den Hinterlas-senschaften des Luftkrieges, wurden die Wälle aufgerichtet und neue Zuschauertribü-nen errichtet. Das Leipziger Stadion mit einem Fassungsvermögen von 110.000 Zu-schauern war damals das größte Stadion Deutschlands.

Abb. 20: Provisorisches Trümmerstadion in Hannover

Skrentny, (2001)

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In Österreich begann in den ausgehenden 1950er Jahre ein anhaltender Fußball-Boom mit Zuschauerzahlen, wie sie niemals wieder erreicht werden sollten. Ab der Saison 1949/50 wurde die Meisterschaft zu einer wirklichen österreichischen Fußballliga, denn ab diesem Jahr spielten mit Sturm Graz, Gloggnitz und Vorwärts Steyr die ersten Klubs aus den Bundesländern mit. An die Tradition des "Wunderteams" erfolgreich anschließen konnte die Nationalmann-schaft vor allem in den Jahren 1950 mit ihren Weltstars wie Ernst Orcwik (zweimal Kapi-tän des FIFA-Weltteams), Ernst Happel, Gerhard Hanappi und Walter Zeman. Die WM 1954 zählt zu den glanzvollsten der ÖFB-Geschichte. Zwanzig Jahre nach Platz vier in Italien kehrte Österreich wieder in den Kreis der besten Teams zurück und schaffte den dritten Rang. In den 60iger Jahren entwickelte sich der Fußballsport jedoch entsprechend der öster-reichischen Tradition, in eine besondere Verwobenheit mit der Politik (via ÖGB, Kam-mern, etc), was das einsetzende Voll-Profitum nicht gerade gefördert hatte. Die Vereine wurden zu Wirtschaftsunternehmungen, die eines professionellen Managements bedurf-ten. Zur gleichen Zeit etwa verschoben sich auch die Bedeutungsschwerpunkte des Fußballs weg von Wien in Richtung der Bundesländer. Diese Entwicklung wiederum hatte in Wien zur Folge, dass sich nur mehr die beiden Großklubs Rapid und Austria langfristig sportlich behaupten konnten. Fußball faszinierte Menschen aus allen Sozialschichten, er galt jedoch als „Nichts Beson-deres“ in weiten Teilen der Bevölkerung und außerdem als nicht besonders „Chic“. Die-ses negative Image ist auch mit ein Grund für den in den 1960er Jahren einsetzenden Rückgang der Zuschauerzahlen. Bis zu dieser Zeit stand der Fußball nahezu konkurrenzlos da. In der Folge wurde er jedoch mit einem immer umfangreicheren Freizeitangebot konfrontiert. Dazu kamen entsprechende Fernseh-Angebote, die ebenfalls zu einem Rückgang der Zuschauerzahlen führte.

2.5 Entertainmentfußball im globalisierten Zeitalter

2.5.1 Fußball und Geld Die Kommerzialisierung des Fußballs ist seit über einem Jahrhundert ein Dauerbrenner in der sportlichen Diskussion. Ihre Wurzeln hat diese im 19. Jahrhundert, wo das Spiel, als es die Pforten der public schools verlassen hatte, zu einem Publikumsspektakel wurde. Schon bald begannen Vereinsfunktionäre Eintrittsgelder zu verlangen. Von da an war es zur Bezahlung der Spieler nur mehr ein kleiner Schritt. Die Wiege des Berufsfußballs stand in Lancashire in Nordengland, wo sich die Zahl der Fußballvereine in den 1870er Jahren rapide erhöhte. Die Bemühungen, mit Eintritten Geld zu verdiene, führten in den frühen 1880er Jahren zum zunächst verdeckten Profi

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tum. 1882 erließ die F. A. zwar ein generelles Profiverbot, erlaubte jedoch gleichzeitig die Erstattung von Unkosten. 1885 wurde das Verbot schließlich aufgehoben, jedoch eine Gehaltsobergrenze eingeführt. Von da an verschwanden die Amateurvereine fast gänzlich, die „Gentleman“ wandten sich vom Fußball ab und betrieben nun andere Sportarten. 1888 erhielt der Berufsfussball mit der „Football League“ (F. L.) eine eigene Organisation, die in der Folge stets im Spannungsverhältnis mit der F. A. stand. Nach 1892 wurde Vollprofitum zum Normalfall, das Gehalt entsprach in etwas das eines Vorarbeiters und ein Jahr später regulierte ein Transfer- und Ablösesystem den Berufsfußball weiter. Welche Triebkräfte standen hinter diesem ersten Professionalisierungs- und Kommerziali-sierungsschub? Entgegen der heutigen Kommerzialisierung war zu Beginn der sportliche Erfolg wichtiger als der wirtschaftliche. Besonders in der Zwischenkriegszeit erfolgte aber ein weiterer Kommerzialisierungs- und Professionalisierungsschub. Arbeitszeitverkürzungen und stei-gendes Pro-Kopf-Einkommen führten trotz hoher Arbeitslosigkeit zu einer wachsenden Nachfrage nach Freizeitgütern. Fußballkonsum war in dieser Zeit für Millionen von Men-schen die Freizeitbeschäftigung Nummer eins; in der Kultur der Arbeitermilieus bildete das Spiel einen integralen Bestandteil. Die Stadien standen inmitten der Arbeiterbezirke, die Spieler und Trainer stammten aus denselben Sozialmilieus wie die Zuschauer. So richtig in kommerzialisiert wurde der Fußball erst in den letzten 30 Jahren, davor wa-ren die Gehaltsunterschiede zwischen einem Berufsfußballer und einem normalen An-gestellten oder Facharbeiter besonders in Deutschland und Österreich nicht sehr hoch. In Deutschland wurde z.B. noch in den 60er Jahren um Höchstablösesummen von da-mals 50.000 DM gestritten und der erste Trikotsponsor trat in Deutschland erst 1973 auf. Eintracht Braunschweig war die erste Mannschaft, die mit einem solchen (Jägermeister) auflief (siehe Abb. 20).

Abb. 21: Eintracht Braunschweig mit ihrem Trikotsponsor Jägermeister 1973

Skrentny, (2002)

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Auf dem Sektor der Fußballstadien löste vor allem die Fußball-WM 1974 in Deutschland einen wahren Modernisierungsschub aus. Viele Stadien wurden neu gebaut oder auf den neuesten Stand gebracht.

BOX 10: Die erste „große Stadien-Revolution“ durch die WM 1974 Die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 brachte in Westdeutschland den ersten großen Schub zur modernen Stadienarchitektur. In einer Bestandsaufnahme von 1969 hieß es noch: "Bislang bieten die Stadien keinen Komfort. Die meisten Fans weicht der Regen ein und lässt die Kälte erstarren. Zusammengenagelte, spanige Bänke schlitzen ihnen Löcher in Mäntel und Hosen." Der Bund, die Länderund die Gemeinden gaben Gelder und so wurde allerorts gebaut. 20 Städte wollten insgesamt wollten dabei sein, Aus-tragungsorte waren schließlich Hamburg, Berlin, Frankfurt, Dortmund, Gelsenkirchen, Hannover, Düsseldorf, Stuttgart und München. Die WM 1974 schlug mit fast 500 Mio. Mark Um- und Neubaukosten zu Buche, und brachte komfortable und großräumige Prestigeobjekte wie das Gelsenkirchener Park-stadion oder das bereits zur Olympiade 1972 entstandene Münchner Olympiastadion hervor. Nach der Weltmeisterschaft 1974 war es eher ruhig in Deutschland in Sachen Stadion-bau geworden. Sportlich war es eine sehr erfolgreiche Zeit. 1980 und 1996 Europa-meister und 1974 und 1990 Weltmeister. 1990 folgte der Zusammenschluss des DFB mit dem DFV der einstigen DDR in Leipzig. Abb. 22: Parkstadion Gelsenkirchen 1974 Abb. 23: Olympiastadion München 1972 www.fussballarchiv.de FC Bayern München

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Bis in die ausgehenden 1990er Jahre explodierten die Marktwerte von einzelnen Spielern jedoch förmlich. Es kam in den 1980ern und besonders in den 90er Jahren zu einem Struktur- und Kulturwandel im Fußball der sich z.B. auch an einem an der Universität von Liverpool eingeführten Masterstudium zum „Master of Business Administration (Football Industries) ablesen lässt. Teile dieser Ausbildung sind die Gebiete Marketing, strategi-sches Management, Rechnungswesen und Controlling. Es zeigt sich deutlich dass der Fußball in diesem Jahrzehnt voll in die Globalisierung und Kapitalisierung geschlittert ist und zu einem wichtigen Teil der Unterhaltungsindustrie geworden ist, wo zunehmend Agenten, Manager und Medienleute dominieren. Gleichzeitig verlor der Fußball aber in den 80er Jahren enorm an spielerischer Attraktivi-tät. Das Spiel wurde zunehmend defensiv, Tore wurden Mangelware. Diese verminderte Attraktivität schlug sich auch in verminderten Zuschauerzahlen nieder. In der Folge wur-den einige Reglementsänderungen beschlossen, die das Spiel wieder offensiver ma-chen sollten, wie z.B. die Drei-Punkte-Regel, die Siege oder Niederlagen gegenüber Spielen auf Remis attraktiver machten.

BOX 11: Stadienum- und Neubauten in Österreich in den 70iger Jahren Auch Österreich konnte etwas von Ausläufern der Stadien-Revolution des großen Bru-ders Deutschland profitieren. Nachdem es lange keine wirklich erkennbaren Schübe an Stadionbauten gab, fanden in den 1970iger Jahren einige Neu- und Umbauten statt. So wurde 1972 das Stadion Lehen in Salzburg eröffnet, ein Jahr später machte das Franz-Horr Stadion von Austria Wien seine Pforten auf und 1977 wurde das West-stadion (heutige Hanappi-Stadion) von Rapid eröffnet. Außerdem wurde in Linz das Gugl-Stadion zwischen 1967 und 1971 teilüberdacht, erweitert und mit einer Flutlicht-anlage ausgestattet. Überhaupt ist das Linzer Stadion eines der wenigen in Österreich, das seit seiner Eröffnung im Jahre 1952 kontinuierlich modernisiert und auf den neues-ten Stand gebracht wurde. Abb. 24: Linzer Gugl-Stadion 1976 Abb. 25: Stadion Lehen Salzburg 1972 www.upperaustria.org http://dhn.grahamedia.de/dhn/sls1.htm

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Aber nicht nur die spielerische Attraktivität schadete dem Fußball. Auch eine Reihe von Katastrophen schadete dem Image des Sports gewaltig. Das Endspiel des Europacups der Meister von 1985 im Brüsseler Heyselstadion forderte 39 Toten, 1985 waren 57 Tote in Bradford zu beklagen und 1989 kamen im Sheffielder Hillsborough 96 Menschen ums Leben. Diese Katastrophen, die auf eine völlig veraltete Stadioninfrastruktur zurückzu-führen waren, zogen einen wahren Modernisierungsschub nach sich. Unter dem Druck einer Drohung der britischen Premierministerin Margaret Thatcher, den Profifußball zu verbieten, wurden die Sicherheitsmaßnahmen verbessert und des setzte eine allge-meine Versitzplatzung der Stadien, ausgehend von Großbritannien, ein. Die unüber-dachten Stehrampen, seit jeher Symbol der Verwurzelung des Fußballs in der Arbeiterkul-tur als auch für ihre emotionale Verbundenheit verschwanden zunehmend. Die Fußballspiele wandelten sich auch durch den starken Anstieg der Eintrittspreise von einem Spektakel, das vorwiegend männliche Angehörige der Unterschicht anzog, zu einer Konsumform mittelständischer Familien. Einige Zahlen mögen diesen Wandel in der Zuschauerstruktur verdeutlichen: 1997 waren in England 50% der Inhaber von Jahreskarten Büroangestellte, 28% waren Selbstständige oder Manager, aber nur 22% der Karten befanden sich im Besitz von Facharbeitern und Arbeitern4. In den anderen Ländern zeichnete sich ein ähnlicher Strukturwandel ab, der jedoch weniger ausgeprägt als in England war. Zusätzlich zu diesen Strukturwandlungen kamen noch die sich in astronomische Höhen befindlichen TV-Einnahmen mit der Folge eines verschärften Verteilungskampfes zwi-schen den Spitzenklubs, das Bosman-Urteil versetzte 1990 dem überkommenen Struktu-ren einen zusätzlichen Schlag. 1995 entschied der EuGH, Ablösesummen für vertragsfreie Spieler seien illegal. Gleichzeitig ordnete er an, dass aufgrund des in der EU geltenden Prinzips der Personenfreizügigkeit in einer Mannschaft beliebig viele EU-Ausländer spielen dürften. Damit wurden die Spieler zu Vertragspartnern der Vereine. Die Gehälter der Stars stiegen daraufhin ins Unermessliche, weil die Vereine darauf angewiesen waren ihre besten Spieler an den Verein zu binden, und das ging nur mit entsprechenden Ga-gen. Gleichzeitig verloren die Ligen ihren nationalen Charakter, in vielen Ligen explo-dierten die Zahlen ausländischer Spieler. So näherte sich in den 1990er Jahren der europäische Spitzenfußball immer mehr dem Leitbild des durchkommerzialisierten US-Profisports an. Die Spitzenvereine wurden zu En-tertainmentunternehmen. Manchester United beispielsweise beschäftigte 1999 allein 30 Köche die in den 16 Restaurants des Stadions kochen. Die Eintrittspreise waren lange nicht mehr der Haupteinnahmezweig, Merchandising und Pay-TV sowie Catering wur-den und werden immer wichtiger. Von diesen Entwicklungen profitieren aber nur we-nige Spitzenklubs in Europa, die Kluft zu den Normalklubs wird immer größer.

4 Schulze-Marmeling, 2000, S. 135-138

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Besonders in den letzten Jahren zeichnet sich jedoch ein weiterer Strukturwandel ab. Die allgemeine Schwächung der Konjunktur traf den ohnehin schon überzeichneten Fuß-ballsport. Die TV-Gelder und Sponsoringeinnahmen sind im Sinken begriffen, viele Vereine hatten jedoch durch hohe Ausgaben für Spielergehälter und Transfergelder einen ohnehin hohen Schuldenstand erreicht, den es nun unter erschwerten Bedingungen abzubauen gilt. Einige Vereine, wie der FC Tirol mussten sogar Konkurs anmelden oder wurden wegen mangelnder Zahlungsfähigkeit dem Zwangsabstieg zugeführt (z.B. FC Sion und FC Lugano in der Schweiz). Auch in Deutschland und besonders in Spanien bröckelt die Fassade der nationalen Fußballligen. In Deutschland etwa betragen die Schulden der 36 Bundesligavereine rund 600 Millionen Euro, 22 der Klubs erhielten ihre Lizenz nur unterschiedlicher Auflagen. Der 1. FC Kaiserslautern beispielsweise musste sein bis dahin Klubeigenes Stadion inkl. Trainingsgelände verkaufen, um den Schuldenberg von 60 Mio. Euro loszuwerden, muss nun aber im Gegenzug das Stadion für 3,2 Mio. Euro pro Jahr von der Stadt pachten5. In der Spanischen Liga droht das größte Finanzdebakel der Fußballgeschichte. Trotz eines Zuschauerschnitts jenseits der 50.000 pro Match ist die geschäftliche Grundlage vieler Vereine alles andere als rosig. TV-Gelder bleiben aufgrund der Krise bei den Sendern aus, extreme Gagen und Transfersummen tragen ihr übriges zum unglaublichen Schuldenberg von 1,6 Milliarden Euro bei. Alleine beim FC Barcelona wuchs der Schuldenberg innerhalb eines Jahres um 55 Millionen auf insgesamt 193 Millionen Euro6. Die Liste solcher Entwicklungen ließe sich lange erweitern, denn auch Vereine in Deutschland, Spanien, England und der Türkei stehen auf wackeligen finanziellen Bei-nen. Insgesamt eine bedenkliche Entwicklung deren Lösung so schnell wie möglich an-gestrebt werden muss.

2.5.2 Das Wettrennen der Städte und Klubs Nachdem die Einnahmen über TV-Gelder und damit verbundenes Sponsoring in den nächsten Jahren nicht mehr steigen sondern sogar abnehmen werden, sind sowohl die Klubs, als auch die großen Städte, die sich ebenfalls in einem sich verschärfenden Wett-bewerb befinden, auf der Suche nach neuen Einnahmequellen. Durch den Bau eines neuen Stadions erhoffen sich die Klubs einerseits eine Steigerung der Einnahmen durch erhöhte Kartenpreise und Zuschauerzahlen sowie andererseits höhere Einkünfte aus den Cateringeinrichtungen und dem immer wichtiger werdenden VIP- und Logeneinnah-men. Die Städte erhoffen sich durch ein neues Stadion dagegen Imageverbesserungen und bessere Werbewerte aufgrund der erhöhten Medienpräsenz.

5 ORF – Sport online: „Lizenz für alle 36 Bundesligaklubs, 17.6.2003 6 ORF – Sport online: „Die Fassade bröckelt“ von Josef Manola, 16.6.2003

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Sportveranstaltungen sind zu Erste-Klasse Sponsoringmöglichkeiten für global agierende Unternehmungen geworden, von deren Erfolg sich viele Städte gerne ihren Teil abschneiden. Großveranstaltungen wie Welt- oder Europameisterschaften können für eine ganze Stadt nachhaltige Entwicklungen mit einer stark verbesserten Lebensqualität einleiten. Aus diesen grob angerissenen Gründen versuchen sowohl Städte als auch Klubs seit Ende der 90iger Jahre neue Stadien zu errichten. Die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland und der EM 2008 nach Österreich und der Schweiz öffnen den veranstal-tenden Ländern und Städten ungeheure Werbewerte und ziehen oft eine Latte an wei-teren Investitionen mit sich. So wurden z.B. in Rotterdam im Zuge der Fußball-EM 2000 gleich drei Stadien generalsaniert und mit dem „Topsportzentrum Rotterdam“ eine mul-tifunktionale Halle geschaffen, welche die Attraktivität nicht nur des Fußballs erheblich verbesserte. Weitere Investitionen betreffen vor allem den öffentlichen Verkehr, der auf-grund solcher Großereignisse oft ausgebaut und verbessert wird (vgl. dazu S-Bahn Salz-burg-Freilassing, U-Bahn Wien oder U-Bahn Athen für Olympia 2004). Man könnte glauben, das Verhältnis zwischen den Städten und der Vereinen wäre op-timal, weil alle Beteiligten dasselbe Ziel haben, in Wahrheit kommt es jedoch vermehrt zu Spannungen zwischen den beiden Partnern. Die Vereine sind gezwungen, neue Finan-zierungswege zu finden, so steigen viele ins Immobiliengeschäft ein oder gehen an die Börse. Besonders die Großvereine, die zu Unternehmungen und Imageträgern einer Stadt geworden sind (Manchester United hatte im Geschäftsjahr 2001/2002 einen Um-satz von 226 Millionen Euro)7, verlangen von den Städten vollste Unterstützung für ihre Pläne oder reagieren mit Abwanderungsdrohungen in die Vororte wie im Falle von Ju-ventus Turin. Wenn dann jedoch Stadien wie in Salzburg oder in Manchester von Haus aus außerhalb der eigentlichen Stadtgrenzen stehen, verschärft dies den Konflikt ebenso wie Fragen der finanziellen Unterstützung.

7 Die Welt: online-Artikel vom 15. Juni 2003

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BOX 12: Die „zweite große Stadien-Revolution“ durch die WM 2006 in Deutschland

Die gestiegenen Ansprüche an das "Produkt Fußball" haben die Architektur der Sta-dien verändert. Alle Plätze sind überdacht. Exklusive Logen sollen zahlungskräftige Fir-men mit ihren Gästen ins Stadion locken. Das Stadion dient als Repräsentationsbau für die Finanzkraft des Vereins. Architektur und Stadiontechnik liefern den Rahmen für die Inszenierung des Fußballs als "Event". Die Investitionen in die Sportbauten der Weltmeis-terschaft an zehn verschiedenen Orten werden rund 4 Milliarden Mark verschlingen. Abb. 26: Allianz-Arena München Abb. 27: Arena Auf Schalke

www.allianzarena.de www.stadionwelt.de 12 Städte tragen Spiele aus und bauen neue Stadien oder modernisieren bereits be-stehende für die Weltmeisterschaft 2006. Austragungsorte sind Berlin, Dortmund, Frankfurt, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Kaiserslautern, Köln, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart. Der größte Verlierer dieser Entwicklung wird die Leichtathletik sein, die fast überall aus den Stadien verbannt wird. Nach aktuellen Planungen bleiben nur in Berlin, Stuttgart und Bremen die Laufbahnen bestehen. Abb. 28: RheinEnergie Stadion Köln Abb. 29: AWD-Arena Hannover www.stadionwelt.de www.stadionwelt.de

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BOX 13: Die Stadien der Fußball-EM 2008 in Österreich und der Schweiz Die Vergabe der Fußball-EM 2008 nach Österreich hat die Stadienentwicklung in Ös-terreich endgültig aus dem Schlaf gerissen. Nachdem schon 1997 dass Arnold Schwarzenegger-Stadion in Graz, drei Jahre später das neue Tivoli-Stadion in Inns-bruck und erst heuer das neue Stadion in Salzburg eröffnet wurden, bringt die EM wei-tere Stadienerweiterungen und -adaptionen. In insgesamt acht Stadien mit Fassungsvermögen zwischen 30.000 und 50.000 Zu-schauern werden die Spiele ausgetragen, wobei die vier österreichischen Austra-gungsorte Klagenfurt, Innsbruck, Salzburg und Wien heißen. Um die geforderten Zu-schauerzahlen zu erreichen werden in Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt temporäre Zusatztribünen aufgebaut und in Wien wird das Ernst Happel-Stadion modernisiert. An direkten positiven Auswirkungen der EM rechnet man von Seiten der beiden Veranstalterverbände mit 300.000 zusätzlichen Gästen und über einer Million Nächtigungen.

Abb. 30: Innenansicht Stadion Salzburg inkl. Oberrang

ARGE Stadion Salzburg, Architekten Schuster und Wimmer

Abb. 31: Innenansicht St. Jakob-Park Basel Abb. 32: Modell Stadion Zürich

www.st-jakob-park.com www.stadion-zuerich.ch

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3.1 Einleitung Wenn heutzutage ein neues Stadion oder eine neue Arena eröffnet wird, werden von Politikern oder Betreibern schnell die Worte „Multifunktionale Sportarena“ oder „Mehr-zweckstadion“ in den Mund genommen. Doch was bedeutet eigentlich multifunktional bzw. Multifunktionalität? Diese Frage beschäftigt uns seit dem Beginn der Analyse und stellt einen Kernpunkt un-serer Arbeit dar. Ist ein Stadion multifunktional, wenn man Fußball darin spielt und jährlich zwei oder drei Konzerte stattfinden wie z.B. im Ernst-Happel Stadion und wäre dann nicht beinahe jedes Stadion multifunktional? Was ist daran neu? Wird dieses Wort nur zur Ver-marktung verwendet oder steckt mehr dahinter? Welche Funktionen muss ein Stadion erfüllen, um es als multifunktionale Arena zu bezeichnen? Eine allgemeine Erklärung lautet: multifunktional = vielen Funktionen gerecht werdend8 Es stellt sich nun die Frage wie man in einem Stadion viele Funktionen vereinigen kann? Wir möchten in den folgenden Punkten der Multifunktionalität auf den Grund gehen und verschiedene Nutzungsmöglichkeiten analysieren und so auf die Vielfältigkeit ver-schiedener Stadien eingehen.

3.2 Elemente der Ausstattung verschiedener multifunktionaler Are-nen

Basis unserer Analyse waren Internetrecherchen auf diversen Stadienhomepages, ein-zelne Workshopberichte sowie Interviews und Stadienbesichtigungen, da es sehr wenig gesammelten Informationen gibt. Wir analysierten Stadiennutzungen von Arenen aus Holland, Deutschland, England, Ös-terreich und der Schweiz. 8 DUDEN, Deutsches Universalwörterbuch

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Im ersten Punkt wollen wir zuerst die Nutzungen analysieren, die derzeit bereits in Stadien anzufinden sind und zwar getrennt nach Kern- und Mantelnutzungen. Weiters wollen wir auf Nutzungstrends eingehen und die derzeitige Entwicklung darstel-len um schlussendlich auch einen Ausblick in die Zukunft geben zu können. Grundsätzlich unterscheidet man bei einem Stadion zwischen Kern – und Mantelnut-zung. Die Kernnutzung bezieht sich auf die Aktivfläche (activity area), die Mantelnut-zung auf die restliche Fläche des Stadions (spectators viewing area and services area). Abb. 33: Zusammenwirken von Spielfeld, Besucherzonen und Parkplätzen

FIFA: Technische Empfehlungen und Anforderungen für den Neubau oder die Modernisierung von Fussballstadien

3.2.1 Kernnutzung Für die Kernnutzung stehen neben dem herkömmlichen Rasenplatz noch folgende Aus-stattungsmöglichkeiten zur Verfügung, die das Nutzungsspektrum vergrößern.

1) Verschließbares Dach 2) Mobiles Spielfeld 3) Kunstrasen 4) Verlegung von Rasenplatinen 5) Mobile Tribünenteile 6) Rasenheizung

ad1) Das verschließbare Dach eröffnet Stadionbetreibern neue Möglichkeiten der Nut-zung. Für die bisherigen Nutzungen ist dies nicht von Bedeutung, da Fußball und Football auch im Regen gespielt wird. Doch ist es nun möglich innerhalb kürzester Zeit das Dach zu verschließen und so ohne Risiko andere Veranstaltungen durchzuführen.

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ad2) Das mobile Spielfeld (Arena auf Schalke oder Gelredome Arnheim) erlaubt es den Betreibern innerhalb von fünf bis sechs Stunden den Belag des Stadions zu wechseln. Da die Rasenplätze nach Konzerten schwer beschädigt sind, sind diese meist nur in der spielfreien Zeit möglich und der Rasen ist nach einer Konzertsaison oft so ramponiert, dass er komplett erneuert werden muss. Was aber mit einem ausfahrbaren Rasen möglich ist, zeigt der diesjährige Veranstal-tungskalender der Arena auf Schalke. Besonders zu beachten sind die kurzen Wechsel-zeiten zwischen den verschiedenen Veranstaltungen, die teilweise vollkommen unterschiedliche Anforderungen aufweisen. Abb. 34: Veranstaltungskalender Arena Auf Schalke

03.05.2003 NFL Europe 08.05.2003 Konzert Paul McCartney 11.05.2003 Bundesliga 22.05.2003 Konzert Bruce Springsteen 24.05.2003 Bundesliga 25.05.2003 NFL Europe 30.05.2003 Konzert Bon Jovi 07.06.2003 NFL Europe

15.+16.06.2003 Konzerte Herbert Grönemeyer 13.+14.07.2003 Konzerte Robbie Williams

06.09.2003 Oper Carmen

www.arena-auf-schalke.de, Abfrage im April 2003

ad3) Wie das neue Stadion in Salzburg beweist, ist es auch mit einem Kunstrasen mög-lich mehrere Veranstaltungen durchzuführen. Im Sommer wird es eine Motorrad Veran-staltung geben.

ad4) In den USA werden vor Fußballspielen Rasenplatinen verlegt. Dies ist eine Methode, die in Europa derzeit noch nicht angewendet wird, doch eine Alternative bietet auch andere Nutzungen durchzuführen.

ad5) Mobile Tribünenteile ermöglichen es, den Innenraum des Stadions zu vergrößern oder zu verkleinern. In Paris (St.Denis) wird die Laufbahn bei Fußballspielen mit mobilen Tribünen überlagert um so den Effekt eines reinen Fußballstadions zu erzeugen und um mehr Zuschauern Platz zu bieten. Weiters kann man Tribünen verschieben um so den Innenraum zu vergrößern um bei Konzerten mehr Platz für die Bühne und die Zuschauer zu schaffen.

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ad6) Eine Rasenheizung ermöglicht es die Nutzung des Stadions zu verlängern. Gerade für Österreich stellt diese Ausbaumöglichkeit eine Chance die Nutzungen über einen größeren Zeitraum auszuüben.

Die angeführten Ausstattungen ermöglichen ein größeres Nutzungsspektrum. Natürlich kann es auch Kombinationen aus zwei oder mehreren geben. In den unten angeführten Punkten sind all jene Nutzungen ersichtlich, die aufgrund der heutigen Stadionstruktur möglich sind und bereits durchgeführt werden. Nutzungen für Sportveranstaltungen Fußball

Football Tennis Leichtathletik Boxen Motocross Race Snowboard Contest Biathlon Schwimmen

Nutzungen für Kultur- und

Musikveranstaltungen Rock- und Pop-Konzerte Klassische Konzerte und Opern

Musicals, Fernsehshows

Kino über Videowürfel Disco und Tanzveranstaltungen

Blasmusiktreffen

Nutzungen für die Wirtschaft Aktionärsversammlungen

Firmenseminare Kongresse Konferenzen

Messen und Produktpräsentationen Sonstige Nutzungen Partei- und Kirchentage

Familienfeiern Hochzeiten

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3.2.2 Mantelnutzungen Neben den Kernnutzungen spielt natürlich auch die Mantelnutzung eine große Rolle. Bei der Mantelnutzung unterscheiden wir zwischen einer permanenten nicht permanenten Nutzungen.

Permanente Nutzung 1) Mantelnutzung für vereinsinterne Einrichtungen: Ausstattung Nutzungen Büros Betrieb und Vermarktung des Vereins Empfangsräume Konferenzen

Präsentationen Fanshop Verkauf von Fanartikeln

Autogrammstunden Produktpräsentationen Cafe Verpflegung der Fans

Veranstaltungen Hotel Übernachtungen (Fanpakete)

Seminare Konferenzen VIP Logen Zuschauerbereich der höheren Preiskategorie

Konferenzen Info-Center Beratung und Information Museum Ausstellungen Kapelle Hochzeiten

2) Mantelnutzung für Sporteinrichtungen: Ausstattung Nutzungen Sportpark Beach-Soccer

Fußballtennis Torwandschiessen Speed Control Profi-Training

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3) Mantelnutzung für soziale Einrichtungen: Ausstattung Altersresidenz Kindergarten

4) Mantelnutzung für die Wirtschaft: Ausstattung Shoppingcenter Fitnesscenter Hotel VIP Logen Reisebüro Büros

5) Mantelnutzung für Gastronomie: Ausstattung Restaurant Cafe Bar VIP-Logen mit individuellem Catering-Service Incentive Lounge mit Catering-Service

Nicht permanente Nutzung Nutzungen die sich sehr stark auf die Kernnutzung beziehen. VIP Bereich (nur für einzelne Veranstaltungen) Kiosk Polizei-, Rettungs- und Feuerwehreinrichtungen Kassenbereich

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3.3 Typen, Formen und Trends verschiedener Nutzungskonzepte Über Zuschauerinteresse, -menge und Zahl der Veranstaltungen lässt sich ein gewisser Druck auf Betreiber und Förderer von Stadien ausüben. Es stellt sich natürlich immer wieder eine Frage: Sind Stadien, in denen Fußball gespielt und Leichtathletik betrieben werden kann, auch eine zukünftig anzustrebende Lösung? Welche Nutzungen werden angestrebt? Bei der Errichtung spielen viele Faktoren mit, auch die Interessen der Fans. Heutzutage sucht der Fußballinteressent hautnahen Kontakt zu seiner Mannschaft, das Feeling und die Stimmung in den Kesseln von Manchester United, AC Mailand oder Dortmund wer-den als internationale Vorbilder gesehen und er hat Woche für Woche Hunderttau-sende Mitstreiter in den Stadien. Im Vergleich zu älteren Anlagen sind heute:

mehr Komfort und Dienstleistungen, eine größere Nähe zum Geschehen (physisch) und eine größere Nähe zum Akteur (psychisch).

die bestimmenden Faktoren. Sieht man von den schon länger als Fußball-Stadien betriebenen Anlagen einmal ab, ist die Antwort auf diese Frage, nämlich das reine Fußball-Stadion, entweder schon Stein geworden (z.B. Hamburg oder Arena auf Schalke) oder es sind, in vielen Städten mit Umrüstungs- und Neubauabsichten, die Würfel in Richtung „Einschränkung auf Fußball“ gefallen, zumeist unter dem Druck der die Anlagen nutzenden Vereinen. Unter Mehrzweck-Stadien ist heute nicht nur die Nutzung durch unterschiedliche Sportar-ten zu verstehen. Der Begriff ist vielmehr auf ergänzende, nicht sportliche Nutzungen auszudehnen (z.B. auf Open-Air Konzerte unterschiedlicher Musikrichtungen, konfessio-nelle und sonstige Massenversammlungen oder Messen und Ausstellungen). Neben Fußballstadien mit überdachten, allseitig angeordneten Zuschauertribünen tre-ten vollüberdachte Anlagen, die je nach Nutzungszweck und Wetterlage offene oder geschlossene Veranstaltungen ermöglichen und fälschlicherweise mit Arena bezeichnet werden, auf. Unter diesem Begriff versteht man größere Sporthallen für kleinräumigere Sportarten, bis zu Sechstagerennen, Hallenleichtathletik oder Reitturniere, mit einem Fas-sungsvermögen bis ca. 20.000 Zuschauern. Größere Innenräume und höhere Zuschauer-zahlen umfassende, schließbare Gebäude werden dagegen als Dome bezeichnet (vgl. Arena Auf Schalke oder Amsterdam Arena).

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Aus Betreibersicht kommen die bessere Vermarktung der Sportart als Ereignis und der Profit aus den zahlreich möglichen Dienstleistungen hinzu. Diese Aspekte gelten insbe-sondere bei der Verlagerung der Erstellungskosten eines Stadions von der Kommune auf einen Investor. Die Interessen von Fußball-, Leichtathletikanhängern und Anlagenbetreibern driften auseinander: Beim Fußball sind Zuschauermenge und Veranstaltungszahl national und international weitaus größer. Die Belange der Leichtathletik leiden allgemein unter der geringen Zahl attraktiver Ver-anstaltungen. Nicht nur, dass Nationale Meisterschaften nur einmal im Jahr stattfinden (mit zumeist größerem Interesse in Mittelstädten oder in weniger Fußball dominierten Städten), auch lassen sich Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympische Spiele mit ihrer größeren Publikumsnachfrage nicht garantieren und treten nur in großen Zeitabständen auf. Für die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 werden die Stadien rein auf den Fußball zugeschnitten. Stadien in Mönchengladbach, Frankfurt, Leipzig, München oder Köln werden reine Fußballstadien, in einigen werden im Zuge der Umbauarbeiten die Leichtathletikanlagen zugunsten der Ausrichtung auf den Fußball sogar gänzlich ent-fernt. Auch in Österreich ist die derzeitige Entwicklung ähnlich. Die Stadien in Graz, Inns-bruck, Salzburg und Klagenfurt sind auf den Fußball ausgelegt. Die Entwicklung dürfte auch in den nächsten Jahren noch weiter in die Richtung reiner Fußballstadien laufen, da Stadien wie zum Beispiel die Arena auf Schalke oder Gelre-dome Arnheim nur die Ausnahmen sind. Es ist für die Betreiber nicht immer einfach aus Musikveranstaltungen Erlöse zu erzielen. Wie uns Herr Voss (Pressechef von Schalke 04) mitgeteilt hat, zieht der Verein ein Bun-desligaspiel gegen den letzten der Tabelle jedem Konzert vor. Durch den größeren Auf-wand (Umbauarbeiten) und die Fremdorganisation (Konzerte werden meist von Agenturen durchgeführt) sind Konzerte oft kein finanzieller Anreiz. Abschließend wollen wir noch einen kurzen Überblick über die Größe neuer Stadien geben. Als Beispiele haben wir zwei bereits fertiggestellte Arenen (Schalke und Salzburg) und eine noch in Planung befindliche (München). Die cirka 18.500 Zuschauer fassende Arena in Salzburg weißt eine Fläche von insgesamt 12,5 ha auf (inkl. 2.000 Parkplätze). Das Stadion alleine ist rund 3,5 ha groß. Die Arena auf Schalke mit einem Fassungsvermögen von 60.000 Zuschauern verschlang 41 ha inkl. den 14.000 Parkplätze. In München entsteht derzeit ein reines Fußballstadion mit über 60.000 Zuschauerplätzen. Der Gesamtflächenverbrauch wird mit 52 ha angegeben.

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3.4 Definition Multifunktionalität Doch wie lässt sich Multifunktionalität nun definieren? Nach unserer Analyse sind wir auf folgende Definition gekommen. Generell ist zu sagen, dass bei der Planung eines neuen Stadions schon auf die Multi-funktionalität zu achten ist. Wird also schon bei der Planung ein multifunktionales Stadion angestrebt, so wird dieses auch multifunktional genutzt werden. Wie man aber ein be-stehendes Stadion definieren kann wollen wir im Folgenden erläutern. Wir trennen wieder zwischen Kern und Mantelnutzung.

Multifunktionale Kernnutzung: Unserer Ansicht nach spricht man von einer multifunktionalen Kernnutzung wenn sportliche und/oder nicht sportliche Nutzun-gen innerhalb kürzester Zeit (maximal zwei Tage) während des normalen Spielbe-triebes (in Europa Fußball) durchführbar sind.

Multifunktionale Mantelnutzung: Von einer multifunktionalen Mantelnutzung spricht

man dann, wenn auch Nutzungen vorhanden sind, die nicht für den Betrieb der Hauptnutzung und der Erhaltung des Stadions nötig sind.

Ein Stadion kann dann als multifunktional bezeichnet werden, wenn eine der beiden Definitionen zutrifft, d.h. besitzt ein Stadion eine multifunktionale Kernnutzungsmöglich-keit aber keine multifunktionale Mantelnutzung, so kann es insgesamt als Multifunktio-nales Stadion bezeichnet werden. Drei Beispiele sollen diesen Versuch einer Definition erläutern:

Arena Auf Schalke: Multifunktionale Kernnutzung (Ausfahrbarer Rasen, verschieb-bare Tribüne), keine multifunktionale Mantelnutzung daher Bezeichnung Multi-funktionales Stadion zulässig.

St. Jakob-Park Basel: Multifunktionale Mantelnutzung (Einkaufszentrum, Altersheim), keine multifunktionale Kernnutzung daher Bezeichnung Multifunktionales Stadion zulässig.

Schwarzenegger-Stadion Graz: Weder Kern- noch Mantelnutzung multifunktional daher Bezeichnung als Multifunktionales Stadion nicht zulässig!

Wie schon gesagt werden trotzdem viele Stadien als multifunktional bezeichnet, nur weil sie gerade eröffnet wurden. Meist sind es supermoderne Fußballtempel, doch Tribünen, VIP-Club oder ein Fanshop machen es noch nicht multifunktional. Schlussendlich ist zu sagen, dass die Entwicklung der Stadien unserer Ansicht nach nicht den Weg des multifunktionalen Superdomes gehen wird.

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In England, Deutschland der Schweiz und Österreich werden bis auf wenige Ausnahmen Fußballstadien gebaut, die teilweise multifunktionale Kern- oder Mantelnutzungen auf-weisen. Doch Beispiele wie Schalke werden die Ausnahme bleiben.

3.5 Beispiele neuer Fußballstadien Da England schon immer die Vorreiterrolle in Sachen Fußball und auch Stadionbau hatte, wollen wir hier einige Projekte aus dem Mutterland des Fußballs vorstellen. Aufgrund der schon erwähnten geänderten Vorraussetzungen was den Leichtathletiksport betrifft, kann auch in Kontinentaleuropa zunehmend davon ausgegangen werden, dass in Zukunft auch hier „reine“ Fußballstadien die Mehrzweckstadien mit Laufbahn verdrängen werden.

BOX 14: Geplante Stadionprojekte in England Die folgenden drei Projekte Wembley-Stadion, Ashburton Grove, New Anfield Road und Manchester City Stadium zeigen die neuesten Entwicklungen. Abb. 35: Stadion Wembley Neu, Abb. 36: Stadion Asbhurton Grove, FC 90.000, Eröffnung Frühjahr 2006 Arsenal, 60.000, Eröffnung Sommer 2005

Abb. 37: Stadion New Anfield, FC Abb. 38: Stadion Manchester City, Liverpool, 55.000, Eröffnung Sommer 2005 48.500, Eröffnung Herbst 2003

Alle Abbildungen www.stadiumguide.com/future.htm

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4 ZUSAMMENFASSUNG Hauptthema der Arbeit ist sicherlich die Darstellung von Trends in den Nutzungskonzepten multifunktionaler Sportarenen. Vor allem die Wandlung von der monofunktionalen Nutzung des Spielfeldes bis hin zu Sport- und Freizeitarenen im 21. Jahrhundert ist ein wesentlicher Bestandteil. Anfangs geben wir eine kurze Einleitung in die Entwicklung der Freizeitgesellschaft. Freizeit bekommt in der heutigen Zeit einen besonders hohen Stellenwert eingeräumt und wird so natürlich auch zu einem wirtschaftlichen Faktor. Neues zu erleben und unterhalten zu werden ist für viele Menschen sehr wichtig. Dieser Trend spiegelt sich natürlich auch im Stadionbau wieder. Die Entstehung und Entwicklung des Fußballsports und natürlich auch die Stadien werden von uns im Anschluss ausführlichst erklärt(von den Ursprüngen in England über die Jahrhundertwende in Österreich und Deutschland bis heute). Man sieht in der Entwicklung der Stadien natürlich den Wandel der Zeit wieder. Anfangs spielte man auf einfachen Plätzen oder Wiesen wo erst von Zeit zu Zeit Erweiterungen ergänzt wurden. Später benötigte man große Stadien um den gewaltigen Ansturm der Fans bewältigen zu können. Diese waren meist einfache Erdwälle auf denen Bänke montiert wurden oder reine Stehplätze. Nach dem 2. Weltkrieg verwendete man das Material der zerstörten Häuser um kostengünstig Stadien zu bauen. Weiters waren Großveranstaltungen wie Welt- und Europameisterschaften immer ein Anstoß um Stadien neu oder um zu bauen. Doch kommen heutzutage wesentliche andere Faktoren hinzu um ein Stadion zu vermarkten. Eine Überdachung oder Sitzplätze sind die Grundausstattung eines Stadions. Man benötigt viele Zusatzeinrichtungen die den Zuschauer ins Stadion locken und dem Verein ein wirtschaftliches Standbein sichert. Viele Vereine beteiligen sich heutzutage beim Stadienbau der lange Zeit ein reines öffentliches Interesse war. Teilweise errichten Vereine oder Firmen Stadien um so eine bessere Vermarktung zu gewährleisten wie zum Beispiel die Arena auf Schalke. In Zukunft geht die Entwicklung hin zu multifunktionale Stadien (in Europa mit Hauptnutzung Fußball) sicher weiter. England kann mit einigen neuen Stadienprojekten aufzeigen und gibt so sicherlich einen guten Einblick in eine neue Stadiongeneration.

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ANHANG Quellenverzeichnis BRÄNDLE, F., KOLLER, Ch.: „Goooal! Kultur- und Sozialgeschichte des modernen Fussballs“, Orell Füssli, Zürich, 2002 FIFA, Fédération Internationale de Football Association: „Technische Empfehlungen und Anforderungen für den Neubau oder die Modernisierung von Fussballstadien“, www.fifa.com, download im März 2003 MARSCHIK, M.: „Wir spielen nicht zum Vergnügen. Arbeiterfußball in der Ersten Republik.“, Verlag für Gesellschaftskritik, Wien, 1994 OPASCHOWSKI, H. W.: „Einführung in die Freizeitwissenschaft“, Verlag Leske + Budrich, Leverkusen, 1997 SCHULZE-MARMELING, Dietrich: “Fußball. Zur Geschichte eines globalen Sports“, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, 2000 SKOCEK, J.. WEISGRAM, W.: „Im Inneren des Balles. Eine Expedition durch die weite Wirtschaftswunderwelt des österreichischen Fußballs“, hpt-Verlag, Wien, 1994 SKRENTNY, W.: „Das große Buch der deutschen Fußballstadien“, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, 2001 THIEN, K., VOGLMAYER, I.: „Urbane Strukturen – neue Freizeittrends“, Werkstattbericht Nr. 29 der Stadtplanung Wien, Magistratsabteilung 18, Wien, 2000 VAN DEN BERG, L., BRAUN, E., OTGAAR, A. H. J.: “Sports and City Marketing in European Cities”, European Institute for Comparative Urban Research, Erasmus University Rotterdam, Ashgate, 2002 Wichtige Internetseiten: www.welt.de www.orf.at www.stadionwelt.de www.stadion.at www.austria.switzerland-euro2008.com www.oefb.at www.uefa.com

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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Volksfußball im 16. Jahrhundert …………………………….……………………………………… 6 Abb. 2: Schüler in Rugby beim Sport ……………………………………………………...………………… 7 Abb. 3: Luftaufnahme Crystal Palace Ground zwischen 1895 und 1914 ……………………………. 9 Abb. 4: F.A.-Cupfinale 1905 Aston Villa – Newcastle United vor 101.000 Zusehern ………………. 9 Abb. 5: Deutsches Stadion Berlin 1913 ………………………………………………………………..……12 Abb. 6: Lageplan Deutsches Stadion ………………………………………………………………………12 Abb. 7: 1913 angelegter Vereinsplatz des 1. FC Pforzheim …………………………………………… 13 Abb. 8: Kampfbahn in Stuttgart 1933 …………………………………………………………….……….. 14 Abb. 9: LASK-Platz Paul-Hahn-Straße 1921 ……………………………………………………..………… 14 Abb. 10: Parter-Rennbahn Holztribüne ………………………………...…………………………………… 16 Abb. 11: Die Hohe Warte vor dem 2. WK ………………………………………..………………………… 16 Abb. 12: Die Pfarrwiese nach der Erweiterung 1921 ……………………………...………………………17 Abb. 13: Luftbild Weststadion Wien 1980 ……………………………………………………………………17 Abb. 14: Wiener Praterstadion nach der Erweiterung 1959 …………………………………….……… 19 Abb. 15: Ernst-Happel-Stadion nach dem Umbau 1986 ……………………………………………….. 19 Abb. 16: Das Berliner Olympiastadion mit dem Schwimmstadion davor …………………………… 21 Abb. 17: Lageplan des Reichssportfeldes ………………………………………………………….……… 21 Abb. 18: Modell des Deutschen Stadions ………………………………………………….……………… 21 Abb. 19: Silbersee Nürnberg ……………………………………………………………………..…………… 21 Abb. 20: Provisorisches Trümmerstadion Hannover ……………………………………………………… 22 Abb. 21: Eintracht Braunschweig mit ihrem Trikotsponsor Jägermeister 1973 ……………………… 24 Abb. 22: Parkstadion Gelsenkirchen 1974 ………………………………………………….……………… 25 Abb. 23: Olympiastadion München 1972 …………………………………………………..……………… 25 Abb. 24: Linzer Gugl-Stadion 1976 …………………………………………………………………………… 26 Abb. 25: Stadion Lehen Salzburg 1972 ……………………………………………………………………… 26 Abb. 26: Allianz-Arena München ………………………………………………….………………………… 30 Abb. 27: Arena Auf Schalke …………………………………………………………………..……………… 30 Abb. 28: RheinEnergie Stadion Köln …………………………………………….……………………………30 Abb. 29: AWD-Arena Hannover ……………………………….…………..………………………………… 30 Abb. 30: Innenansicht Stadion Salzburg inkl. Oberrang ….…………………………………………….. 31 Abb. 31: Innenansicht St. Jakob-Park Basel …………………………..…………………………………… 31 Abb. 32: Modell Stadion Zürich ……………………………………………………….……………………… 31 Abb. 33: Zusammenwirken von Spielfeld, Besucherzonen und Parkplätzen ……………………….. 33 Abb. 34: Veranstaltungskalender Arena Auf Schalke …………………………………………………… 34 Abb. 35: Stadion Wembley Neu, 90.000, Eröffnung Frühjahr 2006 …………………………..………… 41 Abb. 36: Stadion Ashburton Grove, FC Arsenal, 60.000, Eröffnung Sommer 2005 …………….…… 41 Abb. 37: Stadion New Anfield, FC Liverpool, 55.000, Eröffnung Sommer 2005 …………………….. 41 Abb. 38: Stadion Manchester City, 48.500, Eröffnung Herbst 2003 …………………………………… 41

Projekt 3 │ Multifunktionale Sportarenen

NUTZUNGSKONZEPTE

Alexander HAHN │ Martin SCHEIFLINGER │45

Boxverzeichnis BOX 1: Crystal Palace Ground, London ……………………………………………...…………………… 9 BOX 2: Deutsches Stadion, Berlin ………………………………………...…………………………………12 BOX 3: Der klassische Vereinsplatz zu Beginn des 20. Jahrhunderts ……………………………….. 13 BOX 4: Die Volksstadien der 1920er und 30er Jahre ……………………………………………….….. 14 BOX 5: Stadion Hohe Warte, Wien ………………………………………………………………………… 16 BOX 6: Die Spielstätten des SK Rapid Wien ……………………………………………………………… 17 BOX 7: Wiener Praterstadion (heutiges Ernst-Happel-Stadion) …………………………………….. 19 BOX 8: Die wuchtigen Sportstätten der Hitlerzeit ……………………………………………….……… 21 BOX 9: Die Trümmerstadien als Symbol des Wiederaufbauwillens nach dem 2. Weltkrieg …… 22 BOX 10: Die erste „große Stadien-Revolution“ durch die WM 1974 …………………………………. 25 BOX 11: Stadienum- und Neubauten in Österreich in den 70iger Jahren …………………………. 26 BOX 12: Die „zweite große Stadien-Revolution“ durch die WM 2006 in Deutschland …………… 30 BOX 13: Die Stadien der Fußball-EM 2008 in Österreich und der Schweiz ………………………….. 31 BOX 14: Geplante Stadionprojekte in England ………………………………...………………………… 41