Rengsdorf revisited medizinisch-geographische Autopsie ... · und bildet, als Geographie.„...

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  • Rengsdorf revisited –

    medizinisch-geographische Autopsie

    eines wasserbürtigen

    Infektionsausbruches

    Thomas Kistemann & Christian Timm

    Universität Bonn, Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit

    WHO Collaborating Centre for Health Promoting Water Management

    AG Medizinische Geographie und Public Health

    Luft Wasser Erde Leben

    Geo- und Umweltforschung für die Gesundheit, Berlin 2011

  • IHPH – Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit/Public Health

    Medizinische Geographie & Public Health

    Was ist Geographie?

    • ‚Es ist nichts, was den geschulten Verstand mehr kultiviert

    und bildet, als Geographie.„ (Immanuel Kant)

    • die Wissenschaft, die sich mit der räumlichen Struktur und

    Entwicklung der Erdoberfläche befasst, sowohl in ihrer

    physischen Beschaffenheit wie auch als Raum und Ort

    des menschlichen Lebens und Handelns.

    • beschreibt und erklärt, wie sich der Geographische Raum

    und die Vorgänge an der Erdoberfläche auf den

    Menschen auswirken

    • Sie entwickelt Konzepte zum Verständnis und zur Lösung

    von Problemen zwischen Mensch und Umwelt

    • „Geography is, what geographers do!‟ (Peter Gould)

  • IHPH – Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit/Public Health

    Medizinische Geographie & Public Health

    Viele Geographien!

    • an der Nahtstelle zwischen den Naturwissenschaften und

    den Sozialwissenschaften

    • Physische Geographie

    beschäftigt sich mit den natürlichen Bestandteilen und

    Strukturen der Erdoberfläche unter Berücksichtigung der

    Wirkung menschlicher Tätigkeit auf die Landschafts-

    genese

    • Humangeographie (Kulturgeographie)

    beschäftigt sich sowohl mit dem Einfluss des Menschen

    auf den geographischen Raum, als auch mit dem Einfluss

    des Raums auf den Menschen

  • IHPH – Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit/Public Health

    Medizinische Geographie & Public Health

    Medizinische Geographie?

    • interdisziplinäres Forschungsgebiet an der Schnittstelle von

    Geographie, Medizin und Public Health

    • Behandlung medizinischer und gesundheitswissen-

    schaftlicher Fragen und Probleme mit geographischen

    Methoden, Modellen und Interpretationsansätzen

    • auch an der Schnittstelle von Physischer und

    Humangeographie

    • klassische Methode: Kartierung

    moderne Methoden: vielseitig, interdisziplinär, quantitativ

    und qualitativ

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    Medizinische Geographie & Public Health

    Medizinische Geographie in D

    • “Geomedizin” bis 1945 politisch instrumentalisiert

    • Bis 1995 Fokus auf krankheitsökologischer, Medizin-dominierter Forschung

    • Geomedizinische Forschungsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Rodenwaldt, Jusatz): Welt-seuchenatlas, Medizinische Länderkunden

    • Keine eigenständige Etablierung in der akademischen Geo-graphie, zögerliche Teilhabe an internationaler Entwicklung

    • Re-Internationalisierung und Öffnung für neue Themen und Methoden ab 1995

    • heute: AK Medizinische Geographie der DGfG, AG Räumliche Statistik der Dt. Biometrischen Gesellschaft, AG Health Geography der DG Epidemiologie

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    Medizinische Geographie & Public Health

    Rengsdorf, Herbst 2000

    • niedergelassene Allgemeinmedizinerin stellt

    viele Patienten mit Durchfallerkrankungen fest

    • 8/43 Stuhlproben sind Giardia-positiv [18.6%]

    • Meldung an das zuständige Gesundheitsamt

    • Zusammenhang zwischen Wasser und

    Giardiasis ist bekannt

    • IHPH wird hinzugezogen %U

    %U

    %U

    #Y

    Bonn

    Frankfurt

    Cologne

    Rengsdorf

    Rhine

    Hesse

    North Rhine-Westphalia

    Rhineland-Palatinate

    BELGIUM

    #S

    #S

    #S

    #S

    #S

    Berlin

    Frankfurt

    Hamburg

    Cologne

    Munich

    10 0 10 20 Kilometers

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    Epidemiologisches Studiendesign

    • Retrospektive Kohortenstudie

    • Untersuchungspopulation:

    alle Schüler der beiden Grundschulen im

    Untersuchungsgebiet (Alter: 6-10, N=418)

    Teilnahmerate=91.6%, 383 Teilnehmer

    • Fragebogen zu Trinkwasserkonsum, Ernährung

    (Rohmilch, Obst, Gemüse), Reisen, Tierkontakt,

    Baden in natürlichen Gewässern

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    Medizinische Geographie & Public Health

    Risikofaktor RR 95% CI p-value

    Rohes Obst und Ge-müse

    1.0 0.22-4.39 0.534

    Nicht pasteurisierte Milch

    0.9 0.12-6.50 0.508

    Reisen 0.5 0.11-2.32 0.798

    Kontakt mit Land- wirschaftstieren

    0.7 0.09-5.05 0.607

    relevante Haustiere 0.7 0.25-2.11 0.717

    Kontakt zu anderen Tieren

    0.5 0.17-1.76 0.836

    Baden in Natur-badegewässern

    1.9 0.26-13.67 0.266

    -

    Potenzielle Risikofaktoren

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    Wasserversorgungsstrukturen

    • Karten und Pläne des Wasserwerkes

    • Statistiken des Wasserwerkes

    • Experteninterviews

    • Geländeaufnahmen

    • Einpflegen der Geodaten in ein GIS

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    Medizinische Geographie & Public Health

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    Wasser-

    versorgungszonen

    RR 95% CI p-value

    Unabhängig von Rengsdorf (Hardert, Ehlscheid, Melsbach)

    1

    Rengsdorf Tiefzone

    6.9 1.45-32.33 0.008

    Bonefeld: Rengsdorf Hochzone, Bonefeld, Kurtscheid

    3.5 0.65-18.81 0.078

    Rengsdorf (beide Zo-nen), Bonefeld, Kurt-scheid

    5.1 1.14-22.64 0.009

    -

    Wasserversorgungszonen: Relative Risiken

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    Entnah-mestellen

    Datum Crypto [/100l]

    Giardia [/100l]

    CFU 20°C

    CFU 36°C

    Total colifor

    ms

    E. coli Faecal strept

    Clos-tridia

    Hochbe-hälter

    Rengsdorf

    10-26 - 4.3 5 8 + - + +

    Hochbe-hälter

    Bonefeld

    10-26 - 0.9 2 0 - - - +

    Quelle 1 11-07 - - 0 1 - - - -

    Quelle 2 11-07 - - 0 2 + - - -

    Quelle 3 11-14 - - 140 116 - + + -

    Quelle 4 11-14 - 70.5 2700 2960 + + + +

    Quelle 5 11-20 - - 1 1 - + + -

    Brunnen 1 11-07 - - 0 0 - - - -

    Brunnen 2 11-07 - - 4 0 - - - -

    Brunnen 3 11-14 - - 0 0 - - - -

    Brunnen 4 11-14 - - 3 3 - - - -

    -

    Mikrobio-

    logische /

    parasito-

    logische

    Ergebnisse

    Gornik V et al.,

    Bundesgesundheits

    bl 44, 2001: 358-63

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    Medizinische Geographie & Public Health

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    Rengsdorf revisited - 2010

    • Wie wird dieser Ausbruch nach 10 Jahren

    wahrgenommen und kommuniziert?

    • Gibt es eine oder verschiedene ‚Geschichten„ des

    Ausbruchs?

    • Auswirkungen auf das Wasser- und Gesundheits-

    Management?

    • Wie stehen die Akteure und Experten zu diesem

    Ausbruch?

  • IHPH – Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit/Public Health

    Medizinische Geographie & Public Health

    Interviewpartner – 8 Akteure

    • Lokale niedergelassene Allgemeinmedizinerin

    • Lokaler Apotheker

    • Werkleiter des lokalen Wasserwerkes

    • Wassermeister des lokalen Wasserwerkes

    • Leitende Amtsärztin des zuständigen Gesundheitsamtes

    • Mitarbeiter des zuständigen Gesundheitsamtes

    • Mitarbeiter der oberen Wasserbehörde

    • Ehemaliger Mitarbeiter des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit, Bonn

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    Medizinische Geographie & Public Health

    Interviewpartner – 4 nationale Experten

    • Robert Koch-Institut (RKI)

    Abteilung für Infektionsepidemiologie

    • Umweltbundesamt (UBA)

    Abteilung für Trinkwasserhygiene

    • Bundesamt für Bevölkerungsschutz und

    Katastrophenhilfe (BBK), Abteilung Trinkwasser

    • Deutscher Verein des Gas und Wasserfaches

    (DVGW)

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    Medizinische Geographie & Public Health

    Warum wurde der Ausbruch entdeckt?

    „Es war einfach die Häufigkeit und das immer ewig gleiche Krankheitsbild

    und dann kam es aus dem Hinterkopf wieder dann habe ich nachgeschla-

    gen, dann kamen die speziellen Untersuchungen (…)So ist das gelaufen“

    (niedergelassene Ärztin)

    „Das war Achtsamkeit. Aus meiner Sicht waren das eine hohe Achtsam-

    keit und ein hohes Verständnis für komplexere Zusammenhänge und

    auch für ein Ereignis.“ (Amtsärztin)

    „Ein gravierender Fall war ein kleiner Junge (…) so zwischen 7 und 10,

    der war in der Uniklinik Düsseldorf in Behandlung weil er eigenartiger

    Weise eine chronische Dünndarmentzündung haben sollte“ (niederge-

    lassene Ärztin)

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    Medizinische Geographie & Public Health

    Warum wurde der Ausbruch entdeckt?

    Der ortsansässige Apotheker nahm eine Häufung von Durch-

    fallerkrankungen anhand der verkauften Medikamente wahr.

    Er befragte daraufhin seine Kunden per Telefon.

    „Und habe dann auf Grund der Schilderung dieser Leute insgesamt, ich

    weiß nicht, 50 Leute oder so was zusammen gekriegt. Also eine Riesen-

    menge, habe die alle zusammen geschrieben und habe diese Liste an

    das Gesundheitsamt gegeben“ (Apotheker)

    „… Ein Aspekt war der Anruf einer betroffenen Dame, ... Sie hat Gewicht

    verloren, war also wirklich über 1 Jahr heftigst krank (…) Hat die gesagt,

    bitte, bitte im Interesse der anderen, kämpfen Sie weiter und setzen Sie

    sich durch …“ (Amtsärztin)

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    Medizinische Geographie & Public Health

    Reaktionen der Öffentlichkeit I

    “(…) der Druck war schon enorm (…) Bricht ja erst mal alles auf einen ein (…)“ (Werkleitung)

    „Na, ja, wobei der Widerstand der Bevölkerung politisch von der Verbandsgemeinde unterstützt wurde, weil es hieß immer, wir wollen unser eigenes Wasser behalten und unser Wasser ist gut, weil natürlich die Kosten dahinter hängen würden“ (Apotheker)

    „Die Leute waren ja auch erst sehr unzufrieden, weil das Übergangs-wasser kam ja aus Neuwied (…) Das ist kalkhaltiger, wesentlich kalk-haltiger und das macht schon einen gewaltigen Unterschied für die Bevölkerung.

    Ja klar, da ist in deren Augen natürlich nicht das gute Wasser.

    Das haben die ja auch bemerkt und nicht für gut befunden. Da sind die bereit auch mehr dafür zu bezahlen. Das muss man dann schon sagen.“ (Gesundheitsamt)

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    Medizinische Geographie & Public Health

    Reaktionen der Öffentlichkeit II

    „Im Prinzip hatte ich das so gespürt als Drohmittel, so jetzt werfen wir dich

    der Bevölkerung vor und jetzt kannst dich mal den Diskussionen

    aussetzen und die Bevölkerung will das alles nicht und die findet ihr

    Wasser in Ordnung“ (Amtsärztin)

    Aus mehreren Aussagen ging hervor, dass die nieder-

    gelassene Ärztin, der Apotheker und die Amtsärztin durch

    den Gemeindebürgermeister unter Druck gesetzt wurden.

    Dieser nahm mehrmals persönlich Kontakt mit ihnen auf und

    forderte von den Beteiligten, ihre Aktivitäten zu unterlassen,

    wenn sie noch in der Region bleiben wollen.

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    Medizinische Geographie & Public Health

    Einmaliges Ereignis oder wiederholtes

    Auftreten?

    „Ich sag mal so, wenn das schon im großen Zeitraum vorher eingetreten

    wäre, dann wäre dann sicherlich diese Krankheitsbilder schon da

    gewesen, das war aber nicht der Fall.“ (Werkleitung)

    „Was ich weiß ist, dass wir im Ort regelmäßig, das nannten wir so die

    Plage, einen Ausbruch hatten, von Brechdurchfällen, die also wie ein

    Lauffeuer so zusagen durch den Ort gingen. Und dann nach relativ kurzer

    Zeit wieder abebbten“ (Apotheker)

    „Ich hatte sehr viele Enteritiden, die kamen und gingen(…) ungefähr 10,

    15 Patienten/Jahr erfasste Fälle(…)“ (niedergelassene Ärztin)

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    Einzelfälle oder die Spitze des Eisberges?

    „Also ich glaube ehrlich, dass wir tatsächlich eigentlich keine

    Giardiaausbrüche haben. Außer sehr kleine lokale vielleicht“ (RKI)

    „(…) aber da ist die Tatsache, dass es trinkwasserbedingte Erkrankungen

    gibt (…)wird hier eher vernachlässigt“ (BBK)

    „Giardia Infektionen... Dunkelziffer? (...) Wahrscheinlich recht hoch“

    (Gesundheitsamt)

    „(…) ein Risiko gibt es mit Sicherheit und mich würde es auch wundern,

    wenn es so etwas wie in Rengsdorf nicht woanders in Deutschland

    vorgekommen ist, ohne dass es entdeckt worden ist“ (Hygiene-Institut)

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    Nationale Konsequenzen?

    „Wir halten es nicht für sinnvoll (…) den Übertragungsweg als

    Grundkategorie anzunehmen, weil meistens weiß man ja, da ist ein Fall

    und weiß nicht, was der Übertragungsweg ist.“ (RKI)

    „Das UBA (…) hat ja keine institutionelle Funktion dabei. Letztendlich sind

    die Gesundheitsämter für das Handeln vor Ort verantwortlich (…) was

    solche Fälle betrifft, eher eine beratende Institution“ (UBA)

    „(…) die Sichtweise des BBK (…) fast kaum zur Kenntnis genommen (…)

    aber da ist die Tatsache, dass es trinkwasserbedingte Erkrankungen gibt

    durch bestimmte Krankheitserreger, wie z.B. Parasiten das wird hier eher

    vernachlässigt.“ (BBK)

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    Trinkwasserbedingte Krankheitsausbrüche

    in Deutschland, 1955-2010

    Jahr Ort Erreger Fälle

    1956 Hagen Salmonella typhi 600

    1978 München-Ismaning Shigella 2.450

    1980 Jena Salmonella typhi 69

    1981 Halle Rotavirus 11.600

    2000 Rengsdorf Giardia lamblia >20

    Quelle: Kistemann, Geogr.

    Rundsch. 49, 1997 (ergänzt)

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    Warum sind in Deutschland

    wasserassoziierte Ausbrüche so selten?

    • Außergewöhnlich hohe Trinkwasserqualität?

    • Andere Konsumgewohnheiten?

    • Unzureichendes Überwachungssystem?

    • …

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    Fazit I

    • Nach wie vor ist der Ausbruch in Rengsdorf und der Region

    sehr präsent

    • Die Entdeckung des Ausbruchs war eher eine Folge von

    glücklichen Umständen, individuelle Achtsamkeit, Inter-

    essen und fachlichen Kompetenzen als von einer systema-

    tischen Überwachung durch nationale Behörden

    • Die Beobachtungen zweier unabhängiger Akteure (nieder-

    gelassene Ärztin, Apotheker) lassen eher eine länger

    anhaltende Endemie vermuten, als eine einzige Epidemie

    • Der soziale Druck durch Lokalpolitik und Bevölkerung auf

    die handelnden Akteure war enorm groß

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    Fazit II

    • nationale Behörden (anders als die lokalen Akteure vor Ort) sehen Rengsdorf nicht als Beispiel für Probleme in der Wasserversorgung kleiner ländlicher Versorger, sondern als einmaligen Vorfall

    • Auf lokaler Ebene konnten Probleme durch technische Veränderungen behoben werden

    • Die Kooperation auf lokaler Ebene wurde verbessert und Kommunikationsnetzwerke entstanden

    • Eine Abgrenzung neuer Wasserschutzzonen wurde durch die Wasserwerke vorgeschlagen, aber bis jetzt noch nicht bestätigt

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    Fazit III

    • Auf nationaler Ebene wurden keine erkennbaren Konse-

    quenzen bezüglich des Bewusstseins, des Meldesystems,

    der Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren oder einer

    Sensibilisierung in der Risikoabschätzung, gezogen

    • Bei der Verbreitung des WHO Paradigma der Water Safety

    Plans durch das UBA spielt der Ausbruch von Rengsdorf

    keine Rolle

    • Das breite Methodenspektrum der Medizinischen Geo-

    graphie ist geeignet, die diversen Aspekte des Ausbruchs

    im Sinne einer sozio-ökologischen Autopsie (H Ali, Soc Sci

    Med 58, 2004) zu untersuchen