Radiojournalismus. Ein Blockseminar. - Seminar 3/4: Moderation und Interview

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Ein seminar

Block

Radiojournalismus

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Literatur

• La Roche / Buchholz (2004): Radiojournalismus. Berlin: List

• Hermann / Krol / Bauer (2002): Das Moderationshandbuch. Tübingen: A. Francke

• Rossie (2004): Frei sprechen. Berlin: List

• Rossie (2004): Sprechertraining. München: List

- Klassiker von Buchholz und LaRoche: 9. Auflage, sehr kompakt / praxisnah

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Listen and Repeat - Wiederholung

• Schnitt gibt dem Beitrag seine Form --> Grobschnitt um Inhalte zu gewichten, Feinschnitt um Beitragselemente zu polieren -->Single Track Modus

• Beim Arrangieren des Beitrags auf Pausen und Übergänge achten, akustischen Vorder- und Hintergrund gestalten --> Multi Track Modus

• Schnitt wird durch gute Planung und Vorarbeit (besonders bei den O-Tönen) erleichtert

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Erfahrungsbericht Audioschnitt

• Wie habt ihr das Schneiden vor zwei Wochen erlebt?

• Wieviel O-Ton-Material habt ihr verwendet?

• Wie habt ihr gegliedert (Grobschnitt)?

• Wonach habt ihr die Hintergrundmusik ausgewählt?

• Wie zufrieden seid ihr mit dem Resultat?

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- nächste Sitzung machen wir einen Aircheck mit Beiträgen, Mods und Interviews --> professionalisiertes Feedback

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Ablaufplan heute

• Moderation in Theorie und Praxis

• Frei sprechen

• Interviewführung - Wie frage ich erfolgreich?

• Beispiele für Interviewfallen

• Interview-Praxis

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Die Moderation

• Verkauft Inhalte - Information und Unterhaltung werden entsprechend der Zielgruppe präsentiert

• Stellt Hörerbindung her (wenn sie gut gemacht ist)

• Verbindet Rhetorisches Wissen mit sendetechnischem Know-How --> Selbstfahrerstudios sind üblich

• Ist nur eine von vielen radiojournalistischen Tätigkeiten

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- Verkäufer müssen nicht nur Fakten, sondern auch Emotionen ansprechen

- Hörerbindung durch Aussetzungsdauer --> die meiste Zeit hört man den Moderator

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Die Moderation - Praxistipps

• Natürlich sein, sich nicht verstellen, etwas mehr sprechen als privat

• Betonen was für den Hörer neu ist und die meisten Informationen trägt, aber nicht zuviel

• Sprechtempo beachten, Pausen nicht stur nach Satzzeichen legen

• Hineinversetzen in die Moderation --> mit Lautstärke, Tempo, Rhythmus und Stimmführung Emotionen modulieren

• Zwerchfellatmung --> keine Brust- oder Schulteratmung

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- Tipp um richtige Betonung zu finden: Macht aus eurem Satz eine Schlagzeile für eine Boulevard-Zeitung

- immer ein Gedanke --> Hörer schaut euch nicht fragend an --> „Er tat nichts -- , um seine Lage zu ändern -- , obwohl er -- , meines Erachtens -- , nicht glücklich war.“

-Schulteratmung bei Seufzen, Brustatmung bei Sport - vormachen

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Die Moderation - Praxistipps

• „vorn sprechen“ --> nicht auf die Stimme drücken --> nicht wie eine keifende Alte ;)

• Mund auf! --> Muskeln im Unterkiefer nicht anspannen

• Natürliche Stimmlage verwenden --> Indifferenzlage

• Mimik und Gestik nutzen, auch wenn es keiner sieht

• Frei sprechen, nur Stichpunkte nutzen

• Technische Abläufe proben und trainieren

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- Negativbeispiele vorne sprechen: Verona Feldbusch, Margarethe Schreinemakers, tritt im Streit auf, kratzt auf Dauer --> Test: iii (vorn) - uuu (hinten)

- wenn Stimmlage verlagert, dann kein Spielraum mehr für Gestaltung

- Konzentration braucht das Sprechen, nicht die Technik

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Arten der Moderation - nach Inhalt

• Pflichtmoderationen - Station ID, Claim und Frequenz - meist 3-Element-Break

• An- / Abmod redaktioneller Beitrag

• Inhaltliche Moderation

• Musikmoderation

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- TEB - gut sprechbar, einfachste Form der Moderation, nicht jedes Element muss Pflichtmod sein, kann auch Service sein

- Anmod / Abmod darf nicht aus dem Beitrag stehlen, soll Lust auf den Beitrag machen

- in Inhaltlicher Moderation präsentiert der Moderator ein Thema allein

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Besonderheiten der Musikmoderation

• Ansagen der Musik abhängig vom Sender, Format und der Zielgruppe --> neuere Titel werden eher angesagt als altbekannte Tageshits

• Mehrere Songs werden in umgekehrter Reihenfolge angesagt (den zuerst gespielten Song zuletzt)

• Ramp-Zeiten sinnvoll nutzen, keine Sendelöcher produzieren

• Musik nicht kritisieren --> damit kann man nur verlieren

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- Alternative bei nur zwei Songs: Eine Anmod und eine Abmod

- Ramp = Rampe, ruhiger Teil eines Liedes zu Beginn, bevor es richtig losgeht

- Kritik: Hörer der Lied auch nicht mag, fragt sich warum wir es dann spielen, Hörer der es mag fühlt sich auf den Schlipps getreten --> Ausnahme: Hitparade mit DJ Ötzi und dem Burgerdance

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Arten der Moderation - nach Stil

• Nachrichtliche Mod

• Faktenmod

• Panorama- und Fokusmod

• Situationsmod

• Gegensatzmod

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Nachrichtlich: klassische Nachricht mit Lead-Zeile --> besonders in aktuellen Sendungen / Magazinen

Fakten: mit einer Tatsache beginnen

Panorama: Überblick geben, Thema einordnen - Fokus: vom Einzelfall zum Allgemeinen

Situation: mit Alltagssituation einsteigen, die leicht nachvollziehbar ist

Gegensatz: vom Neuen zum Alten oder umgekehrt

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Arten der Moderation - nach Stil

• Rätsel-Mod & Frage-Mod

• Spielerische Mod

• Zitat-Mod

• O-Ton-Mod

• Geräusch- & Musik-Mod

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Rätsel / Frage: Mit Frage einsteigen (nicht zu einfach, Antwort planen) oder Rätsel (offen lassen worum es geht)

Spiel: Sonstiges --> Dialekt, Parodie, Geräusch nachmachen

Zitat: Persönlichkeit zitieren

O-Ton: mit O-Ton einsteigen, nicht aus Beitrag klauen

Geräusch: Vogelzwitschern bei Vogel des Jahres

Musik: Titel nennen

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Frei Sprechen

• Vorgelesen klingt immer vorgelesen, egal wie gut man vorlesen kann

• Freies Sprechen fällt uns im Alltag leicht --> Gespräche unter Freunden, beim Einkaufen, in Seminaren --> jeder kann zu einem Thema etwas sagen und wenn es nur ist, dass man zu dem Thema nichts sagen kann ;)

• Frei sprechen heißt nicht, dass man die Hände frei hat oder dass man alles sagen darf

• Exakte Informationen wie Zitate und Namen können abgelesen werden --> Genauigkeit verträgt sich nicht mit Spontaneität

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- Frei sprechen bedeutet, dass ich meinen Inhalt erfinde, in dem Moment in dem ich ihn erzähle

- jeder produziert täglich etwa 50 Seiten mündliche Kommunikation

- Radio ist zwar keine alltägliche Situation, aber wir versuchen uns ihr anzunähern, ansonsten bleibt nur die Lüge (vgl. Schauspieler, wo man weiß, dass er nur spielt)

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Frei Sprechen

• Man kann zu jedem Thema sprechen, man darf nur nicht mit der Anforderung eines Experten daran gehen --> im Notfall persönlichen Bezug zu einem Thema herstellen, schnell reagieren

• Lange Pausen wirken sehr überlegt, nicht spontan und nicht authentisch

• Nicht versuchen auszuweichen und zu angenehmerem Thema hinzulenken --> fällt meist auf

• Unbekannte Begriffe beim Gesprächspartner nachfragen --> nur über Dinge sprechen, die man sicher weiß

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Das Topf-System

• Grundlage: Es gibt nicht nur eine richtige Reihenfolge für gesprochene Informationen zu einem Thema

• Als Notiz kommen lediglich einzelne Informationskerne zum Einsatz, die beliebig vorgetragen werden können --> Töpfe

• Vorbereitung ist folglich das Füllen der einzelnen Töpfe zu dem Thema

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- Beispiel: Urlaubserzählung - kann man mit letztem Tag beginnen (Flug verspätet) oder mit außergewöhnlichem Ausflug oder man erzählt es chronologisch

- Struktur vergleichbar einer MindMap zum Brainstorming --> Thema in der Mitte und einzelne Aspekte darum

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Das Topf-System

Urlaub in Griechenland

Betrunken vom Ouzo

Muskelkater nach Esel-Safari

Rückflug verspätet wegen Streik der Fluglotsen

Wetter genial - 14 Tage Sonne pur

Essen lecker, aber zu reichhaltig

Antike Ruinen beeindruckend

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- Thema Urlaub: Topf 1 - privater Urlaub vom letzten Jahr

- weitere Töpfe könnten sein: Urlaubsplanung allgemein, Ferientermine, Urlaubsregelungen im Ausland

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Das Topf-System

• Mehr Töpfe haben als notwendig --> dann kann man unbedenklich auch etwas vergessen --> mehr wissen, als man sagt, wenn einem nichts mehr einfällt aufhören

• 3 bis 10 Fakten pro Topf

• Mindestens 3 Sätze pro Element können erzählt werden

• Üben mit der genauen Topfübersicht --> wenn es Ernst wird nur die Liste der Töpfe verwenden

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- Zum Üben: Zusammentragen und beginnen zu sprechen, verschieden starten, wenn weitere Sache einfallen wie Sprichwörter oder Zitate, dann ergänzen

- Variation ist wichtig - Thema wird nicht langweilig. Wir lernen nicht auswendig, wir bauen jedesmal neu auf

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Vorteile des Topfsystems

• Rede wirkt authentisch und glaubwürdig

• Es fällt leichter Menschen zu begeistern

• Durch das freie Sprechen kann Feedback besser wahrgenommen werden

• Auch mehrmalige Vorträge oder Interviews zu einem Thema werden nicht langweilig

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Das Topfsystem - jetzt praktisch

• Stellt einen Topf „Wetter“ für den Wetterbericht zusammen

• Teil des Topfes kann sein: Wetter heute Nacht, Wetter morgen am Tag, Wetter nächste Tage, Wetter für bestimmte Gruppen (Autofahrer, Wintersportler), Wetter in angrenzenden Regionen, Sonstiges (Schneehöhen)

• Zeit: 20 Minuten, dann zusammentragen

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- gedanklich vorstellen: 5 Mal am Tag ansagen

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Fehler beim Moderieren - So bitte nicht!

• Weniger ist mehr - den Hörer nicht selbstgefällig zuquatschen

• Stimme nicht verstellen und nicht gekünstelt sprechen

• Nicht vorlesen, frei sprechen

• Überleitungen nicht um jeden Preis

• Keine auswendig gelernten Gesten aus dem Moderatoren-Workshop --> wirkt im besten Fall nur affig

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- Gesten: erhobener Finger, auf die Hand klatschen, punktieren (super auf französisch)

- Überleitungen sind nicht immer sinnvoll: wenn Verbindung zu offensichtlich, dann wirkt es platt, wenn zu weit her geholt, dann wirkt es peinlich (vom kalten Wetter zur Kälte in den Herzen)

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Nochmal praktisch

• bereitet 3 Moderationen vor: einen 3-Element-Break, eine Anmod für euren bereits erstellten Beitrag (nicht länger als 1 Minute) und eine inhaltliche Moderation zum Thema Winter / Weihnachten (ca. 2 - 3 Minuten)

• Möglichst frei, Topf-Liste soweit wie möglich kürzen

• Praktisches Einsprechen im Studio unter Sendebedingungen - Mod zwischen zwei Songs --> zweite Scheinbedingung erfüllt

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- wer zwischenzeitlich Blockade hat, kann auch erstmal schon einen Beitrag einsprechen

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Das Interview

• journalistische Darstellungsform, bei der Fragen und Antworten eines Redakteurs gesendet werden

• Interview ist kein Gespräch

• gesagt ist gesagt - Interview muss nicht abgenommen werden

• 3 Interviewtypen: Sache, Meinung, Person

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- Fragen müssen sendereif sein, keine Zeit zum Überlegen von Fragen (außer Nachfragen)

- meist zeitlich begrenzt

- Unterschiede zum Gespräch: Teilnehmer sind nicht gleichberechtigt, es gibt einen Dritten (den Hörer) --> Interviewer bleibt in Fragehaltung

- Hörfunkinterviews müssen nicht freigegeben werden, egal ob live oder aufgezeichnet

- Sachinterviews behandeln best. Thema (Fakten), Meinungsinterviews fragen nach Einstellungen / Bewertungen und Personeninetrviews sind eine Art Porträt (Künstler, Musiker)

- Beispiel durch Klick starten (Dirk Fischer, verkehrspolitischer Sprecher CDU-Fraktion) - schön: Nachfrage zur Quelle

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Rolle des Interviewers

• Interviewer als Stellvertreter für den Hörer– sachlich-neutraler Anwalt für die Hörer– führt das Interview --> plant und steuert den

Verlauf– bleibt unabhängig, möglichst objektiv

• ist kein Stichwortgeber oder Steigbügelhalter für den Interviewgast

• ist nicht die Hauptperson

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Was der Interviewer nicht ist:

- Interviewer ist zum Beispiel kein Fan, der endlich einmal seine Lieblingsband trifft

- Interviewer ist auch selbst nicht der Star, was er zum Beispiel durch Besserwissen deutlich macht

- Interviewer ist kein Meinungsmacher, der seine Meinung kund tun kann

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Rolle des Interviewten

• verfügt über interessante Informationen für die Hörer

• ist eher ein Interviewgast als ein Interviewpartner

• hat eine bestimmte Funktion: Experte, Augenzeuge, Betroffener, Promi

• hat einen eigenen Redestil

• hat zwar (meist) ein Kommunikationsziel, gibt aber nicht die Struktur des Gespräches vor

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- wenn erster Punkt nicht zutrifft, dann sollte derjenige kein Interviewgast sein --> kritisch: Promis (Paris Hilton)

- Warum Interviewgast: Machthierarchie wird deutlich, trotzdem bleibt man (gast-)freundlich --> Unterschiedlichkeit der Rollen wird deutlicher

- Interviewter hat immer nur eine (und damit meine ich nur eine!) Funktion --> entweder Experte oder Augenzeuge --> Bsp.: Brand --> Augenzeuge kann nichts zur Ursache sagen (Brand) --> Fehler passiert auch Profis --> Bsp.: Günther Jauch Stern TV, Contergan, Ursache

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Kurzes Praxisbeispiel

• Überlegt euch ein paar Fragen für aktuelle Interviews zu folgendem Ereignis:

Ein Busfahrer der Linie 42 ist an der Zenti in den Gemüsestand gefahren. Überall liegt Gemüse herum. Der Besitzer ist aufgebracht. Verletzt wurde niemand, lediglich der Busfahrer steht unter Schock (kann nicht befragt werden). Mehrere nachfolgende Busse konnten nicht fahrplangerecht fahren und es kommt zu einem Verkehrschaos in der Innenstadt. Die Polizei ist vor Ort.

• Beachtet dabei die Funktion eurer Interviewpartner!

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Vorbereitung des Interviews

• Brainstorming von Inhalten --> Was ist für den Hörer interessant

• Recherche zum Thema --> Worum geht es genau?

• Eingrenzung des Themas --> Was ist davon relevant?

• Recherche zur Person --> Wer ist der Interviewgast?

• Interviewverlauf planen --> man nehme einen Trichter

• bei schwierigen Interviews: Interviewverlauf antizipieren

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- Brainstorming: Nicht in Fragen denken, sondern in Inhalten --> Gefühle (Schadenfreude, Betroffenheit beim Nachbar)

- mangelnde Recherche (Quelle: Kollegen, Agenturmeldungen, Bücher) wird im besten Fall nur peinlich vorm Interviewgast

- bei Eingrenzung Zeitlimit beachten --> wozu kann der Befragte am meisten sagen, was ist am Interessantesten --> nicht überladen, sonst bleibt das Interview oberflächlich

- Recherche zur Person bewahrt vor Fettnäpfchen und kann Stoff für Nachfragen liefern, auch gut fürs Vorgespräch

- Tricher = vom Allgemeinen zum Speziellen, kann auch umgekehrt werden

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Fragen, Fragen, Fragen - Aber wie?

• so konkret wie möglich

• nicht zu lang und kompliziert

• zum richtigen Zeitpunkt

• Mehrfachfragen vermeiden --> Immer nur nach einem Sachverhalt fragen

• Nachfragen, wenn Antwort unscharf bleibt

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- allgemeines Geschwafel lädt zur Unschärfe / Abschweifen ein

- Fragen müssen verständlich sein --> sowohl für den Hörer als auch für den Interviewgast

- brisante Fragen nicht zu Beginn, wenn möglich aus der Situation heraus --> Gast kann warm werden und bei möglichem Abbruch hat man wenigstens schon etwas in der Tasche

- eine Sache nach der anderen - ansonsten sucht sich der Partner die Frage aus, die ihm am besten passt, außerdem werden Nachfragen erschwert

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Fragetypen

• Offene Frage - Wie hat dir das Konzert gefallen?

• Geschlossene Frage - Hat dir das Konzert gefallen?

• Skala-Frage - Wie hat das Konzert gefallen - gut, geht so oder gar nicht?

• Bestätigungsfrage - Habe ich dich richtig verstanden, dass du es im großen und ganzen gut fandest?

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- offene Fragen laden zum Reden ein --> besonders sinnvoll zu Beginn des Interviews

- geschlossene Fragen begünstigen kurze Antwort

- Bestätigungsfrage zur Auflösung von Unschärfe

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Fragetypen

• Alternativfrage - Welche Band hat dir besser gefallen, Arctic Monkeys oder Gnarls Barkley?

• Gründefrage - Warum hat dir das Konzert gefallen?

• Balkonfrage - Alle Bands haben heute Abend umsonst gespielt, um die Kinder in der 3. Welt zu unterstützen. Was ist dein Beitrag zu dem Projekt?

• Feststellung als Frage - Alle Bands haben heute umsonst gespielt, um die Kinder in der 3. Welt zu unterstützen.

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- Balkonfrage begünstigt Überleitung

- Feststellung als Frage kann Rhythmus des Interviews positiv verändern

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Dunkle Fragetypen - nicht verwenden!

• Unterstellungsfrage - Die Bands heute haben schlecht gespielt. Woran hat es gelegen?

• Suggestivfrage - Du bist auch der Meinung, dass die Bands heute schlecht waren, oder?

• Mehrfachfrage - Wie fandest du die Bands heute? Haben sie gut oder schlecht gespielt? Was ist deine Meinung zur Qualität der Auftritte?

• Doppelfrage - Wie fandest du die Bands heute und was ist deine Meinung zu der Aktion mit den Kindern der 3. Welt?

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- Oberbegriff: „Geladene Frage“

- Suggestiv- und Unterstellungsfrage werden peinlich, wenn sie durchschaut werden --> schwächt Position des Interviewers

- Mehrfachfrage meist aus Unsicherheit --> verwirrt den Partner, nervt den Hörer

- Doppelfrage - entweder Partner beantwortet nur angenehmste Frage oder er kann sich nicht alle merken oder der Interviewer hat Probleme beim Nachhaken

- Wenn alle Fragen ausgedacht sind, muss man sie noch aufschreiben

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Interviewverlauf: der Spickzettel• zuerst Name und Titel des Interviewgastes gut lesbar notieren

• Fragekomplexe und einzelne Fragen in prägnanten Stichpunkten auflisten --> nicht ausformulieren

• wichtige Fakten mit Quellenangabe notieren --> hilft, wenn Interviewpartner Fakten in Frage stellt

• Klemmbrett verwenden --> kein Blätter-Rascheln

• Interviewgast nicht mitlesen lassen

• Reservefragen notieren, falls noch Zeit ist

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- gibt Sicherheit und zeigt dem Interviewten Vorbereitung

- alles gut lesbar schreiben

- jetzt wirds nochmal praktisch

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Jetzt mal wieder praktisch

• Plant ein Interview zum Thema „Radiojournalismus - Schreiben fürs Hören - Radiophone Sprache“ für die Sprachsendung „Lingua et Opinio“

• Interview soll etwa 3 Minuten lang sein

• legt Themenschwerpunkte und einzelne Fragen fest und schreibt einen Interviewleitfaden

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- nach der Vorbereitung kommt das eigentliche Gespräch --> wir schauen uns an, wie das am besten läuft

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Das Vorgespräch

• dient vor allem dazu Anspannung abzubauen

• nichts vorwegnehmen, sondern Richtung angeben --> keinesfalls Fragen im voraus nennen --> eher Fragekomplexe oder Themen nennen

• Ausnahme: erste Frage kann genannt werden

• vor allem den Interviewgast reden lassen --> man will ihn kennen lernen (Redestil, etc.)

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- emotionale Fragen wirken bei zweitem Durchgang meist wie kalter Kaffee

- Ausnahme Frage im voraus: erste Frage (Befragter beruhigt)

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Auf Antworten reagieren

• Nächste Frage stellen, wenn Antwort ausreichend

• zum Weiterreden auffordern, wenn Antwort besonders gut

• Nachhaken / Vertiefen, wenn Antwort ausweichend oder nicht ausreichend

• unterbrechen, wenn Antwort zu lang oder ausweichend

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- Schwierigkeit: gleichzeitig Zuhören und Verlauf planen --> nicht nur am Leitfaden festhalten

- wenn Antworten zu lahm sind, Fragen anspitzen, lebhafter sprechen, Körpersprache einsetzen

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Gegenstrategien des Befragten erkennen und abwehren

• auf Zeit spielen - schnell unterbrechen, präzisierend nachfragen

• ausweichen ins Grundsätzliche - unterbrechen und zum Thema zurückführen

• vage, uneindeutige Antworten - Bestätigungsfrage

• kurze, einsilbige Antworten - nachfragen, Fakten im Balkon nachlegen

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Gegenstrategien des Befragten erkennen und abwehren

• „Ich habe Ihre Frage nicht verstanden“ - Frage ruhig und präzise wiederholen

• „Wie können Sie so etwas fragen?“ - Ich frage das, weil ...

• „Was ist denn Ihre Meinung dazu?“ - nicht aus der Rolle des Fragenden drängen lassen, man gerät so in eine schwächere Position

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Gegenstrategien des Befragten erkennen und abwehren

• Fakten werden bestritten - Quelle nennen, Frage wiederholen

• Reporter kritisieren wegen schlechter Vorbereitung - Beweis für richtige Vorbereitung (Quelle) liefern oder knapp entschuldigen

• Reporter kritisieren wegen Voreingenommenheit - sachlichen Grund für Frage nennen

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- nicht auf persönliche Ebene wechseln

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Gegenstrategien des Befragten erkennen und abwehren

• mehrfach ausweichen - in Meta-Ebene wechseln - „Warum ist Ihnen diese Frage unangenehm?“

• Verweigern einer Antwort - nach Grund der Verweigerung fragen, Notwendigkeit einer Antwort anführen

• Abbrechen des Interviews - kurze neutrale Absage, nicht nachtreten

• Einschleimen - nicht einwickeln lassen, Tonfall überprüfen, da ansonsten Mitleidseffekt droht

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- Mitleidseffekt: Fragen des Interviewers werden als borend und unhöflich aufgefasst --> Befragter bekommt Mitleid

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Ein paar Beispiele zu den Gegenstrategien

„Herr Mehdorn, Sie haben sich in der Vergangenheit gegen den Streik der Lokführer ausgesprochen und deren Methoden als unverhältnismäßig zurückgewiesen. Sollen die Lokführer aus Rücksicht auf die Pendler die Streiks einstellen?“

„Sehen Sie das anders?“

„? ? ?“

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- Was entgegnen wir als Reporter

- auf Rollen hinweisen: „Meine Meinung ist hier nicht von Belang.“ oder „Ich stelle die Fragen Herr Mehdorn, bitte beantworten Sie sie.“

- auf keinen Fall Meinung antworten, damit reißt Mehdorn das Ruder an sich

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Ein paar Beispiele zu den Gegenstrategien

„Frau Merkel, aus ökologischer Sicht ist der Verzicht auf Atomenergie unabdingbar, aus wirtschaftlicher Sicht jedoch nicht unbedingt sinnvoll. Sind Sie für oder gegen Atomenergie?“

„Die Atomenergie ist unbestreitbar ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Standort Deutschland und in einem vernünftigen Energiemix zur Zeit nicht zu ersetzen. Dennoch müssen wir alle Bemühungen bündeln, um langfristig auch alternative Energien zu etablieren und Deutschland als Innovationsgeber des internationalen Energiemarktes zu stärken.“

„? ? ?“

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- Was entgegnen wir als Reporter

- Nachhaken, versuchen Entscheidung zu erzwingen: Werden Sie mit Ihrer Politik jetzt mehr Reaktoren abschalten oder Laufzeiten verlängern?

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Ein paar Beispiele zu den Gegenstrategien

„Herr Fischer, diese Woche sind Berichte bekannt geworden, wonach der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder in der Ära Rot-Grün massiv in Ihre Geschäfte als Außenminister eingegriffen hat. War dies auch bei der Planung des Afghanistan-Einsatzes der Fall?“

„Das kann man so nicht sagen.“

„? ? ?“

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- Was entgegnen wir als Reporter

- näher auf Quelle eingehen - Frage reformulieren: Hat Gerhard Schröder Entscheidungen zum Afghanistan-Feldzug gegen die Empfehlung des auswärtigen Amtes durchgesetzt? - Gerhard Schröder hat also in dieser Sache keinen Einfluß ausgeübt?

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Fehlerquellen beim Interview

• Fragen sind zu lang, kompliziert, schlecht formuliert oder eintönig

• Fragen kommen zu selten --> Interviewpartner redet zuviel

• Fragen unterbrechen Interviewpartner an den falschen Stellen

• Fragen sind zu samtpfötig oder zu agressiv

• Fragen klingen abgelesen, unbeteiligt oder kommen zu spät

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Aufgabe zur nächsten Sitzung

• Führt ein Sach-Interview für die imaginäre Beitragsreihe „Studieren in Chemnitz“ im Magazin „Campus Live“ durch

• Fragen und Antworten müssen zu hören sein

• potenzielle Interviewgäste: Studierende, Professoren, Mensa-Mitarbeiter, Sport-Verantwortlicher, Prüfungsamtmitarbeiter, URZ, StuRa (studentische Selbstverwaltung), StuWe (Sozialberatung)

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Beim nächsten Mal ausführlich: Nachbereitung & Aircheck

• Was ist nach dem fertigen Beitrag noch zu tun?

• Wie überprüfe ich die Qualität meines Beitrages?

• Besprechung der Abschlussaufgabe

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