Rausch der Geschwindigkeit

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22 EINSTEIGER SPEZIAL TOUR 5|2009 Wer zum ersten Mal aufs Rennrad steigt, ist zunächst unsicher: die Füße wie festgenagelt, der Rücken krumm, der Sattel ein Brett – so soll man 40, 50, irgendwann mehr als 100 Kilometer zurücklegen? Doch wer durchhält, wird belohnt. Nach ein paar Ausfahrten stellt sich ein, wovon Rennradler schwärmen: die Einheit von Mensch und Maschine, der Rausch der Geschwindigkeit, das Erlebnis in freier Natur. Wir haben die sechs schönsten Gründe für den Radsport gesammelt Besser geht’s KRAUS

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Wer zum ersten Mal aufs Rennrad steigt, ist zunächst unsicher: die Füße wie fest genagelt, der Rücken krumm, der Sattel ein Brett – so soll man 40, 50, irgendwann mehr als 100 Kilometer zurücklegen? Doch wer durchhält, wird belohnt. Nach ein paar Ausfahrten stellt sich ein, wovon Rennradler schwärmen: die Einheit von Mensch und Maschine, der Rausch der Geschwindigkeit, das Erlebnis in freier Natur. Wir haben die sechs schönsten Gründe für den Radsport gesammelt

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Wir Menschen sind eigentlich fürs Gehen gemacht, fürs Traben auf der Suche nach ergiebigen Jagd-

gründen, für einen kurzen Sprint, um dem Tritt des Mammuts zu entgehen. Aber mit der Erfindung des Rades hat sich unser Spielraum vergrößert. Und auch der Spaß. Denn so reizvoll es sein mag, genau hinzuschauen und die Blümchen am Wegesrand zu zählen – so richtig Spaß macht Tempo erst jenseits von Schrittgeschwindigkeit, jenseits des Menschentypischen.

Genau das ermöglicht das Rennrad. Mit herzhaftem Antritt katapultiert man sich binnen Sekunden auf Tempo 40, 50 und mehr. Je schneller man ist, desto mehr wird die Straße zur Welle. Leicht fühlt sich das an. Be-rauschend. Der Wind rauscht, das Blut rauscht, die Schlacke des Alltags bleibt zurück. Tempo macht schwe-relos, alles ist im Fluss. Wenn alles passt, ist das völlige Harmonie – mit sich selbst, mit den Elementen, mit der Umgebung. Ausdauertraining an sich sorgt ja schon für ein gutes, bewusstes Körpergefühl. Aber die Rückkop-pelung mit der Geschwindigkeit hebt das Erlebnis auf die nächste Stufe, weil jede Pore mitmacht, weil alle Sinne animiert werden. Wer schnell fährt, erlebt intensiver. Beispiel Rumpelpiste: Natürlich kann man sich darüber ärgern, von brüchigem Asphalt durchgeschüttelt zu werden. Aber wer mit Tempo auf solch einen Abschnitt einbiegt, sieht das als Herausforderung. Geist und Körper

spannen sich, plötzlich ist das Rumpeln gut, weil es Tempo und damit die eigene Kraft spürbar macht.

Radprofis, die ihre Sprints oft mit Tempo 60 aus-fahren, sind wie eine heranstürmende Büffelherde. Die Masse der Fahrer macht das Tempo auch von außen fühl-bar. Ein Sog wie von einem Lastwagen zieht über die Ziel-gerade und jagt Zuschauern Schauer über den Rücken. Dabei ist die Spitzengeschwindigkeit für Rennradler auch beim Sprint nicht erreicht. Bergab geht’s noch schneller. 70 bis 80 km/h, wer sich traut, kann Tempo 100 knacken. Das ist dann wirklich richtig schnell. 100 km/h im Auto fühlen sich dagegen langsam an. Natürlich ist es verrückt, ohne Schutzkleidung, Fahrwerk und wirklich standfeste Bremsen so schnell zu fahren – aber es kickt!

Das Rennrad mit sehr überschaubarer Technik, rund sieben Kilo schwer und mit nichts als Muskelkraft befeu-ert, deckt einen weiten Teil der Geschwindigkeit ab, die wir vom Automobil gewöhnt sind. Das relativ hohe Dau-ertempo, das das Rennrad erlaubt, ist dabei die Basis für seine Langstreckentauglichkeit: Wer trainiert, kann damit irgendwann 200 bis 300 Kilometer an einem Tag zurück-legen. Faszinierend! Wenn es rauscht und pfeift, sich der Blick verengt, Straße und Blickrand ein wenig verwi-schen, ist die Freiheit auf dem Rad am größten. Frischer Sauerstoff in der Lunge plus Tempo, das sich nach Tempo anfühlt– das ist das Rennradgefühl. Robert Kühnen

Rausch der Geschwindigkeit Über den Reiz des Tempos auf zwei Rädern

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Hängt ab von Trainingsstand, Mit fahrern, Strecke (Berge!) und Wind. Im Flachen schaffen Hobbyfahrer einen Schnitt von 25 bis 30 km/h. Zu Beginn ist schon Tempo 25 ein ehrgeiziges Ziel. Gut Trainierte können einen 35er-Schnitt ein paar Stunden fahren oder eine Stunde knapp 40 km/h. Einen guten 40er-Schnitt fahren meist auch Rennfahrer in längeren Wett-kämpfen. Kurze Rund-streckenrennen werden auch mit Durchschnitts-tempi um 50 km/h bestritten, ebenso wie Zeitfahren der Profis. Auf sehr bergigen Stre-cken kann der Schnitt bei Hobbyfahrern auf 20 km/h und weniger fallen, Profis schaffen dann immer noch um die 35 km/h.

Was bremst?Die Luft bremst beim sportlichen Radfahren am stärksten – oberhalb von 20 km/h ist der Luftwiderstand größer als der Rollwiderstand der Reifen. Je schneller man fährt, desto größer wird der Anteil am Gesamt-widerstand (bis zu 80 Prozent). Darum ist Windschattenfahren im Radsport so sinnvoll. Am Hinterrad des Vordermannes spart man bis zu 50 Prozent der Leistung, die man alleine fürs gleiche Tempo aufbrin-gen müsste. Auch bei Hobby rennen wie den Cyclassics in Hamburg fah ren Tausende Hobbysportler im Sog des Pulks einen 40er-Schnitt über die lange Strecke – viel schnel-ler als sie es alleine je könnten.

Durchschnittsgeschwindigkeit

So werden Sie schnellerTeure Räder fahren kaum schneller als billige. Entscheidend für den hauptsäch-lich bremsenden Luftwiderstand ist der Fahrer selbst. Deshalb ein paar Tipps: • Tragen Sie eng anliegende Kleidung.• Machen Sie auf dem Rad den Rücken

flach, strecken Sie sich. An diese Haltung muss man sich aber langsam herantasten, Nacken und Schultern werden dabei ziemlich beansprucht.

• Etwas schneller geht’s mit speziellen Aero-Laufrädern und Triathlon-Aufsätzen, entwickelt für Zeitfahrer und Triathleten.

• Fahren Sie gute Reifen und pumpen Sie sie mit mindestens sechs Bar auf.

Trainieren Sie überwiegend in ruhigem Tempo, bei dem Sie nicht aus der Puste kommen. Das schafft die Grundlage für Tage, an denen Sie’s krachen lassen. Fahren Sie dann aber deutlich schneller als sonst – zum Beispiel 35 statt 25 km/h. Nach dem „Ballern“ locker rollen, erholen – und wieder atta-ckieren. Solche Intervalle sind eine der effizientesten Trainingsformen.

Zeitfahrweltmeister Bert Grabsch: Schnell auch dank Liegelenker und Aero-Rädern

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Spaß an der Gemeinsamkeit Über das Vergnügen, Ausfahrten mit Gleichgesinnten zu genießen

Nein, ich war nicht für den Tennissport geschaffen. Schreiend stritten bei den Vereinsmeisterschaften

Gegner über Bälle, die auf oder hinter der Linie waren, Schläger flogen durch die Luft, Flüche hinterher. Das Leben auf einen kleinen Filzball zu reduzieren und im Kampf ‚Mann gegen Mann‘ meine sportliche Lebens-aufgabe zu sehen, ist mir nie gelungen. Wie glücklich war ich, als ich das Rennradfahren entdeckte, bei dem von Anfang an das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund stand. Mit Freunden nach der Schule und am Wochen-ende über die Landstraße zu jagen, das war mein Ding.

Der Wind ist das sachliche Argument für das Fahren in der Gruppe, der Spaß am gemeinsamen Sport das versteckte Leitmotiv. Gemeinsam den Wind besiegen, dem Regen widerstehen, den Berg bezwingen, die Som-merhitze spüren: Aus dem leidenden „Ich“ wird ein stolzes „Wir“. Natürlich habe ich über die Jahre unzählige Kilometer alleine zurückgelegt – auch das gehört zum Rennradalltag. Doch die schönsten Erinnerungen sind Gemeinschaftserinnerungen. Mit alten Bekannten in Mallorca oder mit neuen in den Alpen – die gemeinsame Rennradbegeisterung verbindet.

Beim Rennradfahren lassen sich leicht neue Freunde finden. Mitfahrer für eine Feierabend runde, einen Radmarathon, eine dreitägige Tour mit wenig Gepäck gesucht? Jedermann-Rennteams, Hobby radlertreffen,

Internet-Foren oder E-Mail-Verteiler sind der moderne Schlüssel zum gemeinsamen Rennradspaß und bringen neue (Radsport-)Freunde. Die Bildergalerie auf der Seite flickr.com dokumentiert die gemeinsame Forums-Tour: Sechs Rennradler, die sich vorher noch nie gesehen hatten, entdecken gemeinsam die Landstraßen der Um gebung. Ein Foto album auf web.de erinnert an eine Nonstop-Fahrt München-Gardasee, bei der es nur eine kurze Vorbesprechung gab, und die Fotos in der Yahoo-Group zeigen jetzt bekannte Gesichter im Biergarten.

Man kennt sich oder lernt sich kennen, das Plaudern kommt selten zu kurz. Bei der jüngsten Trainingsausfahrt bin ich mit einem Neu-Münchner ins Gespräch gekom-men, der sich in meinen Windschatten gehängt hat. Gibt es einen besseren Weg, um in einer fremden Stadt Leute kennenzulernen? Je größer die Gruppe, desto schwerer ist es zwar, ein gemeinsames Tempo zu finden – man ori-entiert sich zwangsläufig an den schwächeren Fahrern. Doch Gruppenfahrten müssen nicht nur den Ruhepuls kitzeln. Ein kurzer Eintrag im Internetforum, und schon finden sich Gleichgesinnte für die anspruchsvolle Kletter-tour in den Alpen. Und spätestens wenn man bei ge-mäßigtem Tempo am ersten Berg angekommen ist, wird getreten, was geht. So ein Kampf Mann gegen Mann ist doch ganz spannend – zumindest bis zur Passhöhe.

Kristian Bauer

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Hobby-VereineEin Mittelding zwischen traditio-nellem Radverein und lockerem Freundeskreis: Die Mitglieder eint die Abneigung gegen Sitzungsprotokolle und Vereinsabende. Die Palette reicht von der lockeren Interessens-gemeinschaft für einzelne Events bis zum Jedermann-Rennteam. Auf der Internetseite challenge-magazin.com sind unter der Rubrik „Links“ 58 Jedermann-Teams aufgeführt. Andere Hobbyfahrer lassen sich über Internet-Suchmaschinen finden.

Info: www.challenge-magazin.com

TOUR-ForumUnter der Rubrik „Treffpunkt & Reise“ herrscht ein breites Angebot an Aktivitäten. Regelmäßig verabreden sich Rennradfahrer in Hamburg, Düs-seldorf, München, Kerpen und anderen Städten zu gemeinsamen Ausfahrten. Aber auch wer Urlaubspartner sucht, ist hier richtig. Mittlerweile schon eine Traditionsveranstaltung ist der Forums-Ötzi, die gemeinsame Fahrt auf der Originalstrecke des Ötztaler Radmarathons.

Info: http://forum.tour-magazin.de

BDR-VereineRadsportvereine freuen sich immer über neue Gesichter. Wo der nächste Verein ist, erfährt man am besten auf der Internetseite vom Bund Deutscher Radfahrer e.V. (BDR).

Info: www.rad-net.de

Yahoo-GroupsMehr als 300 Mitglieder hat beispielsweise die Yahoo-Group „rr-munich“ in München. Sie sind über einen Mailverteiler verbunden und verab-reden sich zu Trainingsausfahrten, Radurlauben und Treffen. Ähnliche Gruppen gibt’s auch in Berlin und Hamburg.

Info: http://de.groups.yahoo.com

Xing-GruppenGedacht als berufliches Netzwerk, ent-wickelt sich Xing zunehmend auch zur Freizeitplattform. In München, Braun-schweig und Hamburg gibt es große ortsbezogene Rennrad-Gruppen. Die deutschlandweite Gruppe „Mountainbike und Rennrad“ umfasst rund 8.600 Mit-glieder. Sie bietet Kauftipps, hilft bei der Partnersuche zur gemeinsamen Ausfahrt.

Info: www.xing.comDie beste Freizeitunterhaltung: treten und reden

Rennrad-news.deUnter der Rubrik Rennrad- und

Single-Treff suchen Sportbegeisterte aus ganz Deutschland nach

Gleichgesinnten. Im Winter gibt es auf der Internetseite den Winterpokal für

Training in der virtuellen Gruppe. Info: www.rennrad-news.de

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Ein Frühsommertag. Die Sonne scheint, die Vögel zwit-schern, die Blumen blühen. Ich will hinaus, es geht

nicht anders. Ich will auf dem Rad durch die Landschaft fliegen. Über Ebenen und Hügel schweben, an Flüssen entlangflattern, Wälder durchqueren. Ein reiches Menü liegt da vor meiner Haustüre. Ich fahre los. Das erste Stück ist flach, ich radle mich warm, ohne Druck. Dann geht es in den ersten Hügel. Ich kenne ihn wie einen alten Freund, spüre seinen Widerstand. Vielleicht meint er es gar nicht so ernst mit dem Widerstand, vielleicht will er nur spielen mit mir. Also spielen wir. Ich fahre nicht so, als ob ich seinen Widerstand brechen wollte, das wäre zu grob. Ich suche mir einen guten Rhythmus – viel Schwung, wenig Kraft. Wenn ich diese Geschmeidigkeit gefunden habe, wird es angenehm. Es stellt sich eine Art Zwie-gespräch mit der Landschaft ein.

Das wohlige Gefühl breitet sich aus, von der Land-schaft aufgenommen zu werden, ich gehöre zur Natur mit all meinen Sinnen: Ich spüre die Temperatur, ich rieche die Jahreszeit, meine Augen trinken die Landschaft, um meine Ohren rauscht der Fahrtwind. Vier meiner Sinne sind stets beteiligt am Fahren. Später, wenn der Mund austrocknet oder die Zunge salzigen Schweiß schmeckt, gesellt sich auch dieser Sinn dazu.

Manchmal spielen einem die Sinne auch Streiche. Wenn ich durch die Schweizer Berge fahre, habe ich alle

fünf Minuten ein anderes Bild. Am Abend schmerzen meine Augen, als ob ich drei Filme nacheinander gesehen hätte. In der texanischen Steppe dagegen kann sich das Auge an nichts halten. Hie und da aber höre ich einen seltsamen Vogel, dessen Gesang an Glockentöne erinnert. Abends vor dem Einschlafen hallen sie in meinem Kopf wider wie das Sonntagsgeläute einer Kathedrale. Bin ich das Stilfserjoch hinaufgefahren, erinnere ich mich bloß noch an einen rätselhaften Jodgeschmack im Mund. Und wenn ich im Juli in der Provence unterwegs bin, verfolgt mich der Lavendelduft bis Weihnachten. Radeln ist ein Fest der Sinne. Manchmal ist es lustig, manchmal ange-nehm und manchmal grausam.

Was ist so toll daran, durch eine Landschaft zu radeln? Vielleicht ist es dieser Dialog zwischen zwei Naturen, der landschaftlichen und der menschlichen. Nörgler werden einwenden, dass unser radelnder Naturgenuss erst durch mehrere kulturelle Vorleistungen ermöglicht werde: Straßenbau, Verkehrsregeln, Landkarten. Das alles ist Kultur. Zur Kultur gehört aber auch das Spielzeug namens Fahrrad – was überhaupt nicht herabmindernd gemeint ist. Im Gegenteil: Der Mensch ist dann am meisten Mensch, wenn er spielt. Das Rennrad ermöglicht uns eine neue Welt-Erfahrung, ganz im Wortsinn. Es verwandelt unsere Muskelkraft in reine Fortbewegung, in höchste Landschafts- und Lebenslust. Dres Balmer

EINSTEIGER SPEZIAL

Abenteuer LandschaftÜber die Freude am Draußensein auf schmalen Reifen

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PässeDas längste Passgefühl in den Beinen und der Seele erlebt man an der Südseite des San Bernardino (2.066 Meter) im schweizerischen Graubünden, der von Bellinzona her auf 52 Kilometern 1.837 Höhenmeter überwindet. Das wildeste Passgefühl bietet der Splügenpass (2.113 Meter) zwischen der Schweiz und Italien: Vom italienischen Chiavenna aus sind es 30 Kilometer und 1.780 Höhenmeter bis zur Passhöhe.

Die schönsten RadeventsMaratona dles DolomitesBei einer der bekanntesten Veranstaltungen in den Alpen (2009 zum 23. Mal) reißen sich die Radler um die Startplätze. Auf 140 Kilometern fährt man über sieben Pässe, darunter die legendäre „Sellaronda“ mit Blick auf zackige Dolomitengipfel – eine hochalpine Panorama-Tour.

Info: www.maratona.it

Viking-TourDas einwöchige Jedermann-Rennen (kann man auch ohne Zeitwertung mitfahren!) führt über 700 Kilometer durch Norwegen, entlang an den schönsten Fjorden und über die höchsten Berge.

Info: www.vikingtour.no

L’EroicaEin Muss für Traditionalisten: Die Hälfte des 205 Kilometer langen Radmarathons durch die Toskana legt man auf ungeteerten Straßen zurück – viele Teilnehmer fahren auf historischen Rädern.

Info: www.eroica.it

La MarmotteFranzösischer Radmarathon-Klassiker über 174 Kilometer und die bekanntesten Alpen-pässe der Tour de France: Croix de Fer, Télé-graphe, Galibier und hoch nach Alpe d’Huez.

Info: www.sportcommunication.com

SinnesrauschDie schönste Fahrt für Geruchsmenschen in Europa ist wohl die 236-Kilometer-Rundtour um das Luberon-Massiv zwischen Cavaillon und Forcalquier in der Provence. Im Juli betört die Lavendelblüte die Sinne.

Info: www.veloloisirluberon.comDie schönste Leere – nicht nur für die Augen – findet man in Steppen und Wüs-ten. Wer dort radelt, wird die wundersame Erfahrung machen, wie das Nichts zum Alles wird. Drei Höhepunkte: der 3.200 Kilometer lange Stuart Highway von Darwin über Alice Springs nach Adelaide in Australien; die Halbinsel Baja California in Mexiko (1.600 Kilometer); der westliche Teil der Route 66 von Amarillo nach Los Angeles (2.000 Kilometer).

Ein 165 Kilometer langes Fest für die Sinne erlebt, wer im Südosten Kubas die Küs ten-straße von Santiago de Cuba nach Pilón beradelt. Von links gischtet die Karibik, rechts erhebt sich 2.000 Meter hoch die Sierra Maestra. Die Küste ist dünn besie-delt, die Vegetation umso üppiger. Im Landesinneren duftet es nach scharfem Tabak, süßer Mango, überreifer Papaya.

Dem Himmel so nah: der San Bernardino in der Schweiz

Riecht so lecker wie sie aussieht: die Provence

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Faszination TechnikÜber die Liebe zum Detail – und zur perfekten Funktion

Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte mein ers tes Rennrad nicht einen verchromten Stahl-

rahmen gehabt. Damals, ich war gerade 13 Jahre alt, hatte ich von Rennradtechnik noch keinen blassen Schimmer. Doch der unwiderstehliche Spiegel glanz auf den Rohren brachte mich in Wallung. Vom ersten Tag an liebte ich mein Rad, wie ich nie zuvor etwas geliebt hatte. Nach jeder Ausfahrt wienerte und polierte ich das gute Stück, bis meine Finger schmerzten. Und noch heute übt die transparente Rennradtechnik einen unwiderstehlichen Reiz zum Selberschrauben auf mich aus.

Dass die Ausstattung meines Chrom-Flitzers von eher bescheidener Qualität war, bekam ich bald mit. Die italienischen Edel-Komponenten, von denen damals alle Rennradler träumten, verwahrte mein Händler in einer abgeschlossenen Vitrine auf rotem Samttuch. Wie Juwelen wurden dort polierte Schalt-werke und Kurbelgarnituren neben durchlöcherten Griffen präsentiert, bonbonbunt eloxierte Bremsen neben mit senffarbenem Wild leder um nähten Renn-lenkern. Mehr als einmal schlich ich nur deshalb in den Laden, um mir an der Scheibe, die mich von diesen Preziosen trennte, die Nase platt zu drücken.

Inzwischen bin ich einige Jahre älter, doch den Virus, den ich mir damals einfing, bin ich bis heute

nie wieder losgeworden. Noch immer begeistert mich die feinmechanische Präzision ausgefeilter Rennrad-komponenten, und noch immer weckt der Anblick einer edlen Rennmaschine kindliche Freude in mir. Rein rational ist diese Leidenschaft fürs Material kaum zu begründen, bietet doch ein 6.000-Euro- Renner zumindest Hobby-Fahrern kaum nennens-werte Vorteile gegenüber einem Rad für 1.500 Euro. Dennoch – im Sattel eines sechs Kilo leichten High-Tech-Renners zu sitzen, vermittelt mir jedesmal aufs Neue einen Extra-Kick, der selbst die schönste Tour zu einem noch intensiveren Erlebnis macht.

Und dann ist da noch der ästhetische Reiz, der von einem Rennrad ausgeht. Die ausgewogenen Proportionen, der Verzicht auf alles, was den Vortrieb hemmt, der edle Glanz der Komponenten – all das verschmilzt für mich zu einem Gesamtkunstwerk, das ich wie ein schönes Bild betrachten kann. Und je länger ich hinschaue, desto unbändiger wird mein Verlangen, dieses Kunstwerk in Bewegung zu setzen. Sie glauben, ich hätte einen Dachschaden? Vielleicht. Aber welche andere Verrücktheit bringt einen in ähnlicher Weise mit anderen Menschen zusammen, lässt einen die Welt intensiv erleben und macht zu-gleich fit und glücklich?

Manuel Jekel

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GrundausstattungInbus-, Maul- und gegebenenfalls Torx-Schlüssel, Schraubendreher, Seiten-schneider, Kombizange, Kettennieten-drücker, Standpumpe, Reifenheber, Multi-Tool für unterwegs – mit dieser Grundausstattung können Sie die meisten Arbeiten selbst erledigen. Außerdem sollten Sie nicht auf einen Drehmoment-schlüssel verzichten, da für viele Bauteile genaue Anzugsmomente der Schrauben vorgeschrieben sind. Richten Sie sich für die Radpflege einen Arbeitsplatz ein – das kann auch ein alter Schreibtisch sein. Tipp: Leisten Sie sich einen Mon-tageständer (brauchbare Modelle ab hundert Euro). Damit schonen Sie Rad – und Rücken.

SelbsthilfeEin Rennrad zu warten, ist nicht schwer. Bremsen und Schaltung einstellen, Laufräder ein- und ausbauen, Reifen-wechsel, Lenker und Sattel justieren – für diese Dinge sind weder besonderes handwerkliches Geschick noch teure Werkzeuge erforderlich.

Buchtipps: „Die Rennradwerkstatt“ der TOUR-Autoren Dirk Zedler und Thomas Musch, Delius Klasing Verlag, ISBN 978-3895951664. „Das blaue Buch der Fahrradtechnik“ von Calvin Jones, 2006, Park Tool Company, ISBN 978-0-9765530-1-4.

Keine Zauberei: Hege und Pflege des Renners

Reicht: Mini-Tool für die wichtigsten Arbeiten am Rad

Vier Rahmenwerkstoffe buhlen um die Käufer-gunst: Carbon, Alu, Stahl, Titan. Bis zu 2.000 Euro fürs Komplettrad sind Alu-Rahmen meist erste Wahl, darüber spielt das aufwendig zu verarbeitende Carbon seinen (Gewichts-) Vorteil voll aus. Stahl und Titan locken Lieb-haber – teuer und ästhetisch reizvoll, aber ohne messbare Vorteile. Bei der Ausstattung konkurriert Marktführer Shimano aus Japan mit Campagnolo aus Italien und SRAM aus den USA. Stand der Technik sind zehn Ritzel für 20 bzw. 30 Gänge. Campagnolo bietet seit dieser Saison sogar Schaltungen mit elf Ritzeln (für 22 Gänge). Für 1.000 Euro gibt’s etwa neun Kilo Rennrad, ab 2.000 Euro sollte ein Rad nicht mehr als acht Kilo wiegen.

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LPflegemittelKettenöl, Lager- und Montage-fett, Montagepaste (für Carbon-teile) – viel mehr brauchen Sie nicht, um Ihr Rad in Schwung zu halten. Zum Putzen gibt es spe-zielle Fahrradreiniger, Spülmittel tut’s aber auch. Perfektionisten gönnen Lack und blanken Metall-teilen gelegentlich eine Behand-lung mit Hartwachs – dann perlen Wasser und Schmutz besser ab.

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Jungbrunnen Rennrad Über das Glück, sich dank Fahrrad fit zu fühlen

Mit dem Fahrrad 40 Kilometer? Für viele Menschen ist das eine Tagestour. Trainierte Radler überlegen,

ob sie sich dafür überhaupt umziehen sollen. Ich tu’s, denn ich weiß, wie ich mich fühlen werde, und das lockt. Gut 20 Jahre auf dem Rennrad haben Spuren hinter-lassen, die Wissenschaftler so zusammenfassen: Das Herz wird größer und leistungsfähiger, die Atemmuskulatur arbeitet effektiver und kann die Lunge besser unterstüt-zen, die Muskeln werden kräftiger und ausdauernder. Besonders Einsteiger merken: Schon drei Monate regel-mäßigen Trainings steigern die Leistung erheblich. Noch besser: Das geht bis ins hohe Alter. Untersuchungen mit 65 bis 70 Jahre alten Probanden haben gezeigt, dass sie nach mehreren Wochen Ausdauertraining wieder so fit wurden wie 20 Jahre jüngere untrainierte Personen.

Ich merke schon auf dem ersten Kilometer, ob es eine gute Runde wird: Die Beine finden mühelos in die Kreis-bahn, das Rad rollt wie von alleine, der Puls hat noch gar nicht gemerkt, dass jetzt Sport kommt. Dann biege ich ein auf meine Hausrunde, die nur zwei Richtungen kennt: rauf oder runter. Das Spiel mit den Möglichkeiten beginnt. Die Muskeln in den Oberschenkeln werden warm und signalisieren „heut’ geht was!“, der Puls steigt leicht, hält inne, dann ist der Klettermodus gefunden. Die nächsten acht Kilometer geht’s bergauf. Der Blick nach unten fällt auf gleichmäßig auf- und abtauchende Oberschenkel, ein

dünner Schweißfilm überzieht die Haut, die Maschine läuft rund. Steady state – der Körper arbeitet, es fühlt sich gut an, sich dosiert anzustrengen. Nach kurzer Abfahrt der zweite Anstieg, noch mal sechs Kilometer. Der Puls klopft den Takt, das Sport-Hirn konzentriert sich darauf, die Meldungen aus Muskeln, Lunge, Herz und Kreislauf zu koordinieren, das Rest-Hirn meldet sich vorüber-gehend ab und macht mal gar nichts. Bis zum Beginn der rasenden Abfahrt; ab da ist punktgenaues Bremsen und präzises Steuern gefordert. Meine Spezialität: talwärts den Puls höher treiben als bergauf – ein unwiderstehlicher Reiz, noch die letzte Muskelfaser zum Glühen zu bringen. Der Zehn-Prozenter mündet in die Ebene, jetzt gilt’s, 68 km/h, 69, 70 – geschafft! Ein leiser Metallgeschmack im Mund, die Lunge saugt Luft eimerweise, die Ober-schenkel zetern. Einfach nicht hinhören.

Home-run. Die letzten Kilometer nach Hause. Lang-sam sinkt der Puls in den Körper zurück, das Brennen in den Beinen lässt nach, sie kreiseln sich wieder rhythmisch zurecht. Am Straßenrand tratschen die Nachbarn, auf ihre Besen gestützt. Wenn die wüssten, was ich in den letzten 90 Minuten erlebt habe – Kino im Kopf, Heraus-forderung und Belohnung zugleich für den Körper. Der bekannte Sportmediziner Wildor Hollmann hat mal sinn-gemäß gesagt, Ausdauersportler können 20 Jahre lang 40 sein. Gute Aussichten! Thomas Musch

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Wie fit sind Sie eigentlich?Wenn Sie’s genau wissen wollen, hilft eine Leistungsdiagnose (ab ca. 80 Euro, Adressen unter www.tour- magazin.de). Bei einem Laktat-Stufentest radeln Sie auf einem Standrad mit regelbarem Widerstand so lange, bis Sie nicht mehr können.

Dabei wird regelmäßig am Ohrläppchen Blut abgezapft, dessen Zusammensetzung

darüber Aufschluss gibt, bei welchen Herzfrequenzen Sie wie viel leisten. Mit einem Trainingsplan auf dieser Datenbasis können Sie Ihr Training effizienter gestalten. Einen kosten-losen Test, der Ihnen bei der Ana-lyse Ihrer Fähigkeiten hilft, finden

Sie beim TOUR-Partner für Online-Coaching, www.2peak.com/tools Clever essen

Wenn Sie zu Ihren ersten Trainingsrunden aufbrechen: Stecken Sie einen Energieriegel oder ein Gel zur Sicherheit ein – aber bringen Sie’s wieder mit nach Hause. Wenn Sie sich überanstrengt haben, hilft Ihnen ein Riegel über den Berg, ansonsten macht er eher dick. In lockerem Trainingstempo, bei dem Sie sich noch gut unterhalten können, verbrennen Sie (nur) rund 500 Kilokalorien pro Stunde zusätzlich zum Grundumsatz – das haben Sie schon mit einem Teller Spaghetti Bolognese locker wieder drin. Riegel und Gels sind was für mehrstündige Touren oder Wettkämpfe. Besser für die Feierabendrunde: eine Banane oder etwas Trockenobst.

Wie oft, wie lang?Faustregel: Lieber öfter und kürzer als selten und lang. Gerade bei Anfängern bringen schon dreimal pro Woche eine halbe bis eineinhalb Stunden Trai-ning enorme Fortschritte. Auch wenn der Renner zum Rasen verleitet: Üben Sie am Anfang lieber das schnelle Kurbeln als das schnelle Fahren. Wenn Sie mit hoher Trittfrequenz die Pedale kreisen lassen (70 bis 90 Umdrehungen pro Minute), gewöhnt sich Ihre Muskulatur besser an den neuen Bewegungs-ablauf und ermüdet langsamer.

Gesund!Radfahren ist erste Wahl als Reha-Sport nach vie-len Erkrankungen. Kein Wunder: Es trainiert das Herz-Kreislaufsystem, ist sehr gut dosierbar und schont die Gelenke. Nach-teil: Wer nur und viel Rad fährt, vernachlässigt die Muskulatur von Armen, Rücken und Oberkörper, die allgemeine Beweglichkeit wird nicht besser. Dehn-übungen, Gymnastik und Schwimmen sind eine gute Ergänzung für gesundheits-bewusste Rennradler.

Eine oder zwei volle Trinkflaschen gehören bei jeder Fahrt ans Rad: Trinken ist wichtig, am besten alle 20 Minuten etwa 200 Milliliter, pro Stunde also eine Flasche (0,75 Liter). Apfelschorle (Wasser zu Saft 3:1) ist und bleibt der Klas-siker: Es enthält Mineralien und Elektrolyte, aber wenig Kalorien.

Energieriegel natur: lecker, gesund, leicht verdaulich, umweltfreundlich verpackt

Gibt Auskunft: Blutentnahme beim Leistungstest

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Im Bann des Wettkampfs Über den Reiz, schneller zu sein als andere

Sonntagnachmittag auf unserer Trainingsrunde: Nach gut zwei Stunden entspanntem Dahinrollen wird’s

plötzlich still in der Gruppe. Gespräche verstummen, keiner lacht mehr, die Mienen werden ernst. Der Blick meines Nebenmannes ist weit nach vorne gerichtet und scheint etwas am Horizont zu fixieren. Dort, wo die Straße in die nächste Ortschaft führt, leuchtet ein kleines gelbes Rechteck im Licht der Frühlingssonne – das Ortsschild, Lieblingsziel jedes Hobbysprints.

Bei allen wandert die Kette auf das große Blatt, die Hände greifen an den Unterlenker. Einer verschärft das Tempo, aus der losen Formation wird eine Einerreihe. Tief über den Lenker gebeugt, fixiere ich das Hinterrad meines Vordermannes. Dann passieren wir die imaginäre 200-Meter-Marke – der Sprint ist eröffnet. Wie wild schmeißen wir unsere Räder im Wiegetritt hin und her, brauchen die gesamte Fahrbahnbreite. Wenn jetzt ein Auto kommt ... besser nicht daran denken. Ich trete in die Pedale, so fest ich kann. Links und rechts fliegen Bäume und Schilder unscharf vorbei, während das Pochen an meinen Schläfen den Fahrtwind übertönt. In einem fina-len Kraftakt wuchte ich mein Vorderrad über den Ziel-strich, den es eigentlich gar nicht gibt. Kurz hinter dem Ortsschild Münster-Roxel reißt der Schnellste seine Arme in die Luft und jubelt, der Rest japst nach Luft. Ein ganz normaler Sonntagnachmittag eben.

Auf dem Weg nach Hause sind die Beine schwer, die Gedanken kreisen: Was hat unsere gemütliche Ausfahrt eigentlich in eine wilde Jagd verwandelt? Schon kurz nach der Geburtstunde des Fahrrads gab es Menschen, denen nichts Besseres einfiel, als damit schneller zu fahren als alle anderen. Ob auf Holz, Stahl, Alu oder Carbon, ob rund um den Kirchturm oder quer durch Frankreich, ob vor den Augen der Kumpels oder vor den Objektiven Hunderter Kameras – das Prinzip ist immer gleich.

Doch woher kommt das Bedürfnis schneller Rad zu fahren als die „Gegner“? Ist es ein ureigener menschlicher Trieb, sich mit anderen zu messen, um sich im Idealfall zum Häuptling des (Rad-)Rudels aufzuschwingen? Sind es gar Stolz und Eitelkeit, die uns antreiben, immer der Erste zu sein? Oder einfach nur der Adrenalin-Kick?

Letztlich sind Radrennen ein simples Spiel mit archaischem Grundmuster: du oder ich. Genau darin liegt die Faszination: Den Rausch der Geschwindigkeit zu erleben, die Erfahrung der eigenen Grenzen, die knis-ternde Spannung, wenn man sich gegenseitig belauert. Nur der Wettkampf treibt uns zu Spitzenleis tungen. Schließlich schindet man sich im Wintertraining doch nicht nur, um im Frühsommer entspannt durch irgend welche blühenden Felder zu rollen, sondern um die Kollegen ordentlich aus den Schuhen zu fahren! Nächsten Sonntag klappt’s bestimmt ... Joscha Weber

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Fahren in der GruppeBevor man an Wettkämpfen teilnimmt, sollte man lernen, mit anderen gemeinsam zu fahren. Die wichtigsten Tipps:• Üben Sie, sauber geradeaus zu fahren und

das Rad in Kurven sicher zu beherrschen. • Sagen Sie ihren Mitfahrern, dass es „Ihr

erstes Mal“ in der Gruppe ist.• Wichtigste Handzeichen: Winkt Ihr Vor-

dermann mit der rechten Hand hinter seinen Rücken, zeigt er ein Hindernis am Straßenrand an. Deutet er auf die Straße, weist er auf ein Schlagloch hin. Hebt er den Arm, kündigt er an, dass er gleich abbremsen wird.

• Führen Sie auch mal, um den Unterschied zwischen dem Fahren im Windschatten und an der Spitze einschätzen zu können.

Sprinten – so geht’s• Greifen Sie den Unterlenker und hängen Sie sich

an das Hinterrad eines spurtstarken Fahrers.• Schalten Sie aufs große Blatt und wählen Sie

einen Gang, mit dem Sie kraftvoll lossprinten können. Schalten Sie sukzessive runter, bis Sie Ihren idealen Sprint-Gang erreicht haben.

• Bleiben Sie im Sattel und wechseln Sie erst in den Wiegetritt, wenn der Sprint eröffnet ist.

• Der richtige Moment für Ihren Antritt liegt etwa 100 bis 200 Meter vor dem Ziel.

• Halten Sie etwas Abstand zu ihrem Vordermann (Sprinterloch), bevor Sie in seinem Windschatten beschleunigen, ausscheren und überholen.

• Halten Sie unbedingt Ihre Fahrlinie ein.

Aufgepasst: Handzeichen fürs Gruppenfahren

Rennen privat: Ortsschildsprint

GR

EB

ER

KR

AU

S

Angreifen – so geht’s• Schätzen Sie Ihre Chancen vorher ein –

setzen Sie Ihre Attacke nicht zu früh.• Attackieren Sie, wenn’s keiner erwartet.• Greifen Sie zügig an, aber nicht wie im

Sprint, sonst halten Sie nicht durch.• Fahren Sie windschnittig – Hände an

den Unterlenker!• Wenn Sie mit anderen ausreißen, ar-

beiten Sie erst zusammen. Kurz vor dem Ziel suchen Sie dann ihre eigene Chance.

Lizenzrennen Deutlich anspruchsvoller, vor allem für Einsteiger. Teilnehmen kann nur, wer über einen Verein eine Lizenz beim Bund Deutscher Radfahrer löst. Dafür ist in den Jugend- und Seniorenklassen ein ärztliches Attest notwendig. Für Erwachsene gibt es drei Leistungsklassen (A, B, C). Einsteiger beginnen in der C-Klasse. Info: www.rad-net.de

-Guter Einstieg in den Wettkampfsport. Teilnehmen kann jeder, der es sich zu-traut. Die wichtigsten Termine:• 1.5. Eschborn-Frankfurt City Loop,

www.henninger-rennen.de• 21.6. Škoda Velothon Berlin,

www.skoda-velothon-berlin.de• 16.8. Vattenfall Cyclassics Hamburg,

www.vattenfall-cyclassics.de• 13.9. Rund um die Nürnberger Alt-

stadt, www.radrennen.de