Rechtsextremismus, Gewaltbereitschaft, Antisemitismus und ... · Julia Schuler, Dr. Johannes Kiess,...

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Rechtsextremismus, Gewaltbereitschaft, Antisemitismus und Verschwörungsmentalität: AfD-Wähler_innen weisen die höchste Zustimmung zu anti-demokratischen Aussagen auf Autoren Julia Schuler, Dr. Johannes Kiess, PD Dr. Oliver Decker, Prof. Dr. Elmar Brähler - Aus der Arbeitsgruppe der Leipziger Autoritarismus-Studien Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung, Universität Leipzig

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Rechtsextremismus,Gewaltbereitschaft,AntisemitismusundVerschwörungsmentalität:AfD-Wähler_innenweisendie

höchsteZustimmungzuanti-demokratischenAussagenauf

Autoren

JuliaSchuler,Dr.JohannesKiess,PDDr.OliverDecker,Prof.Dr.ElmarBrähler-

AusderArbeitsgruppederLeipzigerAutoritarismus-StudienKompetenzzentrumfürRechtsextremismus-undDemokratieforschung,UniversitätLeipzig

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Studie: LeipzigerAutoritarismus-Studien–Rechtsextremismus,Gewaltbereitschaft,Antisemitismus:AfD-Wähler_innenweisendiehöchsteZustimmungzuanti-demokratischenAussagenauf

Befragungszeitraum: MaibisJuli2018ArtderBefragung: RepräsentativeBefragung(Selbstausfüller,Face-to-face)von2.344

PersonenimAltervon18bis91JahrenProjektleiter: PDDr.OliverDecker,Prof.Dr.ElmarBrählerAutoren: JuliaSchuler,Dr.JohannesKiess,PDDr.OliverDecker,

Prof.Dr.ElmarBrählerKontakt: PDDr.OliverDecker

DirektordesKompetenzzentrumsfürRechtsextremismus-undDemokratieforschungUniversitätLeipzigPhilipp-RosenthalStr.5504103LeipzigEmail:[email protected]ätSiegenAdolf-Reichwein-Str.257068SiegenEmail:[email protected]

JuliaSchuler,M.Sc.KompetenzzentrumfürRechtsextremismus-undDemokratieforschungPhilipp-RosenthalStr.5504103LeipzigEmail:[email protected]ählerKompetenzzentrumfürRechtsextremismus-undDemokratieforschungUniversitätLeipzigPhilipp-RosenthalStr.5504103LeipzigEmail:[email protected]

Veröffentlichungsdatum: 25.02.2020

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Inhalt 1. DATENERHEBUNGUNDSTICHPROBE...................................................................................................42. SOZIODEMOGRAPHIE.......................................................................................................................53. RECHTSEXTREMEEINSTELLUNG..........................................................................................................84. GEWALTBEREITSCHAFT...................................................................................................................115. VERSCHWÖRUNGSMENTALITÄT........................................................................................................126. ANTISEMITISMUS(UMWEGKOMMUNIKATION)...................................................................................147. MUSLIMFEINDSCHAFTUNDABWERTUNGVONASYLSUCHENDEN...........................................................168. LITERATUR...................................................................................................................................20

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1. Datenerhebung und Stichprobe

Die vorliegenden Datenwurden im Rahmen der Leipziger Autoritarismus-Studie 2018 erhoben. EshandeltsichumeinebevölkerungsrepräsentativeBefragung,die imZeitraumvonMaibis Juli2018im Auftrag der Studiengruppe vom Meinungsforschungsinstitut USUMA durchgeführt wurde. DieZufallsauswahl der Personen erfolgte nach dem ADM-Stichprobensystem. SoziodemographischeAngaben sowie Angaben zum Wahlverhalten wurden face-to-face durch eine_n Interviewer_inerfasst, alle weiteren Angaben zu politischen Einstellungen wurden von den Befragten imSelbstausfüllerverfahrengemacht.Insgesamt2.416PersonenimAltervon14bis91JahrennahmenanderBefragungteil.FürdievorliegendenstatistischenAuswertungenwurdennurdieBefragtenab18Jahrenberücksichtigt(n=2.344).

Die folgendenAuswertungenberuhenaufdenAntwortenzursogenanntenSonntagsfrage,alsoderbeabsichtigten Wahlentscheidung, sollten am nächsten Sonntag Bundestagswahlen stattfinden.1Neben der Entscheidung für eine Partei (CDU: n = 346; CSU: n= 992; SPD: n = 425; FDP: n = 92;Bündnis90/DieGrünen: n = 173;Die Linke: n = 167; AfD: n = 160),werden auchNichtwähler (n =313), Personen, die zum Befragungszeitpunkt noch nicht wissen, ob sie wählen werden(Wahlteilnahme unklar, n = 203) und Personen, die beabsichtigen zu wählen, aber zumBefragungszeitpunktnochnichtwissen,welcherPartei sie ihreStimmegeben („weißnicht,welchePartei“;n=137)inderGegenüberstellungbetrachtet.

Im Zentrum der Analyse steht neben Darstellungen nach soziodemographischen Merkmalen dieFrage, inwiefern sich Unterschiede zwischen potentiellen Wähler_innen der jeweiligen Parteienzeigen in Hinblick auf rechtsextreme Einstellung, Antisemitismus in der Umwegkommunikation,Verschwörungsmentalität, Gewaltbereitschaft, Muslimfeindschaft und Abwertung vonAsylsuchenden.

Der Leipziger Fragebogen zur rechtsextremen Einstellung (FR-LF) umfasst sechs Dimensionen:Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur, Chauvinismus, Ausländerfeindlichkeit,Sozialdarwinismus, Antisemitismus sowie Verharmlosung des Nationalsozialismus. Jede Dimensionwird mit drei Aussagen erfasst (Decker et al. 2013). Darüber hinaus kamen zusätzlich Items zumEinsatz,umnebenprimäremAntisemitismusauchAntisemitismus inderUmwegkommunikationzuerfassen. Verschwörungsmentalität wurde mit drei weiteren Aussagen erfasst (Imhof & Decker,2013).GewaltbereitschaftwurdemiteinemFragebogenerhoben,welcherzwischenderBereitschaft,selbst Gewalt anzuwenden und der Akzeptanz von Gewalt, wenn sie von anderen verübt wird,unterscheidet (Ulbrich-Herrmann, 1995). Für die Erfassung vonMuslimfeindschaft und Abwertungvon Asylsuchenden wurden Aussagen aus dem Erhebungsinstrumentarium GruppenbezogenerMenschenfeindlichkeitangewandt(Heitmeyer,2012).

1ZureinfacherenLesbarkeitwirdimFolgendenvonWähler_innenundAnhänger_innengesprochen,auchwennessichimeigentlichenSinneumeineWahl-Intentionbzw.Wahlpräferenzhandelt.2CDUundCSU-WahlwurdenzunächstalseineKategorieerfasst.EntsprechenddestatsächlichenWohnortesderBefragtenundderdamitverbundenenMöglichkeit,CDUoderCSUwählenzukönnen,wurdendieBefragtennachträglichfürdievorliegendeGegenüberstellunginCSU-undCDU-Wählerschaftaufgegliedert.

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2. Soziodemographie

2.1. WahlpräferenzundHaushaltsnettoeinkommen

DerAnteilderPersonenmiteinemHaushaltseinkommenunter1250EuroproMonat istunterdenNichtwähler_innen(26,8%)unddenPersonen,dienochunentschiedensind,welcherParteisieihreStimmegebenwollen,amhöchsten(25,5%,sieheAbb.1).UnterdenWähler_innenderCDUfindensichdiewenigstenPersonen,dieineinemHaushaltmitniedrigemNettoeinkommenleben(9,2%).

Abbildung1:WahlpräferenzundHaushaltsnettoeinkommenunter1250EuroproMonat(in%)

AusAbbildung2gehthervor,dassBefragtemiteinemHaushaltseinkommenab2500EuroproMonatbesondershäufigunterdenWähler_innenderCSU(52,5%)sowieunterdenWähler_innenderFDP(50%)anzutreffensind.DenkleinstenAnteilanPersonenmitentsprechendemHaushaltseinkommenfinden wir unter den Nichtwähler_innen (30,4%) und den Wähler_innen der Linken (33,5%).Wähler_innen der Grünen und der AfD unterscheiden sich hinsichtlich der Einkommenssituationnicht.

Abbildung2:WahlpräferenzundHaushaltsnettoeinkommenab2500EuroproMonat(in%)

9,2

11,8

12,1

13

13,3

15

21,2

23,4

25,5

26,8

0 10 20 30 40 50 60

CDU

SPD

CSU

FDP

Grüne

AfD

Wahlteilnahmeunklar

DieLinke

weißnicht,welchePartei

Nichtwähler_innen

30,4

33,5

36

41,3

41,6

45,1

45,6

47,4

50

52,5

0 10 20 30 40 50 60

Nichtwähler_innen

DieLinke

Wahlteilnahmeunklar

AfD

Grüne

CDU

SPD

weißnicht,welchePartei

FDP

CSU

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2.2. WahlpräferenzundGeschlecht

Der höchste Frauenanteil findet sich unter den Wähler_innen der Grünen: etwa zwei Drittel derBefragten, die angeben, sie würden die Grünen wählen, sind Frauen. Für die AfD zeigt sich einumgekehrtesBild:miteinemAnteilvonnur37,5%wirddieAfDdeutlichseltenervonFrauengewähltalsalleanderenParteien.

Abbildung3:WahlpräferenzundGeschlecht(in%)

2.3. WahlpräferenzundBildung

Abbildung4stelltdenAnteilderBefragtenmitAbiturdar.UnterdenWähler_innenderGrünen(37,6%),derFDP (35,9%)undderLinken (35,9%) istderAnteilderAbiturient_innenamhöchsten.AmseltenstenAbiturhabendieWähler_innenderCSU(12,1%)sowiedieNichtwähler_innen(13,4%).

Abbildung4:WahlpräferenzundAbitur(in%)

32,439,441,441,643,844,144,2

52,153,3

62,5

67,660,658,658,456,255,955,8

47,946,7

37,5

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

GrüneWahlteilnahmeunklar

CSUweißnicht,welchePartei

SPDNichtwähler_innen

CDUDieLinke

FDPAfD

Männer Frauen

62,464,164,1

72,877,182,585,686,586,687,9

37,635,935,9

27,222,917,514,413,513,412,1

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

GrüneFDP

DieLinkeweißnicht,welchePartei

CDUAfD

WahlteilnahmeunklarSPD

Nichtwähler_innenCSU

KeinAbitur Abitur

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2.4. WahlpräferenzundKonfession

MitBlickaufdiekonfessionelleZugehörigkeitfälltbesondersdieCSUauf.IhreWähler_innensindnahezualleaneinechristlicheKirchegebunden,davonistderüberwiegendeTeilkatholisch,16%sind evangelisch. Unter den Anhänger_innen der CDU finden sich ebenfalls fast ausschließlichChrist_innen, allerdings ist auch jede_r siebte Wähler_in konfessionslos. Unter denAnhänger_innen der AfD ist fast jede_r zweite konfessionslos, was beim programmatischenBezugaufdie „christlichenWurzeln“Europasmehrüberrascht,alsbeider Linken.DieseParteihatunterihrenAnhänger_innnendengeringstenAnteilChrist_innen.

Abbildung4:WahlpräferenzundKonfession(in%)

15,2

40,2

52,0

37,6

38,7

37,4

34,8

32,8

32,5

28,1

80,8

41,6

25,2

32,9

30,7

30,5

30,4

32,5

23,8

13,2

1,0

13,6

16,9

23,1

27,7

29,1

29,3

31,8

38,8

53,9

3,0

4,6

5,9

6,4

2,9

3,0

5,4

2,9

5,0

4,8

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0

CSU

CDU

SPD

Grüne

weißnicht,welchePartei

Wahlteilnahmeunklar

FDP

Nichtwähler_innen

AfD

DieLinke

Evangelisch Katholisch Konfessionslos Sonstige/KeineAngabe

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3. Rechtsextreme Einstellung

Im Folgenden werden die Zustimmungswerte zu den sechs Dimensionen der rechtsextremenEinstellung vorgestellt. Für die vorliegendeDarstellungwerden dieMittelwerte je Dimension überalledreiAussagenberichtet(Abbildungen6bis11).DieBefragtenkonntenihreZustimmungzudenjeweiligenAussagenaufeiner5-stufigenSkalaangeben(1=„lehnevölligab“;5=„stimmevollundganz zu“). Der Mittelwert über alle drei Aussagen einer Dimension bewegt sich folglich zwischeneinemMinimalwert=3(vollständigeAblehnungallerAussagen)unddemMaximalwert=15(völligeZustimmungallerAussagen).Die statistischenUnterschiedezwischendenGruppenwurdenmittelsVarianzanalyseundanschließendenPost-Hoc-Tests(Scheffé-Test)geprüft.

DieseVergleicheergaben,dassAfD-Wähler_innenüberalleDimensionenhinwegsignifikanthöhereZustimmungswerte in Bezug auf die Dimensionen des Rechtsextremismus zeigten, als dieWähler_innen der anderen Parteien, Nichtwähler_innen und Unentschlossene. Neben der sehrhohenZustimmung zuChauvinismusundAusländerfeindlichkeitunterAfD-Wähler_innen zeigt sichauch eine im Schnitt deutlich erhöhte Ablehnung der Demokratie (Befürwortung einerRechtsautoritären Diktatur) sowie hoher Antisemitismus, Sozialdarwinismus und ein ausgeprägterHangzurVerharmlosungdesNationalsozialismus.

In der Dimension Antisemitismus können auch CSU-Wähler_innen stärker zustimmen, in derstatistischenÜberprüfungunterscheidensiesichnichtvondenAnhänger_innenderAfD,beidenendas antisemitischen Ressentiment amdeutlichsten zu Tage tritt.WährendWähler_innen von SPD,CDU, CSU und FDP oft gleich hohe Zustimmungswerte aufweisen, erreichen Grüne- und Linke-Wähler_innenimDurchschnittdieniedrigstenWerte.EinzigeAusnahmeistderAntisemitismus,wodieLinkevorderFDPliegt.AllerdingsistdieserUnterschiednichtstatistischsignifikant.

Abbildung6:WahlpräferenzundBefürwortungeinerRechtsautoritärenDiktatur,MittelwerteundStandardabweichungen; Aussagen: (1) „Im nationalen Interesse ist unter bestimmten Umständeneine Diktatur die bessere Staatsform.“, (2) “Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starkePartei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert., (3) „Wir sollten einen Führer haben, derDeutschlandzumWohleallermitstarkerHandregiert.“

5 5,4 5,6 5,7 5,8 6 6,1 6,1 6,4 83

5

7

9

11

13

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Abbildung7:WahlpräferenzundChauvinismus,MittelwerteundStandardabweichungen;Aussagen:(1)„WirsolltenendlichwiederMutzueinemstarkenNationalgefühlhaben.“, (2)„DasobersteZielder deutschen Politik sollte es sein, Deutschland die Macht und Geltung zu verschaffen, die ihmzusteht.“,(3)„WasunserLandheutebraucht,isteinhartesundenergischesDurchsetzendeutscherInteressengegenüberdemAusland.“

Abbildung 8:Wahlpräferenz undAusländerfeindlichkeit,Mittelwerte und Standardabweichungen;Aussagen:(1)„DieAusländerkommennurhierher,umunserenSozialstaatauszunutzen.“,(2)„WennArbeitsplätze knappwerden, sollteman die Ausländerwieder in ihreHeimat zurückschicken.“, (3)„DieBundesrepublikistdurchdievielenAusländerineinemgefährlichenMaßüberfremdet.“

7,2 7,5 8,2 8,4 8,4 8,5 8,7 8,7 8,8 10,93

5

7

9

11

13

15

6,7 7,2 8,2 8,4 8,4 8,5 8,5 9,1 9,3 11,53

5

7

9

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13

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Abbildung 9: Wahlpräferenz und Antisemitismus, Mittelwerte und Standardabweichungen;Aussagen:(1)„OhneJudenvernichtungwürdemanHitlerheutealsgroßenStaatsmannansehen.“,(2)„Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß.“, (3) „Die Juden arbeiten mehr als andereMenschenmitüblenTricks,umdaszuerreichen,wassiewollen.“

Abbildung 10: Wahlpräferenz und Sozialdarwinismus, Mittelwerte und Standardabweichungen;Aussagen:(1)„WieinderNatursolltesichinderGesellschaftimmerderStärkeredurchsetzen.“,(2)„Es gibtwertvolles undunwertes Leben.“, (3) „Eigentlich sind dieDeutschen anderenVölkern vonNaturausüberlegen.“

4,8 5 5,4 5,5 5,5 5,7 5,9 6,1 6,1 7,53

5

7

9

11

13

15

4,7 5,1 5,4 5,4 5,5 5,6 5,7 5,9 5,9 7,13

5

7

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Abbildung 11: Wahlpräferenz und Verharmlosung des Nationalsozialismus, Mittelwerte undStandardabweichungen;Aussagen: (1)„OhneJudenvernichtungwürdemanHitlerheutealsgroßenStaatsmannansehen.“,(2)„DieVerbrechendesNationalsozialismussindinderGeschichtsschreibungweitübertriebenworden.“,(3)„DerNationalsozialismushatteauchseinegutenSeiten.“

4. Gewaltbereitschaft

GewaltbereitschaftwurdeindervorliegendenUntersuchungmitzweiAussagenerfasst.DieersteAussagebildetdieBereitschaftab,selbstGewaltgegenandereanzuwenden,umeigeneInteressendurchzusetzen.DiezweiteAussageerfasstdieAkzeptanzderGewaltdurchandere.

Abbildung12zeigt,dassunterdenWähler_innenderAfDderAnteilderPersonen,diebereitwären,selbstGewaltanzuwendenmit20%deutlichhöherist,alsunterdenAnhänger_innenderanderenParteien.Jede_rfünftederAfD-Wähler_innenstimmtderAussagezu,dasserodersiebereitwäre,auchkörperlicheGewaltanzuwenden,umeigeneInteressendurchzusetzen.Mit18,2%findenwirunterdenNichtwähler_innennocheinevergleichbarhoheGewaltbereitschaft.

Abbildung 12:Wahlpräferenz und eigene Gewaltbereitschaft (in%); Zustimmung zu der Aussage„IchbininbestimmtenSituationendurchausbereit,auchkörperlicheGewaltanzuwenden,ummeine

4,5 5,1 5,3 5,3 5,4 5,5 5,7 5,9 6,1 7,33

5

7

9

11

13

15

8,1

9,2

9,9

10,3

12

12,2

13,8

13,8

18,2

20

0 5 10 15 20 25 30 35 40

CSU

Grüne

SPD

weißnicht,welchePartei

FDP

CDU

DieLinke

Wahlteilnahmeunklar

Nichtwähler_innen

AfD

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Interessendurchzusetzen.“;4-stufigeAntwortskalavon1=„stimmtüberhauptnicht“bis4=„stimmtvollundganz“;Antwortkategorien3und4wurdenzusammengefasstzu„eigeneGewaltbereitschaft“

AberauchdieAkzeptanzgegenüberGewaltdurchAndereistinnerhalbderWähler_innenschaftderAfD deutlich höher ausgeprägt als unterWähler_innen der anderen Parteien. Über ein Drittel derAfD-Wähler_innengibtan, zwarselbstkeineGewaltanwendenzuwollen,abereszubefürworten,wenn andere „ihre Fäuste sprechen lassen“ (Abbildung 13). Die geringste Gewaltakzeptanz findetsichunterdenAnhänger_innenderGrünen.

Abbildung13:WahlpräferenzundAkzeptanzderGewaltdurchAndere(in%);ZustimmungzuderAussage„SelberwürdeichnieGewaltanwenden.Aberes istschongut,dassesLeutegibt,diemalihreFäustesprechenlassen,wenn´sandersnichtmehrweitergeht.“,4-stufigeAntwortskalavon1=„stimmt überhaupt nicht“ bis 4 = „stimmt voll und ganz“; Antwortkategorien 3 und 4 wurdenzusammengefasstzu„AkzeptanzderGewaltdurchAndere“

5. Verschwörungsmentalität MitVerschwörungsmentalitätwirddasBedürfnis vonPersonenbezeichnet,hinterpolitischenodersozialenEreignisseninderWeltrationalkalkulierendePersonenoderGruppenauszumachen.DieseVerschwörungsmentalitätwurdemitdreiAussagenerfasst.

Über alle drei Aussagen hinweg zeigt sich, dass die Wähler_innen der AfD deutlich häufiger dasBedürfnis haben, Verschwörungen anzunehmen, als dieWähler_innender anderen Parteien.Überein Drittel der AfD-Wählerinnen meint, dass die meisten Menschen nicht erkennen, in welchemAusmaß unser Leben durch Verschwörungen bestimmt wird (Abbildung 14). 43,8 % der AfD-Wählerinnen stimmen zu, dass es geheime Organisationen mit großem Einfluss auf politischeEntscheidungen gibt (Abbildung 15). Aber auch 37,7 % der Wähler_innen der Linken sind dieserÜberzeugung. Ein noch deutlicherer Unterschied zwischen AfD-Wähler_innen und den Anhänger_innen andererParteienzeigtsich inHinblickdarauf,obPolitikeralsMarionettenvondahinterstehendenMächtenwahrgenommen werden: 60 % der AfD-Wähler_innen nehmen dies an (Abbildung 15), bei allenanderenGruppensindesdeutlichweniger.

12,2

15,2

18,1

18,2

19,2

19,6

20,9

22,8

26,8

35

0 5 10 15 20 25 30 35 40

Grüne

FDP

DieLinke

CSU

Wahlteilnahmeunlarklar

SPD

CDU

weißnicht,welchePartei

Nichtwähler_innen

AfD

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Abbildung 14: Wahlpräferenz und Zustimmung zur Aussage: „Die meisten Menschen erkennennicht, inwelchemAusmaßunserLebendurchVerschwörungenbestimmtwird,die imGeheimenausgehecktwerden.“ (in%); 7-stufige Antwortskala von 1 = „stimme überhaupt nicht zu“ bis 7 =„stimmevollundganzzu“;Antwortkategorien5-7zusammengefasstzu„Zustimmung“

Abbildung15:WahlpräferenzundZustimmungzurAussage:„EsgibtgeheimeOrganisationen,diegroßen Einfluss auf politische Entscheidungen haben.“ (in %); 7-stufige Antwortskala von 1 =„stimme überhaupt nicht zu“ bis 7 = „stimme voll und ganz zu“; Antwortkategorien 5 - 7zusammengefasstzu„Zustimmung“

15,1

15,2

15,2

17,4

17,6

20,8

23,3

24

24,4

35

0 10 20 30 40 50 60 70

Grüne

CSU

FDP

CDU

weißnicht,welchePartei

SPD

Wahlteilnahmeunklar

DieLinke

Nichtwähler_innen

AfD

21,2

23,9

26,2

28,3

29,2

29,7

29,9

33,1

37,7

43,8

0 10 20 30 40 50 60 70

CDU

FDP

SPD

CSU

Grüne

Nichtwähler_innen

Wahlteilnahmeunklar

weißnicht,welchePartei

DieLinke

AfD

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Abbildung 16: Wahlpräferenz und Zustimmung zur Aussage: „Politiker und andereFührungspersönlichkeitensindnurMarionettenderdahinterstehendenMächte.“ (in%);7-stufigeAntwortskala von 1 = „stimme überhaupt nicht zu“ bis 7 = „stimme voll und ganz zu“;Antwortkategorien5-7zusammengefasstzu„Zustimmung“

6. Antisemitismus (Umwegkommunikation)

DatradierterAntisemitismus,wiewirihnmitunseremFragebogenzurrechtsextremenEinstellungerheben,inderBundesrepublikeinerstarkensozialenSanktionunterliegt,wirdervonvielenMenschennichtoffengeäußert.DeshalbwurdeauchdieZustimmungzuAussagenerfasst,welcheAntisemitismusindersogenanntenUmwegkommunikationerhoben.3KennzeichnendfürAntisemitismusinderUmwegkommunikationista)dieindirekteÄußerungdesRessentimentsdurchVerständnisfürdiejenigen,dieesäußern,b)derSchuldabwehrantisemitismus,weildurchJüd_innendieErinnerungandenAngriffs-undVernichtungskriegNazi-Deutschlandswachgehaltenwirdundc)derIsraelbezogeneAntisemitismus.BeispielhaftsindimFolgendendieZustimmungswertezudreientsprechendenAussagendargestellt.

ÜberalledreiAussagenhinwegzeigtsich,dassdieZustimmungswertebeiWähler_innenderAfDamhöchstenausfallen.MehralsdieHälftederAfD-Wähler_innenfindetRessentimentsgegenJüd_innenverständlich(Abbildung17).BeikeineranderenParteinutzendieAnhänger_innensooffendieMöglichkeit,ihrenAntisemitismuszuäußern.EntsprechendesgiltauchfürdieBereitschaft,diePolitikderRegierunginIsraelalsRationalisierungfürdieAblehnungvonJüd_innenzunutzen:WiedermehralsdieHälftederAfD-Wähler_innennutztdiesenBezugaufIsraelumihrRessentimentgegenJüd_innenzubegründen(Abbildung18).

AmauffälligstenzeigtsichderAntisemitismusinderAussagezurRelativierungderShoa:Jede_rzweiteAnhänger_inderAfDgibtan,dasser_siewütenddarübersei,dassdieBombardierungdeutscherStädteundVertreibungDeutscheralskleinereVerbrechenangesehenwerden(Abbildung19).Weitere24,4%stimmenderAussagenochteilweisezu.AberauchbeidenAnhänger_innenderanderenParteienfälltauf,dasseseinenerheblichenAnteilgibt,welchedieAussagennichteindeutigablehnt,sonderndieMöglichkeitder„teils/teils“-Antwortkategorienutzt.

3FüreineDarstellungderunterschiedlichenErscheinungsformenvonAntisemitismussieheDeckeretal.2018b.

22,6

24,3

25,9

26,3

30,2

32,1

35,9

36,6

36,7

60

0 10 20 30 40 50 60 70

CDU

SPD

Grüne

CSU

Wahlteilnahmeunklar

weißnicht,welchePartei

FDP

Nichtwähler_innen

DieLinke

AfD

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Abbildung17:WahlpräferenzundZustimmungzurAussage:„Ichkannesgutverstehen,dassmanchenLeutenJudenunangenehmsind.“(in%);5-stufigeAntwortskalavon1=„stimmeüberhauptnichtzu“bis5=„stimmevollundganzzu“;Antwortkategorien4und5zusammengefasstzu„Zustimmung“,3=„teils/teils“,1und2zusammengefasstzu„Ablehnung“

Abbildung18:WahlpräferenzundZustimmungzurAussage:„DurchdieisraelischePolitikwerdenmirdieJudenimmerunsympathischer.“(in%);5-stufigeAntwortskalavon1=„stimmeüberhauptnichtzu“bis5=„stimmevollundganzzu“;Antwortkategorien4und5zusammengefasstzu„Zustimmung“,3=„teils/teils“,1und2zusammengefasstzu„Ablehnung“

81,5

79,7

70,7

69,5

69,3

68,4

67

66,6

65,8

43,1

9,8

15,7

15,2

20,8

24,1

22,8

25,8

20,5

25,1

33,1

8,7

4,7

14,1

9,7

6,6

8,8

7,2

13

9

23,8

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

FDP

Grüne

CSU

SPD

DieLinke

weißnicht,welchePartei

CDU

Nichtwähler_innen

Wahlteilnahmeunklar

AfD

Ablehnung teils/teils Zustimmung

76,2

72,5

63,1

62,8

62,2

57,6

57,4

52,5

51,8

41,9

16,3

18,7

27,9

24,9

23,5

31,3

30,1

30,3

38

28,1

7,6

8,8

9

12,3

14,3

11,1

12,5

17,2

10,2

30

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Grüne

FDP

CDU

SPD

Nichtwähler_innen

Wahlteilnahmeunklar

weißnicht,welchePartei

CSU

DieLinke

AfD

Ablehnung teils/teils Zustimmung

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Abbildung19:WahlpräferenzundZustimmungzurAussage:„Esmachtmichwütend,dassdieVertreibungderDeutschenunddieBombardierungdeutscherStädteimmeralskleinereVerbrechenangesehenwerden.“(in%);5-stufigeAntwortskalavon1=„stimmeüberhauptnichtzu“bis5=„stimmevollundganzzu“;Antwortkategorien4und5zusammengefasstzu„Zustimmung“,3=„teils/teils“,1und2zusammengefasstzu„Ablehnung“

7. Muslimfeindschaft und Abwertung von Asylsuchenden

DieDebatteumZuwanderunginsbesonderemuslimischerPersonenhatsichalsdasKernthemadespolitischenProgrammsderAfDetabliert.Sozeigtsichauch,dassinsbesonderedieAnhänger_innenderAfDanti-muslimischenAussagendeutlichstärkerzustimmenalsdieAnhänger_innenderanderenParteien. 80,6 % derWähler_innen der AfD geben an, sich durch „die vielenMuslime“ fremd imeigenen Land zu fühlen (Abbildung20).Über 70% finden,Muslimen sollte die ZuwanderungnachDeutschlanduntersagtwerden(Abbildung21).

DieAblehnungvonMuslimaundMuslimengehteinhermitderAblehnungdesMenschenrechtsaufAsyl.ErfasstwurdedieseAblehnungmitderInfragestellungtriftigerAsylgründe.Über80%derAfD-Wähler_innensindderÜberzeugung,diemeistenAsylsuchendenbefürchtennichtwirklichinihremHeimatlandverfolgtzuwerden(Abbildung22).BeiallenanderenGruppensindesdeutlichweniger. AufdiestärksteAblehnungstoßendiesemuslimfeindlichenundasylfeindlichenAussagenunterdenWähler_innenderGrünenundderLinken.

64,5

61,5

51,8

50,3

50,3

48,8

47,8

46,5

43,4

26,3

20,9

20,9

24,5

30,1

29

28,2

31,3

26,2

30,3

24,4

14,5

17,6

23,8

19,6

20,6

23

20,9

27,2

26,3

49,4

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Grüne

FDP

SPD

DieLinke

Nichtwähler_innen

CDU

weißnicht,welchePartei

Wahlteilnahmeunklar

CSU

AfD

Ablehnung teils/teils Zustimmung

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Abbildung20:WahlpräferenzundZustimmungzurAussage:„DurchdievielenMuslimehierfühleich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land.“ (in %); 4-stufige Antwortskala von 1 =„stimme voll und ganz zu“ bis 4 = “stimme überhaupt nicht zu“; Antwortkategorien 1 und 2zusammengefasstzu„Zustimmung“

Abbildung21:WahlpräferenzundZustimmungzuderAussage:„MuslimensolltedieZuwanderungnachDeutschlanduntersagtwerden.“(in%);4-stufigeAntwortskalavon1=„stimmevollundganzzu“ bis 4 = “stimme überhaupt nicht zu“; Antwortkategorien 1 und 2 zusammengefasst zu„Zustimmung“

38,9

41

42,9

49,6

50,5

54,7

55,7

63,5

64,9

80,6

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

DieLinke

Grüne

FDP

weißnicht,welchePartei

CSU

CDU

SPD

Nichtwähler_innen

Wahlteilnahmeunklar

AfD

24,3

32,9

34,4

36,5

38,8

40,4

45,2

51,2

53,2

73,8

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Grüne

DieLinke

FDP

weißnicht,welchePartei

SPD

CSU

CDU

Wahlteilnahmeunklar

Nichtwähler_innen

AfD

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Abbildung 22: Wahlpräferenz und Zustimmung zu der Aussage: „Die meisten Asylbewerberbefürchtennichtwirklich,inihremHeimatlandverfolgtzuwerden.“(in%);4-stufigeAntwortskalavon1=„stimmevollundganzzu“bis4=“stimmeüberhauptnichtzu“;Antwortkategorien1und2zusammengefasstzu„Zustimmung“

8. Zusammenfassung und Diskussion

• AfD-Wähler_innenzeigenaufallenDimensionenderrechtsextremenEinstellungdeutlichhöhereWertealsdieWähler_innenderanderenParteien.

• EsfindensichbeiAfD-Wähler_innennichtnureinhöherertradierterAntisemitismus,sienutzenauchdeutlichhäufigerdieMöglichkeit,ihrantisemitischesRessentimentüberdieUmwegkommunikationzuäußern,alsdieWähler_innenderanderenParteien.

• DieVerschwörungsmentalitätistunterAfD-Wähler_innensehrweitverbreitet.

• EsgibtkeineandereWähler_innengruppe,unterdenensichMuslimfeindschafthäufigerfindet,alsbeiAfD-Wähler_innen.

• InsgesamtsindantidemokratischeEinstellungenunterAfD-Wähler_innenmitdeutlichemAbstandzuallenanderenPartei-Anhänger_innenamweitestenverbreitet.

DieAfDhatinihrerbisherkurzenGeschichtemehrereWandlungendurchlaufen:alsnational-liberaleParteigeründet,konntesieeinenPlatzamrechtenRanddesParteienspektrumsetablieren.FastimZeitrafferdurchliefdieAfDdanneineinhaltlicheNeuorientierung,voneinernational-liberalenAnti-Euro-Parteigingesüberdiekonservativ-nationalistischeAfDhinzurDominanzdurchdienationalistisch-völkischeFraktion.DiepolitischenÄußerungenvonRepräsentant_innenderAfDsindvermehrtvonMotivenderMuslimfeindschaft,einervölkisch-homogenenVolksgemeinschaftunddesSchuldabwehrantisemitismusdurchzogen.HinzutritteineaggressiveRhetorikdesKampfes,welcheeineUmsturzsituationsuggeriert.

DieseinhaltlicheProgrammatikfindetihrEchounterdenAfD-Wähler_innen.EingroßerTeilderAnhänger_innenwähltdieAfDnichttrotz,sondernwegendieseranti-demokratischenPositionen.JeneBundesdeutschen,diezwarschonlangeextrem-rechteEinstellungenteilten,seiesChauvinismus,BefürwortungeinerDiktatur,AntisemitismusoderAusländerfeindlichkeit,aberbis

42,8

47,9

57,1

59

60

63,5

64,2

65,6

65,7

83,8

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Grüne

DieLinke

CSU

SPD

weißnicht,welchePartei

CDU

Wahlteilnahmeunklar

FDP

Nichtwähler_innen

AfD

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2014SPDoderCDUwählten,wählenjetzteinePartei,dieeineProgrammatikentsprechendihrerEinstellungumsetzt.DieseMitbürger_innenhabeninderAfDeinepolitischeHeimatgefunden.

VordemHintergrundderEreignissederletztenMonateistdieseklarePositionierunggegendendemokratischenZusammenhaltmitSorgezubetrachten.DieErmordungdeshessischenPolitikersWalterLübcke,dasAttentataufdieSynagogeinHalleunddieanschließendeMorde,wieauchderjüngsterassistischeTerroranschlaginHanaumit10ErmordetenwarenvonderselbenrechtsextremenIdeologiederUngleichwertigkeitmotiviert,einerMischungausAntisemitismus,Verschwörungsmentalität,Antifeminismusundanti-muslimischenRassismus.DassdieseMotiveinrelevantenTeilenderBevölkerunggeteiltwerden,dieseeineparlamentarischeRepräsentanzhabenunddamitauchalslegitimerfahrenwerden,machtdasRisikoweitererrassistischerTerroranschlägegroß.WirsehendieVertreter_innenderAfDinderVerantwortung,sichsowohlinhaltlichalsauchinderRhetorikfürdendemokratischenZusammenhaltineinerpluralenundliberalenDemokratieeinzusetzen.

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9. Literatur

Decker,O.&Brähler,E.(Hrsg.)(2018a),FluchtinsAutoritäre.RechtsextremeDynamikeninderMittederGesellschaft.Gießen:Psychosozial-Verlag.Decker,O.,Kiess,J.,Brähler,E.(2018b).AntisemitischeRessentimentsinDeutschland:VerbreitungundUrsachen.In:O.Decker&E.Brähler(Hrsg.),FluchtinsAutoritäre.RechtsextremeDynamikeninderMittederGesellschaft.(S.179-216),Gießen:Psychosozial-Verlag.Decker,O.,Hinz,A.,Geißler,N.&Brähler,E.(2013).FragebogenzurrechtsextremenEinstellung–LeipzigerForm(FR-LF).In:O.Decker,J.Kiess&E.Brähler(Hrsg.),RechtsextremismusderMitte.EinesozialpsychologischeGegenwartsdiagnose(S.197-212).Gießen:Psychosozial.

Decker,O.,Kiess,J.&Brähler,E.(2013).RechtsextremismusderMitte.EinesozialpsychologischeGegenwartsdiagnose.Gießen:Psychosozial.

Heitmeyer,W.(Hrsg.)(2012).DeutscheZustände–Folge10.FrankfurtamMain:Suhrkamp.Imhoff,R.&Decker,O.(2013).VerschwörungsmentalitätalsWeltbild.InO.Decker,J.Kiess&E.Brähler(Hrsg.),RechtsextremismusderMitte.EinesozialpsychologischeGegenwartsdiagnose(S.146-162).Gießen:Psychosozial.

Ulbrich-Herrmann,M.(1995).ZurVerbreitungvongewaltbefürwortendenEinstellungenundGewaltverhalten.InW.Heitmeyer(Hrsg.),Gewalt.SchattenseitenderIndividualisierungbeiJugendlichenausunterschiedlichenMilieus(S.127-141).Weinheim:Juventa.