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Unsere Gruppe besteht aus vier Personen: Altana Baldanova (Russland), Josu Gomez (Baskenland), Tarik Pljevljakovic (Bosnien und Herzegowina) und Debora De Simone (Italien). Wir beschäftigen uns mit dem Thema „Religiöse Vielfalt in Augsburg“, was ein sehr interessanter Themenbereich ist, besonders weil die deutsche Gesellschaft sehr bunt ist.

Augsburg ist weltweit bekannt für sein Hohes Friedensfest, das seit 1650 stattfindet, um den Frieden zwischen Katholiken und Protestanten zu zelebrieren. In diesem Panorama finden wir heute mehrere religiöse Vereine, die im Namen der Demokratie und der Freiheit zusammenarbeiten.

In unserer Gruppe herrscht auch eine religiöse Vielfalt:

wir sind eine Buddhistin, ein Moslem und zwei Atheisten.

Wir erwarteten, dass all die Vereine hier in Augsburg unabhängig voneinander seien, und es war sehr interessant zu erfahren, wie sie miteinander kooperieren. Wir lernten viel Neues sowohl über die Besonderheiten der Arbeit von verschiedenen Vereinen als auch über die allgemeine Situation Augsburgs.

Unsere Interviewpartner gehören zu fünf verschiedenen

Vereinen: zur evangelischen Kirche, zur katholischen Kirche, zum Christlichen Verein für jungen Menschen (CVJM), zur türkisch-islamischen Union (DITIB) und zur Israelischen Kulturgemeinschaft.

Frau Susanne Kasch ist die Stadtdekanin der

evangelischen Kirche Augsburgs. Sie war Bayerns erste Dekanin und das mit nur 35 Jahren, sodass bis heute niemand bei Antritt des Amtes so jung wie sie damals war. Wir fragten sie, ob es bestimmte Gründe dafür gebe. Sie selbst widmete ihr ganzes Leben der Kirche und weiß, dass Arbeit und Familie nicht so einfach zusammenzuführen sind, in der Vergangenheit mehr als heute. Das größte Problem sei, dass früher Frauen keine Pfarrer werden konnten und Bayern immer konservativer als Norddeutschland gewesen sei. In Anbetracht dessen, dass Frauen heutzutage Führungspositionen innehaben dürfen, finde man mehr Frauen als Männer, die in der evangelischen Kirche arbeiten.

Herr Helmut Haug ist der Leiter der Cityseelsorge und

Pfarrer von St. Moritz, einer katholischen Kirche Augsburgs. Als Stadtdekan arbeitet er viel mit Susanne Kasch, der Stadtdekanin der evangelischen Kirche, und anderen

Religiöse Vielfalt Gruppe mit Interviewpartner

Susanne Kasch - 05/08/2016

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Mitgliedern des runden Tisches zusammen, um alle religiösen Ereignisse der Stadt Augsburg zu organisieren. In der Moritzkirche gebe es viele Mitarbeiter, auch Theologen und Ordensschwestern, die ihnen sowohl mit Alltagsproblemen als auch im Gottesdienst helfen. Herr Haug habe auch außerhalb der Kirche viele Aufgaben, zum Beispiel das Führen eines religiösen Gesprächs, als man die neuen Busse Augsburgs einweihte.

Herr Thomas Pfeifer ist der leitende Referent des Christlichen Vereins für junge Menschen Augsburgs. Grundlage des Vereins ist die „Pariser Basis“: Koinonia, das heißt, dass Menschen Verbindungen untereinander brauchen; Leiturgia bezieht sich auf die Identifizierung von Gott, Jesus und dem Heiligen Geist; Matyria ist das Zeugnis; und Diakonia ist der Dienst für Hilfsbedürftige und damit die „tätige Nächstenliebe“. Er arbeitet dort seit 2012. Seitdem habe sich die Situation dank der vielen Aktivitäten für Familien, Jugendliche, Senioren und Kinder stark verändert. Das wesentliche Ziel sei den Heimatlosen eine Heimat zu geben; eine Heimat auf der Erde, denn sie bauen gerade ein Haus für den Verein, das sie 2003 gekauft hatten, und eine Heimat im Himmel durch den Glauben.

Herr Serkan Sarikaya ist einer der sechs Mitglieder des

Vorstands der Moschee-Gemeinde Augsburgs. Er ist halb Türkisch und halb Deutsch und er habe als Kind die Schwierigkeiten der Integration zwischen zwei Kulturen erfahren. Die verschiedenen Aufgaben seien zwischen den Mitgliedern aufgeteilt, aber ohne feste Rollen. Er kümmert sich am meisten um die Jugendlichen, zum Beispiel gab es dieses Jahr ein Wochenende in Straßburg mit vielen Aktivitäten für junge Leute. Er trug als Verantwortlicher dazu bei und kümmert sich von Tag zu Tag auch um sachliche Probleme.

Herr Josef Strzegowski ist Mitglied der Synagogenleitung der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg. 2009 hat er die Band „Feygele“ gegründet und ist dort Perkussionist. Der Name bedeutet „Vögelchen“ und bezeichnet das jüngste Mitglied einer Familie. Er hatte immer Interesse für die Klezmer-Musik und dachte, dass es gut wäre, wenn man jiddische Kultur und Musik zusammenbringen könnte. Er kann mit Sicherheit sagen, dass sein Ziel erreicht ist. In seiner Band singt eine katholische Sängerin, Christina Drexel. Das Positive sei, mit der katholischen Kirche in gutem Kontakt zu stehen, obwohl Christina Drexel nicht auf ihre Religion reduziert werden möchte. Wichtig seien der Austausch, das Kennenlernen und die gemeinsame Arbeit. Diese Prinzipien seien die Grundlage ihrer Philosophie.

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Alle gegenwärtigen Berichte erfahren einen Einfluss von den neuen Medien und Technologien und dies hat auch eine Auswirkung auf das Thema Religion. Die Interviewpartner wurden gefragt, ob sie deshalb ihre Aufgaben anpassen sollten oder ob es grundlegende Veränderungen mit sich gebracht habe.

Frau Kasch, die die Kirche mit einer eigenen Website,

Internetpressemeldungen und Radiobeiträgen vertritt, bezweifelt das. Zwar denkt sie, die neuen Medien seien die schnellste Möglichkeit und es sei nun einfacher, Kontakt aufzunehmen, aber sie gibt zu, die evangelische Kirche habe ihre Arbeitsweise in der letzten Zeit kaum verändert. Die Leute würden laut der Stadtdekanin noch miteinander reden, zusammen sitzen und persönlich kommunizieren. Sie persönlich ist nicht verfügbar auf WhatsApp oder Facebook, obwohl viele Kollegen es sind.

Die Website von der Moritzkirche lässt sich einfach

benutzen und hat nicht nur viele interessante Inhalte, sondern auch Links zu weiteren Seiten mit mehr Informationen. Herr Haug ist stolz darauf, es sei ihm sehr wichtig. Trotzdem findet er, es würden jüngere Mitarbeiter fehlen, die die Moritzkirche in den sozialen Netzwerken repräsentieren, um anderen Jugendliche die Kirche näher zu bringen. So wie die Dekanin denkt auch Pfarrer Haug, dass die Seelsorge und der Glaube persönlichen Kontakt benötigen würden. Auch der Dekan von der Moritzkirche hat kein Facebook-Profil, denn er denkt, dass seine Internetseite tauglich genug sei.

Herr Pfeifer erklärt, in der Vergangenheit sei ihr Verein

durch Broschüren bekannt geworden und man halte noch so mit den Mitgliedern Kontakt, indem die Informationen per Post nach Hause kommen. Trotzdem betont er, die neuen Medien seien heutzutage besonders hilfreich für neue Augsburger*innen, da sie Informationen ganz einfach im Internet finden könnten. Außerdem können auch Personen, die keine Mitglieder sind, auf ihrer Website ihre Hilfe anbieten Es gebe nichts Negatives, aber persönliche Beratungen sollten nie durch digitale Medien ersetzt werden, unterstreicht der CVJM-Repräsentant.

Herr Strzegowski, der ein Facebook-Profil besitzt, stimmt

der Meinungen der anderen Interviewpartner zu. Er fragte sich, ob dieser Einfluss so stark sei und fand den persönlichen Kontakt aber am wichtigsten. Trotzdem findet er die neuen Medien sehr nützlich, um bekannter zu werden und auch um mit anderen religiösen Konfessionen oder Behörden neue Kontakte zu knüpfen. Zwar würden die neuen Medien eine einfachere Kommunikation erlauben, aber die Synagoge sei auch ohnehin immer sehr aktiv gewesen, erläuterte Herr Strzegowski.

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Thomas Pfeifer - 09/08/2016

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Serkan Sarikaya meint, die Technologie habe eine allgemeine Auswirkung auf die Gesellschaft. Durch die neuen Medien würden die Leute weniger mühsam recherchieren und schneller an Informationen kommen. Dafür wurden neue Systeme wie Apps, die an die Gebetszeiten erinnern, entwickelt, und auch ein FAQ-Katalog auf der Moscheewebsite hinzugefügt. Deshalb bekämen sie weniger allgemeine Fragen direkt in der Moschee, laut Herr Sarikaya. Auf jeden Fall findet er, das religiöse Leben habe sich nicht so viel verändert aufgrund dieser Neuerungen.

Deshalb kann man daraus schließen, dass all die

Interviewpartner eine ähnliche Meinung teilen, und sich selbst fragen, ob die neuen Technologien tatsächlich einen grundlegenden Einfluss hätten.

Diese neuen Medien erlauben eine weitere und schnellere

Verbreitung von Nachrichten, die nicht immer wirksam, sachlich und professionell ist. Vor kurzem sind viele traurige Ereignisse in Deutschland passiert, wie z.B. in der Nähe von Würzburg in einem Zug. Dazu wurden unsere Interviewpartner nach ihrer Meinung gefragt sowie nach den Auswirkungen auf die verschiedenen Kommunikationskanäle.

Die Stadtdekanin der evangelischen Kirche bedauerte, dass sie als Vertreterin der Kirche gar nichts machen konnte. Laut Frau Kasch sei es weder für sie noch für den Staat möglich gewesen, solche Ereignisse zu verhindern. Deshalb sollte die Kirche bei denen sein, die ihre Hilfe benötigen könnten. Sie riet, sich zu informieren und nicht zu schnell zu antworten. Äußerste Vorsicht sei geboten, um diese Situation zu behandeln, erklärte die Pfarrerin.

Für Herr Haug war besonders wichtig, dass die

verschiedenen Konfessionen einander besser kennenlernen. Er erzählte, das Glaubenspanorama habe sich in Augsburg stark verändert: Wo früher nur Katholiken oder Protestanten waren, gebe es heutzutage mehr Konfessionen und deshalb sei eine Dialogpartnerschaft notwendig. Er meint, es könnte noch verbessert werden, aber der Dialog und andere Religionen kennenzulernen spielen eine Hauptrolle, um Vertrauen zu schaffen. Das sei laut dem katholischen Pfarrer notwendig, um Sicherheit zu garantieren.

Serkan Sarikaya beklagte sich darüber, wie die Situation

von einigen deutschen Medien behandelt wird. Er wünschte sich, dass Terroristen nicht Islamisten genannt würden in den Medien. Laut Herr Sarikaya würde diese Bezeichnung das Bild von allen Muslimen beschädigen, da das Wort „Islam“ darin vorkommt. Er schlug wie auch Herr Haug vor, die Situation durch Gespräche und Treffen zu behandeln. Aber er sehe einige

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Helmut Haug - 09/08/2016

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Schwierigkeiten darin, dass es viele Leute gibt, die keine deutschen Muttersprachler sind und für die die deutsche Sprache eine Barriere bedeutet. Das mache die Kommunikation schwerer. So finden oftmals Menschen mit türkischem Migrationshintergrund auch eine Arbeit, in der sie fast nur türkische Kollegen haben, oder auch Ärzte und andere wichtige Ansprechpartner. Infolgedessen sei ihre Umgebung, in der sie arbeiten und leben, sprachlich und kulturell gesehen nicht vielfältig, sondern in sich geschlossen.

Deutschland macht sehr viel, um den Flüchtlingen,

besonders aus Syrien und Nordafrika, zu helfen. Wir wollten erfahren, wie das Verhältnis von religiösen Vereinen in Augsburg zur Flüchtlingsthematik ist und wie sie an den Hilfsprogrammen teilnehmen.

Herr Sarikaya erzählte, dass die Moscheen in Augsburg

islamischen Religionsunterricht für die Flüchtlinge verschiedenen Alters anbieten würden. Die Mitarbeiter von DITIB würden den Flüchtlingen auch bei den konkreten Alltagsproblemen helfen, z.B. beim Besuch des Arztes, bei der Anmeldung des Kindes in der Schule usw.

Herr Strzegowski bemerkte, dass die IKG leider keine

Ressourcen habe, um größere Hilfe zu leisten, aber sie seien in der Lage, den Flüchtlingen moralische Unterstützung zu bieten. Es wäre auch gut, im Kontakt mit anderen Behörden etwas zu organisieren.

Frau Kasch ist der Meinung, dass die Flüchtlinge sich

nicht verlassen fühlen müssten. Es sei wichtig, dass sie die Sprache lernen und in der deutschen Gesellschaft gut integriert werden können.

Über die Schwierigkeiten bei der Integration, nicht nur von Flüchtlingen, sondern auch von jüdischen und türkischen Personen, fragten wir Herrn Strzegowski und Herrn Sarikaya weiter.

Herr Strzegowski betonte, dass die Anhänger des

Judentums, die aus Israel kommen, sich in einer ähnlichen Situation wie die Flüchtlinge befänden. Sie müssten auch aufgrund schwieriger Umstände und einiger Probleme ihr Heimatland verlassen und sich hier in Deutschland an eine neue Gesellschaft und Sprache gewöhnen. Deshalb hätten sie ein tiefes Verständnis für die Schwierigkeiten der Flüchtlinge.

Herr Sarikaya merkte an, dass die Menschen türkischer

Herkunft, die in Deutschland geboren wurden oder schon seit langer Zeit hier wohnen, ein Identitätsproblem hätten – sie wüssten nicht, wo sie hingehören. Und es sei auch ein Problem, dass die deutsche Gesellschaft sie u.a. aufgrund ihres Aussehens

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als Ausländer wahrnähme und entsprechend behandle. Das führe dazu, dass die Leute sich sowohl in der Türkei, weil sie nicht dort aufgewachsen sind, als auch in Deutschland nicht akzeptiert fühlen würden.

Es sei auch sehr wichtig, sich nicht komplett zu

assimilieren, sondern auch eigene Traditionen beizubehalten. Dies sei in multikultureller und multireligiöser Gesellschaft möglich, wo die Leute harmonisch und friedlich gemeinsam leben könnten.

Um den Frieden und die Kooperation zwischen

verschiedenen Religionen in Augsburg zu feiern, fand das Friedensfest am 8. August statt. Laut Herrn Sarikaya diene dieses Fest der interkulturellen Annährung und gebe die einfache Möglichkeit, in Kontakt mit anderen Kulturen und Religionen zu treten. Am Tag zuvor besuchten die Vertreter von allen Konfessionen den Runden Tisch der Religionen Augsburgs.

In Bezug auf dieses Thema erkundigten wir uns über die

Zusammenarbeit und Kommunikation der religiösen Vereine in Augsburg.

Herr Haug erwähnte, dass die Geschichte von der

evangelischen und der katholischen Kirchen sehr kompliziert und eng verbunden sei, insbesondere in Augsburg. Heutzutage müsse man alle Entscheidungen in Kooperation mit diesen Konfessionen treffen, deswegen gebe es in Augsburg jetzt zwei Ämter, zwei Bürgermeister usw.

2017 wird das Lutherjahr sein. Frau Kasch hob hervor:

Das Wesentlichste sei, gemeinsame ökumenische Veranstaltungen durchzuführen und zusammen zu feiern. Sie hofft, dass die evangelischen und katholischen Kirchen am 1. Januar 2018 weniger getrennt sein würden als am 1. Januar 2017.

Für Herr Strzegowski sei der Dialog zwischen den

Konfessionen sehr bedeutsam. Sehr hilfreich dafür sei die Tatsache, dass in seiner Band „Feygele“ die katholische Sängerin Christina Drexel singt.

Herr Sarikaya bemerkte, dass die Zusammenarbeit der

religiösen Vereine den Rückgang des Rassismus und die Toleranz in der Gesellschaft fördere.

Alle Interviewpartner sind überzeugt, dass es sehr

wichtig sei, den Kontakt mit anderen Religionen zu pflegen. Sie hoffen, dass alle Religionen in Augsburg in Zukunft mehr zusammenarbeiten würden. Frau Kasch meint, dass es nicht

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von Belang sei, ob eine Mutter muslimisch, christlich oder jüdisch ist, wenn sie für ihr krankes Kind bete. Auf der Suche nach Trost fänden alle in ihrer eigenen Religion dasselbe.

All diese religiösen Vereine bieten verschiedene Initiativen an, die nicht nur auf Flüchtlinge abzielen, sondern auch Freizeitprogramme für Jugendliche enthalten. Diese Tätigkeiten haben immer mit Integration oder Bildung zu tun und verfolgen normalerweise das Ziel, die Beziehungen zwischen den religiösen Gruppen zu stärken. Zu diesem Thema haben wir unsere Interviewpartner darüber befragt, welche Projekte es in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gebe.

Frau Kasch antwortete, sie hätten vor 40 Jahren wegen der großen Arbeitslosigkeit in Augsburg eine Initiative gegründet. Leute mit „schwierigen“ Biographien sei geholfen worden und dieses Programm, das besonders auf Ausbildung und Unabhängigkeit zielt, existiert immer noch, sodass solche Personen neue Chancen bekommen können, erklärte die Dekanin. Sie sah in diesen Initiativen auch eine Gelegenheit, die Integration und ökonomische Unabhängigkeit von Flüchtlingen zu erreichen.

Zwar bietet die Moritzkirche vielfaltige Projekte für

Jugendliche zwischen 25 und 40 Jahren in ihrem erfolgreichen Projekt „Moritzpunkt“ an, aber Herr Haug gab zu, es gebe wenige Angebote für Leute unter 25 Jahren. Ein Beispiel für Angebote dieser Gruppe sind aber die „Philosophischen Diskussionen mit Jugendlichen“, welches zweimal im Monat stattfindet. Der Pfarrer erklärt, dass die Struktur der kirchlichen Aktivitäten sich heutzutage verändere. So kooperieren sie mit anderen Kirchen und Vereinen, sodass die Schwerpunkte auf Kunst, Kultur, verschiedene Musikgeschmäcker gelegt worden. Er sagt zum Beispiel, dass Tätigkeiten für junge Erwachsene in der Parochie St. Ulrich und Afra vorbereitet werden. Sonst wäre es unmöglich, für jede Kirche alle Themen durchzuführen, und es sei interessanter, jede Kirche auf verschiedenen Aktivitäten zu spezialisieren, laut dem katholischen Dekan.

Der CVJM-Repräsentant meinte, die Projekte sollten sich

an die neuen Familiensituationen anpassen. Aufgrund verschiedener Faktoren, wie schwieriger Arbeitszeiten und Ein-Eltern-Familien, fänden sich viele Kinder allein zu Hause nach der Schule wieder und der CVJM spielt hier eine wichtige Rolle, um das zu vermeiden. Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Ländern, Christen und andere Religionsgruppen seien alle willkommen und dabei helfe auch der Bau des neuen CVJM-Hauses, unterstreicht Herr Pfeifer. Als ein Verein, den es in 119 Ländern gibt, steht Internationalität und Integration in seiner DNA und das merkt man auch in seinem Angebot.

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Der IKG bietet Sprachkurse an. Herr Strzegowski unterrichtet persönlich modernes Hebräisch in der Volkshochschule und er ist stolz darauf, Leute aus verschiedenen Konfessionen und Altersgruppen zu unterrichten. Durch das moderne Hebräisch könnten viele Juden ihren eigenen Glauben besser kennenlernen und ihre Liturgie besser verstehen, aber auch ganz einfach das alte Hebräisch lernen, erklärt er. Aber Konfessionen würden keine große Rolle spielen, sagt er, weil jeder Studierende seine eigene Motivation findet, auch außerhalb von religiösen Gründen. Viele Gesellschafter der IKG kommen aus russischsprachigen Ländern und deshalb werde Deutsch bei ihnen auch unterrichtet, erzählt das Mitglied der IKG.

Es werden sowohl Sprachen gelehrt, als auch andere Bereiche behandelt, um die hebräische Kultur näher an die Menschen zu bringen, zum Beispiel mit seiner Band Feygele.

Herr Sarikaya wies darauf hin, dass die Moscheen in

Augsburg schon sehr aktiv seien. Obwohl sie Mitglieder von DITIB Bayern seien, können alle unabhängig mitwirken, um Angebote zu planen, sagte er. Sie hätten in der Vergangenheit viele Freizeitangebote, Ausbildungen und Ausflüge vorgeschlagen, erklärt Herr Sarikaya, aber er merkte auch an, dass viele Leute aus verschiedenen Konfessionen nicht zu ihren Veranstaltungen kamen und wünscht sich, dass das Interesse an diese Tätigkeiten größer wird. Zurzeit sind in ihrem Programm Gottesdienste, Unterricht für Männer, Frauen und Kinder, Unterstützung und Hilfe für verschiedene Gruppen. Außerdem bereiten sie in Partnerschaft mit anderen Behörden Veranstaltungen vor, an denen auch andere Konfessionen eingeladen sind, sagt er.

Demographische Veränderungen und neue ökonomische

Tendenzen in der Gesellschaft haben einen riesigen Einfluss auf verschiedene Bereiche des täglichen Lebens. Es wurden Fragen an unsere Interviewpartner gestellt, wie sie die Zukunft der Gesellschaft und ihrer eigenen Vereine und Konfessionen sehen, ob sie sich an grundlegende Modifizierungen anpassen wollen und sollen und ob sie neue Angebote erstellen sollen.

Laut der Stadtdekanin Kasch sei es für jemanden, die als

Stadtdekanin arbeitet, besonders in den 1990er Jahren kompliziert gewesen, die Arbeit mit einem Familienleben zusammenzubringen,. Sie fügte hinzu, dass die Demographie sich weiter verändern werde und es deshalb weniger Katholiken und Evangelisten geben würde. Aber Frau Kasch hatte keine Zweifel daran, dass solange es eine Menge von Christen gebe, auch eine Kirche existieren werde. Sie ist stolz darauf, dass sie in Mitarbeit mit der katholischen Kirche den Flüchtlingen geholfen haben. Das Ziel ist es, dass sie eine Beruf lernen und

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Joseph Strzegowski - 10/08/2016

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dadurch unabhängig werden. Deshalb, fand die Dekanin, bleibe die Kirche auch bei Nicht-Christen beliebt.

Herr Haug erklärt, die Kirche solle ein Haus für alle

Personengruppen sein, und es gebe noch viele Jugendliche, die in den Gottesdienst kommen, wobei die Treffen im Moritzpunkt besonders erfolgreich wären. Es werde auch die Möglichkeit für Gottesdienste für kleinere Gruppen angeboten, die für sehr spezifische Situationen, wie den Tod eines Kindes, gehalten werden, erklärt der Stadtdekan. Heutzutage fällt es den Leuten laut dem Pfarrer schwerer sich zu öffnen, wenn sie in großen Gruppen sind. Deshalb müsste man immer einen engeren Kreis anbieten, sodass die Menschen sich wohl fühlen können. Auf jeden Fall, betonte Herr Haug, habe man die gleichen Fragen und Probleme wie in der Vergangenheit und werde sie auch noch in Zukunft haben.

Thomas Pfeifer sieht grundlegende Unterschiede vor. Er

denkt, sowohl Katholiken als auch Protestanten würden kleiner werden und andere Konfessionen, die heutzutage nicht so verbreitet seien, würden größer werden. Er unterstreicht, dass es besonders wichtig werde in der Zukunft alle Glauben miteinander zu verbinden. Nur so könnte Diskriminierung verhindert werden. Außerdem zweifelte er an der ökonomischen und strukturellen Zukunft der Christen, aufgrund des Mangels an neuen Pfarrer*innen. Herr Pfeifer berichtete aber auch davon, dass mehr Arbeit gemacht werde, um sich an die heutigen und zukünftigen Familiensituationen anzupassen.

Herr Strzegowski sieht zufrieden mit dem Erfolg seine

Band Feygele aus. Er hofft, dass Feygele auch noch in Zukunft so erfolgreich sein werde. Solch ein Erlebnis erlaube den Dialog zwischen allen Konfessionen, bringt die hebräische Kultur den Leuten aus anderen Kulturen näher und schaffe es, dass die Mitglieder der Israelitischen Kulturgemeinde sich ein bisschen mehr wie zu Hause fühlen, berichtete der Perkussionist der Band.

Serkan Sarikaya antwortete auf unsere Frage, dass die

Zukunft hoffentlich besser und schöner aussehe. Heutzutage würden viele Kurse und Gottesdienste noch auf Türkisch gehalten werden und wahrscheinlich würde sich in der Zukunft das Angebot erweitern. Das sei wichtig, um die Integration zu fördern. Deshalb dachte er auch, Imams sollen nicht nur aus der Türkei kommen, sondern auch aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern. Herr Sarikaya meint, die neue Situation würde nicht eine große Veränderung beim Freizeitangebot benötigen, sondern eine Veränderung in der Ausbildung und Professionalisierung der Vereinsmitglieder.

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Serkan Sarikaya - 10/08/2016

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In einer Welt voll mit Vorurteilen und Unverständnis war es wunderbar, eine Stadt, in der jede Religion Platz hat, zu finden. Einen Ort, wo die Leute wirklich zusammenarbeiten - nicht um die totale Einheit zu erreichen, sondern um sich mit diesen Unterschieden zu bereichern. Heutzutage ist es immer wichtiger, seine eigenen Merkmale zu bewahren, um eine komplette Gleichschaltung zu vermeiden. In einer Gesellschaft, in der alle Leute gleich sind, gäbe es keine Möglichkeit, wahrlich zu wachsen und sich an der Vielfalt zu bereichern.

All unsere Interviewpartner hoffen, dass in Zukunft mehrere Kollaborationen zwischen den verschiedenen Kirchen entstehen werden, um diese wunderbar multikulturelle und multireligiöse Stadt zu schützen.

Wir möchten uns noch einmal bei unseren

Interviewpartnern - Frau Susanne Kasch -Herr Helmut Haug -Herr Thomas Pfeifer -Herr Josef Strzegowski -Herr Serkan Sarikaya recht herzlich für die informativen Gespräche und dafür bedanken, dass Sie so viel Zeit für uns fanden.