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5. – 7. Mai 2017 RELLINGER KIRCHE Barock — glänzend virtuos Tastenzauber Finale — Mozart bis heute

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5. – 7. Mai 2017

RELLINGER KIRCHE

Barock — glänzend virtuos

Tastenzauber

Finale —Mozart bis heute

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„Es fließt mir das Herz über vor Dankbarkeit gegen die Musik,

die mich so oft erquickt und aus großen Nöten errettet hat.“

Martin Luther

(1483 – 1546), deutscher Theologe und Reformator

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Grußwort

Lassen Sie mich ein paar Worte Heinrich Heines aus sei-nen Berichten an die „Augsburger Zeitung“ vom 20.April1841 zitieren. . . (vor 176 Jahren!)

Musik als letztes Wort der Kunst

„Jedenfalls hat es aber den Anschein, als ob in den An-nalen der Kunst unsere heutige Gegenwart als das Zeit-alter der Musik eingezeichnet werden dürfte. Mit derallmähligen Vergeistigung des Menschengeschlechteshalten auch die Künste ebenmäßig Schritt. In der frühes-ten Periode musste notwendigerweise die Architektur alleinig hervor-treten, die unbewusste rohe Größe massenhaft verherrlichend, wie wir’sz.B. sehen bei den Ägyptern. Späterhin erblicken wir bei den Griechendie Blütezeit der Bildhauerkunst, und diese bekundet schon eine äußereBewältigung der Materie: der Geist meißelte eine ahnende Sinnigkeitin den Stein. Aber der Geist fand dennoch den Stein viel zu hart fürseine steigenden Offenbarungsbedürfnisse, und er wählte die Farbe,den bunten Schatten, um eine verklärte und dämmernde Welt des Lie-bens und Leidens darzustellen. Da entstand die große Periode der Ma-lerei, die am Ende des Mittelalters sich glänzend entfaltete. Mit derAusbildung des Bewußtseinlebens schwindet bei den Menschen alleplastische Begabnis, am Ende erlischt sogar der Farbensinn, der dochimmer an bestimmte Zeichnung gebunden ist, und die gesteigerte Spi-ritualität, das abstrakte Gedankentum, greift nach Klängen und Tönen,um eine lallende Überschwänglichkeit auszudrücken, die vielleichtnichts anderes ist, als die Auflösung der ganzen materiellen Welt:

Die Musik ist vielleicht das letzte Wort der Kunst, wie derTod das letzte Wort des Lebens . . .

Ich habe diese kurze Bemerkung hier vorangestellt, um an-zudeuten, weshalb die musikalische Saison mich mehrängstigt als erfreut. Daß man hier fast in lauter Musik er-säuft, daß es in Paris fast kein einziges Haus gibt, wohinman sich wie in eine Arche retten kann vor dieser klingen-den Sündflut, daß die edle Tonkunst unser ganzes Lebenüberschwemmt – dies ist für mich ein bedenkliches Zei-chen, und es ergreift mich darob manchmal ein Mißmut,der bis zur murrsinnigsten Ungerechtigkeit gegen unsregroßen Maestri und Virtuosen ausartet . . .“

Wie sich doch die Zeiten ähneln . . .Wenn ich z.B. an Salzburg denke . . .Überall wird musiziert . . .

Ein halbes Jahrhundert später hören wir von Nietzsche: „Ohne Musikwäre das Leben ein Irrtum“. Daran wollen wir uns halten.

Wie entsteht ein Programm? . . . Ich sprach mit Kollegen, die vor densel-ben Aufgaben stehen . . . ob Salzburger Festspiele oder unser „Kleines,aber feines“ Festival. Wenn ein Festival etwas Spezielles haben soll,dann ist ein Programm nicht in ein paar Stunden zu machen. Es be-schäftigt einen das ganze Jahr über, oft kommen Inspirationen in fer-nen Landen, man spricht mit Kollegen, man lernt Neues kennen, manliest, man entdeckt, man hört Ideen usw. Ja sicher, es gibt Festivals,die von der Aneinanderreihung von Highlights leben. Telefonate mitrenommierten Konzertagenturen genügen, und innerhalb kurzer Zeitstehen die Programme, oft auf Jahre voraus. Ein kleines Festival lebthäufig auch von Zufällen, positive wie auch andere . . . Z.B. bekamen

MUSIK ... die seelische und geistige Rettung in unserer turbulenten Zeit

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wir dieses Jahr von Jeremy Menuhin sehr kurzfristig, krankheitshalber,eine Absage. Ich konnte das Programm adäquat „retten“. Im Grundeist es jedes Jahr von Neuem eine enorme Herausforderung, einem kleinen Festival das Bestehen für die Zukunft zu sichern.

In diesem Jahr finden wir mehr „Modernes“ im Programm. Wie schönkann Musik aus dem 20. Jahrhundert klingen!

Wir feiern dieses Jahr mit dem Doyen der Klarinettisten gleich drei Jubiläen: Karl Leister wird in diesem Jahr 80 Jahre alt, hat 60-jährigesBerufsjubiläum, und wir beide musizieren seit 45 Jahren zusammen.

Unser Mai Festival an der Rellinger Kirche gibt ein großartiges Beispieldafür, wie es sein kann. „Klein, aber fein“ (ein Zitat Karl Leisters) wurdedas Festival als ein überschaubares gegründet und ist ein solches ge-blieben. Wir betreiben keinen Starkult, wenngleich „Stars“ auftratenund -treten, „Weltmusiker“, die die ganz spezielle Atmosphäre in Rellingen zu schätzen wissen und uns einfach nur glücklich machen.Ob das Namen wie Elly Ameling, Paul Badura-Skoda, Hermann Bau-mann, Jörg Demus, Eliot Fisk, David Geringas, Hakan Hardenberger,Detlef Kraus, Karl Leister, Jeremy Menuhin, die Oistrach Familie, Michala Petri, Hermann Prey oder das Bartok Quartett sind, die fürviele, viele andere stehen. Sie alle haben sich in Rellingen wie zuhausegefühlt und leben bis heute in der Erinnerung an ihre Konzerte in derwunderschönen Rellinger Kirche.

Darum liegt es mir am Herzen Dank zu sagen: zunächst Dank dafür,dass wir den heutigen Tag und dieses Wochenende bei guter Gesund-heit erleben dürfen.

Das ist der passende Moment jener zu gedenken, die uns über Jahr-zehnte begleitet haben, unterstützend in aktiver oder passiver Form,und heute nicht mehr unter uns sind.

Mein Dank geht an den „Verein MRK“ mit seinen Vorsitzenden undzahlreichen Mitgliedern, die sich mit Kompetenz, mit persönlichem, un-ermüdlichem Engagement und immer wieder mit viel Geduld gegen-über dem „Fliegenden Festivalchef“, wie es das Hamburger Abendblatteinmal auf der Titelseite formulierte, dafür einsetzen, dass das Mai Fes-tival pünktlich die Pforten der Kirche öffnen kann.

Dank dem Publikum, verbunden mit großer Wertschätzung dafür, dasses uns über Jahrzehnte begeistert die Treue hält.

Ein Dank an meine Kollegen aus aller Herren Länder, die in den ver-gangenen 31 Jahren das Mai Festival mitgestaltet haben und es nochweiterhin tun werden.

Mein besonderer Dank geht an die zahlreichen Gasteltern, die den Musikern Jahr für Jahr mit Erfolg versuchen, das Rellinger Wochenendeso angenehm wie möglich zu gestalten.

Auch den Medien, die sich jedes Jahr wieder höchst engagiert für diekontinuierliche Berichterstattung über das Mai Festival einsetzen, gebührt mein Dank.

Und zu guter Letzt ... oder zu aller Anfang ... was wäre das Mai Festivalohne unsere Mäzene und Sponsoren-Freunde!

Luz LeskowitzIntendant des Mai Festivals Rellinger Kirche

2 I 32. MAI FESTIVAL 2017

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4 I 32. MAI FESTIVAL 2017

Dieses Johann Sebastian Bach zugeschriebene Zitat lässt sich ohneweiteres als ein Leitsatz für die Rellinger Kirche denken. Seit Genera-tionen erfüllen Verantwortungsträger der Gemeinde, Musiker von nahund fern und Besucher gemeinsam diesen Leitsatz mit Leben. Wieauch anders, ist doch dazu schon die architektonische Anlage unsererKirche Gelegenheit und Verpflichtung zugleich. Cay Dose, entwarf sieund zeichnete 1756 im Auftrag des dänischen Königs als damaligemLandesherrn für ihre Errichtung verantwortlich. Dabei inspirierte ihnnicht der dreischiffige Vorgängerbau, der für die Gemeinde zu engund überdies baufällig geworden war. Vielmehr folgte Dose eigenenVorstellungen über die Verbindung praktischer und inhaltlicher Anliegen eines Lutherischen Kirchbaus. So entstand unter seiner Regienicht nur ein Präzedenzfall, der in der nordelbischen Kirchenland-schaft vielfach Vorbildfunktion entwickelte. Gleichzeitig schrieb Dose der Gemeinde in Rellingen Leitlinien ins Stammbuch, die bisheute den Alltag der (Kirchen-)Gemeinde bestimmen und nicht zuletztPate standen, als KMD Wolfgang Zilcher, Prof. Luz Leskowitz und MRK-Vorsitzender Günter Rasinski 1986 das Mai-Festival aus der Taufehoben.

„...und soll wie aller Music (...) Finis und End Ursache anders nicht als nur zuGottes Ehre und Recreation des Gemüts sein.

Wo dieses nicht in acht genommen wird, da ists keine eigentliche Music, sondern

ein teuflisch Geplärr und Geleyer.“

Das Spätbarock, DosesEpoche, trug philoso-phisch bereits im Zugeder Aufklärung durch-aus manchen demo-kratischen Gedankenin sich, der jede Formvon Hierarchie umihrer selbst willen zuhinterfragen suchteund zu mehr oder we-niger praktisch um-setzbaren Alternativengelangte. Gelebte Pra-xis war in Politik undReligion jedoch nochweitgehend eben sol-che Hierarchie. Einüberzeugender Gegenentwurf dazu ist die Rellinger Kirche. Achteckigschart sie sich um einen doppelten Mittelpunkt. Taufstein und darüberdas Auge Gottes in der Kuppel bilden gemeinsam und für sich im Zen-trum der Kirche gewiss eine oberste Instanz, doch zugleich ein inhalt-liches Anliegen, das alle Besucher über Konfessionsgrenzen hinausverbindet, nämlich Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit jedes Ein-zelnen vor Gott und den Menschen. Entsprechend verzichtete Doseauf jegliche weitere Abstufung. Anders als manche Hallenkirche, dieletztlich einen langen Weg vom Eingang zu Altar und Kreuz um-

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32. MAI FESTIVAL 2017 I 5

schließt hat jeder Besucher der Rellinger Kirche imMoment ihres Betretens das Bewusstsein, Teil einesGanzen zu sein. Anfang und Ende, vor Gott ohne-hin keine definierbaren Begriffe, sind hier auch

architektonisch relativiert: Das Kreuz als Sinnbild des christlichenGlaubens findet sich nicht nur auf dem Altar, sondern auch über demEingang. Mose und Johannes, Namensgeber beziehungsweise Verfas-ser des ersten und letzten Buches der Bibel flankieren zwar den Altar,bilden aber keine Grenz-, sondern vielmehr Orientierungspunkte imRahmen eines Ganzen. Und nicht zuletzt finden sich Gebet, Auslegungund Musik als die drei Hauptquellen der Verkündigung im Kanzelaltarvereint, der nach obenhin von der Orgel abgeschlossen wird.

Diese räumliche Anordnung im Einklang mit der einzigartigen Akustik unserer Kirche motivieren zur Freude am Musikgenuss als Interpret wie als Hörer im Geiste des eingangs zitierten Gedankens.Musik, geistlich oder weltlich motiviert, ist ein Geschenk Gottes, das

wiederum dem Lob des Schöpfers dient, aber zugleich Raum für indi-viduelle Anliegen ihrer Komponisten und Interpreten wie ihrer Hörerbietet. Victor Hugo schrieb dazu: „Musik drückt das aus, was man nichtsagen kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“ In diesem Sinneseien Sie recht herzlich willkommen beim Mai Festival und genießenSie drei Abende voll schöner Musik in der Rellinger Kirche!

Ihr Oliver SchmidtKantor Rellinger Kirche

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4 I 29. MAI-FESTIVAL6 I 32. MAI FESTIVAL 2017

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30 JAHRE 32. MAI FESTIVAL 2017 I 7

5. – 7. MAI 201732. MAI FESTIVAL 2017 RELLINGER KIRCHE

Künstlerische Gesamtleitung:

Luz LESKOWITZ

Mitwirkende Künstler:

Sharon BEZALY, Stockholm, Flöte

Misa HASEGAWA, Osaka, Klavier

Mari KATO, Salzburg, Klavier

Karl LEISTER, Berlin, Klarinette

Luz LESKOWITZ, Salzburg, Violine

Aylen PRITCHIN, St. Petersburg, Violine

Joachim Karl SCHÄFER, Dresden, Trompete

Oliver SCHMIDT, Rellingen, Cembalo/Orgel

DRESDNER BACH-TROMPETENJoachim Karl Schäfer, Arne Lagemann,Kiichi Yotsumoto, Frank Hiesler

SALZBURGER SOLISTENLuz Leskowitz, Elena & Tatiana Issaenkova, Vladimir Mendelssohn,Uwe Hirth-Schmidt, Kristine Hanskov

Klein,aber fein,

FestivalMaidas

an derRellingerKirche

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Ausführende:

„Dresdner Bach-Trompeten“:Joachim Karl Schäfer, Arne Lagemann, Kiichi Yotsumoto, Frank Hiesler

Aylen Pritchin, Oliver Schmidt

„Salzburger Solisten“: Luz Leskowitz, Elena Issaenkova, Tatiana Issaenkova, Vladimir Mendelssohn, Uwe Hirth-Schmidt, Kristine Hanskov

P a u s e

Tomaso Antonio Vitali (1663 – 1745)

„Chaconne“ in g-moll Adagio

Pietro Antonio Locatelli (1695 – 1764)

aus „L’arte del violino“, op.3Concerto für Violine und Streicher Nr.11 in A-Dur Allegro – Largo – Andante

Georg Philipp Telemann (1681 – 1767)

Concerto in D-Dur für 3 Trompeten, Pauken, Streicher und Basso continuo Largo – Allegro – Adagio – Presto

Barock — glänzend virtuos

8 I 32. MAI FESTIVAL 2017

Freitag, 5. Mai 2017, 19.00 Uhr:

Georg Philipp Telemann (1681 – 1767)

Ouvertüre in D-Dur zur Serenade für die Hamburger Admiralität – 1723 – für 3 Trompeten, Pauken, Streicher und Basso continuoMaestoso

Tomaso Albinoni (1671 – 1751)

Remo Giazotto (1910 – 1998)

Adagio für Streicher und Orgel

Georg Philipp Telemann (1681 – 1767)

Concerto für 3 Trompeten, Pauken, Streicher und Basso continuoIntrada – Allegro – Largo – Vivace

Georg Philipp Telemann – zum 250. Todestag

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32. MAI FESTIVAL 2017 I 9

Der unerschöpflich fruchtbare Magdeburger Komponist Georg PhilippTelemann war ab 1721 Jahrzehnte lang der Beherrscher des Hambur-ger Musiklebens, als Musikdirektor der fünf Hauptkirchen und Leiterder Oper am Gänsemarkt. Der norddeutsche Meister war ein Kompo-nist von europäischem Format und verband die strenge deutsche Tra-dition mit dem galanten Stil der Franzosen und melodischerErfindungskraft. Er darf als einer der Wegbereiter der Wiener Klassikgelten. Telemann schrieb in allen Gattungen; an die 4.000 (!) Werke,darunter nicht weniger als 67 Orchestersuiten (Ouvertüren). Telemannunterhielt beste Beziehungen zum Hof der Landgrafen von Darmstadt,wo sein Studienkollege und Freund Christoph Graupner als Kapell-meister wirkte. Die Überlieferung der heute gespielten D-Dur-Ouver-türe in der dortigen Hofbibliothek deutet auf deren Bestimmung undauf eine zeitliche Einordnung um 1730 hin – was ein wenig spekulativist, denn Telemann schrieb noch mit 85 Jahren Musik für Darmstadt.Die spritzige Suite folgt dem Vorbild Lullys und ist ein Beispiel für Te-lemanns musikalische „Multikulturalität“. Neben den üblichen, ausFrankreich stammenden Tanzformen gibt es eine türkische Janitscha-renmusik (Les Janissaires), eine Hommage an Spanien (Espagniole)und ein Turm-Glockenspiel (Carillon).

Tomaso Albinoni ist durch ein Stück populär geworden, das wahr-scheinlich gar nicht von ihm ist – das berühmte Adagio, eine Barock-Phantasie aus romantischem Geist. Dabei gibt es ein reichhaltigesoriginales Oeuvre an prachtvoller Musik des Spielkartenherstellers und späteren Gesangslehrers aus Venedig, der sich selbst anfangs als „Dilettante“ bezeichnete und in mancher Hinsicht sehr modern

dachte – so durfte seine Frau, eine Sängerin, ihre glanzvolle Karrierenach der Heirat fortsetzen. Der eigentliche Komponist des „Adagiosfür Streicher und Orgel“ ist wohl der römische MusikwissenschafterRemo Giazotto (1910-1998), der eine sehr phantasievolle Biografieüber Albinoni verfasste. Erst nach deren Erscheinen erhielt er an-geblich eine fragmentarische Triosonate Albinonis zugeschickt, die er bearbeitete und 1958 veröffentlichte. Die Echtheit der Vorlagekonnte bis dato nicht nachgewiesen werden. Schöne, gefühlvolleMusik ist das Stück allemal.

Aus Telemanns unerschöpflichem Werkkatalog folgen nun und amEnde des Konzerts zwei Konzerte für 3 Trompeten, in denen der Kom-ponist neue Wege beschritt. Er setzte die drei Trompeten und diePauke nämlich wie einen einzelnen Solisten ein und lässt diese Gruppemit den Streichern in einen lebendigen Dialog treten – eine Vorgangs-weise, die auf ein relativ spätes Entstehungsdatum verweist und schonsehr klassisch anmutet, obwohl der Generalbass noch für ein barockesFundament sorgt. Auch das für damalige Verhältnisse sehr langeLeben des Bolognesers Tomaso Antonio Vitali reicht noch in jene Zeitab etwa 1740 hinein, in der sich die Musiksprache Europas langsamund unaufhaltsam zu wandeln begann. Vitali entstammte einer Mu-sikerfamilie, war schon in jungen Jahren ein glänzender Geiger undvon 1675 bis 1742 am Hof der Este in Modena tätig, zunächst als Vio-linist in der von seinem Vater Giovanni Battista geleiteten Hofkapelle,ab 1692 als dessen Nachfolger. Übrigens beerbte ihn vierzig Jahre da-nach sein Sohn Fausto in dieser Funktion. Die Chaconne in A-Dur hateine ähnliche Geschichte wie Albinonis Adagio. Sie wurde erst 1860

Barock – glänzend virtuos – Werkbetrachtung

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vom Konzertmeister der Dresdener Staatskapelle, dem deutschen Vio-linvirtuosen Ferdinand David, bekannt als Freund Mendelssohns, ineiner romantisierenden Version veröffentlicht, in welcher der General-bass in eine Klavierstimme übertragen ist. Die von David in Dresdengefundene Handschrift weist die Vorlage als Stück eines „Tomaso Vi-talino“ aus. Eine später in Italien entdeckte Abschrift verblüfft durchharmonische Kühnheiten, die sich sonst nicht in Werken Vitalis findenund die früher als Erfindungen Davids galten. Die Musikwissenschaftnimmt die Autorschaft Vitalis derzeit als eher gegeben an.

Pietro Antonio Locatelli stammte aus Bergamo, wurde dort und inRom ausgebildet und zählt ebenfalls zu den großen Geigern seinerZeit. Nach vielen erfolgreichen Konzertreisen durch Italien undDeutschland ließ er sich 1729 in Amsterdam nieder. Dort komponierteer nur noch wenig, aber Gehaltvolles, betätigte sich als Herausgebervon Musikalien, sammelte Gemälde und beschäftigte sich intensiv mitLiteratur und mit allen Wissenschaften seiner Zeit. Er scheint so etwaswie ein Universalgelehrter gewesen zu sein. Die Anthologie „L’Artedel Violino“ mit 12 Konzerten für Solovioline, Streicher und Continuoerschien als sein op. 3 im Jahre 1733 in Amsterdam und war ein euro-päischer Erfolg. Im elften der Konzerte umrahmen zwei mit dem zu-sätzlichen Titel Capriccio versehene, kunstvoll konzipierte Sätze,Allegro und Andante, ein gefühlvolles Largo. Hinter diesen Capricciverbergen sich brillante Kadenzen für den Solisten. Damit setzte Lo-catelli Maßstäbe, die zum Standard für virtuose Geiger wurden, wasDoppelgriffe in höchsten Lagen, akkordisches Spiel und Arpeggien inweiten Griffen mit einem Überstrecken der linken Hand durch Flageo-letts, Triller und Doppeltriller sowie vielfältige Stricharten und variableBogenführung betrifft.

Gottfried Franz Kasparek

10 I 32. MAI FESTIVAL 2017

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32. MAI FESTIVAL 2017 I 11

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Nach dem Konzert treffen sich Musiker und Publikum zum „Nachklang“ im „Rellinger Hof“ bei Speis und Trank.

Ausführende:

Misa Hasegawa, Mari Kato, Uwe Hirth-Schmidt,Luz Leskowitz, Vladimir Mendelssohn, Aylen Pritchin

P a u s e

Tastenzauber

12 I 32. MAI FESTIVAL 2017

Franz Peter Schubert (1797 – 1828)

„Fantasie” für Klavier zu vier Händen in f-moll D 940 (op.posth.103) Allegro molto moderato – Largo – Allegro vivace - Tempo I

Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975)

Drei Duette für zwei Violinen und Klavier PräludiumGavotteWalzer

Alfred Schnittke (1934 – 1998)

„Fuga“ für Violine solo

Johannes Brahms (1833 – 1897)

Aus Walzer für Klavier zu vier Händen op.39Nr. 1 in B-DurNr. 14 in a-mollNr. 15 in A-Dur

Antonin Dvorák (1841 – 1904)

Quintett für Klavier, zwei Violinen, Viola undVioloncello in A-Dur, op.81 Allegro ma non tanto Dumka. Andante con moto Scherzo. Molto vivace Finale. Allegro

Samstag, 6. Mai 2017, 19.00 Uhr:

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32. MAI FESTIVAL 2017 I 13

Tastenzauber – WerkbetrachtungFranz Schuberts Fantasie in f-moll für Klavier zu vier Händen gehörtzu seinen bedeutendsten Kompositionen für mehrere Klavierspielerund zu seinen wichtigsten Klavierkompositionen überhaupt. Schubertkomponierte das Werk in seinem letzten Lebensjahr und widmete esseiner Schülerin Karoline von Esterházy, in die er heimlich verliebt war.Schubert begann mit der Aufzeichnung der Fantasie im Januar 1828und vollendete sie im Mai. Im Mai folgte die Uraufführung mit FranzSchubert und Franz Lachner am Klavier. Schuberts Freund Eduard vonBauernfeld notierte am 9. Mai 1828 in sein Tagebuch, „dass FranzSchubert und Franz Lachner ein bemerkenswertes Klavierduett aufge-führt hätten“. Das Werk besteht aus vier ineinanderfließenden Sätzen.Das Stück beginnt mit einer lyrischen Melodie, die aufgrund der Punk-tierung vielleicht ungarische Gedanken vermuten lässt. Der zweiteSatz beginnt energisch und turbulent, obwohl mit Largo überschrie-ben („langsam und breit“). Es folgt in unmittelbarem Anschluss einheller und lebhafter dritter Satz (scherzo). Der Schlusssatz (finale) be-ginnt wieder mit dem Hauptthema des ersten Satzes. Eine kurze Fugesteigert sich und wird nach einem Kulminationspunkt abrupt beendet.Nach einem Takt der Stille wird das erste Thema wiederholt, woraufsich rasch Schlussakkorde entwickeln, die das zweite Thema echohaftaufgreifen, bevor die Fantasie mit acht ruhigen Endtakten ausklingt.

Dmitri Schostakowitsch schrieb Filmmusik für die Werke des sowje-tischen „Sozialistischen Realismus“. Im 1955 gedrehten Streifen „Ovod“(Die Hornisse) geht es um den Befreiungskampf im österreichisch be-setzten Oberitalien um 1840. Die nur aus Notwehr stechende Riesen-wespe ist in diesem Fall eigentlich nur eine Stechfliege und eine

Metapher für den „Stachel der Revolution“. Schostakowitsch, in seinensymphonischen und kammermusikalischen Stücken seit den 30er-Jah-ren mit eigentümlicher Genialität ständig am schmalen Grat zwischenverbotenem „Formalismus“ und vom Regime geforderter „Volksnähe“,zwischen Arbeitslager und Ordensverleihung balancierend, zeigte inden Filmmusiken große Begabung für Unterhaltungsmusik auf höchs-tem Niveau. Drei Nummern aus „Ovod“ hat sein Mitarbeiter Konstan-tin Fortunatov für 2 Geigen und Klavier arrangiert.

Alfred Schnittkes Schaffen für Solo Streichinstrumente begleitete ihn während seiner ganzen Karriere. Das früheste Werk ist die Fugafür Violine solo aus dem Jahre 1953. Das Stück erwähnte AlfredSchnittke zum ersten Mal in einem Fax vom 3. April 1993 an den Autor,der sich mit Schnittkes Oeuvre befasste. Etwa zum selben Zeitpunkterscheint es auf einer von Schnittke angefertigten Liste über seine frü-hen Werke, welche sich heute im Alfred Schnittke Archive im Gold-smiths College, University of London befindet. Das Manuskript derFuga wurde später im Archiv der Familie Schnittke gefunden. DiesesStück demonstriert Schnittkes scharfsinnige Kenntnis des Instrumen-tes, für welches er jeweils geschrieben hat; besonders im Hinblick aufSaiten- und Doppelgriff-Technik. Die Fuga wurde am 23. Oktober 1999in New York von Oleg Krysa uraufgeführt und von Mark Lubotsky zumersten Mal bei NAXOS aufgenommen.

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Der Hamburger Johannes Brahms zählte den „Walzerkönig“ JohannStrauss zu seinen besten Freunden. So findet sich in den Walzern op.39 die 1866 gerade heftig erwachte Liebe zur Stadt an der Donau, diezur Wahlheimat werden sollte. Die intensive Beschäftigung mit demWerk Schuberts tat ein Übriges. Das op. 39 widmete er einem weiterenFreund, dem Kritiker Eduard Hanslick, dem er dazu mitteilte: „Soebenden Titel zu vierhändigen Walzern schreibend … kam mir ganz wie vonselbst Dein Name mit hinein. Ich weiß nicht, ich dachte an Wien, andie schönen Mädchen, mit denen Du vierhändig spielst, an Dichselbst, den Liebhaber von derlei, den guten Freund, ich fühlte die Not-wendigkeit, Dir es zuzuschreiben.” Der gestrenge Kritikus revanchiertesich mit einer Besprechung, in der es heißt: „Der ernste, schweigsameBrahms, der echte Jünger Schumanns, norddeutsch, protestantischund unweltlich wie dieser, schreibt Walzer? Ein Wort löst uns das Rät-sel, es heißt: Wien. Die Kaiserstadt hat Beethoven zwar nicht zum Tan-zen, aber doch zum Tänzeschreiben gebracht, Schumann zu einem‚Faschingsschwank’ verleitet, sie hätte vielleicht Bach selber in eineländlerische Todsünde verstrickt.”

Sein zweites Klavierquintett schrieb Antonín Dvorák zwischen dem18. August und dem 3. Oktober 1887 in seinem idyllischen Landhausin Vysoká im Süden Prags. Die singuläre melodische Erfindungskraftdes Komponisten, der Volksmusik so gut wie nie zitiert, sondern immernachempfunden hat, betört schon im ersten Satz, zumal sie mit aus-gefeilter Technik verbunden ist. Die Subtilität des „rhythmischen Kon-trapunkts“, wenn zum Beispiel Triolen des Klaviers die Achtelfigurender Streicher lustvoll überlagern, die motivische Verbindung unter-

schiedlicher Stimmungen lässt ein weit gespanntes Panorama der Ge-fühle entstehen. Zwischendurch wird das A-Dur-Klavierquartett desMentors Brahms verehrungsvoll zitiert. Ein besonderes Meisterstückist der über viertelstündige zweite Satz. Mit der Dumka, einer uraltenukrainischen Balladenform, hat sich Dvorák oft intensiv beschäftigt.Hier wird das im Grunde düstere Heldenlied durch heitere, von Tanz-lust erfüllte Zwischenspiele aufgehellt. Die wehmütigen Takte der Ein-leitung dienen als Refrain dieser musikalischen Erzählung, bildenihren altgoldenen Rahmen und erweisen sich als Keimzelle des zwei-ten Intermezzos. In aller Kürze läuft dagegen das Scherzo ab, in demder Komponist die für den Volkstanz Furiant typischen Synkopen äu-ßerst sparsam einsetzt, nämlich nur im ruhigeren Trioteil und ganz amEnde, wo sie desto wirkungsvoller sind. Das Finale löst gleichsam dieSpannungen auf und erinnert an eine fröhlichen Polka, gekrönt vonkunstvoller Fugato-Durchführung. Denn, wie Dvorák geschrieben hat:„Einen schönen Gedanken zu haben, das ist noch nichts Besonderes.Aber einen Gedanken hübsch durchführen und etwas Großes darauszu machen, das ist das Schwerste, das gerade ist – Kunst.“

Gottfried Franz Kasparek

14 I 32. MAI FESTIVAL 2017

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32. MAI FESTIVAL 2017 I 15

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Predigt: Pastor Dr. Lennart BerndtMusikalische Gestaltung: Salzburger Solisten

Sonntag, 7. Mai 2017, 10.00 Uhr:Musikalischer Fest-Gottesdienst Rellinger Kirche

Ausführende:

Sharon Bézaly, Mari Kato, Karl Leister,Aylen Pritchin, Luz Leskowitz,Vladimir Mendelssohn, Uwe Hirth-Schmidt

Sonntag, 7. Mai 2017, 17.00 Uhr:

Finale —Mozart bis heute

16 I 32. MAI FESTIVAL 2017

Wolfgang A. Mozart (1756 – 1791)

Duos für Flöte und Violine über Themen aus den Opern „Die Zauberflöte” und „Don Giovanni“

Kalevi Aho (* 1949)

Presto und Solo III für Flöte solo

Victor Suslin (1942 – 2012)

Sonatina für Klavier (1961) Allegretto

Sofia Gubaidulina (* 1931)

„Toccata – Troncata“ für Klavier (1971)

Erwin Schulhoff (1894 – 1942)

Sonate für Flöte und Klavier (1927) Allegro moderatoScherzo. Allegro giocosoAria. AndanteRondo-Finale. Allegro molto gaio

Wolfgang A. Mozart (1756 – 1791)

Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violoncello in D-Dur, KV 285AllegroAdagioRondo

Carl Maria von Weber (1786 – 1826)

Quintett für Klarinette, zwei Violinen, Viola undVioloncello in B-Dur, op. 34AllegroFantasia. AdagioMenuetto capriccio. PrestoRondo. Allegro gioioso

P a u s e

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32. MAI FESTIVAL 2017 I 17

Finale – Mozart bis heute – WerkbetrachtungErfolgsstücke wie Mozarts Meisteropern „Don Giovanni“ und „DieZauberflöte“ wurden schon kurz nach ihrer Entstehung für verschie-dene Hausmusik-Besetzungen arrangiert. So existieren ältere undneuere Bearbeitungen der berühmten Arien und Duette daraus für 2 Geigen oder 2 Flöten. Besonders apart ist es, wenn Violine und Flöteim Duett gleichsam singen. Der Finne Kalevi Aho, einer der großenKomponisten unserer Zeit, schreibt unermüdlich seine Symphonienund Konzerte, in einem unverwechselbaren, im Prinzip tonal zentrier-ten Stil, der den finnischen „Übervater“ Sibelius ebenso wenig verleugnet wie die klassisch-romantische Tradition und dosiert ein-gesetzte neue Klänge. Aho hat eine ganze Reihe von Solostücken komponiert darunter 1990/91 eines für Flöte. Ein aus mystischem Dunkel steigendes, sich immer mehr verdichtendes Presto führt zu einer unendlichen Melodie im langsameren Teil.

Der Russe Viktor Suslin gründete 1975 mit Sofia Gubaidulina eine Im-provisationsgruppe, geriet in Gegensatz zur offiziellen Kunstdoktrinder Sowjetunion, emigrierte 1981 nach Deutschland und war Lektordes Verlages Sikorski in Hamburg. Seine Musik ist lyrisch, farbenreichund expressiv; die Sonatina für Klavier ist ein Jugendwerk aus demJahr 1963 und steht noch ganz im Banne Sergej Prokofjews. Für SofiaGubaidulina ist das Schreiben von Musik ein religiöser Akt. Die tiefeSpiritualität des Ostens steht hinter jedem Takt, den sie komponiert.Johann Sebastian Bach fühlt sie sich besonders verwandt. Seit den80er Jahren spielt für Sofia Gubaidulina die Magie der Zahlen einegroße Rolle. Mit Zahlenverhältnissen kombiniert und strukturiert sieTonhöhen, Rhythmen und Formen. Hohe Intellektualität und tiefe

Emotionalität miteinander zu verbinden, ist für sie wesentlich. Immerwieder entsteht die Kraft ihrer Werke aus der Stille. „Toccata-Troncata“für Klavier zeigt dies in aller Kürze.

Der Prager Musiker Erwin Schulhoff war jüdischer Abstammung undidealistischer Kommunist – eine im Nazireich tödliche Konstellation.Schulhoff, in den 20er-Jahren einer der führenden jungen Komponis-ten, fühlte sich zunächst als sowjetischer Staatsbürger in Böhmen re-lativ sicher. Doch Ende 1941, nach dem Ende des Hitler-Stalin-Paktes,wurde er in ein Lager in Bayern deportiert, wo er im August 1942 anTuberkulose starb. Schulhoffs Flötensonate aus dem Jahr 1927 ist einbrillantes Virtuosenstück, welches im ersten Satz an französischeMusik erinnert, in der Aria die Flöte gesanglich führt und im Scherzosowie im Rondo-Finale slawische Tänze in den Vordergrund stellt.

„Ein Liebhaber von allen Wissenschaften und ein großer Freund undVerehrer von mir“, so schreibt Mozart über den niederländischen Di-plomaten Ferdinand Dejean, den er während seines Aufenthalts inMannheim 1777/78 kennen lernte. Dem gebildeten Musikfreund undleidenschaftlichen Amateurmusiker Dejean verdankt die Nachwelt,besonders die Flöte spielende, Mozarts ansehnliches Oeuvre für dasInstrument, das er „nicht leiden“ konnte. Er fühlte sich „gleich stuff“,also unlustig, wenn er für Flöte komponieren musste. Soweit der spä-tere Meister der „Zauberflöte“ im Originalton. Die versprochenen 200Gulden waren neben der persönlichen Sympathie für den Auftragge-ber ein verständlicher Grund, die vier Quartette trotzdem in Angriff

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zu nehmen. Die Verwirklichung zog sich allerdings dahin, Dejean er-hielt zunächst bloß zwei Stücke. Flötenfeind Mozart konnte seinen Wi-derwillen nur zeitweilig überwinden. Im ersten Quartett in D-Dur KV285 interessierten ihn offenbar doch die Klangfarbe des Instrumentsund die Möglichkeiten des Zusammenspiels mit den Streichern. DasStück beginnt mit einem spritzigen Allegro, im folgenden Adagio darfdie Flöte eine gefühlvolle Arie über Pizzicato-Gezirpe singen, attaccamündend in ein mitreißendes Rondeau. Köstliche, augenzwinkerndeSpielmusik ist das, direkt ansprechend ohne höhere Ansprüche an dieHörer.

Der Klarinette galt eine große Liebe Carl Maria von Webers. DerGrund dafür liegt in der Freundschaft mit dem Klarinettisten HeinrichJoseph Baermann, den Weber in seinen Wanderjahren in München1810 kennen lernte, für den er Konzerte schrieb und mit dem er kon-zertierte. Baermann inspirierte den Freund auch zu dem ihm gewid-meten Quintett. Das kostbare Stück hat sich neben den Werken vonMozart und Brahms für diese Besetzung zu Recht im Konzertsaal etab-liert. Die Frische der Melodik, der völlig unsentimentale, unkompliziert spielerische Gestus bei aller spieltechnischen Komplexität, die äußerstdankbaren Aufgaben für die Klarinette, ohne dass die differenzierteingesetzte Begleitung bloße Farbgebung wäre, kurzum die von effektvollem und mitreißendem Musikantentum geprägte Partitur machen es verständlich, dass Komponisten wie Berlioz, Debussy undStravinsky den Romantiker Weber so erstaunlich geschätzt, seineMusik so geliebt haben.

Mit einem brillanten und virtuosen Allegro beginnt das Stück, expres-siv gibt sich das als Fantasia bezeichnete Adagio. Im Menuett und imRondo-Finale, Sätzen ganz aus klassischem Geist, aber voll romanti-schem Gefühl, werden alle Farben und damals neue, unerhörte Mög-lichkeiten der Klarinette vorgeführt. Von schlichter Liedhaftigkeit biszu scharf akzentuierter Dramatik reicht die Palette, die unüberhörbareinem Opernkomponisten gehört. Mit den Worten Debussys: „Webererforscht die Seele der einzelnen Instrumente und legt sie mit behut-samer Hand bloß“.

Gottfried Franz Kasparek

18 I 32. MAI FESTIVAL 2017

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Mai Festival „Splitter“

32. MAI FESTIVAL 2017 I 19

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20 I 32. MAI FESTIVAL 2017

Luz Leskowitzwurde in Salzburg als Sohn einer Musikerfamilie geboren und erhielt mit sechsJahren seinen ersten Geigenunterricht bei Prof. Turner, später am Mozarteumbei Prof. Müller. Mit 13 Jahren Fortsetzung der Studien bei Vasa Prihoda undspäter bei Riccardo Odnoposoff an der Musikakademie in Wien (zeitgleich Be-such des Gymnasiums in Salzburg), bei Ernst Wallfisch in Salzburg und Luzernund bei Yehudi Menuhin in London, dazuLehrtätigkeit an der Menuhin-Schule in Lon-don. Nach glänzenden Debuts in London,New York, Wien, Berlin, Milano usw. führtenihn Konzertreisen durch ganz Europa, in denVorderen Orient, nach Afrika, in die USA, nachSüdamerika, in den Fernen Osten, nach Russ-land und nach Japan.

Der intensive Kontakt zu Ernst Wallfisch undYehudi Menuhin weckte seine besondereLiebe zur Kammermusik. Stark beeinflusstvom Menuhin-Festival in Gstaad gründete L.L.im Jahre 1970 sein erstes eigenes Musikfestival, die „Harzburger Musiktage“.Es folgten weitere internationale Festivals, 1986 das „Mai Festival“ und 2011das „Kamakura Festival“, Japan. Juror-Tätigkeit: 1. Brahms-Wettbewerb, Hamburg; Gründung des Wettbewerbes „Yushnouralsk-Salzburg“, Sibirien,2007; Intern. „Flame“ Wettbewerb, Paris; „David Oistrach Wettbewerb“, Moskau2010; „SALZBURG-MOZART International Chamber Music Competition“, 2012.

2013 Ernennung zum Professor durch den österreichischen Bundespräsidenten.Ab 2017 unterrichtet Luz Leskowitz an der Universität Mozarteum in Salzburg.

Luz Leskowitz spielt auf der „Ex-Prihoda Stradivarius“ aus dem Jahre 1707.

Karl LeisterDen ersten Klarinettenunterricht erhielt Karl Leister von seinem Vater, der als Klarinettist Mitglied des Rias-Symphonie-Orchesters Berlin war.

Von 1953 bis 1956 studierte er bei Heinrich Geuser an der Hochschule für Musik Berlin und wurde 1957 Solo-Klarinettist an der Komischen Oper Berlinunter Václav Neumann. 1959 wurde er Solo-Klarinettist bei den Berliner Philharmonikern unter Herbertvon Karajan.

Zeitgleich begann seine inter-nationale Karriere als Solistu.a. unter der Leitung von KarlBöhm, Seiji Ozawa, Eugen Jochum, Rafael Kubelík, AaroCopland, Neville Marriner, Rafael Frühbeck de Burgos undHerbert von Karajan. Als Kam-mermusiker arbeitete er u. a.mit Wilhelm Kempff, PierreFournier, Gidon Kremer, Rita Streich, Kathleen Battle, dem Amadeus-Quartettund den Salzburger Solisten. Mit ihnen und Luz Leskowitz trat er bereits zur Premiere des Mai Festival Rellinger Kirche im Jahre 1986 auf.

Seit 1972 unterrichtet Karl Leister an der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker und veranstaltet internationale Meisterkurse. Einer seiner Schüler war der finnische Dirigent Osmo Vänskä.

Künstler-Biographien

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32. MAI FESTIVAL 2017 I 21

Aylen Pritchin begann mit dem Musikunterricht im Alter von sechs Jahren.

Seit 2005 studierte er am Moskauer Konservatorium bei Professor EduardGrach. Er hat an Meisterklassen mit so bedeutenden Musikern wie ShlomoMintz, Yair Kless, György Pauk, Jossif Rissin, Zakhar Bron, Hatto Beyerle, Nata-lia Gutman, Boris Berman und Vadim Sakharo teilgenommen. Er gewann Preisein verschiedenen, bedeutendenWettbewerben u.a. dem Tschaikow-sky-Wettbewerb in Kurashiki (Japan,2004), dem Abram Ilich YampolskyWettbewerb in Moskau (2006), demPancho Vladigerov Wettbewerb inSchumen (Bulgarien, 2007), dem Ca-netti Wettbewerb in Haifa (Israel,2009) und in Sion Wallis (Schweiz,2009).

Im November 2014 erhielt er den 1. Preis des wichtigsten Violin-Wett-bewerbs in Europa, dem „Long-Thi-baud-Wettbewerb“ in Paris.

Aylen hat bereits Konzerte in dengroßen Konzertsälen in St. Peters-burg und Moskau, in der Schweiz, den Niederlanden, Bulgarien, Israel, Frank-reich, Japan, Deutschland und Polen gegeben.

2013 trat er zum 1. Mal im „Mai Festival Rellinger Kirche“ auf

Sharon Bézaly ist eine klassische Flötistin und wurde 1972 in Israel geboren, lebt jedoch seit2010 in Schweden. Ihren ersten Soloauftritt hatte sie 1986 im Alter von 14 Jah-ren mit den Israelischen Philharmonikern unter der Leitung von Zubin Mehta.Später trat sie der Camerata Salzburg bei und sicherte sich darin die Stelle derersten Soloflöte. Ihre endgültige Solokarriere setzte sie schließlich ab 1997 fort.

Sharon Bézaly tritt seitdem mit Symphonie-und Kammerorchestern in Japan, China, Israel, Mittel- und Westeuropa, England,Nord- und Südamerika, Australien undSkandinavien auf. Sie gab Konzerte inwichtigen Konzerthäusern der Welt, wiedem Musikverein Wien, dem Châtelet inParis und der Suntory Hall in Tokio sowieauf Festivals mit Gidon Kremer aus demBartók Quartett. Im Mai 2006 trat sie inder Orchestra Hall in Minneapolis mitOsmo Vänskä und dem Minnesota Orches-tra auf.

Es wurden bislang dreizehn beauftragteKonzerte für sie geschrieben, von Kompo-nisten wie Kalevi Aho, Sofia Gubaidulina,

Christian Lindberg und Zhou Long. Sharon Bézaly brachte 24 CDs bei demschwedischen Label BIS Records heraus.

Sie ist mit dem Leiter des Unternehmens Robert von Bahr verheiratet. Ihre Flötewurde von Muramatsu Flutes aus 24-karätigem Gold gefertigt

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22 I 32. MAI FESTIVAL 2017

Mari Katowurde in Obihiro auf Japans Nordinsel Hokkaido geboren und erhielt bereitsim Alter von 17 Jahren beim Beethoven-Klavierwettbewerb in Sapporo den ersten Preis.

Sie studierte zuerst an der Kölner Musikhochschule bei Prof. Tiny Wirtz und erhielt ihr Diplom fur Klavier und Klavierkammermusik mit Auszeichnung..

Danach setzte sie ihre Ausbildung in Han-nover bei Prof. David Wilde fort und be-suchte Meisterkurse bei Paul Badura-Skodaund Sergei Dorenski.

1991 war Mari Kato die Preisträgerin des internationalen Klavierwettbewerbs in Lugano.

Von 1995 bis 2000 war sie Lehrbeauftragtefur Korrepetition an der Folkwang-Hoch-schule Essen und seit 2000 wurde sie alsVertragslehrerin für Korrepetition an derUniversitat Mozarteum Salzburg engagiert.

Sie ist Mitglied des Tanino-Trios und hatzahlreiche Konzertauftritte als Solistin undKammermusikerin in Europa und Japan.

Misa Hasegawa ist eine anerkannte Konzert-Pianistin, die bereits im Alter von drei Jahren Klavierunterricht erhielt. Schon mit vier Jahren wurde sie von dem weltberühm-ten Pianisten JÖRG DEMUS unterrichtet. Seither erhielt sie zahlreiche Auszeich-nungen, darunter den 1. Preis beim „All Japan Soloist“ – Wettbewerb, im Altervon 14 Jahren. 2011 gewann sie die Silbermedaille beim 25. „Asia

International Music“ – Wettbewerb.

Während ihrer Teenagerzeit sang sie im„Osaka-Junior-Chor“ und ging als Solo-Sopranistin und Pianistin auf Tourneedurch die Vereinigten Staaten. Nach dieserTournee wurde sie eingeladen, zweimal imJahr in verschiedenen Konzertsälen undKirchen der USA als Konzertpianistin auf-zutreten.

1996 wurde ihr ein Stipendium für ein kom-plettes Musikstudium an der UniversitätUtah zugesprochen.

Misa Hasegawa nahm in den Jahren 2011,2013 und 2014 an Sommer-Meisterkursenvon Jörg Demus teil und hat regelmäßigeKonzertauftritte in Japan.

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32. MAI FESTIVAL 2017 I 23

Joachim Karl Schäfergilt als einer der führenden Trompeter seiner Generation. Er überzeugt Pub-likum und Kritik regelmäßig durch seine technische Souveränität sowie seinmüheloses, stilsicheres und dynamisch sensibles Spiel, mit dem er auf der Trompete hohe Maßstäbe setzt.

Seine Ausbildung erhielt der gebürtige Dresdner an der Hochschule für Musik„Carl Maria von Weber“ inDresden. Erste Konzerte führ-ten ihn neben verschiedenenFestivals und Konzertauftrit-ten in Deutschland u.a. nachItalien, Frankreich, Tsche-chien, Polen, in die Slowakeiund in die USA.

Joachim Karl Schäfer istGründer und Leiter mehrererEnsembles. 1999 gründete erdas nach ihm benannte Trom-petenensemble, das zunächst in einer Besetzung mit drei Piccolo-Trompetenund Orgel konzertierte. Binnen kurzer Zeit konnten große Erfolge gefeiert wer-den, die auf dem außergewöhnlichen Verständnis der Musiker für jede Art vonMusik beruhten, sodass in Folge weitere Instrumentalisten zum Ensemble ein-geladen wurden. Seit 2006 spielt das Ensemble Joachim Karl Schäfer in dereinzigartigen Besetzung mit sechs Piccolo-Trompeten, zwei tiefen Trompeten,Pauken und großem Continuo.

Sowohl als virtuoser Solist als auch mit seinem Trompetenensemble ist JoachimKarl Schäfer dem Rellinger Publikum bestens vertraut, sei es durch regelmäßigeMitwirkung bei Oratorienkonzerten (im Weihnachtsoratorium seit 2001), beimFestkonzert zum 250-jährigen Jubiläum der Rellinger Kirche und natürlich in den vergangenen Jahren beim Mai Festival.

Oliver Schmidtgeboren 1973, erhielt seinen ersten Klavierunterricht im Alter von acht Jahren.Nach Abitur und Zivildienst studierte er zunächst Rechtswissenschaften inKöln, bevor er sich für Kirchenmusik entschied. An der Folkwang-HochschuleEssen belegte Schmidt ab 2003 die Schwerpunkte Orgelliteratur und Improvi-sation.

Nach dem Wechsel 2007 an die Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf stu-dierte er im Rahmen der KirchenmusikOrgel bei Prof. Torsten Laux, Prof. GustavA. Krieg und Prof. Almut Rössler sowieChorleitung bei Dennis Hansel, Prof. Chris-toph Zschunke und Prof. Anders Eby undKlavier bei Barbara Nussbaum. 2011 schlossSchmidt das Studium mit dem A-Examenab.

Seit April 2011 ist er als Kantor an der Rel-linger Kirche tätig. 2013 wurde er in denVorstand der Berliner „Ernst-Pepping-Ge-sellschaft“ gewählt, die sich der Erfor-schung und Pflege der Peppingschen Musik widmet.

Erste Kompositionen entstanden 1993, so die Orgelfantasia Nr.1, der fünf wei-tere folgten. Am 26. Mai 2012 fand die Uraufführung der „Rellinger Messe“ fürSoli, Orgel und Chor statt. Im Frühjahr 2015 vertonte Schmidt die „Stufen“ vonHermann Hesse als Lied für tiefe Männerstimme und Klavier. Am 24. Oktober2015 fand die Uraufführung des „Sanctus“ statt, das Schmidt als Ergänzungfür W.A.Mozarts „Requiem“ konzipiert hat. Zur Zeit arbeitet Schmidt an seinerzweiten Klaviersonate und der Vertonung einiger Gedichte.

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24 I 32. MAI FESTIVAL 2017

Vladimir Mendelssohnwurde in Bukarest geboren und wuchs in einer Familie mit langer musikalischerTradition auf. Er folgte seinem schicksalhaften Namen und studierte Viola undKomposition. Nach Beendigung seines Studiums verfolgte er eine Karriere alsSolist und Kammermusiker, die ihn weltweit reisen ließ.

Heute wird Vladimir Mendelssohn von zahlreichen internationalen Festivalseingeladen zusammen mitden besten Musikern aus allerWelt.

Er hat zahlreiche CDs aufge-nommen, unter anderen auchmit Gidon Kremer und demLindsay Quartett. Für seineBrahmslieder mit Jaard vanNes erhielt er den AVRO Public Prize.

Seit vielen Jahren lebt er inden Niederlanden. Er ist Professor am Königlichen Konservatorium in DenHaag und an der Musikhochschule Essen und unterrichtet bei Meisterkursenin aller Welt. Zudem ist er auch als Komponist und Arrangeur tätig.

Seit 2005 ist er Künstlerischer Direktor des Kuhmo Chamber Music Festival.

Vladimir Mendelssohn gehört zu den Gründungsmitgliedern der „SalzburgerSolisten“, 1979.

Uwe Hirth-SchmidtMit fünf begann er Cello zu spielen, wurde Preisträger zahlreicher Cello- undKammermusik-Wettbewerbe, studierte bei Wolfgang Boettcher an der Univer-sität der Künste Berlin und arbeitete u.a. mit Varga, Geringas, Demenga, Bey-erle, Gronich, Grabiecz, Toyoda,Sebók, St. Petersburg Quartett, BrandisQuartett,Mantel, Marschner, Zimmermann, Chuma- chenco, Levin, Neikrug, Mandeau.

Er war 1994 Mitbegründer des Jacques Thibaud Trios, schloss das Konzertexamenbei Vladimir Mendelssohn an der FolkwangHochschule Essen mit Auszeichnung ab,war Preisträger internationaler Wettbe-werbe und musizierte bei internationalenFestivals. Als Mitglied der Salzburger Solis-ten nahm er mit dem Amati Ensemble dieStreichfassung von Mozarts Gran Partitaauf und landete damit in den Klassik-charts.

Uwe Hirth-Schmidt tritt mit zahlreichenPianisten, Ensembles und Orchestern auf,zuletzt in der Berliner Philharmonie mit

Konzerten von Saint-Saens, Schostakowitch und Dvorak. Die Berliner Morgen-post gratulierte zum „gelungenen Start der Zweitkarriere“, rühmte, wie schondie New York Times, seine Technik – den „kräftig auftrumpfenden Ton“.

Das „Melbourne Press Journal“ bezeichnete seinen Klang als „sheer velvet“,“die Westdeutsche Zeitung lobte die „feine Gesanglichkeit" seines Spiels.

Er spielt das einzig erhaltene Cello von Giuseppe Dall'Aglio.

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32. MAI FESTIVAL 2017 I 25

Elena und Tatiana IssaenkovaZwillingsschwestern, geboren 1973 in Oshmyany/Weißrussland. Erster Unter-richt in Violine mit 7 Jahren an der Musikhochschule in Slavsk. Mehrere Aus-zeichnungen und Preise, u.a. erste Preise beim „Young Violinists Contest“ inKaliningrad und Arkhangelsk (Elena Issaenkova).

Seit 1999 Studium beider Geigerinnen am Moskauer Konservatorium bei Prof.Kravchenko (Violine), Prof. Bonduryansky (Kammermusik) und Prof. Galkovsky(Streichquartett). Als Mitglieder des 1998 gegründeten „Twins Quartetts“, Aus-zeichnung mit dem Bartok-Preis 2001, sowie Auszeichnung beim „6. Interna-tionalen Schostakowitsch Wettbewerb“ für Streichquartett. Im August 2003Debut in Salzburg und im September 2003 beim Beethoven-Fest in Bonn. Seit2004 sind Elena und Tatiana Issaenkova ständige Mitglieder der „SalzburgerSolisten“. Konzertauftritte u.a. mit David Geringas, Irina Schnittke, Jeremy Me-nuhin, Alexej Lubimov, Jörg Demus, Michala Petri, Marc Grauwels, Karl Leister,Vladimir Mendelssohn und Luz Leskowitz.

Elena Issaenkova, Violine u. Viola Tatiana Issaenkova, Violine

Kristine Hanskovbevorzugte schon als Baby zum Schlummern die Kontrabasshülle ihrer Mutter,Mette Hanskov, und blieb dem Instrument treu: Sie studierte zunächst bei ihrerMutter an der Carl Nielsen Academy in Odense und beendete ihr Studium ander „Hochschule für Musik und darstellende Kunst, Süddänemark“ im Juni 2014mit dem „Master of Arts“.

Sie ist Dozentin am Musikkonserva-torium in Rudersdal und Roskilde.

Kristine Hanskov ist Mitglied im„Orchestra Euphrosyne“.

In ihrer musikalischen Vielseitig-keit arbeitet sie sowohl an Barock-musik-Projekten als auch an klei-nen Operetten und gründete ei-gene Musik-Ensembles von Klassikbis Pop/Jazz/Tanz, wie z.B.: „Tengo,Tango“ (Tango Quintett), „Trio Ami-citia“ (Klassik-Trio), u.a.

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26 I 32. MAI FESTIVAL 2017Salzburg, Schloss Mirabell

Das Ensemble wurde 1979 von dem Salzburger Geiger Luz Leskowitz mit der Absichtgegründet, ein hochqualifiziertes Ensemble für besondere kammermusikalischeund solistische Aufgaben zu schaffen. Die sieben Streicher (zwei Violinen, zweiViolen, zwei Violoncelli und ein Kontrabass), bekleiden entweder Führungspositio-nen oder sind an Musikhochschulen als Professoren tätig.

Das Ensemble kann für sich Einmaligkeit in Anspruch nehmen, denn der Name„Salzburger Solisten“ verpflichtet die einzelnen Mitglieder des Ensembles, sich auchals Solisten zu bewähren und auf dieser Ebene sowohl Kammermusik in wechseln-der und oft origineller Besetzung, als auch Solokonzerte mit Quintettbegleitungals lebendigen Dialog Gleichgesinnter und Gleichgestellter zu präsentieren.

Die Salzburger Solisten machten im In- und Ausland zahlreiche Rundfunk- undFernsehaufnahmen sowie Schallplatten und CDs

Klänge, die süchtig machen – die Salzburger Solisten

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32. MAI FESTIVAL 2017 I 27

25462 RellingenAm Rathausplatz 1704101- 37 68 84

22459 HH-NiendorfZum Markt 1040- 54 800 930

25469 HalstenbekGustavstraße 704101- 805 75 95

22587 HH-BlankeneseBlanken. Bahnhofstr. 12040- 86 57 13

22607 HH-OthmarschenWaitzstraße 29a040- 880 999 88

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Hören bedeutet Musik fühlenMusik ist wie ein Spiegel unseres Daseins. Sie sorgt für Spannung und Gänsehaut.

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28 I 32. MAI FESTIVAL 2017

Verein zur Förderung der Musik an derRELLINGER KIRCHE

Dankeschön!Ohne private Kulturförderung ist Kunst heute kaum noch denkbar. Auch ein so ambitionier-tes Projekt, wie das Mai-Festival, kann nur dank der Hilfe von Förderern und Sponsoren rea-lisiert werden. Kultur auf höchstem Niveau braucht aber immer auch Freunde, die sich überdas finanzielle Engagement hinaus einer Institution von ganzem Herzen verbunden fühlen.

Diese glückliche Verschmelzung aus materieller und ideeller Wertschätzung weiß das Rellinger Festival seit nunmehr 31 Jahren sehr zu schätzen.

Wir danken allen Sponsoren und Donatoren sehr herzlich, insbesondere der Firma CargoTransPool, der Hamburger Sparkasse, der Firma MONTBLANC, der „Provinzial“, der Firma Schröder Elektrotechnik, der Firma YAMAHA und dem Fachinstitut „HörgeräteZacho“ und Förderern, die ungenannt bleiben möchten.

Ein weiteres DANKESCHÖN! gebührt allen ehrenamtlichen Helfern und unseren Freunden.

Ihr „Mai Festival Rellinger Kirche“

IMPRESSUM:

Veranstalter:Kirchengemeinde Rellingen mit Unterstützung des MRKVerein zur Förderung der Musik an der Rellinger Kirche

Anschriften:Ev.-luth. Kirchengemeinde Rellingen, Hauptstraße 27 a, 25462 RellingenPastor Dr. Lennart Berndt, Vorsitzender des Kirchenvorstandes

MRK, Im Ginsterbusch 41a, 22457 Hamburg, Michael Schopf, 1. Vorsitzender

MRK-Informationen im Internet: www.mrk-rellingen.de

Rellinger Kirche: www.rellingerkirche.de

Fotos: Wolfgang Gaedigk, Elmshorn

Redaktion: Ulrike Ostermann und Michael Schopf, MRK

Konzept und Gesamtherstellung: Typo-Grafik Rainer Rönsch, Hamburg

Liebe Festivalbesucher!

Erfreuen Sie sich auchzuhause an Musik ausder Rellinger Kirche.

Erstklassige Einspie-lungen auf CD des Mai Festival-Jubilä-ums 2010 und der Ein-weihungskantate fürdie Rellinger Kirchevon G.Ph.Telemann:

Beide erhältlich an der Abendkasse zu den Konzerten und bei Buchhandlung LESESTOFF,Hauptstraße 74, 25462 Rellingen, Telefon 04101 - 780 96 00

Wichtige Termin-Vormerkung!

25. – 27. MAI 201833. MAI FESTIVAL 2018

RELLINGER KIRCHE

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www.mrk-rellingen.de

Verein zur Förderung der Musik an derRELLINGER KIRCHE