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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.
Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.
IMMUNOLOGISCHE STUDIEN AM OMENTUM 1419
Immunologische Studien am Omentum
IV. Mitt.: Autoradiographische Untersuchungen der Mesothelproliferation
an thymektomierten, schein-operierten und normalen Mäusen nach intraperitonealer
Immunisierung mit Schaferythrozyten *
W. F. K r ü s m a n n , H. K asem ir , W. Ax und H. F is c h e r
Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Medizinische Universitätsklinik, Freiburg/Breisgau
(Z. Naturforschg. 24 b, 1-119— 1424 [1969] ; eingegangen am 3. Ju li 1969)
An thymektomierten, scheinoperierten und normalen NMRI-Mäusen wurde mit 3H-Thymidin autoradiographisch die Mesothelzell-Proliferation am Omentum majus nach intraperitonealer Stimulierung mit Schaferythrozyten untersucht.
Bei thymektomierten Tieren war die Mesothelproliferation am 1. und 2. Tag nach der Injektion im Vergleich zu scheinoperierten Tieren hochsignifikant vermindert.
Bei normalen Tieren war die Mesothelproliferation nach Sekundärstimulus geringer als nach Primärstimulus. Diese Befunde und ihre Deutung werden diskutiert.
In früheren Untersuchungen haben wir die zellu
lären Reaktionen des Mäuseomentums, die einem
antigenen Stimulus folgen, mit mikrokinematogra-
phischer und autoradiographischer Technik unter
sucht1-3. Ein unerwarteter Befund, den wir zu
nächst nicht klären konnten, bestand darin, daß
Mesothelzellen 24 — 48 Stdn. nach Antigengabe akti
viert werden und in Teilung gehen. Etwa 30% der
Mesothelzellen inkorporierten 3H-Thymidin, wenn
man das Omentum während dieser Tage für 60 Min.
in 3H-Thymidinhaltigem Medium inkubiert. Erst
nach Abklingen der mesothelialen Proliferations
welle fanden sich bei Primärstimulus Anhäufungen
lymphoider Zellen, die auffallend stark proliferier-
ten und 3H-Thymidin inkorporierten. Diese Zellhau
fen haben wir als erste Manifestation späterer Milch
flecken angesehen.
Da der Thymus einen wesentlichen Einfluß auf
die Immunantwort hat, war es naheliegend, zu unter
suchen, ob die einem i. p. Antigenstimulus folgende
mesotheliale Proliferation und der Thymus zueinan
der in Beziehung stehen. Dieser erste Analysen
schritt wurde mit Experimenten an thymektomierten
und scheinoperierten Tieren geklärt, über die wir
im Folgenden berichten.
Ferner teilen wir in dieser Arbeit unsere Befunde
über die Mesothelreaktion auf einen Sekundärstimu
lus mit.
* Ein Teil der Ergebnisse wurde als Kurzmitteilung in Nature 222, 1195 [1969], veröffentlicht.
1 W. Ax. U. K a b o t h u. H. F i s c h e r . Z. Naturforschg. 21b. 782 [1966].
Material und Methodik
Tiermaterial: Alle Versuche wurden an NMRI-Mäu- sen durchgeführt, die vom Zentralinstitut für Versuchstierzucht, Hannover, bezogen wurden. Die thymektomierten und scheinoperierten Tiere wurden 40 Tage nach der Geburt in den Versuch genommen. Zwischen beiden Gruppen bestand — abgesehen von 3 Tieren — kein Unterschied bezüglich Größe und Fellbeschaffenheit. Das Gewicht der Tiere betrug ca. 23 g, während die 3 reduzierten Tiere der Thymektomie-Gruppe 13 bis 19 g wogen. Die weiteren Versuche wurden an ca. 25 g schweren Tieren durchgeführt.
Antigenstimulus: Schaferythrozyten wurden 3-mal in0,9% NaCl gewaschen und 0,5 ml einer 10-proz. Schaf- erythrozytensuspension in 0,9% NaCl intraperitoneal injiziert.
Kontrollen: Als Kontrollen diente eine Tiergruppe, die nur 0,5 ml einer 0,9-proz. NaCl-Lösung i.p. erhielt sowie solche Tiere, die nicht injiziert worden waren. Als Kontrolle des Boosterversuches dienten Tiere, die eine einmalige Schaferythrozyteninjektion 14 Tage vor dem Versuch erhalten hatten.
Thymektomie und Scheinoperation: Die Thymekto- mie und die Scheinoperation erfolgte innerhalb von 24 Stdn. nach der Geburt4. 40 Tage nach der Geburt erhielten 89 thymektomierte und 31 scheinoperierte Tiere i.p. einen Antigenstimulus und wurden 1, 2, 3, 4 und 7 Tage nach der Injektion getötet. Weitere 12 thymektomierte und 8 scheinoperierte 40 Tage alte Tiere blieben als Kontrollen ohne Injektion und wurden sofort getötet.
Bei jedem thymektomierten Tier wurde die Thymusregion nach Fixieren eingebettet und histologische
2 U. K a b o t h , W. Ax u. H. F i s c h e r . Z. Naturforschg. 21b,789 [1966],
3 H. M a l c h o w , W. Ax u. H. F i s c h e r , Z. Naturforschg. 24 b,61 [1969].
4 J. F . A. P. M i l l e r , Brit. J. Cancer 14, 93 [I960],
1420 W. F. KRÜSMANN, H. KASEMIR, W. AX UND H. FISCHER
Serienschnitte in wenigstens drei verschiedenen Höhen angefertigt, wobei besonders evtl. vorhandene makroskopisch erkennbare Thymusreste oder -regenerate bzw. Lymphknoten berücksichtigt wurden. Nur komplett thymektomierte Tiere wurden bei der späteren Auswertung berücksichtigt *.
Primär stimulus, Sekundärstimulus, NaCl-Kontroll- injektion an normalen NMRl-Mäusen: 25 primär mit Schaferythrozyten stimulierte Tiere und 26 Tiere, die als Kontrolle nur 0,9% NaCl i.p. erhalten hatten, wurden 1, 2, 3, 4 und 7 Tage nach der Injektion getötet. Als zusätzliche Kontrolle wurden 5 Tiere getötet, die nicht injiziert worden waren.
Weitere 39 primär mit Schaferythrozyten stimulierte Tiere erhielten 14 Tage später als Sekundärstimulus eine zweite Injektion von Schaferythrozyten i.p. Diese Tiere wurden 1, 2, 3, 4 und 7 Tage nach dem Sekundärstimulus getötet. Als Kontrollen für diese Untersuchungsreihe wurden 9 Tiere 14 Tage nach einem Primärstimulus getötet, ohne sekundär stimuliert zu werden.
Autoradiographie und Färbung: Sie erfolgte nach der von uns bereits ausführlich beschriebenen Methode 3.
Auswertung: In jedem Präparat wurde die Zahl der markierten Mesothelzellkerne pro 1000 Mesothelzellen festaestellt. Die Auszählung erfolgte an verschiedenen Stellen der freien Omentumfläche, wobei die unmittelbare Nachbarschaft von Milchflecken vermieden wurde. Nur Zellkerne mit mehr als 20 Silberkörnern wurden als markiert bezeichnet. Die unspezifische Filmschwärzung lag unter 1 Silberkorn/Zellkern.
Statistik: Die statistischen Berechnungen erfolgten für die Tiere der Thymektomie/Scheinoperationsgruppe nach der Student-Verteilung und für die Tiere der Primärstimulus/Sekundärstimulus- und NaCl-Kontroll- gruppe nach der Varianzanalyse und dem linearen Vergleich nach der Methode von S c h e f f e.
Ergebnisse
Bei den scheinoperierten Mäusen sahen wir
24 Stdn. nach i. p. Antigenstimulus das Maximum
der Markierung der Mesothelzellen, im Mittel waren
275%0 der Mesothelzellen markiert. 2 Tage nach
Antigenstimulus hatte die Zahl der markierten Zel
len abgenommen und betrug im Mittel 140%n.
3, 4 und 7 Tage nach der Stimulierung entsprach
die Zahl der markierten Zellen der von gleichaltri
gen, unstimulierten, scheinoperierten Kontrollie
ren (s. Tab. 1, Kurve 1 und Abb. 1).
Histologisch ergab sich, daß von den 101 neo
natal thymektomierten Mäusen 32 komplett thvmek-
tomiert waren. Nur von diesen Tieren, die 1, 2, 4
und 7 Tage nach dem Antigenstimulus getötet wa-
* Wir danken Herrn Dr. M. H o l u b , Prag, für die Mithilfe bei der Beurteilung der histologichen Schnitte.
seheinoperiert thymektomiert
Kontrolle 12 142
16 11 ± 5 14 10 12 4
Tage nach Antigengabe
L Tag
Tag
216320222345
200159122142122126110
276 + 66
140 + 31
3. Tag
4. Tag
7. Tag
1818 15 + 6 8
1064
12 7 + 3 488
426
2464
10
6 + 3
27 34 64
20270
1446280
116
7626
15030
106100707428
1683650
7163364
122446
11
89 + 56 0.001
76 + 47 0.005
11 + 11
6 + 3
0.3
0.7
Tab. 1. Anzahl der markierten Mesothelzellen/1000 nach i.p. Stimulierung mit Schaferythrozyten und 3H-Thymindininkor-
poration.
ren, wurde die Autoradiographie gewertet (s. Tab. 1,
Kurve 1 und Abb. 2).
1 und 2 Tage nach der Injektion war die Zahl der
markierten Mesothelzellen bei den thymektomierten
Tieren deutlich gegenüber den scheinoperierten Tie
ren erniedrigt. Sie betrug am 1. Tag mit im Durch-
IMMUNOLOGISCHE STUDIEN AM OMENTUM 1421
Kurve 1. Mittelwerte der Mesothelzellmarkierung in %o nach i.p. Injektion einer Schaferythrozytensuspension in neonatal scheinoperierte A — A und neonatal thymektomierte
NMRI-Mäuse
schnitt 89%oo ein Drittel und am 2. Tag mit im
Durchschnitt 76%0 nur die Hälfte im Vergleich zur
scheinoperierten Tiergruppe. Am 4. und 7. Tag nach
Antigengabe lag keine Differenz zwischen den thy-
mektomierten und scheinoperierten Tieren vor.
Statistisch war der Unterschied der Mesothelzell
markierung zwischen thymektomierten und schein
operierten Tieren am 1. und 2. Tag nach der Injek
tion mit P < 0,001 und P < 0,005 signifikant
(Tab. 1).
In Kurve 2, Tab. 2 a und 2 b sind die Ergebnisse
dargestellt, die an normalen Mäusen nach i. p. In
jektion von Schaferythrozyten nach Primär stimulus
und nach Boosterinjektion, 14 Tage nach Primär
stimulus, sowie nach NaCl-Kontrollinjektion erhal
ten wurden. Jeder Punkt der Kurve ergibt sidi aus
Kurve 2. Mittelwerte der Mesothelzellmarkierung in °/oo nachi.p. Injektion mit physiol. NaCl x---x bzw. einer Schaferythrozytensuspension als Primärstimulus O — O oder als Sekun
därstimulus 14 Tage nach Primärstimulus • —
dem Mittel von 5 — 9 Einzel werten. 1 Tag nach Pri
märstimulus mit Schaferythrozyten trat das Maxi
mum der Mesothelmarkierung auf und betrug im
Mittel 220%o. Vom 3. Tag an war die Meso
thelmarkierung stark abgesunken, war aber gegen-
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Abb. 1. Omentum einer scheinoperierten Maus, 24 Stdn. nachi.p. Injektion von Schaferythrozyten. Die Autoradiographie zeigt 3H-Thymidinmarkierung von 40 Mesothelzellkernen. Daneben erkennt man unmarkierte Mesothelzellen und 2 Mast
zellen (—»-). Vergrößerung 200-fach.
Abb. 2. Omentum einer neonatal thymektomierten Maus 24 Stdn. nach i.p. Injektion von Schaferythrozyten. Die Autoradiographie zeigt 3H-Thymidinmarkierung von 6 Mesothelzellkernen. Ferner erkennt man (—»-) 3 Mastzellen, unmarkierte Mesothelzellen und einige Granulozyten. Vergrößerung
200-fach.
1422 W. F. KRÜSMANN, H. KASEMIR. W. AX UND H. FISCHER
0.9-proz.NaCl
S. E. Primärstimulus
S. E. Sekundärstimul.
Kontrolle 10 210 814 11 ± 2 4 4 ± 312 48 0
0288
Tage nach Injektion
1. Tag 84 129 7620 248 2436 186 217 ± 80 4268 49±23 340 86 48 ± 2440 184 4846 38
24
2. Tag 22 180 13026 156 5428 26 ± 8 176 165 ± 27 101 83 ± 2516 122 4838 192 • 90
7476
100
78
3. Tag 10 28 1822 18 ± 5 50 34 ± 15 8 15 ± 516 20 2422 50 1822 24 12
1414
4. Tag 6 6 2
6 16 106 12 ± 9 14 13 ± 4 10 7 ± 4
22 14 10
22 14 81026
7. Tag 16 14 2
8 8 68 8 ± 5 8 8 ± 4 6 3 ± 22 2 2
8 6 2
02
4
Tab. 2 a. Anzahl der markierten Mesothelzellen/1000 nach i.p. Injektion von 0,9-proz. NaCl bzw. Primär- oder Sekundärstimulus mit einer 10-proz. Schaferyth rozyten-Suspension (S.E.)
und 3H-Thymidininkorporation.
über dem Ausgangswert unstimulierter Tiere noch
erhöht, während am 4. und 7. Tag der Ausgangs
wert wieder erreicht war.
Bei der Boosterinjektion war 1 Tag nach Sekun
därstimulus die Mesothelmarkierung auf im Mittel
Kontrolle
Xa-Cl-Grup- pe im Vergleich zu
S. E. Primärstimulus
lp]
S. E. Primärstimulus im Vergleich zu
S. E. Sekundärstimulus
[p]0.01
S. E. Sekundärstimulus im Vergleich zu NaCl-Gruppe
[p]0.01
Tage nach i. p.
Injektion 1. 0.01 0.012. 0.01 0.01 0.01
3. 0.05 0,01 —
4. — — — *
7. — 0.05 0,05
Tab. 2 b. Signifikanzen (p) für die Unterschiede der 3H-Thy- midinmarkierung von Mesothelzellen zwischen der NaCl-Kon- trollgruppe sowie den primär und sekundär mit einer Schaf- erythrozyten-Suspension (S.E.) i.p. stimulierten Tiergruppen.
48%oo erhöht, erreichte aber erst am 2. Tag nach dem
Sekundärstimulus mit 83%0 im Mittel ihr Maxi
mum. Am 3. Tag fiel sie ab und entsprach am 4.
und 7. Tag wieder dem Ausgangswert.
Im Vergleich zur Mesothelmarkierung bei Pri
märstimulus lag also nach Sekundärstimulus die
Mesothelmarkierung deutlich niedriger.
Nach der NaCl-Kontrollinjektion von 0,5 ml
0,9% NaCl i. p. kam es zu einer geringfügigen
Mesothelproliferation, die nach einem Tag ihr Maxi
mum erreichte und am 4. und 7. Tag den Ausgangs
wert der Kontrolliere wieder erreicht hatte.
Die statistische Auswertung (Tab. 2 b) ergab mit
der Signifikanz P<0,01 Unterschiede zwischen den
Tiergruppen Primärstimulus/Sekundärstimulus, Pri-
märstimulus/NaCl-Kontrolle sowie Sekundärstimu-
lus/NaCl-Kontrolle.
Es fällt auf, daß nicht nur am 1., 2. und 3. Tag
nach dem Antigenreiz die Mesothelzellmarkierung
der geboosterten Tiere signifikant niedriger lag als
bei den primär stimulierten Tieren, sondern daß die
geboosterten Tiere sowohl in ihrer Kontrollgruppe
wie 7 Tage nach dem Sekundärstimulus signifikant
niedrigere Werte zeigten, auch gegenüber der NaCl-
Kontrollgruppe.
Diskussion
Mit den vorliegenden Untersuchungen wird ge
zeigt, daß die einem Antigenreiz folgende Mesothel
proliferation des Omentums vom Thymus abhängt.
Ferner wird festgestellt, daß bei Boosterinjektion
die Mesothelproliferation wesentlich geringer ist als
bei Primärstimulus.
IMMUNOLOGISCHE STUDIEN AM OMENTUM 1423
Will man versuchen, diese Ergebnisse zu deuten,
so muß man versuchen, sie mit den neuesten Ergeb
nissen der Thymusforschung in Übereinstimmung
zu bringen.
Es besteht kein Zweifel, daß die Thymektomie
sowohl die zellständige wie auch die Antikörper-bil
dende Immunantwort stark reduziert5. Mit Hilfe
von Transferstudien bzw. Implantationen von Thy
mus mit einem Chromosomenmarker haben N o s s a l
und seine australischen Kollegen zeigen können,
daß die Antikörper-bildenden Zellen nicht aus dem
Thymus, sondern aus dem Knochenmark stam
men 6i 7. Ihre Befunde stimmen überein mit Ergeb
nissen, die von D a v ie s und L e u c h a r s 8 mit ähn
licher Versuchsanordnung erhalten wurden.
Gemeinsam ist diesen Versuchen, daß sie das
Schicksal von Zellen, die dem Thymus selbst ent
stammen, verfolgen. Sie berücksichtigen nicht den
Einfluß des Thymus bzw. von Thymusfaktoren auf
andere Zellen als auf Lymphozyten. Ein humoraler
Thymusfaktor wird in den letzten Jahren stärker
diskutiert. Durch Thymusimplantate in Diffusions
kammern konnten Osoba und M il l e r 9-11 weitge
hend die Effekte der neonatalen Thymektomie wie
der ausgleichen. Neuerdings wurde von Goldstein
und W hite 12 eine Thymusfraktion isoliert, die sie
„Thymosin“ nannten und die u. a. bei neonatal
thymektomierten Mäusen die Fähigkeit zur „graft-
versus-host“ Reaktion rekonstituieren konnte 13. Es
muß jedoch erwogen werden, daß ein humoraler
Thymusfaktor nicht nur, wie METCALF es an
nahm 14, die Proliferation der immunkompetenten
Lymphozyten fördert, sondern auch die von anderen
Zellarten. Unseres Wissens liegt bisher noch keine
Beobachtung vor, in der ein Einfluß des Thymus auf
mesotheliale Zellproliferation direkt beobachtet wur
de. Ein indirekter Hinweis dafür könnte in den
Arbeiten von H eilmeyer und K asem ir 15 sowie
G irerd und Dl Pasquale 16 gesehen werden, die
5 Übersicht s. M. W . H ess, in : Experimental Thymectomy, Springer-Verlag, Berlin 1968.
6 G. J. V. N o ss a l, A. C u n n in g h a m , G. F. M i t c h e l l , and J. F. A. P. M i l l e r , J. exp. Medicine 128, 839 [1968].
7 J. F. A. P. M i l l e r and G. F. M i t c h e l l , J. exp. Medicine 128. 801 [1968].
8 A. J. S. D a v ie s , E. L e u c h a r s , V. W a l l is . R. M a r c h a n t ,
and E. V. E l l io t t , Transplantation 5, 222 [1967].9 D . O soba, J. exp. Medicine 122, 633 [1965].
10 D . O soba and J. F. A. P. M i l l e r , Nature [London] 199. 653 [1963],
11 D . O soba, Proc. Soc. exp. Biol. Med. 127, 418 [1968].12 A. L. G o l d s t e in , F. D . S l a t e r , and A. W h it e , Proc. nat.
Acad. Sei. USA 56, 1010 [1966].
berichten, daß bei neonatal thymektomierten Mäu
sen die Granulombildung im subcutan implantierten
Baumwollfremdkörper wesentlich vermindert ist.
Auch die Befunde von Dukor und M il l e r1', die
bei teilhepatektomierten Mäusen eine Verringerung
des mitotischen Index im Leberregenerat bei neo
natal thymektomierten Tieren sahen, zeigen, daß der
Thymus nicht nur die Proliferation lymphoider
Zellen beeinflußt.
In unserem System können wir noch keine ein
deutige Entscheidung treffen, ob die Proliferation
des Mesothels durch humorale Thymusfaktoren oder
durch einige wenige vom Thymus abstammende
Lymphozyten ausgelöst wurde. Da wir nachweisen
konnten3, daß die Mesothelproliferation auch in
vitro nach einem Antigenstimulus abläuft, halten
wir einen humoralen Thymusfaktor für wahrschein
licher, als den Einfluß von vom Thymus stammen
den Lymphozyten, die in den wenigen präformierten
Milchflecken vorhanden sein könnten.
Unabhängig, wie die Beantwortung dieser Frage
erfolgen wird, stellt sich schon jetzt das Problem,
ob und welche Bedeutung die Mesothelproliferation
für die Immunantwort hat.
Mit dem Einbau von 3H-Thymidin erfaßt man die
DNS-Replikation, d. h. nur einen Teilaspekt der
Mesothelaktivierung. Diese bedeutet jedoch auch die
Aktivierung von pinozytotischen Vorgängen 18. Wir
haben bereits früher beobachtet und gefilmt1, wie
aktivierte Mesothelien Tusche phagozytieren. Ver
mehrte Pinozytose bedeutet jedoch, daß Antigen und
Antigen-Antikörperkomplexe aufgenommen werden.
Aktivierte Zellen, die auf diese Weise Antigen auf
ihrer Oberfläche fixieren, sollten besonders geeignet
sein, mit kompetenten Lymphozyten in Kontakt zu
treten. Dieser Kontakt ist die Voraussetzung zur
eigentlichen „Erkennung“, die wiederum der Proli
feration und Differenzierung vorausgeht.
13 L. W . Law, A. L. G o ld s te in , and A . W h i t e , Nature [London] 219, 1391 [1968].
14 D . M e t c a l f , in: The Thymus, Springer-Verlag, Berlin 1966.
15 L. H e ilm ey e r , H . K asem ir u . L. K erp , GMM 13, 441 [1968].
16 R . J. G ir e r d and G. Di P a s q u a le , J. Endocrino logy 26,209 [1963],
17 P. D u k o r u . J. F. A . P. M i l l e r , Naturw issenschaften 52, 189 [1965].
18 T. J. A th a n a s s ia d e s a nd R . S. Speirs , J. R E S . 5. 485[1968],
1424 P. SCHAUDER UND M. D. BUCK
Es darf daran erinnert werden, daß es kürzlich
in vitro WiGZELL und Mitarb.19 gelang, an einer
mit Antigen beladenen Säule Antigen-sensitive Zel
len zu retinieren.
Aktivierte Mesothelien sind jedoch nicht nur als
Antigen-fixierende Zellen für die nachfolgende
Immunantwort wichtig. Aus Erfahrungen der Ge
webekultur weiß man, daß proliferierende Zellen
besonders gute „feeder“ für die Clonierung diffe
renzierter Zellen darstellen 20. Die Proliferation der
Mesothelien könnte damit einen zusätzlichen för
dernden Einfluß auf die Proliferation immunkompe
tenter Zellen haben. Abgeschwächte Proliferation,
wie wir sie nach neonataler Thymektomie beobach
teten, würde damit zur verminderten spezifischen
Proliferation beitragen.
19 H. W ig z e l l and B. A n d e r s s o n , J. exp. Medicine 129, 23
[1969].
Eine gewisse Schwierigkeit bereitet es, den Be
fund zu erklären, daß bei Boosterinjektion die Meso-
thelstimulierung schwächer ist als nach Primärinjek-
tion. Die veränderte Struktur des zu einem früheren
Zeitpunkt stimulierten Omentums muß dabei be
rücksichtigt werden. Wir nehmen an, daß die grö
ßere Zelldichte des schon stimulierten Omentums
nach Boosterinjektion bei der dann erneut einsetzen
den Proliferation zu einer Kontaktinhibition und
damit zu einer Verringerung der Mitoserate führt.
Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft für großzügige Unterstützung dieser Arbeit. Ferner danken wir Fräulein H. F i n t e r und Fräulein Ch . S p e r l i n g für ihre ausgezeichnete technische Mitarbeit.
2° j t P u c k and P. J. M a r c u s , Proc. nat. Acad. Sei. USA
41, 432 [1955].
Unterschiedliche biologische Aktivität des Hühnerinsulins
an der Maus in vivo und in vitro
The Different Biological Activity of Chicken Insulin in Mice Applied
in Vivo and in Vitro
Peter Schauder und Max D ieter Buck
Physiologisch-Chemisches Institut der Universität Tübingen
(Direktor Prof. Dr. Dr. G. W e it z e l )
(Z. Naturforsch. 21 b, 1424— 1428 [1969] ; eingegangen am 19. September 1969)
Chicken insulin was tested in mice in vivo and in vitro. The biological activity was compared to bovine insulin ( = 100%) as follows: 1. In vitro: Fat pad test 375%; 14C incorporation into the lipids of fat pads 369%; hemidiaphragm insulin assay 373 percent. 2. Localized intraperitoneal action in vivo: 14C incorporation into the fat pads 195%; U-14C-glucose incorporation into glycogen of hemidiaphragm 215 per cent. 3. Mouse convulsion test: The activity was slightly increased.
Hühnerinsulin zeigt gegenüber Rinderinsulin in
einigen Testsystemen eine erhöhte Aktivität. In vitro
Untersuchungen am isolierten Fettgewebe der Ratte
hatten im Fettkörpertest eine Aktivität von 224%,
im Fettzelltest eine Aktivität von 410% ergeben 1.
Bei in vivo Untersuchungen an der Maus (Mäuse
falltest) hingegen wirkte Hühnerinsulin mit 112%
nur wenig stärker als Rinderinsulin 1.
In der vorliegenden Arbeit befassen wir uns mit
folgenden Fragen: 1. Wirkt Hühnerinsulin an der
Maus anders als an der Ratte? 2. Wirkt Hühner
insulin an der Maus in vivo anders als in vitro?
3. Zeigt Hühnerinsulin außer am Fettgewebe auch
* Wir danken den Farbwerken Hoechst für die Überlassung des Rinderinsulins.
1 Wr. K e m m l e r u . K . R a g e r , Hoppe-Seyler’s Z. physiol. Chem. 349, 515 [1968],
an der Muskulatur eine erhöhte Aktivität? Zur Klä
rung dieser Fragen testeten wir an der Maus kri
stallines Hühnerinsulin im Ganztierversuch, an iso
lierten Geweben unter in-vitro-Bedingungen und an
isolierten Geweben unter in-vivo-Bedingungen.
Material und Methoden
Rinderinsulin, kristallin 27 IE'mg *.
Kristallines Hühnerinsulin wurde analog nach W e i t z e l et al. 2 gewonnen. Jedoch wandten wir zur Umgehung der verlustreichen Rekristallisation eine Methode an, die zur Reinigung von Rekombinations- Produkten entwickelt wrorden ist 3.
2 G. W e itz e l . W . O e r t e l , K . R a g e r u . W . K em m ler ,
Hoppe-Seyler’s Z. physiol. Chem. 350, 57 [1969].3 P. G. K a t s o y a n n is . A. C. T r a k a t e l l is , S. J o h n s o n , C.
Z a l u t u . G. S c h w a r t z , Biochemistry 6 , 2642 [1967].