Projektinformation Naturschutz International - WWF...Patentierung von „P57“, dem chemischen...

2
Projektinformation Naturschutz International Nutzung, Handel und Schutz von Hoodia im südlichen Afrika Blühende Hoodia (Hoodia spp.) am Wildstandort, Botsuana (Foto: Barsch 2005). Verbreitung von H. gordonii im südlichen Afrika (Datenquelle: SANBI/DFRR). Name Trotz ihrer äußerlichen Ähnlichkeit sind die 14 Arten der Gattung Hoodia nicht mit den Kakteen verwandt, sondern die stammsuk- kulenten Pflanzen gehören zu den Hundsgiftgewächsen (Familie: Apocynaceae). Kommerziell genutzt wird vor allem die Art Hoodia gordonii. Verwendung Hoodia gordonii hat appetithemmende Eigenschaften. Innerhalb ihres Verbreitungsgebietes wird die Pflanze traditionell als Nahrungs- und Heilpflanze verwendet. Mit der Entdeckung und Patentierung von „P57“, dem chemischen Bestandteil, der für die Wirkung als Appetitzügler verantwortlich ist, begann 1998 die kommerzielle Nutzung in mehr als 150 Ländern. Verbreitung Hoodia gordonii ist im südlichen Afrika in Namibia, Südafrika und Botsuana verbreitet. Innerhalb dieses weiten Verbreitungsgebiets tritt die Pflanze allerdings nur vereinzelt und mit geringer Populationsdichte auf. Vorkommen Die Art kommt in Gebieten mit Sommerregenzeit vor, wo der Re- genfall erst spät (Januar) einsetzt, wie Karoo, Namaqualand oder die Namibwüste. Hoodia gordonii wächst unter starker Sonnenein- strahlung in felsiger Hanglage, auf Dünenhängen oder in anderen Habitaten mit geringer Vegetationsdecke vorzugsweise auf stark anorganischen, sandigen bis felsigen Böden mit guter Drainage. Sammler Traditionelle Sammler sind die Buschmann-Völker San und Nama, die die Pflanzen frisch essen, um Hunger und Durst zu unter- drücken, und sie bei verschiedenen Erkrankungen als Stärkungs- mittel anwenden. Zunächst sollten die San bei dem Appetitzügler- Geschäft leer ausgehen. Sie wurden weder informiert noch um ihre Zustimmung gefragt. Die Hoodia-Inhaltsstoffe wurden vom Council for Scientific and Industrial Research, South Africa (CSIR), einem südafrikanischen Regierungsinstitut, patentiert und die Lizenz an Phytopharm und später an Unilever verkauft. Nach zähen Verhandlungen über einen Vorteilsausgleich im Sinne der CBD (Konvention über Biologische Vielfalt) sind die San mittlerweile an den Lizenzgebühren beteiligt.

Transcript of Projektinformation Naturschutz International - WWF...Patentierung von „P57“, dem chemischen...

Page 1: Projektinformation Naturschutz International - WWF...Patentierung von „P57“, dem chemischen Bestandteil, der für die Wirkung als Appetitzügler verantwortlich ist, begann 1998

Projektinformation Naturschutz International

Nutzung, Handel und Schutz von

Hoodia im südlichen Afrika

Blühende Hoodia (Hoodia spp.) am Wildstandort, Botsuana (Foto: Barsch 2005).

Verbreitung von H. gordonii im südlichen Afrika (Datenquelle: SANBI/DFRR).

NameTrotz ihrer äußerlichen Ähnlichkeit sind die 14 Arten der Gattung Hoodia nicht mit den Kakteen verwandt, sondern die stammsuk-kulenten Pflanzen gehören zu den Hundsgiftgewächsen (Familie: Apocynaceae). Kommerziell genutzt wird vor allem die Art Hoodiagordonii.

VerwendungHoodia gordonii hat appetithemmende Eigenschaften. Innerhalb ihres Verbreitungsgebietes wird die Pflanze traditionell als Nahrungs- und Heilpflanze verwendet. Mit der Entdeckung und Patentierung von „P57“, dem chemischen Bestandteil, der für die Wirkung als Appetitzügler verantwortlich ist, begann 1998 die kommerzielle Nutzung in mehr als 150 Ländern.

VerbreitungHoodia gordonii ist im südlichen Afrika in Namibia, Südafrika und Botsuana verbreitet. Innerhalb dieses weiten Verbreitungsgebietstritt die Pflanze allerdings nur vereinzelt und mit geringer Populationsdichte auf.

VorkommenDie Art kommt in Gebieten mit Sommerregenzeit vor, wo der Re-genfall erst spät (Januar) einsetzt, wie Karoo, Namaqualand oder die Namibwüste. Hoodia gordonii wächst unter starker Sonnenein-strahlung in felsiger Hanglage, auf Dünenhängen oder in anderen Habitaten mit geringer Vegetationsdecke vorzugsweise auf stark anorganischen, sandigen bis felsigen Böden mit guter Drainage.

SammlerTraditionelle Sammler sind die Buschmann-Völker San und Nama, die die Pflanzen frisch essen, um Hunger und Durst zu unter-drücken, und sie bei verschiedenen Erkrankungen als Stärkungs-mittel anwenden. Zunächst sollten die San bei dem Appetitzügler-Geschäft leer ausgehen. Sie wurden weder informiert noch um ihre Zustimmung gefragt. Die Hoodia-Inhaltsstoffe wurden vom Council for Scientific and Industrial Research, South Africa (CSIR), einem südafrikanischen Regierungsinstitut, patentiert und die Lizenz an Phytopharm und später an Unilever verkauft. Nach zähen Verhandlungen über einen Vorteilsausgleich im Sinne der CBD (Konvention über Biologische Vielfalt) sind die San mittlerweile an den Lizenzgebühren beteiligt.

Page 2: Projektinformation Naturschutz International - WWF...Patentierung von „P57“, dem chemischen Bestandteil, der für die Wirkung als Appetitzügler verantwortlich ist, begann 1998

Weitere InformationenHajo Schmitz-Kretschmer, Bundesamt für Naturschutz, Konstantinstraße 110, 53179 BonnTel. 0228/8491-1443, Fax 0228/8491-1449, E-mail [email protected].

Publikationen zum Thema(1) Powell, E. (2005): The Medicinal Plant Hoodia gordonii (Ghaap): A Review. (2) Barsch, F. (2006): Utilisation, Trade & Conservation of Hoodia gordonii in Southern Africa. – 18

Seiten.

ProjektförderungIm Jahr 2006 wurde vom Bundesamt für Naturschutz eine Studie zur Situation von Hoodia gordoniiim südlichen Afrika in Auftrag gegeben, die unter dem Titel „Utilisation, Trade & Conservation of Hoodia gordonii in Southern Africa“ von Frank Barsch durchgeführt wurde (2).

AnbauDer Anbau von Hoodia ist auf Grund ihrer Anfälligkeit für Pilzbefall schwierig, aber möglich, wobei besonders der Anbau in kleinen Farmbetrieben Chancen zur Armutsbekämpfung bietet. Sowohl in Südafrika, Namibia und Botsuana wurden teils bereits mit Erfolg Projekte zum Anbau von Hoodiainitiiert. Für die Zukunft wird erwartet, dass der größte Anteil der gehandelten Hoodia aus Anbau kommt.

SchutzNational: Hoodia gordonii ist in Südafrika und Namibia durch regionale Verordnungen unter Schutz gestellt. In Botsuana ist die Art nicht geschützt, jedoch wird eine Sammelgenehmigung benötigt, die z. Zt. aber nicht erteilt wird. International: Auf Antrag von Botsuana, Namibia und Südafrika wurde die Art im Jahr 2004 bei der 13. CITES-Vertragsstaatenkonferenz (CITES = Convention on International Trade in EndangeredSpecies of Wild Fauna and Flora) in CITES-Appendix II gelistet.

Stand: Februar 2007

Anbau von Hoodia (Foto: Barsch 2005).

PflanzenteileTraditionell werden 10-15 cm lange Stücke abge-schnitten. Bei kommerzieller Nutzung werden die Stämme meist an der Basis abgetrennt und zum Trocknen in Scheiben geschnitten.

GefährdungDurch die traditionelle Nutzung wird die Pflanze nicht gefährdet. Hoodia gordonii wird jedoch im gesamten Verbreitungsgebiet illegal gesammelt, was derzeit die größte Bedrohung für das Über-leben der Art ist, da die Sammler keine nachhal-tigen Methoden anwenden und die gesamte Pflanze abschneiden oder ausgraben.

HandelSammelgenehmigungen für Hoodia gordonii wurden in Südafrika nur für die Northern- und Western-Cape-Provinzen erteilt (1). Im Jahr 2005 wurden in Südafrika, wo auch Kriterien für eine nachhaltige Wildsammlung entwickelt wurden, insgesamt 2,5 Tonnen legal wild gesammelt. Die Mehrheit des legal verkauften Materials wird in Südafrika vermarktet und zu lokalen Produkten weiterverarbeitet. Auf Grund zu kleiner Populationen und Schwierigkeiten bei der Kontrolle erlauben weder Namibia noch Botsuana die Wildsammlung von Hoodia-Material (2).