Rem Koolhaas in Conversation With Franziska Bollerey

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Ein Gespräch mit Rem Koolhaas Die Bitterkeit schlechter Qualität , überdauert bei weitem 1 die Süßigkeit niedriger Kosten. Rem Koolhaas Der Blick aus den Fenstern des" Ojjlcefor Metropaliton Architecture"- OMA -auf die Maasbrücken und den geschäjtigen Fh!ß drängt die Frage auf, wieso das Büro sich Rot- terdam als Standort gewählt hat. Gibt es Zu- sammenhänge zwischen der Wahl des Ortes und den architektonischen und städtebauli- chen Interessen von OMA? Rotterdam ist noch offen für Ideen. Die Stadt bietet noch schöpferische Lücken, regt an; anders als Amsterdam, welches viel in- takter ist. Dennoch basiert eine solche Ent- scheidung natürlich auch auf einer Reihe von Zufalligkeiten. Ich habe nie mit einem aufgeschlagenen Atlas dagesessen, auf der Suche nach einem Ort. Zuerst habe ich als Journalist und Dreh- buchautor gearbeitet. Mit vierundzwanzig wollte ich Architekt werden und habe mir überlegt: wo? Damals war die "Architectural Association" in London eine "modische" Ausbildungsstätte. Peter Cook hatte einen Namen und eine besondere Ausstrahlung. Das hat mich angesprochen. Und so bin ich nach London gegangen. Man kann nicht sa- gen, daß ich in den ersten vier Jahren von der Stadt begeistert war. Eigentlich habe ich mich eher gegen London gesträubt. Den- noch hatte es eine äußerst stimulierende At- mosphäre. Allein die Tatsache der Größe mit all ihren Vor- und Nachteilen hat mich fasziniert. In jener Zeit habe ich eine vage Vorstellung von der Anziehungskraft New Yorks entwickelt. New York zu entdecken- wohl wissend, daß ich nicht der erste bin -, schien mir plötzlich eine große Herausforde- rung. So bin ich von London nach New York gegangen. Nicht nur aus der Namensgebung des Bü- ros, sondern auch aus Deiner Biographie läßt Bauwelt 1987 llefL17 118 ... immer wieder eine Mischung von Verführung und Ungenießbarkeit ins Spiel bringen sich eine besondere Vorliebe für die große Stadt und im besonderen die Metropole her- auslesen. Beruht für Dich die Attraktivität der Metropole auch a4der ihr immanenten Ano- nymität und dem daraus resultierenden Frei- raum, um zu experimenten. Einem Freiraum, den kleine Städte, gefangen im Netz ihrer pla- nerischen und sozialen Kontrolle, nicht ha- ben? Ja, vor allem die Freiräume, eine spezi- fische Form von Freiheit. Zum ersten Mal ist mir das, da war ich vier Jahre alt, in Djakarta bewußt geworden. Das war für mich die erste Konfrontation mit Menschenmassen. Zehn bis fünfzehn Millionen glaube ich. Verrückt viel. Der plötzliche Wechsel von Amsterdam nach Djakarta, die Entdeckung anderer Le- benszusammenhänge, die Wahrnehmung ei- nes bis dahin unvorstellbaren Lebens voller Kontraste und Klischees hat mich so nach- haltig beeindruckt, daß ich seitdem meine Aufmerksamkeit von diesen Phänomenen nicht mehr weglenken konnte. Um noch einmal auf den Namen des Bü- ros zurückzukommen: Soll er das Besondere großstädtischer Architektur ausdrücken, z. B. die von Dir angesprochene Freiheit? Was wä- ren dann die besonderen Qualitäten, was die besonderen Eigenschaften jener Architektur der Metropole im Vergleich zu der "normalen" Architektur? Sicher war ich nicht gerade bescheiden. Mir ist klar, daß wir einen megalomanen Na- men gewählt haben. Aber wir leben in einer "realen", sehr komplexen Welt. Jedes Mal, was wir auch tun, können wir nur einen Teil- aspekt dieser ambitiösen Totalität beden- ken. Wir haben von Anfang an auch ganz of- fen zugegeben, daß wir nicht das gesamte Spektrum in unsere Arbeit einbeziehen kön- Rem Koofhaas in seinem Atelier über den Rotterdamer Maasbriicken. Foto: Michel Boesvefd, Amsferdam nen. Wir wollten es auch gar nicht. Wir wol- len Großstadt-Architektur entwerfen. Das gelingt uns natürlich nur bedingt. Einmal mehr, einmal weniger. Aber das ist weiter nicht problematisch. So haben wir uns in Amsterdam-Nord mit großer Sorgfalt auf gartenstädtische Aspekte konzentriert. Es lag ja auf der Hand, daß großstädtische Ar- chitektur an diesem konkreten Ort unpas- send gewesen wäre. Gleichzeitig mit solchen Aufträgen haben wir unser Denken auf Pro- jekte wie "La Villette" und danach die "Expo 89" zugespitzt. Unserem Interesse an der rei- nen Form wurde hier viel mehr Rechnung getragen. Gleichzeitig war da auch eine Art Referenz in Bezug auf die eigene Arbeit. Der Prozeß der Umsetzung vom Konzept in die reine Form beschäftigt uns. Wir sehen hierin eine Art permanenter Verifikation unseres Schaffens. Geht es bei dieser, wie Du sagst, Ver(/ika- tion um das Messen der eigenen Arbeit an theoretischen Zielen? Welche Rolle spielt für Dich die theoretische Auseinandersetzung und damit auch das Schreiben über Architektur? Welchen Wert mißt Du der Veröffentlichung, der Bekanntmachung Deiner Arbeit bei? Das sind zwei Fragen. Erstens finde ich es äußerst wichtig, daß die Arbeit eine intel- lektuelle Dimension hat. Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Sie muß einen ideologi- schen Anspruch haben. In dieser Beziehung sind die Ziele, die wir setzen, mitunter auch schwer zu verwirklichen. Dennoch meine ich, daß wir ein ideologisches Manifest for- mulieren müssen, ehe wir versuchen, ihm zu entsprechen. Ich bin überzeugt, daß das so bleiben wird und daß wir nicht abstumpfen und degenerieren zu normalen Architekten, die nur bauen. Deshalb ha0en Aufgaben wie 627

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Rem Koolhaas in Conversation With Franziska BollereyBauwelt 1987

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Ein Gespräch mit Rem Koolhaas

Die Bitterkeit schlechter Qualität , überdauert bei weitem 1 die Süßigkeit niedriger Kosten.

Rem Koolhaas

Der Blick aus den Fenstern des" Ojjlcefor Metropaliton Architecture"- OMA -auf die Maasbrücken und den geschäjtigen Fh!ß drängt die Frage auf, wieso das Büro sich Rot­terdam als Standort gewählt hat. Gibt es Zu­sammenhänge zwischen der Wahl des Ortes und den architektonischen und städtebauli­chen Interessen von OMA?

Rotterdam ist noch offen für Ideen. Die Stadt bietet noch schöpferische Lücken, regt an; anders als Amsterdam, welches viel in­takter ist. Dennoch basiert eine solche Ent­scheidung natürlich auch auf einer Reihe von Zufalligkeiten. Ich habe nie mit einem aufgeschlagenen Atlas dagesessen, auf der Suche nach einem Ort. Zuerst habe ich als Journalist und Dreh­buchautor gearbeitet. Mit vierundzwanzig wollte ich Architekt werden und habe mir überlegt: wo? Damals war die "Architectural Association" in London eine "modische" Ausbildungsstätte. Peter Cook hatte einen Namen und eine besondere Ausstrahlung. Das hat mich angesprochen. Und so bin ich nach London gegangen. Man kann nicht sa­gen, daß ich in den ersten vier Jahren von der Stadt begeistert war. Eigentlich habe ich mich eher gegen London gesträubt. Den­noch hatte es eine äußerst stimulierende At­mosphäre. Allein die Tatsache der Größe mit all ihren Vor- und Nachteilen hat mich fasziniert. In jener Zeit habe ich eine vage Vorstellung von der Anziehungskraft New Yorks entwickelt. New York zu entdecken­wohl wissend, daß ich nicht der erste bin -, schien mir plötzlich eine große Herausforde­rung. So bin ich von London nach New York gegangen.

Nicht nur aus der Namensgebung des Bü­ros, sondern auch aus Deiner Biographie läßt

Bauwelt 1987 llefL17 118

... immer wieder eine Mischung von Verführung und Ungenießbarkeit ins Spiel bringen

sich eine besondere Vorliebe für die große Stadt und im besonderen die Metropole her­auslesen. Beruht für Dich die Attraktivität der Metropole auch a4der ihr immanenten Ano­nymität und dem daraus resultierenden Frei­raum, um zu experimenten. Einem Freiraum, den kleine Städte, gefangen im Netz ihrer pla­nerischen und sozialen Kontrolle, nicht ha­ben?

Ja, vor allem die Freiräume, eine spezi­fische Form von Freiheit. Zum ersten Mal ist mir das, da war ich vier Jahre alt, in Djakarta bewußt geworden. Das war für mich die erste Konfrontation mit Menschenmassen. Zehn bis fünfzehn Millionen glaube ich. Verrückt viel. Der plötzliche Wechsel von Amsterdam nach Djakarta, die Entdeckung anderer Le­benszusammenhänge, die Wahrnehmung ei­nes bis dahin unvorstellbaren Lebens voller Kontraste und Klischees hat mich so nach­haltig beeindruckt, daß ich seitdem meine Aufmerksamkeit von diesen Phänomenen nicht mehr weglenken konnte.

Um noch einmal auf den Namen des Bü­ros zurückzukommen: Soll er das Besondere großstädtischer Architektur ausdrücken, z. B. die von Dir angesprochene Freiheit? Was wä­ren dann die besonderen Qualitäten, was die besonderen Eigenschaften jener Architektur der Metropole im Vergleich zu der "normalen" Architektur?

Sicher war ich nicht gerade bescheiden. Mir ist klar, daß wir einen megalomanen Na­men gewählt haben. Aber wir leben in einer "realen", sehr komplexen Welt. Jedes Mal, was wir auch tun, können wir nur einen Teil­aspekt dieser ambitiösen Totalität beden­ken. Wir haben von Anfang an auch ganz of­fen zugegeben, daß wir nicht das gesamte Spektrum in unsere Arbeit einbeziehen kön-

Rem Koofhaas in seinem Atelier über den Rotterdamer Maasbriicken. Foto: Michel Boesvefd, Amsferdam

nen. Wir wollten es auch gar nicht. Wir wol­len Großstadt-Architektur entwerfen. Das gelingt uns natürlich nur bedingt. Einmal mehr, einmal weniger. Aber das ist weiter nicht problematisch. So haben wir uns in Amsterdam-Nord mit großer Sorgfalt auf gartenstädtische Aspekte konzentriert. Es lag ja auf der Hand, daß großstädtische Ar­chitektur an diesem konkreten Ort unpas­send gewesen wäre. Gleichzeitig mit solchen Aufträgen haben wir unser Denken auf Pro­jekte wie "La Villette" und danach die "Expo 89" zugespitzt. Unserem Interesse an der rei­nen Form wurde hier viel mehr Rechnung getragen. Gleichzeitig war da auch eine Art Referenz in Bezug auf die eigene Arbeit. Der Prozeß der Umsetzung vom Konzept in die reine Form beschäftigt uns. Wir sehen hierin eine Art permanenter Verifikation unseres Schaffens.

Geht es bei dieser, wie Du sagst, Ver(/ika­tion um das Messen der eigenen Arbeit an theoretischen Zielen? Welche Rolle spielt für Dich die theoretische Auseinandersetzung und damit auch das Schreiben über Architektur? Welchen Wert mißt Du der Veröffentlichung, der Bekanntmachung Deiner Arbeit bei?

Das sind zwei Fragen. Erstens finde ich es äußerst wichtig, daß die Arbeit eine intel­lektuelle Dimension hat. Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Sie muß einen ideologi­schen Anspruch haben. In dieser Beziehung sind die Ziele, die wir setzen, mitunter auch schwer zu verwirklichen. Dennoch meine ich, daß wir ein ideologisches Manifest for­mulieren müssen, ehe wir versuchen, ihm zu entsprechen. Ich bin überzeugt, daß das so bleiben wird und daß wir nicht abstumpfen und degenerieren zu normalen Architekten, die nur bauen. Deshalb ha0en Aufgaben wie

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"La Villette" auch eine so große Bedeutung. Sie sind sozusagen lebensnotwendig. Ein Nährboden, um das angesprochene Niveau zu halten. Sie haben eine provokative Di­mension. Und zur zweiten Frage, der nach der Publizi­tät: Nicht, daß wir besessen wären auf Be­kanntheit. Aber in den letzten zehn Jahren ist es uns gelungen, eine spezifische Bot­schaft zu lancieren. Einerseits mit der Hoff­nung, entsprechende Aufträge zu bekom­men, andererseits mit dem Wunsch, Men­schen zu aktivieren, die vor gleichen Proble­men stehen wie den von uns als essentiell formulierten.

Wäre Eure Arbeit auf einen ideologischen Nenner zu bringen? Könnte man Sie in einer Formel zusammenfassen wie: "Ornament und Verbrechen" oder "Form fol/ows function "?

Auf keinen Fall. Ich versuche, im Zu­sammenhang mit unserer Arbeit auch eine Atmosphäre zu vermitteln, die die enge De­finition von Architektur untergräbt oder zu-

Office for Metropolitan Architecture (O.M.A.): Projekt für den "Parc de Ia Vi/lette", Paris, nach Osten gesehen

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mindest relativiert. Bislang hat deshalb noch niemand unsere Arbeit auf einen so eng um­rissenen Nenner gebracht. Unsere Intentio­nen lassen sich schwieriger fassen und destil­lieren als die, die normalerweise den Beruf des Architekten charakterisieren. Und ich beabsichtige ganz ernsthaft, das auch weiter so zu handhaben: Jederzeit diese Mischung aus Verführung und Ungenießbarheit wie­der ins Spiel zu bringen.

Das befriedigt ein bißchen meine Neu­gierde aufDeine Haltung in Bezug aufBegriffe wie Postmodernismus. Im Sinne der Avantgar­de scheint Euer Ziel zu sein: /{sthetik als Pro­vokation des gesamten architektonischen Ge­schehens und nicht als ein missionarisches Muß, eine in sich abgeschlossene Ideologie.

... oder strenger Gesetze. nein, das wäre schon vom Aufbau unseres Büros her un­denkbar, in dem eine ständige Fluktuation von Menschen herrscht, die zudem auch noch einen großen Einfluß haben. Es han­delt sich um eine ständige Analyse, um Neu-

definition, manchmal auch das vollständige Verwerfen von Ideen.

Also kein traditionelles Arbeiten mit ei­nem Bürochefund keine eng umgrenzte Defini­tion von Architektur. Wie muß ich das einord­nen, wenn ich davon ausgehe, daß ein Archi­tekt nach gesel/schaftlichen,)isthetischen und wirtschaftlichen Lösungen sucht?

Dies zu erklären, scheint mir schwierig. Es wäre einfacher, es an Beispielen statt an. band einer abgehobenen Theorie zu erläu­tern. Deshalb habe ich "Delirious New York" auch über New York und nicht über eine ab­strakte Theorie geschrieben. Meiner Mei­nung nach ist es nahezu unmöglich, sich der Architektur theoretisch zu nähern. Es han­delt sich um eine äußerst konkrete Welt in der jede Theorie falsch am Platze zu s~in scheint. Und so habe ich ein Buch geschrie­ben, in dem wortwörtlich architektonische Kriterien fehlen. Kein einziges Mal ist die Rede von schön, häßl.~ch, hoch, niedrig, weiß ... Nichts über das Außere. Schlankweg

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O.M.A.: Projekt jiir den .,Parc de Ia Villelle", Paris. \Iode// von Süden

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· .. iA!t~ __ die vollständige Mißachtung dieser Aspekte der Architektur. So meine ich, war es mir möglich, das herauszukristallisieren, was dann üb r'g bleibt, und das andere vollkom­men außer acht zu lassen. Die Rekonstruktion dessen, was wir als we­sentlich erachten, dient gleichzeitig der Rechtfertigung unseres besonderen Interes­es der Architektur der Metropole. Es geht

um das Begreifen der Komplexität, dessen, was geschieht, des Programmatischen, der gesamten Kultur. Es geht um die Frage, auf welche Art und Weise Architektur auch Trä­ger von Kultur ist und nicht nur auf eine Selbstdefinition gerichtet ist.

Die Faszination der Vielfalt, der Komple­xität hast Du in den Metropolen gefunden. Du bist in Djakarta aufgewachsen, hast in London und New York gearbeitet und bist nun wieder zurück in den Niederlanden. Zweifelsohne hat die Großstadtkultur Dich beeinjlußt. Meinst Du, daß nicht auch die holländische Bautradi­tion- die .,De/fter Schule", die .,Amsterdamer Schule", .,de Stijl", die architektonische Kultur der Niederlande allgemein - Einfluß hatten?

Du willst wissen, welche Rolle sie in meiner Arbeit spielen. Willst Du wissen, wie holländisch ich bin?

Mich interessiert, woran Du Deine Arbeit relativierst. Es gibt internationale und natio­nale Strömungen. Es gibt anerkannte kulturel­le Traditionen. Mich interessiert, ob Du Deine Entwüife in Beziehung setzt zu denen - zum Beispiel- von Oud, van Eesteren, Quist oder Hertzberger?

Bauwelt 1987 Heft 17/18

Selbstverständlich. Ich denke, daß ein Teil meiner als holländisch zu interpretie­renden Eigenschaften meine Beschäftigung mit dem Künstlichen ist. Künstlichkeit scheint mir etwas typisch Holländisches zu sein. Zumindest bekommt die holländische Kultur hier einen prinzipiellen Charakter. Auch wenn man sich vielleicht nicht mehr so genau daran erinnert oder die Tatsache nicht im Vordergrund steht: Seit dem "gouden eeuw" liegt eine besondere Stärke der hol­ländischen Kultur in ihrer Unnatürlichkeit, im Artifiziellen. Deshalb kann man den Plan ftir "La Villette" auch als eine Interpretation oder sogar eine Widerspiegelung der holländischen Land­schaft sehen. In den Niederlanden gibt es ei­gentlich keine Natur, nichts unbelassen Na­türliches. Wobei ich nicht nur an die Ge­wächshäuser, sondern an die gesamte Auf­und Einteilung des Landes denke. Das spielt bei meinen Arbeiten eine große Rolle. Für mich ist auch "de Stijl" nicht anderes als ein außerordentlicher Lobgesang auf das Syn­thetische und das vollkommen Unnatürli­che.

Du hebst die Künstlichkeil hervor. Nicht die Kunst. Da es Dir anscheinend nicht darum geht, eine Fassade vor die Realität zu setzen: Inwieweit ist dann Dein Hantieren mit dem Künstlichen auch eine Entschlüssehmg, eine Dekodierung gesellschaftlicher, kultureller und ökonomischer Zustände?

Unzweifelhaft handelt es sich bei der Entschlüsslung um einen motivierenden Anstoß. Wir verfügen über analytische und

systematisierende Fähigkeiten, die uns eine derartige Dekodierung ermöglichen. Viel­leicht hört sich das jetzt arrogant an. Aber ich meine, daß wir zu den wenigen gehören, bei denen der analytische Prozeß auch zu­gleich ein schöpferischer ist. Das heißt, Din­ge so analysieren, daß sie während der Ana­lyse schon ein neues, selbständiges Produkt werden. Wenn ich mit anderen zusammenar­beite, empfinde ich das als eine besondere Fähigkeit.

Was mich neben diesen, sagen wir mal: Praxiseifahrungen noch interessiert, ist Deine Meinung überdie Ausbildung von Architekten. Wie schätzt Du die Ausbildungsmöglichkeiten heute ein?

Je älter ich werde, um so undeutlicher werden ftir mich Ausbildungsmodelle. Ich persönlich habe von den unterschiedlichen Aufenthaltsorten und auch von den Perso­nen, die mich unterrichtet haben, profitiert. Vielleicht hört sich das Letzte altmodisch an. Aber Menschen wie Cook, Jencks, Ungers und Eisenman haben mich unzweifelhaft be­einflußt. Ich habe das Gefühl, daß diese Menschen mich befähigt haben, ein Instru­mentarium aufzubauen, mit dem ich weiter kann. Dem Aufstellen von Studiengängen stehe ich äußerst argwöhnisch gegenüber, vor allem denjenigen, die alles vorschreiben und bis ins Detail regeln. Ich auf jeden Fall habe mich dieser Programmierung entzo­gen.

Gehst Du davon aus, daß es charismati­sche Menschen, Vorbilder geben muß?

Das hast Du gesagt.

Ich meine damit nicht ausschließlich zu­stimmende Haltungen, sondern auch kritische Positionen gegenüber exponierteren Persön­lichkeiten.

Ja, genau das ist wichtig. Eine kritische Haltung ist heute eine nahezu vernachlässig­te Befähigung an den Ausbildungsstätten. Die falsche, unreflektierte Achtung der Stu­denten gegenüber den Dozenten, das ist ein Bild, welches ich nicht gern vor mir sehe. Ich erinnere mich, daß ablehnende Haltungen, Abneigung bei mir eine ebenso wichtige Rolle gespielt haben wie Enthusiasmus. Ei­ne solche Enstellung kann Klarheit verschaf­fen. Sie kann einem verdeutlichen, was man vermeiden will, und ist somit unverzichtbar bei der Entscheidung ftlr das Angestrebte.

Das betrifft Deine eigene Entscheidungs­findung. Wie aber denkst Du über die Ent­scheidungen anderer, über ihre Auswahlkrite­rien zum Beispiel, wenn es um die Beurteilung von Architektur geht? Hältst Du Wettbewerbe

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für ein geeignetes Mittel, die beste Lösung zu finden, oder meinst Du, daß in den Preisgerich­ten unter Umständen eine gewisse Parteilich­keit zum Tragen kommt?

Um Komplikationen aus dem Weg zu gehen, habe ich bisher vermieden, an Preis­gerichten teilzunehmen. Im Grunde genom­men bin ich nicht von dieser Möglichkeit der Beurteilung überzeugt. Selber habe ich mich an vielen Wettbewerben beteiligt. Dabei ha­be ich realisiert, daß die Parteilichkeit doch nicht eine so wesentliche Rolle spielt. Es gab Wettbewerbe, von denen ich dachte, hier muß ich unbedingt teilnehmen, denn meine besten Freunde sitzen im Preisgericht. An­dere Male wiederum dachte ich, daß ich überhaupt keine Chancen hätte, weil ich ver­meintliche Feinde unter den Juroren sah. Ei­gentlich hat sich das aber jeweils als Fehlin­terpretation herausgestellt. Es klingt fast wie Ironie, aber in alldem Gerangel und Geklün­gel scheint doch noch so etwas wie eine bio­logische Kraft, ein Naturphänomen zu stek­ken. So bin ich immer wieder von neuem über die Entscheidungen, die Ergebnisse er-

O.M.A.: Projektfür die Bebauung Bijlmermeer, Amsterdam. Phase 1

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staunt. Bei "La Villette" haben wir uns zum Beispiel mit einer recht ungewöhnlichen Einsendung beteiligt. Dennoch hat man un­sere Arbeit unter den siebenhundert ande­ren entdeckt. Das hat mich sehr beeindruckt. Wettbewerbe sind nicht ideal, aber sie gehö­ren doch zu den optimaleren Auswahlsyste­men.

Welche Möglichkeiten siehst Du sonst noch, um Aufträge zu bekommen. Weist Du auf Defizite hin und bietest dafür Antworten an?

Ich habe schon darüber gesprochen, daß wir versuchen, Signale auszusenden; in der Hoffnung, daß siejemand empfängt. Obwohl jeder von ihrer Unmenschlichkeit überzeugt zu sein schien, war der Ausgangspunkt unse­res Interesses die Metropole. Dieses Interes­se hat sich im Laufe der Zeit nuanciert, und wir haben es mit Argumenten angereichert. Dies ist eine Methode, um Aufträge zu be­kommen. Die klassische und lukrativste ist natürlich, daß jemand mit einem Wunsch an einen herantritt. Schlimm jedoch ist, daß es keine echten Bauherren mehr gibt. Es han-

delt sich bei den Auftraggebern mehr und mehr u~ vag~, anonyr:te Gruppen mit Hy­pertrophien, d1e mcht e111zukalkulieren sind aber auch keine Inspirationsquelle dar: stellen.

Du meinst, daß der Architekt nur noch "VeJwaftungsgrüppchen" gegenübersteht und nicht mehr, wie in der Vergangenheit, einem Bauherrn, mit dem er eine aufbauende und animierende Diskussionführen kann.

Ja, das ist in der Tat katastrophal und gleichzeitig auch die Ursache schlechter Qualität. Weil es kein "Dazwischen" mehr gibt: Entweder nahezu esoterische Aussprü­che von Architekten, so "rein", daß darin schon etwas von Lappalien liegt, oder eine Art verwirrter, wertloser Kompromiß. Etwas was wirklich als Ergebnis einer Zusammen: arbeit, eines Dialogs oder einer Konfronta­tion entsteht, gibt es nicht mehr.

Können nicht die Nutzer als Partner im Diafog auftreten? Können sie nicht inspirirend wirken, wenn man sich informiert, wie sie mit dem architektonischen Angebot, das man ih­nen offeriert hat, umgehen?

Das Amsterdamer Y-plein-Projekt ha­ben wir regelmäßig alle zwei Monate in Au­genschein genommen. Es ist das einzige von dem, was wir gebaut haben, wo sich eine Art feed-back eingestellt hat. Wir wollten wis­sen, wie und warum sich die Dinge dort so entwickelten, wie sie es taten. Das ist etwas, was mich ganz ernsthaft interessiert.

Hat es beim Y-pfein-Projekt die Möglich­keit zu einer kritischen Diskussion mit den Nutzern gegeben, die mit dem tatsächlichen Auftraggeber, der Gemeinde, nicht möglich war?

Unsere ersten Gespräche haben wir mit einer Arbeitsgruppe von "theoretischen Be­wohnern" geführt. Danach waren es Men­schen, die beabsichtigten einzuziehen. Zu­letzt und jetzt noch haben wir Kontakte zu den tatsächlichen Nutzern. Das war eine Auseinandersetzung mit drei vollkommen unterschiedlichen Interessengruppen. Da wir auch die Straßen- und Platzanordnung zu bedenken hatten, haben wir von den ver­schiedenen Kommentaren in diesem Fall profitiert.

Ist die große Bereitschaft der Bewohner mitzureden ein typisch hofländisches Phäno­men, dem Du in London und New Yorkoderin Deutschfand nicht in dem Maße begegnet bist?

Diese Bereitschaft gibt es überall. Aber irgendwie hat man sie so kultiviert, so insti­tutionalisiert, daß diese Institutionalisierung die Bürgerbeteiligung zu einer überspannten

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O.M.A.: Wohnhäuser Y-p/ein, Amsterdam-Nord. Foto: Architext, Haarlem

O.M.A.: .. Panopticon"-Gefängnis Arnheim

Bauweit 1987 lieft 17118

kulturellen Erscheinungsform hat werden lassen. Deshalb ist sie in den meisten Fällen auch kein produktives Instrument mehr.

Sowohl in Bezug auf die Rolle des Bau­herrn als auch in Bezug auf die lnstitutionali­sierung der Bü1gerbeteiligung meldest Du Kri­tik an. Wärst Du lieber in einer anderen Z eit Architekt gewesen ?

Manchmal empfinde ich es als einen Fluch, ist es mir unglaublich schwierig, die­sen Beruf auszuüben. Mit der Jetztzeit bin ich schon einverstanden . Aber das Zusam­menfallen von Zeit und Beruf ist nicht so ideal.

Dann bleibt die Frage nach einem ande­ren Berufoder nach einer anderen Zeit, die Du bevorzugen würdest.

Beide Fragen habe ich mir schon oft ge­stellt. Wenn ich nur an die Möglichkeiten denke, die Mies van der Rohe in den dreißi­ger Jahren hatte oder die noch in den vierzi­ger und fünfziger Jahren in ew York be­standen, kann ich eine Affinität für diese

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Zeit nicht leugnen. Meine Gefühle sind in Bezug auf die Gegenwart gemischt. Ich sehe auch die Chancen, die ich heute habe. Dem stehen der Untergang des traditionellen Bau­herrn, der Primat des Geldes, die Verlude­rung des Bauprozesses gegenüber. Auch des Bauhandwerks, auch der Materialien.

Du hat eingangs gesagt, daß eine kriti­sche Haltung auch ein außerordentliches Sti­mulans sein kann. Wie übelwindest Du die Diskrepanz zwischen konkreter Behinderung und ideeller Vorstellung? Probierst Du, zu­künftige Entwicklungen in Dein Entwwfsden­ken miteinzubeziehen, z. B. die Veränderung des Verhältnisses von Arbeit und Freizeit, die fortschreitende Technologisierung usw.?

Selbst wenn man sich davon ein Bild machen kann, und sollte dieses auch noch so inspirierend sein - man ist von Aufträgen abhängig. Auch wenn vorauszusehen wäre, daß die Menschen zu Hause arbeiten könn­ten, würde ich den Auftrag für ein Büroge­bäude annehmen. Es bleibt eine ambiva­lente Situation. Die Ausübung des Berufs beinhaltet, daß man auch an Aufträgen ar­beitet, mit deren Aufgabenstellung man nicht vollkommen übereinstimmt. Aber wir persönlich sind in unserem Büro gleichzeitig auch auf der Suche nach neuen Wegen und Möglichkeiten. Vielleicht hört es sich iro­nisch an: Aber in unserem Büro gibt es ein Ressort, welches sich nicht der Architektur widmet. Hier werden Szenarien entwickelt.

O.M.A.: Parc Citroen-Cevennes, Paris. Modell des WettbewerbsentwU!fs

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"La Villette" war ein erstes Beispiel. Da ha­ben wir für uns ein Arbeitsfeld entdeckt, ein sogenanntes Freigehege, eine architektoni­sche Betätigung, deren Endprodukt nicht die Architektur ist. Diese Arbeitsweise läßt sich vielleicht anband eines Beispiels, der Orga­nisation einer Wallfahrt, verdeutlichen: Et­wa 300 000 Menschen pilgern einmal im Jahr zu einer griechischen Insel, auf der die sterb­lichen Überreste eines Heiligen liegen. Das ist eine Welle des Kommens und Gehens. Die szenarische Leistung wäre, eine Struktur zu bedenken, die dem Ansturm genügt und dennoch keine eingreifenden Spuren hinter­läßt.

Das würde man sichfür manchen Winter­sportort oder manches Seebad wünschen!

In Griechenland ist es Teil eines Land­schaftsplanes. Zusammen mit Ingenieuren versuchen wir, die Strand- und Wasserver­schmutzung zu bekämpfen und einen lang­gestreckten Park in einer Bucht anzulegen. Das hat nichts mit Architektur im engsten Sinne zu tun. In solchen Aufträgen liegt die Chance einer vielschichtigen Interpretation freier Räume. Deshalb vielleicht auch meine Vorliebe für Rotterdam. Rotterdam ist eine leere Stadt: von großstädtischer Verdichtung, von räum­licher Geschlossenheit kann man hier nicht sprechen. Die Freiräume zwischen den be­bauten Flächen verleiten dazu, über das An­füllen, über die "Stadtreparatur" nachzuden-

O.M.A.: Projekt für die Friedrichstadt, Berlin, 1981. Gesamtplan

ken. "Hier könnte man noch etwas ergänzen und dort noch etwas verschönern", denkt so mancher Politiker und Architekt. Wir sind, im Gegensatz dazu, der Meinung, daß die leeren Flächen eine besondere Qualität ha­ben, daß sich dort Prozesse abspielen, die dem Architektenauge normalerweise ver­borgen bleiben. Wenn man genauer hin­sieht, haben diese Prozesse auch eine Funk­tion und eine Bedeutung. Sie sind, wenn man sie erkannt hat, inspirierend. Denn sie stellen einen vor die Frage der Deutung und Einordnung.

Unverkennbar ist der konkrete Ort für Dich eine Quellefür Eingebungen und Einfäl­le. Aber wenn ich den Planfür die griechische Insel ansehe, assoziiere ich unmittelbar: Le Notre. Welche Anregungen gehenfür Dich von der Geschichte, konkreter gesagt, von arch!lek­turhistorischen Vorbildern aus?

Ohne Zweifel bin ich ein begieriger Be­nutzer von Inspirationsquellen. Doch die meisten gehören nicht zum Menü des n~~­malen Architekten. Eigentlich spielen fur mich die Populärkultur und der Film eine wichtigere Rolle als die Architekturge-

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schichte. Als ich jedoch noch in London stu­dierte, ging auch ich jeden Sommer drei Mo­nate nach Italien, um die römische Architek­tur zu sehen. In Pompeji und Herculaneum habe ich entdeckt, daß von dem Wenigen, d. h. den Mauerresten, eine enorme Wirkung ausgeht. Einem Minimum an Mitteln gelingt es hier, den Eindruck von einer komplexen Realität zu vermitteln. Ja, ich meine sogar, daß darin noch immer das "märchenhafte" Gleichgewicht der römischen Kultur zwi­schen Egoismus oder Privatisierung und dem Kollektiven Leben zum Ausdruck kommt. Diese Erfahrungen von damals ha­ben noch heute ihren Einfluß. Unserem Plan flir die Friedrichstraße in Berlin könnte man auch mit einem heutigen Pompeji verglei­chen, aber er könnte genausogut die Zeit ei­nes Mies van der Rohe dokumentieren.

Aber das sind doch zwei vollkommen un­terschiedliche historische Perioden mit ihren eigenen spezifischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen. Kann der heuti­ge postindustrielle Mensch sich überhaupt in eine solche Struktur eindenken und sie nutzen?

Es geht uns nicht um eine unkritische Kopie. Unsere Projekte basieren auf einem Verfremdungseffekt Da nichts beim Alten bleibt, s1ch alles verändert- ja, mitunter die neue Bedeutung auch als schmerzhaft, als ei­ne psychische Qual empfunden wird, muß unsere Aufgabe die Neuprägung sein. Was ich mit psychischer Konfrontation meine,

Friedrichstadt-Projekt Berlin. Ausschnitt

Fotos: O.M.A., Rotterdam

Bauwelt 1987 Heft 17118

Friedrichstadt-Projekt Berlin. Axonomie des Gesamtkonzepts

-"

läßt sich vielleicht am Beispiel der Berliner Mauer erklären. Es war flir mich äußerst merkwürdig zu konstatieren, was für eine bi­zarre, spontane Bedeutung und Glaubwür­digkeit von diesem Ort ausgeht. So gesehen hat das Unterbewußtsein durchschlagende Kraft; soviel wir auch immer reden mögen.

Das Charakteristische Eurer Arbeit ist, daß Eure Analyse genauso wie auf Vorbilder auf die politische und soziale Realität gerich­tet ist. Darüberhinaus sucht Ihr, die authenti­sche Atmosphäre eines Ortes zu begreifen. Du hast selber gelegentlich gesagt, daß Du lieber zu 99 Prozent unoriginell bist und nur zu I Pro­zent originell, als unbedingt immer zu 80 Pro­zent originell zu sein. Vielleicht kannst Du am

Beispiel von Berlin noch einmal das Besonde­re Eurer Arbeitsweise verdeutlichen?

Bei meinen Spaziergängen in Berlin traf ich einerseits auf eine mich zerschmetternde Atmosphäre - ob das mit der Isolation Ber­lins, der Mauer etc. zu tun hatte, kann ich nicht sagen. Andererseits habe ich auf den verwahrlosten "terrains vagues", diesen un­glaublichen Freiflächen, die dort den Stadt­raum charakterisieren, viele kleine Objekte entdeckt, die dort mit großer Selbstverständ­lichkeit an ihrem Platz standen: Gestrandete Wohnwagen, kleine Lagerschuppen, Aus­sichtsplattformen für den "Blick nach drü­ben". Diese Beobachtung flößte mir unmit­telbar die Einsicht ein: Hände weg von groß­maßstäblichen Plänen. Sie würden nur die Atmosphäre zerstören. Ich wollte diesen be­sonderen Charakter bewahren und hervor­heben. Das schien mir nur auf einem Niveau möglich zu sein, welches mit dem Wort Strandgut treffend zu umschreiben ist.

Schlußworte oder Schlußfragen haben immer etwas Zwanghaftes: Dennoch könnte man sagen, daß Architektur für Euch nicht nur eine kulturelle, künstlerische, sondern auch eine soziale Aufgabe hat.

Ja, und sie ist noch mehr: Eine kritische Disziplin, eine literarische Betätigung und eine Art von Kommentar.

Das Gespräch mit Rem Koolhaas führte Franziska Bollerey im Sommer 1986.

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