Quellenproblematik im Internet

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Quellenproblematik im Internet 1 Dr. Michael Katzmayr | michael.katzmayr@wu- wien.ac.at Quellenproblematik im Internet Qualitätsbewertung von Webressourcen Seminar "Wege zur Informationskompetenz" BG BRG Wk BRG Haizingergasse 11. Dezember 2007

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Quellenproblematik im Internet. Qualitätsbewertung von Webressourcen Seminar "Wege zur Informationskompetenz" BG BRG Wk BRG Haizingergasse 11. Dezember 2007. Inhalt der Präsentation. Falschinformationen vs. Tendenziösität Ursachen der Tendenziösität - PowerPoint PPT Presentation

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Dr. Michael Katzmayr | [email protected]

Quellenproblematik im Internet

Qualitätsbewertung von Webressourcen

Seminar "Wege zur Informationskompetenz"

BG BRG Wk BRG Haizingergasse

11. Dezember 2007

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Inhalt der Präsentation

■ Falschinformationen vs. Tendenziösität

■ Ursachen der Tendenziösität

■ Kriterien für die Beurteilung einer Website

■ Plagiarismus

■ Wikipedia – eine seriöse Quelle?

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WWW vs. "klassische" Informationsquellen

■ warum ist die Suche im Web schwierig? große Datenmenge Heterogenität der Daten keine einheitliche Erschließung und Auswahl der

Informationen keine "Qualitätskontrolle" laufend wechselnder Dokumentenbestand einzelne Dokumente können sich laufend ändern nicht alles ist Suchmaschinen zugänglich

("Invisible Web") Qualitätsparadoxon

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Qualität von Webressourcen

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■ Falschinformation: falsche Angabe/Wiedergabe objektiver Tatsachen. Bsp.: "New York ist die Hauptstadt der USA" bei einer reinen Falschinformation gibt es keine

subjektive Interpretationsmöglichkeit, die diese Aussage als richtig erscheinen lassen.

Falschinformationen sind in der Regel wertlos.

Arten von QuellenproblemenFalschinformation – Tendenziösität

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■ Tendenziösität: subjektive/unausgewogene Herangehensweise bei der

Wiedergabe/Erstellung von Information. ein Beispiel für Tendenziösität ist gegeben, wenn auf

einer Website eine Vielzahl an Nachteilen von gentechnisch modifizierten Organismen (GMO) präsentiert wird, ohne auf die gesteigerte Produktivität, geringeren Bedarf an Dünger und Pestiziden und den geringeren Preis von GMO und GMO-Produkten hinzuweisen.

tendenziöse Aussagen können durchaus wertvoll sein.

Arten von QuellenproblemenFalschinformation – Tendenziösität

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Arten von QuellenproblemenFalschinformation und/oder Tendenziösität?

Tendenziösität und Falschinformationen können – je nach Informationsangebot – in unterschiedlicher Kombination auftreten! (nur T, nur F, F+T, keines)

jede Recherche im Web muss mit Falschinformation und Tendenziösität rechnen!

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Ursachen der TendenziösitätUser – Provider – Web

■ verursacht durch den User/die Suchformulierung: es wird implizit oder explizit nur in einer Informationsquelle

gesucht Bsp.: <"Eurofighter"> nur auf http://www.bmlv.gv.at/

Sprache oder Dialekt, in der die Suchanfrage formuliert ist Bsp.: <war Iraq terror> oder <Krieg Irak Terror>

Niveau der Fachsprache Bsp.: <Genfood> oder <"gentechnisch veränderte Nahrung">

Vorverständnis und Weltbild der Recherchierenden Bsp.: ein Betriebswirt wird einen Text zur Wirtschaftsethik

u.U. anders wahrnehmen und deuten als ein Philosoph Auswahl des Recherchewerkzeuges

Bsp.: Wissenschafts- oder Universalsuchmaschine

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■ verursacht durch die Informationsanbieter: kommerzielle Angebote Angebote zur Verbreitung einer bestimmten Sichtweise oft sind sich Informationsanbieter ihrer Befangenheit nicht

bewusst

bei Foren, Blogs, e-Magazinen, Newsgroups und Mailinglists: nur eine Teilmenge der Webnutzer postet in Foren neue Beiträge werden beeinflusst durch bereits auf der

Seite befindliche Inhalte

Ursachen der TendenziösitätUser – Provider – Web

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Ursachen der TendenziösitätUser – Provider – Web

■ verursacht durch die Eigenart des WWW: jeder Ranking-Algorythmus hat Vor- und Nachteile und ist

selektiv (z.B. Matthäus-Effekt bei Google PageRank) das Web wird von einer Teilmenge der Gesellschaft gestaltet und

mit Inhalten versehen ("digital divide"; Unterrepräsentation armer und (technisch) ungebildeter Schichten und Weltregionen)

Verzerrung zu Gunsten von Informationen, die leicht mit Texten erklärbar sind; Diagramme, musikalische und Bildinformationen etc. sind schwieriger zu suchen. Auch thematisch sind bildende Kunst und Musik (noch) unterrepräsentiert Bsp.: <"russian music" "20th century"> bringt fast nur Texte

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Kriterien für die Beurteilung einer Website

Objektivität / Richtigkeit

Identität

Aktualität

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Identität/Autorenschaft

■ Autor/Institution bereits bekannt?■ Kontaktinformationen vorhanden?

Impressum, Über uns, etc. nur Email-Adresse oder vollständige

Adresse?

■ passt die Domain zum Inhalt?■ persönliche Homepage?■ ist der Autor Experte für das

Thema?■ hat der Autor ein Motiv für

Irreführung bzw. Tendenziösität?

Peter Steiner, „On the Internet, nobody knows you’re a dog.” (The New Yorker, July 5, 1993) via Cartoonbank.com

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■ einzelne Dokumente im Internet sind mittels URLs (Uniform Resource Locator) verzeichnet

Syntax eines URL:

Top Level Domains: USA/global: com, edu, gov, mil, net, org Österreich: ac.at, or.at, co.at, gv.at seit 2001 zusätzlich: info, biz, name, pro, museum, coop, aero

private Homepages haben oft eine Tilde (~) im Verzeichnis einer Domain Verzeichnisnamen, die einem Verzeichnis „users“, „members“

oder „people“ folgen und wie der Name einer Person aussehen Domainname eines kommerziellen Providers (z.B. aol.com,

geocities.com, aon.at, chello.at)■ URLs sind Hinweise für die Glaubwürdigkeit von Websites!

Protokollname Domain Name Pfad/Verzeichnis Dateiname http:// www.onb.ac.at/ brainpool/sem/ kurs25.html

Identität/AutorenschaftWas ist und sagt ein URL?

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■ wer hat eine Website registriert? WhoIs-Suche

http://www.DNSstuff.com http://www.ratite.com/whois/

jede Webdomain muss je nach Top-Level-Domain beim zuständigen NIC (Network Information Center) registriert werden

für Österreich: http://www.nic.at

Identität/AutorenschaftWerkzeuge zur Interpretation von URLs

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Aktualität

■ wann wurde die Seite erstellt? Erstellungsdatum auf der Website Dateieigenschaften

■ war die Information zur Zeit der Publikation aktuell?

■ Sonderfall: dynamische Websites■ "tote" Links

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Inhaltliche QualitätAnhaltspunkte I

■ Inhalt folgt oft der Form: Schreibstil: moralisch aufgeladen, polemisch, … Sprache: Rechtschreibung, Grammatik, … Grundprinzipien des Webdesigns

■ andere Standpunkte einbezogen?■ beeinflusst Werbung den Inhalt (sponsored ads)?■ zeitliche Konstanz des Webangebotes?■ Informationen komplett und überprüft (peer-

reviewed)? Zitate Verifizieren anhand anderer Quellen

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Inhaltliche QualitätAnhaltspunkte II

■ entspricht das inhaltliche Gewicht (Stärke) und Wichtigkeit der Argumente den Raum auf der Webseite, den sie einnehmen?

■ wurden ausgewählte Argumente ausgiebiger recherchiert als andere?

■ Schriftbild z.B. Arial für Pro-, Times New Roman für Contra-Argumente)

■ räumliche Anordnung auf der Website: z.B. werden in unserem Kulturkreis Inhalte (Text und Bilder)

links oben stärker wahrgenommen

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Inhaltliche QualitätRichtigkeit – Prüfannahme

■ Annahme: "Richtigkeit" ist für eine Website eine durchgehende Eigenschaft. Es wird ein Informationsteil gesucht, wo Richtigkeit außer Zweifel steht. Ein Indiz für Glaubwürdigkeit ist gegeben, wenn bekannte richtige Information nahe der

gewünschten Information auf der Site präsentiert wird, und/oder

bekannte richtige Information und die gewünschte Information konzeptuell zusammenhängen (selbes Themengebiet)

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Inhaltliche QualitätWebseite im Kontext: "link to"-Suche in Google

■ Suche nach Webseiten, die auf die gewünschte Seite verlinken

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■ ein Plagiat ist die nicht offen gelegte Übernahme fremder geistiger Leistungen Totalplagiat: für waghalsige Draufgänger Übersetzungsplagiat: schwerer zu entdecken Teilplagiat: wissenschaftliches Cuvée Ideenplagiat: sehr schwer nachzuweisen Altruistisches Plagiat Autoplagiat: Autor verwendet Textbausteine öfter Bildplagiat: Übernahme von Abbildungen

PlagiarismusDefinition und Arten

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PlagiarismusPlagiate und das WWW

■ Plagiate haben in der Geschichte der Menschheit eine lange Tradition (erster dokumentierter Fall: Martial vs. Fidentinus, 1 Jhdt. nach Christus)

■ durch Web wird Plagiieren leichter ("copy, shake & paste")

■ aber: durch Suchmaschinen und spezielle Programme können Plagiate zunehmend leichter entdeckt werden!

Web ist nicht die Ursache der Plagiatsproblematik!

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PlagiarismusPlagiate und (Schul-)Bibliotheken

■ Rolle von (Schul-)BibliothekarInnen und Lehrenden in der Plagiarismusdebatte: Vermittlung von Informationskompetenz an

SchülerInnen und Lehrende – Bewusstseinsbildung und Techniken seriösen fachbezogenen Arbeitens

Rechercheberatung Durchführen von Plagiatstests

Ganz wichtig zur Vorbereitung für ein Studium!

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WikipediaEin Lexikon stellt sich vor (1): Wikipedia …

■ ist eine freie multidisziplinäre, multimediale Online-Enzyklopädie, mehr als 200 Sprachen Freiheit bei der Erstellung und Korrektur von

Einträgen weit gehende Freiheit bei der Nutzung

■ basiert auf der Wiki-Software■ ist kein kommerzielles Unternehmen■ bietet Portale für thematisches Browsen■ über 580.000 deutschsprachige Artikel,

mehr als 1,780.000 englischsprachige.

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■ bietet Volltext- und Titelsuche■ ist ein visionäres Modell

gemeinschaftlicher, selbstorganisierter Produktion

■ bietet Menschen die Möglichkeit, Wissen mitzuteilen

■ ist ein Ansatz gegen Monopolisierung und Kommerzialisierung von Wissen und Information

WikipediaEin Lexikon stellt sich vor (2): Wikipedia …

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WikipediaQualitätskontrolle

■ nicht institutionalisierte Qualitätskontrolle: Freiheit beim Editieren ist zugleich Stärke und Schwäche Idee des "selbst reinigenden Mechanismus"

■ institutionalisierte Qualitätskontrolle: Qualitätsoffensive Labels

■ jeder registrierter Benutzer kann Artikel auf "Watchlist" setzen

■ Artikel können vorübergehend gesperrt werden■ aber: es gibt kein Review !

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WikipediaWikipedia vs. herkömmliche Enzyklopädien

Autoren

Freiwillige mit viel Zeit, Studierende, Akademiker, Wissenschaftler

Nobelpreisträger, Top-Wissenschaftler

Leserschaft

jeder unter der Sonne Akademiker, Wissenschafter, Studierende

Ziele

Idee der freien, demokratischen und hochwertigen Enzyklopädie

hochwertiger Inhalt – nicht mehr, nicht weniger

Themenspektrum

breitest gestreut, vom Alltag bis zur Wissenschaft

anerkannte, wissenschaftlich etablierte Themen

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WikipediaProblembereiche

■ Anti-Elitarismus führt oft zu Geringschätzung von ExpertInnenwissen

■ Cliquenbildung■ Wikipedia ist ein Spielfeld für versprengte

Existenzen, Computernörds und SelbstdarstellerInnen (revert wars, Vandalismus, absichtliche und unabsichtliche Falschinformationen)

■ verdient alles und jede/r einen Eintrag?■ Problem bei Themen, die hohes Maß an

Expertenwissen erfordern■ Plagiarismus

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WikipediaWikipedia [1] oder klassische Enzyklopädie [2]?

Fragestellung/Thema 1 2Christine (Christl) Stürmer

Friedrich Schiller

Stufentheorie (Harmonik)

Kaffee

Photophysik

Eurofighter

Mariazeller Bahn

George W. Bush

Silikatchemie

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Wikipediaempirische Befunde

■ Wikipedia.de braucht den Vergleich mit Microsofts Encarta und dem Brockhaus Premium nicht zu scheuen. Quelle: Kurzidim, M. (2004): "Wissenswettstreit. Die kostenlose Wikipedia tritt gegen die Marktführer Encarta und Brockhaus an", in: c't (21): 132-139

■ Wikipedia.en ist hinsichtlich Qualität nahe der Encyclopædia BritannicaQuelle: Giles, J. (2005): "Internet encyclopaedias go head to head", in: Nature Vol. 438, Issue 7070: 900-901

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WikipediaFazit: wie kann man Wikipedia sinnvoll nutzen?

■ empfehlenswert bei: Einstieg in die Recherche: Überblick über Terminologie, Personen,

Gefühl für das Thema aktuelle Themen Minderheitenthemen, nicht-westliche Themen

■ Vorsicht bei: methodisch und wissenschaftlich sehr speziellen, aufwändigen

Wissensgebieten medizinischen Informationen umstrittenen Persönlichkeiten Nutzung der Wikipedia erfordert Informationskompetenz!

■ beachten Sie die so genannten Bewertungsbausteine! http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Bewertungsbausteine

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Weiterführende Informationen

■ zum Nachlesen: Katzmayr, Michael und Putz, Michaela (2006): "Quellenproblematik

im Internet: Identität, Aktualität und inhaltliche Qualität von Webressourcen", in: Online-Mitteilungen (86): 19-28, http://eprints.rclis.org/archive/00007046/

■ Weblinks, Tutorials: Alastair Smith: Evaluation of information sources,

http://www.vuw.ac.nz/staff/alastair_smith/evaln/evaln.htm Genie Tyburski: Evaluating the Quality of Information on the

Internet, http://www.virtualchase.com/quality/index.html

Debora Weber-Wulff: Portal Plagiat, http://plagiat.fhtw-berlin.de/

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Danke für die Aufmerksamkeit!

Fragen??

Dr. Michael Katzmayr

Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien

Abt. Information und Digitale Bibliothek

Augasse 2-6

1090 Wien

Tel.: +43(0)1 31336 4930

[email protected]