Radiokunst I Feature Das Boot und der stille Held - ndr.de · O-Ton/Grade Die Gesichter, die...
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g Radiokunst I Feature Das Boot und der stille Held Der Mythos um U96 Feature von Verena Hartges und Thomas Kuhlmann Mit: Jonas Minthe, Michael Weber und Wolfgang Berger Technische Realisation: Tobias Falke und Markus Freund Regie: Matthias Kapohl Redaktion: Christiane Glas NDR 2018 Sendung: 18.03.2018, 11.05 – 12.00 Uhr Zur Verfügung gestellt vom NDR. Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für private Zwecke des Empfängers genutzt werden. Jede andere Verwendung (z.B. Mitteilung, Vortrag und Aufführung in der Öffentlichkeit, Vervielfältigung, Bearbeitung, Übersetzung) ist nur mit Zustimmung des Autors zulässig. Die Verwendung für Rundfunkzwecke bedarf der Genehmigung des NDR.
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Toncollage: Echolot, Wabo-Angriff, Kommandos
O-Ton Grade Heute sagt man Job. Aber für uns war das also die Tätigkeit, der
wir nachgingen. Ohne sich große Gedanken zu machen, was kommt eventuell auf uns zu. Überhaupt nicht. Sagen wir mal, von Heldentum waren wir nicht beseelt, keinesfalls.
Erzähler Friedrich „Fritz“ Grade, 101 Jahre alt, sitzt aufrecht in seinem
Sessel. Das Haar schlohweiß, der Blick wach. Die Wände seines
Zimmers im Seniorenstift sind voll von Fotos und Abzeichen.
Überall stehen Modelle von Schiffen und U-Booten. Auf dem
Tisch stapeln sich Ausgaben der Zeitschrift „ MarineForum“. Vor
Grade liegen mehrere kleine Metallstücke. Er hat sie auf der
Straße gefunden, will daraus eine Taschenlampe bauen.
Ansage Das Boot und der stille Held
Der Mythos um U96
Feature von Verena Hartges und Thomas Kuhlmann
Erzähler Geboren am 29. März 1916 in Büdelsdorf bei Rendsburg. Mitten
im Ersten Weltkrieg. Abitur im Februar `34, ein Jahr nach Hitlers
Machtergreifung. Dann die Ausbildung zum Technischen
Ingenieur bei der Kriegsmarine. 1940 wird er als Oberleutnant
zur See auf U96 beordert.
Musik Titelmelodie „Das Boot“
Erzähler Der Schriftsteller Lothar-Günther Buchheim und Regisseur
Wolfgang Petersen machen Grade später zum deutschen
Kriegshelden wider Willen. In dem Film „Das Boot“ spielt Klaus
Wennemann den Leitenden Ingenieur Friedrich – Fritz – Grade,
kurz „L“-„I“.
Pfeifenstopfen, an Pfeife ziehen
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Erzähler Grade stopft mit ruhiger Hand den Tabak in den Pfeifenkopf. Und
zündet ihn dann routiniert an. Er nimmt einen tiefen Zug, ein
zufriedenes Lächeln huscht über sein Gesicht.
O-Ton Grade Wennemann ist gut dargestellt. Also, da würde ich sagen, stimmt
so. Ein Mann, der sich also reingekniet hat. Das ist schon richtig, der Wennemann ist gut getroffen.
Soundtrack Kaleu: „Na, Johann!“
Johann: „Herr Kaleu!“ Kaleu: „Was sprechen die Diesel?“ Johann: „Die Diesel sind zufrieden!“ Kaleu: „Zufrieden und verfressen! Der LI macht sich Sorgen um den Ölverbrauch.“ Johann: „Der LI ist ein vorsichtiger Mann.“ Kaleu: „Und sie, was meinen sie?“ Johann: Der LI muss es wissen.“ Kaleu: „Komische Zeiten, Johann. Kein Bedarf an vorsichtigen Leuten. Sie suchen Helden und sie sind nicht sehr wählerisch.
Erzähler Was damals niemand wusste: Grade hat auf U96 Tagebuch
geführt. Heimlich. Die Aufzeichnungen gehören zu den wenigen
privaten Dokumenten, die es aus der viel zitierten
Atlantikschlacht gibt. Erst nach 75 Jahren hat der alte U-Boot-
Fahrer die Heftchen aus der Truhe auf dem Dachboden
hervorgeholt. Zu den ersten, die sie lesen durften, gehört der
Buchheim-Biograf Gerrit Reichert.
O-Ton Gerrit Reichert Grades Tagebücher kratzen am Mythos, weil sie sehr nüchtern
und authentisch einen Alltag abbilden, der in der literarischen Form sich anders abbildet.
Erzähler Kaum ein historisches Ereignis ist so umfangreich und
selbstkritisch aufgearbeitet worden wie der Nationalsozialismus
und der von Deutschland entfachte Zweite Weltkrieg. Die
vielleicht letzte noch positiv besetzte Kriegsgeschichte ist die
Legende von U96 – der Roman „Das Boot“.
Musik
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Erzähler Das Buch des ehemaligen NS-Propaganda-Berichterstatters
Lothar-Günther Buchheim und der gleichnamige Film von
Wolfgang Petersen prägen bis heute den Mythos „U-Boot-Krieg“.
Aber waren sie so, die deutschen U-Boot-Krieger? Unpolitische
Helden? Oder doch Täter? Können die Tagebücher von Fritz
Grade helfen, ein differenzierteres Bild zu zeichnen? Der LI
schreibt jeden Tag auf, egal, ob etwas Bedeutendes passiert
oder nicht. Warum? Darauf weiß er heute keine Antwort mehr.
Am 15. Februar 1941 notiert er in seinem Tagebuch:
KTB/Sprecher Überlese heute das in diesem Buch bisher geschriebene. Gut,
dass ich eine Gedächtnisstütze habe.
Musik Militärmusik
KTB/Sprecher 4.12.1940: Nun ist es soweit. Vor einem Jahr noch war ich
nichtsahnend auf Seiner Majestät Schiff der SMS Schlesien
und dachte nicht im Mindesten an Ubootfahren, und heute geht
es schon in Erfüllung, was Wunsch aller ist.“
Musik Lied „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern.“
Erzähler Die Nationalsozialisten haben den Zweiten Weltkrieg begonnen.
Die Wehrmacht überfällt Polen, besetzt weite Teile von
Skandinavien und bedrängt Westeuropa. Aber Hauptgegner ist
Großbritannien. Da die deutsche Marine der britischen auf dem
Wasser nichts entgegenzusetzen hat, setzt Hitler auf die U-Boot-
Flotte.
O-Ton Gerrit Der U-Boot-Krieg spielte eine zentrale Rolle in der
Propaganda-Berichterstattung der Kriegsmarine. Über 50 Prozent der Berichte hatten mit U-Booten zu tun.
Erzähler In Wochenschauen, Erlebnisberichten und Mode-Illustrierten wird
um junge U-Boot-Fahrer geworben. U-Boot-Kommandeure wie
Günther Prien und Joachim Schepke sind Popstars.
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O-Ton Gerrit Die wurden durchs Reich gereicht. D.h. also ein Prien hat im Berliner Sportpalast hat er gesprochen, ein Schepke auch. Sie wurden nach Berlin in die Reichskanzlei kutschiert. Die Bilder halt mit Hitler wurden ins ganze Reich ausgebreitet. Also die
U-Boot-Helden waren fassbare Helden, die U-Boothelden waren menschliche Helden. Es wurden ihre Familien gezeigt. Schepke hat seinen Sohn gezeigt, mit dem er U-Boot spielt. Das heißt, Buch war ein Verbreitungsweg, die Wochenschauen natürlich der Propaganda waren ein Verbreitungsweg. Und natürlich alle Illustrierten. (...) In diesen Illustrierten fand dann auch U-Boot statt. Auf sehr fotogene Art und Weise mit den Fotos der Kommandanten halt, die in sehr menschlicher Art und Weise nah und fassbar gezeigt wurden.“
Atmo Seniorenheim/Pfeife stopfen/Lachen
Erzähler Im Seniorenheim steckt Fritz Grade zwei Metallteile für die
Taschenlampe ineinander. Konzentriert und mit ruhiger Hand.
O-Ton Grade Ich habe nie mehr getan als unbedingt notwendig, nicht wahr.
Meine Stärken die waren vor allem Mathematik, Physik, Chemie und Sport. Und konnte mit diesen Leistungen (...) konnte ich meine Schwächen in Religion und „solchen Fächern“ ganz schön ausgleichen. Von Natur aus bin ich nicht besonders fleißig und suche also den bequemsten Weg.
Erzähler Grade meldet sich 1934 zur Kriegsmarine. Nach der Ausbildung
soll er sich mit U96 vertraut machen. Das U-Boot war erst das
vierte Boot des Typs 7C - gebaut in Kiel, in der Krupp
Germaniawerft. Es gilt als technisch ausgereift, extrem schnell
tauchfähig und unverwüstlich. Den ganzen Sommer 1940 über
probt die Besatzung die Atlantikschlacht - in der Ostsee.
O-Ton Grade Wir haben auch in den Übungen (schon vorher immer) die Zeit
gemessen (...) von Alarmauslösung bis zu dem Zeitpunkt, wo das Boot unter der Oberfläche verschwindet (...) und haben es also zu einer Zeit gebracht von 26 Sekunden! Immerhin ein Boot von 750 Tonnen in dieser Zeit unter Wasser zu bringen. Das erfordert schon einige Übung, aber das hatten wir raus.
Erzähler Am 2. Dezember 1940 wird Fritz Grade als Leitender Ingenieur
an Bord von U96 beordert.
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KTB/Sprecher Gestern war für mich Weihnachten. Um 19:30 geht das Telefon:
Kiel. Vati nimmt die Meldung für mich ab: Morgen früh um 4 Uhr
seeklar!
Erzähler Grade ist der zweite Mann an Bord, unter Kommandant Heinrich
Lehmann-Willenbrock.
Musik Lied „Lilly aus Bajanga“ Erzähler Am 4.12. läuft U96 aus. Jetzt ist auch Fritz Grade im Krieg.
Soundtrack „Das Boot“: Auslaufen
Erzähler Ingenieur Grade schreibt seine Gedanken in kleine
Oktavheftchen, in denen er auch seine technischen
Aufzeichnungen festhält.
KTB/Sprecher 9. Mai 1941. Erreichen heute den Südrand unseres
angewiesenen Quadrats und machen dort kehrt mit Kurs Nord.
Der BdU Befehlshaber der U-Bootflotte bildet eine Westgruppe,
das sind hier drei Boote im Mittel- und Nordraum, fünf Boote im
Westen und zwei Boote im Süden. Ja, ja, „Atlantikschlacht“ und
„U-Boote noch und noch“... Oha. (...) Wer diesen Vermerk liest,
der schweige, schweige, schweige...
3. August 1941. Haben jetzt einen Bestand von 90 Ubooten, an
der Front davon 30, das ist erfreulich.
Atmo U-Boot unter Wasser
KTB/Sprecher 11. Mai 1941. Kommandant, dann Oberleutnant S. Schlieper,
34er, 2. Wachoffizier Rodler von Roitberg, ein Prachtkerl,
Motoren Obermaschinist Johannsen, der zuverlässigste und
ruhigste Unteroffizier, E-Maschine Obermaschinist Clausnitzer,
nervöser Typ, wenig E-technische Sachkenntnisse,
Obersteuermann Rademacher, ruhig, geistig der regsamste
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Offizier, 3. Wachoffizier Kropius, der Fenstersteiger, Obermaat
Herting, Bulle von Kerl, aber geistig etwas beschränkt, Kloss,
Stimmungsmacher, Stuck, zuverlässig, lebhaft, uneheliches
Kind, Oberbootsmannsmaat, Oberfunkmaat Schrobach,
hervorragender Unteroffizier, Oberfunkmaat Zesch, tadelloser
Funker...
Erzähler Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg, nach seiner
Pensionierung, sucht Fritz Grade den Kontakt zu den alten, noch
lebenden Kameraden. Er organisiert erste Treffen und bringt
seinen Kassetten-Rekorder mit.
O-Ton Grade „Diese Kassette enthält selbstgesprochene Erlebnisberichte der Männer von U96, die seinerzeit zur Besatzung dieses Bootes gehörten. Sie schildern in stark geraffter Form, was sie nach ihrer Abkommandierung von U96 bis Kriegsende und nach dem Kriege bis heute, Anfang 1985 erlebten.“ O-Ton/Grade Die Gesichter, die Physiognomie hatte sich im Laufe der 40
Jahre natürlich verändert, aber sobald der erste Satz gesprochen wurde, die Sprache hatte sich nicht geändert bei den Leuten, die Charaktere auch nicht, die Gestik, also, das auch nicht, war alles wohlvertraut.
Sprecher „Auf Befehl des Führers und Obersten Befehlshabers der
Wehrmacht ist nochmals allen Offizieren, Beamten und
sonstigen Geheimnisträgern eindringlich klarzumachen, dass
gegenüber jeder Art von Landesverrat, auch dem fahrlässigen,
sowie gegenüber jeder Verletzung der Vorschriften über die
Geheimhaltung, die äußersten Konsequenzen gezogen werden.“
Erzähler Buchheim-Biograf Gerrit Reichert.
O-Ton Gerrit Die Gefahr war ihm mit Sicherheit bewusst, weil er als
Offizier auch besonders vergattert worden ist. Es gab also entsprechende Befehle von Seiten des Oberkommandos der Kriegsmarine, die sich insbesondere an die Offiziere als Träger mit besonderer Verantwortung richteten. Die U-Boot-Waffe war geheim. Alles an ihr war geheim.
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Erzähler Das Notieren von Koordinaten, Namen oder U-Boot-
Bezeichnungen ist Hochverrat. Und auf Hochverrat steht die
Todesstrafe. Aber Berlin ist weit.
Atmo Radio-Musik Erzähler An Bord herrscht gute Stimmung, Grade liegt in seiner Koje und
notiert Erfolge.
KTB/Sprecher 28. April 1941 Ein unbeschreiblich schönes Gefühl, aus großer
Entfernung 3 Aale = 3 Treffer. (...) Nach Schätzung des
Kommandanten wurden 10.000 + 9.000 + 8.000 BRT versenkt.“
Erzähler Aale sind Torpedos. Abgerechnet wird in Bruttoregistertonnen,
nicht in Menschenleben.
KTB/Sprecher Wir haben 26.900 Bruttoregistertonnen, das sind also für beide
Unternehmungen 69.000 Bruttoregistertonnen. Sehr schön.
Kommandant will nur kurze Werftzeit, will schnell wieder raus.
Die Aussicht auf 100.000 Bruttoregistertonnen mit dem
Ritterkreuz lassen ihn nicht ruhig bleiben.
Erzähler U96 versenkt zwischen August 1940 und März 1945 28 Schiffe
mit 190.094 Bruttoregistertonnen. 1.279 Menschen sterben bei
den Angriffen.
O-Ton/Grade Und wir waren nicht bei der Marine, um die Zeit totzuschlagen,
sondern wir wollten den Feind vernichten, ja?!
Erzähler Lehmann-Willenbrock scheint sein selbst gestecktes Ziel zu
erreichen. Und seine Mannschaft, erinnert sich Grade, schätzt
Lehmann-Willenbrock nicht nur wegen seiner fachlichen
Kompetenz.
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O-Ton Grade Er hatte auch eine gute Eigenschaft. Er konnte auch mit den Leuten gut umgehen. Er hatte ein Herz für seine Leute und gegenüber vor allen Dingen jüngeren Dienstgraden hatte er ne Art väterliche Überlegenheit. (...) Wir hatten also voll Vertrauen, dass er seine Sache machen wird und wir auch Erfolg haben würden.
Erzähler An Bord drängen sich 45 Mann auf engstem Raum unter
katastrophalen sanitären und hygienischen Bedingungen. Die
Luft stinkt nach Diesel und ist abwechselnd heiß, kalt und feucht.
Die Kleidung klebt fast immer am Körper. Eine der beiden
Toiletten ist oft als Lagerraum umfunktioniert. Auch Kojen gibt es
nicht genug, man schläft im Wechsel – im Schweiß des anderen.
Auf U96 sind vor allem Österreicher, Bayern und Ostdeutsche -
nur drei kommen aus Norddeutschland. Neben Grade noch der
Funker aus Aurich und der Kommandant aus Bremen.
O-Ton/Grade Die „Landsmannschaft“ spielte überhaupt keine Rolle. Es war völlig wurscht, wo der herkam! Militärisch geht es auf den U-Booten nicht zu. Mit Hacken zusammenklappen und diesen machen, Hand an die Mütze legen und so etwas, das ist auf dem Boot praktisch nicht anwendbar. Nein, nein, es herrschte ein völlig legerer Ton (...) was soll ich sagen? Von Militarismus und solchen Strömungen. Die gab es bei uns nicht.
Erzähler In der Verfilmung auf Grundlage von Buchheims Roman fällt der
„legere“ Ton oft recht deftig aus. Für Fritz Grade nicht
glaubwürdig, denn an Szenen wie diese an Bord kann er sich
nicht erinnern:
Soundtrack Unteroffizier 1: „Mir hat mal ne Nutte auf den Rücken gepisst.
Das war ein Gefüüühl!“ Unteroffizier 2: „Du alte Sau, du!“ Unteroffizier 1 lacht ...
O-Ton/Grade Dieser Bananentanz und was es da sonst noch an Zoten (...)
gebracht wird in dem Buch, das ist reine Phantasie von Buchheim. Bei uns an Bord gab es so etwas nicht! (...) Möglicherweise haben die Leute unten im Bugraum, die Mannschaft haben untereinander Witz gerissen, wie es Seeleute untereinander tun, haben wir aber nicht mitgekriegt.
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Erzähler Grade wird an Bord auch als Tüftler geschätzt. Er bringt in der
Luke des Schnorchels, also des Hohlmastes des U-Boots, einen
Aschenbecher an und installiert in der Toilette eine Lampe. 75
Jahre später sitzt der LI außer Dienst in seinem kleinen
Senioren-Appartement und bastelt weiter an seiner
Taschenlampe aus Fundstücken von der Straße. Er muss
schmunzeln, wenn er an seine Erfindungen an Bord zurück
denkt.
O-Ton Grade Ich wusste, wo der Fehler war und konnte ihnen sagen, daran
liegt es und dann machten die das auch. Ansonsten hab ich solche Spielereien gemacht, schon, um die Zeit zu vertreiben. Ich brauchte keine Wache zu gehen, ich war also immer frei zur Verfügung.
Musik Radiomusik aus Lautsprecher Erzähler Sieben Feindfahrten macht Grade zwischen Dezember 1940 und
Dezember 41 auf U96 unter Lehmann-Willenbrocks Kommando.
Auf den ersten sechs Feindfahrten ist das U-Boot vor England,
Irland und Island im Einsatz. Oft passiert tagelang gar nichts:
KTB /Sprecher 6. Februar 1941 Was haben wir bloß verbrochen, dass uns die
Schiffe meiden – nichts zeigt sich, gar nichts. Schlagen uns die
Nacht um die Ohren, aber immer noch erfolglos. Leider.
4. Juli 1941. Schwimmen hier nutzlos herum. Warten auf einen
aus Süden kommenden Geleitzug. Es kommt aber keiner. Es ist
tödlich langweilig hier.
13. August 1941 Lese viel. Nebenbei fertige ich fünf Knobel.
KTB/Sprecher 20.4.41: Führer-Geburtstag. Es gibt aus diesem Anlass heute
besonders gutes Essen. Schnitzel mit Spargel, hinterher
Erdbeeren mit Schlagsahne.
Erzähler Eines der seltenen Male, bei dem Grade Adolf Hitler oder die
NSDAP erwähnt. Viele Eintragungen sind persönlich.
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KTB/Sprecher 29. Juni 1941. Heute vor einem Jahr habe ich – haben wir –
geheiratet. Zur Feier des Tages nehme ich heute ein
Waschschüssel-Vollbad in der Zentrale, mit Schwamm- und
gründlichem Seifengebrauch und ohne Rücksicht auf
Wasserbeschränkung.
Kasettenrekorder/Kameradentreffen in den 80er Jahren
O-Ton/Crew „Eine Gefangenschaft nach Kriegsende brauchte ich nicht zu erleiden, nur eine Art Internierung in Esens, Ostfriesland. Aber das war sehr leger, so dass die Verheirateten ihre Ehefrauen öfter dort in einem extra dafür bestimmten Part dabei hatten
O-Ton/Crew „Den Engländern war bekannt, dass wir zwei Funkmaate nicht
zur Besatzung von U462 gehören und wurden von den anderen getrennt nach London gebracht in ein spezielles Verhörlager. Es begannen zwei Monate, in denen sich die unliebsamsten Zwischenfälle mit den Bewachern ereigneten und erst das Eingreifen des schwedischen (...) Roten Kreuzes beendete diese Zeit. Dann wurden wir nach Kanada gebracht.“
KTB/Sprecher 17. August 1941: Der Schmut hat für jeden einen Kuchen mit
Buttercreme gebacken. Herrlich! Anschließend spielen wir
Rommee zu viert. Man weiß gar nicht mehr, dass Krieg ist.
Radioempfang ist heute hervorragend. Amerika blendend zu
hören. Prima Tanzmusik.“
O-Ton Gerrit Da ging’s darum, ne gute Stimmung an Bord zu bewahren und
für Abwechslung zu sorgen, weil Radio damals ja in erster Linie Unterhaltung bedeutete. An Land galt das Hören von Feindsendern streng verboten. An Bord von U-Booten war es ausdrücklich nicht streng verboten. Aber es war offenbar auch so, dass das menschliche Vertrauensverhältnis und auch die Tatsache, dass es sich beim Kommandanten und bei Friedrich Grade um altgediente Offiziere handelte, (...) dass hier überhaupt kein Grund aufkam, irgendjemanden irgendetwas zu verbieten, es sei denn, es hätte das Bordgefüge beschädigt.
Erzähler Oft geht es in Grades Aufzeichnungen um den Alltag an Bord.
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KTB/Sprecher 23. August 1941: Gestern gab es Kartoffelsalat. Die Kartoffeln
hatten in den Aluminium-Barkassen gestanden. Erfolg! 89 % der
Besatzung hatte Durchfall, Erbrechen oder Kopfschmerzen.
Stock, Stahl, Geissler und Staats fielen ganz aus, konnten keine
Wache gehen.
Erzähler Grade lässt den vorderen Teil seiner selbstgebauten
Taschenlampe sinken und lehnt sich im Sessel zurück. Plötzlich
sind die Erinnerungen wieder da. Vom Oberfunkmeister, der gern
mal eine Schallplatte auflegte. Und auch das Lieblingslied des
Kommandanten fällt Grade wieder ein:
O-Ton Grade singt: „Ich bin die Lilly aus Bajanga“
Musik nimmt seinen Gesang auf/ Lautsprecher unter Deck
Soundtrack Angriff
Erzähler Mit dem Angriff aus dem Nichts müssen U-Boot-Besatzungen
immer rechnen. Auch die Männer von U96. Der LI muss das
Boot so schnell wie möglich unter Wasser bekommen.
KTB/Sprecher 16. April 1941. Die Leute im Bugraum hören über sich ein
Rauschen, Glucksen, dann ein Knacken. Die Oberdeckslagerung
ist gerissen. Ich merke es bei der Tiefensteuerung, weil ich
dauernd die verdammt geräuschvolle Lenzpumpe anstellen und
zudem nach hinten trimmen muss. Nach einigen Stunden wird
mir das Lenzwasser knapp und ich muss sehen, dass ich auf
vigelinschem Weg die Torpedozellen vorn in die Regler
schleusen kann. Von da kann man das Wasser – nach
Unterdrucksetzen des Reglers – dann außenbords drücken.
Erzähler Je länger das U-Boot unter Wasser ist, desto stärker sinkt der
Sauerstoffgehalt in der Luft. Jedes Besatzungsmitglied hat einen
Tauchretter – also ein Atemschutzgerät – aber nach knapp drei
Tagen unter Wasser ist Schluss. Außer gegen die Zeit kämpfen
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die U-Boot-Fahrer gegen einen unsichtbaren Feind.
Wasserbomben. Kurz: Wabos...
KTB/Sprecher Es bleibt nicht bei den drei Wabos. Ihnen folgen noch eine
Anzahl weiterer, die aber in größerer Entfernung hochgehen. Ja,
ja, wenn der liebe Gott nicht wäre, der seinen Daumen immer
dazwischen hält. So etwas Gemeines wie Zerstörer und Wabos.
Es soll mir später nur einmal jemand kommen und die Verdienste
der U-Waffe um auch nur einen Deut schmälern. Es ist doch der
höchste Einsatz.
Erzähler Der Eintrag stammt aus dem April 41. U96 ist westlich von Irland
im Nordkanal im Einsatz. Hauptgegner ist immer noch England.
Auch Grade verfolgt den Kriegsverlauf. Erste Anzeichen von
Zweifel und Zermürbung.
KTB/Sprecher London wurde in der vergangenen Nacht von unseren Fliegern
heimgesucht. Die Brände waren sogar bis zur belgischen Küste
zu sehen. Das ist aber viel zu wenig. England kriegen wir mit den
U-booten – das kann man wohl sagen – nicht klein. Es muss was
auf dem Festland geschehen.
Erzähler Hitlers Luftkrieg gegen England ist verlustreich. Die Royal Air
Force wehrt sich erfolgreich gegen Görings Jäger und Bomber.
KTB/Sprecher Herrschaften, Herrschaften, wenn der Krieg auf diese Art und
Weise weitergeht, dann werden wir langsam kleinmütig und
verlieren Mut und Nerven.
O-Ton/Crew „Auf Kohlenzügen nachts durch die Wälder kam ich nach vier
Wochen in meiner Heimat an. Da musste ich die traurige Feststellung machen, dass am 17. April 1945 noch ein schwerer Angriff auf meine Heimatstadt war. Meine Eltern und meine einzige Schwester fanden dabei den Tod. „Damals war ich 23 Jahre und außer U-Boot-Fahren hatte ich nichts gelernt. Zunächst fuhr ich mit einem Motorrad in einer eisernen Kugel als Todesfahrer. Wir verdienten damals viel Zigaretten und Dollars. Was anderes hatte ja keinen Wert.
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Erzähler Statt wie erhofft den Engländern den entscheidenden Schlag zu
versetzen, überfällt die Wehrmacht die Sowjetunion. Operation
Barbarossa, Juni 1941. Stalin kündigt die „Politik der verbrannten
Erde“ an. Die Invasion in England rückt in weite Ferne. Am 14.
August 1941 notiert Grade:
KTB/Sprecher Wir glauben für dieses Jahr nicht mehr daran. Denn es ist zu
spät geworden, weil der Feldzug in Russland doch wohl
erheblich mehr Zeit gebraucht hat, als man sich anfangs
vorgestellt hat. Die Zerstörung vieler Städte, Dörfer,
Verkehrswege usw. durch die sich zurückziehenden russischen
Soldaten war nicht vorgesehen und kalkuliert worden...
Erzähler Der Endsieg scheint alles andere als sicher. Und ausgerechnet
jetzt steigt ein Vertreter der Nazi-Propaganda zu. Lothar-Günther
Buchheim. Grade und die anderen Besatzungsmitglieder wissen
nicht, wie Goebbels Mann mit dem „legeren Ton“ an Bord
umgehen wird. Sie wissen nur: Berlin ist näher gekommen.
Musik Lied: J'attendrai (Komm zurück), 1939
Erzähler Sechs Wochen Werftzeit in St. Nazaire. Zeit zum Durchatmen.
Grade und seine Kameraden können sich den Wind um die Nase
wehen lassen. Am 27. Oktober 1941 sticht U96 wieder in See.
Leutnant Werner im Film ist Buchheim. 23 Jahre alt. Erst Maler,
Fotograf und Journalist, dann Mitarbeiter in der Propaganda-
Kompanie – kurz PK. Ein künstlerisch Hochbegabter, wie
Goebbels sie suchte, meint Buchheim-Biograf Gerrit Reichert:
O-Ton Gerrit Im Frühjahr 1940 gab es eine regelrechte Werbeoffensive der PK in den Illustrierten des damaligen Reiches. Die ging an keinem auch vorbei. Dass also Männer mit dem Auftrag, zu berichten, gleichzeitig auch Soldaten waren, die auch militärisch ausgebildet wurden. Das hat es nicht gegeben und das hatte natürlich auch seinen Reiz dabei zu sein, im Grunde genommen also sein Handwerk genau da fortzusetzen, weil man ja auch als junger Mann kaum eine Chance hatte, sich der Wehrmacht zu
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entziehen. Die Wahrscheinlichkeit, eingezogen zu werden, war 100 %. Wenn man nicht ausgemustert war...
KTB/Sprecher Zusätzlich an Bord ist ein Bild- und Wortberichterstatter, Leutnant
Buchheim, der überall und immer da ist, wo was los ist und wo er
Eindrücke sammeln kann, wie er sich ausdrückt. Das ist
eigentlich ja auch überall. Ist ein netter Kerl, mit dem ich mich gut
vertrage.
Erzähler Und dem er immer wieder seine Kameras – eine Contax und
eine Leica – repariert.
O-Ton/Grade Buchheim war ein unheimlicher Arbeiter, er war ein Streber.
Er machte seine Arbeit verbissen auch und wagte auch Aufnahmen zu machen, wenn es für den Fotografen schwierig war, einmal die richtige Halterung zu finden bei schwerem Seegang. Er scheute auch nicht, mal nass zu werden und auch seine Kameras wurden mal nass und die soffen ab...
Erzähler ... und er lästert über die NS-Führung in Berlin.
O-Ton/Grade In der politischen Führung in Deutschland gab’s ja genügend
Gestalten, über die man lächeln konnte oder über die man herziehen konnte, und die also nicht ganz dem entsprachen, was man unter Führung versteht. Und das wusste Buchheim sehr wohl. Und er hat uns gegenüber an Bord sehr oft Äußerungen gemacht.
KTB/Sprecher Buchheim behauptet, gehört zu haben, dass der Reichsbischof
Müller ein Buch geschrieben haben soll: „Vom Armleuchter zum
Kirchenlicht“... sinnig, sinnig.
O-Ton/Grade Aber wir haben geschwiegen. Wir haben gesagt, er hat sicherlich
Recht, aber wir wissen das nicht. Wir hätten ihn also denunzieren können, dann wäre er geliefert gewesen. Der nahm also kein Blatt vor den Mund, da kannte er ja nix, das ist seine Natur.
Erzähler Eigentlich soll Kriegsberichterstatter Buchheim nur bis Ende
November ´41 an Bord bleiben und gemeinsam mit Fritz Grade
aussteigen. Dessen Ablösung als LI ist schon an Bord.
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KTB/Sprecher Machen FT Funktelegraphie an BdU Befehlshaber der U-
Boote (...) fragen Aussteigemöglichkeiten für PK an. Antwort
läuft gegen 20 Uhr ein: Aussteigen nicht möglich. Also mit
Weihnachten und Neujahr zu Hause ist nichts.
Militärmusik
Erzähler Herbst 1941. Gegen den Wunsch des Befehlshabers der U-
Boote, Großadmiral Dönitz, lässt Hitler U-Boote ins Mittelmeer
verlegen. Sie sollen die italienische Marine unterstützen, der es
bisher nicht gelungen ist, die Seeherrschaft zu erringen. Jetzt
sollen deutsche U-Boote helfen, die Nachschubwege für
Rommels Afrika-Feldzug zu sichern. Der Weg ins Mittelmeer
führt durch die Straße von Gibraltar.
Echolot/U-Boot
Erzähler Am 23. November 1941 bekommt U96 den Marschbefehl. Erst
geht es Richtung Vigo an Spaniens Nordwestküste. Aufnahme
von Proviant und Brennstoff. Keiner an Bord ahnt, dass diese
Feindfahrt sie weltberühmt machen wird. Am 27. November 1941
erreicht das Boot Vigo.
Musik Echolot
KTB/Sprecher Lautlos gleiten wir an der hell erleuchteten Stadt vorbei. Sie ist
nicht abgeblendet. Ein sehr schönes Bild, vor allem deshalb so
reizvoll, weil für uns ungewohnt. Um 21.15 liegen wir fest.
Übernehmen schnell und lautlos. Bis 2.00 sind wir damit fertig,
lassen uns mit dem Ablegen aber noch Zeit, warten den
Monduntergang ab, und trinken noch von dem guten Bier. Man
sagt uns, wir würden das nächste Mal in La Spezia, Italien,
einlaufen. Das könnte wohl so sein.
Erzähler Einen Tag später – am 28. November 1941 – notiert Grade,
ausgestreckt auf seiner Koje:
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KTB/Sprecher Um 0 Uhr gratulieren wir Dengel zu seinem 25. Geburtstag. Als
Geburtstagsgeschenk vermache ich ihm das Boot bzw. die
Aufgaben des LI an Bord. Damit fahre ich selbst nun als
Badegast mit. Der Kommandant deutet an, dass ich
Brückenwache mitgehen soll. Na, dann man zu.
Erzähler Zwei Männer ohne Funktion auf einer schicksalhaften Fahrt.
O-Ton/Grade Buchheim hatte ja auch seine Mission beendet. Bevor wir Vigo
anliefen, hatte Buchheim ja schon genügend fotografiert, hatte so viel an Material, dass er das nicht brauchte, aber es war natürlich für ihn gut, dass er nachher dieses Gibraltar und dann eben mit diesem Schrecken das auch noch miterleben konnte.
Erzähler Niemand wird mehr von diesem „Schrecken“ profitieren als
Buchheim, der Badegast aus der Propaganda-Kompanie. Die
Gibraltar-Fahrt ist der dramatische Höhepunkt in seinem Buch
„Das Boot“. In der Verfilmung spielt Herbert Grönemeyer den PK-
Offizier.
Soundtrack Fliegerangriff
O-Ton/Grade Die Brückenbesatzung stürzte durch das Turmluk und das zentrale Luk nach unten. Und während noch die Leute nach unten strömten, kam also dann die erste Bombe.
Soundtrack Wabo-Angriff
KTB/Sprecher Es stinkt im Boot scharf nach Pulverqualm. Die Ausfälle sind
beträchtlich. Alles Licht, beide E-Maschinen, solange die beiden
Batterie-Hauptschalter ausgeklinkt sind. Im U-Raum stinkt es
nach ausgelaufener Säure. Neben dem WC, im Bereich des
Treibölbunkers, der Druck hat, starkes Zischen von
eindringendem Wasser.
O-Ton/Grade Der Kommandant versuchte dann und das gelang ihm auch, sich aus dem Bereich der Überwachungsfahrzeuge zu verziehen, so dass wir jetzt auftauchen konnten, Rundblick nehmen konnten ob oben alles frei war. Das dauerte aber gar nicht lange. Wir hatten gar nicht viel Zeit, da kam wieder ein Flugzeug und nochmal mussten wir runter.
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Film Flieger-Angriff O-Ton/Grade Und bei diesem Alarmtauchen war das Boot leider so schwer
Geworden, dass das Boot schwerer war als dass man es hätte auffangen können.
Chaos an Bord
LI: „Alle Mann achteraus! Schnell, schnell, schnell! Alles nach hinten drinnen!“ Hektische Befehle Kaleun: „Das Boot muss leichter werden, LI!“
O-Ton/Grade Und das Boot war stark vorlastig und ich kriegte das Boot nicht
mehr in den Griff. Soundtrack LI (mit Blick auf Tiefenmesser): „Jetzt bleib doch stehen! ... Alles
rein, was da ist, LI, alles rein.... 200 ... 210... 220 Meter... 230 Meter... 240 Meter... 250 Meter...!“
O-Ton/Grade Hat so einen richtigen Bums gemacht und aus der
Vorlastigkeit legten wir uns langsam flach. Und da lagen wir dann, ne!
Soundtrack Kaleu: Der liebe Gott hat uns ne Schaufel Sand untern Kiel
geschmissen. 280 Meter... dass das Boot das mitmacht!“ KTB/Sprecher Größte Ruhe im Boot. Mit bloßem Ohr ist deutlich und sehr laut
das Mahlen der Bewacherschrauben zu hören, unheimlich... Da
wir gar nichts machen können, ist das schon unangenehmer als
wenn man durch Arbeiten abgelenkt ist. Der Bewacher steht über
uns, langsame Umdrehungen. Oha, wenn der jetzt Wabos wirft,
dann also nur auf große Tiefe. Schlecht... Aber – er läuft weiter –
und wirft nicht. Wir atmen auf, aber wie soll es weitergehen?
O-Ton Gerrit Was deutlich schon im „Boot“ ist, ist schlussendlich halt die
Schicksalshaftigkeit der U-Boot-Waffe, das Ausgeliefertsein. Eine Führung, die sie geopfert hat, obwohl sie wusste, dass es ein Opfergang ist und es kein Überleben geben kann.
Atmo Boot auf dem Boden, Knirschen, Druckgeräusche
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O-Ton/Grade Also die Aufgabe war jetzt: Boot leer machen. Die Pumpenanlage so zu schalten, dass wir das Wasser aus nach aus dem Bord kriegten. Diese Schaltung herzustellen, das war meine Aufgabe. Ja, und das ist ja auch geglückt, nech?!
Soundtrack Kaleun: „Mal herhören! Wir werden jetzt anblasen und sehen, ob wir mit dem Hintern hochkommen. Wenn ja, kann’s noch mal ungemütlich werden. Es gibt also nur eins: beten, dass die Diesel anspringen. Dann dreimal ??? und durch, raus aus dem Trichter. Na, Männer! Alles klar?“ Besatzung: „Jawohl, Herr Kaleun!“
Erzähler Roman und Film erwecken den Eindruck, dass der Durchbruch
bei Gibraltar ein Himmelfahrtskommando ist.
O-Ton Gerrit Faktisch ist es drei Viertel aller U-Boote gelungen, durchzubrechen durch Gibraltar.
Soundtrack Kaleun: Klarmachen zum Auftauchen.
Atmo: geschäftiges Treiben im Boot O-Ton Gerrit Eigentlich war U96, das Boot, das es entgegen den meisten nicht
geschafft hat. Also eigentlich waren die U96-Leute die Leute, die nicht das Vermögen durch die Gibraltar durchzukommen, während drei Viertel aller anderen Boote es hatten.
Soundtrack Kaleun: „Anblasen“
Erzähler Grade steht auf, um aus einem Regal einen Schraubenzieher zu
holen. Mit über hundert Jahren ist sein Gang noch federnd.
Zurück an seinem improvisierten Arbeitsplatz beugt er sich
wieder über die Taschenlampe.
O-Ton Grade Wir haben gemacht, was möglich war. Und das es nachher
möglich wurde, das war unser Glück. Glück gehört zum Handwerk.
Erzähler Glück ist Buchheim aber zu wenig. In seinem Buch schaffen
Helden das Unmögliche. Sie holen ein zerstörtes U-Boot vom
Grund des Meeres und bringen es an feindlichen Schiffen vorbei
in Sicherheit. Fritz Grade und der damalige Kommandant
Lehmann-Willenbrock erinnern sich anders an die Situation.
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O-Ton Gerrit Die Tauchtiefe war 130 Meter, war 130 Meter und im Boot war sie mit 280 Meter angegeben. So tief war noch keiner ist der Kommentar. Und das ist eben halt so ne bezeichnende Stelle für Mythos. Es reichte eben nicht nur auf Grund zu liegen, man muss eben halt auch die maximale Tiefe haben, die hinter der Zerstörungstiefe liegt, die man damals gemutmaßt hat. Das ist die Fiktion. Eine Fiktion, die aber hier einen Mythos befeuert: die überragende technische Reife der U-Boot-Waffe.
Erzähler Der Durchbruch durch die Straße von Gibraltar in der Nacht auf
den 1. Dezember 1941 scheitert. Das Boot kehrt schwer
beschädigt in den nächsten erreichbaren deutschen Stützpunkt
an der Biskaya, La Rochelle, zurück. Grade lebt und darf endlich
nach Hause. Zwei Wochen später macht er seinen letzten
Tagebuch-Eintrag.
KTB/Sprecher Nach dem Mittagessen Abmeldung beim Flotten-Chef. Habe
schwere und schwerste Koffer. Gut, dass es den BdU-Zug gibt.
Er fährt Brest-Savenay-Le Mans-Antwerpen-Rotterdam-
Roosendaal-Neuschanz-Oldenburg-Bremen-Hamburg-Kiel.
Schlafen im Kurierabteil. Ankunft in Oldenburg, Montag 20.45.
Erzähler Noch zwei Feindfahrten macht Grade auf einem anderen U-Boot.
Ab 1943 bildet er in Pillau bei Danzig U-Boot-Besatzungen aus.
Bis sich Großadmiral Dönitz, nach Hitlers Suizid dessen
Nachfolger, am 1. Mai 1945 an die Bevölkerung wendet:
Hist. Ton „Deutsche Wehrmacht, meine Kameraden! Der Führer ist gefallen, getreu seiner großen Idee, die Völker Europas vor dem Bolschewismus zu bewahren, hat er sein Leben eingesetzt und den Heldentod gefunden. Ich übernehme den Oberbefehl über alle Teile der deutschen Wehrmacht. Ich verlange Disziplin und Gehorsam! Ein Feigling und Verräter ist, wer sich gerade jetzt seiner Pflicht entzieht und damit deutschen Frauen und Kindern Tod oder Versklavung bringt.
Erzähler Nur sieben Tage später unterschreibt Generalfeldmarschall
Wilhelm Keitel in Berlin-Karlshorst die bedingungslose
Kapitulation der deutschen Streitkräfte. Fritz Grade fährt mit dem
Fahrrad nach Hause, nach Eckernförde.
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O-Ton Grade Da war ja nichts mehr. Ich musste was ganz anderes machen. Die Brötchen konnte man nicht mehr verdienen. Da gab es keine Wehrmacht mehr, gab keine U-Bootfahrer mehr, das war eben vorbei, nech...
Erzähler Auch seine Kameraden stehen vor dem Nichts.
O-Ton/Crew „Am 4.5.45 Kapitulation und Gefangenschaft bei Kötzing im Bayernwald. Am 2.6.45 zu meinem Geburtstag entlassen und zu Fuß nach Hause. Drei Wochen.
O-Ton/Crew (…) Obermaat Nr. 1. „Ende Oktober 1944 bei Sonderburg
abgesoffen. Ausgestiegen.“ O-Ton/Crew „Diphterie bei Kriegsende bewahrte mich davor, das Boot von
Norwegen nach England zu überführen.“ O-Ton/Crew „Ich habe ungefähr eine Stunde im Bach gelegen und wurde
dann von einer norwegischen Korvette gerettet und in Liverpool angelandet.“
O-Ton/Crew Die Bayern wurden als erste entlassen. In meine Heimat Schlesien konnte ich ja nicht. Also gab ich mich als Bayer aus und wurde nach einem Monat Gefangenschaft nach Moosburg entlassen.
Erzähler Nach Kriegsende arbeitet Grade als Kraftfahrer und
Geschäftsführer in der Speditionsfirma seines Schwiegervaters
in Eckernförde. 1951 schult er um und wird technischer
Exportkaufmann in einer Firma in Remscheid. Die Tagebücher
von U96 packt Grade in eine Kiste auf dem Dachboden. Ganz
weit nach hinten. Nicht mal seiner Frau erzählt er davon.
Warum? Die Frage hat sich Grade nie gestellt – weder heute
noch damals:
O-Ton Grade Ich glaube, die Eltern sind nur froh, wenn ihr Kind, ihr Sohn heil
nach Hause kommt, wenn er überhaupt den Krieg überlebt. Und so war’s dann auch. Die haben sich aber eigentlich nie darum gekümmert und haben sich nie nachgefragt, welche Erlebnisse wir auf den U-Booten hatten. Das war einfach für sie außerhalb ihres Interesses. Hauptsache er lebt noch er kommt das nächste Mal wieder.
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Erzähler Auch Lothar-Günther Buchheim arrangiert sich mit den neuen
Verhältnissen. Er arbeitet vorübergehend für die amerikanischen
Besatzer in Bayern, schreibt Kunstbücher und stellt
expressionistische Bilder aus. Erst 1973 veröffentlicht er seine
Sicht auf die Gibraltar-Fahrt: „Das Boot“. Drei Jahre zuvor sind
„Die eisernen Särge“ des ehemaligen U-Boot-Kommandanten
Herbert A. Werner erschienen. Zum ersten Mal rechnet ein U-
Boot-Fahrer mit dem U-Boot-Krieg ab und wirft der eigenen
Führung vor, die Männer an Bord verraten zu haben. Das Buch
wird in 14 Ländern veröffentlicht – ein Bestseller.
O-Ton Gerrit Genau in dieses Fahrwasser hinein, mit dem Windwechsel, der
stattfand, also eine neue Sichtweise auf das, was im Krieg stattgefunden hat. Genau dahinein ist Buchheim gegangen Sein Buch konnte nur erfolgreicher sein, wenn es halt diese Dinge, die erfolgreich waren noch mal toppen könnte.
Erzähler Vor der Veröffentlichung seines Romans bittet Buchheim Grade,
die Druckfahnen zu lesen. Die technischen Schilderungen findet
der ehemalige Leitende Ingenieur vorzüglich. Und das ist, was
ihn interessiert, was zählt! Zu anderen Passagen hat er
Anmerkungen. Diese berücksichtigt Buchheim....
O-Ton Grade Fast gar nicht! Was ich auch befürchtet hatte. Denn wir haben
also die ganzen Sachen mit Bananentanz, die ganzen Zoten, die habe nicht nur ich abgelehnt. Lehmann genauso. Von den dritten Beteiligten genauso. Die sagten auch, ne! Lass das um Gottes Willen weg! Dann ist das Buch gut lesbar. Aber Buchheim meinte, ne, das hab ich erlebt, ich hab das gesehen, das ist so, das bleibt. Na gut.“
O-Ton Gerrit Natürlich hat Buchheim Erfolg gesucht und er hat Erfolg gehabt.
Bis dahin war das U-Boot-Thema bei denen zuhause, die sich für U-Boote interessiert hatten und die involviert waren in irgendeiner Form. Und Buchheim wollte halt das Thema in einen breiten gesellschaftlichen Diskurs bringen und er hat dazu genau die Klaviatur bedient, die für breiten Diskurs’ sorgt nämlich Sex. Sells. Das war der Punkt. Was natürlich die Veteranen in Rage gebracht hat, die gesagt haben: so war es nicht. Ja, musste er auch gar nicht widersprechen. Er hatte eine breite Leserschaft.
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O-Ton Grade Der Erfolg war dann, dass unsere Leute, unsere Männer von U96, dass die sagten: ne, das Buch ist nicht unsers. Das ist nicht von U96, also wir identifizieren uns nicht damit. Und wir lehnen das ab und wir lehnen Buchheim ab.
Erzähler Aber öffentlich hat Grade Buchheim nie kritisiert. Der LI außer
Dienst hat den ehemaligen Propagandisten machen lassen und
sich um sein eigenes Leben gekümmert. Jetzt – mehr als 40
Jahre später – unterbricht Grade die Arbeit an seiner
Taschenlampe. Die gepflegten Hände ruhen auf den Bauteilen.
O-Ton Grade Eins ist noch interessant, dass wir also diese Pornogeschichten,
die im Buch sind, ablehnten, das liegt also in unserer Generation. In meiner Generation. Als ich im Ministerium war und auch mit jüngeren Offizieren zusammenkam, die das Buch gelesen hatten. Die sagten: Och, wieso denn? Die haben sich gar nichts dabei gedacht! Die meinten, das wäre richtig, das wäre gut. Das könnte man ruhig schreiben. Also das hat uns verblüfft.
Erzähler Von diesem Streit erfährt die Öffentlichkeit nichts. Weder holt
Grade die Tagebücher hervor, noch meldet sich die Mannschaft
öffentlich zu Wort. Der Verlag wirbt mit dem Satz: Jedes Wort
dieses Buches ist wahr. Und die Bundesrepublik glaubt ihm. Die
deutsche Presse überschlägt sich:
Sprecher „Lothar-Günther Buchheim hat den bislang besten deutschen
Roman von der Front des Zweiten Weltkriegs geschrieben.“
(DIE ZEIT)
„Fast zum Helden wird dagegen das Boot, das, beinahe schon
erotisch-liebevoll beschrieben, zum geradezu mythischen
Gegenstand gerät.“ (DER TAGESSPIEGEL)
„Im Mittelpunkt steht eine jener Gestalten, ohne die kaum ein
Kriegsroman auskommt, der wortkarge Fachmann, der
großartige Kerl, der die Seinen aus dem Schlamassel reißt. Bei
Buchheim ist es der U-Boot-Kommandant.“ ( DIE WELT)
Erzähler Buchheim hat die U96-Besatzung und sich selbst zu Helden
gemacht. Sein Biograph Gerrit Reichert.
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O-Ton Gerrit Diese Widersinnigkeit: die Mannschaft, sie überlebt Gibraltar, kommt aus der größten Not, kommt noch mal nach oben, schafft es halt, sich in den nächsten Hafen zu schleppen und wird dann doch zerstört. Also es hat also überhaupt keinen Sinn. Sinnlosigkeit des Krieges und des U-Boot-Krieges an dieser Stelle. Das ist die Oberfläche und das ist auch die Aussage, mit der Buchheim vor die Öffentlichkeit getreten ist. An der Unterfläche bleibt der U-Bootmann aber in seiner Standhaftigkeit, in seiner Festigkeit, in seiner Einzigartigkeit erhalten.
Erzähler Der Roman verkauft sich innerhalb weniger Jahre drei Millionen
Mal. Es wird in 80 Sprachen übersetzt. Nach dem Erfolg des
Buches soll Wolfgang Petersen 1981 die Geschichte verfilmen.
Buchheim schlägt wieder Grade als Berater vor. Die Film-
Produktionsfirma Bavaria lädt ihn ein.
O-Ton Grade Na, ja, dann hat er mich eingeladen. Dann bin ich also nach München gefahren. Da war also das Modell aufgebaut. Sie wollten es also möglichst naturgetreu haben. Und dann hab ich also meinen Rat gegeben und Verbesserungstipps gegeben, was man wohl auch berücksichtigt hat, aber das war auch alles!
Erzähler Nach der Erfahrung mit dem Roman befürchtet Grade, dass sich
der Film noch weiter von der Realität entfernt. Und es ist ihm
wohl auch zu viel Trubel.
O-Ton Grade Und als ich dann gefragt wurde, ob ich denn auch bei den
Aufnahmen nachher mitwirken oder mit beraten würde, das hab ich aber abgelehnt.
Soundtrack Kaleun: „Verdammt nochmal! Drehen sie nicht durch! ... Zurück! Zurück, Johan....(schreit) zurück, zurück, Johann.“
(Johann fiept nur noch und stöhnt und schreit.)
O-Ton Grade Dass einer so durchgedreht hätte ... Ich gebe zu, dass ein Mann, ein Unteroffizier, ein bisschen zittrig wurde bei einer Wasserbombenverfolgung, aber dass er durchgedreht hätte? Das ist nicht der Fall.
Soundtrack „Er ist weg, Herr Kaleun.“ Musik Soundtrack
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O-Ton Gerrit „Die Sichtweise der 60er Jahre, diese Unbeflecktheit der U-Boot-Waffe hatte einen kräftigen Flecken bekommen, also in der öffentlichen Wahrnehmung war nicht mehr alleine eben der Held, sondern eben auch das Opfer, was der U-Bootmann gewesen ist. Als Wirkung haben mit Sicherheit das Buch und das „Boot“ den U-Boot-Mythos fortgeführt, weil der Leser und der Betrachter des Films hat halt, meistens männlich mit leuchtenden Augen liest, mit leuchtenden Augen sieht und darauf wartet, dass das U-Boot angreift. Und dann fassen sich alle an den Händen und dann ist Action angesagt. Und diese Wirkung hat der Film bis heute, der 81er Film...
Atmo Außengeräusche, Fliegeralarm O-Ton Grade Und immer wieder ist mir sehr aufgefallen und hat mir missfallen,
dass die Darstellung immer so mehr im Dunklen verläuft. Und alles ist bedrückt und es sind mehr Aufnahmen dabei, wo die Mannschaft geduckt wartet, Kopf runter. Nu knallt es oder wann knallt es? Die Wasserbombenverfolgung ging schon an die Nerven. Aber dieses Kopf hängen lassen vor allem bei Prochnow. So traumatisiert waren wir dann also doch nicht. Das kann man nicht sagen. Also ich jedenfalls nich... und ich wüsste von den Kameraden, die den Krieg überlebt haben, wüsste ich auch nicht, dass die irgendwelches Trauma erlebt hätten.
Erzähler Trotzdem lassen ihn die U-Boote nicht los. Nach seinen
Ausflügen ins Kaufmännische, kehrt Grade 1957 zur Marine
zurück. Im Bundesverteidigungsministerium arbeitet er aus,
welche militärischen Anforderungen die neuen U-Boote erfüllen
müssen. 1974 geht er als Kapitän zur See in Rente.
Kasettenrekorder O-Ton/Crew Vom 8.9.1941 bis 30.3.1942 war ich ZwoB-O auf U96 unter
Kapitänleutnant Lehmann-Willenbrock. Erzähler An den ersten beiden Treffen der ehemaligen U-Bootfahrer hat
auch der Kommandant teilgenommen.
O-Ton/Crew Der Kommandant schrieb im Westen am 30. März 1942 in mein
Führungsbuch: Hermann ist der Typ des jugendlichen Leutnants mit offenem, freiem und humorvollem Wesen. Geistig wendig, stets fürsorglich und geschickt in der Behandlung seiner Untergebenen.“ Vielen Dank, Herr Kapitän!
O-Ton/Crew „Bis 1975 habe ich von U96 nichts gehört. Ich gab dann mal eine Suchmeldung auf in einer Marine-Zeitschrift und sie wurden
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dann, glaub ich, von Hermann Felix beantwortet. Das hat mich sehr gefreut.“
O-Ton/Crew „Ich (...) entbiete allen noch lebenden und gefallenen Kameraden von U96 meine herzlichsten und kameradschaftlichen Grüße.“
O-Ton/Crew „1968 haben wir in Flensburg ein Haus gebaut, in dem
durchreisende U-Bootfahrer immer willkommen sind.“ O-Ton/Crew „Ich freue mich, dass wir uns nach über 40 Jahren wiedersehen.“ Erzähler Grade hat alle seine Kameraden überlebt.
O-Ton Grade Es sind die Gene wahrscheinlich. Und im Übrigen gehe ich nicht
um irgendwelche Laster herum. Ich rauche und ich trinke auch gerne, aber alles mit Maßen. Und wenn man also mäßig lebt, dann kommt man auch ganz gut über die Runden. So wie ich es auch in der Schule gemacht habe.
Erzähler In seinem Zimmer in einem Seniorenstift legt Friedrich Fritz
Grade die Taschenlampe zur Seite. Sie funktioniert. Zweieinhalb
Stunden hat der 101-Jährige von dem erzählt, was für ihn doch
schon so lange vorbei war. Jetzt hat der stille Held von U96 doch
noch gesprochen über damals. Nüchtern, sachlich. Ohne Zorn,
ohne Pathos – aber auch ohne sein Handeln als Soldat in Frage
zu stellen. Als hätte er all das noch einmal in seine
Oktavheftchen geschrieben. Ein Schnaps, eine Pfeife zum
Abschluss. Auch diesen Job hat er erledigt. Vielleicht kratzen
seine Tagebücher ein bisschen an Buchheims Version der
Geschichte. An der Legende des heldenhaften U-Bootmannes.
Am Glauben an die Überlegenheit deutscher Ingenieurskunst.
Am ganzen Mythos U96. Fritz Grade zieht die Schultern hoch.
Egal, sagt er. Er will ehrlich bleiben, zu sich und zu den anderen.
Ehrlichkeit sei das höchste Gut, so haben ihn seine Eltern
erzogen, vor über 100 Jahren. Er steckt seine Pfeife an und
nimmt einen tiefen Zug.
Atmo Grade zieht an Pfeife
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Atmo Toncollage: Echolot, Wabo-Angriff, Kommandos
O-Ton Grade Hinweis zur besonderen Beachtung. Diese Kassette ist nur für den eigenen, persönlichen Gebrauch bestimmt. Ein Abkopieren oder Veröffentlichen der Kassette oder von Teilen davon bedarf der Einwilligung des oder der betreffenden Kameraden und des Urhebers.
Absage Das Boot und der stille Held
Der Mythos um U96
Feature von Verena Hartges und Thomas Kuhlmann
Es sprachen: Michael Weber, Jonas Minthe und Wolfgang
Berger
Technische Realisation: Tobias Falke und Markus Freund
Regie: Matthias Kapohl
Redaktion: Christiane Glas
Eine Produktion des Norddeutschen Rundfunks 2018.