Radreiseführer Fulda-Werra-Rhön

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Radwandern im Herzen Deutschlands Witti Verlag Fernradwege an den Weser-Quellflüssen plus Rhön-Radeln im Ulstertal Fulda ~ Werra ~ Rhön Leseprobe Etappe 2

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Bike-guide for a roundtrip along the rivers Werra and Fulda in Germany. Nature is beautiful there because the Werra flows in the area of the former Inner-German border.

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Radwandern im Herzen Deutschlands

Witti Verlag

Fernradwege an denWeser-Quellflüssen plus Rhön-Radeln im Ulstertal

Fulda~Werra~Rhön

Leseprobe Etappe 2

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Werra Eschwege – Creuzburg Etappe 2

Im Durchbruchstal zwischen Falken und Probsteizella

Durch das wildromantische Talzwischen Hainich und RinggauAuf dieser Etappe geraten wohl alle Radler ins Schwärmen: Die Tourum das »Werraknie« zwischen Treffurt und Creuzburg gilt vielen alsder schönste Abschnitt des Werratals. Zwischen den Höhenzügenvon Hainich und Ringgau schuf der Fluss ein Durchbruchstal, des-sen bis zu 100 Meter hohe Felsen aufschauen und staunen lassen.Glücklicherweise passt der Radweg stets zwischen Fels und Fluss. Diespektakuläre Landschaft schützt der Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal, durch den wir ab Heldra bis Creuzburg rollen. Anfangs zuFüßen des 504 Meter hohen Heldrasteins, der auch König des Wer-ratals genannt wird. An der Spitze des Werraknies – so geformtwirkt der Fluss auf der Karte – lädt Mihla zu einem Abstecher in denNationalpark Hainich ein, der mit dem größten, urwüchsigen Bu-chenmischwald in Mitteleuropa lockt (Seiten 70/71). Nicht nur dieNatur beschert uns auf dieser Etappe schöne Aussichten: WanfriedsFachwerkhäuser spiegeln den Reichtum aus den Zeiten der Werra-Schifffahrt. Idyllische Dörfer wie Altenburschla oder Heldra magman gar nicht wieder verlassen. Und auf Treffurt – mit der dreitür-migen Burg Normannstein und dem Renaissance-Rathaus – passt dasPrädikat vortrefflich. Am Ziel empfängt uns Creuzburg mit seinerSandsteinbrücke von 1225 und der Aussicht auf die Burg von 1170.

Informationen zu Etappe 2

Streckenlänge: 45,0 km Dauer: 3,5 h Steigungen: 50 Höhenmeter Verlauf: Eschwege – Wanfried – Altenburschla – Heldra – Treffurt – Falken –Frankenroda – Ebenshausen – Mihla – CreuzburgBahnverbindungen: einziger Bahnhof – als Zubringer – in Eschwege-WestAbstecher: Nationalpark Hainich ab Mihla (siehe Seiten 70/71), BurgruineHaineck in Nazza (Seite 65)Sehenswert: Eschwege siehe Etappe 1 – Kunst am Radweg – Schlagd undAltstadt in Wanfried – Dorfanger in Altenburschla und Heldra – Treffurt:Burg Normannstein, Rathaus und Altstadt – Anger in Falken – Mihla: Rotesund Graues Schloss – Creuzburg: Brücke mit Liborius-Kapelle und FestungVerknüpfungen: Werra-Unstrut-Radweg ab Heldra (siehe Seite 60) nachMühlhausen; Eder-Fulda-Werra-Radweg (Hessischer R5) von Wanfried überEschwege nach Willingen im Sauerland

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Werra Eschwege – Creuzburg

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0,7 km

1,0 km

2,8 km

4,6 km

Wir starten in Eschwege an der Tränenbrücke mit Blick auf dieLeuchtberge samt Bismarckturm und biegen am rechten Ufer

– bezogen auf die Blickrichtung – links in die Torwiese. Wir passie-ren den Schwanenteich, eine Minigolfanlage, die Jugendherbergeund ein Wehr, das einen Nebenarm der Werra reguliert. Durch einenkleinen Park zur Leuchtberg-Brücke (Karte siehe Seite 46).

Die geschwungene Fahrrad- und Fußgängerbrücke führt zum Wer-ratalsee und zum Knaus Campingpark Eschwege. Surfer und Seglerkreuzen auf dem ausgebaggerten, 70 Hektar großen See, den nur einschmaler Landstreifen – mit Radweg nach Schwebda – von der Wer-ra trennt. Seine Strände eignen sich auch zum Planschen.

Schlo

Ab der Leuchtberg-Brücke verlaufen der Werratal-Radweg undder Hessische R5 (Eder-Fulda-Werra) bis Wanfried auf nahezu

identischer Route. Am Fuße des Leuchtbergs lädt der Biergarten»Felsenkeller« zur Rast ein. Wenige Kurbelumdrehungen weitergrüßt das »Denkmal für den unbekannten Radfahrer« aus der Frei-luftgalerie Kunst am Werratal-Radweg. Der zweispurige Radweg mitMittelstreifen führt um den Leuchtberg, an der Gabelung links undzwischen Feldern und Wiesen zum Rastplatz mit der Metall-Skulp-tur »Begegnung auf dem Weg zum Meer«. Schnurgeradeaus erreichtder Werratal-Radweg die Straße zwischen Frieda und Aue, wo sichzwei Routen durch die Talenge zwischen Eichenberg und Sohlbergnach Wanfried anbieten. Zunächst die »linke Tour«: Der R5 führtüber eine schmale Werrabrücke nach Frieda. Am Ortseingang emp-

Die Aussicht bereichert im Nordosten das Schloss Wolfsbrunnen, dessen Re-naissance-Anmutung aus dem Jahr 1906 stammt. Die IndustriellentochterLuise Henschel und ihr Gatte, Baron Alexander von Keudell aus Schwebda, be-zogen das Hochzeitsgeschenk ihres Vaters im Jahr 1907. In der rund 100-jähri-gen Geschichte diente das Schloss u .a. als Lazarett, Kinder- und Erholungs-heim. Ab 1983 residierten dort Bhagwan-Jünger. 1988 erfolgte der Umbau zumLuxushotel. Das Schlossgelände steht Besuchern offen, das Hotel nebst Re-staurants bei entsprechendem Geldbeutel ebenfalls. Die Route zum Schlossmisst ab Leuchtberg-Brücke knapp vier Kilometer und ist ab Schwebda be-schildert. Für den Rückweg zur Werra bietet sich am Schloss ein Radweg nachFrieda an, dort verläuft eine Alternativroute zum Werratal-Radweg.Hotel Schloss Wolfsbrunnen, 37276 Meinhard-Schwebda, Telefon: 056 51/305-0, Telefax: 056 51/30 53 33, E-Mail: [email protected]

Schloss Wolfsbrunnen

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Etappe 2

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fängt uns die Skulptur »WilderMann«, die die gleichnamigeFachwerk-Formation in männ-licher und weiblicher Variantedarstellt. Den Untertitel »Kö-nigsfamilie der Radfahrer« un-terstreichen Fahrradteile, dieZepter und Krone symbolisie-ren. Der R5 verläuft auf derBahnhofstraße entlang derGaststätte »Jägerhof« zur Kir-che, dort rechts aus dem Ort,über den Bach Frieda und amalten Bahndamm entlang. Esfolgt ein kurzer Abschnitt aufeinem Radweg an der B249,dann gleicht der R5 einer Wer-ra-Promenade, die zur Schlagdin Wanfried führt, dem ehema-ligen Hafen. Länge: 4,2 km.

Der »rechte Weg« leitet unszum Rastplatz am Ortseingangvon Aue, dahinter links aufschmaler Straße und mit eini-gen Kurven durch ein Ensemblevon Angelteichen. Geradeauserblicken wir die Felswand desWanfrieder Hausberges Plesse mit einem Holzturm auf dem 480Meter hohen Plateau. Hinter den Teichen wieder nah zur Werra. Vordem Rechtsknick zur Straße gefällt die Perspektive auf die Wanfrie-der Schlagd. An der Straße links und über die Brücke zur Schlagd, diemit Rastplatz und Gaststätte zu einer Pause verlockt. Der Hochrad-fahrer namens »Trethenner« strampelt derweil – von Strom durchWasserkraft angetrieben – fleißig weiter. Wolfgang Loewe entwarfdieses Kunstobjekt im Auftrag der Elektrizitätswerke Wanfried.

Auf der Werra fuhren bis ins 19. Jahrhundert dickbauchige Han-delsschiffe, die der Stadt Wanfried großen Wohlstand bescherten. AlsEndhafen der Weser-Werra-Schifffahrt entwickelte sich der Ort abdem 13. Jahrhundert zu einem Umschlagplatz. Landgraf Moritzvon Hessen-Kassel förderte diese Entwicklung und verlieh der Stadt

9,2 km

Trethenner, der Werra-Radler

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Werra Eschwege – Creuzburg

im Jahr 1609 das höchst einträgliche Stapelrecht. Dieses Privilegzwang – wie in Hann. Münden – alle Kaufleute, ihre Waren in Wan-fried anzubieten, auch wenn ihre Güter für andere Orte bestimmtwaren. Ein Entgelt befreite sie von diesem Zwang. Vom frühenReichtum künden die Kaufmannshäuser in der Stadt und die Stapel-und Lagerhäuser an der Schlagd. Seine Bedeutung als Umschlagha-fen verdankte Wanfried der Nähe zur Handelsmetropole Mühlhau-sen. Auf Pferdewagen gelangten die Waren in die 20 Kilometer ent-fernte Hansestadt. Später ließen auch Kaufleute aus Nürnberg,Augsburg und Sachsen ihre Güter in Wanfried verladen.

Wir verlassen die Schlagd links auf der gleichnamigen Straße vorden Stapelhäusern und passieren in der Rechtskurve das ebensostattliche wie reich verzierte Herrenhaus, in dem seit 1678 derSchlagdvogt residierte. Die Wegweiser des Werratal-Radweges leitenvor der Linkskurve rechts durch die Unterstadt zum Ortsausgang ander Treffurter Straße. Wer den Schildern folgt, erblickt einen schö-nen Teil Wanfrieds, der in Anbetracht der prächtigen Marktstraßeaber als zweite Reihe zu bewerten ist. Für das Auge spricht also, derSchlagdstraße mit dem Harmes’schen Handelshaus zu folgen.Schnitzkunst mit Schifffahrts- und Wassermotiven schmückt vieleHäuser in Wanfried – so auch dieses 1673 errichtete Fachwerk-An-wesen. Zur denkmalgeschützten St.-Veits-Kirche, die 1884 strengnach gotischem Vorbild entstand, führt rechts die Kirchstraße.Wieder zurück folgen wir der Martinsgasse mit dem klassizisti-schen Schulhaus von 1843 und erblicken an der T-Kreuzung mit derMarktstraße links das Keudell’sche Schloss. Der gelb verklinkerte

Zugkräftige Werra-Schifffahrt

Große Schiffe auf der Werra schon im Mittelalter? Diese Vorstellung erscheintheute verwunderlich in Anbetracht des langen, ruhigen Flusses mit wenig Tief-gang. Und wie kamen die Schiffe überhaupt voran? Segeln konnten sie auf dervorgegebenen Wasserstraße eher selten. Stromabwärts stellt sich die Frage desAntriebes nicht, und stromaufwärts wurden die Schiffe – meist als Dreierge-spann – von etwa 30 Männern oder zehn Pferden an Seilen gezogen. Treidelnnennt sich diese zugkräftige Methode, um Schiffe angeleint in Fahrt zu brin-gen. Der linke Uferweg zwischen Eschwege und Wanfried erinnert als Treidel-oder Leinpfad noch heute an die Mühsal dieser Transporte. Den nötigen Tief-gang bewirkten Wehre und Schleusen in Allendorf und Eschwege, zudem ließLandgraf Moritz die Werra regelmäßig auskiesen. Die Werra-Schifffahrt währ-te bis ins 19. Jahrhundert, dann schnaubten Dampfrösser auf den Schienen anStelle der Pferde auf den Treidelpfaden.

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Etappe 2

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Die Schlagd in Wanfried, Endhafen der Handelsschiffahrt auf der Werra

Fachwerkbau beherbergt das Heimatmuseum und Dokumentati-onszentrum zur deutschen Nachkriegsgeschichte. Rechts entlang derMarktstraße folgt auf der linken Seite die Alte Posthalterei. Fast 250Jahre lang fuhren dort Postkutschen in den Innenhof. Wenige Me-ter weiter glänzt rechts das Wohnhaus von 1609 – eines der weni-gen Häuser in Wanfried, das im Dreißigjährigen Krieg nicht ab-brannte – und das Rathaus mit steinernem Portal. Die Gedenktafelmit dem Löwen erinnert an die Befreiung Wanfrieds von den Trup-pen Napoleons. Der dreigeschossige Bau entstand als Handelshausder Familie Uckermann und dient seit 1860 als Rathaus.

Sehr harmonisch – in Fachwerk und Konstruktion – schließt sichdas Hotel »Zum Schwan« aus dem Jahr 1655 an. Auffallend derzweigeschossige Eckerker und die Figuren am Eingangsportal, die inWanfried als »gefürchtete Nikoläuse« bekannt sind. Bestaunens-werte Bauten gibt es in der Fachwerk-Kleinstadt noch etliche mehr.Wer den Streifzug fortsetzt, findet an den historischen Gemäuernkleine Informationstafeln. Zurück zum Werratal-Radweg gelangenwir auf der Marktstraße bis zur Kreuzung an der Pizzeria Rimini(ehemalige Dampfbrauerei), dort rechts in die Treffurter Straße.

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An der Ecke Wallstraße/Treffurter Straße auf den Radwegmit Fahrtrichtung Süden. Nach dem Sportplatz verläuft der

Radweg schnurgeradeaus an der Trasse der ehemaligen Bahnlinievon Eschwege nach Eisenach. Acht Kilometer voraus erblicken wirdas imposante Kalksteinmassiv des Heldrasteins (504 Meter) mitseinem Turm der Deutschen Einheit (Abstecher Seite 61). Am We-stufer der Werra liegt der Wanfrieder Ortsteil Völkershausen. Vor Al-tenburschla endet der Radweg, auf schmaler Straße rollen wir in das»schnuckelige« Dorf.

Zweimal gewann Altenburschla bereits die Goldmedaille imBundeswettbewerb »Unser Dorf soll schöner werden«. Dem Charmeder Fachwerkhäuser, die sich nahezu aneinander schmiegen, kannman in den gepflasterten Gassen leicht erliegen. Im Herzen desDorfes, dem Anger mit der Fachwerkkirche und dem Landhotel»Gemeindeschänke«, lässt sich die Idylle im Biergarten genießen.

Hinter Altenburschla passieren wir – wieder auf der Bahntras-se – einige Gewächshäuser, die von der Natur erobert werden,

einen Angelteich und den ehemaligen Bahnhof von Großburschla.

Während des Kalten Krieges lag die Bahnhofssiedlung im Westen,der Ort Großburschla hingegen am anderen Ufer der Werra imOsten, und dazwischen die Grenze mit hohen Zäunen und ver-mintem Gelände. Diese extreme Grenzsituation dokumentiert einModell des Museums im Keudell’schen Schloss in Wanfried. Groß-burschla ragte wie eine Halbinsel in hessisches Gebiet. In der um-gekehrten Lage befanden sich die Einwohner Heldras auf dem hes-sischen Landzipfel. Wer über die Werrabrücke nach Großburschla ra-delt, trifft am Ortseingang auf das Stiftsgebäude eines im 10. Jahr-

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Werra Eschwege – Creuzburg

Info Wanfried

Tourist-Information Eschwege-Meißner-Meinhard-Wanfried, Hospital-platz 16, 37269 Eschwege, Telefon: 056 51/33 19 85, Fax: 502 91, E-Mail:[email protected], Internet: www.werratal-tourismus.deHeimatmuseum und Dokumentationszentrum zur deutschen Nachkriegs-geschichte, Marktstr. 2, Öffnungszeiten: Sa 15–17, So 10–12 Uhr, für Grup-pen weitere Termine möglich, Telefon: 056 55/13 12 oder 10 67Freibad: Plouecatstraße (oberhalb der Umgehungsstraße), 37281 Wanfried,Telefon: 056 55/277, geöffnet: Mitte Mai bis Mitte SeptemberFahrrad-Parkboxen: Fünf Boxen in der Unterstadt in der Schlossstraße.

10,2 km

15,0 km

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Etappe 2

hundert gegründeten Klosters. Die benachbarte Dorfkirche über-rascht im Inneren mit einem Säulenfenster aus dem 12. Jahrhundert,das zur romanischen Basilika des Klosters gehörte und in der Kirchefreigelegt wurde. Zum Abstecher nach Großburschla locken zudemrestaurierte Fachwerkhäuser und ein Biergarten am Werra-Ufer.

An der T-Kreuzung hinter dem Bahnhof kurz rechts RichtungBrücke und in die nächste Straße links. Geradeaus durch die

Felder – mit Blick auf den näher gerückten Heldrastein – und fast amFluss links schwenkend nach Heldra zum Dorfanger.

Werra

Plesse

Heldrastein

Heiligenberg

DudelbergR. Normannstein

403

450

445

480

430

465

504

Muhlienberg

4Wanfried

Altenburschla

Groß-burschla

Heldra

Treffurt

Falken

Nazza

Hallungen

Ifta

VolterodaEbenau

Schnellmanns-hausen

Frankenroda

Ebenshausen

Buchenau

Scherbda

HattengehauMihla

B7

Völkers-hausen

CreuzburgCreuzburg

Wolfmanns-gehau

RuineHaineck

B250

B249

Probsteizella

Werratal-Radweg

Abstecher von Ebenshausenzur Burgruine Haineck

Von Treffurt zum »Turm der Einheit«auf dem Heldrastein (504 m)

Unstrut-Werra-Radweg

B250

16,8 km

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So schmuck und beschaulich – in Heldra scheint die Welt nichtnur morgens um sieben in Ordnung zu sein. Der Ortskern mit Kir-che, Brunnen, Feuerwehrhaus, Dorfmuseum und der alten Eschestrahlt Ruhe aus. Nebenan lädt die hübsch restaurierte Wanderher-berge »Im Kleegarten« zur Rast ein. Heldra heimste beim Dorfver-schönerungs-Wettbewerb bereits auf Landesebene Preise ein. ZurDorfgemeinschaft gesellte sich in den 90er-Jahren ein Storchen-paar, das auf dem Dachfirst in der Storchgasse mehr als 20 Jungvö-gel aufzog. Ob das Nest wieder bebrütet wird, ist ungewiss, da der»verwitwete« Storchenvater 2003 nicht in Heldra weilte. Wer dasDorfmuseum samt Schmiedewerkstatt besichtigen möchte, kündigtseine Visite telefonisch an unter 056 55/82 59 oder 681 oder 679.

Geradeaus auf der Straße Alter Graben radeln wir an der Stor-chengasse vorbei und biegen am Ortsende links in die Steu-

bengasse, der wir 400 Meter bis zur Gabelung mit dem Werra-Un-strut-Radweg folgen. Dort rechts Richtung Treffurt mit Blick auf dieFelswand der Adolfsburg und auf die Burg Normannstein. Hinterdem Bahndamm erreichen wir einen Rastplatz auf der ehemaligenGrenze. Am Rande des Naturschutzgebietes Werraaue und unterhalbder B250 gelangen wir zum Ortseingang. Der Radweg wechselt dieStraßenseite und überrascht unangenehm mit zu hohen Bordstei-nen. Geradeaus rollen wir auf der Goethe- und Puschkinstraße indas 900 Jahre alte Städtchen. An der Kreuzung Puschkin-/Ziddel-straße zweigt der Werratal-Wegweiser bergab, zuvor empfiehlt sichein Abstecher in die denkmalgeschützte Treffurter Altstadt.

Idealerweise befindet sich die Tourist-Information direkt an un-serem Ausgangspunkt im Bürgerhaus, einer ehemaligen Zigarrenfab-rik. Dort können wir uns mit einem Faltblatt nebst Stadtplan aus-statten und die Ausstellung des Naturparks Eichsfeld-Hainich-Wer-ratal besuchen. Tipp: Die Tour durch Treffurts steile, mit Kalksteingepflasterte Gassen macht zu Fuß mehr Freude als mit dem Rad. Wer

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Werra Eschwege – Creuzburg

Werra-Unstrut-Radweg

Am Nordostrand von Heldra zweigt der Werra-Unstrut-Radweg gen Nordenab. Die 32 km lange Route führt über den Hainich – bis auf 427 Meter Höhe– in die alte Handelsstadt Mühlhausen, die auch als Stadt der Türme und Tho-mas-Müntzer-Stadt bekannt ist. Eine Teilstrecke verläuft auf der Trasse der 1969stillgelegten Bahnlinie Treffurt–Mühlhausen. Nahe der Werra-Unstrut-Route be-findet sich der Mittelpunkt Deutschlands bei Niederdorla in der Vogtei.

18,5 km

20,7 km

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zur Burg Normannstein aufbrechen möchte, sollte diesen »Rad(t)-schlag« auf jeden Fall beherzigen. Als Fahrrad-Parkplatz bietet sichan Wochenenden der Rathaushof an, an Werktagen ist die Tourist-Information mit Tipps dienlich. Parkboxen waren in Treffurt im Mai2004 geplant, der Zeitpunkt der Aufstellung aber noch offen.

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Etappe 2

Heldras Anger mit Museum, Dorfesche und der Herberge im Kleegarten

Wer dem »König des Werratals« seine Huldigung erweist, zollt ihm Tribut inForm von Schweiß: Die Tour auf den Heldrastein verlangt ab Treffurt einen An-stieg von 320 Höhenmetern, die empfohlene Strecke über Schrapfendorf mis-st zehn Kilometer (ein Weg). Die Mühe belohnt der weite Rundumblick vom30 Meter hohen »Turm der Deutschen Einheit«, der ganzjährig geöffnet ist. Anklaren Tagen erspäht man die Wartburg, den Hohen Meißner, die Rhön, denThüringer Wald und die weißen Kaliberge, gelegentlich sogar den Harz. Einebewirtschaftete Hütte ist auf dem Plateau von Mai bis Oktober an Sonn- undFeiertagen geöffnet. Anfahrt: Ab Werrabrücke in Treffurt auf einem Radweg ent-lang der B250 nur leicht steigend bis Schnellmannshausen und parallel zurBundesstraße durch das Dorf. Am Ortsausgang zwei Kilometer auf der B250zum Gutshof Schrapfendorf (noch vor Hattengehau). Dort rechts auf derForststraße zum Heldrastein. Fahrzeit für den Hinweg: 60–75 Minuten.

Heldrastein

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Treffurts Ursprung steckt im Namen: Drei Furten ermöglichten dieFlusspassage, und die Burg Normannstein entstand zu deren Schutzim 12. Jahrhundert. Die Normannsteiner Ritter machten ihremGeschlecht im 14. Jahrhundert durch Raubrittertum keine Ehre –deshalb vertrieben die Bischöfe von Mainz und die Landesfürstenvon Hessen und Thüringen die Ritter von der Burg, die fortan zumgemeinschaftlichen Vermögen (Ganerbschaft) der Siegermächtegehörte. Die Parteien residierten ab dem 16. Jahrhundert in Amts-höfen im oberen Teil der Stadt, während die Burg zu verfallen be-gann – nur der runde Turm diente noch als Gefängnis. Da derNormannstein von großen Umbauten verschont blieb, entsprichtdie Anlage weitgehend der Burg zu Ritterzeiten. Seit 2001 erstrahltTreffurts dreitürmiges Wahrzeichen sogar nachts.

So viel vorab zur Burg- und Stadtgeschichte, der wir in den Gas-sen auf Schritt und Tritt begegnen. Gegenüber der ehemaligen Zi-garrenfabrik – dem heutigen Bürgerhaus – steht das stattliche An-wesen des Amtmannes Bley, das als »Ohrfeigenhaus« bekannt ist.Selbige erschallte 1608 auf der Wange des Amtmannes, weil er sichstatt des genehmigten bescheidenen Heimes zu dem Protzbau hat-te hinreißen lassen. Hinter der Zigarrenfabrik rechts zum Fachwerk-Rathaus von 1550, einem prächtigen Renaissancebau mit vierge-schossigem Turm und lang gezogener Haube. Der Turm datiert von1616, die Säulen am Eingang zieren Flachschnitzereien. Vor dem Rat-haus gelangen wir über den Markt zu Treffurts ältesten Fachwerk-haus in der Kirchstraße 31. Die Pension-Gaststätte »Spellstom« er-möglicht dort Einblicke in die inneren Werte des Hauses von 1546.

Wir folgen der Kirchstraße bergan, schauen rechts in die schma-le Rosmariengasse, zu der eine Treppe führt, und gelangen zumKirchplatz mit der Evangelischen St. Bonifatiuskirche. Sie entstandim spätromanischen Stil im 13. Jahrhundert, aus dieser Zeit datie-ren das Querschiff, der Chor und die drei Apsiden an der Ostseite.

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Werra Eschwege – Creuzburg

Info Treffurt

Tourist-Information Treffurt (zuständig auch für Falken, Schnellmannshau-sen und Großburschla), Puschkinstraße 3, 99830 Treffurt, Telefon: 03 69 23/515 42, Telefax: 515 46, E-Mail: [email protected], Internet: www.treffurt.deFreibad: 115 Meter langes, unbeheiztes Schwimmbecken am linken Werra-Ufer im Westen der Stadt, Öffnungszeiten: Mai–September 10–20 Uhr, beischlechtem Wetter geschlossen, Telefon: 03 69 23/802 83.Burg Normannstein: Wegen Umbauarbeiten ist die Gaststätte bis 2005 ge-schlossen, Turmbesteigung bei Anwesenheit des Wirtes (Schlüssel) möglich.

Page 13: Radreiseführer Fulda-Werra-Rhön

Besichtigungen nach Absprache mit dem Pfarrer unter Telefon036923/80359. Auf der Kirchstraße passieren wir das alte Pfarrhausvon 1566 und biegen rechts in die Torstraße ein, der wir zumMainzer Hof, dem ehemaligen Sitz des Mainzer Amtmannes, folgen.Ein Stück zurück auf der Torstraße und rechts auf der Brunnen-straße zur Normannsteinquelle. Links weiter passieren wir rechts dieKatholische Kirche und erreichen rechts den Sächsischen Amtshofvon 1550 mit dem einzigen erhaltenen Wehrturm der Stadt. Dort be-ginnt der Fußweg zur Burg Normannstein, deren Aussichtsturm ei-nen schönen Ausblick verheißt. Für den Rückweg zur Tourist-In-formation wählen wir den Burgstieg, der an der Stadtmauer verläuftund das Heimatmuseum streift. Altes Handwerk und die Zigarren-herstellung bilden den Schwerpunkt der Ausstellung, die nachRücksprache mit der Tourist-Information zu sehen ist. An derPuschkinstraße links zurück zum Ausgangspunkt.

Auf der Ziddelstraße mit der Fahrradwerkstatt »bike maik«bergab, an der B250 die Straßenseite wechseln und links die

Werrabrücke unterqueren. Auf Schotter am Fluss entlang mit Aus-

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Etappe 2

Blick von der Burg Normannstein auf Treffurt und das Werratal

Page 14: Radreiseführer Fulda-Werra-Rhön

blick auf Treffurt und die Burg. Ab Ortsausgang schnurgeradeaus aufschmaler Teerstraße, die auf dem ausgedienten Bahndamm durch dieWerraaue führt. Nach einem Linksknick erreichen wir den OrtFalken mit der Gaststätte »Goldene Aue«, wir überqueren einenBach nahe »Veronikas Pension«, passieren das Eiscafé-Restaurant»Brückenklause« und rollen zum Anger mit vielen alten Linden.

Falkens Kirche St. Martini liegtnur einen Katzensprung vom An-ger entfernt. Innen gefallen derdreiflügelige Schnitzaltar und dieDeckenbemalung. Eine Besichti-gung der Kirche und des Dorfmu-seums im Kirchturm ist möglichnach Absprache mit FriedhelmBerndt, der am Torbogen zur Kir-che wohnt (Güldenes Stift 23, Telefon 03 69 23/506 08). Wer vonder Kirche zur Werra schreitet,trifft auf das Wehr und das mehrals 100 Jahre alte Wasserkraftwerkmit modernen Turbinen.

Wir verlassen das idyllischeDorf am Sportplatz und ra-

deln näher zur Werra, die wegendes Wehrs nur gemächlich fließt.Wenige hundert Meter flussauf-wärts hat die Werra ein Durch-bruchstal geschaffen: Steile Mu-schelkalkfelsen prägen den Prall-hang der Werra-Schleife zwischenFalken und Frankenroda. Der Weg

an den Falkener Klippen zählt zu den schönsten Abschnitten desWerratals und wird gern wildromantisch genannt.

Vor dieser Kulisse soll der Theologe und Revolutionär ThomasMüntzer im Jahr 1525 die Falkener Bauern zum Aufstand aufgeru-fen haben. Für seinen Auftritt wählte er angeblich die Felsnase amSteilufer, die seither den Namen »Bauernkanzel« trägt. Eine Tafel amFels erinnert an die Rede Müntzers, der wenige Wochen später in

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Werra Eschwege – Creuzburg

22,5 km

24,1 km

27,2 km

Bauernkanzel bei Propsteizella

Page 15: Radreiseführer Fulda-Werra-Rhön

Mühlhausen hingerichtet wurde. Der nächste Stopp empfiehlt sichnach 500 Metern am Landgasthof »Probstei Zella« mit Biergarten,Zeltplatz, Kanuverleih, Reitbetrieb u. a. Das Fachwerk-Anwesenträgt den Namen einer Klosterzelle aus dem 8. Jahrhundert, die biszur Reformation bestand. Im benachbarten Naturschutzgebietwächst und vergeht der Wald ohne Eingriff des Menschen.

Weiter geht es durch das enge Tal, stets nah der gemächlichfließenden Werra. Tafeln eines Naturlehrpfades säumen den er-

sten Kilometer hinter Probsteizella, bis Frankenroda ist auf derStrecke mit Autoverkehr zu rechnen.

Die 900 Jahre alte Gemeinde gefällt mit ihren niedlichen Fach-werkhäusern. An der Brückenstraße – vor der Kirche rechts – stehtdas 1508 erbaute Gerichtshaus, das die Gemeindeverwaltung bezo-gen hat. Das Café »Gisela« und die Gaststätte »Werratal« laden zurEinkehr ein, ebenso am Ortsausgang die Gaststätte »Bürgerhaus«.

Die Verbindungsstraße nach Ebenshausen verläuft anfangsleicht bergauf. In der Werra fallen bewachsene Brückenpfeiler

auf, die an die letzten Kriegstage im April 1945 erinnern, als alleWerrabrücken gesprengt wurden, um die Amerikaner aufzuhalten.Bergab in den 300-Seelen-Ort Ebenshausen, vorbei an der Gaststät-te »Deutsche Scholle« und links am Ortsrand entlang zur blauen Seil-brücke nahe des Werraparks mit alten Linden. Der Werratal-Radwegwechselt hier das Ufer – wer zum Campingplatz möchte oder denAbstecher zur Burgruine Haineck erwägt, radelt am Park geradeaus.Rechts über die 1997 erbaute Brücke und links auf geteertem Rad-weg erst am Fluss entlang, dann rechts schwenkend durch Felder miteinem Baggersee auf der rechten Seite. An Mihlas solarbeheiztemFreibad – mit Café und Zeltplatz – weiter geradeaus zur T-Kreuzung,links bergab mit Blick auf die Martinskirche und das Graue Schloss.

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Etappe 2

Burgruine Haineck

Der fünf Kilometer lange Abstecher zur restaurierten Burgruine Haineck beginntin Ebenshausen und zweigt dort von der Neuen Straße links ab. Abseits derStraßen geht es durch das Tal des Lämpertsbaches in das Fachwerkdorf Na-zza. Die Ruine und ihr Aussichtsturm liegen rund 100 Höhenmeter oberhalbvon Nazza, die Burg erbaute Landgraf Balthasar im Jahr 1392 zum Schutz ge-gen die Eichsfelder. Für eine Stärkung auf der Extra-Tour empfiehlt sich dasGasthaus »Buchholz« (mit Pension) am Buchholzweg.

27,7 km

30,2 km

33,6 km

35,2 km

Page 16: Radreiseführer Fulda-Werra-Rhön

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Werra Eschwege – Creuzburg

Über die Werra und an der Kreuzung mit der Bahnhofstraße wahl-weise links zur Besichtigung von Mihlas Ortskern oder rechts aufdem Werratal-Radweg nach Creuzburg. Wer den Nationalpark Hai-nich (siehe Seiten 70/71) erkunden möchte, fährt auch links undsollte eine Übernachtung in Mihla erwägen, da der bis zu 490 Me-ter hohe Hainich eine stramme Bergwertung verlangt.

Mihlas erste Erwähnung datiert aus dem Jahr 850. Ab dem spä-ten Mittelalter prägten die Herren von Harstall den Ort, zwei ihrerRenaissance-Schlösser blieben erhalten: Die Uferseite des GrauenSchlosses haben wir bereits erblickt, das Rote Schloss – mit Räumenim barocken Stil – dient heute als Alten- und Pflegeheim. Wer derBahnhofstraße mit der Gaststätte »Goldene Aue« bergauf folgtund die Durchgangsstraße (Thomas-Müntzer-Straße) in die Eis-feldstraße überquert, gelangt durch das Sandsteintor in den Hof desRoten Schlosses von 1581. Am Fachwerk gefallen die Rautenbänderunter den Fenstern. Das Graue Schloss befindet sich 200 Meter ent-fernt links unterhalb der Thomas-Müntzer-Straße, es entstand1536 auf den Mauern einer Wasserburg. Die Zwerchhäuser und derTreppenturm bestimmen sein Antlitz zum Biergarten des gleich-namigen Hotel-Restaurants. Vom Grauen Schloss sind es nur weni-ge Meter auf der Durchgangsstraße zur Martinskirche, die für ihrenSchnitzaltar von 1490 mit einer Darstellung der Passionsgeschich-te gerühmt wird. Der Kirchturm stammt aus romanischer Zeit. Be-sichtigungen ermöglicht Frau Raatz: Telefon 03 69 24/300 86..

Auf der Bahnhofstraße radeln wir auf Kopfsteinpflaster durchein Gewerbegebiet mit zum Teil maroden Gebäuden und Be-

trieben aus der DDR-Zeit. Ein blaugelbes Fahrrad macht auf einenBike-Service aufmerksam. An der Gabelung links entlang der Felder,am Ende des Gewerbegebietes rechts auf rötlichem Schotter durchden Wald der Werra folgen. Der Weg knickt nach rechts zu einer

Verwaltungsgemeinschaft Mihla mit den Gemeinden: Mihla, Berka vordem Hainich, Bischofroda, Ebenshausen, Frankenroda, Hallungen, Lauter-bach und Nazza, Marktstraße 18, 99826 Mihla, Telefon Tourist-Information:03 69 24/380 18 (Zentrale 38 00), Telefax: 03 69 24/380 15, E-Mail: [email protected], Internet: www.mihla.deFreibad: solarbeheizt, Auf dem Sand, 99826 Mihla, Telefon: 03 69 24/424 85Öffnungszeiten: Mai–September 10–20 Uhr, mit Café und Zeltplatz

Info Mihla

36,0 km

39,1 km

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Brücke, nicht über den Fluss, sondern links nach Buchenau. Wir pas-sieren eine Klebefabrik und einen Gutshof (mit Pension), fahren et-was bergauf und biegen am Rastplatz rechts auf einen Schotterweg,der in Kurven bergab verläuft. Vorsichtig fahren, weil ein Stein-bruch sonst zum Beinbruch führen könnte.

Die nächsten Kilometer im Werratal verlaufen ähnlich spektakulärwie an den Falkener Klippen: An den Prallhängen hat der Fluss fast100 Meter hohe Muschelkalkfelsen freigelegt. An der ersten Schlei-fe bei Ebenau fallen die Nordmannsteine erst beim Blick zurück involler Höhe auf, die Formation an der zweiten Werraschleife – mitdem Wendepunkt nach Norden – heißt Ebenauer Köpfe und stehtwegen ihrer orchideenreichen Trockenrasen unter Naturschutz.

Nach dem wildromantischen Abschnitt wechselt der Radwegfür einen Kilometer von Schotter auf Asphalt, ein Rastplatz mit

Sicht auf die Kalkfelsen lädt zum Verweilen ein. Auf dem letzten Ta-geskilometer erblicken wir Creuzburgs Hausberg Wisch, die Nikolai-kirche und die namensgebende Festung über dem Städtchen. An derLiborius-Kapelle läuten wir das Etappenende mit der Fahrt über diemittelalterliche Brücke ein (Foto Seite 4). Die Kapelle entstand 1499und verlockt mit Ausmalungen und Sterngewölben zum Eintritt.

Wir rollen über Deutschlands älteste Steinbrücke nördlich desMains: Sieben Sandsteinbögen überspannen die Werra seit demJahr 1225. Der Handelsweg von von Köln über Kassel nach Ei-senach führte über Creuzburgs Brücke. Der Name der Stadt geht aufein Kreuz zurück, das der Heilige Bonifatius im Jahr 724 auf demHausberg errichtet haben soll. Auf dem Kreuzberg entstand ein Klo-ster, das der Thüringer Landgraf Ludwig II. kaufte und ab etwa 1170zur Creuzburg ausbaute. 1213 befestigte Hermann I. die Siedlung an

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Etappe 2

44,1 km

45,0 km

Info Creuzburg

Fremdenverkehrsbüro, Am Markt 3, 99831 CreuzburgTelefon/Telefax: 03 69 26/980 47, E-Mail: [email protected]: www.creuzburg-online.deMuseum: siehe Kasten auf der nächsten Seite zur Festung CreuzburgNikolaikirche und Liboriuskapelle: geöffnet 10–18 Uhr, von Ostern bis Ern-tedankfest, Schlüssel im Fremdenverkehrsbüro erhältlich.Gottesackerkirche: Am Friedhof oberhalb der Bahnhofstraße, Ausstellungdes Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal, April–Oktober, Di–So 10–17 Uhr

41,0 km

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der Furt und verlieh ihr die Stadtrechte. Ludwig IV. und seine Gat-tin, die 1235 heilig gesprochene Elisabeth (siehe Seite 96), erhobendie Burg ab 1222 zur landgräflichen Residenz. Nach dem ThüringerErbfolgekrieg (1247–64) verlor die Burg an strategischer Bedeutung.

Trotz seiner Vergangenheit als Herrschaftssitz blieb Creuzburgein Städtchen: Der Dreißigjährige Krieg, Epidemien und etlicheBrände hemmten die Entwicklung. Im April 1945 wurde Creuzburggar zu 85 Prozent zerstört, als letzte Aufgebote der Wehrmacht derUS-Armee Widerstand leisteten.

An die Bedeutung als Brückenstadt im Mittelalter erinnert dergroße Platz namens Plan, den wir bei der Einfahrt rechts in den Orterreichen. Atmosphäre verleihen ihm die »Alte Posthalterei« und das»Alte Brauhaus«, die sich beide als Hotels und Restaurants empfeh-len. Weiter geradeaus gelangen wir zum Fremdenverkehrsbüro undzur Nikolaikirche, die Hermann I. im Jahr 1215 errichten ließ. Demromanischen Vorbild entspricht noch der halbrunde Chorraum,der Turm wurde 1428 erneuert, das Schiff datiert aus dem 18. Jahr-hundert. Wer der Kasseler Straße vor der Kirche links folgt, erblicktnach wenigen Metern links den östlichen Aufgang zur Creuzburg.

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Werra Eschwege – Creuzburg

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Etappe 2

Die 1170 erbaute Creuzburgin einer lauen Sommernacht

Mittelalterliche Festung Creuzburg

Die Creuzburg empfängt ihre Besucher mit einer friedlichen Atmosphäre undlädt zu einer Zeitreise ins Mittelalter ein, die gut und gern drei Stundenwähren kann. Der Burghof verleitet zum Stöbern unter ehrwürdigen Bäu-men, zum Staunen über alte Gemäuer, zum Starren in den 37 Meter tiefenBrunnen und zur Stärkung im Biergarten des Hotel-Restaurants, das seine Gä-ste im ehemaligen Palas der Burg beherbergt. Das Bonifatius-Kreuz erinnertan den Ursprung des Klosters, aus dem 1170 die Burg entstand. Im Burghofdarf man sich auf den Spuren der Landgräfin Elisabeth wähnen, die als 15- bis21-jährige gern auf der Creuzburg weilte, wo sie auch zwei ihrer Kinder geb-ar. Einblicke in Elisabeths Leben auf der Burg (siehe auch Seite 96) und in dieGeschichte Creuzburgs gewährt das Museum mit dem Eingang im Südpavil-lon. Der überdachte Gang führt zum Turmhaus mit der Elisabeth-Kemenate,dem Rittersaal mit wechselnden Ausstellungen und einem Folterkeller. Einehrendes Andenken bewahrt das Museum auch dem Komponisten MichaelPraetorius, der 1571 in Creuzburg geboren wurde. Der Schöpfer so bekann-ter Lieder wie »Es ist ein Ros’ entsprungen« gilt als einer der bedeutendstenKomponisten und Musikwissenschaftler in der Zeit vor Bach.Museum Burg Creuzburg: Öffnungzeiten: April–Oktober Di–So 10–17 Uhr,November–März nur Sa/So 10–16 Uhr.

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Werra Abstecher zum Nationalpark Hainich

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Hainich bietet intakte Natur und mitteleuropäischen UrwaldUrsprünglicher Laubwald erwartet die Werratal-Radler, die sich aufden Hainich wagen. Dort wächst und stirbt der Wald, wie es aufnatürliche Weise geschieht, wenn der Mensch nicht eingreift. Der

Nationalpark Hainich schützt seit1998 diesen mitteleuropäischenUrwald auf einer Fläche von 7600Hektar. Vor allem Buchen wachsenauf den Hängen des rund 20 Kilo-meter langen Muschelkalkgebir-ges, aber auch Eschen, Eichen undAhornbäume… In seiner Vielfaltund Größe ist dieser Urwald ein-zigartig in Deutschland.

Der Abstecher in den Hainichlohnt sich nicht nur der Bäumewegen: Im Frühjahr blühen Meerevon Märzenbechern und Bärlauch,später bezaubern Orchideen dasAuge. Im Sommer flattern etlicheSchmetterlingsarten auf denwilden Wiesen und seltene Käferund Heuschrecken bevölkern dieTotholzbestände. Die intakte Na-tur beschert aufgeschlossenen Be-suchern ein schönes Erlebnis.

Unser Abstecher verlangt abMihla 350 Höhenmeter und führterst entlang des Hainichs durchdas Lauterbachtal nach Berka, wosich eine Visite in der National-park-Information empfiehlt. Werauf kürzerem Weg zum Ihlefeldsamt Betteleiche gelangen möch-te, wählt schon in Lauterbach dieRoute zum Harsberg. Auf der Teer-straße führt der beschriebene Ab-stecher bergab zurück.

Ihlefelder Kreuz mit Bärengravur

Info Abstecher Hainich

Länge: 22,0 km Dauer: 2,5 hSteigungen: 350 Höhenmeter Karte: siehe Seite 74Verlauf: Mihla – Lauterbach –Bischofroda – Berka – MihlaSehenswert: Nationalpark, Betteleiche, Sühnekreuze

Page 21: Radreiseführer Fulda-Werra-Rhön

Etappe 2

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Wir starten am Roten Schloss (Seite 66) in Mihla und strampelnüber Eisfeld-, Schul- und Ziegeleistraße in das Lauterbachtal.

Die schmale Teerstraße führt über Lauterbach nach Bischofroda,wo wir auf Kopfsteinpflaster das Fachwerkschloss von 1752 und dieGaststätte »Am Schloss« mit Biergarten passieren. Rechts in dieStraße Am Vorderbach und links auf der Mühlgasse auf schmalerTeerstraße nach Berka vor dem Hainich. In Berka den Schildern derHainich-Route mit dem gelben Fahrrad folgen: Links zur Haupt-straße und rechts – mit Blick auf das Schloss – zum Dorfkern mit derNationalpark-Information. Auf der gelben Route bergauf zum Rast-platz an der Mallinde, einer alten Gerichtsstätte, und durch dasLange Tal zur Gabelung an der Lichtung namens Gänserasen. Linkssteil bergauf bis auf den Kamm des Hainich und links auf dem ro-ten Weg (Rennstieg) mit Betonplatten bis zur Kreuzung mit demBetteleichenweg. Links auf Schotter zum Wegweiser Eiserne Hand,50 Meter weiter steht rechts das Ihlefelder Kreuz. Die Betteleiche unddas »Mülverstedter Forsthaus« (Sa, So geöffnet) erreichen wir nacheinem weiteren Kilometer. Für den Rückweg wählen wir den Bum-melkuppenweg (Buchenblatt), der am Mülverstedter Kreuz vorbeizur ehemaligen Fliegerschule am Harsberg führt. Auf der Straße ber-gab nach Lauterbach und auf dem Hinweg zurück nach Mihla.

Schmetterlingsparadies Hainich: Der Kaisermantel bevorzugt Distelnektar

3,8 km

6,2 km

6,6 km

8,3 km

11,1 km

12,5 km

14,3 km

15,7 km

16,2 km

18,5 km

22,0 km

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Radwandern im Herzen Deutschlands

www.fulda-werra-rhoen.de

Die Fernradwege an den Quell-flüssen der Weser eignen sichideal für eine Entdeckungsreiseim Herzen Deutschlands. Fuldaund Werra fließen durch eineursprüngliche Mittelgebirgsland-schaft, die das Auge erfreut undRadlerherzen höher schlagen läs-st. Mittelalterliche Fachwerk-städte, romantische Burgen undheimelige Dörfer säumen dieTäler und verleiten zum Schwär-men – und zum Ausschwärmenauf den ebenen Fernradwegen!Erleben Sie die natürlichen Reizedes »Grünen Bandes« an derehemaligen deutsch-deutschenGrenze: Milane kreisen am Him-mel, Störche klappern auf ihrenNestern, Schmetterlinge flatternam Wegesrand…Entdecken Sie die Rhön per Radund kombinieren Sie Werra undFulda dort zu einer Rundtour. Aufehemaligen Bahntrassen fällt dasRhön-Radeln leicht und die Land-schaft wirkt einfach erhebend!Erfreuen Sie sich an den Kultur-schätzen in Eisenach, Meiningen,Fulda und Kassel. Diese Städtestellt Ihnen der Radreiseführermit Besichtigungstouren undStadtplänen detailliert vor.

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