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Reformation – Aufklärung – Revolution – Emanzipation Beiträge zur Kultur-, politischen Ideen- und südwestdeutschen Landesgeschichte Festschrift für Wilhelm Kreutz zum 70. Geburtstag

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Reformation – Aufklärung – Revolution – Emanzipation

Beiträge zur Kultur-, politischen Ideen-und südwestdeutschen Landesgeschichte

Festschrift für Wilhelm Kreutz zum 70. Geburtstag

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InhaltsverzeIchnIs

Vorwort der Herausgeber IX

Grußworte XI

Tabula Gratulatoria XIII

Peter Bilhöfer Mannheim, Oggersheim und der Geistliche Johann Koch – ein Schlaglicht auf die Reformationsgeschichte des Rhein-Neckar-Dreiecks 1

Wilhelm KühlmannLateinische Perikopenlyrik des 16. Jahrhunderts. Freiheitsräume und Kontexte der biblischen Dichtung des Wertheimer Schulrektors Nikolaus Rüdinger (ca. 1530–1581) 11

Armin SchlechterWidmungsexemplare von David Chytraeus für die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken und ihr Umfeld 37

Hermann WiegandDie Kurpfalz als neues Arkadien – eine bukolische Ekloge Paul Hachen-bergs zum 50. Geburtstag Kurfürst Karl Ludwigs von der Pfalz 1667 45

Peter MathesEin bisher unveröffentlichtes, lateinisches Gedicht des niederländischen Gelehrten Robertus Keuchenius (1636–1673) über den Odenwald 69

Franz MaierFernwege und Geleitstraßen in der Vorderpfalz vom 13. bis zum 18. Jahrhundert 77

Michael Martin Lesen in Landau. Buchdruck, Buchhandel, Bibliotheken, Lesegesellschaften 89

Andreas ErbDie Preisaufgaben der Kurfürstlichen Deutschen Gesellschaft in Mannheim 107

Harald Stockert Peter Dewarats Karte vom Schwetzinger Hardtwald 1782. Frühe Ansichten von Hockenheim, Walldorf und Schwetzingen 119

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Jutta SchwanMannheim, Haus L 2, 9 oder „… des Herrn Herzogs von Pfalz-Zweybrücken Hochfürstlichen Durchlaucht neue Behausung“ 135

Hiram Kümper„Zwei Hoftheater ist auch zuviel für das kleine Baden.“ –ein Mannheimer Lehrstück über Cultur und Crisis, ganz ohne Corona 149

Jörg Kreutz6. Mai 1819: Die Colonie auf dem Holzhof erhält ihren Namen.Zum 200. Geburtstag von Maxdorf 159

Gereon Becht-JördensEine Kindheit auf dem Haarlaß bei Heidelberg, dem Anwesendes Heidelberger Bürgermeisters und Abgeordneten der badischen Ständeversammlung Jacob Wilhelm Speyerer (1789–1876) 175

Martin Baus„… einer der gefährlichsten unter den Flüchtlingen …“ Notizen zu Friedrich Schüler in seiner „ersten Exilzeit“ 211

Hans-Otto BrinkkötterVon Kanonen, Gulden, Dragonern und der List des Goldarbeiters Friedrich Engelhorn. Wie Mannheim am 22. Juni 1849 drohendem Unheil und Blutvergießen entging. 227

Sebastian ParzerDer Mannheimer Kaufmann Ferdinand Scipio (1837–1905). Gutsbesitzer, Bankengründer, Politiker und Kolonialunternehmer 249

Sabine Klapp„[…] gäbe fast die Veranlassung, von einer besonderen pfälzischen Frauenbewegung zu sprechen“. Der „Verband pfälzischer Ortsgruppen des Vereins für Fraueninteressen“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts 263

Roland Paul„Wer frei sein will, muß alle Fesseln brechen.“ Dr. med. Philipp Franz Weigel (1814–1895) – ein Pfälzer Achtundvierziger und Bürgerkriegsoffizier in den USA 277

Volker von OffenbergVon Mannheim nach Rom. Ernst Hohenemser – ein vergessener Aphoristiker, Kunsthistoriker und Übersetzer 289

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VII

Stefan SchauppRepublik oder Rücktritt? Dachte Reichspräsident Friedrich Ebert im Oktober 1923 daran, sein Amt niederzulegen? Zu einem merkwürdigen Pariser Aktenfund 303

Gerhard Nestler Adolf Hitler und der Frankenthaler Separatistenprozess 309

Ralph SchattkowskyForschung als nationaler Auftrag. Bemerkungen zum Verhältnis von Wissenschaft und Politik in der Osteuropaforschung Zwischenkriegspolens 319

Lenelotte Möller„Eine hervorragende Feindin der Bewegung“: Die Landtagsabgeordnete Klara Barth aus Ommersheim 333

Angela BorgstedtEine Mannheimer Unternehmerin zeigt Mut. Fanny Blum und das Novemberpogrom 1938 in Ilvesheim 351

Ulrich Nieß und Karen StrobelVon Mannheim nach New York: Die Lebensgeschichte des Urologen Peter A. Narath (1891–1962) 357

Sandra Eichfelder und Alfred StorchReklamepsychologie an der Handelshochschule Mannheim – Spurensuche im Universitätsarchiv 371

Christiane Pfanz-SponagelRetour – Die Restitution von im Zweiten Weltkrieg verloren gegangenen Urkunden des Stadtarchivs Speyer 391

Philipp GassertWarum Protest auch weiter konkreter Orte bedarf: Überlegungen zu einerGeschichte der Straßendemonstration von Hambach bis heute 399

Richard Faber Von Geschichtsforschung über Geschichtsschreibung bis GeschichtsphilosophieAphorismen von Adorno über Benjamin bis Taubes 417

Publikationsverzeichnis von Wilhelm Kreutz 431

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Personenregister 447

Verzeichnis der Autoren 459

Dank 461

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Widmungsexemplare von David Chytraeus 37

Widmungsexemplare von David Chytraeus für die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken und ihr Umfeld

Armin Schlechter

Der im Jahr 1530 im hohenlohischen Ingelfingen geborene und kurz darauf nach Men-zingen im Kraichgau verzogene, spätere lutherische Theologe und Historiker David Chytraeus studierte in Tübingen und Wittenberg, wo er sich eng an seinen Landsmann Philipp Melanchthon anschloss. An der Universität Wittenberg begann er nach einem kurzen Intermezzo in Heidelberg 1547 im Folgejahr seine Lehrtätigkeit, wurde aber schon 1551 an das Pädagogium der Universität Rostock berufen und amtierte 1563 dort auch als Rektor. Chytraeus machte sich einen Namen als Verfasser von Bibelkommen-taren und propädeutischen Schriften. Noch größere Bedeutung hatten seine historischen Werke, von denen seine 1576 in einer deutschen und zwei Jahre später in einer erweiter-ten lateinischen Fassung jeweils in Frankfurt am Main erschienene Historia der Augspur-gischen Confession große Verbreitung fand.

Chytraeus starb im Juni 1600 in Rostock. Die Küstenstadt verglich er mit dem bib-lischen Sarepta; sie bot ihm ein gutes Auskommen, aber um den Preis der Abwesenheit von seiner süddeutschen Heimat. Den Kraichgau besuchte er immer wieder auf Reisen, zuletzt im Jahr 1582, und zu den Menschen, die er im Süden kennengelernt hatte, ver-suchte er auch von der Küste aus Kontakt zu halten.1

Neben dem Kraichgau und der kurpfälzischen Residenz in Heidelberg hatte Chytraeus auch gute Beziehungen zur Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken, insbesondere zu Herzog Wolfgang. Er wurde 1526 geboren und stand von 1541 bis zu seinem Tod 1569 dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken vor, ab 1557 in der Nachfolge von Kurfürst Ottheinrich auch dem Herzogtum Pfalz-Neuburg. Der überzeugte Protestant kämpfte gegen die Ausbreitung des Calvinismus.2 In seiner Wittenberger Zeit war Chytraeus weiter mit Peter Agricola aus Ulm und Ulrich Sitzinger dem Jüngeren aus Worms befreundet, die danach für den Zweibrückener Hof große Bedeutung haben sollten. Agricola amtierte später als Erzieher der Söhne Herzog Wolfgangs in Zweibrücken.3 Der 1525 geborene Sitzinger studierte ab 1544 in Wittenberg Jura und promovierte dort 1551. Im gleichen Jahr ernannte ihn Herzog Wolfgang zum Rat in Zweibrücken, und ab 1555 amtierte er

1 Hermann Wiegand: Art. Chytraeus, David. In: Wilhelm Kühlmann (Hg.): Killy Literaturle-xikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraumes. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, New York 2008, S. 429f.; Hermann Ehmer: Irdische Heimat und himmlisches Vaterland. David Chytraeus’ Heimatbeziehungen. In: Karl-Heinz Glaser, Steffen Stuth (Hg.): David Chytraeus (1530–1600). Norddeutscher Humanismus in Europa. Beiträge zum Wirken des Kraichgauer Gelehrten. Ubstadt-Weiher 2000, S. 19–43, passim.

2 Rudolf Vierhaus (Hg.): Deutsche biographische Enzyklopädie (DBE), 2. Aufl. Bd. 10. München 2008, S. 742.

3 Walter Burnikel, Bernhard H. Bonkhoff: Doktor Ulrich Sitzinger (1525–1574) aus Worms. Kanzler in Pfalz-Zweibrücken und Pfalz-Neuburg. In: Der Wormsgau 32 (2016), S. 89–112, hier S. 102 u. Anm. 43; Ehmer (wie Anm. 1), S. 20, 29f. u. 36 Anm. 17.

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Armin Schlechter38

hier als Kanzler, bis er 1561 als Landrichter und -pfleger in das Fürstentum Sulzbach wechselte; hier starb er im November 1574.4

Die guten Beziehungen von David Chytraeus zum Zweibrückener Hof führten zu zwei biographischen Würdigungen. 1577 erschien in Rostock unter dem Titel Oratio de Ulrico Sitzingero, I. V. D. cancellario inclyti principis Wolfgangi, Palatini Rheni, Ducis Bavariae, etc. scripta à Davide Chytraeo5 eine Würdigung von Ulrich Sitzinger, der zu den „weisen, gerechten, gottesfürchtigen und rührigen“ Kanzlern gehört und mit dem zusammen er sechs Jahre lang in Wittenberg studiert habe.6 Deutlich längere Zeit arbei-tete Chytraeus an einer Biographie des 1569 gestorbenen Herzogs Wolfgang. 1574 ver-fügte er über eine Disposition, und 1580 erschien das Werk unter dem Titel De illustris-simo principe Wolfgango Palatino Rheni, Duce Bavariae &c. Oratio Davidis Chytraei. Als Anhang ist hier die Rede auf Ulrich Sitzinger aus dem Jahr 1577 erneut abgedruckt.7 Diese Schrift widmete Chytraeus im Druck den fünf Söhnen von Herzog Wolfgang, den „Illustrissimis principibus et dominis, D. Philippo Ludovico, D. Iohanni, D. Otto-ni Henrico, D. Friderico, & D. Carolo, fratribus, comitibus Palatinis Rheni, Ducibus Bavariae &c. Wolfgangi filiis […]“. Es handelt sich um Philipp Ludwig (1547–1614), Herzog von Pfalz-Neuburg, um Johann I. (1550–1604), Herzog von Pfalz-Zweibrücken, um Ott Heinrich (1556–1604), Herzog von Pfalz-Sulzbach, Hilpoltstein und Allersberg, um Friedrich (1557–1597), Herzog von Pfalz-Parkstein und Weiden sowie um Karl I. (1560–1600), Herzog von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. Die drei jüngeren Söhne waren beim Erbfall 1569 noch minderjährig.8 Beide Chytraeus-Schriften sind selten überliefert. Die Rede auf Ulrich Sitzinger ist in weniger als einem halben Dutzend Exemplaren nachweisbar, während die Würdigung von Herzog Wolfgang mit etwa zehn Exemplaren etwas häufiger ist.9

Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz / Pfälzische Landesbibliothek Speyer bewahrt unter der Signatur G 37.1227 Rara einen Sammelband mit zwei 1580 erschie-nenen Schriften von David Chytraeus auf, der 1937 als Geschenk erworben wurde.10 Bei

4 Burnikel, Bonkhoff (wie Anm. 3), S. 89f., 105–109; Ehmer (wie Anm. 1), S. 20 u. Anm. 18, S. 30 u. Anm. 100; Thomas Bergholz: Art. Sitzinger, Ulrich d. J. In: Friedrich Wilhelm Bautz, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 28. Nordhausen 2007, Sp. 1446–1449.

5 Oratio de Ulrico Sitzingero, I. V. D. cancellario inclyti principis Wolfgangi, Palatini Rheni, Ducis Bavariae, etc. scripta à Davide Chytraeo. Rostock: Stephan Möllemann, 1577 (VD 16 (https://www.bsb-muenchen.de/sammlungen/historische-drucke/recherche/vd-16/), C 2695).

6 Übersetzung bei Burnikel, Bonkhoff (wie Anm. 3), S. 90–107, hier S. 91 u. 95.7 De illustrissimo principe Wolfgango Palatino Rheni, Duce Bavariae &c. Oratio Davidis Chy-

traei. Oratio de Ulrico Sitzingero […] Wittenberg: Johann Krafft d. Ä. Erben, 1580 (VD 16, C 2613); Ehmer (wie Anm. 1), S. 29.

8 Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln Neue Folge. Bd. I.1: Die fränkischen Könige und die Könige und Kaiser, Stammesherzoge, Kurfürsten, Markgrafen und Herzoge des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Frankfurt am Main 1998, Tafel 96.

9 Nach VD 16 (wie Anm. 5). Hier fehlen die Zweibrückener Exemplare und das Exemplar der Rede auf Herzog Wolfgang in der Staatlichen Bibliothek Neuburg an der Donau (s. unten). Be-merkenswerterweise finden sich beide Drucke nicht in der Bibliotheca Palatina in Rom unter den Werken von Chytraeus; Elmar Mittler (Hg.): Bibliotheca Palatina. Druckschriften – Stampati Palatini – Printed Books. Katalog zur Mikrofiche-Ausgabe. Bd. 1: Bibliographie A–K. Bd. 2: Bibliographie L–Z. München 1999, hier Bd. 1, S. 176f. Nr. 01971–01994.

10 Das Journal Geschenkakzession 1937 der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer weist lediglich den Vermerk „Schenker nicht mehr nachweisbar“ auf (Bl. 41b).

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Widmungsexemplare von David Chytraeus 39

dem ersten Druck handelt es sich um die Rede auf Herzog Wolfgang. Beiband ist Chytraeus’ Oratio de statu ecclesiarum hoc tempore in Graecia, Asia, Africa, Ungaria, Boëmia, &c. in der Frankfurter Ausgabe aus dem Jahr 1580.11 Diese 1569 erstmals er-schienene und bis 1583 aufgelegte Schrift über den Zustand der christlichen Kirchen im Osten war eine Frucht seiner Reisen nach Österreich und Ungarn in den Jahren 1568/69 und später 1573/74.12 Beide Drucke umhüllt ein brauner Lederband über Pappdeckeln, der vorne und hinten in der Mitte eine spitzovale, maureske Kartusche zeigt, die von vier gleichartigen Eckstücken gerahmt wird. Hinzu kommt ein punzierter Goldschnitt, der stark berieben ist. Der erste Druck zeigt wenige Marginalien und Anstreichungen von zeitgenössischer Hand.13

11 Davidis Chytraei Oratio de statu ecclesiarum hoc tempore in Graecia, Asia, Africa, Ungaria, Boëmia, &c. Cui Epistolae aliquot Patriarchae Byzantini, & aliorum, ex Oriente recens scriptae: aliaeque narrationes, lectu non indignae nec iniucundae, accesserunt. Frankfurt am Main: An-dreas Wechel, 1580 (VD 16 (wie Anm. 5), C 2671). Erstausgabe: VD 16, ZV 3317.

12 Wiegand (wie Anm. 1), S. 429; Ehmer (wie Anm. 1), S. 20f.13 Bemerkenswert ist eine Glosse zur Textstelle „In conventibus Imperii etiam, praecipue curae

Palatino VVolfgango Religionis verae negotia fuerunt“ auf Bl. C1a: „Cum in vita istius Principis cura Religionis in comitiis merito laudetur, cur in aliis quondam [?] causa Religionis conventus ineundos et disputationibus finem secundum verbum Dei imponendum suadent, idem nunc re-prehenditur?“.

Abb. 2: Titelblatt mit vom – heute fehlenden – fliegenden Blatt durchgeschlagener, seitenverkehr-ter Widmung. Vorlage: LBZ/Pfälzische Landes- bibliothek Speyer, G 37.1227 Rara.

Abb. 1: Einband des Rostocker Buchbinders Dietrich von Lohe. Vorlage: LBZ/Pfälzische Lan-desbibliothek Speyer, G 37.1227 Rara.

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Ein bisher unveröffentliches, lateinisches Gedicht des niederländischen Gelehrten Robertus Keuchenius (1636–1673)

über den Odenwald

Peter mAtheS

Als langjähriger Kollege am Karl-Friedrich-Gymnasium Mannheim möchte ich Dir, lieber Willi, mit meinem Beitrag zur Festschrift zu Deinem 70. Geburtstag herzlichst gratulieren.

Unsere Arbeitsgruppe am Neulateinischen Seminar der Universität Heidelberg wird demnächst eine zweisprachige Ausgabe (lat./dt.) mit ausführlichem Kommentar der Deliciae Palatinae (Kurpfälzer Köstlichkeiten) des Robertus Keuchenius edieren, die neue Einblicke in die Geschichte der Kurpfalz darbieten wird.

Robertus Keuchenius, auch als „Ceuchenius“ oder „Cuchenius“ erwähnt, stammte aus gutbürgerlichem Elternhaus und wuchs in Arnheim auf. Nach dem Studium der „Humaniora“ und der Rechtswissenschaft erwarb er 1658 an der Universität Leiden den juristischen Doktorgrad. Doch seine große Liebe galt zeitlebens der Philologie, der Ge-schichte und der Dichtkunst. Nachdem er ohne Erfolg mit panegyrischen Gedichten in England versucht hatte, eine Anstellung zu finden, wurde er 1661 als Professor der Geschichte an das berühmte Amsterdamer „Athenaeum“ berufen, wo er über das allzu niedrige Gehalt unzufrieden war. So versuchte er, am Hof des französischen Königs Ludwig XIV. Karriere zu machen, doch wieder vergeblich. Daraufhin zog es ihn an den Heidelberger Hof des Kurfürsten Karl Ludwig, wo er die 502-seitige Miszellanhandschrift mit zahlreichen Gedichten über die Kurpfalz verfasste mit dem Titel: ROBERTI KEUCHENII I(uris) C(onsul)TI BELGAE, DELICIAE PALATINAE.1 Doch auch in der Kurpfalz blieb ihm der Erfolg versagt, sodass er 1670 in seine Heimat zurückkehrte und in Arnheim 1673 verstarb. Während seines Aufenthalts in Heidelberg widmete er sich in den Jahren 1669/1670 eifrig der Geschichte und Gegenwart der Kurpfalz, die er weitgehend in Gedichtform verherrlichte.2

1 Diese Handschrift wurde 1907 vom Mannheimer Altertumsverein 1859 erworben und ist von hohem historischem Interesse, da sie zahlreiche Landschaften und Orte, Bauwerke und Einrich-tungen der Kurpfalz vor der Zerstörung im Pfälzer Erbfolgekrieg beschreibt.

2 Zu Leben und Werk von Robertus Keuchenius siehe ausführlich Hermann Wiegand: Ein unbe-kanntes, lateinisches Gedicht auf die Seherin Jetta und den Wolfsbrunnen. Sein handschriftlicher Kontext und die Tradition. In: Wilhelm Kühlmann: Prata Florida. Neue Studien anlässlich des dreißigjährigen Bestehens der Heidelberger Sodalitas Neolatina (1988–2018). Heidelberg 2020, S. 225–240; Ders: Ein unbekanntes lateinisches Gedicht auf die Kurpfälzer Humanistin Olym-pia Fulvia Morata (1526–1555). In: Mannheimer Geschichtsblätter N.F. 31 (2016), S. 4–10. [Verbesserter Neudruck in: Schweinfurter Mainleite (2017), Nr. 4, S. 6–14]; Dirk van Miert: Humanism in an Age of Science. The Amsterdam Athenaeum in the Golden Age, 1632–1704. Leiden, Boston 2009, S. 85–88 (ohne Kenntnis der Mannheimer Handschrift).

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70 Peter Mathes

Daraus, lieber Willi, nun eine kleine, panegyrische Kostprobe für Dich in elegischem Versmaß mit prosaischem Kommentar des Autors und meiner deutschen Übertragung.

OTTONICA SYLVA

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Porträt von Robert Keuchenius.Vorlage: Österreichische National-bibliothek Wien.

Vasta strues, Soror Hercyniae contermina Sylvae Limite quae Moenum tangis et ampla Nicrum:Seu tua [a] Caesareo debes cognomina OTHONI, Sive sub inculto diceris [c] Oda sono:Seú Te Mercurius (vetus hunc Germania [b] Wodam Nuncupat) antiquum condidit ante Nemus:Horrida dumosas abdis spelunca cavernas, Queîs agit errantes sola Diana feras:In Te Progenies CAROLI tamen Inclyta MAGNI Vixit, [d] EGINHARDO nupta vel EMMA viro.Regia cum scribam portasset Filia Sponsum, Per clandestinas De Patre visa nives.

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Peter Dewarats Karte vom Schwetzinger Hardtwald 1782 125

in Gemäsheit welcher künftighin die Waldungen vermessen, aufgenommen und in Plan gebracht werden sollen“, forderte demgegenüber mehr: Die Karten sollten künftig zu-sätzlich Angaben über Holzarten, Bestandsformen, Bestanddichte und nicht zuletzt über Boden und Bodengüte enthalten. Zusätzlich gab es die Anforderung, den Zustand und die Qualität des Baumbestands einschließlich vorhandener Schäden zu erfassen. Damit entwickelten sich die bisherigen Forstgrenzkarten zu „Waldstandortskarten“ weiter.19 Initiator dieser Neuerung waren Johann Peter Kling und Peter Dewarat, die Standards vorgaben, nach denen künftig kartiert werden sollte. Die Instruktion wurde als eine der wichtigsten „Verordnungen […] für die heutige Forstwissenschaft in gleichem Maße wie für die Geschichte der Kartographie und Geographie“ gewürdigt:20 Einerseits wegen der beschriebenen inhaltlichen Vorgaben, aber auch mit der ihr zugrunde liegenden Auffas-sung, dass die Wälder „einen wesentlichen Teil des Staatsreichtums aus[machen], daher die größte Aufmerksamkeit verdienen [müssen]“.21 Bislang übersehen wurde in diesem Zusammenhang, dass es eine Probearbeit gab, in der bereits im Vorfeld die Bestimmun-gen dieser Verordnung am konkreten Beispiel getestet wurde: Hierbei handelt es sich um eine Waldkarte über den Schwetzinger Hardt von Peter Dewarat.

Die Schwetzinger HardtwaldkarteDie Karte entstand als Ergebnis der Vermessungen Dewarats im Schwetzinger Hardtwald im Jahr 1782.22 Sie ist auf Leinen gezogen und mit 163 cm auf 256 cm von beeindru-ckender Größe, so dass sie von Anfang gerollt und nicht gefaltet verwahrt werden muss-te. Unterschiedliche grüne und braune Farbtöne dominieren die Grundierung, die Details sind überwiegend mit schwarzer und teils auch roter Tusche gezeichnet.23

Eine kunstvolle Titelei befindet sich in der linken unteren Ecke: Im Mittelpunkt steht ein behauener Stein mit der Aufschrift DIE HAARD und der Unterschrift Renovirt Anno 1782 durch Chur Pfaltz G[eneral] Landmessern und Ober Renovatorn P[eter] De-warat. Hinter dem Felsen befinden sich ein paar abgebrochene, miteinander verknotete Stöcke, links davon ein vielleicht allegorisches Relief mit vier Personen (ein Lehrer mit Stock sowie drei Schüler?), rechts davon ein Grenzstein mit dem pfalzbayerischen Wap-pen und der Aufschrift Nr. 228. Direkt neben der Titelei findet sich der Maßstab, an-gegeben in Nürnberger Ruten (= 4,42 m) und ablesbar an einem stilisierten Holzquader mit der Länge von 200 Nürnberger Dezimalruten (= 884 m). Dies entsprach dem kurpfälzischen Grundmaß für Karten, das im Zuge einer Verordnung 1773 auf die Nürnberger Ruten normiert worden war.24 Fast 60 Jahre nach Entstehen wurden in die Karte von einem Kartographen Schäfer eine zweite Maßschablone, bezogen auf das Badische Normmaß eingezeichnet und Ergänzungen angebracht. Die Nürnberger Ruten

19 Tichy (wie Anm. 18), S. 322.20 Tichy (wie Anm. 18), S. 320.21 Zitat aus der Instruktion bei Tichy (wie Anm. 18), S. 320.22 GLA Karlsruhe H Hardt HD 3; Digitalisat vgl. unter http://www.landesarchiv-bw.de/

plink/?f=4-1708699-1; eine Beschreibung findet sich bei Salaba (wie Anm. 2), S. 17.23 Im Generallandesarchiv befinden sich noch weitere kleinformatigere Kopien der Karte, die ur-

sprünglich gefaltet und als Teil von Atlanten verwahrt wurden. Sie weichen in manchem Detail (Farbgebung, Titelei, Skizzen der Hardtgemeinden) von der Hauptkarte ab, sind jedoch gleich-falls von hohem künstlerischen Wert. Vgl. GLA Karlsruhe H Hardt HD 5a, 5b und 10.

24 Kistner (wie Anm. 17), S. 48.

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126 Harald Stockert

Abb. 4: Hardtwaldkarte von Peter Dewarat, Generallandesarchiv Karlsruhe.

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Peter Dewarats Karte vom Schwetzinger Hardtwald 1782 127

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