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Pulsatilla Heft 6/2003 Zeitschrift für Botanik und Naturschutz

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Pulsatilla

Heft 6/2003

Zeitschrift für Botanik und Naturschutz

Pulsatilla

Heft 6/2003

Bundesfachausschuss BotanikZeitschrift für Botanik und Naturschutz

Impressum© 2004 NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.

Herausgeber:NABU-Bundesfachausschuss Botanik

Schriftleiter:Dr. CHRISTIAN BERG

Thomas-Mann-Straße 6aD-18055 RostockE-Mail: [email protected]

Redaktion:Dr. ANDREAS BETTINGER, SaarbrückenProf. Dr. HANS-ROLF HÖSTER, BremenDr. THOMAS HÖVELMANN, MünsterDr. SUSANNA KOSMALE, ZwickauDr. UWE WEGENER, WernigerodeDr. WERNER WESTHUS, Jena

Verlag:NABU Postanschrift: NABU, 53223 BonnTelefon: 0228.40 36-0Telefax: 0228.40 36-200E-Mail: [email protected]: www.NABU.de

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Gesamtherstellung:Satz- und Druckprojekte TEXTART Verlag, ERIK PIECK, Postfach 180113, 42626 Solingen Wolfsfeld 12, 42659 Solingen, Telefon: 0212.43343E-Mail: [email protected]

Pulsatilla erscheint in etwa jährlichen Abständen

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ISSN 1431-9535

BERND RAAB Artenhilfsprogramme in Bayern für endemische und stark bedrohte Pflanzenarten – ein Beispiel aus der Gattung Mehlbeere (Sorbus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5

SUSANNA KOSMALE Botanische Kostbarkeiten in Deutschland: Die Feuerlilie (Lilium bulbiferum L.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11

CHRISTIAN BERG Botanischer Artenschutz im Haus- und Kleingarten . . . . . . . . . . . . . . . .17

BERND RAAB 10 Jahre Entwicklung eines Versuchs zur Etablierung von Arten der Gipssteppen (Festucetalia valesiacae) in abgebauten Gipssteinbrüchen .25

Buchbesprechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16, 24

Pulsatilla, Heft 6, 2003

Inhalt

Auslieferung: März 2004

Redaktionelle Hinweise

Manuskripte für Tagungsberichte, wissenschaftliche Beiträge, Tätigkeitsberichte, Kurzmeldungen usw. sind bitte an dieRedaktion zu richten. Für die Abgabe der Manuskripte gelten folgende Hinweise: Zeilenabstand 1 1/2-zeilig, Rand vonmindestens 3 cm, Nummerierung der Seiten, Art und Gattungsnamen in kursiv, Autorennamen in KAPITÄLCHEN, Her-vorzuhebenes kann fett gedruckt werden. Beispiele für die Abfassung der Literaturzitate sind dem vorliegenden Heft zu ent-nehmen. Der Beitrag sollte sowohl als Papierausdruck, als auch als Textdatei (neue Rechtschreibung, Fließtext, ohne Silbentrennung,keine Formatierungen, ausgenommen fett, kursiv und KAPITÄLCHEN) auf Computerdiskette abgegeben werden. Abbildun-gen wie Strichzeichnungen, Karten etc. sind auf reinweißem Karton oder auf Transparentpapier auf gesondertem Bogenbeizufügen und eindeutig zu beschriften. Die Autoren verantworten den Inhalt ihrer Beiträge selbst.Honorare werden nicht gezahlt.Von jeder Arbeit werden den Autoren 30 Seperatdrucke kostenlos zugestellt. Darüber hinausgehende Heftbestellungen sindgebührenpflichtig.Ein Nachdruck – auch auszugsweise – bedarf der Zustimmung des Herausgebers.

Titelbild

Hersbrucker Mehlbeere (Sorbus pseudothuringiaca), ein Endemit der Wiesent- und Pegnitzalb (Bayern). Siehe dazu denBeitrag „Artenhilfsprogramme in Bayern für endemische und stark bedrohte Pflanzenarten – ein Beispiel aus der GattungMehlbeere (Sorbus)“ von BERND RAAB in diesem Heft.Foto: NORBERT MEYER

Das bayerische Artenhilfsprogramm

Im Dezember 2001 fand in Augsburg eineAnalyse der Artenschutzprogramme für Pflan-zen in Deutschland statt. Dabei wurden großeUnterschiede in Umsetzung, Ausstattung undEntwicklungsstand zwischen den Bundeslän-dern, aber auch innerhalb von Bezirken deut-lich. Bayern bemüht sich seit über 10 Jahrendem Rückgang vor allem innerhalb der Gefähr-dungskategorien 1 und 2 entgegenzuwirken.Die nächsten Zeilen sind im Wesentlichen eineZusammenfassung der Augsburger Programm-Vorstellung von Matthias Berg.

Von den Gefäßpflanzensippen der RotenListe Deutschland (KORNECK et al. 1996) sindoder waren 113 (ca. 12 %) in der Bundesrepu-blik auf Bayern beschränkt. Für 32 solcher Ar-ten hat Bayern eine besondere Verantwortung.Von internationaler Bedeutung ist der Schutzsolcher Pflanzensippen, die im weltweiten Be-zug auf Bayern beschränkt sind oder dort undin benachbarten Regionen ihre ausschließ-lichen Vorkommen haben. Hierbei handelt essich um Endemiten. Der Endemismus-Begriff,Wege der Bildung endemischer Taxa, die

Schwierigkeiten bei der Einstufung und Bilan-zierung sowie verschiedene Aspekte bezüglichder endemischen Gefäßpflanzensippen Bay-erns werden ausführlich bei BERG (2001) be-handelt.

Um die Vorkommen dieser endemischensowie weiterer, stark bedrohter, nicht endemi-scher Farn- und Blütenpflanzen-Sippen zu si-chern, wurde in Bayern im Jahr 1991 das „Ar-tenhilfsprogramm für endemische und starkbedrohte Pflanzenarten“ initiiert. (BERG 2001).Im Rahmen dieses Projektes werden unter derKoordination durch das Bayerische Landesamtfür Umweltschutz (LfU) gezielt Maßnahmenzum Schutz dieser naturschutzfachlich heraus-ragenden Pflanzengruppe realisiert. Eine um-fassende Darstellung des Projektes erfolgt beiBERG (2001).

Nach BERG werden im Artenhilfsprogramm(AHP) derzeit 129 Sippen, von denen 13 aufBayern beschränkt sind (Endemiten Bayerns)und 7 ein weltweit sehr kleines Areal haben, andem der Freistaat Anteil hat (SubendemitenBayerns), berücksichtigt. In Abb. 1 ist die Ver-breitung der (sub)endemischen Taxa in Bayerndargestellt.

Pulsatilla, Heft 6, 2003, Seite 5-10

BERND RAAB, Hilpoltstein

Artenhilfsprogramme in Bayern für endemische und stark bedrohte Pflanzenarten – ein Beispiel aus der Gattung Mehlbeere (Sorbus)

Umsetzung von Maßnahmen

Aufgrund der Verantwortung Bayerns zumSchutz der hier vorkommenden Endemitenund stark bedrohten Pflanzenarten beauftragtedas Bayerische Staatsministerium für Landes-entwicklung und Umweltfragen im Jahr 1991das Bayerische Landesamt für Umweltschutz,erforderliche Maßnahmen zum Schutz und zurEntwicklung von Wuchsorten (sub)endemiti-scher und seit 1993 weiterer stark bedrohterGefäßpflanzenarten in Zusammenarbeit mitden höheren und unteren Naturschutzbehör-den, der Bezirksregierungen und Kreisverwal-tungen sowie zahlreichen anderen Institutionengezielt umzusetzen (BERG 2002).

Folgende Behörden, Institutionen, Organi-sationen u. a. sollen bei der Konzeption undUmsetzung mitwirken:x Bayerisches Staatsministerium für Landes-

entwicklung und Umweltfragen: Finanzie-rung des Gesamtprojektes,

x Bayerisches Landesamt für Umweltschutz:Gesamtkoordination, fachliche Begleitung,Bündelung und Weitergabe von Informa-tionen (Informationszentrale für Natur-schutzbehörden, Verbände, Hochschulen u.a.), zum Teil Beaufsichtigung der Maßnah-mendurchführung, Dauerbeobachtung undEffizienzkontrolle, Fortführung der Wuchs-ortkartierungen u. a.,

x höhere und untere Naturschutzbehörden:Vollzug der Förderprogramme des Natur-schutzes und der Landschaftspflege, Schutz-

gebietsausweisungen, Flächenerwerb oderFlächenanpachtung, Vollzug der Natur-schutzgesetze im Rahmen der Eingriffsrege-lung u. a.,

x Bayerischer Naturschutzfonds: Kofinanzie-rung von Flächenankauf bzw. -anpachtung,Kofinanzierung von größeren Naturschutz-projekten,

x regionale Projektbetreuer/innen: in Schwer-punktgebieten, wo aufgrund besonders ho-hen Arbeitsanfalls die Realisierung der Pro-jekte vom Personal der Naturschutzverwal-tung allein nicht geleistet werden kann, wer-den zur Unterstützung u. a. freiberuflicheBiologen/-, Geoökologen/-, Landespfle-ger/innen eingesetzt,

x weitere Fachbehörden: z. B. Landwirt-schafts-, Forstwirtschafts- und Wasserwirt-schafts-verwaltung,

x Verbände und Vereine: z. B. Naturschutz-verbände, Botanische Gesellschaften u. a.bringen langjährige Gebietskenntnisse einund sind beim Flächenerwerb tätig,

x Hochschulen: diese führen z. B. popula-tionsbiologische Untersuchungen durch,

x Privatpersonen: Spezialisten mit langjähri-ger Erfahrung im Naturschutz und beson-derer Arten- und Gebietskenntnis,

x Grundstückseigentümer, Kommunen u. aZur Umsetzung der Maßnahmen werden

die Förderprogramme des Naturschutzes sowieanderer Verwaltungen (v. a. Land- und Forst-wirtschaft) eingesetzt. Wo erforderlich, werdenFlächen durch Kommunen oder Naturschutz-

6 Pulsatilla, Heft 6, 2003

Anzahl kartierter

Sippen

Anzahl kartierter Vorkommen

Anzahl der Landkreise + kreisfreien Städte, in deren Gebiet sich kartierte

Vorkommen befinden(sub)endemische Sippen

20 99 Vorkommen ohne Sorbus-Arten

+ 95 Sorbus-Vorkommen

25 + 1

stark bedrohte, nicht endemische Sippen

141 813 57 + 4

Gesamt 161 1007 61 + 5

Tab 1: Umfang der Wuchsortkartierungen (1989-2001) aus BERG (2002).

BERND RAAB: Artenhilfsprogramme in Bayern für endemische und stark bedrohte Pflanzenarten 7

verbände erworben oder angepachtet sowieSchutzgebiete ausgewiesen. Begleitend wird einMonitoring durchgeführt.

Probleme bei der Umsetzung ergeben sichlaut BERG (2002) vor allem wegen des Mangelsan Personal in der Naturschutzverwaltung undan Projektbetreuern, zudem aufgrund von Ab-lehnung oder zu geringer Unterstützung durchweitere Fachbehörden (z. B. Land- oder Forst-wirtschaft) und der Landnutzer.

Bisher wurden unter Beteiligung des Bayeri-schen Landesamtes für Umweltschutz für 129Pflanzensippen – davon 20 (sub)endemische –Maßnahmen eingeleitet. Für ca. 440 Vorkom-men (Stand: Ende 2000) wurde die Realisierungvon Schutz- und Pflegemaßnahmen begonnen.Umsetzungsmaßnahmen sind bisher in 53Landkreisen und 5 kreisfreien Städten eingelei-tet (Tab. 2). Der Realisierungsfortschritt ist jenach Wuchsort sehr unterschiedlich.

Die endemischen Mehlbeeren im nördlichenFrankenjura

Die endemitenreiche Gattung Sorbus(Mehlbeere) ist derzeit mit 3 Arten im AHP be-rücksichtigt (Sorbus frankonica, S. pseudothu-ringiaca und die in Mainfranken vorkommendeSorbus badensis). Im Nördlichen Frankenjurakommen bis dato laut N. MEYER folgende 16 (!)Arten vor:

Sorbus torminalisSorbus ariaSorbus pannonicaSorbus pseudothuringiaca

Sorbus gauckleri*Sorbus harziana*Sorbus hohenesteri*Sorbus schwarziana*Sorbus pulchra*Sorbus intermediaSorbus franconicaSorbus adeana*Sorbus cordigastensis*Sorbus schnizleiniana*Sorbus aucupariaSorbus domesticaDie mit * markierten Namen sind derzeit al-

le noch „nom. ined.“, das heißt die Namen sindimmer noch nicht gültig veröffentlicht, imstreng wissenschaftlichen Sinne also inexistent.

Das Projektgebiet

Im Naturpark (Fränkische Schweiz – Vel-densteiner Forst) finden seit einigen JahrenFelsfreistellungen – also das Beseitigen von Ge-hölzaufwuchs um und an den Felsen – statt.Diese sollen das (ursprüngliche) Landschafts-bild der Region, wie es zumindest die Romanti-ker um Rosenmüller und Goldfuß im 18. Jahr-hundert vorfanden, wieder herstellen. FreieFelsmassive mit Burgruinen, offene Wacholder-heiden über dem üppigen Grün der Talwiesen,klappernde Mühlen an den klaren Bächen - dasist das Bild, welches das Klischee der Fränki-schen Schweiz prägt und das von Tourismus-prospekten leuchtet. Ein erheblicher Nutzungs-und Strukturwandel haben dazu geführt, dasssich der Wald in verhältnismäßig kurzer Zeit

Anzahl

Sippen, an deren Wuchsorten

Maßnahmen eingeleitet wurden

129 (20 (sub)endemische + 109 nicht

endemische, stark bedrohte Sippen)

einbezogene Vorkommen (Aufwand und

Realisierungsfortschritt je Wuchsort sehr

unterschiedlich)

ca. 440

berücksichtigte Landkreise + kreisfreie Städte 53 + 5

Tab. 2: Umsetzung der Wuchsortkartierungen (1991-2000).

8 Pulsatilla, Heft 6, 2003

wieder der Felsen bemächtigte und damit eineerhebliche Veränderung im Erscheinungsbilddes Gebietes bewirkte. Dies wurde als Bedro-hung der touristischen Kapazität empfunden.Erste Felsfreistellungen in den frühen 80-er Jah-ren des 20. Jahrhunderts dienten denn auch nurdem Zweck Burgruinen wieder besser sichtbarzu machen (z. B. Hollenberg, Wildenfels). Erstetliche Jahre später, in den 90-er Jahren, wurdezunehmend der Artenschutz als Ziel von Fels-freistellungen genannt. Licht- und wärmelie-bende Pflanzen und Tiere der Felsen galtenwegen einer stärkeren Beschattung ihrer Wuch-sorte und Lebensstätten und der damit einher-gehenden weiteren Lebensraumveränderung,etwa durch Auteutrophierung, als akut gefähr-det. Auch in den diversen Bänden des Arten-und Biotopschutzprogrammes Bayern (ABSP)wurden stets Freistellungsmaßnahmen emp-fohlen.

Von ganz besonderer Bedeutung sind einigewenige Arten, die als Endemiten weltweit nurein kleines Gebiet besiedeln - und diese hierinnerhalb der Fränkischen Schweiz. Dazu gehö-ren die „Fränkische Mehlbeere“ (Sorbus franco-nica) und die „Hersbrucker Mehlbeere“ (Sorbuspseudothuringiaca), kleinwüchsige Baumarten,die in ihrem Vorkommen auf besonnte Felsenund sonnige Waldränder angewiesen sind; des-gleichen z. B. die Kordigast-Mehlbeere (Sorbuscordigastensis), bekannt nur vom einem Bergrü-cken namens Kordigast bei Waismain, Lkrs.Lichtenfels. Ebenso standen endemischen Ha-bichtskräuter wie das Fränkische Habichtskraut(Hieracium franconicum) im Mittelpunkt derBemühungen.

Bei den Tieren sind diverse Mollusken hiervon Interesse. Der Artenschutz erwies sich da-her als starker Partner in der Verfolgung desprimären touristischen Zieles der Sichtbarma-chung von Felsen und Felskomplexen. Der Be-darf an Freistellungsmaßnahmen stieg kontinu-ierlich und hat bis heute einen Umfang von ca.1,2 Mio. pro Jahr erreicht. So wurde 1996 einKonzept zur Felsfreistellung bzw. deren Rege-lung durch den Naturpark erstellt. Cirka 200Einzelmaßnahmen wurden umgesetzt.

Diese Freistellungsmaßnahmen waren aberauch in vegetationskundlichen Kreisen nicht

unumstritten. Undifferenzierte Behandlungführte immer wieder zu Eingriffen in Bestände,die aus ihrer Sicht von erheblichem Wert wa-ren. Dieser Wert wurde mit folgenden Argu-menten begründet:x es gibt nicht nur gefährdete Arten, sondern

auch gefährdete Gesellschaften der RotenListe

x im Felsumfeld hat sich sukzessiv eine natur-nahe Pflanzendecke entwickelt, die in Ein-zelbeständen der potentiell natürlichen Ve-getation (PNV) entspricht

x Von einzelnen Pflanzengesellschaften ist an-zunehmen, dass ihre Verbreitung im nörd-lichen Frankenjura ähnlich gering, bzw. be-schränkt ist, wie das der Arten. Dies betriffthauptsächlich die Steppenheide im Sinnevon MÜLLER 1962, also den Verband Gera-nion sanguinei mit dessen Zentralassozia-tion Geranio-Peucedanetum cervariae

x Es gibt sehr naturnahe Zonierungen von As-soziationen, in die bei der Freistellung er-heblich eingegriffen würde. Dies betrifft v. a.den Traufwald

x Naturnähe und/oder naturnahe Zonationsei als Schutzargument zu wenig berück-sichtigt worden

Der LBV hat im Jahr 2000 daher eine Unter-suchung durchgeführt mit dem Ziel, diese ge-nannten Problemfelder – also naturnahe bisnach heutigem Kenntnisstand natürliche Zona-tionskomplexe – zu ermitteln und zwar mitdem Schwerpunkt auf dem Bereich der Step-penheide (RAAB & TÜRK 2000).

Dazu sollten Hinweise für eine etwas diffe-renziertere Betrachtung der Felsfreistellungauch unter vegetationskundlichen Kriterienentwickelt werden, um diese den Umsetzungs-behörden in die Hand zu geben. Dieses Projektsoll hier jedoch nur insoweit Erwähnung fin-den, als es teilweise in engem Zusammenhangmit den Erhaltungsmaßnahmen für die Mehl-beer-Arten stand. So finden sich wesentlicheBestände etwa von Sorbus frankonica oder Sor-bus hohenesteri, Sorbus gauckleri, Sorbus panno-nica, etc. im Steppenheide/Traufwaldkomplex,wobei zu erwähnen ist, dass die Vorkommendieser Arten kartiert und vor dem Abholzenmarkiert und gezielt geschont wurden.

BERND RAAB: Artenhilfsprogramme in Bayern für endemische und stark bedrohte Pflanzenarten 9

Die Steppenheide – ein Vorkommensschwer-punkt der endemischen Sorbus-Arten

Konrad Gauckler hat sich 1938 in einergrundlegenden Arbeit (GAUKLER 1938) mit derSteppenheide und dem Steppenheidewald derFränkischen Alb befasst. Seine z.T. begeistertenBeschreibungen sind noch immer gültig. Diesenachstehend zitierten Aussagen treffen nachwie vor auf das Bearbeitungsgebiet zu:

„Nun gibt es im Bereich der FränkischenAlb Stellen, an denen aus natürlichen Ursachender Wald von jeher zurücktritt und wo zugleichdie Kultivierungstätigkeit sich nicht oder nochnicht auswirkt. Es ist dies vor allem auf den be-sonnten Häuptern und an den sonnseitigenFlanken freivorspringender Kalk- und Dolo-mitfelsen, wie auch an steilen, sommerlichen,flachgründigen Hängen der Täler und derStirnseiten der Frankenalb der Fall ... Hier isteine Vergesellschaftung von bestimmten Pflan-zen zu Hause, die wir nach dem Vorgang vonRobert Gradmann (1900 1931, 1933, 1936) alsSteppenheide bezeichnen. Ein Rest ursprüng-lichen Pflanzenwuchses, ein Stück unverfälsch-ter Natur. ... Physiognomisch besteht die Step-penheide aus einem Gemisch von der Trocken-heit angepassten (xerophytischen), lichtlieben-den Gräsern, Kräutern, Halbsträuchern mit de-nen auch einige niedrige Sträucher und selte-ner vereinzelte, kümmernde Baumgestaltenauftreten können. ..... An anderen Stellen scha-ren sich die ab und zu bereits in der Steppen-heide vereinzelt auftretenden Sträucher undBäume zusammen zu einem lichten Bestandmit charakteristischer, gras- und krautreicherFeldschicht. Dies ist der Steppenheidewald, eineigenartiger Waldtyp von ebenfalls oft nochrecht urwüchsigem Gepräge .... Gewöhnlichvermittelt Steppenheidewald den Übergangvon der Steppenheide zum geschlossenenschattigen Buchen- oder Nadelwald. Die be-sonderen Standortbedingungen, welche dieechte Steppenheide und der Steppenheidewaldzu ihrem dauernden Gedeihen benötigen, sindselten auf größeren Strecken hin gegeben. Sokommt es, dass die Flächen, die die genanntenPflanzengesellschaften bedecken, meist nurvon bescheidenem Ausmaß sind. Sie schwan-ken von einigen Quadratmetern bis zu einem

seltener mehreren Hektaren.(GAUCKLER 1938.S.9)

und „Wie schon der von R. Gradmann ge-prägte Name ausdrückt, hat der Steppenheide-wald Beziehung zur Steppenheide, sowohlräumlich als Übergang von dieser zum ge-schlossenen Wald, als auch floristisch-soziolo-gisch und ökologisch. Er ist ein lichter, trocknerWald mit einem strauch-, kraut- und grasrei-chen Unterwuchs aus vielen charakteristischenArten. Die besonderen Bedingungen, die derSteppenheidewald zu seinem Gedeihen benö-tigt, bringen es mit sich, dass im Untersu-chungsgebiet die von ihm bedeckten Flächenmeist nur geringe Ausdehnung haben. Oft sindes nur kleine Bestände und Horste oder schma-le Streifen zwischen Steppenheide und Hoch-wald. Infolge der für Forst- und Feldkultur un-günstigen Beschaffenheit seiner Standorte istauch der Steppenheidewald oft noch in einemrecht natürlichen, wenig angetasteten Zustandgeblieben. Hier bietet sich die Gelegenheit,meist recht urwüchsige Waldgesellschaften stu-dieren zu können. Nach der verschiedenenAusbildung der Baumschicht trifft man in derFränkischen Alb zwei Haupttypen, einen Step-penheide-Eichenwald und einen Steppenheide-Föhrenwald. Daneben auch Mischtypen undÜbergänge zum Rotbuchen- und Hainbuchen-wald.(GAUCKLER 1938. S.22)

Die Erhaltungsmaßnahmen

Neben dem Naturpark FränkischeSchweiz/Veldensteiner Forst hat sich eine Orga-nisation um den Erhalt der Mehlbeeren be-müht, die auf den ersten Blick nicht mit Natur-und Artenschutz in Verbindung gebracht wird:die evangelische Kirche. Diese bemüht sich seit1998 um die endemischen Sorbus-Arten. Eswird versucht, durch die Auflichtung ausge-wählter Waldbereiche wieder gute Wuchsbe-dingungen und vor allem auch Keimbedingun-gen zu schaffen. Durch gezielte Pflegemaßnah-men (Freischneiden) sollen einzelne, kräftigeund fruchtende Exemplare gefördert werden.Damals pachtete der Verein „Schöpfung be-wahren konkret“ in der Gemeinde Affalterthal,Lkrs. Forchheim ein Grundstück, um den Be-stand der Mehlbeeren durch geeignete Pflege-

10 Pulsatilla, Heft 6, 2003

maßnahmen zu schützen. 1999 erhielt er dafürden Umweltpreis des Landkreises Forchheim.In den Jahren 1999 und 2000 folgten weiterePflegeeinsätze. Inzwischen hat sich eine Träger-gemeinschaft aus dem Verein „Schöpfung be-wahren konkret“ und den beteiligten Landkrei-sen, Naturschutzbehörden und Forstämtern ge-bildet. Ein eigenes Artenschutzprojekt wurde indie Wege geleitet, dessen Kosten der bayerischeNaturschutzfonds zu 85 % fördert. Gemeinsamwollen sie den einzigartigen Mehlbeeren derNördlichen Frankenalb eine gute Zukunft si-chern und damit diese einmalige Schöpfung derNatur für die Nachwelt erhalten.

Das Projekt ist etwas Besonderes, weil erst-mals die Evangelische Kirche als Träger für eingroßes Artenschutzprojekt auftritt. Die Umset-zung erfolgt konsequent von „unten nachoben“. Jeder der Interesse hat kann mitmachen.In Form von offenen Arbeitskreisen setzen sichalle Projektbeteiligten „an den runden Tisch“.So kommt es zu einer gemeinsamen Aktion fürden Erhalt der bedrohten Mehlbeeren und denAufbau eines Biotopverbundes. Kirchenge-meinden, Grundeigentümer, Vereine und Be-hörden ziehen hier gemeinsam an einem Strangund schaffen so die Grundlage für erfolgreichenNaturschutz.

Bis heute wurden Freistellungs-Maßnah-men an vielen Wuchsorten durchgeführt, dasProjekt wegen seiner bisherigen Erfolge verlän-gert. Die lokale Bevölkerung identifiziert sich inerheblichem Maße mit „ihren“ Mehlbeeren.Man wünschte, das gelänge auch für andere Ar-ten in gleichem Umfang.

Literaturverzeichnis

Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung undUmweltfragen (Hrsg.) (2001): Ein jeder Baum nachseiner Art. Projektfaltblatt.

BERG, M. (2001): Das Artenhilfsprogramm für endemischeund stark bedrohte Pflanzenarten Bayerns. Schrif-tenreihe Bayer. Landesamt f. Umweltschutz 156(Beiträge zum Artenschutz 23): 19-88

BERG, M. (2002): Das Artenhilfsprogramm für endemischeund stark bedrohte Pflanzenarten Bayerns. Schrif-tenreihe für Vegetationskunde H.36 23-30

GAUCKLER, K. (1938): Steppenheide und Steppenheidewaldder fränkischen Alb in pflanzensoziologischer, öko-logischer und geographischer Betrachtung. - Ber.Bay. Bot. Ges. 23. 3- 314. München

HEGI, G. (1994): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. BandIV Teil 2B. S 328-385

RAAB, B., TÜRK, W. (2000): Die Steppenheide im Bereich desWiesent-Tales und seiner Nebentäler – eine vegeta-tionskundliche Betrachtung im Rahmen der Fels-freistellungsproblematik im Naturpark FränkischeSchweiz/Veldensteiner Forst. Unveröff. Abschluss-bericht.

Anschrift des Verfassers:Dipl-Ing. BERND RAAB, Landesbund für Vogelschutz, AK BotanikEisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein

Einleitung

Mit der Vorstellung der Feuerlilie wird dieReihe der stark gefährdeten Pflanzen fortge-setzt, diesmal aus der Sicht Sachsens. Die Art, inder Bundesartenschutzverordnung in die Kate-gorie 3 eingestuft, nimmt eine Sonderstellunginnerhalb der bedrohten Pflanzen ein. Deshalbmuss nicht nur die Verbreitung, sondern auchdie historische Entwicklung an den Fundortenbetrachtet werden.

Rückgänge oder Zunahmen von Pflanzen-beständen werden allgemein gesehen von ganzunterschiedlichen Faktoren ausgelöst. Oft ge-nügen geringfügige Schwankungen des Darge-bots eines Hauptnährstoffs oder Spurenele-ments, der Belichtung oder Feuchtigkeit, und eswerden Grenzwerte der Existenzbedingungeneiner Art über- oder unterschritten. Meist ist esaber die Kombination der Veränderung mehre-rer Außenbedingungen, die einen Wandel derPflanzenverbreitung bewirken. Bei der Inten-sität der gegenwärtigen aktiven und passivenEinwirkungen auf die Umwelt ist dies meist einirreversibler Vorgang. Das trifft besonders zu,wenn es sich um Pflanzen mit einer geringenToleranzbreite gegenüber einem oder mehrerenAußenfaktoren handelt. Bei Spezies mit großenund dekorativen Blüten besteht eine weitereGefahr des totalen Rückgangs: die Begehrlich-

keit der Vorübergehenden. Es erfolgen Umset-zungen in Gärten und Sträuße werden ge-pflückt. Unkenntnis, Egoismus und mangeln-des Umweltbewusstsein führten teilweise zumVerschwinden ehemals größerer Bestände at-traktiver Pflanzen. Die Feuerlilie (Lilium bulbi-ferum) ist in dieser Hinsicht mit am meisten ge-fährdet. Blühende Exemplare sind schon ausgrößerer Entfernung nicht zu übersehen undstellen für Passanten eine erhebliche Versu-chung dar. Und dies nicht erst in der Gegen-wart. Schon 1596 wurden Feuerlilien als Gar-tenpflanzen nachgewiesen (GRUNERT 1978). DieUmsetzungen erfolgten damals sicher noch ausrelativ unbeeinflusstem Gelände. Doch trotz al-ler Veränderungen seither hat die Art bis heutein unserer Kulturlandschaft überlebt, allerdingsmeist an Sonderstandorten.

Die Verbreitung und Ökologie der Feuerlilie

Das Verbreitungsgebiet umfasst die Ge-birgsregionen Mittel- und Südeuropas. In wär-meren und trockeneren Räumen Spaniens, Ita-liens und dem Balkan zieht sich Lilium bulbife-rum in höhere Bergregionen zurück. Dort kön-nen sich Vorkommen noch in 1600 m Höhebefinden (GARCKE 1972). In den deutschenMittelgebirgen dürfte die Art die Nordgrenzeihrer natürlichen Verbreitung erreicht haben.

Pulsatilla, Heft 6, 2003, Seite 11-15

SUSANNA KOSMALE, Zwickau

Botanische Kostbarkeiten in Deutschland: Die Feuerlilie (Lilium bulbiferum L.)

12 Pulsatilla, Heft 6, 2003

Existierende oder ehemalige Vorkommen inNorddeutschland wurden bereits in der erstenHälfte des 20. Jahrhunderts als “.... zuweilenverwildert und stellenweise eingebürgert“ be-zeichnet (WÜNSCHE-ABROMEIT 1924)

Bevorzugt wird durchlässiger, leicht basi-scher Boden mit gutem Humus-, Stickstoff-und Feuchtigkeitsdargebot, doch auch steinigerUntergrund in schwach sauerem Milieu undsogar zeitweilige Staunässe im Auelehm wirdertragen. Die Belichtungsverhältnisse könnenebenfalls sehr unterschiedlich sein. Es gedeihendie kräftigsten und größten Exemplare imHalbschatten, meist an Gehölzrändern. Ein auf-gelockerter, lichter Gebirgswald dürfte der na-türliche Standort gewesen sein, mit Vorkom-men auch über die Baumgrenze hinaus. Pflan-zen, die im vollen Sonnenlicht stehen, sind zwaroft kleiner und intensiver gefärbt, haben aberkaum weniger Einzelblüten. Deren Anzahl re-duziert sich bei starker Beschattung.

Bei einer derartigen Anpassungsfähigkeit angegebene Verhältnisse können unterschiedlicheStandorte besiedelt werden. In verschiedenenFloren werden daher folgende Möglichkeitengenannt: Wälder, Bergwiesen, Alpentäler, Rai-ne, Halden, Gebüsche, Äcker, Felder, Wiesenund Wegränder. Die aktuellen Vorkommen derFeuerlilie liegen also zum großen Teil in an-thropogen stark beeinflussten oder sekundärentstandenen Pflanzengesellschaften.

Charakteristik

Ältere Bestimmungsbücher beschreiben dieArt Lilium bulbiferum folgendermaßen: Pflanze50 – 100 cm (auch 40 – 80 cm) hoch, 1 – 5 oran-ge- bis feuerrote Blüten mit dunklen Flecken,doldig angeordnet und aufrecht stehend. In denAchseln der linealischen Blätter befinden sichmeist dunkelbraune Brutzwiebeln, die derPflanzen zur vegetativen Vermehrung dienen.

In der Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgteeine Aufgliederung in zwei Unterarten, derenUnterschiede in den meisten Florenwerken fol-gendermaßen charakterisiert werden:1 Blüten gewöhnlich alle zwittrig. Obere Blät-

ter fast immer mit Brutzwiebeln. Blattober-seite glänzend. Blütenhüllblätter hell rot-gelb, am Grunde und an der Spitze dunkler.

Kapsel stumpfkantig. ...................Liliumbulbiferum L. ssp. bulbiferum

1* Außer zwittrigen auch männliche Blütenauf derselben oder auf besonderen Pflanzen,diese meist kleiner (nur bis 30 cm) als diePflanzen mit zwittrigen Blüten. Blätter sel-ten mit Brutzwiebeln, schmaler, oberseitsnur matt glänzend. Blütenhüllblätter mitAusnahme des helleren Mittelteiles dunkel-orange, mit großen, schwärzlichen Flecken.Kapsel scharfkantig ......................Liliumbulbiferum ssp. croceum (Chaix) Arcang.Doch so eindeutig wie in der Beschreibung

sind die Merkmale in der Praxis nicht zu erken-nen. Abhängig von der Lichtintensität kann dieBlütenfarbe variieren. Neben bulbillentragen-den Exemplaren stehen manchmal auch solcheohne Brutzwiebeln. Und diese sind zunächstsehr hell, ehe sie ausreifen. Außerdem stehenFrüchte nur selten zur Verfügung. Ein direkterVergleich der beiden Unterarten wäre nur imKulturversuch möglich.

Die Variabilität der Feuerlilie könnte einer-seits durch die Fähigkeit bedingt sein, relativunterschiedliche Standorte zu besiedeln. Ande-rerseits ist es auch möglich, dass in den mehr als400 Jahren, die die Art in Gärten kultiviert wur-de, genetische Veränderungen stattgefundenhaben. Da wären Wechselbeziehungen mit denWildpflanzen anzunehmen. Diese Möglichkeitbesteht, da es in Gebieten mit aktuellen Fund-orten auch häufig Pflanzungen in Gärten gibt.Eine Hybridisierung mit Züchtungen, die seitMitte des 19. Jahrhunderts existieren, ist jedochnicht zu beobachten.

Vorkommen in Sachsen

Am Beispiel der Vorkommen der Art inSachsen sei auf die Problematik der Entstehungmöglicher Fundorte, der Erhaltung und desSchutzes der besiedelten Stellen hingewiesen. Eshandelt sich hier ausschließlich um Lilium bul-biferum ssp. bulbiferum. In der letzten Kartie-rungsperiode, die von 1990 bis 2000 auf der Ba-sis von sechzehntel Messtischblattquadranten(ca. 2,5 x 2,5 km) durchgeführt wurde, existier-ten in vierzehn dieser Teilgebiete aktuelle Fun-de (HARDTKE & IHL 2000). Sie liegen meist imOst- und Westerzgebirge in Höhenlagen über

SUSANNA KOSMALE: Botanische Kostbarkeiten in Deutschland: Die Feuerlilie (Lilium bulbiferum L.) 13

Feuerlilie (Lilium bulbiferum) Foto: DIETHER KOSMALE

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500 m. Die meisten sind schon seit circa 140Jahren bekannt. Bei vier weiteren Vorkommenim Norden des Landes, weit von einander ent-fernt, dürfte es sich um Verwilderungen han-deln. Nicht bestätigt würden ehemalige Beob-achtungen in acht Kartierungseinheiten, die vor1949 existierten, und weitere sechs aus demZeitraum bis 1989. Außerdem gibt es Nach-weise über ein zeitweiliges Existieren von Feu-erlilien in drei weiteren Sechzehntelquadran-ten.

Bei den letztgenannten Fundorten dürfte essich kaum um eine Verfrachtung der Bulbillendurch Fließgewässer handeln. Extremes Hoch-wasser führt zum Ausschwemmen der Zwie-beln, die in größerer Entfernung wieder angela-gert werden können. Dies geschah nach derJahrhundertflut 1954 an der Zwickauer Mulde.Dort blühten in einem flussbegleitenden Erlen-wald zwischen der Zittergras-Segge (Carex bri-zoides), Rauhaarigem Kälberkropf (Chaero-phyllum hirsutum) und der ebenfalls aus demGebirge angelandeten Meisterwurz (Peuceda-num osruthium) in etwa 325 m Höhe mehrereJahre lang einige Feuerlilien prächtig, ehe sieausgegraben wurden. Eine Ausbreitung durchSamen über größere Entfernung oder aus Gär-ten ist nicht zu beobachten.

Die Einschätzung der „natürlichen“ Fund-orte des Gebietes ist nur aus Sicht der geschicht-lichen Entwicklung möglich. Das Erzgebirgewar Jahrhunderte lang das am dichtesten besie-delte Mittelgebirge der Welt. Es gibt außer denwenigen Kammhochmooren nur an den Steil-hängen der Flüsse Reste ehemaliger Vegetation,die bis zum 15. Jahrhundert noch kaum beein-flusst war. Der intensive Bergbau, der einenschnellen Zuzug vieler Arbeitskräfte erforderte,die totale Abholzung der ursprünglichen harzy-nischen Bergmischwälder für die Köhlerei undVerhüttung führten im Mittelalter zu einer tief-greifenden Veränderung der Umweltverhält-nisse. Es entstand Offenland bei den Siedlungenund Schächten. Die Wirtschaftsflächen naheder schnell wachsenden Orte wurden baldübernutzt, und eine geordnete Wiederauffor-stung erfolgte erst nach 100 bis 200 Jahren, stel-lenweise noch später, z. B. am Fichtelberg beiOberwiesenthal. In der Zwischenzeit gab es fürlichtliebende Pflanzen der ehemaligen Wälder

enorme Ausbreitungsmöglichkeiten. Besondersden Zinn- und Silberbergbau betrieb man zu-erst über Tage oder in geringer Tiefe. Lohntedie Arbeit nicht mehr, fielen Grubenfeld undAbraumflächen brach und wurden der Sukzes-sion überlassen. Diese dürfte eine große Chancefür viele Vertreter der Hochstaudenfluren undauch für die Feuerlilie gewesen sein. Möglicher-weise hatte die Art in jener Zeit das Optimumihrer Ausbreitung im Territorium erreicht.

Wer die heutigen Vorkommen im Westerz-gebirge sieht, kann nicht mehr erkennen, dasssie auf im 16. und 17. Jahrhundert total nachErzen durchwühltem Boden und auf Halden-material wachsen. Die jetzigen Bergwiesen,Hochstaudenfluren und Gehölzgruppen bietenjedoch auch noch anderen attraktiven Artengute Existenzmöglichkeiten: PlatanenblättrigerHahnenfuß (Ranunculus platanifolius), Akelei-blättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegifo-lium), Ausdauernder Tarant (Swertia perennis),Stengelumfassender Knotenfuß (Streptopus am-plexifolius), Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpi-na) und Alant-Distel (Cirsium helenioides).

Die Mehrzahl der Fundorte befindet sich imOsterzgebirge. Dort bietet nicht nur die Berg-baufolgelandschaft heute noch Wachstumsbe-dingungen, sondern auch einige Relikte der his-torischen Landwirtschaft. Der steinige Bodenund die Hanglagen waren für Ackerbau eigent-lich nicht geeignet. Doch die ungünstigen Be-dingungen, mit Fuhrwerken aus dem FlachlandLebensmittel zu den vielen Bergleuten zu brin-gen, zwangen zum Anlegen von Feldern. Dienach dem Pflügen aufgesammelten Steine wur-den am Feldrand abgelegt. Es entstanden dieheute noch in manchen Dörfern das Land-schaftsbild prägenden Lesesteinriegel, auchSteinrücken genannt. Diese anfänglich mitSträuchern bewachsenen und später als Nieder-wald bewirtschafteten Sonderstandorte bietennoch heute den Feuerlilien und manchen ande-ren gefährdeten Pflanzen und Tieren Lebens-raum. Hier sind sie noch am wenigsten gefähr-det. Dennoch musste Lilium bulbiferum in derRoten Liste Sachsens in die Kategorie 1 – vomAussterben bedroht – eingestuft werden. Denndie meisten Exemplare wachsen in beliebten Er-holungsgebieten, die von Urlaubern und Tages-touristen stark frequentiert werden. Deshalb

SUSANNA KOSMALE: Botanische Kostbarkeiten in Deutschland: Die Feuerlilie (Lilium bulbiferum L.) 15

hatten die Mitglieder des Landesvereins Sächsi-scher Heimatschutz schon sehr zeitig erkannt,dass für Gebiete mit gefährdeter Flora „Natur-schutzbezirke“ eingerichtet werden sollten. Ei-ne entsprechende Eingabe an das KöniglicheMinisterium des Inneren erfolgte bereits 1911,und 1912 wurden schon Schutzbestimmungenfür sieben Landschaftsbereiche in Sachsen erlas-sen, darunter waren auch die mit den wichtig-sten Vorkommen der Feuerlilien. Bedenkt man,dass erst 1935 das erste Naturschutzgesetz fürganz Deutschland wirksam wurde, war das einebesondere Leistung (HARDTKE & WEBER 1998).Zu dieser Zeit hatte der Landesverein die ent-sprechenden Flächen aber bereits gekauft undsorgte für die richtige Pflege. Dadurch war derArtenschutz gewährleistet.

Nach dem zweiten Weltkrieg kam es zurEnteignung des Besitzes aller Vereine. Doch derNaturschutzstatus für die Gebiete blieb erhal-ten, damit auch die wichtigen Fundorte. Seit-dem kümmern sich ehrenamtliche Natur-schutzhelfer verantwortungsbewusst um dieFlächen. Da diese vor der Gründung der DDR1949 enteignet worden waren, erfolgte nach derWende keine Rückübertragung. Mittlerweilesind die wichtigsten Areale erneut vom Landes-

verein gekauft worden, und Pflegeverbändeübernehmen notwendige Arbeiten wie Entbu-schung und späte Mahd. Selbstverständlichsind die Schutzgebiete gekennzeichnet. AufHinweistafeln wird auf die Bedeutung der Flä-chen aufmerksam gemacht ohne die gefährde-ten Arten zu nennen. So gedeihen die Feuerli-lien noch heute selbst an einer Stelle, wo dieBlüten von einem sehr beliebten Wanderwegaus nicht übersehen werden können. Und es istzu hoffen, dass sich auch noch folgende Gene-rationen darüber freuen können.

Literatur

GARCKE, C. (1972), Illustrierte Flora, Deutschland und an-grenzende Gebiete. – 1607 S., 23. Aufl., Verlag PaulParey, Berlin und Hamburg.

GRUNERT, C. (1978): Das große Blumenzwiebelbuch. – VEBDeutscher Landwirtschaftsverlag. Berlin.

HARDTKE, H.-J., IHL, A. (2000): Atlas der Farn- und Samen-pflanzen Sachsens. – Sächsisches Landesamt fürUmwelt und Geologie. Dresden.

HARDTKE, H.-J., WEBER, R. (1998): Das Wirken des Landes-vereins Sächsischer Heimatschutz für den Natur-schutz in Vergangenheit und Gegenwart. – Mittei-lungen des Landesvereins Sächsischer Heimat-schutz H.2/1998.

WÜNSCHE, O., ABROMEIT, J. (1924): Die Pflanzen Deutsch-lands. – Teubner-Verlag, Leipzig, Berlin.

Anschrift der Verfasserin:Dr. SUSANNA KOSMALE, Clara-Zetkin-Straße 21, 08058 Zwickau

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Jürgen Dengler (2003): Entwicklung undBewertung neuer Ansätze in der Pflanzensozio-logie unter besonderer Berücksichtigung derVegetationsklassifikation. – Archiv naturwis-senschaftlicher Dissertationen, Band 14, Mar-tina Galunder-Verlag, Nümbrecht, 297 Seiten.Format B 4, broschürt, mit 33 s/w-Abbildun-gen und 31 Tabellen., 39 Euro, ISBN 3-89909-018-7.

In den letzten Jahren hatte man den Ein-druck, die „klassische“ Pflanzensoziologie istzwar als gutes methodisches Werkzeug in derPraxis der Umweltuntersuchung fest etabliertund anerkannt, aber für die wissenschaftlicheForschung weitestgehend uninteressant gewor-den. Ihr fehlte das „Flair des Innovativen“, umsie für Fördereinrichtungen interessant zu ma-chen. Auch wurden methodische Mängel zwarimmer wieder gerne beklagt, Lösungen jedochnur selten vorgeschlagen.

Als deskriptive Wissenschaft können Er-kenntnisse der Pflanzensoziologie stets nur sogut sein wie das ihr zu Grunde liegende Daten-material. Und als Wissenschaft mit statisti-schem Ansatz müssten die Ergebnisse immerbesser werden, je größer der Umfang der ver-fügbaren Daten ist. Insofern steht die Pflanzen-soziologie heute vor der Herausforderung, dasssie wegen ihrer unumstrittenen methodischenEignung bei der Erfassung der Vegetation nun-mehr auf ein riesigen Datenfundus zurückgrei-fen kann, auf dessen überregionale Verarbei-tung mit dem Ziel einer objektiven Vegeta-tionsklassifikation sie aber schlecht vorbereitetist.

Jürgen Dengler legt in seiner nun als Buchvorliegenden Dissertation eine Standortbestim-mung der pflanzensoziologischen Methodik

vor. Er analysiert die verschiedenen vegeta-tionskundlichen „Schulen“ und nähert sich derThematik über die konsequente Hinterfragungaller wichtigen Fachtermini. Über die Frage,was Pflanzengesellschaften eigentlich sind, dieFrage nach Stetigkeiten, Charakter- und Diffe-renzialarten, Art-Areal-Beziehungen, Treueund vielen anderen nähert er sich seinemHauptthema: wie kommt man zu einer mög-lichst objektiven Vegetationsklassifikation?

Für alle auftretenden Fragen legt der Autorausführlich erörterte Begriffsdefinitionen undVerbesserungsvorschläge vor, stets bedacht,Widersprüche in der Gesamtmethodik aufzu-decken und zu beseitigen.

Denglers Anforderungen an pflanzensozio-logische Arbeit von der Vegetationsaufnahmeüber die Tabellenarbeit bis hin zur Benennungder Syntaxa und Präsentation der Ergebnissesind hoch. Viele Dinge sind nicht neu, harrenaber, wie beispielsweise das „Zentralsyntaxon“oder der „Code der pflanzensoziologischen No-menklatur“, ihrer konsequenten und defini-tionsgemäßen Anwendung. Der Autor hat abervieles methodisch weiterentwickelt. Über guteHandlungsanweisungen macht er Themen an-wendungsbereit, die bisher nur Spezialarbeits-gruppen vorbehalten waren, beispielsweise dieErstellung synchorologischer Karten. Denn beialler Schärfe der Analyse, die auch mit mathe-matischen Beweisführungen nicht spart, bei al-lem „Hochschrauben“ der methodischen Stan-dards, ist das Buch auch immer eine gut lesbareHandlungsempfehlung. Es hilft insofern auchdem anwendungsorientierten Pflanzensoziolo-gen bei Fragen weiter, die er sich immer schonmal gestellt hat, auf die er bisher aber keineAntwort gefunden hat.

CHRISTIAN BERG (Rostock)

Buchbesprechung

Pulsatilla, Heft 6, 2003, Seite 17-23

CHRISTIAN BERG, Rostock

Botanischer Artenschutz im Haus- und Kleingarten

1. Einleitung

Über die Bedeutung von Erhaltungskultu-ren bedrohter Arten ist bereits im internationa-len Maßstab berichtet worden (BUNDESAMT FÜR

NATURSCHUTZ 1999). Auch ist die Bedeutungvon Gärten für den Erhalt von historischenZier- und Kulturpflanzen unumstritten (z. B.POPPENDIECK 1996, KOSMALE 2001). Ehernebenbei wird dagegen erwähnt, dass Gärtenbei entsprechender Bewirtschaftung durchausauch einen Beitrag zur Artenvielfalt und zumSchutz bedrohter Wildpflanzen leisten können.Diesem Thema soll sich die folgende kurze Ab-handlung widmen.

Die Sinngebung privater Gärten hat sich imLaufe der Zeit grundlegend gewandelt. War esfrüher, besonders in der Nachkriegszeit und inder ehemaligen DDR, das Schließen von Ver-sorgungsengpässen in der Obst- und Gemüse-produktion, so stehen heute mehr „Wellness“-orientierte Ziele im Vordergrund: Naherholungund Entspannung, gesundes Obst- und Gemüseaus dem eigenen Garten und nicht zuletzt Na-turerleben. Die alten Begriffe von „Nützlich-keit“, „Nutzlosigkeit“ und „Schädlichkeit“, von„Kulturpflanze“, „Zierpflanze“ und „Unkraut“könnten damit bedeutungslos werden und ei-nem neuen Verständnis in der Gartengestal-

tung weichen. Die Möglichkeiten, im eigenenGarten auch Ziele des Natur- und Artenschut-zes zu realisieren sind damit so günstig wienoch nie. Niemand hat es mehr nötig, im sei-nem Garten die selben produktionsmaximie-renden Maßstäbe anzulegen, die in unsererAgrarlandschaft zum Rückgang vieler Pflanzenund Tiere geführt haben (vgl. KORNECK et al.1998).

2. Bedrohte Wildpflanzen in Haus- undKleingärten

Private Gärten und Kleingartenanlagen sindseit ihrer Entstehung immer auch Lebensraumbedrohter Pflanzenarten gewesen. Dies hingeinerseits mit der Struktur- und Standortvielfaltvon Gärten zusammen, andrerseits mit demFortbestehen traditioneller Nutzungsformen(z. B. Hand-Wiesenmahd von Kleinstflächen),an die bestimmte Arten gebunden waren. Auchdie Lage der Einfamilienhaussiedlungen undKleingartenanlagen an den Siedlungsrändernbegünstigt ihren Artenreichtum: sowohl imstärker versiegelten Ortskern als auch in der in-tensiv genutzten Agrarlandschaft sind die Le-bensbedingungen für viele Pflanzen und Tiereungünstiger. Wissenschaftler fanden heraus,dass der Schwerpunkt der Artenvielfalt in städ-

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tischen Ballungsräumen am Stadtrand liegt(vgl. Abb. S. 80 in SCHUBERT 1984).

Bedrohte Wildpflanzen werden seit länge-rer Zeit in sogenannten „Roten Listen“ doku-mentiert, die es für die einzelnen Bundeslän-der, aber auch für Deutschland gibt (z. B. BUN-DESAMT FÜR NATURSCHUTZ 1996, hier auch alleLiteratur zu den Bundesländern). Die Analysedieses Artenrückganges (BUNDESAMT FÜR NA-TURSCHUTZ 2002) führt nicht selten zu be-stimmten Lebensräumen, die mehr oder weni-ger bedroht sind und an die bestimmte Pflan-zenarten gebunden sind. Der Weg, bedrohtenPflanzenarten zu helfen, geht also oft über denErhalt ihrer Lebensräume und Pflanzengesell-schaften.

Dabei kann man etliche Pflanzengesell-schaften mit gefährdeten Arten auch in Gärtenfinden, seien es nun Staudensäume, Wiesenund Magerrasen direkt im Garten oder Feucht-

wiesen, Zwergstrauchheiden oder Quellvegeta-tion im Bereich ungenutzter Flächen im Um-feld von Gärten und Kleingartenanlagen. Ge-zielter Artenschutz ist in vielen Fällen gar nichtnötig. So folgen den Wildpflanzen und Wildge-hölzen sehr schnell auch Moose und Flechten,unter denen es auch sehr viele bedrohte Artengibt, sowie die dazugehörige Tierwelt nach.

3. Naturnahe Gartengestaltung

Obwohl wir gerade im Garten Natur undGrün haben wollen, wird immer noch einGroßteil der Zeit damit verbracht, gegen dieNatur anzukämpfen. Das verringert nicht nurdie Artenvielfalt, sondern schmälert den Erho-lungseffekt und verbraucht Energie, die wir fürschöpferisches Gestalten mit der Natur im Sin-ne einer naturnahen Gartengestaltung verwen-den könnten (Tabelle 1).

Kriterium:

Natürlichkeitsgrad

Künstlich naturfern halbnatürlich naturnah natürlichVersieglungsgrad Vollversieglung keine VersieglungVegetations-Bedeckung

vegetationsfreier Boden voll bewachsener Boden

Vegetations-Struktur

Vegetation fehltoder einschichtig

Moos-, Kraut-, Strauch-und Baumschicht

Nutzungsintensität intensiv genutzt ungenutzt

Synanthropie derVegetation

nur „exotische“ Artenund Kulturpflanzen

nur einheimischePflanzenarten

Beispiele aus Gärten:

Rasen/Wiesen: „englischer“ Zierrasen ohneKräuter

zweischürige regionaltypischeWiese mit vielen Kräutern

Staudenbeete: lückige Beete mit„exotischen“ Zierstauden(Hybriden, gefüllte Blüten)

dichtgeschlossene,strukturreiche Beete mitverschiedenen einheimischenWildstauden

Hecken: streng geformte Hecke auseiner Sorte „exotischen“Immergrünen

ungeschnittene Laubheckeaus verschiedenen einheimischenGehölzarten

Bäume: „exotische“ Zierbäume mitteleuropäischeObstbäume; einheimischeWaldbäume als Zierbäume

Tab. 1: Kriterien und Beispiele naturferner und naturnaher Gartengestaltung

CHRISTIAN BERG: Botanischer Artenschutz im Haus- und Kleingarten 19

KNAPP (1984) hat sich mit den Vorzügenvon naturnahen Gärten beschäftigt:x der Garten erfüllt gleichzeitig Lebensraum-

funktion für wildlebende Pflanzen und Tiere x der Garten besitzt eine unverwechselbare

Originalität, die dem Nutzer echtes Natur-erleben vermitteln kann

x der Unterhaltungsaufwand ist geringer,Ordnungszwang entfällt

x Anlage und Pflege sind erheblich billiger, daKosten für teure Züchtungen, Düngemitteletc. entfallenEine naturnahe Gartengestaltung nutzt die

natürliche Wuchskraft und Schönheit vonWildpflanzen bewusst aus. Ergebnis ist ein ar-tenreicher Naturgarten, in dem sich auch baldeine reiche Tierwelt ansiedelt. Weitere Plus-punkte sind ein verringerter Aufwand zum Er-halt der Ordnung und damit mehr Zeit für kre-atives Gestalten.

Wichtig ist hierbei, sich an der jeweiligenWildflora des Naturraumes zu orientieren, indem sich der Garten befindet. So sollte man ineinem Kalkgebiet mit lehmigen Böden nichtunbedingt versuchen, einen Heidegarten zuetablieren oder sich im Norden der Förderungwärmeliebender Arten widmen. Auch die Bo-denverhältnisse sind wichtig: auf fettem Bodenkann man keinen Magerrasen und auf trocke-nem Boden keine Feuchtwiese entwickeln.

Gärtnern mit Wildpflanzen bedeutet aberkeinesfalls, alles wachsen zu lassen. Vielmehrmuss der Gärtner die Wuchsleistung und ästhe-tischen Potenziale der Arten erkennen unddurch gezieltes Fördern und Zurückdrängenausnutzen. Folgt man den Prinzipien naturna-her Gartengestaltung, werden sich bald eineFülle von Wildpflanzen einstellen, mit denenman gestalterisch arbeiten kann (KNAPP 1984).

Viel Natur in Gärten wird wegen falscher äs-thetischer Standards vernichtet, man fürchtetdie Verachtung der Gartennachbarn. Hier ge-nügt oft schon eine gemeinsame Haltung inner-halb der Nachbarschaft, ein Aufklärungsschildfür Besucher und einige gute Beispiele ästhe-tisch ansprechender, naturnaher Gärten, um ei-nen grundsätzlichen Wandel herbeizuführen.Auch die Rechtssprechung in Deutschland ten-diert zunehmend dazu, „Verwilderungen“ ausökologischen Gründen zu tolerieren.

4. Die Möglichkeiten der Erhöhung der Wild-pflanzen-Artenvielfalt im Garten

Gärten bieten durchaus zahlreiche Möglich-keiten, mehr Artenvielfalt zu entwickeln. DerAnteil wildlebender Arten in Gärten schwanktmit deren Naturnähe und Strukturreichtum(KIESER & THANNHEISER (2001). Oftmals liegt erweit unter den Möglichkeiten. Da aber Haus-und Kleingärten immer noch eine Gartenflächeund keine Naturwaldparzelle sein sollen, hän-gen die Möglichkeiten, Wildpflanzen zu för-dern, von der Funktion des Gartenbereiches ab.

BeetflächenInnerhalb der eigentlich kultivierten Flä-

chen (Beete) sind insbesondere Staudenbeetefür die naturnahe Gartengestaltung geeignet.Sie nehmen den Hauptteil unseres Gartens einund sollten deshalb in ein naturnäheres Garten-konzept unbedingt einbezogen werden. Dannkönnen sie sogar zur Hauptattraktion eines na-turnahen Gartens werden, indem insbesonderedie Zierpflanzen-Staudenbeete sinnvoll mit hei-mischen Wildstauden gestaltet oder ergänztwerden. Viele heimische Wildstauden habenwegen ihrer guten Wuchsleistung und ihrer At-traktivität längst Einzug in unsere Gärten ge-funden. Erinnert sei nur an Anemonen, Leber-blümchen, Lerchensporn, Akelei, Margeriten,Adonisröschen, Trollblumen oder verschieden-ste Glockenblumen. Solche Stauden aus derheimischen Flora bringen Farbe in den Gartenund locken viele nützliche Insekten an.

Geachtet werden muss bei dem Kauf vonWildstauden immer auf die Qualität der Gärt-nerei, ob hier wirklich züchterisch wenig bear-beitetes Pflanzematerial angeboten wird. Auchsollte man darauf achten, dass nicht zunehmendfremdländische Vertreter dieser Gattungen dieeinheimischen (nicht weniger attraktiven undoft besserwüchsigen) Arten verdrängen. Ver-zichtet werden sollte grundsätzlich auf die An-schaffung teurer Zucht-Hybriden und Pflanzenmit gefüllten Blüten, die, abgesehen von demzweifelhaften Schönheitswert, oft keinen Pollenund Nektar für die Insektenwelt bieten. Zahlrei-che Staudengärtnereien haben sich auf heimi-sche Wildstauden für die gärtnerische Kulturspezialisiert. Gute Informationen dazu findet

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man unter „www.naturgarten-ev.de“. Hier gibtes auch viele Buchtipps, so beispielsweise dieNaturgarten-Bücher von Reinhard Witt.

Wildentnahmen können ein Problem seinund zu Konflikten mit den Naturschutzgeset-zen führen. Die Entnahme von Samen ist sicheraußerhalb von Schutzgebieten bei den meistenArten erlaubt, vor einer Entnahme von Pflan-zenteilen mit Wurzel oder gar ganzer Pflanzenaus der Natur sollte man vorher die örtlichenNaturschutzbehörden befragen.

RasenflächenEin weiteres Feld für mehr Artenvielfalt im

Garten ist der Spiel- und Nutz-Rasen. Unemp-findlichen Rasen-Pflanzen, wie Gänseblüm-chen, Gemeines Hornkraut, Gemeines Ferkel-kraut, Schmalblättriger und Mittlerer Wege-rich, Kleinblütiger Pippau, Quendel- und Ga-mander-Ehrenpreis, Herbst-Löwenzahn oderGemeine Braunelle sollten in keinem Kulturra-sen fehlen. Wo man den Rasen nicht allzu oftbetreten muss, sollte man darüber nachdenken,die Schnitthäufigkeit zu reduzieren. Damitkann man dann viele weitere Wiesenpflanzen,wie Wiesen-Margerite, verschiedene Flocken-blumen, Witwenblume, Wiesen-Bocksbart,Saat-Esparsette, Wiesen-Schlüsselblume,Scharfer Hahnenfuß, Körnchen-Steinbrech,Wiesen-Goldstern oder Herbst-Zeitlose kulti-vieren. Wer einen mageren, sonnig-trockenenStandort zur Verfügung hat, kann es dort auchmit in manchen Gegenden schon bedrohtenMagerrasenarten wie Wiesen-Salbei, Karthäu-ser-Nelke, Heide-Nelke, Grasnelke, GemeineHainsimse, Steifhaariger Löwenzahn, KleinerWiesenknopf oder Tauben-Skabiose versuchen.Solche Trocken- und Halbtrockenrasen gehö-ren in Hinblick auf die Pflanzenwelt zu den ar-tenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas underöffnen eine phantastische Dimension für Ar-tenvielfalt im Garten. Der ehemals eintönigeRasen wird durch die damit verbundene Blü-tenpracht zu einem attraktiven Blickfang.

Rasenflächen sollte man überall dort anle-gen, wo eine gewisse Begehbarkeit außerhalbder Terrasse notwendig ist (Spielrasen, unbefes-tigte Wege). Man kann ihren Anteil erhöhen,indem man versiegelte Flächen (überdimensio-nierte Terrassenbereiche, Wegplatten, betonier-

te PKW-Stellplätze) aufnimmt und durch Ra-sen ersetzt, ebenso können reine Kieswege inRasenwege umgewandelt werden. Die unter-schiedliche Häufigkeit und Intensität des Betre-tens ermöglicht eine abgestufte Schnitthäufig-keit des Rasens bis hin zu einer nur einschüri-gen echten Kräuterwiese in den Randbereichender Spiel- und Laufflächen.

Was wenig bringt, sind die vielfältig angebo-tenen Saatmischungen für „Bunte Blumenwie-sen“. Diese enthalten keine Wiesenpflanzen,sondern eine durchaus bunte Mischung voneinjährigen Kräutern, überwiegend Ackerwild-kräuter wie Mohn oder Kornblume (deren ein-maliges Blau zum Erhöhen der „bunten Viel-falt“ auch noch in verschiedene Rosa-Töne ver-züchtet wurde). Von solchen Saatmischungenhat man einen Sommer was, im Winter liegt dieFläche wieder als offenerdiges Beet da. Wiesen-blumen sind dagegen mehrjährige Stauden, vondenen viele wintergrün sind und die jedes Jahrblühen. Sie bieten zwar im ersten Jahr noch einetwas schwaches Bild, kommen dann aber überviele Jahre in wachsender Pracht immer wieder.Also Achtung beim Einkaufen von Saatgut!

RandflächenDer dritte Bereich sind die schwach kulti-

vierten Randbereichen des Gartens, wie Säume,Böschungen, Sitzecken, Kompostplätze oderSchattenflächen. Hier ist der Förderung vonWildkräutern kaum Grenzen gesetzt. Dabeisollte man sich an der natürlichen Ausstattungder umgebenden Landschaft, der Standort- undBodenqualität und an unseren eigenen Garte-nunkräutern orientieren, damit möglichst we-nig Pflege nötig ist.

Wenden wir uns an dieser Stelle kurz demThema „Artenvielfalt durch Verunkrautung“zu. Ein heikles Thema, denn der Garten ist inerster Linie ein Garten und soll uns Freude undEntspannung bringen, nicht Ärger und viel un-angenehme Arbeit.

Manche Kulturpflanzen im Garten hält mangerne wie „Unkräuter“, indem man auf dieSelbstaussaat dieser Arten vertraut. TypischeBeispiele sind Wald-Vergissmeinnicht, Ringel-blumen oder Dill. Diese Arten kommen jedesJahr an anderen Stellen in unterschiedlicherMenge wieder, werden beim Jäten geschont

CHRISTIAN BERG: Botanischer Artenschutz im Haus- und Kleingarten 21

und selbst in Gemüsebeeten geduldet. Es ist alsoprinzipiell nur eine Einstellungsfrage, welchenKräutern im Garten wir ein Leben als „Wild-kraut“ zubilligen und welchen nicht. Genau sokann man es sicher auch mit einigen heimi-schen Wildkräutern halten. Viele von Ihnensind nicht hässlich, ihr angerichteter „Schaden“oft nur ein ästhetisches Problem und viele vonihnen sind selbst alte Kultur- und Gemüsep-flanzen. Ihre Stellung als „Unkraut“ ist also eineModeerscheinung. Aber selbst unter heutigenBedingungen ist es einfach, zumindest einenTeil der „Unkräuter“ neu zu betrachten. Solche,die lediglich den Boden begrünen, aber die Kul-turpflanzen weder optisch verdecken nochsonst irgendwie bedrängen, sollte man in gewis-sem Rahmen dulden. Solche „Unkräuter“ sindeher nützlich, sie lockern den Boden mit ihrenoberflächlichen Wurzeln, Verhindern ober-flächliche Bodenverkrustungen bei schwerenBöden, sie bieten Lebensraum für Nützlingeund sie speichern Nährstoffe zwischen, um siebeim Verwelken wieder an den Boden abgeben(die in Gartenbüchern oft zitierte Konkurrenzum Nährstoffe kann man in den gut nährstoff-versorgten Garten-Böden getrost in das Reichder Legende verweisen). Dazu zählen z. B. Klei-nes Rispengras, Vogelmiere, Garten-Wolfs-milch, Efeublättriger Ehrenpreis, Acker-Gauch-heil oder Acker-Stiefmütterchen. Andere typi-sche Gartenunkräuter sind zwar optisch keinProblem und eigentlich auch keine ernsthafteRaumkonkurrenz unserer Gartenpflanzen,müssen aber wegen ihres Vermehrungspotenzi-als oder ihrer Hartnäckigkeit zumindest „inSchach“ gehalten werden. Dazu zählen Berg-Weidenröschen, Kriechender Hahnenfuß,Hirtentäschel, Acker-Schachtelhalm, Gewöhn-licher Löwenzahn oder die Gänsedisteln. EinenGarten ernsthaft verderben können eigentlichnur die sehr lebensfähigen Arten mit unterirdi-schen Ausläufern wie Giersch, Acker-Kratzdis-tel oder Quecke. Aber auch diese Arten könnenunter Gehölzen oder als Saum durchaus gedul-det werden.

GehölzbereicheEin vierter großer Bereich im Garten sind

Obst- und Gehölzbereiche. Hecken aus mehre-ren einheimischen Gehölzarten wie Schlehen,

Weißdorn, Hecken-Rosen, Apfel-Rosen, Pfaf-fenhütchen, Schwarzem Holunder, Haselnuss,Kornelkirsche oder Brombeeren sollten in kei-nem Garten fehlen, weil sie für viele Nützlingeunersetzbare Aufenthaltsräume sind und unseinen wechselnden Blühaspekt im Jahresverlaufbescheren. Naturhecken sollten mehr und mehrdie monotonen Gebüschstreifen aus Lebens-baum oder Kirschlorbeer und auch die Zäuneersetzen. Viele heimische Arten der Gebüscheund selbst die Kräuter unserer Wälder findenhier einen geeigneten Lebensraum. WerImmergrüne unbedingt haben will, versuche esdoch mal mit den (je nach geographischer Re-gion) einheimischen Arten Wilde Kiefer, Euro-päische Fichte, Eibe, Gemeiner Wacholder,Stechpalme, Gemeiner Liguster, Besenginster,Sanddorn, Efeu und Buchsbaum. So wenig sindes gar nicht!

In diesen vier Bereichen Staudenbeete, Ra-senflächen, Randflächen und Gehölzbereichelassen sich viele Konzepte naturnahen Gärt-nerns entwickeln. Daneben gibt es weitereSondermöglichkeiten, wie Gartenteiche, Grün-Dächer oder Mauern mit Farnen, Moosen undFlechten. Auch für diese Bereiche bietet sich einFülle einheimischen Pflanzen an, die zum Teilsich nach einer Weile selbst einstellen.

In Kleingartenanlagen gibt es im Umfeldder Gärten, oft sogar innerhalb der Kleingarten-anlage, nicht selten artenreiche Kleinbiotope al-ler Art. Besonders häufig sind je nach Land-schaft Kleingewässer und deren Ufer, kleine Bä-che, Quellfluren, Mähwiesen, Magerrasen,Zwergstrauchheiden, wärmeliebende oder ru-derale Staudenfluren, Trittfluren, im Gebirgeauch Felsvegetation, bis hin zu verschiedenenGebüschen und sogar kleinen Wäldern. Hierkommen regelmäßig auch gefährdete Artenvor. Um ihnen zu helfen, müssen angepasstePflegekonzepte erarbeitet und realisiert werden,die möglichst mit vorhandenen Landnutzungen(z. B. Kleintierhaltung seitens der Kleingärtner)gekoppelt werden sollten. Viele Halbkulturfor-mationen wie Wiesen und Magerrasen benöti-gen eine regelmäßige Nutzung. Außerdem dür-fen natürlich keine unnötigen Belastungen die-ser Biotope seitens der Kleingärten ausgehen(z. B. Verkippung von Gartenabfällen, zu vielVertritt und Störungen).

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5. Zusammenfassende Schlussfolgerungen

Einige kleine Änderungen von Verhaltens-weisen im Garten können schon große Wir-kung zeigen. Hier noch mal zusammengefasstund einige weitere Tipps:

a) Verringern Sie wo immer es geht die Nut-zungsintensität, besonders dort, wo es aus-schließlich um ästhetische Normen geht. So ge-hören mindestens Gänseblümchen und Klee injeden Rasen. Lassen Sie auch mal einige Rasen-teile höher wachsen: dort können Sie ganzleicht Margeriten, Wiesensalbei und andereeinheimische Wiesenkräuter kultivieren. InStaudenbeeten sollte spätestens Anfang Junikeine Erde mehr sichtbar sein. Und lassen Siedie Schnitthecke mal auswachsen.

b) Übertriebener Ordnungssinn und einestreng funktionale Ästhetik sind einem natur-nahen Garten abträglich. Hier muss man zuerstbei sich selbst und dann bei seinen NachbarnÜberzeugungsarbeit leisten.

c) Einheimische, regionaltypische Kräutersind oft ebenso schön wie verschiedene Kultur-pflanzen. Hier kann man stückweise den Umbauvornehmen, insbesondere bei den Rasenflächen,Staudenbeeten und Randflächen im Garten.

d) Überdenken Sie die zweifelhafte Ästhetikder Lebensbaum- und Koniferenkulturen. Einenaturnahe Hecke aus einheimischen Sträuchernsieht nicht nur schöner aus, sondern erfüllt vielmehr Funktionen.

e) Versiegelten Flächen im Garten kannman entsiegeln und in artenreiche Rasenflächenumwandeln. Auch Kantensteine sollte mansparsam verwenden und lieber weiche Über-gänge zulassen.

f) Versuchen Sie, Sonder-Biotope wie Bö-schungen, Mauern, Gartenteiche oder Grün-Dächer bewusst zum Zwecke der Erhöhung derWildpflanzen-Vielfalt im Garten anzulegen.

g) Chemischen Unkrautbekämpfungsmittelsollten selbstverständlich für den Natur- undGartenfreund tabu sein. Die Pflanzengifte schä-digen den Boden, die Tier- und Pflanzenweltund verunreinigen die Luft und das Grundwas-ser. Nutzen Sie die Möglichkeiten der Vorbeu-gung und der biologischen Schädlingsbekämp-fung. Mehr Artenvielfalt bringt weniger Schäd-lingsbefall!

h) Verarbeiten Sie alles anfallende Pflanzen-material im Garten weiter. Sie sollten es entwe-der kompostieren oder als Mulchmaterial ver-wenden. Breiten Sie es einfach zwischen IhrenNutzpflanzen aus. Diese Mulchschicht schütztnicht nur den Boden vor dem Austrocknen undbietet den verschiedenen nützlichen Bodentie-ren reichlich Nahrung, sondern unterdrücktauch die Keimung von Unkraut. So bleibt dieErde schön locker, und im nächsten Frühjahrlässt sich der verrottete Mulch als Kompostleicht in den Boden einarbeiten. Auch vielenützliche Kleintiere, die auf den Pflanzenteilensitzen, bleiben so der Natur und Ihrem Gartenerhalten. Und Sie ersparen sich häufiges Gießenund Hacken!

i) Weichen Sie den Modetrends der Garten-bauindustrie bewusst aus (Gefüllte Blüten, im-mer neue Züchtungen, die nicht selten auf eineVerkrüpplung von Pflanzen hinauslaufen, z. B.bei den Korkenzieher-Weiden). Während manRassehunde aus Gründen des Tierschutzesnicht mal mehr kupieren darf, stört sich an der„Verzüchtung“ von Pflanzen niemand.

k) Auch einen über den eigenen Garten hin-ausreichenden Beitrag zum Erhalt bedrohterLebensräume kann jeder leisten: benutzen SieTorf und hochmoortorfhaltige Erden nur fürSpezialkulturen (Rhododendron, Heidegarten)und nie als Erde oder allgemeines Bodenverbes-serungsmittel. Der Torf stammt aus einmaligenHochmooren in Norddeutschland und Europa,die durch Torfabbau zerstört werden. Außer-dem sind die bodenverbessernden Eigenschaf-ten des Torfs ein weit verbreiteter Irrtum. Ihreigener Kompost ist ihm um Längen vorausund kostet nichts!

Als Grundsatz für eine bessere Ausstattungunserer Gärten mit Wildpflanzen und damit füreine natürlichere Ausstrahlung unserer Gärtensollte gelten:

Soviel Kultur wie nötig, soviel Natur wiemöglich!

CHRISTIAN BERG: Botanischer Artenschutz im Haus- und Kleingarten 23

6. Literatur

BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ [HRSG.] (1996): Rote Listegefährdeter Pflanzen Deutschlands. – Schriftenrei-he für Vegetationskunde 28., 744 S., Bonn – BadGodesberg.

BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ [HRSG.] (1999): BotanischeGärten und Biodiversität. Erhaltung BiologischerVielfalt durch Botanische Gärten und die Rolle desÜbereinkommens über die Biologische Vielfalt (Riode Janeiro, 1992). – 84 S., Bonn – Bad Godesberg.

BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ [HRSG.] (2002): Analyse derArtenschutzprogramme für Pflanzen in Deutsch-lands. – Schriftenreihe für Vegetationskunde 36.,220 S., Bonn – Bad Godesberg.

KIESER, A. & THANNHEISER, D. (2001): Erfassung der Natur-nähe und ortstypischer Flächennutzungen im Sied-lungsbereich. Naturschutz und Landschaftsplanung33, 150-156.

KNAPP, H. D. (1984): Wildpflanzen für Naturnahe Garten-gestaltung von Gärten und Anlagen. Bot. Rundbr.Bez. Neubrandenburg 15, 85-92.

KORNECK, D., SCHNITTLER, M., KLINGENSTEIN, F., LUDWIG,G., TAKLA, M., BOHN, U. & MAY, R. (1998): Warumverarmt unsere Flora? Auswertung der Roten Listeder Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Schr.-R. f. Vegetationskunde 29, 299-444.

KOSMALE, S. (2001): Gärten als botanisches Reservoir. - In:Mensch, Wirtschaft, Kulturlandschaft Band 4, S.29-32, Agrar- und Freilichtmuseum Schloß Blan-kenhain.

POPPENDIECK, H.-H. (1996): Historische Zierpflanzen inschleswig-holsteinischen Gärten und Parkanlagen.- In: Buttlar, A. von, Meyer, M. M. (Hrsg.): Histori-sche Gärten in Schleswig-Holstein, S. 60-74, Boyens& Co., Heide.

SCHUBERT, R. [HRSG.] (1984): Lehrbuch der Ökologie. Fi-scher Jena. 595 S.

Adresse der Verfassers:Dr. CHRISTIAN BERG, NABU Bundesfachausschuss Botanik, Thomas-Mann-Straße 6a,.18055 Rostock

24 Pulsatilla, Heft 6, 2003

Bernd Nowak & Bettina Schulz (2002):Wiesen – Nutzung, Vegetation, Biologie undNaturschutz am Beispiel der Wiesen des Süd-schwarzwaldes und Hochrheingebietes. –Verlag Regionalkultur (Naturschutz-SpectrumThemen 93), Ubstadt-Weiher [u. a.], 368 Sei-ten. Format B 4, kartoniert, mit 108 Farb-Abbildungen und 46 Tabellen., 22 Euro, ISBN 3-89735-201-X.

Wiesen haben in Mitteleuropa nicht nur ei-ne landschaftsprägende Bedeutung, sondernsind auch wichtige Lebensräume für Pflanzenund Tiere. Bis heute bilden sie, besonders inden Mittelgebirgsregionen, die Grundlage fürdie bäuerliche Viehwirtschaft. Die Veränderun-gen in diesem Sektor der Landwirtschaft habenwährend der zurückliegenden 50 Jahre in ganzMitteleuropa – regional in unterschiedlichemMaße – zum Rückgang der Wiesen und ihrerArtenvielfalt geführt. Deshalb beschäftigen sichviele Naturschutzprojekte deutschlandweit mitder schwierigen Frage, wie man Wiesen auchunter veränderten landwirtschaftlichen Rah-menbedingungen erhalten kann.

Eine der wiesenreichsten RegionenDeutschlands, der Südschwarzwald und dasHochrheingebiet im äußersten SüdwestenDeutschlands (Bundesland Baden-Württem-berg), ist nun in einem Buch beispielhaft ausge-wählt worden, um das komplexe und an-spruchsvolle Problem des Wiesenschutzes fun-diert und umfassend darzulegen.

Nach der Einführung in die Thematik unddas Untersuchungsgebiet folgt mit einer gut re-cherchierten historischen Analyse der Wiesen-Wirtschaft des Untersuchungsgebietes eines derhochinteressanten Kapitel des Buches. DiesesHintergrundwissen ist nicht nur für Natur-schutz-Leitbilder, sondern auch für das Ver-ständnis der heutigen Probleme des Wiesen-schutzes unentbehrlich. Einen breiten Raum imBuch nehmen die vegetationskundlichenGrundlagen ein. An Hand sorgfältiger pflan-

zensoziologischer Einzelaufnahmen-Tabellenwerden die Frischwiesen (Arrhenatheretaliaelatioris), die wechselfeuchten Wiesen (Moli-nion caeruleae), die Feuchtwiesen (Calthionpalustris), die Esparsetten-Halbtrockenrasen(Mesobrometum), die Borstgras-Magerrasen(Nardetalia strictae) und die Kleinseggen-Niedermoorrasen (Caricion fuscae) beschrie-ben und mit hervorragenden Vegetationsbil-dern (deren Druckqualität bedauerlicherweiseder sonstigen Qualität des Buches nicht gerechtwird) illustriert.

Das folgende Kapitel zur Ökologie und Bio-logie der Wiesenvegetation betrachtet in einemMix aus konkreten Beispielen und verallgem-einernden Schlussfolgerungen die Einflüssezahlreicher für Wiesen ökologisch wirksamerFaktoren, seien es Fragen des Bodens, der Mäh-frequenz und Mähtermine, der Düngung oderder Fruchtentwicklung, Reproduktion undAusbreitung von Wiesenpflanzen. Anschlie-ßend münden in dem Kapitel „Gefährdung,Schutz und Pflege der Wiesen“ sämtliche zu-sammengetragenen Erkenntnisse in die Frageder Nutzung und Pflege von Wiesen.

Auch der Nachschlage-Teil kann sich sehenlassen, insbesondere ein „Phänologischer Kata-log der Wiesenpflanzen des Südschwarzwaldesund Hochrheingebietes“, in welchem alle vor-kommenden Arten mit Gestaltungstyp, Bestäu-bungstyp, Verbreitungstyp sowie Blüten- undFruchtphänologie verbal beschrieben werden.

Bemerkenswert an dem Buch ist die gelun-gene Synthese zwischen wissenschaftlich fun-dierter Analyse, daraus entwickelten Ableitun-gen für die Naturschutzpraxis und gelungenerDarstellung. Das Buch kann als ein hervorra-gendes Beispiel einer regional angelegten, ander Naturschutzpraxis orientierter Lebens-raum-Monografie von überregionaler Bedeu-tung gelten und wird jedem ein wertvoller Hel-fer sein, der sich auch außerhalb Südwest-deutschlands mit Problemen des Wiesenschut-zes beschäftigt. Christian Berg (Rostock)

Buchbesprechung

Pulsatilla, Heft 6, 2003, Seite 25-43

BERND RAAB, Hilpoltstein

10 Jahre Entwicklung eines Versuchs zur Etablierung von Artender Gipssteppen (Festucetalia valesiacae) in abgebauten Gips-steinbrüchen

Einleitung

Vor über zehn Jahren (1991) hat der LBVdank einer finanziellen Unterstützung durchden Bezirk Mittelfranken ein Projekt begonnen,das sich mit der Frage beschäftigte, ob und mitwelchen Methoden es gelingt, Steppenrasen zuinitiieren, zur Selbstentwicklung anzuregenund damit letztlich flächige Erweiterungen imUmfeld noch vorhandener Steppenreste zu er-reichen.

Bei diesen Steppenresten handelte es sichum die Vorkommen auf den Gipshügeln Fran-kens.

Damit ist ein weiterer Projektpartner ange-sprochen - die Gipsindustrie, hier die beidenFirmen Gebr. KNAUF und HEIDELBERGERZEMENT. Ohne deren Aufgeschlossenheit,Mithilfe und Engagement wäre das Projektnicht möglich gewesen.

Die Gipshügel-Vegetation ist pflanzensozio-logisch folgenden Einheiten zuzurechnen:x dem Kopflauch-Pfriemengras-Steppenrasen

(Allio-Stipetum capillatae)x dem Adonisröschen-Fiederzwenkenrasen

(Adonido-Brachypodietum)x der Berglauchflur mit Badener Rispengras

(Allium senescens-Poa badensis Gesell-schaft)

Alle drei Syntaxa gelten in der Roten Listeder Pflanzengesellschaften Bayerns (WALENT-OWSKI et al. 1991) als vom Aussterben bedroht.Im Verbreitungsatlas der vom Aussterben be-

drohten Pflanzengesellschaften in Bayern nörd-lich der Donau (RAAB et al. 2000) wird der Sta-tus bestätigt.

Für die Bundesrepublik gelten die Syntaxaals stark gefährdet (RENNWALD 2002). Alle dreisind Bestandteil der Formationen, die im An-hang zur FFH-Richtlinie genannt sind.Insgesamt umfassen die Steppenreste der Gips-hügel in Sulzheim (Unterfranken), MarktNordheim und bei Külsheim (inklusive desHirtenhügels) eine Gesamtgröße von unter 10Hektar. Die Naturschutzgebiete beinhalten da-bei auch Flächenanteile, die keine Steppenvege-tation tragen.

Zwar sind auch im Wellenkalk Unterfran-kens federgras- und adonisreiche Trockenrasenzu finden, doch diese gehören wegen des weit-gehenden Fehlens von Festucetalia valesiacae-Arten zu Xerobromion-Assoziationen. Ebensoist das Adonido-Brachypodietum der Münch-ner Schotterebene floristisch so eigenständig,dass es zumindest als Brachypodium rupestre-Rasse aufgefasst und nicht den Trockenrasender Gipshügel zugerechnet werden sollte.

Während heute ein Verlust von Steppendurch Gipsabbau ausgeschlossen werden kann,ist in den letzten Jahren bedingt durch die be-nachbarte intensive landwirtschaftliche Nut-zung (Dünge- und Biozideinträge), durchatmosphärische Einträge sowie durch einge-stellte oder nicht optimale Pflegenutzung einerheblicher interner Wandel der Pflanzendeckefestzustellen (WEIS 1995, ÖKONZEPT 1991).

Somit ist bis heute das Bedürfnis und dieNotwenigkeit nicht geringer geworden, diese

26 Pulsatilla, Heft 6, 2003

Abbilder und Zeugen postglazialer Vegetationzu erhalten und wo immer möglich zu mehren.

Das Projektgebiet und seine naturräumlichenGegebenheiten

LageDas Untersuchungsgebiet (UG) liegt im

Landkreis Neustadt/Aisch Bad Windsheim inMittelfranken. Die Ausgangsuntersuchungenfür das Projekt erfolgten in den intakten Gips-steppenbereichen des NSG „Külsheimer Gips-hügel“, im Naturdenkmal „Hirtenhügel“ öst-lich der Ortschaft Külsheim sowie im NSG„Sieben Buckel“ bei Markt Nordheim. Für dieeigentlichen Versuche für eine Restituierungstellte die Fa. HEIDELBERGER ZEMENT ei-nen kleinen Gipsbruch ca. 300 m östlich desNSG Külsheimer Gipshügel zur Verfügung.(Abb. 3).

Das Gebiet ist dem Naturraum FränkischePlatten zuzuordnen und wie die Abbildungzeigt, den beiden Untereinheiten WindsheimerBucht und Steigerwald. Der breite Talgrund deroberen Aisch trennt hier die Frankenhöhe undden Steigerwald. Im Westen schließen sich dieLößlandschaften von Ochsenfurter- und Gol-lachgau an.

KlimaDas Gebiet liegt im Bereich des mitteleuro-

päischen Übergangsklimas, zwischen den kon-tinentalen Klimaräumen im Osten und den at-lantisch beeinflussten im Westen.

Die Windsheimer Bucht prägt ein konti-nental getöntes Beckenklima. Die Nieder-schlagsmenge liegt durchschnittlich um 100mm pro Jahr niedriger (550-600 mm), währenddie Durchschnittstemperatur (7-9° C) um einGrad höher liegt als im Keuperbergland. Es ge-hört damit zu den niederschlagsarmen, som-merwarmen Gebieten Bayerns, der Trocken-heitsindex liegt bei trocken. Der Quotient ausdem tausendfachen Mittel der Juli-Temperaturund dem Jahresniederschlag (HOFFMANN 1968)liegt bei 31. Damit kann das Gebiet dem Ver-breitungsgebiet natürlicher Eichen-Hainbu-chenwälder zugeordnet werden.

Mikroklimatisch wird die Kontinentalitätauf den Gipshügeln durch Verkarstung und da-mit einhergehender Trockenheit verstärkt.SCHIRMER (1955) stellt eine interessante Hypo-these zur Regenverteilung auf. Er postuliert imRaum sog. Schauerstraßen, in denen dieNiederschläge häufiger und stärker sind. DieGipshügel werden von solchen Schauerstraßennicht berührt (ZEIDLER 1957) - es fallen hier also

Frankenhöhe

Mittelfränkisches Becken

Steigerwald

Steigerwaldvorland

Ochsenfurter und Gollachgau

Tauberland Windsheimer Bucht

BAD WINDSHEIM

OrtNaturraumname Frankenhöhe Hohenloher und Haller Ebene Mittelfränkischers Becken Ochsenfurter und Gollachgau Steigerwald Steigerwaldvorland Tauberland Windsheimer Bucht

Hohenloher und Haller Ebene

Naturräume des Untersuchungsgebietes

Abb. 1: Übersicht der Naturräume des Landkreises Neustadt/Aisch-Bad Windsheim.

BERND RAAB: 10 Jahre Entwicklung eines Versuchs zur Etablierung von Arten der Gipssteppen 27

noch weniger Niederschläge als im übrigenRaumausschnitt.

Es verwundert daher nicht, dass sich hierSteppenrasen erhalten konnten.

GeologieDas UG liegt im fränkischen Keupergebiet

zwischen den Höhen des Steigerwaldes (470-500 m über NN) im Norden und der Franken-höhe (um 500 m NN) im Süden. Die 350-400 mmächtige Keuper- Schichtenfolge ist im Meso-zoikum etwa vor 200 Millionen Jahren abgela-gert worden. Das heutige Landschaftsbild je-doch ist – erdgeschichtlich betrachtet erst in re-lativ junger Zeit – innerhalb der letzten 5-10Millionen Jahre, entstanden.

Die Schichtenfolge des Keupers in der Um-gebung gliedert sich in den Unteren Keuper(Lettenkeuper) und den Mittleren Keuper, wel-cher in Gipskeuper und Sandsteinkeuper unter-teilt wird.

Die vorwiegend tonige Gipskeuperabfolgebeginnt mit den Myophorienschichten, an de-

ren Basis stellenweise der so genannte Grund-gips zutage tritt. Dieser bildet oft lang gestreck-te Felsrippen und rundliche Kuppen, auf denensich, bedingt durch die auftretende Bodentro-ckenheit, die typische Steppenheideflora entwi-ckelt hat. Bedingt durch die leichte Löslichkeitdes Calciumsulfats (Gips) entstehen oft Kar-sterscheinungen, wie Höhlen oder Dolinen.

Böden Die Böden der Gipshügel sind flachgründig.

Jedoch ist die Verwitterung des Calciumsulfatesoft weit fortgeschritten. So befindet sich imÜbergang zum weniger verwitterten Ausgangs-gestein oft eine mehr oder minder mächtigeGipsmehlschicht. Der Ah - Horizont reicht nurwenige cm (ca. 2-5 cm) tief. Bodentypologischsind die Böden als Rendzinen anzusprechen, al-so wenig ausgereifte Böden. Die Gipsrendzinaist mit der Kalkrendzina vergleichbar. Der Bo-den reagiert alkalisch, was durch das bei derVerwitterung entstandene Calciumcarbonathervorgerufen wird. Die Böden sind skelett-

OrtGeologische Einheiten Ablagerungen im Auenbereich Flugsand, z.T. als Düne Gipskeuper Löß, Lößlehm, Decklehm, z.T. Fließerde Oberer Muschelkalk Sandsteinkeuper (ohne Feuerletten) Terrassenschotter und -sand, ungegliedert (nur in Nordbayern) Unterer Keuper

Tauberland

BAD WINDSHEIM

Geologie des Untersuchungsgebietes

Abb. 2: Übersicht der Geologie des Landkreises Neustadt/Aisch-Bad Windsheim.

28 Pulsatilla, Heft 6, 2003

mit populationsgenetisch völlig isoliert sind.Nachdem das Verbreitungsvermögen der Tro-ckenrasenarten sehr bescheiden ist (LUFTENSTEI-NER 1982, BONN & POSCHLOD 1998), und einzoochorer Diasporentransport etwa durchSchafe heute weitgehend ausscheidet, ist eineNeubesiedelung geeigneter Standorte selbst imnahen Raumumfeld nahezu unmöglich.

Will man also Trockenrasen (ansiedeln),sind Hilfsmaßnahmen unerlässlich. Welchedieser Maßnahmen am geeignetsten erscheint,war eine zentrale Fragestellung des Projektes.

Eigentlich beantwortet sich die Frage nachdem geeigneten Steppenstandort im Umfeld derGipshügel rasch mit Nein. Diese gibt es nicht,bzw. nicht mehr. Die Frage musste also lauten:können geeignete Standortbedingungen für dieAssoziationen der Gipssteppe bereitgestellt wer-den und welche Methoden sind dazu notwendig.In Erkenntnis der Tatsache, dass sich einigeTrockenrasenflächen auf ehemaligen kleinbäu-erlichen Gipsabbaustätten entwickelt haben(selbst die Geländestruktur der Gipshügel beiMarkt Nordheim lässt sich geomorphologischnicht allein durch Auslaugungsprozesse erklä-ren) und in Erkenntnis der Tatsache, dass land-wirtschaftliche Nutzflächen aufgrund der Bo-den- und Nährstoffverhältnisse ausscheiden,bieten sich ausgebeutete Gipslagerstätten alsVersuchsfläche an. Hierbei haben sich die frän-kischen Gipsfirmen als aufgeschlossene und en-gagierte Projektpartner erwiesen.

Zu Projektbeginn (1991) lagen nur wenigeErfahrungen zur Neubegründung von Tro-ckenrasen im Allgemeinen, jedoch keine zuSteppenrasen vor (z. B. MÜLLER 1990, SCHWI-CKERT 1992, HAASE et al. 1991), so dass hier ver-schiedenste Strategien sowohl in der Standort-gestaltung als auch bei der direkten Ansiede-lung der Arten verfolgt werden mussten. Nebenden Angaben aus der Literatur wurden 1991 da-zu eigene Erhebungen zu Bodenaufbau sowohlauf dem benachbarten Hügel als auch auf denKeupergips- und Zechsteingipshügeln Thürin-gens (Schwellenburg/Erfurt, Kyffhäuser/BadFrankenhausen) vorgenommen, um bei derGestaltung möglichst optimale Voraussetzun-gen schaffen zu können.

Heute ist die Zahl der Neuansiedelungenvon Trockenrasen ungleich höher und vielfach

reich und gut zerklüftet, was die Trockenheitder Standorte noch begünstigt.

Das Zusammenspiel zwischen kontinentalgetöntem Klima, den geologischen Vorausset-zungen des Gipskeupers und der daraus resul-tierenden edaphisch bedingten Trockenheitsind ein wesentlicher Grund für die Erhaltungder Gipssteppen in Franken.

Problemdarstellung

Einleitend wurde schon dargelegt, dass dieaktuelle Größe der Steppenbiotope, der Einflussder benachbarten landwirtschaftlichen Nut-zung durch Einträge von Düngestoffen undPestiziden sowie ein interner Wandel der Vege-tation hin zu stark mit Saumarten angereicher-ten Beständen (WEIS 1995) ein dringendesHandeln erforderte. Die intakten Gipssteppensind zwar bis auf ganz wenige Restflächen etwabei Markt Nordheim als Naturschutzgebiete ge-sichert, die bisherigen Schutz- und Pflegemaß-nahmen alleine erschienen nicht ausreichend,den Bestand langfristig zu sichern.

Mitte der Achtziger Jahre des letzten Jahr-hunderts wurden zunehmend Versuche unter-nommen, im Zuge von Eingriffsvorhaben Ve-getationseinheiten, ja ganze Biozönosen wieHecken, Magerrasen, Feuchtgebiete, etc. durchUmsetzung (Soden) oder durch Diasporen-transport (i. d. R. Mahdgut, Handsammlung)zu erhalten.

Dabei stand meist die reine Konservierungim Vordergrund. Strategische Überlegungen obdiese Maßnahmen und Methoden etwa zu einerprogressiven Bestandsentwicklung und Flä-chenmehrung von Kleinstvorkommen undRestbeständen wertvoller Vegetation beitragenkönnten, waren die Ausnahme, da von Natur-schutzseite befürchtet wurde, mit einem even-tuellen Erfolg dem primären Vermeidungsprin-zip bei Eingriffen in den Rücken zu fallen unddass der Erhaltungsaspekt in den Hintergrund,das Machbarkeitsprinzip dagegen in denVordergrund rücken würde.

Der Versuch Gipssteppenvegetation in ei-nem abgebauten Gipsbruch neu zu etablieren,war eine solche strategische Überlegung. Diesebasierte auch auf der Erkenntnis, dass die Be-stände weit voneinander entfernt liegen und so-

BERND RAAB: 10 Jahre Entwicklung eines Versuchs zur Etablierung von Arten der Gipssteppen 29

wurden die vor zehn Jahren begonnenen Ver-fahren zur Standardanwendung (z. B. PFADEN-HAUER et.al. 2000).

Lage der Versuchsflächen

Der Bruch, der für die Versuche zur Verfü-gung gestellt wurde, liegt etwa 500 m östlichvom Külsheimer Gipshügel und ca. 750 mnördlich der Ortschaft Külsheim entfernt. Dieneue Verbindungsstraße von Bad Windsheimnach Markt Bibart verläuft wenige Meter amWestrand des Gipsbruches vorbei. Beim Neu-bau der Umgehungsstraße wurde die Versuchs-anordnung in Teilen zerstört. Weitere Verlustedurch direkte Überbauung erlitt die Ansied-lungsfläche des Landschaftspflegeverbandes.Zwischen dem NSG und dem Bruch hat dieserdurch Bodenabtrag bis auf die Gipsoberflächeweitere Ansiedelungsflächen für Gipssteppengeschaffen.

Folgende Abbildung gibt einen Überblicküber die räumliche Situation.

Langfristig sollte eine Vernetzung der ver-bliebenen Steppenrasen zwischen dem NSGKülsheim und dem Hirtenhügel entlang vonTrittsteinbiotopen geschaffen werden. Auch für

diesen Zweck schien der o.g. Gipsbruch geeig-net. Dieses Ziel wurde in dem Gutachten zurUmfeldverbesserung der Gipshügel (ÖKONZEPT

1991) formuliert.

Standörtliche Vorbereitung

Aus den Bodenanalysen der Gipshügel unddes Kyffhäuser sowie der Literaturauswertung

(MEUSEL 1939) wurde zum einen eine„flachgründige Rendzina“ mit unterschied-lichen Anteilen scherbiger „Verwitterung“ so-wie eine etwas tiefergründige Rendzina mitstark zu Gipsmehl „verwitterterm“ oberen C-Horizont abgeleitet. Diese konstruierte Rendzi-na wurde dann mit dem Radlader auf der Stein-bruchsohle gestaltet.

Von Beginn an wurde darauf geachtet, dassder Anteil humoser Bestandteile möglichst ge-gen Null gehen sollte, um ein Eindringen ru-deraler nicht gewünschter Arten so verhindernbzw. einzuschränken. Das Gipssubstrat selbstist sehr nährstoffarm (MEUSEL 1939). Es standauch fest, dass auf jede Pflege- und Unterhal-tungsmaßnahme verzichtet werden sollte. EinerInitiierung sollte eine natürliche Selbstentwick-lung folgen.

NSG Külsheimer Gipshügel

Landschaftspflegeverband Neustadt/Aisch

Gipsbruch 1Heidelberger Zement Landesbund für Vogelschutz

wissenschaftliche Versuchsflächendes Landsbundes für Vogelschutz

Gipsbruch 2Heidelberger Zement

Landschaftspflegeverband Neustadt/Aisch

Abb. 3: Luftbild der Umgebung des Külsheimer Gipshügels.

30 Pulsatilla, Heft 6, 2003

Gestaltungsmaßnahmen

Ein Teil eines ehemaligen Gipsbruches ca.300 m2, wurden von HEIDELBERGER ZE-MENT dem LBV zur Verfügung gestellt. Es han-delte sich dabei um die ehemalige Abbruchkantemit z.T. senkrechten Abbrüchen (ca. 2,5 m bis3,5 m Höhe) und eine mehr oder weniger ebeneSohlfläche. Hier war der Gips bis auf den Grenz-dolomit angebaut. Der restliche Bruch diente alsLagerstätte für Abraum und für gelegentlicheGipsentnahme. Auf dieser Fläche wurden dieverschiedenen Substratarten, wie sie die boden-kundlichen Untersuchungen ergaben aufge-bracht. Die Firmen HEIDELBERGER ZEMENTund KNAUF stellten Gips in verschiedenstenKorngrößen zur Verfügung, sowie die notwen-digen Gerätschaften für die Bodengestaltung.

Die Hangkante wurde zunächst mit Grob-schotter angeschüttet, um eine Grundlage fürdie spätere differenziertere Reliefgestaltung zuerreichen. Im Verhältnis 1:1 bis 1:2 wurde derGrobschotter bis ca. 1,5 Meter unterhalb derGeländeoberkante angeschüttet. Auf dieserGrundlage wurden die verschiedensten Sub-strate von grobem Schotter bis hin zu feinstem

Gipsmehl aufgebracht und verdichtet. Ein Teilder Fläche blieb unbehandelt und diente alsNull-Untersuchungsfläche.

Die Oberfläche wurde mehr oder wenigerleicht wellig gestaltet, wobei in Teilbereichendas Mikrorelief der Unterlage miteinbezogenwerden konnte. Diese Oberfläche hat sich imLauf der Jahre jedoch weitgehend egalisiert. AlsErgebnis wurde eine Fläche sowohl mit unter-schiedlichen Neigungsverhältnissen, als auchmit verschiedenen Kleinstrukturierungen ge-schaffen.

Vegetationstechnische Maßnahmen

Um nun die Pflanzensippen der Steppenra-sen auf Versuchflächen zu bringen und umauch Aussagen darüber zu gewinnen, welcheMethode die höchste Übertragungsrate erzielt,wurden verschiedene Maßnahmen verfolgt:

Die verschiedenen Möglichkeiten von Initi-alpflanzungen bis hin zu völligem Verzicht aufirgendwelche Eingriffe sollen berücksichtigtwerden.

Je Bodenstruktur wurden deshalb vier ver-schiedene Methoden angewandt.

Abb. 4: Substrattyp und Lage der Untersuchungsplots. Benennung numerisch (1997) alphanumerisch (1992) .

1=A1

2=A2

3=A4 4=A3

8=B15=B2

7=B5M B

10=C4Fein A

9=C3Fein B

11=C2

12=C1

13=D3

15=D416=D1

14=D2

C5=1817=B4

Mo A Mo B Mo B2

Mo C

Fein C Mo D

6=B3M A

Lage der Dauerquadrate Gipsbruch Heidelberger Zement

Grobsubstrat Mittelsubstrat Kein AuftragFeinsubstrat

BERND RAAB: 10 Jahre Entwicklung eines Versuchs zur Etablierung von Arten der Gipssteppen 31

1 Die Diskussion der Ansprache dieser Sippe führt WEIS(1992). Nachdem die Külsheimer Festuca-Sippe in ihrenintermediären Merkmalen deutlich näher an F. valesiaca alsan sehr schmalblättrigen, glaucen Formen von F. rupicolaliegt, soll hier von F. valesiaca gesprochen werden auchwenn es sich nicht um die völlig eindeutige Sippe handelt(SUBAL mdl. verneint das Vorkommen von F. valesiaca inKülsheim).

Heusaatausbringung: Händisch gewonnenes und getrocknetes

Mahdgut aus dem nahen Gipshügels sowie ausdem NSG „Sieben Buckel“ bei Markt Nordheimwurde in einer 3-5 cm dicken Schicht aufge-bracht. Die Vorstellung war, dass solches Heuausreichend Samenmaterial der charakteristi-schen Gipssteppenpflanzen in Samenständenbeinhaltet.

Pflanzung vorkultivierter Pflanzen:Hierfür wurden während der Vegetations-

periode 1991 Samen von Pflanzen der Festuce-talia valesiacae wie Walliser Schwingel (Festucavalesiaca)1, Berglauch (Allium senescens), Ado-nisröschen (Adonis vernalis) oder Federgräsern(Stipa capillata, S. joannis) gesammelt. Dabeiwurden nur von wenigen (< 20) Individuen dergenannten Arten Samen abgenommen. Das Zielwar nicht primär eine Übertragung sondern dieBetrachtung des Keimerfolges Diese Samenwurden im Spätsommer in Kulturschalen inhandelsübliche Anzuchterde ausgesät. Schonnach 2 Wochen zeigten sich die ersten Keimlin-ge. Im Winter wurden die Schalen an einenkühlen hellen Ort gestellt. Erst Anfang April1992 erfolgte das Pikieren, der zu 90 % gekeim-ten Pflanzen. Das Ausbringen der Pflanzen aufdie Probeflächen erfolgte im Mai nach dem En-de der Spätfröste. Eine Betrachtung des Kei-merfolges ergibt die Tabelle 1.

Aussaat: Eine weitere Strategie war die Aussaat von

Steppenpflanzensamen direkt auf die Flächen.Die Samen wurden händisch gesammelt undauf den Probeflächen ausgebracht. Auch das er-folgte im Frühjahr 1992.

0-Fläche: Hier wurde der Gedanke der natürlichen

Ansiedlung von Steppenpflanzen ohne Initiali-

sierungen verfolgt. Wobei, wie erwähnt, dieAusbreitungspotenz enge Grenzen setzt. DieBesiedelung dieser Flächen sollte auch von denmit Mahdgut belegten Flächen erfolgen. Dasdamals als Lieferbiotop betrachtete Natur-schutzgebiet muss aus heutiger Sicht schon alszu weit entfernt betrachtet werden.

Aufbringen von MoosDurch Auswertungen der Aufnahmen von

GAUCKLER (1957) und Fotos vom KülsheimerGipshügel aus den 20er Jahren des letzten Jahr-hunderts ergab sich die Erkenntnis, dass offene,lückige Bereiche in der Vegetationsdecke zu-gunsten von Moosen und Gräsern und zu un-gunsten von Therophyten und kleinen, lichtbe-düftigen Pflanzen, z. B. Poa badensis abgenom-men haben. Der Vergleich ergibt zunächst, dasszu Gaucklers Zeiten der Külsheimer Gipshügelwesentlich offener und lückiger gewesen seinmuss. Mehr nacktes Gipsgestein und offene Bo-denflächen gaben gerade den Therophyten undden Flechten sowie Luftalgen geeignete Habita-te. Dieser Lückenanteil differenziert auch dieAssoziationen der Gipshügel. Während im Ado-nido-Brachypodietum der Anteil der Einjähri-gen mit 5,7 % relativ gering ist, spielen im Poo-Allietum und auch im Allio-Stipetum die Ein-jährigen mit ca. 29 % eine größere Rolle. ImPoo-Allietum ergibt sich der hohe Therophy-ten-Anteil aus den besonderen Standorteigen-schaften, also flachgründiger Boden mit nacktenGipssteinen, im Allio-Stipetum hingegen bleibtRaum für die Einjährigen durch die besondereLebensweise der Gräser. Stipa capillata und auch

Art Keimerfolg

Adonis vernalis 0 %

Allium senscens 100 %

Astragalus danicus 0 %

Euphorbia sequieriana 0 %

Stipa joannis > 70 %

Stipa capillata > 75 %

Tab. 1: Ergebnisse der Anzuchtversuche

32 Pulsatilla, Heft 6, 2003

Festuca valesiaca bilden kleine Horste, die von-einander entfernt wachsen. In den Zwischen-räumen herrschen gerade im zeitigen Frühjahrideale Bedingungen für Therophyten. Verglei-che der heutigen Vegetation mit den Vegeta-tionsaufnahmen von GAUCKLER (1957) zeigendeutliche Verschiebungen im Vegetationsbau.Einige Arten, die 1957 mit hohen Deckungsgra-den vorkamen, fehlen heute offensichtlich odersind erheblich zurückgegangen. Besonders auf-fällig ist das bei der heute seltenen Poa badensis,die vor 45 Jahren mehrfach mit Deckungsgra-den 2 und 3 vorkam und die heutzutage kaumnoch den Deckungsgrad + erreicht.

Die deutlichsten Artenverschiebungen zei-gen sich hingegen bei den Kryptogamen. Wäh-rend GAUCKLER bei den Moosen die Deckungs-grade + - 2 angibt, werden heute von einzelnenArten wie Rhytidium rugosum oder Homalothe-cium lutescens Werte bis 5 erreicht. Die Zunah-me der Moose dürfte sich wohl auf die unter-bliebene Nutzung (Beweidung) zurückführenlassen.

Daraufhin wurde im Zuge einer Pflegemaß-nahme 1993 Moos aus den Steppenbeständen

mit dem Rechen herausgeharkt und im Gips-bruch mit den Versuchsflächen auf einem Hau-fen abgelagert. 1994 stellte sich dann heraus,dass die im Moos enthaltenen Samen nicht nursehr erfolgreich aufgelaufen waren, sondernauch ein sehr breites Spektrum der Trockenra-sen-Arten übertragen wurden. Selbst die extremausbreitungsschwache Erdsegge (Carexhumilis), die als nicht übertragbar galt, oder dieSteppenwolfsmilch (Euphorbia sequieriana) wa-ren darunter. Das hatte folgende Gründe:x im Moos liegt das komplette, herab gefalle-

ne Samenmaterial aus der darüber liegen-den Pflanzendecke

x eine phänologische Einschränkung wiebeim Mahdgut auf die reifen Samenständefindet nicht statt

x Die Moosschicht speichert effektiver Wasserals das trockene Heu und stellt damit gün-stigere Keimbedingungen zur Verfügung

x das Moos bildet schneller eine Humus-schicht

1995 wurden dann die Versuchsflächendurch neu eingerichtete Dauerflächen mit einerMoosauflage (3-5cm) ergänzt. Diese wurden in

Abb. 5: Schema der Bodenvorbereitung für den Mahdgut und Moosauftrag.

Gipsmehl

Gipsscherben < 5 cmGipsscherben >10 cm

Abbausohle

LEGENDE

Bodenaufbau zur Wiederansiedelung von Steppenrasen

BERND RAAB: 10 Jahre Entwicklung eines Versuchs zur Etablierung von Arten der Gipssteppen 33

dieser Arbeit mit berücksichtigt. Die Fläche, die1994 als Initiale wirkte und in der sogar dieZwergsegge (Carex supina) gefunden wurde, istbeim Straßenbau vernichtet worden.

Dauerbeobachtung

Auf den unterschiedlichen Substrattypen(vgl. Abbildung 4) wurden je vier quadratischeFlächen eingerichtet:x Mähgutauftragx Einbringen angezogener Pflanzenx Ausbringen von Samenx Null-Fläche

Diese sind seit dem ersten Keimen 1993Gegenstand der Dauerbeobachtung. Die Ergeb-nisse aus den Beobachtungsjahren 1995, 1997und 2001 werden im Folgenden dargestellt.

Das Problem des Minimumareals der Pflan-zengesellschaft.

Das schematische Vorgehen einerseits sowiedie insgesamt zur Verfügung stehende Flächeandererseits hat Auswirkungen auf die Auswer-tung und Interpretierung der Ergebnisse derEntwicklung. Legt man das notwendige Minim-

umareal zugrunde, bei den gräser- und kräuter-dominierten Formationen liegt dieses bei rund10 Quadratmeter (dabei werden nach DIERSCH-KE (1994) i.d.R. 80-95 % der mittleren Gesamt-artenzahl erreicht), so wird dies mit den je 4 qmgroßen Quadraten deutlich unterschritten. So-mit muss differenziert werden zwischen:x der Entwicklung der Einzelfläche: Artzahl,

Artenwandel (Turnover), syntaxonomi-schem Anschluss

x Gesamtfläche aller Quadrate in Bezug aufdie Bewertung einer Fragestellung (16 qm)

x Gesamtfläche aller Flächen2 in Bezug aufden Erfolg der Gesamtmaßnahme (ca.100qm)

Dies ist bei der Auswertung und vor allemder Bewertung der bisherigen Entwicklung zubeachten. Dies gilt besonders für die Frage nachdem Etablierungserfolg der Assoziationen.

Die nachstehenden Auswertungen werdensich daher in der Regel auf die Gesamtfläche be-ziehen

Skala Deckung (in %) mittl. Deckung zusätzliche Abundanzangaben

Konvertierbarkeit nach Braun-Blanquet

r -- 1 Individuum r

+ 2,5 2-5 Individuen +

1 <5 2,5 6-50 Individuen + oder 1

2m <5 2,5 > 50 Individuen 1 oder 2

2a 10 2

2b 20 2

3 37,5 3

4 62,5 4

5 87,5

Individuenzahl

beliebig 5

--

<5

5-15

15-25

25-50

50-75

75-100

Die Nomenklatur der Arten richtet sich nach OBERDORFER (1990).

Tab. 2: modifizierte Schätzszkala der Deckungswerte

2 Inklusive der inzwischen aufgebrachten Moosflächen

34 Pulsatilla, Heft 6, 2003

Methodik

Die vorkommenden Pflanzenarten wurdennach der Methode von BRAUN-BLANQUET

(1964) erhoben, dessen siebenteilige Schätzska-la (Abundanzen und Dominanzen der Einzelar-ten) wurde allerdings im Deckungsbereich 2weiter differenziert (s. Tabelle 2).

Die Parameter einer Dauerbeobachtung

Die Dauerbeobachtung dient der Feststel-lung von Veränderungen von Zuständen inner-halb der Entwicklung einer bestimmten Fläche.Diese Veränderungen beziehen sich auf die Flo-ra (Einzelglieder der Pflanzendecke) und damitunmittelbar verbunden auf die Vegetation(Summe der Einzelglieder). Diese Änderungenspiegeln den Wechsel in den standörtlichenRahmenbedingungen und/oder den jeweiligenKonkurrenzverhältnissen wider.

Sie wirken z. B. auf die Einzelart durch Zu-oder Abnahmen der Individuenzahl. Davonkönnen zum einen naturschutzfachlich bedeut-same Arten, z. B. solche der Rote Liste, zum an-deren pflanzensoziologisch wichtige Kenn-oder Trennarten betroffen sein, die es ermög-lichen, die Vegetation in das bestehende Gliede-rungssystem einzupassen. Sie wirken auf dieVegetation durch Verschiebungen im Gefügeunterschiedlicher Artengruppen.

Die Gruppenspektren der Probeflächen undder Vergleichsflächen

Pflanzensippen einer Gesellschaft lassensich nach verschiedenen Merkmalen zu Grup-pen zusammenfassen (Lebensformen, Zeiger-werte, Phänologie, etc). Eines dieser Merkmaleist die soziologische Zugehörigkeit, also dasschwerpunktmäßige Auftreten der Sippe in be-stimmten Gesellschaften. In einem Gruppen-spektrum wird nun die Artenzahl der Gruppeprozentual zur Artenzahl der Aufnahme gesetzt(qualitatives Gruppenspektrum).

In der Entwicklung der Vegetation einerFläche werden sich die Anteile der einzelnenGruppen verschieben und es lassen sich somitrelativ einfach und rasch Änderungen, Tenden-zen erfassen und Prognosen erstellen. Zudemlassen sich Annäherungen an das spezifische

Gruppenspektrum etwa einer gewünschtenZielvegetation sichtbar machen.

Bei jungen sich erst etablierenden Gesell-schaften ist meist ein stark differenziertes Spek-trum zu sehen. Bei reiferen Systemen ist es da-gegen viel einheitlicher. Gleichzeitig lässt sichauch das Dominanzgefüge gut ablesen.

Die Gruppenspektren der Zielvegetationwurden aus der Stetigkeitstabelle der Aufnah-men von ÖKONZEPT (1991) aus dem NSG Küls-heimer Gipshügel sowie aus der Stetigkeitsta-belle der Aufnahmen aus allen fränkischen Gis-phügeln aus dem Projekt (Verbreitung der vomAussterben bedrohten Pflanzengesellschaften inBayern nördlich der Donau aus dem Jahren1996 bis 1999 (RAAB, TÜRK, SUBAL 2000) er-mittelt.

Die einzelnen Gruppen werden auf Forma-tionsebene aufgestellt, nur im Bereich der be-sonders zielrelevanten Gruppen wird eine Dif-ferenzierung auf Klassen, Ordnungs- und Ver-bandsebene differenziert und getrennt ausge-zählt. Die in den Tabellen verwendeten Buch-staben gehören zu folgenden Einheiten (Dia-gramm 1):

A Ruderal- und AckervegetationB Magerwiesen und -heidenC MauerpfefferflurenD Trocken- und Halbtrockenrasen (Fest-

uco-Brometea)E kontinentale Steppenrasen (Festucetalia

valesiacae)F mediterrane Trockenrasen (Mesobro-

mion)G Fettwiesen und -weidenH wärmeliebende SäumeI wärmeliebende Eichenmischwälder in-

differente Arten, also solche, die keinebesonderen Vorkommensschwerpunktin einer der o.g. Formationen haben,wurden im Diagramm nicht dargestellt.

Veränderungen seit 1995Betrachtet man die Entwicklung der Grup-

pen C - F, also dem Kern der Trockenrasenve-getation so erreicht dieser 1995 einen Anteilvon 40,29 %. Im Jahr 2001 liegt dieser Wertschon bei 56,4 % und damit knapp unter dem

BERND RAAB: 10 Jahre Entwicklung eines Versuchs zur Etablierung von Arten der Gipssteppen 35

Vergleichswert aus den Steppen mit 57,29 %.Der hohe Anteil der Gruppen A, B und G istvon anfänglich 50,01 % kontinuierlich ge-schrumpft. Das Diagramm 2 zeigt die Entwick-lung innerhalb der einzelnen Gruppenanteiledurch Gegenüberstellung deutlich auf:

Nur die Arten der Mauerpfefferfluren (Se-do-Scleranthetea) fallen 1997 aus dem anson-sten durchgängigen Entwicklungsrahmen. Die(Verlustbilanz) innerhalb der Gruppen wirdmit Diagramm 3 abgebildet.

EvennessDie Deckungsanteile aller Arten eines Be-

standes bilden seine Dominanzstruktur. Ein Be-wertungsparameter dafür ist die Diversität. Jehöher die Artenzahl und je gleichmäßiger dieVerteilung der Artmächtigkeiten eines Bestan-des ist, desto höher ist die Diversität oder seineHeteronomie. Die Diversität ist abhängig von

der Artenzahl, die Evenness bezeichnet dagegendie Gleichmäßigkeit als Verhältnis von maxi-maler zu tatsächlicher Heteronomie. Je stärkereinzelne Arten vorherrschen also dominieren,desto mehr sinkt die Evenness. Veränderungenin der Evenness lassen also quantitativ Rück-schlüsse auf Dominanzveränderungen einzel-ner Arten zu.

Nachdem die Schätzung des Deckungswer-tes einen erheblichen Einfluss auf den Wert derEvenness hat, wirken sich Schätzfehler z. T gra-vierend aus. Gleiches gilt für jahreszeitlich be-dingte Schwankungen (VAAS 1996).

Mittelere Evenesswerte für einzelne Syntaxagibt HAEUPLER (1982) an. Mit den Gipssteppensind dabei nur die Werte für das Gentianao-Koelerietum (68,7) oder das Onobrychido-Bro-metum (69,7) vergleichbar. Die mittlere Even-ness der Gipssteppen und der Versuchsflächengeht aus Diagramm 4 hervor.

C (7,29%)B (3,13%)

A (5,21%)

H (19,79%)I (2,08%)

D (25,00%)

E (8,33%)

G (12,50%)

F (16,67%)

Gipssteppen 99

B (5,06%)

A (15,19%)G (11,39%)

H (10,13%)I (1,27%)

C (11,39%)

D (24,05%)

F (11,39%)

E (10,13%)

Külsheim 91

A (30,56%)G (15,28%)

H (9,72%)

B (4,17%)C (5,56%)

D (16,67%)

F (12,50%)

E (5,56%)

Versuchsflächen 95

A (24,36%)G (12,82%)

H (11,54%)

B (2,56%)

C (12,82%)

D (17,95%)

F (12,82%)

E (5,13%)

Versuchsflächen 97

C (8,97%)B (1,28%)

A (19,23%)G (11,54%)

H (10,26%)I (1,28%)

D (24,36%)

F (15,38%)

E (7,69%)

Versuchsflächen 01

Diagramm 1: Kreisdiagramme der Anteile soziologischer Gruppen in den Vergleichs- und Versuchsflächen .

36 Pulsatilla, Heft 6, 2003

0

5

10

15

20

25

A B C D E F G H I

Versuchsflächen 95 Versuchsflächen 97

Versuchsflächen 01

Gruppenspektren der Versuchsflächen

-8

-6

-4

-2

0

2

4

6

8

A B C D E F G H Isoziologische Gruppe

Veränderungen im Gruppenspektrum1995 bis 2001

Diagramm 3: Bilanzierung der Veränderungen innerhalb der jeweiligen soziologischen Gruppe.

Diagramm 2: Einzelentwicklung der soziologischen Gruppen innerhalb des Untersuchungszeitraumes.

BERND RAAB: 10 Jahre Entwicklung eines Versuchs zur Etablierung von Arten der Gipssteppen 37

50

55

60

65

70

75

80

85

VF 2001 VF 1995 VF 1997 Külsheim 1991 Gipssteppen 99

Evenness-Werte

Diagramm 4: mittlere Evenesswerte der Vergleichs- und Versuchsflächen.

Evenness-Wertebezogen auf Stetigkeit

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

VF 2001 VF 1995 VF 1997 Külsheim 1991

Evenness

Gipssteppen 99

Diagramm 5: Evenesswerte errechnet aus der Stetigkeit der Vergleichs- und Versuchsflächen .

Die geringere Evenness im Jahr 2001 gegen-über 1995 und 1997 ergibt sich aus dem domi-nanten Auftreten von Hippocrepis comosa, Fest-uca valesiaca und F. rupicola.

Den Dominanzindex (Anteil der häufigstenArt an der Gesamtsumme in Prozent) einzelnerTrockenrasen-Arten zeigt die Tabelle 3.

Bei einer versuchsweisen Anwendung derEvenness auf den gesamten Artbestand allerAufnahmen, d.h. auf die Stetigkeit ergibt sicheine weitere Möglichkeit Veränderungen zu do-kumentieren. Dabei wird der Stetigkeitswertwie ein Deckungswert angenommen. DieHeteronomie ergibt sich dann aus der Gleich-

38 Pulsatilla, Heft 6, 2003

verteilung der Stetigkeiten. Dabei zeigt sich einezunehmende Annäherung der Versuchsflächean die Gipssteppenbestände Frankens (Dia-gramm 5).

Der Ähnlichkeitsindex der ProbeflächenIm Rahmen einer Dauerbeobachtung ist die

Ähnlichkeit ein einfach zu bestimmendes Maß,das den Vorteil bietet, eine Entwicklung auchim Trend zu erfassen. Die Ähnlichkeit zwischender Entwicklungsfläche einerseits und einerVergleichsfläche, die meist die Zielvegetationder Entwicklung trägt (Referenzfläche) mussimmer größer werden, je „besser“ im Sinne derZielerfüllung sich die zu betrachtende Flächeentwickelt. Dies lässt sich zudem mathematischdarstellen. Auch TRÄNKLE, POSCHLOD und KOH-LER (1993) führten dies mit Erfolg bei ihrenUntersuchungen zur Vegetationsentwicklungin Steinbrüchen durch.

Die Werte über 25 % sind bereits als ähn-lich, die Werte über 50 % sind als sehr ähnlichzu betrachten. Die Ähnlichkeit ist dabei als flo-ristische nicht aber als soziologische Ähnlich-keit zu verstehen.

Die folgende Ähnlichkeitsbetrachtung be-

zieht sich auf den Vergleich mit den 1999 aufge-nommenen Steppen in Külsheim, Markt Nord-heim, Sulzheim. In diese wird auch die Unter-suchung von ÖKONZEPT (1991) einbezogen, dasich schon damals Veränderungen gegenüberGAUCKLER (1957) bemerkbar machten.

Ein Vergleich mit dem benachbarten Gips-hügel ergibt ein fast identisches Bild. Nur sinddie Werte für 1995 (41,81%) und 1997(54,64%) geringfügig niedriger und liegen für2001 mit 61,88 % geringfügig darüber.

Ähnlichkeiten mit einer weiteren konkretenAssoziation

Während die obigen Auswertungen eineÄhnlichkeitsbetrachtung zu einem gesamtenVegetationskomplex auf den fränkischen Gips-hügeln zum Gegenstand hatten, im Wesent-lichen eine mögliche Übereinstimmung zurWiesensteppe (Adonido-Brachypodietum), sollnun die Ähnlichkeit der Versuchsflächen miteinem weiteren Syntaxon der Gipshügel näm-lich der Kopflauch-Pfriemengrasflur (Allio-Sti-petum capillatae) betrachtet werden. Dazuwurden die Stetigkeitstabellen der einzelnenVersuchsjahre, nicht die Aufnahmen der Ein-

Art 2001 1997 1995

Hippocrepis comosa 17,08 0,13

Festuca valesiaca 18,46 7,08

Festuca rupicola 13,51 17,14

Dianthus carthusianorum 2,24 8,77

Anthyllis vulneraria 3,54 4,70

3,20

8,83

10,20

9,44

3,51

Allio-Stipetum capillatae (Vergleichsaufnahme aus Markt Nordheim)

Aufnahmejahr 1995 1997 2001

Soerensenindex 68,35 77,65 85,39

Tab. 4: Änlichkeitsbetrachtung mit dem Kopflauch-Pfriemenfedergras-Rasen errechnet ausder Stetigkeit der Vergleichs- und Versuchsflächen

Tab. 3: Dominanzindex ausgewählter Einzelarten in den Versuchsflächen

BERND RAAB: 10 Jahre Entwicklung eines Versuchs zur Etablierung von Arten der Gipssteppen 39

zelplots herangezogen. Es gilt hier die Etablie-rung eines Syntaxons durch die Gesamtver-suchsanlage im Steinbruch zu dokumentieren(vgl. die Aussagen zur Problematik des Minim-umareals) Tabelle 4.

Die durchwegs höheren Werte zeigen, dassdie aktuellen Bestände im Steinbruch standört-lich noch eher dem Charakter der flachgründi-gen Felsensteppenwuchsorte entsprechen. Diesist nach nur zehn Jahren auf dem künstlich ge-schaffenen Gipsfels auch nicht anders zu erwar-ten. Bis eine echte Wiesensteppe entwickelt ist,werden noch viele Jahrzehnte vergehen.

Dennoch ist damit belegt, dass seit Beginnder Versuche im Jahr 1992 eine sehr große An-näherung an die Zielvegetation erfolgt ist.

Wertgebende ArtenDas Vorhandensein bzw. Nichtvorhanden-

sein von Sippen als Wertmaßstab des Natur-schutzes kann auf zwei Gesichtpunkte bezogenwerden:x gesellschaftsschutzrelevante Artenx artenschutzrelevante Arten

Bei den gesellschaftsschutzrelevanten Arten

sind es hautsächlich die Kennarten der Assozia-tion, des Verbandes und der Ordnung, in dervorliegenden Untersuchung die Arten der kon-tinentalen Steppenrasen des Adonido-Brachy-podietum, des Allio-Stipetum capillatae, dieVerbandskennarten des Festucion valesiacaeund die Ordnungskennarten der Festucetaliavalesiacae.

Bei diesen Sippen ist die Entwicklung seitder Versuchseinrichtung von besonderem In-teresse, da diese ja die Effizienz der Maßnah-men im Hinblick auf die Neuanlage von Step-penphytozönosen abbilden. Auch hier sollendie Versuchsflächen den Steppen gegenüberge-stellt werden.

Im Einzelnen handelt es sich um folgendeSippen:

AC Adonido-Brachypodietum pinnatiScorzonera purpureaScorzonera hispanicaAstragalus danicusOnobrychis arenariaAdonis vernalis - nur in den Steppen vorkom-

mend

0

2

4

6

8

10

12

14

VF 1995 VF 1997 VF 2001 Külsheim 91 Gipssteppen 1999

AC, VC, OC

Artenzahlaus kontinentalen Steppenrasen

Diagramm 6: Anzahl der wichtigsten Kernarten in den Vergleichs- und Versuchsflächen.

40 Pulsatilla, Heft 6, 2003

VC / OC Cirso-Brachypdion/OC Festucetalia valesiacaeFestuca rupicola ssp. rupicolaStipa joannisFestuca valesiacaStipa capillataPotentilla heptaphyllaEuphorbia seguieriana ssp. seguierianaSilene otitesPotentilla arenaria - nur in den Steppen vor-

kommend

Wie Diagramm 6 zeigt, ist mit 11 Kennartenim Jahre 2001 das Ziel einer Etablierung er-reicht worden. Dabei ist jedoch festzuhalten,dass die Deckungswerte in den Versuchsflächenz. T noch deutlich unter den (normalen) De-

ckungen der intakten Bestände der Gipshügelliegen und dass sie noch schwanken.

Aufgrund des aktuell noch wenig entwickel-ten Standortes sind auch die Arten mit Ansprü-chen an tiefgründiger verwitterten Böden ent-weder noch nicht vorhanden (Adonis vernalis),oder sie zeigen bislang geringe Zuwachs- undAusbreitungstendenz (Scorzonera purpurea, Sti-pa joannis).

Zu den wertgebenden Arten zählen auchsolche der Roten Liste. Auch unter dem Aspektdes Artenschutzes war das Projekt 1991 begon-nen worden. Es sollte geklärt werden, ob es ge-lingt, neue Wuchsorte für stark gefährdete Sip-pen zu schaffen, um somit zu einer Bestandser-weiterung und damit zu einer Riskostreuung

1995 1997 2001 RL-Bayern RL-BRD

Aster linosyris . x x 3

Aster amellus x x x 3

Astragalus danicus . . x 2 3

Euphorbia seguieriana . . x 2 3

Festuca valesiaca x x x 1 3

Hypochoeris maculata x x . 3 3

Inula hirta x x 3 3 3

Medicago minima . x x x 3

Onobrychis arenaria . . x 3 3

Orobanche caryophyllacea . . x 3 3

Scorzonera hispanica x x x 3 3

Scorzonera humilis x . . 3 3

Scorzonera purpurea x x x 1 2

Silene otites . x x 3 3

Stipa joannis x x x 2

Stipa capillata x x x 2 3

Veronica praecox . x . 3

Tab. 5: Arten der Roten Liste in den Versuchsflächen

BERND RAAB: 10 Jahre Entwicklung eines Versuchs zur Etablierung von Arten der Gipssteppen 41

des Aussterbens zu kommen (RAAB 1989). Inder folgenden Zusammenstellung sind alle RoteListe-Arten mit ihrem Gefährdungsgrad aufge-führt, die auf den Versuchsflächen vorkommenbzw. vorkamen. (Tabelle 5)

Als Verlustarten sind Hypochoeris maculata,Veronica praecox und Scorzonera humilis zunennen. Dabei ist zu diskutieren, ob S. humilis1995 nicht mit S. purpurea verwechselt wurde.

Neu hinzugekommen, ausschließlich durchMoossaat, sind Astragalus danicus, Euphorbiaseguieriana, Onobrychis arenaria, Silene otitesund Orobanche caryophyllacea. Erfreulich istder Umstand, dass es sich dabei um „echte“Steppenbewohner handelt.

ArtenzahlenEine Betrachtung der reinen Artenzahl als

Ausdruck der biologischen Vielfalt ergibt fürdie Versuchanlage folgendes Bild (Tabelle 6).

Die Werte spiegeln jedoch keinen floristi-schen Zustand oder gar die Zugehörigkeit zuden Trockenrasen wieder. Die Aufteilung derArten innerhalb der Zugehörigkeit zu denunterschiedlichen Gruppen zeigen die Grup-penspektren.

Übertragungsrate Bei einer Betrachtung der Arten stellt sich

auch die Frage nach dem Übertragungserfolg,d.h. wie hoch der Anteil der über das Mähgutoder das Moos eingebrachten gekeimten undetablierten Pflanzen ist. Die zweite Fragestel-lung betrifft den Übertragungserfolg von Kenn-arten der Assoziation.

Die folgende Zusammenstellung zeigt bei-des: Den Übertragungserfolg bezogen auf dieKennarten von Assoziation, Verband, Ordnungund Klasse und den Übertragungserfolg vonTrocken- und Magerrasenarten, was in etwa

dem Anteil der typischen Begleiter entspricht.Dabei ist allerdings zu erwähnen, dass der

Erfolg an den Gesamtarten der Aufnahmen von1999 also circa der damals erfassten Gesamtar-tenzahl aller Gipshügel gemessen wird undnicht an einer konkreten Spenderfläche.

Übertragungserfolg in %AC Adonido-Brachypodietum/

Allio-Stipetum 80,00VC/OC Festucetalia valesiacae 87.50OC Brometalia 50,00KC Festuco-Brometea 85,00Trifolio-Geranietea 62.50Sedo-Scleranthetea 66.66Typische Begleiter 70,00Gesamtübertragung 53.85

Die Übertragung der Kennarten ist als sehrhoch zu bezeichnen. Sie deckt sich weitgehendmit ähnlichen Untersuchungen aus Satteldorf(RAAB & HOTZY 1994) oder der Garchinger Hai-de (PFADENHAUER et.al 2000), wo ebenfalls mitMähgut eine Null-Fläche belegt wurde.

In Satteldorf wurden 87,3 % eines benach-barten Gentiano-Koelerietums erreicht, im Fallder Garchinger Haide zwischen 70% und 90%.Vergleicht man wie PFADENHAUER et. al. (2000)als Ausgangsartenpool aber die Gesamtheit allerSippen, sinkt erwartungsgemäß, wie auch imFalle der Gipshügel, die Gesamt-Übertragungs-rate. Im Fall der Münchner Haiden liegt diesebei rund 38%, bei Külsheim immerhin bei über53 %. Das liegt neben der klaren Schwierigkeiteinzelne Arten nur über keimfähige Samen imMähgut zu „transplantieren“ (z. B. Adonis ver-nalis, Stipa spec.) v. a. an dem Problem einergrößerflächigen Moos- und Mähgutgewinnungsowie der Erfassung eines standörtlich ausrei-chend breiten Mähgutspektrums.

Artenzahlen

Gipssteppe 99 Külsheim 91 VF 1995 VF 1997 VF 2001

117 92 87 8991

Tab. 6: Vergleich der Artenzahl von einer Vergleichsfläche mit den Versuchsflächen

42 Pulsatilla, Heft 6, 2003

Gute Vorbereitung vorausgesetzt, hat sichaber diese Methode prinzipiell bewährt.

ZeigerwerteZeigerwerte nach ELLENBERG (1991) sind ein

geeignetes und häufig angewandtes Mittel stan-dörtliche Entwicklungen zu dokumentieren,der Pflanzenbestand wirkt dabei als sensitiverKomplexindikator. Dabei ist jedoch zu beach-ten, dass neben grundsätzlichen mathemati-schen Problemen der Mittelwertberechnung(MÖLLER 1992) eine Aussagekraft in jungen,sich erst etablierenden Beständen nur mit äu-ßerster Vorsicht zu interpretieren ist. Neu hin-zutretende Arten wirken je nach ihrem Zeiger-wert und ihrem Anteil erhöhend oder senkendauf den Zeigerwert des Bestandes, ohne dasssich am Standort tatsächlich Veränderungen er-geben hätten. Regulierende standörtliche Be-dingungen werden von inter- und intraspezifi-schen Konkurrenzen deutlich überlagert. Nurwenn sich Arten über mehrere Vegetationspe-rioden behauptet haben, kann davon ausgegan-

gen werden, dass ihre Persistenz eine Zeiger-funktion hat.

Bei dem vorliegenden zehnjährigen Zei-traum soll dennoch ein Zeigerwertvergleichversucht werden.

Wie aus dem Diagramm ersichtlich ist, san-ken die N- und die F-Werte im Untersuchungs-zeitraum und nähern sich denen der Steppenan. Die Kontinentalitätswerte liegen über alleErhebungen annähernd gleich hoch wie die derGipshügel. Auch hier geht die Entwicklung indie gewünschte Richtung.

Zusammenfassung

1991 wurden im Rahmen eines Pilotversu-ches zur Ansiedlung von Gipssteppen in abge-bauten Gipsbrüchen in der Nähe von Külsheimin einem Gipsbruch der Firma HeidelbergerZement nach eingehenden standörtlichen Ana-lysen in bestehenden Gipssteppenlebensräu-men Bayerns und Thüringens Flächen auf vor-bereitetem Substrat eingerichtet. Diese wurden

Diagramm 7: Entwicklung der Zeigerwerte einer Vergleichsfläche und den Versuchsflächen.

0

1

2

3

4

5

RL 99 Ökonzept92 1995 1997 2001

F-Wert N-Wert K-Wert

Zeigerwertanalysearithmetischer Mittelwert

BERND RAAB: 10 Jahre Entwicklung eines Versuchs zur Etablierung von Arten der Gipssteppen 43

jeweils mit Mähgut aus benachbarten Gipshü-geln belegt, mit angezogenen Pflanzen be-pflanzt und mit Samen bestreut, eine Flächenblieb als Null-Fläche unbehandelt. Sie wurdenin mehreren Vegetationsperioden untersuchtin dieser Arbeit wird die Entwicklung der Jahre1995, 1997 und 2001 dargestellt. Die Ergebnissewerden mit der Vegetation der Gipshügel ver-glichen, dabei wird die soziologische Gruppen-struktur, die Ähnlichkeit, die Evenness, die Do-minanzstruktur, die Ausstattung mit arten-und gesellschaftschutzrelevanten Sippen unddie Artenzahl kontinentaler Sippen betrachtetsowie eine Zeigerwerteanalyse angestellt. Dabeiist im Untersuchungszeitraum von rund 10Jahren bei allen betrachteten Parametern einedeutliche Annäherung an die Trockenrasen derGipshügel festzustellen. Die Ausstattung mitArten der Roten Liste zeigt, dass die neuge-schaffene Fläche Refugialfunktion übernehmenkann. Trotz des Unterlassens jedweder Pflege-maßnahme hat ein nennenswertes Eindringenvon Ruderalarten nicht stattgefunden. DieMaßnahme ist bis dato als erfolgreich zu be-zeichnen.

Tabellenteil

Die Ergebnisse im Berichtsteil basieren aufeiner Reihe von Tabellen, welche den Rahmendieses Beitrags übersteigen würden, sie könnenvom Autor gerne angefordert werden. Es han-delt sich um folgende Tabellen:

x Gesamtstetigkeitstabellex Einzeltabelle 1995x Einzeltabelle 1997x Einzeltabelle 2001x Tabelle zum Turnover der Null-Flächenx Tabelle zum Turnover der Mähgut-Flächenx Tabelle zum Turnover der Pflanzflächen

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44 Pulsatilla, Heft 6, 2003

RENNWALD, E. (Bearb.) (2002): Verzeichnis und Rote Listeder Pflanzengesellschaften Deutschlands - mit Da-tenservice auf CD-ROM. Schriftenreihe für Vegeta-tionskunde 35. 800 S. Bonn

RIECKEN, U., RIES U., SSYMANK, A. (1994): Rote Liste der ge-fährdeten Biotoptypen der BundesrepublikDeutschland. – Schriftenr. Naturschutz Land-schaftspflege Heft 41, 184 S., Bundesamt für Natur-schutz, Bonn

SCHIRMER, H.(1955): Die räumliche Struktur der Nieder-schlagsverteilung in Mittelfranken. Forsch. deutsch.Landesk. 81.

SCHWICKERT, P. (1992): Verpflanzen von Pflanzen bzw.Pflanzengesellschaften als Chance für den Natur-schutz? – Natur und Landschaft 67/3, Bonn

VAAS, S. (1996): Methoden der Effizienzkontrolle bei derNeuschaffung von Kalkmagerrasen unter besonde-rer Berücksichtigung von Renaturierungsversu-

chen abgebauter Gipslagerstätten der Voralbstufedes Schwäbisch-Fränkischen Keuperberglandes. –unveröff. Diplomarbeit FH-Weihenstephan. Frei-sing

WALENTOWSKI, H., RAAB, B., ZAHLHEIMER, W. A. (1991b):Vorläufige Rote Liste der in Bayern nachgewiesenenoder zu erwartenden Pflanzengesellschaften – 3.Außeralpine Felsvegetation, Trockenrasen, Borst-grasrasen und Heidekraut-Gestrüppe, wärmebe-dürftige Saumgesellschaften. – Ber. Bayer. Bot. Ges.Erforsch. Heim. Flora Beih. 62(2): 1–63, München.

WEIS, W. (1995): Floristisch-Vegetationskundliche Unter-suchungen der Gipshügel bei Markt Nordheim -Unveröff. Gutachten zur Beurteilung eines geplan-ten Gipsabbauvorhabens. 98 S. Hilpoltstein

ZEIDLER, H. (1957): Vegetationskundliche Fragen im Stei-gerwaldgebiet. – Mittl. flor.-soz. Arbeitsgem. N.F.6/7, 264-275.

Anschrift des Verfassers:Dipl-Ing. BERND RAAB

Landesbund für Vogelschutz, AK Botanik, Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein

Die Zeitschrift „Insecta“ beschäftigt sich mit naturschutzbezogenen entomologischen Themen. Die Artikel beinhalten

wissenschaftliche Ergebnisse von Freilanduntersuchungen, faunistische und ökologische Arbeiten, Artenschutz,

Eignung von Insekten für naturschutz- und landschaftsplanerische Arbeiten, Reiseberichte, sowie die Vorstellungen von

Projekten und Arbeitsgruppen. Außerdem können die Vorträge der alle zwei Jahre von den Entomologen im NABU

veranstalteten Tagungen in der „Insecta“ nachgelesen werden.

Die Beiträge in der Zeitschrift sollen vorrangig eine fachliche Grundlage für den aktiven Naturschutz aus der Sicht der

Entomologen liefern.

Schriftleiter: Dr. Jürgen Deckert, Museum für Naturkunde der Universität zu Berlin, Institut für Systematische

Zoologie, Invalidenstr. 43, 10115 Berlin, [email protected]

„Insecta“ erscheint in etwa jährlichen Abständen mit einem Umfang von 110-160 Seiten.

INSECTA Zeitschrift für Entomologie und Naturschutz •

NABU-Bundesfachausschuss Entomologie

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NABU53223 Bonn

Der Name „Boletus“ (Röhrling) steht für die bekannteste Pilzgattung. Die Zeitschrift „Boletus“ wurde 1977 in der DDR

gegründet und 1994 mit dem ebenfalls dort erschienenen „Mykologischen Mitteilungsblatt“ vereint. Seit 1990 wird die

Zeitschrift vom NABU herausgegeben. Sie greift vor allem Themen aus der Floristik, Ökologie, Chorologie und Taxo-

nomie mitteleuropäischer Pilze auf, wobei im begrenzten Umfang auch lichensierte Pilze (= Flechten) Berücksichtigung

finden. Bestandsentwicklungen und naturschutzrelevante Themen werden besonders beachtet.

Schriftleiter: Dr. Norbert Luschka, Starenweg 4, 73529 Schwäbisch-Gmünd, [email protected]

Bezug und Abonnentenverwaltung: Berit Otto, Edvard-Grieg-Weg 9, 06124 Halle/Saale, [email protected]

„Boletus“ erscheint in zwei Ausgaben pro Jahr mit einem Umfang von zusammen ca. 128 Seiten zum

Preis von 7 Euro je Heft plus Porto. Internet:www.nabu.de/adressen/Fach.htm#my

BOLETUS Pilzkundliche Zeitschrift •

NABU-Bundesfachausschuss Mykologie

Hiermit abonniere ich ab sofort aus der Reihe „Naturschutz Spezial“ des NABU die Fachzeitschrift

■ INSECTA ■ BOLETUS

■ BUCEPHALA ■ PULSATILLA

■ Bitte schicken Sie mir die Liste und das Info-Material zu den NABU-Bundesfachaus-schüssen und -Arbeitsgruppen.

■ Ich bin an einer Projekt-Patenschaft interessiert.

■ Bitte senden Sie mir eine Übersicht der aktuellen NABU-Materialien.

■ Ich möchte NABU-Mitglied werden. Bitte senden Sie mir Informationsmaterial zu.

■ Bitte schicken Sie mir die schon erschienenen Hefte der Zeitschrift:

Name der Zeitschrift:

Nummern oder Erscheinungsjahre der Hefte:

Name, Vorname:

Straße, Nr.:

PLZ; Ort:

Datum, Unterschrift:

BUCEPHALA Zeitschrift für Wasservogelforschung und Feuchtgebietsschutz •

Bundesfachausschuss Ornithologie und Vogelschutz/Bundesarbeitsgruppe Wasservogel- und Feuchtgebiete

"Bucephala" erscheint in Deutschland seit 1993 als Fachzeitschrift für Wasservogel- und Feuchtgebietsschutz. Sie wendet sich an

alle Spezialisten für Wasservögel, an Naturschützer und an Naturfreunde im weitesten Sinne. Die Zeitschrift bringt neben

Originalarbeiten Berichte über die Ergebnisse der ehrenamtlich durchgeführten Wasservogelzählungen. Teilweise sind die Hefte

speziellen Themen wie der Ramsar-Konvention oder den Wildgänsen gewidmet. Weitere Inhalte sind: aktuelle Probleme des

nationalen und des internationalen Wasservogel- und Feuchtgebietsschutzes, Tagungsberichte, Stellungnahmen und

Resolutionen. Die Zeitschrift will dazu beitragen, Grundlagen für eine aktive Naturschutzpolitik auf dem Gebiet des

Wasservogel- und Feuchtgebietsschutzes zu schaffen.

Schriftleiter: Dr. Johannes Naacke, Am Rosenhang 3, 14470 Brandenburg, Tel: 03381. 30 88 97

„Bucephala“ erscheint in etwa jährlichen Abständen mit einem Umfang von 80-90 Seiten.