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_________________________________________________________________________________ 1 / 2010 Inhalt: Brief der Geschäftsführerin ................................................... 2 Brief des scheidenden Geschäftsführers .............................. 3 Veranstaltungskalender ........................................................ 4 Jahrestagung ..................................................................... 4 Fachtagungen.................................................................... 4 Aktivitäten der Geschäftsstelle ......................................... 5 Aktivitäten der Zweigstellen ............................................... 6 OSTEUROPA .......................................................................... 8 Mitglieder .............................................................................. 11 Personalien........................................................................ 11 Institutionelle Mitgliedschaften ........................................... 12 Buchveröffentlichungen ..................................................... 12 Service .................................................................................. 13 Kontaktprogramm Belarus ................................................. 13 Internationale Zusammenarbeit ......................................... 14 Verschiedenes ................................................................... 14 Tagungsberichte ................................................................... 15

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1 / 2010 Inhalt: Brief der Geschäftsführerin ................................................... 2 Brief des scheidenden Geschäftsführers .............................. 3 Veranstaltungskalender ........................................................ 4 Jahrestagung ..................................................................... 4 Fachtagungen .................................................................... 4 Aktivitäten der Geschäftsstelle ......................................... 5 Aktivitäten der Zweigstellen ............................................... 6 OSTEUROPA .......................................................................... 8 Mitglieder .............................................................................. 11 Personalien ........................................................................ 11 Institutionelle Mitgliedschaften ........................................... 12 Buchveröffentlichungen ..................................................... 12 Service .................................................................................. 13 Kontaktprogramm Belarus ................................................. 13 Internationale Zusammenarbeit ......................................... 14 Verschiedenes ................................................................... 14 Tagungsberichte ................................................................... 15

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder, mit dem neuen Rundbrief geben wir Ihnen ei-nen Überblick über die geplanten Aktivitäten der DGO und ihrer Zweigstellen in der ersten Jahreshälfte 2010. Angesichts der gerade er-folgten Wahlen in der Ukraine und der mit ihnen verbundenen politischen Veränderungen wird die Ukraine ein Schwerpunktthema der DGO in den kommenden Monaten sein. Das nächste Themenheft der OSTEUROPA wird sich aus die-sem Anlass der Ukraine widmen. Darüber hi-naus planen wir eine Reihe von Veranstaltun-gen mit unterschiedlichen Partnern: • Am 1. März werden wir gemeinsam mit der

Bertelsmann-Stiftung, dem Deutsch-Ukrainischen Forum und der Deutschen Welle eine Podiumsdiskussion zum The-ma der „Ukraine nach den Wahlen“ ver-anstalten.

• Am 27.-28. April finden in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen in Deutschland und der Ukraine die 5. Kiewer Gespräche zum Thema „Energie – Ukraine – Euro-pa“ in Berlin statt.

• Ebenfalls im Frühjahr erörtern wir im Rah-men der Konferenz „Dynamik oder Still-stand?“ in Kooperation mit der Gesell-schaft für technische Zusammenarbeit die Auswirkungen der neuen Regierungskons-tellation auf ausgewählte Aspekte der uk-rainischen Innen- und Außenpolitik.

Am 6.-7. Mai wenden wir uns mit einer Konfe-renz zum Thema „Alt sein im Osten Euro-pas“ einer Bevölkerungsgruppe zu, die auf-grund der demographischen Entwicklungen

auch in den Ländern Mittel- und Osteuropas an Bedeutung gewinnen sollte, aber bisher wenig gesellschaftliche Aufmerksamkeit erfährt. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Stif-tung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft statt. Mit einer Veranstaltung im Juni 2010 werden wir den Blick noch weiter östlich in Richtung Kaukasus lenken. Geplant ist eine Konferenz über die „EU und die Zivilgesellschaft im Südkaukasus“, die wir gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung und der Eurasia Part-nership Foundation ausrichten werden. Insbesondere möchte ich Sie zur Jahresta-gung der DGO zum Thema „Lehren aus der Krise. Gesellschaft, Institutionen und Werte im Osten Europas“ am 18.-19. März nach Re-gensburg einladen. Unmittelbar vor der Tagung findet die jährliche Mitgliederversammlung der DGO statt. Ich hoffe sehr auf Ihre Teilnah-me. Mir bietet die Versammlung eine gute Ge-legenheit, mich Ihnen persönlich als neue Ge-schäftsführerin vorzustellen. Ihre Anregungen für die künftige Arbeit und Schwerpunktsetzung der DGO nehme ich aber auch gern anderwei-tig entgegen. Über den direkten Kontakt und eine aktive Zusammenarbeit mit Ihnen würde ich mich freuen. Ihre Dr. Gabriele Freitag - Geschäftsführerin -

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,

am 24. August 2009 jährte sich die Unabhängig-keit der Ukraine zum 18. Mal. Doch auch im Jahr ihrer Volljährigkeit lässt das Land uns rätseln, wo-hin es steuert. In regelmäßigen Abständen ist es in die internationalen Schlagzeilen geraten – sei es durch Energie(transit)krisen, den drohenden Staatsbankrott, anhaltende Blockaden zwischen Präsident, Regierung und Parlament, ein äußerst gespanntes Verhältnis zu Russland, die Zukunft der Schwarzmeerflotte, den Brennpunkt Krim und die gesellschaftlichen Risse zwischen Ost und West. Doch die Eliten des Landes betrachten die Krise längst als Normalfall und üben sich in Ge-lassenheit.

Dabei zeichneten sich am Anfang des Jahrtau-sends durchaus positive Trends ab. Die seit Mit-te der 1990er Jahre durchgeführten Reformen hatten den dramatischen wirtschaftlichen Verfall beendet, und die anschließende Phase des weltweiten Booms führte zu einer ungeahnten Nachfrage nach den Erzeugnissen der ukraini-schen Schwerindustrie – von Rohstahl bis zu Rüstungsgütern. Die Folgejahre zeigten aber, dass viele Fortschritte nur auf Sand gebaut war-en. Die Strukturreformen blieben weit hinter den Notwendigkeiten zurück, vor allem was die Energieabhängigkeit der Ukraine betraf. Statt konsequent an der nachhaltigen Wettbewerbs-fähigkeit der Ukraine zu arbeiten, beschränkte sich die offizielle Politik zu oft auf Deklarationen zum gewünschten Beitritt zu EU und NATO. Häufig überwog die Hoffnung, geopolitische Renten in Form zusätzlicher internationaler Hil-fen realisieren zu können, auch ohne die dafür notwendigen Reformschritte zu unternehmen.

Dennoch zeigt die hohe Wahlbeteiligung bei den Präsidentschaftswahlen 2010 einmal mehr, dass die „Orangene Revolution“ von 2004 noch weiter nachwirkt. Ganz im Gegensatz zur Ent-wicklung beim „nördlichen Nachbarn“ Russland ist der Wahlgang weitgehend fair verlaufen, und der amtierende Präsident Juschtschenko wird nach einer dramatischen Niederlage im demo-kratischen Prozess sein Amt abgeben. Trotz der politischen Frustrationen, die Elitenkämpfe und -blockaden bei der Bevölkerung ausgelöst haben, manifestierte sich hier abermals eine starke Be-

reitschaft, die demokratischen Rechte weiterhin auszuüben und zu sichern.

Die DGO wird die Ukraine zum Schwerpunkt-thema des 1. Halbjahres 2010 machen. Als per-sönlichen Beitrag zu dieser Debatte kann ich Ih-nen die Neuauflage des Werks Fünf Jahre ohne Plan: Die Ukraine 1991-96. National-staatsbildung, Wirtschaft und Eliten anbieten, das gerade im LIT-Verlag erschienen ist. Denn ein guter Teil der heutigen Entwicklungen lässt sich weiterhin aus der Unabhängigkeitsgeschich-te erklären. Grund dafür ist die Tatsache, dass die ukrainische Souveränität 1991 als "Histori-scher Kompromiss" zwischen der Nationalbewe-gung, den ostukrainischen Bergarbeitern und einflussreichen Teilen der alten Nomenklatura zustande kam. Als Wirtschaftskrise, soziale Un-sicherheit und sprachlich-kulturelle Ukrainisie-rungspolitik die mit der Unabhängigkeit verbun-denen Hoffnungen enttäuschten, ging dieser nationale Konsens verloren, und in den stärker sowjetisch-russisch geprägten Landesteilen nahmen zentrifugale Tendenzen zu. Erst als die ostukrainischen Regionaleliten ein eigenes Interesse am Nationalstaat entwickelten, wurde die ukrainische Eigenstaatlichkeit akzeptiert und zur Durchsetzung dieser Interessen genutzt. Dabei standen die Aneignung von Rentenein-kommen und der Schutz des neuen Privateigen-tums im Vordergrund. Diese Motive und der Grad ihrer Erfüllung bestimmen die ukrainische Politik bis heute – und auch die Akteure sind noch teilweise dieselben.

Nicht nur in der Ukraine, auch bei der DGO ist Anfang 2010 ein Stabswechsel erfolgt. Ich habe die Geschäftssstelle Ende Januar verlassen, und Dr. Gabriele Freitag ist neue Geschäftsführe-rin der Gesellschaft. Es war eine interessante Erfahrung, die Gesellschaft ein Stück des We-ges begleiten zu können und ich hoffe, ein paar positive Akzente gesetzt zu haben. Ich weiß die Gesellschaft auch weiterhin in guten Händen und freue mich auf neue Herausforderungen. Bleiben Sie mir gewogen.

Ihr

Dr. Andreas Wittkowsky

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VERANSTALTUNGSKALENDER Programme der Tagungen sowie Hinweise zur Anmeldung finden Sie auf unserer Website www.dgo-online.org.

Jahrestagung 2010 Die Jahrestagung der DGO findet zum Thema Lehren aus der Krise: Gesellschaft, Institu-tionen und Werte im Osten Europas am 18. und 19. März in Regensburg statt. Ausgangs-punkt für die Diskussionen ist die Erfahrung, dass die Krise der Jahre 2008 und 2009 noch einmal die Risiken der Transformation vom Plan zum Markt deutlich gemacht hat. Im Rück-blick haben die Fehlentwicklungen in einer Rei-he postsozialistischer Staaten auch mit dem Aufwuchs einer Klasse „neuer Kapitalisten“ bzw. Oligarchen etc. zu tun, die politische Ent-wicklungen mitgestalteten. Diese hatten zwar Interesse an Privatisierung und Liberalisierung

des Kapitalverkehrs, aber keines an gerechter Verteilung. Demokratische Institutionen boten ihnen die Chancen zum Machterwerb und Machterhalt. Ziel der Konferenz ist es deshalb zu fragen, ob das Konzept der Transformation zu Markt und Demokratie im Angesicht der Kri-se an seine Grenzen gestoßen ist und welche Szenarien und Entwicklungswege sich in den Ländern Osteuropas abzeichnen, aber auch, welche Einflussmöglichkeiten und Auswirkun-gen die bisher getroffenen und geplanten Anti-Krisenmaßnahmen zeigen. Die Einladung und das Programm zur Tagung erhalten Sie in Kür-ze.

Fachtagungen 2010 In diesem Jahr ist bisher eine Fachtagung konkret geplant: Die Fachtagung der Juristen findet vom 30. Juni bis 2. Juli 2010 in Köln zum Thema „Be-wusstes Erinnern und bewusstes Verges-sen. Der juristische Umgang mit der Ver-gangenheit in den Ländern Mittel- und Osteuropas“ unter der Leitung von Prof. Dr. Angelika Nußberger statt. Erinnerungsdiskurse sind in der Regel kein Thema für die Rechtswissenschaft. Allerdings ist in der Gegenwart zu beobachten, dass meh-rere Facetten des Themenkreises „Vergangen-heitsbewältigung – Umgang mit dem Erbe der Vergangenheit“ auf rechtliches Argumentieren und die Weiterentwicklung des Rechts deutlich Einfluss nehmen und dass das Recht auch vermehrt als Mittel zur Steuerung des Umgangs mit der Vergangenheit eingesetzt wird. Dies gilt in besonderem Maße für die Länder Mittel- und Osteuropas, die sich einerseits mit der kommu-nistischen Vergangenheit auseinandersetzen müssen, andererseits aber auch bestrebt sind,

in der Vergangenheit besondere (Unterschei-dungs)merkmale der eigenen Kultur auch im Bereich des Rechts aufzudecken. Für die Weiterentwicklung des Rechts und die Rechtfertigung bestimmter rechtlicher Sonder-regelungen wird gleichermaßen oftmals die Vergangenheit herangezogen, man denke nur an die Wiedereinführung der Geschworenenge-richtsbarkeit in Russland unter Berufung auf die Reformen von Zar Alexander II im 19. Jahrhun-dert. Illustrativ ist auch die Diskussion um den völkerrechtlichen Grundsatz „uti possidetis“. Damit wird begründet, bei Staatennachfolge-prozessen die administrativen Grenzen zu neu-en Staatsgrenzen „hochzuzonen“, um Gebiets-streitigkeiten bei der Neuentstehung von Staaten zu vermeiden. Beispiele für Versuche, das Recht als Instrument zu verwenden, um ei-ne autoritäre Sicht auf die Geschichte durchzu-setzen wären etwa der von Präsident Medwed-jew erlassene Ukaz zur Einsetzung einer Kommission, die die Aufgabe hat, den Versu-chen einer Falsifizierung der Geschichte zum Nachteil Russlands entgegenzuwirken oder

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auch der Entwurf eines ukrainischen Gesetzes, das die Leugnung des Holodomor unter Strafe stellen sollte. All diese Fragen sind von großer Aktualität und stellen die inhaltliche Klammer dar für die Fach-tagung, an der die unterschiedlichen Rechts-disziplinen Zivilrecht, Öffentliches Recht und Strafrecht in gleicher Weise einbezogen wer-

den. Außerdem soll ein Dialog zwischen Rechtswissenschaftlern aus verschiedenen Ländern Mittel- und Osteuropas ermöglicht werden. Der Ansatz der geplanten Tagung ist innovativ, da die Instrumentalisierung von Erin-nern (und Vergessen) in der juristischen Argu-mentation noch nicht herausgearbeitet wurde.

Geschäftsstelle

Vorschau 1. März Die Ukraine nach den Präsidentschaftswah-len Diskussionsveranstaltung in Kooperation mit der Deutschen Welle, dem Deutsch-Ukrainischen Forum und der Bertelsmann-Stiftung Berlin 18.-19. März Lehren aus der Krise. Gesellschaft, Institu-tionen und Werte im Osten Europas Jahrestagung der DGO in Kooperation mit dem Wissenschaftszentrum Ost- und Südosteuropa Regensburg 27.-28. April Energiesicherheit – Ukraine – Europa 5. Kiewer Gespräche in Kooperation mit dem Europäischen Austausch, der Heinrich-Böll-Stiftung und der Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin

April Dynamik oder Stillstand? Die Ukraine nach den Präsidentschaftswahlen Internationale Tagung in Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam-menarbeit und Entwicklung und der Gesell-schaft für Technische Zusammenarbeit Berlin 6.-7. Mai In Würde. Alt sein im Osten Europas Internationale Konferenz in Zusammenarbeit mit der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft Berlin 10. Juni The EU and Civil Society in the South Cau-casus Internationale Konferenz in Zusammenarbeit mit der Eurasia Partnership Foundation und der Robert Bosch Stiftung Berlin

Rückschau

21. Oktober Die Ostpolitik der Europäischen Union: Die Rolle der deutsch-russischen Beziehungen Jahreskonferenz des Deutsch-Russischen Fo-rums in Kooperation mit der Bertelsmann-Stiftung (Tagungsbericht auf Seite 15)

23.-25. Oktober Das Ende des postsozialistischen Raums? (Ent-) Regionalisierung in Osteuropa 17. Nachwuchstagung Junger Osteuropa-Experten in Kooperation mit der Forschungsstelle Osteu-ropa an der Universität Bremen und mit Unters-tützung der Otto-Wolff-Stiftung (Tagungsbericht auf den Seiten 15-17)

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25.-26. November Medienvielfalt in Ost- und Südosteuropa. Stand, Notwendigkeit, Perspektiven 8. Frankfurter Medienrechtstage in Kooperation mit dem Studien- und Forschungsschwerpunkt Medienrecht der Viadrina (Tagungsbericht auf den Seiten 18-19) 3.-4. Dezember 2009 Krisen- und Chancenraum Osteuropa Internationale Konferenz der DGO-Fachgruppen Wirtschaft und Geographie in Zu-sammenarbeit mit der Deutschen Forschungs-gemeinschaft, dem Leibniz-Institut für Länder-kunde und dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft 11.-13. Dezember Kultur als/und Übersetzung. Russisch-deutsche Beziehungen im 20./21. Jahrhundert Internationale Konferenz der DGO-Fachgruppe Slawistik (Tagungsbericht auf den Seiten 19-23)

17. Dezember Binnensicht – Außensicht: Vom politischen Umgang mit der Russischen Föderation Diskussionsveranstaltung mit Lilia Shevtsova (Carnegie Moscow Center), Dr. Gernot Erler (MdB, ehem. Staatsminister), Moderation: Dr. Andreas Wittkowsky, DGO in Zusammenarbeit mit der Stiftung Wissenschaft und Politik 17.-18. Dezember Formen der Herrschaft im postsowjetischen Raum Internationale Konferenz der DGO-Fachgruppe Politikwissenschaft in Zusammenarbeit mit der Stiftung Wissenschaft und Politik

Zweigstellen

Vorschau Hannover 20. März 2010 Neue Forschungen zu Massenverbrechen im 20. Jahrhundert Tagesseminar in Kooperation mit dem Verein der Geschichte des Weltsystems und der VHS Hannover mit Prof. Dr. R. Thursten, Marc Jun-ge, Rolf Keller, Jens Binner und Jan Jörn Lei-decker Ort: VHS Hannover, Theodor-Lessing-Platz 1

Trier 16. Februar 2010, 12.00 Uhr c.t. Erinnerungskulturen als Objekt der Außen-politik in Ostmitteleuropa Vortrag von Prof. Dr. Alvydas Nikžentaitis (Wil-na) Ort: Universität Trier, Fachbereich III Politikwis-senschaft, Raum P 12

Rückschau

Düsseldorf 26. Januar 2010 Über das ungebührliche Verhalten des Pub-likums. Fußballfans in der Sowjetunion zwi-schen Ausschreitung und Aushandlung, 1954-1964 Vortrag von Manfred Zeller M.A. (Hamburg)

Frankfurt am Main 17. Oktober 2009 Zukunft der Menschenrechtsarbeit in Russ-land – Das Beispiel MEMORIAL Podiumsdiskussion mit Arsenij Roginskij, Alek-sandr Tscherkassow, Elena Zhemkowa, Anna Schor-Tschudnowskaja In Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen

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4. Februar 2010 Belarus und Ukraine. Von Brüssel hofiert – von Moskau genötigt? Vortrag von Rudolf A. Mark (Hamburg) in Koo-peration mit dem Institut für Slavische Philolo-gie der Goethe-Universität Frankfurt Freiburg 9. Dezember 2009 Russian socio-cultural identity: From Push-kin to Putin Vortrag von Dr. Galina Telegina (Staatliche Universität Tjumen) Gemeinsam mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, dem Slavischen Seminar, dem Histo-rischen Seminar und dem Institut für Kultur-geographie Hamburg 18. Januar 2010 How football explains Soviet life. Spartak Moscow - The people’s team in a worker’s state Vortrag von Prof. Dr. Robert Edelmann (Univer-sity of California) Hannover 21. Januar 2010 Transformationsprozesse in polnischen Städten Zusammen mit dem Verein der Geschichte des Weltsystems und der VHS Hannover Vortrag von Prof. Dr. Robert Puetz (Frankfurt am Main)

Konstanz 20. Januar 2010 Die Entwicklung imperialen Denkens im Russischen Reich Vortrag von Frau Dr. Ricarda Vulpius (Mün-chen) Leipzig 15. Januar 2010 Eine kleine Nation? Tschechiens Selbstbe-hauptung in Europa Vortrag von Prof. Dr. Hans Dieter Zimmermann (Berlin/Prag) In Kooperation mit dem Institut für Slavistik Tübingen 29. Juni 2009 Der Neue Mensch im Spiegel des Sports. Fizkul`turniki in der Presse der frühen Sow-jetunion und des postkommunistischen Russland Vortrag von Sandra Budy (Hamburg) 8. Februar 2010 „Jede Generation hat ihr Magnitka." KamAZ - ein Großprojekt der Ära Breznev im Spie-gel der Zeit Vortrag von Esther Meier

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OSTEUROPA

Unter dem Titel „Kooperation trotz Konfrontati-on. Wissenschaft und Technik im Kalten Krieg“ zeigen zehn Autoren in OSTEUROPA 10/2009, wie die erbitterte Systemkonkurrenz zwischen

kapitalistischer und kommunistischer Ordnung die Globalisierung vorantrieb. Sie demonstrie-ren, dass die Meteorologie erst zur kriegsrele-vanten Wissenschaft gemacht wurde, bevor Wetterwissenschaftler aus Ost und West den menschengemachten Klimawandel entdeckten, und dass die gemeinsame Forschung zur Be-wältigung ökologischer Probleme an den An-fängen jener Technik stand, die zum Symbol der Globalisierung schlechthin geworden ist: des Internets. Darüber hinaus geht es in weite-ren Verflechtungsstudien um Kybernetik und Genetik, um Schach und Sport, um Kosmonau-ten-Kult und Auto-Fetisch. Das Heft hat 200 Seiten, ein Farbeinschub und 50 weitere Abbildungen schmücken es. Mitglie-der der DGO erhalten es zum Sonderpreis von 14,00 Euro (statt 18,00).

Inhalt Editorial Dialektik der Aufrüstung Klaus Gestwa, Stefan Rohdewald Verflechtungsstudien Naturwissenschaft und Technik im Kalten Krieg Boris Belge, Klaus Gestwa Wetterkrieg und Klimawandel. Meteorologie im Kalten Krieg Slava Gerovitch Die Beherrschung der Welt Die Kybernetik im Kalten Krieg Jens Niederhut Grenzenlose Gemeinschaft? Die scientific community im Kalten Krieg Igor J. Polianski "Das Lied vom Anderswerden" Lysenko und die Semantik der Vererbung

Simon Donig Vorbild und Klassenfeind Die USA und die DDR-Informatik Frank Dittmann Technik versus Konflikt Datennetze durchdringen den Eisernen Vor-hang Klaus Gestwa Kolumbus des Kosmos "Der Kult um Jurij Gagarin Andreas Nievergelt Kunstschach im Kalten Krieg Kontaktzone zwischen Ost und West Luminita Gateje Sozialistische Volkswagen Trabant, Lada und Dacia im Kalten Krieg Stefan Rohdewald Schneller, höher, weiter Biomechanik zwischen West und Ost

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In OSTEUROPA 11/2009 beleuchtet Peter Graf Kielmannsegg zum Ende des ereignisreichen

Erinnungsjahres 2009 noch einmal die Bedeu-tung von 1989 für die europäische Ideenge-schichte; Karl Schlögel sucht in seinem Epo-chengemälde, wo eigentlich Russland 20 Jahre nach der Wende steht, einen Impfstoff gegen die Resignation, die alle aufrichtigen Russland-freunde zu überkommen droht. Außerdem geht es um Energiepolitik in der europäischen Nach-barschaft, die Ostseestrategie der EU, die Atombombennostalgie in der Ukraine und pol-nische Kultur. Das Heft hat 192 Seiten, zwei Karten sowie zahlreiche Abbildungen und kostet für Mitglie-der nur 8,00 Euro (statt 10,00).

Inhalt Editorial Reflexion statt Reenactment Peter Graf Kielmansegg Die zweite Oktoberrevolution Ein Glücksfall der europäischen Geschichte Karl Schlögel Auf verlorenem Posten? Russland und seine Freunde 20 Jahre nach 1989 Boguslaw Bakula Die Last der Freiheit Polnische Kultur 1989-1999 Severin Fischer, Barbara Lippert Mehr Gleise EU-Energieaußenpolitik und ENP

Eckart D. Stratenschulte Meerwert Ostsee Die Ostseestrategie der EU und Russland Mykola Rjabčuk Sehnsucht nach der Bombe Die Ukraine, die Mythen und die Atomwaffen Andreas Umland Orange Revolution als Scheideweg Demokratisierungsschub in der Ukraine, Restaurationsimpuls in Russland Sören Urbansky Auf in die Provinz! Recherchen in Russlands Regionalarchiven

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In „Gemeinsam einsam. Die Slawische Idee nach dem Panslawismus“ nehmen 22 Autoren und Autorinnen auf 324 Seiten Aufstieg und Fall der Idee einer Einheit der Slawen - aller Sla-wen, der Ostslawen, der Südslawen, der Aus-troslawen - unter die Lupe. Es geht um die kul-turellen Wurzeln und um politische Konzepte, um die Verarbeitung in Malerei und Literatur und um die Instrumentalisierung unter Stalin, um Panslawismus, Austroslawismus und Ju-goslawismus. Der Blickwinkel reicht von Polen bis Bulgarien und von Tschechien bis Russ-land. OSTEUROPA 12/2009 ist mit 77 Abbildungen und 4 Karten reich illustriert. Mitglieder können das Heft wie immer zu einem Sonderpreis von 18,00 Euro (statt 22,00) bestellen.

Inhalt Editorial Idee und Interesse Stefan Troebst Slavizität Identitätsmuster, Analyserahmen, Mythos Hans Lemberg Hej Slované! Die Slawische Idee bei Tschechen und Slowa-ken Martina Baleva Martyrium für die Nation Der slawische Balkan in der ostmitteleuropä-ischen Malerei des 19. Jahrhunderts Ute Raßloff Ungar, Slawe, Gorale, Slowake Jánošík als mythischer Volksheld Markus Krzoska Historische Mission und Pragmatismus Die slawische Idee in Polen im 20. Jahrhundert Jan C. Behrends Die „sowjetische Rus“ und ihre Brüder Die slawische Idee in Russlands langem 20. Jahrhundert

Georg von Rauch Eine taktische Waffe Der sowjetische Panslawismus. Dokumentation Vladimir Claude Fišera Kommunismus und slawische Idee Von der Kommunistischen Balkanföderation zum gesamtslawischen Komitee (1920-1946) Sylwester Fertacz Von Brüdern und Schwestern Das Allslawische Komitee in Moskau 1941-1947 Rumjana Mitewa-Michalkova Aufstieg und Fall der Slawischen Idee Das Slawische Komitee in Bulgarien 1944-1991 Ludwig Elle Unter Brüdern Die Sorben und die slawische Solidarität im 20. Jh. Malerei und Literatur Maria Bobrownicka In, mit oder gegen Europa Slawische Modelle der Nationalkultur

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Monika Rudas'-Grodzka Versklavtes Slawentum Messianismus und Masochismus bei Mickie-wicz Agnieszka Gąsior Kunst und Weltfrieden Alfons Muchas Slawisches Epos Anne Cornelia Kenneweg Moralische Migräne Krleža, Križanic' und die (süd)slawische Idee Tatjana Petzer Figuren der Einheit Rhetorik und Realität der südslawischen Integ-ration Norbert Franz Slawen(dis)kurs Die deutsche Slawistik und ihr Gegenstand Christian Lübke Aufstieg, Fall, Wiederbelebung Entwicklungslinien der Slawenforschung

Die slawische Idee im 21. Jahrhundert Frank Hadler Alter Slowake! "Vernünftiger Staatshistorismus" statt "Slawen-beschwörung" Wilfried Jilge Fragmente der Einheit Ostslawisches Gemeinschaftsdenken in der Uk-raine Elena Temper „Der reinste slawische Stamm" Identitätsbildung à la bielarusse Tilman Berger Potemkin im Netz Slovio und die Pseudo-Panslawen

MITGLIEDER

Personalien Als neue Mitglieder wurden am 13. November 2009 aufgenommen: Abeßer, Michel Freiburg Bosse, Dr. Giselle Maastricht Bredies, Dr. rer. Pol. Ingmar Regensburg Eder, Dr. Angelika Prag Guski, Prof. Dr. em. Andreas Berlin

Hoffmann, Katharina Berlin Holzmeier, Carolin Regensburg Lehmann, Marc, M.A. Prag Mijnssen, Ivo Zürich/CH Müller, Melanie, M.A. Münster

Pörzgen, Dr. Yvonne Bremen Sieg, Dr. Dr. Hans Martin Berlin Sridhar, Dipl. Ing. Kishor Taunusstein Strasser-Gackenheimer, Christian Konstanz Voylokova, Tatiana Balashicha/RU

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Institutionelle Mitgliedschaften Die DGO hat ihre Verbindungen mit Partneror-ganisationen erneut vertieft. Mit dem Deutsch-Turkmenischen Forum wurde eine gegenseitige kostenlose Mitgliedschaft vereinbart. Damit erhöht sich die Anzahl der institutionellen Mitgliedschaften auf fünf. Weitere Mitglied-

schaften bestehen mit der Südosteuropagesell-schaft, der Deutsch-Belarussischen Gesell-schaft, dem Ost- und Mitteleuropa-Verein und dem Deutsch-Moldauischen Forum.

Buchveröffentlichungen

Wir erhielten Nachricht von folgenden Buchveröffentlichungen unserer Mitglieder: Beer, Mathias/ Beyrau, Dietrich/ Rauh, Caroline (Hg.): Deutschsein als Grenzerfahrung. Minderheiten-politik in Europa zwischen 1914 und 1950, Klartext-Verlagsgesellschaft, Essen, 2009, 256 Seiten, ISBN 978-3-8375-0097-4. Gestwa, Klaus: Die Stalinschen Großbauten des Kommunismus. Sowjetische Technik- und Umweltge-schichte 1948-1964 [Ordnungssysteme. Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit, Bd. 30], R. Olden-bourg Verlag, München, 2010, 660 Seiten, 84,80 Euro, ISBN 978-3-486-58963-4. Ismayr, Wolfgang (Hg.): Die politischen Systeme Osteuropas, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 3., aktualisierte und erweiterte Aufl., 2010, 1187 Seiten, 79,95 Euro, mit 22 Abb. u. 134 Tab., ISBN 978-3-531-16201-0. Krüßmann, Thomas: Transnationales Strafprozessrecht (im kriminalgeografischen Raum russischer or-ganisierter Kriminalität), Nomos-Verlag, Baden-Baden, 2009, 771 Seiten, 128 Euro, ISBN 978-3-8329-4661-6. Wittkowsky, Andreas: Fünf Jahre ohne Plan. Die Ukraine 1991–96. Nationalstaatsbildung, Wirtschaft und Eliten, LIT Verlag, Berlin, 2. Auflage 2010, 248 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-8258-3622-1. Neue Arbeitspapiere der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen: Nr. 103: Leyla Safta-Zecheria: Dekonstruktion von Korruption. Die Bedeutung des EU-Beitritts für die westeuropäische Medienberichterstattung über Korruption in Rumänien. Bremen, September 2009, 33 Seiten, ISSN: 1616-7384. Nr. 104: Forschungsstelle Osteuropa (Hrsg.): Das Ende des postsozialistischen Raums? (Ent-) Regio-nalisierung in Osteuropa. Beiträge für die 17. Tagung junger Osteuropa-Experten. Veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, der Forschungsstelle Osteuropa und der Europäischen Akademie Berlin. Bremen, September 2009, 158 Seiten, ISSN: 1616-7384.

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Publikation zur Fachtagung der Pädagogen in der DGO vom 30.09.-2.10.2008: Themenheft: Bildung und soziale Differenzierung in Mittel- und Osteuropa, in: Bildung und Erziehung, 62. Jg. (09/09), H. 3, hrsg. von Anweiler, Oskar/ Steier, Sonia, böhlau Verlag, Köln Weimar Wien, 383 Seiten, 19,90 Eu-ro, ISBN 978-3-412-20377-1.

SERVICE

Kontaktprogramm Belarus Förderung von Mikroprojekten in der deutsch-belarussischen Zusammenarbeit

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesell-schaft für Osteuropakunde (DGO) schreibt die Robert Bosch Stiftung das „Kontaktprogramm Belarus“ auch für das Jahr 2010 aus. Es fördert Mikroprojekte der deutsch-belarussischen Zu-sammenarbeit. Ziel des Programms ist es, der Isolation der belarussischen Gesellschaft in Eu-ropa entgegenzuwirken. Dies soll erreicht wer-den durch: - Förderung der Zusammenarbeit und des Aus-tauschs zwischen Akteuren der Zivilgesellschaft aus beiden Ländern, - Vermittlung eines differenzierten Belarus-Bildes in Deutschland im Rahmen von Verans-taltungen und anderen öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen Die Kooperationsprojekte sollen Kontakte zwi-schen belarussischen und deutschen Akteuren der Zivilgesellschaft etablieren und festigen und damit zur Stärkung einer lebendigen, demokra-tischen Zivilgesellschaft in Belarus beitragen. Was und in welcher Höhe kann gefördert werden? Folgende Aktivitäten können im Rahmen des Kontaktprogramms mit einer ma-ximalen Fördersumme von bis zu 4.000 Euro unterstützt werden: - Begegnungen und Kooperationsprojekte zwi-schen deutschen und belarussischen Vereinen und Initiativen,

- die Teilnahme von belarussischen Vertretern der Zivilgesellschaft an (internationalen) Fach-veranstaltungen in Deutschland, - Hospitationen bei deutschen Partnerorganisa-tionen, - Veranstaltungen mit belarussischen Journalis-ten, Autoren, Musikern und bildenden Küns-tlern, insbesondere aus der jungen Generation, - weitere Maßnahmen zur Vermittlung eines le-bendigen und differenzierten Belarus-Bildes. Wer kann eine Förderung beantragen? Be-vorzugt sollen kleine Initiativen gefördert wer-den. Die Vergabe der Mittel erfolgt über die deutsche Partnerorganisation als Antragsteller, die auch für die Solidität und Integrität der bela-russischen Partner Verantwortung übernimmt. Die deutschen Antragsteller müssen nicht-gewinnorientiert arbeiten; bei Vereinen, Initia-tiven und anderen Körperschaften ist die Aner-kennung als gemeinnützig Voraussetzung. Ei-ne offizielle Registrierung der belarussischen Partnerorganisationen bei den staatlichen Stel-len in Belarus ist keine Fördervoraussetzung. Informationen zu dem Antragsverfahren fin-den Sie unter der Internetseite www.dgo-online.org oder über die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e.V., Schaperstr. 30, 10719 Berlin, Tel.: 030 21 47 84 12, Fax: 030 21 47 84 14, Email: [email protected], Ansprechpartnerin: Ulrike Naumann.

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Internationale Zusammenarbeit

Der ICCEES International Newsletter Nr. 65 (January 2010) ist erschienen. Darin finden Sie aktuelle Informationen des ICCEES Executive Committee sowie weitere Nachrichten aus den Mitgliedsgesellschaften, Hinweise auf kom-mende Konferenzen und Informationen zum

ICCEES VIII World Congress 2010 in Stock-holm. Den Newsletter finden Sie im Internet un-ter http://www.iccees.org/newsletter.htm. Weite-re Einzelheiten zu ICCEES entnehmen Sie bitte der Homepage http://www.iccees.org/.

Verschiedenes Sprachkurse Polnischkurse und das Programm „Krakau erleben“ Die deutsch-polnische akademische Gesell-schaft bietet zweiwöchige Intensiv-Polnisch-Kurse an sowie das Programm „Krakau erle-ben“. Die Polnisch-Kurse werden durch ein Begleit-programm, welches alljährlich aktualisiert wird, bereichert. Das Programm „Krakau erleben“ richtet sich an Schüler und Studenten sowie berufstätige und pensionierte Personen, die Krakau kennen ler-nen, jedoch nicht Polnisch lernen möchten. Detaillierte Informationen sind unter den Inter-netseiten www.polnischkurse.org und www.pnta.pl zu finden.

Call for Papers The Research Center for East European Stud-ies at the University of Bremen will hold a work-shop with the title “The end of the Soviet Uni-on? Origins and Legacies of 1991” from 19th-21st May, 2011. Therefore it invites histo-rians, anthropologists, philologists as well as social scientists interested in this topic to an interdisciplinary workshop in May 2011. Paper proposals for the following, but not necessarily exclusive, topics are welcome: - Chiefs and Clans. Personal Networks and Leadership - Generations. Shared Pasts, Diver-se Presents, Uncertain Futures - Soviet Citizens Between Consent and Dissent - Cultural Codes. The (Post)Soviet Empire of Signs - Soviet Legacies. Between Memory and Eve-ryday Life Format: Paper proposals of approx. 500 words should be send to [email protected] by April 30th, 2010. The workshop will be based on papers of approx. 10.000-25.000 words to be distributed among active workshop partici-pants in advance. At the workshop, every pre-senter has 15 minutes to summarize the main argument for discussion.

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TAGUNGSBERICHTE

Internationale Konferenz: Die Ostpolitik der erweiterten Europäischen Union: Die Rolle der deutsch-russischen Beziehungen 21. Oktober 2009 Zur Jahreskonferenz des Deutsch-Russischen Forums, die in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und der Ber-telsmann-Stiftung stattfand, wurden zahlreiche Referenten aus dem In- und Ausland eingela-den, um über die Ostpolitik der erweiterten EU zu berichten und zu diskutieren. Im ersten Panel mit der Überschrift „Allgemei-ner Überblick. Östliche Partnerschaft – Neuer Ansatz in der Ostpolitik der EU?“ vertrat die deutsche Seite Dr. Andreas Schockenhoff, Koordinator für deutsch-russische zwischenge-sellschaftliche Zusammenarbeit. Seiner Mei-nung nach ist die Entstehung der „Östlichen Partnerschaft“ keineswegs gegen Russland ge-richtet, sondern soll als eine Ergänzung der Be-ziehungen zwischen der EU und Russland be-trachtet werden. Der Gesandte der Europäischen Kommission Dr. Reinhold Bren-der sieht im Projekt der „Östlichen Partner-schaft“ keine Vorbereitung zu einem EU-Beitritt, sondern ein eigenständiges Konzept, in dem jedoch die zentralen Werte der EU von den Mitgliedern der „Östlichen Partnerschaft“ geteilt und einbezogen werden. Nikolaj Kobrinez, Ge-sandter der ständigen Vertretung der Russi-schen Föderation in Brüssel, bekräftigte die Be-reitschaft seines Landes zur Zusammenarbeit in der gemeinsamen Nachbarschaftspolitik. Es

sollte dabei keinen Widerspruch zwischen den Interessen Russlands und der EU geben. Der polnische Abgeordnete des Europaparlaments, Krzysztof Lisek, befürwortete die EU-Politik und bot den sechs Mitgliedern der „Östlichen Part-nerschaft“ bei der Durchsetzung notwendiger Reformen die Hilfe seines Landes an. Im zweiten Teil „Brücken der Verständigung: Die Rolle der neuen EU Mitglieder“ sprach Prof. Dr. Aleksej Puschkow, Direktor des Instituts für Internationale Studien an der Diplomatischen Akademie in Moskau, die wenig konstruktive Kooperationsbereitschaft Russlands in der poli-tischen Zusammenarbeit mit den Ländern des östlichen Europas an. Die Gründe dafür seien unter anderem die unterschiedlichen geschich-tlichen Ereignisse der letzten Jahrhunderte. Er plädierte für eine konstruktive staatliche Zu-sammenarbeit auf der politisch-diplomatischen Ebene, ohne den geschichtlichen Rahmen überzubewerten oder ihn gänzlich auszublen-den. Im Panel zur Rolle der Ukraine und Georgien unterstrichen Dr. Wladimir Ogrysko, erster stell-vertretender Sekretär im Nationalen Sicher-heitsrat der Ukraine, und Dr. Giorgi Kadjaia, ehemaliger Direktor im Nationalen Sicherheits-rat von Georgien die Wichtigkeit der europä-ischen Ausrichtung für ihre beiden Länder. Die „Östliche Partnerschaft“ dürfe nicht der Schlusspunkt der Entwicklung, sondern müsse ein Schritt hin zum EU-Beitritt sein.

Dina Antipina

17. Nachwuchstagung Junger Osteuropa-Experten: Das Ende des postsozialistischen Raums? (Ent-)Regionalisierung in Osteuropa 23.-25. Oktober 2009 Wie in den vergangenen Jahren bot auch die 17. Tagung Junger Osteuropa-Experten Diplo-mandInnen, Promovenden und jungen Post-Docs aus einem weiten disziplinären Spektrum und breiter regionalspezifischer Fokussierung

die Möglichkeit, in Diskussion und Dialog zu tre-ten. Ausgehend vom übergreifenden Veranstal-tungsthema „Das Ende des postsozialistischen Raums? (Ent)Regionalisierung in Osteuropa“ widmete sich die Tagung der Frage, ob „der Osten“ auf den „mental maps“ von heute noch existiert. Die Referenten untersuchten diese Entwicklungen anhand verschiedener politi-scher, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Aspekte. Sie diskutierten zudem die damit ver-

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bundenen Fragen der Haltbarkeit und Aktualität der (Transformations-)Theorien und räumlicher Zuschreibungen. Die multidisziplinär angelegte Tagung förderte das Verständnis für die Komplexität gesell-schaftlicher Veränderung in diesem „Raum“ auch über die Horizonte der eigenen Disziplin hinaus. Im Eröffnungsvortrag „Das Puzzlespiel mit Räumen oder: Totgesagte leben länger“ ging Prof. Dr. Holm Sundhaussen auf die Aktualität des Raumbegriffs und der Zuordnung der ehe-mals sozialistischen Länder zu einer solchen Einheit ein. Dabei wies er darauf hin, dass Un-terschiede die gleichermaßen vorhandenen Gemeinsamkeiten in der Region oftmals vers-chatten. Diese Gemeinsamkeiten rührten nicht nur aus der gemeinsamen sozialistischen Ver-gangenheit, sondern seien auch Ausdruck vor-sozialistischer Prägungen, die später als so ge-nannte Phantomgrenzen wieder zu Tage treten. Selbst Historiker, forderte Sundhaussen ab-schließend, dass nicht nur Geschichtswissen-schaftler einen historischen Blick und eine die nationale Geschichte transzendierende Pers-pektive in ihrer wissenschaftlichen Arbeit ein-nehmen, um solche „Tiefenstrukturen“ in den Blick zu bekommen. Die Gültigkeit eines abgrenzbaren postsozialis-tischen Raums wurde in den folgenden sechs Panels aus jeweils verschiedenen Perspektiven immer wieder neu gestellt und diskutiert; so auch in Panel I (moderiert von Kathrin Müller, kommentiert von Franziska Smolnik) Carolin Holzmeier bezog sich in ihrer Analyse des turkmenischen Regimes auf die von den Mach-thabern genutzten Herrschaftsmechanismen. Dabei stellte sie Kontinuitäten nicht nur von der sowjetischen zur postsowjetischen, sondern auch von der prä- bis zur postsowjetischen Zeit fest. Auch Matthew Frear fokussierte in seiner Ana-lyse des belarussischen Systems auf die Me-chanismen von Herrschaft. Ein Vergleich der Länderbeispiele stellte die Gemeinsamkeiten beider Regime in Bezug auf Herrschaftsme-chanismen heraus; zeigte aber gleichzeitig die Problematik und evtl. auch Überholtheit der Transformationstheorien zur Erklärung der drit-ten „Demokratisierungswelle“ auf.

In Panel II (moderiert von Tobias Meyer, kom-mentiert von Vera Axyonova) untersuchten die Referenten den Einfluss „externer“ Akteure auf die (Neu-)Ordnung des postsozialistischen Raums. Doris Wydra stellte die unterschiedlich konnotierten Konzepte von Europa vor, die sich in der ukrainischen Gesellschaft finden lassen. Diese „frames“, die sich in Sprache und sozia-len Praktiken manifestieren, seien nicht nur un-terbewusst vorhanden, sondern ließen sich auch bewusst für die Annäherung an als auch die Ablehnung von der EU mobilisieren. An diese konstruktivistische Betrachtung schloss sich der Vortrag von Melanie Müller an, die die Annäherung der Ukraine an die EU aus-gehend von der wirtschaftlichen Entwicklung analysierte. Im dritten Beitrag stellten Solveig Richter und Tina Freyburg den von ihnen weiterentwickelten Ansatz der antizipierten Mitgliedschaft dar, mit dessen Hilfe sie EU konforme Reformen beim Nicht-Beitrittskandidaten Ukraine erklären möchten. In Panel III (moderiert von Beate Apelt, kom-mentiert von Sarah Riese) diskutierten die Re-ferenten die Regionalisierungsprozesse im postsozialistischen Raum. Sarah Damus untersuchte, welchen Stellenwert Polnisch für Schüler auf deutscher Seite der deutsch-polnischen Grenzregionen um Frank-furt Oder und Görlitz hat. Dabei ging es auch darum zu prüfen, inwiefern aus der Perspektive eines gemeinsamen Arbeitsmarktes sich an der deutsch-polnischen Grenze diese Grenze transzendierende Regionen bilden. Die Beiträge von Michael Bär und Hristofor Hri-soskulov ergänzten diesen Vortrag um einer-seits einen Blick auf die Schwarzmeerregion als initiierte Region an der Grenze zur EU, sowie anderseits die Betrachtung der Ostseehäfen der postsozialistischen Staaten und ihre Ent-wicklung hin zur Einbindung in globale Wirt-schaftsstrukturen. In Panel IV (moderiert von Monika Neuner, kommentiert von Ivo Mijnssen) stellte Stepanka Busuleanu ihre Untersuchung russischer zivil-gesellschaftlicher Akteure vor. Sie fragt nach den Bedingungen zivilgesellschaftlichen Enga-gements und stellt dieses auch in Zusammen-hang mit den Lebensentwürfen der von ihr be-fragten Akteure.

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Welchen Einfluss das mangelnde generalisierte Vertrauen auf die Demokratisierung im postso-zialistischen Raum hat, beschäftigte Franziska Blomberg. Dabei prüfte sie die westliche De-mokratieförderung – und hier speziell Förderer zivilgesellschaftlicher Organisationen – kritisch. Michael Männel ergänzte diese Vorträge durch die Gegenüberstellung der Struktur und Ent-wicklung der russischen Zivilgesellschaft und der westlichen Theorien von Zivilgesellschaft. Dabei kam er zu dem Schluss, dass in Bezug auf Russland von einer Zivilgesellschaft im (westlichen) theoretischen Sinne nur in Anfän-gen gesprochen werden kann. Panel V (moderiert von Katharina Hoffmann, kommentiert von Vickie Hudson) widmete sich dem Einfluss von legacies und räumlicher Ver-ankerung auf kollektive Identitäten. Im ersten Beitrag zeigte Matej Kralj anhand das Fallbeispiels der Abtreibungsdebatte in Slowe-nien auf, wie man mit der sozialistischen Ver-gangenheit angesichts einer angestrebten Auf-nahme in die EU umgeht und welche Folgen dies wiederum für die postsozialistische Identi-tät hat. Im zweiten Beitrag untersucht Veronika Siska die Rolle nationaler Mythen und deren Kons-truktion. Dabei wies sie Kontinuitäten bzw. Wiederaufnahmen dieser Konstruktion und Re-Konstruktion von dem Beginn einer nationalen Bewegung in Tschechien bis in die postsozialis-tische Zeit nach. Auch Katharina Stadler behandelt in ihrem Vor-trag die Konstruktion von Identitäten. In ihrer Untersuchung georgischer Musik zeigt sie die verschiedenen Einflussebenen wie prä-sowjetisches Erbe, territoriale Konflikte und Na-tionswerdung, die sich in der zeitgenössischen georgischen Musik widerspiegeln und gleichzei-tig auf das Spannungsfeld postsowjetischer georgischer Identitätskonstruktionen hinweisen. In Panel VI (moderiert von Sabine Höger, kommentiert von Sören Keil) diskutierten die Referenten die ergänzend zum zweiten Panel die Rolle extern initiierter und betriebener Pea-cebuilding-Maßnahmen und damit einherge-hender Heranführungen der entsprechenden Länder an die Europäische Union. Dominik Tolksdorf beschäftigte sich mit der Demokratisierungspolitik der EU am Beispiel

Bosnien-Herzegowinas. Anhand des Fallbei-spiels der Polizeireform zeigte er Erfolge, vor allem aber auch Hindernisse der Heranfüh-rungspolitik der EU auf. Hannah Kahlhorn, deren Beitrag sich ebenfalls auf Bosnien-Herzegovina bezog, ergänzte den ersten Vortrag um eine Mikroperspektive, in-dem sie Schülervertretungen als Ort des De-mokratie-Lernens untersuchte. Die juristischen Möglichkeiten zur Beendigung innerstaatlicher Konflikte war Thema des dritten Beitrages. Durch einen Vergleich der sowjeti-schen mit der heutigen russischen und georgi-schen Verfassung zeichnete Christian Strasser-Gackenheimer zudem Kontinuitäten von der sowjetischen zur postsowjetischen Periode nach. Wie in den vergangenen Jahren schloss die Tagung mit einem Praxis-Panel, das in diesem Jahr Perspektiven für junge Osteuropaexperten jenseits der wissenschaftlichen Karriere disku-tierte. Gemma Pörzgen, freiberufliche Autorin und Journalistin, stellte Berufsmöglichkeiten im Bereich „Medien“ vor, machte allerdings auch auf den Wandel aufmerksam, in welchem sich der genannte Sektor derzeit befindet. Entspre-chend hob sie die Bedeutung neuer Medien als Ort journalistischer Arbeit hervor. Irene Hahn, ehem. Büroleiterin des MdB Rain-der Steenblock, gewährte Einblicke in die Arbeit wissenschaftlicher Referenten im Bundestag bzw. in den Büros der Abgeordneten und stellte Zugangswege in diesen Bereich vor. Eggert Hardten, Leiter der Analyse European Stability Initiative, schließlich stellte das Arbeits-feld politischer Think Tanks vor und zeigte de-ren Position im Geflecht zwischen Politik, inter-nationalen Organisationen und Wissenschaft auf. Auch die diesjährige JOE-Tagung bot durch ih-re kollegiale Atmosphäre Gelegenheit für anre-gende und spannende Diskussionen. Die multi-disziplinäre Zusammensetzung der TeilnehmerInnen ermöglichte die Auseinander-setzung und den Vergleich eigener fachlicher Zugänge mit anderen Methoden und Ansätzen.

Katharina Hoffmann Franziska Smolnik

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8. Frankfurter Medienrechtstage 2009 25.-26. November 2009 (Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Neuen Juristischen Wochenschrift) „Medienvielfalt in Ost- und Südosteuropa – Stand, Notwendigkeit und Perspektiven“ war das Thema der am 25./ 26. 11. 2009 von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde und der Europauniversität Viadrina Frank-furt/Oder veranstalteten 8. Frankfurter Medien-rechtstage. Staatliche Repressionen und durch wirtschaftliche Interessen begründete Einfluss-nahme auf die Medien- und Meinungsvielfalt geben Anlass zur Sorge. Diese von Prof. Dr. Wolff Heintschel von Heinegg in seiner Eröff-nungsrede aufgestellte These zog sich als roter Faden durch viele der Podiumsbeiträge. Prof. Dr. Johannes Weberling wies auf die große Be-deutung der freien Presse für die politische Wil-lensbildung in einer funktionierenden Demokra-tie hin, wofür neben der Unabhängigkeit von staatlicher Einflussnahme eine größtmögliche Vielfalt der Medien und Meinungen erforderlich sei. Durch zunehmende Medienkonzentration seien dafür gerade die kleinen Verlage von großer Bedeutung. Kritisch sah er in diesem Zusammenhang die Forderung von Verbands-vertretern, die Pressefusionskontrolle zu lo-ckern. Dem stimmte Dr. Stephanie Jungheim, Mitarbeiterin des Bundeskartellamts, zu, da ei-ne vorherrschende Marktmacht auch Mei-nungsmacht bedeute und durch Fusionskontrol-le Meinungsvielfalt gesichert werde. Dabei wies sie darauf hin, dass es nicht mehr sachgerecht sei, die verschiedenen Medienbereiche isoliert zu betrachten. Vielmehr müssten Presse, Rundfunk und der Internetbereich als Medien-system betrachtet werden. Eine Änderung der Fusionskontrolle sei nicht nötig. Dem stimmte Robert Dunkmann, stellvertretender Vorsitzen-der des Verbands deutscher Lokalzeitungen, zu. Anderer Ansicht war Dr. Roland Gerscher-mann, Geschäftsführer der Frankfurter Allge-meinen Zeitung, der eine Lockerung forderte, da nur große Medienunternehmen überlebens-fähig seien. In weiteren Beiträgen wurde die Bedeutung einer von staatlichenSubventionen unabhängigen Finanzierung der Medien betont. Erforderlich seien laut Joachim Weide-mann, Gründer und Herausgeber von EurAc-

tiv.de, freie Inhalte und Informationszugang, auch für Blogger, sowie freie Verbreitungsmög-lichkeiten. Er kritisierte, dass sich Geschäfts-modelle im Internet teilweise unter dem Radar der Kontrollbehörden befänden. So habe es keine Konsequenzen, wenn Google Firmen im Verhältnis zur tatsächlichen Marktstellung unangemessen schlecht oder gar nicht liste. Er wies auf die Infiltration des Internets durch stra-tegische Investoren, etwa im Bereich der sozia-len Netzwerke, hin. Im nächsten Panel berichte-te Aleksandar Damovski, Chefredakteur einer mazedonischen Zeitung, von der Marktmacht der WAZ–Gruppe, die drei der wichtigsten Zei-tungen Mazedoniens gekauft habe. Er bemän-gelte, dass auch Parlamentsmitglieder Medien-besitzer seien und die Medien zur Durchsetzung ihrer Interessen nutzten. Zudem änderten Medienunternehmen oft ihre politische Ausrichtung, was für Journalisten zu Integri-tätsproblemen führe. Journalistenverbände sei-en schwach und unterstützten Journalisten kaum. Dr. Ivo Indzhov, Politikwissenschaftler in Sofia, kritisierte, dass trotz der großen Vielfalt der Medienangebote in Bulgarien politische Themen kaum von Bedeutung seien. Verant-wortlich dafür seien Verflechtungen der Medien mit Politikern, die Finanzierung durch Interes-sengruppen und strikte Regulierungen und Verbote bestimmter Themen. Alexandru Nasta-se, Journalist in Bukarest, stellte fest, dass fast alle Medien in Rumänien in der Hand von Oli-garchen seien. Durch ausschließlich staatliche Anzeigen bestehe finanzielle Abhängigkeit. Ei-ne öffentliche Diskussion darüber finde nicht statt. Medieninhaber nähmen direkten Einfluss auf die Politik und stellten sogar eigene Kandi-daten zur Wahl. Verfassungsmäßige Regulie-rungsmaßnahmen gebe es nicht. Zur Bedeu-tung übernationaler Medien äußerte sich Dr. Ansgar Burghof, Leiter der Intendanz der „Deutschen Welle“. Er wies auf die zunehmen-de Relevanz des Internets für die Durchbre-chung staatlicher Informationsmonopole hin. Der Auslandsrundfunk verliere jedoch nicht an Bedeutung, da in vielen Ländern Zensur und Abschottung des Internets sowie eine digitale Zweiklassengesellschaft, in der Menschen ohne Internetzugang vom globalen Informationsan-gebot ausgeschlossen seien, vorherrsche. In den Beiträgen kam immer wieder zum Aus-

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druck, dass ausländische Unternehmen und Verbände nur unterstützend tätig sein können, die Initiative für freiere Medien jedoch aus den jeweiligen Ländern kommen müsse. Jacek Woj-tas, Europa-Beauftragter des Polnischen Zei-tungsverlegerverbands, kritisierte, dass Staat-sorgane als Verleger tätig seien. Ein wichtiges Instrument der Medienvielfalt sei das Internet, da es auch Minderheiten und kleinen Interes-sengruppen eine Plattform biete. Kritisch sieht er die Qualität der Beiträge von journalistischen Laien, die Verletzung von Urheberrechten durch Aggregatoren sowie die Einflussmöglich-keiten von Google als marktbeherrschende Suchmaschine. Grigory Kunis, Vize-Direktor der Allianz Unabhängiger Russischer Verlage, kriti-sierte dass Subventionen und Privilegien für staatliche Zeitungen in Russland zur Wettbe-werbsverzerrung führten. Nur finanziell unab-hängige Zeitungen seien in der Lage frei zu be-richten. Er kritisierte die schikanösen Kontrollen der Presse durch Behörden. Ein großes Prob-lem sei, dass es wegen des schlechten Bil-dungssystems wenig ausreichend qualifizierte Journalisten gebe. Zudem mangele es an Ma-nagern, die eine Zeitung als unabhängiges Wirtschaftsunternehmen führen könnten. Über

die Vor- und Nachteile der Aktivitäten deutscher Verlage in Tschechien sprach Michal Klíma, Vi-zepräsident des Weltverbands der Tageszei-tungen. Positiv sei neben dem Know-how die politische Unabhängigkeit. Einheimische Verla-ge seien oft in Politik und Wirtschaft verstrickt, elektronische Medien abhängig von staatlichen Lizenzen, die immer wieder neu erteilt werden müssten. Negativ seien Qualitätsprobleme, da deutsche Verleger oft nur Erfahrung mit lokalen und nicht mit überregionalen Zeitungen hätten. Da es deutschen Verlagen vor allem um Profite ginge, stünden Boulevardthemen im Vorder-grund, unrentable Blätter würden sofort einges-tellt. Auch in Belarus (Weißrussland) befänden sich Funk und Fernsehen unter staatlicher Kontrolle, so Hary Pahaniaila, Mitglied des Be-larussischen Journalistenverbands. Unabhän-gige politische Presse gebe es kaum. Ihr werde der Zugang zum staatlich kontrollierten Ver-triebssystem und die Akkreditierung verwehrt. Strafrechtliche Regelungen ermöglichten Schließungen von Verlagen. Dadurch sei eine freie Entwicklung der Berichterstattung nicht möglich.

Stud. iur. Dora Stöber, Frankfurt (Oder)

Fachtagung der Slawisten Kultur als/und Übersetzung. Russisch-deutsche Beziehungen im 20. und 21. Jahrhundert 11. bis 13. Dezember 2009 Die steigende Intensität der Kulturkontakte in der globalisierten Gesellschaft zwingt zur Neu-bewertung der zwischenkulturellen Vermitt-lungsprozesse. Bereits in den 80er Jahren kün-digte sich eine Wende in der linguistisch ausgerichteten Übersetzungswissenschaft mit einer neuen Auffassung des Übersetzungspro-zesses an. Nicht mehr sprach- und textfixierte Übersetzung steht im Mittelpunkt des Interes-ses der neuen Translationswissenschaft, son-dern die Vermittlung von kulturellen Verbindun-gen und Bedeutungen. Übersetzen wird zunehmend als kulturelle und soziale Hand-lungsform verstanden.

Vor diesem Hintergrund erhält auch die Position des Vermittlers eine neue Brisanz. Übersetzer sind nicht mehr nur Handwerker oder Dienst-leister, sondern aktive Mitgestalter gesellschaft-licher Dynamik. Daher sei es Zeit an der Zeit, die Übersetzer aus ihrer Unsichtbarkeit hervorzuholen und ins Zentrum des Erkenntnisinteresses zu stellen, so Prof. Dr. Birgit Menzel (Universität Mainz/ Germersheim) bei der Eröffnung der 15. Ar-beitstagung der Fachgruppe Slawistik in der DGO vom 11. bis 13. Dezember 2009. Mit dem Thema „Kultur als/und Übersetzung: Russisch-deutsche Beziehungen im 20. und 21. Jahrhun-dert“ bot die Konferenz dem Umdenken des Übersetzungsbegriffes auch im interkulturellen Austausch zwischen Russland und dem deutschsprachigen Gebiet einen weiteren Raum. Das Zusammenkommen von theoretisch ausgewiesenen Referenten mit den dem prakti-

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schen Übersetzungsgeschäft vertrauten slawis-tischen Experten aus Russland und Deutsch-land besaß ein hoch produktives Potenzial; nicht zuletzt angesichts dessen, dass die wis-senschaftliche Auffassung des Übersetzungs-begriffes in den beiden Kulturräumen erhebli-che Differenzen aufweist. Die Unterschiede in den geisteswissenschaftlichen Traditionen sind unübersehbar. Zwischen westeuropäischen und russischen Wissenschaftskulturen scheint aufgrund der spezifischen Charakteristika der akademischen Tradition und nicht zuletzt als Folge der jüng-sten (wissenschaftlich)politischen Entwicklun-gen in Russland nach wie vor ein unsichtbarer Vorhang zu existieren, so Irina Pohlan (Dipl.-Übers. Universität Mainz/Germersheim) im ih-rem Vortrag „Akademische Kultur als Überset-zungsproblem: Kampf der Konventionen, oder Kampf der Diskurse“. Am Beispiel einzelner aus dem Russischen ins Deutsche übersetzter ge-sellschaftspolitischer Zeitschriftenbeiträge er-läuterte die Referentin die Übersetzungsprob-leme, die aufgrund kultureller Unterschiede entstehen. Die wesentlichen Schwierigkeiten seien - sprachlich-terminologischer (ein Begriff werde in den beiden Kulturen in unterschiedlichen dis-kursiven Kontexten verwendet), - stilistisch-rhetorischer bzw. diskursiv-rhetorischer (hohe Expressivität, die in den rus-sischen gesellschaftspolitischen Texten häufig anzutreffen sei, die für die deutschen Texte dieser Art eher untypisch seien) sowie - diskursiv-informativer (russische Texte enthiel-ten überflüssige Informationen bzw. Informatio-nen fehlten, weil der Diskurs für den deutschen Leser unbekannt sei) Art. Die Folge sei, so Pohlan, dass Äußerungen und Formulierungen, die als fremd erscheinen, in manchen Fällen so belassen blieben, meistens aber entweder beseitigt oder geglättet würden. Infolge der Translation durchlebe der Text ei-nen Wandel. Dem Stand der Sprachwissenschaft im post-sowjetischen Russland widmeten Dr. Michail Bezrodnyj (Universität Heidelberg) und Dr. An-na Pavlova (SAP AG Walldorf) ihren Beitrag. Sie kritisierten das linguistische Relativitätsprin-zip, den Neuhumboldtianismus, der als eine der einflussreichsten Doktrinen in der postsowjeti-

schen russischen Linguistik seine Neugeburt erlebt, scharf. Der Neuhumboldtianismus postu-liere die in der westlichen Wissenschaft bereits verworfene Idee der Abhängigkeit der Gedan-kenwege und der Verhaltensmodelle der Men-schen von der Lexik und Grammatik ihrer Mut-tersprache. Doch warum ist diese Doktrin ausgerechnet in Russland so populär? Pavlova und Bezrodnyj zufolge liegt das am politischen Bedarf, „die alten Denkmuster: die Verherrli-chung der russischen Sprache und der Mythos der russischen Seele“ zu instrumentalisieren. Die Ethnostereotype würden so zur Realität und die Sprachwissenschaft erfülle die Aufgabe, die Propaganda wissenschaftlich zu untermauern. Die Dimension des Politischen wurde im Vor-trag von Oleg Aronson (Kandidat der philoso-phischen Wissenschaften, Moskau) fortgesetzt. Auf das Verhältnis zwischen Übersetzung und Politik ging Aronson am Beispiel der in russi-schen akademischen Kreisen stattfindenden Debatte um das Übersetzen der Schriften von Carl Schmitt ein. Die Übersetzung der Texte Schmitts würde zur Verstärkung faschistischer Stimmungen in der Gesellschaft beitragen, so die Meinung der Kritiker. Aronson vertritt jedoch die Ansicht, dass die Rezeption Schmitts die Ähnlichkeit zwischen den Grundsätzen der poli-tischen Macht in Russland und den Mechanis-men des Faschismus offen lege und aus die-sem Grund unerwünscht sei. Literarischer Übersetzung widmeten sich Vor-träge der russischen Referenten Dr. Boris Du-bin (Moskau) und Elena Petrovskaja (Kandida-tin der Wissenschaften, Moskau) sowie ihrer deutschen Kollegin M.A. Claudia Dathe. Der Soziologe und Übersetzer Boris Dubin stell-te „Übersetzung als eine Strategie der literari-schen Innovation“ dar, indem er einige Ansätze von Antoine Berman (z.B. „suchende“ Überset-zung), weiterentwickelte. Jeder Text sei dazu „verdammt“, gelesen zu werden, was ebenfalls bedeute, dass er dadurch unzählige Transfor-mationen durchlebt. Daher trete die Überset-zung als eine die Vielfalt vermehrende Such-strategie auf, die der Auffassung, dass Übersetzung ein Transfer von fertigem, stabi-lem Inhalt sei, widerspreche. Elena Petrovskaja umschrieb die Dimensionen des Unübersetzbaren in der Übersetzung. In ihren Überlegungen geht Petrovskaja vom Kon-

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zept der „inneren Übersetzung“ aus, die im Rahmen einer Sprache stattfindet. Die Poesie sei ein Beispiel dafür. Da sie sich der außerlin-guistischen Dimension bediene, besitzt Poesie das Potential, sich dem Unsagbaren/ Unauss-prechbaren zu nähern. Aus diesen Überlegun-gen heraus wurde von russischen Formalisten eine Unterscheidung zwischen der poetischen und prosaischen Sprache eines Textes getrof-fen, um seine reine Aussagekraft zu ermitteln. Poetische Sprache sei also ein Mittel, das das Verlassen der Sprache ermöglicht um ein inni-geres Verhältnis zu ihr aufzubauen. Claudia Dathe beleuchtete die Probleme der Übersetzung von dem russisch-ukrainischen Sprachkontaktphänomen Suržyk in den Texten der ukrainischen Avantgarde. Bei dem Phänomen des Suržyk handelt es sich um eine durchgängige Erscheinung der ukraini-schen Literatur des 20. Jahrhunderts, so Dathe. Die bestehende Suržyk-Definition greife aller-dings zu kurz, wenn sie Suržyk nur im Mündli-chen ansiedelt. Dathe fordert, dass die Definiti-on modifiziert und auch auf den schriftlichen Bereich ausgeweitet werden sollte. Eine Reihe von Tagungsbeiträgen beschäftigte sich mit der intermedialen Funktion der Übersetzung: Wie wirkt sich die Übersetzung der jeweils anderen Kultur in den Medien (Film, Fernsehen und Internet) aus? Mit Belegen aus dem Internet ermittelte Prof. Dr. Stefan Simonek aus Wien die Besonderhei-ten der Rezeption der umstrittenen deutschen Rockgruppe „Rammstein“ in der zeitgenössi-schen postsowjetischen Populärkultur. In sei-nem Referat „Neue Deutsche Härrrte für Russ-land? Rammstein-Rezeptionen im postsowjetischen Kontext“ untersuchte Simo-nek wie eine Konstellation aus Bild, Ton, Lied-text und Inszenierung in einer anderen Kultur angepasst bzw. „übersetzt“ wird. So würden die Texte auf einige wenige, ritualartig wiederholte lexikalische Elemente reduziert. Zudem achte-ten die Übersetzer darauf, die phonetische Grundstruktur des deutschen Textes auch im Russischen wiederzugeben. Des Weiteren werde der metaphysische Pathos von „Ramm-stein“ zur Dekonstruktion politischer Losungen umfunktionalisiert. Simonek kam zu dem Ergebnis, dass Überset-zungsprozesse auch in der Populärkultur deut-

lich sichtbar werden und sich darin nicht von der Hochkultur (sofern sich diese hierarchische Zweiteilung im Zeitalter der Postmoderne über-haupt noch aufrechterhalten lässt) unterschei-den. Sylvia Hölzl (Doktorandin an der Universität In-nsbruck) beschäftigte sich in ihrem Beitrag mit dem Filmgeschäft. Hölzl untersuchte mit Blick auf die deutsch-russischen Koproduktionen der letzten zehn Jahre, welche Referenzbilder akti-viert werden und inwiefern Identifikationsange-bote in den untersuchten Filmen kodiert sind. So entwickele z.B. der Film „Polumgla“, der vom Verhältnis zwischen den deutschen Kriegsgefangenen und Bewohnern eines Dor-fes im Norden Russlands handelt, einen ‚schie-lenden Blick’ sowohl auf den russischen als auch auf den deutschsprachigen Kulturraum. Dies resultiert, so Hölzl, nicht zuletzt aus den authentischen zweisprachigen Dialogen, die nicht synchronisiert, sondern mit Untertiteln versehen wurden. In das deutsche Fernsehen kam „Polumgla“ dagegen in synchronisierter Fassung, was den Eindruck vermittelte, als ver-stünden sich die Gesprächspartner im Film. Dadurch wurde ein wichtiges Ausdrucksmittel für Alterität neutralisiert, was die Wirkung des Filmes wesentlich abschwächte. Der Film „Anonyma. Eine Frau in Berlin“ illust-rierte das Thema der Tagung außerordentlich gelungen. Der Film bricht mit dem Tabuthema der Gewalt gegenüber Frauen im Krieg und handelt von Vergewaltigungen deutscher Frau-en durch sowjetische Soldaten in Berlin in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges. Da-durch trägt er zur Infragestellung und Destabili-sierung der Erinnerungen an ein identitätsstif-tendes Ereignis bei den Vertretern beider Kulturen bei. Der Vortrag von Dr. Marina Koreneva (St. Pe-tersburg), die bei den Dreharbeiten an „Anony-ma“ als Dolmetscherin mitwirkte, intensivierte die Wirkung des Films. Koreneva berichtete über die schmerzenden Berührungsstellen im Kontakt beider Kulturen, und die daraus resul-tierenden Probleme übersetzerischer Vermitt-lung zwischen den eingeladenen russischen Schauspielern und dem deutschen Produzen-ten. Die Funktion des Übersetzers bzw. Dol-metschers gehe in solcher Situation weit über die „klassische“ sprachliche Vermittlung hinaus.

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Marina Koreneva sprach von einer psychothe-rapeutischen Funktion und machte auf die Macht des Vermittlers sowie seine Manipulati-onsmöglichkeiten aufmerksam. Dass auch Musik eine Art Übersetzung ist, machte PD Dr. Jascha Nemtsov in seinem sein Konzert begleitenden Vortrag deutlich. Ein-drucksvoll zeigte Nemtsov am Beispiel der Kin-dersuiten des Komponisten Joseph Achron, wie dieser es verstand, die kindlichen Emotionen und Phantasien in Noten zu übertragen und dadurch auch beim Zuhörer diese Emotionen zu erzeugen, etwa durch die Vertonung einer „Geschenkeparade“. Am Werk von Juliusz Wolfsohn verdeutlichte Nemtsov die kulturelle Transferleistung von Komponisten: Wolfsohn verarbeitete in seinen Zwei Paraphrasen altjü-discher Volkswaisen die jüdische Folklore ver-gangener Jahrhunderte. Und auch das Konzert selbst war eine Übersetzung, und zwar des Pianisten Nemtsov: Er präsentierte dem Audito-rium seine Interpretation der Stücke, die – wie es bei Vsevolod Zaderackij der Fall ist – noch nicht einmal der Komponist selbst zu Lebzeiten zu Gehör bekam. Auf die historische Perspektive der übersetzer-ischen Vermittlung ging Prof. Dr. Heidemarie Salevsky in ihrem Vortrag „Dolmetschkultur als Kulturvermittlung und als Erinnerungskultur“ ein. Salevsky verglich die Schriften des deut-schen und des russischen Dolmetschers zum Akt der Übergabe des Memorandums der Kriegserklärung mit entsprechenden Archivma-terialien sowie mit den ersten deutschen Refle-xionen zu diesem Ereignis. Sie stellte fest, dass diese sich inhaltlich sowohl in Deutschland als auch in der Sowjetunion erheblich unterschei-den, was die Glaubwürdigkeit von Memoiren in Frage stelle. Da unsere Wahrnehmung jedoch durch unser Gedächtnis bedingt sei und unser Gedächtnis wiederum durch die Geschichte un-serer Wirklichkeitswahrnehmung bestimmt wer-de, erscheinen Wahrnehmung und Gedächtnis als gegenseitige Konstrukte, die einen ständi-gen Wandlungsprozess durchlaufen. Möchte man sich also ein mehr oder minder vollständi-ges Bild über ein Ereignis machen, seien mög-lichst viele von den das Ereignis betreffenden dokumentarischen Quellen und Übersetzungen zu analysieren.

Das Erforschen des Übersetzungsprozesses in der UdSSR in den 1930er Jahren wurde zum Anliegen von Prof. Dr. Katerina Clark, ihre Auf-merksamkeit galt den international ausgerichte-ten Printmedien „Internacional’naja literatura“ und „Literaturnoe obozrenie“. Die Analyse der Publikationen der 1930er Jahre hat ergeben, dass trotz der Verschlossenheit des Landes ge-rade in dieser Zeit die internationalen Themen in den Printmedien intensiv beleuchtet, die Übersetzungen allerdings an die Doktrin des sozialistischen Realismus angepasst worden seien. Die russische Zeitschrift „Inostrannaja literatura“ „als Ort der Vermittlung, Auswahl und Publikati-on von Übersetzungen fremder Texte und als Medium der Modellierung fremder Kulturen über die Literatur“ war Gegenstand der For-schungen, über die Prof. Dr. Birgit Menzel be-richtete. In den ersten Jahren des Tauwetters als „Fenster zum Westen“ gegründet, nahm „Inostrannaja literatura“, laut Menzel, als einzi-ge Zeitschrift, die sich ausschließlich übersetz-ter Literatur widmete, eine Sonderstellung ein. Besonders in den 60-70er Jahren spielte „Inost-rannaja literatura“ für die sowjetischen Leser und Übersetzer eine geradezu geschmacksbil-dende Rolle. Auch konkrete kulturvermittelnde Tätigkeit und Wirkung einzelner Persönlichkeiten wurde im Rahmen der Konferenz gewürdigt. Prof. Dr. Christine Engel ehrte den Fernsehjournalist, Filmemacher, Buchautor und vor allem „Kultur-übersetzer“ Gerd Ruge, dessen Reportagen das Russlandbild im deutschsprachigen Raum generationsübergreifend prägen. Bei seinen Vermittlungsbemühungen folge er einem auf-klärerischen Ideal und sei seit nunmehr 50 Jah-ren für die Vermittlung und Erklärung russischer Verhältnisse eine wichtige Instanz. Viele der Konferenzbeiträge förderten das Ver-ständnis vom jeweils anderen Kulturraum und erweiterten so das von Prof. Dr. Eimermacher in dem Vortrag „Modelle wechselseitiger kultu-rellen Wahrnehmungen“ ausgearbeitete Kon-zept. Eimermacher stellte zu Beginn der Ta-gung anhand von vier Modellen unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Re-zeption und Funktionalisierung von kultureller Erfahrung vor. Er unterscheidet dabei zwischen dem

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- Patchworkmodell, das auf zufälligen Lebens-erfahrungen beruhe und vor allem subjektive Wahrnehmungen verarbeite; - dem Vermittlungsmodell à la Fritz Mierau, He-len von Sachno und Karla Hielscher, die an be-stimmten Beispielen ihren eigenen Informati-ons- und Erkenntnisstand erläuterten und dabei auf den literarischen Wert der vorgestellten Li-teratur – auch im europäischen Kontext – auf-merksam machten; - dem Aufklärungsmodell von Lev Kopelev, der sich mit dem Appell, den Ursachen der rus-sisch-deutschen Feindschaft auf den Grund zu gehen und das Positive konstruktiv zugunsten besserer zwischenmenschlicher und internatio-naler Beziehungen zu nutzen, gegen jegliche ideologische Manipulation aussprach; und schließlich - dem Wissenschaftsmodell, bei dem es im Un-terschied zu den bereits behandelten Modellen um den Gewinn von Erkenntnissen und ihre Vermittlung gehe. Die Erkenntnisse seien rela-tiv in Abhängigkeit vom wechselnden Modellie-rungsfokus und in Bezug auf unterschiedliche Kontexte, auf die sie sich beziehen. Von daher verbiete sich jeder Absolutheitsanspruch von Aussagen, Erkenntnisse seien immer im Fluss. Das ideologisch wertneutrale Wissenschafts-modell wurde als Voraussetzung für den inter-nationalen Austausch auch im Konzept der Konferenz deutlich. Als Ergebnis des dreitägigen Treffens entstand ein Umriss der Dimensionen, in denen der

Übersetzungsprozess erfolgt – eine Skizze, die die Komplexität und Interdisziplinarität überset-zerischer Tätigkeit veranschaulicht. Das Zu-sammenspiel des Themas und des internatio-nalen Formats der Veranstaltung hat außerdem einen Rahmen geschaffen, in dem die Berüh-rung kultureller Differenzen von den Teilneh-mern selbst unmittelbar erlebt werden konnte, sowohl die Konflikt- als auch die Kontaktstellen wurden offen gelegt. Der Austausch von theore-tischen Ansätzen und unmittelbaren übersetzer-ischen Erfahrungen erwies sich als ausgespro-chen produktiv – aus den entstandenen Querverbindungen und Überschneidungen lie-ßen sich neue Forschungsprojekte entwickeln, so Frau Prof. Dr. Menzel. Im Hinblick auf eige-ne Erfahrungen in der Organisation von deutsch-russischen Treffen bezeichnete sie den Dialog als erfolgreich: Es sei deutlich gewor-den, wie gegensätzlich die Perspektiven teil-weise sind; die entstandenen Differenzen seien dennoch, im Vergleich zu früheren Begegnun-gen, thematisiert worden, was qualitativ ein neues Stadium in der Entwicklung des russisch-deutschen Kulturkontaktes bedeute. Die Ergebnisse der Konferenz werden in einen Sammelband aufgenommen und möglichst bald herausgegeben.

Natallia Feld Universität Mainz/Germersheim