projekte!...„MUTIG VORAUS!“: geförderte Projekte im FSJ Kultur 2015/2016 Mutig sollten sie...
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2015/2016
Geförderte Projekte im FSJ Kultur 2015/2016
projekte!
M U T Z U R V I E L FÄ LT I G K E I T | ZO E E R N ST
Plakate zum Thema ›Mut‹ — FSJ Kultur | Kreativseminar Meppen 02/2016
I N N E R E G R E N Z E N Ü B E RW I N D E N | A N N E R I N K E
Plakate zum Thema ›Mut‹ — FSJ Kultur | Kreativseminar Meppen 02/2016
M U T S E I N I N N E R E S Z U Z E I G E N | M E R L E W E I G E LT
Plakate zum Thema ›Mut‹ — FSJ Kultur | Kreativseminar Meppen 02/2016
CouR AG E | RO N JA O S M E R S
Plakate zum Thema ›Mut‹ — FSJ Kultur | Kreativseminar Meppen 02/2016
V E R L AS S E N | I V Y M AY M Ü L L E R
Plakate zum Thema ›Mut‹ — FSJ Kultur | Kreativseminar Meppen 02/2016
M U T S I C H Z U Ö F F N E N | E I K E S E L L
Plakate zum Thema ›Mut‹ — FSJ Kultur | Kreativseminar Meppen 02/2016
E I N FAC H M A L M AC H E N | H E N R I E T T E F I C K E R S
Plakate zum Thema ›Mut‹ — FSJ Kultur | Kreativseminar Meppen 02/2016
VO G E L F R E I | E I K E S C H W I T T E R S
Plakate zum Thema ›Mut‹ — FSJ Kultur | Kreativseminar Meppen 02/2016
MUT
Inhaltsverzeichnis
Die Plakate zum Thema „Mut“ sind von Freiwilligen während eines Zwischenseminarsder LKJ Niedersachsen in der Werkstatt „Experimentelle Bildgestaltung“ entstanden.
Grußwort von Thomas Mang – Präsident des
Sparkassenverbandes Niedersachsen 3
Einleitung von Juliane v. Ilten 5
Dürfen wir vorstellen: Die Preisträger*innen 7
Die Projekte – eine Auswahl 9
Makarias Tanztheater zum Thema Wirklichkeit und Traum 9
Wissenswertes über Wasser 11
Eine offene Bühne für Kleinkunst 13
Kinderfest im Klecks-Theater 14
Junge Junge Freunde 15
Meet up, show up, cheer up 17
Fabiennes Impro-Theater Workshop 21
Gib deiner Geschichte eine Stimme 23
20 Tonnen Orgel zum Anfassen 24
Das mutige Open Air 25
Me at a new place 27
Support your local hardcore scene 29
Über Neustarts und Umwege 31
Impressum 33
2
Grußwort von Thomas Mang –Präsident des SparkassenverbandesNiedersachsen
Seit Jahrhunderten bedeutet der Begriff „Orientierung“, sich für
eine Richtung zu entscheiden. Am 3. August 1492 nahm Christoph
Kolumbus von Spanien aus mit drei Schiffen Kurs in Richtung Westen.
Eigentlich wollte er einen neuen Seeweg nach Indien finden und
landete als erster Europäer in Amerika. Dieses Beispiel aus der Ge-
schichte der Seefahrt beweist: Entscheidungen erfordern „Mut“. Die
Eigenschaft, sich Herausforderungen mit Interesse, Entschlossenheit
und guter Vorbereitung zu stellen, zeichnet Abenteurer aus.
Christoph Kolumbus war ein Mann, der diese Eigenschaften besaß
bzw. erlernt hatte. Seine ersten Erfahrungen als Seemann sammelte
er als Matrose auf einem kleinen Segelschiff. Das Freiwillige
Soziale Jahr (FSJ) ist wie eine erste Seefahrt: Freiwillige lernen
praktische Fähigkeiten, die ihnen weder in der Berufsschule noch an
der Universität vermittelt werden. Außerdem erhalten sie aufschluss-
reiche Einblicke in das Berufsleben.
„Meine erste Arbeitswoche war total spannend. Ich habe viel über
die Organisation großer Festivals gelernt, weil ich von Anfang an mit-
arbeiten durfte“, sagt Sarah Schröder, die im letzten Jahr ihr FSJ Kultur
bei der Niedersächsischen Sparkassenstiftung begonnen hat.
Ihre Vorgängerin, Julia Krüger, hat sich inzwischen für eine Richtung
entschieden. Seit August 2016 macht sie eine Ausbildung zur
Veranstaltungskauffrau im Kulturzentrum „Faust“ in Hannover.
„Nach dem Abitur wusste ich nicht, für welchen Beruf ich mich ent-
scheiden sollte. Durch mein FSJ Kultur habe ich viele Erfahrungen
sammeln können, die mir bei der Wahl des Ausbildungsplatzes sehr
geholfen haben“.
Zur ersten Reise sollte man jedoch keinesfalls alleine aufbrechen.
Die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) stellt eine
erfahrene Crew zur Verfügung, die die Jugendlichen bei ihren
Entscheidungen berät. Unterstützung erhalten sie außerdem Jahr
für Jahr von den Sparkassen in Niedersachsen. Seit 2008 haben
wir insgesamt 196 Freiwillige mit einer Summe von 860.000 Euro
gefördert.
Auch Rückschläge gehören zu einer solchen Reise. Doch: So schnell
lassen sich echte Abenteurer nicht entmutigen. Obwohl die Vorräte
aufgebraucht waren und die Crew unruhig wurde, hat Christoph
Kolumbus seinen Kurs Richtung Westen gehalten und im Oktober 1492
Amerika entdeckt. Deshalb empfehle ich allen Freiwilligen: Habt Mut
und stellt euch entschlossen allen Herausforderungen, die euch im
Laufe des Lebens begegnen werden. Wagt das Abenteuer und findet
am Ende hoffentlich den Beruf, der euch am besten gefällt.
Thomas Mang
43
„MUTIG VORAUS!“:geförderte Projekteim FSJ Kultur 2015/2016
Mutig sollten sie sein, die Ideen für kleine und große Projekte im FSJ
Kultur. Mutig voraus, in persönlicher Hinsicht oder mit Blick auf die
Gesellschaft – umgesetzt von Jugendlichen im FSJ Kultur in ihrem
eigenverantwortlichen Projekt. Eigenverantwortlich also von der
ersten Idee, dem Konzept, der Planung bis zur Umsetzung. Von A-Z,
von Anfang bis Ende. Dieses Eigenständige macht einen wichtigen
Teil des FSJ Kultur aus, denn dadurch ist es möglich, etwas einzu-
bringen, das auch für die Einrichtung neu ist. Es ist schließlich eine
große Herausforderung, sich selbst auf den Weg zu machen und
zu sagen: „Das ist mir wichtig, das Thema interessiert mich und da
bleibe ich dran“.
Bis Ende Januar 2016 konnten bei der LKJ Anträge eingereicht
werden. Eine Ideenskizze und ein Finanzierungsantrag gehören zum
Antrag dazu. Von den eingereichten Ideen haben 20 Projekte eine
Förderung in Höhe von 500 Euro erhalten. Die Niedersächsischen
Sparkassen stellen seit einigen Jahren die Projektförderung dafür
bereit; eine Jury entscheidet darüber, welche der Projekte „förde-
rungswürdig“ sind.
Herausgekommen sind 20 Projekte, die sehr unterschiedlich sind: Ob
klein oder groß, gemeinschaftlich umgesetzt oder allein – in jedem
Fall passen sie zum Jahresthema „Mut“. Ein kulturelles Begeg-
nungsfest, ein offenes Atelier für Menschen, die nach Deutschland
geflüchtet sind, die Begegnung von Jugendlichen mit kirchlicher
Musik oder ein Hardcore-Konzert:
In dieser Broschüre möchten wir diese Projekte voller Stolz vorstel-
len. Wir stellen auch die vor, bei denen der Weg nicht ganz gerad-
linig war. Bei denen sich Hürden in den Weg stellten, die Idee neu
gedacht oder der Termin der Präsentation sogar abgesagt werden
musste. Scheitern? Das gibt es bei uns nicht. Auch ein Neustart oder
Umwege führen zum Ziel. Das ist es auch, was das Thema „Mut“
ausmacht.
Wir danken unserem Förderpartner, den Niedersächsischen Spar-
kassen, für die großartige und hilfreiche Unterstützung. Wir danken
der Jury für ihre Begutachtung aller Projekte und wir danken vor al-
lem den Freiwilligen für ihre spannenden Einfälle, für ihre Kreativität
und ihre Bereicherung der niedersächsischen Kulturlandschaft. Mut
machen möchten wir all den anderen Freiwilligen, die ebenso gute
Projekte und tolle Initiativen gestartet haben. Wenn auch vielleicht
zu einem späteren Zeitpunkt oder zu einem anderen Thema.
Auf dass sich im kommenden Jahrgang noch mehr Anträge bei uns
einfinden mögen – dann zum Jahresthema 2016/2017 „Aufbruch!“.
Wir freuen uns darauf!
Juliane v. Ilten,
für die LKJ Niedersachsen (Leitung Freiwilligendienste)
65
Dürfen wir vorstellen: Die Preisträger*innen
Wissenswertes über Wasser
Mareike Müller, Städtisches Museum Braunschweig
Gib deiner Geschichte eine Stimme
Kira Rumpke, Stadtbibliothek Leer
Culture. Now!
Tim Hoffmann, BEGU Lemwerder
Junge Junge Freunde
Tomke Roth, Kunsthalle Emden
Polnisch beißt nicht
Anna Lusiak, Bildungsstätte Bredbeck
Fluchtpunkt Aurich
Angelika Enders, Historisches Museum Aurich
Me at a new place
Nesrin Güner, Kunstschule Zinnober Papenburg
Imagefilm über die Malschule Emden
Minh Anh Nguyen, Malschule Emden
5, 4, 3, 2, 1 – Los: Impro-Workshop
Fabienne Brix, Seefelder Mühle
Unplugged Garden
Virginia Berg, Wilhelmshaven Touristik und Freizeit GmbH
Support your local hardcore scene
Lennart Bärthel, Alte Polizei Stadthagen
Realität und Traum
Mareike Fuhrhans, Tanzendes Theater Wolfsburg
Ansichtssache – mit Mut neue filmische Perspektiven eröffnen
Luca Sophie Rasch, Theaterpädagogisches Zentrum Hildesheim
Kinder für Senioren – Musik verbindet
Merle Weigelt, Kulturamt der Stadt Osnabrück
Open Stage von Kleinkunst bis Comedian
Eike Sell, Universum Bramsche
Poetry Slam
Hannah Rengelshausen, Bundesakademie Wolfenbüttel
Meet up, Show up, Cheer up!
Clara Bökelheide, Landesmusikakademie Niedersachsen und
Cosima Riemer, Arbeitskreis Musik in der Jugend Wolfenbüttel
Open Air Kino
Henriette Fickers, Koppelschleuse Meppen
Kinderfest im Klecks Theater
Timon Sohl, Klecks Theater Hannover
20 Tonnen Orgel zum Anfassen
Johanna Jahns, Projekt Vision Kirchenmusik und
Nicolas Dubbert, Musikschule Hildesheim
87
Makarias Tanztheater zumThema Wirklichkeit und Traum
„Was ist das eigentlich – die Realität?“, fragte sich Makaria
Fuhrhans. „Wenn ich einen Tänzer in ein Spiegelkabinett stelle und
ihn tanzen lasse, kann ich dann überhaupt noch zwischen ihm und
dem Spiegelbild unterscheiden?“
Diese Fragen bewegten Makaria schon seit einiger Zeit und so
machte sie sich auf den Weg, Antworten zu finden. Ihr FSJ Kultur
hat Makaria im Tanzenden Theater Wolfsburg geleistet. Dieser
Einsatzort kam ihr natürlich auf der Suche nach dem Zusammenspiel
von Realität und Illusion entgegen. Zusammen mit dem Choreo-
graphen Daniel Martins und den 17 Tänzerinnen und Tänzern der
Junior Compaigne Wolfsburg erarbeitete sie in ihrem eigenständi-
gen Projekt ein Stück, das sich mit Wirklichkeit, Realität, Traum und
Wahrnehmung beschäftigt.
Nach der Begeisterung für das Thema kam dann die harte Arbeit. Im
Team entwickelte Makaria mit den anderen Beteiligten eine Umset-
zung für die Idee. Über Monate hinweg, seit Dezember 2015, wurde
miteinander gearbeitet.
„Wenn Proben mal nicht so liefen, wie sie sollten, kamen schon
mal Zweifel in mir auf, ob das alles klappt“, meint Makaria. Am 24.
Mai war dann endlich der Premierentag gekommen! Das Ergebnis
konnte sich sehen lassen: In einem 30-minütigen Stück hat Makaria
mit den Tänzerinnen und Tänzern Großes auf die Beine gestellt –
ein Improvisationstheater, das zum Nachdenken anregt. Eine tolle
Leistung, vor allem wenn man bedenkt, dass es für Makaria die erste
Begegnung mit modernem Tanz war und sie, wie sie sagt, „erstmal
lernen musste, wie Improvisation funktioniert.“
Ein langanhaltender Applaus und glückliche Gesichter beendeten
dann die Vorstellung. Auch Makaria selbst ist stolz auf ihre Leistung:
„Es war eine tolle Erfahrung, etwas Eigenes in dieser Größe zu erar-
beiten. Man wächst mit einer Gruppe mit, entwickelt Ideen weiter und
lernt, Selbstzweifel zu besiegen und stolz auf das Erreichte zu sein.“
Die Projekte – eine Auswahl
109
Wie wichtig Wasser ist
Mareike Müllers Projekt „Wissenswertes über Wasser“ ist mal et-
was Anderes. Sie überlegte sich sechs Stationen in Braunschweig,
um Grundschulkindern die Relevanz und Notwendigkeit von Wasser
spielerisch beizubringen. Als Freiwillige im FSJ Kultur im Städtischen
Museum Braunschweig wusste sie schon früh, in welche Richtung
ihr Projekt gehen sollte: „Ich wollte ein Projekt mit Kindern in den
Sommerferien planen. Die Idee habe ich der Museumspädagogin
vorgestellt und sie hatte den Vorschlag, etwas am Jödebrunnen
zu planen.“ Von dem Oberthema Wasser war sie sofort begeistert:
„Das Projekt hat dadurch an Vielfalt gewonnen – Außerdem konnte
ich so meine Leidenschaft zur Feuerwehr einbringen.“
Nachdem die Idee für das Projekt gefunden war, ging es nun darum,
die geplanten sechs Stationen zu organisieren. Dafür hat sie sich
verschiedene Partner*innen gesucht:
Die erste Station hat der Stadtteilheimatpfleger Klaus Hoffmann
übernommen. Er hat den Kindern die Umgebung um die historische
Wasserquelle, den Jödebrunnen, gezeigt. Der Klempnermeis-
ter Hans Georg Voges erklärte dann den Kindern in der zweiten
Station alles Wichtige zu den Pipenleitungen. An der dritten Station
erfuhren die Grundschüler von der ehrenamtlichen Mitarbeiterin der
UNICEF-Arbeitsgruppe Braunschweig, Hannelore Hesse, dass die
Wasserversorgung in anderen Ländern nicht so selbstverständlich
ist wie hier in Deutschland und dass das Wasser nicht nur zum
Trinken sauber sein muss. Für die vierte Station ging es dann wieder
zurück zum Jödebrunnen: Die Lokalhistorikerin Inka Schlaak hat die
Kinder in die Geschichte des Brunnens eingeführt und Wasserpro-
ben gemacht, um zu zeigen, dass auch Wasser ganz unterschied-
lich schmecken kann. Die fünfte Station übernahm die Freiwillige
Feuerwehr Innenstadt. Sie ist mit einem Hilfeleistungslöschfahr-
zeug angerückt und hat anhand des Fahrzeugs die Aufgaben der
Feuerwehr erklärt. Das fanden natürlich besonders die Jungen total
spannend! Mareike selbst hat den Kindern bei der sechsten Station
die Geschichte der Feuerwehr mit Bildern und Exponaten erklärt. Am
Ende haben alle zusammen eine große Löscheimerkette gebildet,
bei der die Schüler selbst mit anpacken durften.
An zwei Tagen hat Mareikes Projekt knapp 160 Grundschulkinder
aus ganz Braunschweig erreicht. Mareike ist trotz der stressigen
Planungszeit stolz auf sich: „Der schönste Moment war am ersten
Tag, als die letzten beiden Gruppen die Löscheimerkette gebildet
haben und gar nicht mehr aufhören wollten. Da habe ich gemerkt,
dass die Kinder sehr viel Spaß an dem Tag hatten und nicht nach
Hause wollten.“
1211
Eine offene Bühne für Kleinkunst
Zwei Abende. Über 120 Gäste. 15 Künstler*innen mit je 7 Minuten
auf der Bühne. Mit seinem Projekt „Open Stage“ wollte Eike Sell
anderen Profis und Newcomern aus unterschiedlichsten Genres
die Chance geben, das Publikum zu begeistern – und das ist ihm
gelungen!
Eikes Einsatzstelle im FSJ Kultur war das Universum Bramsche.
Eine Einrichtung, die in der Kleinstadt Bramsche vom Kinoprogramm
über Konzerte bis hin zu Aktivitäten für Kinder ein großes Angebot
gestaltet. Als Kleinkünstler tritt er selbst auf offenen Bühnen in der
Umgebung auf und weiß daher, wie schwer es ist, die Chance für
einen Auftritt zu bekommen: „Da die nächsten offenen Bühnen ohne
Begrenzung auf eine bestimmte Art von Kunst erst in Lengerich und
Münster stattfinden, habe ich mich dazu entschlossen, mit meinem
Projekt einen ersten Schritt zur Schließung dieser Lücke zu gehen“,
meint Eike. Von Bands über Comedians bis hin zu Magiern und
Gedankenlesern war auf der Bühne alles dabei. Auch Eike selbst
trat am ersten Abend als Mentalist auf und übernahm außerdem die
Moderation der beiden Abende. Das Finale am Ende des zweiten
Abends war dann der krönende Abschluss eines rundum gelunge-
nen Projekts. Die Veranstaltungen kamen beim Publikum sogar so
gut an, dass das Universum vorhat, die Veranstaltungsreihe fortzu-
setzen. Toll, wenn Freiwillige in ihrer Einsatzstelle nachhaltig etwas
verändern und so das Kulturangebot in der Region bereichern!
Das Kinderfest vom Klecks-Theater
Timon Sohl hat sein FSJ Kultur beim Klecks-Theater e.V. Hannover
geleistet und auch er hat sich Gedanken über sein eigenverantwort-
liches Projekt gemacht: „Da ich im KinderTheaterHaus Hannover
arbeite, lag die Idee eines Festes für Kinder sehr nahe“, erklärt er.
Nach einer langen, sechsmonatigen Planungsphase rückte der Tag
des Festes immer näher. Obwohl Timon an alles Wichtige gedacht
hatte, war er am Anfang doch sehr nervös. Schließlich habe die
größte Schwierigkeit darin bestanden, den ganzen Tag so zu planen,
dass keine Lücken im Zeitplan entstehen und die Gäste immer etwas
Neues zu entdecken hätten, wie Timon meint.
Am 13. August um 11 Uhr wurde das Kinderfest dann endlich
eröffnet. Auf dem Programm standen Ausschnitte aus den Theater-
stücken „Bellas Briefe“ und „Johnny Hübner greift an“, Live Musik
sowie eine Wahrsagerin. Auch der Theaterkurs präsentierte sein
Können auf der Bühne. Natürlich war auch für das leibliche Wohl
gesorgt – der Grillstand bot den rund 100 Besucher*innen eine
große Auswahl an Leckereien.
„Einer der schönsten Momente auf dem Kinderfest war die Wahr-
sagerin. Die Kinder kamen mit den Worten ‚ Das ist ja cool, da musst
du auch mal rein! ‘ raus und ich wusste, dass mir das Programm
hier gelungen ist“, erzählt uns Timon zufrieden. Er ziehe eine sehr
positive Bilanz, so sagt er, und werde das Kinderfest als eine schöne
Erfahrung im Gedächtnis behalten.
1413
Junge Junge Freunde
Tomke Roth kennt die Kunsthalle Emden schon, seit sie ein Kind ist.
Sie ist gebürtig aus Emden und hat schon früher die direkt angren-
zende Malschule besucht. Als ehemaliges „Malschulkind” wollte
sie dann auch unbedingt einen Freiwilligendienst in der Kunsthalle
leisten, die für Ostfriesland und weit darüber hinaus eine große
Bedeutung hat. Neben der Arbeit in der Museumspädagogik hat
sie sich Gedanken gemacht, wie eigentlich auch zukünftig die
Verbindung zwischen jungen Kunstfreunden und der Kunsthalle
geschaffen werden kann. Ihre Idee war naheliegend und ehrgeizig:
Sie wollte einen eigenen Freundeskreis für die jungen Freunde der
Kunsthalle gründen. Für Kunstinteressierte wie sie selbst, aber auch
für viele andere, die Lust haben, sich kreativ zu betätigen.
Tomke schrieb Schulen, Jugendgruppen und Gemeinden aus Emden
und Umgebung an, um interessierte jüngere und etwas ältere Ju-
gendliche zu gewinnen. An drei Wochenenden sollten in Workshops
die Teilnehmer*innen an das künstlerische Arbeiten und die Kunst-
halle herangeführt werden. Am dritten Workshoptag schließlich
sollten die Teilnehmenden an Idee und Ziele eines Freundeskreises
herangeführt werden. Zunächst kamen keine Rückmeldungen auf
Tomkes zahlreiche Briefe. Sie stellte fest: „Es ist echt schwierig,
Jugendliche zu finden, die sich einbringen, von Termin zu Termin
dabei bleiben und die auch künftig Lust haben, etwas im Freundes-
kreis zu tun”.
Als sie über engagierte Ansprechpartner*innen in Schulen dann
aber endlich Jugendliche zusammen hatte, lief es wie geschmiert,
denn „die Teilnehmenden brachten viele interessante und span-
nende Ideen für eigene Projekte mit ein – von Graffiti, Raumge-
staltungsprojekten oder Action Painting”, sagt sie. Es scheint also,
dass Tomkes Projektidee aufgegangen ist und die Jungen Jungen
Freunde auch künftig Leben in die Kunsthalle bringen. Und so fällt
auch Tomkes Blick auf ihr Projekt sehr positiv aus: „Ich wollte jun-
gen Menschen die Chance geben, die Kunsthalle kennen zu lernen,
sowie ich sie kennengelernt habe. Und ihnen zeigen, dass dies nicht
nur ein Haus für Kunst ist, sondern ein lebendiger Ort des Austau-
sches. Das ist mir gelungen!”
1615
Ein Abend interkultureller Begegnungen
Clara Bökelheide hat ihr FSJ Kultur in der Landesmusikakademie
Niedersachsen geleistet, Cosima Riemer im Arbeitskreis Musik in
der Jugend. Beiden war schon früh klar, dass ihre Projekte einen
interkulturellen Aspekt haben sollten. Denn: Im Jugendgästehaus
der Landesmusikakademie sind seit einiger Zeit Geflüchtete aus
verschiedenen Kriegsgebieten untergebracht. „Die räumliche Nähe
zu den Flüchtlingen führte uns die Situation und das Thema im
allgemeinen näher vor Augen“, meint Clara dazu. Auf einem LKJ-
Seminar im Dezember stellten sie fest, dass sie eine ganz ähnliche
Idee hatten: Ein musikalischer Abend, gestaltet von Menschen mit
unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Also entschieden sie
sich, sich zusammenzutun.
Eine gute Idee, wie es sich im Laufe der Projektplanung heraus-
stellen sollte. Denn die Arbeit für das ehrgeizige Projekt gestaltete
sich so umfangreich, dass beide froh waren, eine Unterstützung zu
haben. Während des weiteren Projektverlaufes tauchten dann erste
Schwierigkeiten auf, ganz natürlich bei einem so großen Projekt mit
vielen unterschiedlichen Menschen: „Während der Planung und
Durchführung von Proben und dem Konzert zeigten sich schnell die
kulturellen Unterschiede. Die Geflüchteten waren sehr viel
spontaner veranlagt, was dazu führte, dass zu den festen Proben
manchmal nur wenige Personen kamen“, erzählt Clara, „Lange sah
es ganz danach aus, als würde es bei nur zwei Musikern für unser
Konzert bleiben. Am Tag des Konzerts hat sich zwar die General-
probe noch einmal verschoben, aber es tauchten schließlich einige
Flüchtlinge auf und der logistische Albtraum verwandelte sich in ein
wunderschönes, verbindendes Erlebnis!“
Die Band, die sich kurz zuvor aus Geflüchteten aus dem Jugend-
gästehaus der Landesmusikakademie zusammengefunden hatte,
eröffnete den Abend. Es waren vier junge Männer, die mit Gesang,
einem E-Piano, einer Saz (Gitarre) und einer Daf (Trommel) Volks-
lieder über die Liebe aus ihrer Heimat den Anfang machten. Beim
letzten Lied konnten sich einige Flüchtlinge, die im hinteren Teil des
Saals standen, nicht mehr halten: Sie begannen, Arm in Arm zu tan-
zen – Und schon nach wenigen Takten stießen auch andere dazu.
Das war auch der Moment, der Cosima am meisten im Gedächtnis
geblieben ist: „Es hat mir Hoffnung gegeben, dass wir mit unserem
Konzert tatsächlich einen Kulturaustausch erreichen konnten“,
1817
freut sich Cosima. Auch für Clara war der Moment besonders: „Der
spontane Tanz hat mich persönlich sehr bewegt. Die Lebensfreude
der Geflüchteten zu sehen, die sicherlich auch Schreckliches hinter
sich haben, ist toll und ermutigend!“
Anschließend kamen zwei Künstler aus dem Iran auf die Bühne.
Der Santurspieler Kioomars Musayyebi wurde dabei von Erfan
Pejhanfar auf der Tombak, einer Trommel, begleitet. Die Santur
ist ein traditionelles Instrument aus dem Iran mit 72 Metallseiten,
die mit zwei Klöppeln angeschlagen werden – der Ton war den
Zuschauern sichtlich fremd. Doch kaum hatte Kioomars angefangen,
seine Kompositionen zu spielen, verwandelten sich die gespann-
ten Gesichter in Gesichter purer Begeisterung. Als das letzte Lied
zu Ende war, bedankte sich das Publikum sogar mit tosendem
Applaus und Jubelschreien bei den beiden Künstlern. Als dritter
Musiker stand Youssef Nasif aus Syrien auf dem Programm. Er hat
in Damaskus Musik studiert und lebt nun in Deutschland. Youssef
trat mit seinem Kanun, eine Kastenzither, auf und auch er bekam für
seine Eigenkompositionen langanhaltenden, begeisterten Applaus.
Während die Künstler auf der Bühne waren und Lieder aus ihrer
Kultur spielten, war es, als wäre man von all den neuen Eindrücken
vollkommen in den Bann der Musik gezogen worden. So waren die
Stücke auf der Santur und dem Kanun sehr ergreifend und trugen
Namen wie „Sehnsucht“ oder „Heimat“, während bei den Liedern
der letzten beiden Musiker aus Afrika die Lust aufkam, zu tanzen.
Antonio Dionga aus Cabinda und Carina aus Kenia bewegten das
Publikum dazu, aufzustehen und im Takt mitzuklatschen. Allein
mit einer Trommel und ihrem Gesang schafften es die beiden, für
großartige Stimmung und einen perfekten Ausklang des Konzerts zu
sorgen.
Ein tolles Projekt, das den Horizont eines jeden, der es miterlebt hat,
ein Stück erweitert hat.
2019
5, 4, 3, 2, 1, Los! –Fabiennes Improtheater-Workshop
Keine Vorgaben, kein eingeübter Text, keine Altersbegrenzung –
allein die Fantasie zählt. Das hat sich Fabienne Brix als Grundbau-
stein ihres Projekts vorgenommen. Fabienne hat ihr FSJ Kultur in der
Seefelder Mühle, einem Zentrum für Kulturarbeit, geleistet. Zusam-
men mit Christian Schlageter vom Spontantheater Bumerang hat
sie einen Improvisationsworkshop für Teilnehmer*innen zwischen
15 und 80 Jahren auf die Beine gestellt. Grundlagen des Improvisa-
tionstheaters wurden vorgestellt und konnten dann in der Gruppe
nach Lust und Laune ausprobiert werden. Gemeinsam Lachen und
sich auf eine ganz andere, lockere Art und Weise kennenzulernen,
war das Herzstück des Workshops.
„Mit meinem Projekt möchte ich eine Möglichkeit schaffen, etwas
Gewagtes und Spontanes auf die Bühne zu bringen. Ich wollte neue
Menschen für die Theaterarbeit begeistern“, sagt Fabienne.
Und das hat sie wahrlich geschafft: An zwei Terminen Anfang Juni
hatte die wild gemischte Gruppe über Stunden großen Spaß, sich
auf der Probebühne jedes Mal neu zu erfinden. Die Begeisterung für
die Probenarbeit war sogar so groß, dass Fabienne sich dazu ent-
schied, anstatt der geplanten Aufführung am Abend, den Workshop
lieber noch um eine Stunde zu verlängern.
Den Weg, den Fabienne mit ihrem Projekt gegangen ist, ist ein
gutes Beispiel dafür, dass man auch über kleine Umwege an sein
Ziel kommt. Die anfangs gesetzten Termine wurden verschoben,
die Aufführung wurde auf Wunsch der Teilnehmer*innen abge-
sagt: Dinge, denen man am besten mit Flexibilität und Gelassenheit
entgegengeht – so wie Fabienne. Und die letztendlich zum Erfolg des
Projektes beitragen, wie die tollen Rückmeldungen aller Teilneh-
mer*innen beweisen.
2221
Gib deiner Geschichte eine Stimme
Kira hat ihr FSJ Kultur in der Stadtbibliothek Leer geleistet. Für ihr
eigenständiges Projekt wollte sie Jugendlichen Mut machen, über
sich selbst zu schreiben. Damit passte ihre Idee super in das Thema
der diesjährigen Projektförderung “Mut”.
„Wer bin ich?“ lautete die Frage, die von den Jugendlichen bearbei-
tet werden sollte. Dazu brauchte es von den Jugendlichen zwischen
12 und 17 Jahren viel Mut – und Handwerkszeug. Und so überlegte
sich Kira einen 4-tägigen Workshop. Zunächst ging es darum, ihre
Teilnehmer*innen spielerisch ans Schreiben heranzuführen und
daraus dann einen eigenen Text zu kreieren. Dieser wurde am vier-
ten Workshoptag vertont. Verbunden mit einem Besuch bei Radio
Ostfriesland bekamen die Jugendlichen so nicht nur die Möglichkeit,
ihre Texte aufzuzeichnen, sondern sie konnten auch die spannende
Arbeit eines Radiosenders kennen lernen.
Ein toller Erfolg sind nicht nur die Ergebnisse, sondern auch das,
was sich die Gruppe vorgenommen hat: Sie wollen sich weiterhin
treffen – um zu schreiben!
20 Tonnen Orgel zum Anfassen
Was geschieht, wenn sich zwei Freiwillige der Musikschule und des
Michaelisklosters Hildesheim zusammentun, konnte Anfang Juni
eine Gruppe junger Menschen erfahren, als sie am Projekt von
Nicolas und Johanna teilgenommen haben. Johanna, ehemalige
FSJlerin bei der „Vision Kirchenmusik“ und Nicolas, der sein FSJ
bei der Musikschule in Hildesheim geleistet hat, haben sich eine
Führung der ganz besonderen Art ausgedacht: Der Hildesheimer
Domkantor Dr. Stefan Mahr und der Glockensachverständiger
Andreas Philipp führten eine Orgel- und Glockenführung für Jugend-
liche durch. Aber nicht etwa in einer kleinen Dorfkirche, sondern
im Hildesheimer Dom, der Niedersachsens größte Glockenanlage
enthält. Das Besondere war, dass die Führung durch den Dom nichts
Akademisches hatte, sondern sehr lebhaft und humorvoll war.
Die Idee zu ihrem Projekt hatten die Beiden relativ schnell: Sie
wollten den Jugendlichen in ihrem Umfeld die Kirchenmusik wieder
näher bringen. Besonders, weil Johanna findet: „Auch wenn man
nicht an Gott glaubt, kann man trotzdem Kirchenmusik toll finden.“
Nach der vielen Arbeit ziehen Johanna und Nicolas eine positive
Bilanz: „Es war ein Projekt mit vielen Höhen in der Durchführung
und einigen wenigen Tiefs in der Planung. Wir haben viel aus dem
Planungs- und Umsetzungsprozess gelernt und mitgenommen“,
stellen die beiden fest.
2423
Das mutige Open Air
Virginia Berg hat ihr FSJ Kultur bei der Wilhelmshaven Touristik und
Freizeit GmbH gemacht. Sie hat sich für ihr Projekt etwas ganz Neues,
noch nie vorher Dagewesenes, ausgedacht: Ein „Unplugged Garden“-
Open-Air, bei dem Bands und Poetry Slamer auf einer gemütlichen
Bühne im Wohnzimmer-Flair Eigenkompositionen oder Coversongs
vortragen können. Was das mit dem Jahresthema „Mut“ zu tun hat?
Ganz einfach: Viele der Künstler*innen standen vorher noch nie oder
nur selten auf einer Bühne vor so vielen Menschen. Es wird des-
halb vor allem von den fünf Bands, drei Poetry Slamern und einem
Gedankenleser viel Mut verlangt, um den Blicken des Publikums
standzuhalten. Aber auch Virginia und ihre Kollegin Lena, die noch in
ihrer Ausbildung steckt, haben Mut bewiesen: Sie haben sich getraut,
etwas Großes auf die Beine zu stellen.
Stattgefunden hat das Wohnzimmerkonzert auf der Wiese vor dem
Pumpwerk in Wilhelmshaven. Dank der guten Vorbereitung und der
vielen Werbung war die Wiese mit hunderten gespannten Gesich-
tern gefüllt, die es sich auf Decken, Bänken und Stühlen gemütlich
gemacht haben. Lichterketten, Kerzen und Lampions haben aus der
kleinen Wiese im Nu eine Sommerparty-Atmosphäre gemacht wie
sie im Buche steht.
Auch Virginia und Lena sind glücklich und zufrieden: „Unser Projekt
lief super! Alles lief nach Plan, sogar das Wetter hat mitgespielt.“
Neben den tollen Fotos, die an dem Abend entstanden sind, haben
die beiden aber vor allem den Künstlern*innen einen unvergessli-
chen Abend geboten, an dem sie sich beweisen konnten. Und wer
weiß – vielleicht hört man von der ein- oder anderen Band in Zukunft
noch so einiges. Talentiert waren sie jedenfalls alle!
2625
Me at a new place
Neue Stadt, neue Umgebung, neue Menschen: Für ihr FSJ Kultur
in der Kunstschule Zinnober ist Nesrin Güner nach Papenburg
gezogen; weit entfernt von ihrem Heimatort, ihrer Familie und
den Freunden. Sie kennt sich also inzwischen bestens aus, wenn
es darum geht, sich ein neues, soziales Umfeld in einer fremden
Stadt aufzubauen. Vor allem aber hat sie erfahren, wie viel Mut es
braucht, um einen so großen Schritt zu gehen. Mut, der ihr auch
in der Planung ihres Projekts „Open Studio – Me at a new Place“
abverlangt wurde.
Als in Deutschland geborene Muslima gehört das Zusammenspiel
verschiedener Kulturen und Sprachen seit jeher zu ihrem Leben.
Vor diesem Hintergrund entstand auch die Idee zu ihrem eigenen
Projekt: „Da ich selbst einen Migrationshintergrund habe, wollte
ich sehr gerne mit einer multikulturellen Gruppe zusammen kreativ
werden. Gleichzeitig wollte ich dies mit Hilfe des Projektes den
Menschen, die sich sonst nicht so intensiv mit Kunst auseinander
setzen, im Laufe des Projektes durch kleine praktische Arbeiten
ermöglichen“, erzählt sie.
Gesagt, getan. Gemeinsam mit dem syrischen Künstler Bozo Youssef
hat Nesrin junge Menschen verschiedener Herkunft, mit und ohne
Fluchthintergrund, eingeladen, sich in einem offenen Atelier zu tref-
fen und kreativ zu werden. Doch andere auf sein Projekt aufmerk-
sam und neugierig zu machen, ist gar nicht so einfach. Besonders,
wenn die Kommunikation in mehreren Sprachen erfolgen muss.
Nesrin hat dafür aber eine einfache und kreative Lösung gefunden:
Flyer, auf denen der Inhalt sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch
und Arabisch abgedruckt wurde und die sie dann in verschiedenen
Einrichtungen verteilt hat. Das große Interesse an ihrem Projekt
zeigte, dass sie alles richtig gemacht hat: Zwölf Teilnehmer*innen
aus Syrien, der Türkei, Bulgarien, Polen und Deutschland zwischen
16 und 24 Jahren konnten an fünf Terminen Erfahrungen austau-
schen und sich künstlerisch mit ihrer eigenen Situation auseinander
setzen. Nesrin hat ihnen die Chance gegeben, für einen Workshop
lang die Seele baumeln zu lassen, mit Techniken wie Aquarell, Frot-
tage und Acrylmalerei zu experimentieren und ganz locker fremde
Kulturen kennenzulernen.
Auch für Nesrin war es ein tolles Erlebnis: „Wir hatten unheimlich
viel Spaß. Die sorgfältigen Vorbereitungen und die Mühe für die Pla-
nung haben sich gelohnt!“ Und als wäre das nicht schon großartig
genug, belegte die Gruppe bei der Veranstaltung „Picknick in Weiß“
mit ihrem Kultur-Mix-Tisch auch noch den dritten Platz – ein Beweis
dafür, dass eine fremde Kultur keinesfalls eine Hürde, sondern eine
große Bereicherung ist.
Übrigens: Das Plakat „Ich in einer neuen Stadt“ auf der Titelseite
dieser Broschüre wurde auch von Nesrin im Rahmen eines LKJ-
Seminares gestaltet.
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Support Your Local Hardcore Scene
Hardcore, Metalcore, Melodic-Hardcore: Der Hardcore-Punk ist
Lennart Bärthels Welt. Er hat sein FSJ Kultur in dem Kulturzentrum
Alte Polizei in Stadthagen verbracht – eine Stadt, in der jugendliche
Subkultur heute nur schwer zu finden ist: „Ich habe mich schon
immer daran gestört, dass es so wenig Konzerte in meiner näheren
Umgebung gibt“, meint Lennart. „Hier im Kulturzentrum Alte Polizei
haben wir eine Bühne, die sich perfekt für so etwas anbietet – also
dachte ich mir, ich leiste Abhilfe und mache das Konzert einfach
selbst!“
Nach ein paar Monaten Planung und dem Schreiben unzähliger
Anträge für Geldgeber und Unterstützer war es Ende Mai endlich
soweit: Das Projekt „Support Your Local Hardcore Scene“ war
bereit für die Bühne. Das Konzert hatte sich schnell unter den
Jugendlichen der Szene rumgesprochen. Als sich der kleine Saal
füllte, konnte sich auch Lennart endlich entspannen: „Der schönste
Moment war definitiv, aus dem Fenster zu gucken und zu sehen,
dass da tatsächlich Leute kommen.“ Mit dabei waren vier Bands aus
der lokalen Hardcore-Szene. Als sie Lennarts Einladung bekommen
haben, haben sie sofort zugesagt, denn eine solche Chance bietet
sich nicht oft: „Mein letztes Konzert in Stadthagen war vor zwölf
Jahren in der Alten Polizei. Damals haben dort regelmäßig Punk-
und Ska-Bands gespielt“, erzählt der Bassist Timo Fröhlich der Band
„As We Arise“.
Rückblickend ist Lennart mit seinem Projekt und dessen Verlauf total
zufrieden. Alles ist reibungslos verlaufen. Wir haben ihn gefragt,
was er beim nächsten Mal anders machen würde. Seine Antwort:
„Wahrscheinlich würde ich mich für eine andere Verpflegung für
die Künstler entscheiden, denn mit Suppe muss man im Nachhinein
sehr viel sauber machen.“
Man lernt ja bekanntlich nie aus.
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Über Neustarts und Umwege
Wer kennt es nicht: Die Organisation eines Projektes ist ein ein-
ziges Durcheinander: Anfängliche Ideen müssen über den Haufen
geworfen und Termine verschoben werden. Plötzlich sind es nur
noch wenige Wochen bis zur Präsentation, aber im Zeitplan liegt
man schon längst nicht mehr.
Szenario 1: Die Partner*innen, mit denen man zusammenarbeiten
möchte, haben im geplanten Zeitraum keinen Termin mehr frei. Die
Aufführung zu verschieben ist keine Alternative, denn dann ist das
FSJ Kultur längst vorbei.
Szenario 2: Andere Einrichtungen in der Stadt wählen sich ausge-
rechnet denselben Termin für eine große Veranstaltung aus, den
man sich selbst für sein Projekt ausgeguckt hatte. Die Folge: Teilneh-
mer*innen bleiben aus und der Workshop muss abgesagt werden.
Szenario 3: Die Jugendlichen, die man mit dem Projekt erreichen
möchte, finden die Idee oder die geplante Durchführung nicht gut,
haben aber einen anderen Vorschlag, der in eine ganz andere
Richtung führt. Dann muss man sich als Organisator*in des Pro-
jektes etwas überlegen; spontan und kreativ sein. Oder man muss
feststellen: „Na gut – So ist es nicht mehr mein Projekt. Davon
lasse ich lieber die Finger.“
Bei der Planung des eigenen Projektes kann also einiges schief-
gehen – darunter fallen viele Dinge, auf die man selbst gar keinen
Einfluss hat. Auch wenn das eigene Vorhaben von der ersten Idee
bis zur Veranstaltung Umwege geht, muss das nicht gleichbe-
deutend sein mit einem Scheitern. Ganz im Gegenteil: Umdenken,
flexibel sein, neue Lösungen finden und auch in schwierigen Situa-
tionen einen kühlen Kopf bewahren – das ist mindestens genauso
wichtig wie ein reibungsloser Projektverlauf.
Eine Freiwillige, der es bei ihrem Projekt so ging, sagt darüber:
„Ich habe viel geschafft: Ich habe mich auf die Ideensuche
gemacht, anschließend einen Antrag gestellt, Ausgaben bzw.
Kosten überlegt und eingeplant, das Seminar beworben und Flyer
gemacht. Dabei habe ich viel gelernt und mich versichert, dass ich
ein Projekt organisieren und durchführen kann.“
Ein Neustart oder Umweg kann sogar das Projekt bereichern: Die
dritte oder vierte Idee ist deutlich kreativer als der erste Einfall,
bei Schwierigkeiten greift die Einsatzstelle unterstützend unter die
Arme oder der Neustart inspiriert zu neuen Einfällen und Um-
setzungsmöglichkeiten. In jedem Fall sollte ein Umweg nicht als
Irrweg gesehen werden, sondern vielmehr als Ausflug, Exkursion
oder kleine Spritztour, über die das Ziel auf andere, vielleicht sogar
kreativere Weise, erreicht werden kann.
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Impressum
Redaktion und Texte: Juliane v. Ilten, Doreen Wiegmann,
Thomas Mang (Grußwort)
Fotos: Nesrin Güner (Titelbild, S.1), Zoe Ernst (S.1), Anne Rinke (S.1),
Merle Weigelt (S.1), Ronja Osmers (S.1), Ivy May Müller (S.1),
Eike Sell (S.1), Henriette Fickers (S.1), Eike Schwitters (S.1),
Justus Preuß (S.3, S.5), Jorina Schmele (S.9-10, S.34),
Daniela Nielsen (S.11-12), Lars-Gerrit Miosga (S.13, S.34),
Harald Schandry (S.14), Tomke Roth (S.15-16, S.34),
Cosima Riemer (S.17-18), Clara Bökelheide (S.19-20),
Fabienne Brix (S.21-22), Kira Rumpke (S.23), Julia Moras (S.24),
Barbara Groneick (S.25-26), Virginia Berg (S.26), Foto Rieke (S.27-28),
Lisa Eimermacher (S.29-30), Eric Seehof (S.34),
Lukas Bergmann (S.34), Jacqueline Caprino (S.34),
Heiner Harnack – Meppener Tagespost (S.34)
Layout: www.artfaktor.de
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www.lkjnds.de
LKJ Niedersachsen e. V.Arnswaldtstraße 2830159 Hannover
Die LKJ Niedersachen koordiniert das FSJ Kultur in Niedersachsen und Bremen, sowie das FSJ Politik und den Bundesfreiwilligendienst Kultur und Bildung in Niedersachsen.
Die BKJ als bundeszentraler Träger der Freiwilligendienste Kultur und Politik wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Wir danken den Kooperationspartnern des FSJ Kultur, FSJ Politik und BFD Kultur und Bildung in Norddeutschland, insbesondere den Einsatzstellen in den beteiligten Bundesländern Niedersachsen und Bremen.
Wir danken den Förderern des FSJ Kultur in Norddeutschland:
· dem Land Niedersachsen, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
· den niedersächsischen Sparkassen
Das FSJ Politik wird gefördert vomLand Niedersachsen, NiedersächsischesMinisterium für Soziales, Gesundheitund Gleichstellung.
Der Bundesfreiwilligendienst Kultur und Bildung wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Niedersachsen