Rahmenkonzept eines Initialpflegekurses für pflegende ... · Die Transaktionsanalyse nach Dr. Eric...

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Rahmenkonzept eines Initialpflegekurses für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz Curriculum Autorinnen: Prof. Dr. Katharina Gröning Anja Klostermann Cristiane Gerhold

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Rahmenkonzept eines Initialpflegekurses für pflegende Angehörige von Menschen mit Demenz

Curriculum

Autorinnen:

Prof. Dr. Katharina Gröning Anja Klostermann Cristiane Gerhold

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© Universität Bielefeld, Januar 2016

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Inhaltsverzeichnis

1. Erste Sitzung s 04

1.1 Aufnahme der Angehörigensituation, Krankheitssituation, s 04

Medikation

1.2 Vorstellung und Begrüßung s 04

1.3 Übung: s 05

Fragen zum Alltag mit an Demenz erkrankten Menschen.

1.4 Lehrgespräch zum Erleben von Demenz, zum s 06

verstehenden Umgang und zu den alltäglichen

Regeln der Pflege

1.5 Hausaufgabe: Alltagsbeobachtung und Stressprotokoll s 07

2. Zweite Sitzung s 08

2.1 Einführung in die Kommunikation und den Umgang mit s 08

Konfliktsituationen mit Dementen

2.2 Transaktionsanalyse s 08

2.3 Abschlussblitzlicht s 11

3. Dritte Sitzung s 12

3.1 Biographiearbeit und Verstehen der imaginären s 12

Lebenswelten

3.2 Kohortenanalyse und Portrait der dementiell s 12

erkrankten Person

3.3 Lehrgespräch: Die Bedeutung der Biografie und s 14

Erinnerungspflege

3.4 Änderungen der Pflegeversicherung s 15

3.5 Monatliche Leistungen der Pflegeversicherung s 16

Literaturverzeichnis s 18

Anhang 1 s 19

Anhang 2 s 28

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1. Erste Sitzung

1.1 Aufnahme der Angehörigensituation, Krankheitssituation, Medikation (evtl. kann ein Experte zum Krankheitsbild informieren)

Erfahrungsgemäß haben Angehörige in Demenzkursen ein großes Bedürfnis, die

Krankheit zu verstehen. Sie suchen nach Informationen auch über geriatrische und

gerontopsychiatrische Behandlungsmöglichkeiten. Dieses Bedürfnis sollte schon

im Eingang aufgenommen und visualisiert werden. Empfohlen werden zudem

Partner(innen)interviews mittels eines ebenfalls visualisierten Fragebogens, um die

Gruppe zum Sprechen zu bringen.

1.2 Vorstellung und Begrüßung (mit Partnerinterview) (20 min):

An die Partner(innen)interviews kann direkt eine Übung angeschlossen werden:

• Wer bin ich und was führt mich hierher?

• Was muss passieren, damit ich mich hier wohl fühle und was möchte ich

nicht?

• Was möchte ich lernen (z. B. besser kommunizieren), worüber möchte ich

mehr wissen (z.B. über die medizinischen Aspekte), was möchte ich verste-

hen (z.B. die Biografie des /der Erkrankten)?

• Wie ist meine alltägliche häusliche Situation?

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1.3 Übung: Fragen zum Alltag mit an Demenz erkrankten Menschen.

Die Angehörigen sollen die Möglichkeit haben, das zu formulieren, was ihnen im

Alltag besonders im Umgang mit ihren dementen Angehörigen als belastend oder

unverständlich erscheint.

„Nennen Sie im Folgenden die Probleme im Alltag, die Sie am stärksten erleben.“

1=kein Problem, 5=großes Problem

Denkstörungen und Orientierungslosigkeit

Aggression und Depressivität

Misstrauen und Eifersucht

Davonlaufen und das Zuhause suchen

Nächtliche Unruhe und starke Aktivität

Verlieren und verstecken

Anhänglichkeit und Anklammern

Verweigerung, Aggression, Wut

Unsauberkeit

Störungen der Sexualität/Sexualisierung

Sonstiges.............................................

Die Teilnehmer(innen) erhalten Gelegenheit die Alltagsprobleme zu erläutern. Even-

tuell kann die Kursleitung die Antworten der Teilnehmenden auf einem Flipchart sam-

meln und so Häufigkeiten heraus kristallisieren.

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

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1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

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1.4 Lehrgespräch zum Erleben von Demenz, zum verstehenden Umgang und zu den alltäglichen Regeln der Pflege1

Hilfreich ist hier eine kurze Erläuterung der Bindungstheoretischen Fundierung und

dem Konzept der „sicheren Basis“ sowie den Regeln, die bei der Zeit, der Alltagsstruk-

tur, dem Milieu und der Bindungssuche wichtig sind.

(vgl. Studienbrief „Sprechen Sie demenzisch?“).

Quelle: Stuhlmann 2006 nach Lienker, V. (2013).

Unterscheiden von

bindungssuchendem

Verhalten und Verhal-

tensweisen anderer

Ursachen, eindeutiges

Respektieren von

Grenzen und Schutz vor

Grenzüberschreitungen,

Förderung von Autono-

mie und Handlungsfä-

higkeit. Konstanz der

Bezugspersonen Zuver-

lässigkeit bei Zusagen.

Bindungskonstanz

Teilhabe am ge-

sellschaftlichen

Leben so viel und

solange es mög-

lich ist, Stützen

der Identität aus

der Biografie,

Anerkennen und

Bestätigen der

Gefühle, Gespür

für das Gleichge-

wicht zwischen

Nähe und Distanz.

Milieu

Normalität,

Übersichtlich-

keit, Sicherheit

und Vertrautheit

der Umgebung,

Erkennbarkeit der

Individualität der

Person an der

biografisch orien-

tierten Einrichtung

des Zimmers.

strukturell

Verlässlichkeit

der Zeitabläufe,

Prinzip der Hand-

lungskette: ein

Element nach dem

anderen, Prinzip

der Einzeitigkeit

– nur eine Infor-

mation zur selben

Zeit, Realitätsbe-

zug herstellen.

zeitlich

1 nach Stuhlmann (2006)

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1.5 Hausaufgabe: Alltagsbeobachtung und Stressprotokoll

Die Alltagsbeobachtung und das Stressprotokoll sollen den Angehörigen helfen, sich

in der Beziehung zu ihrem dementiell erkrankten Angehörigen besser zu verstehen.

Zu berücksichtigen ist dabei, ob die Prinzipien der bindungsorientierten Beziehung

nach Stuhlmann eingehalten werden.

„Schildern Sie bis zum nächsten Treffen mindestens eine markante Situation in der sie

sich überfordert gefühlt haben.

• Tritt das Verhalten immer auf?

• Können Sie sich in Ihren Angehörigen hineinversetzen?

• Können Sie Gefühle beschreiben, die ihr Angehöriger erlebt?

• Was hilft in der Situation: Trost, Zuwendung, Streicheln, Ablenkung, etwas

zu essen?“

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2. Zweite Sitzung

Zu Beginn der zweiten Sitzung sollte sich die Kursleitung neben der Erkundigung

nach dem allgemeinen Befinden mit den Protokollen befassen. Die Teilnehmer(innen)

sollten sie vorlesen können und es könnte dann ein Lehrgespräch dazu stattfinden,

welche sich noch einmal mit Bindungstheorie und mit dem Ansatz des Personseins

befasst. Je nach Protokoll kann die Kursleitung dann solche Beispiele, die sich direkt

auf Kommunikation beziehen in die nächste Übung einbeziehen.

2.1 Einführung in die Kommunikation und den Umgang mit Konfliktsituationen mit Dementen

Zu Beginn steht die Einführung in das Prinzip der Validation und der Kommunikati-

onsregeln von Jenny Powell. Die Ausführungen sollten sich damit befassen, wie der

„normale“ Kommunikationsprozess verläuft und warum er bei älteren Menschen ge-

stört sein kann. Inwieweit eine demenzielle Erkrankung die Kommunikation beein-

flussen kann wird erläutert und Ideen und Tipps zur Aufrechterhaltung verschiede-

ner Kommunikationswege werden aufgezeigt. Beispiele anhand des Konzepts der

Validation liefern den Angehörigen neue Zugänge im Umgang mit ihren dementen

Angehörigen (vgl. Studienbrief „Sprechen Sie demenzisch?“).

2.2 Transaktionsanalyse

Sodann sollte die Transaktionsanalyse mit ihren Denkmodellen eingeführt werden.

Die Transaktionsanalyse nach Dr. Eric Berne (2009) ist eine Methode, die auch zum

Verständnis der Probleme der Kommunikation bei Demenz angewandt werden kann.

Sie geht davon aus, dass das Denken, Fühlen und Verhalten von verschiedenen We-

sensmerkmalen unserer Person bestimmt wird, die als Kind-Ich, Eltern-Ich und Er-

wachsenen-Ich bezeichnet werden. Sie treten bei einer inneren Auseinandersetzung

oder Entscheidung auf und auch nach außen hin, im Kontakt mit anderen Men-

schen. Sie bestimmen die Interaktion entscheidend mit. Diese drei Ich-Zustände, die

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an Wortwahl, Tonfall und Inhalt dessen was gesagt wird, sowie an Mimik, Gestik und

Körpersprache erkennbar sind, gilt es zu erkennen.

Der Kindheits-Ich Zustand: Hier fühlt, denkt und handelt man, wie man es als Kind

auf Grund seiner Lebenssituation unbewusst oder bewusst selbst entschlossen hat zu

tun. Eric Berne teilte diesen Ich-Zustand in ein angepasstes, natürliches und rebelli-

sches Kind-Ich auf.

Der Eltern-Ich Zustand: Hier fühlt, denkt oder handelt man, wie man es von ande-

ren Autoritätspersonen früher (Eltern) oder gegenwärtig übernommen hat. Eric Berne

teilte diesen Ich-Zustand in ein fürsorgliches und ein kritisches Eltern-Ich auf.

Der Erwachsenen-Ich Zustand: Hier fühlt, denkt und handelt man, wie man es in

der Gegenwart nach den Gesichtspunkten der Situation und der Realität selber be-

wusst entschieden hat. Eric Berne teilte diesen Ich-Zustand nicht auf.

führsorgliches

Eltern-Ich

Erwachsenen-Ich

natürliches

Kind-Ich

kritisches

Eltern-Ich

rebellisches

Kind-Ich

angepasstes

Kind-Ich

kEL fEL

ER

rK nK

aK

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Entsprechend diesem Modell kann sich jemand fürsorglich oder kritisch (Eltern-Ich),

der Situation angemessen und logisch (Erwachsenen-Ich), natürlich, angepasst oder

rebellisch (Kind-Ich) verhalten.

Wenn zwei oder mehr Personen miteinander in Beziehung treten ergeben sich je nach

beteiligten (aktivierten) Ich-Zuständen charakteristische Kommunikationsformen, die

Transaktionen genannt werden.

Erfolgt eine Reaktion aus dem angesprochenen Ich-Zustand, nennt man sie eine pa-

rallele Transaktion.

Erfolgt die Transaktion aus einem unerwarteten Ich-Zustand, wird sie gekreuzte Trans-

aktion genannt. Gekreuzte Transaktionen ziehen häufig bei einem oder bei beiden

Gesprächspartner(innen)n einen Wechsel des Ich-Zustandes nach sich.

Von verdeckten Transaktionen spricht man dann, wenn unter einer offenen Botschaft

noch eine zweite liegt, die meist nonverbal aus einem anderen Ich-Zustand als dem

der offenen Botschaft vermittelt wird.

Auf der Kommunikationsebene, auf der wir uns über unsere Kommunikationsmuster

austauschen, hat der in Transaktionsanalyse geschulte Mensch die Möglichkeit, mehr

Klarheit in ein Gespräch zwischen die Beteiligten zu bringen.

(vgl. Studienbrief „Der Beratungsprozess und die Prinzipien und Probleme der Sozial-

leistungsberatung“; Petzold 1975).

Zu klären ist:

• In welchem Ich-Zustand befinde ich mich, wenn ich mit meiner/meinem

Angehörigen kommuniziere?

• Welche Transaktionen führen zum Konflikt?

• Welche Transaktionen beruhigen den Konflikt?

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Die zweite Ebene ist die Beziehungsentwicklung in Richtung: Ich bin o.k., Du bist o.k.

(Harris 2006). Die Transaktionsanalyse kommt zu vier möglichen Lebensanschauun-

gen, wie ein Mensch sich selbst und andere sieht:

ICH

DU

2.3 Abschlussblitzlicht

Am Ende der Sitzung sollte es ein Abschlussblitzlicht geben in dem die Teilnehmer(innen)

zusammenfassen was sie über Kommunikation gelernt haben. In diesem Zusammen-

hang kann eine Vertiefung im Lehrgespräch hilfreich sein.

oknicht ok

ich bin ok,

du bist nicht ok

ich bin nicht ok,

du bist nicht oknicht ok

ich bin ok,

du bist ok

ich bin nicht ok,

du bist okok

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3. Dritte Sitzung

3.1 Biographiearbeit und Verstehen der imaginären Lebenswelten

Aus dem Studienbrief zur Demenz könnten die Kapitel zu den Verlusten in Erinne-

rung gerufen werden um die Bedeutung von Verlusten für den Verlauf der Demenz

zu unterstreichen. Der Lebenslauf lässt sich soziologisch als Zeitstrahl verstehen, der

mit Statuspassagen einhergeht, ein Status folgt auf den Anderen – aus Schülern wer-

den Azubis oder Studenten etc. Statuspassagen sind biografische Wendepunkte. Hin-

zu kommen die Kritischen Lebensereignisse, wie Krankheiten, Arbeitslosigkeit etc..

Schließlich sind Traumatisierungen zu erwähnen, wie z.B. schwere Verluste.

Um Lebensläufe zu verstehen, müssen historische und soziale Zeit in Beziehung ge-

setzt werden. Daraus entstehen die sogenannten Kohortenanalysen, wann hat eine

Generation/Kohorte welche Historische Zeit in welchem Entwicklungsabschnitt ihrer

Biografie erlebt?

3.2 Kohortenanalyse und Portrait der dementiell erkrankten Person

(eventuell auch zu zweit durchführbar, falls die dementiell erkrankten Personen der

gleichen Kohorte angehören):

Geburt und Abstammung___________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Frühe Kindheit_____________________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Mittlere Kindheit___________________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

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Jugend___________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Junges Erwachsenenalter____________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Berufsbiografie____________________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Mittleres Erwachsenenalter__________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Höheres Erwachsenenalter__________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Alter_____________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Biografische Wendepunkte__________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Kritische Lebensereignisse___________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Begabungen und Lebensstile________________________________________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

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Daseinsformen (z.B. regeln des Umgangs miteinander etc.)______________________

_________________________________________________________________________

_________________________________________________________________________

Theoretisch liegt der Übung die Entwicklungstheorie Eriksons (1981, 1988), die Le-

benslauftheorie von Martin Kohli (1978) und die Theorie der Kritischen Lebensereig-

nisse von Filipp (1990) zugrunde (vgl. Studienbrief „Die pflegende Familie. Sozialpsy-

chologische und wissenschaftliche Grundlagen des Modellprogramms).

3.3 Lehrgespräch: Die Bedeutung der Biografie und Erinnerungspflege

Bestimmte Störungen und Probleme im Umgang mit Personen mit Demenz sind nur

aus der Biografie heraus verstehbar. Die Biografie gibt aber auch Aufschlüsse über

Alltagsgewohnheiten und Beschäftigungen. Zu erwähnen ist weiterhin die historische

Identität, d.h. die Frage, welche Ereignisse haben die Menschen wann mitgemacht

und wie sind sie durch diese Ereignisse geprägt worden? Schließlich sollte die soziale

Zeit erwähnt werden. Jede Gesellschaft hat Vorstellungen darüber, wann welche Er-

eignisse in die Biografie eintreten sollen.

An diese Übung sollte sich ein Informationsgespräch zur Pflegeversicherung vor al-

lem das PNG anschließen.

• Jede Gesellschaft hat einen Normallebenslauf.

• Wie normal war der Lebenslauf des Dementen?

• Was hat Normalität gegeben?

• Was hat sie zerstört?

• Welche Erinnerungshilfen stehen zur Verfügung?

• Gibt es Möglichkeiten alte Fotos zu vergrößern und eine Erinnerungsmappe

mit großen, gut erkennbaren Fotos zu machen?

• Welche Einrichtungsgegenstände erinnern an die Biografie?

• Welche sind nur funktional?

• Wie war die Wohnung der Eltern eingerichtet?

• Wie war der Lieblingsplatz früher?

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3.4 Änderungen der Pflegeversicherung

In den letzten Jahren wurde die Pflegeversicherung mehrfach reformiert. Durch das

Pflegeneuausrichtungsgesetz (PNG) 2013 und die Pflegestärkungsgesetze (PSG I und

PSG II) 2015 und 2016 wurden insbesondere die Leistungen für Demenzkranke, bzw.

für „Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz“ erweitert.

Erstmals haben Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz und einem Hilfebe-

darf unterhalb der Pflegestufe 1 (sogenannte Pflegestufe 0) Leistungsansprüche. In

dieser im Gesetz nicht explizit aufgeführten Pflegestufe werden Menschen eingrup-

piert, deren Hilfebedarf nach den bestehenden Regeln nicht ausreicht, um eine Pfle-

gestufe 1 zu bekommen, die aber, wegen ihrer eingeschränkten Alltagskompetenz,

einen erheblichen Betreuungsbedarf haben. Festgestellt werden muss der Betreu-

ungsbedarf vom medizinischen Dienst der Krankenkassen.

Heute können Menschen mit Pflegestufe 0 und eingeschränkter Alltagskompetenz,

genau wie Menschen der Pflegestufen 1 bis Härtefall, wählen zwischen Pflegegeld,

Pflegesachleistungen oder Kombinationsleistungen. Die jeweilige Höhe der monatli-

chen Zuwendung ist abhängig von der Höhe der Pflegestufe.

Was darüber hinausgehende Leistungen betrifft, sind beide Personengruppen gleich-

gestellt: Neben Kosten für eine sogenannte Wohnraumanpassung von bis zu 4000 €

pro Maßnahme, werden auch Kosten für Pflegehilfsmittel von der Pflegeversicherung

übernommen. Es besteht ein jährlicher Anspruch auf Verhinderungspflege von bis zu

1614 € und auf Kurzzeitpflege von zusätzlichen 1614 €. Erheblich erhöht wurden die

Leistungen für Tagespflege und Nachtpflege, die nicht mehr auf das Pflegegeld oder

die Pflegesachleistungen angerechnet werden.

Die zusätzlichen Leistungen müssen jeweils beantragt werden und „verfallen“, wenn

sie nicht in Anspruch genommen werden.

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3.5 Monatliche Leistung der Pflegeversicherung

mit Demenz(in Euro)Pflegestufe

ohne Demenz(in Euro)

231

689

1.298

1.612

1.995

Pflegestufe 0

Pflegestufe 1

Pflegestufe 2

Pflegestufe 3

Härtefälle

0

468

1.144

1.612

1.995

Sachleistung bei häuslicher Pflege

mit Demenz(in Euro)Pflegestufe

ohne Demenz(in Euro)

123

316

545

728

Pflegestufe 0

Pflegestufe 1

Pflegestufe 2

Pflegestufe 3

0

244

458

728

Pflegegeld bei häuslicher Pflege

mit Demenz(in Euro)Pflegestufe

ohne Demenz(in Euro)

231

689

1.298

1.612

Pflegestufe 0

Pflegestufe 1

Pflegestufe 2

Pflegestufe 3

0

468

1.144

1.612

Tagespflege / Nachtpflege

(Quelle: Bundesministerium für Gesundheit 2015, S. 10)

(Quelle: Bundesministerium für Gesundheit 2015, S. 7)

(Quelle: Bundesministerium für Gesundheit 2015, S. 6)

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Neben den oben genannten Leistungen der Pflegeversicherung haben Pflegebedürf-

tige mit eingeschränkter Alltagskompetenz zusätzlich Anspruch auf Betreuungs- und

Entlastungsleistungen nach §45 b SGB XI im Wert von 104 € (Grundbetrag) oder

208 € (erhöhter Betrag) pro Monat.

Ab 01.01.2015 haben auch Pflegebedürftige der Pflegestufen 1 bis Härtefall ohne

eingeschränkte Alltagskompetenz Anspruch auf Betreuung- und Entlastungsleistun-

gen im Wert von maximal 104 € pro Monat.

Für die Feststellung der „eingeschränkten Alltagskompetenz“ werden in § 45a Abs.2

SGB XI 13 Merkmale aufgeführt. Sobald zwei der aufgeführten Merkmale, wovon

eines aus dem Bereich 1-9 stammen muss, erfüllt sind, besteht ein Anspruch auf Be-

treuungsleistungen. Erhöhte Betreuungsleistungen werden gezahlt, wenn zusätzlich

ein weiteres Merkmal aus dem Bereich 1,2,3,4,5,9 oder 11 gegeben ist.

Quelle: Winkel/Nakielski (2013), S. 55

Unkontrolliertes Verlassen des Wohnbereiches (Weglauftendenz)

Verkennen oder Verursachen gefährdender Situationen

Unsachgemäßer Umgang mit gefährlichen Gegenständen oder potenziell

gefährdenden Substanzen

Tätlich oder verbal aggressives Verhalten in Verkennung der Situation

im situativen Kontext inadäquates Verhalten

Unfähigkeit, die eigenen körperlichen und seelischen Gefühle oder Be-

dürfnisse wahrzunehmen

Unfähigkeit zu einer erforderlichen Kooperation bei therapeutischen oder

schützenden Maßnahmen als Folge einer therapieresistenten Depression

oder Angststörung

Störungen der höheren Hirnfunktionen (Beeinträchtigungen des Gedächt-

nisses, herabgesetztes Urteilsvermögen), die zu Problemen bei der Bewäl-

tigung von sozialen Alltagsleistungen geführt haben

Störung des Tag-/Nacht-Rhythmus

Unfähigkeit, eigenständig den Tagesablauf zu planen und zu strukturieren

Verkennen von Alltagssituationen und inadäquates Reagieren in Alltagssi-

tuationen

ausgeprägtes labiles oder unkontrolliert emotionales Verhalten

zeitlich überwiegende Niedergeschlagenheit, Verzagtheit, Hilflosigkeit oder

Hoffnungslosigkeit aufgrund einer therapieresistenten Depression

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

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Literaturverzeichnis

Berne, Eric (2009): Spiele der Erwachsenen, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Ta-schenbuch Verlag, 10. Auflage

Bundesministerium für Gesundheit (2015): Wie stärken die Pflege: Das Pflege-stärkungsgesetz I. Alle Leistungen zum Nachschlagen [online]. URL: http://www.pfle-gestaerkungsgesetz.de/download/pflegegesetz/BMGs_Broschuere_Leistung_Web.pdf [Stand: 03.02.2016].

Filipp, Sigrun Heide (1975): Kritische Lebensereignisse. 3. Auflage, Weinheim, Psychologie Verlags-Union, Beltz-Verlag

Gröning, Katharina (2012): Sprechen Sie demenzisch? Studienbrief im Rahmen des Modellprojektes „Familiale Pflege unter den Bedingungen der G’DRG’s“. Univer-sität Bielefeld, Eigenverlag

Gröning, Katharina (2011): Der Beratungsprozess und die Prinzipien und Proble-me der Sozialleistungsberatung. Studienbrief im Rahmen des Modellprojektes „Fami-liale Pflege unter den Bedingungen der G’DRG’s“. Universität Bielefeld, Eigenverlag

Gröning, Katharina (2011): Die pflegende Familie. Sozialpsychologische Dimen-sionen und wissenschaftliche Grundlagen des Modellprogramms. Studienbrief im Rahmen des Modellprojektes „Familiale Pflege unter den Bedingungen der G’DRG’s“. Universität Bielefeld, Eigenverlag

Harris, Thomas. A (2005): Ich bin o.k., Du bist o.k., Reinbek bei Hamburg, Ro-wohlt Taschenbuch Verlag, 40. Auflage

Kohli, Martin (Hrsg) (1978): Soziologie des Lebenslaufs. Darmstadt

Lienker, Vikas (2013): Demenz als Problem der Sozialen Arbeit, BA-Thesis, Düs-seldorf

Petzold, Hilarion (1975): Ich bin o.k., du bist so làlà. In: Psychologie Heu-te, Au-gust 1975, S. 35-43

Stuhlmann, Wilhelm (2006): Arbeit in der Pflege nach dem Bindungskon-zept. In: www.geronet.de/files/alzheimer_berlin_601012.pdf

Winkel, Rolf; Nakielski, Hans (2013): Was sich 2013 im Bereich Pflege ändert(e).

In: Soziale Sicherheit 2/2013, Köln, Bund-Verlag S. 55-59.

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Anhang 1:

Psychologie heute Heft 8 1975

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Anhang 2:

Soziale Sicherheit 2/2013, Winkel, Rolf: Hans Nakielski: Neue Leistungen für De-menzkranke - Was sich 2013 im Bereich Pflege ändert(e)..

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