PSYCHOLOGISCHE LERNTRICKS - PFH

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PSYCHOLOGISCHE LERNTRICKS So überlisten Sie sich selbst

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PSYCHOLOGISCHE LERNTRICKS So überlisten Sie sich selbst

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Psychologische Lerntricks: So überlisten Sie sich selbst

EINLEITUNG

1. Der emotionale Faktor des Lernens

2. Motive und Motivation

2.1 Motive

2.2 Fachspezifische Probleme entdecken

2.3 Gruppenarbeit

2.4 Die eigenen Ziele bewerten

3. Gedächtnis

3.1 Konzentration

3.2 Organisation

3.2.1 Zeitprotokoll

3.2.2 5-Minuten-Tätigkeiten

3.2.3 Rückwärts planen

3.2.4 O-Termine

3.2.5 Aller Anfang ist schwer

3.2.6 Intensiv und konzentriert arbeiten

3.2.7 Abschalten

3.3 Wiederholung

3.4 Visualisierung

4. Lernstile

5. Lernmethoden

5.1 Auswahl an Lernmethoden

5.1.1 Mindmapping

5.1.2 Lernkarten

5.2 Mnemotechniken

5.3 Auswahl an Mnemotechniken

5.3.1 Assoziationskette

5.3.2 Loci-Methode

5.3.3 Gedächtnispalast

6. Tricks zur Motivationssteigerung

7. Vorsicht vor Scharlatanen

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EINLEITUNG

Ein Studium ist häufig ein lernintensives Unterfangen. Insbesondere in

Prüfungsphasen kann es je nach Fach zu einer immensen Zusatzbelastung aufgrund

des erweiterten Lernpensums kommen. Nur leider verhält sich unser Gehirn gerade

in solchen Phasen häufig nicht zielführend. Das gelernte Wissen lässt sich partout

nicht abrufen, Inhalte werden verwechselt und falsch kombiniert oder es bleiben

nur Teilinformationen im Gedächtnis verankert. Solche Situationen können für viele

Studierenden überaus frustrierend sein.

Allerdings existieren diverse psychologische Tricks, mit deren Hilfe Sie sowohl das

Lernen als auch das Erinnern besser strukturieren und beschleunigen können. In

dieser Broschüre finden Sie einige psychologische Lerntricks, um sich während

des Studiums und in Prüfungszeiten selbst zu überlisten. Vorab sei angemerkt,

dass es keine universelle, nur eine jeweils individuell passende Lösung gibt. Denn

jeder Student und jede Studentin lernt anders. Gleiches gilt für die lernbedingten

Schwierigkeiten. Was dem einen Probleme bereitet, stellt für den anderen kein

Hindernis dar. Diese Broschüre zeigt Ihnen eine Auswahl von Faktoren, die den Lern-

prozess optimieren können, sowie Lernmethoden samt Lerntechniken auf. So sind

Sie in der Lage, selbstständig herauszufinden, welche psychologischen Lerntricks

für Sie optimal sind.

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1. Der emotionale Faktor des Lernens

Von immenser Signifikanz sind die emotionalen Aspekte des Lernens.

Es sind Ihre Emotionen, die Sie dazu befähigen, sich selbst zu überlisten,

aber auch sich selbst im Wege zu stehen. Zahlreiche internationale Studien

der Hirnforschung kamen zu dem Ergebnis, dass die emotionale Grund-

haltung einen markanten Einfluss auf das Lernergebnis hat. So wurden

beispielsweise in der Studie von Dar-Nimrod & Heine (2006) die weiblichen

Probanden mit Texten zur Leistungsfähigkeit im Fach Mathematik kon-

frontiert, in welchen Frauen im Vergleich zu Männern entweder keinen

Unterschied zeigten oder eine geringere Leistungsfähigkeit aufwiesen. Im

Anschluss an die Lektüre der Texte wurden die Probandinnen gebeten,

mathematische Aufgaben zu lösen. Es stellte sich dabei heraus, dass die

Teilnehmerinnen der Studie, welche die negativen Texte zu lesen bekamen,

jeweils deutlich schlechter abschnitten.

Es besteht also ein direkter Zusammenhang zwischen Ihrer (aktuellen)

emotionalen Disposition und Ihren Lernleistungen.

Negative emotionale Erfahrungen wie Angst prägen die Struktur der Hirn-

rinde. Das Gehirn erinnert sich an die schlechten Erfahrungen, die Sie

beispielsweise in einem Fachgebiet gemacht haben, und reagiert dement-

sprechend. Dies bedeutet letztendlich, dass Ihr Gehirn bereits Stresshor-

mone ausschüttet, bevor Sie sich kognitiv mit dem Fall auseinandergesetzt

haben. Das Stresshormon Cortisol bereitet den Körper bei Gefahr auf Kampf

oder Flucht vor, Ihr Fluchtinstinkt wird aktiviert. Hohe Konzentrationen von

Cortisol ziehen Konzentrationsschwäche und Erinnerungsverlust nach sich.

Wenn sich eine negative Erfahrung nicht wiederholt, wird sie relativ schnell

von Ihrem Gehirn vergessen. Eine regelmäßige Wiederholung dieser nega-

tiven Erfahrung kann sich aber in permanentem Stress oder Angst manife-

stieren. Eine Konzentrationsschwäche in einem bestimmten Gebiet kann

demnach auf Angst zurückgeführt werden, die aus einer wiederholten nega-

tiven Erfahrung resultiert.

Es ist daher ungemein schwierig, bestehende Ängste abzubauen. Dieser

Prozess erfordert Zeit und kontinuierliche Arbeit zur Steigerung Ihres Selbst-

vertrauens. Sie sollten daher direkt nach der ersten negativen Erfahrung

mit einem Lernstoff oder Seminar gegensteuern und den Grund für die

Erfahrung aufdecken.

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Auf diese Weise können Sie das wiederholte Auftreten der negativen Erfah-

rung vermeiden und Ihre emotionale Ausgangssituation verbessern.

Der Zweifel an Ihren eigenen Fähigkeiten kann schnell zu einer self-fulfilling

prophecy werden. Allerdings haben Sie selbst, wenn auch unterbewusst,

einen großen Anteil an dem Ausgang. Tragen Sie dementsprechend dafür

Sorge, dass Sie nicht in einen Zustand des Selbstzweifels geraten. Sie

sollten sich daher immer folgender Punkte bewusst sein:

Sollten Sie als Kind ein Instrument erlernt haben, dann werden Sie damit

vertraut sein. Das Erlernen eines Instrumentes geht häufig mit einer so

genannten immediate gratification einher. Und dies gilt de facto auch für

das Lernen an sich. Denn durch regelmäßiges Üben verbessern Sie Ihre

Fähigkeiten und werden von Ihrem Gehirn mit der Ausschüttung von Dopa-

min belohnt. In der Alltagssprache wird dieser Neurotransmitter oftmals als

„Glückshormon“ tituliert. Bezeichnenderweise sind die Areale im Gehirn,

welche sowohl für das Empfinden von Glück als auch für das Lernen verant-

wortlich sind, eng miteinander verbunden. Die Belohnungen beeinflussen

folglich den Lernprozess, welcher Ihnen aufgrund der daraus resultierenden

Selbstbejahung leichter fällt.

Sie lernen aber darüber hinaus auch Ihre eigene Selbstwirksamkeit kennen.

Diese Erfahrung ist für den Lernprozess von Signifikanz, denn Sie erfahren

hierdurch, dass Sie imstande sind, selbst gesteckte Ziele zu erreichen. Mit

zunehmendem Lernerfolg können Sie die Lerneinheiten vergrößern. Dies

stärkt Ihr Selbstvertrauen hinsichtlich der Bewältigung von Aufgaben und

kann bei ordentlicher, strukturierter Arbeit zu einem sich selbst tragenden

Prozess werden.

Natürlich empfiehlt es sich immer, Ihre Fähigkeiten und Ihr Wissen

kritisch sowie selbstreflektierend zu hinterfragen. Dies darf Sie aber

nie so weit beeinflussen, dass Sie den Glauben an Ihre Fähigkeiten

verlieren. Führen Sie sich stattdessen lieber den Leitsatz vor Augen:

„Yes, I can!“ Dies ist mitunter der wichtigste psychologische Lerntrick,

den Sie immer beachten sollten.

Psychologische Lerntricks: So überlisten Sie sich selbst

1. Wenn Sie sich Mühe geben, dann werden Sie besser.

2. Wenn Sie sich ein Ziel setzen, dann können Sie dies auch erreichen.

3. Wenn Sie geprüft werden, dann können Sie dies auch bewältigen.

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2. Motive und Motivation

Die Motive und die Motivation stehen in enger Beziehung zu den emotiona-

len Faktoren und bedingen diese oftmals. Fehlende Motivation kann aus

einem grundsätzlichen Mangel an Interesse dem Fach oder einem speziellen

Themengebiet gegenüber resultieren.

2.1 MotiveVergewissern Sie sich der Motive, die Sie zur Wahl Ihres Studienfachs

bewogen haben. Wird das Fach überhaupt Ihren Bedürfnissen gerecht? Was

versprechen Sie sich durch speziell diesen Abschluss? Streben Sie einen

bestimmten Beruf an oder wollen Sie finanzielle Sicherheit? Dies sind einige

Fragen, die Sie sich unbedingt vor Beginn des Studiums stellen sollten.

Wenn Ihr Studienfach Ihren Bedürfnissen entspricht, so sollten Sie sich

während des Studiums Ihre Motive für diese Wahl immer wieder vor Augen

führen. Denn das Studium ist der Weg zu Ihrem persönlichen Ziel - dies

sollte Sie besonders in lernintensiven Phasen zum Lernen motivieren.

2.2 Fachspezifische Probleme entdeckenEs kann vorkommen, dass Ihnen Inhalte nicht sinnvoll erscheinen oder die

Einordnung der Inhalte in eine übergeordnete Thematik des Fachs nicht

ersichtlich ist.

Identifizieren Sie die Probleme der Inhalte, die Ihnen Komplikationen berei-

ten und Ihre Motivation schmälern. Gehen Sie diese direkt an. Der daraus

resultierende Erkenntnisgewinn wird Ihrer Motivation Schwung verleihen und

den Lernprozess beschleunigen.

2.3 GruppenarbeitBei fehlender Motivation ist es des Weiteren ratsam, auf Gruppenarbeit

zurückzugreifen. Die Arbeit in einer Gruppe kann für Sie mehrere Vorteile

haben. Auf diese Weise lassen sich Unklarheiten aus dem Weg räumen,

die bisher Ihren Lernprozess blockiert haben. Sie profitieren von dem

Wissen der anderen Gruppenmitglieder, die in dem Studium gegebenenfalls

unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Darüber hinaus sollten Sie von

der Möglichkeit Gebrauch machen, Ihr Wissen von den Teilnehmern der

Gruppe abfragen zu lassen. So trainieren Sie einerseits Ihr Verhalten in

Prüfungssituationen und werden mit diesen vertraut.

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Andererseits lassen sich auf diesem Weg Probleme, Wissenslücken oder

falsches Wissen aufdecken. Zu guter Letzt kann eine Gruppe Ihr Selbstver-

trauen - auch im Umgang mit Kritik - sowie Ihre Motivation stärken.

2.4 Die eigenen Ziele bewertenUm sich über die Ursachen mangelnder Motivation im Klaren zu werden,

wagen Sie eine ehrliche wie kritische Selbsteinschätzung. Oftmals resultiert

die fehlende Motivation daraus, dass man die selbst gesetzten Ziele nicht

erreicht. Sie sollten sich daher fragen, ob Ihre Ziele realistisch und umsetz-

bar sind. Wie schätzen Sie Ihre eigenen Fähigkeiten ein und wie gehen Sie

mit Misserfolgen um?

Für den Fall, dass Sie den Leistungsanforderungen nicht gerecht werden

konnten, sollten Sie die Gründe dafür identifizieren. Waren Ihre eigenen

Ansprüche zu hoch oder hatten Sie Wissenslücken? Waren Ihre Arbeitsorga-

nisation und Ihre Lernmethoden wirklich optimal gewählt?

Durch eine ehrliche Bewertung Ihrer Fähigkeiten sowie eigenen Ansprüche

können Sie die Hemmnisse Ihrer Motivation enttarnen und konstruktiv an

diesen arbeiten.

Allerdings ist es mit einer großen Motivation allein noch nicht getan.

Es ist vor allem Ihre Gedächtnisleistung, die über Ihren Lernerfolg

entscheidet.

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3. Gedächtnis

Eine gute Gedächtnisleistung ist nicht irgendetwas, das Ihnen gegeben

ist oder nicht. Die Grundpfeiler eines guten Gedächtnisses lassen sich

trainieren: Konzentration, Wiederholung, Visualisierung und Organisation.

3.1 KonzentrationUnter Konzentration versteht man die fokussierte und gerichtete Aufmerk-

samkeit einem relevanten Sachverhalt gegenüber. Irrelevante Reize werden

in diesem Prozess ausgeblendet, während sich die selektive Aufmerksam-

keit über mehrere Minuten hinweg voll und ganz den relevanten Reizen

zuwendet.

Diese Definition von Konzentration sollte bereits Implikationen für Ihre

gedankliche Fokussierung liefern. Fragen Sie sich, ob Sie in der Lage sind,

sich nur den relevanten Informationen zuzuwenden, oder ob Sie auch die

irrelevanten beachten.

In engem Verhältnis zur Konzentration steht darüber hinaus die kognitive

Flexibilität. Diese bezeichnet die Fähigkeit des schnellen Wechsels der

selektiven Aufmerksamkeit einem anderen Sachverhalt gegenüber. Kogni-

tive Flexibilität ist für ein Studium von großer Bedeutung, da Sie

zwangsläufig mit mehreren Inhalten konfrontiert werden.

Ein Mangel an Flexibilität kann sich daher in gestörter Konzentration manife-

stieren.

Ein weiterer Gegenspieler der Aufmerksamkeit ist Ihre Ablenkbarkeit. Neu

auftauchende Reize lenken Sie von Ihrer bisherigen Arbeit ab und Sie

haben Schwierigkeiten, den Gedanken wieder aufzugreifen. Sind es externe

Quellen oder Ihre Gedanken, die Sie ablenken? Finden Sie heraus, ob

Sie für externe oder interne Ablenkung empfänglich sind, und gehen Sie

diese an. Ein Grund für eine hohe Ablenkbarkeit kann eine mangelhafte

Organisation sein.

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3.2 OrganisationVon allen bisher genannten Aspekten zeichnet vor allem die Organi-

sation ein gutes Gedächtnis aus. Eine gute Organisation beinhaltet

einerseits eine solide wie flexible Arbeitsplanung, andererseits Ihr

Selbstmanagement. Es gibt zahlreiche organisatorische Faktoren, die

Ihren Lernprozess hemmen können. Die folgenden Tipps zeigen Ihnen

auf, wie Sie Ihr Lernen optimal organisieren können.

Psychologische Lerntricks: So überlisten Sie sich selbst

ZeitprotokollManchmal kann es von Vorteil sein, ein Zeit-

protokoll zu erstellen. Sollten Sie dies tun,

dann fragen Sie sich zuallererst, was Ihnen

wichtig ist und wie viel Zeit Sie dafür investie-

ren wollen.

Die Einteilung und - noch wichtiger - Ein-

haltung von Arbeits- wie Lebenszeit wird

heutzutage auch gerne als Work-Life-Balance

bezeichnet. Wichtig ist die Feststellung, dass

Sie sich den für Sie individuell benötigten Frei-

raum auch gewähren. Ihre emotionale Dispo-

sition verbessert sich in Konsequenz durch

die Entspannung und Sie sind wiederum moti-

vierter bei der Arbeit.

Rückwärts planenWenn Sie einen Arbeitsplan aufsetzen, dann

sollten Sie rückwärts planen. Starten Sie bei

dem Termin der Prüfung oder der Einreichung

einer Arbeit. Gehen Sie von dort in realisti-

schen Schritten bis zum heutigen Tag zurück.

Überlegen Sie sich, welche Schritte Sie ein-

planen müssen und wie viel Zeit diese voraus-

sichtlich beanspruchen werden.

O-TermineDer Buchstabe „O“ steht für „Organisation“

und „Ordnung“. Die grundlegende Funktion

solcher O-Termine besteht darin, nicht den

Überblick zu verlieren. Planen Sie für diese

Aufgaben pro Tag eine halbe Stunde ein.

In dieser Zeit sollten Sie Ihren Schreibtisch

aufräumen, E-Mails beantworten oder Arbeits-

papiere wegheften. Dies mag im ersten

Moment profan klingen, jedoch rauben Ihnen

solche Arbeiten wertvolle Zeit, die Sie

zum Lernen verwenden könnten. Besonders

in Prüfungsphasen halten nicht erledigte

O-Arbeiten Ihren Lernprozess auf. Sei es,

dass Sie partout ein Arbeitspapier nicht

finden, sei es, dass Sie wichtige Termine

versäumen. Dementsprechend sind O-Ter-

mine für ein erfolgreiches Lernen von großer

Signifikanz, denn Sie können auf diese Weise

unnötigen Stress vermeiden, der Ihre Arbeits-

prozesse blockiert.

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5-Minuten-TätigkeitenTätigkeiten, die sich innerhalb von fünf Minu-

ten erledigen lassen, sollten Sie immer zuerst

angehen. Sie vermeiden so, dass sich kleine

Aufgaben anhäufen, deren Bewältigung im

Nachhinein deutlich zeitintensiver ausfällt und

dadurch Stress erzeugt. Aller Anfang ist schwer Studierende neigen häufig dazu, nicht recht-

zeitig mit einer Arbeit oder Vorbereitung anzu-

fangen. Oft spielt die eigene Unsicherheit

dabei eine Rolle und kleine Ablenkungen

halten als Alibi für den Aufschub her. Dadurch

erschweren Sie aber letztendlich nur Ihre Aus-

gangssituation und erhöhen den Druck auf

sich selbst. Fangen Sie deshalb immer früh

genug an.

Allerdings ist es mit einer großen Moti-

vation allein noch nicht getan. Es ist vor

allem Ihre Gedächtnisleistung, die über

Ihren Lernerfolg entscheidet.

Intensiv und konzentriert arbeitenStudierende verschwenden oft Zeit, indem sie

sich zu viel gleichzeitig vornehmen. Davon ist

abzuraten. Arbeiten Sie immer nur eine Auf-

gabe ab, diese dafür aber mit der nötigen Zeit

und Konzentration. Die Auseinandersetzung

mit wissenschaftlichen Inhalten kann nicht

beiläufig erfolgen und verlangt nach fokussier-

tem und intensivem Lernen.

AbschaltenFür ein erfolgreiches Lernen sind Phasen der

Entspannung unabdingbar. Jedoch bereitet

gerade das „Abschalten“ einigen Studieren-

den große Probleme. Anstatt sich zu entspan-

nen, quälen sie sich mit einem schlechten

Gewissen, da sie das Gefühl plagt, zu wenig

gelernt zu haben. Häufig arbeiten die Studie-

renden dann weiter. Dies ist aber kontrapro-

duktiv, da die Leistung sich nicht verbessern,

die emotionale Situation sich dafür aber ver-

schlechtern wird. Räumen Sie sich daher

genügend Freiraum ein, um Kraft tanken zu

können.

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3.3 Wiederholung Jeder Lernprozess hinterlässt Spuren in Ihrem Gehirn. Diese Veränderungen

können sogar anhand neu entstandener Synapsen visuell quantifiziert

werden. Sie können sich diesen Vorgang beispielsweise anhand von

Bewegungsströmen auf Musikfestivals verdeutlichen. Für gewöhnlich steu-

ern Sie nach dem Betreten des Geländes einen Getränkestand an und

wenden sich danach dem Geschehen auf der Bühne zu. Am Ende des Tages

verlassen Sie dann das Gelände durch den Ausgang. Am nächsten Tag

stellen Sie nach Betreten des Areals fest, dass Sie zwar keinen Durst, dafür

aber Hunger haben. Automatisch werden Sie in dieselbe Richtung gehen,

in welcher sich die Getränkestände befinden. Ihr Ziel ist zwar ein anderes,

Sie schlagen aber dieselbe Richtung ein. Sie benutzen den gleichen Pfad.

Würden Sie das Gelände nun von oben betrachten, so sähen Sie deutlich

ausgeprägte Wege oder Gebrauchsspuren. Genauso verhält es sich mit dem

Lernen. Denn Erfahrungen wie wiederholtes Lernen hinterlassen strukturelle

Spuren in den Netzwerken Ihres Gehirns. Neue Information bilden neue

Synapsen.

Aber wie im realen Leben gilt auch für das Gehirn, dass Wege wieder zuwu-

chern und überlagert werden können. Durch die Wiederholung erneuern Sie

die Pfade in Ihrem Gehirn und bauen diese durch Verknüpfung mit anderem

Wissen aus.

3.4 VisualisierungDer bereits früh ausgeprägte Drang des Menschen zum Visualisieren lässt

sich bis heute an der frühen Höhlenmalerei aufzeigen. Nichtsdestotrotz

ist aber die Schrift das eindrucksvollste Zeugnis der Symbolnutzung des

Menschen. Aber damit nicht genug. Ein Großteil unserer menschlichen

Umwelt ist durch Symbole der unterschiedlichsten Arten geprägt - sei es ein

Stoppschild, ein Kreuz oder das Logo eines Unternehmens. Wir Menschen

umgeben uns mit Symbolen, da wir aus ihnen einen Nutzen ziehen.

In seiner „Philosophie der symbolischen Formen“ (1923 - 1929) legte Ernst

Cassirer in drei Bänden die Grundlage für die vielfältige wissenschaftliche

Auseinandersetzung des Menschen mit symbolischen Formen dar. Cassirers

Arbeiten beeinflussten unter anderem den Psychoanalytiker Jacques Lacan,

der das Symbolische als festen Bestandteil des psychischen Apparats des

Menschen neben dem Imaginären und Realen betrachtet.

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Die Generierung und Nutzung von Symbolen ist eine grundlegende Tätigkeit

des Gehirns sowie des psychischen Apparats. Dies hat natürlich Auswirkun-

gen auf die Art und Weise, wie Menschen lernen und welche Techniken sich

für das Memorieren eignen.

Sie werden noch feststellen, dass einige Lernmethoden dezidiert visu-

eller Natur sind.

Machen Sie immer Gebrauch von visuellen Hilfsmitteln. Schreiben Sie

Gedanken und Fragen auf, erstellen Sie grafische Modelle und Inhalts-

verzeichnisse. Unser Gehirn kann visuelle Informationen deutlich besser

verarbeiten als abstrakte. So können Sie sich das Einprägen von Wissen

und Daten erleichtern.

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4. Lernstile

Um Ihren passenden psychologischen Lerntrick zu identifizieren, müssen

Sie sich zuallererst über Ihren bevorzugten Lernstil im Klaren sein. Lernstile

weisen unterschiedlich gelagerte Schwerpunkte auf, da jeder Mensch auf

Stimuli und Informationen unterschiedlich reagiert. Die Grundlagen dieser

Konzepte sind in der Lernpsychologie zu finden.

Die Annahme dieses Faches ist, dass Lernende trotz gleicher Bedingungen

divergierende Ergebnisse aufgrund ihrer jeweiligen lernstilistischen Disposi-

tion aufweisen.

Die individuellen Zugänge zum Lernen konstituieren sich dabei oftmals

durch die im Informationstransfer bevorzugten Sinne.

Folglich werden die von Sinneseindrücken geprägten Lernstile in vier Typen

klassifiziert:

Auditives Lernen Bei diesem Stil liegt der Fokus auf dem Lernen durch Hören.

Dieser Stil ist besonders für Musiker oder musikaffine Menschen

geeignet, da sie in der Lage sind, mit ihren Ohren Informationen

gezielt aufzunehmen.

Visuelles Lernen Das visuelle Lernen ist ein geeigneter Lernstil für die meisten

Lernenden, da in dieser Technik abstrakte Informationen in visu-

elle übersetzt werden. Das Gehirn kann Daten besser verarbei-

ten, wenn sie in grafischer Form vorliegen.

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Kinästhetisches Lernen Dieser Stil legt sein Gewicht auf Lernen durch Bewegung und

Praxis. Das reine abstrakte Lernen bereitet manchen Menschen

Probleme. In der Tat lassen sich Inhalte vom Gehirn besser

erlernen, wenn man mit ihnen taktil in Berührung gekommen ist.

Die Bewegung kann die selektive Aufmerksamkeit erhöhen und

bildet die Grundlage für die Loci-Methode.

Textuelles Lernen Dieser Lernstil ist zwangsläufiger Bestandteil eines jeden Studi-

ums. Es existieren diverse Techniken, wie Sie Ihr Lesen beschleu-

nigen können. Dieser Lernstil eignet sich für Studierende, die im

Lesen geübt sind.

Machen Sie sich Gedanken darüber, welcher Lernstil der für Sie ideale ist.

Denn der Lernstil bedingt in letzter Konsequenz die Wahl und den Erfolg

Ihrer Lernmethode.

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5. Lernmethoden

Eine Lernmethode ist ein Instrument, welches ein effizienteres Lernen und

Erinnern ermöglicht. Der Fokus einer Lernmethode richtet sich auf die

Verbesserung der individuellen Lernfähigkeiten. Mithilfe von Lernmethoden

können Lernprozesse strukturiert und intensiviert werden. Dadurch werden

Sie in die Lage versetzt, größere Mengen an Lerninhalten zu bewältigen und

sich an diese zu erinnern.

Es sei jedoch angemerkt, dass die Wahl der passenden Methode zu Beginn

relativ zeitintensiv sein kann, da Sie die Methode zum einen erlernen und

zum anderen deren Eignung einschätzen müssen. Wie zuvor erwähnt, soll-

ten Sie sich daher bewusst sein, mit welchem Lernstil Sie die für Sie besten

Ergebnisse erzielen können.

5.1 Auswahl an Lernmethoden Grundsätzlich sollten Sie vor der Arbeit mit einer Lernmethode ein Inhalts-

verzeichnis erstellen, um so einerseits den Lernstoff in erfüllbare Einheiten

zu unterteilen und andererseits einen Überblick über die notwendigen Lern-

inhalte zu bekommen. Denn wie es sich bislang des Öfteren gezeigt hat, ist

der Lernerfolg von einer im Vorfeld gut strukturierten Organisation abhängig.

Mit einem Inhaltsverzeichnis schaffen Sie die Basis für eine solche Organi-

sation.

Einige Lernmethoden wie die Gruppenarbeit wurden bereits erwähnt. Im

folgenden Teil werden Ihnen zwei visuelle Lernmethoden und einige Mnemo-

techniken vorgestellt.

5.1.1 Mindmapping

Eine Mindmap oder auch Gedächtniskarte ist eine grafische Methode, mit

der sich vor allem Relationen von Informationen gut darstellen und so

erlernen lassen. Der Vorteil einer Mindmap besteht darin, dass diese Technik

analog zu unserem Denken erfolgt, welches immer relational strukturiert

ist. Diese Tatsache wird in der Technik der Mindmap produktiv gemacht,

indem sie Informationen und deren Relationen zu anderen Informationen

visualisiert.

Das Thema der Mindmap platzieren Sie mittig auf einem Blatt Papier. Die

genaue Position hängt davon ab, ob die Struktur des Themas hierarchisch

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wie ein Baum oder rhizomatisch ist. Dementsprechend müssen Sie das

Thema in der Mitte oder am unteren Rand des Blattes positionieren.

Ausgehend von dem Thema der Mindmap können Sie nun Unterkategorien

mit Abzweigungen erstellen. Achten Sie allerdings darauf, dass Sie

pro Abzweigung jeweils nur einen Terminus verwenden. Dies dient zur

Übersichtlichkeit sowie zum besseren Erinnern. Es ist empfehlenswert, die

jeweiligen Zweige zur besseren Übersicht unterschiedlich einzufärben.

Die Technik des Mindmappings bietet sich für Menschen an, deren

präferierter Lernstil sich am visuellen Lernen orientiert. Solche Menschen

sind in der Lage, die Mindmap bildlich abzuspeichern und bei Bedarf

aufzurufen. Eine Mindmap operiert dementsprechend stark mit dem

Bildgedächtnis.

Es existiert spezielle Mindmapping-Software, mit der Sie am PC Ihre

Gedächtniskarte erstellen können. Jedoch empfiehlt es sich, auf die hand-

schriftliche Variante zurückzugreifen, da nach dem Medienwissenschaftler

Friedrich Kittler der Einschreibakt in das Gehirn dabei intensiver ist.

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5.1.2 Lernkarten

Eine ebenso klassische wie bewährte Methode stellt die Arbeit mit Lern-

karten dar. Für diese Methode benötigen Sie nur einen Zettelkasten und

Karteikarten. Sie können natürlich auch einen Karton nehmen und die Zettel

selber erstellen. Teilen Sie den Kasten in fünf Fächer ein. Auf die Frontseite

der Karte schreiben Sie eine Frage oder einen Begriff und auf die Rückseite

die dazugehörigen Antworten oder Bedeutungen. Jede neue Karte kommt

in das erste Fach. Wenn Sie sich nun täglich anhand der Karten abfragen,

werden die richtigen Antworten in das zweite Fach gesteckt, während die

falschen im ersten Fach verbleiben. Sobald das zweite Fach gefüllt ist,

gehen Sie diese Karten an. Die korrekten Antworten werden in das dritte

Fach gelegt, die falschen kehren in das erste Fach zurück. Dies machen

Sie so lange, bis alle Karten im letzten Fach sind. Danach prüfen Sie sich

erneut.

Die Lernkartentechnik setzt auf die permanente Wiederholung der Inhalte,

wodurch sich die Spuren des Lernens im Hirn verfestigen. Ein weiterer Vor-

teil dieser Technik besteht in seiner Mischung aus regelmäßigem und verteil-

tem Lernen. Dadurch wirkt die Wiederholung dem Prinzip des Vergessens

entgegen. Denn zwischen Lernen und Vergessen besteht ein dialektisches

Verhältnis, das sich dadurch kennzeichnet, dass neues Wissen das alte

überlagert und somit den Zugang zu diesem verschließt. Das alte Wissen

kann aber reaktiviert werden - genau an diesem Punkt setzt die Lern-

kartentechnik an, indem sie sozusagen „die Möglichkeit des Vergessens“

einräumt. Anhand der Karten, die nicht mehr regelmäßig abgefragt werden,

können Sie feststellen, ob sich das Wissen gefestigt hat oder überlagert

wurde.

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5.2 MnemotechnikenZu den prominentesten psychologischen Lerntricks zählen die Mnemotech-

niken. Der Name leitet sich aus dem griechischen Wort Mném? ab, was

sowohl „Gedächtnis“ als auch „Erinnerung“ bedeutet.

Als Erfinder der Mnemotechnik galt bei den Griechen und Römern der

griechische Aristokrat und Dichter Simonides von Keos (557/556 v. Chr. -

468/467 v. Chr.). Ausführungen über die mnemotechnischen Verfahren des

Simonides von Keos lassen sich unter anderem in den Schriften von Cicero

oder Plinius sowie in der Parischen Chronik finden. Mnemotechniken fanden

bereits in der griechischen und römischen Antike Verwendung. Sie müssen

sich in diesem Zusammenhang nur das griechische Theater vor Augen

führen, in dem die Darsteller Unmengen an Text ohne Hilfe von Textmedien

erlernen mussten.

Was sind Mnemotechniken?

Die unterschiedlichen Mnemotechniken operieren allesamt als Assoziati-

onstechniken. Dabei werden die zu erlernenden Inhalte mit Assoziationen

verknüpft - von Eselsbrücken bis hin zu komplexen Einprägungssystemen.

Geläufige Beispiele für Mnemotechniken lassen sich unter anderem im

Erlernen des Gitarrenspiels oder des Quintenzirkels aufzeigen. Eine weit ver-

breitete Technik, um sich die Namen der Gitarrensaiten (E-A-D-G-H-E) oder

Tonstufen des Quintenzirkels (G-D-A-E-H-Fis) zu merken, besteht darin, aus

diesen Buchstaben Sätze zu bilden. Für das Beispiel der Gitarrensaiten ist

dies: Eine alte Dame ging Hering essen; für das Quintenzirkel-Beispiel ist

dies: Geh Du alter Esel hol Fisch.

Diese beiden profanen Beispiele verdeutlichen die Funktionsweise von Mne-

motechniken. Solche Techniken bieten den Vorteil, dass sie die abstrakten

Daten in gehirngerechte Informationen umwandeln. Je nach Lerninhalt und

Wahl der entsprechenden mnemotischen Technik lassen sich auf diese Art

große Mengen an Information verarbeiten. Haben Sie sich schon einmal

gefragt, wie einige Menschen in der Lage sind, Telefonbücher auswendig

zu lernen? Diese Gedächtnissportler werden Ihnen bestätigen, dass sie sich

aufgrund mnemotischer Verfahren die unglaublichen Mengen an Information

merken konnten.

An dieser Stelle sei allerdings erwähnt, dass sich Mnemotechniken nicht für

jedes Studienfach gleichermaßen anbieten, da ein Studium zu großen

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Anteilen nach einem erkenntnisorientierten Lernen verlangt. Aber in jedem

Studienfach gibt es Momente, in denen Sie Tabellen, Reihenfolgen, Formeln

oder Typologien lernen müssen. Für solche Aufgaben bieten sich Mnemo-

techniken an, um alle Informationen abzuspeichern.

5.3 Auswahl an MnemotechnikenFolgend finden Sie eine Auswahl an Mnemotechniken, mit deren Hilfe Sie

sich selbst überlisten können. Denn durch Mnemotechniken können Sie

große Mengen an Lerninhalten beherrschen, von denen Sie vorher nicht

ahnten, dass dies möglich wäre. Wir stellen Ihnen nun die Mnemotechnik

der Assoziationskette sowie die Loci-Methode samt einer Variante davon

vor. Neben diesen existieren noch andere Techniken, wie beispielsweise das

Zahl-Form-System.

5.3.1 Assoziationskette

Dieses mnemotechnische Verfahren bietet sich an, wenn Sie bestimmte

Reihenfolgen lernen müssen. Sie können dies in Gedanken in Form einer

Geschichte tun, in welcher Sie die Begriffe in der richtigen Reihenfolge als

Kette strukturieren. Dabei müssen Sie sich die Informationen als Glieder

einer Kette vorstellen, bei der das jeweilige Kettenglied eine Assoziation

zum vorherigen bildet. Eine Assoziationskette kann prinzipiell unendlich

weitergeführt werden. Der Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, dass die

Assoziationen zu den Begriffen von Ihnen unterbewusst hergestellt werden.

Dadurch weisen diese eine große Einprägsamkeit auf. Der Nachteil dieser

Technik besteht allerdings in dem Bruchrisiko der Kette. Für den Fall, dass

ein Glied der Kette nicht mehr abrufbar ist, kann dies das Blockieren der

restlichen Kettenglieder und somit der Informationen zur Folge haben.

5.3.2 Loci-Methode

Der Begriff Loci-Methode leitet sich von dem lateinischen Wort locus ab,

das „Ort“ bedeutet. Es handelt sich dementsprechend um eine Methode,

in der die zu erlernenden Informationen mit bestimmten Orten verknüpft

werden.

Die Wahl des Ortes, den Sie begehen wollen, bleibt dabei Ihnen überlassen.

Dies kann ein realer Ort wie Ihre Wohnung, Ihr Körper, Ihre Straße oder ein

Park sein. Genauso gut kann dies auch ein virtueller Ort wie ein Computer-

spiel oder ein erdachter Ort sein.

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In dieser Technik notieren Sie die Lerninhalte auf Merkzetteln oder Kartei-

karten und beginnen danach Ihren Rundgang. Machen Sie an markanten

Punkten halt und bearbeiten Sie eine Karte an diesem Ort. Merken Sie

sich den Inhalt der Karte und gehen Sie im Anschluss zum nächsten

Platz. Beachten Sie, dass Sie jeden Ort mit jeweils nur einer Information,

respektive Lernkarte, versehen. Dadurch vermeiden Sie Doppelbelegungen,

die sich im Nachhinein überlagern können. Sie können die Orte darüber

hinaus auch mit einer Nummer versehen, sodass Sie sich schneller an

die dazugehörigen Informationen erinnern können. Durch die Wegstrecke

entsteht eine feste Struktur, welche Sie vor Ihrem inneren Auge abschreiten

können, um so die korrekte Reihenfolge der Inhalte einzuhalten.

Wie erwähnt, kann die von Ihnen gewählte Route auch rein gedanklicher

oder virtueller Natur sein - wichtig ist nur, dass Sie pro Ort nur eine

Information verwenden.

5.3.3 Gedächtnispalast

Diese Methode stellt eine erweiterte und komplexere Variante der Loci-

Methode dar. Sie weist darüber hinaus Parallelen zu der Methode

des Mindmappings auf, allerdings mit dem Unterschied, dass ein

Gedächtnispalast keine visuelle Methode ist. In diesem Ansatz ist der Ort

ein weit verzweigtes Gebäude wie etwa ein Palast. Mit dieser Technik

können Sie eine große Menge an Informationen abspeichern. So kann

das Foyer Ihren Ausgangspunkt darstellen, von dem aus Sie sich in den

nächsten Raum begeben. Im Anschluss können Sie zu Ihrem Ausgangs-

punkt zurückkehren, um von dort in den nächsten Raum (Gedanken) zu

gehen. Allerdings gilt es bei dieser Methode, einige Aspekte zu beachten.

Ein Gedächtnispalast ist immer ein erdachter, kein real erlebter Raum. Dies

kann Probleme erzeugen, da Sie mit diesem Ort nicht hundertprozentig

vertraut sind. Des Weiteren müssen Sie bei dieser Methode Wert auf die

Unterscheidbarkeit der Räume des Gebäudes legen, um die Informationen

gezielt abrufen zu können. Wenn diese Methode für Sie infrage kommt,

sollten Sie mit kleinen Schritten anfangen und den Palast mit wachsender

Kenntnis der Methode sukzessive ausbauen. Es sei angemerkt, dass Sie

diese Methode auch auf andere komplexe Orte wie einen Park oder einen

Wald anwenden können.

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Psychologische Lerntricks: So überlisten Sie sich selbst

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Psychologische Lerntricks: So überlisten Sie sich selbst

6. Tricks zur Motivationssteigerung

Es ist ganz normal, dass Ihre Motivation nicht konstant hoch bleibt.

Schlechte Noten oder negative persönliche Ereignisse beeinflussen die

eigene Motivation oftmals stärker, als Sie sich eingestehen möchten.

Dementsprechend sollten Sie die Lerninhalte in umsetzbare Einheiten auftei-

len. Machen Sie am Anfang immer nur so viel pro Einheit, wie Sie auch

wirklich imstande sind, umzusetzen. Mit wachsendem Lernerfolg steigt Ihr

Selbstvertrauen. Dies wiederum versetzt Sie in die Lage, sich höhere Ziele

zu stecken und mehr Lernstoff pro Arbeitseinheit zu bearbeiten.

Sie können so Ihre Effizienz steigern, aber solch ein Vorgang bringt Ihnen

noch einen weiteren Vorteil. Wie zuvor erwähnt, liegen die Hirnareale,

welche für Lernen und Glück verantwortlich sind, eng beieinander und es

besteht ein Zusammenhang zwischen Glücksempfinden und Lernen. Das

positive Empfinden fällt umso stärker aus, je unerwarteter der Lernerfolg

ist. Sollten Sie beispielsweise lange an einem Problem gearbeitet haben,

wird Ihr Glücksempfinden deutlich stärker ausfallen als bei einer reinen

Wiederholung.

Die Abarbeitung der Lerninhalte sollten Sie grundsätzlich mit einem unmit-

telbaren Belohnen nach Erreichen des Lernschritts verbinden. Die Art der

Belohnung liegt dabei ganz in Ihrem Ermessen. Das kann ein Spaziergang

sein, ein Telefonat oder ein Stück Schokolade. Wichtig ist in diesem Zusam-

menhang nur, dass Sie die Belohnung nicht aufschieben. Wenn Sie zu

lange mit der Belohnung warten, verfliegt der positive Effekt in Bezug auf

die erreichten Ziele. Belohnen Sie sich daher immer sofort nach Abschluss

einer Lerneinheit. Sie werden umso motivierter die neuen Arbeitsaufgaben

angehen.

Besonders bei Lerninhalten, deren Sinn nicht auf Anhieb ersichtlich scheint,

empfiehlt es sich, dem wahren Nutzen auf den Grund zu gehen. Manche

Themen oder Lernstoffe erschließen sich nicht direkt und können dadurch

Ihre Motivation schmälern. Dies kann aber in letzter Konsequenz auch

Ihre emotionale Disposition beeinflussen, sodass Ihnen das Lernen noch

schwerer fällt. Solch ein Zustand lässt sich vermeiden. Finden Sie heraus, in

welchem Zusammenhang die Themen mit Ihrem Fach stehen. Kombinieren

Sie diese Inhalte mit Ihrem bereits vorhandenen Wissen. An welchen Stellen

überschneiden sich beispielsweise die ökonomischen Theorien von John

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Maynard Keynes und Joseph Schumpeter? Was unterscheidet diese von

dem Sayschen Theorem? Oder wo knüpft Jacques Lacan an die Theorien

von Sigmund Freud an? Wie unterscheidet sich eine vorgestellte Theorie

von den bisherigen? Je nach Ausrichtung Ihres Studienfaches können die

Inhalte extrem abweichen. Aber wissenschaftliches Arbeiten ist ein kontinu-

ierlicher Prozess und basiert auf der Entwicklung sowie Verbindung von

altem und neuem Wissen. Auf diese Weise wird sich die Sinnhaftigkeit der

Lerninhalte einstellen, was einen direkten Einfluss auf Ihre Motivation haben

kann.

Des Weiteren ist es empfehlenswert, dass Sie sich für Ihr Studium Mei-

lensteine setzen. Damit sind nicht die jeweiligen Lerneinheiten gemeint,

sondern wichtige Schritte wie Zwischenprüfungen oder Ähnliches. Arbeiten

Sie gezielt auf diese Meilensteine hin und Sie werden erleben, dass Sie das

Erfolgserlebnis zusätzlich motivieren wird.

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Psychologische Lerntricks: So überlisten Sie sich selbst

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Psychologische Lerntricks: So überlisten Sie sich selbst

7. Vorsicht vor Scharlatanen

Sie werden im Internet oder auch in Seminarbroschüren immer wieder

auf Angebote stoßen, die Ihnen eine exponentielle Steigerung Ihrer

Gedächtnisleistung oder Ähnliches versprechen. Solche Angebote sind mit

äußerster Vorsicht zu genießen, denn der tatsächliche Nutzen, den Sie aus

solchen Kursen ziehen können, steht oftmals in keinerlei Verhältnis zu den

entstehenden Kosten.

Ein anderer kritischer Aspekt betrifft die so genannten Neuro-Enhancer.

Dabei handelt es sich um leistungssteigernde Substanzen, die es Ihnen

ermöglichen, länger und konzentrierter zu lernen. Neuro-Enhancer sind teil-

weise frei erhältlich, wie etwa Koffein, können aber auch verschreibungs-

pflichtig sein. Gegen ein paar zusätzliche Tassen Kaffee ist grundsätzlich

nichts einzuwenden, jedoch sollten Sie von der Einnahme anderer Sub-

stanzen absehen. Einige Neuro-Enhancer, wie zum Beispiel Ritalin, sind

Amphetamine oder amphetaminähnliche Stoffe. Diese können zwar nach-

weislich die Konzentration steigern, aber über die Langzeitauswirkungen

dieser Substanzen liegen bisher keine Studien vor. Riskieren Sie also nicht

Ihre Gesundheit durch die Einnahme solcher Wirkstoffe.

Vergessen Sie nicht: Das ganze Potenzial, auf denen die vorgestellten Lern-

tricks beruhen, schlummert in Ihnen. Sie müssen nur Ihren individuellen Weg

finden, dieses Potenzial zu aktivieren.

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