Reggae Rhein-Main No 5

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No. 5 Sept./Okt./Nov. 2010 REGGAE Rhein - Main Reggae- & Dancehall-News outta di area Kunterbuntewelt e.V. Gemeinsam für den Frieden Toots & the Maytals Länderinfo Gambia

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Reggae Magazine

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No. 5Sept./Okt./Nov. 2010

REGGAERhein-MainReggae- & Dancehall-News outta di area

Kunterbuntewelt e.V.Gemeinsam für

den Frieden

Toots & the Maytals

Länderinfo

Gambia

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Impressum Herausgeber:z-medien, Jens ZeidlerAm sonnigen Hang 12,64689 [email protected]@gmx.deRedaktion:Mascha Wembacher, Stephanie Reichelt, Anja Elsner, Azieb Yohannes, Isabelle Fichtner, Ismael Keita, Franziska Zeidler, Patrick [email protected]

Fotos: Jan Ehlers, Anja Elsner, Tim Schnetgoeke, Kilian Schulze-Mons, Derya Öztürk, Alessandro Novellino, Stephanie Reichelt, Lioness Movement, Boly N’Guessan, kunterbuntewelt e.V., Docta B, Josiah Wedgwood, Joujou/pixelio.de Anzeigen:[email protected]/Gestaltung:Franziska Zeidler

Druck:Buch- und Offsetdruckerei Häuser KG, KölnAuflage:1000 ExemplareVerteilung:Auslagestellen im Rhein-Main-GebietDas Magazin ist kostenlos.Erscheinungsweise:alle drei Monate

Editorial

Inhalt

Nachdruck/Copyright:Alle Urheberrechte für Text und Gestaltung liegen bei z-medien. Ein Nachdruck der Texte und Fotos, die in Reggae Rhein-Main veröffentlicht sind, ist – auch in Auszügen – nur mit schriftlicher Genehmigung von z-medien erlaubt.Haftung:Namentlich oder mit Kürzel des Autors gekennzeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt der Meinung des Herausgebers.

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im Juni sein Album-Debüt veröffentlichte. Auch erhielten wir die Möglichkeit, ein paar Worte mit der Reggae-Legende Toots zu wechseln, der mit seinen Maytals in der Darmstädter Centralstation gastierte, was wir Euch nicht vorenthalten wollen! Lady-Power pur gibt’s in unserem In-terview mit Lioness Movement aus Stutt-gart, außerdem haben wir Mr. Smoka von Guns-E-Num, der sich der Veranstaltung von Soundclashs verschrieben hat, mal über die Schulter geschaut. Die Länder-Info führt Euch diesmal nach Gambia, einem wunderschönen kleinen Land an der Westküste Afrikas. Des Weite-ren findet Ihr wie gewohnt Teil 4 der „Reg-gae-History“ und die „Natural Beauty-Tipps“ - diesmal zum Thema Seelenwellness. Neben unserem Veranstaltungskalender im Magazin findet Ihr auf unserer MySpace-Seite (www.myspace.com/reggaerheinmain)

immer die aktuellsten Party-Dates für das Rhein-Main-Gebiet. Sollte jemand einmal kein Magazin erhal-ten haben, gibt es dieses auf Anfrage auch als bequem zu lesendes PDF per Mail. Zum Schluss noch mal der Hinweis, dass wir immer noch dringend Anzeigen-kunden suchen, damit es unser Magazin weiterhin geben kann!! Wenn Ihr Interes-se habt und uns unterstützen wollt, meldet Euch doch einfach per Mail. Wir freuen uns außerdem über Euer Lob oder Kritik, Anregungen, Meinungen und Hinweise – wenn Ihr uns was zu sa-gen habt, schreibt uns doch an [email protected]. Gerne veröffentlichen wir Eure Leserbriefe in unserer nächsten Ausgabe. Wir wünschen Euch einen schönen Herbst! ONE LOVE und viel Spaß beim Le-sen! Euer Team von Reggae Rhein-Main

4 Toots & the Maytals … doing the Reggay

6 Tippa Irie & The Far East Band Der Wegbereiter des UK-Dancehall

8 Ephraim Juda Jeder Song hat für mich seine ganz eigene Geschichte

10 Guns-E-Num Music is a mission but soundclash is a competition

12 Lioness Movement Geballte Gyal Power mit Köpfchen

14 The Gambia The smiling coast of Africa

16 Hilfe zur Selbsthilfe an der Elfenbeinküste Kunterbuntewelt e.V.

18 Natural Beauty Seelenwellness

19 Partyberichte Was war los in der Area?

20 CD-Tipps21 Party-Guide Reggae-Termine

22 Reggae-History Part 4 Der steinige Weg in die Freiheit

Greetings Reggae-Massive!!Mit Freude präsentieren wir Euch die fünfte Ausgabe unseres kosten-losen Reggae- und Kulturmagazins

für das Rhein-Main-Gebiet!Eine schöne Festival-Saison liegt hinter uns – wir hoffen, Ihr habt sie genossen, schön gefeiert, viele Artists gesehen und gehört … auch wenn das Wetter dieses Jahr leider oft-mals weniger zum Summer-Feeling beigetra-gen hat … Aber davon lassen wir uns ja nicht unterkriegen. In dieser Ausgabe präsentieren wir Euch den britischen Reggae-Künstler An-thony Henry aka Tippa Irie aus London mit seiner Band „The Far East Band“, einen der bekanntesten Reggae-Entertainer Europas. Weiter freuen wir uns sehr, Euch Ephraim Judah vorstellen zu dürfen, einen viel ver-sprechenden Newcomer aus Berlin, welcher

Lioness MovementGentleman

YouFM Studio KonzertToots & the Maytals

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Im Gespräch mit

Toots and the Maytals… doing the ReggayText: Mascha Wembacher, Isabelle Fichtner / Fotos: Anja Elsner, Jan Ehlers > www.janehlers.net

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Wer kennt nicht das einprägsame Stück „Bam bam“, einen absoluten Klassiker, in verschiedensten Versionen immer wieder aufgegriffen von Artists wie Sister Nancy, Chaka Demus & Pliers, Yellowman … Als Frederick „Toots“ Hibbert mit seinen „Maytals“ das Original zum Besten gibt, mit dem die Band 1966 das erste „Jamaican Song Festival“ gewann, kocht die Darm-städter Centralstation. Ein mitreißendes Konzert, bei dem es dem Leadsänger Toots gelingt, mit seinem powervollen Bühnen-auftritt und seinen ansteckenden positiven Vibez ein bunt gemischtes Publikum aller Altersklassen zu begeistern. Seine fünf-undsechzig Jahre lässt er sich zu keinem Zeitpunkt anmerken und bringt die Menge zum Tanzen, Feiern und Mitsingen – auch mal so laut, dass er selbst übertönt wird. In bester Stimmung wirbelt er über die Büh-ne und liefert mit kraftvoller Stimme einen Klassiker nach dem anderen. Auch die fünf weiteren Musiker und zwei Background-Sängerinnen der Band überzeugen mit ih-rem Können und sympathischer Ausstrah-lung und vereinen verschiedene Musikstile von Reggae über Ska bis hin zu Rock und Soul zu einem gelungenen, abwechslungs-reichen Konzert. Wir haben das Glück, Toots nach dem Konzert kurz sprechen zu dürfen, und tref-fen einen gut gelaunten, wenn auch von seinem energiegeladenen Auftritt etwas erschöpften, äußerst sympathischen Mann, der auch im Backstage-Bereich noch den ein oder anderen Song anstimmt. Die Laufbahn der inzwischen weltweit als Reggae- und Ska-Legende bekannten Band begann 1961 in Kingston, als dort Henry “Raleigh” Gordon und Nathaniel “Jerry” McCarthy auf den aus May Pen stammenden Frederick „Toots“ Hibbert tra-fen und sich zu einem „vocal trio“ zusam-menschlossen. Als jüngstes von sieben Kin-dern hatte Toots bis dahin seine Stimme im Kirchenchor geschult, und im zarten Alter

von sechzehn Jahren zog es ihn nun nach Kingston. An eine musikalische Karrie- re dachte er dabei damals allerdings noch gar nicht, wie er uns im Gespräch verriet, vielmehr besuchte er, wann immer mög-lich, seinen Bruder, der in Trenchtown lebte, einfach um mit ihm rumzuhängen, eine gute Zeit zu haben. Erst nach einer ganzen Weile wuchs in ihm der Gedanke, es doch auch einmal zu versuchen „with this recording-ting“, was sie dann auch taten – und hier steht er nun und blickt auf eine beachtliche Musikkarriere zurück. Die ersten Aufnahmen im „Studio One“ verliefen zufriedenstellend; mit „Six and Seven Books of Moses“ und „Broadway Jungle“ lieferte das Trio 1963 und 1964 dann die ersten Hits. Im Gegensatz zu der damals üblichen Musik, die vor allem aus Lovesongs bestand, basierten die Songs der Gruppe zumeist auf sozialkritischen und spirituellen Texten. Was unter ande-rem natürlich auch zu dem Ziel beitrug, aus der Menge hervorzustechen, um gehört zu werden. Sich seiner herausragenden Stim-me bewusst, wollte er nun „wie ein Adler

ins ‚Recording-business’ einsteigen“, so Toots mit einem Lächeln. 1963/64 brachte das Trio, das sich in-zwischen „The Maytals“ nannte, mit „Never grow old – presenting the Maytals“ sein erstes Album heraus, das neben klassi-schen Ska-Stücken auch einige Songs mit R&B- und Gospel-Einlüssen beinhaltete. Kurz nachdem sie das erste „Jamaican Song Festival“ gewonnen hatten, wurde Toots des Marihuana-Besitzes angeklagt und für mehrere Monate inhaftiert. Als er 1967 das Gefängnis wieder verlassen konnte, hatte sich ein neuer Musikstil entwickelt und den Ska abgelöst – der langsamere Rockstea-dy. Seine Gefängniserlebnisse bringt Toots später in einen seiner weiteren großen Hits ein: „54-46 Was My Number“. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in „Toots and the Maytals“ umbenannt, ist die Grup-pe 1968 die erste, die mit ihrem Song „Do the Reggay“ einer neuen Musikrichtung den Namen gibt, die sich gerade aus dem Rock-steady entwickelte. In den anschließenden Jahren folgten zahlreiche internationale Hits und Tourneen, und Ende der 70er Jahre wa-

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25th Summerjam

ren es ihre Songs, die mit dazu beitrugen, in England die sog. „zweite Welle des Ska“ auszulösen. Im Laufe seiner Karriere arbeitete Toots mit vielen namhaften Produzenten zu-sammen wie „Sir Coxsone“ Dodd, Byron Lee, Leslie Kong, Chris Blackwell. Hierbei bleibt anzumerken, dass die Produzen-ten in Jamaika zu den Anfangszeiten des Reggae große Macht im Musik-Business besaßen, und ihr Interesse oftmals haupt-sächlich dem gegenseitigen Wettstreit galt und weniger der tatsächlichen Förderung musikalischer Talente, und junge Künstler

so nicht selten ausgebeutet wurden. Wohl nicht zuletzt deshalb war es Toots wichtig, bei unserem Gespräch noch einmal ins Ge-dächtnis zu rufen, dass die „real producers“ der Songs die Artists selbst sind, so wie er, Bob Marley, Jimmy Cliff, U-Roy und all die anderen, die die Hits erschaffen, und nicht die „so-called producers“, die die Künstler lediglich ins Studio holen und bezahlen, an der direkten „Produktion“ der Songs aber nicht wirklich beteiligt sind. Toots and the Maytals können mittler-weile stolz auf weit über 100 veröffentlichte Singles sowie mehr als 50 Alben blicken,

von denen fünf für einen Grammy nomi-niert wurden. Den Grammy für das beste Reggae-Album erhielten sie dann 2005 für ihr Album „True Love“, auf dem auch zahl-reiche große Gast-Musiker zu hören sind. Einen weiteren Beweis für ihren beeindru-ckenden Schaffensdrang sowie ihre große musikalische Bandbreite liefert ihr neuestes Album „Flip & Twist“, das dieses Frühjahr er-schienen ist – ein gelungenes, stimmungs-volles Album mit starken souligen Einflüs-sen. Wir danken für das Gespräch und wün-schen weiterhin viel Erfolg – Big Respect!!

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Jedes Jahr wieder. Jedes Jahr riesige Vorfreude. Jedes Jahr die große Frage: wie und wann reisen wir an? Jedes Jahr die Fra-ge nach dem Zeltplatz. Jedes Jahr ein kur-zer Moment des Zögerns: Warum der ganze Stress? Und jedes Jahr weiß ich spätestens bei der Ankunft, warum ich mich wieder da-für entschieden habe. Summerjam ist mehr als Deutschlands größtes Reggae-Festival. Diese große Veranstaltung ist wie Heimkom-men und ist ein ganzes Wochenende lang größtes Musikerleben. Denn wenn schließlich das Zelt aufge-baut, die Zeltnachbarn kennengelernt oder wieder getroffen sind, die verschiedensten Musikanlagen drumherum schönste Reggae- töne erklingen lassen und die ersten Sound-check-Geräusche von der Festivalinsel zu hören sind, breitet sich tiefe und reine Zu-friedenheit aus. Das erste musikalische Highlight jedes Tages war das Trommlerfloß auf dem Frühlinger See. Drei trommelnde Musiker schipperten täglich vorbei und hin-terließen strahlende Festivalbesucher am morgendlichen Strand. Ab Mittags dann der Run auf die Insel. Denn bereits unter der hoch stehenden Mittagssonne konnte man den ersten bekannten Acts lauschen oder gar neue kennen und lieben lernen. Und das Jam-Wetter – ohne Worte – wie immer auf unserer Seite. Vom kurzen und heftigen Regenschauer am Samstag Nachmittag mal abgesehen. Sonne auf der Haut, Sonne im Herzen. Und vor allem Sonne im Ohr. 28.000

Besucher (nach Angaben des Veranstalters) hatten wieder schwere Entscheidungen zu treffen: rote oder grüne Bühne? Denn wie immer boten meist beide Bühnen mit zeit-lichen Überschneidungen große Acts. Von Capleton über Inner Circle, NAS & Damian ‚Jr. Gong‘ Marley, Jah Mason und Julian Mar-ley, Ohrbooten, Lutan Fyah, Dellé und Max Herre. Nahezu jeder hätte einen einzelnen Summerjam Bericht verdient. Fanta Mojah genauso wie Cornadoor, Tony Rebel, Nneka, Miss Platnum, Mr. Vegas, Don Carlos, Mid-nite, Gentleman, Uwe Banton, Ganjaman und natürlich TOK. Und das sind längst nicht alle! Parallel lief im Big Tent die Übertragung der Fußball-WM auf Hochtouren. Am Sams-tag Abend abgelöst von David Rodigan, der das Stimmungszepter nachts übernahm und die Menschenmasse in saunaähnlichen Zuständen im Zelt richtig zum Beben brachte. Wunderbar. Auch PowPow und Sentinel Sound dürfen an dieser Stelle keinesfalls uner-wähnt bleiben. Familie, Freunde, Shoppen auf dem Basar, Kulinarisches aus aller Welt genießen. Und am Sonntag Abend dann die Krönung des Wo-chenendes mit den Ikonen von Toots and the Maytals zum Abschlussfeuerwerk. Wann ist endlich Summerjam 2011?

Summerjam 2010 – 25 Jahre!Let the Spirit riseText/Fotos: Anja Elsner

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Report

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Der Wegbereiter des UK-DancehallText: Franziska Zeidler / Fotos: Tim Schnetgöke, www.schnetgoeke.com

Anthony Henry, den meisten bekannt als Tippa Irie, ist einer der bekanntesten Reggae-Entertainer in Europa. Seit über 25 Jahren in der Dancehall-Scene tätig, gönnt er sich selten eine Pause und ist jedes Jahr wieder mit neuen Songs, Konzer-ten und Videos am Start. Der aus Brixton/London stammende Künstler kam durch seinen Vater und dessen Sound „Musical Messiah“ zur Reggaemusik. Schon als Kind ahmte er bekannte Reggae-tunes nach, weiter ging es im Teenageral-ter mit Talentwettbewerben, wodurch King Tubby‘s Sound aus London ein Auge auf ihn richtete. Es folgten regionale Auftritte und Dances mit dem Sound rund um London. Bis er schließlich von Saxon Sound ange-sprochen wurde und sich eine Möglichkeit der Zusammenarbeit ergab. Tippa wurde 1983/84 zum festen Bestandteil von Saxon. Dadurch wiederum ergaben sich Bekannt-schaften mit Papa Levi, Smiley Culture, Maxi Priest, Peter King und vielen anderen. Saxon Sound wuchs mit Tippa Irie zu einem der bekanntesten Sounds in Eng-land heran. Die Entwicklung war enorm, diverse Soundclashes wurden erfolgreich bestritten . Unter anderen traten sie gegen Coxsone (Tenor Fly, Daddy Freddy und

Fathead), Unity (spätere Ragga Twins) und Young Lion Sound (Daddy William und Mr. Palmer) an. Tippa Irie erinnert sich gern an seine Deejay-Zeit in den 80ern zurück. Sie waren so erfolgreich, dass sie zur Zeit des „Fast Style‘s“ sogar teilweise von Jamaika kopiert wurden. 1986 landete Tippa Irie mit „Hello Dar-ling“ zum ersten Mal in den Charts. Der Weg für eine Solokarriere war geebnet. Bei der Entstehung des Songs wurde er von seinen Dj-Kollegen zuerst belächelt, aber die be-achtlichen Verkaufszahlen des Tunes ließen das Schmunzeln in Erstaunen und Respekt umschwenken. Tippa machte sich einen Na-men als Soloartist und hatte seinen größten Erfolg Ende der 80er Jahre und Anfang der 90er. Er machte mit vielen Lovers-Combi-nations von sich reden, gründete 1989 mit Peter Hunningale das Label Shock Out Pro-ductions, mit welchem er dann auch den Hit „Raggamuffin Girl“ herausbrachte. Tippa arbeitete unermütlich an seiner Musik, hat bis heute 15 LPs herausgebracht und kann auf einen beachtlichen Erfolg zu-rück blicken. Er war mit UB40 auf Tour und durfte durch eine Zusammenarbeit mit den Black Eyed Peas schon ein wenig Hollywoo-

dluft schnuppern. Sogar eine Grammy-No-minierung hat er vorzuweisen. Mitte der 90er Jahre hatte Tippa Irie be-gonnen, sich auch über die europäischen Grenzen hinaus in den USA einen Namen zu machen. Durch seinen dortigen Aufent-halt lernte er Michael Rose, Burning Spear, Eek-A-Mouse und viele andere kennen. Während er über Festivals tourte, traf er auf Will von den Black Eyed Peas. Durch die-se Bekanntschaft wurde später der Holly-wood-Stein ins Rollen gebracht. Die Black Eyed Peas nahmen mit Tippa Irie den Song „Hey Mama“ auf, bei dem Tippa den Re-frain sang. Ein Jahr später hatten die Peas ihren internationalen Durchbruch und wur-den weltweit bekannt, Tippa Irie sollte nun mit ihnen in Hollywood das Video zu „Hey Mama“ drehen. Die Krönung war dann na-türlich die Nominierung für einen Grammy. Die musikalischen Wurzeln Tippa Irie‘s liegen ganz klar beim Reggae, jedoch ist er durchaus dafür bekannt desöfteren mal den traditionellen Reggae-Pfad zu verlassen. Seine Musik ist extrem vielfältig und wagt immer mal wieder Ausflüge in den HipHop Bereich (bspw. zusammen mit Jurassic 5) oder in die rockige Richtung mit Sublime, auch Drum‘n‘Bass-artige Rhythmen sind

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Tippa Irie und Marco Baresi

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ihm nicht fremd. Die 90er Jahre brachten immer mehr den härteren Dancehall in den Vordergrund. Tippa Irie versuchte sich dieser Veränderung anzupassen und trotz-dem seinem Stil treu zu bleiben. Durch die Mischung seiner vielfältigen Musikrichtun-gen und die Offenheit für Neues verlor er nie den Anschluss. Er wirkte an den unter-schiedlichsten Projekten mit und hält sich noch viele Optionen offen. Die Inspiration für seine Songtexte kommen auch aus eigenen Erfahrungen. Den Tod seiner Schwester verarbeitete er in einigen Songs auf dem Album „Sign of the times“. Der sympathische, verantwortungs-bewusste Familienvater von 5 Kindern gilt im Musikbusiness als sehr hilfsbereit und kollegial. Er gewann dadurch viele Kollegen auch als Freunde. Sein aktuelles Album „Stick to my Roots“ erschien am 11. Juni bei Lockdown Produc-tions. Hier tat sich Tippa Irie zum ersten Mal mit der Berliner Combo „The Far East Band“ zusammen. Der Kontakt zur Band entstand durch seine Freundschaft zu Gentleman. Tippa Irie beschreibt die Zusammenarbeit mit Marco Baresi und der gesamten Band als beste Arbeit seit Jahren. Die „Far East Band“ war im Jahr 2002 bis 2009 die Ba-ckingband von Gentleman, und spielte, um nur einige zu nennen, mit Tanya Stephens, Ce‘cile, Sean Paul, Red Rat, Buccaneer, De-gree, Chico und Warrior King. Angefangen haben sie 1997 mit sechs hochkarätigen Musikern (aus Leipzig und Berlin), die Be-setzung ist bis heute auf acht Personen an-gewachsen.

hatte eine Menge Spaß und ließ sich or-dentlich einheizen. Dieses Jahr ist Tippa Irie mit seiner wunderbaren Band noch einmal in München am 12. November zu sehen. Wir hoffen auf viele weitere Konzerte und Alben von Tippa Irie, den Wegbereiter des UK-Dancehall.

Unter blog.lockdownproductions.com gibt es ein „Stick to my roots - Mixtape“ gehos-ted von chali 2na (j5) zum kostenlosen Download.www.myspace.com/tippairiefareastbandwww.tippairie.comwww.fareastband.de

Mit dem „Stick to my roots“-Album prä-sentieren uns Tippa Irie & The Far East Band ein musikalisch extravagantes Stück. Von Dancehall-Brettern, R‘n‘B, Old School bishin zu rootsigen Tunes wird einem hier einiges geboten. Tippa Irie schafft es zusammen mit der Band eine seiner besten LPs ab-zuliefern. Lyrische Geschicklichkeit gepaart mit seinem beispiellosen Flow machen das Album zu einem Juwel in jeder Platten-sammlung. Noch mehr zu empfehlen sind jedoch die Live-Auftritte. Beim Reggae-Jam in Ber-senbrück lieferten sie eine grandiose Live-Show ab. Das Publikum war begeistert,

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Im Interview mit

Ephraim JudaJeder Song hat für mich seine ganz eigene GeschichteText: Franziska Zeidler / Foto: Kilian Schulze-Mons, Derya Öztürk

Tapes getauscht und uns so mit neuer Mu-

sik, vor allem Reggae, versorgt. Mich hat diese

Musik einfach fasziniert und seitdem nicht mehr

losgelassen. Außerdem woll- te ich verstehen, was dort gesagt und gedacht wird, da

lag es dann irgendwann nicht mehr fern, es auch selbst einmal

zu versuchen. (schmunzelt) Identifizierst Du Dich auch mit dem re-ligiösen Hintergrund? Welchem religiösen Hintergrund? Die Frage ist so weitläufig und umfassend, dass sie nur schwer zu beantwor-ten ist und sicherlich den Rahmen von einem Interview sprengt. Da wäre ja erstmal die Frage, welchen religiösen Hintergrund diese Musik beziehungsweise die Musikschaffen-den und Hörer miteinander teilen, und ob sie überhaupt einen gemeinsamen Hintergrund haben. Ich habe Rasta, und ich denke, da-rauf zielt eure Frage ab, nie als einheitliche, homogene Richtung wahrgenommen. Man braucht ja nur einmal zu schauen, in wie viele Häuser oder Strömungen sich das Ganze al-

lein auf Jamaika untergliedert. Da gibt es Nyabinghi, Bobo Ashanti, Twelve

Tribes und so weiter, geschweige denn wirst du jemanden finden, der Rasta unumwunden als Re-

ligion bezeichnen wird. Es geht dabei eher um „livity“, also eine bewusste Einstellung zum Le-ben, oder eine Art zu Leben, wenn du so willst. Ich bezeichne mich nicht als Rasta, wohl aber ha-ben mich die Ideale von Gleichheit, Gerechtigkeit und Liebe als universelle Sprache inspiriert, diese Musik zu machen und sind bis heute, neben dem rein Musikali-schen, die Themen, die mich an der Mu-sik weiterhin faszinie-ren. Schlussendlich ist es aber nebensäch-

Mittlerweile dürfte der New-comer Ephraim Juda aus Berlin vielen Reggaefans hierzulande be-kannt sein. Nicht nur in der Berli-ner Reggaeszene konnte man sich in den letzten Jahren von seinen star-ken Live-Auftritten verzaubern lassen. Im Frühjahr 2010 reiste er beispielsweise mit der „Making Friends“ Tour durch ganz Deutsch-land und begeisterte sein Publikum durch niveauvolles Songwriting gepaart mit Modern Roots Reggae. Ende Juni erschien nun sein Debüt-Album „Coming Home“. Wie Ephraim Juda zum Reggae kam, was seine Ambitionen als Musiker sind, und was in naher Zukunft noch alles geschehen soll, erzählte er uns im folgenden Interview. Ich bin beeindruckt von deinem Debüt-Album „Coming Home“. Seit wann singst du schon? Wie bist du zum Reggae gekom-men und wieso ausgerechnet Reggae? Ich singe schon ziemlich lange. Ich glaube, so richtig angefangen hat es in den ersten Schuljahren, als ich begann eigene Songs auf der Gitarre zu schreiben und bei mei-nem Lehrer, einem Lie-dermacher, beigebracht bekommen habe, wie Songs und deren Strukturen funktionie-ren. Ab dem Punkt habe ich mich auch bewusst mit meiner Stimme auseinan-dergesetzt. Ja, und das Ding mit dem Reggae kam dann etwas später. Mein damaliger bester Freund hat mich quasi mit der Nase drauf gestoßen und mir eine Platte von Marley in die Hand ge-drückt. Wir haben im Freundeskreis früher auch viel

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dass man erkennt, das „Coming Home“ einen roten Faden hat. Welche Songs Deines neuen Albums lie-gen Dir besonders am Herzen? Verarbeitest Du in Deinen Liedern auch viele persön-liche Erlebnisse? Es gibt keinen Song, den ich unbedingt hervorheben wollen würde. Jeder Song hat für mich seine ganz eigene Geschichte und knüpft an Situationen an, die mich dazu animiert haben, ihn zu schreiben. Manchmal ist es einfach ein innerer Drang, das, was man erlebt, auch festzuhalten, weil einem das Problem oder das Gefühl so noch gegenwärtiger wird. Es ist dann quasi ausge-sprochen oder steht auf einem Blatt Papier und dann muss man sich damit auch beschäf-tigen (schmunzelt). Also ja, ich verarbeite viele persönliche Erlebnisse in meinen Songs. In den letzten Jahren ist das immer mehr ge-worden. Es fühlt sich einfach richtig an und durch Reaktionen vom Publikum oder von Freunden merkt man ziemlich schnell, dass das, was man sich manchmal im Stillen denkt, von ganz vielen Menschen ähnlich durchlebt und gefühlt wird. Du hast dich im Februar von deiner Band 40 Fiyah getrennt. Mit welcher Band geht es jetzt zur geplanten Tour im Okto-ber? Die „Making Friends“ Tour Pt. 2 spiele ich zusammen mit Peter Wanitschek, Micky Rose und Boti. Mit Micky und Boti habe ich schon auf der Platte zusammengearbeitet und Peter habe ich über Micky kennengelernt. Ich den-ke, diese Tour wird ganz großartig! Wir werden neue Songs spielen und natürlich auch alle Songs vom Album. Ich bin immer gespannt auf die Reaktionen vom Publikum zum Bass, denn Peter singt den Bass über sein Headset-Mikro und wird das ganze durch einen Octaver schleifen, so dass es richtig pumpt. Wir haben das jetzt schon auf ein paar Gigs so gemacht und für viele war Peter der heimliche Held, weil er Schlagzeug spielt und gleichzeitig noch für den Bass sorgt. Wer hat neben Dir alles noch am Al-bum mitgearbeitet? Baust Du die ganzen Melodien/Riddims selbst? Am Album waren eine Menge Menschen beteiligt. Ich bin das vor einer Weile mal im Kopf durchgegangen, und ich kam beim groben Durchzählen lo-cker auf dreißig Leute. Viel geholfen hat mir Steve (Ganjaman), der mich von Anfang an unterstützt und das Album gemischt und co-produziert hat. Er hat auch viele Kontakte ge-knüpft, zum Beispiel zur Far East Band, die den Titeltrack „Coming Home“ eingespielt hat. Daneben habe ich aber noch mit vielen, vielen weiteren großartigen Musikern wie Jahcous-

lich, welcher Religion man angehört, oder ob man überhaupt einer Religion angehört, oder an was man glaubt. Viel wichtiger ist für mich, und das versuche ich auch auf der Bühne zu leben, Musik als gemeinsames Ding zu er-fahren, mit dem Publikum, mit der Band, mit allen Beteiligten. Diese Stimmung, gemein-sam Musik zu machen und zu singen, hat für mich etwas Erhabenes und besitzt die Kraft, alle Vorurteile, vermeintlich unüberwindbaren Unterschiede und Barrieren aufzulösen. Auch wenn es nur ein Konzert lang dauert, bei dem man zusammen tanzt, singt und abfeiert, so ist die Tragweite und Strahlkraft, glaube ich, eine größere, weil es zeigt, dass es zusammen geht. Oder um es mit `nem Songtext von No-sliw zu sagen: „ [...] ich glaub, ich seh` Musik schon fast als meine Religion an [...]“. (lacht) Wie kam es zu dem Namen „Ephraim Juda“, was bedeutet er? Das ist ziemlich schnell erzählt. „Juda“ hat mich immer Levi Ranks genannt, der eine Zeit lang so etwas wie ein Mentor für mich war. Bei ihm habe ich meine ersten Studioerfahrungen gesam-melt und konnte mich als Jugendlicher mit drängenden Fragen an ihn wenden. Später habe ich ihn auch noch mal auf St. Lucia (öst-liche Karibikinsel) besucht und viel von dem gelernt, was über das Materielle hinausgeht. Unsere Wege haben sich getrennt, trotzdem trage ich den Namen heute noch gern als Er-innerung an eine wahnsinnig aufregende und spannende Zeit. „Ephraim“ bedeutet, frei übersetzt, so viel wie „helfen“, „geholfen werden“ oder „unter-stützen“. Das hat für mich Sinn ergeben, denn Musik ist für mich wie Medizin, die da hilft, wo ein Doktor nicht helfen kann (lacht) und das dann noch im Namen zu haben, fand ich passend. Welche Ambitionen hast du als Musiker? Zuerst einmal, weiterhin die Musik machen zu können, die mir vorschwebt, und mein Team – die Menschen, die mich unterstützen – auch in Zukunft für die Sache begeistern zu kön-nen, dass jeder das Gefühl hat, dass es sich lohnt am Ball zu bleiben. Dann natürlich viele Konzerte zu spielen und die Möglichkeit zu haben, sich vielen Menschen vorzustellen und die Musik unter die Leute zu bringen. Bis jetzt bekommen wir mit der ganzen Band super viel positives, herzliches Feedback, für das ich sehr dankbar bin. Wie würdest du dein neues Album mu-sikalisch beschreiben, in welche Reggae-Richtung geht das? Wenn du ein Label für die Musik finden wollen würdest, könnte man vielleicht sagen, dass es Singer/Songwriter mit Modern Roots Reggae verbindet. Aber das Al-bum hat noch viele weitere Zwischentöne und Facetten, da muss sich dann jeder selbst ein Bild von machen, was das für ihn oder sie ist. Ich denke, es ist ein sehr ehrliches und gefühl-volles Album geworden. Ich habe viel Wert auf guten Klang gelegt und mich darum bemüht,

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tix, der Feueralarm Band, meiner ehemaligen Band 40 Fiyah, meinem Freund Boti, Sara Lugo, Reedoo oder Dub Akom aus Frankreich arbeiten dürfen, um jetzt nur ein paar zu nen-nen. Die Gesangsmelodien und Texte, bis auf die Features natürlich, sind von mir, bei der Musik habe ich Teile selbst geschrieben oder aber auch Produktionen von z. B. Far East zur Hand genommen oder die Musik von Boti schreiben lassen. Im Endeffekt entwickelt man viele Ideen auch zusammen, so macht es am meisten Spaß, und so sind die Songs am schlüssigsten. Ihr habt auch ein eigenes Label „Urban Tree Music“ gegründet? Wie geht es damit weiter? Wir, also Jens und ich, sind dabei, Aus-schau zu halten, vielleicht den ein oder ande-ren Act ins Label aufzunehmen, da haben wir auch schon was im Blick (grinst), aber da kann ich noch nicht so viel verraten. Darüber hinaus werden wir den von Ganjaman und Foresta produzierten „Youth“ Riddim veröffentlichen, mit unter anderem Uwe Banton, Cornadoor, Junior King vielen weiteren und auch mir auf der Selection. Ansonsten natürlich mein Al-bum pushen und für das nächste Album lang-sam anfangen zu arbeiten und schauen, dass wir präsent sind, das heißt, weiterhin die Leute mit Musikvideos, Videoblogs, kleinen Aktionen und Specials auf uns aufmerksam zu machen. Welches war Dein schönster Live-Auf-tritt, der Dir am meisten in Erinnerung ge-blieben ist? Schwierige Frage! Es gab schon ziemlich viele Konzerte, die aus den unter-schiedlichsten Gründen in positiver Erinne-rung geblieben sind. Dieses Jahr war es kein großes Festival mit vielen Menschen, sondern ein halb privates Festival in einem kleinen Dorf in Bayern. Alles organisiert von der Band „Weißwurscht is“ und „Da Sandwichmaker“, den der ein oder andere sicherlich mit seiner vegetarischen Küche von den großen Reggae-festivals her kennt. Dort waren Freunde der Band, Dorfbewohner und Freunde von Freun-den und es war super familiär und unglaub-lich herzlich. Abgerundet wurde dies durch le-ckeres Essen vom Sandwichmaker und einem Schlafplatz auf dem Dach eines alten Bullis, direkt unter‘m Sternenzelt. Da hat irgendwie alles gepasst. Nette Leute, tolle Stimmung, le-ckeres Essen und ein gelungenes Konzert! Was hast Du Dir für dieses Jahr noch so alles vorgenommen? Neben der Tour mit der neuen Band, ins Studio gehen und für’s nächste Album aufnehmen. Material hab ich dafür genug (lacht)! Danke für eure Inter- viewanfrage! Greetings an den geneigten Le-ser und lasst es euch gut gehen!

Dates01.10.2010 3er Wirtshaus - Zwendorf (AU)03.10.2010 Vienesse Soulfood Festival - Wien (AU)08.10.2010 Maarley‘s - Oldenburg16.10.2010 Zum Schweinebärmann-Bar - Braunschweig / ls. Liontown Sound, Tobi Wan & United Fire Band

22.10.2010 KuFa Löseke - Hildesheim30.10.2010 Schwarzes Schaf - Augsburg05.11.2010 Chemiefabrik - Dresden06.11.2010 Schlachthof - Kassel12.11.2010 Insel im Treptower Park - Berlin

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Sound-Clash

Die Geschichte des jamaikanischen Soundclashs fand ihre Anfänge in den frü-hen 50er Jahren, noch bevor es Reggae überhaupt gab, und hat sich bis heute in vielfältige Richtungen entwickelt. Damals ging es den DJs darum, immer die neuesten R‘n‘B-Tunes aus den benachbarten USA auf-zulegen und die Sympathie der Massive zu gewinnen. Es traten einzelne DJs gegenein-ander an. Die ersten Sound-Clashes, wie es sie heute gibt, entwickelten sich Anfang der 60er Jahre. Auch hier ging es darum, wel-cher Sound aus welchem Bezirk die neues-ten Songs spielen und am besten entertai-nen konnte. Der MC übernahm das Mic und es wurden zunehmend Dubplates anstatt Singles bei einem Clash aufgelegt. Es ent-standen feste Regeln usw. Viele der Künst-ler, die heute als Legenden gelten, haben damals als MC`s für die Sounds angefangen und sich später dann erst als selbstständige Künstler etabliert. Anfang bis Mitte der 90er Jahre war die Hochzeit des Soundclashes in den USA (mit dem sog. Baltmore Ballroom), indem die heute als legendär geltenden Clashes ausgetragen wurden. … Genauere Infos hierzu haben wir von Mr. Smoka von Guns-E-Num Clash Promotion aus Mainz erhalten. Er plant und organisiert deutsch-landweit Sound-Clashes mit großem Erfolg, und wir durften einen kleinen Einblick in seine Arbeit als Clash-Promoter gewinnen. Guns-E-Num besteht nun seit drei Jah-ren. Anfangs aus Mr. Smoka und Drifter, welcher jedoch Mitte letzten Jahres aus privaten Gründen leider aussteigen muss-te. Er unterstützt Mr. Smoka allerdings weiterhin, soweit er kann. An dieser Stelle betont Mr. Smoka auch nochmal, dass er zwar die Clashes plane und durchführe, dass dies aber ohne den Support der Leute, der Clash-Fans, unmöglich sei. Wie kommt man auf den Gedanken, Soundclashes zu organisieren? Die Idee dazu war eher zu-fällig während einer Party in Frankfurt ent-standen. Mr. Smoka und Drifter saßen im

Outdoor-Bereich des ehemaligen Club O25 und unterhielten sich über Soundclashes in Deutschland. Ihnen fiel auf, dass sich nie-mand auf Soundclashes im Speziellen kon-zentrierte und entdeckten somit eine Lücke, die es zu schließen galt. Gesagt, getan! Das war der Beginn von Guns-E-Num. Die Organisation eines Clashes ist ganz unterschiedlich und hängt von verschie-denen Faktoren ab. Mr. Smoka muss sich überlegen, ob er so etwas allein veran-staltet oder sich noch einen Partner dazu holt. Eine passende Location muss her. Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch die Pro-motion. Es müssen interessante Soundsys-tems ausgewählt werden. Hierbei versucht er darauf zu achten, dass jedes Line Up beim Publikum von Anfang an Interesse weckt. „Es sollen nicht immer die selben Sounds gegeneinander antreten. Ein Clash ist in meinen Augen sehr gut geeignet, um den Leuten auch neue, eventuell für sie vorher unbekannte Sounds, vorzustellen. So war das damals zum Beispiel bei I-Shence aus Italien. Nach ihrem Clash in Mannheim gegen City Lock wurden sie erst von den meisten in Deutschland wahrgenommen. Es hängt auch davon ab, wie das Konzept des Clashs ist. Bei der „Call Di Undertaker“- Reihe versuche ich immer einen Sound aus Deutschland gegen einen Sound aus Ita-lien antreten zu lassen. Wohingegen bei der „WAR FEVER“-Reihe das Augenmerk eher auf „TOP SOUNDS“ gerichtet ist.“ Am wichtigsten ist ihm jedoch, dass die Massive ihren Spaß hat. Die Locationsuche gestaltete sich für Guns-E-Num Clashes bisher als nicht so schwierig. Dank professioneller Partner, die einiges von ihrem Job verstehen, sei alles immer reibungslos verlaufen. Da wünschen wir weiterhin viel Glück, dass das auch so bleibt. Unter anderem fanden bisher Clashes im bekannten U-Club (in Wupper-tal), im Kulturcafé (in Mainz) oder auch im Rude7 (in Mannheim) statt. Mr. Smoka ist

Guns-E-Num Clash-PromotionMusic is a mission but Soundclash is a competition

Text: Franziska Zeidler / Fotos: Alessandro Novellino

- 10 - Reggae-RheinMain No5/Sept.-Okt.-Nov. 2010

Contact:http://twitter.com/SmokaGunsEnumwww.myspace.com/mrsmokawww.myspace.com/gunsenumFacebook: guns-e-num clash promotion

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bisher überall von Profis umgeben gewe-sen, von denen er auch noch einiges lernen konnte. An dieser Stelle eine kurze und ver-ständliche Erklärung von Mr. Smoka dazu, wie ein Clash heutzutage nun eigentlich ab-läuft: „Ein Clash bedeutet ein musikalisches Kräftemessen zwischen 2 oder mehreren Sounds, das heißt, dein Sound, deine Dub-plates, dein Gegner. Es geht in einem Clash darum, zu zeigen, dass man die Massive, das Publikum, besser unterhalten kann als der andere Sound und das über mehrere Runden hinweg. Innerhalb einer festgeleg-ten Zeit legen die Sounds ihre, von Sängern eigens für sie angefertigten Produktionen, den sogenannten Dubplates, gegeneinan-der auf. Es können auch Themenrunden sein usw. Der Phantasie sind da praktisch keine Grenzen gesetzt. Das ganze wird dann von den MCs der Sounds angeheizt. Der Höhepunkt der meisten Clashes ist das Dub fi Dub, in welchem die Sounds ab-

wechselnd Lied für Lied ihre stärksten und oftmals seltensten Dubplates spielen. Ich persönlich steh‘ allerdings mehr darauf, so wenig Regeln wie möglich in einen Clash einzubauen.“ Besonders gern erinnert sich Mr. Smoka an zwei Clashes, einmal in Heidelberg im Jahr 2007, an Rootsman (U.K.) vs. Heartical (FR) und an das Finale der „Uptown Skankin Reihe“ im Februar 2009 in Mainz zwischen Steady Rock (Mannheim), Soundvibration (Bonn) und Sting like a bee (Pforzheim). Beide Clashes hatten diese besondere At-mosphäre. Man konnte die Spannung deut-lich spüren und sehen, wieviel Spaß sowohl die Massive als auch die Sounds hatten. Auch hier in der Rhein-Main-Area werden wir uns baldigst auf einen Clash, organisiert von Guns-E-Num, freuen können. Durch die Zusammenarbeit von Mr. Smoka und Mar-lon Bashment (einem Soundclash Promoter aus London) wird am 13. November 2010 ein Clash im Mainzer Kulturcafé stattfinden. „Es wird der erste Tag-Team-Clash im Rhein-Main-Gebiet sein. Tag-Team-Clash bedeutet zwei Sounds gemeinsam gegen zwei wei-tere Sounds. Antreten werden Jackpot aus Mainz und Sting Like A Bee aus Pforzheim gegen Mixmaster J und Natural Affair aus London.“ Und das wird wohl mit Sicherheit nicht der letzte Clash von Guns-E-Num in der Rhein-Main-Area sein, da sind wir si-cher! Neben der Clash-Organisation hat Mr. Smoka am 12. September auch noch eine Mix-CD veröffentlicht, auf welcher vier sehr talentierte Artists (Hi Kee / Wild Life / Natty King / Louie Culture) ein wenig vorgestellt bzw. zurück ins Gedächtnis gerufen werden sollen. Außerdem soll es Anfang nächsten Jahres eine Riddim-Selection geben. Dazu möchte er uns jedoch noch nichts näheres

verraten, nur soviel: „dass es niiiiiiiice wird!“ Davon gehen wir mal aus ;) Das Hauptau-genmerk richtet sich bei Mr. Smoka und Guns-E-Num natürlich weiterhin auf die Soundclash-Promotion. Message an unsere Leser: „MUSIC IS A MISSION BUT SOUNDCLASH IS A COMPE-TITION. Danke an alle, die Soundclashes in Deutschland und Europa unterstützen, alle, die jedes Wochenende auf Dances fahren und es so möglich machen, dass die Kultur am Leben bleibt. Big Up Reggae Rhein-Main für das Interview. Schön war‘s!“ Wir danken ebenfalls für das interessante Interview mit einem sympathischen Clash-Organisator. Weiterhin viel Erfolg! Big up nach Mainz!

Dates:12.09.2010: RELEASE „FREEDOM FIGHTERS MIX CD VOL.1“

18.09.2010: „WUK`N‘WILD-Mafia Edition“ Reggae Bash Sound Lgs. Guns-E-Num Sound Lgs. HEAVY HAMMER @ Zollamt Stuttgart

25.09.2010: „MAHATMA GANJA & MR.SMOKA B-DAY BASH“ Deebuzz Lgs. GUNS-E-NUM Sound Lgs. Renegade Sound Lgs. 5 Star General Lgs.Top Gun Sound @ RUDE 7 Mannheim

16.10.2010: „BORN 2 KILL SOUND CLASH“ NORTH COAST FIRE SOUND (Mainz) VS. LAZER FORCE (London) @ Sternenburg (Bonn)

13.11.2010: „EUROPEAN CHAMPION CLASH“ JACKPOT & STING LIKE A BEE (Ger) Vs. MIXMASTER J & NATURAL AFFAIR (U.K) @ Kulturcafé Mainz

04.12.2010: „SKIP DEM OUT SOUNDCLASH“ FOUNDATION SOUND (NL) Vs. TRINITY (Swe) @ Weberei Gütersloh

05.03.2011: „TIME 2 SHINE SOUNDCLASH COMPETITION -GERMAN CHAPTER-“ more infos soon!!!

Reggae-RheinMain No5/Sept.-Okt.-Nov. 2010 - 11 -

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Soundsystem

Wir freuen uns, Euch ein Interview mit dem Stuttgarter female Soundsystem Lioness Movement präsentieren zu dürfen. Sie haben in den letzten fünf Jahren mehr als beachtliche 100 Shows gespielt. Lioness Movement, das sind Glory (Mc), Chrizz (Se-lectress), Miri (Mc) und jetzt ganz offiziell auch die langjährige Weggefährtin Firecat (Selectress). Wie kamt Ihr dazu, ein female Sound-system zu gründen? Habt Ihr evtl. vor-her schon einzeln aufgelegt oder Musik gemacht? Wir haben vor fünf Jahren sehr spontan diese Idee gehabt und anfangs noch gedacht, dass es relativ schwierig wer-den wird, und wir das nie schaffen können. Damals war das digitale Zeitalter noch nicht so angebrochen und wir haben alle Vinyls und 7inches selbst gekauft, dann die Plat-tenspieler usw. Wir hatten alle drei keine Er-fahrung, Steffi – die mittlerweile nicht mehr

bei Lioness ist – hat sich dann dazu entschie-den, das Mic zu übernehmen und Chrizz und ich haben dann angefangen, auflegen zu lernen. Gesagt, getan und ein halbes Jahr später standen wir zum ersten Mal auf ei-ner Bühne. Was daraufhin folgte, war eine echte Überraschung, für die wir dankbar sind und auch hart gearbeitet haben. Wir haben alleine in den letzten vier Jahren rund 100 Shows gespielt, sehr viele Orte besucht und die unterschiedlichsten Leute kennenler-nen dürfen, was das Ganze sehr bereichert. Nachdem uns Steffi vor drei Jahren verlas-sen hat, haben wir mit Miri sofort wieder für kompetenten Ersatz sorgen können. Firecat war damals eigentlich zeitgleich schon aktiv, zuerst mit einem Sound und dann Solo. Habt Ihr nebenbei eigentlich noch an-dere Musik Projekte? Nein, eigentlich nicht. Ich mache mit meinem Freund noch ein biß-chen Sound, das ist aber ein Nebenprojekt und soll Lioness nicht beeinflussen oder ab-lösen. Glory, Du sagst in Eurem Blog Eurer Webseite: „Wir sind unabhängige Frauen in einem männerdominierten Business. Das muss sich mal ändern.“? Ja, ganz ge-nau, so ist das auch, und das ist nach wie vor unsere Einstellung. Natürlich soll das nicht heißen, dass es weniger männliche Soundsystems geben soll, sondern dass mehr Frauen den Mut haben sollen, Sounds zu machen. Das hat sich zumindest in den letzten Jahren etwas geändert und wir ha-ben einige Kolleginnen dazu bekommen, was uns sehr freut. Eine Zeit lang war das sogar so in, dass wir ständig auf Ladiez-Spe-

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Lioness Movement Geballte Gyal Power mit KöpfchenText: Isabelle Fichtner / Fotos: Lioness Movement

cials eingeladen waren, zusammen mit den Dancehall-Queens. Das war schön, aber es ist auch gut, dass dieser Trend wieder etwas nachgelassen hat, da es uns wichtig ist, als Frauen im Business anerkannt – aber nicht nur darauf reduziert zu werden. Habt Ihr etwa schon öfter die Erfah-rung gemacht, dass Ihr Euch als Frauen mehr durchsetzen müsst als Eure männli-chen Kollegen in der Szene? Naja, wie defi-nierst Du denn durchsetzen? Klar muss man sich durchsetzen und behaupten. Du kannst ja schließlich nicht einfach nur „gut ausse-hen“ und dann auf der Bühne den größten Scheiß veranstalten. Wir versuchen uns treu zu bleiben, garantieren viel Passion für diese Musik und das wiederum führt zu einer en-ergiegeladenen Show. Also ja, wir haben uns durchgesetzt, aber im positiven Sinne und das müssen männliche Sounds wohl genau-so tun, wenn sie erfolgreich sein wollen. Was glaubt Ihr persönlich, woran es liegt, dass es in Deutschland und im Rest der Welt so wenige female Soundsystems gibt? Gute Frage. Vielleicht weil es eben ur-sprünglich fast nur Männer waren, die die Musik geprägt und verbreitet haben oder die Musik teilweise auch etwas sexistisch sein kann. Ich denke, wir gehen unseren Weg und haben vielleicht auch dadurch schon die ein oder andere ermutigt, genau wie wir damals wiederum von guten Beispielen er-mutigt wurden. Glory, Du lässt Dich in Eurem Blog über die hohlen Aussagen einer Kandidatin von Germany’s Next Topmodel (oder wie Du es formuliert hast „Flopmodel“ hehe)

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Dates# Sep 25 Mobilat / Heilbronn

# Okt 2 Club Zollamt, Bad-Cannstatt

# Okt 8 Hype Club, Stuttgart

# Okt 9 Proton / Stuttgart

# Okt 15 Backstage / München

# Okt 29 Röhre / Stuttgart

Weitere Infos: www.myspace.com/lionessmovementwww.lioness-movement.deFacebook: Lioness Movement / reloaded

von links

Chrizz(Selectress)

Miri(MC)

Glory(MC)

Firecat(Selectress)

Mix Tapes# Cyaan hold us down

# Luv dis lifetime

# Keep vinyl alive

# Estronation

# Back to the future

# …

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aus. Ganz offensichtlich wird in solchen Sendungen oft ein sehr negatives Frauen-bild übermittelt. Leider ist das manchmal auch in einigen Dancehall Texten so. Gibt es Tunes, bei denen Ihr als Frauen sagt, dass Ihr diesen auf keinen Fall spielt. Oder lasst Ihr Musik in dem Moment ein-fach nur Musik sein? Nein, die gibt es ei-gentlich nicht. Ansonsten müssten wir schon ziemlich viel auslassen – wir nehmen das nicht so ernst, schmunzeln schon mal drü-ber und kommentieren solche Tunes dann entsprechend auf der Bühne. Oft voicen weibliche Artists auch Answer-Tunes auf sol-che Stücke die von uns gespielt werden. In Jamaica gehen die Menschen ganz anders mit Sexualität und den Geschlechtern um – das auf unsere Kultur hier zu übertragen, ist schwierig und wir akzeptieren es einfach so wie es ist. Letztendlich geht es auch darum, ob der Tune gut oder nicht gut ist und ob vielleicht beim zweiten hinhören auch eine tiefere Message dahintersteht. Ihr habt ja bereits einige Mixtapes ver-öffentlicht. Könnt ihr uns mehr über diese und vor allem etwas über die Zusammen-arbeit mit Firecat erzählen? In unserem Estronation Mix, der letztes Jahr im Frühjahr entstanden ist, haben wir die Zusammen-arbeit mit Firecat das erste Mal auf diesem Level begonnen. Da wir sehr viele Partys mit-einander gespielt haben und auch privat alle gute Freundinnen sind, lag es ziemlich nah, auch ein Projekt dieser Art zusammen anzu-gehen. Das war richtig nice damals, jede hat auch durch den eigenen Geschmack etwas zu Estronation beigetragen. Das Tape ist in

vier Parts unterteilt, den abwechselnd dann Lioness und Firecat aufgenommen haben. Zwischen diesen Parts haben wir uns lustige Specials ausgedacht und haben etliche Ar-tists für das Mixtape verpflichtet. Das Resultat war sehr gut und hat uns letztendlich auch mit dazu veranlasst, ein Jahr später ganz mit Firecat zu fusionieren und als Quartett noch mal richtig in die Vollen zu gehen. Ganz nach dem Motto „4 gewinnt“. Zudem hält Chrizz weiterhin noch an ihrer Liebe zum Vinyl fest und hat deswegen im letzten Jahr auch ein strictly Vinyl Mixtape mit Digital Dancehall Tunes gemacht. Auch da sieht man wieder unsere Vielseitigkeit in den Styles. Mit Eurer Hilfe wurde im Juni diesen Jahres ein HELP JAMAICA Charity Konzert organisiert, bei dem der Artist Mandingo als Headliner auftrat. Wie wichtig ist es Euch, Euch für solche Hilfsprojekte einzu-setzen? Es ist uns sehr wichtig. Wir haben

vor einem Jahr erstmals von dem Verein und Projekt gehört und direkt entschieden, dass wir uns beteiligen möchten. Das war im letzten Jahr auch ein absolutes Highlight. Wir haben neben Lexie Lee als Live-Act auch Sentinel verpflichten können und die Jungs von Bass Tone mit Wonda Price aus Mann-heim. Die Party war super, gerammelt voll und wir haben es tatsächlich geschafft, unter sämtlichen Veranstaltern die beste Party und die meisten Spenden zu sammeln. Wir ver-suchen uns auch zukünftig einzusetzen und sind natürlich beim nächsten Event wieder dabei. Es ist wichtig, dass sich die Leute auch damit auseinandersetzten, dass es nicht al-len Menschen auf der Welt so gut geht, wie uns hier. Ein wichtiges Privileg ist dabei die Bildung und genau da greift HELP Jamaica an. Damit jeder etwas tun kann, indem er einfach nur auf die Party kommt und damit praktisch spendet, finden wir die Idee mit dem Charity Month super. Infos über das Projekt auf: http://www.helpjamaica.org. Ein paar Worte an unsere Leser: Wir danken Euch erst einmal für die Gele-genheit für ein Interview! Besucht einfach unsere Website bzw. Facebook / Myspace Profil und hinterlasst uns, wonach Euch ge-rade ist. Außerdem findet Ihr online unsere Dates die Ihr Euch direkt vormerken solltet, um einfach mal LIVE auf der Tanzfläche da-bei zu sein. Das nächste große Happening ist unser 5th Anniversary in Stuttgart, am 8. Oktober 2010, im Hype Club. Wir feiern und bringen keinen geringeren als Frank-reichs Juggling-Machine IRIE CREW nach Stuttgart. Also nicht verpassen!

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Länderinfo

Reggae-RheinMain No5/Sept.-Okt.-Nov. 2010- 14 -

Gambia ist tatsächlich der kleinste Flä-chenstaat des afrikanischen Kontinents und ist mit ca. 11000 Quadratkilometern unge-fähr halb so groß wie Hessen. Gambia liegt in Westafrika direkt an der Atlantikküste und wird ansonsten komplett vom 20 mal größe-ren Senegal umschlossen. Der River Gambia zieht sich durch das ganze Land und mündet schließlich in den atlantischen Ozean. Insge-samt ist Gambia etwa 480 km lang und an seiner „breitesten“ Stelle weniger als 50 km breit. Obwohl „The Gambia“ das kleinste afri-kanische Land ist, braucht es sich in punkto Attraktivität nicht hinter seinen Nachbarlän-dern verstecken. Die ca. 1,6 Millionen dort lebenden Menschen sorgen dafür, dass man sich als Besucher vom ersten Moment an willkommen fühlt und sofort von der Freundlichkeit und positiven Atmosphäre eingefangen wird. Nicht umsonst sprechen die Gambier stolz von der „Smiling Coast of Africa“, wenn sie über ihr Land erzählen. Mit diesem Slogan wirbt auch das Tourismus-Ministerium von Gambia und dabei handelt es sich nicht um einen Marketingspruch, sondern um die echte Wesens-Art der dort lebenden Menschen, die höflich, tolerant und grundpositiv miteinander umgehen. „It‘s nice to be nice!“ Die offizielle Hauptstadt Banjul liegt auf einer Insel und kann sich daher nicht weiter ausbreiten. Das kulturelle und wirtschaft-liche Zentrum des Landes ist Serekunda mit seinen verschiedenen Stadtteilen und gilt somit als De-facto Hauptstadt Gambias. Gambias Bevölkerung ist zu 90 Prozent muslimisch, neun Prozent christlich und 1 Prozent glaubt an verschiedene afrikani-sche Religionen. Alle Religionen leben fried-lich und tolerant miteinander. So kommt es, dass die muslimischen Gambier zusammen mit Christen Weihnachten feiern oder dass christliche Nachbarn leckere Essensge-schenke zum traditionellen Koriteh, dem Zuckerfest nach Ramadan vorbeibringen. Jeder ist frei, seinen Glauben zu leben und

wird dabei respektiert und toleriert. Die Menschen in Gambia sind sehr sprachbegabt. Von den neun dominie-renden Sprachen sprechen die meisten Gambier gleich mehrere fließend, um sich untereinander unterhalten zu können. Am weitesten verbreitet ist Mandinka, gefolgt von Foula/Fulbe und Wolof, das im Gegen-satz zum Wolof aus Senegal, oft mit engli-schen Wörtern vermischt wird. Die englische Sprache ist seit 1965 offizielle Amtssprache und wird von fast allen Gambiern fließend gesprochen und verstanden. Korrekt be-grüßt man sich mit „Asalamalekum“ (Friede sei mit Dir) gefolgt von „Malekum salam“ (Und Friede sei mit Dir). Weniger förmlich begrüßen sich die Menschen mit „Nakam / Nga Def?“ (Wie gehts dir?) und als positive Antwort: „Mangfi rekk“ (es geht mir gut.) Regiert wird die Republik Gambia seit 1994 von Präsident Yahya Jammeh, der durch einen Militärputsch an die Macht kam und 1996 demokratisch wieder ge-wählt wurde. Er hat Gambia zu noch mehr Stabilität und wirtschaftlichem Aufschwung verholfen und ist ein großer Reggaefan. Sein favourite Artist war Lucky Dube, und er empfängt Reggae-Stars wie Anthony B, Sizzla und Lucia-no wie Staatsgäste, lässt sie mit Wagen-Eskorten zu sich in den Präsidenten-palast bringen und macht großzügige Geschenke. Auf den Straßen in Serekunda ist Tag und Nacht etwas los. Entlang der Hauptstraßen liegt Geschäft an Geschäft, es gibt mittlerweile viele interna-tionale Banken, Wohnviertel, die sehr eu-ropäisch anmuten und man ist überrascht, wie viele Luxus-Karossen die sogenannte Babylon-Street entlang fahren. Authenti-

The Gambia The smiling coast of AfricaText/Fotos: Stephanie Reichelt, Taslim Touray

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scher aber nicht beschaulicher wird es in den kleineren Nebenstraßen in Richtung Serekunda Market, wo man nebeneinander Barber-Shops, Moscheen, Internet-Cafés, Tante Emma-Läden und öffentliche Fern-seh-Sääle mit lauten Wrestling-Live Übertra-gungen (Lieblingssport der Gambier, gefolgt von Fußball) findet. Hier spielen die Kinder auf den Straßen, der Ataya, ein starker Tee wird auf der Straße zubereitet, viele Männer und Frauen tragen afrikanische Kleidung mit wunderbar phantasievollen Stoffen (beson-ders freitags für den Gang in die Moschee). Trotzdem gibt es sehr viele Menschen, die westliche Mode tragen, ob im Beruf mit An-zug oder Kostüm oder in der Freizeit nach den neuesten Trends von Kopf bis Fuß ge-stylt. Jeder so wie er mag.

Als Tourist sollte man sich nicht nur in den Urlaubsorten an der Atlantikküste von Senegambia (Das Ballermann-Amüsier- und Partyviertel Gambias für Touristen) bis Ba-kau aufhalten und an den 15 kilometer lan-gen palmengesäumten Stränden die Sonne genießen, sondern die vielen Sehenswür-digkeiten Gambias entdecken. Dazu zählen unter anderem die für Touristen leicht er-reichbaren Ziele: Arch 22 – das 35m hohe Wahrzeichen in Banjul –, der Kachikaly Cro-codile Pool mit den heiligen Krokodilen, die man nach freundlichem Nicken der Wärter streicheln darf, sowie die ehemaligen Skla-ven-Mahnmahle und kolonialen Reste in Janjanbureh und Jufureh (das Dorf, das durch die Veröffentlichung des Sklaven-Ro-man „Roots“ von Alex Haley bekannt wur-de). Von der Lamin Lodge aus kann man Boat-Trips auf dem Romantic River buchen, um das Ökosystem der Mangrovenwälder zu bestaunen. Gambia ist auch wegen sei-ner 600 verschiedenen Vogelarten bekannt, für deren Vielfalt sich die Vogelforscher mit

Kamera und Fernglas bewaffnet begeistern. Die beliebteste Reisezeit von Oktober bis April entspricht interessanterweise auch dem Aufenthalt der Zugvögel. Wer ein echtes Abenteuer sucht, sollte sich einen stabilen Geländewagen mieten und den River Gambia mehrfach kreuzend

bis zur letzten Stadt Basse im Landesinne-ren vordringen. Das Adrenalin steigt schon in Banjul, wenn man versucht, sich einen Platz auf der großen Fähre nach Barra zu sichern. Während des ca. 350 km langen Trips sieht man das typische Gambia und das einfachere Leben in den Provinces mit idyllischen Dörfern, die aus kreisrunden, mit Stroh bedeckten Lehmhütten bestehen. Auf der Reiseroute kann es einem passieren, sehr interessante Mitfahrer etappenweise mitzunehmen: von lebendigen Hühnern bis hin zu Soldaten. Je tiefer man in das Lande-sinnere vordringt, desto heißer wird es (von angenehmen 30°C an der Küste bis gefühl-ten 45°C in Basse). Sogar den Gambiern an der Küste ist Basse zu heiß und zu weit. Auf jeden Fall sollte man einen Stop in Wassu einlegen, wo der „Stoneman“ die jahrtau-send alten Steinformationen à la Stonehen-ge erklärt (Wassu Stonecircles). Basse ist die größte und lebendigste Stadt im Osten des Landes, eifriges Geschäftszen-trum und Reggae-Hochburg. Dort trafen wir Njundu Badjie, der zum einen Business Ad-visor ist und seine Landsleute bei der Exis-tenzgründung unterstützt. Zum anderen ist er Promoter für bekannte Reggae-Künstler aus Gambia, die seit Jahren vermehrt Auf-tritte in den Provinces haben. Zu den inter-national bekannten Reggae-Größen gehört zum Beispiel der aus Gambia stammende Rebellion the Recaller. Weitere Reggae-Stars, die in Gambia sehr erfolgreich sind, sind Dr.

Olugander, Singhateh, Fireman, Jalex, New Chilly, Abraham Colongy, u.v.m. Die Men-schen in Gambia lieben Reggae, und aus je-dem Haus oder Auto hört man die aktuellen Reggae-Playlists. Daneben gibt es noch die typisch Ndaga-Music, die traditioneller klingt und auch bei jungen Menschen beliebt ist. Das klassische Musikinstrument ist die Kora, die besten Spieler dieses Instruments kom-men aus Gambia.

Gambia hat eine Menge zu bieten. Das beste an Gambia sind die Menschen, ihre Kultur und das Gefühl, willkommen zu sein. „Djerejeff!“ Danke Gambia!

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Projekt

Hilfe zur Selbsthilfe an der Elfenbeinküste kunterbuntewelt e.V.: Gemeinsam für den FriedenText: Anja Elsner, Mascha Wembacher / Fotos: Boly N’Guessan, kunterbuntewelt e.V.

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Bereits zehn Jahre Jubiläum sind zu fei-ern, zehn Jahre, in denen Menschen mit ei-ner Idee an deren erfolgreicher Umsetzung arbeiten. Ziel: Die Welt ein bisschen besser machen oder gar bunter. Wir sprechen vom Projekt „kunterbun-tewelt – Verein für konstruktive Friedensar-beit“. Der Name ist passend gewählt, denn kunterbunt sind auch die verschiedenen Teilprojekte. Und lassen sich somit nicht in Schubladen stecken. Beschäftigt wird sich in dem in Darmstadt ansässigen Verein mit verschiedenen Themen verschiedener Konti-nente und mit Menschen aller Altersklassen. Improvisierte Theater-Spiele im Rahmen ei-nes Filmprojekts zeigen, wie kreativ hierfür gearbeitet wird. Das Partizipationsprojekt setzt sich aus einer freien Gruppe junger künstlerischer Menschen zusammen (u. A. David Bobsin und Antoine Schweitzer aus Darmstadt) und befasst sich mit dem Thema „Alltäglicher Kampf“. Mehr dazu unter www.kunterbuntewelt.de. „kunterbuntewelt“ wurde ursprünglich von Markus Lindermeir und Philip Prestirari ins Leben gerufen mit der Grundidee, zur Er-richtung eines globalen Friedensbauwerkes beizutragen. Großer Wert wird auf Vielfalt und Toleranz gelegt, so dass sich ganz ver-schiedene Menschen mit unterschiedlichs-ten Denkweisen auf ihre individuelle Art und Weise einbringen, um bei der Verwirklichung der gemeinsamen Friedensidee mitzuwirken, weshalb die Handlungsbereiche so breit ge-fächert sind.Ein Teilprojekt der Kunterbunten Welt ist dieNachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe in Dedi an der Elfenbeinküste Dieses in Darmstadt begründete Projekt hat uns Projektinitiator Boly N’Guessan nä-her vorgestellt. Dedi, ein kleiner Ort mit cir-ca 800 Einwohnern liegt im Südwesten des Landes. Hier soll eine Krankenstation entste-hen. Denn die nächste Möglichkeit, sich me-dizinisch behandeln zu lassen befindet sich weit weg. Über 50km sind im Krankheitsfall zurückzulegen, auf unbefestigten Straßen durch unwegsames Gelände – und dies zu-meist zu Fuß.

Boly, der selbst von der Elfenbeinküste, aus Dedi, stammt, machte in Südhessen schon häufiger auf das Projekt aufmerksam. Zuletzt fand hierfür im Mai dieses Jahres eine Benefizparty in der Bessunger Knabenschu-le statt. Trotz der großen Konkurrenz durch andere Veranstaltungen an diesem Abend war die Resonanz groß, mit Live-Bands und mehreren DJs wurde zu Reggae, Dub, Jungle und Dubstep bis weit in den Morgen gefeiert. Allerdings wird auch nach dieser hilfreichen Veranstaltung noch viel weitere Unterstützung für das Projekt benötigt. Des-halb sind weitere Veranstaltungen dieser Art geplant, die nächste wird am 17. Dezember in der Oettinger Villa in Darmstadt stattfin-den. Denn jede Unterstützung ist willkom-men, und das Motto lautet nicht umsonst „Feiern für die Elfenbeinküste“, ist also mit einer ganzen Menge Spaß verbunden. Wir sprechen aus Erfahrung. Boly ist seit 1982 in Deutschland und be-kennender Südhessen-Liebhaber. Von Frank-furt verschlug es ihn nach Darmstadt, wo der warmherzige Mann schnell Fuß fasste und zahlreiche Kontakte knüpfte. Seine Wahlhei-mat Darmstadt liebt er sehr, unter anderem trainiert der von Kindesbeinen an begeisterte Fußballspieler hier schon seit Jahren ehren-amtlich verschiedene Jugend-Fußballmann-schaften. Von hier aus konnte dann auch der langjährige Wunsch, den Menschen in seiner Heimat zu helfen, erste Schritte gehen. Hier lernte er u.a. Stefan Tockner und Markus Lindermeir kennen, Vereinsmitglieder von „kunterbuntewelt“. Hand und Fuß bekam das Teilprojekt 2005. Denn vom Verein aus fanden bereits Projekte in Afghanistan und Rwanda statt. Nun sollten die Erfahrungen auch Dedi bereichern.Der Ausbau der Grun-didee, so Boly, entstand in enger Absprache mit den Einwohnern Dedis, als er 2005 mit engagierter Unterstützung von Gudrun Culek dort weilte. Die deutsche Krankenschwester brachte dabei nicht nur Engagement und nötiges Fachwissen ein, sondern auch die Bereitschaft, die Krankenstation nach Fer-tigstellung vor Ort eine zeitlang aktiv zu un-terstützen. Tatsächlich wurde hier schon das

Grundstück in Dedi zur Verfügung gestellt und symbolisch der erste Grundstein gelegt. 1,5 Hektar warten auf weitere Steine. Hierfür fehlt es derzeit allerdings noch an ausrei-chenden finanziellen Mitteln. Erste Schritte waren bisher die finanzielle Unterstützung beim Aufbau eines Jugend-zentrums und die Gründung einer Part-ner-NGO an der Elfenbeinküste unter dem Namen OU SAKAYEKE (de Bienfaisance, de lutte contre la pauvrete, de Developpement), was auf Bolys Muttersprache Gagou „etwas Gutes tun“ bedeutet. Unterstützt wird das Projekt in Dedi unter anderem von der Pe-trusgemeinde Darmstadt. Weitere Unterstüt-zung wird aus der Kunterbunten Welt heraus generiert. Der Verein ist engagiert dabei, Möglichkeiten der Finanzierung zu finden und freut sich über Sponsoren. „Der Traum“, so Boly, „soll Realität werden und Zeichen setzen. Erst der Bau einer Krankenstation mit Wohnräumen für das Personal, dann hof-fentlich die Entstehung einer Entbindungs- und Neugeborenenstation.“ Gehälter für qualifizierte Arbeitskräfte würden dann vom

Hilfe zur Selbsthilfe an der Elfenbeinküste kunterbuntewelt e.V.: Gemeinsam für den FriedenText: Anja Elsner, Mascha Wembacher / Fotos: Boly N’Guessan, kunterbuntewelt e.V.

Reggae-RheinMain No5/Sept.-Okt.-Nov. 2010

Straße in Dedi

Grundsteinlegung

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dortigen Staat bezahlt, doch dafür muss der Wohn- und Arbeitsraum erst einmal zur Ver-fügung stehen. Auch gibt es in Dedi bisher kein fließendes Wasser. Mit der Krankensta-tion sollen auch Brunnen und Wasserlei-tungen sowie die Nutzung von Solartechnik ins Dorf gebracht werden. Dafür absolvierte Boly selbst gerade einen Kurs für Solartech-nik: „Dieses Wissen soll beim Bau von So-laranlagen vor Ort mit einfließen.“ Auch eine Frauenorganisation hat sich inzwischen in Dedi gegründet, zu der Boly N’Guessan in engem Kontakt steht; gemeinsam wird sich für die Entwicklung des Ortes eingesetzt. Im September wird eine kunterbunte Delegati-on auf eigene Kosten an die Elfenbeinküste reisen und zusammen mit den Einwohnern weitere Schritte erarbeiten. Langfristiges Ziel

ist es, der Region Dedi nachhaltige Hilfe ge-mäß der UNO Milleniums-Ziele angedeihen zu lassen. Neben finanzieller Unterstützung sind natürlich auch Sachspenden willkommen – bereits mehr als einmal hat Boly diese bei seinen Heimatbesuchen mit in das Dorf ge-bracht. Für die Krankenstation sind allerdings noch viele Spenden nötig. Auch ist die poli-tische Situation an der Elfenbeinküste nicht ganz einfach, doch der engagierte Mann ist zuversichtlich, dass er seinen Traum verwirk-lichen wird – zusammen mit zahlreichen an-deren Menschen, die einen kleinen Beitrag zur Umsetzung der Idee leisten wollen. „Wir sind dankbar, für jeden der das Projekt unter-stützt. Hier für dort“ sagt er lächelnd. Wenn alles klappt, wird es nächstes Jahr vielleicht

auch ein großes kunterbuntes Fußballfest geben, mit Musik und afrikanischem Essen, um weitere Spenden zu sammeln... Wir sehen Euch hoffentlich alle bei der nächsten Benefizveranstaltung, um zusam-men zu essen, zu trinken und weiter ge-meinsam für Dedi zu feiern – Feiern für ei-nen guten Zweck!! Wer das Projekt darüber hinaus unter-stützen möchte, findet weitere Informatio-nen unter www.kunterbuntewelt.de. Spendenkonto: kunterbuntewelt e.V.Konto: 3371840 = direkt für das Projekt Dedi oder 3371816 = kunterbuntewelt e.V.BLZ 508 900 00, Volksbank DarmstadtKW: „Elfenbeinküste“

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jeder kann Seelenwellness betreiben und genießen. Meine Seelenwellness betrie-ben ein paar Düsseldorfer Jungs und Mä-dels, die mit einfachen Mitteln sehr große Wirkung bei mir erzielten. Die simple Idee lässt mich im Nachhin-ein immer noch schmunzeln. Die Truppe agierte sozusagen „undercover“ und setzte sich das Ziel, Freude und Lächeln in ande-rer Menschen Gesichter zu zaubern. Die Reggae-Liebhaber investierten aus eigener Tasche, aus Spaß an der Sache, vermutlich auch der eigenen Seelenwell-ness wegen. Wie? Die Idee der Reggae-Flashmob-Truppe verrate ich ungern, denn man muss es mit-erlebt haben. Aber mehr Lächeln-Schenker können nicht schaden! Man nehme 1-100 Gleichgesinnte und bilde Undercover-Formationen. Ihre Werk-zeuge bestehen aus Luftballons, Wunder-

kerzen, Neonlichtern, Seifenblasen und viel Liebe und Spaß! Die Düsseldorfer Lächeln-Schenker sind für mich eine völlig neu ent-deckte Spezies in der Reggaecommunity. Ich danke ihnen und wünsche mir mehr davon in jeder Reggae-Community. Denn die Seelen-Massage ist in der ge-liebten Reggaemusic schließlich beheima-tet. Alles Gute für die Seele!!

Natural Beauty

Seelenwellness … ist individuellText: Azieb Yohannes / Foto: Joujou/pixelio.de

Es wäre super, wenn es so einfach wäre. Es gibt keine 100%ige Rezeptur für Jedermann. Seelenwellness ist individuell, Zutaten und Menge sind unterschiedlich von Mensch zu Mensch zu wählen. Jeder sollte herausfinden, wie man am besten seine eigene Seele pflegt. Denn

Man nehme • 11/2TassenGuteLaune• 1BriseEgoismus• 2TLZufriedenheit• 21/2TLSelbstliebe• 1TasseGenuss• 1HandvollPositiveness• 1-3Gleichgesinnte• 1000gReggaemusic

Page 19: Reggae Rhein-Main No 5

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Partyberichte & PicsWas war los in der Rhein-Main-Area:Partyberichte & PicsWas war los in der Rhein-Main-Area:

Text: Franziska Zeidler, Anja Elsner, Stephanie Reichelt / Fotos: Anja Elsner, Docta B, Stephanie Reichelt

6. Juli 2010: Gentleman – Studiokonzert bei YouFM

Wie immer heiß begehrt – die Tickets für die YouFM-Studio-Konzerte.

Weniger als 200 glückliche Ticketgewinner durften miterleben, wie

intensiv, gefühlvoll und energiegeladen eine Stunde voller Musik sein

kann. Gentleman war soviel näher als wenige Tage vorher auf der gro-

ßen SummerJam-Bühne zu sehen. Musik fast zum Anfassen. Musikalisch

wunderbare Begleitung und Unterstützung boten wie immer die Ladies

Mamade und Tameka, und die Band auf der kleinen Bühne im Studio

wurde diesmal außerdem von Matze von den Ohrbooten vervollstän-

digt (könnt ihr glauben!). Und alle im Publikum sangen mit. Es dauerte

maximal zwei Notenlängen und schon wurde geshaked und die Hüften

kreisen lassen. Gentleman sang Stücke vom neuen Album „Diversity“,

ließ aber auch die Fans der älteren Alben nicht zu kurz kommen.

Insgesamt aber viel zu kurz, diese glückliche Stunde im Studio.

Wer danach, völlig verständlich, noch nicht genug hatte,

konnte noch bei der Autogrammstunde verweilen. (ae)

30.07.–01.08.2010: Reggaejam Festival Bersenbrück

Das Reggaejam in Bersenbrück war wieder ein echtes Highlight in

der diesjährigen Festival-Saison. Und vom Line-Up her erste Sah-

ne: zwar kamen die anfangs angekündigten Stars Busy Signal und

Movado nicht, aber dafür durften wir ein absolut geniales Konzert

von Tarrus Riley erleben. Das coole beim Reggaejam ist ja, dass beide

Festivalbühnen direkt nebeneinander aufgebaut sind und die Acts

abwechselnd stattfinden, so dass man eigentlich nur minimal seine

Tanzposition ändern muss, um den jeweils neuen Act, von Ganja-

man angekündigt, genießen zu können. Sicher hat jeder seine ganz

persönlichen Favourites, uns sind besonders Morgan Heritage, U-Roy,

John Holt, LukieD, Steel Pulse, Tippa Irie, Dr. Ring Ding, Bushman,

Admiral Tibet, Lutan Fyah, Jah Mason, Fantan Mojah, Cornadoor, Toots

& the Maytals, Inna de Yard all Stars und – als krönender Abschluss

des Festivals – Steel Pulse in Erinnerung geblieben. Auch das Zelten

auf dem Stoppelacker und das Wetter haben super hingehauen.

Wer nachts noch nicht ausgepowert war, ging ins Dancehall Zelt, zu

Barney Millah, Sentinel, .... Nächstes Jahr sind wir wieder da, danke

Sheriff! (sr)

7. August: Carribean Orange Beach Open Air Dance

Eine der letzten lauen Sommernächte konnte man mit Dubs till

Dawn, den Soundbwoys Destiny und Hightune Soundmashine

am Orange-Beach verbringen. Man fühlte sich wie im Urlaub.

Wer ab 18 Uhr schon dort war, konnte sich noch eine Weile

im Liegestuhl von den Sonnenstrahlen und nicer Reggaemusik

verwöhnen lassen, um dann zu späterer Stunde fit und entspannt

abzurocken. Die zahlreichen Gäste tanzten zu feinen Dancehall-

Tunes auf dem kleinen aufgeschütteten Strand direkt am Mainufer

unter einer Eisenbahnbrücke im Gutleutsviertel in Frankfurt. Eine

absolut empfehlenswerte und vor Regen sichere Location mit sehr

humanen Getränkepreisen. Die Frankfurter Sounds feierten mit der

Massive bis weit in Nacht. Eine TOP-Openair-Party! Wir hoffen auf

ein Comeback nächsten Sommer! (fz)

Page 20: Reggae Rhein-Main No 5

auf den Turntables

- 20 - Reggae-RheinMain No5/Sept.-Okt.-Nov. 2010

Jahcoustix Crossroads, VÖ - 03.09.2010, Kingstone Records / Groove Attack – In der deut-schen Reggaeszene bestens bekannt, bringt

Jahcoustix 7 Jahre nach seinem De-büt-Album wieder eine Roots-Reggae-LP heraus, diesmal jedoch mit etwas Songwriting ange-reichert. Es kommt fast nur die Akkus-

tikgitarre zum Einsatz. Ein selbstbewusstes, fein ausproduziertes Album.

Mix-CDs:

Guns-E-Num Freedom Fighters Vol.1, September 2010 – Mr. Smoka veröffentlichte am 12. Septem-ber die erste Edition der Freedom Fighters - Reihe, auf welcher vier sehr talentierte Artists (Hi Kee / Wild Life / Natty King /

Louie Culture) ein wenig vorgestellt bzw. zurück ins Gedächtnis geru-fen werden sollen. Gute Unterhaltung ist hier garantiert. Sauber und flüssig gemixt, niveauvoll

über die gesamte Laufzeit. http://www.myspace.com/mrsmoka

Supersonic Sweet Jamaica, August 2010 – Wie immer glänzen Supersonic in kontinuierlicher Re-gelmäßigkeit mit ihren qualitativ hochwer-

tigen Conscious Mix CDs, diesmal Edition No29 im August erschie-nen. Hochkarätige Artists wie Tarrus Riley, Bunji Garlin, Queen Ifrica, um hier nur einige zu

nennen, gepaart mit Riddims wie Blessing, Lecturer, City Life oder Cardiac Bass. Eine gute Selection für Rootsfreunde, die einen über Wochen fesseln wird.

CD Tipps

Patrice ONE, VÖ - 10.09.2010, Universal Music – Nach seinem Album-Debüt „Ancient Spirit“ vor zehn Jahren, erscheint nun sein neuestes Werk „ONE“. Patrice hat sich über die Jahre hin entwickelt (vom Reggae eher in die Songwriter-Pop-Richtung) und prä-sentiert uns mit 13 Songs ein einzigartiges Album, auf welchem sich seine musikali-

sche Experimen-tierfreude und Offenheit zeigt. ONE zelebriert die Gemeinschaft, die Freiheit und die Sehnsucht. Ein eher ruhiges Album, was

zum Träumen verführt. Patrice ist einfach unverwechselbar. TOP!

Gappy Ranks

Put the stereo on, VÖ - 27.08.2010, Greensleeves / Groove Attack – Seine erste LP beinhaltet für jeden Reggaegeschmack

etwas. Gappy Ranks bietet uns auf seinem Foundation-Album ein gelungene Mischung aus klassischer und moderner Regga-emusik. Vintage-

Reggae mit modernen Inhalten und dazu Gappy‘s wunderbar soulige Stimme, was allerdings nicht heißt, dass er beim Sing-Jaying nicht ebenfalls überzeugen kann. Absolut empfehlenswert!

Goldi Alles Liebe, VÖ - 04.06.2010, Goldvibes Records // Outofmany / Finetunes – Ein deutschsprachiges Reggae-Album präsen-tiert uns Goldi aus Münster. 16 Tracks stark

mit live eingespiel-ten Instrumenten, vielseitigen Rid-dims und inhalt-lichem Tiefgang. Eine abwechs-lungsreiche LP mit Ohrwurmgarantie.

Gyptian Hold you, VÖ - 23.07.2010, VP Records / Groove Attack – Nach seinem großen Erfolg

mit dem Dance-hall-Tune „Hold you“ reicht uns Gyptian nun auch sein Album nach. Ein guter Mix aus Conscious-Reggae, Soul und Lovers Rock. Nice!

CornadoorWithout Restrictions, VÖ - 23.07.2010, Sound Quake Music (Broken Silence) – Ein absolut solides Erstlingswerk präsentiert uns Cornadoor mit „Without Restrictions“. Ein Modern-Roots-Album vom Feinsten mit 17

Songs bestückt. Melodisch sehr stark ausgeprägt, entspannte lockere Riddims und sozi-al-kritische Texte, die zum Teil auf eigenen Erfahrun-gen beruhen. Ein

Muss für Modern-Roots-Liebhaber!

Smiley Lively Road, VÖ - 21.05.2010, Love & Unity Music – Der aus Aruba stammende, in den Niederlanden lebende Sänger Smiley präsentiert uns hier seine erste EP mit 7

Tracks. Mit seiner souligen, kräftigen Stimme überzeugt er nicht nur auf Live-Konzerten. Das Endergebnis der EP kann sich durchaus hören lassen. Beeindru-

ckend und empfehlenswert! Wir hoffen auf mehr.

Page 21: Reggae Rhein-Main No 5

Party & Festivals

17. September 2010Mainz• ab 22 Uhr, 21 Shots Salute,Shottarock & Luger3000,Reggae, Dancehall, Bass & more @ Redcat

18. September 2010Mannheim• 22 Uhr, The everlasting Sentinel Sound @ Rude7

25. September 2010Mainz• 20 Uhr, Filmvorführung & Reggae Live Concert mit Anthony Locks, Joy White, Pamojah Movement und Irie Vibes Soundsystem @ Studihaus, Uni-Mainz Mannheim• 22 Uhr, Mr Smoka & Mahatma’s B-Day Bash @ Rude7

Party - Konzert - Guide 01. Oktober 2010Frankfurt• 22 Uhr, 10 Jahre Soundbwoys Destiny, zu Gast: Gappy Ranks, Supersonic Sound, City Lock, … @ SinkkastenDarmstadt• 22 Uhr, Into The Lion’s Den, Companheiro Leao & Special Guest @ Bessunger Knabenschule

03. Oktober 2010Wiesbaden• 19 Uhr, Irie Révoltés @ Schlachthof

07. Oktober 2010Wiesbaden• 19 Uhr, Patrice & the Su-powers, ONE Tour 2010 @ Schlachthof

08. Oktober 2010Wiesbaden• 19 Uhr, Blumentopf, Ihr & Wir Tour 2010 @ Schlachthof

09. Oktober 2010Mainz• 22 Uhr, Wake The Town … ! Jackpot Sound ls. Mortal Kombat @ KulturcaféAschaffenburg• 22 Uhr, Firewheel Sound, @ UnsagbarMannheim• 23 Uhr, Puppa DeeBuzz 30st Earthday Crash, Serengeti (Live),Lady Louise (Göteburg/Sweden),DeeBuzz Musik @ Rude7

15. Oktober 2010Mainz• ab 22 Uhr, 21 Shots Salute,Shottarock & Luger3000,Reggae, Dancehall, Bass & more @ Redcat

16. Oktober 2010Frankfurt• 23 Uhr, Friendly Fyah, Hightune Sound & guests @ NachtlebenMannheim• 22 Uhr, Mad Cobra (Jamaica), Deebuzz Sound @ Rude 7

22. Oktober 2010Frankfurt• 22 Uhr, Dancehall University No6, Dubs till Dawn ls. Still Smoker HiFi ls. Ananzi Higrade @ Café Kurzschluss, FH

30. Oktober 2010Mainz• 22 Uhr, Reggae Live Dancehall mit King Shiloh und Irie Vibes Soundsystem @ Studihaus, Uni-Mainz

05. November 2010Darmstadt• 22 Uhr, Into The Lion’s Den, Companheiro Leao & Special Guest @ Bessunger Knabenschule

13. November 2010Mainz• 23 Uhr, EUROPEAN CHAM-PION CLASH @ Kulturcafé, Uni MainzAschaffenburg• 22 Uhr, Firewheel Sound, @ Unsagbar

19. November 2010Frankfurt• 22 Uhr, Soundbwoys Destiny ls. David RodiganMainz• ab 22 Uhr, 21 Shots Salute,Shottarock & Luger3000,Reggae, Dancehall, Bass & more @ Redcat

20. November 2010Frankfurt• 23 Uhr, Friendly Fyah, Hightune Sound & guests @ NachtlebenMainz• 22 Uhr, Reggae Live Concert mit Jennifer Washington, Fitta Warrior und Irie Vibes Soundsy-tem @ Reduit, Mainz-Kastel

03. Dezember 2010Darmstadt• 22 Uhr, Into The Lion’s Den, Companheiro Leao & Special Guest @ Bessunger Knabenschule

11. Dezember 2010Aschaffenburg• 22 Uhr, Firewheel Sound, @ UnsagbarMainz• 22 Uhr, Wake The Town …! Jackpot Sound ls. Silly Walks Movement (HH) @ Kulturcafé

17. Dezember 2010Mainz• ab 22 Uhr, 21 Shots Salute,Shottarock & Luger3000,Reggae, Dancehall, Bass & more @ Redcat

Die Redaktion übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen.

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More Datescheck out on

www.myspace.com/reggaerheinmain

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Reggae-History

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Bis auf einige kleinere Aufstände hielt ein wackeliger Frieden bis fast zum Ende des 18. Jahrhunderts. Jedoch kam es besonders

nach dem Amerikanischen Unabhängigkeits-krieg (1775-1781) und der Französischen Revolution (1789) fortwährend zu Sklaven-Unruhen, die wiederholt mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wurden. Als zwei des Diebstahls verdächtigte Ma-roons aus Trelawny Town öffentlich ausge-peitscht wurden, flammte die Wut der Ma-roons wieder auf, und der Ruf nach Rache wurde laut. Die englische Seite rief darauf-hin das Kriegsrecht aus und entsandte ein

Kommando, um Trelawny Town – eines der Dörfer der westlichen Maroons – zu zerstören. Noch vor Ankunft der Engländer brannten die Maroons selbst das Dorf nieder und lockten die Soldaten so in einen Hinterhalt, bei dem das gesamte Komman-do vernichtet wurde. So begann 1795 der „zweite Maroon-Krieg“, in dem mehrere hundert Maroons

aus den Bergen einer Übermacht von etwa 5.000 Soldaten fünf Monate lang entschlos-sen standhielten. Als der Gouverneur von Jamaika schließlich auf Menschenjagd ab-

gerichtete Bluthunde aus Kuba importieren ließ, die sie auch im unwegsamen Gelände aufspüren konnten, sahen die Maroons den einzigen Ausweg in der Kapitulation. Ihre An-führer und weitere 600 Männer, Frauen und Kinder wurden gefangen genommen und von Jamaika nach Nova Scotia in Kanada de-portiert. Entsetzt von immer neuen Nachrichten über die Gewalt gegen die Sklaven und die Zustände auf den Plantagen formierte sich in England seit 1787 eine Gruppe von Geg-nern des Sklavenhandels. Gegen Ende des 18. Jhd. hatte die „Gesellschaft zur Abschaf-fung der Sklaverei“, auch „Abolitionisten“ ge-nannt, eine starke parlamentarische Präsenz und politischen Einfluss. Ihre Motivation war vor allem religiöser Natur, weshalb sie ho-hes Engagement und starken persönlichen Einsatz erbrachten. Neben politischen und ökonomischen Überlegungen war es wohl in erster Linie das Aufkommen religiöser Strömungen, die die Sklaverei als humanitä-re Schande erachteten, das letztendlich dazu führte, dass mit dem „Slave Trade Act“ vom 25. März 1807 der Sklavenhandel auf briti-schen Schiffen verboten wurde. Da sich daraus ökonomische Nachteile für die britischen Kolonien ergaben, setzten die Engländer nun alles daran, die anderen Nationen dazu zu bewegen, den Sklaven-handel ebenfalls abzuschaffen. Dänemark, die Vereinigten Staaten und andere kleinere Handelsnationen verboten den Handel mehr oder weniger zeitgleich mit Großbritannien, während Spanien und Portugal erst nach finanziellen Zugeständnissen allmählich einwilligten, und Brasilien erst in der zwei-ten Hälfte des 19. Jhd. im Zuge militärischer Maßnahmen zur Abschaffung zu bewegen war. Frankreich erklärte sich 1815 zwar for-mal einverstanden, den Sklavenhandel zu untersagen, unternahm aber keine großen Bemühungen, das Verbot durchzusetzen, und versagte Großbritannien, das mit Kriegs-schiffen die Einhaltung des Handelsverbots

kontrollierte, die Kontrolle der französischen Schiffe. Obwohl der französische National-konvent eigentlich bereits 1794 – nach dem Verlust des heutigen Haitis durch einen Skla-venaufstand – die Abschaffung der Sklaverei in den Kolonien beschlossen hatte, wurde sie 1802 unter Napoléon Bonaparte wieder eingeführt, und der Sklavenhandel aus der generellen Ablehnung britischer Vorschriften heraus bedauerlicher weise zum Gegen-stand nationalen Stolzes gemacht, so dass ein jahrelanger Sklaven-Schwarzmarkthan-del florierte, der erst 1848 endgültig zum Erliegen kam. Die Sklaverei selbst aber hatte weiter Bestand auf Jamaikas Plantagen, der vermin-derte „Nachschub“ an Sklaven führte aller-dings zumindest dazu, dass die Sklavenprei-se stiegen, und die Plantagenbesitzer etwas „pfleglicher“ mit ihren Sklaven umgingen. Zur Ernährung der vielen Menschen war man be-reits Mitte des 18. Jhd. dazu übergegangen, ihnen eigene kleine Landflächen am Rande der Plantagen zu überlassen, die sie zu ih-rer Versorgung bewirtschafteten, und deren Überschüsse sie auf dem Markt verkaufen konnten. 1792 wurde die Bereitstellung von Boden für die Sklaven schließlich gesetzlich vorgeschrieben. So hofften die Landherren auch, Fluchten vorzubeugen und durch Zu-geständnisse einer möglichen Sklavenrevo-lution wie in Haiti entgehen zu können; lag doch 1808 die Zahl der weißen Bewohner Jamaikas bei lediglich 17.000 im Vergleich zu 354.000 schwarzen Einwohnern. Neben den Sonntagen wurden den Sklaven nun auch Samstage zur Bewirtschaftung ihrer Felder, dem Besuch des Markts sowie zur Zusam-menkunft und Freizeit zugestanden. Mit der Erlaubnis, sich zu versammeln, griffen sie auch die ethnomusikalischen Bräuche ihrer Vergangenheit wieder auf und verarbeiteten ihr Erlebtes öffentlich in Tanz und Gesang. In der nächsten Ausgabe: vom passiven Widerstand auf den Plantagen zur Beendi-gung der Sklaverei.

Teil 4 Der steinige Weg in die Freiheit Zweiter Maroon-Krieg und die Abschaffung des SklavenhandelsText: Mascha Wembacher / Fotos: Josiah Wedgwood, unbek. Künstler

Nach immer wieder aufflammenden Konflikten zwischen der englischen Besatzungsmacht und den Maroons kam es 1729/30 zum „ersten Maroon-Krieg“, in dem sich Maroons und Engländer jahrelang erbitterte Kämpfe lieferten. Durch ihre Überlegenheit im unzugänglichen Landesinneren gelang es jedoch sowohl den „östlichen Maroons“ unter ihrer Anführerin „Nanny“ als auch den „westlichen Maroons“, ge-führt von „Cudjoe“, den englischen Truppen schwere Verluste zuzufügen. So sahen sich die Engländer 1739 schließlich gezwungen, einen Friedensvertrag zu schließen, der den Maroons weitgehende Autonomie sowie große Territorien zusprach.

Reggae-RheinMain No5/Sept.-Okt.-Nov. 2010

Trelawny Town

Logo der britischen Abolitionisten

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Teil 4 Der steinige Weg in die Freiheit Zweiter Maroon-Krieg und die Abschaffung des SklavenhandelsText: Mascha Wembacher / Fotos: Josiah Wedgwood, unbek. Künstler

REGGAER hein-MainReggae- & Dancehall-News outta di area

Wir würden uns natürlich über das Interesse weiterer Anzeigenkunden sehr freuen, denn HIER KÖNNTE IHRE ANZEIGE STEHEN.

Die nächste Ausgabe von Reggae Rhein-Main wird Mitte Dezember 2010 erscheinen. Anzeigenschluss ist der 26.11.2010.

Kontakt unter [email protected]

Im Folgenden unsere Anzeigengrößen:

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