Rede "05.11.2012"

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Liebe KundgebungsteilnehmerInnen, ich begrüße euch im Namen der Antifaschistischen Linken Fürth. Wenn in der Öffentlichkeit von dem NSU geredet wird, dann ist oft die Rede von dem „Zwickauer Terrortrio“. Dass Bönhardt, Zschäpe und Mundlos auch auf ein breites Netzwerk an UnterstützerInnen zählen konnten ist oftmals nebensächlich. Auch hier in Franken gibt es militante und extrem gefährliche Neonazi-Kameradschaften. Die bedeutendste Gruppierung stellt das süddeutschlandweit agierende „Freie Netz Süd“ (FNS) dar. In diesem Kameradschaftsdachverband sind über 30 Nazigruppen aktiv. Die führenden Mitglieder kommen allerdings aus Mittelfranken. Matthias Fischer, Stella Ruff und Kai Zimmermann aus Fürth und vor allem Norman Kempken aus Nürnberg sind die Top-Kader im FNS. Etliche Führungskader waren bis zum Verbot 2004 in der „Fränkischen Aktionsfront“ tätig. Das Freie Netz Süd tritt offen rassistisch, antisemitisch und nationalsozialistisch auf. Sämtliche AktivistInnen im FNS gehören zu den gewaltbereitesten Neonazis Süddeutschlands. Darunter beispielsweise die oberbayerischen Aktuere Martin Wiese, Thomas Schatt und Karl- Heinz Statzberger. Diese haben einen Bombenanschlag auf eine Synagoge in München geplant. Nach ihrer Haftstrafe betätigen sich diese wieder im FNS und haben teilweise auch führende Rollen inne. Auch der Zirndorfer Neonazi und Kampfsportler Peter Rausch ist Aktivist im FNS. Dieser befindet sich gerade in Haft, weil er im April 2010 einen jungen Antifaschisten in der Nürnberger U-Bahn angriff und mehrmals auf ihn eintrat. Sein Opfer überlebte die Attacke nur knapp. Der NSU ermordete in Deutschland 10 Menschen, darunter drei in Nürnberg. Immer wieder rätselt man über die Verbindungen des NSU nach Nürnberg. Dass es hier UnterstützerInnen gibt und gab ist klar. Da wäre zum einen Mandy Struck aus dem Erzgebirge, die zeitweise in Büchenbach im Landkreis Roth gelebt hat. Struck war, zusammen mit ihrem Freund Max- Florian Burkhardt eine der ersten UnterstützerInnen des NSU und stellte ihnen eine sichere Wohnung in Chemnitz zur Verfügung. Zudem trug sie auf einem Neonazi Aufmarsch 1998 mit Bönhardt, Mundlos und Zschäpe eine Reichskriegsfahne. Struck war außerdem mit etlichen führenden Nazi- Aktivisten aus Thüringen, Sachsen und Bayern liiert und lernte nach ihrem Umzug nach Franken auch das führende FAF- Mitglied Matthias Fischer kennen. So nahm sie auch an einer internen FAF- Schulung zum Thema „Grundbausteine nationaler Politik“ in Nürnberg teil, besuchte eine Nazi-Demonstration in Fürth und bewegte sich im Umfeld der Fränkischen Aktionsfront. Mit ihrem Freund ging sie öfters in den örtlichen Schützenverein um dort zu schießen. Während ihrer 13- jährigen Fluch benutze Beate Zschäpe immer wieder ihre neun Tarnnamen, gepaart mit echten Papieren. Einer der Namen war „Mandy Struck“, auf diesen Namen war auch eine Clubcard des Tennisvereins Großgründlach ausgestellt, die Beate Zschäpe mit sich führte. Auch der Name Kai Dalek taucht immer wieder in Verbindung mit dem NSU in Franken auf. Der Computerfachmann Dalek aus Oberrodach bei Kronach ist in den 90ern einer der wichtigsten Kader der neonazistischen "Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front". Ihr Ziel ist der Wiederaufbau NSDAP-ähnlicher Organisationen. Dalek hatte noch vor dem Abtauchen von Uwe Mundlos Kontakt zu diesem. Er gehörte ebenfalls zu den wichtigsten Aktueren im Bereich „Anti- Antifa“. So war er, wie Norman Kempken, an der bundesweiten Anti- Antifa Zeitschrift „Einblick“ beteiligt. In dieser wurden etliche Namen und Adressen von AntifaschistInnen aus dem Bundesgebiet veröffentlicht. Die

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Veröffentlichungen und Reden der Antifaschistischen Linken Fürth [ALF].

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Liebe KundgebungsteilnehmerInnen,

ich begrüße euch im Namen der Antifaschistischen Linken Fürth.

Wenn in der Öffentlichkeit von dem NSU geredet wird, dann ist oft die Rede von dem „Zwickauer

Terrortrio“. Dass Bönhardt, Zschäpe und Mundlos auch auf ein breites Netzwerk an

UnterstützerInnen zählen konnten ist oftmals nebensächlich.

Auch hier in Franken gibt es militante und extrem gefährliche Neonazi-Kameradschaften. Die

bedeutendste Gruppierung stellt das süddeutschlandweit agierende „Freie Netz Süd“ (FNS) dar. In

diesem Kameradschaftsdachverband sind über 30 Nazigruppen aktiv. Die führenden Mitglieder

kommen allerdings aus Mittelfranken. Matthias Fischer, Stella Ruff und Kai Zimmermann aus Fürth

und vor allem Norman Kempken aus Nürnberg sind die Top-Kader im FNS. Etliche Führungskader

waren bis zum Verbot 2004 in der „Fränkischen Aktionsfront“ tätig. Das Freie Netz Süd tritt offen

rassistisch, antisemitisch und nationalsozialistisch auf. Sämtliche AktivistInnen im FNS gehören zu

den gewaltbereitesten Neonazis Süddeutschlands. Darunter beispielsweise die oberbayerischen

Aktuere Martin Wiese, Thomas Schatt und Karl- Heinz Statzberger. Diese haben einen

Bombenanschlag auf eine Synagoge in München geplant. Nach ihrer Haftstrafe betätigen sich diese

wieder im FNS und haben teilweise auch führende Rollen inne. Auch der Zirndorfer Neonazi und

Kampfsportler Peter Rausch ist Aktivist im FNS. Dieser befindet sich gerade in Haft, weil er im April

2010 einen jungen Antifaschisten in der Nürnberger U-Bahn angriff und mehrmals auf ihn eintrat.

Sein Opfer überlebte die Attacke nur knapp.

Der NSU ermordete in Deutschland 10 Menschen, darunter drei in Nürnberg. Immer wieder rätselt

man über die Verbindungen des NSU nach Nürnberg. Dass es hier UnterstützerInnen gibt und gab ist

klar.

Da wäre zum einen Mandy Struck aus dem Erzgebirge, die zeitweise in Büchenbach im Landkreis

Roth gelebt hat. Struck war, zusammen mit ihrem Freund Max- Florian Burkhardt eine der ersten

UnterstützerInnen des NSU und stellte ihnen eine sichere Wohnung in Chemnitz zur Verfügung.

Zudem trug sie auf einem Neonazi Aufmarsch 1998 mit Bönhardt, Mundlos und Zschäpe eine

Reichskriegsfahne. Struck war außerdem mit etlichen führenden Nazi- Aktivisten aus Thüringen,

Sachsen und Bayern liiert und lernte nach ihrem Umzug nach Franken auch das führende FAF-

Mitglied Matthias Fischer kennen. So nahm sie auch an einer internen FAF- Schulung zum Thema

„Grundbausteine nationaler Politik“ in Nürnberg teil, besuchte eine Nazi-Demonstration in Fürth und

bewegte sich im Umfeld der Fränkischen Aktionsfront. Mit ihrem Freund ging sie öfters in den

örtlichen Schützenverein um dort zu schießen. Während ihrer 13- jährigen Fluch benutze Beate

Zschäpe immer wieder ihre neun Tarnnamen, gepaart mit echten Papieren. Einer der Namen war

„Mandy Struck“, auf diesen Namen war auch eine Clubcard des Tennisvereins Großgründlach

ausgestellt, die Beate Zschäpe mit sich führte.

Auch der Name Kai Dalek taucht immer wieder in Verbindung mit dem NSU in Franken auf. Der

Computerfachmann Dalek aus Oberrodach bei Kronach ist in den 90ern einer der wichtigsten Kader

der neonazistischen "Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front". Ihr Ziel ist der Wiederaufbau

NSDAP-ähnlicher Organisationen. Dalek hatte noch vor dem Abtauchen von Uwe Mundlos Kontakt zu

diesem. Er gehörte ebenfalls zu den wichtigsten Aktueren im Bereich „Anti- Antifa“. So war er, wie

Norman Kempken, an der bundesweiten Anti- Antifa Zeitschrift „Einblick“ beteiligt. In dieser wurden

etliche Namen und Adressen von AntifaschistInnen aus dem Bundesgebiet veröffentlicht. Die

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Veröffentlichung der Namensliste war verbunden mit dem Aufruf, den Genannten „unruhige Nächte“

zu bereiten und sie gar „endgültig auszuschalten“. Silke Wunderlich, ein Spitzel der Anti- Antifa,

versuchte sich in ein Nürnberger Antifa- Archiv zu schleusen. Nach ihrer Enttarnung gab sie Dalek als

ihren Auftraggeber an. Auch mit dem Nürnberger Neonazi Jürgen Schwab, der auch im FNS aktiv ist,

hatte Dalek zu tun. Gemeinsam arbeiteten sie an der ultrarechten Zeitung „Junges Franken“, in der

auch Nazi- GegnerInnen veröffentlicht wurden. Dalek wurde mittlerweile als Spitzel des

Verfassungsschutzes enttarnt.

Matthias Fischer aus Fürth gehört ebenfalls zu den Personen, dessen Name immer wieder in

Verbindung mit dem NSU fällt.

Mitte der 90er Jahre reiste die frühe Kerntruppe der „Kameradschaft Jena“, zu der auch Uwe

Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe zählten, zu einem Kameradschaftsabend nach

Nürnberg. Mit dabei waren nach Zeugenaussagen auch der wegen Unterstützung der NSU

inhaftierte Ralf Wohlleben sowie Andre Kapke. Unter „Polizeischutz“ sei die thüringische Neonazi-

Truppe noch am selben Abend zurückgefahren. Matthias Fischer hielt den Neonazis aus Jena fest

die Treue. Bei fast allen von Ralf Wohlleben organisierten „Festen der Völker“ war Fischer in den

kommenden Jahren anwesend und fungierte teilweise auch als Redner.

1998 wird bei einer Hausdurchsuchung von Uwe Mundlos eine Telefonliste gefunden. Darunter

finden sich etliche Kader der bundesweiten Neonaziszene- so auch Matthias Fischer. Neben Fischer

ist auch der Telefonkontakt der ehemaligen Nürnberger Nazikneipe „Tiroler Höhe“ aufgeführt.

Interessant ist vor allem die Lage der Gaststätte. Diese ist nicht weit von zwei Tatorten in Nürnberg

entfernt.

Die RechtsterroristInnen des NSU haben in Nürnberg drei Menschen auf brutalste Art und Weiße

ermordet. Dass diese Morde nur von drei Neonazis geplant und ausgeübt wurden, kann man

ausschließen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass eine DVD mit dem NSU- Bekennervideo direkt bei

den Nürnberger Nachrichten eingeschmissen worden ist. Und zwar nach dem Auffliegen und des NSU

und der Inhaftierung Zschäpes.

Eins steht fest: Die Ideologie der mörderischen NSU- Bande ist die gleiche wie von den Neonazis der

NPD, der JN, des FNS und aller anderen neonazistischen Gruppen.

Wir werden uns auch weiterhin gegen neonazistische Aktivitäten wehren, diese verhindern und

aufdecken.

Und nicht erst seit der Aufdeckung des NSU ist klar: Wir können und wollen nicht mit dem Staat und

seinen Organen zusammenarbeiten, da diese mit Neonazis kooperieren und unterstützen.

Antifaschismus heißt immer Kampf ums Ganze!