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Fast Forward Play Record Listen Service 46 KEYS 6/03 Special: Akustik im Tonstudio – Einleitung Thomas Görne stu- dierte Akustik und Nachrichtentechnik an der TU Berlin. Er arbeitet als Akusti- ker, Tonmeister und Produzent für klas- sische Musik. Im Elektor-Verlag sind seine beiden Bücher „Mikrofone in Theorie und Pra- xis“ und „Studiotechnik“ erschienen. www.goerneakustik.de Jochen Veith war Gründer und lang- jähriger Geschäfts- führer eines der be- kanntesten Akus- tikplanungsunter- nehmens in Europa. Zu seinen Referenzen zählen viele hundert Räume im Bereich Tonstudio, Film und andere akustisch ge- nutzte Räume, zu seinen Kunden zählten Walt Disney, MMC Köln, Euromedien Ba- belsberg, WDR, Scorpions, MSM, SZM (Pro 7, Sat 1), Universal. Die Special-Autoren Raumklang – das perfekte Studio Special Akustik – Einleitung Wenn man nicht richtig hört, was man macht, nützt das ganze tolle Equipment nichts. In diesem Special geht es daher rund um die Akustik, um Profi-Maßnahmen und Tipps und Tricks für den schlanken Geldbeutel. © PPVMEDIEN 2006

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Special: Akustik im Tonstudio – Einleitung

Thomas Görne stu-dierte Akustik undNachrichtentechnikan der TU Berlin. Erarbeitet als Akusti-ker, Tonmeister undProduzent für klas-sische Musik. ImElektor-Verlag sindseine beidenBücher „Mikrofonein Theorie und Pra-

xis“ und „Studiotechnik“ erschienen. www.goerneakustik.de

Jochen Veith warGründer und lang-jähriger Geschäfts-führer eines der be-kanntesten Akus-tikplanungsunter-nehmens in Europa.Zu seinen Referenzenzählen viele hundertRäume im BereichTonstudio, Film undandere akustisch ge-

nutzte Räume, zu seinen Kunden zähltenWalt Disney, MMC Köln, Euromedien Ba-belsberg, WDR, Scorpions, MSM, SZM (Pro 7,Sat 1), Universal.

Die Special-Autoren

Raumklang – das perfekte Studio

Special Akustik – Einleitung

Wenn man nicht richtig hört, was man macht, nützt das ganze tolle

Equipment nichts. In diesem Special geht es daher rund um die Akustik,

um Profi-Maßnahmen und Tipps und Tricks für den schlanken Geldbeutel.

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Bei Neuanschaffungen im Studiobereichdenkt man fast automatisch an den bes-

ten Synthesizer, das neueste HD-Systemoder die linearste Abhöre: Hardware stehthoch im Kurs, für eine Optimierung der Aku-stik wird jedoch kein Cent einkalkuliert.Dabei bringt Sie eine Investition in diesemBereich vielleicht viel weiter: Selbst derbeste und teuerste Lautsprecher hilft Ihnenim Mix nichts, wenn die akustische Situationeine verlässliche Beurteilung verhindert.

In diesem Special möchten wir Sie über diegrundlegende Problematik der Raum- undBauakustik aufklären, Lösungsansätze undgeeignete Produkte vorstellen. Zudemmöchten wir Ihnen einen Anschub geben,Ihre aktuelle Akustik-Situation zumindesteinmal genau unter die Lupe zu nehmen.Denn eine verbesserte Akustik muss nichtzwangsläufig teuer und mit baulichen Maß-nahmen verbunden sein, bringt aber „hör-bar“ viel. Lassen Sie sich überzeugen! D

Als Ingenieur derFachrichtung Elektro-technik/TechnischeAkustik beschäftigtsich Markus Bertramseit vielen Jahrenmit der Planung und Installation von Ton-studios. Mit seinerFirma mbakustikentwickelt und pro-duziert er zudem

Akustikmodule und Studiomöbel.

Björn Eichelbaum istToningenieur (SAE)und BA (Hons) of Re-cording Arts. Nebenseinen Aufgaben alsfreier KEYS-Redak-teur produziert erdas Synthesizer-Pro-gramming für Film-musiken (z.B. Anato-mie 2, Johnny English)und Surround-Produktionen.

Christian Preissig istSAE-Audioengineerund betreibt in Erlan-gen die Produktions-firma Media del' Arte– Text & Ton. Nebender redaktionellenTätigkeit bei KEYS be-treut er verschiedeneFirmen aus dem Pro-Audio/Video-Bereichund ist zudem in der

Akustikplanung tätig. Zentrales Tätigkeits-feld aber ist die Musikproduktion im Be-reich Rock/Pop und die Nachvertonung fürMultimedia-Projekte aus der Industrie.

48 Der Raum ist Dein FreundGrundlagen der Raumakustik

48 Raumakustik im StudioFaustregeln für den Aufnahmeraum

49 Hart, aber herzlichGrundlagen und Formeln

50 Wer dämmt eigentlich was?Absorptionsgrade verschiedener Materialien

54 Damit's auch mit dem Nachbarn klapptGrundlagen der Bauakustik

54 Bauakustik im StudioFaustregeln für den Studiobau5 Akustik-TippsWas man beachten sollte

56 Akustik zum NulltarifBeispiel für Low-Cost-Akustik im Bad

57 So viel bringt'sDämmungsfaktoren verschiedener Materialien

58 Akustik ist ChaosAntworten zu Theorie und Praxis

58 10 Akustik-Tipps Wichtige Infos für Regieräume

60 Akustik-GlossarFachbegriffe und ihre Bedeutung

61 Links zum Thema Akustik62 Bauelemente der Raumakustik

Funktion und Übersicht63 Anbieter von Schaumstoffplatten64 Anbieter von Akustikmodulen66 Anbieter von Schallkabinen

Special-Wegweiser

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Wenn dann noch akustisches Überspre-chen aus dem Aufnahmeraum den

Klang der Monitorlautsprecher in der Regieüberdeckt oder der Nachbar nach dem er-sten Ton auf der Matte steht,dann ist es Zeit,das Studio akustisch zu tunen.

Der wichtigste Grundsatz:planvoll vorge-hen.Irgendwelche teuren Akustikmodule andie Wände zu schrauben, kann den Raum-klang verbessern – aber auch verschlech-tern. Eine universelle Lösung für akustischeProbleme gibt es nicht und so ist der sicher-ste Weg zum guten Studioklang eine Pro-blemanalyse mit gezielter Beseitigung deraufgedeckten Schwachpunkte: Individuellangefertigte Akustik-Konstruktionen sinddabei oft nicht nur billiger, sondern auchbesser als handelsübliche Fertiglösungen.

Der gute Klang des RaumsDer charakteristische Klang eines Instru-ments oder einer Stimme im Raum setztsich aus dem Direktschall und den Refle-xionen von Boden, Decke und Wändenzusammen: Fehlen die Reflexionen odersind sie zu stark,wird der Klang verfälscht. Imgeschlossenen Raum trifft der vom Instru-ment abgestrahlte Schall nach wenigen Mil-lisekunden auf Boden, Decke und Wändeund wird von dort zum Zuhörer oder Mikro-fon reflektiert. Die Reflexionen werden nunihrerseits immer wieder reflektiert: Nacheiner Sekunde hat die Schallwelle bereits344 Meter im Raum zurückgelegt! Dadurchist innerhalb kürzester Zeit der ursprünglichgerichtete Schall als Diffusschall völliggleichmäßig im Raum verteilt. Die deutli-

Die Akustik im Tonstudio hat erheblichen Einfluss auf die Qualität der

Aufnahmen. Wer sich wundert, dass trotz edelster Technik der Klang oft

klein, drucklos oder topfig ist, hat möglicherweise an den Werkzeugen zur

Gestaltung des „Raumklangs“ gespart.

Der Raum ist Dein FreundSpecial Akustik – Raumakustik

Special: Akustik im Tonstudio – Grundlagen Raumakustik

Der Aufnahmeraum soll möglichst neu-tral klingen. Die Raumgröße und die Be-schaffenheit des Raums sollen nichtdeutlich hörbar werden, damit bei derProduktion eine kreative Arbeit mit demHallgerät möglich ist. Der Klang im Bass-bereich muss möglichst sauber sein. Inden Begriffen der Raumakustik bedeutetdas:

Akustisch trocken, aber nicht tot.Nachhallzeit im Aufnahmeraum 0,25 bis0,5 s, im Regieraum ca. 0,25 s durchbreitbandige Absorber.

Gleichmäßiger Frequenzgang desNachhalls, zu hohen Frequenzen hinabfallend durch breitbandige und even-tuell auch frequenzselektive Absorber.

Möglichst wenig Wand- oderDeckenreflexionen im Aufnahmeraumund am Hörplatz in der Regie durchSchallstreuung (Diffusoren) und Schall-lenkung (Reflektoren).

Unterdrückung stehender Wellendurch möglichst starke Absorption un-terhalb der Schröder-Frequenz durchspezielle Tiefenabsorber.

Thomas Görne/cp

Raumakustik im Studio

Nach dem Direktschall erreichen das Mikrofon zunächst ein paar wenige erste Reflexionen,dann aber unendliche viele aus alle Richtungen

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Echogramm(Energy-Time-Curve, ETC)

Direktschall frühe Reflexionen(Early Reflections)

Diffusschall= Nachhall

10 ms 100 ms 1000 mst

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chen, zeitlich voneinander abgesetzten er-sten oder frühen Reflexionen (engl. Early Re-flections) sorgen für eine präzise Ortbarkeitder Schallquelle, machen den Klang vollerund erhöhen die subjektive Lautheit. Außer-dem geben sie uns ein Gefühl für die Raum-größe: Je später die Reflexion, umso größerder Raum.

Der Diffusschall ist entscheidend fürdie Klangfarbe. Das Maß für die Diffus-schallstärke ist die Nachhallzeit T, die erst-mals Anfang des 20. Jahrhunderts von demamerikanischen Physiker Wallace Sabine be-stimmt worden ist: Dabei hat Sabine denNachhall als diejenige Zeit definiert, in derbei abgeschalteter Schallquelle der Schall-druckpegel um 60 dB fällt. Die Nachhallzeitist in verschiedenen Frequenzbereichen un-terschiedlich stark, weil die Oberflächen imRaum (Wände, Boden, Teppich, Möbel, Fen-ster und so weiter) den Schall frequenz-abhängig absorbieren.

So hat jeder Raum seinen Nachhallfre-quenzgang, der als charakteristischer Raum-klang hörbar wird: Aussagen wie „...der Kon-zertsaal hat eine Nachhallzeit von D

Akustik lässt sich berechnen. Anbei einekleine Formelsammlung.

Formelzeichenf Frequenz in Hz! Wellenlänge in mc Schallgeschwindigkeit in m/sx Entfernung in mt Schallaufzeit in ms" AbsorptionsgradS Absorbergröße in m2

d Absorberdicke oder Wandabstand in cmm flächenbezogene Masse der schwin-

genden Platte in kg/m2

A äquivalente Absorptionsfläche in m2

V Raumvolumen in m3

T Nachhallzeit in sL Schalldruckpegel in dBR Bauschalldämmmaß in dB

SchallfeldgrößenSchallgeschwindigkeit: c!340

Wellenlänge: != [m]

Schallaufzeit: t = 1000 [ms]

RaumakustikÄquivalente Absorptionsfläche:

A = " · S [m2]

Nachhallzeit (Sabine): T = 0.163 [s]

Hallradius: rH = 0.057 [m]

Schröder-Frequenz: fc! 2000 [Hz]

Untere Grenzfrequenz desporösen Absorbers: fu = 25 [Hz]

Resonanzfrequenzdes Plattenschwingers: f0! [Hz]

BauakustikBauschalldämmmaß: R ! LRaum 1– LRaum2 [dB]

Schalldämmung zwischen Raum 1 undRaum 2: LRaum2 ! LRaum 1–R [dB]

Quellen: Cremer/Müller: Raumakustik, Band 1, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 1978;Fasold, Kraak, Schirmer: Taschenbuch Akustik, Band 2, VEB Verlag Technik, Berlin 1984

Hart, aber herzlich

ms

cf

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600m·d

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""

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zwei Sekunden...“ beschreiben dann denüber alle Frequenzen gemittelten Wert. Unddieser entspricht in etwa auch der subjektivgehörten Nachhallzeit, wenn man in ruhigerUmgebung kräftig in die Hände klatscht. Ty-pische Werte für diese mittlere Nachhallzeitsind in Kirchen je nach Größe 3 bis 6 Sekun-den, in Konzertsälen 1,5 bis 2,5 Sekundenund in kleinen, subjektiv trockenen Wohn-oder Studioräumen 0,25 bis 0,5 Sekunden.Das völlige Fehlen von Diffusschall durch ex-treme Schallabsorption etwa im reflexions-freien Raum klingt übrigens sehr unange-nehm: Es entsteht ein Gefühl von Taubheitund Druck auf den Ohren.

Um die Nachhallzeit berechnen zukönnen, benötigt man den Absorptions-grad der Materialien im Raum. Üblicher-weise wird der Absorptionsgrad für die Fre-quenzen 125, 250 und 500 Hz sowie 1, 2 und4 kHz angegeben und sagt aus, wie stark einMaterial den Schall im Vergleich zu einemtheoretischen, idealen Absorber schluckt:Dieser ideale Absorber hat den Absorptions-grad 1 (= 100 % Absorption), der ideale Re-flektor dagegen den Absorptionsgrad 0 (= 0% Absorption). Multipliziert man den Ab-sorptionsgrad einer Fläche mit ihrer Größe,so erhält man die in raumakustischen Be-rechnungen gebräuchliche äquivalente Ab-sorptionsfläche A.

Um den Einfluss des Diffusschalls auf eineAufnahme abschätzen zu können, kann manden Hallradius rH (engl. Critical Distance)berechnen, der vom Raumvolumen und derNachhallzeit abhängt. Er gibt an, in welchemAbstand zur Schallquelle Direktschall undDiffusschall den gleichen Pegel haben: ImDirektfeld innerhalb des Hallradius über-wiegt der Direktschall und die Aufnahmeklingt trocken, im Diffusfeld außerhalb desHallradius klingt sie dagegen hallig.TypischeWerte für den Hallradius reichen von rund 50cm in Wohnräumen bis zu einigen Metern ingroßen Konzertsälen. Durch gerichtete Mi-krofone (Niere, Superniere, Hyperniere) wirdder Diffusschall zusätzlich unterdrückt, wo-durch sich der Hallradius vergrößert: Beieinem Nierenmikrofon erweitert er sich umdas 1,7fache, bei der Superniere um den Fak-tor 1,9, bei der Hyperniere wird er doppelt sogroß wie der berechnete Wert.

Ziel beim Studiobau ist meist, den Auf-nahmeraum möglichst neutral und natür-lich klingen zu lassen. Die Raumgrößesollte dabei nicht hörbar werden. Dazu wer-den die frühen Reflexionen mit Diffusorenunterdrückt, während breitbandig wirkendeAbsorber für ein ausgeprägtes, D

Special: Akustik im Tonstudio – Grundlagen Raumakustik

Material 125 Hz 250 Hz 500 Hz 1 kHz 2 kHz 4 kHz

Wände, Decken, BödenMauerwerk, unverputzt 0.05 0.04 0.02 0.04 0.05 0.05Mauerwerk, verputzt 0.03 0.04 0.03 0.03 0.04 0.04Mauerwerk, gekachelt 0.01 0.01 0.01 0.01 0.02 0.02Beton 0.02 0.02 0.02 0.03 0.04 0.04Glas, 4 mm 0.3 0.2 0.1 0.07 0.05 0.02Glas, 6 mm 0.1 0.06 0.04 0.03 0.02 0.02Linoleum oder PVC 0.03 0.04 0.05 0.05 0.08 0.05Dielen 0.1 0.25 0.1 0.1 0.05 0.05

Poröse Absorber (Höhenabsorber)Teppich, 2 mm Flor 0 0 0.1 0.2 0.4 0.5Teppich, 6 mm Flor 0.1 0.2 0.5 0.7 0.7 0.4Teppich, 10 mm Flor 0.1 0.1 0.3 0.6 0.7 0.8Teppich, 15 mm Flor 0.2 0.3 0.5 0.6 0.7 0.8Vorhang, mittelschwer 0.1 0.2 0.2 0.3 0.3 0.4Vorhang, schwer, faltig 0.1 0.3 0.4 0.5 0.6 0.5Noppenschaum, 5 cm 0.1 0.3 0.6 0.9 1.0 0.9Noppenschaum, 7.5 cm 0.2 0.4 1.0 1.0 1.0 1.0Noppenschaum, 10 cm 0.2 0.7 1.0 1.0 1.0 1.0

Ausgewählte Plattenschwinger (Tiefenabsorber)Spanplatten auf kassettierter Unterkonstruktion, mit Dämmmaterial im Hohlraum8 mm, 3 cm Abstand 0.4 0.2 0 0 0 0.113 mm, 3 cm Abstand 0.5 0.2 0 0 0 019 mm, 12 cm Abstand 0.2 0.1 0.2 0.1 0.2 0.2Sperrholzplatten auf kassettierter Unterkonstruktion, mit Dämmmaterial im Hohlraum4 mm, 12 cm Abstand 1.0 0.3 0.1 0.1 0.1 04 mm, 24 cm Abstand 0.8 0.3 0.2 0.1 0.1 0Gipskartonplatten auf kassettierter Unterkonstruktion, mit Dämmmaterial im Hohlraum9.5 mm, 6 cm Abstand 0.3 0.2 0.1 0.1 0.1 0.112.5 mm, 3 cm Abstand 0.5 0.1 0 0 0 0

Ausgewählte Verbundabsorber (Breitbandabsorber)9.5 mm Gipskarton-Lochplatte, Lochanteil 5%, mit Dämmmaterial im Hohlraumauf 6 cm tiefer Kassette 0.2 0.6 0.9 0.4 0.2 0.3auf 12 cm tiefer Kassette 0.2 0.7 0.5 0.3 0.3 0.39.5 mm Gipskarton-Schlitzplatte, Schlitzanteil 8%, m. Dämmmaterial im Hohlraum,nicht kassettiertauf 24 cm Unterbau 0.4 0.9 0.7 0.6 0.4 0.41 mm Stahl-Lochblech,Lochgröße 2 mm,Lochanteil 30%,flächig verklebt m. Dekostoff (Sprühkl.),auf 15 cm tiefer Kassette 0.5 1.3 1.0 0.5 0.5 0.5

Der kassettierte Unterbau ist eine Aufteilung der Unterkonstruktion in geschlosseneFelder. Die Kassettenbreite und -höhe sollte etwa 0,5 bis 1 m betragen. Im Studiosollte man entweder Breitbandabsorber benutzen oder Höhen- und Tiefenabsorberkombinieren (also etwa Teppich als Höhenabsorber, Sperrholzplatten auf Dachlatten alsTiefenabsorber). Noppenschaum ist zur Verbesserung der Nachhallzeit nicht geeignet,da die Wirkung bei hohen Frequenzen zu stark, bei tiefen Frequenzen zu schwach ist.Grundsätzlich sollte man mit Höhenabsorbern sehr sparsam umgehen, da der Klangsonst schnell muffig wird.

Thomas Görne/cp

Quellen: W. Fasold, W. Kraak, W. Schirmer (Hrsg.): Taschenbuch Akustik, VEB Verlag Technik, Berlin 1984; P. Mapp (Hrsg.): Klark Teknik Audio System Designer Technical Reference, o.V., o.O., o.J.; eigene Messungen im Hallraum der TU Berlin

Absorptionsgrade verschiedener Materialien

Wer dämmt hier eigentlich was?

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im Frequenzgang ausgeglichenes Diffus-feld ohne übermäßigen Nachhall sorgen.Nun kann man mit dem Hallgerät einengrößeren Raum simulieren, ohne dasssehr schnelle erste Reflexionen oder derNachhall des Aufnahmeraums diesenRaumeindruck überdecken.

Einfluss der WellenlängeDie Wellenlängen des Audiofrequenz-bereichs reichen von 1,7 cm bei 20 kHzüber 1,70 m bei 200 Hz bis zu rund 17 mbei 20 Hz. Probleme entstehen, wenn dieWellenlängen sehr tiefer Frequenzen(Grundtonbereich von Bass, Klavier oderBassdrum) in der Größenordnung derRaumabmessungen liegen: In diesem Fallstimmt nämlich die Vorstellung einer wan-dernden Schallwelle im Raum nicht mehr.Stattdessen wirkt der ganze Raum wieeine riesige Orgelpfeife als Resonanzkör-per. In diesem Fall spricht man von einerRaumresonanz, Mode, Eigenfrequenzoder, am anschaulichsten, von einer ste-henden Welle.

Bei einer stehenden Welle ist die Schall-druckverteilung im Raum kaum noch vonder Position der Schallquelle oder derNachhallzeit abhängig, sondern sehr starkvon der Raumgeometrie. Entlang der ste-henden Welle zwischen zwei parallelenWänden gibt es sowohl ortsfeste Wellen-bäuche mit erheblich erhöhtem Pegel alsauch Wellenknoten, an denen es ganz stillist. Aus diesem Grund weisen Aufnahmen,die in kleinen Räumen gemacht wurden,oftmals einen unausgewogenen Klang im

Bassbereich auf: Manche Basstöne dröh-nen und klingen zu dick, andere dagegendünn, hart und substanzlos. Und je kleinerder Raum ist,desto größer werden die Pro-bleme.

Ob sich eine stehende Welle tatsäch-lich negativ bemerkbar macht, hängt vonder Wellenlänge, der Raumgröße und derNachhallzeit ab. Man kann das gesamteFrequenzspektrum also aufteilen in einenguten Bereich mittlerer und hoher Fre-quenzen, in dem der Raumklang durchReflexionen und Nachhall bestimmt wird,und einen schlechten Bereich tiefer Fre-quenzen, in dem die stehenden Wellendominant sind.

Der Physiker Manfred Schröder, Profes-sor an den Bell Laboratories, fand eine Ab-schätzung für die Übergangsfrequenzzwischen diesen beiden Bereichen(Schröder-Frequenz fs). Um stehendeWellen effektiv zu bekämpfen und denBassbereich zu optimieren, benötigt manentweder breitbandig wirkende Bassab-sorber für den Frequenzbereich unterhalbdieser Schröder-Frequenz oder schmal-bandige Bassabsorber, die auf die einzel-nen Raum-Resonanzfrequenzen abge-stimmt sind. Die im Studiobau beliebte,schiefwinklige Raumgeometrie kann ste-hende Wellen zwar abmildern, jedochnicht verhindern. Zudem lohnt die schief-winklige Konstruktion nur, wenn derRaum groß genug ist, weil dadurch natur-gemäß viel Raumvolumen verloren geht.

Thomas Görne/cp //

Schalldruckverteilung entlang stehender Wellen in Längs- und Querrichtung im Raum

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Druckknoten

Druckbauch

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Aufnahmeraum und Regie sollen akus-tisch entkoppelt sein, da man andern-

falls den Klang während der Aufnahmenicht verlässlich beurteilen kann. Zum an-deren bekommt man möglicherweise vonden Nachbarn ganz schnell eine Anzeigewegen Lärmbelästigung an den Hals. DieWerkzeuge der Raumakustik, die wir ihnenab Seite 48 vorstellen, dienen in erster Linieder Klangverbesserung im Raum – für dieakustische Entkopplung zur Außenwelt sindsie dagegen wenig geeignet.In der Bauakus-tik sind andere Methoden erforderlich.

SchallübertragungswegeZur Beschreibung der akustischen Tren-nung zweier Räume dient das Bauschall-dämmmaß R. Es gibt das Verhältnis derSchallleistungen zwischen Senderaum undEmpfangsraum an, ausgedrückt als Leis-tungspegel. In durchschnittlichen Wohn-räumen entspricht das Bauschalldämmmaß

bis auf kleine Abweichungen (± 3 dB) derDifferenz der gemessenen Schalldruckpe-gel zwischen Sende- und Empfangsraum .

Je nach Ausbreitungsmedium sprichtman in der Bauakustik von Luftschall undKörperschall: Körperschall ist zwar selbstnicht hörbar, die schwingenden Wändeoder der Fußboden strahlen aber ihrerseitswieder Luftschall ab und leiten dadurch denSchall weiter. Die Luftschallübertragungdurch eine Wand kann man also als dop-pelte Schallumwandlung (Luft – Wand –Luft) betrachten. Im Studio muss natürlichauch die unmittelbare Körperschallanre-gung etwa durch Schlagzeug, Klavier oderBassboxen bedacht werden.

Man unterscheidet in der Bauakustikdie Schallübertragung über den Haupt-weg, beispielsweise also die unmittelbareTrennwand zwischen zwei Räumen, und die

Schallübertragung über die Nebenwege:Damit ist die Körperschallübertragungdurch Fußboden und Decke, Luftschallüber-tragung durch undichte Türen, Lüftungen,Kabelkanäle usw. gemeint. Ziel der akusti-schen Entkopplung ist die Unterbrechungaller möglichen Schallübertragungswege:Die beste Trennwand nützt wenig, wenndurch eine undichte Tür oder einen Lüf-tungskanal Schallbrücken entstehen.

Die optimale Schallisolierung für eineWand erreicht man durch eine vorge-setzte zweite Wand, die so genannte Vor-schale. Das Bauschalldämmmaß erhöht sichdabei drastisch: Der auf der Rückseite D

Eine gute Schalldämmung im Studio ist aus zwei Gründen wichtig:

Trennung zwischen Aufnahmeraum und Regie und vor allem

Trennung zu den Nachbarn.

Damit's auch mit dem Nachbarn klappt

Special Akustik – Bauakustik

Special:Akustik im Tonstudio – Grundlagen Bauakustik

1. Vermeiden Sie klappernde oderdröhnende Konstruktionen.

2. Gipskartonständerwände solltenimmer mindestens doppelt beplanktsein.

3. Vermeiden Sie quadratische Räumeoder Räume, deren Deckenhöhe einemVielfachen der Breite oder Länge ent-spricht.

4. Vermeiden Sie konkave Flächen, dadiese als akustische Linsen wirken. Bes-ser sind konvexe Flächen, da diese streu-end wirken.

5. Vertrauen Sie Ihren Ohren, bittenSie aber auch Freunde und Bekanntezum Hörtest.

Markus Bertram/cp

5 Akustik-Tipps

Die Luftschall- und Schwingungsübertra-gung zwischen Aufnahmeraum und Regiemuss möglichst klein gehalten werden.In den Begriffen der Bauakustik bedeutetdas:

Unterbrechung der Hauptwegüber-tragung: Stabile und schwere Wand, Vorsatzschale (doppelte Wand), Doppel-oder Dreifachfenster, doppelte Tür,Raum-im-Raum-Konstruktion

Unterbrechung der Nebenwegüber-tragung: Abdichtung aller Luftschall-brücken (Fenster- und Türdichtungen,Kabelkanäle usw.), Unterbrechung allerKörperschallbrücken

Körperschallentkopplung: Schwin-gende Podeste, schwingender Boden,Raum-im-Raum-Konstruktion

Definition: Bauakustik im Studio

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der Vorschale austretende Restschall reichtkaum aus, um die dahinterliegende zweiteWand noch zum Schwingen anzuregen.Durch die vierfache Schallumwandlung(Luft – Wand – Luft – Wand – Luft) isolierenzwei leichte Wände erheblich besser als eineeinzelne, doppelt dicke Wand.

Die optimale Entkopplung direkterKörperschallanregung etwa durch einSchlagzeug erreicht man durch dieschwingungsfähige Lagerung der Instru-mente oder des gesamte Fußbodens. Natür-lich funktioniert die Körperschallisolierungnur, wenn die schwimmende Bodenplattean keiner Stelle eine Wand berührt: Andern-falls entsteht hier eine Körperschallbrücke,die die Schwingungsentkopplung weitge-hend zunichte macht.

Doppelte Wände in Verbindung miteinem frei schwingenden Boden führenzur idealen Bauakustik-Lösung für jedesStudio: zur Raum-im-Raum-Konstruktion.Dazu wird im Raum ein zweiter, geschlosse-ner Raum aufgebaut, der nur an der freischwingenden Bodenplatte befestigt wird:Jede Verbindung zu den eigentlichen Wän-den des äußeren Raums muss elastisch sein.Auf diese Weise wird nicht nur die Schall-übertragung über den Hauptweg, also dieTrennwand verringert, sondern auch dieSchallübertragung über alle Nebenwege.

Zusätzlich müssen noch mögliche Luft-schallbrücken unterbrochen werden. Dazuwerden – wenn möglich – alle Verbindungs-wege zwischen den Räumen abgedichtet.Natürlich kann und darf dabei der Raum nie-mals komplett luftdicht verschlossen wer-den. Das größte bauakustische Problem imStudio ist und bleibt deshalb die Belüftung.

Thomas Görne/cp //

WandLeichtbauwand, Rahmen 5 cm, beidseitig 12 mm Gipskarton 33 dBLeichtbauwand, Rahmen 5 cm mit Dämmmaterial gefüllt, beidseitig 12 mm Gipskarton 36 dBLeichtbauwand, Rahmen 5 cm mit Dämmmaterial gefüllt, beidseitig 2x12 mm Gipskarton 41 dBLeichtbauwand, Rahmen 10 cm, beidseitig 12 mm Gipskarton 37 dBLeichtbauwand, Rahmen 10 cm mit Dämmmaterial gefüllt, beidseitig 12 mm Gipskarton 42 dBLeichtbauwand,Rahmen 10 cm mit Dämmmaterial gefüllt,beidseitig 2x12 mm Gipskarton 48 dBZiegelwand, verputzt 1/4 Stein (9 cm) 42 dBZiegelwand, verputzt 1/2 Stein (15 cm) 44 dBZiegelwand, verputzt 1/1 Stein (27 cm) 50 dBBetonwand (16 cm) 48 dBMögliche Verbesserung durch Vorsatzschale mit 25 mm Leichtbauplatte, abgedichtet 5-10 dB

TürenEinfachtür 15-20 dBDoppeltür 30-40 dBMögliche Verbesserung durch schwerere Türblätter und Dichtungen: pro Tür 10-15 dB

FensterEinfachfenster, abgedichtet, 4 mm 23 dBEinfachfenster, abgedichtet, 6 mm 27 dBEinfachfenster, abgedichtet, 12 mm 31 dBDoppelfenster, abgedichtet, 4 mm/20 cm Abstand/4 mm 39 dBDoppelfenster, abgedichtet, 10 mm/20 cm Abstand/6 mm 44 dBDoppelfenster, abgedichtet, 10 mm/15 cm Abstand/8 mm 44 dBDoppelfenster, abgedichtet, 10 mm/20 cm Abstand/8 mm 52 dB

Bauschalldämmmaße, frequenzgemittelt (bei hohen Frequenzen alle Werte ca. +10 dB,bei tiefen Frequenzen ca. -10...- 20 dB)

Um für die Trennwand zwischen Aufnahmeraum und Regie ausreichende Dämm-werte zu erzielen, sind unter Umständen drei- bis vierfache, dreifach beplankte Leicht-bauwände, abgedichtete schwere Doppeltüren sowie dreifache Fenster mit großemLuftraum zwischen den Scheiben erforderlich.

Thomas Görne/cp

Quellen: H. Kuchling (Hrsg.): Taschenbuch der Physik, Verlag Harri Deutsch, Thun 1984; W. Fasold, W. Kraak, W. Schirmer (Hrsg.): Taschenbuch Akustik, VEB Verlag Technik, Berlin 1984; P. Mapp (Hrsg.): Klark Teknik Audio System Designer Technical Reference, o.V., o.O., o.J.

So viel bringt's

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Special:Akustik im Tonstudio – Grundlagen Bauakustik

Akustikbau ist leider keine billige Ange-legenheit. Daher: Not macht erfinde-risch. Als Beispiel haben wir uns eine aufden ersten Blick sehr schwierige Aufgabeausgesucht: Wir wollen nämlich ein Ba-dezimmer zum Aufnahmeraum für Ge-sang und kleine Instrumente umgestal-ten. Die typische Akustik eines Badezim-mers mit ihren vielen Reflexionen undResonanzen dürfte jedem von uns ver-traut sein, der schon einmal unter derDusche gesungen hat. All diese uner-wünschten Erscheinungen zu beseitigen,scheint aufgrund ihrer Lautstärke im Ver-hältnis zum Nutzsignal schwierig, ist esaber gar nicht, da unser Raum mit etwa9,5 Kubikmetern ein relativ geringes Vo-lumen aufweist.

Mit Hilfe eines Impulssignals, einKnackfrosch aus Blech funktioniert ge-nauso gut, verschaffen wir uns einenersten Eindruck:Unangenehme Flatter-echos, die wegen des geringen Wandab-stands sogar bis in den hörbaren Bereichwahrnehmbar sind, lassen den Raumkalt, hart und indifferent klingen.

Mit einem gesummten Sweep kannman sogar ansatzweise Resonanzfre-quenzen des Raums ermitteln. Hierbeisollten Sie sich langsam summend durchden Raum bewegen, denn die Resonan-zen treten an unterschiedlichen Stellenverschieden stark auf.

Als nächstes machen wir uns auf dieSuche nach passendem Material, um dieAkustik unseres Raums unter Kontrolle zubekommen. Hier kommt eigentlich alles

in Frage, was Schall absorbiert oderstreut: alte Federbetten und Matratzen,Schaumstoffe, Eierkartons, Teppiche allerArt, Decken, Badezimmerteppiche, Nop-penschaum und sogar Bücherregale, aberdazu später mehr.

Federkernmatratzen eignen sich nurbedingt zur Schalldämmung, da sich inihrem Inneren Metallfedern befinden,die meist eine Eigenresonanz im Hörbe-reich aufweisen. Die macht sich als unan-genehmes Nachklingen in den unterenMitten bemerkbar. Sofas hingegen sindeine gute Basis für den heimischen Regie-raum, denn sie schlucken auch tieffre-quenteren Schall, dem man mit Hausmit-teln nur sehr schlecht begegnen kann.

Aber zurück zum Badezimmer. Nacheiner umfangreichen Suchaktion auf demfamiliären Dachboden finden sich meh-rere dicke Decken, ein fransiger Badezim-merteppich, eine Futon-Matte sowie ei-nige Schaumstoffelemente ungeklärterHerkunft. Zuallererst werden die Flächender gegenüberliegenden Wände mit denDecken großräumig abgedeckt. Damit ver-schwinden zwar die Flatterechos, aller-dings treten sofort unangenehme Reso-nanzen im darunter liegenden Frequenz-bereich an ihre Stelle. Hier ist nun dieFuton-Matte gefragt. Wegen des beträcht-lichen Gewichts und Abmessungen von140x200 cm wird die Matte vierfach ge-faltet am oberen Rand der Badewanneaufgestellt – und siehe da, eine deutlicheBesserung tritt ein.

Bei einer erneuten Prüfung der Raum-resonanzen fällt auf, dass der Boiler bei

bestimmten Frequenzen zum Nach-schwingen neigt und zudem seine glatteOberfläche noch beträchtlich reflektiert.Mit einer Steppdecke umwickelt undetwas Gaffa-Tape gezähmt ist aber auchdieses Problem schnell gelöst. Der grobgefranste Badezimmerteppich und dierestlichen Schaumstoffreste werdengleichmäßig mit etwas Abstand zu einan-der hinter den Decken verteilt, die Rück-seite der Badezimmertür wird mit einemFlokati-Teppich aus den 70ern veredelt.Bis auf die Badezimmerdecke sind nunalle Flächen mit mehr oder weniger däm-menden Materialien bedeckt. Problemebereiten jetzt nur noch Wind- undAußengeräusche, die aus der Lüftungkommen. Die ist aber mit etwas Gaffa undSchaumstoff sehr schnell dicht und damitruhig gestellt.

Unser Bad ist zwar akustisch alles an-dere als perfekt, ordentliche Gesangs-und Sprachaufnahmen lassen sich abertrotzdem in guter Qualität erzeugen.Dabei ist es besonders wichtig, die rich-tige Aufstellung für das Mikrofon zu fin-den, denn nicht an allen Stellen klingtder Raum gleich gut. Hat man eine Posi-tion gefunden, bei der Resonanzen undNutzsignal miteinander harmonieren,lohnt es sich, diese mit einer Markierungmöglichst genau zu fixieren.

Das einzige verbliebene Problem ist derNachbar im Stockwerk darüber, der seinBad unverholen auch während der Auf-nahmesessions nutzt. Aber auch hierkann etwas Gaffa-Tape Wunder wirken...

Björn Eichelbaum/cp

Akustik zum Nulltarif

Zwei Mal vorher – nachher: Auf der linken Seite sehen Sie die improvisierte Schalldämmung rund um das Mikro und rechts, wie wir demBoiler mit einer Steppdecke beigekommen sind. Sieht vielleicht seltsam aus, bringt aber viel. Und gekostet hat es fast nichts!

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Schließlich hat ein Auto mit einem Studioreichlich wenig gemeinsam. In einer ty-

pischen Tonregie stehen in der Regel einMischpult, einige Outboard-Geräte sowiehochwertige Lautsprecher. Und trotzdemsoll es nicht möglich sein, dort eine verbind-liche Aussage über den Klang der Mischungzu treffen? Wir haben mit dem Akustik-Ex-perten Jochen Veith das Frage-und-Ant-wort-Spiel gespielt...

Wie kann man Akustik beurteilen?In der Praxis gibt es verschiedene Para-meter, über die man Klangeigenschafteneines Raums werten kann. Allerdingsmuss man dabei immer die Eignung für einspezielles Aufgabengebiet im Auge behal-ten. So kann sich ein großer Raum beispiels-weise sehr gut für Klassik eignen, ist aber fürMaterial aus einer anderen Musikepochewie etwa Pop kaum tauglich; oder ein Auf-nahmeraum, der speziell für Sprache herge-richtet wurde, muss sich nicht automatischfür klassische Gitarre eignen.

Was macht also einen guten Raumaus? Generell kann man sagen, dass in Räumen, in denen Musik dargeboten wird,hohe Diffusität wünschenswert ist. Eine

gute akustische Durchmischung ist einGrundparameter, den man bei der Bewer-tung immer ansetzen kann. Entsprechendsollte dieser Raum Streukörper und Struktu-ren aufweisen, die den Schall möglichst gutverteilen, so dass statt einzelner, heftigereher viele kleine Reflexionen auftreten.

Wichtig ist zudem, dass der Nachhall-schweif möglichst ausgewogen klingt,also weder akustische Knicke aufweist nochunausgeglichen über die Frequenz ist: Beiüberdämpften Höhen beispielsweise fan-gen Aufnahmen sehr schnell das Näseln an,alles klingt wie mit vorgehaltener Hand. Mitsorgfältig ausgewählten, akustischen Mit-teln wie zusätzlichen Loch- oder Schlitzplat-tenabsorbern kann man dem Aufnahme-raum trotzdem eine Färbung geben,die sichspeziell für bestimmte Instrumente eignet.

In der Regie wird es natürlich vielschwieriger, denn hier müssen Frequenzenvon 30 Hz und tiefer genauestens beurteiltwerden. Mischpulte, Geräteschränke, alleindie Raumgröße im Verhältnis zu den Wellen-längen sorgen dafür, dass die Akustik hierimmer einen Kompromiss darstellen muss.So lautet das oberste Ziel,mit den verfügba-

ren Mitteln das Optimum bezüglich Kostenund räumlichen Gegebenheiten herauszu-holen – den idealen Regieraum dagegenkann es nicht geben.

Was ist Ziel der Akustik?Prinzipiell ist es möglich, in jedem belie-bigen Raum zwei Lautsprecher aufzustel-len, um dort eine Mischung zu fahren.Geht es also bei der Raumakustik darum,dass dieser Raum besonders gut klingt? Ehernicht, auch wenn das natürlich als angeneh-mer Nebeneffekt eintreten sollte.Tatsächlichist es Ziel, eine Referenz zu erschaffen. DerRaum sollte also möglichst neutral oder ana-lytisch sein, eine möglichst ausgewogeneNachhallzeit bieten, möglichst wenigstörende Faktoren enthalten, da sonst eineverbindliche Beurteilung der Mischungnicht möglich ist.

Drei Punkte sind als Ziel jeder akusti-schen Maßnahme zu definieren:• Der Raum muss langes, unangestrengtesArbeiten ermöglichen;• Fehler in der Räumlichkeit und dem Stereo-bild müssen klar und schnell identifiziertwerden können;• Eine externe Hörkontrolle, sei es im Autooder auf der heimischen Stereoanlage, istnicht mehr nötig. Kurz: Die gesamte Wertig-keit und Beurteilbarkeit nimmt stark zu.

Betrachten wir dagegen den Normal-fall: Eine Mischung, die man in einem un-behandelten Raum erstellt, wird Fehleraufweisen – vielleicht nur geringe Fehler,aber optimal ist das Ergebnis sicher nicht.Grund dafür ist,dass der Raum gewisse Beur-teilungen nicht zulässt:Vielleicht sind die er-sten Reflexionen in Ihrer Regie bereits solaut, dass Sie die Reflexionen auf der Auf-nahme gar nicht beurteilen können. Glei-ches gilt für das Equalizing der Mischung,wenn beispielsweise die Nachhallzeit oderdie Übertragungsfunktion der Lautsprecherzum Abhörpunkt nicht stimmt: Nur mit ex-trem großer Übung und wahrscheinlich

Es soll Toningenieure geben, die ihren Mix in letzter Instanz im Auto

beurteilen, streng nach dem Motto: Wenn es hier klingt, klingt es überall!

Eigentlich erstaunlich, oder?

Akustik ist ChaosSpecial Akustik – Antworten zu Theorie und Praxis

Special:Akustik im Tonstudio – Theorie und Praxis

Kann auch noch gut aussehen: ausgeklügelte Akustik im Booya-Studio

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einer Portion Glück kann man dennochhochwertige und fehlerfreie Mischungenabliefern.

Abgesehen davon muss Ihr biologischerHörapparat permanent auf Hochtouren ar-beiten, um Raumfehler abzuwägen und zukorrigieren – in schlechten Räumen ermüdetdas Ohr entsprechend schnell, da man sichsehr konzentrieren muss.Zudem ist Merkzeitunseres Gehörs extrem kurz und der Ge-wöhnungsfaktor sehr hoch. Deshalb ist es sowichtig, dass man Fehler sehr schnell undklar hören kann.

Lässt sich jeder Raum akustisch reparieren?Es gibt Räume, die sich akustisch einfachnicht als Regie eignen. Das fängt beimThema stehende Welle (auch Moden ge-nannt) an: In durchschnittlichen Räumen mit25 bis 30 qm Grundfläche und einer norma-len Deckenhöhe bestimmen die Raumreso-nanzen den gesamten Klang unterhalb von200 Hz. Bei absolut quadratischen Räumenbereitet die Welligkeit der Übertragungsfunk-tion im Raum bei tiefen Frequenzen solcheProbleme, dass man hier nie glücklich wird.

Zudem verschärfen sich diese Probleme, jekleiner der Raum wird: Unter 10 qm lassensich aufgrund der geringen Modendichtekaum gute Bedingungen schaffen, darüberwird es nur langsam besser.

Bei Mehrkanal sieht es noch extremeraus: Geht man von einer Stereobasisbreitevon zum Beispiel 2,60 Meter aus, ergibt sichaufgrund der Surround-Lautsprecherauf-stellung im Freifeld bereits eine Raumbreitevon mindestens 7 Metern. Wenn man nundavon ausgeht, dass der Raum länger seinsollte als breit, liegt der theoretische Platz-bedarf schnell in Bereichen von 80 qm, dieselbst im professionellen Bereich schwervermittelbar sind.Trotzdem:Um gute Bedin-gungen zu schaffen, muss man Platz haben.

Was sind die Grundkriterien für eine Regie?Die Ausrichtung im Raum ist sehr wich-tig, denn sie sollte Links/Rechts-symme-trisch sein: Wenn diese Symmetrie gestörtoder aufgrund der Raumform nicht möglichist, wird die Übertragungsfunktion der Laut-sprecher im Bassbereich zwischen Links

und Rechts sehr unterschiedlich sein.Gleichzeitig sollte man den Regieraum inseiner Länge nutzen, nicht quer.

Um den Raumklang zu beurteilen,kann man als Laie eigentlich nur auf denHörtest mit Referenzaufnahmen ver-trauen. Professionelle Toningenieure ha-ben zu diesem Zweck immer einen Satz CDsdabei, der es ihnen in fremden Studios er-laubt, den Raumklang kennen zu lernenund sich während der Mischung zu rekali-brieren.Dabei werden unterschiedliche CDsfür unterschiedliche akustische Merkmalegenutzt: Mit der einen CD kann man denBass besonders gut beurteilen, mit der an-deren die Ortung, mit der dritten vielleichtdas Impulsverhalten. Wichtig ist, dass mandiese CDs wirklich in- und auswendig kennt,denn nur dann lässt sich tatsächlich etwasüber den Klang im Raum, die Stereobasisoder die Mittenortung aussagen.

Wie beurteilt man den Raumklang?Eine eigene Raummessung mit semipro-fessionellen Mitteln ist nur bedingt D

1. Nutzen Sie den Raum in Längsrichtung, da das vorteilhaftfür die Ausbreitung von tiefen Frequenzen ist.

2. Für ein symmetrisches Stereo-Klangbild sollte auch derAbhörraum möglichst symmetrisch angelegt sein.

3. Stellen Sie die Lautsprecher wenn möglich in einemWandabstand von mindestens einem Meter auf.

4. Vermeiden Sie Reflexionsflächen (Möbel, Racks, Compu-termonitore etc.) in direkter Nähe zu den Lautsprechern.

5. Bei Stereoanwendungen sollten die beiden Abhörmoni-tore zusammen mit der Abhörposition (hot spot) eingleichseitiges Dreieck (60°) ergeben. Beachten Sie dabeiden empfohlenen Hörabstand Ihres Monitors.

6. Experimentieren Sie mit Ihrem Abhördreieck, indem Siedie Monitor- und Abhörposition entlang der Längsachsedes Raums verschieben. Achten Sie dabei vor allem aufVeränderungen im unteren Frequenzbereich.

7. Vermeiden Sie zu große Flächen mit Absorbern, die ledig-lich hohe Frequenzen absorbieren können (z. B. Teppich-boden oder Pyramidenschaum an den Wänden): Dadurchentsteht fast immer ein muffiges, mittiges Klangbild.

8. Setzen Sie lieber wenige hochwertige als viele mangel-hafte Absorber ein.

9. Lassen Sie sich Zeit: Das Gehör muss sich an Abhörbedin-gungen gewöhnen. Trainieren Sie sich mit professionellenProduktionen in Ihrer Regie.

10.Vermeiden Sie weitere Veränderungen, sobald Sie IhrenSound gefunden haben: Mobile Akustikmaßnahmengehören in Aufnahmeräume!

Markus Bertram/cp

10 Akustik-Tipps für Regieräume

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aussagekräftig. Natürlich kann man miteinem Rauschgenerator, einem Mikrofonsowie einem Realtime-Analyzer ein grobesBild vom Frequenzgang an der Abhörposi-tion zeichnen.Allerdings ist dieses Verfahrenbei weitem nicht so aussagekräftig wie etwaein computergestütztes Analysesystem –Frequenzbereiche mit zu wenig oder zu vielPegel lassen sich jedoch relativ leicht identi-fizieren.

Sicher ist, dass man in Messergebnissenicht zu genau hineinschauen darf, son-dern diese mit einer gewissen Unschärfe be-urteilen und im Hörtest verifizieren sollte:Genau wie in der Optik ist die Auflösung un-seres Gehörs begrenzt. Es hat also wenigZweck, mit einem Sinusgenerator zu arbei-ten, da die extrem hohe Frequenzauflösungfür das Gehör keinen Sinn mehr macht. EineMöglichkeit wäre es dagegen, mit Hilfe einerentsprechenden, kommerziellen Akustik-CDRauschen in Terzen in den Raum einzubrin-gen. Schalten Sie das Rauschen an und aus:Wenn ein Terzband nachklingt oder wum-mert, ist in diesem Frequenzbereich definitivetwas nicht in Ordnung.

Doch selbst wenn man auf diese Weiseeinen Fehler in der Übertragungsfunk-tion entlarvt hat, stellt sich die Frage, wieman diese Fehler beheben kann.Eine elek-tronische Entzerrung über einen grafischenEqualizer ist in diesem Fall bedingt zulässig.Gerade in kleinen Regieräumen kommt manum eine maßvolle EQ-Bearbeitung nichtherum: Die so genannte Raumentzerrung istdann sinnvoll,wenn der Bass bei einem Laut-sprecher aufgrund der Positionierung voreiner Wand (Grenzflächenwirkung) im Pegelansteigt.Wenn man an der Abhörposition al-lerdings im Schnellemaximum einer Modesitzt, wäre es fatal, den kritischen Bereichelektronisch anzuheben. In diesem Fallwürde man viel Pegel auf die Lautsprecherund damit in den Raum schicken, währendan der eigenen Abhörposition dennochkaum mehr Nutzpegel ankommt.

Funktionieren denn Akustikmodule von der Stange?Akustikmodule entfalten ihre optimaleWirkung nur dann, wenn man sie an derrichtigen Stelle anbringt. Und diese Ein-schränkung gilt sowohl für poröse Absorberals auch für Resonanzabsorber: Bei einemHelmholtz-Resonator beispielsweise han-delt es sich um ein sehr spezifisches Modul,das der Laie ohne tiefreichendes Wissenpraktisch gar nicht nutzen kann. Eine fehler-hafte Aufstellung kann den akustischen Ein-

Special: Akustik im Tonstudio – Theorie und Praxis

Absorber. Material oder Bauelement zurAbsorption von Schall

Absorption. Dämpfung von Schallschwin-gungen durch Umwandlung in Wärme-energie

Akustik. Lehre vom Schall und den mechanischen Schwingungen

Bewertung. Auf das Hörempfinden ange-passte Wertung des gemessenen Schall-pegels (Wichtung)

Diffusität. Schallverteilung/streuung inRäumen

Diffusor. Bauelement zur Erhöhung derDiffusität oder Streuung

DIN 52 210. Norm zur bauakustischenPrüfung der Luft- und Trittschalldäm-mung

Echo. Hörbare Reflexion eines Schall-ereignisses

Eigenfrequenz. Frequenz, bei der einschwingfähiges System selbstständigschwingt

Emission. Abstrahlung einer Schallquelle

Erste Reflexion (Early Reflections). Erstereflektierte Wellenfront, die Informatio-nen über Wandoberflächen und Lagebzw. Position der Schallquelle überträgt

Flatterecho. Echo, das zwischen schall-harten, parallelen Flächen mehrmals hin und her reflektiert wird, bevor es abklingt

Frequenz. Anzahl der Schallschwingun-gen pro Sekunde (1 Hertz = 1 Schwingungpro Sekunde)

Hallradius. Bereich, in dem sich dieSchalldruckpegel des Diffusfelds und desDirektschalls entsprechen

Helmholtz-Resonator. Resonanzabsorberfür tiefe Frequenzen

Hörbereich. Frequenzbereich desmenschlichen Gehörs (ca. 20-16.000 Hz)

Immission. Einwirkung von Schallwellenauf einen Ort

Körperschall. Schall, der sich in festenStoffen ausbreitet (erzeugt Luftschall)

Lärm. Geräuschimmission, die Gesund-heit, Leistungsfähigkeit und Arbeits-sicherheit des Menschen beeinträchtigt

Lautstärke. Empfindungsgrad für Töneund Geräusche

Lautstärkepegel. Subjektiver Schallein-druck des menschlichen Gehörs (Einheit: phon)

Luftschall. Schall, der sich in Luft aus-breitet

Nebenwegsübertragung. Schallübertra-gung über flankierende Bauteile (Wände,Rohrleitungen etc.)

Nachhall. Zeitliche Verdichtung einzelnerReflexionen bei gleichzeitig abnehmen-der Schallenergie (Diffusion)

Raumakustik. Teilgebiet der Akustik, das sich mit der Hörsamkeit in Räumenbefasst

Raum-im-Raum. Schalen-Bauweise zurErzielung hoher Schalldämmung

Rauschen. Schall, bei dem alle Frequen-zen statistisch verteilt gleichmäßig auf-treten

Resonanz. Eigenfrequenz eines Schwing-systems, die zu einer Erhöhung derAmplitude führt

Rosa Rauschen. Rauschen, bei dem dieAmplitude um 3 dB (Faktor 0,7) pro Oktave abnimmt

Schall. Mechanische Schwingungen ingasförmigen, flüssigen und festen Stoffen

Schallausbreitung. Druckveränderungim Material durch Schwingung von Molekülen

Schallbrücke. Übertragungsstelle fürSchallwellen (z.B. Trennwand)

Schalldämmmaß. Maß für die Größe der Schalldämmung (Einheit: R)

Schalldämmung. Reduzierung derSchallübertragung durch trennende Bauelemente

Schalldämpfung.Reduzierung derSchallübertragung durch absorbierendeBauelemente

Schalldruck. Durch Schallwellen erzeugteVerdichtung der Luft

Schallgeschwindigkeit. Ausbreitungs-geschwindigkeit c der Schallwellen

Schallschnelle. Bewegung eines Molekülsum seine Ruhelage

Ton. Sinusförmige Schallschwingung, die sich periodisch wiederholt

Trittschall.Körperschall, der sich überden Boden bzw. die Decke fortpflanzt

Trittschallpegel. Schallpegel des Tritt-schalls

Übertragungsfunktion. Frequenzgang

Weißes Rauschen. Höhenbetontes Rauschen, bei dem alle Frequenzen diegleiche Amplitude haben

Wellenlänge. Länge einer vollständigenSchallschwingung (Wellenberg und Wel-lental)

Christian Preissig/as

Akustik-Glossar

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druck im Raum verschlimmern, unter Um-ständen sogar einen gegenteiligen Effekt er-zeugen – ohne professionelle Anleitungsollte man diese Module also besser nichtanfassen.

Auch für poröse Absorber muss man einKonzept entwickeln, in dem Akustikmoduleihrer Eignung entsprechend an den richti-gen Positionen im Raum eingesetzt werden.So muss man sich klar werden, dass Absor-ber je nach Dicke einen sehr beschränktenFrequenzbereich behandeln. Für die Regiesind herkömmliche Noppen- und Pyrami-denschaumstoffe beispielsweise nur be-dingt zu gebrauchen, denn ähnlich wie beiTeppichboden reicht ihre Wirkung in Abhän-gigkeit der Materialdicke bis zu einer be-stimmten unteren Grenzfrequenz: Darunterkippt der Absorber-Effekt weg.

Man sollte also nicht dem Denkfehlererliegen, dass überall, wo Akustik drauf-steht, auch ein Allheilmittel drinsteckt,mit dem sich die gesamte Raumproblematiklösen lässt. Vielmehr muss man sich beijedem Absorber im Klaren sein, wo dasModul sein beste Wirkung entfaltet: OhneKonzept ist man sonst hoffnungslos verloren.

Gibt es bauliche Maßnahmen, die sich grundsätzlich lohnen?Das Wichtigste bei der Bauakustik ist,Körperschall zu vermeiden: Boxen aufWandhaltern oder auf dem Boden übertra-gen die Vibrationen direkt ins Mauerwerkund sollten daher immer in irgendeinerForm elastisch gelagert werden. Das dabeiverwendete Feder-Masse-Prinzip, nämlichgroße Masse auf weicher Feder, lässt sichbeispielsweise über eine Steinplatte realisie-ren, die auf einem Bett aus Mineralwolleoder Elastomer schwimmt: Damit werdendie Vibrationen nicht mehr direkt in dieWand oder auf den Boden übertragen.

Bei lediglich einem schwachen Bauteilzum Nachbarn hin, würde es Sinn ma-chen, die Schalldämmung mit Hilfe einerzusätzlichen Gipskartonschale zu ver-bessern. Ist das trennende Bauteil jedochgenauso dämmend wie die umgebendenWände, bringt das direkte Abdecken prak-tisch nichts.Erst wenn man Fläche für Flächeund damit auch alle gemeinsamen Flankenabdeckt, entfaltet sich die optimale Däm-mung. Und damit ist das Grundprinzip derRaum-im-Raum-Bauweise bereits beschrie-ben: Mit diesem Verfahren lässt sich dieDämmung um Werte von 15 dB oder mehrverbessern.

Wann sollte man sich an den Akustiker wenden?Im Vergleich mit den Kosten für mögli-cherweise falsch installiertes Material isteine Grundberatung beim Akustiker si-cherlich eine ebenso kostengünstige wiesinnvolle Investition: Der Einstieg wäreeine Beratung, die auf Stundenbasis abge-rechnet wird – das kann bereits bei 200 Euroanfangen. Im nächsten Schritt kann derAkustiker Skizzen anfertigen, die Planungund Messung anbieten oder schließlich

www.netg.se/~catt Professionelle Simulationssoftware für Raumakustik

www.cara.de Raumakustiksimulationssoftware für Einsteiger

www.tonmeister.de Fachinformationen zuRaumakustik/Tontechnik

www.dega.itap.de Deutsche Gesellschaft für Akustikwww.acoustics.org Acoustic Society Amerikawww.acoustics.org Acoustic Society Europawww.rpginc.com Raumakustikkomponentenwww.fink-audio.com Audio-Consultingwww.acm-akustik.de Akustikplanungwww.buchele.de Schallschutztürenwww.ias-tueren.de Schallschutztüren und -fensterwww.wvier.de Audio-Consulting und Planung

Links zum Thema

auch das komplette Baumanagement inklu-sive Kostenplanung und Bauprojektie-rung/leitung übernehmen – sozusagen dasschlüsselfertige Komplett-Paket anbieten.Dafür hat man als Kunde die Garantie, dassalle Bauelemente optimiert dort einbautwerden, wo es Sinn macht.

Zudem lässt sich eine akustische Maß-nahme mit professioneller Hilfe sowohlzeitlich wie auch finanziell entzerren.So kann man den raumakustischen Ausbauinklusive der Kosten auf mehrere Jahre hinanlegen. Wichtig ist dabei der richtige Plan:Es ist weder möglich noch sinnvoll, jeweilsnur eine Achse im Raum zu behandeln – einMotto wie „...in diesem Jahr die Decke, imnächsten die Wände...“ kann in keinem Fallfunktionieren. Stattdessen muss man inKonzepten denken, die für sich alleine ge-nommen bereits funktionieren. Bei diesemmodularen Prinzip baut man in einem JahrKonzept 1 auf, im nächsten Jahr wieder abund verwendet die selben Elemente dannin Konzept 2 weiter. In sich muss jedes Kon-zept immer eine schlüssige Lösung für dengesamten Raum ergeben.

Jochen Veith/Christian Preissig/as //

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reflektoren brauchen eine bewegliche Un-terkonstruktion oder werden als freiste-hende Trennwände gebaut. Man kann danndie Rückseite etwa mit Verbundabsorbernschallabsorbierend verkleiden und erhält sofrei bewegliche Akustikelemente für denAufnahmeraum.

Um den Reflektor auszurichten, gibtes einen einfachen Trick: Auf die Mitte derReflektorplatte wird ein Stück reflektie-rende Folie geklebt. Mit einem Laserpointerkann man nun den Strahlengang verfolgen.Möchte man zum Beispiel im Regieraum dieDeckenreflexion vom Regieplatz weg an die

Ein Reflektor ist eine beliebig geformtePlatte, mit der Reflexionen geome-

trisch gelenkt werden. So kann man zumBeispiel im Aufnahmeraum einen vollerenKlang bekommen oder im Regieraum uner-wünschte Reflexionen ablenken. Seinekleinste Abmessung muss groß im Ver-gleich zur Wellenlänge sein, weil der Schallansonsten gestreut oder um den Reflektorherumgebeugt wird. Und das kann nicht fürden ganzen Frequenzbereich erfüllt wer-den: Je tiefer die Frequenz ist, umso größerist die Wellenlänge: Bei 41 Hz, dem tiefstenGrundton des Basses sind es bereits 8,4 m!Deshalb baut man eine Reflektorplatte ein-fach so groß wie möglich: Kleiner als 1 Qua-dratmeter sollte sie auf keinen Fall sein.

Außerdem muss der Reflektor schwersein – je tiefer die Frequenz, umso schwerer– damit er nicht selbst zu Schwingungenangeregt wird. Eine Masse von mindestens10 kg pro Quadratmeter wie beispielsweisebei einer 16-mm-Spanplatte ist deshalbsinnvoll.

Reflektoren sollten möglichst beweglichinstalliert werden. Deckenreflektoren hängtman am besten an Stahlseilen auf, Wand-

schallstreuende Rückwand umlenken, danninstalliert man den Reflektor zwischen Moni-torlautsprecher und Regieplatz und justiertdie Ausrichtung, indem man vom Monitoraus den Laserpointer benutzt.

DiffusorDer Diffusor streut unerwünschte Refle-xionen und sorgt für ein homogenes Dif-fusfeld, wodurch kleine Räume besser klin-gen. In der Regie sorgen Diffusoren insbe-sondere an der Rückwand und an den Sei-tenwänden für einen präziseren Klang. JederGegenstand, dessen Abmessungen in derGrößenordnung der Wellenlänge sind, ist ein

Zur raumakustischen Gestaltung braucht man dreierlei: Reflektoren,

Diffusoren und Absorber. Wir zeigen Ihnen, wir die Elemente

funktionieren und wo Sie sie bekommen können.

Bauelemente der RaumakustikSpecial Akustik – Akustik-Elemente

Special: Akustik im Tonstudio – Akustikmodule

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125 250 500 1000Frequenz

2000 4000

0.25

0.50

!0.75

1.00kassettierte Verlattung 0,5x0,8 m

faseriger Absorber, lose

Sperrholz 4 mm

12 mc

Aufbau und Absorptionsfrequenz eines abgestimmten Plattenschwingers (Sperrholz) vorder Wand, faltig mit Vorhang verdeckt

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Diffusor. Dabei sind unregelmäßige Struktu-ren besonders wirkungsvoll. Ein hervorra-gender und überaus praktischer Diffusor istdas Bücherregal: So macht es nicht nur einenguten Eindruck, wenn an der Regierückwanddas Tonarchiv oder die Fachbibliothek inBilly-Regalen prangt, es klingt auch noch gutund spart viel Geld! Auf die staubschützen-den Türen muss man natürlich verzichten...

Handelsübliche Diffusor-Elemente wer-den der Ästhetik halber gerne nach mathe-matischen Prinzipien konstruiert. Man er-kennt sie an der typischen Kasten-Bauart mitabgeteilten Feldern, die unterschiedlich tiefoder breit sind. Solche mit Hilfe der Zahlen-theorie entwickelten Diffusoren zeigen na-hezu ideale Streuwirkung.

Eine elegante und effektive Selbstbau-Variante sind senkrechte Holzlamellenunterschiedlicher Breite (etwa 10, 20 und 30cm), drehbar gelagert, mit denen einzelneWände verkleidet werden können (Wandab-stand etwa 30 cm). Die Anstellwinkel der La-mellen werden dabei möglichst regellos ge-wählt.

AbsorberMit Absorbern bringt man die Nachhall-zeit auf den gewünschten Wert. Dabeisollte man besondere Aufmerksamkeit aufden Frequenzverlauf des Nachhalls legen:Außer bei sehr tiefen Frequenzen, die manmit möglichst wirkungsstarken Absorbern

möglichst effektiv zu bedämpfen versucht,sollte die Nachhallzeit im Frequenzbereichgleichmäßig verlaufen. Zu hohen Frequen-zen hin darf sie leicht abfallen (etwa 10 %),die meisten Materialien absorbieren aberohnehin hochfrequenten Schall: Deshalb istdas auch der natürliche Nachhallverlauf inden meisten Räumen. Je nach Bauart unterscheidet man poröse Absorber, die Re-sonanz-Absorbertypen Plattenschwinger,Helmholtzresonator und Röhrenresonatorsowie die aus verschiedenen Absorberty-pen kombinierten Verbundabsorber.

Der poröse Absorber entfaltet seineWirkung am besten vor einer reflektie-renden Fläche, also etwa vor der Wand. Imporösen Material wird den bewegten Luft-molekülen durch Reibung Energie entzo-gen. Das Absorbermaterial muss luftdurch-lässig sein (einfacher Test: Durchpusten).Geschlossen-poriger Verpackungsschaum-stoff ersetzt leider nicht den teuren, offen-porigen Akustikschaumstoff. Auch zu dichtgewebtes oder beschichtetes Gewebe istals poröser Absorber ungeeignet. D

StudiosonicDiese zwei Absorbertypen in der klassischen Pyramidenformbieten einen geraden Frequenzverlauf bei moderatem Preisund empfehlen sich ebenso für den Einsatz in Sprecher- oderGesangskabinen wie für den Regieeinbau.www.musik-produktiv.de, Tel.: (0 54 51) 909 190

AACMit SAS 2 bietet AAC einen Pyramidenschaumstoff zur Dämp-fung hoher Frequenzen, der Reflexionen mindert und dieDiffusion im Raum erhöhen soll. Das Material ist speziell zurSchallabsorption im privaten Bereichen wie Übungsräumenoder Homerecordingstudios vorgesehen. www.musik-produktiv.de, Tel.: (0 54 51) 909 190

t.akustikMit der Pyramidenschaumplatte SA-P und der Noppen-schaumplatte SA-N hat Musikhaus Thomann zwei typischeAbsorberplatten für den Mittel/Hochtonbereich im Angebot.Bei einer Grundfläche von jeweils 1 qm werden die unterenGrenzfrequenzen mit 500 (SA-P) bzw. 1000 Hz (SA-N) angegeben.www.thomann.de, Tel.: (0 95 46) 92 23 30

IllbruckDie Firma Illbruck bietet Acoustic Panels, Waffel- und Pyra-midenplatten zur wirkungsvollen Schallabsorption mit einermaximalen unteren Grenzfrequenz von 250 Hz (AcousticPanel) an. Die Waffelmodule sind aus einem auf Melaminharzbasierenden Schaumstoff gefertigt und erzielen angeblichhervorragende Hallabsorptionsgrade im mittleren bis hohenFrequenzbereich.www.musik-produktiv.de, Tel.: (0 54 51) 909 190

Schaumstoffplatten

Reflektoren leiten Schall nach dem PrinzipEingangswinkel gleich Ausgangswinkel weiter, Diffusoren verteilen das Signal inalle Richtungen

REFLEKTOR

DIF

FUS

OR

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Entscheidend für die Wirkung des porösenAbsorbers ist seine effektive Dicke. Manmisst sie zwischen Absorbervorderseite undWand. Wenn die effektive Absorberdickemindestens so groß ist wie eine Viertel-Wel-lenlänge, wird der Schall geschluckt.

Man erweitert also zum Beispiel dieabsorbierende Wirkung eines Vorhangsum eine Oktave nach unten, indem manihn in doppeltem Abstand vor die Wandhängt. Der Vorhang ist als variabler Absor-

ber sehr praktisch, man kann damit schnellund unkompliziert den Klang im Raum ver-ändern. Ein Teppich mit sehr kurzem Flor istim Studio dagegen unbrauchbar: Er verkürztdie Nachhallzeit kaum, killt aber die höch-sten Obertöne. Der klassische poröse Absor-ber aus Noppenschaum sollte nur in beson-deren Fällen eingesetzt werden, etwa inner-halb eines Verbundabsorbers abgedeckt mitLochplatten. Frei verarbeitet ist sein Absorp-tionsgrad bei hohen Frequenzen zu hochund bei tiefen Frequenzen zu niedrig, was zueinem muffigen, dröhnigen Klang führt. Oh-nehin sollte man mit porösen Absorbern

sparsam umgehen: In der Praxis sind nichtdie hohen Frequenzen das Problem, son-dern eher die mittleren und tiefen.

Der Plattenschwinger ist ein Reso-nanzabsorber. Er wird von der einwirken-den Schallwelle zu Schwingungen angeregtund entzieht ihr dadurch Energie. Seine Re-sonanzfrequenz bestimmt sich aus Flächen-gewicht und Wandabstand.

Je schwerer die Platte und je größer derWandabstand ist, umso tiefer ist die Reso-

Special: Akustik im Tonstudio – Akustikmodule

smart-audioNeben der Herstellung exklusiver Studiomonitore bietet dieHamburger Firma smart-audio ebenso preiswerte wie funktio-nelle raumakustische Lösungen für das Studio an. Neben Akus-tikschaumstoffen für den Mittel/Hochtonbereich bietet smart-audio in Modulbauweise Absorber-Mitschwingerkombinationenfür den Bass/Tiefmitteltonbereich an. Die Montage wird in derRegel von smart-audio-Mitarbeitern durchgeführt und enthalteteine Funktionsprüfung mit anschließender Abnahme durch denKunden. Neben Komplettlösungen sind auf Anfrage auch Einzel-elemente erhältlich. www.smart-audio.de, Tel.: (0 41 27) 776

MB AkustikMB Akustik aus Osnabrück deckt den gesamten Bereich vonAkustikplanung über Studioinstallation bis hin zur Fertigungvon Studiomöbeln und Akustikmodulen ab. Über CAD werdenbemaßte Pläne der Studioräume unter Angabe von Aufbau undOberflächenbeschaffenheit analysiert und anschließend mit demNutzungsprofil und der Abhöre abgeglichen. Daraus wird ein in-dividuelles Raumkonzept erstellt, das bei Verwendung der haus-eigenen Breitbandabsorber kostenfrei ist. Die Montage der Mo-dule kann vom Kunden selbst durchgeführt werden, in proble-matischen Fällen kann jedoch eine spezifische Planung undfachmännische Installation von Bassfallen, Resonatoren oderDiffusoren notwendig sein.www.mbakustik.de, Tel.: (05 41) 40 68 214

PrimacousticIm Vertrieb von Mega Audio bietet der amerikanische HerstellerPrimacoustic spezielle Einbausätze und Einzelmodule für Auf-nahme- und Regieräume an. Bei den Einbausätzen handelt essich um eine Auswahl poröser Absorber, die die gesamte Raum-problematik inklusive stehender Wellen, unerwünschter Refle-xionen und Raumresonanzen beheben sollen. Unter dem Slogan„Studio in a Box” fertigt Primacoustic so genannte Primakits an,über die sich Raumgrößen bis etwa 21 qm behandeln lassen. Fürgrößere Räume und spezifischere Anwendungen stehen zusätzli-che Primakit-Module sowie so genannte Bass Wedges, FlutterWalls, Diffuser und freistehende Absorber-Wände zur Verfügung. www.megaaudio.de, Tel.: (0 67 21) 9 43 30

RAS-RaumakustikRAS-Raumakustik stellt Akustikmodule her, die speziell auf dieBedürfnisse kleinerer Aufnahmeräume und Studios zugeschnit-ten sind, sich jedoch genauso gut in Heimkinos oder Musikräu-men verwenden lassen. Die Produktpalette der Serie SAG 1 be-steht aus einem Tiefen-, einem Höhen-/Mittenabsorber sowieeinem Diffusor.www.ras-raumakustik.de, Tel.: (0 71 63) 10 01 22

t.akustikMit dem Set ADP-40 bietet das Musikhaus Thomann ein Akus-tikpaket an, das aus 10 Plattenabsorbern, 5 Pyramiden-schaumplatten sowie zwei Diffusoren besteht. Das t-akustik-SetADP-40 optimiert Regie- und Aufnahmeräume bis zu einemRaumvolumen von 40 qm. Die Montage vor Ort kann vom Kundenselbst vorgenommen werden. Bei Bedarf kann das Set den Gege-benheiten angepasst oder auch um die einzeln erhältlichenStandardmodule ergänzt werden.www.thomann.de, Tel.: (0 95 46) 92 23 30

Büro für SchalltechnikMit Basotect Prisma 500 stellt das Büro für Schalltechnik inMemmingen ein leichtes Absorberelement aus flexiblem, offen-zelligem Weichschaumstoff zur Optimierung der Raumakustikvor. Bei BBA Plus handelt es sich um ein Bauteil, bei dem einporöser Absorber aus flexiblem, offenzelligem Weichschaumstoffmit einem Resonanzabsorber kombiniert wurde. Durch seine ge-ringe Bautiefe eignet sich der BBA Plus auch für beengte Raum-verhältnisse.www.schalltechnik-mm.de, Tel.: (0 83 31) 92 68 60

Anbieter von Akustikmodulen

Echte Helfer: Akustik-Module von Primacoustic und das Rund-um-

Sorglos-Set von Thomann

64 K E Y S 6/03

cd

600m·d!

fu = 25 [Hz]

f0" [Hz]

© PPVMEDIEN 2006

Page 17: Raumakustik.pdf

nanzfrequenz. Als Materialien kommen zumBeispiel Gipskarton, Sperrholz oder auchStahlblech in Frage. Einsatzgebiet des Plat-tenschwingers ist insbesondere die Beseiti-gung stehender Wellen und des damit ver-bundenen dröhnigen Klangs im Bassbe-reich.

Auch der Helmholtzresonator funktio-niert nach dem Resonanzprinzip. Aller-dings schwingt hier nicht das Materialselbst, sondern die Luft. Auch eine Bierfla-sche ist ein Helmholtzresonator: Die Luft imFlaschenhals wirkt als schwingende Masse,die Luft im Flaschenkörper als Feder. Je wei-cher die Feder ist (also je weniger Flüssigkeitund damit mehr Luft in der Flasche ist),umsotiefer wird der Ton, den man durch Anblasenerzeugen kann.

Fast Forward Play Record Listen Service

66 K E Y S 6/03

Special: Akustik im Tonstudio – Akustikmodule

SoundblockerDie modular aufgebauten Kabinen vonSoundblocker werden überwiegend alsMusikübungsraum, als Aufnahmeraumim Studio oder auch als Mess- undPrüfraum eingesetzt. Die zweischalige,vollständig entkoppelte Konstruktion ga-rantiert aufgrund der Raum-im-Raum-Bauweise eine sehr hohe Absenkung desSchallpegels. Die doppelwandigen Kabi-nen sind in verschiedenen Standard-größen und mehreren Höhen erhältlich,durch das modulare Bauprinzip lassensich auch Zwischengrößen und Sonder-formen realisieren. Die Anordnung der einzelnen Module wieTür, Lüftung und Fenster ist frei konfigu-rierbar, Raumakustikmodule ermöglichenzudem eine individuelle Anpassung desRaumklangs. Die Kabinen lassen sich (de-)montieren und können nachträglichdurch Standardmodule erweitert werden.www.soundblocker.de, Tel.: (0 30) 694 45 13

Studio BoxStudio Box stellt modulare Akustik-Kabi-nen in Monoblock-Bauweise her. Die Ka-binensysteme können aus ganz verschu-iedenen Bauteilen aufgebaut werden,wobei jedes Element wie Boden, Seiten-wände und Decke zweischalig aufgebautist. Die Kabinen werden von außen durchKniehebelverschlüsse verspannt, weshalbdie Montagezeit je nach Modell mit einerhalben bis vier Stunden angegeben wird.Handwerkliche Tätigkeiten wie Schrau-ben, Sägen, Bohren oder Abdichten sindnicht notwendig. Für eine ausgewogeneRaumakustik bietet Studio Box fünf un-terschiedliche Lösungsmodelle an. AlleElemente werden im Werk komplett vor-gefertigt und weltweit versendet.www.studiobox.de, Tel.: (0 72 03) 70 49

Anbieter von Schallkabinen

Die häufigste Umsetzung des Helm-holtzresonators in der Raumakustik istdie Lochplatte. Das Luftpolster zwischenLochplatte und Wand wirkt als Feder, die Luft in den Plattenöffnungen als Masse:Wirddie Lochplatte mit einem porösen Absorber(z.B. Faserstoff oder Noppenschaum) hinter-füttert, wird der Schall bei der Helmholtz-Resonanzfrequenz geschluckt. Die Berech-nung von Lochplatten ist allerdings rechtaufwendig.

Der dritte Resonatortyp ist derRöhrenresonator, auch bekannt als Bass-falle. Er funktioniert nach dem Orgelpfei-fen-Prinzip: Die Luftsäule in einem einseitigabgeschlossenen Rohr kommt in Resonanz,wenn die Rohrlänge gleich der Viertel-Wel-lenlänge ist. Er ist hervorragend geeignet,

um stehende Wellen zu bekämpfen, die jagerade dann entstehen, wenn die Raumab-messung der halben Wellenlänge ent-spricht. Dazu muss mit Brettern eine Raum-kante so abgeschlossen werden, dass einbeidseitig offenes Rohr mit der Länge oderHöhe der Wand entsteht. Dieses Rohr wirdmit einem Brett in der Mitte geteilt, so dassman nun zwei auf die stehenden Wellenexakt abgestimmte Lambda-Viertel-Reso-natoren erhält. Die Röhrenresonatoren wer-den vor allem im Mündungsbereich lose mitporösem Absorber gefüllt und fertig ist dieBassfalle.

Durch Kombination verschiedenerAbsorbertypen erhält man Verbundab-sorber, die den Schall breitbandigschlucken. Schon die Lochplatte ist eigent-lich ein Verbundabsorber, weil hier nebendem Helmholtzresonator auch eine schwin-gende Platte wirksam ist. Ebenso kann manzum Beispiel einen porösen Absorber miteiner schweren Folie kombinieren: Eineschwere Kunststoff-Folie, ein Segel odereine LKW-Plane wirkt als Plattenschwingerbei mittleren Frequenzen und als Reflektorbei sehr hohen Frequenzen. Dadurch wirdder möglicherweise zu wirkungsvolleporöse Absorber wie etwa Noppenschaumentschärft und die Absorptionswirkung imFrequenzbereich verbreitert.

Brandschutz und AsbestBei allen Konstruktionen mit Absorbern,insbesondere bei porösen Absorbern,sollte man unbedingt den Brandschutzbeachten, auch wenn das ein paar Euromehr kostet. Dekostoffe, Vorhänge undSchaumstoffe sollten als schwer entflamm-bar gekennzeichnet sein. Brennbares Mate-rial kann man mit speziellem Spray behan-deln.

Verbaut man Faserstoffe etwa zumFüllen von Verbundabsorbern, sollteman eine eventuelle Belastung der Luftdurch Fasersplitter bedenken. Der infrüheren Zeiten wegen seiner akustischenEigenschaften sehr beliebte Asbestputz hatsich als Krebs erregend erwiesen, und auchGlas/Mineralwolle kann Fasern freisetzen.Daher sollte Mineralwolle grundsätzlich miteiner leichten Folie als Rieselschutz abge-deckt werden. Als unbedenkliche Alterna-tive kann man Acrylwolle oder Schafwolleverwenden. Die eleganteste Lösung istnatürlich der faserfreie Verbundabsorber,der zum Beispiel aus Lochblech und Deko-stoff aufgebaut wird.

Thomas Görne/cp //

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