Reiche Ernte

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Gedichte und Fotgografien aus dem Wendland von Klaus-Dieter Brunotte

Transcript of Reiche Ernte

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klaus-dieter brunotte

reiche ernte

lyrik & fotos

schwarze kunst

some velvet morning

plötzlich diese tage

des überflusses

äpfel liegen goldgelb

und faulen im gras

unter den bäumen

die luft ist gereinigt

nach dem kurzen regen

der warmen nacht

alles hat jetzt etwas

von dieser spätsommerlichen

leichtigkeit und fülle

diesem noch einmal

worte spielen verrückt

im geäst der apfelbäume

über alledem schwebt

der schon zarte klang

noch unfertiger melodien

unendlich traurig

zuweilen ist der himmel

hier bedrohlich leer und weit

über das land gezogen

aber an diesen sturmtagen

im frühen september

hängt er schwer

über der jeetzellandschaft

er ist mit seinen schwarzwolken

heute so unendlich traurig

daß man ihn trösten muß

am brombeergesträuch

in schreyahn

in der nähe

des feuerwehrhauses

am brombeergesträuch

nach vielen jahren

wieder einmal

mit der ameisenkönigin

ein langes gespräch geführt

in der sprache

der salamander

nichts hatte sich verändert

bei uns

in all den jahren

alles blieb so

wie ehedem

sempervivum

lüchower gartenträume

die unscheinbare fülle

und stille schönheit

von sempervivum

wie vorausschauend

diese anspruchlosen

und strahlungsresistenten

immer lebenden pflanzen

auch hier anzubauen

denn man weiß ja nie

was in diesem landstrich

noch alles geschieht

kulinarisches

im september

beim dorffrühstück

im rundling von schreyahn

über die beliebte

wendländische hochzeitssuppe

ein kulinarisches

gespräch geführt

rinderbrühe spargel

eierstich und fleischklößchen

sie ist nicht anders

als sonst überall

in niedersachsen

sie heißt hier nur so

und der name gibt ihr

den anschein von etwas

außergewöhnlichem

und dann die

schreyahner lüttje lage

rotwein mit sekt

ganz anders

als auf dem

hannoverschen schützenfest

in erwartung der inspiration

weißes papier

großzügig zurechtgelegt

im kalligraphiefüllfederhalter

braune tinte nachgefüllt

und für die texte danach

neue dateien geöffnet

hoffnungsvoll angelegt

alles in erwartung

der inspiration

aber ausgerechnet jetzt

verabschiedet sich

da draußen

kraftvoll

ein großer sommer

aus dem weg

ein spaziergang

in der feldmark

von schreyahn

an einem septembertag

kurz nach anbruch

des morgens

niemand begegnet mir

zum entrichten

des morgengrußes

über der landschaft

liegt noch der

grauschleier der nacht

die im gras ruhenden

kühe richten sich

schwerfällig auf

gehen mir jetzt noch

aus dem weg

überfluß

sonnenflecken im gras

sie meinen es

noch einmal gut

an diesem nachmittag

im frühen september

ein so fröhlicher

gegensatz

zu den nun länger

gewordenen schatten

überall hier

im wendland dieser

verschwenderische überfluß

wie aus einem füllhorn

ausgeschüttet warten

in den straßengräben

und auf den wiesen

äpfel und birnen

auf keine verwendung

eichen

die eichen sind mächtig

seit jahrhunderten schon

aufwärts in den

meist so wolkenreichen

himmel der deutschen

geschichte strebend

sind sie immer noch

ein zeichen deutscher

bodenständigkeit und treue

nicht tot zu kriegen

ein eichenkranz

auf das stolze haupt

ein dreifaches horrido

und vor dem 3. november

der bruch aus eichenlaub

in den dörfern singen sie

mit stolz in der brust

im gasthof zur

deutschen eiche

im mit eichenholz

getäfelten saal

erklingt dieses alte lied

von der schwarzbraunen haselnuß

was kümmert das alles

die knorrigen eichen

sie tanzen im herbststurm

einen wilden tango

im deutschen mischwald

rundling

im rundling feiern sie

den ein oder anderen anlaß

das sind dann diese

glücklichen tage

einer kleinen dorfgemeinschaft

dann finden sie zueinander

reden übereinander

trinken miteinander

ihre besondere art

einer lüttjen lage

hinterher gehen sie dann

zurück in ihre häuser

durch den jetzt leicht

angeheiterten rundling

alles ist etwas verschoben

und verschroben

aber für eine nacht

ist diese gemeinschaft

wieder hergestellt

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