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Begabtenförderung im Fürstentum Liechtenstein _________________________________________________________________________________ (7) Projektarbeit
Schulamt des Fürstentums Liechtenstein - November 2006 1
Projektarbeit Register 7
Inhaltsverzeichnis Seite
1. Projektphasen........................................................................................................2
2. Projektarbeit - eigenständig und kooperativ.......................................................3
3. Projektarbeit - Schnuppernd in die Tiefe.............................................................4
4. Projektarbeit - Handlungsschwerpunkte.............................................................5
5. Die Lernzielpyramide nach Clark .........................................................................6
6. Projektarbeit - Planungsmatrix.............................................................................7
7. Struktur des Projektunterrichtes..........................................................................8
8. Ideen für Lernwege und Produkte im Projektunterricht.....................................9
9. Anregungen für den Unterricht ..........................................................................11
9.1. Grundsätzliche Gedanken............................................................................11
9.2. Anregungen für den Bereich Mensch und Umwelt ....................................12
9.2.1. Arbeitshaltung, Arbeitstechniken..............................................................12
9.2.2. Förderung der Kreativität - kreatives Denken...........................................12
9.3. Anregungen für den Bereich Sprache.........................................................13
9.4. Anregungen für den Bereich Mathematik...................................................14
10. Projektarbeit - Ideen konkret ............................................................................16
10.1. Beispiel: Mensch und Umwelt, Unterrichtsprojekt Wald, 3. Klasse........16
10.2. Beispiel: Mensch und Umwelt, Unterrichtsprojekt Wasser, 4. Klasse ...18
10.3. Beispiel: Deutsch, Unterrichtsprojekt SchülerInnenzeitung...................20
10.4. Beispiel: Forschungsauftrag .....................................................................22
10.5. Beispiel: Forschendes Lernen, Mathematik, Dreieckszahlen .................27
10.6. Beispiel: Zahlen suchen und untersuchen...............................................29
11. Literaturverzeichnis, Quellenangabe...............................................................30
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1. Projektphasen Phasen eines Projektes bzw. einer selbstständigen Arbeit (vgl. www.schulverlag.ch)
Lehrerin / Lehrer bzw. Team
Schülerinnen und Schüler
0
Was muss geklärt sein?
Rahmen- bedingungen festlegen
0
1
Wie kommen wir in Fahrt?
Initiieren Motivieren
Annähern Suchen
Was erwartet mich?
1
2
Wie kommen wir zu gegenseitig akzeptierten Vereinbarungen?
Verein- barungen treffen
Klären Entscheiden
Was will und kann ich? Was können wir?
2
3
Wie finde ich die Balance zwischen zu viel und zu wenig Hilfe?
Begleiten Vermitteln Überblick behalten
Planen Entwerfen Ausführen
Was ist der nächste Schritt?
3
4
Wie beurteile ich (richtig)?
Begutachten Beurteilen
Abschliessen Präsentieren
Was zeige ich? Was zeigen wir?
4
5
Was hat sich bewährt? Was müssen wir anders machen?
Auswerten
Übe
rwac
hen
- Ste
uern
- Pl
anen
O
rgan
isie
ren
- Ref
lekt
iere
n
Beurteilen Auswerten
Was nehme ich mit auf den Weg?
5
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2. Projektarbeit - eigenständig und kooperativ
Anreicherung
(enrichment)
Einzelangebote
Beschleunigung
(acceleration)
Gruppenangebote
(grouping)
Projektaufträge für Einzelne
individuelle anspruchsvolle
Aufgabenstellungen
Wettbewerbe für Einzelne
Wochenplan
etc.
Projektaufträge für Lerngruppen
(evtl. klassen- übergreifend)
Wettbewerbe für Interessengruppen
etc.
ausserschulische Einzelangebote
(z.B. Musikschule)
schnelleres Durcharbeiten
von Lerninhalten (weniger Übungen und
Wiederholungen)
Teilunterricht in höheren Klassen
Vorzeitige Einschulung
Überspringen von Klassen
etc.
ausserschulische Gruppenangebote
(z.B. Sportclub)
(vgl. dossier unterricht 1-2001)
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3. Projektarbeit - Schnuppernd in die Tiefe
Um verschiedene Arten von Enrichment (Anreicherung) in den Schulalltag zu integ-
rieren und systematisch umzusetzen, entwickelte Renzulli et al. (2001) das soge-
nannte „Dreistufige Enrichment“. Es besteht aus Schnupperangeboten (Typ I), pro-
jektbezogenen Grundfertigkeiten (Typ II) und aus Projektarbeiten (Typ III).
Typ I: Schnupperangebote in vielen verschiedenen Wissensbereichen
Ziel: Erweiterung der Erfahrungen, Motivation für eigene Projekte
Typ II: Projektbezogene Grundfertigkeiten, Methoden und Arbeitstech-
niken: Brainstorming, Komplimente machen, Mindmapping, Pro-
jekte planen, Feedback geben
Typ III: Projektarbeit: künstlerische Darbietungen, kreatives Schreiben,
Untersuchungen (eigenständig oder kooperativ)
Alle Aktivitäten sind verbunden miteinander und unterstützen sich gegenseitig.
Typ I
Schnupperangebote
Typ II
Projektbezogene Grundfertigkeiten
Typ III
Projektarbeit eigenständig oder kooperativ
Stammklasse
Umfeld
Enrichment Modell (Renzulli et al., 2001)
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4. Projektarbeit - Handlungsschwerpunkte
(vgl. www.schulverlag.ch)
Thema
Was interessiert mich? Was interessiert uns?
Handlungsschwerpunkt
Forschen und
Entdecken
Handlungsschwerpunkt
Erfinden und
Phantasieren Handlungsschwerpunkt
Konstruieren und
Gestalten
Handlungsschwerpunkt
Recherchieren und
Dokumentieren
Handlungsschwerpunkt
Organisieren und
Konzipieren
Was
möchte / n
ich / wir
gerne
tun?
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5. Die Lernzielpyramide nach Clark
Unter Berücksichtigung der Bloom’schen Taxonomie des Denkens hat Clark (1992)
eine Lernzielpyramide für normal und besonders begabte SchülerInnen erstellt, an
der sich differenzierter Unterricht und damit „Unterricht nach Mass“ orientieren könn-
te.
Somit würde die Gefahr von rein auf Faktenwissen basierendem Unterricht nicht
mehr bestehen.
Aus obiger Abbildung geht hervor, dass die Lernziele für Leistungsstarke weniger in
den unteren als vielmehr in den oberen Bereichen (Anwendung, Analyse, Synthese
und Bewertung) der Pyramide zu setzen sind. Umgekehrt verhält es sich bei schwä-
cheren Kindern.
Die sechs Denkstufen sind aber für alle SchülerInnen wichtig. Das heisst: Unabhän-
gig von der Begabung des Kindes sollen Tätigkeiten und Denkvorgänge auf allen
sechs Stufen ermöglicht werden.
(vgl. Flury, Jahr)
Bewertung
Synthese
Analyse
Anwendung
Verständnis
Wissen
leistungsschwächere Sch.
leistungsstarke Sch.
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6. Projektarbeit - Planungsmatrix
Thema: Regenwald Gardner Bloom
sprachlich
musikalisch
logisch- mathematisch
räumlich- visuell
Bewertung
Deute die grosse Differenz zwischen Entstehungskosten und Verkaufspreis
Synthese
Schreibe eine Urwaldgeschichte, in der 3 Regen-waldtiere vor-kommen
Erfinde einen Regenwald-Rap
Verwandle unser Schulzimmer in einen Regenwald
Analyse
Unterscheide richtige von fal-schen Aussagen
Analysiere, wie sich der Preis einer Banane zusammensetzt
Anwendung
Vervollständige Lückentexte zu Papagei, Ananas etc.
(vgl. Bündner Schulblatt, 2005)
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7. Struktur des Projektunterrichtes
1. Zielsetzungen/gemeinsames Thema bekannt geben
2. Realitätsbezüge herstellen
3. Brainstorming durchführen
4. Stichwörter zum Thema ordnen, gruppieren: Themenbereiche festlegen
5. Materialien Arbeitsmittel suchen / zusammentragen
6. Rahmenbedingungen gemeinsam festlegen / Absprachen treffen
7. Arbeitsorganisation klären
Zwischenergebnisse präsentieren
über den aktuellen Stand der Arbeiten informieren
Erfahrungen austauschen
gemeinsame Erarbeitung von Kern- und Basiszielen zum Thema
Absprachen modifizieren
gemeinsame Erlebnisse ermöglichen
8. Projektgruppen ( =Interessengruppen) bilden
9. Lernziele/Lernwege und mögliche Produkte eruieren
10. Persönliche Lernverträge erstellen lassen, kontrollieren
und unterschreiben
11. Arbeit in den Projektgruppen gemäss Lernverträgen
12. Produkte gegenseitig präsentieren
13. Rückmeldungen geben, konstruktive Kritik üben
(vgl. Müllener-Malina, Jahr)
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8. Ideen für Lernwege und Produkte im Projektunterricht
► So kannst du während einer Projektarbeit alleine oder gemeinsam mit anderen arbeiten:
dichten, phantasieren, erfinden
schön, interessant, fehlerfrei schreiben
berichten, erzählen, besprechen
stempeln, tippen, durchpausen
malen, zeichnen, basteln
spielen
experimentieren, erforschen, untersuchen, entdecken
photographieren, filmen
Bilder anschauen, kopieren, anmalen, abzeichnen
mit dem Tonband arbeiten
musizieren, Musik erfinden
kochen, backen
sich bewegen, tanzen
interviewen, befragen
einladen, besuchen
beobachten und notieren
sehen, tasten, riechen, fühlen, hören
Theater spielen
üben, trainieren
suchen, sammeln, sortieren, ordnen
Probleme lösen
etc.
Und immer möglichst oft lesen und schreiben. Arbeiten auswählen, die du nicht zu einfach und nicht zu schwierig findest.
► Das abgesprochene Produkt herstellen.
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► Das könnten wir am Ende unserer Projektarbeit gemeinsam vorzeigen,
präsentieren, unternehmen...:
Wandzeitung, Wandtafelbild
Fotos, Dias, Videofilm, OHP-Folien
Tonbandaufnahme Vortrag, Erzählung, Lesung Vorführung, Theater, Konzert, Tanz Plakat, Zeichnung, Bild, Poster, Collage, Skulptur
Ausstellung
Geschichte, Buch, Heft, Bericht, Zeitung, Tagebuch, Comic
Spiel
Brief Paket, Überraschung
Fest
Elternbesuchsmorgen
Exkursion, Ausflug, Schulreise
etc.
(vgl. Müllener-Malina, Jahr)
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9. Anregungen für den Unterricht 9.1. Grundsätzliche Gedanken
Die Lehrperson soll durchaus ihre eigenen Stärken zeigen. Ihre Vorlieben und Hobbys
können auch bei Kindern Begeisterung wecken. Nicht Übungsstoff, sondern an-
spruchsvolle Zusatzaufgaben sind gefragt. Bei Kindern mit Begabungen wirkt die
Lehrperson vermehrt als Organisationsberaterin: Sie unterstützt beim setzen der Zie-
le, bei der Zeitplanung und der Methodenwahl. Was generell gilt, ist bei besonders
begabten Kindern nicht anders: Lob und Anerkennung sind Antrieb zur weiteren Ent-
wicklung. Dazu einige Beispiele:
Besondere Leistungen und den Mut für Neues wertschätzten (Risikobereit-
schaft, Experimentierfreudigkeit, Mut zu Fehlern). Solche Rückmeldungen kön-
nen zwischendurch auch schriftlich gemacht werden.
Ermuntern zur Neugierde, zu unkonventionellen Lernwegen und Denkweisen,
zu überraschenden Fragestellungen sowie zum Durchhalten.
Bei den Interessen und Stärken der Kinder ansetzen. „Was würdest du am
liebsten tun, lernen, wenn du frei wünschen könntest?“ „Welche Fragen interes-
sieren dich am meisten?“ Interessenbogen ausfüllen (vgl. Joëlle Huser).
Mit dem Kind gemeinsame Ziele setzen: realistische Nahziele und weiterrei-
chende Langzeitziele. Diese gemeinsam überprüfen. Lernabmachungen treffen,
Lernvertrag erstellen.
Kinder mit Fähigkeiten und Interessen zusammen arbeiten lassen, innerhalb
der Klasse oder klassenübergreifend. Gemeinsam ein Projekt erarbeiten las-
sen.
Das „Anderssein“ und die „Aussenseitersituation“ in der Klasse thematisieren:
Nicht alle in einer Klasse sind gleich, Unterschiedlichkeiten können bereichern!
Stärken und Schwächen thematisieren.
Die Einschulungsphase ist sehr wichtig für den weiteren Schulverlauf. Die Qua-
lität des Erstunterrichtes und seine Passung mit den Vorkenntnissen und Fä-
higkeiten des Schulkindes sind zentral für die nachfolgende Leistungsentwick-
lung und für den Schulerfolg.
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9.2. Anregungen für den Bereich Mensch und Umwelt
9.2.1. Arbeitshaltung, Arbeitstechniken
Wie für alle Kinder ist die Arbeitshaltung und die Arbeitstechnik auch für besonders
begabte Kinder sehr wichtig, insbesondere dann, wenn sie schwierige Aufgaben lösen
müssen. Selbständiges Arbeiten setzt gute Lerntechniken voraus. Dies kann im Be-
reich Mensch und Umwelt mit den instrumentellen Zielsetzungen bewusst gefördert
und trainiert werden:
Den eigenen Lernstil erkunden lassen.
Den Arbeitsplatz bewusster gestalten.
Eine Zeiterfassung aller Tätigkeiten während einer Woche aufstellen.
9.2.2. Förderung der Kreativität - kreatives Denken
Fragestellungen, die einen persönlichen Bezug zum Leben des Kindes haben:
„Wie findet man eine gute Freundin? Was ist ein guter Freund?“
Fragestellungen, die zum Mutmassen animieren: „Wie wird euer Leben in 10,
20 Jahren aussehen?“
Mit Kindern über Zitate nachdenken.
Klare, einengende Aufgabenstellungen: Während der nächsten fünf Minuten
ohne zu sprechen oder zu schreiben mit der Nachbarin ein „Gespräch“ führen
über....
Ein Blatt mit 20 leeren Kreisen abgeben mit folgendem Auftrag: Die Kreise sind
so auszugestalten oder zu verbinden, dass Bilder, Formen oder Bildkombinati-
onen zu erkennen sind. Diese können anschliessend von der Lehrperson nach
bestimmten Kriterien beurteilt werden: Ideenfülle, Seltenheit, Kombinationen,
Abstraktheit usw.
Für einen Gebrauchgegenstand (Teller, Buch, Portmonee u.a.) möglichst viele
unübliche Verwendungszwecke auflisten und sie der Klasse vorführen.
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Aus einem Versandhauskatalog neue Gegenstände kombinieren. (Aus einem
Saxophon und einem Leintuch wird ein Kinderzimmervorhang mit aufgedruckten
Musikinstrumenten usw.).
Neue Legenden zu Witzzeichnungen, Werbungen erfinden, in Comics neue
Texte einfügen etc.
9.2.3. Inhaltliche Ziele
Inhaltliche Ziele lassen sich im Bereich Mensch und Umwelt gut durch Freies Arbei-
ten, projekthaften Unterricht oder Einzelprojekte umsetzen:
Offene Fragestellungen zu Mensch und Umwelt -Themen: „Was interessiert
euch am Thema XY?“, „Was denkt ihr dazu?“
Vertiefen oder ausdehnen des aktuellen Klassenthemas.
Vertiefen durch einen Vortrag, eine Ausstellung, einen Dia- oder Tonbericht.
Kontaktaufnahme mit Fachperson zum Klassenthema: z.B. Interview mit dem
zoologischen Präparator, Einladung und Befragung einer Naturschützerin.
Exkursion, Museumsbesuch, Klassenthema organisieren lassen.
Eigenes Projekt zu selber gewähltem Thema vorbereiten, durchführen und der
Klasse präsentieren.
9.3. Anregungen für den Bereich Sprache
Die Bereiche Lesen und Texte verfassen bieten viele Möglichkeiten zum Individuali-
sieren und zum offenen Unterricht:
Biografien von berühmten Frauen und Männern lesen lassen (Marie Curie,
Louis Braille).
Lesegelegenheiten während der Unterrichtszeit schaffen, im Klassenzimmer
oder in der Bibliothek. Lesen von (Jugend-) Zeitschriften (GEOline, Spick, Chili).
Minirezensionen von Lieblingsbüchern schreiben lassen (eventuell mit Quer-
vergleichen zu Werken der gleichen Schriftstellerin) und diese in der Klassen-
oder Schulbibliothek zugänglich machen.
Mit Gedichten arbeiten, diese rezitieren.
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Witze, Märchen, Geschichten schreiben oder vervollständigen.
Mit anderen Kindern wechselseitig eine Geschichte weiterentwickeln (Partner-
geschichten).
Die Federführung bei der Herstellung einer Schul- oder Klassenzeitung über-
nehmen.
Eine Fernseh-, Musik- oder Radiokritik schreiben.
Eine Hörspielproduktion vorbereiten, durchführen und präsentieren.
Eine Sammlung nach Wahl aufbauen, ordnen, beschriften und betreuen.
Ein aktuelles Diskussionsthema vorbereiten, Pro- und Kontra-Argumente zu-
sammenstellen.
Stellungnahmen zu aktuellen Themen in der Wohngemeinde verfassen (evtl.
Leserbrief schreiben).
Eine Bildergeschichte im Comicsstil oder einen Fotoroman kreieren.
Bilderdiktate machen: Ein beschriebenes Bild zeichnen, ohne es zu sehen.
Handlungsdiktate machen: Eine Handlung schildern, ohne die zentralen Wörter
zu gebrauchen, z.B. Zähne putzen.
9.4. Anregungen für den Bereich Mathematik
Im Bereich Mathematik ist es wichtig, das Schwergewicht vermehrt bei den mathema-
tischen Zusammenhängen und Wechselwirkungen zu setzen und weniger beim
Rechnen und den Fertigkeiten.
Vorgegebene Inhalte vertiefen, anspruchsvoller gestalten, in Geschichten ein-
betten lassen, Alltagsbezüge herstellen lassen.
Rechnerische Alltagsgeschäfte (Budget für Exkursionen, Lager, Klassenkasse,
spezielle Aktivitäten) von Kindern erstellen lassen.
Die Kinder erstellen eigene Übungsblätter und Vertiefungsaufgaben mit Lö-
sungsschlüsseln für die MitschülerInnen: Wo kommen überall Zahlen vor? In
welchen Zusammenhängen stehen sie? Was ist im Schulhaus, auf dem Heim-
weg alles zählbar?
Ziffernhäufigkeit untersuchen: Wie oft kommt die Ziffer 7 im ersten Hunderter
vor? Wie oft im ersten Tausender?
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Was wäre, wenn es keine Nullen geben würde? Konkrete Folgen im Alltag
schildern lassen (Zahlungen, Geschwindigkeitsbegrenzungen etc.) oder dazu
eine Geschichte erfinden: „Der Tag, an dem die Null verschwand!“
Magische Quadrate lösen und selber erstellen lassen.
Teilbarkeitsregeln selber herausfinden lassen.
Geheimzahlen erfinden.
In anderen Zahlensystemen rechnen: „Wie lautet dein Geburtsjahr im 2er-
System?“
Schulmaterial verwalten.
Spiele spielen lassen, die räumliches und logisch-mathematisches Denken er-
fordern: Schach, Master Mind, Pokerspiel, Solitär etc. Regeln abändern.
Labyrinthaufgaben lösen, eigene Labyrinthe erstellen lassen.
Logische Zahlenfolgen erstellen, solche anderer Kinder fortsetzen.
Schätzwettbewerbe veranstalten: Anzahl Strassenpfosten von A nach B, Anzahl
Kopfhaare, Anzahl Autos in XY. Wie löst man solche Aufgaben, ohne unnötig
Zeit zu verlieren?
Was ist eigentlich mit der Zahl 13 los? „Warum soll sie Unglück bringen?“ „Wer
forscht ein bisschen und erzählt der Klasse?“
Den Bau eigener Zahlenpyramiden beginnen. Wer kann sie logisch weiterbau-
en?
Zahlenverhältnisse vervollständigen lassen: 4 verhält sich zu 7 wie 16 zu ???
„Gibt es immer nur eine Lösung?“
Gezielter Computereinsatz, zum Beispiel „Tim’s verrückte Maschinen“.
Für Fortgeschrittene: Untersuchungen im Pascalschen Dreieck.
(vgl. www.volksschulbildung.lu.ch / Amt für Volksschulbildung LU, März 2004)
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10. Projektarbeit - Ideen konkret
10.1. Beispiel: Mensch und Umwelt, Unterrichtsprojekt Wald, 3. Klasse
Lernvertrag zum Unterrichtsprojekt: Wald
Projektgruppe: Waldtiere
Namen: Susi, mit Nicole und Annina
Das möchte ich lernen, herausfinden, wissen: Ich möchte möglichst viele Sachen über die Waldmaus wissen. Ich will wissen, was
die Waldmaus frisst, wie sie aussieht und wo sie lebt. Ich möchte eine Geschichte
über eine Waldmaus erfinden und den anderen vorlesen.
Meine erste Arbeit: Kontrolle:
Wir fangen zusammen damit an, ein grosses Bild einer Waldmaus auf ein Plakatpa-
pier zu malen.
Weitere Arbeiten:
1. Ich bringe von zu Hause ein Tierlexikon mit. Im Lexikon können wir schauen, wie
die einzelnen Körperteile der Waldmaus heissen.
2. Wir malen das Bild der Waldmaus fertig und schreiben alles richtig an.
3. Ich erfinde zusammen mit Nicole und Annina eine Geschichte über eine Wald-
maus, die in ein fremdes Waldgebiet in Afrika in die Ferien verreist.
4. Ich lese im Waldtierbüchlein das Kapitel über die Maus.
5. Ich schreibe viele Fragen über die Waldmaus auf, die ich nicht selber beantworten
kann. Nicole hilft mir dabei.
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6. Wir laden mit einem Brief Herrn ……, den Förster in die Schule ein. Er soll unsere
Fragen über die Waldmaus beantworten.
7. Am Eltern-Besuchsmorgen spielen wir unsere Geschichte über die Maus im afri-
kanischen Wald vor.
Unterschrift Schülerin/Schüler:
Unterschrift Lehrperson:
(vgl. Müller-Malina, Jahr)
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10.2. Beispiel: Mensch und Umwelt, Unterrichtsprojekt Wasser, 4. Klasse
Lernvertrag zum Unterrichtsprojekt: Wasser
Projektgruppe: Wassertiere
Namen: Thomas mit Felix
Das möchte ich lernen, herausfinden, wissen: Ich möchte möglichst viele Sachen über Haifische herausfinden. Ich will wissen, ob
Haifische gefährlich sind und wie viele Haifische es gibt. Es interessiert mich, wie
Haifische aussehen und wo sie leben.
Meine erste Arbeit: Kontrolle:
Ich schaue mir zusammen mit Felix einen Videofilm über Haifische an. Wir schreiben
alles, was wir mit dem Film herausfinden, auf ein Papier.
Weitere Arbeiten: 1. Ich sammle Hefte und Bücher über Haifische.
2. Ich lese die Hefte und Bücher ganz genau durch.
3. Wir machen ein Theorieblatt mit verschiedenen Haifischen. Wir schreiben zu je-
dem Hai auf, was wir wissen und zeichnen die Haifische (wir teilen die Arbeit fair
auf).
4. Wir gehen mit unseren Eltern am Sonntag in den Zoo und zeichnen einen richtigen
Haifisch ab.
5. Wir bereiten einen Vortrag über Haifische vor.
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6. Wenn wir Zeit haben, stellen wir noch ein Quiz über Haifische her.
Unterschrift Schüler / Schülerin:
Unterschrift Lehrperson:
(vgl. Müller-Malina, Jahr)
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10.3. Beispiel: Deutsch, Unterrichtsprojekt SchülerInnenzeitung
Lernvertrag zum Unterrichtsprojekt: SchülerInnenzeitung
Projektgruppe: EHC Kloten
Namen: Oli mit Monika und Thomas
Das möchte ich lernen, herausfinden, wissen: Wir möchten einen Bericht über den EHC Kloten schreiben. Wir möchten bei einem
Training zusehen, drei Spieler interviewen und sie dadurch besser kennen lernen.
Wir fotografieren die Spieler beim Training und veröffentlichen einen Spielplan für
diese Saison.
Meine erste Arbeit: Wir suchen nach guten Fragen für unser Interview mit den Spielern des EHC Kloten.
Weitere Arbeiten: Kontrolle 1. Wir bereiten uns auf ein Telefongespräch mit dem Trainer des EHC Kloten vor.
2. Wir besprechen unser Interview und unsere Vorbereitung für das Telefongespräch
mit den Spielern.
3. Ich rufe den Trainer des EHC Kloten an und frage ihn, ob wir bei einem Training
zusehen und drei Spieler interviewen und fotografieren dürfen (Monikas Vater kennt
den Trainer und hilft mir dabei).
4 Wir besuchen den EHC Kloten beim Training, interviewen drei Spieler und fotogra-
fieren sie.
5. Ich schreibe einen Erlebnisbericht über unseren Besuch im Training beim EHC
Kloten.
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6. Ich tippe den Erlebnisbericht von uns allen in den Computer.
7. Eine Mitschülerin korrigiert unsere Arbeiten.
8. Wir zeigen unsere Texte für die Schlusskorrektur.
9. Wir gestalten aus unseren Texten und Fotos und dem Spielplan von Thomas eine
ganze Zeitungsseite im Sportteil.
Unterschrift der Schüler / Schülerin:
Unterschrift der Lehrperson:
(vgl. Müller-Malina, Jahr)
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10.4. Beispiel: Forschungsauftrag
Planung
Jeder Schüler in der Gruppe wählte einen Aspekt aus einem Brainstorming über
Bergbau, der ihn interessierte. Einige entschieden sich, einen Partner zu suchen,
während andere lieber alleine arbeiten wollten. Nachdem sie sich für ihr Thema ent-
schieden hatten, füllten sie die Planungsanleitung aus.
In Absprache mit dem verantwortlichen Lehrer der Gruppe entwarfen sie einen Zeit-
plan für den ersten Teil des Forschungsauftrags. Ein geplanter Ausflug zu einer Ret-
tungsstation und zu einer aktiven Zeche erforderte, dass die Schüler ihren Zeitplan
an diesem Termin orientierten.
Nach dem Ausflug und den Recherchen vor Ort überlegten die Schüler, wie die For-
schungen nach der „Halbzeit“ weitergehen sollten. Danach konnten sie den Zeitplan
vervollständigen. Der zweiten Phase war mit dem Termin eines schulübergreifenden
Workshops von vornherein ein Ende gesetzt. Alle Recherchen sollten an diesem Tag
beendet und die Ergebnisse präsentiert werden.
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Fortschritt der Arbeit
In Konferenzen unterstützte der Lehrer die Gruppe und zeigte Möglichkeiten der In-
formationssuche. Der Schwerpunkt lag dabei auf bestimmten Medien, zum Beispiel
Mikrofilme alter Zeitungen, um Daten und andere Informationen zu erhalten. Ausser-
dem wurde besprochen, wie man sich Notizen macht und die für die Fragestellung
relevante Information filtert. Die Schüler stellten nach der „Halbzeit“ neue Fragen und
gaben positive Rückmeldungen.
Auswertung
Nach dem schulübergreifenden Workshop bat der Lehrer die Schüler, einen Frage-
bogen zu ihrem Forschungsauftrag auszufüllen. Die anderen Lehrer der Schule hat-
ten während des Forschungsauftrags kurze Stellungnahmen in ihre Konferenzbücher
geschrieben. Zusammen mit den Kommentaren der Schüler wurden sie als Grundla-
ge für einen Folgeauftrag genutzt
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Planungsanleitung
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Zeitplan
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Auswertung
(vgl. Edgar, Jahr, S. 53 - 56)
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10.5. Beispiel: Forschendes Lernen, Mathematik, Dreieckszahlen
Kernidee
Figurierte Zahlen gehören zu den interessanten mathematischen Inhalten, die für alle
Kinder von Interesse und Bedeutung sein können. Sie werden in der Regel nicht in
der Primarschule thematisiert und gehören nicht zum ordentlichen Curriculum. Den-
noch macht die Arbeit mit diesem Thema Sinn und kann als Beginn einer vielfältigen
Auseinandersetzung verstanden werden.
Die Kernidee, die dem nachfolgenden Auftrag zu Grunde liegt, lautet:
Bestimmte zusammengehörige Zahlen können als lauter ähnliche geometri-sche Figuren gezeichnet werden.
Auftrag Mit dem nachfolgenden Auftrag stiegen die Kinder ins Thema der figurierten Zahlen
ein. Sie erhielten den Auftrag auf einem Streifen Papier, klebten ihn in ihr Journal
und begannen, ihre Überlegungen anzustellen und zu notieren.
Zahlen, die als geometrische Figuren dargestellt werden, heissen figurierte Zahlen.
Diese sind zum Beispiel DREIECKSZAHLEN:
· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 1 3 6 10
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Arbeiten der Kinder
Das Thema der figurierten Zahlen beginnt die Kinder – es sind lauter Jungen im Alter
von 7 bis 12 Jahren – zu faszinieren. Sie arbeiten eine relativ lange Zeit ausschliess-
lich an diesem Auftrag. Mit Hilfe von gezielten Kommentaren der Lehrperson können
einzelne Kinder aber ihre individuellen Grenzen ausloten.
Beispiele solcher Schülerarbeiten anhängen…..
(vgl. Brunner, Jahr)
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10.6. Beispiel: Zahlen suchen und untersuchen
Untersuche die eingetragenen Zahlen auf bestimmte Eigenschaften und mache ein
Kreuz in die entsprechende Spalte. Bei der Spalte „teilbar durch …“ schreibst du die
Teiler ins Feld.
gerade Zahl
ungerade Zahl
teilbar durch … Primzahl Quadrat-
zahl Dreiecks-
zahl Fibonacci-
Zahl
Alter
Geburtsjahr
Jahreszahl
Lieblingszahl
Schuhgrösse
Klassengrösse
Hausnummer
Postleitzahl
Telefonnummer
(vgl. Flury, Jahr)
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11. Literaturverzeichnis, Quellenangabe Edgar, x.:
Hilfe, ich hab’ einen Einstein in meiner Klasse. Verlag. Ort, Jahr.
Flury, P.: Unterricht nach Mass. Ort, Jahr.
Müller-Malina, J. et al.: Unterrichtsformen konkret. Klett. Ort, Jahr.
Pädagogische Arbeitsstelle Kanton Aargau (Hrsg.):
dossier unterricht. Begabungsförderung in der Volksschule. Aarau, Januar 2001.
Renzulli, J. et al.:
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