Rathaus Flyer Frankenberg (Eder)

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Das zehntürmige Rathaus stammen aus dem Jahre 1838. An der Nordseite des Obergeschosses finden wir das mit wertvollen Möbeln ausgestattete Trauzimmer der Stadt. In diesem hängt ein Hirschgeweihleuchter von 1562 mit dem Wappen der hessischen Landgrafen. Das zweistöckige Dachgeschoss mit Spitzboden ist für Besichtigungen nicht freigegeben. In früheren Jahrhunderten diente das Rathaus nicht nur im Erdgeschoss, sondern auch in den Obergeschossen geselligen Veranstaltungen wie Hochzeiten, Versammlungen und Festen der Zünfte und Vereine, Theatervorstellungen und zum Tanz. Neben dem Saal hatte man für derartige Zwecke extra eine Küche und einen Speiseraum eingerichtet. Bei einem Besuch Frankenbergs übernachtete der Landgraf mit seiner Gemahlin im Rathaus. So muss man dieses Rathaus von seinem Ursprung her nicht nur als Haus des Rates und der Verwaltung, als Stadthaus ansprechen, sondern es vielmehr als das Haus der Bürger, als Bürgerhaus im heutigen Sinne, betrachten. Frankenberg (Eder) Unser Tipp: Jeden Samstag von 8.30 Uhr bis 12.00 Uhr Landfrauenmarkt in der Rathausschirn. Stadtführungen Regelmäßige kostenlose Führungen (ohne vorherige Anmeldung) gibt es jeden Samstag von April bis Oktober um 10.30 Uhr. Treffpunkt ist der Wasserkump vor dem Rathaus. Dauer: ca. 1,5 Stunden, Mindestteilnehmerzahl 4 Personen Stadtführungen sind auch an Wunschterminen buchbar: Ein Gang durch die historische Stadt Dauer: ca. 1,5 Stunden Kosten: 20,- (bis 10 Personen) und 30 (ab 11 Personen) Stadtführung bei Nacht (Oktober-März) Dauer: ca. 1,5 Stunden Kosten: 30,- (nur ab 10 Personen möglich) Stadtführung für Kinder Dauer: ca. 1 Stunde Kosten: 20,- (bis 10 Personen) und 30,- (ab 11 Personen) Für Schüler und Kinder aus Frankenberg ist die Führung kostenlos. Alle unter einem Dach: ZEHN Türme EINE Stadt Mit diesem Motto hat die Stadt Frankenberg im Jahr 2013 beim Wettbewerb „Ab in die Mitte“ die „Innenstadt-Offensive Hessen“ gewonnen. Der Projekttitel mit der Zahl „ZEHN“ nimmt Bezug auf das Wahrzeichen der Stadt – das im gotischen Stil erbaute, zweistöckige, sehr beliebte Frankenberger Rathaus mit seinen zehn Türmen. Das Rathaus als besonders beeindruckendes Gebäude, hat bei allen Veranstaltungen im Zeitraum von Ende Mai bis Ende September eine zentrale Stellung eingenommen. Nicht alle Aktionen erfolgten räumlich im Rathaus, der Bezug wurde häufig durch die Zahl „ZEHN“ hergestellt. Die zehn Türme des Rathauses stehen symbolisch für die früher in Frankenberg ansässigen zehn Zünfte: Wollweber, Leineweber, Schnei- der, Schuhmacher, Loher (Gerber und Schuhmacher, die zusammen eine Zunft bil- deten), Bäcker, Metzger, Schmiede, Schlosser und Kanngießer. Herausgeber: Stadt Frankenberg (Eder) in Zusammenarbeit mit der Ederbergland Touristik Bilder: W. Vöhl, R. Reputschenko, H. Menzler, I. Endisch, P. Blåfield, J. Rieß Stadt Frankenberg, Ederbergland Touristik Druck und Gestaltung: Druckerei Schöneweiß GmbH · www.druckerei-schoeneweiss.de Informationen und Buchungen unter 0 64 51/505-113 oder unter www.frankenberg.de Briefmarke zum 500 jährigen Rathaus Jubiläum aus dem Jahr 2009.

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stammen aus dem Jahre 1838. An der Nordseite des Obergeschossesfinden wir das mit wertvollen Möbeln ausgestattete Trau zimmer derStadt. In diesem hängt ein Hirschgeweihleuchter von 1562 mit demWappen der hessischen Landgrafen. Das zweistöckige Dachgeschossmit Spitzboden ist für Besichtigungen nicht freigegeben.In früheren Jahrhunderten diente das Rathaus nicht nur im Erdgeschoss,sondern auch in den Obergeschossen geselligen Veranstaltungen wieHochzeiten, Versammlungen und Festen der Zünfte und Vereine,Theatervorstellungen und zum Tanz. Neben dem Saal hatte man fürderartige Zwecke extra eine Küche und einen Speiseraum eingerichtet.Bei einem Besuch Frankenbergs übernachtete der Landgraf mit seinerGemahlin im Rathaus.

So muss man dieses Rathaus von seinem Ursprung her nicht nur alsHaus des Rates und der Verwaltung, als Stadthaus ansprechen, sondernes vielmehr als das Haus der Bürger, als Bürgerhaus im heutigen Sinne,betrachten.

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Unser Tipp:Jeden Samstag von 8.30 Uhr bis 12.00 UhrLandfrauenmarkt in der Rathausschirn.

Stadtführungen

Regelmäßige kostenlose Führungen (ohne vorherige Anmeldung) gibt esjeden Samstag von April bis Oktober um 10.30 Uhr. Treffpunkt ist derWasserkump vor dem Rathaus.Dauer: ca. 1,5 Stunden, Mindestteilnehmerzahl 4 Personen

Stadtführungen sind auch an Wunschterminen buchbar:

Ein Gang durch die historische StadtDauer: ca. 1,5 StundenKosten: 20,- € (bis 10 Personen) und 30 € (ab 11 Personen)

Stadtführung bei Nacht (Oktober-März)Dauer: ca. 1,5 StundenKosten: 30,- € (nur ab 10 Personen möglich)

Stadtführung für KinderDauer: ca. 1 StundeKosten: 20,- € (bis 10 Personen) und 30,- € (ab 11 Personen)Für Schüler und Kinder aus Frankenberg ist die Führung kostenlos.

Alle unter einem Dach: ZEHN Türme EINE StadtMit diesem Motto hat die Stadt Frankenberg im Jahr 2013 beim Wettbewerb „Abin die Mitte“ die „Innenstadt-Offensive Hessen“ gewonnen. Der Projekttitel mit derZahl „ZEHN“ nimmt Bezug auf das Wahrzeichen der Stadt – das im gotischen Stilerbaute, zweistöckige, sehr beliebte Frankenberger Rathaus mit seinen zehn Türmen.Das Rathaus als besonders beeindruckendes Gebäude, hat bei allen Veranstaltungenim Zeitraum von Ende Mai bis Ende September eine zentrale Stellung eingenommen.Nicht alle Aktionen erfolgten räumlich im Rathaus, der Bezug wurde häufig durchdie Zahl „ZEHN“ hergestellt. Die zehn Türme des Rathauses stehen symbolisch fürdie früher in Frankenberg ansässigen zehn Zünfte: Wollweber, Leineweber, Schnei-der, Schuhmacher, Loher (Gerber und Schuhmacher, die zusammen eine Zunft bil-deten), Bäcker, Metzger, Schmiede, Schlosser und Kanngießer.

Herausgeber: Stadt Frankenberg (Eder) in Zusammenarbeit mit der Ederbergland Touristik

Bilder: W. Vöhl, R. Reputschenko, H. Menzler, I. Endisch, P. Blåfield, J. RießStadt Frankenberg, Ederbergland Touristik

Druck und Gestaltung: Druckerei Schöneweiß GmbH · www.druckerei-schoeneweiss.de

Informationen und Buchungen unter 06451/505-113oder unter www.frankenberg.de

Briefmarke zum500 jährigen Rathaus Jubiläumaus dem Jahr 2009.

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und an der Südseite (zum Obermarkt hin) 1939. Ein Versuch der Stadt,auch den Schiefer von den Wänden abzunehmen, scheiterte um 1950am Einspruch der Denkmalpflege. Die Anbauten am Rathaus sind nichtursprünglich. An der Westseite wurde 1797 ein „Wachthaus“ für dieNachtwächter, die in der Hauptsache Kuh- und Schweinehirten waren,angebaut. Vom Wachthaus aus traten die Nachtwächter damals mitHorn, Laterne und Spieß ausgerüstet, ihren nächtlichen Rundgang durchdie Stadt an.

Rathausschirn und ObergeschossIm Rathaus befindet sich im Erdgeschoss die eindrucksvolle Rathaushalle(Schirn), die früher als Markt-, Versammlungs-, Fest-und Gerichtshalle genutzt wurde. Sie hat eineLänge von 22 m, eine Breite von 9 m undist mit ihren drei mächtigen Stützen5,50 m hoch. Auch heute findet,neben anderen Veranstaltungenund Empfängen, samstags derWochenmarkt in der Rathaushallestatt. In das Ober- und Dachgeschossdes Rathauses gelangt man über dieWendeltreppe des angebauten Treppen-turmes. Im Obergeschoss befindet sich ander Südseite jetzt der Stadtverordnetensit-zungssaal. Hier tagt das höchste Gremiumder Stadt. In diesem Raum sind neben denfreigelegten Balken ein eiserner Aufsatzofenmit einem Unterteil von 1646 und einem Mit-telteil von 1730 sowie eine Ofenplatte „DasJüngste Gericht“ von Philipp Soldan sehenswert.

An den Wänden dieses Saales hängen auch dieUrkunden über die von der Stadt Frankenbergübernommene Patenschaft für die pommerscheKreisstadt Bütow und über die Partnerschaften mitdem französischen Kanton Brou, der öster reichischenStadt Seekirchen, dem englischen Distrikt Manning-tree und der Stadt Frankenberg/Sachsen. Dieältesten, aus Kirschholz gefertigten und mit Lederbezogenen Stühle (12 Stück) dieses Saales

„Nun hatte das Feuer ganz überhand genommen und brannte in allenGassen, so dass die Häuser zusammenfielen in die Straße, dass niemandmehr wandern noch löschen konnte. Da kam das Feuer auch an dasRathaus...“ (Die Chroniken des Wigand Gerstenberg von Frankenberg,Marburg 1909)

Es ist der 09. Mai 1476. Die wohlhabende Stadt Frankenberg hat inner-halb von sechs Stunden ihre Lebenslichter ausgeblasen bekommen. AlleFachwerkwohnhäuser der Stadt und das erst rund 50 Jahre alte Rathaussind dabei abgebrannt. 1509 begannen die Frankenberger mit demNeubau ihres bereits dritten Rathauses, das dem abgebrannten ähnlichsein sollte. Vier Jahre brauchten die Handwerker für den Neubau in seinerjetzigen Gestalt.

Das zehntürmige RathausDas Rathaus mit seinen malerisch wirkenden Gefachen ist zweigeschossigmit einem in das Dach einbezogenen dritten Geschoss. Es steht auf einemim Grundriss rechteckigen steinernen Sockel, der den Höhenunterschieddes vom Obermarkt zum Untermarkt abfallenden Geländes geschickt aus-gleicht, mit Freitreppe und spitzbogigen Eingangstoren. Obwohl es sichum einen Rähmbau handelt, gleicht das Fachwerk des hohen Erdgeschos-ses dem Ständerfachwerk Niedersachsens. Auch die am Rathaus und an-deren Frankenberger Gebäuden anzutreffende ornamentale feingliedrigeZiegelsteinausmauerung weist auf niederdeutsche Einflüsse hin. DieDachzone ist stark aufgelockert; an den Giebeln befinden sich jeweilszwei Eck- und ein Mittel-Erker, an den Längsseiten je ein Mittel-Erker, allemit Spitzhelmen; dazu ein Glockenturm, in dem sich seit 1999 einGlockenspiel befindet. Der 1535 westlich angebaute achteckige Treppen-turm hat ebenfalls eine Helmspitze. Die Verschieferung der Dächerund eines Teiles des Obergeschosses zeigt die Nähe des RheinischenSchiefergebirges an.

KnaggenDie Mittel-Erker an der Süd-, Nord- und an der Westseite werden durchKonsolen (Knaggen) gestützt, die von dem berühmten Frankenberger Holz-schnitzer und Steinbildhauer, dem Meister der Ofenplatte des 16. Jahrhun-derts, Philipp Soldan (um 1500 bis 1570) so wundervoll künstlerischausgeschmückt wurden. An der Westseite befindet sich die Christophorus-Figur. Über dem Tor am Obermarkt sehen wir einen Narren mit seinemDudelsack, auf einer anderen Person sitzend, mit den Worten: „ich pyff

halt hart“. Am Tor der Nordseite zum Untermarkt hin erblicken wir einenbärtigen Mann, der auf einem jüngeren hockt und diesen an den Ohrenzieht sowie die Inschrift: „halt halt Ich doin„. Die Meinungen über dieBedeutung dieser Huckepack-Figuren gehen weit auseinander. Als Vorbildmag die Konsolfigur in der Marienkapelle der Liebfrauenkirche (Tyle vonFrankenberg, um 1370 - 1380) gedient haben, wo ein Dämon auf einemsitzenden Mann hockt.Da in der Rathaushalle auch Festlichkeiten stattfanden, werden die Figurenjetzt überwiegend als Musikanten und Spaßmacher angesehen, die unszurufen: Halt hart, halte aus, sei ausdauernd, hier geht’s lustig zu! „Ichpfeife“ versichert am Obermarkt der Dudelsackpfeifer mit der Narren-kappe, der seinem Gesellen als wahrer Schalk im Nacken sitzt, und „Ichdoin“ heißt es unter dem Bild der beiden Gaukler am Untermarkt, vondenen der ältere, bärtige auf dem jüngeren reitet, indem er ihn an denOhren zügelt, was so viel bedeutet wie Lärm machen, ertönen, schallen.Beide Gruppen rufen dem Bürger übermütig zu: Nur herein, hier ist’s lautund lustig, sei ausdauernd. Von wem die Justitia am Rathaus stammt, ist nicht bekannt. Sie wurde 1986durch eine Kopie ersetzt. Das Original befindet sich im Kreisheimatmuseumim ehemaligen Kloster St. Georgenberg. Die Gefache des Rathauseswaren ursprünglich mit Lehm und Flechtwerk ausgefüllt. Erst 1561 wurdedas eichene Fachwerk an der Südseite und an der Nordseite mit hoch-kantig/schräg gestellten „gebackenen Steinen“ ausgemauert. Diezwischenzeitlich restaurierten großen Zifferblätter der Rathausuhr an derSüdseite und an der Nordseite tragen die Jahreszahl 1572. Die damalseingebaute Uhr mit ihrem Räderwerk und den Steingewichten wurde aufdem Rathausboden „in den Ruhestand“ versetzt und 1981 durch eine neueUhrenanlage ersetzt. Ebenfalls im Jahre 1572 wurde der Dachreiter mit Laterne (Glockenturm)eingedeckt und am 20.6.1572 mit einer Wetterfahne versehen. DieserTag der endgültigen Fertigstellung des Rathauses dürfte ein Freuden- undJubeltag für die Frankenberger gewesen sein.

Fachwerk, Putz und SchieferUrsprünglich war das Fachwerk weder verschiefert noch verputzt. Weilerhebliche Schäden durch Fäulnis an den Balken, den Vorschwellen undLatten auftraten, beantragte die Stadt 1778 beim Landgrafen, die Giebel-wand des Rathauses in den Obergeschossen zu verschiefern und imUntergeschoss zu verputzen. 1779 wurde mit diesen Arbeiten begonnen.Die Freilegung des Fachwerks vom Putz erfolgte an der Nordseite 1927