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BILDUNGSBERICHT 2014 KREIS RECKLINGHAUSEN KREIS RECKLINGHAUSEN DER VESTISCHE KREIS

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BILDUNGSBERICHT 2014KREIS RECKLINGHAUSEN

Kreis recKlinghausenDer vestische Kreis

Regionales BildungsbüroBildungspunkte aus dem kreisweiten Projekt Lernen vor Ort

In RecklinghausenRegionales Bildungsbüro mit dem Projekt Lernen vor OrtProjektkoordination, Bildungsmonitoring – Kreis Recklinghausen, KreishausBildungspakt Sprache und Transfer Übergang KiTa/Grundschule – Kommunales Bildungsbüro, Stadt RecklinghausenKoordination und Transfer Bildungsberatung – Kommunales Bildungsbüro, Stadt Recklinghausen

In HertenTransfer Ein Quadratkilometer Bildung – Rathaus HertenHaus der Berufsvorbereitung – Rathaus Herten

In Castrop-RauxelTransfer Übergang KiTa/Grundschule – Rathaus Castrop-Rauxel

In GladbeckBildungshaus Albert-Schweitzer – Gladbeck EllinghorstKommunales Bildungsbüro Gladbeck – Innenstadt GladbeckTransfer Bildungsvereinbarung KiTa/Grundschule – Rathaus Gladbeck

In WaltropTransfer Bildungsübergang KiTa/Grundschule – Rathaus Waltrop

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Das Regionale Bildungsbüro Kreis Recklinghausen koordiniert derzeit folgende Projekte

n Lernen vor Ort – ganzheitliches Bildungsmanagement für das Lernen im Lebenslauf: Bildungsmonitoring und Bildungsberatung, Leuchtturm- und Transferprojekte

n Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf in NRW – Frühzeitige Unterstützung von Schülerinnen und Schülern bei der Berufs- und Studienorientierung, der Berufswahl und beim Eintritt in Ausbildung oder Studium

n Gemeinsames Erziehungskonzept in Elternhaus und Grundschule – Ausbildung für Grundschullehrerinnen und -lehrer zur Durchführung von Workshops für Eltern von Vorschulkindern

n Medienerziehung im Bildungsnetzwerk – Kreisweite Unterstützung von Einrichtungen entlang der Bildungskette bei der Realisation von Projekten

n MINT im Bildungsnetzwerk – Mitwirkung bei der Koordination kreisweiter Bildungsangebote in MINT-Fächern entlang der Bildungskette, zusammen mit den Kooperationspartnern

n Pädagogische Landkarte – Redaktionelle Betreuung der außerschulischen Lernorte im Projekt „Pädagogische Landkarte“ in Kooperation mit dem LWL

n Schulleitungscoaching durch Senior-Experten – Koordination des Projektes der Stiftung „Partner für Schule“ im Kreis Recklinghausen

n Weiter-mit-Bildung.de – Angebotsrecherche, Pflege und Ausbau der Internetseite zu Weiterbildung in der Emscher-Lippe-Region

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Herausgeber

Kreis RecklinghausenDer LandratFachdienst SchulverwaltungRegionales BildungsbüroKurt-Schumacher-Allee 145657 Recklinghausenwww.kreis-re.de/Bildung

Konzept, Redaktion, Texte und Grafik: Gönül Aydin-Canpolat, Koordinatorin Bildungsmonitoring, Kreis RecklinghausenMarit Rullmann, Koordinatorin „Lernen vor Ort“, Kreis RecklinghausenMaik Runberger, Koordinator Bildungsmonitoring, Kreis RecklinghausenDr. Hans Uske, Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung Duisburg

Unter Mitwirkung der „Lernen vor Ort“ Kolleginnen Cathrin Artmann, Anja Bossert, Leonie Grage, Ann-Kathrin Hermanski, Brigitte Hubel, Anne Kuhn, Ulrich Kupke, Nadine Müller, Anke Sarrazin und dem Regionalen Bildungsbüro (Volker Blum, Kerstin Liemann).

Wissenschaftliche Begleitung: DIPF (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Berlin)

Mitarbeit in der Entwicklungswerkstatt Bildungsmonitoring 2013 - 2014: Frank Beenen, Joachim Glenneschuster, Klaus Herrmann, Norbert Johrendt, Ulrich Kupke, Carolin Lork, Detlef Möller, Ludger Muck, Angela Nährig, Christiane Rohde, Anke Sarrazin, Tim Siepke, Dr. Sabine Wadenpohl, Heike Weiring.

Projektleitung: Dr. Richard Schröder, Fachbereichsleiter Gesundheit, Bildung und ErziehungWalter Pinnow, Leiter Regionales Bildungsbüro

Auflage: 1. Auflage 2014, 1000 Expl.

Druck und Grafisches Konzept:Druck H. Buschhausen GmbH, Herten

Das Programm „Lernen vor Ort“ wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union gefördert.

ImpressumDas Regionale Bildungsbüro Kreis Recklinghausen koordiniert derzeit folgende Projekte

n Lernen vor Ort – ganzheitliches Bildungsmanagement für das Lernen im Lebenslauf: Bildungsmonitoring und Bildungsberatung, Leuchtturm- und Transferprojekte

n Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf in NRW – Frühzeitige Unterstützung von Schülerinnen und Schülern bei der Berufs- und Studienorientierung, der Berufswahl und beim Eintritt in Ausbildung oder Studium

n Gemeinsames Erziehungskonzept in Elternhaus und Grundschule – Ausbildung für Grundschullehrerinnen und -lehrer zur Durchführung von Workshops für Eltern von Vorschulkindern

n Medienerziehung im Bildungsnetzwerk – Kreisweite Unterstützung von Einrichtungen entlang der Bildungskette bei der Realisation von Projekten

n MINT im Bildungsnetzwerk – Mitwirkung bei der Koordination kreisweiter Bildungsangebote in MINT-Fächern entlang der Bildungskette, zusammen mit den Kooperationspartnern

n Pädagogische Landkarte – Redaktionelle Betreuung der außerschulischen Lernorte im Projekt „Pädagogische Landkarte“ in Kooperation mit dem LWL

n Schulleitungscoaching durch Senior-Experten – Koordination des Projektes der Stiftung „Partner für Schule“ im Kreis Recklinghausen

n Weiter-mit-Bildung.de – Angebotsrecherche, Pflege und Ausbau der Internetseite zu Weiterbildung in der Emscher-Lippe-Region

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Vorwort des Landrates

Einleitung

Teil I: Vier Jahre Bildungsnetzwerk Kreis Recklinghausen – Eine Bilanz

1. Wichtigste Ergebnisse in Kürze

2. Entwicklungsstufen des Regionalen Bildungsnetzwerks im Kreis Recklinghausen

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus – Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

3.1 Erfolge bei der Sprachförderung – Das Beispiel Recklinghausen

3.2 Ein Beispiel macht Schule – Transfer Bildungsvereinbarung Sprache in die Städte Gladbeck, Castrop-Rauxel und Waltrop

3.3 Elternbildung

3.4 Wie kleinräumige Bildungslandschaften entstehen – Das Beispiel Herten

3.5 Alternative Schulraumnutzung: Das Beispiel Bildungshaus Albert Schweitzer in Gladbeck

3.6 Transparenz und Orientierung durch Bildungsberatung 0 - 10 plus

3.7 Sport als Bildungspartner – Bewegung, Spiel und Sport in der Frühen Bildung als

Handlungsfeld der Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V.

3.8 „Auf dem Weg zur Inklusion“ – Sachstand im Grundschulbereich im Schuljahr 2013/14

4. Schwerpunkt MINT im Kreis Recklinghausen

5. Das neue Übergangssystem – Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA) – Übergang Schule-Beruf NRW

6. Entwicklungen bei den Bildungszielen

Teil II: Von der U3-Betreuung bis zur Weiterbildung – Indikatoren, Daten und Erläuterungen zur Entwicklung der Bildungslandschaft im Kreis Recklinghausen

7. Demografische und soziale Rahmenbedingungen

8. Frühe Bildung 0 - 10 plus: Von der U3-Betreuung bis zum Übergang in die weiterführenden Schulen

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8.1 Ausbau der Betreuungsplätze für unter dreijährige Kinder

8.2 Schuleingangsuntersuchungen: deutliche Fortschritte bei der Sprachförderung – Ergebnisse von 2010 bis 2012

8.3 Weniger Schülerinnen und Schüler – weniger Grundschulen

8.4 Entwicklung der Ganztagsangebote an den Grundschulen

8.5 Von der Grundschule in die weiterführenden Schulen – Das Schulformwahlverhalten

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

9.1 Allgemeinbildende Schulen

9.1.1 Weniger Schülerinnen und Schüler

9.1.2 Entwicklungen bei den Schulabschlüssen und Übergängen in die SEK II

9.2 Berufskollegs

9.2.1 Aufgaben und Leistungsspektrum der Berufskollegs

9.2.2 Schülerinnen und Schüler an den Berufskollegs

9.2.3 Schulabschlüsse an den Berufskollegs

9.3 Berufskollegs und allgemeinbildende Schulen – Zwei Wege zur Hochschulreife

9.4 Schulabschlüsse und Grundbildung an den Volkshochschulen

9.5 Die duale Ausbildung im Kreis Recklinghausen

9.5.1. Haus der Berufsvorbereitung, Herten

9.6 Gender-Perspektiven in der beruflichen Bildung

9.6.1 Schulberufssystem und duale Ausbildung

9.6.2 Geschlecht und Bildung – Zur Notwendigkeit gendersensibler Berufsorientierung im Kreis Recklinghausen

10. Berufliche Weiterbildung

10.1 Bildungsschecks

10.2 Berufliche Weiterbildung an den Berufskollegs

10.3 Berufliche Weiterbildung durch Maßnahmen des Jobcenters und der Agentur für Arbeit

10.4 Berufliche Weiterbildung an den Volkshochschulen

Anlagen Literatur

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Ein Bildungsbericht ist immer Rückblick und Ausblick in Einem. Seit über vier Jahren engagieren sich der Kreis Recklinghausen mit den zehn Städten und ihren Bildungsakteuren im Regiona-len Bildungsnetzwerk. Hier wurde in den verschiedenen Bildungsbereichen viel erreicht. Dies verdanken wir dem Bundesprogramm „Lernen vor Ort“, bei dem der Kreis Recklinghausen als eine von bundesweit 35 Projekt-Kommunen beteiligt ist. Erheblich profitierten wir auch von dem mit dem Land verabredeten Regionalen Bildungsbüro. Über innovative Praxisprojekte wie auch strukturell im kreisweiten Bildungsmonitoring und Bildungsmanagement, in Regionalen Bil-dungskonferenzen, Fachtagungen und Arbeitsgruppen wurden die Themenfelder Frühe Bildung, Übergang Schule – Beruf, Bildungsberatung und die berufliche Weiterbildung intensiv bearbeitet, zahlreiche Verbesserungen entwickelt und mit den Städten des Kreises etabliert und transferiert.

Neben den guten Entwicklungen im Bereich der Frühen Bildung sind auch die koordinierenden Tätigkeiten im MINT-Bereich (Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften-Technik) sowie im Übergang Schule – Beruf zu nennen, bei denen das Land NRW mit dem Programm Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA) wichtige Impulse setzt und finanzielle Unterstützung einbringt.

Die acht Berufskollegs des Kreises Recklinghausen haben gerade in den vergangenen Jahren ihre hohe Leistungsfähigkeit für ihre fast 20.000 Schülerinnen und Schüler unter Beweis stellen können. Neben der Umsetzung von sehr gelungenen baulichen Sanierungen konnten auch fach-lich neue Bildungsgänge eingerichtet werden, die interessante Berufsausbildungen sowie höhere Schulabschlüsse umfassen und für die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises von hoher Bedeu-tung sind.

Das im vergangenen Jahr neu etablierte „Kommunale Integrationszentrum“ wird bei der Integ-ration von Menschen mit Migrationshintergrund das Thema Bildung zum Schwerpunkt machen und die Elternarbeit im Bereich der Frühen Bildung in den Blick nehmen. Und auch der Sport hat sich als wichtiger Bildungspartner im Regionalen Bildungsnetzwerk etabliert und wird seine Aktivitäten über den Kreissportbund Recklinghausen e.V. weiter ausbauen.

Wichtige Bildungsziele, bei denen es unter den Überschriften „Beste Bildung“ und „Kein Kind geht verloren“ in den vergangenen Jahren vor allem um bessere Bildungsabschlüsse und eine möglichst frühe Förderung von Bildung ging, konnten erreicht oder zumindest ein gutes Stück voran gebracht werden.

Der Bildungsbericht Kreis Recklinghausen würdigt eine Vielzahl dieser Aktivitäten und stellt an-schaulich die messbaren Erfolge der Bildungsaktivitäten in der Region dar. Er zeigt aber auch noch vorhandene Defizite auf und bietet damit die Basis für die Entwicklung wichtiger Ziele und neuer Perspektiven und Aktivitäten in den kommenden Jahren.

Vorwort des Landrates

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Auch wenn sich das Bildungsniveau in den vergangenen Jahren insgesamt deutlich verbessert hat, erleben wir in der Region eine große Ungleichheit in Bezug auf Bildungswege und Bildungserfolge. Alle Bildungsakteure sind aufgefordert, über Förderung, Begleitung und Unterstützung mehr Gerech-tigkeit in unserem Bildungssystem zu erreichen, besonders um Bildungspotenztiale zu fördern, die bislang unentdeckt geblieben sind.

Der vorliegende Bildungsbericht stellt eine wichtige, datenbasierte Basis für die Entwicklung zukünfti-ger Bildungsziele und einem nachhaltigen, kreisweiten Bildungsmanagement dar. Ich danke den Fach-kolleginnen und Fachkollegen, die an der Erstellung des Bildungsberichtes 2014 mitgewirkt haben und wünsche allen Bildungsakteuren gute Erkenntnisse und viel Erfolg bei den zukünftigen Maßnahmen und Projekten, die zur weiteren Verbesserung der Bildung im Kreis Recklinghausen beitragen werden.

Landrat

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Vor vier Jahren beschloss der Kreis Recklinghausen, seine Bildungslandschaft neu zu ordnen und zu ver-bessern. Seitdem hat sich diese stark verändert. Der hier vorliegende kreisweite Bildungsbericht 2014 will die Veränderungen dokumentieren und aufzeigen, welche Erfolge bisher erzielt werden konnten, welche Probleme dabei zu bewältigen waren und wie die weiteren Schritte aussehen müssten.Wie bereits beim Bildungsbericht Kreis Recklinghausen 2011 können die vorgestellten Texte und Sta-tistiken keinen vollständigen Überblick über das Bildungsgeschehen geben. Es sind aber wichtige Aus-schnitte, die Einblicke in verschiedene Bildungsbereiche im Kreis Recklinghausen und seiner Städte geben:

n In Teil I werden zunächst die veränderten Strukturen der regionalen Bildungslandschaft dargestellt. Wie sieht das sich entwickelnde Bildungsnetzwerk konkret aus? Welche Institutionen und Akteure spielen welche Rolle? Welche Erfolge konnten in den letzten Jahren erreicht werden?

n Schwerpunkt der Bildungsanstrengungen im Kreis Recklinghausen ist seit einigen Jahren die Frühe Bildung 0 - 10 plus, welche von der U3-Betreuung bis zum Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule reicht (Kapitel 3 und 8).

n Kapitel 4 widmet sich dem MINT-Bereich. MINT steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Na-turwissenschaft und Technik, deren Förderung einer der Schwerpunkte der Bildungspolitik im Kreis Recklinghausen ist.

n In Teil II wird ausführlich auf die verschiedenen Bildungsstufen (U3 – KiTa Grundschule – Übergang in weiterführende Schulen) eingegangen, einschließlich der Probleme, die sich an den Übergängen ergeben.

n Teil II, Kapitel 7 enthält einige wichtige Rahmenbedingungen und Rahmendaten für die bildungs-politische Diskussion. Dazu gehören Bevölkerungsstatistiken und Statistiken zur sozialen Lage der Bevölkerung im Kreis Recklinghausen.

n In Kapitel 9 geht es um den Übergang Schule-Beruf, dessen Ausgestaltung in den letzten Jahren zunehmend in die Kritik geraten ist und der aktuell mit dem neuen Übergangssystem Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf NRW, reformiert wird.

n Berufliche Weiterbildung ist gerade in Hinblick auf den künftig zu erwartenden Fachkräftemangel ein wichtiger Pfeiler in der regionalen Bildungsstrategie. Kapitel 10 beleuchtet die Situation in der beruflichen Weiterbildung. Allerdings ist hier die Datenlage besonders schwierig.

Einleitung

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Rahmenbedingungen

n In Zukunft werden immer weniger junge Menschen und immer mehr Ältere im Kreis Recklinghau-sen leben. Besonders starke Rückgänge sind bei den 10-21jährigen zu verzeichnen.

n Jeder sechste Bewohner des Kreises Recklinghausen hat einen Migrationshintergrund. Je jünger die Altersklasse desto höher ist der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund.

n Die Kinder- und Jugendarmut liegt in allen Altersgruppen deutlich über dem Landesdurchschnitt. Jedes vierte Kind im Kreis Recklinghausen bezieht Leistungen nach dem SGB II, also „Hartz IV“.

n Der Kreis Recklinghausen ist weiterhin geprägt von hoher Arbeitslosigkeit.

Frühe Bildung 0 - 10

n Die im Bildungsbericht 2011 angestrebte U3-Betreuungsquote von 32 % ist erreicht worden. Ins-gesamt ist in allen zehn Städten des Kreises Recklinghausen ein Anstieg der U3-Betreuungsquoten festzustellen.

n Im Jahr 2011 wurde am Paul-Spiegel Berufskolleg in Dorsten ein neuer Bildungsgang „Fachschule für Sozialwesen mit der Fachrichtung Sozialpädagogik“ eingerichtet, um das Ausbildungsangebot für Erzieherinnen und Erzieher zu erweitern. Die Zahl derjenigen, die sich in eine Erzieherinnenaus-bildung begeben, wurde vom Ausbildungsjahr 2010/11 (630) bis zum Jahr 2013/14 (903) um über 43 % gesteigert.

n Der Anteil anderssprachiger Kinder, die altersgerecht Deutsch sprechen, hat sich in den letzten Jahren von 35 % auf 40 % erhöht.

n Ebenfalls ist der Anteil anderssprachiger Kinder gestiegen, die mindestens zwei Jahre in einer KiTa waren. Dieser Anteil ist seit 2009 von 76 % auf 90 % angestiegen und liegt damit nur noch um 7 Prozentpunkte niedriger als bei den deutschsprachigen Kindern.

n In allen Städten des Kreises sinken die Schülerzahlen, in einigen ist der Rückgang besonders hoch. Insgesamt betrug er im Kreis Recklinghausen in den letzten sieben Jahren 20 %. Dieser Rückgang wird andauern. So sagen beispielsweise die Zahlen von der Landesdatenbank IT. NRW einen Schü-lerrückgang von 20 % für das Jahr 2019 voraus.

n Der Ausbau des offenen Ganztags im Grundschulbereich macht sich auch in den Schülerzahlen bemerkbar. Im Vergleich zum Schuljahr 2009/10 nahm der Anteil der Schülerinnen und Schüler in Grundschulen, die im offenen Ganztagsbetrieb unterrichtet wurden, deutlich zu (inklusive einiger Angebote in Freien Waldorf- und Förderschulen). Insgesamt fand im Kreis Recklinghausen eine Stei-gerung von elf Prozentpunkten statt. Somit konnten die im ersten Bildungsbericht genannten Ziele bezüglich des Ausbaus offener Ganztagsangebote erfolgreich umgesetzt werden.

Teil I: Vier Jahre Bildungsnetzwerk Kreis Recklinghausen – Eine Bilanz

1. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

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n Bei den Übergängen von der Grundschule in weiterführende Schulen wird ein Trend sichtbar: Die Übergänge zu den Gymnasien steigen und die zu den Hauptschulen sinken. Im Kreis Recklinghausen sind die Hauptschulübergänge in den letzten fünf Jahren um über drei Prozentpunkte zurückgegangen.

Sport

n Zehn Städte und zehn Bildungsnetzwerke, Bewegungsgerechtigkeit (siehe S. 37ff) zur Unterstützung der Bildungsgerechtigkeit, das wird der organisierte Sport mit fördern.

n Die guten Ansätze der Spiel-, Bewegungs- und Sportangebote für unsere Kinder und Jugendlichen des organisierten Sports und in der Partnerschaft Verein/KiTa/Schule müssen in den nächsten Jahren ausgebaut und im Netzwerk der Bildungspartner weiterentwickelt werden.

MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik)

n Das erklärte Ziel, eine verbesserte Vernetzung bei der Koordination von Bildungsangeboten im Schwerpunkt der MINT-Fächer im Kreis Recklinghausen, um regional einem landesweit absehba-ren Fachkräftemangel in naturwissenschaftlich-technischen Berufsfeldern entgegenzuwirken, wird umgesetzt. In einem Kooperationsvertrag zwischen dem zdi-Zentrum in Marl und dem Regionalen Bildungsnetzwerk, vertreten durch das Regionale Bildungsbüro, sowie einer ersten gemeinsamen Fachtagung, wird die bisherige und zukünftige Zusammenarbeit der Partner auch nach außen sicht-bar.

Übergang Schule-Beruf

Allgemeinbildende Schulenn Die beiden zentralen Bildungsziele des Kreises Recklinghausen bis zum Jahr 2015 – mindestens

30 % Abiturienten, maximal 5 % Schulabgängerinnen und -abgänger ohne Abschluss – sind bereits jetzt (fast) erreicht.

n Der Anteil der Schulabgängerinnen und -abgänger mit Abitur ist seit dem Schuljahr 2007/08 von 26,4 % auf 33,2 % (Schuljahr 2011/12) gestiegen. Gesunken ist seitdem der Anteil derer, die ohne einen Hauptschulabschluss die Schule verlassen (Schuljahr 2007/08: 6,9 %; Schuljahr 2011/12: 5,4 %; Schuljahr 2012/13: 5,1 %).

n Weibliche Absolventen sind an allgemeinbildenden Schulen weiterhin erfolgreicher als männliche. Bei beiden ist eine positive Entwicklung zu verzeichnen.

n Im Durchschnitt über den Zeitraum der Schuljahre 2007/08-2011/12 verlassen 5,5 % der weiblichen Absolventen im Kreis Recklinghausen die Schule ohne Hauptschulabschluss, wohingegen dieser An-teil bei den männlichen Absolventen bei durchschnittlich 7,1 % liegt. Beim Abitur zeigen sich ähnliche Verhältnisse (Mädchen: 32,7 %; Jungen: 26,8 %). Für das Schuljahr 2011/12 können sowohl für Mäd-chen als auch für Jungen neue Bestwerte berichtet werden.

1. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

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n Deutsche Absolventen sind an allgemeinbildenden Schulen weiterhin erfolgreicher als ausländische. Sowohl bei deutschen als auch bei ausländischen Absolventen ist eine positive Entwicklung zu ver-zeichnen.

n Der durchschnittliche Anteil ausländischer Abgängerinnen und Abgänger ohne Hauptschulabschluss ist im Zeitverlauf bis zum Schuljahr 2011/12 im Kreis Recklinghausen deutlich höher als der ent-sprechende Anteil bei deutschen Abgängerinnen und Abgängern (13,1 % vs. 5,4 %). Beim Abitur zeigen sich ebenfalls große Unterschiede (deutsch: 32,6 %; ausländisch: 10,3 %). Im letztbetrachteten Schuljahr 2011/12 sind sowohl bei ausländischen als auch bei deutschen Absolventen die bisher po-sitivsten Anteilswerte zu vermelden.

Berufskollegsn Schülerinnen und Schüler im Kreis Recklinghausen, die an Berufskollegs einen Schulabschluss ma-

chen, verlassen dieses sehr häufig mit einer Hochschulzugangsberechtigung. Auch an Berufskollegs wird also der Trend zu höheren Schulabschlüssen bestätigt.

n In den Schuljahren 2007/08-2011/12 ist fast die Hälfte aller am Berufskolleg gemachten Schulab-schlüsse das Fachabitur. Unter Einbezug des Abiturs ergibt sich im Mittel für den betrachteten Zeit-raum ein Wert von 63,6 % Abgängerinnen und Abgängern mit Hochschulzugangsberechtigung. Ab-gängerinnen und Abgänger mit Hochschulreife erreichen im letztbetrachteten Schuljahr 2011/12 einen neuen Spitzenwert von 17 % (Abgänge mit Hauptschulabschluss fallen auf einen neuen Tiefst-wert von 8,1 %).

n Weibliche Absolventen sind auch an Berufskollegs mit Blick auf die Schulabschlüsse erfolgreicher als männliche, wobei der Unterschied zwischen den Geschlechtern weniger ausgeprägt ist als an allgemeinbildenden Schulen.

n Über die betrachteten Jahre von 2007/08-2011/12 fällt ein durchweg höherer Anteil weiblicher Fachabiturienten im Kreis Recklinghausen auf, der im Durchschnitt bei 50,1 % liegt (männlicher Durchschnittswert: 47,2 %). Beim Abitur ergeben sich durchschnittliche Werte von 16,1 % bei den männlichen und 17,7 % bei den weiblichen Absolventen, die das Berufskolleg mit einem Schulab-schluss verlassen.

n Deutsche Absolventen sind auch an Berufskollegs bei den Schulabschlüssen weiterhin erfolgreicher als ausländische.

n Deutsche Absolventen weisen im Kreis Recklinghausen einen durchgehend höheren Anteil sowohl beim Fachabitur (deutscher Durchschnitt: 50,3 %; ausländischer Durchschnitt: 34,9 %) als auch beim Abitur auf (deutscher Durchschnitt: 15,9 %; ausländischer Durchschnitt: 3,7 %). Beim Abitur fällt auf, dass im Jahr 2011/12 die Anteilswerte der beiden Gruppen wieder auseinander gehen.

n Ausländische Schülerinnen und Schüler im Kreis Recklinghausen scheinen gerade an Berufskollegs ihre Hochschulzugangsberechtigung, primär in Form der Fachhochschulreife, zu erwerben.

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Ausbildungsstatistikn Die duale Ausbildung im Kreis Recklinghausen ist im Zeitraum der Schuljahre 2008/09-2012/13 sehr

männlich geprägt, das Schulberufssystem hingegen sehr weiblich. In der dualen Ausbildung entwickelt sich das Geschlechterverhältnis seit dem Schuljahr 2009/10 zunehmend auseinander.

n Im Zeitraum der Schuljahre 2008/09-2012/13 liegt der Anteil männlicher Schüler in der dualen Berufsausbildung bei durchschnittlich 62,9 %. Im Schuljahr 2009/10 lag der Anteil der männlichen Schüler in der dualen Ausbildung bei 60,9 %. Mittlerweile (2012/13) liegt er bei 65,6 %.

n Für das Schulberufssystem lässt sich ein durchschnittlicher Wert bei den männlichen Schülern von lediglich 35,7 % berichten. Das Schulberufssystem ist eine Domäne der Mädchen.

n Die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der dualen Berufsausbildung im Jahr 2012 ist im Arbeitsagenturbezirk Recklinghausen zwar im Vergleich zum Jahr 2008 leicht gestiegen, seit 2010 aber wieder rückläufig.

n Weibliche Neuauszubildende in der dualen Ausbildung konzentrieren sich im Arbeitsagenturbezirk Recklinghausen auf weniger Ausbildungsberufe als ihre männlichen Kollegen. Bei beiden Gruppen wurde der Beruf der Verkäuferin und des Verkäufers am häufigsten gewählt.

n Knapp 75 % aller weiblichen Neuauszubildenden werden in 25 Berufen ausgebildet. Bei den männli-chen Neuauszubildenden werden knapp 68 % in 25 Berufen ausgebildet.

n Die Ausbildungsmarktbilanz im Arbeitsagenturbezirk Recklinghausen ist sehr angespannt. Die Nach-frage nach Ausbildungsplätzen hat von 2011 auf 2012 zugenommen, während das Ausbildungsplatz-angebot im gleichen Zeitraum minimal zurückgegangen ist.

n Die Ausbildungsquote, also die Anzahl der Auszubildenden im Verhältnis zur Gesamtzahl der sozial-versicherungspflichtig Beschäftigten, ist im Kreis Recklinghausen höher als der entsprechende Wert auf Ebene des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.

n Für die Jahre 2010-2012 liegt die durchschnittliche Ausbildungsquote im Kreis Recklinghausen bei 6,5 %, wohingegen sie im gesamten Bundesland Nordrhein-Westfalen bei durchschnittlich 5,4 % liegt. Sowohl im Kreis Recklinghausen als auch in Nordrhein-Westfalen ist die Ausbildungsquote in den letzten Jahren leicht gesunken.

1. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick

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Berufliche Weiterbildung

Bildungsschecksn Die Zahl der ausgegebenen Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen ist von 2011 auf 2012 wieder

leicht angestiegen. Gerade der Anteil der Bildungsschecks im Fachgebiet „Soziale und pflegerische Berufe“ ist seit 2009 stark angestiegen und liegt im Jahr 2012 bei 47 %. Bildungsschecks wurden im Jahr 2012 zu fast drei Vierteln an Frauen ausgegeben.

Berufskollegsn Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die im Rahmen der Fachschulen an Berufskollegs eine

berufliche Fortbildung durchlaufen, ist im Zeitraum der Schuljahre 2008/09-2012/13 kontinuierlich angestiegen.

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Seit vier Jahren gibt es im Kreis Recklinghausen das Regionale Bildungsnetzwerk. Die Struktur dieses Netzwerkes hat sich seitdem ständig verändert und erweitert.

Netzwerke können verwirrend sein. Aus einer Innensicht mag alles wohl geordnet erscheinen. Von außen betrachtet kann das aber sehr chaotisch wirken. So kann es auch dem Betrachter des Regionalen Bildungsnetzwerks ergehen, weshalb die Struktur in der folgenden Abbildung visualisiert ist.

Abbildung 1: Struktur des Regionalen Bildungsnetzwerkes Kreis Recklinghausen

2. Entwicklungsstufen des Regionalen Bildungsnetzwerks im Kreis Recklinghausen

Quelle: Kreis Recklinghausen, eigene Grafik

Je komplexer Netzwerke werden, desto weniger können Darstellungen dieser Netzwerke selbster-klärend sein. Deshalb wird im Folgenden erklärt, was sich hinter den Abkürzungen verbirgt, wie das Netzwerk aufgebaut wurde, wie es funktioniert, welche Schwierigkeiten überwunden werden müssen und wie es künftig weiterarbeiten soll.

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Der Regionale Lenkungskreis und der Lenkungsausschuss: Zentrale Steuerungsgremien im Kreis Recklinghausen

Im November 2009 wurde zwischen dem Kreis Recklinghausen und dem Land NRW ein Kooperati-onsvertrag geschlossen. Er sieht eine Steuerung bildungsrelevanter Themen durch einen Regionalen Lenkungskreis / Lenkungsausschuss vor, in dem neben den Vertretern des Kreises und der kreisangehö-rigen Städte auch die Schulen sowie die Schulaufsicht eingebunden sind. Der Lenkungskreis stellt dabei als kleinerer Arbeitskreis das Bindeglied zum operativen Geschäft dar. Vorsitzender des Lenkungsaus-schusses ist der Landrat in Person, wodurch sich die politische Relevanz des Themas Bildung im Kreis Recklinghausen widerspiegelt.

Das Regionale Bildungsbüro – Zentraler operativer Akteur im regionalen Bildungsnetzwerk

Das beim Kreis eingerichtete Regionale Bildungsbüro ist mit pädagogischen und verwaltungsfachlichen Kräften des Landes, des Kreises sowie des Projektes „Lernen vor Ort“ besetzt. Dieses nimmt ge-schäftsführende Aufgaben wahr und sorgt für die Kommunikation zwischen den Schulen, KiTas und allen anderen Bildungsakteuren, den Städten, dem Kreis, dem Land und den Akteuren der non-formalen bzw. außerschulischen Bildung.

Regionale Bildungskonferenzen – jährlich tagende Bildungsgipfel im Kreis Recklinghausen

Seit 2010 gibt es im Kreis Recklinghausen eine Regionale Bildungskonferenz, die als einmal jährlich ta-gender Bildungsgipfel grundlegende Bildungsfragen bearbeitet und möglichst alle relevanten regionalen Akteure einbezieht.

n Die erste Regionale Bildungskonferenz „Lernen vor Ort“ fand im Juni 2010 in Waltrop statt. Unter anderem wurden Bildungstouren zu ausgewählten Bildungsprojekten im gesamten Kreisgebiet orga-nisiert.

n Bei der zweiten Bildungskonferenz im Juli 2011 in Marl hieß das Thema „Keiner geht verloren – ge-meinsam in starken Netzwerken. Übergang Schule-Beruf und Bildungsberatung“.

n „Bildungsgerechtigkeit 0 - 10 plus – Bildungskooperationen vor Ort“, war der Schwerpunkt der dritten Bildungskonferenz in Dorsten-Wulfen im Juli 2012. Ausgehend von den Strukturen der for-malen Bildung in Schulen und orientiert an den Bildungsbiografien junger Menschen war der Blick gerichtet auf die entscheidenden Bildungsübergänge im Lebenslauf sowie auf eine möglichst frühe Förderung und Beratung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien.

n Non-formale und informelle Bildung sind Begriffe, die in den Diskussionen um Bildung an Bedeutung gewonnen haben. In der Jugend- und Integrationsarbeit spielt Bildung eine zentrale Rolle – ebenso wie in der Familienbildung. Sportvereine beschäftigen sich mit Bildungskonzepten, kulturelle Bildung und Medienbildung sind wesentliche Bestandteile einer gelingenden Bildungsbiografie. Die vierte Regionale Bildungskonferenz 2013 hatte sich das Ziel gesetzt, Bildung stärker aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, den Bildungsbegriff zu erweitern und das seit drei Jahren aufgebaute

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Bildungsnetzwerk gegebenenfalls zu erweitern. Ziel ist eine Gesamtkonzeption für kulturelles Leben und kulturelle Bildung, in dem sich formales, non-formales und informelles Lernen ergänzen.

„Lernen vor Ort“ – Innovationsprogramm zur Neustrukturierung der BildungslandschaftZentraler Ort für Innovationen im Bildungsbereich im Kreis Recklinghausen war in den letzten vier Jahren das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das noch bis Dezember 2014 von der EU geförderte Projekt „Lernen vor Ort“. Es hat sowohl Strukturveränderungen in der Bildungslandschaft bewirkt als auch erfolgreich Leuchtturmprojekte initiiert. Einige dieser Aktivitäten werden in dem hier vorliegenden Bildungsbericht näher dargestellt.

n „Lernen vor Ort“ war maßgeblich am Aufbau des Regionalen Bildungsnetzwerkes und der Erweite-rung seiner Strukturen beteiligt.

n Das Projekt hat mit der Entwicklungswerkstatt Bildungsmonitoring erstmals ein umfassendes kreis-weites Datenmanagement für viele relevante Bildungsbereiche geschaffen. Diese Werkstatt, an der Vertreter der Städte des Kreises teilnehmen, tagt regelmäßig und hat bereits mehrere Bildungs-berichte veröffentlicht. Der erste kreisweite Bildungsbericht erschien im August 2011. Als zweites Produkt erschien der kleinräumige Werkstattbericht am Beispiel der Stadtteile Recklinghausen-Süd und Herten-Süd im Jahr 2012. Das dritte Arbeitsprodukt ist der hier vorliegende kreisweite Bil-dungsbericht 2014.

n Zur Verbesserung der Bildungsberatungsstruktur arbeiten seit 2010 Akteure der Bildungs- und Be-ratungslandschaft im Netzwerk der Entwicklungswerkstatt Bildungsberatung zusammen. Austausch und Vernetzung der Schlüsselakteure sowie die Erarbeitung von Empfehlungen für die Weiterent-wicklung der Beratungslandschaft sind zentrale Themen. Eine Übersicht über Beratungsangebote und Weiterbildungskurse bietet das Internetportal www.weiter-mit-bildung.de. Die Broschüre Weg-weiser Bildungsberatung ergänzt dieses Onlineangebot. Zur Stärkung der Beratungslandschaft setzt sich „Lernen vor Ort“ gemeinsam mit den Städten im Kreis Recklinghausen im Rahmen der Trans-ferstrategie dafür ein, Bildungsberatung als zentrales Thema in die kommunale Bildungsplanung zu übernehmen.

n Der Schwerpunkt der Arbeit und der Ressourcen des Projektes „Lernen vor Ort“ liegt in der Frühen Bildung. Das Projekt bemüht sich um eine kreisweite Vernetzung aller Akteure, die in der Frühen Bildung von 0 - 10 plus verantwortlich tätig sind (Kommunal-, Träger-, Elternvertreter, KiTas, Familienzentren, OGS, Fördervereine, Vereine etc.)

n Das Bildungshaus Albert-Schweitzer in Gladbeck-Ellinghorst ist ein Beispiel dafür, wie Schulgebäude bei rückläufigen Schülerzahlen erhalten werden können, wenn dort zusätzliche Aufgaben angesiedelt werden. Hier ist ein Ort für lebensbegleitendes Lernen im Stadtteil mit Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger entstanden (siehe S. 36).

n Die Stadt Recklinghausen hat mit der Bildungsvereinbarung Sprache ein erfolgreiches Modell entwi-ckelt für die Zusammenarbeit von Kindertageseinrichtungen und Grundschulen, das derzeit in drei weitere Städte transferiert wird (siehe S. 20ff).

2. Entwicklungsstufen des Regionalen Bildungsnetzwerks im Kreis Recklinghausen

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n Das Kommunale Bildungsbüro Gladbeck wurde Anfang 2010 eröffnet. Dort findet unter anderem mobile Bildungsberatung statt (siehe S. 36f).

n Mit dem Projekt Kinder fördern – Eltern stärken hat Castrop-Rauxel ein bedarfgerechtes Modell für ein niederschwelliges Angebot der Eltern- und Familienbildung entwickelt (siehe S. 29ff).

n Herten hat mit dem Haus der Berufsvorbereitung ein Modellprojekt entwickelt, wie Jugendliche trotz zunächst fehlender Ausbildungsreife in Ausbildung kommen können (siehe S. 112).

n Es gibt in Herten schon seit Jahren das Projekt Ein Quadratkilometer Bildung (km2 Bildung), bei dem in geballter Form um eine Grundschule herum vielfältige kleinräumige Bildungsmaßnahmen organisiert werden – das Projekt Transfer km2 Bildung wird derzeit in zwei weitere Stadtteile transferiert (siehe S. 33ff).

n Die verschiedenen Transferaktivitäten des Projektes wurden am 13. März 2014 der Öffentlichkeit präsentiert und in einem Transferhandbuch dokumentiert. Das Handbuch – und eine weiterzuent-wickelnde Plattform im Internet – werden zum Projektende 2014 erscheinen und die Transferergeb-nisse so zusammenfassen, dass andere Kommunen und Kreise sie für sich nutzbar machen können. Im Transferhandbuch werden die Modelle und ihr Nutzen für die kommunale Bildungspolitik und die Implementierung erläutert, aber auch Gelingensbedingungen und Stolpersteine dargestellt. Das Handbuch soll eine „Werkzeugkiste“ sein, bei der wissenschaftlich ambitionierte Ergebnisse in allge-meinverständlicher Form an ein breites Transferpublikum gerichtet werden.

Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf NRW (KAoA)Im Kreisweiten Bildungsbericht 2011 wurde über die Pläne des Landes NRW berichtet, ein neues Übergangssystem Schule-Beruf zu schaffen, „das den Weg möglichst aller Jugendlicher entlang klarer Leitplanken in Berufsausbildung und Beruf im Sinne einer Ausbildungsgarantie ermöglicht.“ (MAIS 2011). Mittlerweile ist damit begonnen worden, die Pläne für ein neues Übergangssystem umzusetzen. Das System nimmt alle Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 8 in den Blick und soll für eine flä-chendeckende Einführung einer systematischen Berufs- und Studienorientierung sorgen. Dazu gehört auch, die Angebote im Übergang zu systematisieren, zu reduzieren und die Zugangssteuerung in die Angebote zu optimieren.

Die zur Umsetzung erforderlichen Abstimmungsprozesse werden durch eine Kommunale Koordinie-rungsstelle wahrgenommen, die im Kreis Recklinghausen dem Regionalen Bildungsbüro zugeordnet wurde.

Von dort aus wird auch die Arbeit eines speziell gebildeten Steuerungskreises unterstützt, der aus den einschlägigen Partnern der Wirtschaft, der Arbeitsverwaltung, der Schulaufsichten, der kreisangehörigen Städte u.a. besteht und der die Geschicke des Umsetzungsprozesses bestimmt (siehe S. 54ff).

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Das neu gegründete Kommunale Integrationszentrum Kreis Recklinghausen

Seit Mitte 2013 gibt es im Kreis Recklinghausen ein beim Kreis angesiedeltes Kommunales Integrations-zentrum (KI). Es hat die Aufgabe, Maßnahmen zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund zu koordinieren. Bildung steht dabei ganz oben auf der Agenda. Das Zentrum ersetzt und erweitert die Aktivitäten der bisher existierenden RAAs (Regionale Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien), die es im Kreis Recklinghausen bisher nur in Gladbeck gab. Einer der Schwerpunkte des Kommunalen Integrationszentrums ist die Elternarbeit im Bereich der frühen Bildung. Über diese Aktivitäten des Zentrums wird auf Seite 23ff berichtet.

Stärkere Einbeziehung des Sports in das Regionale Bildungsnetzwerk

Die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. hat sich im Jahr 2012 dem von der Bertelsmann Stiftung, der Deutschen Sportjugend und der Sportjugend NRW initiierten und geförderten Pilotprojekt Mitgestaltung lebenswerter Kommunen: Der gemeinnützige Kinder- und Jugendsport als Partner in Bildungsnetzwerken angeschlossen. Vor diesem Hintergrund hat sie in den Jahren 2012 und 2013 ver-schiedene beispielhafte Initiativen zu ihrer bildungspolitischen Profilierung und Positionierung sowie zur Vernetzung in der kommunalen Bildungslandschaft und zur Qualitätsentwicklung ihrer Bildungsarbeit eingeleitet. Die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. wurde im Jahr 2012 als Mitglied in den Lenkungsausschuss des Regionalen Bildungsnetzwerks im Kreis Recklinghausen aufgenommen. In Kapitel 3.7 dieses Bildungsberichts wird ausführlich auf die Rolle des Sports als Bildungspartner in der frühen Bildung eingegangen (siehe S. 32ff).

MINT – Strukturen zur Stärkung der technisch – naturwissenschaftlichen Kompetenz

Die Stärkung der technisch-naturwissenschaftlichen Kompetenz bei Kindern und Jugendlichen ist ein wichtiges Ziel des Bildungsnetzwerkes. In den letzten Jahren konnten hier entsprechende Strukturen und Aktivitäten ausgebaut werden.

Durch die intensive Aufbauarbeit des zdi-Zentrums MINT.Marl (siehe S. 46) im Bildungsnetz Schule-Hochschule-Wirtschaft wurden die Voraussetzungen geschaffen, um umfassende Experimentier- und Beratungsangebote zur Studien- und Berufswahlorientierung in MINT-Tätigkeitsbereichen für die Schü-lerinnen und Schüler aller weiterführenden Schulen des Kreises Recklinghausen unterrichtsergänzend einzubinden. Seit 2010 sind die Aktivitäten in enger Kooperation mit dem Regionalen Bildungsnetzwerk des Kreises in weitere Städte des Kreises Recklinghausen getragen worden. Das zdi-Zentrum MINT.Marl hat vom Kreis Recklinghausen das Mandat für eine Gesamtkoordination der MINT-Aktivitäten im Kreisgebiet erhalten; ein Kooperationsvertrag zwischen dem zdi-Zentrum und dem Regionalen Bil-dungsnetzwerk wurde am 5. März 2014 geschlossen. Ausführlich wird über die Aktivitäten im MINT-Bereich im Kapitel 4 berichtet (siehe S. 50ff).

Bildung im Rahmen der Fachkräftesicherung im Kreis Recklinghausen

2012 hat die Region Emscher-Lippe unter Federführung des Kreises Recklinghausen einen Handlungs-plan für die Initiative zur Fachkräftesicherung des Landes NRW erstellt (vgl. Region Emscher-Lippe, 2012). Ausgehend von Prognosen zum demografischen Wandel werden darin Konzepte erarbeitet, wie

2. Entwicklungsstufen des Regionalen Bildungsnetzwerks im Kreis Recklinghausen

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bereits jetzt Schritte eingeleitet werden können, um dem Fachkräftebedarf der Zukunft Rechnung tra-gen zu können. Bildung ist dabei eines der Kernthemen bei den insgesamt 40 vorgeschlagenen Maßnah-men. Strategische Fachkräftesicherung wird in den nächsten Jahren eine zentrale Rolle in der Förderpo-litik des Landes NRW spielen. Hier hat sich die Region gut aufstellen können.

Ausbau der Schulsozialarbeit im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets (BuT)

Das Bildungspaket der Bundesregierung unterstützt Kinder und Jugendliche, deren Eltern leistungsbe-rechtigt nach dem SGB II sind. Mit dem Bildungspaket können Lernmaterialien und Beförderungskos-ten bei Besuch einer weiterführenden Schule bezuschusst werden. Eine qualifizierte Lernförderung wird ermöglicht, wenn Kinder und Jugendliche in der Schule nicht mehr mitkommen.

In Abstimmung mit den Städten des Kreises hat der Kreis Recklinghausen Konzeptentwicklung und Koordination dieses Paketes übernommen. Befristet bis Ende 2014 wurden 60 Schulsozialarbeite-rinnen und Schulsozialarbeiter auf Vollzeitstellen eingestellt. Schwerpunkt ist die frühe Bildung in Grundschulen. Je eine Stelle wurde auch an den Berufskollegs eingerichtet.

Ausweitung der Bildungsgänge und bauliche Sanierung in den Berufskollegs

In den letzten Jahren konnten die Bildungsgänge an den Berufskollegs des Kreises Recklinghausen ausge-weitet werden, die neben beruflichen Kenntnissen oder einer Berufsausbildung nach Landesrecht auch zu einer Hochschulzugangsberechtigung, insbesondere zur Allgemeinen Hochschulreife (AHR), führen. Dies betraf insbesondere Angebote in Berufsfeldern, die für die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises wichtig sind: AHR-Gesundheit ab 2013/14 am Herwig-Blankertz-Berufskolleg in Recklinghausen, AHR-Biologietechnik am Hans-Böckler-Berufskolleg in Marl, verschiedene Bezirks- bzw. Landesfachklassen der Berufsschule (z.B. Zahntechniker am Hans-Böckler Berufskolleg in Haltern, Orthopädiemechaniker und Uhrmacherinnen am Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen). Damit übernimmt der Kreis auch eine überregionale Verantwortung im Bereich der beruflichen Bildung.

Neben der weiteren Ausgestaltung der Bildungsgänge konnten zwei Berufskollegs (Kuniberg Berufs-kolleg in Recklinghausen und das Berufskolleg Castrop-Rauxel) auch baulich saniert werden. Weitere Ausführungen zu den Berufskollegs und deren Entwicklung finden sich in Kapitel 9.2 auf Seite 87ff.

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Die Frühe Bildung 0 - 10 plus ist der zentrale Schwerpunkt der Bildungsanstrengungen im Kreis Reck-linghausen. Hier lassen sich für die letzten Jahre messbare Erfolge nachweisen. Im Folgenden wird darge-stellt, welche Konzepte für diesen Bereich entwickelt wurden, inklusive der Bemühungen, die einzelnen Stufen der frühen Bildung sinnvoll miteinander zu verzahnen.

3.1 Erfolge bei der Sprachförderung – Das Beispiel Recklinghausen

Die Stadt Recklinghausen fördert seit vielen Jahren intensiv die sprachliche Bildung von Kindern. Durch eine fachbereichsübergreifende Vernetzung und inhaltliche Verbindung von Bundesprojekten wurden ge-samtstädtische Konzepte im Bildungsbereich Sprache systematisch forciert und nachhaltig implemen-tiert. Die Wirkung dieser Vernetzung wird jetzt erstmals durch die Gesundheitsberichterstattung (2013) des Kreises belegt, die eine Erhebung aus den Jahren 2010 bis 2012 über den Sprachstand von Kindern während der Schuleingangsuntersuchung veröffentlichte: Hier wird für die Stadt Recklinghausen eine Verbesserung des altersgerechten Sprachstandes bei anderssprachigen Kindern von 27 % im Jahr 2010 auf 41 % im Jahr 2012 ausgewiesen. Kinder mit deutscher Muttersprache konnten ihr altersgerechtes Sprachvermögen im Ermittlungszeitraum ebenfalls von 86 % auf ein Niveau von 92 % steigern.

Diese Initiative im Bildungsbereich Sprache wurde von dem Bildungsdezernenten der Stadt, dem Fach-bereich Kinder, Jugend und Familien, dem Fachbereich Schule und Sport mit dem Kommunalen Bildungs-büro und den politischen Gremien initiiert und von den Trägervertretern der KiTas und der Schul-aufsicht für die Grundschulen vor Ort mit getragen. Der Ausbau aller Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren und die damit einhergehende Veränderung der Betrachtung der gesamten Familien in der Bildungsbiografie von Kindern tragen maßgeblich zu einer veränderten Haltung der gesamtstädti-schen Betrachtung der Bildung, insbesondere der Sprachbildung bei. Vor diesem Hintergrund wurden in den Familienzentren Sprachkurse für Eltern implementiert und Rucksackgruppen (siehe S. 27ff) auf- und ausgebaut. Auf dieser Grundlage konnte Schritt für Schritt mit den Akteuren vor Ort die Recklinghäuser Bildungsvereinbarung Sprache – als Leuchtturmprojekt im Rahmen von „Lernen vor Ort“ – erarbeitet werden. Dies führte auch zu einer großen Identifikation bei den beteiligten Institutionen und deren Partnern.

Die Recklinghäuser Bildungsvereinbarung Sprache hat zum Ziel, dass jedes Kind sprachlich in der Lage ist, dem Grundschulunterricht folgen zu können. In diesem Zusammenhang werden die Eltern verstärkt in die Bildungsarbeit integriert und erhalten im gemeinsamen Lernprozess einen individuellen Überblick über den Lernstand ihrer Kinder sowie konkrete Hinweise zur Lernunterstützung durch die Familie. Die Recklinghäuser Bildungsvereinbarung Sprache deckt folgende Kompetenzfelder ab:

n Personale/soziale Kompetenzen im Bildungsbereich Sprache; (wie z.B. sich begrüßen, verabschieden, bedanken, entschuldigen können);

n Sprechfähigkeit/Sprachfähigkeit; (wie z.B. in ganzen Sätzen sprechen);

n Phonologische Bewusstheit; (wie z.B. Wörter in Silben gliedern können).

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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Sie ist zielorientiert und operationalisierbar, d.h. praxisnah formuliert.Parallel sind die Sprachfachkräfte der Bundesinitiative „Offensive Frühe Chancen: Schwerpunkt-KiTas Sprache & Integration“ Teil des gesamtstädtischen Netzwerkes und werden von der Koordinatorin der Bundesinitiative „Lernen vor Ort“ fachlich begleitet. Mit der „Offensive Frühe Chancen“ setzt sich die Bundesregierung dafür ein, dass jedes Kind von Anfang an faire Chancen hat. Gute Bildungsangebote in den KiTas müssen deshalb so früh wie möglich bundesweit zur Verfügung stehen. Das Bundesprojekt un-terstützt damit seit Frühjahr 2011 die unterschiedlichen bestehenden Initiativen und Fördermaßnahmen zur frühzeitigen Förderung und Unterstützung von Familien aus sozial schwachen Milieus und Regionen im Bildungsbereich Sprache. 15 zusätzliche Fachkraftstellen mit 19,5 Wochenstunden konnten dadurch in Einrichtungen mit besonderem Sprachförderbedarf eingestellt werden.

Im Einzelnen sind in der Stadt Recklinghausen folgende konzeptionelle Bausteine entwickelt worden:n Entwicklung und Implementierung der Recklinghäuser Bildungsvereinbarung Sprache als gesamtstäd-

tischer Prozess im Bildungsbereich Sprache;

n Schaffung von sieben Bildungsregionen in Recklinghausen zur intensiven inhaltlichen Zusammenar-beit von KiTas und Grundschulen im Quartier;

n Einführung einer gemeinsamen, gesamtstädtischen Übergangsdokumentation;

n Durchführung von Elterninformationsveranstaltungen zur Einschulung durch Grundschulen und Ki-Tas aus einem Quartier;

n Aufbau von Elternschulen im Rahmen des Rucksackprogramms im Übergang KiTa-Grundschule im ersten Schuljahr;

n Übernahme des Sprachförderprogramms aus der KiTa in die Grundschule eines Quartiers;

n Qualifizierung und Einsatz von Lesepatinnen und Lesepaten in Kooperation mit der Familienbil-dungsstätte vor Ort;

n Installation des Bundesprogrammes „Lesestart“ in Kooperation mit Kinderärzten und Büchereien verschiedener Trägerschaft;

n Projekte rund um den Bundesvorlesetag, z.B. Leseprojekt von Realschülerinnen und -schülern in einer Kindertageseinrichtung im gleichen Quartier;

n Modell zur Ausbildung von Sprachscouts aus weiterführenden Schulen für KiTas und Grundschulen im Quartier.

Die enge Verzahnung von Bundesprojekten und Fachbereichen und die Zusammenarbeit der Institutio-nen im Rahmen der Recklinghäuser Bildungsvereinbarung Sprache ist ein gesamtstädtisches, trägerüber-greifendes Konzept für die frühe Bildung und Förderung von Kindern und gehört zur Bildungslandschaft der Kommune. Alle Akteure haben sich im gleichen Maße zum Ziel gesetzt, Kinder so zu fördern, dass jedes Kind dem Schulunterricht folgen kann und damit eine Chance auf gesellschaftliche Teilhabe hat. Gleichzeitig bildet es eine Grundlage für die Begegnung der Akteure auf Augenhöhe und der damit ein-

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hergehenden Möglichkeit der Platzierung von quartiersorientierten Projekten und Modellen, die nach abgeschlossener Erprobungsphase möglicherweise auf andere Quartiere übertragen werden können. Zu diesem Zweck hat die Stadt, wie oben bereits erwähnt, sieben Bildungsregionen eingerichtet, in denen die Kindertageseinrichtungen und Schulen im Primarbereich eng über gemeinsame Veranstal-tungen, fachlichen Austausch, gemeinsame Fortbildungen und einen regionalen Kooperationskalender zusammenarbeiten. Mit allen Leitungen der Kindertageseinrichtungen, Grundschulen, Trägern und der Stadt wurde nach der Etablierung der Regionen die Bildungsvereinbarung Sprache erarbeitet, strukturiert, diskutiert und unterzeichnet.

Kontakt:Anke SarrazinTransferberaterin Bildungspakt SpracheBildungsbüro Stadt RecklinghausenFriedrich-Ebert-Straße 4045669 RecklinghausenTelefon: 02361.502285E-Mail: [email protected]

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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3.2 Ein Beispiel macht Schule – Transfer Bildungsvereinbarung Sprache in die Städte Gladbeck, Castrop-Rauxel und Waltrop

Maßgebliche Aufgabe der zweiten Projektförderphase von „Lernen vor Ort“ 2012-2014 ist der Transfer von Produkten in andere Städte. Transfer bedeutet an dieser Stelle nicht der Recklinghäuser Bildungs-vereinbarung Sprache einen anderen Namen zu geben, sondern auf Basis der Vereinbarung in anderen Städten individuelle Prozesse anzustoßen, kommunale Prozessketten anzuregen und damit ein eigenes Produkt zu entwickeln. Unter Berücksichtigung der kommunalen Strukturen und der Interessen der am Prozess beteiligten Personen entstehen passgenaue Vereinbarungen und Orientierungshilfen. Aus-schlaggebend für die Motivation und die Nachhaltigkeit des Ergebnisses ist die individuelle Erarbeitung und Feinabstimmung der Einzelergebnisse unter Einbeziehung aller Beteiligten. Die Recklinghäuser Bil-dungsvereinbarung Sprache wird derzeit in die Städte Castrop-Rauxel, Gladbeck und Waltrop transferiert. Dort entstehen eigene, neue Produkte.

Stadt Waltrop

Ausgangslage der Stadt Waltrop war der Wunsch, die Vernetzung von elf KiTas und vier Grundschulen im Bereich des Übergangs von der KiTa in die Grundschule zu stärken bzw. neu zu gestalten. Im Rahmen einer kommunalen Bildungskonferenz wurde von den pädagogischen Fachkräften aus dem Elementar- und Primarbereich der Stadt Waltrop eine gesamtstädtische und standardisierte Übergangsgestaltung gefordert. Die Kommune, im Speziellen der Fachbereich Jugend, Soziales, Kinder und Familie mit der

Sprachförderung

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Fachberatung für Kindertageseinrichtungen, ist dieser Forderung nachgegangen und hat die Experten für Übergangsgestaltung aus dem Projekt „Lernen vor Ort“ um Unterstützung gebeten.

Bei der konstituierenden Sitzung ist entschieden worden, die Gruppe der KiTas und Grundschulen nicht sozialräumlich zu unterteilen, sondern gesamtstädtisch und gemeinsam an einem Übergangskonzept zu arbeiten, um die größtmögliche Übereinstimmung zu gewährleisten. Aufgrund der überschaubaren Gruppengröße hat sich an dieser Stelle eine gemeinsame Bearbeitung angeboten. In der Gruppe waren die jeweiligen Leitungen oder deren Stellvertretende der Institutionen, die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter, die Koordinatorinnen und Koordinatoren der offenen Ganztagsbetreuung der Grundschulen sowie die kommunale Fachberatung der Kindertageseinrichtungen vertreten. Eingeladen waren jeweils auch die Trägervertretungen, die sich punktuell an den Arbeitsprozessen beteiligten.

Schwerpunkt der gesamtstädtischen Übergangsgestaltung sollte die Entwicklung von Standards werden, und zwar in den Bereichen

n Informationsaustausch über Angebote und Konzepte der jeweiligen Institutionen;

n Austausch über Erwartungen an die abgebenden und aufnehmenden Institutionen;

n Kennenlernen der Grundschule der abgehenden Kinder aus der KiTa;

n Ansprechpartnerinnen und -partner in Schule und KiTa;

n Einverständniserklärung zum Informationsaustausch und Zusammenarbeit zwischen KiTa und Grundschule;

n Einheitliche Entwicklungsdokumentation zum Übergang anlässlich des Anmeldegespräches zur Grundschule;

n Bildungsvereinbarung zwischen KiTa und Grundschule zu unterschiedlichen Entwicklungsbereichen.

Die Gruppe hat sich in regelmäßigen Abständen von ca. zwei Monaten für ca. zwei Stunden getroffen.

Stadt Castrop-Rauxel

Strukturell bildet sich der Bereich der Frühen Bildung 0 - 10 plus in 26 Kindertageseinrichtungen und 12 Grundschulen ab. Anlässlich der Erprobung von Grundsätzen zur Bildungsförderung hat sich das Netzwerk Stark in Ickern für die Stadt Castrop-Rauxel im Bereich Übergang KiTa/Grundschule gebildet. Für das lebenslange Lernen ist der Übergang von der KiTa in die Grundschule eine wichtige Etappe der kindgemäßen Entwicklung. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die gemeinsame Bearbeitung einer Übergangs-gestaltung durch alle Beteiligten aus den jeweiligen Institutionen.

Zum Auftakt fand eine Kick-Off-Veranstaltung statt, bei der mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung zum Beispiel konzeptionelle Rahmenbedingungen oder übergreifende Konzepte vorgestellt und disku-tiert wurden. Maßgeblicher Ausrichter der Veranstaltung und des weiteren Verlaufes waren der Bereich Kinder- und Jugendförderung und der Bereich Kultur, Weiterbildung, Qualifizierung. Unterstützt wurde die Kommune von den Expertinnen für Übergangsgestaltung aus dem Projekt „Lernen vor Ort“.

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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Ziel der Kick-Off-Veranstaltung war unter anderem die Gründung einer Steuerungsgruppe zur Erarbei-tung gemeinsamer struktureller Standards zur Verbesserung und Stärkung für die Anschlussfähigkeit der Bildungsprozesse beim Übergang KiTa/Grundschule. Die Steuerungsgruppe, die sich aus interessierten Vertretern der unterschiedlichen Institutionen zusammensetzte, definierte das Ziel einer gemeinsamen Übergangsgestaltung in Form von:

n Einverständniserklärung zum Informationsaustausch und Zusammenarbeit zwischen KiTa und Grundschule;

n Einheitliche Entwicklungsdokumentation zum Übergang anlässlich des Anmeldegespräches zur Grundschule;

n Kooperationskalender zwischen KiTa und Grundschule;

n Gemeinsame Infoveranstaltung für Vorschuleltern;

n Gegenseitige Hospitationen in KiTa und Grundschule der Kinder und Fachkräfte.

Die Steuerungsgruppe traf sich ca. alle zwei bis drei Monate für jeweils zwei Stunden.

Am 6. 03. 2014 wurde die ausgearbeitete Vereinbarung auf einer Follow Up Veranstaltung in Castrop-Rauxel unterzeichnet

– von links Claudia Wimber, Anja Bossert, Petra Glöß, Anke Sarrazin und Dr. Richard Schröder.

Stadt Gladbeck

Bei der Vorstellung der Transfergegenstände während der von „Lernen vor Ort“ initiierten Transferkon-ferenz im Februar 2012 entstand für die Jugendhilfeplanung und KiTa-Fachberatung der Stadt Gladbeck die Idee, ebenfalls eine Bildungsvereinbarung im Bereich Sprache für die Übergangsgestaltung von der KiTa in die Grundschule umzusetzen. Anschließend wurde das Amt für Jugend und Familie, Amt für Erziehung, Bildung und Familie, das Amt für Integration und Sport, die Arbeitsgruppe der Trägerver-

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tretungen der Kindertagesbetreuung, die untere Schulaufsicht und die Schulleitungen der Stadt Glad-beck mit einbezogen. In Abstimmung aller Beteiligten wurde der Prozess als gesamtstädtischer Wille angestoßen.

Circa ein Jahr später fand eine konstituierende Sitzung mit allen Leitungen der KiTas und Grundschu-len statt. Daraus bildeten je eine KiTa- und eine Grundschulleitung aus jedem Bildungsraum eine Ent-wicklergruppe zur Erarbeitung dieser Bildungsvereinbarung Sprache, unterstützt von Mitarbeitenden der Kindertagespflege und Schulsozialarbeit. Flankierend wurden die Erfahrungen aus dem Stadtteilprojekt Mitte „Koordinierungsstelle KiTa, Grundschule und Eltern“ zur Stärkung des Übergangs von der KiTa in die Grundschule als Ausgangsbasis mit aufgenommen.Ergebnis dieser Sitzung waren die Rahmenbedingungen für die Erarbeitung der Bildungsvereinbarung, mit dem Schwerpunkt sprachliche Bildung der Kinder im Elementar- und Primarbereich.

Die Gladbecker Bildungsvereinbarung Sprache dient als Orientierungshilfe. Sie bietet einen verlässlichen Rahmen für die pädagogischen Bemühungen, ein gesamtstädtisches Übergangsmanagement von der Kindertageseinrichtung zur Grundschule für alle am Bildungsprozess Beteiligten optimal zu gestalten. Gleichzeitig wird die Transparenz der individuellen pädagogischen Ausgestaltung zwischen den Einrich-tungen untereinander und der Kommunikation mit Eltern und Familie angestrebt. Eltern und Familien sollen als zentrale Partner in die gemeinsamen Bildungsanstrengungen einbezogen werden. Es gilt sie zu motivieren, aktiv mit eigenen Erziehungs- und Bildungsbeiträgen ihren Kindern das Erlernen der deut-schen Sprache und der Herkunftssprache zu ermöglichen.

Die Gladbecker Bildungsvereinbarung Sprache strebt bewusst einen hohen Standard sprachlicher Kom-petenzen an, die Kinder mitbringen sollten, um den Übergang zur Grundschule zu meistern. Daher ist allen Beteiligten bewusst, dass diese Kompetenzen nicht in jedem Einzelfall und Bildungsraum der Stadt gleichermaßen erreicht werden können. Die Ziele so zu formulieren hat den Sinn, den Bildungsbereich Sprache als Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Bildungsbiografie von Kindern deutlich hervorzu-heben und die Wichtigkeit der gemeinsamen Anstrengungen aufzuzeigen.Die Entwicklergruppe traf sich ca. alle zwei bis drei Monate für jeweils zwei Stunden.

Kontakt:Anke SarrazinKoordinatorin Transfer Bildungspakt SpracheBildungsbüro Stadt RecklinghausenFriedrich-Ebert-Str. 4045669 RecklinghausenTelefon: 02361.502285E-Mail: [email protected]

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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3.3 Elternbildung

Kinder verantwortungsvoll zu erziehen, stellt sowohl Eltern als auch Akteure des Bildungs- und Erzie-hungsbereichs vor große Herausforderungen. Häufig fühlen sich Eltern mit dieser Aufgabe allein gelassen und verunsichert. Der Kreis Recklinghausen setzte sich mit dem Projekt „Lernen vor Ort“ das Ziel, Eltern in ihrer Erziehungs- und Beratungskompetenz zu stärken. In einigen kreisangehörigen Städten wurden zahlreiche niederschwellige Angebote der Elternarbeit installiert, die kurz vorgestellt werden.

Das Konzept Rucksack KiTa

Zielgruppe des Konzeptes sind Eltern mit Migrationshintergrund und ihre Kinder zwischen vier und sechs Jahren, die eine Tageseinrichtung besuchen sowie die KiTas, die von ihnen besucht werden.

Rucksack KiTa geht von folgender Idee aus: Sprachliche Bildung beginnt in der Familie und wird ergänzt und fortgeführt in der Kindertageseinrichtung. Rucksack KiTa unterstützt Kinder und Eltern mit Zuwan-derungsgeschichte sowie Kindertageseinrichtungen in diesem Bildungsprozess. Die Mehrsprachigkeit wird dabei als Potenzial der Kinder aufgegriffen. Rucksack KiTa hat die allgemeine sprachliche Bildung anhand von Themen („Körper“, „Kindertageseinrichtung“, „Familie“) zum Ziel. Die Kinder werden von den Eltern in der Herkunftssprache und von den Erzieherinnen und Erziehern in der deutschen Sprache gefördert. Zudem ist Rucksack KiTa ein Elternbildungsprogramm: Eltern erfahren, wie sie ihre Kinder in der allgemeinen Entwicklung optimal fördern können.

Die Eltern werden als Experten für die Erziehung ihrer Kinder sowie für das Erlernen der Herkunfts-sprache angesprochen. Sie treffen sich für die Dauer von neun Monaten wöchentlich und werden durch Elternbegleiterinnen und Elternbegleiter angeleitet, die speziell dafür ausgebildet sind. Unterstützt wird die Arbeit durch die Rucksack KiTa-Materialien (die in zehn Sprachen vorliegen), die den Eltern Anregun-gen für die täglich wechselnden Aktivitäten und die muttersprachliche Arbeit mit ihren Kindern geben. Die Anbindung an die KiTa ist eine Bedingung für die Durchführung des Programms. Hier erfolgt die Förderung in der deutschen Sprache parallel zur Arbeit mit den Eltern. Die Kindertageseinrichtung und die Elterngruppe koordinieren dabei ihre Arbeit. Eltern, Erzieherinnen und Erzieher gehen eine Erzie-hungspartnerschaft ein, die auch die interkulturelle Öffnung der Einrichtung unterstützt.

Zur Durchführung von Rucksack KiTa muss eine Vereinbarung mit den Kommunalen Integrationszentren NRW abgeschlossen werden. Der Träger vor Ort finanziert die Programmdurchführung, u.a. Schulungen, Honorare sowie Anleitung der Elternbegleiterinnen. Das Kommunale Integrationszentrum bietet Infor-mationsveranstaltungen und Schulungen an.

Kurz gefasst verfolgt das Konzept Rucksack KiTa folgende Ziele:

n Stärkung der Erziehungskompetenz der Eltern;

n die Förderung der Familiensprache durch die Eltern sowie der Zweitsprache durch Erzieherinnen und Erzieher;

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n Stärkung des Selbstwertgefühls der zugewanderten Eltern und ihrer Kinder und Stärkung des Selbstbewusstseins für die eigene Erziehungskompetenz;

n die Stärkung der interkulturellen Pädagogik und des Mehrsprachenkonzepts der Einrichtung.

Weitere InformationenInternet:www.kommunale-integrationszentren-nrw.de/rucksack-1www.rucksack-griffbereit.raa.de/

Griffbereit

Zielgruppe sind Eltern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte mit ihren Kindern im Alter zwischen ein und drei Jahren.

Griffbereit fördert die frühkindliche Entwicklung durch konkrete kleinkindgerechte Aktivitäten und schafft eine wichtige Grundlage zum Erwerb von Sprachkompetenz. Die Mehrsprachigkeit wird dabei als Potenzial der Kinder gesehen. Dadurch kommen Kleinkinder aus Familien mit Migrationshintergrund schon sehr früh mit der deutschen Sprache und deutsche Kinder mit einer Fremdsprache in Kontakt. Griffbereit ist zudem ein Elternbildungsprogramm: In der Gruppe erfahren diese, wie sie ihre Kinder un-gezwungen, aber regelmäßig in entwicklungsfördernde Kommunikations- und Sprachspiele verwickeln können.

Griffbereit wird in Kindertageseinrichtungen oder Familienzentren durchgeführt. Auf diese Weise wer-den die Familien früh an das Bildungssystem herangeführt. Die Akteure im Programm sind die Eltern. Sie sind Sprachvorbilder und haben im Alltag den engsten Bezug zu ihren Kindern. Eltern und Kinder nehmen für die Dauer von ca. einem Jahr wöchentlich an der Griffbereit-Gruppe teil, angeleitet durch zwei dafür ausgebildete Elternbegleiterinnen. In der Gruppe werden immer zwei Sprachen gesprochen: Deutsch und die Herkunftssprache. Gearbeitet wird mit den Griffbereit-Elternmaterialien in der Gruppe und zu Hause. Sie liegen in zehn verschiedenen Sprachen vor und enthalten Themenvorschläge und An-regungen rund um Spiel und Sprache für täglich variierende Aktivitäten, die die Eltern mit ihren Kindern ausführen.

Zur Durchführung von Griffbereit muss eine Vereinbarung mit dem Kommunalen Integrationszentrum vor Ort abgeschlossen werden. Der Träger vor Ort finanziert die Programmdurchführung sowie die Schulung, das Honorar und die Anleitung der Elternbegleiterinnen. Das Kommunale Integrationszent-rum bietet Informationsveranstaltungen und Schulungen an.

Dies Konzept wird teilweise auch an Grundschulen als Rucksack Schule durchgeführt und ist sehr stark an Rucksack KiTa angelehnt.

Rucksack KiTa findet an folgenden Orten statt: Gladbeck hat fünf Gruppen und zweimal Rucksack-Schule; auch in Castrop-Rauxel gibt es vier Rucksack-KiTa Gruppen; in Recklinghausen sind es 12, mit denen 13 Einrichtungen betreut werden.

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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Die Ziele von Griffbereit sind:

n Förderung der frühkindlichen Entwicklung;

n Förderung der Interaktion und Kommunikation zwischen Eltern und ihren Kindern;

n Förderung der deutschen und gleichzeitig der muttersprachlichen Sprachkompetenzen.

Kontakt:Sabine Leipski Kommunales Integrationszentrum Kreis RecklinghausenKurt-Schumacher-Allee 145657 RecklinghausenTelefon: 02043.685815E-Mail: [email protected]

Neda Mehrabi-NeumannTelefon: 02305.92150-22E-Mail: [email protected]

Internet: www.rucksack-griffbereit.raa.de

Castrop-Rauxel: Kinder fördern – Eltern stärken

Im Rahmen des Projektes „Lernen vor Ort“ wurde das Leuchtturmprojekt Kinder fördern – Eltern stär-ken in Castrop-Rauxel installiert.

Es entstand ein Arbeitskreis, an dem Akteure aus den Bereichen der Kinder- und Jugendförderung, der Schule, der Kultur, Weiterbildung, Qualifizierung (VHS) und dem Projekt „Lernen vor Ort“ mitarbeite-ten.

Im Mai 2010 fand die erste Fachkonferenz Eltern und Familienbildung statt und es wurde ein trägerüber-greifendes Konzept der Eltern- und Familienbildung erarbeitet. Mit dem Netzwerk Stark in Ickern, das aus einer Grundschule und drei Kindertageseinrichtungen besteht, nahm die Stadt Castrop-Rauxel an der Erprobung der Grundsätze zur Bildungsförderung des Landes NRW teil und wurde dabei von der VHS und dem Projekt „Lernen vor Ort“ unterstützt.

Ende des Jahres 2011 übernahm die VHS die federführende Verantwortung des Projektes. Die Installie-rung einer Präventionskette von der Geburt bis zum Übergang von der Schule in den Beruf zeigt sich in der Umsetzung folgender Inhalte:

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Kooperationsverträge

Seit 2007 entwickelt das Land NRW mit dem Projekt „Familienzentrum NRW“ Kindertageseinrichtun-gen zu zertifizierten Familienzentren. Zu Beginn des Projekts hat das Forschungs- und Entwicklungsin-stitut PädQUIS gGmbH (Pädagogische Qualitäts-Informations-Systeme) auf der Grundlage der Güte-siegelbroschüre den Fragebogen „Familienzentrum NRW“ entwickelt. Es ist mit der (Re)-Zertifizierung beauftragt und verleiht den Einrichtungen nach einer entsprechenden Prüfung gegebenenfalls das Güte-siegel „Familienzentrum NRW“.

Im Rahmen dieser (Re)-Zertifizierung der Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren schloss die VHS mit sieben von neun Familienzentren Kooperationsverträge, die die gemeinsame Organisation von Veranstaltungen für Familien, gemeinsame Programmplanung sowie Fortbildungen für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beinhalten (www.paedquis-familienzentrum.de).

Elternuniversität

Unter dem Thema „Erziehen, bilden und begleiten – Was unsere Kinder brauchen“ wurde im Oktober 2011 als Gemeinschaftsaktion von „Lernen vor Ort“ und der Volkshochschule Castrop-Rauxel die El-ternuniversität gegründet. Diese kostenlose Veranstaltung richtet sich an alle, die mit Kindererziehung zu tun haben – Eltern, Stiefeltern, Großeltern, pädagogische Fachkräfte etc. – und beschäftigt sich neben Erziehungs- und Bildungsfragen auch mit den gesundheitlichen Aspekten des Heranwachsens.

In den zahlreichen Workshops bekommen die Teilnehmenden zum einen fachlichen Input, gleichzeitig wird ihnen Raum für Kontakte und Gespräche gegeben. Bisher wurde die Elternuni in den Jahren 2012 und 2013 einmal jährlich durchgeführt.

Netzwerk Eltern und Familienbildung

Mit der Offensive Anschwung Initiative für Frühe Chancen setzt sich die Bundesregierung dafür ein, dass jedes Kind von Anfang an faire Chancen hat. Gute Bildungsangebote in den KiTas müssen deshalb so früh wie möglich bundesweit zur Verfügung stehen.

Im Rahmen dieser Initiative gründete sich ein Netzwerk für Eltern- und Familien-bildung, in dem zahlreiche Fachkräfte aus unterschiedlichen pädagogisch-medizi-nischen Arbeitsfeldern mitarbeiten. Um Eltern und Familien die verschiedenen Angebote der Bildungs- und Bera-tungsstellen für Familien in Castrop-Rauxel aufzuzeigen, wurde ein Wegweiser erarbeitet, der ständig online aktualisiert wird (www.castrop-rauxel.de/Stadtin-formation_Kultur_Freizeit_und_Sport/Kultur/VHS/Familienwegweiser_Initiati-ve_Anschwung.pdf).

Durch den Anstoß des Projektes „Lernen vor Ort“ und der lückenlosen Wei-terarbeit durch die VHS ist es der Stadt Castrop-Rauxel gelungen, verbindliche Strukturen für eine träger- und institutionenübergreifende Kooperation zu ins-tallieren. Im Rahmen der Eltern- und Familienbildung wurden 60 Veranstaltungen mit 850 Teilnehmerinnen im Jahr 2012 und 58 Veranstaltungen mit 1.300 Teilneh-mern im Jahr 2013 durchgeführt.

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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Abbildung 2: Wichtige Kooperationspartner für eine erfolgreiche Eltern- und Familienarbeit (Bsp. VHS Castrop-Rauxel)

Quelle: Kreis Recklinghausen, eigene Grafik

Kontakt:Anja BossertTransferberaterin Übergang KiTa/Grundschule Stadt HertenKurt-Schumacher-Str. 245699 HertenTelefon: 02366.303-263E-Mail: [email protected]

Gemeinsames Erziehungskonzept in Elternhaus und Grundschule im Kreis Recklinghausen

Eltern spielen eine Schlüsselrolle für den Bildungs- und Schulerfolg ihrer Kinder; die schulische Bil-dungsarbeit ist in hohem Maße abhängig von den erzieherischen Einflüssen im familiären Umfeld. Hin-zu kommt, dass Lehrerinnen und Lehrer häufig Erziehungsaufgaben für ihre Schüler und Schülerin-nen übernehmen und viel Energie aufwenden müssen, um erst einmal eine sichere Lernatmosphäre zu gewährleisten. Daher müssen Schule und Eltern zum Wohle des Kindes kooperieren. Das heißt, die Grundschule muss die Eltern stärker einbinden, um so die bisherige Trennung von Bildung und Erzie-hung aufzulösen und wirkungsvolle erzieherische Gemeinsamkeiten zu finden. Hier setzt das Projekt Gemeinsames Erziehungskonzept in Elternhaus und Grundschule an. Grundschullehrerinnen und -lehrer werden dazu ausgebildet, gemeinsam mit den Eltern ein positives Erziehungskonzept zu entwickeln und durchzuführen. Dieses Projekt wurde von der Stiftung Westfalen-Initiative ins Leben gerufen und wird mittlerweile auch von anderen Stiftungen wie der help & hope Stiftung, der Reinhard Mohn Stiftung und der Friedel & Gisela Bohnekamp-Stiftung betreut und unterstützt.

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Noch vor der Einschulung erarbeiten die Kursleiterinnen und Kursleiter zusammen mit den „neuen“ Eltern an fünf Abenden ein gemeinsames Erziehungskonzept als Grundlage für eine optimale Förderung des Kindes. Im nächsten Schuljahr kann das Konzept auf Wunsch der Eltern an weiteren Abenden ver-tieft werden. Außerdem werden die Eltern in den folgenden Schuljahren immer wieder in zwanglosen Gesprächskreisen von der Schule begleitet und unterstützt, damit die neu gelernten Strategien zur Routine werden. Lehrer und Eltern wachsen so zu einem Team zusammen, das für die vier Grund-schuljahre zusammenbleibt. Es wird ein partnerschaftlicher Umgang gepflegt, der von Wertschätzung und Vertrauen geprägt ist. Gemeinsam wird nach dem besten Weg für das Kind gesucht – Elternhaus und Schule wachsen zu einem einheitlichen Lebensraum zusammen. Die Kinder entwickeln eine stär-kere Leistungsmotivation, gesteigertes Selbstvertrauen und emotionale wie soziale Kompetenz. Das im Projekt vermittelte Eltern-Lehrer-Training basiert auf dem verhaltenstherapeutisch ausgerichteten Programm der „Positiven Erziehung – Freiheit in Grenzen“. Es ist auf konkrete Schul- und Familiensitu-ationen abgestimmt. Problematische Verhaltensweisen können sofort und direkt angegangen und in der Regel kurzfristig aufgelöst werden. Das Training ist leicht umzusetzen und von allen Eltern zu leisten. Das Kind wird mit positiven Strategien zu einem angemessenen Verhalten geführt.

Die Umsetzung des Projektes im Kreis Recklinghausen begann im November 2011 mit Fortbildungs-modulen für 30 Lehrerinnen und Lehrer von 20 Grundschulen, die das Konzept mittlerweile erfolgreich anwenden. In enger Kooperation bereiteten der Projektleiter, die help & hope Stiftung und das Regionale Bildungsbüro des Kreises Recklinghausen eine weitere Fortbildungsreihe für das Schuljahr 2013/14 vor. So können weitere 19 Lehrerinnen und Erzieherinnen im Ganztagsschulbetrieb in ihrer Arbeit unter-stützt werden.

Kontakt:Kerstin LiemannPädagogische MitarbeiterinRegionales Bildungsbüro Kreis RecklinghausenTelefon: 02361.53-4021E-Mail: [email protected]

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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Elternarbeit im Rahmen des Hertener Transfer km2 Bildung

Im Jahr 2009 wurde in Herten-Süd an der Grundschule in der Feige das Projekt Ein Quadratkilometer Bildung ins Leben gerufen. Ziel ist, rund um eine „Schlüsselschule“ eine Bildungslandschaft aufzubauen, die Kinder und ihre Eltern von der Geburt bis zum Übergang in den Beruf mit zahlreichen Angeboten unterstützt.

An der Grundschule am Wilhelmsplatz in Herten-Mitte wurde das Konzept des Förderscouts über-nommen.

Förderscouts sind Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, die Eltern unterstützend beraten und sie bei anfallenden Terminen, wie z.B. Logopädin, Ohrenarzt, Familienberatungsstelle, begleiten. Ziel ist es, dass jedes Kind die notwendigen Fördermaßnahmen durch eine gezielte Begleitung und Hilfestellung für die Eltern bis zur bevorstehenden Einschulung bekommt.

Als weiterer Baustein des Projektes wurde das Elterncafé an die Grundschulen in Herten-Mitte und Herten-Nord transferiert.

Im Elterncafé, das einmal wöchentlich für etwa zwei Stunden in den Räumen der Offenen Ganztags-grundschule stattfindet, können sich Eltern über die Probleme des Schulalltages ihrer Kinder austau-schen. Ziel ist es, den Eltern den Alltag verständlicher zu machen, ihnen Unterstützungsmöglichkeiten, Spiele und Übungsmaterial vorzustellen. Regelmäßig werden auch Vertreter des Jugendamtes, der Erzie-hungsberatungsstelle und des Gesundheitsamtes zu unterschiedlichen Beratungsangeboten eingeladen. Das Elterncafé bietet die Möglichkeit, sich in einem vertrauten Rahmen zu begegnen, mit anderen Eltern in Kontakt zu treten. So wird nicht nur die Erziehungskompetenz gestärkt, sondern gleichzeitig eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule geschaffen.

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3.4 Wie kleinräumige Bildungslandschaften entstehen – Das Beispiel Herten

Der Transfer km2 Bildung ist ein Projekt, das seit 2011 innerhalb des Bundesprogramms „Lernen vor Ort“ im Stadtgebiet Herten Mitte, umgesetzt wird. Ziel ist es, im Stadtteil gemeinsam mit den Bildungs-akteuren vor Ort eine biografiebegleitende Förderkette von der Geburt bis zum Übergang in den Beruf aufzubauen. Schwerpunkte der gemeinschaftlichen Arbeit im Stadtteil sind:

n Errichtung eines lokalen Bildungsverbundes;

n Elternbildung;

n Organisation von Förder- und Beratungsangeboten.

Der km2 Bildung ist ein auf zehn Jahre angelegtes Projekt mit guter personeller Ausstattung. Sowohl Umfang als auch Zeitdauer machen einen vollständigen Transfer des gesamten Systems km2 Bildung in weitere Stadtteile unmöglich. Es gibt aber die Möglichkeit, einzelne Instrumente des Projektes zu über-tragen, z.B. die Institution Elterncafé, den Aufbau von engmaschigen Netzwerken, die Vorschulgruppen oder das Konzept Förderscout. Ein Modell, das nun auch in andere Stadtteile transferiert wird.

Im Rahmen von „Lernen vor Ort“ finden zwei solcher Transfers innerhalb der Stadt Herten statt. In der ersten Förderphase wurde in Herten-Mitte um die Grundschule am Wilhelmsplatz ein lokales Bildungs-netzwerk aufgebaut, Beratungs- und Förderangebote implementiert und die Elternbildung ausgebaut. Mit Beginn der zweiten Förderphase wurden einzelne Elemente wie Elterncafé und die Vorschulgruppen an die Ludgerusschule Herten transferiert. „Lernen vor Ort“ hat gezeigt, dass ein Transfer der Projek-tidee, um eine Schlüsselgrundschule Bildungsmaßnahmen zu entwickeln und zu koordinieren, möglich und sinnvoll ist. Einzelne Instrumente konnten übernommen werden, andere mussten bedarfs- und ressourcenorientiert modifiziert werden.

Kontakt:Anne KuhnTransferberaterin Transfer km2 BildungStadt HertenKurt-Schumacher-Str. 245699 HertenTelefon: 02366.303-395E-Mail: [email protected]

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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Abbildung 3: Transfer von Bildungsinnovationen in Herten

Quelle: Stadt Herten

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3.5 Alternative Schulraumnutzung: Das Beispiel Bildungshaus Albert-Schweitzer in Gladbeck

Der demografische Wandel, insbesondere die sinkenden Geburtenzahlen, stellt für alle Kommunen im Bereich der schulischen Bildung und der Schulorganisation eine besondere Herausforderung dar. Die Stadt Gladbeck hat sich als Schulträger frühzeitig mit diesem komplexen Thema und mit der Frage der Schaffung eines adäquaten wohnortnahen Bildungsangebotes beschäftigt. Die modellhaften Über-legungen konnten im Rahmen des Programms „Lernen vor Ort“ im Gladbecker Stadtteil Ellinghorst in der Stadtteilgrundschule als Bildungshaus Albert-Schweitzer realisiert werden. Aufgrund des demo-grafischen Wandels wird die ehemalige Albert-Schweitzer-Schule als einzügige Verbundschule mit circa 100 Kindern als Teilstandort der Wilhelmschule genutzt. Das Schulgebäude war in der Gründungsphase für eine dreizügige Nutzung konzipiert, die freigewordenen Räume befinden sich nun in der Nutzung des Bildungshauses. Im Sinne des lebenslangen Lernens werden hier Angebote von der frühkindlichen Bildung bis zur Seniorenbildung etabliert und miteinander verknüpft. Das Bildungshaus nimmt die An-forderungen des demografischen Wandels im Bildungsbereich aktiv auf. Sinkende Geburtenzahlen und ein gleichzeitig bestehender Fachkräftemangel machen es notwendig, die Kinder möglichst umfassend zu bilden und ihnen Anregungen für eine optimale Entwicklung anzubieten. Nach mehr als drei Jahren lässt sich eine positive Bilanz ziehen. Das Bildungshaus Albert-Schweitzer ist mit seinen vielen Angeboten im Stadtteil Ellinghorst etabliert und stellt eine gelungene Alternative zur Nutzung von freiwerdendem Schulraum dar.

Kontakt:Ann-Kathrin HermanskiTransferberaterin Bildungshaus Albert-SchweitzerWeusters Weg 345964 GladbeckTelefon: 02043.6803668E-Mail: [email protected]

3.6 Transparenz und Orientierung durch Bildungsberatung 0 - 10 plus

Der frühkindliche Bildungsprozess berührt alle Bereiche des informellen, non-formalen und formellen Lernens. Die Bildungsorte sind vielfältig: Familie und Umwelt, Tagespflege und Betreuung sowie KiTa und Schule. Daran sind viele beteiligt: Eltern, andere Bezugs- und Betreuungspersonen sowie Fach- und Lehrkräfte. Dieses Zusammenspiel unterschiedlicher Bildungsorte und Lernwelten trägt entscheidend zur frühkindlichen Bildung und Entwicklung bei.

Bildungsberatung 0 - 10 plus wird in der kommunalen Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungslandschaft in unterschiedlichen Zusammenhängen von Fachleuten angeboten. Sie übernimmt wichtige Lotsen-funktionen und ist Wissenspool für Eltern, Fach- und Lehrkräfte. Dabei liefert die Bildungsberatung eine wichtige Orientierungshilfe für die verschiedenen Fragen, die sich für alle Beteiligten ergeben, um kompetente Entscheidungen zum Wohle des Kindes entsprechend seiner Begabungen zu treffen und Bildungsprozesse individuell gestalten zu können.

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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Bildungsberatung 0 - 10 plus umfasst das Bildungsverständnis des Elementar-, Primar- und Sekundar- bereichs und bewegt sich in unterschiedlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die Kontexte, in denen Bildungsberatung stattfindet, sind vielfältig: persönliche informelle Nebenbei-Gespräche z.B. in Elterncafés, die systemische Beratung von Elterngruppen, Angebote der Familienbildung, Formen der Einzelfallberatung, Elternsprechtage in Schulen.

Ergebnisse guter Bildungsberatung sind u.a. Transparenz, institutionelle Anbindung, Motivation, Teilhabe und Perspektive; Aspekte, die Menschen in ihrer Entwicklung unterstützen, Bildungsprozesse fördern und ihnen bei der Integration in die Gesellschaft helfen. So agiert Bildungsberatung 0 - 10 plus sowohl im Jetzt als auch in der zukünftigen Perspektive des weiteren Bildungswegs. Sie hat präventiven Charakter im Hinblick auf spätere Bildungsbeteiligung und erhöht die Bildungsbeteiligung – jetzt und in Zukunft!

Kontakt:Nadine MüllerTransferberaterin Kommunales Bildungsbüro GladbeckGoethestraße 5045964 GladbeckTelefon: 02043.3188456E-Mail: [email protected]

3.7 Sport als Bildungspartner – Bewegung, Spiel und Sport in der Frühen Bildung als Handlungsfeld der Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. Dr. h. c. Rolf-Peter Pack (Freier Mitarbeiter der Sportjugend im Landessportbund NRW e.V.)

Sport und Bildung

Beim Begriff Sport verengt sich die öffentliche Wahrnehmung – nicht zuletzt aufgrund der einseitigen medialen Berichterstattung – oftmals auf die Erscheinungsformen des Hochleistungs- und Profisports (z.B. Bundesligaspiele, internationale Meisterschaften, Olympische Spiele). Dabei wird vielfach überse-hen, dass sich rd. 90 % der sportlichen Betätigung unserer Bevölkerung Tag für Tag in Bildungseinrich-tungen (insbesondere Kindertagesstätten und Schulen), in Sportvereinen sowie in nicht organisierten Formen ereignen.

Bezüglich der verschiedenen Ebenen und Aufgabenfelder der Sportorganisationen gibt es in der Öffent-lichkeit ebenfalls oft große Unkenntnis bzw. Missverständnisse. Dies gilt gerade auch für die Strukturen, das Selbstverständnis und die Aufgaben des gemeinwohlorientierten Kinder- und Jugendsports – der Sportjugenden. Das Verbundsystem der Sportjugenden in Bünden, Verbänden und Vereinen unter dem Dach der Sportjugend im Landessportbund NRW (Sportjugend NRW) bildet neben dem staatlich ver-antworteten Schulsport die zweite Säule des Kinder- und Jugendsports in unserer Gesellschaft. Mit

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3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

ihrer breit gefächerten Kinder- und Jugendarbeit leisten die Sportjugenden einen wesentlichen Beitrag zur Sozialisation, Erziehung und Bildung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (bis zum Alter von unter 27 Jahren) sowie zur Förderung der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur in unserer Gesellschaft.

Die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. hat sich im Jahr 2012 dem von der Bertels-mann Stiftung, der Deutschen Sportjugend und der Sportjugend NRW initiierten und geförderten Pi-lotprojekt Mitgestaltung lebenswerter Kommunen: Der gemeinnützige Kinder- und Jugendsport als Partner in Bildungsnetzwerken angeschlossen. In den Jahren 2012 und 2013 leitete sie verschiedene beispielhafte Initiativen zu ihrer bildungspolitischen Profilierung und Positionierung, sowie zur Vernetzung in der kommunalen Bildungslandschaft und zur Qualitätsentwicklung ihrer Bildungsarbeit, ein. Vor diesem Hin-tergrund wurde die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. im Jahr 2012 als Mitglied in den Lenkungsausschuss des Regionalen Bildungsnetzwerks im Kreis Recklinghausen aufgenommen. Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf die Darstellung von Kernelementen des Bildungsprofils der Sportjugend, sowie auf Schwerpunkte ihrer Bildungsarbeit im Bereich der Frühen Bildung.

Die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. als Bildungsakteur

StrukturenDer gemeinwohlorientierte Kinder- und Jugendsport im Kreis Recklinghausen ist in der Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. organisiert. Die Sportjugend ist die Jugendorganisation des Kreis-sportbundes und damit zugleich die Dachorganisation der Sportjugenden in den 10 Stadtsportver-bänden sowie der Abteilungen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (bis zum Alter von unter 27 Jahren) in derzeit 710 Sportvereinen, die zum Kreissportbund Recklinghausen e.V. gehören. Insge-samt waren im Jahr 2013 rd. 66.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in diesen Sportvereinen organisiert.

Tabelle 1: Entwicklung der Mitgliederzahlen im KSB Recklinghausen e.V. (0-26 Jahre) von 2008-2013 - jeweils zum 31.12. des genannten Jahres

Jahre 0 - 6 7 - 14 15 - 18 19 - 26

2008 9.121 34.543 14.192 14.876

2009 8.997 34.355 14111 14.726

2010 8.862 33.440 13.660 14.980

2011 8.591 32.431 13.199 15.176

2012 8.452 31.860 12.811 15.049

2013 8.433 29.915 12.404 14.810

Quelle: Bestandserhebungen des Landessportbundes NRW e.V.

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Abbildung 4: Entwicklung des Organisationsgrades der unter 27jährigen Mitglieder in Sportver- einen im Kreis Recklinghausen von 2004-2012 – jeweils zum 31.12. des genannten Jahres.

Quelle: Bestandserhebungen des Landessportbundes NRW e.V.

AufgabenDie Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. hat eine Doppelfunktion als Sport- und als Ju-gendverband. Als Jugendverband besitzt sie die Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz des Landes NRW. Diese Anerkennung gilt auch für die Stadtsportverbän-de und die Mitgliedsvereine im Kreissportbund, sofern sie sich eine Jugendordnung nach den Vorgaben des Kinder- und Jugendhilfegesetzes gegeben haben.

Nach ihrer Jugendordnung und den Bestimmungen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes versteht sich die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. als Akteur in der Kinder- und Jugendbildung. Als Sportorganisation legt sie den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Qualitätsentwicklung der von den Sportvereinen bereitgestellten bewegungs- und sportpädagogischen Angebote. Als Träger der freien Jugendhilfe konzentriert sie sich auf die Integration sozialpädagogischer Konzepte in die sportliche und außersportliche Kinder- und Jugendarbeit der Vereine.

SportverständnisDie Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. vertritt einen weiten Sportbegriff. Unter „Sport“ wird jener Teil unserer Kultur verstanden, in dem die körperbetonte, spielerisch-sportliche Bewegung des Menschen in unterschiedlichen Formen und Zugangsweisen Gestalt angenommen hat. Zur Verdeutlichung dieses offenen Sportverständnisses wird häufig die Begriffsreihung „Bewegung, Spiel und Sport“ verwendet. In Übereinstimmung mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen vertritt die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. die Auffassung, dass Bewegung, Spiel und Sport Kin-dern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen über den motorischen Bereich hinaus vielfältige Bildungs-chancen eröffnen und außersportliche Bildungsprozesse wirksam unterstützen können.

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BildungsverständnisDie Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. vertritt einen ganzheitlichen Bildungsbegriff. Nach ihrer Auffassung kann eine umfassende Bildung junger Menschen nur gelingen, wenn kognitives, soziales, emotionales und auch motorisches Lernen miteinander verbunden werden. Ziel aller Bildungs-prozesse ist die Förderung der individuellen Gestaltungsfähigkeit der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Handlungsfeld Bewegung, Spiel und Sport. Sie sollen dazu befähigt werden, das Bil-dungspotenzial von Bewegung, Spiel und Sport selbstständig und in sozialer Verantwortung für ihre individuelle Lebensgestaltung zu nutzen.

Pädagogische PrinzipienEntsprechend dem Bildungsverständnis der Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. gehört eine umfassende Beteiligung (Partizipation) der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen an allen Bildungsprozessen und eine intensive Rückbesinnung ihrer Erlebnisse und Erfahrungen (Reflexion) zu den zentralen Prinzipien ihrer Bildungsarbeit. Weitere wichtige Gestaltungsprinzipien sind die Aktivie-rung gesundheitsfördernder Ressourcen, die Werteorientierung, die geschlechterbewusste Arbeit mit Jungen und Mädchen, die Förderung des interkulturellen Lernens und die Entwicklung des Umweltbe-wusstseins.

HandlungsschwerpunkteDie Schwerpunkte der Bildungsarbeit der Sportjugend liegen in den Kinder- und Jugendabteilungen der Sportvereine, in Kindertagesstätten und in der Kindertagespflege, in Schulen – insbesondere in Ganz-tagsschulen – sowie im Regionalen Bildungsnetzwerk des Kreises Recklinghausen.

Engagement der Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen im Bereich der Frühen BildungDie Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. orientiert sich bei der Auswahl und inhaltli-chen Ausgestaltung ihrer Handlungsfelder an den von der Sportjugend im Landessportbund NRW e.V. vorgegebenen landesweiten programmatischen Schwerpunktsetzungen. Richtungweisend ist insbeson-dere das im Jahr 2010 veröffentlichte Programm Sport bewegt NRW. NRW bewegt seine Kinder. Bewegte Kindheit und Jugend in NRW. Wichtige Orientierungen für den Bereich der Frühen Bildung bieten vor allem die Handlungsorientierungen für die Kinder- und Jugendabteilungen der Sportvereine sowie für die Zusammenarbeit von Sportvereinen mit Institutionen im Bereich der Kindertagesstätten/Kinder-tagespflege. Diese Vorgaben werden von der Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. wie folgt umgesetzt:

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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Kinder- und Jugendabteilungen der SportvereineDie Kinder- und Jugendabteilungen der Sportvereine sind das Herzstück des gemeinwohlorientierten Kinder- und Jugendsports; sie bilden das Zentrum des Engagements der Sportjugend im Kreissport-bund Recklinghausen e.V. in der lokalen Bildungslandschaft des Kreises Recklinghausen. Grundlage der Bildungsarbeit in den Kinder- und Jugendabteilungen der Sportvereine ist die Bildungskonzeption der Sportjugend NRW. Hier fließen bewegungs- und sportpädagogische Intentionen mit den Bestimmungen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes zusammen.

Insgesamt zeigt die Entwicklung der Mitgliedszahlen bzw. des Organisationsgrades, dass sich die Sport-vereine zunehmend um Kinder in der Altersgruppe von null bis unter sieben Jahren kümmern und ihr Angebot um Krabbel-/Vorschulgruppen erweitern. Dieses ist eine gute Tendenz, denn in der früh-kindlichen Entwicklungsphase werden wichtige Grundlagen für die weitere Entwicklung der Kinder geschaffen. Diese Phase muss unbedingt zur Ausprägung grundlegender motorischer Fähigkeiten genutzt werden. Allerdings stellt diese Aufgabe hohe pädagogische Ansprüche an die von den Sportvereinen eingesetzten Fachkräfte.

In diesem Handlungsfeld hat sich die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e. V. folgende Ziele gesetzt:

n Qualitätsentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit in den Sportvereinen;

n Förderung der Partizipation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den sportlichen und außersportlichen Angeboten;

n Förderung der Partizipation von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (unter 27 Jahre) in den Strukturen des organisierten Sports.

Bewegung trifft Sprache

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Im Berichtszeitraum hat die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. insbesondere folgende Maßnahmen durchgeführt:

n Entwicklung des eigenen Bildungsprofils sowie von vier Handlungskonzepten;

n Beratung von Stadtsportverbänden bei der Weiterentwicklung ihrer Jugendordnung (auch mit dem Anspruch ihrer Eigenständigkeit);

n Positionierung zum Führungszeugnis im Kinder- und Jugendsport;

n Ausbau der von Sportvereinen angebotenen Kinder- und Jugendfreizeiten;

n Entwicklung und Ausbau der Aus-/Fortbildungsangebote für die Leitung von Angeboten im Kinder- und Jugendsport, (z.B. Angebote zur Bewegungserziehung und Qualifizierung von Jugendleiterinnen und Jugendleitern, von 2008-2013 insgesamt 307 Teilnehmerinnen und Teilnehmer);

n Durchführung des Projekts „Bewegung vernetzt Bildung“ in Datteln (Netzwerkpartner: Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V., Sportjugend im Stadtsportverband Datteln; Sportverein, Kindertagesstätte, offene Ganztagsgrundschule);

n Durchführung der Fachtagung „BILDUNG braucht BEWEGUNG“ am 04.12.2012 in Recklinghausen;

n Durchführung der Fachtagung „BEWEGUNG trifft SPRACHE“ am 30.11.2013 in Datteln;

n Durchführung von Workshops zur Bildungsarbeit im Kinder- und Jugendsport im Rahmen der 3. und 4. Regionalen Bildungskonferenzen des Regionalen Bildungsnetzwerks des Kreises Recklinghausen.

Zusammenarbeit von Sportvereinen mit Kindertagesstätten, Familienzentren und Institutionen im Bereich der KindertagespflegeDurch das Kinderbildungsgesetz der Landesregierung NRW ist der Erziehungs- und Bildungsauftrag der Kindertagesstätten gestärkt worden. Dabei wurden Bewegung sowie Körper, Gesundheit und Ernährung als zwei zentrale, den gesamten Lebensalltag von Kindern durchdringende Bildungsbereiche besonders be-tont. Der Landessportbund NRW e.V. mit seiner Sportjugend hat sich zum Ziel gesetzt, Bewegung, Spiel und Sport in den vorschulischen Bildungseinrichtungen durch verstärkte Kooperation mit Sportverei-nen zu fördern. Grundlage entsprechender Maßnahmen ist das Programm Anerkannte BewegungsKiTa des LSB NRW.

Im Kreis Recklinghausen gibt es derzeit nur neun Anerkannte BewegungsKiTas des LSB NRW – zwei in Datteln und Gladbeck, jeweils eine in Haltern am See, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen, Herten und Waltrop. Die Bewegungskindergärten in Oer-Erkenschwick(1) und Datteln(1) haben die Anerkennung mit dem Zusatz mit dem Pluspunkt Ernährung erhalten.

In diesem Handlungsfeld hat sich die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e. V. folgende Ziele gesetzt:

n Unterstützung von Sportvereinen bei der Umsetzung der Programme Anerkannte BewegungsKiTa des Landessportbunds NRW und Anerkannter Bewegungskindergarten mit dem Pluspunkt Ernährung;

n Unterstützung von Sportvereinen bei der Kooperation mit Kindertagesstätten, Familienzentren und Einrichtungen der Kindertagespflege;

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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n Beratung und Unterstützung von Kindertagesstätten, Familienzentren und Einrichtungen der Kin-dertagespflege bei ihrer bewegungsorientierten Profilierung.

Im Berichtszeitraum hat die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. in diesem Handlungs-feld insbesondere folgende Maßnahmen durchgeführt:

n Information und Beratung von Stadtsportverbänden und Sportvereinen sowie Kindertagesstätten, Familienzentren und Einrichtungen der Kindertagespflege;

n Information von Vertreterinnen und Vertretern der für die Frühe Bildung zuständigen kommunalen Stellen sowie freien Träger;

n Mitwirkung an Beratungen von Stadtsportverbänden und Sportvereinen mit den für die Frühe Bildung zuständigen kommunalen Stellen sowie freien Trägern über Möglichkeiten der Zusammenarbeit;

n Unterstützung der anerkannten Bewegungskindergärten des Landessportbundes NRW sowie sol-cher Kindertagesstätten, die an einer bewegungsorientierten Profilierung und Kooperation interes-siert sind;

n Durchführung von Fachtagungen zur Information und Beratung der in Kooperationsprojekten zwi-schen Sportvereinen und Kindertagesstätten tätigen bzw. daran interessierten haupt- und ehrenamt-lichen Fachkräfte;

n Durchführung des Pilotprojekts Lesen bewegt – Bewegt lesen (Leseclub) in Oer-Erkenschwick (Netz-werkpartner: Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V., Sportjugend im Stadtsportver-band Oer-Erkenschwick, Sportvereine, Kindertagesstätten, offene Ganztagsgrundschulen, Regionales Bildungsbüro - „Lernen vor Ort“).

Ausblick

Das für den Bereich der Frühen Bildung aufgestellte Postulat der „Bildungsgerechtigkeit“ schließt den As-pekt der „Bewegungsgerechtigkeit“ ein. Es gehört zu den vorrangigen Aufgaben der Bildungsakteure in den Einrichtungen der Frühen Bildung und nicht zuletzt im organisierten Kinder- und Jugendsport, mög-lichst allen Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft einen breiten Zugang zum Bildungspotenzial von Bewegung, Spiel und Sport zu öffnen und bestehende Zugangshemmnisse sowie Qualitätsmängel zu reflektieren und abzubauen. Insofern leistet Bewegungsgerechtigkeit einen wesentlichen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit.

Die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. versteht sich nicht nur als Sachwalter seiner Mitgliedsorganisationen und Mitglieder, sondern auch als Sachwalter des Bewegungslebens und einer „Bewegten Bildung“ aller Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Kreis Recklinghausen. Aus diesem Selbstverständnis heraus werden folgende Perspektiven für die Entwicklung von Bewegung, Spiel und Sport in der Frühen Bildung im Kreis Recklinghausen aufgezeigt:

Die Entwicklung der Mitgliederzahlen im Verlauf der letzten fünf Jahre verdeutlicht, dass der demogra-fische Wandel auch in den Sportvereinen Spuren hinterlässt. Gleichwohl muss diese Entwicklung nicht untätig hingenommen werden. Angesichts der zentralen Bedeutung der frühkindlichen Bewegungsför-

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derung müssen die Sportvereine mit noch größerem Engagement und gezielten pädagogischen Ange-boten um diese Altersgruppe werben. Vor allem die Spielangebote für Eltern mit Kleinkindern und die Kooperationen mit vorschulischen Einrichtungen müssen dringend erweitert werden. Wünschenswert wäre es, dass möglichst alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Kreis Recklinghausen Mitglieder in einem Sportverein sind.

Die Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote in Kindertagesstätten und Einrichtungen der Kindertages-pflege im Kreis Recklinghausen sind in erheblichem Maße ausbaufähig. Ein großes Problem wird darin gesehen, dass viele Erzieherinnen und Erzieher für diesen elementaren Bereich der Frühen Bildung nicht (hinreichend) ausgebildet sind. Angesichts der Gesamtzahl von 310 Kindertagesstätten im Kreis Reck-linghausen ist die Zahl von neun Anerkannten Bewegungskindergärten des LSB NRW verschwindend gering, auch wenn weitere fünf Einrichtungen in 2014 dazukommen werden. Vor diesem Hintergrund wird die Sportjugend im Kreissportbund Recklinghausen e.V. ihr Engagement für den Ausbau von Anerkannten Bewegungskindergärten des Landessportbundes NRW deutlich verstärken und zusätzlich niederschwellige Kooperationsprojekte zwischen Sportvereinen und Kindertagesstätten (einschließlich des Übergangs zur Ganztagsgrundschule) entwickeln. In Pilotprojekten (s. Pilotprojekt „Bewegung vernetzt Bildung“ in Datteln, Pilotprojekt „Lesen bewegt – Bewegt lesen“/Leseclub in Oer-Erkenschwick) werden beispiel-haft neue Wege zum Aufbau von Netzwerken in der Frühen Bildung aufgezeigt.

Kontakt:Claudia Gäth Referentin NRW bewegt seine KinderKreissportbund Recklinghausen e.V. SportjugendLehmbecker Pfad 3145770 MarlTelefon: 02365.502822E-Mail: [email protected]: www.ksb-re.de

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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Schulische Inklusion als gemeinsame Aufgabe von Land und KommunenDr. Richard Schröder, Fachbereichsleiter Bildung, Erziehung und Gesundheit, Kreis Recklinghausen

Die schulische Inklusion erfordert eine weitreichende Veränderung des regionalen Schulangebots. Dieser gesellschaftlichen, politischen und organisatorischen Herausforderung müssen sich Land und Kommunen gemeinschaftlich stellen. Dabei geht es neben der fachlich-inhaltlichen Ausgestal-tung auch um Fragen der Finanzierung von erforderlichen baulichen, sächlichen und personellen Maßnahmen, die vor dem Hintergrund der Konnexität („Wer Aufträge bestellt, soll auch bezah-len.“), zu diversen Gutachten und Stellungnahmen des Landes und der Kommunalen Spitzenver-bände geführt haben.

Eine gelingende Inklusion benötigt möglichst gute Rahmenbedingungen. Hierzu zählt auch und insbesondere die systemische Unterstützung der Schulen durch nicht-lehrendes Personal, wie es u.a. durch die Integrationshilfe in den vergangenen Jahren zunehmend bereitgestellt wurde. Im April 2014 wurde zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und den Kommunalen Spitzenver-bänden eine Vereinbarung hinsichtlich der bei den Kommunen anfallenden Kosten zur schulischen Inklusion abgeschlossen. Über pauschalierte Zahlungen beteiligt sich das Land zukünftig an den baulich-sächlichen und personellen Kosten zur Umsetzung des Ziels einer qualitätsvollen Umset-zung der schulischen Inklusion in Nordrhein-Westfalen.

3.8 „Auf dem Weg zur Inklusion“ - Sachstand im Grundschulbereich im Schuljahr 2013/14 Von Marita Wrocklage (Schulamtsdirektorin, Schulamt für den Kreis Recklinghausen, Generalistin Inklusion)

Der Landtag NRW hat am 01.10.2010 die gemeinsame Aufgabe angenommen, die Behindertenrechts-konvention der Vereinten Nationen (VN) zur Inklusion in der Schule umzusetzen. Der Aktionsplan der Landesregierung „Eine Gesellschaft für alle – NRW inklusiv“ beschreibt über 100 Maßnahmen aller Ressorts (Bauen, Wohnen, Verkehr, Schule…) und soll mit einer neuen Kultur inklusiven Denkens und Handelns die selbstverständliche Teilhabe aller Menschen an Leben und Lernen sicherstellen. Inklusion ist damit allgemeines Menschenrecht und gleichzeitig völkerrechtliche Verpflichtung. Inklusion ist darüber hinaus ein Gebot der Chancengerechtigkeit und umfasst den Anspruch auf eine begabungsgerechte Bildung. Die schulgesetzliche Umsetzung wurde am 16.10.2013 mit der Verabschie-dung des „Ersten Gesetzes zur Umsetzung der VN-BRK in den Schulen“ (9. Schulrechtsänderungsge-setz) vorgenommen. Die Weiterentwicklung des gemeinsamen Unterrichts, das gemeinsame Lernen in den allgemeinen Schulen, die schrittweise Verwirklichung eines Rechtsanspruchs auf inklusive Beschu-lung beginnend mit dem Schuljahr 2014/15 mit den Schülerinnen und Schülern der kommenden Klassen 1 und 5 sowie die Umsetzung sonderpädagogischer Stellenbudgets rücken damit in den Fokus.

Den besonderen Auftrag der Schulen fasst der neue § 2, Abs. 5 SchulG zusammen: „Die Schule fördert die vorurteilsfreie Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung. In der Schule wer-den sie in der Regel gemeinsam unterrichtet und erzogen (inklusive Bildung). Schülerinnen und Schüler, die auf sonderpädagogische Unterstützung angewiesen sind, werden nach ihrem individuellen Bedarf besonders geför-dert, um ihnen ein möglichst hohes Maß an schulischer und beruflicher Eingliederung, gesellschaftlicher Teilhabe und selbstständiger Lebensgestaltung zu ermöglichen.“

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Für die Grundschulen im Kreis Recklinghausen sollen folgend drei relevante Bereiche auf dem Weg zur Inklusion skizziert werden.

Der Prozesscharakter schulischer Inklusion

Seit mehr als 15 Jahren betonen Richtlinien und Lehrpläne der Grundschule die „Vielfalt als Chance und Herausforderung“ und geben Hinweise zur Umsetzung des Rechtsanspruchs auf individuelle Förderung (SchulG §1, AOGS §4) in Bezug auf eine heterogene Schülerschaft. Differenzierungsmaßnahmen, Mate-rialvielfalt, gestaltete Lernumgebungen und die Berücksichtigung von individuellem und gemeinsamem Lernen bilden in Schule und Unterricht seit vielen Jahren einen Schwerpunkt des täglichen professio-nellen Handelns. Der Gemeinsame Unterricht (GU), ebenfalls seit mehr als 15 Jahren in 12 Grundschulen in den 10 Städten des Kreises eingerichtet, ergänzt das schulische Angebot. Er erzieht und unterrichtet mit Unterstützung von Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen die Kinder, die ein Feststellungsver-fahren nach AOSF (Verordnung über die sonderpädagogische Förderung, den Hausunterricht und die Schule für Kranke) durchlaufen haben und sonderpädagogischer Unterstützung bedürfen.

Die aktuelle Datenlage im Schuljahr 2013/14 zeigt auf, wie sich die Situation in den Grundschulen vor diesem Hintergrund bereits jetzt (vor dem mit dem 9. SchräG verbundenen Rechtsanspruch auf den Besuch einer allgemeinen Schule mit einem Angebot des gemeinsamen Lernens) darstellt.

n Von den 89 Grundschulen im Kreis Recklinghausen sind aktuell 13 Grundschulen zu Schulen mit „Gemeinsamem Lernen“ (Schwerpunktschulen) bestimmt.

n Im Schuljahr 2013/14 besuchen 442 Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstüt-zungsbedarf eine sogenannte GU-Schule oder im Rahmen von Einzelintegrationen weitere Grund-schulen (zusätzlich 43 Grundschulen). Die enge Kooperation von Schulen, Schulträgern und Schul-aufsicht ermöglicht in erheblichem Umfang die Umsetzung der Elternwünsche auf Beschulung ihres Kindes in einer allgemeinen Schule.

n Ca. 80 % der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf verteilen sich auf die Förderschwerpunkte Lernen, Sprache und emotional-soziale Entwicklung, ca. 20 % auf die Förderschwerpunkte körperlich-motorische Entwicklung, geistige Entwicklung und Sinnesschä-digungen.

n Zum Vergleich: In der Sekundarstufe I werden aktuell 460 Schülerinnen und Schüler mit sonderpäd-agogischem Unterstützungsbedarf zielgleich (die Kinder werden nach den Richtlinien und Lehrplä-nen der jeweiligen Schulform unterrichtet, die sie besuchen), bzw. zieldifferent (die Kinder werden entsprechend ihrer Möglichkeiten in den Bildungsgängen Lernen bzw. Geistige Entwicklung unter-richtet) in 57 Schulen aller Schulformen unterrichtet. Die Verteilung auf die Förderschwerpunkte ist ähnlich wie in den Grundschulen (88 % zu 12 %).

n 53 Lehrkräfte für Sonderpädagogik bilden gemeinsam mit den Grundschullehrkräften (sowie ggf. sozialpädagogischen Fachkräften, Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern) multiprofessi-onelle Teams zur Unterrichtung und Erziehung der Schülerinnen und Schüler; gut die Hälfte der Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen ist aktuell an zwei Grundschulen tätig, einige wenige Lehrkräfte sind auch an mehr Schulen im Einsatz.

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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n Vier Grundschulen mit langjähriger Erfahrung im gemeinsamen Lernen werden zum 01.02.2014 als „Vorreiterschulen“ tätig, mit dem Auftrag, Hospitationen von Besuchergruppen interessierter (Grund)Schulen zu ermöglichen, zu informieren und Umsetzungsmöglichkeiten für die schulische Praxis vorzustellen. Es handelt sich dabei um folgende Gemeinschaftsgrundschulen (GG):

n GG Ewaldschule in Oer-Erkenschwick;

n GG Marktschule Ickern in Castrop-Rauxel;

n GG Antoniusschule in Dorsten;

n GG Hochlarmark (Verbund) in Recklinghausen.

Die Steckbriefe dieser und aller weiteren Vorreiterschulen sowohl im Grundschul- als auch im Se-kundarbereich innerhalb des Regierungsbezirks Münster sind auf der Homepage der Bezirksregierung Münster www.bezreg-muenster.nrw.de zu finden.

Mehr als die Hälfte der Grundschulen werden somit aktuell von Kindern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf besucht. Das stellt Grundschullehrkräfte und Sonderpädagoginnen und Sonder-pädagogen gleichermaßen vor hohe Anforderungen. Die Grundschulen haben sich daher in den letz-ten Jahren sowohl in Bezug auf ihre Unterrichtsgestaltung (Lernen mit/in heterogenen Gruppen), die Weiterentwicklung der Schule (Eine Schule für alle) als auch die Professionalisierung von Lehrkräften (Diversitätskompetenz) intensiv auf den Weg gemacht.

Inhaltliche Schwerpunktsetzungen im GrundschulbereichNachdem in den vergangenen Schuljahren vorrangig die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion als gesellschaftliche und schulische Aufgabe im Geiste der VN-BRK, die Bestandsaufnahme zum Umsetzungsgrad individueller Förderung, das Lernen in heterogenen Gruppen, die Ausgestaltung von Helfersystemen, Kooperationen mit relevanten Einrichtungen, pädagogische Diskurse mit der El-ternschaft und die intensive Beschäftigung mit dem „Index für Inklusion“ (Inklusive Kulturen schaffen, Inklusive Strukturen etablieren, Inklusive Praktiken entwickeln) als einem möglichen Instrument für systemische Weiterentwicklung von Schule im Mittelpunkt standen, ist aus schulischer Sicht aktuell der konstruktive und kompetente Umgang mit Schülerinnen und Schülern mit herausforderndem Verhalten von zentraler Bedeutung. Gemeint ist hier eine große Bandbreite an Verhaltensmustern. Exemplarisch seien soziale Unreife, Konzentrationsschwäche, Interesselosigkeit, Aggressivität, Überaktivität, geringe Frust-rationstoleranz und Kontaktproblematiken genannt.

Hier liegt im laufenden Schuljahr 2013/14 der inhaltliche Schwerpunkt der Grundschularbeit. Im Rah-men der jährlichen Zielvereinbarungsgespräche zwischen Schulleitungen, Steuergruppen und Schulauf-sicht waren/sind konzeptionelle Bausteine, die Kooperation mit Partnern (Jugendhilfe, Schulpsychologie, therapeutische Einrichtungen…) sowie der Fortbildungsbedarf bezogen auf dieses Handlungsfeld The-ma. Die Schulleitungskonferenzen greifen den Schwerpunkt inhaltlich durch die Auseinandersetzung mit aktuellem Forschungswissen relevanter Fachrichtungen auf, um mit den daraus resultierenden Konse-quenzen für schulisches und unterrichtliches Professionshandeln sowie mit der eng korrespondieren-den Beratungsthematik unter der Zieldimension, „Teilhabe/Partizipation“ im oben genannten Sinne eine Schule für alle Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen.

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Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Fachtagungen 2012/13 „Inklusion vor Ort“ steht in diesem Schuljahr der strukturierte Austausch von Schulen mit der schulischen Praxis anderer Schulen im Focus. Gut 45 Schulen aller Schulformen (ca. 50 % Grundschulen) mit je ein bis drei Teilnehmerinnen und Teilnehmern besuchen im Schuljahr 2013/14 die 9-teilige Veranstaltungsreihe „Auf dem Weg zur Inklusion - Begegnungen schaffen“, um Impulse und Anregungen für die konkrete Weiterarbeit im eigenen Schulsys-tem sowie die Möglichkeit zur Initiierung von Kooperationen zu nutzen. Dieser intensive pädagogische Diskurs ermöglicht praxistaugliche Schritte in der Passung und Modifikation zum eigenen Schulsystem; nicht Exzellenz, sondern gute schulische Praxis für Schülerinnen und Schüler, die inkludiert werden sol-len und sich integriert fühlen ist Ziel dieser Fachtagungsreihe.

Eine besondere Herausforderung stellen die Übergänge der Schülerinnen und Schüler sowohl auf ihrem Weg von der KiTa in die Grundschule als auch weiter in die Sekundarstufe dar. Bei einem Arbeitstreffen aller sonderpädagogischen Lehrkräfte des Grundschulkapitels im November 2013 standen schulüber-greifende bzw. förderschwerpunktübergreifende Kooperationen zur Sicherung und Weiterentwicklung sonderpädagogischer Expertise sowie relevante rechtliche Aspekte zur Sicherstellung qualifizierter Übergangsberatung der Eltern auf der Agenda. Regionale Schulaufsichtskonferenzen zur Gestaltung des Übergangs von der Grundschule in die Sekundarstufe unter Beteiligung der Dezernate der Bezirksre-gierung Münster sowie stadtbezogene Klärungsgespräche unter Beteiligung der Schulträger flankieren diesen bedeutsamen Prozess.

Die gegenwärtigen und zukünftigen HerausforderungenDas Pionierprojekt Inklusion stellt Gesellschaft, Schulen und alle Beteiligten vor erhebliche Herausfor-derungen über die oben beschriebenen hinaus. Folgend seien einige besonders relevante Themenfelder benannt, denen sich (nicht nur) die Grundschulen in diesem und den kommenden Jahren intensiv wer-den widmen müssen:

n Wertschätzung und Sensibilität im Umgang mit Vielfalt (Inklusion beginnt in den Köpfen!) Hier gilt es, die Zielrichtung von Inklusion nicht aus dem Auge zu verlieren und eine wirkliche Akzep-

tanz von Unterschiedlichkeit zu erreichen, Vielfalt tatsächlich als Chance und Bereicherung zu sehen und ehrlich gemeinte und empfundene Wertschätzung zu zeigen, die jeden in seiner Einzigartigkeit wahrnimmt; Alle Menschen sind gleich viel wert, auch wenn sie nicht gleich sind!

n Information/Transparenz für alle Beteiligten Rechtliche, organisatorische und inhaltliche Veränderungen, Erwartungshaltungen, Umsetzungsmög-

lichkeiten und Grenzen benötigen intensive und offene Kommunikation, die durch die unterschiedli-chen Interessenlagen zahlreicher Beteiligter zusätzliche Bedeutung erlangt;

n Weiterentwicklung von inklusivem Unterricht mit einer Didaktik des individuellen und gemeinsa-men Lernens mit variablen personellen und materiellen Hilfen zur bestmöglichen Begabungs- und Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Kindes;

n Einsatzkoordinierung der sonderpädagogischen Lehrkräfte in der Konkretisierung des Stellenbud-gets für sonderpädagogische Unterstützung an allgemeinen Schulen;

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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n Übergangsgestaltung vor dem Hintergrund der Veränderungen in der Schullandschaft Die Auflösung oder auslaufende Schließung von Schulen, die Errichtung von Sekundar- oder Gesamt-

schulen sowie die Mindestgrößenverordnung in Bezug auf den Bestand der Förderschulen fordern kontinuierliche Berücksichtigung;

n Fortbildung auf dem Weg zu Diversitätskompetenz.

Fazit: Die Grundschulen (und nicht nur diese) haben das Generationenthema Inklusion angenom-men. Die Beschäftigung mit den Auswirkungen und der praktischen Umsetzung ist konstruktiv-intensiv, durchaus auch von Sorgen vor Überforderung bei der Bewältigung, aber auch von Sorge um das Gelin-gen der bestmöglichen Förderung der Kinder geprägt. Es sind bereits viele Schritte auf dem Weg zur Inklusion erfolgt und die obige Darstellung lässt Konti-nuität, Ernsthaftigkeit, Professionalität sowie die perspektivische Weiterarbeit erkennen. Unter aktiver Beteiligung aller schulischen und kommunalen Partner sowie der Zivilgesellschaft kann dieses Projekt zum Erfolg geführt werden.

„Vielfalt ist nicht nur etwas Natürliches, sondern auch ein Geschenk.“ (vgl. Ministerin Löhrmann in Schule NRW 12/13) und„Jeder ist etwas Besonderes! Dafür lohnt jede Anstrengung.“

Gemeinsamer Unterricht in Grundschulen im Kreis Recklinghausen

Grundschulen, die im Kreis Recklinghausen überwiegend seit vielen Jahren den gemeinsamen Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Unterstützungs-bedarf anbieten:1. Marktschule Ickern in Castrop-Rauxel;2. Lutherschule in Waltrop;3. Ewaldschule in Oer-Erkenschwick;4. Gustav-Adolph-Schule in Datteln;5. Martin-Luther-Schule in Haltern am See;6. Süder-Schule in Herten;7. Antoniusschule in Dorsten;8. Wittenbrink-Schule in Dorsten;9. Wittringer Schule in Gladbeck;10. Goethe-Schule in Marl;11. Verbundschule Hochlarmark in Recklinghausen;12. Grundschule Im Romberg/Speckhorn (Verbund);13. Gudrun-Pausewang-Schule in Recklinghausen (seit dem Schuljahr 2013/14).

3. Schwerpunkt Frühe Bildung 0 - 10 plus, Projekte und Erfolge von „Lernen vor Ort“

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Als Teil der Emscher-Lippe-Region sieht sich der Kreis Recklinghausen in der Verantwortung für die Fachkräftesicherung in der Region. In der Initiative zur Fachkräftesicherung NRW nimmt das Themen-feld „Stärkung der technisch-naturwissenschaftlichen Kompetenz“ im Handlungsplan einen besonderen Stellenwert ein. In den allgemeinbildenden Schulen des Kreises finden diese Kompetenzen selbstver-ständlich im unterrichtlichen Geschehen Berücksichtigung, viele Schulen nutzen die besondere Förde-rung dieser naturwissenschaftlichen Kompetenzen aber auch zur Profilbildung. Als sogenannte MINT-Schulen, die Schülerinnen und Schülern einen Wahlschwerpunkt in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik anbieten, können ab der Sekundarstufe I Neigungen unterstützt und eine Berufs- oder Studienwahl vorbereitet werden. Unstrittig im Bildungskonsens ist aber auch, dass das Interesse für diese Fächer schon im vorschulischen Elementarbereich und in den Grundschulen geweckt werden sollte. Für das Wirken des Regionalen Bildungsnetzwerkes rücken somit sämtliche Angebote entlang der Bildungskette in den Fokus, um diese kreisweit Eltern, erzieherischen und pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verfügbar zu machen.

Für die schulische Bildung in der Primarstufe und den Sekundarstufen I und II hält das Kompetenzteam des Kreises Fortbildungsangebote bereit. Sie sind auf die Bedarfe der Schulformen abgestimmt.

Durch Kooperationen zwischen der Wirtschaft und einzelnen Schulen können Schülerinnen und Schü-ler Betriebe kennenlernen, einzelne Berufsfelder erkunden oder Erfahrungen in Praktikumsphasen in technischen oder naturwissenschaftlich ausgerichteten Berufen sammeln. Hier lassen sich für den Kreis eine Vielzahl von Beispielen finden, wo bewährte und erprobte Kooperationsformen den Schulalltag bereichern. Eine erfolgreiche Fortführung dieser Tandems ist und bleibt aber immer vom Engagement des schulischen Lehrpersonals und des betrieblichen Ausbildungspersonals abhängig, wie auch von der Leitungsebene in beiden Systemen. Weil die Ressourcen zwangsläufig begrenzt sind, darf die individuelle Förderung der Kinder und Jugendlichen im Kreis Recklinghausen nicht abhängig von der Wahl einer bestimmten Schule sein.

Das Regionale Bildungsnetzwerk hat sich zum Ziel gesetzt, die Möglichkeiten zur Wahrnehmung von Bildungsangeboten auch im MINT-Bereich für alle Verantwortlichen transparenter zu machen. Dazu werden Initiativen und Projekte identifiziert, die einen möglichst großen Personenkreis ansprechen. Dann wird entschieden, wie diese bei ihrer Arbeit unterstützt oder Ergebnisse derselben transferiert werden können.

An zwei erfolgreichen Beispielen wird deutlich, wie hier entlang der Bildungskette angesetzt wird:

Neues Netzwerk für die Bildung: Haus der kleinen Forscher bringt Natur-wissenschaften, Mathematik und Technik in die KiTas im Kreis Recklinghausen

Seit Juni 2013 ist im Kreis Recklinghausen ein neues Netzwerk für die frühkindliche Bildung an den Start gegangen. Der gemeinnützige Weiterbildungsträger Chemkom e.V. aus Marl wird zukünftig als lokaler Partner der bundesweiten Stiftung Haus der kleinen Forscher den pädagogischen Fachkräften der KiTas und Offenen Ganztagsgrundschulen in der Emscher-Lippe-Region die Möglichkeit geben, sich fortlau-fend weiterzubilden und die Begeisterung der Kinder am Forschen zu fördern. Damit wird der Kreis Recklinghausen Teil einer der größten Frühbildungsinitiativen Deutschlands.

4. Schwerpunkt MINT im Kreis Recklinghausen

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Die Initiative Haus der kleinen Forscher ist bereits seit 2006 auf dem Weg, die alltägliche Begegnung mit Naturwissenschaften, Mathematik und Technik dauerhaft in allen KiTas, Horten und Grundschulen in Deutschland zu verankern. Sie unterstützt mit ihren Angeboten pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei, Mädchen und Jungen bei ihrer Entdeckungsreise durch den Alltag zu begleiten.

Der Verein Chemkom bietet als nicht-gewinn-orientierter Träger seit 2006 Weiterbildung zu naturwis-senschaftlichen Themen an. Seinen Sitz hat er am Hans-Böckler-Berufskolleg in Marl, mit dem er eng zusammenarbeitet. Die Workshops der Stiftung werden im sehr gut ausgestatteten „Naturwissenschaft-lichen Frühbildungszentrum“ der Schule durchgeführt. Die ersten Seminare werden positiv von den Einrichtungen angenommen.Die Workshops können über die Homepage unter dem grünen Logo des Netzwerks gebucht werden.

Werner Plum-Schmidt, als Geschäftsführer des Vereins und Hannelore Lojewsky, Studienleiterin bei Chemkom sind die neuen Netzwerkkoordinatoren. Ein besonderes Anliegen war dem Verein seit der Gründung, Neugier und Interesse für Naturwissenschaften und Technik bei den jüngsten Forscherinnen und Forschern zu wecken.

Kontakt:Werner Plum-SchmidtNetzwerkkoordinatorTelefon: 02365.9195-9518Internet: www.chemkom.de

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Kooperation mit dem zdi-Zentrum MINT.Marl

zdi-Zentrum MINT.Marl

Zukunft durch Innovation.NRW (kurz: zdi) ist eine Gemeinschaftsoffensive zur Förderung des naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchses in Nordrhein-Westfalen. Mit über 2.600 Part-nern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Schule, Politik und gesellschaftlichen Gruppen ist sie die größ-te ihrer Art in Europa. Im ganzen Land verteilt gibt es inzwischen 41 zdi-Zentren und 24 zdi-Schülerlabore. Hinzu kommen zahlreiche weitere Einrichtungen, die zdi-Aktivitäten umsetzen, darunter Lernwerkstätten an Grundschulen, ebenso wie andere außerschulische Lernorte an Forschungseinrichtungen und Unternehmen.zdi wird auf Landesebene gleich von mehreren Ministerien (Wissenschaft, Schule, Wirtschaft und Arbeit) unterstützt; die Federführung liegt beim Wissenschaftsministerium. Die zdi-Geschäfts-stelle berät und unterstützt die Zentren und Schülerlabore in ihrer Arbeit und koordiniert die Vergabe von Fördermitteln (vgl. www.mint-marl.de/index.php/zdi-idee).

Durch die intensive Aufbauarbeit des zdi-Zentrums MINT.Marl im Bildungsnetz Schule-Hochschule-Wirtschaft wurden die Voraussetzungen geschaffen, um umfassende Experimentier- und Beratungsan-gebote zur Studien- und Berufswahlorientierung in MINT-Tätigkeitsbereichen für die Schülerinnen und Schüler aller weiterführenden Schulen des Kreises Recklinghausen unterrichtsergänzend einzubinden. Stationäre und mobile Geräte sowie Unterrichtsmaterialien stehen auf Anforderung allen beteiligten Schulen für studien- und berufsorientierende Maßnahmen zur Verfügung. Durch die Erweiterung eines bestehenden sowie die Einrichtung eines neuen Technikraumes und die Anschaffung von Experimentier- und Arbeitsmaterialien für Schülerinnen und Schüler kompletter Kursgruppen wurde die Grundlage für einen nachhaltigen experimentellen Unterricht geschaffen.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Einrichtung von MINT-Projektkursen in der gymnasialen Oberstufe gemeinsam mit Hochschul- und Unternehmenspartnern.

Zur Erweiterung der Kompetenz, insbesondere im Bereich der Studienwahlorientierung, koordiniert das zdi-Zentrum MINT.Marl gemeinsam mit seinen Partnern unter anderem die Einrichtung eines zdi-Schülerlabors im Kreis Recklinghausen. Ebenso unterstützt es die Etablierung von Technikunterricht an Gymnasien nach dem Vorbild der Junior Ingenieur Akademie der Deutschen Telekom-Stiftung. Und es koordiniert den Einsatz von Experimentierstationen der MINIPHÄNOMENTA im Primarbereich sowie die Belebung des Netzwerkes Haus der kleinen Forscher in den KiTas.

Kontakt:zdi-Netzwerk MINT.MarlGeschäftsstelle: Albert-Schweitzer-Gymnasium/ Geschwister-Scholl-GymnasiumMax-Planck-Str. 23 45768 MarlTelefon: 02365.9697-73 E-Mail: [email protected]

4. Schwerpunkt MINT im Kreis Recklinghausen

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MINT: Gendersensible statt stereotype Berufswahlorintierung

Der aktuelle IQB Ländervergleich 2012 überprüfte geschlechtsbezogene Disparitäten in Mathematik und Naturwissenschaften (nach Schularten sowie Ländern), um eine sachliche Diskussion über eine fai-re Beteiligung beider Geschlechter in den MINT-Fächern zu ermöglichen. Wie bereits in früheren Schul-leistungsstudien erreichten Jungen in Mathematik höhere Werte als Mädchen (vgl. IQB Ländervergleich 2012, Zusammenfassung, S. 15 ff). „In den naturwissenschaftlichen Kompetenzbereichen hingegen erziel-ten Mädchen im Mittel höhere Werte als Jungen. Mit mehr als 20 Punkten ist der Leistungsvorsprung im Fach Biologie besonders ausgeprägt. In den Fächern Chemie und Physik fallen die geschlechtsbezogenen Kompetenzunterschiede deutlich geringer aus“ (vgl. ebd., S. 16). Bei den Schularten stellt sich das Bild noch einmal anders dar: So fällt der Kompetenzvorsprung der Mädchen in allen naturwissenschaftlichen Kompetenzbereichen in Gymnasien geringer aus als an den nicht gymnasialen Schularten (vgl. ebd.).Besonders aufschlussreich ist hier das Ergebnis bei den sogenannten „motivationalen Schülermerkma-len“ (Selbsteinschätzung von Kompetenzen): In Mathematik und Physik sind die geschlechtsbezogenen Unterschiede am größten – und in beiden Fächern schätzen die Jungen ihre Kompetenzen deutlich höher ein. Anders bei den Mädchen: Im Fach Biologie haben zwar die Mädchen die deutlich höheren Kompetenzwerte – zeigen jedoch nicht das positive Selbstkonzept der Jungen (vgl. ebd., S.26). Dies heißt, Mädchen unterschätzen ihre Fähigkeiten in Chemie und Physik deutlich – trotz gleicher Fähigkeiten wählen Frauen seltener MINT-Berufe. Auch die Zahlen von Absolventinnen in MINT-Studiengängen stagnieren seit 2000 bei 20 % (MINT-Atlas 3-10).

Der IQB-Ländervergleich empfiehlt daher eine besondere „Förderung von Selbstkonzept und Interes-se“, da diese Mädchen ja gerade besonders geeignet seien, ein Studium in den MINT-Fächern aufzuneh-men, aber eben nicht ausreichend motiviert um dies auch zu tun (vgl. ebd., S.27).

Roberta – Gendergerechte Robotik für Schülerinnen und Schüler mit Lego MINDSTORMS

Das Roberta-Konzept wurde vom Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) entwickelt, um junge Menschen – vor allem Mädchen – für Technik zu begeistern.

Schülerinnen und Schüler bekommen bereits ab zehn Jahren Einblicke in die faszinierende Welt der mobilen Roboter. Geeignetes Schulungsmaterial, zertifizierte Kursleitungen und Roboterkurse bietet das Roberta-Netzwerk für Mädchen sowie für Jungen an. Hierbei überzeugt das Fraunhofer IAIS durch seine Kompetenz bei der gendergerechten Vermittlung von Technologiewissen. Ein guter Grund für eine Kooperation zwischen zdi und dem Fraunhofer IAIS.

17 Lehrerinnen und Lehrer konnten im zdi-Netzwerk MINT.Marl bereits von einer Fortbildung des Fraunhofer IAIS profitieren. Sie bieten nun an elf Schulen im Kreis Recklinghausen gendergerechte Robotik-Kurse an – teils als Unterrichtsmodul (MINT-Profilklassen, WP2, Projektkurse), teils als AG-Angebot im Nachmittagsbereich.

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Das neue Übergangssystem Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf in NRW unterstützt die Schülerinnen und Schüler ab Klasse acht bei der Berufs- und Studienorientierung, der Berufswahl und beim Eintritt in Ausbildung oder Studium. Ziel des neuen Programms ist es, dass alle jungen Menschen nach der Schule möglichst umgehend mit einer Anschlussperspektive für Berufsausbildung oder Studi-um versorgt sind. Durch das kommunal koordinierte Gesamtsystem werden damit unnötige Warte-schleifen vermieden. Das neue Übergangssystem Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf in NRW wird bis zum Schuljahr 2015/2016 (z.B. BMBF/BOP) alle anderen Programme im Übergangssystem ab Klasse acht ablösen.

Abbildung 5: Das neue Übergangssystem Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf in NRW im Überblick

AV 1. Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme der Regionaldirektion NRW der BA i.V. m. Ausbildungsvorbereitung Teilzeit im BK und ergänzend Ausbildungsvorbereitung Vollzeit im BK mit begleiteten Betriebspraktika 2. über Ausbildungsbausteine anrechenbare Berufsfachschule EQ EinstiegsqualifizierungJH Maßnahme der Jugendhilfe (Jugendwerkstatt/ Werkstattjahr)/Aktivierungshilfen

Ergänzende Ausbildungsangebote 1. BaE/BaE NRW 3. Weg – Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen (Regionaldirektion NRW der BA) 2. vollzeitschulische Berufsausbildung nach BKAZVO mit Kammerabschluss nach BBiG/HWO nur in Berufen, in denen nach dem Arbeitsmarktmonitoring der BA ein Fachkräftemangel absehbar ist 3. andere außerbetriebliche Ausbildung/partnerschaftliche Ausbildung/Verbundausbildung

5. Das neue Übergangssystem – Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA) – Übergang Schule-Beruf NRW

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Strukturen und Ziele

Der Kreis Recklinghausen – Regionales Bildungsbüro – hat sich seit Anfang 2013 als sogenannte Kom-mune der zweiten Welle im Landesprogramm Kein Abschluss ohne Anschluss - Übergang Schule-Beruf NRW (KAoA) mit 24 weiteren Gebietskörperschaften auf den Weg der Kommunalen Koordinierung (KoKo) begeben. Mit den sieben vom Land ausgewählten Referenzkommunen waren 2013 insgesamt 31 von 53 Gebietskörperschaften in NRW im Landesprogramm KAoA beteiligt. Bis zum 30. Juni 2014 sollen alle 53 Städte und Kreise im Verbund der Kommunalen Koordinierung NRW vereint sein. Das Programm ist strategisch so angelegt, dass der Angebotsdschungel vieler existierender Maßnahmen für den Übergang Schule-Beruf gelichtet werden kann. In der Zielvorstellung ist vorgesehen, dass mit dem Neuen Über-gangssystem nur noch ein für alle Schülerinnen und Schüler und Schulen gültiges Programm angewendet werden kann. Ziel der KoKo ist es, durch eine verbindlich geschaffene Berufs- und Studienorientierung, die Verbesserung des systematischen Übergangs von der Schule in den Beruf sowie die Steigerung der Attraktivität der dualen Ausbildung zu entwickeln. Bei derzeit ca. 6.220 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe acht aller Schulen der Sekundarstufe I im Kreis Recklinghausen, die für die Umsetzung berücksichtigt werden müssen, ist ein Zeitkorridor für die Realisierung des Programms bis zum Schul-jahr 2018/2019 eingeplant.

Eigens dafür ist ein Steuerkreis eingerichtet worden, um die Umsetzungsstrategien einvernehmlich und strukturiert zu ermöglichen. Er tagt seit 2013 regelmäßig und ist besetzt durch den Landrat des Krei-ses Recklinghausen (Federführung), Regionales Bildungsbüro (Geschäftsführung, kommunale Koordinie-rung), Schulaufsicht (obere und untere), Vertreterinnen und Vertretern der zehn Städte im Kreis Reck-linghausen als Schulträger/Jugendhilfe/etc., Jobcenter Kreis Recklinghausen, Bundesagentur für Arbeit, IHK Nord-Westfalen, HWK Münster und DGB Region Emscher-Lippe.

Auch die Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung NRW (G.I.B.) begleitet die KoKo in fach-lichen Fragen bei der Umsetzung des Programms Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf in NRW (KAoA).

Umsetzungsstrategien

Die kreisweiten und praktischen Erfahrungen mit elf Schulen im Projekt Startklar waren ein guter Ein-stiegsbegleiter. Startklar galt als ein Angebot für Haupt-, Gesamt- und Förderschulen der Klassen 8 bis10, die den unmittelbaren Übergang in eine Ausbildung anstreben und zusätzliche Unterstützung benötigen. Das kreisweite Bundesprogramm „Lernen vor Ort“ und das Haus der Berufsvorbereitung in Herten (sie-he S. 112) waren weitere wichtige Netzwerkpunkte, um in bestehende Strukturen einzusteigen und die vorhandenen Netzwerke für die Kommunale Koordinierung in Verbindung mit der Studien- und Berufs-orientierung zu nutzen. So wurde das Jahr 2013 sehr arbeitsintensiv, denn die Kommunen der zweiten Welle sollten alle Vorbereitungen treffen, um mit der Potenzialanalyse des neuen Übergangssystems KAoA in einigen Schulen im Schuljahr 2013/2014 in der Klasse 8 zu beginnen.

Um einen nachhaltigen und systematischen Übergang Schule-Beruf mit den beteiligten Akteuren im Kreis Recklinghausen zu fördern, erforderliche Abstimmungsprozesse zu organisieren und zu einer kon-tinuierlichen Weiterentwicklung des Gesamtsystems beizutragen, müssen bei den Abstimmungsprozes-sen im Steuerkreis die rechtlichen Zuständigkeiten eingehalten werden. Diese Verantwortungsbereiche

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im Gesamtsystem bleiben bei den jeweiligen gesetzlichen bzw. rechtlichen Institutionen bestehen (Schule, Jugendhilfe, Arbeitsverwaltung/ Jobcenter/ Optionskommunen und den Kammern IHK und HWK). Eine Informationsveranstaltung in Abstimmung mit der Schulaufsicht (Bezirksregierung Müns-ter) für alle 86 Schulen im Kreis Recklinghausen wurde im März 2013 durchgeführt.

Es erfolgte eine Datenabfrage im April 2013, um den Bedarf für den Beginn des Neuen Übergangssystems für das Schuljahr 2013/2014 zu ermitteln.

Im April 2013 erarbeitete die KoKo mit dem Steuerkreis eine Rahmenkonzeption. Sie dient der Qua-litätssicherung zur Auswahl potenzieller Bildungsträger für die Durchführung des ersten Standar-delements Potenzialanalyse im Schuljahr 2013/2014. Bei der Potenzialanalyse handelt es sich um eine mindestens sechsstündige Kompetenzfeststellung für Klasse 8,1. Im Mai wurden alle interessierten Bil-dungsträger zu einer Informationsveranstaltung eingeladen und über die zu erfüllenden Rahmenbedin-gungen instruiert. Von den 13 Bewerbungen wurden im Juli 2013 insgesamt acht Bildungsträger vom Steuerkreis als Partner für die Potenzialanalyse im Kreis Recklinghausen empfohlen. Unter Beteiligung der Agentur für Arbeit Recklinghausen und der KoKo durchliefen die eingereichten Trägerkonzepte ein an das der Agentur für Arbeit angelehnte und standardisierte Bewertungsverfahren.

Die Rahmenbedingungen für den Einstieg in die Potenzialanalyse zwischen Schule und Träger waren gelegt. Die Abstimmungsprozesse zwischen dem Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales NRW (MAIS) sowie dem Ministerium für Schule und Weiterbildung (MSW) riefen Verzögerungen in der wei-teren Umsetzung des ersten Standardelements Potenzialanalyse hervor. Die personellen Ressourcen von Seiten des MSW in Form von Entlastungsstunden für die Studien- und Berufswahlkoordinatoren (StuBos) mussten erst durch eine weitere Datenabfrage festgestellt werden. Parallel dazu stellte das MAIS im Spätherbst 2013 gekoppelt an die Ergebnisse der zweiten Datenabfrage die Finanzierungsmo-dalitäten sicher.

Von den elf Schulen, die im Schuljahr 2012/2013 im Projekt Startklar aktiv waren, haben sich acht Schulen (drei Förder-/drei Gesamt- und zwei Hauptschulen – mit 645 Schülern und Schülerinnen im Kreis Recklinghausen) für den weiteren Verbleib in Startklar bis 2016 entschieden. Diese Schulen konnten mit der Potenzialanalyse zum Beginn des Schuljahres 2013/2014 starten, da dort vertragli-cher Besitzstand angeführt werden konnte. Zum 1. November 2013 sind alle Startklarschulen in Kein Abschluss ohne Anschluss übergegangen und erhalten damit gleichzeitig einen begrenzten Sonderstatus bis zum Übergang im Schuljahr 2015/2016.

Der Steuerkreis beschäftigte sich im September 2013 intensiv mit einem einheitlichen Portfolio und ent-schied sich für den vom MSW entwickelten neuen Berufswahlpass NRW (SEK I und SEK II) für den Kreis Recklinghausen. Der Berufswahlpass ist ein Informations-, Planungs- und Dokumentationsinstrument, mit dem die Schülerinnen und Schüler das Lernen eigenverantwortlich organisieren, sich ihr Kompetenzprofil bewusst machen und die erworbenen Kompetenzen auswerten und dokumentieren.

Ein neuer Arbeitskreis zur Umsetzung der Berufsfelderkundung wurde durch den Steuerkreis akti-viert – federführend IHK und HWK. Hier sollen Berufsfelderkundungsplätze mit den Akteuren des Ausbildungskonsenses NRW (Vertreter der IHK, HWK, Jobcenter, Agentur für Arbeit) eruiert und die Gendersensibilität berücksichtigt werden. Daraus resultiert u. a. eine enge Kooperation mit den Gleich-stellungsbeauftragten im Kreis Recklinghausen, die in das Arbeitskreisgremium eingebunden werden.

5. Das neue Übergangssystem – Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA) – Übergang Schule-Beruf NRW

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Es geht los!

Ende November sind erste verlässliche Entwicklungszahlen für den Start der neun gemeldeten Schulen in das Neue Übergangssystem vom MSW veröffentlicht worden, die entweder zwei bzw. (bei mehr als 80 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern einer Schule) drei StuBo- Entlastungsstunden erhalten. Es handelt sich derzeit um 920 Schülerinnen und Schüler, die in das Landesprogramm Kein Abschluss ohne Anschluss einsteigen wollen. Es sind folgende Schulformen: zwei Förderschulen mit vier StuBo-Entlastungsstunden, zwei Gesamtschulen mit sechs StuBo-Entlastungsstunden, zwei Gymnasien mit fünf StuBo-Entlastungsstunden, eine Hauptschule mit zwei StuBo-Entlastungsstunden und vier Realschulen mit elf StuBo-Entlastungsstunden. Zu den neun Schulen, die am Programm Kein Abschluss ohne Anschluss-Übergang Schule-Beruf NRW (KAoA) im Schuljahr 2013/14 teilnehmen wollen, gibt es weitere Schulen, die bis 2015 bzw. 2016 Mittel aus dem Topf des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erhalten, um den Übergang Schule-Beruf zu koordinieren. Ab dem Schuljahr 2015/2016 werden diese Übergangsstrukturen aufgelöst und münden in das neue Übergangssystem KAoA. Hier sind derzeit 1.814 Schülerinnen und Schüler versorgt, so dass zusammen mit den auslaufenden Projekten Startklar (zum 01. Nov. 2013 im neuen Übergangssystem), BMBF/BOP (ab Schuljahr 2015/2016 im neuen Über-gangssystem) und dem neuen Übergangssystem Kein Abschluss ohne Anschluss im Schuljahr 2013/2014 insgesamt 3.582 (ca. 58 %) Schülerinnen und Schüler im Kreis Recklinghausen versorgt sind.Mit dem 1. Februar 2014 können die StuBo-Entlastungsstunden an den benannten Schulen abgerufen und die Mittel aus dem Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales NRW zur Durchführung im Programm Kein Abschluss ohne Anschluss-Übergang Schule-Beruf in NRW entsprechen der Vorgaben ver-wendet werden.

Am 14. Februar 2014 lud die Kommunale Koordinierung in Abstimmung mit den Schulaufsichten 17 Schulen, die ihr Interesse bekundet hatten, zu einer Informationsveranstaltung ein. Ihnen wurden die vom Steuerkreis empfohlenen Bildungsträger zur Umsetzung der Potenzialanalyse vorgestellt. Im Anschluss erhielten die Bildungsträger die Möglichkeit, den Schulen ihre Konzepte zur Umsetzung der Potenzialanalyse zu präsentieren und die anwesenden Schulen einen Leitfaden zur weiteren Vorgehens-weise der Potenzialanalyse im zwei Schulhalbjahr 2013/14.Diese Informationsveranstaltung stellt das Fundament zur Umsetzung des Standardelements Potenzi-alanalyse im Handlungsfeld I Studien- und Berufsorientierung dar. Um die Rahmenbedingungen für eine qualitätsgerechte Durchführung auch für die Schuljahre 2014/15 bis 2016/17 gewährleisten zu können, ist seit Mitte Februar 2014 ein zweites Bewerbungsverfahren zur Trägerauswahl auf den Weg gebracht worden. Parallel zur Sicherung der qualitativen Rahmenbedingungen zur Potenzialanalyse-Durchführung findet in Absprache mit den Schulaufsichten sowie der Bezirksregierung Münster eine dritte Daten-abfrage statt, in der weitere Schulen ihr Interesse am Landesprogramm Kein Abschluss ohne Anschluss bekunden können.

Um die Einbindung – Kein Abschluss ohne Anschluss – in das Schulkonzept zu garantieren, fand am 24. Februar 2014 eine Auftaktveranstaltung zur Fortbildungsreihe für alle Studien- und Berufswahlko-ordinatorinnen und -koordinatoren im Kreis Recklinghausen statt. Diese Fortbildungsreihe ist an die offizielle Lehrerfortbildung gekoppelt und wird von der Bezirksregierung Münster unter Einbindung der KoKo umgesetzt.

Der weitere Weg zum Ausbau und der Stabilisierung des neuen Landesprogramms Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf NRW ist durch die verantwortlichen Ministerien MAIS und MSW

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vorgegeben. Der Prozess lässt deutlich erkennen, dass alle Schülerinnen und Schüler in der SEK I die gleiche Möglichkeit erhalten, den Prozess des Übergangs Schule-Beruf zu erleben. Das neue Übergangs-system ist ein signifikanter Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit im Regionalen Bildungsnetzwerk, denn alle Schülerinnen und Schüler erhalten schulformbezogen und flächendeckend ein gendersensibles Berufs-orientierungsangebot.

Kontakt:Hajnalka Atadi-BeyerTeamleiterin Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA)Regionales BildungsbüroKurt-Schumacher-Allee 145657 RecklinghausenTelefon: 02361.53-3403E-Mail: [email protected]

5. Das neue Übergangssystem – Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA) – Übergang Schule-Beruf NRW

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Die strukturellen Veränderungen in der Bildungslandschaft des Kreises Recklinghausen führen in der Regel nicht unmittelbar zu messbaren Erfolgen. Vieles wird sich erst in ein paar Jahren auswirken. An einigen Stellen lassen sich aber jetzt schon positive Veränderungen feststellen:

Bessere Sprachkompetenz bei KindernBei den deutschsprachigen Kindern ist der Anteil derjenigen mit einer altersgemäßen Sprachkom-petenz im Kreis Recklinghausen von 90 auf 91 % angestiegen, bei anderssprachigen Kindern von 35 auf 40 %. Am besten schneidet hier die Stadt Gladbeck ab: der Anteil der Kinder, die ihrem Alter gemäß Deutsch sprechen können liegt bei 96 % (Alltagssprache deutsch) und 48 % (Alltagssprache anderssprachig). Bei Berücksichtigung der Lebenswelten der Kinder in Gladbeck sind diese Ergeb-nisse umso bedeutender, denn die Stadt Gladbeck weist während der vergangenen Jahre durchweg den kreisweit höchsten Anteil der anderssprachigen Kinder auf. In den vergangenen drei Jahren ist diese Gruppe nochmals von 39 auf 46 % angestiegen. Ebenfalls höher als in den anderen Kreisstäd-ten ist der Anteil der Eltern, die einen niedrigen Bildungsstand haben. 25 % der Eltern in Gladbeck, die Angaben gemacht haben, verfügen über einen niedrigen Bildungsabschluss – auf Kreisebene liegt dieser Anteil bei knapp 20 % (vgl. Gesundheitsberichterstattung 2013). Ähnliche positive Ergebnis-se verzeichnet auch die Stadt Recklinghausen. Hier ergab die Schuleingangsuntersuchung eine Ver-besserung des altersgerechten Sprachstandes bei anderssprachigen Kindern von 27 % in 2010 auf 41 % in 2012. Ein deutlicher Erfolg der umfangreichen Sprachförderung in Recklinghausen, die auf S. 20ff dargestellt wird.

Mehr AbiturientenDie Zahl der Abiturienten an allgemeinbildenden Schulen hat sich noch einmal erhöht und liegt jetzt bei 33,2 %. Die anvisierte Abiturquote von 30 % bis zum Jahr 2015 wurde bereits drei Jahre früher erreicht. Hinzu kommen die Jugendlichen, die an den Berufskollegs ihr Abitur machen. Hier hat sich der Anteil von Absolventen mit Abitur in den vergangenen Jahren noch deutlicher als an den allgemeinbildenden Schulen erhöht. Unter Berücksichtigung der Berufskollegs liegt die Abiturquote im Kreis Recklinghausen bei aktuell ca. 39 %.

Abbildung 6: Ziel des Kreises: Erhöhung der Abiturquote

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

6. Entwicklungen bei den Bildungszielen

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Weniger Schülerinnen und Schüler ohne HauptschulabschlussZwar ist die Zielmarke für 2015 von unter fünf Prozent noch nicht erreicht, dennoch steht der Kreis mit einem Wert von 5,4 % gut da. Das Erreichen eines Anteilswertes unter fünf Prozent bis zum Jahr 2015 erscheint realistisch. Während in 2011 noch 518 Schülerinnen und Schüler die Schule ohne Hauptschul-abschluss verlassen haben, lag die Zahl im Jahr 2012 für den gesamten Kreis Recklinghausen bei 389 (darin enthalten noch 170 Abschlüsse in den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten Lernen und geistige Entwicklung).

Abbildung 7: Ziel des Kreises: Senkung der Abgänge ohne Abschluss

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

6. Entwicklungen bei den Bildungszielen

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Teil II: Von der U3-Betreuung bis zur Weiterbildung – Indikatoren, Daten und Erläuterungen zur Entwicklung der Bildungslandschaft im Kreis Recklinghausen

7. Demografische und soziale Rahmenbedingungen

Seit Mitte der 90er Jahre sinkt die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner im Kreis Recklinghausen. Folgt man der Prognose der Landesdatenbank NRW, dann wird sich dieser Trend verschärfen. Gleich-zeitig ändert sich die Altersstruktur. In Zukunft leben immer weniger junge Menschen und immer mehr Ältere im Kreis, wie Tabelle 2 zeigt.

Tabelle 2: Bevölkerungsprognose 2011 bis 2030 für den Kreis Recklinghausen (%)

0 J. - u. 18 J. 18 J. - u. 25 J. 25 J. - u. 45 J. 45 J. - u. 65 J. 65 J. + Gesamt

2011 103.835 51.666 153.587 186.702 133.027 628.817

2015 -8,3 -5,5 -8,2 4,4 2,2 -2,1

2020 -16,2 -15,3 -10,8 0,9 8,1 -4,6

2025 -19,6 -27,5 -11,7 -7,7 16,6 -7,1

2030 -22,8 -34,1 -15,5 -16,8 26,2 -9,8

Quelle: IT. NRW Stand 2014, eigene Berechnungen

Die Prognose hat gravierende Konsequenzen insbesondere für die Bildungsplanung: Kindertagesstätten und Schulen werden künftig von weniger Kindern und Jugendlichen besucht, Ausbildungsbetriebe müs-sen auf eine geringere Nachfrage nach Ausbildungsplätzen reagieren, Betriebe unter Umständen neue Wege bestreiten, um ihren Fachkräftebedarf decken zu können, z.B. durch verstärkte betriebliche und berufliche Weiterbildung ihres Personals. Die Zunahme älterer Menschen wird neue Anforderungen an den Gesundheitsbereich und die dort benötigten Kompetenzen der Beschäftigten stellen.Auf einige dieser Bereiche wird der hier vorliegende Bildungsbericht in den folgenden Kapiteln näher eingehen. Ein Schwerpunkt ist dabei die frühe Bildung, die in der Bildungspolitik des Kreises Reckling-hausen eine zentrale Rolle spielt. In Abbildung 2 ist daher die Bevölkerungsprognose bei den 0-21jähri-gen differenziert nach Altersgruppen dargestellt:

Abbildung 8: Prognostizierte Entwicklung der Kinder und Jugendlichen nach Altersgruppen, 2011 bis 2030 (2011 = 100)

Quelle: IT. NRW, Stand 2013, eigene Berechnungen

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Die Abbildung zeigt, dass zwar in allen Altersgruppen bei den Kindern und Jugendlichen Rückgänge pro-gnostiziert werden. Diese sind aber unterschiedlich ausgeprägt:

n Besonders starke Rückgänge sind bei den 10-21jährigen zu verzeichnen,

n deutlich geringere Rückgänge verzeichnet die Zielgruppe für die frühe Bildung, also Kinder bis 10 Jahre.

Ein weiteres Merkmal, das in bildungspolitischen Diskursen – insbesondere im Bereich der frühen Bil-dung – eine Rolle spielt, ist die Herkunft der Kinder und Jugendlichen. Früher wurde an dieser Stelle nur nach Staatsangehörigkeit unterschieden: Ausländer und Deutsche.

Im ersten kreisweiten Bildungsbericht 2011 wurde bereits darauf hingewiesen, dass diese Unterschei-dung für die Bildungspolitik immer irrelevanter wird. Seit über zehn Jahren sind Kinder, die in Deutsch-land geboren sind, auch wenn sie ausländische Eltern haben, deutsche Staatsbürger, und sie werden in der Statistik auch entsprechend gezählt. Gleichwohl haben viele von ihnen Sprachprobleme, schlechtere Schulabschlüsse, größere Probleme beim Übergang in den Beruf. Es ist daher wichtig zu wissen, wie hoch die Anzahl der Menschen mit Migrationshintergrund ist, z.B. für Sprachfördermaßnahmen oder Integ-rationsangebote. Das war im Kreis Recklinghausen vor drei Jahren im Bildungsbericht 2011 noch nicht möglich. Auch mit Hilfe des Projektes „Lernen vor Ort“ konnte diese Datenlücke seitdem beseitigt wer-den. Abbildung 9 zeigt die Bevölkerungsanteile von Ausländerinnen und Ausländern sowie Menschen mit Migrationshintergrund in den Städten des Kreises Recklinghausen.

Abbildung 9: Deutsche, Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund im Kreis Recklinghausen

Quelle: Daten GKD Radar, Stand Juni 2013; Karte Kreis Recklinghausen; die Datenquelle für Herten ist die Kommune selbst; für die Definition Migrationshintergrund bei GKD1 und Herten2 siehe Fußnote auf S. 63

7. Demografische und soziale Rahmenbedingungen

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Jeder sechste Bewohner des Kreises Recklinghausen hat einen Migrationshintergrund. Allerdings ist der Kreis in dieser Beziehung keineswegs homogen. Abbildung 9 zeigt, wie unterschiedlich die Bevölkerung in den Städten des Kreises Recklinghausen zusammengesetzt ist. Gladbeck hat mit 21,4 % den höchsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. In Haltern am See sind es nur 6,1 %.

Interessant für die Bildungsberichterstattung ist vor allem eine Differenzierung der Bevölkerung mit Mi-grationshintergrund nach Altersklassen, und hier vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Tabelle 3 zeigt: je jünger die Altersklasse desto höher der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund.

Tabelle 3: Anteile der Bewohner mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung der jeweiligen Altersklassen

Quelle: GKD Radar (absolute Zahlen), Stand Juni 2013, prozentuale Anteile FD 41; die Datenquelle für Herten ist die Kom-mune selbst

An dieser Stelle muss betont werden, dass ein Migrationshintergrund nicht gleich gesetzt werden kann mit mangelnder Sprachkenntnis. Forschungsergebnisse zeigen, dass vielmehr das soziale Umfeld und der Bildungsstatus der Eltern entscheidend sind für den Verlauf von Spracherwerb und Bildungskarrieren. Allerdings fallen Migrationshintergrund und soziale Problemlagen häufig zusammen. Das Beispiel der Stadt Gladbeck zeigt jedoch, dass eine Stadt den höchsten Anteil anderssprachiger Kinder aufweisen und zugleich am besten abschneiden kann bei der altersgemäßen Sprachkompetenz (siehe S. 59).

1 Definition zur Radar-Auswertung:Die Auswertung „Menschen mit Migrationshintergrund“ kann im Radar nur näherungsweise abgebildet werden, da die Einwohner Informationen aus dem Verfahren OK.EWO stammen und dort keine historischen Daten abgebildet werden. Ursprüngliche, nicht deutsche Einwohner oder Elternteile die zum Zeitpunkt der Geburt noch eine andere Staatsbürger-schaft besaßen werden aus diesem Grund hier vernachlässigt. Die Radar Definition lautet wie folgt:- Einwohnerinnen und Einwohner mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit (Ausländer, ausländische Flüchtlinge und Asylbewerber)- Einwohner/innen mit erster Staatsangehörigkeit Deutsch und zweiter nichtdeutscher Staatsangehörigkeit (z.B. Aussiedler, Doppelstaatler).- Kinder, der beiden oben genannten Gruppen2 In Herten gilt ein Migrationshintergrund bei einem Kind, wenn die Nationalität deutsch ist und mindestens ein Elternteil nichtdeutsch ist und die Personen mit Zuwanderungsgeschichte bildet sich aus der Summer der Deutschen mit Migrations-hintergrund und den Ausländern

Gemeinde/Jahre 0 - 2 J. 3 - 5 J. 6 - 9 J. 10 - 13 J. 14 - 17 J. 18 - 20 J. 21 - 27 J. 28J. +

Castrop-Rauxel 29,2 28,9 27,2 26,2 22,8 18,9 17,8 11,6

Datteln 26,2 25,5 28,9 24,2 22,9 20,9 18,6 11,6

Dorsten 23,3 23,4 17,8 17,8 16,1 12,6 13,6 9,3

Gladbeck 46,9 43,9 44,6 41,0 36,2 27,8 25,2 15,8

Haltern am See 17,1 13,7 12,1 9,6 9,2 5,6 8,1 4,7

Herten 40,2 40,1 38,6 31,9 28,5 25,5 19,6 15,1

Marl 37,9 37,7 36,4 33,6 31,0 21,6 20,6 13,2

Oer-Erkenschwick 26,9 20,9 27,7 27,1 25,7 22,5 25,4 14,9

Recklinghausen 39,4 38,3 36,8 34,4 29,4 18,6 20,9 14,5

Waltrop 22,9 19,2 22,7 16,5 15,7 9,4 12,7 8,6

Kreis Recklinghausen 29,9 28,5 27,7 25,5 22,5 16,8 17,2 11,0

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Bildungsarmut und soziale Ungleichheit

Jedes vierte Kind im Kreis Recklinghausen bezieht Leistungen nach dem SGB II, also „Hartz IV“. Für den Kreis Recklinghausen ist Kinderarmut einer der zentralen Gründe, den Schwerpunkt der Bildungsan-strengungen in die Förderung der frühen Bildung zu legen. Die SGB II-Quote (siehe Tabelle 4) zeigt die Anzahl der Hilfebedürftigen in Relation zu den Einwohnern.

Tabelle 4: SGB II-Quote (Anzahl der Hilfebedürftigen in Relation zu Einwohnern) Kreis & Städte

Quelle: Kreis Recklinghausen, absolute Zahlen Jobcenter Recklinghausen, prozentuale Anteile FD 41, Stand: 31.03.2013

Die Tabelle zeigt:

n Die Kinder- und Jugendarmut liegt in allen Altersgruppen deutlich über dem Landesdurchschnitt;

n Innerhalb des Kreises gibt es bei der SGB II – Quote große Unterschiede;

n Je jünger die Kinder sind, desto höher die SGB II-Quote.

Es liegt nahe, dass es zwischen den Tabellen 3 und 4 einen Zusammenhang gibt. Je jünger die Kinder sind, desto höher ist die SGB II-Quote und der Migrationshintergrund.

Der Kreis Recklinghausen ist nicht nur der zweitgrößte Kreis, sondern auch der ärmste. Armut und Bildungsarmut im (nördlichen) Ruhrgebiet sind besorgniserregend. Dies ergab der erste Bildungsbericht für die Metropole Ruhr 2012 (Masterplan Bildung Ruhrgebiet). Jede/r Vierte lebt in Armut und dem-entsprechend niedrig ist das Bildungsniveau. Besonders benachteiligt sind ausländische Jugendliche, von denen 13,1 % die Schule ohne Abschluss verlassen.

Im nördlichen Ruhrgebiet häufen sich die Probleme: Hohe Arbeitslosigkeit, Armut und hohe Anteile an Haushalten mit SGB II Bezug („Hartz IV“), bildungsferne Familienmilieus, fehlende Vorbilder für Bildungs-erfolge, hohe Migration und eine sozial benachteiligte einheimische Bevölkerung. Hier geht die Schere weit auseinander zwischen Einheimischen und Migranten, zwischen Stadtquartieren im reichen Süden

Gemeinde/Altersgruppe 0- u. 3J. 3- u. 7J. 7- u. 15J. 15- u. 20J. 20- u. 25J. Gesamt u. 25

Castrop-Rauxel 26,0 25,8 19,9 16,9 13,8 19,1

Datteln 26,7 24,3 19,8 14,7 15,5 18,9

Dorsten 20,6 20,0 16,2 13,1 11,0 15,2

Gladbeck 30,4 27,4 25,8 20,7 15,2 22,8

Haltern am See 11,0 10,3 7,0 6,5 7,1 7,7

Herten 29,8 28,9 22,9 17,7 13,5 20,8

Marl 31,8 29,3 23,7 17,8 14,3 21,4

Oer-Erkenschwick 28,1 25,9 21,9 16,9 13,0 19,7

Recklinghausen 28,2 29,1 24,8 18,5 13,4 21,6

Waltrop 16,2 14,9 14,1 10,1 8,6 12,1

Kreis Recklinghausen 26,3 25,2 20,9 16,3 13,1 19,0

NRW 20,7 20,3 16,5 12,6 9,5 14,8

7. Demografische und soziale Rahmenbedingungen

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und im armen Norden. Die Bildungsabwärtsspiralen beginnen im frühkindlichen Alter und sind häufig verbunden mit mangelnder Gesundheitsförderung. Zusammen führt dies zu niedrigen Schulabschlüssen und einer niedrigen beruflichen Qualifikation, und erhöht damit das Risiko der Arbeitslosigkeit.

Die Autoren der Sozialraumanalyse Emscherregion (vgl. ZEFIR, Ruhr-Universität Bochum 2012) – im Kreis Recklinghausen gehören die Städte Herten, Recklinghausen und Castrop-Rauxel dazu – kommen zu dem Schluss, dass die „Auswertung der Daten zur Sozialstruktur [...] deutliche räumliche Muster sozialer Ungleichheit erkennen“ lassen. „Vergleichsweise sozial privilegierten Stadtteilen mit geringer Arbeitslosigkeit und geringen Quoten an SGB II-Bezügen stehen vergleichsweise sozial stark benach-teiligte Stadtteile mit hoher Arbeitslosigkeit und hohen Quoten der SGB II-Bezüge gegenüber. Hier ist eine Konzentration der vergleichsweise sozial stark benachteiligten Stadtteile auf die Region zwischen der A40 und der Emscher zu erkennen. Vielfach sind dies die innerstädtischen und innenstadtnah ge-legenen traditionellen Arbeiterquartiere sowie die Gebiete, die durch sozialen Wohnungsbau geprägt sind [...]. Das kleinräumige Muster der sozialen Ungleichheit verfestigt sich durch die Analyse der Daten zur Bildungsbiografie. Während die von statushöheren Bevölkerungsgruppen bevorzugten Stadtteile in den städtischen Randlagen durch überdurchschnittliche Übergängeranteile zum Gymnasium geprägt sind, finden sich Stadtteile mit unterdurchschnittlichen Übergängeranteilen in den traditionellen Ar-beiterquartieren der Innenstädte und innenstadtnahen Lagen im Korridor zwischen der A40 und der Emscher“ (vgl. ebd., S. 130ff).

Investitionen in frühe Bildung sind zwar, wie Forschungsergebnisse zeigen, langfristig gesehen besonders effektiv, weil sie den Kreislauf der Armut durchbrechen und dazu beitragen, über Bildungskarrieren Armutskarrieren zu verhindern. Mittel- und kurzfristig können Bildungsanstrengungen insbesondere in der frühen Bildung an der Kinderarmut aber nicht viel ändern. Soziale Problemlagen können mittel- und kurzfristig allenfalls durch Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst werden. Tabelle 5 zeigt, dass die Arbeitslosigkeit im Kreis Recklinghausen weiterhin sehr hoch ist.

Tabelle 5: Arbeitslosenquoten im Kreis Recklinghausen von Januar 2008 bis Januar 2014

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand Januar 2014; * Die Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlicht keine Arbeitslosen-quoten mit weniger als 15.000 zivilen Erwerbspersonen.

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Castrop-Rauxel 12,1 11,9 12,3 12,2 9,6 10,5 11,1

Datteln 12,2 11,4 11,5 11,5 12,2 12,3 12,3

Dorsten 10,0 9,7 9,3 9,2 8,1 8,4 8,4

Gladbeck 13,2 13,3 13,6 12,9 12,4 12,9 12,3

Haltern am See 5,7 6,2 5,9 5,5 5,1 5,4 5,2

Herten 12,5 12,6 11,1 12,0 10,4 12,1 12,5

Marl 12,4 12,7 12,9 12,8 11,5 11,9 12,5

Oer-Erkenschwick * * 10,8 10,7 9,8 10,6 12,1

Recklinghausen 12,5 12,2 12,5 12,8 13,3 13,4 12,8

Waltrop * * * 8,8 8,0 8,1 8,2

Kreis Recklinghausen 11,6 11,4 11,4 11,4 10,6 11,1 11,2

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Abbildung 10: Entwicklung der Beschäftigtenzahlen (%)

Quelle: Fachdienst 18, Kreis Recklinghausen

Komplementär zur Arbeitslosigkeit lässt sich die Entwicklung der Beschäftigungsverhältnisse im Kreis Recklinghausen beschreiben. Abbildung 10 zeigt, wie sich zwischen 2000 und 2005 die Beschäftigungs-zahlen im Kreis Recklinghausen vom Bundes- und Landestrend abgekoppelt haben, wie sehr dies mit dem Ende des Bergbaus in der Region zusammenhing und wie schwierig es ist, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern.

n Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist im Kreis Recklinghausen von 1980 bis heute um 7,2 % zurückgegangen und lag zum 31.3.2013 bei 150.114 (IHK-Bezirk: + 18 %).

n Der Tiefpunkt der Beschäftigung im Kreis war 2006 mit 137.369 sozialversichert Beschäftigten er-reicht. Seitdem nimmt die Beschäftigung wieder zu – wenn auch noch nicht in der gleichen Dynamik wie im Münsterland. Zunahme Kreis 2006-2013 (31.3): 9,1 %, IHK-Bezirk: 12,2 %.

n Die Zahl der sozialversichert Beschäftigten sagt noch nichts über die Qualität der Beschäftigungs-verhältnisse aus. Hierunter fallen auch Beschäftigungsverhältnisse, die trotzdem mit Leistungen aus dem Rechtskreis SGB II (umgangssprl. „Hartz IV“) aufgestockt werden müssen. Nach Angaben des Jobcenters gibt es im SGB III-Bereich Ergänzer und Aufstocker. Ergänzer sind Personen, deren lau-fende Einkünfte nicht den Lebensunterhalt vollständig decken. Im September 2013 waren von den 50.471 erwerbsfähigen Leistungsbeziehern im SGB II 12.625 erwerbstätig. Von diesen Ergänzern ver-dienen 7.827 450.- € oder weniger. Aufstocker sind Personen, die ergänzend zum Arbeitslosengeld (ALG) I noch ALG II nach dem SGB II beziehen. Für 2013 waren von den insgesamt 50.471 erwerbs-fähigen Leistungsbeziehern im SGB II durchschnittlich monatlich 887 (1,8 %) Personen registriert, die ALG I mit ALG II aufstocken.

7. Demografische und soziale Rahmenbedingungen

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In der frühen Bildung entscheidet sich, ob Kinder genügend Grundlagen für eine künftige Bildungs- und Berufskarriere bekommen. Was hier versäumt wird, ist später nur sehr schwer nachzuholen. Die frühe Bildung 0 - 10 plus ist deshalb der zentrale Schwerpunkt in den Bildungsanstrengungen des Kreises Recklinghausen.Im Folgenden werden zunächst Entwicklungen in den einzelnen Stufen der frühen Bildung (U3-Be-treuung, KiTas, Grundschulen) dargestellt – inklusive der Bemühungen, die einzelnen Stufen sinnvoll miteinander zu verzahnen. Anschließend werden stufenübergreifende Teilaspekte für die frühe Bildung vorgestellt.

8.1 Ausbau der Betreuungsplätze für unter dreijährige Kinder

Eines der wichtigsten politischen Ziele im Bereich der frühen Bildung ist es, die Betreuungsplätze für unter dreijährige Kinder auszubauen. Ob dies gelingt, darüber gibt eine wichtige Kennzahl Auskunft: die sogenannte U3-Quote. Die Berechnung der U3-Quote basiert auf folgender Formel:

Kinder in Kindertageseinrichtungen + Tagespflege X 100 Anzahl der unter dreijährigen Kinder an der Bevölkerung

Allerdings kann es hier zu Missverständnissen und Fehldeutungen kommen, denn in der Praxis gibt es drei verschiedene Quotenberechnungsverfahren mit unterschiedlichen Zahlen und unterschiedlichen Stichtagen:

1. Quotenberechnung und Definition des MinisteriumsGesetzliche Grundlage für die Finanzierung von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege in NRW ist das Kinderbildungsgesetz (KiBiz). Alle Jugendämter in NRW müssen zum 15. März eines jeden Jahres verbindlich die Anzahl der zu finanzierenden Plätze im folgenden Kindergartenjahr in kibiz.web anmelden. Aus diesen angemeldeten Plätzen errechnet sich der Landeszuschuss für jedes Jugendamt. Ein U3 Kind im Sinne des KiBiz ist jedes Kind, welches am 01.11. des Kindergartenjahres unter drei Jahre alt ist. Für dieses Kind erhält der Träger dann eine höhere Kindpauschale.Das heißt, es handelt sich hierbei um sogenannte Planzahlen, die wiederum auf Anmeldung der Kom-munen beruhen.

2. Quotenberechnung und Definition der Landesdatenbank IT.NRWBei den U3-Quoten von der Landesdatenbank IT.NRW handelt es sich um die sogenannte „tatsächliche Belegung“. Hinzu kommt, dass es sich um einen anderen Stichtag (seit 2009 1. März, vorher 15. März) handelt. Somit unterscheiden sich diese Quoten von denen des Ministeriums und der Kommunen.

3. Quotenberechnung und Definition der KommunenIm Gegensatz zu den Quoten von IT.NRW und des Ministeriums handelt es sich hierbei um „tatsächlich vorhandene, belegbare Plätze“ in den Kindertageseinrichtungen zum Stichtag 1.8. des jeweiligen Jahres und den tatsächlich untergebrachten unter dreijährigen Kindern in der Tagespflege. Dabei sind Ände-rungen im Laufe des Jahres nicht auszuschließen und die tatsächliche Belegung in den Kindertagesein-richtungen kann im Vergleich zu den vorhandenen Plätzen abweichen.

8. Frühe Bildung 0 - 10 plus: Von der U3-Betreuung bis zum Übergang in die weiterführenden Schulen

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Bei der Beurteilung von U3-Betreuungsquoten besteht also immer die Gefahr, Äpfel mit Birnen zu ver-gleichen. Wir verzichten deshalb auch auf eine synoptische Darstellung der Quoten und verweisen auf den Anhang, in dem ausführlich die einzelnen Statistiken inklusive der Zeitreihen dokumentiert sind. Da bei allen drei Quoten vergleichbare Steigerungsraten festzustellen sind, beschränken wir uns im Folgen-den auf die Quoten des Ministeriums.

Wie hat sich die Quote entwickelt und welche Ziele sollen erreicht werden? Abbildung 11 zeigt, wie die U3-Betreuungsquote im Kreis Recklinghausen in den letzten Jahren gestiegen ist. Da für das Jahr 2013 noch keine Quote vorliegt, kann allerdings nicht angegeben werden, ob das Ziel, bis 2013 eine Betreu-ungsquote von 32 % sicherzustellen, erreicht worden ist.

Abbildung 11: U3-Betreuungsquote im Kreis Recklinghausen 2008, 2010, 2011 und 2012 sowie angestrebte Quote 2013

Quelle: Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (Zahlen von 2008/09 u. 2010/11); Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (Zahlen für 2011/2012); die zur Quotenberechnung erforderliche Anzahl der unter dreijährigen Kinder basiert auf Bevölkerungs-daten von IT.NRW zum Stichtag 31.12.; Grafik Kreis Recklinghausen

Im ersten kreisweiten Bildungsbericht wurde bereits von Anstrengungen berichtet, die U3-Betreuungs-quote zu steigern, etwa durch den Ausbau der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. So wurde beispielsweise im Jahr 2011 am Paul-Spiegel Berufskolleg in Dorsten ein neuer Bildungsgang „Fachschule für Sozialwesen mit der Fachrichtung Sozialpädagogik“ eingerichtet, um das Ausbildungsangebot für Erzieherinnen und Erzieher zu erweitern. Insgesamt hat sich die Zahl derjenigen, die sich in eine Erzie-herausbildung (Bildungsgänge Fachschule Sozialpädagogik und Berufsfachschule AHR- u. Erzieherinnen) begeben vom Ausbildungsjahr 2010/11 (630) bis zum Jahr 2013/14 (903) um über 43 % gesteigert.

Die U3-Betreuungsquote im Kreis Recklinghausen liegt etwas über der Durchschnittsquote in NRW. Der Anstieg der Quote ist in allen zehn Städten des Kreises Recklinghausen festzustellen. Allerdings in unterschiedlichem Ausmaß, wie Abbildung 12 zeigt. Auch im Vergleich zum Umland (siehe Abbildung 13) steht der Kreis Recklinghausen relativ gut da. Er nimmt bei einem Vergleich der umliegenden zehn Kommunen mit einer Betreuungsquote von 27,9 % im Kindergartenjahr 2012/13 Platz fünf ein.

8. Frühe Bildung 0 - 10 plus: Von der U3-Betreuung bis zum Übergang in die weiterführenden Schulen

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Abbildung 12: U3-Betreuungsquoten des Ministeriums in Zeitreihe

Quelle: Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (Zahlen von 2008/09 u. 2010/11); Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (Zahlen ab 2011/2012); die zur Quotenberechnung erforderliche Anzahl der unter dreijährigen Kinder basiert auf Bevölkerungsdaten von IT.NRW zum Stichtag 31.12.; zum Zeitpunkt der Datenabfrage lagen keine Zahlen für das Kindergartenjahr 2013/14 vor; Grafik Kreis Recklinghausen

Abbildung 13: U3-Betreuungsquoten (Ministerium) im Kreis Recklinghausen im Vergleich zu NRW und zum Umland

Quelle: Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (Zahlen von 2008/09 u. 2010/11); Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (Zahlen für 2011/2012); Grafik Kreis Recklinghausen

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8.2 Schuleingangsuntersuchungen: deutliche Fortschritte bei der Sprachförderung – Ergebnisse von 2010 bis 2012

Mit der Einschulung der Kinder ist in Deutschland die Schuleingangsuntersuchung verbunden, die in der Regel von den Kinder- und Jugendärztinnen der Gesundheitsämter durchgeführt wird. Nach den Schulferien beginnen die Untersuchungen für die Kinder, die im nächsten Jahr eingeschult werden. Rund 5.000 werden dann bis zum Juli des nächsten Jahres ein Einladungsschreiben bekommen, damit ihre Eltern mit ihnen zu ihrer Einschulungsuntersuchung gehen. In allen zehn Städten des Kreises arbeitet in den Außenstellen des Gesundheitsamtes ein Team des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes, das aus einer Ärztin, einer Medizinischen Fachangestellten sowie einer Sozialmedizinischen Assistentin besteht.

Für die Schuleingangsuntersuchungen gelten in Nordrhein-Westfalen einheitliche Standards, so dass gewährleistet ist, dass die Gesundheit und der Entwicklungsstand der Kinder mit den gleichen Me-thoden erhoben und nach gleichen Kriterien bewertet werden. Nicht selten werden bei den Schulein-gangsuntersuchungen erstmals Entwicklungsverzögerungen oder gesundheitliche Risiken und Probleme festgestellt. Deshalb nehmen die Ärztinnen die Aufgabe sehr ernst, die Eltern über die Ergebnisse der Untersuchung zu informieren und sie zu beraten, wie sie die Entwicklung und Gesundheit ihres Kindes weiter fördern können. Wenn medizinische Befunde abgeklärt oder behandelt werden müssen, be-kommen die Eltern eine schriftliche Mitteilung für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte. Kinder, die besondere Therapieangebote benötigen, erhalten von den sozialmedizinischen Assistentinnen weitere Beratung und Unterstützung.

Die Untersuchungen zeigen, welche Voraussetzungen das Kind bei der Einschulung mitbringt und in wel-chen Bereichen eventuell ein besonderer pädagogischer Förderungsbedarf besteht. Deshalb erhält auch die Schule, in die das Kind eingeschult wird, vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst ein ärztliches Gutachten über den Entwicklungs- und Gesundheitsstand, so dass die Lehrerinnen und Lehrer die Si-tuation des Kindes vom ersten Schultag an kennen und berücksichtigen können. Sollte eine Erkrankung für den Schulalltag von besonderer Bedeutung sein (z.B. Diabetes), bieten die Ärztinnen des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes der Schule und den Eltern ein gemeinsames Gespräch zum sicheren Umgang mit dieser Erkrankung an. Denn es ist ein wichtiges Anliegen, dass das Kind mit seiner Erkrankung auch in der Schule ein sicheres Umfeld hat.

Die Daten der Schuleingangsuntersuchungen werden regelmäßig im Rahmen der Gesundheitsbericht-erstattung ausgewertet und veröffentlicht. Neben den kreisweiten Gesundheitsberichten werden den Städten zudem sehr detaillierte Auswertungen zusammengestellt.

Die Daten der vergangenen drei Einschulungsjahre sind nun ausgewertet und können den Städten zur Ver-fügung gestellt werden. Wie schon in den vorangegangenen Berichten werden Handlungsbedarfe sichtbar. Deutlich wird besonders, wie stark die Kinder davon profitieren, dass in den vergangenen Jahren die unter-schiedlichen Akteure auf Kreis- und Stadtebene ganze Maßnahmebündel entwickelt und umgesetzt haben, die dazu beitragen, dass die Kinder in ihrer Gesundheit und in ihrer Entwicklung gestärkt werden.

Kinder aus anderssprachigen Familien können immer besser deutsch sprechen. Besonders die Kinderta-geseinrichtungen leisten einen wichtigen Beitrag, dass Kinder, die in ihren Familien nicht an die deutsche Sprache herangeführt werden, deutsch lernen können.

8. Frühe Bildung 0 - 10 plus: Von der U3-Betreuung bis zum Übergang in die weiterführenden Schulen

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Kinder, die ihrem Alter entsprechend Deutsch können, haben deutlich bessere Voraussetzungen für ihr schulisches Lernen sowie dafür, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen. So selbstverständlich diese Aussage ist, umso so wichtiger ist es für die Kinder und Familien, dass dem auf allen Ebenen Rechnung getragen wird. Denn 28 % der Einschulungskinder wachsen in Familien auf, in denen Deutsch eben nicht die Alltagssprache ist. Und noch deutlicher wird die Situation abgebildet, wenn die enormen Unterschie-de in den Städten und Stadtteilen des Kreises berücksichtigt werden. Während in der einen Stadt 46 % der Einschulungskinder in anderssprachigen Familien leben, liegt dieser Anteil in einer anderen Stadt nur bei 9 %. Und gehen wir auf die Ebene der Stadtteile, so haben wir in unseren Städten Bezirke, in denen bis zu 60 % der Einschulungskinder in ihren Familien nicht Deutsch lernen.

Es gilt hervorzuheben, dass im Kreis Recklinghausen der weit überwiegende Anteil der Kinder, die in deutschsprachigen Familien leben, über einen altersgemäßen Sprachstand verfügt. Besonders erfreulich ist, dass Kinder, die in anderssprachigen Familien aufwachsen, und die die deutsche Sprache gerade nicht im Familienalltag lernen, in den letzten drei Jahren deutliche Fortschritte zeigen. Bei ihnen ist der Anteil derer, die Deutsch ihrem Alter gemäß sprechen können, von 35 auf 40 % angestiegen. Sicherlich ist der Abstand zu den deutschsprachigen Kindern noch groß und die Grundschulen sind in starkem Maße gefordert, die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder zu fördern. Aber es zeigt sich, dass die intensiven Be-mühungen zur frühkindlichen Sprachförderung Früchte tragen, siehe Recklinghausen und Gladbeck S. 59.Eine herausragende Stellung nimmt die Sprachförderung der Kinder durch die Kindertageseinrichtun-gen ein. Denn je länger Kinder eine KiTa besuchen, umso stärker profitieren gerade anderssprachige Kinder oder Kinder aus eher bildungsfernen Familien von dieser Förderung. Für die Eltern im Kreis Recklinghausen ist es nahezu selbstverständlich, dass ihre Kinder eine KiTa besuchen: Nur 1,3 % der Kinder (im vergangenen Jahr waren dies 63 Einschulungskinder im ganzen Kreis) sind erst nach ihrem fünften Geburtstag in die KiTa gekommen; drei Viertel der Kinder hatten um ihren dritten Geburtstag herum ihren ersten Tag in der KiTa. In den vergangen Jahren kommen auch immer mehr anderssprachige Kinder in die Schule, die mindestens zwei Jahre in einer KiTa waren. Dieser Anteil ist seit 2009 von 76 auf 90 % angestiegen und liegt damit nur noch um 7 Prozentpunkte niedriger als bei den deutschspra-chigen Kindern – in 2009 lag dieser Unterschied noch bei 16 Prozentpunkten (vgl. Kreis Recklinghausen, Fachbereich Gesundheit, Bildung und Erziehung 2014).

Abbildung 14: Kinder, die im Kreis Recklinghausen Deutsch dem Alter gemäß sprechen können – Einschulungsjahre 2010 bis 2012

Quelle: Kreis Recklinghausen, Fachbereich Gesundheit, Bildung und Erziehung 2014

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Abbildung 15: Kinder, die im Kreis Recklinghausen Deutsch dem Alter gemäß sprechen können – nach Alltagssprache und Bildungsstand der Eltern sowie in Abhängigkeit von der Dauer des KiTa-Besuchs, Einschulungsjahre 2010 bis 2012

Quelle: Kreis Recklinghausen, Fachbereich Gesundheit, Bildung und Erziehung 2014

8.3 Weniger Schülerinnen und Schüler – weniger Grundschulen

Wie wir bei der Betrachtung der Rahmendaten gesehen haben, macht sich der demografische Wandel bereits im frühkindlichen Bereich bemerkbar. Die Anzahl der Grundschulen hat sich im Kreis Reckling-hausen von 110 (2010/11) auf 95 reduziert (2012/13). In nur zwei Jahren sind somit 15 Grundschulen geschlossen worden, allein vier in der Stadt Gladbeck. Dabei ist zu betonen, dass diese Schulen nicht gänzlich „verschwunden“ sind, sondern teilweise zu Verbundschulen zusammengeführt wurden.

Abbildung 16: Anzahl und Trägerschaft der Grundschulen im Kreis Recklinghausen im Schuljahr 2010/11 und 2012/2013

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW, Stand Juli 2013; Grafik Kreis Recklinghausen, Fachdienst 62

8. Frühe Bildung 0 - 10 plus: Von der U3-Betreuung bis zum Übergang in die weiterführenden Schulen

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Aufgrund des demografischen Wandels sind auch in Zukunft weitere Schließungen unumgänglich. So werden in der Stadt Datteln im Schuljahr 2013/14 nur noch fünf Grundschulen existieren. Diese Ent-wicklung ist Folge des Rückgangs der Schülerzahlen. Wie stark dieser Rückgang an den Grundschulen der Städte des Kreises Recklinghausen ausgefallen ist, zeigt Tabelle 6.

Tabelle 6: Entwicklung der Schülerzahlen an den Grundschulen in den kreisangehörigen Kommunen

Anzahl/Schuljahr

Rückgang in

den letzten

7 Jahren

in %

2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13

Castrop-Rauxel 3.042 2.990 2.905 2.810 2.760 2.680 2.625 2.533 16,7

Datteln 1.543 1.514 1.472 1.416 1.329 1.249 1.232 1.212 21,5

Dorsten 3.515 3.434 3.213 3.085 2.906 2.736 2.683 2.561 27,1

Gladbeck 3.175 3.113 3.003 2.931 2.915 2.797 2.789 2.686 15,4

Haltern am See 1.740 1.751 1.710 1.610 1.582 1.520 1.487 1.466 15,7

Herten 2.611 2.537 2.408 2.281 2.203 2.109 2.104 2.082 20,3

Marl 3.621 3.570 3.438 3.236 3.164 3.056 2.989 2.852 21,2

Oer-Erkenschwick 1.283 1.321 1.293 1.236 1.218 1.119 1.110 1.039 19,0

Recklinghausen 4.772 4.727 4.666 4.501 4.368 4.214 4.110 4.025 15,7

Waltrop, 1.225 1.195 1.095 1.045 978 949 905 830 32,2

Kreis Recklinghausen 26.527 26.152 25.203 24.151 23.423 22.429 22.034 21.286 19,8

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW, Stand Juni 2013

In allen Städten des Kreises sinken die Schülerzahlen. In einigen ist der Rückgang besonders hoch. Insge-samt betrug er im Kreis Recklinghausen in den letzten sieben Jahren 19,8 %. Der starke Rückgang der Schülerzahlen in Waltrop (32,2 %) ist nach Aussage der Kommune nicht verbunden mit Schließungen von Grundschulen. Der demografische Wandel hat sich in der Stadt Waltrop sehr früh bemerkbar gemacht.

Bei der kommunalen Planung von Schulgebäuden und schulischen Angeboten ist die Feststellung des Ist-Zustandes im Vergleich mit der langjährigen Entwicklung notwendig.

So sagen beispielsweise die Zahlen von IT.NRW einen Schülerrückgang von 20,2 % für das Jahr 2019 voraus. Hier ist anzumerken, dass die Schülerprognose aus dem Jahr 2010 stammt und derzeit keine aktuelleren Daten von IT.NRW vorliegen.

Tabelle 7: Schülerprognose im Primarbereich bis 2019 für den Kreis Recklinghausen bezogen auf die Gesamtbevölkerung

Jahre Schülerzahlen Rückgang in %

2009 23.494

2015 20.447 -13,0

2019 18.753 -20,2

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW, (Publikation: Regionalisierte Schülerprognosen in Nordrhein-Westfalen 2010)

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8.4 Entwicklung der Ganztagsangebote an den Grundschulen

Bis auf sechs Grundschulen sind im Kreis Recklinghausen alle anderen 89 offene Ganztagsschulen. In Dorsten und Datteln gibt es jeweils zwei, in Gladbeck und Castrop-Rauxel jeweils eine Halbtagsgrund-schule.

Der Unterschied bei Ganztagsschulen im Vergleich zu den Halbtagsschulen liegt in der Unterrichts-struktur und einer längeren Betreuung (vormittags und nachmittags). Die Ganztagsschulen werden un-terteilt in „gebundene“ und „offene“. Der Unterschied liegt darin, dass beim Besuch einer gebundenen Ganztagsschule unterrichtliche und außerunterrichtliche Angebote wie beispielsweise Förder- und Be-treuungsangebote verpflichtend sind und bei der offenen Ganztagsschule optional in Anspruch genom-men werden können (vgl. Boßhammer, Herbert; Heinrich, Dörthe; Schröder, Birgit 2013).

Abbildung 17: Offene Ganztags- und Halbtagsgrundschulen im Schuljahr 2012/2013

Quelle: Kreis Recklinghausen, Fachdienst 62, Stand Juli 2013

Die Bedeutung und Notwendigkeit der Ganztagsschulen und deren Quantität nehmen im Zuge der Gleichstellungspolitik und der Diskussion um Chancengleichheit zu. So belegen empirische Schulfor-schungen, dass Ganztagsschulen einen wesentlichen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Erwerbs-leben leisten (vgl. Klemm 2013, S. 6) sowie zur Steigerung der Erwerbstätigkeit von Alleinerziehenden beitragen (vgl. Klemm 2013, S.18). Vor allem aber haben die Ganztagsschulen eine pädagogische Bedeu-tung, denn sie tragen zur besseren individuellen Förderung von Schülerinnen und Schülern bei. Kindern aus ressourcenärmeren Familien werden bessere Bildungschancen ermöglicht und reichhaltige Erfah-rungs- und Bildungsräume mit außerunterrichtlichen Sport-, Kultur- und anderen Aktivitäten angeboten (vgl. Boßhammer, Herbert; Heinrich, Dörthe; Schröder, Birgit 2013).

8. Frühe Bildung 0 - 10 plus: Von der U3-Betreuung bis zum Übergang in die weiterführenden Schulen

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Abbildung 18: Anteil der Schülerinnen und Schüler im offenen Ganztag im Grundschulbereich im Kreis Recklinghausen und in NRW im Schuljahr 2009/10 u. 2012/13 in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW, Stand Juni 2013; eigene Berechnungen, Grafik Kreis Recklinghausen

Der Ausbau des offenen Ganztags im Grundschulbereich macht sich auch in den Schülerzahlen bemerk-bar. Im Vergleich zum Schuljahr 2009/10 nahm der Anteil der Schülerinnen und Schüler in Grundschulen, die im offenen Ganztagsbetrieb unterrichtet wurden, deutlich zu (inklusive einiger Angebote in Freien Waldorf- und Förderschulen). Insgesamt fand im Kreis Recklinghausen eine Steigerung von 10,8 Pro-zentpunkten statt. Somit konnten die im ersten Bildungsbericht 2011 genannten Ziele bezüglich des Ausbaus offener Ganztagsangebote erreicht werden.

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8.5 Von der Grundschule in die weiterführenden Schulen – Das Schulformwahlverhalten

Die Übergangsquote von der Grundschule auf weiterführende Schulen gibt an, welcher Anteil der Grundschülerinnen und -schüler auf die verschiedenen Schularten wechselt. Abbildung 19 zeigt, wie sich das Schulformwahlverhalten im Kreis Recklinghausen in den letzten fünf Jahren verändert hat. Auffallend ist vor allem der Trend zu den Gymnasien und die immer geringer werdende Bedeutung der Hauptschulen. Im Kreis Recklinghausen haben sich die Hauptschulübergänge in den letzten fünf Jahren um über drei Prozentpunkte verringert.

Abbildung 19: Schulformwahlverhalten im Schuljahr 2008/9 bis 2012/13 in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Das Schulformwahlverhalten unterscheidet sich deutlich, wenn man die Zahlen für die einzelnen Städ-te des Kreises betrachtet (siehe Tabelle 8). Bereits im ersten kreisweiten Bildungsbericht wurden die auffälligen Unterschiede bei den Gesamt- und Hauptschulen durch das Fehlen der entsprechenden Angebote erklärt. So gibt es beispielsweise in Haltern am See und in Oer-Erkenschwick keine Ge-samtschulen und in Waltrop und Herten keine Hauptschulen. (Bei dem Schulformwahlverhalten ist die Ausgangsbasis der Ort der Herkunftsschule und nicht der Ort der aufnehmenden Schule. Somit müssen bei Übergängen in die jeweiligen Schulformen nicht unbedingt auch diese Schulformen in der jeweiligen „Herkunftsstadt“ existieren).

8. Frühe Bildung 0 - 10 plus: Von der U3-Betreuung bis zum Übergang in die weiterführenden Schulen

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Tabelle 8: Schulformwahlverhalten im Schuljahr 2009/10 und 2012/13 in Prozent

Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule

2009/10 2012/13 2009/10 2012/13 2009/10 2012/13 2009/10 2012/13

Dorsten 15,5 10,6 26,9 24,6 29,8 36,5 23,8 27,2

Gladbeck 10,9 7,3 30,6 34,6 28,4 32,8 26,3 24,3

Herten 10,6 *0,0 32,4 29,5 33,8 35,6 21,5 19,8

Recklinghausen 5,1 4,3 27,7 28,6 37,9 41,3 29,5 25,9

Marl 9,7 5,5 20,5 22,3 33,5 36,4 29 34,1

Haltern am See 11,3 13,0 40,4 39,7 43,5 42,8 3,1 3,1

Datteln 11,9 7,9 26,6 31,4 33,8 36,8 24,7 22,5

Oer-Erkenschwick 16,8 12,3 27,6 30,7 38 38,6 5,4 18,8

Castrop-Rauxel 6,3 3,1 29,6 22,7 32,6 44,4 30,2 28,0

Waltrop **0,7 **0,4 31,5 35,2 39,6 36,5 26 25,2

Kreis Recklinghausen 9,6 6,1 28,6 28,7 34,3 38,3 24,3 24,6

Nordrhein-Westfalen 13,3 7,8 28 24,7 37,6 40,8 17,9 21,1

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen; *in Herten gibt es mittlerweile keine Hauptschulen, sondern Sekundarschulen; ** es handelt sich hierbei um einen Schüler

Auch in den Städten zeigt sich der Trend weg von den Hauptschulen und hin zu den Gymnasien. Bis auf Haltern am See und Waltrop haben sich die Anteile der Schülerinnen und Schüler, die zu einem Gymnasium übergegangen sind, erhöht – wobei Castrop-Rauxel mit 11,8 Prozentpunkten den höchsten Anstieg verbucht. Im Kreis Recklinghausen ist die Übergangsquote zu den Gymnasien um vier Prozent-punkte gestiegen.

Weiterhin gilt, wie Tabelle 9 zeigt, dass Jungen in den Hauptschulen und die Mädchen in den Gymna-sien und Realschulen stärker vertreten sind. Der hohe Anteil der Mädchen in Oer-Erkenschwick, die zu einer Hauptschule übergegangen sind, ist verglichen mit den anderen kreisangehörigen Kommunen am höchsten. Hierbei ist anzumerken, dass im Vergleich zu den anderen Kommunen in Oer-Erken-schwick bei einer geringeren Basiszahl (137 Schülerinnen und Schüler) trotz ähnlicher Fallzahlen (22 Schülerinnen und Schüler) solche großen Prozentzahlen zustande kommen.

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Tabelle 9: Schulformwahlverhalten unterteilt nach Geschlecht im Schuljahr 2012/13 in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen; Berechnungsgrundlage ist die Ge-samtmenge des jeweiligen Geschlechts; *in Herten gibt es mittlerweile keine Hauptschulen, sondern Sekundarschulen; ** es handelt sich hierbei um einen Schüler

Mädchen und Jungen – Folgen stereotyper Erziehung

Seit einiger Zeit wird in bildungspolitischen Debatten darauf hingewiesen, dass Mädchen im Durch-schnitt bessere Schulleistungen erbringen als Jungen. Der leichte Vorsprung der Mädchen zeigt sich be-reits vor Schulbeginn. Sie sind früher schulreif und bleiben seltener sitzen. Bezogen auf ihre emotionale Reife sind sie den Jungen sogar ein ganzes Jahr voraus. Und dies hat bekanntlich viel mit dem Lernerfolg zu tun.

Immer wieder wird die schlechte Schulleistung der Jungen zurückgeführt auf genetische Einflüsse, die komplizierte Embryonalentwicklung etwa. Weit weniger diskutiert wird, dass Mütter mit ihren Töchtern vom nullten bis neunzehnten Lebensjahr doppelt so viel sprechen – natürlich nicht in jedem Einzelfall, aber im Durchschnitt – als mit ihren Söhnen. Und Väter tun das entsprechend nicht mit ihren Söhnen, sie geben ihren Töchtern weit mehr Nähe, Emotionalität und Körperkontakt als ersteren. „Denn der Junge soll ja cool, tapfer und ein bisschen auch ein Macho sein – jedenfalls wenn er vier Jahre alt ist. 16jährige Machos finden dann viele Mütter und Väter nicht mehr ganz so toll “ (vgl. Struck 2010, S. 8). Mit ihrer traditionellen Männlichkeitsrolle verknüpft ist zudem eine ausgeprägte Überlegenheitsfan-tasie, die mit ihrer faktischen Unterlegenheit in der Schule als Lernende häufig kollidiert. Dies bringt leistungsschwache Schüler dazu, sich gegen schulische Autoritäten aufzulehnen und Lehrerinnen und Mitschülerinnen chauvinistisch auszugrenzen. Ihre eigenen Lernschwierigkeiten können sie sich kaum eingestehen, und bitten daher auch nicht um Hilfe. Solche Verhaltensweisen sind Resultat einer betont männlichen Sozialisation ohne kritische Rollenreflektion.

Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule

männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich

Dorsten 11,0 10,2 25,0 24,1 36,0 36,9 28,0 26,5

Gladbeck 8,7 5,8 31,3 38,0 30,4 35,1 26,1 22,5

Herten *0,0 *0,0 29,9 29,1 34,7 36,5 17,9 21,7

Recklinghausen 4,1 4,5 28,7 28,5 40,2 42,5 27,1 24,5

Marl 6,3 4,5 25,1 19,3 35,2 37,7 33,9 34,3

Haltern am See 13,7 12,1 40,7 38,7 42,3 43,4 3,3 2,9

Datteln 8,4 7,5 30,5 32,3 31,8 41,6 25,3 19,9

Oer-Erkenschwick 9,0 16,1 28,2 33,6 34,6 43,1 21,8 15,3

Castrop-Rauxel 4,0 2,2 22,3 23,0 41,3 47,6 27,8 28,1

Waltrop 0,0 **0,8 28,9 39,8 33,0 39,1 33,0 19,5

Kreis Recklinghausen 6,4 5,8 28,3 29,1 36,5 40,1 25,5 23,6

Nordrhein-Westfalen 8,8 6,8 25,2 24,2 38,4 43,1 21,3 20,9

8. Frühe Bildung 0 - 10 plus: Von der U3-Betreuung bis zum Übergang in die weiterführenden Schulen

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Aber auch die Mädchen sind nicht die Gewinnerinnen des Schulsystems – trotz ihrer günstigeren Leis-tungsbilanz. So gibt es Hinweise darauf, dass Mädchen in reinen Mädchenschulen mehr profitieren, als in koedukativen. Denn der gemeinsame Unterricht schafft immer wieder Gelegenheiten für die Lehrkräfte, den Jungen und Mädchen angeblich geschlechtstypische Merkmale und Verhaltensweisen zuzuschreiben. Solange dies unhinterfragt bleibt, verfestigen sich Geschlechterstereotypen und -hierarchien einmal mehr.

So zeigen die PISA-Studien, dass Mädchen in Mathematik genauso erfolgreich sein können wie Jungen – wenn sie in einer Gesellschaft leben, in der Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Geschlechts-spezifische Leistungsunterschiede gibt es in Finnland, Schweden und Norwegen nämlich nicht bei den 15jährigen (vgl. Struck 2010, S.32).

Sekundarschulen – eine neue Schulform

Das Schulformwahlverhalten wird sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich mit der Einführung von Sekundarschulen noch einmal deutlich verändern.

Im Kreis Recklinghausen befinden sich momentan zwei Sekundarschulen, eine in Herten und eine in Castrop-Rauxel. In Herten ist zum Schuljahr 2012/13 die erste Sekundarschule im Kreis Reck-linghausen gestartet mit 28 Schülerinnen und 49 Schülern. Die zweite Sekundarschule eröffnete im Schuljahr 2013/14.

Beschlossen wurde das 6. Schulrechtsänderungsgesetz am 20. Oktober 2011. Kernelement des neuen Schulgesetzes ist die Sekundarschule als neue Schulform der Sekundarstufe I. Sie wird neben den anderen bereits bestehenden Schulformen der Sekundarstufe I und II (Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Gesamtschule) im Schulgesetz verankert. Die Sekundarschule soll dazu beitragen, langfristig ein attraktives, gerechtes, leistungsfähiges, umfassendes und wohnortnahes Schulangebot zu gewährleisten.

Die neue Sekundarschule umfasst die Jahrgänge fünf bis zehn, und sie ist mindestens dreizügig. Für die Errichtung sind mindestens 25 Schülerinnen und Schüler pro Klasse erforderlich. Die Sekundarschule bereitet Schülerinnen und Schüler sowohl auf die berufliche Ausbildung als auch auf die Hochschulreife vor.

Der Unterricht bietet von Anfang an auch gymnasiale Standards. Die zweite Fremdsprache im sechsten Jahrgang wird fakultativ angeboten; ein weiteres Angebot für die zweite Fremdsprache wird, wie am Gymnasium und der Gesamtschule, ab Jahrgangsstufe acht eröffnet.

In der Sekundarschule lernen die Kinder und Jugendlichen mindestens in den Klassen fünf und sechs gemeinsam. Ab dem 7. Jahrgang kann der Unterricht auf der Grundlage eines Beschlusses des Schulträgers integriert, teilintegriert oder in mindestens zwei getrennten Bildungsgängen (kooperativ) erfolgen.

Die Sekundarschule verfügt über keine eigene Oberstufe, sie geht aber mindestens eine ver-bindliche Kooperation mit der Oberstufe eines Gymnasiums, einer Gesamtschule oder eines Berufskollegs ein. Damit ist sichergestellt, dass Eltern bei der Anmeldung genau wissen, wo ihr Kind das Abitur machen kann (www.Schulministerium.NRW.de).

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Im Kreis Recklinghausen existieren derzeit 94 allgemeinbildende Schulen im Sekundarbereich, elf Be-rufskollegs und eine große Anzahl von Fachschulen z.B. im Gesundheitswesen. Bereits in Kapitel 8.3 wur-de die Situation der Grundschulen vor dem Hintergrund einer sinkenden Zahl von Schülerinnen und Schülern betrachtet. Auch auf den weiterführenden Schulen werden zunehmend weniger Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Gleichzeitig steigt die Zahl höherwertiger Abschlüsse und es sinkt die Zahl der Unterrichteten, die ohne Abschluss den Berufsweg antreten müssen. Das bedeutet aber nicht, dass sich jedem Jugendlichen sogleich eine Berufsperspektive bietet. Immer noch gibt es deutlich zu wenig Ausbildungs- und Arbeitsplätze.

9.1 Allgemeinbildende Schulen

9.1.1 Weniger Schülerinnen und Schüler

Die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen im Kreis Recklinghausen ist in den letzten fünf Jahren um 8,7 % zurückgegangen (siehe Abbildung 20). Mit Blick auf die unter-schiedlichen Schulformen zeigt sich, dass die Grund- und Hauptschulen die größten Verluste an Schüler-zahlen in den letzten fünf Jahren hinnehmen mussten (GS: -11,72 %; HS: -23,31 %, s. Abb. 21).

Abbildung 20: Anzahl der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen im Kreis Recklinghausen im Schuljahr 2008/9 bis 2012/13

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

3 Diese teilen sich auf in zwei Sekundarschulen, 21 Realschulen, 19 Gymnasien, elf Gesamtschulen, 16 Hauptschulen, 24 Förderschulen und eine Waldorfschule (Quelle: Geodatenportal der Kreisverwaltung Recklinghausen, Zugriff am 12.02.2014; Fachdienst Schule und Sport des Kreises Recklinghausen).

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Abbildung 21: Anzahl der Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen im Kreis Recklinghausen nach Schulformen im Schuljahr 2008/9 bis 2012/13

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

9.1.2 Entwicklungen bei den Schulabschlüssen und Übergängen in die SEK II

Der Anteil der Schulabgängerinnen und -abgänger mit Abitur an allgemeinbildenden Schulen ist seit dem Schuljahr 2007/08 von 26,4 % auf 33,2 % gestiegen. Gesunken ist seither der Anteil jener, die die Schule mit einem Hauptschulabschluss verlassen. Ebenso der Anteil derer, die ohne einen Hauptschulabschluss die Schule verlassen. Den größten Anteil machen im Kreis Recklinghausen die Schulabgängerinnen und -abgänger mit Fachoberschulreife aus. Abbildung 22 zeigt, wie sich die Schulabschlüsse im Kreis Reck-linghausen in den letzten Jahren verändert haben.

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Abbildung 22: Schulabgängerinnen und -abgänger an allgemeinbildenden Schulen nach Abschlussart im Kreis Recklinghausen in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Zu beachten ist, dass ein hoher Anteil von Schülerinnen und Schülern der Realschulen nach der Klasse 10 die Schule wechselt, um einen höherwertigeren Schulabschluss zu erreichen (Fachhochschulreife, Ab-itur), der an dieser Schulform nicht angeboten werden kann. Um ein realistisches Bild der tatsächlichen Schulabschlüsse zu erhalten, müssen auch die Berufskollegs einbezogen werden (siehe hierzu S. 90ff).Vergleicht man die Zahlen der Schulabschlüsse mit den Durchschnittszahlen des Landes NRW, so zeigen sich kaum Unterschiede (siehe Abbildung 23). Lediglich die Zahlen der Schulabgängerinnen und -ab-gänger mit Fachoberschulreife sowie Hochschulreife unterscheiden sich um etwa drei bis vier Prozent-punkte, wobei der Kreis Recklinghausen einen höheren Anteil an Absolventen der Fachhochschulreife und einen geringeren der Allgemeinen Hochschulreife aufweist.

Auffallend sind allenfalls die Unterschiede, die sich ergeben, wenn man den Kreis Recklinghausen mit dem Umland vergleicht.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Abbildung 23: Schulabgängerinnen und -abgänger an allgemeinbildenden Schulen nach Abschluss- art in Prozent im Kreis Recklinghausen im Vergleich zu NRW und zum Umland

im Schuljahr 2011/12

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Sind Jungen die neuen Bildungsverlierer? Tatsächlich machen seit einigen Jahren mehr weibliche Jugend-liche das Abitur als männliche. Und es verlassen mehr männliche Jugendliche die Schule ohne Abschluss als weibliche. Das ist auch im Kreis Recklinghausen der Fall. Allerdings gilt für beide Geschlechter, dass Schulabschlüsse besser und Schulabgänge ohne Abschluss geringer werden. Die Abbildungen 24 und 25 zeigen, wie die Entwicklung in den letzten fünf Jahren verlaufen ist.

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Abbildung 24: Anteil der Absolventen ohne Hauptschulabschluss an allgemeinbildenden Schulen im Kreis Recklinghausen in Prozent nach Geschlecht

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Abbildung 25: Anteil der Abiturienten an allgemeinbildenden Schulen im Kreis Recklinghausen nach Geschlecht in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Deutliche Unterschiede bei den Schulabschlüssen zeigen sich, wenn man deutsche und ausländische Jugendliche vergleicht – eine Differenzierung nach Migrationshintergrund ist in der Schulstatistik nach wie vor nicht möglich.4 Allerdings zeigt sich auch hier, dass die Abiturquoten langsam steigen und die Schulabgänge ohne Abschluss zurückgehen. Die Abbildungen 26 und 27 zeigen den Verlauf in den letzten fünf Jahren.

Abbildung 26: Anteil der deutschen und ausländischen Absolventen ohne Hauptschulabschluss an allgemeinbildenden Schulen im Kreis Recklinghausen in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

4 Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, ist die Unterteilung nach „deutsch/ausländisch“ nicht optimal, zumal Zugewan-derte mit deutscher Staatsangehörigkeit statistisch nicht erfasst werden. Diese treffen aber oftmals auf ähnliche Problem-lagen wie Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit (vgl. Bildungsbericht Kreis Recklinghausen 2011, S. 25ff). Es liegen zwar Daten zum Migrationshintergrund beim statistischen Landesamt IT.NRW vor. Die angemessene Erhebung des Migrationshintergrundes und somit die Qualität dieser Daten wird von IT.NRW jedoch derzeit stark angezweifelt.

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Abbildung 27: Anteil der deutschen und ausländischen Abiturienten an allgemeinbildenden Schulen im Kreis Recklinghausen in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Die Übergangsquote von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II an allgemeinbildenden Schulen (siehe Abbildung 28) sagt etwas über die Bildungsorientierung der Schülerinnen und Schüler aus. Die Abbildung zeigt, dass die Übergangsquote an allgemeinbildenden Schulen sowohl in NRW als auch im Kreis Recklinghausen in den letzten Jahren stetig angestiegen ist. Derzeit liegt sie im Kreis Recklinghau-sen bei 42,6 % und damit um ca. sechs Prozentpunkte unter der Quote von NRW.

Es sei angemerkt, dass es aufgrund der zunehmenden Entkopplung von Schulformen und -abschlüssen immer mehr Möglichkeiten gibt, die Hochschulreife zu erwerben, etwa an den Berufskollegs. Zudem gibt es in Nordrhein-Westfalen Möglichkeiten, ein Studium auch ohne schulische Hochschulzugangs-berechtigung aufzunehmen. Möglich ist dies etwa Meistern oder sonstigen beruflich hochqualifizierten Personen.

Bildung mehr ist als schulische Bildung. Denn auch über berufliche Bildung lassen sich sehr erfolgreiche Bildungsbiografien realisieren.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Abbildung 28: Übergangsquoten von der SEK I in die SEK II an allgemeinbildenden Schulen im Kreis Recklinghausen und NRW im Schuljahr 2007/8 bis 2012/13 in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis RecklinghausenEine Berechnung der Übergangsquote für das Schuljahr 2010/11 ist aufgrund der Verkürzung des Abiturs auf zwölf Jahre nicht sinnvoll.

9.2 Berufskollegs5

9.2.1 Aufgaben und Leistungsspektrum der Berufskollegs

Die Landesregierung NRW hat 1999 mit der Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg (APO-BK) eine richtungweisende Entscheidung für ein modernes, zukunftsweisendes Bildungssystem getroffen, das die Gleichwertigkeit beruflicher und allgemeiner Bildung sichert.

In einem flexiblen, durchlässigen System aufeinander bezogener Bildungsgänge wird das Nachholen aller Abschlüsse der Sekundarstufe I vom Hauptschulabschluss bis zur Fachoberschulreife ermöglicht. Zudem wird der Erwerb der Abschlüsse der Sekundarstufe II mit der Fachhochschulreife und der allgemeinen Hochschulreife in Verbindung mit einer beruflichen Orientierung, Grundbildung, Qualifizierung oder Weiterbildung ermöglicht. Als Schule der Sekundarstufe II übernehmen Berufskollegs einen gesetzlich abgesicherten Bildungsauf-trag, der weit über die berufliche Qualifizierung im dualen System der Berufsausbildung hinausreicht. Berufskollegs bieten damit vielen jungen Menschen weitere Chancen zum Aufstieg im Bildungssystem als Voraussetzung zur sozialen Mobilität in Wirtschaft und Gesellschaft.

5 Allgemeine Informationen über die Berufskollegs sowie die aktuellen Bildungsangebote der Berufskollegs im Kreis Reck-linghausen erhalten sie unter: http://www.kreis-re.de/default.asp?asp=showschlagw&zae=2304&topmenu=550&noamtmenu=true. Im Anhang dieses Berichtes auf den Seiten 142-143 finden Sie zudem eine beispielhafte Darstellung über das Bildungsangebot des Berufskollegs Castrop-Rauxel.

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Zentrale Aufgaben der Berufskollegs sind:1. Berufsausbildung im dualen System als Partner der Ausbildungsbetriebe Die Berufskollegs sind kompetente Partner der Wirtschaft im Rahmen der dualen Berufsausbildung.

Dazu benötigen sie hochqualifizierte Lehrkräfte, moderne kompetenz- und handlungsorientierte Unterrichtskonzepte und eine zeitgemäße technische und mediale Ausstattung.

Durch stärkere Individualisierung des Unterrichts kann das Berufskolleg bei entsprechender Perso-nalausstattung sowohl leistungsschwächere Jugendliche in die Ausbildung und damit in die Arbeits-welt integrieren als auch leistungsstärkere Jugendliche beim beruflichen Aufstieg unterstützen.

Im Rahmen ihres Bildungsauftrages übernehmen die Berufskollegs zusammen mit den Ausbildungs-betrieben eine verantwortliche Rolle bei der Sicherung des Fachkräftebedarfs. Die Ausbildungsbe-triebe stehen deshalb in der Pflicht, eine quantitativ und qualitativ angemessene duale Berufsausbil-dung nachhaltig zu etablieren.

2. Berufsausbildung im Berufskolleg Die duale Berufsausbildung mit Ihren beiden Lernorten Betrieb und Berufsschule ist der vorrangige

Weg der beruflichen Ausbildung junger Menschen in Handwerk, Industrie sowie Handel und Dienst-leistung.

Daneben bestehen im Bereich des Sozial- und Gesundheitswesens traditionell andere Ausbildungs-formen, aber auch in modernen, sich neu entwickelnden Berufsbereichen wie z.B. in der Informa-tions-, Medien- und Biotechnik.

Darüber hinaus existieren, dort wo generell oder regional nicht genügend betriebliche Ausbildungs-kapazitäten zur Verfügung stehen, vollzeitschulische Berufsausbildungen im Berufskolleg, um den Be-darf an qualifizierten Ausbildungsplätzen decken zu können.

Die Anerkennung der schulisch erworbenen beruflichen Qualifikationen ist in vielen Berufen gege-ben; in denen, wo sie nicht vorhanden ist, ist eine Zulassung zu ähnlichen Kammerprüfungen anzu-streben, damit ein marktgängiger Berufsabschluss erreicht werden kann.

3. Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung im Berufskolleg Die höheren Berufsfachschulen, die Fachoberschulen und das berufliche Gymnasium ebnen vielen

Jugendlichen im Sinne der Gleichwertigkeit beruflicher und allgemeiner Bildung den Weg zur Fach-hochschulreife oder zum allgemeinen Abitur. Damit leisten die Berufskollegs einen großen Beitrag, das Bildungsniveau der Gesamtbevölkerung zu erhöhen.

Durch eine Verzahnung des beruflichen Lernens an Berufskollegs und den Hochschulen und der damit verbundenen Anerkennung von Vorleistungen durch diese können durch Ausnutzung von Syn-ergieeffekten die Studienzeiten verkürzt werden. Hierzu sollte es weitere Vereinbarungen zwischen den Hochschulen und den Berufskollegs geben.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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4. Berufsorientierung im Berufskolleg Im Rahmen des Landesprogramms „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf NRW“

(siehe S. 54ff) kommt den Betrieben die besondere Rolle zu, zur Berufsvorbereitung umfangrei-che Praktikumsplätze zur Verfügung zu stellen. Die Berufskollegs verfügen hier ergänzend über das Know-how und die Infrastruktur, Berufsorientierung in der fachlichen Breite aller Berufsfelder und für alle beruflichen Qualifikationen der beruflichen Grund-, Fach- und Weiterbildung mit hoher Qua-lität anzubieten. Dies leisten sie flächendeckend für den Kreis Recklinghausen und ganz Nordrhein-Westfalen. Die Prozesse und Aufgaben der Berufsorientierung müssen daher auch weiterhin von den Berufskollegs aktiv begleitet und gestaltet werden.

Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Berufsorientierungs- und -vorbereitungs-maßnahmen zwischen den Berufskollegs und Trägern zu vereinbaren und zu realisieren, die auf der Grundlage von Kompetenzfeststellungsverfahren und individuellen Förderplänen Jugendlichen, die nicht unmittelbar in Ausbildung gelangen können, eine Berufsausbildung ermöglichen. An den Be-rufskollegs erwerben die benachteiligten Jugendlichen nicht nur berufliche Kompetenzen (Kenntnis-se und Fähigkeiten), sondern häufig auch einen höherwertigen allgemeinbildenden Schulabschluss. Sie verbessern dadurch ihre Chancen am Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt.

5. Berufliche Weiterbildung im Berufskolleg Die Fachschulen für Technik, Informatik, Wirtschaft, Agrarwirtschaft, Hauswirtschaft, Sozialwesen

und Gestaltung sind anerkannte und bewährte Orte der beruflichen Weiterbildung im Rahmen der Berufskollegs. Die Berufskollegs besitzen die für die berufliche Weiterbildung notwendige techni-sche und mediale Ausstattung, das geeignete Lehrpersonal und die passenden Studienkonzepte. Die berufliche Weiterbildung ermöglicht vor dem Hintergrund des technischen und gesellschaftlichen Wandels den Absolventinnen und Absolventen die Übernahme von hochwertigen und differenzier-ten Aufgaben in Handwerk, Industrie sowie in Handel und Dienstleistung. Die Fachschulen qualifizie-ren zur Übernahme von mittleren Führungstätigkeiten bis hin zur Vorbereitung auf die unternehme-rische Selbstständigkeit.

Mit ihren differenzierten fachlichen Schwerpunkten müssen die Berufskollegs auch zukünftig ihre erfolgreiche Bildungs- und Qualifizierungsarbeit in der bisherigen Breite und Tiefe fortsetzen, auf die Bildungsbedarfe unserer Wirtschaft und Gesellschaft eingehen und im Sinne von Bildungsgerechtig-keit für Durchlässigkeit und Chancengleichheit zum Wohle unserer Jugendlichen sorgen.

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9.2.2 Schülerinnen und Schüler an den Berufskollegs

Die Schülerzahlen an den elf Berufskollegs im Kreis Recklinghausen haben sich über die letzten fünf Jahre relativ stabil bei rund 21.000 Schülerinnen und Schülern eingependelt, wobei jedoch im letzten hier betrachteten Schuljahr ein Rückgang von 506 Schülerinnen und Schülern zu verzeichnen ist (siehe Abbildung 29). Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird in Zukunft auch an den Berufs-kollegs ein noch stärkerer Rückgang der Schülerzahlen zu erwarten sein. Die Abbildung zeigt auch, dass weniger Schülerinnen das Berufskolleg besuchen als Schüler.

Neben den Berufskollegs mit seinen unterschiedlichen Schulformen zählen im Kreis Recklinghausen auch die 13 Schulen des Gesundheitswesens zu den Schulformen des Berufsbildungssystems (siehe S. 104 Abb. 43). An ihnen lernen im Schuljahr 2012/13 genau 2.000 Schülerinnen und Schüler. Auch in den Jahren zuvor lag die Schülerzahl an den Schulen des Gesundheitswesens im Kreis bei rund 2.000.

Abbildung 29: Anzahl der Schülerinnen und Schüler an den Berufskollegs im Kreis Recklinghausen im Schuljahr 2008/9 bis 2012/13

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

9.2.3 Schulabschlüsse an den Berufskollegs

Nicht nur an allgemeinbildenden Schulen des Kreises, sondern auch an seinen Berufskollegs können Schulabschlüsse erworben werden. Über den Zeitraum der Schuljahre 2007/08-2011/12 haben im Durchschnitt 2.808 Schülerinnen und Schüler das Berufskolleg im Kreis Recklinghausen mit einem Schulabschluss verlassen. Tabelle 10 zeigt, wie die Schulabschlüsse in absoluten Zahlen verteilt waren:

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Tabelle 10: Anzahl erworbener Schulabschlüsse an Berufskollegs im Kreis Recklinghausen

Schuljahr 2007/2008

Schuljahr 2008/2009

Schuljahr 2009/2010

Schuljahr 2010/2011

Schuljahr 2011/2012

Hauptschulabschluss 312 325 335 264 225

Mittlerer Abschluss 719 735 802 658 738

Fachhochschulreife 1.311 1.418 1.332 1.437 1.352

Hochschulreife 408 364 399 433 473

Insgesamt 2.750 2.842 2.868 2.792 2.788

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW

Abbildung 30: Schulabgängerinnen und -abgänger an Berufskollegs nach Schulabschlüssen im Kreis Recklinghausen in Prozent im Schuljahr 2007/8 bis 2011/12

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Die Darstellung der Entwicklung der Schulabgängerinnen und -abgänger an Berufskollegs im Kreis Reck-linghausen nach Schulabschlüssen sagt etwas über die Gewichtung der unterschiedlichen Abschlüsse sowie deren Entwicklung aus. Auffallend ist der hohe Anteil derer, die das Berufskolleg mit der Fach-hochschulreife verlassen. Schließt man in diese Betrachtung die Abgänge mit Abitur ein, ergibt sich ein mittlerer Anteil von Abgängerinnen und Abgängern mit Hochschulzugangsberechtigung von 63,6 %, be-zogen auf alle Absolventen, die am Berufskolleg einen Schulabschluss erworben haben.

Viele Schülerinnen und Schüler der Berufskollegs schließen allerdings das Berufskolleg erfolgreich ohne einen weiteren Schulabschluss ab, indem sie sich ausschließlich beruflich qualifizieren.

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Abbildung 31: Schulabgängerinnen und -abgänger an Berufskollegs nach Schulabschlüssen im Kreis Recklinghausen und NRW in Prozent im Schuljahr 2011/12

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Ein Vergleich zwischen dem Kreis Recklinghausen und NRW für das Schuljahr 2011/12 hinsichtlich der Abgänge an Berufskollegs nach Schulabschlüssen weist einige Unterschiede aus (siehe Abbildung 31). Die Berufskollegs im Kreis Recklinghausen verlassen 17 % mit der Hochschulreife, wohingegen der entsprechende Anteil in NRW nur bei 11,7 % liegt.

Im Mittelpunkt der folgenden Diagramme stehen nach Geschlecht differenzierte Abgänge mit Fach-hochschulreife sowie mit allgemeiner Hochschulreife an Berufskollegs – Schulabschlüsse also, mit denen eine Hochschulzugangsberechtigung verbunden ist.

Es fällt auf, dass auch an den Berufskollegs mehr Frauen als Männer Abitur oder Fachabitur machen. Beim Abitur sind die Unterschiede allerdings nicht so groß wie an den allgemeinbildenden Schulen.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Abbildung 32: Anteil der Fachabiturienten an Berufskollegs im Kreis Recklinghausen nach Geschlecht in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Abbildung 33: Anteil der Abiturienten an Berufskollegs im Kreis Recklinghausen nach Geschlecht in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

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Eine nach Staatsangehörigkeit differenzierende Betrachtung der Schulabgängerinnen und -abgänger an Berufskollegs lässt deutliche Unterschiede zwischen ausländischen und deutschen Absolventen erken-nen. Ein Blick auf den stärksten Schulabschluss an Berufskollegs, das Fachabitur, zeigt einen durchschnitt-lich deutlich und durchgehend höheren Anteil bei den deutschen Absolventen (deutscher Durchschnitt: 50,3 %; ausländischer Durchschnitt: 34,9 %) (vgl. Abbildung 34). Dennoch sollte darauf hingewiesen werden, dass ausländische Schülerinnen und Schüler sehr viel häufiger an Berufskollegs und nicht an allgemeinbildenden Schulen ihre Hochschulzugangsberechtigung erwerben. Das Diagramm zeigt wei-terhin, dass die jeweiligen Anteile im Schuljahr 2011/12 wieder geringfügig gefallen sind, dafür aber der Unterschied etwas geringer wird.

Auch an den Berufskollegs sind die Unterschiede zwischen deutschen und ausländischen Absolventen mit Abitur sehr groß (siehe Abbildung 35). Einem Durchschnittswert von 15,9 % bei den deutschen Absolventen steht ein Durchschnittswert von 3,7 % bei den ausländischen gegenüber. Wichtig ist dar-über hinaus, dass der deutsche Anteil seit vier Jahren ansteigt, wohingegen der ausländische Anteil nach kurzem Anstieg vom Schuljahr 2009/10 auf 2010/11 nun wieder fällt. Demnach wird auch der Abstand zwischen den beobachteten Gruppen wieder größer.

Abbildung 34: Anteil Fachabiturienten an Berufskollegs im Kreis Recklinghausen nach Nationalität in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Abbildung 35: Anteil Abiturienten an Berufskollegs im Kreis Recklinghausen nach Nationalität in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

9.3 Berufskollegs und allgemeinbildende Schulen – Zwei Wege zur Hochschulreife

In Abbildung 36 wird die Abiturquote der allgemeinbildenden Schulen sowie der Berufskollegs des Krei-ses Recklinghausen zusammengeführt, um auf diese Weise den Anteil der Abiturienten im Kreis Reck-linghausen darstellen zu können. Hintergrund ist der Umstand, dass sich die Betrachtung von Abitur-quoten in der Vergangenheit häufig lediglich auf allgemeinbildende Schulen bezog und somit den nicht zu vernachlässigenden Teil derer, die in Nordrhein-Westfalen ihr Abitur an einem Berufskolleg machten, aussparte.

Die Berechnung der Abiturquote

Die Berechnung der jeweiligen Abiturquoten und ihre Zusammenführung erfolgt, indem man die Zahl der Abiturienten an Berufskollegs und allgemeinbildenden Schulen auf die durchschnittliche Anzahl der Bevölkerung im entsprechenden Alter (18 – unter 21 Jahre) bezieht (analog zur Nationalen Bildungsberichterstattung, vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung: Bildung in Deutschland 2012). Würde man die Zahl der Abiturienten an Berufskollegs und allgemeinbilden-den Schulen auf alle Abgänger im jeweiligen Schulsystem beziehen, wäre eine Zusammenführung der Quoten problematisch, da es keine gemeinsame Grundgesamtheit geben würde. Da die Be-völkerungszahl, auf welche man die Zahl der Abiturienten bezieht, nach Wohnort erhoben wird, sind Verzerrungen bei der zusammengeführten Abiturquote durch Pendler nicht auszuschließen. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass sich die Ein- bzw. Auspendler in etwa die Waa-ge halten und demnach keine groben Verzerrungen zu erwarten sind.

Die Abbildung über die zusammengeführte Abiturquote zeigt deutlich, welche Auswirkungen es hat, wenn die Abiturienten von Berufskollegs nicht berücksichtigt werden. Die Quote würde um sieben Prozentpunkte fallen.

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Abbildung 36: Abiturquote an Berufskollegs und allgemeinbildenden Schulen im Kreis Recklinghausen im Schuljahr 2011/12

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis RecklinghausenDie Summe 6+32=39 ist auf Rundungen bei der Berechnung zurückzuführen.

Nicht nur über das Abitur, auch über die Fachhochschulreife finden viele Jugendliche Zugang zu einer Hochschulausbildung. Hier haben die Berufskollegs im Kreis Recklinghausen eine besondere Bedeutung, wie Abbildung 37 zeigt. Man erkennt hier die unterschiedliche Gewichtung der Schulsysteme Berufs-kolleg und allgemeinbildende Schule bei den Abschlüssen, die zu einer Hochschulzugangsberechtigung führen.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Abbildung 37: Schulabgängerinnen und -abgänger im Kreis Recklinghausen mit Fachhochschulreife und Hochschulreife an allgemeinbildenden Schulen und Berufskollegs im Schuljahr 2010 und 2012

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Unter Berücksichtigung der tatsächlich erreichten Abschlüsse an allgemeinbildenden Schulen und Be-rufskollegs ergibt sich im Kreis Recklinghausen sowie im Land NRW ein Bildungsniveau, das auch im Vergleich zu anderen Bundesländern als hoch bezeichnet werden kann. So lag der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Hochschulzugangsberechtigung im Kreis Recklinghausen 2010 bei ca. 54 %, auf Lan-desebene bei ca. 57 %. Länder wie Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen etwa kommen im Vergleich dazu im gleichen Jahr auf 37 % bzw. 38 % (vgl. Statistisches Bundesamt: Schulen auf einen Blick, 2012).

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9.4 Schulabschlüsse und Grundbildung an den Volkshochschulen

Volkshochschulen leisten auch im Kreis Recklinghausen neben der Allgemeinen Weiterbildung einen wichtigen Beitrag zum Nachholen von Grundbildung sowie von Schulabschlüssen. Diese Leistung der Volkshochschulen wird in der Öffentlichkeit häufig unterschätzt. Insbesondere 17-25jährige Personen nutzen diese Angebote.

Konkrete Zahlen über die an Volkshochschulen nachgeholten Schulabschlüsse sind zwar nicht verfüg-bar, es gibt aber Statistiken über einschlägige Kurse, Unterrichtsstunden und Belegungen. Tabelle 11 zeigt, wie sich die absolute Anzahl an Kursen, Unterrichtsstunden und Belegungen im Programmbereich Grundbildung-Schulabschlüsse in den Volkshochschulen des Kreises Recklinghausen entwickelt hat.

Tabelle 11: Kurse, Unterrichtsstunden und Belegungen im Programmbereich Grundbildung- Schulabschlüsse an den Volkshochschulen im Kreis Recklinghausen

Absolute Zahlen der Volkshochschulen im Kreis Recklinghausen für den Programmbereich Grundbildung-Schulabschlüsse

Jahr 2008 Jahr 2009 Jahr 2010 Jahr 2011 Jahr 2012

Kurse 151 134 149 125 119

Unterrichtsstunden 13.992 14.431 15.234 13.446 12.722

Belegungen 1.554 1.544 1.868 1.529 1.354

Quelle: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE); Tabelle Kreis Recklinghausen; Für Castrop-Rauxel liegen keine Daten vor. Für Datteln fehlen Daten für das Jahr 2012.

Eine zum Land Nordrhein-Westfalen vergleichende Betrachtung zeigt nur geringe Unterschiede (sie-he Tabelle 12). In Relation zum Bundesdurchschnitt hat der Programmbereich Grundbildung-Schulab-schlüsse in den Volkshochschulen im Kreis Recklinghausen eine vergleichsweise große Bedeutung. Dies liegt auch daran, dass seit 2006 zusätzliche Mittel aus dem Europäischen Sozialfond (ESF) für diesen Programmbereich fließen. So liegt etwa der Anteil der Unterrichtsstunden im Programmbereich Grund-bildung-Schulabschlüsse in den Volkshochschulen des Kreises im Jahr 2012 bei 12,7 %, wohingegen der entsprechende Anteil auf Bundesebene bei 9,6 % und damit gut drei Prozentpunkte darunter liegt.

Tabelle 12: Kurse, Unterrichtsstunden und Belegungen im Programmbereich Grundbildung-Schul- abschlüsse an den Volkshochschulen im Kreis Recklinghausen und NRW im Jahr 2012

Kurse Unterrichtsstunden Belegungen

Kreis Recklinghausen absolut 119 12.722 1.354

% (an allen Programmbereichen)

3,0 12,7 3,1

NRW absolut 3.047 425.177 37.928

% (an allen Programmbereichen)

3,2 15,1 3,6

Quelle: DIE; Tabelle Kreis Recklinghausen; Für Castrop-Rauxel liegen keine Daten vor. Für Datteln fehlen Daten für das Jahr 2012.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Eine hohe Bedeutung im Rahmen des Programmbereichs Grundbildung-Schulabschlüsse hat das Fach-gebiet „Alphabetisierung/Elementarbildung“. Von allen Kursen in diesem Bereich entfielen im Jahr 2012 42,6 % darauf (siehe Abbildung 38). In absoluten Zahlen sind dies 49 Kurse. Ebenfalls bedeutsam sind die Fachgebiete „Hauptschulabschluss“ und „Realschulabschluss“, die mit 18,3 % (21 Kurse) bzw. 19,2 % (22 Kurse) auf einen Anteil von insgesamt fast 40 % kommen. Eine Betrachtung nach Unterrichtsstunden würde hier allerdings ein anderes Bild ergeben. Hier machen die Schulabschlüsse den größten Teil aus.

Abbildung 38: Kurse im Programmbereich Grundbildung-Schulabschlüsse an den Volkshochschulen im Kreis Recklinghausen nach Fachgebiet im Jahr 2012 in Prozent

Quelle: DIE; Tabelle Kreis Recklinghausen; Für Castrop-Rauxel liegen keine Daten vor. Für Datteln fehlen Daten für das Jahr 2012.

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9.5 Die duale Ausbildung im Kreis Recklinghausen

In den vorherigen Kapiteln wurden vor allem Schulabschlüsse, die in allgemeinbildenden Schulen, aber auch im Berufsbildungssystem erworben werden, betrachtet. Im Folgenden geht es um die berufliche Ausbildung. Abbildung 39 zeigt, welchen Umfang die Teilbereiche des Berufsbildungssystems im Kreis Recklinghausen und in NRW haben.

Abbildung 39: Schülerinnen und Schüler nach Teilbereichen des Berufsbildungssystems im Kreis Recklinghausen und NRW in Prozent im Schuljahr 2012/13

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Für die Teilbereiche Übergangssystem, Berufliche Fortbildung und Erwerb der Hochschulzugangsbe-rechtigung zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen dem Land NRW und dem Kreis Reckling-hausen. Anders stellt sich die Situation bei der dualen Ausbildung und dem Schulberufssystem6 dar. Im Kreis Recklinghausen befinden sich 45 % aller Schülerinnen und Schüler in einer dualen Ausbildung. Für das Land NRW ergibt sich in diesem Teilbereich eine Quote von 53 %. Betrachtet man dagegen den Teilbereich Schulberufssystem, so liegt die Quote des Kreises Recklinghausen bei 22 % und damit um sieben Prozentpunkte höher als im Land NRW. Für den Kreis Recklinghausen zeigen diese Zahlen die große Bedeutung des Schulberufssystems, aber auch die Probleme auf dem Ausbildungsmarkt.

Die geringere Bedeutung der dualen Ausbildung spiegelt sich wider in der Betrachtung der Schulfor-men (siehe Abbildung 40). Es gehen weniger Jugendliche auf die Berufsschule als im NRW-Durchschnitt. Dafür gibt es mehr Schülerinnen und Schüler im Berufsgrundschuljahr, in den Berufsfachschulen, in den Schulen des Gesundheitswesens und in Beruflichen Gymnasien.

6 Mit Schulberufssystem ist die vollzeitschulische Form der Berufsausbildung gemeint. Typische Berufsausbildungen in diesem Rahmen sind beispielsweise jene zur Hauswirtschafterin oder zum Sozialhelfer.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Abbildung 40: Schülerinnen und Schüler nach Schulformen des Berufsbildungssystems im Kreis Recklinghausen und NRW in Prozent im Schuljahr 2012/13

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Betrachtet man die schulische Herkunft der Schülerinnen und Schüler, die sich als Neuzugänge in der dualen Ausbildung befinden, gibt es zwischen NRW und dem Kreis Recklinghausen nur sehr geringe Unterschiede (siehe Abbildung 41). Auffällig ist aber, dass sowohl in NRW als auch im Kreis Reckling-hausen nur ungefähr jeder vierte Neuzugang in der dualen Ausbildung einen Hauptschulabschluss auf-weist, während mittlere und höhere Abschlüsse knapp 70 % ausmachen. Diese Zahlen machen deutlich, dass Abgänger mit und ohne Hauptschulabschluss nur sehr geringe Aussichten auf eine duale Ausbildung haben.7 Mit Blick auf das Schulberufssystem deuten sich im Vergleich zur dualen Ausbildung höhere Ein-stiegsvoraussetzungen an, die sich in hohen Anteilen von neueingetretenen Schülerinnen und Schülern mit mindestens mittlerem Abschluss zeigen. Für das Land NRW liegt dieser Anteil bei 78 % und damit noch um ca. sieben Prozentpunkte unter dem entsprechenden Anteil für den Kreis Recklinghausen (85 %). Für den Kreis Recklinghausen wird der hohe Anteil von Neuankömmlingen im Schulberufssys-tem, die einen mittleren Abschluss mitbringen, deutlich. Dieser beträgt für das Schuljahr 2012/13 61 % im Vergleich zu 54 % auf Landesebene.

7 Siehe dazu beispielsweise die Situation im Gesundheitssektor, welche im Kasten auf Seite 103 dargestellt ist.

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Abbildung 41: Schulische Herkunft8 von Schülerinnen und Schülern in ausgewählten Teilbereichen des Berufsbildungssystems im Kreis Recklinghausen und NRW im Schuljahr 2012/13 in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis RecklinghausenBei der Betrachtung des Übergangssystems wurden die äußerst geringen Werte für die Fachhoch- und allgemeine Hoch-schulreife nicht mit aufgenommen, was zu einer Summe <100 % führt.

Besonders schwierig ist der Einstieg in den Beruf für Jugendliche, die nach der Schule in das berufli-che Übergangssystem kommen. Abbildung 42 gibt einen Einblick über die Entwicklung des Anteils der Schülerinnen und Schüler im Übergangssystem der Berufskollegs. Insgesamt hat sich dieser über den betrachteten Zeitraum im Kreis Recklinghausen nur unwesentlich verändert. Im Schuljahr 2012/13 lag der Anteil erstmalig unter 10 %, bei genau 9,7 %. Dieser Wert entspricht dem nordrhein-westfälischen Wert für das gleiche Schuljahr.9

8Mit schulischer Herkunft ist der zuletzt erworbene Abschluss gemeint.9Zur künftigen Ausgestaltung des Neuen Übergangssystems in Nordrhein-Westfalen siehe den Textbeitrag „Das neue Über-gangssystem – Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf NRW“ auf Seite 54 dieses Berichtes.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Abbildung 42: Entwicklung des Anteils der Schülerinnen und Schüler im Übergangssystem der Berufskollegs im Kreis Recklinghausen und NRW im Schuljahr 2008/9 bis 2012/13 in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Geringe Anteile von Hauptschulabsolventen in der Ausbildung zu Gesundheitsberufen

Für Schülerinnen und Schüler, die eine Berufsausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz anstre-ben, also beispielsweise Augenoptiker oder Hörgeräteakustikerin werden wollen, schreibt das Berufsbildungsgesetz keinen bestimmten Schulabschluss vor. Dennoch kann beobachtet werden, dass viele Ausbildungsbetriebe zumeist jene Auszubildende einstellen, die über höherwertige Abschlüsse, also mittlere Reife, Fachabitur oder Abitur verfügen. Schülerinnen und Schüler mit Hauptschulabschluss machen dagegen nur einen geringen Anteil im Rahmen der Ausbildungen im Gesundheitswesen aus. Ihnen bleiben zum Einstieg einer beruflichen Tätigkeit im Gesundheits-wesen zumeist nur Assistenzberufe wie Sozialhelfer oder Altenpflegehelferin vorbehalten. Selbst in Assistenzberufen in Arztpraxen oder Apotheken finden sich bereits überwiegend Auszubilden-de, die einen mittleren Abschluss mitbringen oder gar, in 10-25 % der Fälle, über eine Hochschul-zugangsberechtigung verfügen (vgl. Kreis Recklinghausen (2013): Gesundheitsberichterstattung. Ausbildungsberufe – Gesundheit. Der Kreis Recklinghausen als Ausbildungsstandort für Berufe im Gesundheitswesen).

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Abbildung 43: Der Kreis Recklinghausen als Ausbildungsstandort für Berufe im Gesundheitswesen

Quelle: Kreis Recklinghausen (2013): Gesundheitsberichterstattung. Ausbildungsberufe – Gesundheit. Der Kreis Recklinghausen als Ausbildungsstandort für Berufe im Gesundheitswesen, S. 6.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist in den letzten Jahren im Arbeitsagenturbe-zirk Recklinghausen (AA Re), wie die Tabelle 13 zeigt, relativ konstant geblieben. 2012 wurden 3.303 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen.

Tabelle 13: Anzahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge im Arbeitsagenturbezirk Recklinghausen im Jahr 2007 bis 2012

Jahr 2007 Jahr 2008 Jahr 2009 Jahr 2010 Jahr 2011 Jahr 2012

3.486 3.273 3.270 3.444 3.330 3.303

Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Erhebung zum 30.9.; Grafik Kreis Recklinghausen

Vergleicht man die Entwicklung der letzten fünf Jahre mit den Zahlen in den Städten und Kreisen im Ruhrgebiet (siehe Abbildung 44), so zeigt sich, dass die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im AA Re deutlich günstiger verlief als im Rest des Reviers.

Abbildung 44: Veränderungsraten der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Arbeitsagen- turbezirk Recklinghausen und im Umland im Jahr 2008 und 2012 in Prozent

Quelle: BIBB, Erhebung zum 30.9.; Grafik Kreis Recklinghausen

Gleichwohl herrscht noch kein ausgeglichener Ausbildungsmarkt. Es gibt immer noch zu wenig Ausbil-dungsplätze für zu viele Bewerber, wie die erweiterte Angebots-Nachfrage-Relation zeigt (siehe Abbil-dung 45). Sie ermöglicht Aussagen über die Ausbildungsmarktbilanz im AA Re, d.h. über das Verhältnis von Nachfrage und Angebot an Ausbildungsplätzen. Das Angebot wird dabei ausgewiesen als Summe der Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge aus der jährlich zum 30.09. stattfindenden Befragung des Bundesinstitutes für Berufsbildung (BIBB) und der bei den Agenturen für Arbeit gemel-

Bochum

Dortmund

Duisburg

Essen

Gelsenkirchen

Hagen

Hamm

Oberhausen

Recklinghausen

Wesel

NRW

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deten noch unbesetzten Ausbildungsplätzen. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen wird bestimmt aus der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge und den bei den Agenturen für Arbeit sowie Jobcentern gemeldeten noch unversorgten Jugendlichen. Zu den unversorgten Jugendlichen gehören im Sinne der erweiterten Angebots-Nachfrage-Relation auch jene, für die sich zwar eine Alternative zur Ausbildung ergeben hat (z.B. Praktikum), die aber weiterhin eine Vermittlung in eine Ausbildung wün-schen. Die Anzahl dieser Jugendlichen hat sich vom Jahr 2011 (660) auf 2012 (894) stark erhöht und führte letztendlich dazu, dass es im Jahr 2012 im AA Re insgesamt 993 noch zu vermittelnde Jugendliche gab. Im Vergleich zum Jahr 2011 ergibt dies eine Steigerung von rund 35 % (2011: 735). Zudem ist das Ausbildungsplatzangebot, wenn auch geringfügig, gesunken (2012: 3337; 2011: 3346). Demnach hat sich die erweiterte Angebots-Nachfrage-Relation im AA Re im Vergleich zum Vorjahr von 82,4 % auf 77,7 % verschlechtert. Sie ist damit im Jahr 2012 die niedrigste von allen Arbeitsagenturbezirken in Nordrhein-Westfalen. Wie sich die Relation seit 2009 darstellt, kann Abbildung 45 entnommen werden.

Abbildung 45: Erweiterte Angebots-Nachfrage-Relation im Arbeitsagenturbezirk Recklinghausen im Jahr 2009 bis 2012 in Prozent

Quelle: BIBB, Erhebung zum 30. September; Bundesagentur für Arbeit (Ausbildungsmarktstatistik)

Ein weiterer Indikator bei der Betrachtung des Ausbildungsmarktes ist die Ausbildungsquote, also die Anzahl der Auszubildenden im Verhältnis zur Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Stichtag: 31.12.). Sie liegt im Kreis Recklinghausen um jeweils einen Prozentpunkt höher als jene im gesamten Bundesland NRW (siehe Abbildung 46). Dazu muss allerdings angemerkt werden, dass die Be-schäftigungsquote in der Emscher-Lippe-Region die niedrigste von ganz NRW ist (vgl. Region Emscher-Lippe 2012).

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Abbildung 46: Ausbildungsquote im Kreis Recklinghausen und in NRW in Prozent

Quelle: Bundesagentur für Arbeit; Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Die duale Ausbildung findet in fünf Zuständigkeitsbereichen statt. Die beiden größten sind Industrie und Handel sowie das Handwerk. Abbildung 47 zeigt, wie die prozentuale Verteilung der vorhan-denen Ausbildungsplätze auf die Zuständigkeitsbereiche im AA Re aussieht im Vergleich zu NRW. Tabelle 14 zeigt die entsprechenden absoluten Zahlen.

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Abbildung 47: Anteil der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach Zuständigkeitsbereichen im Arbeitsagenturbezirk Recklinghausen und NRW im Jahr 2012 in Prozent

Quelle: BIBB, Erhebung zum 30.9.; Grafik Kreis Recklinghausen. Die Zuständigkeitsbereiche Seeschifffahrt und Haus-wirtschaft bleiben im Diagramm aufgrund sehr geringer Fallzahlen außen vor. Öffentlicher Dienst ohne Laufbahnausbil-dung im Beamtenverhältnis.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Tabelle 14: Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge nach Zuständigkeitsbereichen im Agenturbezirk Recklinghausen und NRW in absoluten Zahlen

NRW AA Re

Industrie und Handel 76.518 1.858

Handwerk 31.110 946

Öffentlicher Dienst 2.562 63

Landwirtschaft 2.376 112

Freie Berufe 10.983 304

Hauswirtschaft 561 20

Seeschifffahrt . .

insgesamt 124.110 3.303

Quelle: BIBB, Erhebung zum 30.9.; Grafik Kreis Recklinghausen

Differenziert man die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach Zuständigkeitsbereichen, zeigt sich, dass der größte Anteil sowohl im AA Re als auch in ganz Nordrhein-Westfalen im Zuständigkeits-bereich Industrie und Handel lag (siehe Abbildung 47). Auch das Handwerk hat im Vergleich noch eine relativ große Bedeutung.

Vergleicht man für Nordrhein-Westfalen und den AA Re die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbil-dungsverträge im Jahr 2012 mit jenen im Jahr 2008 (siehe Abbildung 48), so fällt zunächst einmal auf, dass der AA Re in der Entwicklung insgesamt besser dasteht als das Land, mit Ausnahme des Zustän-digkeitsbereiches Freie Berufe. Der prozentual starke Einbruch bei den Freien Berufen (-14,8 %) sollte jedoch vor dem Hintergrund der geringen absoluten Zahlen gelesen werden. Hier kann bereits eine geringe Veränderung zu vergleichsweise starken prozentualen Einbrüchen führen (dies gilt auch für die Zuständigkeitsbereiche Landwirtschaft und Öffentlicher Dienst). In den Zuständigkeitsbereichen Indus-trie und Handel, Handwerk und Landwirtschaft gab es im AA Re sogar Gewinne. Es sei jedoch ange-merkt, dass sowohl im Zuständigkeitsbereich Industrie und Handel als auch im Handwerk die Zahlen im Vergleich zum Jahr 2011 wieder leicht rückläufig sind (Industrie und Handel: -0,4 %; Handwerk: -3,7 %).

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Abbildung 48: Veränderungsraten der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Arbeits- agenturbezirk Recklinghausen und NRW im Jahr 2008 und 2012 in Prozent

Quelle: BIBB, Erhebung zum 30.9.; Grafik Kreis Recklinghausen

Im Folgenden werden nun Vertragslösungsquoten betrachtet. Sie sind deshalb interessant, weil sie ge-wissermaßen Störungen auf dem Ausbildungsmarkt aufzeigen. Sie können zum einen negative Auswir-kungen auf ausbildende Betriebe haben, wenn durch eine Vertragslösung etwa Kosten durch entfallende Ausbildungsleistungen für den ausbildenden Betrieb entstehen. Zum anderen ergeben sich natürlich auch für den Auszubildenden negative Konsequenzen, wenn dieser sich wieder umorientieren muss und dadurch wertvolle Zeit beim Eintritt in das Berufsleben verliert. Die Vertragslösungsquote lag im Kreis Recklinghausen im Jahr 2011 bei 25,8 % (siehe Abbildung 49). Verglichen mit Nordrhein-Westfalen lag die Quote im Kreis Recklinghausen um 2,4 Prozentpunkte höher. Vertragslösungen können vielfältige Ursachen haben und sollten keinesfalls mit einem Ausbildungsabbruch gleichgesetzt werden. Beispiels-weise könnte ein Auszubildender seinen Beruf oder von einer betrieblichen in eine außerbetriebliche Ausbildung wechseln. Mögliche Ursache für eine Vertragslösung kann auch die Schließung eines Betrie-bes sein. Die Vertragslösungsquoten variieren sehr stark zwischen den verschiedenen Ausbildungsberei-chen. So weist etwa der Öffentliche Dienst sowohl in Nordrhein-Westfalen (7,3 %) insgesamt als auch im Kreis Recklinghausen (7,3 %) die mit Abstand geringsten Lösungsquoten auf. Am anderen Ende der Skala findet sich das Handwerk mit Lösungsquoten von 31,6 % im gesamten Bundesland bzw. 35,6 % im Kreis Recklinghausen. Möglicherweise hängt die hohe Lösungsquote im Handwerk damit zusammen, dass Auszubildende hier in Bezug auf ihre schulische Vorbildung weniger oft hochwertige Abschlüsse vorweisen wie etwa Auszubildende in anderen Zuständigkeitsbereichen. Auf den Zusammenhang zwi-schen Vertragslösungsquote und allgemeinbildendem Schulabschluss wurde bereits im Berufsbildungs-bericht 2013 hingewiesen (vgl. Berufsbildungsbericht 2013, herausgegeben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung).

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Abbildung 49: Vertragsauflösungsquoten10 nach Ausbildungsbereichen im Kreis Recklinghausen und NRW im Jahr 2011 in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; Grafik Kreis Recklinghausen

10 Die Lösungsquote gibt den Anteil der vorzeitig gelösten Ausbildungsverträge an allen Neuabschlüssen wieder. Da zum aktuellen Berichtsjahr nicht bekannt ist, wie viele der Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Vertrag künftig noch den Vertrag vorzeitig lösen werden, wird bei der Berechnung der Lösungsquote ein Schichtenmodell herangezogen, das die Lösungsquote der aktuellen Ausbildungskohorte näherungsweise ermittelt.

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9.5.1 Haus der Berufsvorbereitung Herten

Das Haus der Berufsvorbereitung Herten startete im Februar 2010. Das Projekt wird von der Stadt Herten im Rahmen von „Lernen vor Ort“ zusammen mit der Jugendberufshilfe JOKER Herten umgesetzt. Mittlerweile befindet es sich in seinem vierten und damit letzten Durchgang im Rahmen von „Lernen vor Ort“. Allerdings wird es der Stadt Herten möglich sein, aufgrund von Restfördermitteln einen weiteren, fünften Durchgang im Februar 2014 zu starten.

Während die ersten beiden Durchgänge des Projektes lediglich für die Hertener Haupt- und Ge-samtschülerinnen und -schüler angesetzt waren, wurde das Projekt für den dritten und vierten Durchgang auch für die Hertener Realschulen geöffnet.

Insgesamt haben bereits 47 Schülerinnen und Schüler das Projekt erfolgreich beendet, davon konnten 29 unmittelbar nach Beendigung der Schule in die Ausbildung vermittelt werden. Zwei Jugendliche konnten nach ihrem Schulabschluss in Unternehmen in Form der Einstiegsqualifizie-rung vermittelt werden. Hierbei absolvieren die Jugendlichen ein einjähriges Langzeitpraktikum in Verbindung mit dem Besuch der Berufsschule (wie in der Ausbildung). Sollten sie den schulischen Anforderungen gewachsen sein, so können sie die Ausbildung im nächsten Jahr weiter fortsetzen. Die verbleibenden 16 Jugendlichen besuchten nach Abschluss der 10. Klasse das Berufskolleg im Rahmen eines höheren Schulabschlusses oder im Berufsgrundschuljahr.

Derzeit befinden sich 13 Jugendliche im vierten Durchgang und die Vorbereitungen für den fünf-ten Durchgang laufen bereits.

Kontakt:Cathrin ArtmannTransferberaterinStadt HertenKurt-Schumacher-Str. 245699 HertenTelefon: 02366.303-207E-Mail: [email protected]

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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9.6 Gender-Perspektiven in der beruflichen Bildung

In Bildungsdiskursen spielen Gender-Fragen eine immer größere Rolle. Dies hat einerseits mit der allgemein wachsenden Sensibilität für Fragen der Geschlechtergerechtigkeit in der Gesellschaft zu tun, andererseits hat es aber auch spezifische bildungs- und wirtschaftspolitische Gründe. In den einschlä-gigen Debatten geht es um Bildungsgerechtigkeit, aber auch um ungenutzte Bildungsressourcen. Die Emscher-Lippe-Region hat von allen 16 Planungsregionen in NRW die niedrigste Frauenerwerbstätigen-quote und die niedrigste Beschäftigungsquote bei den Frauen (vgl. Handlungsplan Fachkräftesicherung, S.18f). Zwar werden auch im Kreis Recklinghausen die Mädchen und jungen Frauen im Bildungssystem immer erfolgreicher, ihre Berufsorientierung bleibt aber sehr eingeschränkt.

Im Folgenden werden zunächst die Unterschiede bei der Berufswahlorientierung von Mädchen und Jun-gen dargestellt. Daran anschließend folgen Überlegungen zur allgemeinen Diskussion über Geschlecht und Bildung und zur künftigen gendersensiblen Berufsorientierung im Kreis Recklinghausen.

9.6.1 Schulberufssystem und duale Ausbildung

Die Duale Ausbildung ist nach wie vor männlich geprägt (siehe Abbildung 50). Der Abstand zwischen den beiden Geschlechtern hat sich in den letzten drei Jahren sogar vergrößert. Im Kreis Recklinghausen befinden sich im Schuljahr 2012/13 10.154 Schülerinnen und Schüler in der dualen Ausbildung, davon sind 65,6 % männlich. Diese Berufswahlschere zwischen Jungen und Mädchen geht seit Jahren immer weiter auseinander.

Umgekehrt sieht es beim Schulberufssystem aus, das nach wie vor weiblich dominiert ist (siehe Ab-bildung 51). Im Schulberufsystem sind insgesamt 4.887 Schülerinnen und Schüler, davon 3132 weiblich. Diese Berufswahlschere stagniert seit Jahren auf hohem Niveau.

Abbildung 50: Schülerinnen und Schüler in der dualen Ausbildung im Kreis Recklinghausen nach Geschlecht im Schuljahr 2008/9 bis 2012/13 in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

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Abbildung 51: Schülerinnen und Schüler im Schulberufssystem im Kreis Recklinghausen nach Geschlecht im Schuljahr 2008/9 bis 2012/13 in Prozent

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; eigene Berechnungen; Grafik Kreis Recklinghausen

Die Studie „Neue Wege – neue Chancen“ benennt die „Bruchstellen“, die negative Auswirkungen auf die Bildungsverläufe von Frauen und Männern haben:

So erweist sich die „traditionell gewachsene strukturelle Zweiteilung des Berufsbildungssystems in ei-nen dualen und vollzeitschulischen Zweig“ als Nachteil für die Gleichstellung. Denn diese „vollzeitschuli-sche Ausbildung in den personenbezogenen Dienstleistungen zementiert mit uneinheitlichen Qualifika-tionsprofilen und fehlenden bundesweiten Standardisierungen den geringeren Professionalisierungsgrad vieler typischer Frauenberufe“. Und weiter heißt es:

„Bildung ist ein Schlüssel für Verwirklichungschancen. Eine unzureichende schulische und berufliche Bildung [...] erschwert auch den Übergang in eine unterhaltsichernde Beschäftigung, den beruflichen Aufstieg sowie den Zugang zu erfolgreichem lebenslangen Lernen“ (vgl. Neue Wege – neue Chancen 2011, S. 5).

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Die Top Ten11 der Ausbildungsberufe bei Frauen:

Die zehn häufigsten von Frauen besetzten Ausbildungsberufe im AA Re im Jahr 2012 unterscheiden sich nur unwesentlich von jenen im gesamten Bundesland Nordrhein-Westfalen (siehe Tabelle 16). Hier wie dort sind die ersten drei Plätze der Liste gleich besetzt. Spitzenreiter ist der Beruf der Verkäuferin, welcher im AA Re etwa von jeder zehnten Neuauszubildenden gewählt wird. Zwar kommen alle zehn Berufe, welche sich in der Liste des AA Re befinden, auch in der für Nordrhein-Westfalen vor. Aber die Reihenfolge unterscheidet sich ein wenig. So lässt sich der Beruf Friseurin beispielsweise im AA Re auf Position vier verorten, in Nordrhein-Westfalen dagegen erst auf Position sieben. Ein Blick auf den Anteil der männlichen Auszubildenden in den zehn am häufigsten von Frauen besetzten Berufen im AA Re of-fenbart Interessantes (siehe Tabelle 15). In vier der ersten zehn Berufe haben männliche Auszubildende einen Anteil von weniger als 20 %. Wenn man diesen Wert als Grenzwert zur Bestimmung typischer Frauenberufe heranzieht, so finden sich unter den ersten zehn von Frauen am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen im Jahr 2012 vier typische Frauenberufe. Betrachtet man sich über die ersten zehn Berufe hinaus den summierten Anteil an weiblichen Auszubildenden, der sich für die ersten 25 Berufe im AA Re ergibt, so erhält man einen Wert von 74,6 %. Knapp 75 % aller weiblichen Neuauszubildenden werden also in 25 Berufen ausgebildet.

Tabelle 15: Die zehn häufigsten von Frauen besetzten Ausbildungsberufe im Arbeitsagenturbezirk Recklinghausen für das Jahr 2012

Rang Beruf Neu abgeschl. Ausbildungsverträge

Anteil an allen weiblicheNAuszubildenden (%)

männliche Auszubildende (%)

1 Verkäufer/-in 135 10,4 48,9

2 Medizinischer Fachangestellte/-r 117 9,1 2,5

3 Kaufmann/-frau im Einzelhandel 99 7,7 50,7

4 Friseur/-in 72 5,6 11,1

4 Kaufmann/-frau für Bürokommunikation 69 5,3 37,6

6 Zahnmedizinischer Fachangestellte/-r 63 4,9 0,0

7 Bürokaufmann/-frau 54 4,3 42,1

8 Industriekaufmann/-frau 45 3,6 45,2

9 Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel 36 2,8 57,1

10 Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk 33 2,6 5,6

Quelle: BIBB, Erhebung zum 30.9.; Grafik Kreis Recklinghausen; Hinweis: ohne Berücksichtigung der Berufe für Menschen mit Behinderung

11 Zu beachten ist, dass die Ranglisten der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge keine Rückschlüsse auf die bei den Jugendlichen „beliebtesten“ Ausbildungsberufe zulassen, da eine Ausbildungsentscheidung immer in Verbindung mit dem vorhandenen Ausbildungsplatzangebot gesehen werden muss.

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Tabelle 16: Rangliste der Ausbildungsberufe der Frauen im Arbeitsagenturbezirk Recklinghausen und NRW

Rang Arbeitsagenturbezirk Re NRW

1 Verkäufer/-in Verkäufer/-in

2 Medizinischer Fachangestellte/-r Medizinischer Fachangestellte/-r

3 Kaufmann/-frau im Einzelhandel Kaufmann/-frau im Einzelhandel

4 Friseur/-in Bürokaufmann/-frau

5 Kaufmann/-frau für Bürokommunikation (4) Industriekaufmann/-frau

6 Zahnmedizinischer Fachangestellte/-r Zahnmedizinischer Fachangestellte/-r

7 Bürokaufmann/-frau Friseur/-in

8 Industriekaufmann/-frau Kaufmann/-frau für Bürokommunikation

9 Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel

10 Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk

Quelle: BIBB, Erhebung zum 30.9.; Grafik Kreis Recklinghausen; Hinweis: Im Kreis Recklinghausen belegen die Berufe Friseur/-in und Kaufmann/-frau für Bürokommunikation jeweils den vierten Platz

Die Top Ten der Ausbildungsberufe bei Männern:

Die zehn häufigsten von Männern besetzten Ausbildungsberufe im AA Re im Jahr 2012 unterscheiden sich teilweise beträchtlich von jenen im gesamten Bundesland Nordrhein-Westfalen (siehe Tabelle 18). Der Spitzenreiter im AA Re, der Beruf Verkäufer (Anteil an allen männlichen Auszubildenden: 6,3 %), liegt im gesamten Bundesland lediglich auf Position vier. Zudem fällt neben dem Unterschied in der Rei-henfolge der Berufe auf, dass die Positionen acht bis zehn im AA Re sowie im gesamten Bundesland mit Berufen besetzt sind, die in der jeweils anderen betrachteten Gebietseinheit gar nicht vorkommen. So gehören etwa im AA Re die Berufe Gärtner, Chemikant sowie Metallbauer in die Top Ten, wohingegen sie in der Liste von Nordrhein-Westfalen nicht vorkommen. Weitere Berufe, die etwa in der Liste des AA Re nicht vorkommen, dafür aber in jener von Nordrhein-Westfalen, sind beispielsweise der Fachin-formatiker oder der Industriekaufmann. Mit Blick auf den Anteil der weiblichen Auszubildenden in den von Männern am häufigsten ausgewählten Ausbildungsberufen im AA Re zeigt sich, dass sich acht typi-sche Männerberufe in der Liste der ersten zehn finden, Berufe also, deren Anteil an männlichen Auszu-bildenden größer als 80 % ist (siehe Tabelle 17). Männer scheinen also in der dualen Ausbildung ungleich stärker ihre vermeintlichen Domänen zu wählen als Frauen, wie bereits weiter oben für die Frauen gezeigt wurde. Dennoch muss darauf hingewiesen werden, dass der summierte Anteil an männlichen Auszubildenden, der sich für die 25 am häufigsten gewählten Berufe im Arbeitsagenturbezirk Reckling-hausen ergibt, bei knapp 68 % liegt. Bei den Frauen lag dieser Wert bei knapp 75 %. Sie konzentrieren sich also insgesamt auf vergleichsweise weniger Ausbildungsberufe als Männer.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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Tabelle 17: Die zehn häufigsten von Männern besetzten Ausbildungsberufe im Arbeitsagentur- bezirk Recklinghausen für das Jahr 2012

Rang Beruf Neu abgeschl. Ausbildungs-

verträge

Anteil an allen männlichen

Auszubildenden (%)

weibliche Auszubildende

(%)

1 Verkäufer/-in 129 6,3 51,1

2 Kraftfahrzeugmechatroniker/-in 120 6,0 0,0

3 Kaufmann/-frau im Einzelhandel 102 5,1 49,3

4 Anlagenmechaniker/-in für Sani-tär-, Heizungs- und Klimatechnik

78 3,9 2,5

4 Elektroniker/-in 78 3,9 1,3

6 Maler/-in und Lackierer/-in 75 3,8 13,6

7 Industriemechaniker/-in 75 3,7 1,3

8 Gärtner/-in 72 3,6 10,0

9 Chemikant/-in 69 3,5 16,7

10 Metallbauer/-in 63 3,2 1,5

Quelle: BIBB, Erhebung zum 30.9.; Grafik Kreis Recklinghausen; Hinweis: ohne Berücksichtigung der Berufe für Menschen mit Behinderung

Tabelle 18: Rangliste der Ausbildungsberufe der Männer im Arbeitsagenturbezirk Recklinghausen und NRW

Rang Arbeitsagenturbezirk Re NRW

1 Verkäufer/-in Kraftfahrzeugmechatroniker/-in

2 Kraftfahrzeugmechatroniker/-in Kaufmann/-frau im Einzelhandel

3 Kaufmann/-frau im Einzelhandel Industriemechaniker/-in

4 Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik

Verkäufer/-in

5 Elektroniker/-in (4) Elektroniker/-in

6 Maler/-in und Lackierer/-in Fachinformatiker/-in

7 Industriemechaniker/-in Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik

8 Gärtner/-in Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel

9 Chemikant/-in Industriekaufmann/-frau

10 Metallbauer/-in Fachkraft für Lagerlogistik

Quelle: BIBB, Erhebung zum 30.9.; Grafik Kreis Recklinghausen; Hinweis: Im Kreis Recklinghausen belegen die Berufe Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und Elektroniker/-in jeweils den vierten Platz

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Unterschiede in der Berufwahlorientierung

„Es gibt ca. 2000 Berufe – für Mädchen nicht ganz so viele. Also was willst Du werden: Friseuse oder Verkäufe-rin? (vgl. Lilo Rauner, Schleifspuren, 1980)

Laut 15. Shell-Jugendstudie verfügen Mädchen und junge Frauen heute über Mut, ein starkes Selbst-bewusstsein, sie sind zukunftsorientiert und dabei pragmatisch. Leistungsorientiert und optimistisch wollen sie Familienplanung und Karriere unter einen Hut bringen. Mädchen können sich viele unter-schiedliche Lebensentwürfe vorstellen – mit und ohne Kinder. Dabei hat die Erwerbstätigkeit bei jungen Frauen einen großen Stellenwert. Direkt nach der Gründung einer Familie folgt der Wunsch Karriere zu machen.

Wenn dies so ist, warum ergreifen Mädchen mehrheitlich immer noch schlechtbezahlte Dienstleistungs-berufe wie z.B. Verkäuferin, Arzthelferin oder Friseurin, die kaum Karrierechancen eröffnen?

Frauen und Männer reproduzieren mit ihrer Fächerwahl immer noch die traditionellen Geschlechter-rollen. Problematisch ist schon die Benennung von Frauen- und Männerberufen – auch in den Statistiken.

Durch den Wegfall des Zivildienstes und die damit verbundene Ausweitung des Berufswahlspektrums für Jungen ist ein entscheidendes Erprobungsfeld für sozialpflegerische Berufe weggefallen. Die Berufs-felderkundung (BFE) ist die wichtigste Möglichkeit für Jungen und Mädchen Erfahrungen jenseits zuge-schriebener Felder zu erwerben.

Die Problematik der Berufsorientierung der Jugendlichen angesichts eines noch immer vorhandenen Lehrstellenmangels wäre ein eigenes Thema. Je früher dann noch die Berufswahl erfolgen soll – also nach der Haupt- oder Realschule – umso weniger Zeit bleibt für umfassende Information und zum Ausprobieren.

Auch aus diesen Gründen neigen viele Mädchen zu Berufswahlentscheidungen, die althergebrachte Rollen-erwartungen eher bestätigen. Berufe, die von Freundinnen, Müttern, Tanten als geeignet für Frauen vorgelebt und weitergegeben werden. Trotz vieler Initiativen wie etwa dem Girls’ Day12, ist die Bilanz ernüchternd. Besonders auffallend ist die mangelnde Präsenz der Mädchen in allen gewerblich-technischen Berufen. Wichtig wären weibliche Vorbilder. So könnten Mädchen Mut und Vertrauen in ihre Fähigkeiten gewin-nen, nach dem Motto: Das könnte ich auch!

Ziel der Berufswahlorientierung für Mädchen müsste sein, dass diese auch harte Auswahlkriterien mit einbeziehen: Wie hoch ist die Ausbildungsvergütung und später das Gehalt? Ist eine eigenständige fi-nanzielle Absicherung möglich? Wie sind die Aufstiegschancen? Und wie sind die Zukunftsperspektiven des gewählten Berufes?

Deshalb ist eine gendersensible Berufswahlorientierung, wie im Landesprogramm Kein Abschluss ohne Anschluss (siehe S. 54ff) angestrebt, sinnvoll.

13 Am Girls’ Day, dem Zukunftstag für Mädchen, öffnen Unternehmen, Betriebe und Hochschulen in ganz Deutschland ihre Türen für Schülerinnen ab Klase 5. Die Mädchen lernen Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Handwerk, Naturwis-senschaften und Technik kennen, in denen Frauen bislang eher selten vertreten sind. Der Girls’ Day ist das größte Berufsori-entierungsprojekt für Schülerinnen weltweit.

9. Der Weg in den Beruf – Schülerinnen- und Schülerzahlen, Abschlüsse und Berufsausbildung

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9.6.2 Geschlecht und Bildung – Zur Notwendigkeit gendersensibler Berufs- orientierung im Kreis Recklinghausen

Im 2. Nationalen Bildungsbericht (2008) heißt es: “Von der Grundschule bis zum Hochschulstudium erweisen sich Mädchen und Frauen inzwischen als die im Bildungssystem erfolgreichere Gruppe. “Mäd-chen werden im Durchschnitt früher eingeschult, haben bessere Leistungen in der Schlüsselkompetenz Lesen, wiederholen seltener die Klasse, bleiben seltener ohne Schulabschluss, bewältigen erfolgreicher und schneller den Übergang von der Schule in die Berufsausbildung“.

n Die Bildungslandschaft hat sich dramatisch verändert: Mädchen und junge Frauen sind im deutschen Bildungssystem immer erfolgreicher, während Jungen, vor allem aus Einwandererfamilien, zurück-fallen. Doch trotz besserer Schulabschlüsse entscheiden sich mehr als die Hälfte der Mädchen für „typisch weibliche“ Berufsfelder – und unter den zehn häufigsten Ausbildungsberufen ist kein ein-ziger naturwissenschaftlich-technischer Beruf zu finden. Fakt ist also: Mädchen und junge Frauen in Deutschland schöpfen ihre Berufswahlmöglichkeiten nicht voll aus. Besonders auffallend dabei ist, dass bei jungen Frauen, die eine ausländische Staatsbürgerschaft besitzen oder staatenlos sind, dieses Berufswahlspektrum noch kleiner ist: 85 % wählen einen Beruf aus den Top-20-Berufen. Umgekehrt verläuft der Auswahlprozess bei den Jungen etwas besser: 55 % wählen einen Beruf aus den Top 20-Berufen. Wie seit Jahren schon wird diese Liste angeführt durch den Ausbildungsberuf „Kraft-fahrzeugmechatroniker.“ Ebenfalls seit Jahren liegt der Anteil der Männer bei den vollzeitschulischen Ausbildungen der Sozial- und Gesundheitsdienstberufe unter 20 %.

n Dabei sind die Bildungsbiografien von männlichen Jugendlichen aus sogenannten bildungsfernen Fa-milien besonders häufig durch Schwierigkeiten bei schulischen Übergängen und beim Übergang in die Ausbildung gekennzeichnet. Bei den jungen Frauen erreichen Hauptschulabsolventinnen seltener einen beruflichen Abschluss. Sie sind zwar häufiger studienberechtigt als Männer, aber Frauen mit Migrationshintergrund studieren im Anschluss seltener als studienberechtigte Männer.

Wie die Genderforschung zeigt, beruhen die Schwierigkeiten von Jungen in Schulen „vor allem auf vom Alter und der sozialen Schicht abhängigen Inszenierungen einer bildungsfernen, mit Bildungs-anstrengungen nicht verträglichen Männlichkeit“ (vgl. Neue Wege 2011, S. 6). Bei den Mädchen „hat eine Stilisierung von Fachkulturen (z.B. bei naturwissenschaftlich-technischen Fächern, Informatik, Mathematik) als „männlich“ eine abschreckende Wirkung.

„Frauen und Männer reproduzieren mit ihrer Fächerwahl in den Schulen sowie der Berufs- und Studienfachwahl beharrlich Trennungslinien der Geschlechter. Seit Jahren ist eine Einengung [...] auf ein enges geschlechtsspezifisches Spektrum zu beobachten [...] “ (vgl. ebd., S. 6).

Der schulische Vorsprung der Mädchen endet beim deutlich schlechteren Zugang zur Ausbildung. Zwei Drittel aller Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz bekommen, sind Mädchen.

n Die Untersuchung „Gender in Berufs- und Studienorientierung in Nordrhein-Westfalen“ (2013) kommt zu dem Schluss, dass die „Segmentierung des Arbeitsmarktes in Berufsbereiche, die über-wiegend von Frauen bzw. Männern besetzt werden“, ein „strukturelles Hindernis“ bildet. Männer und Frauen werden so behindert, in ihrer Berufswahl auch rollenuntypische Berufsbereiche für sich zu wählen (vgl. ebd., S. 8). So bietet die „Einführung einer neu strukturierten, systematischen,

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transparenten und gendersensiblen Berufs- und Studienorientierung, wie der Ausbildungskonsens sie im Februar 2011 beschlossen hat“ die große Chance, hier langfristig „einen sichtbaren Beitrag zur beruflichen Chancengleichheit der Geschlechter zu leisten“ (vgl. ebd).

n Mädchen erwerben weitaus häufiger als Jungen die Hochschulreife und brechen auch ein Studium seltener ab. Besonders auffällig ist die Differenz bei der Hochschulreife, die von 35,4 % der Mädchen aber nur von 31,1 % der Jungen im Jahre 2011/12 (vorher 28 %) im Kreis Recklinghausen erreicht wird. Der Abstand hat sich in den letzten fünf Jahren leicht verringert. Aber es sind die Mädchen mit Hochschulabschluss, die fünf Jahre nach Ende des Studiums seltener berufstätig sind als gleich ausgebildete Männer. Und es sind die Frauen, die in vielen niedrig entlohnten Dienstleistungsberufen (Erzieherin, Friseurin, Altenpflegerin) als bloße „Zuverdienerinnen“ gelten.

n Eine differenzierte Betrachtung von Frauen und Männern wird daher immer wichtiger, denn bei bei-den Geschlechtern sind Bildungsgewinner und -verlierer zu finden (vgl. Neue Wege – neue Chancen 2011, S. 6).

Fazit: Gendersensible Berufsorientierung im Kreis Recklinghausen.

Im Rahmen der Berufsorientierung ist Geschlechtersensibilität gefragt, denn noch immer ist die Annah-me weit verbreitet, dass Mädchen überwiegend Interesse an „typisch weiblichen Berufen“ haben und Jungen eine Affinität zu Handwerk und Technik.

Um diese Rollenklischees zu überwinden, engagiert sich der Kreis Recklinghausen im Bereich der gen-dersensiblen Berufsorientierung, damit Mädchen und Jungen ihr Berufswahlspektrum erweitern können. Dazu fanden mehrere Workshops statt, in denen Koordinatorinnen und Koordinatoren für Berufs- und Studienorientierung (StuBos), Schulsozialarbeiter, Lehrerinnen und weitere Multiplikatoren erfahren, wie sie Jugendliche abseits von Rollenvorgaben bei der Studien- und Berufswahl unterstützen können. In Kooperation mit dem Handwerkerinnenhaus Köln e.V. wird mit den Teilnehmerinnen erarbeitet, wie neu gewonnene theoretische Erkenntnisse erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden können und geschlechtersensible Berufsorientierung alltagsgerecht gelingt. Durch Expertenvorträge und Pra-xisphasen werden die Fachkräfte zur Selbstreflexion angeregt, es werden Strategien ausgetauscht und die Möglichkeit geboten, den persönlichen Arbeitsalltag unter dem Aspekt der Genderkompetenz zu durchleuchten.

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Berufliche Weiterbildung dient primär zwei Zielen: Zum einen soll sie Personen neue Inhalte und Kenntnisse vermitteln und alte Wissensstände erhalten, um auf diese Weise Beschäftigungschancen zu bewahren oder zu verbessern. Zum anderen dient sie der Sicherstellung des quantitativen und quali-tativen Arbeitskräftebedarfs von gesamten Volkswirtschaften, Betrieben, Regionen etc.. Bei beruflicher Weiterbildung handelt es sich um einen mittlerweile sehr ausdifferenzierten Teilbereich von Bildung (siehe die Angebote beruflicher Weiterbildung im Kreis bzw. der Emscher-Lippe-Region: www.weiter-mit-bildung.de). Dies führt zunehmend zum Problem der Abgrenzung der beruflichen von allgemeiner Weiterbildung und letztendlich zum Problem der Definition beruflicher Weiterbildung. Von daher sehen wir in diesem Bericht von einer Definition ab. Die wachsende Unübersichtlichkeit bei der beruflichen Weiterbildung bedingt zudem, dass im Rahmen dieses Bildungsberichtes lediglich ein Ansatz zur Bear-beitung des Themas erwartet werden kann. Viele Bereiche der beruflichen Weiterbildung, wie etwa die betriebliche, konnten für den vorliegenden Bericht noch nicht bearbeitet werden. Die im Vergleich zu anderen Bildungsbereichen relativ dürftige Datenlage machte es nötig, sich zunächst auf jene Aspekte der beruflichen Weiterbildung zu konzentrieren, bei denen eine angemessene Datenlage verfügbar war. Dementsprechend fokussiert der Bildungsbericht auf die Themen Bildungsschecks, berufliche Fortbil-dung an Berufskollegs, berufliche Weiterbildung für Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Per-sonen sowie auf die Volkshochschulen.

Kursdatenbank Emscher-Lippe auf www.weiter-mit-bildung.de

Die Kursdatenbank Emscher-Lippe wurde ab Dezember 2003 im Rahmen desPraxisprojektes „Aufbau einer trägerneutralen Weiterbildungsberatungsstelle“ (Emscher-Lippe-Region) im FIAB (Forschungsinstitut Arbeit, Bildung, Partizipation e.V.,Recklinghausen), kofinanziert vom damaligen Arbeitsamt (Personalkosten) und vomKreis Recklinghausen (Sachkosten), erstellt. Die Datenbank – zunächst als internes,die Beratung unterstützendes System geplant – wurde im Rahmen des Weiterbildungsportals www.weiter-mit-bildung.de realisiert und bereits im Mai 2004 online gestellt.2005 wurde der Verein „BildungsForum Vest Recklinghausen e. V.“, einZusammenschluss aktiver Weiterbildungsträger und engagierter Weiterbildnerinnen und Weiter-bildner der Region, gegründet, um Perspektiven für die selbstständige Weiterführung von Weiter-mit-Bildung zu schaffen, was durch vielfältige Kooperationen auch immer wieder gelang.Im Oktober 2010 wurde die Datenbank in das Projekt „Lernen vor Ort“ (gefördert ausMitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus dem europäischenSozialfonds der Europäischen Union) integriert, mit dem Ziel, sieweiterzuentwickeln und Nutzer-orientiert auszubauen. Der Kreis Recklinghausen übernahm 2012 die Datenbank.

Mit der Datenbank zur beruflichen Weiterbildung werden:

n Themenbezogene Kursangebote der Weiterbildungsträger der Region erfasst;

n Vergleiche zwischen den Kursen hinsichtlich der Dauer, des Ortes, der Veranstaltungsform, des Preises etc. ermöglicht;

n Hinweise zu den Veranstaltern der Kursangebote gegeben;

n Aktuelle Hinweise und Informationen zu Fördermöglichkeiten vorgestellt.

10. Berufliche Weiterbildung

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Zurzeit (Stand 26.02.2014) sind in der Datenbank 133 Weiterbildungsanbieter vertreten, mit 939 freigeschalteten Kursen, davon 234 mit aktuellem Startdatum. Im Durchschnitt griffen im Zeitraum Januar-Dezember 2013 täglich 710 Nutzerinnen und Nutzer auf die Datenbank zu. Im Jahr 2013 wurden 258.117 Zugriffe auf die Seite gezählt.

Die Datenbank bietet außerdem einen Überblick über die Beratungsstellen in der Emscher-Lippe-Region zu den Themen: Berufsrückkehr, Bildung, Bildungsscheck, Prämiengutschein sowie Schulabschlüsse. Hier sind derzeit 49 Beratungsstellen eingepflegt. Von Januar-Dezember 2013 gab es durchschnittlich pro Monat 1362 Zugriffe auf die Beratungsstellenliste. Im gleichen Zeit-raum wurde pro Monat durchschnittlich nach 5632 Stichworten recherchiert.

Die Datenbank Weiter-mit-Bildung ist Datenlieferant für das InfoWeb Weiterbildung(IWWB)

10.1 Bildungsschecks

Zu Beginn des Jahres 2006 wurde vom nordrhein-westfälischen Arbeitsministerium der Bildungsscheck auf den Weg gebracht. Dahinter verbirgt sich ein arbeitsmarktpolitisches Instrument zur Förderung der beruflichen Weiterbildung von Arbeitnehmern und Berufsrückkehrerinnen. Mit dem Bildungsscheck werden anfallende Weiterbildungskosten bis zu einem Höchstbetrag von 2.000 Euro zur Hälfte vom Land Nordrhein-Westfalen über Mittel des Europäischen Sozialfonds übernommen. Der Scheck kann sowohl an Betriebe (betrieblicher Zugang) als auch direkt an Beschäftigte und Berufsrückkehrerinnen (individueller Zugang) ausgegeben werden. Beim betrieblichen Zugang übernehmen die Betriebe die private Co-Finanzierung der anfallenden Kosten für ihre Mitarbeitenden. Beim individuellen Zugang müssen die Kosten der Weiterbildung privat finanziert werden.

Im Folgenden werden nun Zahlen zu ausgegebenen Bildungsschecks nach unterschiedlichen Merkmalen differenziert für den Kreis Recklinghausen dargestellt.

Abbildung 52: Ausgegebene Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen pro Jahr im Jahr 2008 bis 2012

Quelle: G.I.B Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH 2013; Grafik Kreis Recklinghausen

10. Berufliche Weiterbildung

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Tabelle 19: Veränderungsrate der ausgegebenen Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen und NRW im Jahr 2008 bis 2012

Veränderung in %

Kreis Recklinghausen -71,9

NRW -69,7

Quelle: G.I.B Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH 2013; Tabelle Kreis Recklinghausen

Bei den ausgegebenen Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen wird ein deutlicher Bruch vom Jahr 2008 auf das Jahr 2009 sichtbar (siehe Abbildung 52). Er erklärt sich primär über zwei Faktoren. Zum ei-nen wurden zum 1.Oktober 2008 die Durchführungsbestimmungen des Förderinstrumentes geändert, indem die Anzahl der maximal auszugebenden Bildungsschecks begrenzt wurde und eine Mehrfachnut-zung nicht mehr möglich war. Zum anderen wurde Anfang 2009 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der Bildungsprämie ein weiteres Instrument zur Förderung der beruflichen Weiterbildung eingeführt, dessen Inanspruchnahme zu einem Rückgang der Ausgabe von Bildungsschecks führte. In den letzten drei Jahren des betrachteten Zeitraums liegt die Anzahl der ausgegebenen Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen im Durchschnitt bei 807, wobei im Jahr 2012 genau 857 ausgegeben wurden. Der Tiefststand des Jahres 2011 lässt sich über die damals angespannte Situation der Beratungsstellen erklären, die sich im Folgejahr jedoch wieder entspannte. So mussten Beratungsstellen im Kreis teil-weise ihre Beratungstätigkeit komplett einstellen, was dazu führte, dass die Klienten auf andere Städte, beispielsweise Herne, ausweichen mussten. Insgesamt ist die Anzahl der ausgegebenen Bildungsschecks sowohl im Kreis Recklinghausen als auch in Nordrhein-Westfalen im Zeitraum von 2008-2012 massiv zurückgegangen (siehe Tabelle 19).

Abbildung 53: Ausgegebene Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen nach Zugang im Jahr 2008 bis 2012 in Prozent

Quelle: G.I.B Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH 2013; Grafik Kreis Recklinghausen

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Die Betrachtung der ausgegebenen Bildungsschecks nach der Art des Zugangs für die Jahre 2008-2012 im Kreis Recklinghausen (siehe Abbildung 53) offenbart zwei bemerkenswerte Veränderungen, die auch, mit geringfügig anderen Anteilen, für das Land NRW festzustellen sind. Die erste bezieht sich auf den Zeitraum von 2009-2010. In diesem Zeitraum sank der Anteil der ausgegebenen Bildungsschecks nach individuellem Zugang im Kreis Recklinghausen von 47,7 % auf 33,7 %. Auch hier dürften Änderungen der Durchführungsbestimmungen in den Jahren 2008 und 2009 – etwa die Abschaffung der Mehr-fachnutzung – eine sinnvolle Erklärung für diese Entwicklung sein, zumal „die Mehrfachnutzung von Bildungsschecks in den ersten drei Jahren der Programmumsetzung beim individuellen Zugang eine deutlich größere Rolle gespielt hat als beim betrieblichen Zugang“ (vgl. Muth 2011, S. 10). Die zweite offenkundige Veränderung bezieht sich auf die Jahre 2011-2012. In dieser Zeit hat sich der Anteil der ausgegebenen Bildungsschecks nach individuellem Zugang von 44,3 % auf 61,6 % um gut 17 Prozent-punkte erhöht. Erstmals im betrachteten Zeitraum von 2008-2012 ist damit der Anteil der individuell bezogenen Bildungsschecks höher als jener der betrieblichen. Eine mögliche Erklärung könnte ein Blick auf das folgende Diagramm liefern, welches die ausgegebenen Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen nach Fachgebieten differenziert ausweist. Augenscheinlich ist der starke Anstieg des Anteils ausgegebe-ner Bildungsschecks im Fachgebiet „soziale und pflegerische Berufe“ von 33 % (2008) auf 47 % (2012). Genau dieses Fachgebiet ist „ […] eine Domäne des individuellen Zugangs […]“ (vgl. Muth 2011, S. 15). Es besteht also ein Zusammenhang zwischen dem Fachgebiet, für welches der Bildungsscheck ausgege-ben wird, und dem betrieblichen oder individuellen Zugang. Des Weiteren kann hier die im Jahr 2012 wieder ansteigende Zahl an Beratungsstellen im Kreis Recklinghausen als mögliche Erklärung dienen.

Abbildung 54: Ausgegebene Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen nach Fachgebiet im Jahr 2008 bis 2012 in Prozent

Quelle: G.I.B Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH 2013; Grafik Kreis Recklinghausen

10. Berufliche Weiterbildung

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Ein Blick auf die Entwicklung der ausgegebenen Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen nach Fach-gebiet offenbart, wie bereits erwähnt, einen starken Anstieg der Anteile des Fachgebiets „Soziale und pflegerische Berufe“ (siehe Abbildung 54). Eine eher entgegengesetzte Entwicklung lässt sich für die aus-gegebenen Bildungsschecks im Fachgebiet „Gewerbliche Berufe“ konstatieren. Anders in NRW: Zwar ist auch hier das Fachgebiet „Soziale und pflegerische Berufe“ sowohl anteilig über die Jahre am stärks-ten vertreten (im Durchschnitt 29 %) als auch in den letzten Jahren bis zum Jahr 2012 gestiegen (2012: 35,7 %). Dennoch liegen die Werte in NRW unter denen des Kreises Recklinghausen. Außerdem lässt sich für das Land NRW bezogen auf die Fachgebiete „Gewerbliche Berufe“ und „Kaufmännische Berufe“ kein derartiger Abfall in den Anteilswerten feststellen wie im Kreis Recklinghausen. Für das Jahr 2012 liegen die Werte in NRW bei 11,3 % (Gewerbliche Berufe) bzw. 14 % (Kaufmännische Berufe).

Abbildung 55: Ausgegebene Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen nach Geschlecht im Jahr 2008 bis 2012 in Prozent

Quelle: G.I.B Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH 2013; Grafik Kreis Recklinghausen

Bei der Entwicklung der ausgegebenen Bildungsschecks nach Geschlecht zeigt sich zunächst einmal eine relative Konstanz, d.h. die Mehrzahl wurde im Kreis Recklinghausen im Zeitraum von 2008-2012 immer an Frauen ausgegeben (siehe Abbildung 55). Diese Entwicklung lässt sich mit geringen Abweichungen auch für das Land NRW feststellen. Im Vergleich zur beruflichen Weiterbildung insgesamt, welche eher eine geringe Beteiligung von Frauen aufweist, wird hier also ein gänzlich anderes Bild gezeichnet. Die Gründe dafür liegen wahrscheinlich in den Zugangsmöglichkeiten zum Bildungsscheck (vgl. Muth 2011, S. 18). Der Frauenanteil beim individuellen Zugang liegt im Kreis Recklinghausen im Mittel bei 75 %, beim betrieblichen Zugang bei 59 %. Wahrscheinlich nutzen gerade weibliche Berufsrückkehrer den Bildungs-scheck, zumal ihr Anteil ungleich höher als jener der männlichen Berufsrückkehrer ausfallen dürfte.

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Geschlechterdifferenzen in der Weiterbildung

Im Unterschied zu den anderen Bildungsphasen sind die Geschlechterdifferenzen im Bereich der Wei-terbildung nicht so ausgeprägt. Typisch ist hier die geringere Beteiligung von Frauen an Weiterbildungs-maßnahmen nach der Geburt des ersten Kindes: Betriebliche Weiterbildung existiert dann gar nicht mehr. Dies korrespondiert mit der niedrigeren Erwerbsbeteiligung. (Aktionsrat Bildung: Geschlechter-differenzen im Bildungssystem, 2009).

Abbildung 56: Ausgegebene Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen nach Altersklassen im Jahr 2008 bis 2012 in Prozent

Quelle: G.I.B Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH 2013; Grafik Kreis Recklinghausen

Die Entwicklung der ausgegebenen Bildungsschecks nach Altersklassen ist mit Ausnahme des Jahres 2012 relativ beständig (siehe Abbildung 56). Auffällig ist der Anstieg bei der Altersklasse der über 50jährigen, von 12,7 % im Jahr 2008 auf 23,8 % im Jahr 2012. Möglicherweise wird hier ein zunehmender Bedarf an beruflicher Weiterbildung für Personen ab 50 Jahren sichtbar. Die beschriebene Entwicklung ist in Nordrhein-Westfalen sehr ähnlich. Auch dort machen die 25-49jährigen erwartungsgemäß den größten Anteil aus. Ebenfalls stieg in Nordrhein-Westfalen der Anteil der über 50jährigen in der Vergan-genheit kontinuierlich an und verbleibt im Jahr 2012 auf dem neuen Höchststand von 22 %.

10. Berufliche Weiterbildung

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Abbildung 57: Ausgegebene Bildungsschecks im Kreis Recklinghausen nach Berufsabschluss im Jahr 2011 und 2012 in Prozent

Quelle: G.I.B Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung mbH 2013; Grafik Kreis Recklinghausen. Sonstige Ab-schlüsse wurden in der Grafik nicht berücksichtigt.

Eine Zeitreihe über fünf Jahre, welche ausgegebene Bildungsschecks differenziert nach Berufsabschlüs-sen aufzeigt, kann an dieser Stelle nicht geliefert werden, da vergleichbare Daten lediglich für die Jahre 2011 und 2012 vorliegen. Für diese Jahre zeigt sich ein sehr ähnliches Bild (siehe Abbildung 57). Die größte Gruppe wird von jenen Personen gebildet, die über eine betriebliche oder außerbetriebliche Berufsausbildung verfügen. In Nordrhein-Westfalen zeigt sich eine sehr ähnliche, wenngleich in den Anteilen der Berufsabschlüssen geringfügig abweichende Situation. So weist etwa die Gruppe, die über eine betriebliche oder außerbetriebliche Berufsausbildung verfügt, im gesamten Bundesland für das Jahr 2012 einen Anteilswert von 46,9 % im Vergleich zu 49,9 % im Kreis Recklinghausen auf.

10.2 Berufliche Weiterbildung an den Berufskollegs

Auch Berufskollegs bieten im Rahmen der Fachschulen die Möglichkeit, sich beruflich weiterzubilden. In der Regel dauert der Besuch zwei Jahre. Eine Ausnahme ist die Fachschule für Sozialwesen. Hier dauert er im Allgemeinen drei Jahre. Absolventen der Fachschulen sind nach erfolgreichem Abschluss berech-tigt, die Berufsbezeichnung „staatlich geprüfte/ staatlich geprüfter“ bzw. „staatlich anerkannte/ staatlich anerkannter“ mit Angabe des entsprechenden Fachbereichs sowie der Fachrichtung zu tragen. Der Besuch einer Fachschule setzt in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung, einen Berufsschulab-schluss und eine mindestens einjährige Berufserfahrung im erlernten Beruf voraus. Im Kreis Reckling-hausen bieten die Berufskollegs eine Fülle von Bildungsgängen an den Fachschulen an. So kann man sich etwa zur staatlich geprüften Betriebswirtin oder zum staatlich anerkannten Erzieher fortbilden lassen. Wie sich die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in der beruflichen Fortbildung an Berufskollegs im Kreis Recklinghausen in den letzten fünf Jahren entwickelt hat, wird in der folgenden Grafik dargestellt.

2011 2012

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Abbildung 58: Anzahl der Schülerinnen und Schüler in der beruflichen Fortbildung an Berufs- kollegs im Kreis Recklinghausen im Jahr 2008/9 bis 2012/13

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; Grafik Kreis Recklinghausen

Die vorstehende Grafik weist für den Zeitraum der Schuljahre 2008/9-2012/13 einen Anstieg der Zahl jener Schüler und Schülerinnen an Berufskollegs auf, die in den Fachschulen eine berufliche Fortbildung durchlaufen. Befanden sich im Schuljahr 2008/09 noch 1.230 in einer beruflichen Fortbildung, sind es im Schuljahr 2012/13 bereits 1.565. Auffällig ist zudem die Verteilung der Geschlechter. Über den gesam-ten hier betrachteten Beobachtungszeitraum sind stets mehr Frauen in der beruflichen Fortbildung an Berufskollegs zu finden. Ihre Anzahl ist dabei stets angestiegen und verbleibt im Schuljahr 2012/13 mit 1.003 auf einem vorläufigen Höhepunkt. Damit ist die absolute Anzahl an Frauen im Jahr 2012/13 fast doppelt so hoch wie jene der Männer, die bei 562 liegt.

Auch die Anzahl der Männer liegt im Jahr 2012/13 so hoch wie nie zuvor im betrachteten Zeitraum. Sie nimmt jedoch zum einen nicht in dem Maße zu wie jene der Frauen und verharrt zum anderen stets weit unter der Anzahl der Frauen. Der Abstand zwischen Männern und Frauen hat sich zudem im beobachteten Zeitraum Jahr für Jahr vergrößert. Der Grund für die insgesamt höhere Zahl von Frauen findet sich an den Fachschulen für Sozialwesen bzw. Sozialpädagogik. An ihnen lernen primär Frauen. Zudem gibt es im Kreis Recklinghausen mehr Fachschulen für Sozialwesen bzw. Sozialpäd-agogik als etwa Fachschulen für Technik, welche traditionell eher von männlichen Schülern besucht werden. Ein Blick auf die schulische Herkunft der neueingetretenen Schülerinnen und Schüler in der beruflichen Fortbildung über die letzten beiden Jahre zeigt, dass ein großer Anteil über die Fachhoch-schulreife verfügte (2012: 44 %; 2013: 36,9 %). Der Anteil der neueingetretenen Schülerinnen und Schüler mit allgemeiner Hochschulreife lag für die Jahre 2012 und 2013 bei 12 % bzw. 19,5 %. Demnach betrug der Anteil derer, die über eine Studienberechtigung verfügten und eine berufliche Fortbildung starteten, in den letzten beiden Jahren bei jeweils rund 56 %.

10. Berufliche Weiterbildung

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10.3 Berufliche Weiterbildung durch Maßnahmen des Jobcenters und der Agentur für Arbeit

Die Bundesagentur für Arbeit fördert Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung gemäß § 3 Sozial-gesetzbuch (SGB) III sowie § 16 SGB II, um die Chancen von arbeitslosen oder von Arbeitslosigkeit bedrohten Personen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Die nachfolgend dargestellte Förderstatistik erfasst Förderungen bzw. Teilnahmen von Personen, jedoch keine Personen an sich. Dementsprechend wird eine Person, die etwa zu einem bestimmten Zeitpunkt mehrere Förderleistungen erhält, auch mehrfach gezählt. Zu unterscheiden sind in diesem Zusammenhang Maßnahmen, welche nach dem SGB II gefördert werden, von Maßnahmen, die nach dem SGB III gefördert werden.

Abbildung 59: Anzahl der Zugänge in Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung (SGB II) nach Altersgruppen im Kreis Recklinghausen im Jahr 2008 bis 2012

Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2013

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Abbildung 60: Anzahl der Zugänge in Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung (SGB II) nach Geschlecht im Kreis Recklinghausen im Jahr 2008 bis 2012

Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2013

Die beiden Diagramme zu Maßnahmen im Rahmen des SGB II (siehe Abbildungen 59 und 60) zeigen zu-nächst einmal ein Absinken der Anzahl der Zugänge in geförderte Maßnahmen im Kreis Recklinghausen auf. Für das Jahr 2012 weist die Statistik insgesamt 1.430 Zugänge aus. Im Jahr 2008 waren es dagegen noch 2.067 Zugänge. Das macht einen Rückgang von fast 31 % im Zeitraum von 2008-2012 aus.

Betrachtet man sich die Förderstatistik differenziert nach Altersgruppen (siehe Abbildung 59), so erkennt man, dass in der anteilig größten Altersgruppe der 25- bis unter 50jährigen die Anzahl der Zugänge im betrachteten Zeitraum massiv eingebrochen ist (2008: 1711; 2012: 1.185). Lediglich die anteilig kleinste Altersgruppe, die über 50jährigen, verbleiben im Jahr 2012 (120 Zugänge) fast auf dem Niveau von 2008 (144 Zugänge). Die Betrachtung der Zugänge für den Personenkreis des SGB II nach Geschlecht (siehe Abbildung 60) zeigt, neben dem bereits erwähnten Absinken der Zugänge, eine kontinuierlich höhere Anzahl von männlichen Förderfällen. Im Jahr 2012 beispielsweise standen im Kreis Recklinghausen 857 männlichen Förderfällen 573 weibliche gegenüber.

10. Berufliche Weiterbildung

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Abbildung 61: Anzahl der Zugänge in Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung (SGB III) nach Altersgruppen im Kreis Recklinghausen im Jahr 2008 bis 2012

Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2013

Abbildung 62: Anzahl der Zugänge in Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung (SGB III) nach Geschlecht im Kreis Recklinghausen im Jahr 2008 bis 2012

Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2013

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Die Anzahl der Zugänge in Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung nach dem SGB III im Kreis Reck-linghausen nimmt einen ähnlichen Verlauf wie jener nach dem SGB II, zumal auch hier die Anzahl der Zugänge im Zeitverlauf von 2008 bis 2012, mit Ausnahme des Jahres 2009, insgesamt massiv gesunken ist (2008: 1.853 Zugänge; 2012: 813 Zugänge). Auch im Rechtskreis SGB III ist die Altersklasse der 25- bis unter 50jährigen die anteilig am stärksten vertretene Gruppe (siehe Abbildung 61). In dieser Altersklasse sinkt die Anzahl an Zugängen seit 2009 vom damaligen Spitzenwert von 1.665 Zugängen auf 583 – einen neuen Tiefststand im Jahr 2012. Die anteilig deutlich geringer ausgeprägten Altersklas-sen der über 50jährigen sowie der unter 25jährigen zeigen prozentual eine ähnlich stark einbrechende Entwicklung, die jedoch in absoluten Zahlen deutlich moderater ausfällt. Die Betrachtung der Zugänge nach Geschlecht offenbart eine auffällige Entwicklung im Verhältnis der Geschlechter zueinander (siehe Abbildung 62). Seit dem Jahr 2009 wird der Unterschied in Bezug auf die Anzahl der männlichen und weiblichen Zugänge zunehmend geringer. Im Jahr 2009 wurden noch 1.474 männliche und 866 weibli-che Förderfälle gezählt, wohingegen im Jahr 2012 446 männliche und 367 weibliche Förderfälle gezählt wurden.

10. Berufliche Weiterbildung

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Gemeinsame Stellungnahme des Jobcenters des Kreises sowie der Bundesagentur für Arbeit zu den Abbildungen 59-62

Im Rahmen der aktiven Arbeitsmarktförderungen können Maßnahmen zur beruflichen Wei-terbildung gemäß § 3 Sozialgesetzbuch (SGB) III in Verbindung mit § 81 ff SGB III bzw. über § 16 SGB II i. V. mit § 81 ff SGB III gefördert werden. Die Förderungen im Rechtskreis des SGB II werden seit dem Jahr 2012 durch den Kreis Recklinghausen als zugelassenen kommunalen Träger der Grundsicherung erbracht. Die Bundesagentur für Arbeit ist zuständig für die För-derungen nach dem Rechtskreis des SGB III. Die Förderungen erfolgen für beide Rechtskreise um die Chancen von arbeitslosen oder von Arbeitslosigkeit bedrohten Personen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Die dargestellte Förderstatistik erfasst Förderungen bzw. Teil-nahmen von Personen, jedoch keine Personen an sich. Dementsprechend wird eine Person, die etwa zu einem bestimmten Zeitpunkt mehrere Förderleistungen erhält, auch mehrfach gezählt.

Die beiden Diagramme zu Maßnahmen im Rahmen des SGB II zeigen zunächst einmal ein Ab-sinken der Anzahl der Zugänge in geförderte Maßnahmen im Kreis Recklinghausen auf. Für das Jahr 2012 weist die Statistik insgesamt 1.430 Zugänge aus. Im Jahr 2008 waren es dagegen noch 2.067 Zugänge. Das macht einen Rückgang von fast 31 % im Zeitraum von 2008-2012 aus. Der Rückgang der Förderungen ist durch massive Einsparungen des Bundes in dem Eingliederungs-titel des SGB II begründet. Daher ist der analoge Rückgang der Förderungen der beruflichen Weiterbildung im SGB II bundesweit zu verzeichnen. Im Kreis Recklinghausen wurde trotz der massiven Kürzungen des Gesamtbudgets weiter in berufliche Bildung investiert, so dass aus-gehend vom jeweils vorhandenen Eingliederungsmittelvolumen im Vergleich zum Ausgangsjahr prozentual mehr Förderungen umgesetzt werden konnten.

Die durch das BMAS veranlasste Neuordnung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente, die sich sowohl in negativer Art und Weise auf die Anbieter von Weiterbildungsmaßnahmen als auch auf die Arbeit der Arbeitsverwaltungen auswirkte, erschwerte eine konstante Förderung. Auf Grund dieser Neuordnung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen haben andere För-dermaßnahmen als die Förderung der beruflichen Weiterbildung über Bildungsgutscheine (§16 SGB II i.V.m.§81ff SGB III) an Bedeutung für den Rechtskreis des SGB II gewonnen, da diese gerade für die betreuten Menschen im SGB II hilfreicher sind. Zu nennen sind hier beispiels-weise Trainings-, Orientierungs- und Unterstützungsmaßnahmen. Darüber hinaus hat sich mit Übernahme der Option die Ausrichtung der Qualifizierung der beruflichen Weiterbildung ver-ändert. Grundsätzlich sind vollqualifizierende Maßnahmen zu präferieren. Damit geht einher, dass die absolute Anzahl von Förderungen zurückgeht, jedoch der Kreis Recklinghausen eine zukunftsorientierte Weiterbildungs- und Fachkräftepolitik verfolgt.

Die Anzahl der Teilnehmenden in Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung nach dem SGB III im Kreis Recklinghausen nimmt einen ähnlichen Verlauf wie jener nach dem SGB II, zumal auch hier die Anzahl der Zugänge im Zeitverlauf von 2008 bis 2012, mit Ausnahme des Jahres 2009, insgesamt massiv gesunken ist (2008: 1.853 Zugänge; 2012: 813 Zugänge). Der Rückgang im beobachteten Zeitraum beläuft sich auf 56 %. Dies ist zurückzuführen auf den Rückgang der Arbeitslosigkeit und ein verringertes Mittelbudget. Zudem hat sich das Qualifikationsniveau der Kunden der Bundesagentur für Arbeit in den letzten Jahren verbessert.

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10.4 Berufliche Weiterbildung an den Volkshochschulen

Im Bereich der allgemeinen und in der beruflichen Weiterbildung sind die Volkshochschulen eine zen-trale Institution. Die Inhalte der Weiterbildung sind von einer großen Vielfalt und Interdisziplinarität gekennzeichnet. Folgende sechs Programmbereiche werden angeboten und somit statistisch erhoben:

n 1 Politik - Gesellschaft – Umwelt;

n 2 Kultur – Gestalten;

n 3 Gesundheit;

n 4 Sprachen;

n 5 Arbeit – Beruf;

n 6 Grundbildung – Schulabschlüsse.

Kurse für die berufliche Weiterbildung finden im Programmbereich Arbeit-Beruf statt. Die Tabelle 20 gibt Aufschluss über die durchschnittliche Belegung und die durchschnittlichen Unterrichtsstunden pro Kurs sowie über die Anzahl der Kurse.

Tabelle 20: Teilnahmen und Kurse im Bereich der beruflichen Weiterbildung der VHS im Jahr 2011

durchschn.Belegung pro Kurs

durchschn.UStd.

pro Kurs

Kurse

Datteln 9,6 19,3 29

Dorsten 9,4 17,7 101

Gladbeck 9,7 14,4 73

Haltern am See* 6,6 12,2 117

Herten 8,6 16,5 70

Marl 8,6 13,0 88

Oer-Erkenschwick 9,4 13,5 30

Recklinghausen 8,9 11,2 117

Waltrop 5,2 21,9 41

Quelle: DIE 2013; Daten zu Castrop-Rauxel liegen nicht vor und bei Haltern am See sind noch die Daten der Städte Havixbeck und Dülmen mit enthalten.

Auftrags- und Vertragsmaßnahmen kommen durch Arbeitgeber, aber auch z.B durch die Arbeits-agentur zustande. Somit handelt es sich hierbei um interne Fortbildungen, die die VHS in Auftrag bekommt. Tabelle 21 gibt Auskunft, welchen Anteil interne Fortbildungen bei der beruflichen Weiter-bildung einnehmen. Letztere machen einen Großteil der VHS-Angebote aus. Ab dem Jahr 2006 fällt ein „Bruch“ in den Zahlen auf. Der enorme Rückgang ist begründet durch rahmenrechtliche Verände-rungen. So haben sich Veränderungen in den Förderbedingungen beispielsweise durch die Einführung von Anbieterzertifizierungen ergeben, in deren Folge die Volkshochschulen ausgeschlossen wurden.

10. Berufliche Weiterbildung

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Tabelle 21: Auftrags- u. Vertragsmaßnahmen in Zeitreihe

Interne Fortbildungen im Programmbereich Arbeit-Beruf

Anteil der internen Fortbildungen im Bereich Arbeit-Beruf an allen inter-nen Fortbildungen in %

Summealler interner Fortbildungen

U-Std. Belegung U-Std. Belegung U-Std. Belegung

2003 3.538 2.270 43,0 74,2 8.232 3.061

2004 3.916 4.194 68,0 85,7 5.761 4.892

2005 2.526 2.902 54,4 82,3 4.645 3.525

2006 1.084 466 20,7 29,3 5.243 1.593

2007 866 486 21,8 35,3 3.966 1.375

2008 602 413 25,8 39,4 2.336 1.047

2009 1.104 718 22,3 44,5 4.954 1.615

2010 1.282 864 19,1 52,9 6.702 1.632

2011 963 589 18,2 43,3 5.297 1.359

2012* 593 403 13,2 39,2 4.479 1.027

Quelle: DIE 2013; *Für das Jahr 2012 sind keine Daten für Datteln enthalten

Bei den Teilnahmen handelt es sich um Teilnahmefälle, d.h.: gezählt werden nicht die Anzahl der Personen, die in einem Berichtsjahr an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen haben, sondern die Anzahl der Belegungen. Die Zahl der Teilnehmenden (TN) bleibt umso mehr unterhalb der Zahl der Teilnahmefälle, je mehr einzelne TN mehr als eine Veranstaltung im Berichtsjahr besuchen. Bei einer nach Geschlecht differenzierenden Betrachtung fällt auf, dass mehr Teilnahmefälle in der beruflichen Weiterbildung auf Männer entfallen. Auch hier ist ein stetiger Rückgang zu beobachten, der durch die Veränderungen der Rahmenbindungen begründet ist. Zudem sind die anfangs der 2000er Jahre hohen Teilnahmefälle dem damaligen IT-Boom zu zuschreiben.

Tabelle 22: Teilnahmefälle nach Geschlecht in Zeitreihe

PBArbeit - Beruf

Anteil der Belegungen im Programmbereich Arbeit-Beruf an allen Programm-bereichen in %

Summe alle Programm-bereiche

Jahr Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer

2003 5.551 3.459 14,7 24,8 37.689 13.954

2004 6.250 4.252 16,7 30,8 37.415 13.820

2005 5.135 3.804 13,7 27,3 37.450 13.921

2006 4.070 2.479 10,9 19,2 37.404 12.940

2007 4.075 2.335 10,9 19,0 37.396 12.280

2008 4.249 2.466 11,1 19,6 38.121 12.586

2009 3.905 2.166 10,8 18,0 36.040 12.005

2010 3.688 1.944 10,3 16,5 35.744 11.800

2011 3.459 1.683 10,2 15,6 34.066 10.815

2012* 2.690 1.534 8,5 15,7 31.606 9.743

Quelle: DIE 2013; *Für das Jahr 2012 sind keine Daten von Datteln enthalten

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Bei einer nach Altersgruppen differenzierten Betrachtung der Teilnahmefälle sind im betrachteten Zeit-raum die hohen Anteile der unter 18jährigen auffällig, ebenfalls bedingt durch die PC-Kurse. Des Wei-teren sind die hohen Anteile in den Anfängen der 2000er Jahre Resultate bestimmter Programme und Initiativen, die sich damals an ein junges Klientel richteten.

Tabelle 23: Anteil der Teilnahmefälle nach Altersgliederung der beruflichen Weiterbildung an allen Kursen in Prozent

Berichtsjahr Anteil an allen Altersgliederungen in allen Kursen in %

unter 18 18 bis u25 25 bis u35 35 bis u50 50 bis u65 65 u. älter Summe

2003 62,2 21,1 12,3 14,0 13,1 11,7 17,3

2004 80,2 19,7 10,8 13,4 12,3 12,7 20,9

2005 71,8 10,4 9,3 11,5 11,6 13,3 16,6

2006 41,1 10,2 8,4 10,8 12,5 13,6 12,4

2007 37,6 12,7 7,5 9,8 12,0 15,5 12,1

2008 41,7 15,3 9,5 10,2 11,5 16,0 12,9

2009 41,3 10,8 9,6 10,2 10,4 13,8 12,2

2010 37,7 11,6 7,5 8,6 9,3 11,4 10,4

2011 33,0 8,8 7,3 8,1 8,9 11,4 9,7

2012* 36,3 11,8 6,3 8,0 8,1 9,0 9,1

Quelle: DIE 2013; *Für das Jahr 2012 sind keine Daten von Datteln enthalten

10. Berufliche Weiterbildung

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In Kapitel 2 auf Seite 67ff wurde ausgeführt, dass es drei verschiedene U3-Betreuungsquoten gibt, die nicht miteinander vergleichbar sind. Im Folgenden werden diese Quoten im Einzelnen dargestellt:

Tabelle 24: U3-Betreuungsquoten der Städte in Zeitreihe

2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13

Castrop-Rauxel * * 21,2 23,0 25,3

Datteln * * * 13,9 23,3

Dorsten 14,6 18,7 20,8 24,7 25,1

Gladbeck 11,0 15,8 18,5 23,9 27,0

Haltern am See 17,4 22,3 25,3 28,7 31,4

Herten 17,9 17,6 20,0 21,8 26,9

Marl 10,7 16,4 18,9 22,0 22,2

Oer-Erkenschwick * * 19,4 23,4 24,9

Recklinghausen 13,2 17,4 20,7 22,6 25,3

Waltrop 22,7 22,4 26,1 26,9 26,3

Kreis Recklinghausen * * * 23,0 25,5

Quelle: Die absoluten Zahlen wurden von den jeweiligen Kommunen übermittelt; die zur Quotenberechnung erforderliche Anzahl der unter dreijährigen Kinder basieren auf Bevölkerungsdaten von GKD Radar, wobei bis zum Kindergartenjahr 2011/12 der Stichtag 30.6 und ab dem Kindergartenjahr 2012/13 der Stichtag 31.7. herangezogen wurde. *Aufgrund von beispielsweise System- und Programmumstellungen konnten einige Kommunen für einige zurück liegende Jahre keine Daten übermitteln

In der Tabelle 7 sind die Betreuungsquoten für unter dreijährige Kinder abgebildet, die auf städtischen Rückmeldungen basieren. Da die Quotenberechnung sich unter anderem aus der Summe der Kinder bzw. Plätze in Kindertageseinrichtungen und der Tagespflege zusammensetzt, wurden Quoten für die Städte ausgewiesen, für die auch beide Kennzahlen vorlagen. Änderungen im Laufe des Jahres sind hierbei nicht auszuschließen und die tatsächliche Belegung in den Kindertageseinrichtungen kann im Vergleich zu den vorhandenen Plätzen abweichen. So ist aus der Praxis bekannt, dass es in der Kinder-tageseinrichtung des Öfteren zu Überbelegungen kommt. Dies bestätigen auch neuere Studien. Denn Erzieherinnen und Erzieher müssen durch den gesetzlichen Anspruch auf einen KiTa-Platz für Unter-dreijährige mehr Kinder als zuvor betreuen.

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Tabelle 25: U3-Betreuungsplätze der Städte des Kreises in Zeitreihe

2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13

KiTa TP KiTa TP KiTa TP KiTa TP KiTa TP

Castrop-Rauxel 199 284 318 26 329 31 332 52

Datteln . 7 14 . 27 82 27 153 35

Dorsten 240 19 308 26 321 48 360 59 374 51

Gladbeck 173 26 236 45 264 60 304 117 338 145

Haltern am See 140 15 178 11 191 14 222 16 245 16

Herten 192 54 212 31 240 33 252 46 284 67

Marl 181 25 293 32 318 43 351 54 348 65

Oer-Erkenschwick 100 116 117 18 136 24 145 23

Recklinghausen 293 66 394 78 467 86 509 98 563 110

Waltrop 122 17 132 3 144 11 144 12 144 12

Kreis Recklinghausen 1.640 229 2.153 240 2.236 366 2.689 472 2.926 576

Quelle: Die absoluten Zahlen wurden von den jeweiligen Kommunen übermittelt; Stichtag 1.8.

In Tabelle 25 sind zwecks der Nachvollziehbarkeit und Transparenz die „tatsächlich vorhandenen, beleg-baren Plätze“ in den Kindertageseinrichtungen und die tatsächlich untergebrachten unter dreijährigen Kinder in der Tagespflege der jeweiligen Kommunen zum Stichtag 1.08. abgebildet.

Tabelle 26: U3-Betreuungsquoten der Landesdatenbank IT.NRW in Zeitreihe

2007 2008 2009 2010 2011 2012

Castrop-Rauxel 4,8 9,3 12,1 14,2 16,5 19,2

Datteln . 8,7 10,1 12,8 13,0 15,8

Dorsten . 8,3 10,4 12,1 15,5 17,7

Gladbeck 3,6 6,2 9,2 11,3 10,9 13,4

Haltern am See 7,5 8,6 11,7 17,1 18,9 24,4

Herten 6,4 7,9 13,0 13,6 15,1 17,0

Marl 6,8 7,1 11,2 14,1 14,9 16,3

Oer-Erkenschwick 11,9 11,4 13,7 14,6 16,0 18,3

Recklinghausen 8,0 11,7 13,9 15,8 19,1 21,0

Waltrop . 13,1 14,6 15,8 19,8 19,3

Kreis Recklinghausen 6,9 9,0 11,9 14,0 15,8 18,1

NRW 6,9 9,4 11,6 14,0 15,9 18,2

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; Grafik Kreis Recklinghausen

In den Tabellen 27 sowie 28 u. 29 sind die absoluten Kennzahlen der jeweiligen Instanzen abgebildet.

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Tabelle 27: U3-Betreuungszahlen des Ministeriums in Zeitreihe

Quelle: Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (Zahlen von 2008/09 u. 2010/11); Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (Zahlen für 2011/2012); Grafik Kreis Recklinghausen

Tabelle 28: U3-Betreuungszahlen der Landesdatenbank in Zeitreihe

15.03.2007 15.03.2008 01.03.2009 01.03.2010 01.03.2011 01.03.2012

Kita TP Kita TP Kita TP Kita TP Kita TP Kita TP

Castrop-Rauxel 70 11 145 14 193 10 221 16 228 36 244 53

Datteln 58 . 68 5 76 8 94 12 84 23 102 27

Dorsten 123 . 144 9 166 19 192 26 225 48 247 59

Gladbeck 56 11 103 11 149 18 177 24 161 33 183 56

Haltern am See 57 16 71 8 89 15 124 25 138 18 170 33

Herten 65 28 73 37 139 43 154 29 180 28 178 48

Marl 118 16 111 26 189 32 234 44 228 54 238 69

Oer-Erkenschwick 78 5 69 10 70 19 78 25 80 30 98 30

Recklinghausen 192 38 273 50 305 75 359 75 419 99 446 114

Waltrop 70 . 74 4 87 3 86 9 104 15 102 12

Kreis Recklinghausen 887 137 1.131 174 1.463 242 1.719 285 1.847 384 2.008 501

NRW 23.834 8.163 32.203 10.429 39.376 13.132 46.140 16.559 50.724 20.035 55.697 23.822

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW, Stichtag für 2007 u. 2008 15.03.; ab 2009 1.03; Bei einer Fallzahl unter drei, in diesem Fall drei Kindern, wurde die Zahl nicht abgebildet; Grafik Kreis Recklinghausen

2008/2009 2010/2011 2011/2012 2012/2013

KiTa Tagespflege KiTa Tagespflege KiTa Tagespflege Kita Tagespflege

Castrop-Rauxel 145 14 318 50 335 70 343 80

Datteln 68 5 146 27 146 27 174 35

Dorsten 144 9 322 35 360 50 369 85

Gladbeck 103 11 264 89 304 117 338 145

Haltern am See 71 8 191 14 222 16 251 26

Herten 73 37 247 16 244 29 279 44

Marl 111 26 318 80 351 80 348 90

Oer-Erkenschwick 69 10 117 48 136 53 145 58

Recklinghausen 273 50 471 82 509 96 603 130

Waltrop 74 4 144 20 143 30 138 35

Kreis Recklinghausen 1.131 174 2.538 461 2.750 568 2.987 728

NRW 32.203 10.429 68.909 20.349 75.382 25.519 84.518 32.561

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Tabelle 29: U3-Betreuungsquoten (Landesdatenbank IT.NRW) im Kreis Recklinghausen im Vergleich zu NRW und zum Umland

2007 2008 2009 2010 2011 2012

NRW 6,9 9,4 11,6 14,0 15,9 18,2

Kreis Recklinghausen 6,9 9,0 11,9 14,0 15,8 18,1

Herne 4,6 6,6 8,4 11,1 14,6 16,7

Bochum 9,3 13,0 14,1 15,8 18,2 19,0

Dortmund 10,0 12,0 14,6 16,4 17,8 19,9

Kreis Unna 6,3 8,8 10,4 13,7 15,9 17,4

Kreis Coesfeld 4,8 8,8 10,4 15,3 18,6 21,7

Kreis Borken 5,2 7,2 9,7 11,0 14,5 19,6

Kreis Wesel 4,6 5,5 7,3 9,9 11,5 14,1

Bottrop 8,0 7,4 9,5 11,3 13,0 17,1

Essen 9,6 10,3 11,6 12,7 14,9 18,2

Gelsenkirchen 5,1 9,2 10,4 12,3 13,6 16,5

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; Grafik Kreis Recklinghausen

Tabelle 30: U3-Betreuungszahlen in den umliegenden Kommunen (Ministerium) in Zeitreihe

Quelle: Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (Zahlen von 2008/09 u. 2010/11); Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (Zahlen für 2011/2012); Grafik Kreis Recklinghausen

2008/2009 2010/2011 2011/2012 2012/2013

Jugendamt Kita Tagespflege Kita Tagespflege Kita Tagespflege Kita Tagespflege

Bochum 745 340 976 415 1.117 556 1.212 667

Bottrop 160 36 361 60 420 75 432 177

Dortmund 1.052 659 2.240 1.000 2.448 1.240 2.755 1.280

Essen 1.039 428 1.670 740 1.719 830 2.149 1.359

Gelsenkirchen 547 64 1.116 110 1.367 160 1.438 208

Herne 189 57 670 120 769 180 817 354

Kreis Borken 213 128 523 200 604 200 665 374

Kreis Coesfeld 259 35 631 170 768 171 776 171

Kreis Unna 125 19 242 33 256 30 322 33

Kreis Wesel 87 48 305 80 326 90 408 120

Kreis Recklinghausen 4.416 1.814 8.734 2.928 9.794 3.532 10.974 4.743

NRW 32.203 10.429 68.909 20.349 75.382 25.519 84.518 32.561

Anlagen

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15.03.2007 15.03.2008 01.03.2009 01.03.2010 01.03.2011 01.03.2012

Kita TP Kita TP Kita TP Kita TP Kita TP Kita TP

Essen 834 527 1.039 428 1.200 457 1.240 563 1.268 812 1.495 995

Kreis Wesel 340 169 400 194 517 258 669 356 725 459 868 569

Bottrop 203 18 160 36 208 40 251 50 278 60 334 102

Gelsenkirchen 316 23 547 64 608 70 709 89 763 109 898 136

Kreis Borken 383 174 488 261 666 335 819 295 981 470 1.208 508

Kreis Coesfeld 223 57 412 85 501 78 710 121 788 192 872 227

Bochum 518 275 745 340 802 375 842 457 914 569 910 611

Dortmund 920 533 1.052 659 1.310 791 1.433 938 1.531 1.040 1.619 1.185

Herne 130 48 189 57 272 42 359 48 451 80 493 111

Kreis Unna 382 182 637 208 700 300 927 363 1.063 385 1.095 431

Kreis Recklinghausen 887 137 1.131 174 1.463 242 1.719 285 1.847 384 2.008 501

NRW 23.834 8.163 32.203 10.429 39.376 13.132 46.140 16.559 50.724 20.035 55.697 23.822

Tabelle 31: U3-Betreuungszahlen in den umliegenden Kommunen (Landesdatenbank IT.NRW) in Zeitreihe

Quelle: Landesdatenbank IT.NRW; Grafik Kreis Recklinghausen

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Abbildung 63: Duale Ausbildung am Berufskolleg Castrop-Rauxel

Quelle: Berufskolleg Castrop-Rauxel

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Abbildung 63: Duale Ausbildung am Berufskolleg Castrop-Rauxel

Quelle: Berufskolleg Castrop-Rauxel

Abbildung 64: Bildungsangebote des Berufskollegs Castrop-Rauxel

Quelle: Berufskolleg Castrop-Rauxel

siehe auch: Web: www.bkcr.net

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Literatur

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Literatur

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BILDUNGSBERICHT 2014KREIS RECKLINGHAUSEN

Kreis recKlinghausenDer vestische Kreis

Regionales BildungsbüroBildungspunkte aus dem kreisweiten Projekt Lernen vor Ort

In RecklinghausenRegionales Bildungsbüro mit dem Projekt Lernen vor OrtProjektkoordination, Bildungsmonitoring – Kreis Recklinghausen, KreishausBildungspakt Sprache und Transfer Übergang KiTa/Grundschule – Kommunales Bildungsbüro, Stadt RecklinghausenKoordination und Transfer Bildungsberatung – Kommunales Bildungsbüro, Stadt Recklinghausen

In HertenTransfer Ein Quadratkilometer Bildung – Rathaus HertenHaus der Berufsvorbereitung – Rathaus Herten

In Castrop-RauxelTransfer Übergang KiTa/Grundschule – Rathaus Castrop-Rauxel

In GladbeckBildungshaus Albert-Schweitzer – Gladbeck EllinghorstKommunales Bildungsbüro Gladbeck – Innenstadt GladbeckTransfer Bildungsvereinbarung KiTa/Grundschule – Rathaus Gladbeck

In WaltropTransfer Bildungsübergang KiTa/Grundschule – Rathaus Waltrop

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