Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

21
TU Berlin, Masterstudiengang Wissenschaftsmarketing - Modul Public Affairs Dr. Hans Bellstedt, Hans Bellstedt Public Affairs (hbpa) GmbH Berlin, 28. September 2016 Public Affairs: Grundlagen, Methoden, Fragestellungen

Transcript of Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Page 1: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

TU Berlin, Masterstudiengang Wissenschaftsmarketing -Modul Public Affairs

Dr. Hans Bellstedt, Hans Bellstedt Public Affairs (hbpa) GmbHBerlin, 28. September 2016

Public Affairs: Grundlagen, Methoden, Fragestellungen

Page 2: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

AgendaI. PA-EinführungII. Themen und Fallbeispiele

▪ eHealth – Digitales Gesundheitswesen▪ Kreislaufwirtschaft aus Sicht der

KunststoffrohrindustrieIII. Learnings

Seite 2

Page 3: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Was ist Public Affairs?PA-Einführung

▪ Public Affairs (PA) ist ein…▪ strategisch ausgerichteter Prozess ▪ zur Artikulation und Durchsetzung von Unternehmens-

oder Organisationsinteressen (advocacy, auch „Lobbying“ genannt)

▪ gegenüber dem politischen und öffentlichen Umfeld▪ Auslöser sind in der Regel Gesetzgebungsverfahren, die eine

hohe Relevanz für den jew. PA-Akteur besitzen.▪ Die Relevanz kann positiv (Gesetz = Chance) oder negativ

(Bedrohung des Geschäftsmodells) ausfallen.▪ In beiden Fällen fällt der PA-Akteur die Entscheidung, aktiv

auf politische Stakeholder zuzugehen, um diesen seine Position näherzubringen.

Seite 3

Page 4: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Warum Public Affairs?PA-Einführung

▪ Politik beeinflusst zunehmend die Handlungsspielräume von Unternehmen und Institutionen

▪ Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008 hat Regulierungsdrang der Politik massiv erhöht (Finanzmarkt, Verbraucherschutz, Steuerpolitik, Arbeit + Soziales)

▪ Aktuelle Beispiele: EEG-Reform, Verpackungsgesetz, IT-Sicherheit, Regulierung Werkverträge, Autonomes Fahren, Klimaschutzplan 2015…

▪ Passives Beobachten genügt nicht bzw. birgt die Gefahr, übergangen oder benachteiligt zu werden.

▪ Public Affairs verfolgt den Anspruch, Rahmenbedingungen aktiv mitzugestalten.

Seite 4

Page 5: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Wer betreibt Public Affairs?PA-Einführung

Seite 5

▪ Unternehmen▪ Verbände▪ NGO▪ Bürgerinitiativen▪ Interessensplattformen/

Themenallianzen▪ Gewerkschaften▪ Wissenschaftsorganisationen▪ Agenturen, Berater▪ Kirchen

Page 6: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Public Affairs

Public Affairs-Prozess: PhasenPA-Einführung

Seite 6

Issue Identification

Stakeholder-Ökosystem

PA-Strategie Messaging Political Outreach

Identifizierung/Priorisierung eines Themas

1. 2. 3. 4. 5.

Entwicklung einer stakeholder-bezogenen PA-Strategie

Erarbeitung von Kern-botschaften bzw. eines „Narrativs“

Imple-mentierung konkreter Maßnahmen (u.a. Gespräche, Veranstaltungen)

Analyse der Stakeholder: Wer ist relevant, mit wem muss ich sprechen?

Page 7: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Ökosystem: Mögliche StakeholderPA-Einführung

Seite 7

PA-Akteur

Politik

Markt

Verbände

Gesellschaft

Medien

NGOsBürger

ParlamentRegierung

Behörden

Page 8: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Outreach: Möglicher Maßnahmenmix

PA-Einführung

▪ Erarbeitung einer PA-Strategie incl. Zeit-, Maßnahmen- und Budgetplan

▪ Festlegung der Themenagenda

▪ Systematische Beobachtung der Themen; Bewertung, Handlungsempfehlungen

▪ Strategische Allianzen, Interessenbündnisse

Seite 8

PA-Strategie

Monitoring

▪ Erarbeitung von Themen- und Positionspapieren, Erklärfilmen etc.

▪ Politische Newsletter▪ Versand der

Materialien▪ Gespräche mit MdB,

wichtigen Ministerialbeamten

▪ Teiln. an Anhörungen▪ Teilnahme an Round

Tables, Fachgesprächen

▪ Frühstücke, Luncheons, Parlamentarische Abende

▪ Formate speziell für MdB-Mitarbeiter

▪ Unternehmensbesuche von MdB

▪ Social Media: Websites, Blogs, Facebook, Twitter, Periscope…

Public Affairs-Strategie

1:1-Conver-sations

Platforms & Events

Digital PA/SocialMedia

Content Creation

Page 9: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Event-Planung 2016/17

Aufbau eines ZeitplansPA-Einführung

Seite 9

Q1/17 Q2/17 Q3/17

Versand (in Verb. mit Gesprächen)

Okt. 16 Nov. 16

Anfrage von Gesprächen

Monitoring/Gesetzgebungsbeobachtung; laufende Social-Media-Bespielung

Erstellung eines Erklärfilms

Parlamentarischer Abend / Panel Debate

Erstellung Themen/-Positionspapier

Durchführung von 1:1- Gesprächen

Themen-frühstück

1:few-Gespräche

Teilnah-me an R-Tables

Stand-ort-besuch

Verbreitung auf Social Media-Kanälen

Abend-VA für MdB-Mitarbeiter

Dez. 16

Stak

ehol

der

Cont

ent

Even

ts

Page 10: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

AgendaI. PA-EinführungII. Themen und Fallbeispiele

▪ eHealth – Digitales Gesundheitswesen▪ Kreislaufwirtschaft aus Sicht der

KunststoffrohrindustrieIII. Learnings

Seite 10

Page 11: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Case 1: eHealth▪ Ausgangslage: eHealth-Gesetz im Dez. 2015

vom Dt. Bundestag verabschiedet▪ Wichtigste Inhalte:

Vernetzung des Gesundheitswesens durch el. Gesundheitskarte und Telematik-Infrastruktur

Ab April 2017: Telekonsiliarische Befundbeurteilung von Röntgenaufnahmen

Abrechenbarkeit von Online-Videosprechstunden

El. Gesundheitskarte: ab 2018 Sanktionen für nicht teilnehmende Leistungserbringer

2018: Speicherung von Notfalldaten auf der el. GK; Áblage der Daten im elektronischen Patientenfach

Ende 2018: Zugriff des Patienten auf el. Patientenfach außerhalb der Arztpraxis

Ab 2018: elektronisch abrufbarer Medikationsplan

Themen und Fallbeispiele

Hermann Gröhe (CDU), Bundesminister für Gesundheit

Seite 11

Page 12: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Nach dem Gesetz ist vor der Reform

Themen und Fallbeispiele

▪ eHealth-Gesetz weist eine Reihe von Unzulänglichkeiten auf: Abrechenbarkeit von eHealth-Anwendungen über Krankenkassen

noch stark ausbaufähig Medikationsplan bis 2018 noch in Papierform ist nicht mehr

zeitgemäß Datenschutz im digitalen Gesundheitswesen noch robuster

gestalten El. Gesundheitsakte noch nicht flächendeckend als Standard

etabliert Prävention, Behandlung und Pflege nicht als integriertes System

behandelt Lediglich fakultative Nutzung von eHealth-Lösungen (statt

voreingestellt, mit opt-out-Möglichkeit) Noch zu viele proprietäre IT-Systeme, statt offener

Standards/Schnittstellen Unternehmen ergreifen Initiative, um Politik zu weiteren Schritten zu bewegen…

Seite 12

Page 13: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Industrie treibt Prozess weiter voran

▪ Veranstaltung „Deutschland Digital Pitch“ zum Thema eHealth am 27.9. in der Charité, mit u.a.: O. Tuszik, Deutschland-Chef von

CISCO Abteilungsleiter Bundesmin.

Gesundheit 4 Gründer/App-Entwickler aus dem

eHealth-Sektor MdB Maik Beermann (CDU), Mitgl.

im Ausschuss für Digitale Agenda Frank Michalak, Chef der AOK Nord

▪ Themenheft (12 Seiten) im iPad-Format als flankierendes Erklärmedium

Zuständiges Ministerium erhält Chance, weiteren Weg aufzuzeigen.

Themen und Fallbeispiele

Seite 13

Der IT-Konzern CISCO zählt zu den Treibern des digitalen Gesundheitswesens

Page 14: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

AgendaI. PA-EinführungII. Themen und Fallbeispiele

▪ eHealth – Digitales Gesundheitswesen▪ Kreislaufwirtschaft aus Sicht der Kunststoffrohrindustrie

III. Learnings

Seite 14

Page 15: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Wer ist die Kunststoffrohrindustrie?

▪ Hersteller von Kunststoffrohren sowie Vormaterialien zu deren Fertigung

▪ > 12 000 Mitarbeiter in Deutschland, < 4 Mrd. EUR Umsatz

▪ Anwendungsfelder der Rohre: Energieleitungsbau (u. a.

Erdverkabelung) Telekommunikation (Glasfaser) Trinkwasser, Abwasser

(Kommunen) Wärme Industrieanlagen Geothermie

Themen und Fallbeispiele

Die Kunststoffrohrindustrie leistet wichtige Beiträge zu einer modernen Infrastruktur.

Seite 15

Page 16: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Wertstoffgesetz: Worum geht es?Themen und Fallbeispiele

▪ Bundesumwelt- und Bauministerin B. Hendricks (SPD) will die Recyclingquoten bestimmter Stoffe, darunter Kunststoff, deutlich erhöhen.

▪ Die Verwerfungen im privatwirtschaftlich organisierten Dualen System Deutschland („Grüner Punkt“) sollen beseitigt werden (u. a. Trittbrettfahrerproblematik: Entsorgung ohne Lizenzgebühr…)

▪ Bei der Entsorgung von Hausmüll soll den Kommunen eine deutlich stärkere Stellung eingeräumt werden.

▪ Sog. „stoffgleiche Nichtverpackungen“ sollen in die Stoffkreisläufe einbezogen und entsprechend wiederverwertet werden.

Erstes Eckpunkte (Union/SPD) im Spätsommer 2015; breite Ablehnungsfront (private Entsorger, Kommunen, grün regierte/mitregierte Bundesländer)

Überarbeiteter Entwurf im Frühjahr 2016Seite 16

Page 17: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

KR-Hersteller bringen Recycling-Know How ein

▪ Herbst 2015: Erarbeitung der Sonderausgabe „Rohr-Recycling“ des Verbandsmagazins IMPULSE

▪ Versand an zuständige MdB und Ministerialbeamte

▪ Anfrage von Gesprächsterminen▪ Führen div. Gespräche mit MdB der

Koalition sowie der Opposition (Berichterstatter)

▪ Einladen von MdB an Unternehmensstandorte

Juli 2016: BM Hendricks verwirft Wertstoffgesetz, lässt „Verpackungsgesetz“ erarbeiten.

Themen und Fallbeispiele

Das Magazin IMPULSE des Kunststoffrohrverbandes zeigt, wie Recycling in dieser Industrie funktioniert.

Seite 17

Page 18: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

AgendaI. PA-EinführungII. Themen und Fallbeispiele

▪ eHealth – Digitales Gesundheitswesen▪ Kreislaufwirtschaft aus Sicht der

KunststoffrohrindustrieIII. Learnings

Seite 18

Page 19: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

PA-Fallbeispiele: LearningsLearnings

▪ Ausgangspunkt ist in der Regel ein aktuelles Gesetzgebungsvorhaben

▪ Belastbare Gesprächsbeziehungen sind das A und O: „Verschaffe dir Freunde, bevor du sie brauchst“.

▪ Große Namen öffnen Türen, sind aber nicht zwingend erfolgsversprechend.

▪ Auch ein vermeintlicher „no-name“ kann sich in kurzer Zeit Zugang verschaffen.

▪ Entscheidend sind: ▪ Relevanz des Themas für den MdB/das jew.

Ministerium▪ Konstruktives und vertrauensstiftendes Auftreten ▪ Nachweis eines Wertbeitrages für Gesellschaft, Umwelt

und Volkswirtschaft Seite 19

Page 20: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Kritische Fragen an Public AffairsLearnings

▪ Welches Maß an Einflussnahme ist legitim, wo beginnen Grauzonen?

▪ Spielt Geld eine Rolle?▪ Wo liegt die Grenze zwischen Allgemein- und Partikularinteresse?▪ Wie viel Transparenz ist möglich, wie viel Vertraulichkeit

nötig?▪ Welche Rolle spielen NGOs?▪ Welche Zusagen kann ein Politiker geben? etc. pp…

Es wird ein spannendes Modul!

Seite 20

Page 21: Public Affairs Grundlagen 2016 - Technische Universität Berlin

Kontakt:Learnings

▪ Rückfragen:Dr. Hans Bellstedt, [email protected]

Seite 21