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Ratgeber Primär sklerosierende Cholangitis Dr. med. Tobias J. Weismüller

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Ratgeber

Primär sklerosierende CholangitisDr. med. Tobias J. Weismüller

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Dieser Patientenratgeber richtet sich an Interessier-te und hat zum Ziel, Sie übersichtlich und verständ-lich über die wichtigsten Fragen zum Thema primär sklerosierende Cholangitis (PSC)^ zu informieren. Ein Glossar, das die wichtigsten medizinischen Begriffe erklärt, finden Sie am Ende des Ratgebers. Der Ratge-ber ersetzt nicht das persönliche Gespräch mit dem Arzt1), an den Sie sich bei gesundheitlichen Fragen, Zweifeln und Sorgen wenden sollten, und dem die individuelle Diagnostik und Therapie in Absprache mit Ihnen vorbehalten ist.

EinleitungDie primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine Erkrankung, die zu Vernarbungen und Verengungen der Gallenwege führt. Die Gallenwege transportieren die in der Leber gebildete Galle in den Zwölffinger-darm, den ersten Abschnitt des Dünndarms (Abb. 1). Die Leber bildet beim gesunden Menschen etwa ei-nen halben bis fast einen Liter Galle am Tag. Mit der Galleflüssigkeit werden zum einen Abbauprodukte des Stoffwechsels ausgeschieden, zum anderen ist die Galle aber auch zur Verdauung und Resorption von Fetten und fettlöslichen Vitaminen im Dünndarm erforderlich. Wie bei den Ästen eines Baumes vereini-gen sich dabei die mikroskopisch kleinsten Gallenwe-ge zu immer größeren Ästen, bis die den rechten und linken Leberlappen drainierenden Hauptgallenwe-ge (Ductus hepaticus dexter und sinister) dann zum gemeinsamen Hauptgallengang (Ductus hepaticus communis, DHC) werden. Ein Teil der Galleflüssigkeit gelangt von diesem über einen kleinen Seitenast

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1) Aus Vereinfachungsgründen wurde unabhängig vom Geschlecht nur die männliche Formu- lierungsform gewählt. Die Angaben beziehen sich auf Angehörige jedweden Geschlechts.

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(Ductus cysticus) in die Gallenblase. Dort kann die Galleflüssigkeit gespeichert und bei Bedarf (z. B. nach einer reichhaltigen Mahlzeit) wieder rasch über den Ductus cysticus und den Ductus choledochus (Ver-einigung von gemeinsamen Hauptgallengang DHC und Gallenblasengang) in den Dünndarm abgege-ben werden (Abb. 1). An der Mündung des Ductus choledochus in den Dünndarm befindet sich eine Art Ventil, die Papille, die mittels eines Schließmuskels dafür sorgt, dass Galle in den Dünndarm, aber kein Dünndarminhalt in die Gallenwege gelangen kann. An derselben Stelle mündet auch der Bauchspeichel-drüsengang.

Abb. 1 Schemazeichnung der normalen Gallengangsanatomie

Was passiert bei der PSC?Bei der PSC kommt es vermutlich durch eine fehlge-leitete Immunreaktion zu einem Angriff der Immun-abwehrzellen auf die Gallenwege. Die daraus resul-tierende Gallenwegsentzündung (Cholangitis) führt letztlich zu Vernarbungen und Verengungen (Strik-

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turen) der Gallenwege (Abb. 2). Der genaue Auslöser dieser Autoimmunreaktion ist bislang nicht bekannt. Die chronische Entzündung erhöht zudem das Risi-ko, an Gallengangskrebs (Gallengangskarzinom oder Gallenblasenkarzinom) zu erkranken. Die narbigen Verengungen der Gallenwege behindern den Ab-fluss der Galleflüssigkeit, sodass sich diese aufstaut, was zu den typischen Krankheitserscheinungen wie Juckreiz, Gelbfärbung der Haut etc. (s. u.) führt. Au-ßerdem können sich in der aufgestauten Gallenflüs-sigkeit Bakterien und Pilze vermehren und zu einer eitrigen Gallenwegsentzündung (eitrige Cholangitis) führen. Langfristig kommt es zu einem narbigen Um-bau des Lebergewebes, einer Leberfibrose bis hin zur Leberzirrhose.

Abb. 2 Schemazeichnung der Gallengangsveränderungen bei PSC

Wie häufig ist die Erkrankung?Die PSC gehört zu den seltenen Erkrankungen. In Mitteleuropa sind von 100.000 Einwohnern etwa fünf bis zehn Menschen an PSC erkrankt. In Nordeuropa/

Leber

Magen

Gallenblase

Zwölffingerdarm

Speiseröhre

Linker Hauptgallengang

Rechter Hauptgallengang

Ductus choledochus

Papille

Bauchspeicheldrüse

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Skandinavien tritt die Erkrankung etwas häufiger auf, in Südeuropa hingegen noch seltener. Aktuelle Stu-dien aus Skandinavien und den Niederlanden zeigen, dass die Häufigkeit der Erkrankung in den letzten Jah-ren leicht zugenommen hat. Bei einem Großteil der Patienten wird die Erkrankung zwischen dem 25. und dem 40. Lebensjahr diagnostiziert, es können jedoch auch bereits Kinder und Jugendliche sowie ältere Menschen erkranken. Mit etwa 60 Prozent wird die Erkrankung bei Männern etwas häufiger als bei Frau-en diagnostiziert, was möglicherweise daran liegt, dass die Erkrankung bei Frauen einen milderen Ver-lauf nimmt und erst später Beschwerden verursacht.

Wer ist gefährdet?Patienten, die bereits an einer chronisch entzündli-chen Darmerkrankung (CED) leiden, haben ein mehr als 100-fach erhöhtes Risiko, an einer PSC zu erkran-ken: Zwischen einem und fünf Prozent der Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) und ein bis drei Prozent der Patienten mit Morbus Crohn erkranken zusätzlich an einer PSC. Umgekehrt leiden 60 bis 80 Prozent der PSC-Patienten gleichzeitig an einer CED. Bei der Mehrzahl der Patienten wird erst die CED und im Ver-lauf dann die PSC diagnostiziert. Gelegentlich kann sich aber auch die Darmerkrankung erst nach Diag-nose der PSC manifestieren. Erstgradig Verwandte von PSC-Patienten (Geschwister, Kinder) haben ein im Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung etwa zehnfach erhöhtes Risiko, an einer PSC zu erkranken. Da die PSC insgesamt jedoch so selten ist, ist auch das Risiko einer Erkrankung für Verwandte von PSC-Pati-enten immer noch relativ gering. Es handelt sich bei der PSC also nicht um eine eigentliche Erbkrankheit.

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Bestimmte genetische Veränderungen scheinen je-doch, das Erkrankungsrisiko leicht zu erhöhen.

Welches Erscheinungsbild hat die Krankheit?Etwa die Hälfte der PSC-Patienten ist bezüglich der Lebererkrankung beschwerdefrei, wenn die Diagnose gestellt wird. Bei diesen Patienten fallen lediglich im Rahmen einer aus anderen Gründen erfolgten Blut- abnahme (z. B. Einstellungsuntersuchung) erhöhte Leberwerte auf. Bei den Patienten mit CED stehen meistens die Symptome der begleitenden Darmer-krankung (Durchfall, Bauchschmerzen) im Vorder-grund. Andere Patienten bemerken Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit (Fatigue), Ober-bauchschmerzen, Gelbfärbung der Haut (Ikterus), chronischen Juckreiz (Pruritus), Farbänderungen des Stuhls (heller) und des Urins (dunkler) oder auch Fie-berschübe. Diese Symptome treten dann im Krank-heitsverlauf häufiger auf. Als Begleitproblematik kann es unter anderem durch den Mangel an fettlöslichen Vitaminen zu einer Abnahme der Knochendichte (Osteoporose) und zu einer Einschränkung der Blut-gerinnung kommen. In Spätstadien der Erkrankung können auch Gewichtsverlust, Bauchwasser (Aszites) oder Magen-Darm-Blutungen auftreten.

Wie wird die Diagnose PSC gestellt?Wenn der Verdacht auf eine PSC besteht, wird der Arzt zunächst eine genaue Krankengeschichte (Anamnese) erheben, um nach den oben genannten Symptomen, aber auch nach eventuellen Begleiter-

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krankungen zu fragen. Bei der körperlichen Untersu-chung wird auf typische Zeichen einer Lebererkran-kung geachtet werden. Mittels Blutabnahme können die Leberwerte bestimmt werden: Bei der PSC sind insbesondere die alkalische Phosphatase (AP), das Bilirubin und die Gamma-Glutamyltransferase (γ-GT) erhöht. Um andere Lebererkrankungen auszuschlie-ßen, werden auch eine Reihe anderer Laborwerte, z. B. Autoantikörper, bestimmt. Eine Ultraschallunter-suchung erlaubt eine Beurteilung der Leberstruktur sowie die Erkennung eines bindegewebigen Um-baus oder knotiger Veränderungen des Lebergewe-bes. Der Ultraschall ermöglicht auch die Beurteilung von Gallenblase und Gallenwegen, um Gallengangs-verengungen oder -erweiterungen, Gallenblasenpo-lypen und Gallensteine nachweisen zu können. Um die Diagnose PSC zu stellen, reichen jedoch weder Laborwerte noch Ultraschall aus, sondern es müssen die Gallenwege im Detail dargestellt werden. Dies erfolgt meistens mithilfe einer speziellen Technik der Magnetresonanztomografie (MRT), bei der der Patient in einer Röhre starken Magnetfeldern ausge-setzt wird. Diese sogenannte Magnetresonanz-Cho-langio-Pankreatografie (MRCP) ist sehr risikoarm, schmerzfrei und kommt ohne Röntgenstrahlung aus. Nur selten muss zur Diagnosestellung noch eine endoskopische Gallenwegsdarstellung erfolgen, bei der Röntgenkontrastmittel über ein Endoskop in die Gallenwege gespritzt wird (Abb. 3). In einzelnen Fäl-len, wenn nur die kleinsten Gallenwege von der PSC betroffen sind oder wenn der Verdacht auf eine zu-sätzliche autoimmune Leberentzündung (Autoim-munhepatitis, AIH) besteht, muss durch eine Punkti-on mit einer dünnen Nadel auch eine Gewebeprobe aus der Leber gewonnen werden.

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Ist die Diagnose PSC gestellt, so wird immer – so-fern nicht schon vorliegend – eine Darmspiegelung durchgeführt, da wie oben erwähnt das Risiko sehr hoch ist, dass auch eine entzündliche Darmerkran-kung besteht.

Abb. 3 Darstellung der Gallenwege bei PSC in der ERCP

Wie verläuft die Krankheit?Die PSC ist medikamentös nicht heilbar und nimmt somit einen chronisch voranschreitenden Verlauf. Dabei ist der individuelle Krankheitsverlauf aller-dings sehr unterschiedlich: Einige Patienten haben über Jahre hinweg kaum Beschwerden und sind in ihrem Alltag nicht beeinträchtigt, andere Patienten hingegen sind so schwer erkrankt, dass sie schon nach wenigen Jahren nur durch eine Lebertrans-

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plantation weiterleben können. In großen Beobach-tungsstudien war die Hälfte der PSC-Patienten etwa 14 bis 21 Jahre nach der Diagnose lebertransplantiert oder verstorben. Eine Einschätzung des individuellen Verlaufs ist nur schwer möglich, auch wenn einige Parameter statistisch mit dem weiteren Krankheits-schicksal korrelieren. Dazu gehören z. B. Laborwerte, das Ausmaß der Lebergewebsveränderungen und Gallengangsstrikturen, Alter, Geschlecht und die Art der Darmerkrankung. Etwa zehn Prozent der PSC-Pa-tienten erkranken im Verlauf als Komplikation an einem Gallengangskarzinom, was die Überlebens-wahrscheinlichkeit dann erheblich verringert. Wei-tere Krebserkrankungen, die bei Patienten mit PSC vermehrt auftreten, sind der Gallenblasenkrebs und der Darmkrebs.

Welche Untersuchungen sind im Verlauf erforderlich?Um Komplikationen wie hochgradige Gallenwegs-verengungen (sog. dominante Strikturen) oder Vor-stufen von Krebserkrankungen rechtzeitig erkennen und behandeln zu können, sind regelmäßige Kontrol-len der Leberwerte im Labor (alle drei bis sechs Mo-nate) und Ultraschallkontrollen der Leber (einmal pro Jahr) empfehlenswert. Um Stenosen der Gallenwege frühzeitig erkennen zu können, kann eine Kernspin-untersuchung (MRCP) alle ein bis zwei Jahre sinnvoll sein. Bei bekannten hochgradigen Gallenwegssteno-sen werden diese oft wiederholt im Rahmen eines endoskopischen Eingriffs, einer ERCP, kontrolliert und aufgedehnt.

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Bei Patienten mit gleichzeitig bestehender chronisch entzündlicher Darmerkrankung muss – auch bei Be-schwerdefreiheit – jährlich eine Darmspiegelung zur Darmkrebsfrüherkennung durchgeführt werden. Auch wenn keine Darmerkrankung vorliegt, sollte alle drei bis fünf Jahre – oder wenn Symptome (z. B. dauerhafte Durchfälle oder Blut im Stuhl) auftreten – eine Darmspiegelung erfolgen, um eine neu entwi-ckelte CED frühzeitig nachzuweisen.

Welche Behandlungen gibt es?Aktuell gibt es keine medikamentöse Therapie, die nachweislich den Erkrankungsverlauf bei PSC ver-langsamen oder gar die Erkrankung heilen kann. Den-noch wird seit Langem Ursodesoxycholsäure (UDCA) bei vielen Patienten mit PSC eingesetzt. In geeigneter Dosierung (13–23 mg/kg KG [Körpergewicht]) kann dieses Medikament bei vielen Patienten die Leber-werte deutlich verbessern. Zudem gibt es Hinweise, dass zumindest die Patienten, bei denen sich unter der Therapie der Laborwert alkalische Phosphatase (AP) normalisiert, ein besseres Langzeitüberleben aufweisen. Kommt es bei fortschreitender Erkran-kung zu häufigen fieberhaften Gallenwegsentzün-dungen, werden diese üblicherweise mit Antibiotika behandelt. Patienten mit PSC, bei denen gleichzeitig eine Autoimmunhepatitis (AIH) besteht, werden mit Medikamenten therapiert, die die Immunabwehr des Körpers dämpfen, z. B. Kortison oder Azathioprin.Die narbigen Strikturen der Gallenwege können im Rahmen eines endoskopischen Eingriffs, einer ERCP, aufgedehnt werden. Dazu wird zunächst ein spezi-elles Endoskop durch Speiseröhre und Magen bis in den Zwölffingerdarm eingeführt. Dann wird unter

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Röntgenkontrolle ein kleiner Katheter mit einem Bal-lon an der Spitze durch die Papille und die Gallenwe-ge bis zur Stenose vorgeschoben. Der Ballon wird mit Flüssigkeit gefüllt, dehnt sich auf und erweitert so die Stenose (Abb. 4). Während des Eingriffs kann zudem eine Gewebeprobe aus der Stenose entnommen werden, um eine bösartige Ursache (Gallengangs-krebs) auszuschließen. Wenn die PSC bereits weit vo-rangeschritten ist, kommt als einzige Therapieoption nur noch eine Lebertransplantation infrage. Dazu müssen bestimmte Dringlichkeitskriterien erfüllt sein. Das Langzeitüberleben nach Lebertransplanta-tion ist gerade bei PSC recht gut (etwa 85 Prozent der Patienten leben noch fünf Jahre nach der Operation), allerdings kann es gelegentlich auch in der neuen Le-ber wieder zu Gallengangsverengungen und einem Rezidiv der PSC kommen.

Abb. 4 Aufdehnung einer Gallengangsstenose bei PSC mittels Ballondilatation

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Wie kann ich mir selbst helfen?Zunächst sollten Sie sich durch die Erkrankung, die wie oben erwähnt ja einen sehr unterschiedlichen Verlauf nehmen kann, in Ihrem Alltag und Ihrer Le-bensplanung nicht zu sehr beeinträchtigen lassen. Eine engmaschige und vertrauensvolle Betreu-ung durch einen Leber-Magen-Darm-Spezialisten (Facharzt für Gastroenterologie), der mit Ihnen zu-sammen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen durchführt und meist auch die gleichzeitig bestehen-de CED behandelt, ist die beste Voraussetzung, um Komplikationen frühzeitig erkennen und rechtzeitig behandeln zu können. Eine Mitbetreuung durch ein Lebertransplantationszentrum ist ebenfalls empfeh-lenswert, da hier am besten erkannt werden kann, ob und wann der Zeitpunkt gekommen ist, um eine Anmeldung auf die Warteliste durchzuführen. An ei-nem solchen Zentrum wird oft auch die Teilnahme an Studien mit neuartigen Medikamenten zur Therapie der PSC angeboten.Sehr wertvoll sind auch die vielseitigen und prakti-schen Informationen, die die Patientenselbsthilfeor-ganisationen an ihre Mitglieder weitergeben. Eine Mitgliedschaft in einer solchen Selbsthilfegruppe ist für viele Patienten eine große Unterstützung.Generell ist ein gesunder Lebensstil mit regelmäßiger körperlicher Aktivität und gesunder ausgewogener Ernährung bei gleichzeitigem Verzicht auf Alkohol, Nikotin oder andere Drogen anzuraten. Bei fortge-schrittener Erkrankung müssen oft auch fettlösliche Vitamine (z. B. Vitamin D oder K) ergänzend gege-ben werden. Allgemein empfohlene Impfungen ge-gen Hepatitis A und B sowie Pneumokokken und die jährliche Grippeimpfung sollten so früh wie möglich durchgeführt werden.

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GlossarAlkalische Phosphatase

ALP oder AP; u. a. in der Leber vorkommendes Enzym, das bei einem Gallestau vermehrt ins Blut übertritt und mit der Aktivität der PSC korreliert.

Autoantikörper

Antikörper (Proteine, Eiweiß-stoffe), die an ein Antigen (meist auch Eiweiße bzw. Proteine) auf Zellen des eigenen Körpers binden, was häufig mit chronischen Entzündungen verbunden ist. Der Nachweis kann bei der Diagnose von Autoimmuner-krankungen helfen.

Autoimmunerkrankungen

Krankheiten, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sich das körpereigene Abwehrsys-tem (Immunsystem) gegen körpereigene Gewebe und Organe richtet.

Autoimmunhepatitis

Erkrankung, bei der sich das körpereigene Abwehrsys-tem gegen die Leber richtet. Dadurch kommt es zu einer Leberentzündung (Hepatitis) und in der Folge zu einer Zerstörung und Vernarbung des Lebergewebes.

Azathioprin

Ein Medikament, das das körpereigene Abwehrsystem unterdrückt und zur Behand-lung von Autoimmunerkran-kungen eingesetzt wird.

Bilirubin

Gelber Gallenfarbstoff; ein Abbauprodukt des roten Blut-farbstoffs, der von der Leber in die Galle und über diese in den Dünndarm ausgeschie-den wird. Bei einer Verstop-fung der Gallengänge (z. B. durch Engstellen oder Steine) verursacht der „Rückstau“ von Bilirubin eine Gelbsucht; gleichzeitig wird der Stuhl hellgelb bis hellgrau.

CED

Chronisch entzündliche Darm- erkrankung. Dabei handelt es sich um verschiedene Autoimmunerkrankungen des Darms, insbesondere die zwei Unterformen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Die Erkrankungen führen zu Bauchschmerzen und zu häufigen und lang anhalten-den Durchfällen, die teilweise blutig sein können.

Cholangitis

Entzündung der Gallengänge

Diagnose

Feststellung oder Bestim-mung einer Krankheit. Dies er-folgt durch die Gesamtschau und die zusammenfassende Bewertung der Krankenge-schichte und der erhobenen Befunde.

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Ductus choledochus

Letzter Abschnitt des Haupt-gallengangs. Er vereint den von der Leber kommenden Ductus hepaticus communis und den von der Gallenblase kommenden Ductus cysticus und leitet die Galle in den Zwölffingerdarm.

Ductus hepaticus

Hauptgallengang. Der rechte (D. hepaticus dexter) und der linke (D. hepaticus sinister) Hauptgallengang leiten je-weils die Galle aus dem rech-ten und linken Leberlappen ab. Im sog. Gallengangshilus vereinigen sie sich zum D. hepaticus communis (DHC).

Duodenum

Zwölffingerdarm. Unmittelbar an den Magen anschließender erster Abschnitt des Dünn-darms. Der Hauptgallengang und der Pankreasgang mün-den über die Papille (s. u.) in das Duodenum.

ERCP

Endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikografie. Kombination aus Dünndarm-spiegelung mit einem speziel-len Endoskop (Duodenoskop) und einer Röntgenunter-suchung, bei der über das Endoskop ein Kontrastmittel in die Gallengänge gespritzt wird. Die Röntgendarstel-lung des Kontrastmittels erlaubt die Beurteilung von Engstellen und Steinen in den Gallenwegen. Gleichzeitig

können auch Gewebeproben entnommen oder Engstellen behandelt werden.

Galle

Eine in der Leber gebildete grün-gelbliche wässrige Körperflüssigkeit. In ihr sind Abbauprodukte des Stoff-wechsels oder von Fremd-stoffen gelöst. Sie spielt eine unersetzliche Rolle für die Entgiftung des Körpers und für die Fettverdauung.

Gallenblase

Kleines sackförmiges Hohlor- gan, das vom Hauptgallen-gang abzweigt und die in der Leber gebildete Galle eindickt, speichert und bei Bedarf wieder abgibt.

Gallensäuren

Bestandteile der Galleflüssig-keit, die von den Leberzellen gebildet werden und u. a. der Fettverdauung dienen.

Gallenwege oder Gallengänge

Röhrenförmige Hohlräume, die sich in der Leber zu immer größeren Gängen und schließ-lich den Hauptgallengängen (Ductus hepaticus, s.o.) vereinigen und die von den Leberzellen gebildete Galle so bis in den oberen Dünndarm ableiten.

Genetisch

Die Erbinformationen werden über die Gene weitergegeben. Das Adjektiv „genetisch“ be-zeichnet also eine „vererbte“ Eigenschaft.

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Ikterus

Gelbsucht. Gelbfärbung von Haut und Augen durch Auf-stau des Gallefarbstoffs.

Leberzirrhose

Endstadium einer chronischen Lebererkrankung mit einer vermehrten Einlagerung von Bindegewebe und einer Veränderung der Blutgefäße in der Leber.

MRCP

Magnetresonanz-Cholan-gio-Pankreatikografie. Verfah-ren zur Darstellung der Gallen- und Pankreasgänge mithilfe der Magnet- oder Kernspinre-sonanztomografie. Die MRCP ist deutlich nebenwirkungs-ärmer als die ERCP und es besteht keine Belastung durch Röntgenstrahlen.

MRT

Magnetresonanztomografie

Pankreas

Bauchspeicheldrüse

Papille

Durch einen Muskel verschlos-sene Mündung des Gallen- und Pankreasgangs in den Zwölffingerdarm. Vor vielen endoskopischen Eingriffen an den Gallenwegen wird die Papille häufig aufgeschnitten (Papillotomie), um Instrumen-te in die Gallenwege einfüh-ren zu können.

Pruritus

Starker Juckreiz durch Abla-gerung von Gallensäuren in der Haut

PSC

Primär sklerosierende Cho-langitis, also eine chronische Entzündung der Gallenwege, die mit Vernarbungen und Verengungen einhergeht. Es ist keine genaue Ursache bekannt – daher die Bezeich-nung primär.

Sonografie (Ultraschall)

Untersuchungsmethode, bei der mittels Schallwellen Schnittbilder von Körperorga-nen (z. B. der Leber, der Gal-lenwege und der Gallenblase) angefertigt werden.

Stenosen/Strikturen

Verengungen von Gangstruk-turen, z. B. den Gallengängen

Symptom

Anzeichen einer Erkrankung

Ursodesoxycholsäure (UDCA)

Vor allem in der Bärengalle, aber auch in niedrigen Kon-zentrationen beim Menschen vorkommende Gallensäure. Die Substanz wird als Medi-kament zur Behandlung von Lebererkrankungen einge-setzt, die mit einem Gallestau einhergehen.

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AutorDr. med. Tobias J. WeismüllerMedizinische Klinik und Poliklinik I Universitätsklinikum BonnSigmund-Freud-Straße 2553127 Bonn

Interessenkonflikte: keine

Abbildungsnachweis:Alle Abbildungen Copyright © by T. Weismüller

Ihnen hat dieser Ratgeber gefallen? Sie haben Fragen oder Anre-gungen? Dann schreiben Sie uns. Mit Ihrer Rückmeldung helfen Sie, diesen Patientenratgeber weiter zu verbessern. Unsere An-schrift: Gastro-Liga e.V., Redaktion „Patientenratgeber“, Friedrich-List-Str. 13, 35398 Gießen, E-Mail: [email protected]

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Aufnahmeantrag

an Gastro-Liga e.V. , Friedrich-List-Str. 13, 35398 Gießen

Ich möchte in die Gastro-Liga e.V. als Mitglied aufgenommen werden

Name

Vorname

Beruf

Straße

PLZ/Wohnort

Telefon / Fax

E-Mail

Der Mitgliedsbeitrag in Höhe von € (jährlicher Mindestbeitrag € 50,00)

Betrag in Worten wird jährlich per Lastschrift erhoben.

Datum und Unterschrift

Diese Angaben unterliegen dem Datenschutz und werden nicht an Dritte weitergegeben. Ich bin damit einverstanden, dass meine Anga-ben elektronisch gespeichert werden.

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Erteilung eines SEPA-Basis-Lastschriftenmandats für die Zahlung des jährlichen Mitgliedsbeitrages

SEPA-Basis-Lastschriftmandat

Zahlungsempfänger/Gläubiger:Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankhei-ten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e.V., Friedrich-List-Str. 13, 35398 Gießen, Deutschland

Gläubiger-Identifikationsnummer: DE19ZZZ00000452908

Mandatsreferenz-Nr.: * (s.u.)

Ich/Wir ermächtige/n die Gastro-Liga e.V. Zahlungen vom u. g. Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise/n ich/wir mein/unser Kreditinstitut an, die von der Gastro-Liga e.V. auf mein/unser Konto gezogenen Last-schriften einzulösen. Hinweis: Ich kann/wir können inner-halb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs-datum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

Das Mandat gilt für wiederkehrende Zahlungen

* Die Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Vor dem ersten Einzug einer SEPA-Basis Lastschrift wird mich die Gastro-Liga e.V. über den Einzug in dieser Verfahrensart unterrichten.

IBAN: DE

BIC:

Name Kreditinstitut:

Datum und Unterschrift

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Die Ratgeber-Reihe der Gastro-Liga e.V. wurde erstellt in Kooperation mit Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechsel-krankheiten (DGVS).

Weiterführende Informationen

Patientenselbsthilfegruppe: Arbeitskreis PSC der Deutschen Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV e.V.):www.dccv.de/psc

Aktuelle Deutsche Leitlinie zur Diagnostik und Therapie autoim-muner Lebererkrankungen:www.dgvs.de/wissen-kompakt/leitlinien/leitlinien-der-dgvs/autoimmune-lebererkrankungen

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Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e.V.Friedrich-List-Straße 13 I 35398 Gießen I GermanyTelefon: +49 641 - 9 74 81 - 0 I Telefax: +49 641 - 9 74 81 - 18 Internet: www.gastro-liga.de I E-Mail: [email protected]

Gefördert durch die Ernst und Berta Grimmke – Stiftung

Stand: Januar 2018