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Stefan Smolinka Heim- und Pflegedienstleiter Altenpflegeheim St. Martin Bad Orb Frankfurter Straße 4, 63619 Bad Orb Caritasverband für das Bistum Fulda e.V. Psychobiografisches Pflegemodell nach Prof. Erwin Böhm

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Stefan Smolinka

Heim- und Pflegedienstleiter

Altenpflegeheim St. Martin Bad Orb

Frankfurter Straße 4, 63619 Bad Orb

Caritasverband für das Bistum Fulda e.V.

Psychobiografisches Pflegemodell nach Prof. Erwin Böhm

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Psychobiografisches Pflegemodell nach Prof. Erwin Böhm

Das psychobiographische Pflegemodell

nach Prof. Erwin Böhm bietet einen Ansatz:

die Verhaltensweisen von verwirrten und desorientierten Menschen zu erklären, zu verstehen und dadurch eine individuelle, reaktivierende und bewohnerbezogene Pflege zu gewährleisten

Stefan Smolinka Heim- und Pflegedienstleiter Altenpflegeheim St. Martin Bad Orb Caritasverband für das Bistum Fulda e.V.

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Wichtiger Aspekt des Modells:

– Begriff des „Normalitätsprinzips“

Prof. Böhm geht davon aus, dass jeder Mensch geprägt wird durch seine Sozialisation, Kultur und individuellen Erfahrungen.

Aufgrund dieser Prägung, welche innerhalb der ersten

25 – 30 Lebensjahre („Prägungszeit“) erfolgt, entwickelt

jeder Mensch eine persönliche Lebensform, die für ihn die

Normalität darstellt.

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• Prof. Böhm unterscheidet zwischen der

Noopsyche = der Teil des Seelenlebens, der den Intellekt, das heißt

den kognitiven Anteil der Psyche betrifft und der

Thymopsyche = der Teil des Seelenlebens, der die Affektivität, das

Gemüt betrifft „Welt der Gefühle“

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Menschen, welche an einer dementiellen Erkrankung leiden,können nicht mehr über die „Noopsyche“ also den kognitiven Anteil der Psyche erreicht werden.

Der Zugang erfolgt meist nur noch über die „Thymopsyche“.

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Die „Noopsyche“ umfasst: Bewusstsein

Orientierung

Wahrnehmung

Intelligenz

Gedächtnis

Denken

Sprache

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Die Thymopsyche umfasst überwiegend die Gefühle: Stimmung

Befindlichkeit Affekt

Affizierbarkeit (= gefühlsmäßiges Ansprechen auf Außenreize oder auf das innere Erleben des

Menschen)

Antrieb Psychomotorik Biorhythmus

Trieb Vegetativum

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An Demenz erkrankte Menschen verlieren nach und nach die Kontrolle über ihre noopsychischen

Anteile.

Sie greifen daher automatisch auf die in der Prägungszeit gemachten und daher bekannten

Erfahrungen, sowie darin erlernte Bewältigungsstrategien (Copings) zurück.

Erlebnisse aus dieser Zeit haben den Menschen geformt und das spätere Verhalten und die

Gefühlswelt beeinflusst.

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Böhm spricht hierbei auch von der sogenannten

„Psychobiographie“.

Deren Erhebung durch das Pflege- und Betreuungspersonal hat das Ziel den Grundstein für die Interaktion mit betroffenenen

Bewohnern zu legen.

Mittels professioneller Gespräche mit dem betroffenen

Bewohner, seinen Angehörigen und weiteren Bezugspersonen

werden daher biographische Daten erhoben.

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Besondere Beachtung bei der Erhebung der Psychobiographie finden dabei – wann und wo eine Person geboren ist, – wo und wie diese Person die Jugend verbracht hat, – aus welcher Herkunftsfamilie mit Größe, Gefüge, Geschwister sie stammt, – welchem Beruf in der Prägungszeit nachgegangen wurde, – aus welchem Milieu die Person kommt, – welche Hobbys und emotionale Ereignisse in der Prägungszeit vorlagen, – ob es Ehepartner und Kinder gab und – welche Lebensschicksale erfahren wurden.

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Ziel der intensiven Biographieerhebung:

• Erfassung der Psychobiographie der Bewohner und der darin enthaltenen „Stories“, Verhaltensmuster und Copings.

• Dadurch wird gewährleistet die dementiell erkrankten Bewohner in ihrer Erfahrungswelt noch besser Wahrzunehmen und zu fördern.

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Biografieerhebung erfolgt dabei

• zum einen im Rahmen des Heimeinzugs,

• zum anderen findet eine ständige Ergänzung der Biografiedaten im Pflegealltag im Rahmen von Team- und Fallbesprechungen („Böhmgruppen“) statt.

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Erhoben werden bei der Psychobiographie nach Böhm: • Stories – Welche Begebenheiten /Erfahrungen waren dem

Betroffenen in der Prägungszeit wichtig? • Folklore – Welche Sitten, Bräuche, Moden herrschten

während der • Prägungszeit? • Copings – Welche Bewältigungsstrategien wurden in

Krisensituationen während der Prägungszeit verwendet? – Wie reagierte der Betroffenen z.B. bei Angst, Freude, Heimweh, etc.?

• Biografie Abstrakt – Wie war der chronologische Lebenslauf des Betroffenen innerhalb der Prägungszeit?

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Je nach Grad der dementiellen Entwicklung unterscheidet das Psychobiographisches Pflegemodell zudem sieben emotionale

Interaktionsstufen (Erreichbarkeitsstufen) in der sich der pflegebedürftige Mensch

befinden kann.

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1. Sozialisation

Diese Stufe entspricht dem Erwachsenenalter.

Eine normale Unterhaltung ist möglich.

Ein alter Mensch in dieser Stufe ist kognitiv erreichbar.

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2. Mutterwitz:

Die kognitive Leistung des alten Menschen auf dieser Stufe hat schon etwas nachgelassen,

entspricht aber noch dem Erwachsenenalter. Alte Menschen dieser Stufe sind gut über Gespräche mit humorigen Aspekten (z.B. durch Verwendung von Sprichwörtern,

Zitaten) erreichbar.

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3. Seelische, soziale Grundbedürfnisse: Diese Stufe entspricht dem Lebensalter zwischen dem

12. und 16. Lebensjahr (Pubertät). Menschen dieser Stufe zeigen Verhaltensauffälligkeiten und

erste kognitive Einbußen. Der alte Mensch ist nicht mehr über die Noopsyche

erreichbar und beginnt, vernachlässigte Grundbedürfnisse (z.B. Zuneigung, Aufmerksamkeit) aus seiner Kindheit einzufordern (z.B. durch Schreien oder Aggressivität).

Ab dieser Stufe beginnt laut Böhm der pathologische Abbau.

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4. Prägungen:

Diese Stufe entspricht dem Lebensalter zwischen dem 6. und 12. Lebensjahr. Geprägt wird sie von erlernten Verhaltensnormen und

Ritualen, die dem alten Menschen Sicherheit geben

(z.B. Kirchgang am Sonntag).

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5. Triebe:

Diese Stufe entspricht dem Lebensalter zwischen 3 und 6 Jahren und ist geprägt durch

das Erfüllen von Trieben wie z.B. Essen und Zuneigung. Ähnlich wie beim Kind soll hier das Pflegepersonal den Bewohner „fördern durch

fordern“.

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6. Intuition:

Diese Stufe entspricht der frühen Kindheit, also dem Lebensalter zwischen dem 1. und 3.

Lebensjahr.

Märchen, Religion und Mythen spielen in dieser Phase eine große Rolle.

Der alte Mensch zieht sich oft in die „gute, alte Zeit“ zurück und reagiert intuitiv, da er die Welt kognitiv nicht mehr verstehen kann.

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7. Urkommunikation:

In der letzten Stufe ähnelt der alte Mensch im Verhalten dem eines Säuglings.

Der Betroffene liegt oft in einer embryonalen Stellung im Bett und ist teilnahmslos.

Durch Spüren des eigenen Körpers (z.B. auch durch Basale Stimulation) kann Kontakt zum

Betroffenen aufgenommen werden und Impulse gesetzt werden.

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Wichtig:

Klare Zuordnung der sieben Erreichbarkeitsstufen um somit den Menschen auch psychisch zu erreichen und besser zu verstehen, Regression zu verhindern, entsprechendes Fördermaßnahmen in der Pflege und Betreuung anbieten zu können, bei pathologischen Abbauprozessen, wenigstens symptomatisch pflegen zu können und nach Möglichkeit reaktivierend eingreifen zu können.

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Die Umsetzung des Modells kann systematisch organisiert über die drei

Projektbereiche stattfinden

Milieugestaltung

Betreuung

Dokumentation

Mi

Be

Do

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Einschätzung von Gefühlsdysregulationen im Alter nach Prof. Erwin Böhm Frau Ackerknecht 21.02.2012

Leicht (x 1) Mittel (x 2) Schwer (x 3) Sehr schwer (x 4) Ergebnis

Kulturgefühl Lernen macht keine Lust mehr

Kulturinteresse geht verloren

Besuche werden egal

TV egal

Ästhetisches schwindet

Verliert Geschlechtswerte

Spricht nur mehr Dialekt

Über-Ich-Normen nehmen ab

Angepasstheit schwindet

Grußritual schwindet

Tabuwörter nehmen zu

Pflichtgefühl lässt nach

Verantwortung lässt nach

Entfremdung

Geht auf seine primäre Religion zurück

Sucht Rituale von früher

Signalsprache nimmt zu

kaum verbale Kommunikation

Verb. Aggression nimmt zu

Sprachlos

2

Fremdwertgefühl Zuneigung zu anderen schwindet

Ist oft unschlüssig

Unkooperatives Verhalten

Eifersucht

Hat vor allem Angst

Geht zu keiner Therapie

Lehnt Hilfe - auch somatische - ab

Wehrt sich gegen Personal

Interesse an der Umgebung verloren,

Ist ungesellig

Wird beziehungsunfähig

Örtliche Desorientiertheit

Du-Abwehr

Will Abhängigkeit

Selbstgefährdet

Flüchtet vor allem

Wird feindselig

Beziehungsunfähigkeit

Selbstmitleid

Radikalismus

32

Ich Wertgefühl Redet von früher

Ist nachtragend

Ist dickköpfig

Ist störrisch

Fragt ständig nach

Putzt ständig

Herumirrend

Räumt alles aus / ein

Weiß nicht wer er / sie ist

Weint immer

Geht nach Hause

Sammelt Lebensmittel

Nimmt fremde Gegenstände weg

Streitsüchtig

Pflegt sich nicht mehr

Zeitlich desorientiert

Verwahrlosung der Wohnung

Verwahrlosung der Kleidung

Situativ unangemessenes Verhalten

Beziehungswahn

19

Persönlichkeits-

Gefühl

Beginnt zu grübeln

Fühlt sich nutzlos

Aufopferung - selbstlos

Übertrieben pessimistisch

Fühlt sich nicht wohl

Reagiert überschießend

Vermehrt sympathikoton

Vermehrt parasympathikoton

Beschwert sich ständig

Zuwendungs-neidisch

Sucht Kompetenz

Heimweh bis Depression

Trostlos

Masochismus

Nahrungsverweigerung

Hoffnungslos

Narzissmus

Hass, Zornmanie

Verlust des Ichs

Klagend, trotzig

25

Zustandsgefühl Hält Fassade aufrecht

Neurotisch je Biografie

Innere Unruhe

Zuversicht schwindet

Wartet dass die Zeit vergeht

Lebensinhalt schwindet

Traurig

Möchte alles selbst machen

Euphorisch

Mürrisch

Kein Krankheitsgefühl

Überschätzt sich

Flucht in die Krankheit

Antriebsarm

Antriebsgesteigert

Lustlos

Sprachlos

Appetitlos

Schlaflos

Harn-/ Stuhl-los

11

Triebgefühl Regt sich leicht auf

Eifersüchtig

Weint leicht

Zornattacken Tratschsüchtig

Spricht ordinär

Zynisch

Steht immer im Mittelpunkt

Paranoide Ideen

Muttertrieb vermehrt

Suchend

Schuldgefühle

Schreiend

Fluchttendenzen

Kennt keine Grenzen

Machtrieb übersteigert

Geltungstrieb übersteigert

Sexualtrieb übersteigert

Suchtverhalten übersteigert

Aggressionstrieb übersteigert

5

Leibgefühl Müdigkeit

Schwindelgefühle

Innere Unruhe

Stimmungslabilität

Zittern

Heimweh

Bewegungsdrang

Es ist immer kalt

Es ist immer warm

Tatsächliche Schmerzen

Jammernd

Spricht über Krankheiten

Klagend

Kraftlos

Läppisch

Unkontrollierter Harn

Unkontrollierter Stuhl

Reagiert nicht auf Reize

Kein Bezug zu Körper

Selbstgefährdend (leibl. Verwahrlosung)

20

Funktionale Gefühle Bewegung macht keinen Spaß

Fühlt sich im eigenen Körper unwohl

Antriebsgesteigert

Antriebsvermindert

Verweigert sich gegen Pflege

Überschätzt sich

Angst vor Bewegung

Geht ständig umher

keine Mimik

Still, steif

Gestörtes Durstempfinden

Gestörtes Geschmacksempfinden

Gestörtes Geruchsempfinden,

Gestörtes Schmerzempfinden

Keine Empfindungen (Schmerz)

Berührung macht Angst

Todessehnsucht

Somnolenz

Sopor

Coma

6

Berechnungsmodus: Unterstreichen Sie alle sichtbaren Verhaltensweisen der Gefühlswelten 1 bis 8. Zählen Sie alle Auffälligkeiten je Gefühlswelt zusammen, dies ergibt den Seelennahrungsmangel der substitueiert werden muss. © ENPP-Böhm Bildung – und Forschungsgesellschaft mbH letzte Überarbeitung 2011

Gefühlsparameter

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Interaktionsbogen

PSYCHO-GERIATRISCHE PFLEGE-BEDÜRFNIS-ERHEBUNG nach Prof. Erwin BÖHM ERKLÄRUNG PSYCHO-GERIATRISCHE EINSCHÄTZUNG Name des Klienten: Frau Ackerknecht Geburtsdatum: 03.05.1934

Akt

ivie

ren

Interaktionsstufen

= Kompensiert

= Dekompensiert

I Gefühlsleben

II Psychomotorik

III Kontaktfähigkeit Sozialisationen

IV Wille/ Antrieb

V Orientierung

VI Gedächtnis

VII Formales Denken

VIII Inhaltliches Denken

Aktivieren 1 Tertiäre Sozialisation

normal, adäquates Verhalten

sympatikoton, parasympatikoton

Ungestört Sprachvermögen und Verständnis vorhanden

Normal

Ungestört

Normal

Ungestört

Ungestört

Aktivieren 2 Mutterwitz (je Region)

überschwänglich, traurig, verstimmt

eher beweglich eher unbeweglich

je nach Prägung, bestimmt personenbezogenen Kontakt selbst Sprachvermögen und Verständnis vorhanden

weiß, was er/sie will

leicht unsicher

erste Beschwerden über Vergesslichkeit steigen

Auffassungsstörung Scheinanpassung, Ersatzhandlungen

Kontaktmangel, verarbeitet neue Situationen realitätsfremd

Re-

Akt

ivie

ren

Re-Aktivieren 3 Seelische, soziale Grundbedürfnisse

fordernd, maßlos, himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt ängstlich, klagend, leicht gekränkt

motorisch unruhig, gespannt still, bewegungsarm

vermehrt Liebesbetteln, klebrig, redet viel, stellt sich in den Mittelpunkt, neigt zu Kontaktvermeidung, meldet sich selbst nicht zu Wort

kann sich schwer entscheiden, labil, geschwätzig, wechselnd, überschätzt Fähigkeiten

unsicher, holt Hilfe desorientiert auf einer Ebene zeitlich, örtlich, persönlich, situativ

schwankt zwischen Neu– und Altgedächtnis Störungen des Kurzzeitgedächtnisses

Realitätsflucht, Rückgriff auf bewährtes Bewältigungsverhalten

Wahnstimmung, Wahneinfall

Re-Aktivieren 4 Prägung (Aphorismen, Sprüchen der Region; Arbeiter, Bürger etc.): Was macht mich wichtig? Was erregt mich? Wie mache ich etwas nach meinem Stil?)

läppisch, misstrauisch, übertrieben optimistisch übertrieben pessimistisch mürrisch, ablehnend Selbstmitleid, Groll

übertrieben affektiert, theatralisch ausdruckslos rigide

Mangel an Krankheitseinsicht, Sprachvermögen und Verständnis teilweise in der Milieusprache erhalten, lässt passiv Kontakt zu, keinerlei Aktivität, zunehmende Vereinsamung

gesteigert, unruhig gehemmt, gleichgültig, leer

desorientiert auf 2 Ebenen zeitlich, örtlich, persönlich, situativ

Inhalte werden aus dem Altgedächtnis abgerufen, Konzentrationsprobleme

kritikunfähig, urteilsunfähig, klebrig, umständlich, konfabuliert

systematisierter (geordneter) Wahn Wahngewissheit, unkorrigierbar, bezieht alles auf sich, Zwangsverhalten

re

du

zi

er

te

s

Be

wu

ss

ts

ei

n

Re-Aktivieren 5 Höhere / niedere Antriebe

ungehemmt, emotional unruhig will sofort, stark problematisierend Resignation Somnolenz

pathologische Antriebssteigerung, agitiert starke Unruhe pathologische Antriebsminderung Zähflüssigkeit Schläfrigkeit

fordernd, will sofort, macht was er /sie will aufdringlich, verbal u. körperlich aggressiv, versteht und spricht einfache Sätze, Kontakt nur mit bestimmten Personen möglich, lehnt Kontakt ab, isoliert sich, vereinsamt

triebhafte Verstimmung, rastlos, will nichts mehr

desorientiert auf 3 Ebenen zeitlich, örtlich, persönlich, situativ

wichtige Informationen gehen verloren, Tertiärgedächtnis

Gedankeninhalte wechseln ständig, Gedanken bleiben haften, vorbeireden, Perseveration

nicht systematisierter (ungeordneter) Wahn mit vegetativen Symptomen, Unmöglichkeit des Inhalts, Zwangsimpulse

Re-Aktivieren 6 Intuition (Aberglaube, Religion, Volks- und Brauchtum)

Fluchttendenz, Freiheitsdrang, Abwehrverhalten, schreien, schlagen uneinsichtig, hoffnungslos, Losigkeit Sopor

Signalsprache, Wandertrieb, stereotype Bewegungen oder Laute nach Reiz, Stuhl schmieren, tiefer Schlaf, kaum weckbar

nur nonverbale Kontaktmöglichkeit nach Daheimgefühl, Ein – Wortsätze werden gesprochen und verstanden

ausweichen, unkontrollierte Gefühlsregungen, getrieben, nicht zielgerichtet, aphatisch

desorientiert auf 4 Ebenen zeitlich, örtlich, persönlich, situativ

Tertiär- bis Kollektivgedächtnis

Sprachverarmung, Wortsalat, faseln, Symboldenken, Sperrung

deliranter Wahn

Re-Aktivieren 7 Urkommunikation

Allmachtsgefühl

Coma

kaum noch Lebenszeichen Stupor, nesteln, klammern, oraler Reflex, Embryonalstellung, Coma

mutistisch, autistisch Urkommunikation bis Ablehnung

willenlos, verarmt

nicht mehr erreichbar, versteht die Welt nicht mehr

Kollektivgedächtnis

Denken nicht mehr möglich, Mutismus

Delirium, Verwirrtheit

Kompensiert: 17 : 7 = 2,4 Datum der Erhebung: 21.02.2012

Punktesumme Anzahl der Spalten durchschnittliche Erreichbarkeitsstufe

Dekompensiert: 32 : 7 = 4,6 Name und Unterschrift der Pflegekraft: Böhm-Zirkel WB Orbbach/Madstein

Punktesumme Anzahl der Spalten durchschnittliche Erreichbarkeitsstufe © ENPP-Böhm Bildung- und Forschungsgesellschaft mbH 2011

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1. Wahrnehmen, beobachten,

Dokumentieren des Verhaltens im Tagesbericht

2. Problemerhebung welches Problem des

Klienten wird am häufigsten im Tagesbericht erwähnt

3. Erhebung der Interaktionsstufe

ggfs. Gefühlsparameter

5. Interpretation Ursachensuche

Assoziieren im Team

6. Singuläre Pflegeimpulse

7. Evaluierung mittels Tagesbericht und Interaktionsbogen

Ausstieg oder Neubeginn

4. Erhebung der thymopsychischen

Biografie

Psychobiografischer Pflegeprozess nach Prof. E. Böhm

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Auszug aus dem Internetauftritt des enpp: • Startseite • ENPP-Böhm GmbH

– Erwin Böhm – Neuigkeiten – Team – INT. BÖHM PFLEGEFORSCHUNGSPREIS 2012 – Partner – Neues aus den Einrichtungen – Fotogalerie

• Seminare & Termine • Zertifizierung • Shop • Kontakt • ENPP - Europäisches Netzwerk für psychobiographische Pflegeforschung • Das Europäische Netzwerk für psychobiographische Pflegeforschung ist ein europaweit aktives fachliches Netzwerk. Sein Ziel ist die Absicherung der

fachlichen und wissenschaftlichen Zukunft des psychobiographischen Pflegemodells nach Prof. Erwin Böhm durch • die internationale Verbreitung des Modells (Öffentlichkeitsarbeit, Kongressaktivitäten und Publikationen) • die didaktische Vermittlung der Theorie (Seminare, Kurse) • den fachlichen Austausch • die wissenschaftliche Weiterentwicklung • die praktische Anwendung der Theorie (Projektbegleitung, Praxisanleitung, Zertifizierung). • Am 11. April 2005 wurde als juristische Person des Netzwerkes die • ENPP-Böhm Bildung- und Forschungsgesellschaft mbH gegründet. • Europaweit besitzt einzig die GmbH die Lizenz von Prof. Erwin Böhm, in der die Urheberrechte geregelt sind. Für das Logo sowie für die Inhalte

besteht internationaler Markenschutz. Das bedeutet, dass kein anderer Anbieter auf dem Markt Fortbildungen rund um die psychobiographische Pflegetheorie anbieten darf. "Nicht überall, wo Böhm draufsteht, ist auch das psychobiographische Pflegemodell nach Prof. Erwin Böhm drin."

Psychobiografisches Pflegemodell nach Prof. Erwin Böhm

Siehe Internet: http://www.enpp-

boehm.com

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Quellen:

• Arbeitsmaterialeien enpp-Fortgeschrittenenkurs Mayen 2012 • Fritz Riemann, Grundformen der Angst, Ernst Reinhardt Verlag,

40. Aufl. 2011 • Erwin Böhm, Psychobiografisches Pflegemodell nach Böhm, Band

I, 3. Aufl. 2004, Verlag Wilhelm Maudrich • Erwin Böhm, Psychobiografisches Pflegemodell nach Böhm, Band

II, 4. Aufl. 2009, Verlag Wilhelm Maudrich • Klaus Dörner et all, Irren ist Menschlich, Lehrbuch für Psychiatrie

und Psychotherap., Psychiatrie Verlag, 2002 • Rüdiger Dahlke, Der Körper als Spiegel der Seele, 2. Aufl. 2007,

Gräfe und Unzer Verlag • Thorwald Dethlefsen / Rüdiger Dahlke, Krankheit als Weg, 2008

Bassermann Verlag

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