Report 27sab:IMK Report · 2020. 1. 30. · 2 IMK Report | Nr. 27 März 2008 Abbildung 2 Zyklus I:...

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Wer profitierte vom Aufschwung? Deutschlands Wirtschaft befindet sich am Ende eines dreijährigen Konjunkturaufschwungs. Das preis- bereinigte Bruttoinlandsprodukt ist in dem Zeitraum um 7 % gestiegen, die Beschäftigung nahm um gut 2 % zu und die Zahl der Arbeitslosen ging um gut 700 000 Personen zurück; eine Entwicklung, die durch- aus vergleichbar ist mit dem vorherigen Aufschwung. Im Unterschied zu früheren Zyklen sind jedoch die Einkommen der privaten Haushalte preisbereinigt kaum gestiegen. Damit haben insbesondere die Ar- beitnehmerhaushalte, deren wesentliche Einkommensquelle das Arbeitseinkommen ist, bislang insge- samt nicht von der Aufwärtsdynamik profitiert. Im Folgenden soll mit Hilfe von ökonometrischen Simulationen der Frage nachgegangen werden, warum dies so ist. Insbesondere sollen die Faktoren identifiziert werden, die verhindert haben, dass ein starker realer Einkommenszuwachs entsteht. Es stellt sich heraus, dass das Zurückbleiben der Lohn- entwicklung hinter der Produktivität und der Inflation von erheblicher Bedeutung ist. Dies wurde auch nicht durch einen entsprechend höheren Beschäftigungszuwachs ausgeglichen. Auch der Staat hat durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer in erheblichem Umfang zur schwachen Einkommensdynamik beigetragen. Kein normaler Konjunkturaufschwung Ein erster Analyseschritt besteht in der Datierung der Aufschwungphasen. Deren Beginn und Ende ist in der Regel nicht eindeutig definiert. Folgt man einem An- satz, der Zyklen anhand der Variation von Wachs- tumsraten definiert (Horn/Rietzler 2007, Kasten), ergibt sich in Übereinstimmung mit dem Sach- verständigenrat (SVR 2007) als Beginn des derzeiti- gen Aufschwungs das 4. Quartal 2004. Uneinheitlicher ist dagegen die Datierung des Anfangs des vorange- gangenen Aufschwungs, der für den Zyklenvergleich benötigt wird. Je nach Filterungstechnik liegt sein Be- ginn zwischen 1997 und 1999. Die Einteilungen sind aber letztlich sehr ähnlich und die Ergebnisse bleiben robust, unabhängig davon, welche Datierung man ver- wendet. Nimmt man eine mittlere Position ein und geht von einem Anfang im zweiten Quartal 1998 aus, dann zeigt sich auf den ersten Blick eine überraschende Parallelität des jetzigen mit dem vorangegangenen Report Nr. 27 | März 2008 Aufschwung (Abbildung 1). Beide zeigen eine ähnliche Entwicklung und exakt die gleiche Stärke beim preis- bereinigten Bruttoinlandsprodukt nach elf Quartalen. 100 102 104 106 108 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Zyklus II Zyklus I Abbildung 1 Zyklenvergleich: Reales Bruttoinlandsprodukt Zyklus I: 2. Quartal 1998 - 1. Quartal 2001 Zyklus II: 4. Quartal 2004 - 3. Quartal 2007 Quellen: Destatis; Berechnungen des IMK.

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Wer profitierte vom Aufschwung?

Deutschlands Wirtschaft befindet sich am Ende eines dreijährigen Konjunkturaufschwungs. Das preis-

bereinigte Bruttoinlandsprodukt ist in dem Zeitraum um 7 % gestiegen, die Beschäftigung nahm um gut

2 % zu und die Zahl der Arbeitslosen ging um gut 700 000 Personen zurück; eine Entwicklung, die durch-

aus vergleichbar ist mit dem vorherigen Aufschwung. Im Unterschied zu früheren Zyklen sind jedoch die

Einkommen der privaten Haushalte preisbereinigt kaum gestiegen. Damit haben insbesondere die Ar-

beitnehmerhaushalte, deren wesentliche Einkommensquelle das Arbeitseinkommen ist, bislang insge-

samt nicht von der Aufwärtsdynamik profitiert.

Im Folgenden soll mit Hilfe von ökonometrischen Simulationen der Frage nachgegangen werden,

warum dies so ist. Insbesondere sollen die Faktoren identifiziert werden, die verhindert haben, dass ein

starker realer Einkommenszuwachs entsteht. Es stellt sich heraus, dass das Zurückbleiben der Lohn-

entwicklung hinter der Produktivität und der Inflation von erheblicher Bedeutung ist. Dies wurde auch

nicht durch einen entsprechend höheren Beschäftigungszuwachs ausgeglichen. Auch der Staat hat

durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer in erheblichem Umfang zur schwachen Einkommensdynamik

beigetragen.

Kein normaler Konjunkturaufschwung

Ein erster Analyseschritt besteht in der Datierung derAufschwungphasen. Deren Beginn und Ende ist in derRegel nicht eindeutig definiert. Folgt man einem An-satz, der Zyklen anhand der Variation von Wachs-tumsraten definiert (Horn/Rietzler 2007, Kasten), ergibtsich in Übereinstimmung mit dem Sach-verständigenrat (SVR 2007) als Beginn des derzeiti-gen Aufschwungs das 4. Quartal 2004. Uneinheitlicherist dagegen die Datierung des Anfangs des vorange-gangenen Aufschwungs, der für den Zyklenvergleichbenötigt wird. Je nach Filterungstechnik liegt sein Be-ginn zwischen 1997 und 1999. Die Einteilungen sindaber letztlich sehr ähnlich und die Ergebnisse bleibenrobust, unabhängig davon, welche Datierung man ver-wendet. Nimmt man eine mittlere Position ein und gehtvon einem Anfang im zweiten Quartal 1998 aus, dannzeigt sich auf den ersten Blick eine überraschendeParallelität des jetzigen mit dem vorangegangenen

ReportNr. 27 | März 2008

Aufschwung (Abbildung 1). Beide zeigen eine ähnlicheEntwicklung und exakt die gleiche Stärke beim preis-bereinigten Bruttoinlandsprodukt nach elf Quartalen.

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Zyklus II

Zyklus I

Abbildung 1

Zyklenvergleich:

Reales Bruttoinlandsprodukt

Zyklus I: 2. Quartal 1998 - 1. Quartal 2001Zyklus II: 4. Quartal 2004 - 3. Quartal 2007Quellen: Destatis; Berechnungen des IMK.

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Abbildung 2

Zyklus I: 2. Quartal 1998 - 1. Quartal 2001Zyklus II: 4. Quartal 2004 - 3. Quartal 2007Quellen: Destatis; Berechnungen des IMK.

Zyklenvergleich: Struktur des Wachstums

Reale Exporte

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Zyklus I

Reale Binnennachfrage

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Zyklus II

Zyklus I

Realer privater Verbrauch

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Zyklus II

Zyklus I

Nominales Bruttoinlandsprodukt

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Zyklus II

Zyklus I

Terms of Trade

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Zyklus II

Zyklus I

Deflator des privaten Konsums

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Zyklus I

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Dies erlaubt einen sehr guten Vergleich der anderenGrößen. Gibt es Abweichungen gegenüber dem vor-angegangenen Zyklus, kann es nicht am Wachstumselbst liegen, sondern muss andere Ursachen haben.Der vorherige Aufschwung war allerdings nachelf Quartalen zu Ende, der Endpunkt des jetzigen Auf-schwungs ist im Prinzip noch offen. Allerdings mehrensich die Anzeichen, dass auch Deutschland von derKrise auf den Finanzmärkten und der konjunkturellenAbschwächung in den USA getroffen wird und damitder Aufschwung zumindest gefährdet ist.

Schaut man sich die Struktur des derzeitigen Zy-klus an, dann überrascht allerdings dessen starke au-ßenwirtschaftliche Prägung (Abbildung 2). Diekonjunkturelle Dynamik rührt fast ausschließlich vomExport (+ 31 %) her, während die reale Inlandsnach-frage nur wenig zunahm (+ 4 %). Im vorigen Auf-schwung war die Exportdynamik auch sehr stark,allerdings war die Binnenkonjunktur deutlich kräftigerals in diesem Aufschwung. Auf den ersten Blick ist er-staunlich, dass derzeit der Funke nicht auf die Binnen-wirtschaft übergesprungen ist. Zwar stiegen dieAusrüstungsinvestitionen etwa genau so stark wie imvergangenen Zyklus (Horn/Rietzler 2007), der privateVerbrauch blieb mit einem Zuwachs von lediglich 1 %jedoch weit unter seiner üblichen Dynamik. Im vorigenZyklus stieg er noch um gut 7 % – also genauso starkwie das Bruttoinlandsprodukt.

Der Grund hierfür liegt in der Einkommensentwick-lung. Insgesamt stagnierte das preisbereinigte verfüg-bare Einkommen der privaten Haushalte in diesemAufschwung. Damit hat der Begriff Konjunkturauf-schwung eine neue Qualität: Wachstum ohne Einkom-menszuwachs. Die wirtschaftliche Leistung nimmtdeutlich zu, doch bei der Mehrzahl der privaten Haus-halte, insbesondere der Arbeitnehmerhaushalte, stei-gen die Realeinkommen nicht. Noch im vorigenAufschwung hatte das real verfügbare Einkommen derprivaten Haushalte immerhin um 7 % zugenommenund legte damit im Einklang mit dem Wirtschafts-wachstum zu.

Um die Wurzel der Einkommensstagnation zu er-kennen, sollen im Folgenden drei Komponenten desverfügbaren Einkommens der privaten Haushaltenäher betrachtet werden: die Nettolohn- und Gehalts-summe, die Transfers und die verteilten Gewinne undVermögenseinkommen. Alle drei Komponenten wer-den mit dem Deflator des privaten Konsums bereinigt,um ihre reale Entwicklung darstellen zu können. An-schließend werden sie mit ihrer jeweiligen Entwicklungim vorherigen Aufschwung verglichen (Abbildung 3).

Die Ergebnisse zeigen, dass in diesem Auf-schwung die realen Nettolohneinkommen aller Be-

IMK Report | Nr. 27 März 2008 3

schäftigten zusammen sogar leicht zurück gingen (-1,5 %). Im vorherigen Aufschwung hatten die Be-schäftigten dagegen noch einen realen Zuwachs vongut 8 % für sich verbuchen können. Noch gravierenderwaren allerdings die Auswirkungen bei den Transfer-empfängern. Die realen Transfers an die privatenHaushalte sind in diesem Aufschwung um fast 6 % zu-rückgegangen. Im vorigen Aufschwung waren sie nochum knapp 4 % gestiegen. Dahinter verbergen sich dieNullrunden bei den nominalen Renten, stagnierendenominale Leistungen bei Kindergeld, BAföG und an-deren staatlichen Leistungen. Nur zu einem geringenTeil hat auch die niedrigere Arbeitslosenzahl dazu bei-getragen.

Außerordentlich gut verlief dagegen die Entwick-lung der realen verteilten Gewinne und Vermögens-einkommen. Dabei muss sogar berücksichtigt werden,dass nicht alle Gewinne ausgeschüttet werden; ein Teilverbleibt im Unternehmen. Auch darf nicht übersehenwerden, dass sich in diesem Kreis etliche Ein-Perso-nen-Unternehmen und andere Selbstständige befin-den, die nicht von dieser Entwicklung profitierten.Umso höher fielen die Einkommenszuwächse der an-deren aus. Als direkte Folge der geringen Lohnsteige-rungen sind die Gewinne der Unternehmen geradezuexplodiert. Sie stiegen in den elf Quartalen dieses Auf-schwungs um 25 %. Im vorigen Aufschwung war es nurein Zuwachs von gut 5 % (siehe Abbildung 5, S.8).Letztlich konnte der Aufschwung von den Unterneh-men für eine massive Umverteilung zu ihren Gunstengenutzt werden. Und das, obwohl das Ausland beileicht rückläufigen Terms of Trade und der Staat mitseinem Defizitabbau reduzierend auf Gewinne undNachfrage gewirkt haben. Letztlich waren die Unter-nehmen bei guter Konjunktur nicht gezwungen, die ge-ringen Arbeitskostensteigerungen vollständig in denPreisen weiterzugeben und diese – bei Einrechnungder Produktivitätsfortschritte – entsprechend zu sen-ken.

Bei dieser Entwicklung von Löhnen und Gewinnenerhöhte sich die Gewinnquote weiter deutlich.Schwankte sie im letzten Aufschwung noch um einenAnteil von 29 % am Volkseinkommen, erhöhte sie sichin diesem Aufschwung von 32 % auf 36 %. Im gleichenAusmaß, wie die Gewinnquote gestiegen ist, ist dieLohnquote in diesem Aufschwung gesunken.

Das bedeutet, der Zuwachs an Wirtschaftsleistungin diesem Aufschwung ist bisher allein den Beziehernvon Gewinneinkommen und Vermögen zu Gute ge-kommen. Bei den Vermögensbesitzern handelt es sichum eine relativ kleine Gruppe in der Bevölkerung. ZweiDrittel der erwachsenen Bevölkerung hat kein oder nurgeringes Vermögen, während das reichste Zehntel

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knapp 60 % besitzt (Grabka/Frick 2007). Zwar verfügtauch ein Teil der Arbeitnehmerhaushalte über Kapital-einkommen oder Aktienbesitz, für die große Mehrheitist jedoch der Arbeitsverdienst die dominierende Ein-kommensquelle.

Mehr Beschäftigung – weniger Beschäftigte

Die schwache Einkommensentwicklung ging nichtmit einer besonders starken Beschäftigungstendenzeinher. Über einen Zeitraum von elf Quartalen hat dasArbeitsvolumen in beiden konjunkturellen Aufschwün-gen ähnlich stark zugenommen, wobei der Anstieg indiesem Aufschwung etwas höher (1 Prozentpunktmehr) ist und erst später eintrat. Trotzdem fiel der Ar-beitsplatzaufbau in diesem Aufschwung deutlich gerin-ger aus (rund 0,6 Mio. Personen weniger; siehe

Tabelle 1). Die Komponenten der Erwerbstätigkeit las-sen dabei Verschiedenes erkennen: Während dieSelbstständigkeit in diesem Zyklus stärker zunahm,blieb der Anstieg bei den abhängig Beschäftigten deut-lich zurück. Die Förderung der sozialversicherungs-pflichtigen Beschäftigung (-111 000 Pers.) und dieFörderung der Selbstständigkeit (-55 000 Pers.) warenin diesem Zyklus stark rückläufig. Die ungeförderte so-zialversicherungspflichtige Beschäftigung kann den-noch im elften Quartal dieses Aufschwungs einenkumuliert leicht höheren Zuwachs ausweisen(+759 000 Pers.) als im vorherigen Aufschwung(+653 000 Pers.). Im vorherigen Zyklus war der Aufbauan sozialversicherungspflichtigen Jobs allerdings un-terzeichnet, da ein Teil der starken Expansion(+441 000 Pers.) der Minijobs – sie zählen zwar als ab-

Abbildung 3

Zyklus I: 2. Quartal 1998 - 1. Quartal 2001Zyklus II: 4. Quartal 2004 - 3. Quartal 2007Quellen: Destatis; Berechnungen des IMK.

Zyklenvergleich: Haushaltseinkommen

Reale Nettolohn- und -gehaltssumme

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Zyklus II

Zyklus I

Reale Transfers zu den privaten Haushalten

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Zyklus II

Zyklus I

Reale verteilte Gewinne

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Zyklus II

Zyklus I

Reale verfügbare Einkommen der privaten HH

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0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Zyklus II

Zyklus I

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Angesichts eines im Saldo geringeren Arbeits-platzaufbaus und nur wenig höherem Arbeitsvolumenim Vergleich zum vorherigen Aufschwung zeigen sichallenfalls bislang leicht positive Effekte der Arbeits-marktreformen. Dass die Arbeitslosigkeit in diesemAufschwung vergleichsweise stärker zurückgegangenist, hat einen anderen Grund: Das Arbeitsangebot gehtderzeit zurück, während es im vorherigen Aufschwungnoch relativ stark zunahm. Neben der guten Konjunk-tur ist also ein nicht zu vernachlässigender demografi-scher Arbeitsangebotseffekt am Werk. DieArbeitslosenzahl ist auch noch stark von den statisti-schen Effekten der Einführung von Hartz IV geprägt;nach der außerordentlichen Zunahme im Januar 2005werden bis heute die Statistiken durch die “intensivereBetreuung von Arbeitslosen sowie die systematischeÜberprüfung des Arbeitslosenstatus” bereinigt (Mo-natsberichte der BA) (Abbildung 4).

hängig, jedoch nicht als sozialversicherungspflichtigBeschäftigte – zu Lasten von sozialversicherungs-pflichtiger Beschäftigung stattfand. Dagegen stagnie-ren in diesem Aufschwung die Minijobs (+20 000 Pers.)auf hohem Niveau, so dass keine weitere Substitutionstattfindet. Da die Förderung der abhängigen Be-schäftigung durch die 2005 neu eingeführten Ein-Euro-Jobs den Rückgang der traditionellen Förderungvollkommen überkompensiert hat, kann die aktive Ar-beitsmarktpolitik keine Erklärung für die in diesem Zy-klus geringere Dynamik bei den abhängigBeschäftigten leisten. Im vorherigen Zyklus täuschtedie starke Zunahme der Minijobs eine hohe Dynamikvor, die sich damals schon nicht in der Entwicklung desArbeitsvolumens zeigte. Vermutlich erhöhte sie dierechnerische Stundenproduktivität und senkte gleich-zeitig die Produktivität pro Beschäftigtem. Letztlichdürfte sich damit die Arbeitsmarktentwicklung in die-sem Aufschwung normalisiert haben.

in % 1 000 Pers. in % 1 000 Pers.

Reales BIP 7,10 7,21Arbeitsvolumen der Erwerbstätigen 1,32 2,38Arbeitsproduktivität, je Stunde 5,78 4,83

Erwerbstätige 3,99 1.508 2,25 874 Selbstständige 2,48 96 3,87 166 dar. ungefördert 1 2,67 102 5,53 221 Arbeitnehmer 4,16 1.412 2,05 708 dar. Minijobs 2 441 20 dar. Arbeitsgelegenheiten Mehraufwandsvariante x 213 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2,51 684 1,93 648 dar. ungefördert 3 2,42 653 2,34 759Erwerbspersonenpotenzial 1,00 439 -0,12 -56Arbeitslose (BA-Def.) -554 -732Erwerbslose (ILO-Def.) -643 -817

Kumulativer Zuwachs über 11 Quartale

Zyklus IIZyklus I1998q2-2001q1 2004q4-2007q3

Tabelle 1

1 Ohne Überbrückungsgeld, Existenzgründungszuschuss oder Ich-AG, Einstiegsgeld (Selbstständigkeit) und

Gründungszuschuss.2 Ausschließlich geringfügig Beschäftigte; Zyklus I: 1999q2-2001q13 Ohne Beschäftigungsschaffende Maßnahmen (ABM, SAM, BSI), PSA, Kurzarbeit in Vollzeitäquivalent und Arbeitsgelengen-

heiten in der Entgeltvariante.Quellen: Destatis; Bundesagentur für Arbeit, Bundesbank; IAB; Berechnungen des IMK.

Arbeitsmarktbilanz

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6 IMK Report | Nr. 27 März 2008

Abbildung 4

* Ohne BSM (ABM; SAM-trad.; BSI), Kurzarbeit-Vollzeitäq.; PSA und AGH-Entgelt.Zyklus 1: 2. Quartal 1998 - 1. Quartal 2001Zyklus 2: 4. Quartal 2004 - 3. Quartal 2007Quellen: Destatis-VGR; BA; IAB; Berechnungen des IMK.

Zyklenvergleich: Arbeitsmarkt

Arbeitsvolumen

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Zyklus IIZyklus I

___ Total _ _ _ Arbeitnehmer

Beschäftigung

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0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Zyklus II

Zyklus I

___ Total

_ _ _ Arbeitnehmer

Sozialvers.-pfl. Beschäftigung

99

100

101

102

103

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Zyklus II

Zyklus I

___ Total _ _ _ungefördert*

Arbeitslose

78

83

88

93

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108

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0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Zyklus I

___ nat. Def. _ _ _ ILO

Zyklus II

Erwerbspotenzial

2 0 82 2 6

15 4117

3 66 4

3 9

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- 3 2

- 7 2

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d ar . Erwerb sb et eil ig ung

d ar. D emo g rap hie

d ar . M ig rat io n

T o tal Vo rjahresvergleich

(T sd. Pers)

Leiharbeiter

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Zyklus II

Zyklus I

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1 Dies kann man auf verschiedene Aspekte beziehen: auf die zum

Teil sehr niedrigen tariflichen Stundenlöhne (Bispinck 2007), auf dieErhöhung der geregelten Arbeitszeit, die Ausweitung der Arbeitszeit-konten (Bispinck 2005) und die Zunahme der Öffnungsklauseln (Bi-spinck 1999).

IMK Report | Nr. 27 März 2008 7

2 Atypisch in verschiedenen Dimensionen. Ihre Abdeckung bei der

Sozialversicherung ist niedriger als bei regulärer Beschäftigung, wiees bei den Minijobs, den Ich-AGs oder den Ein-Euro-Jobs der Fall ist(das heißt nicht, dass die Beschäftigten über keine Sozialversiche-rung verfügen, nur dass die ausgeübte Tätigkeit mit keinem An-spruch verbunden ist). Die Kündigungsbedingungen sind leichter(Minijobs) und der Grad der gewerkschaftlichen Organisation istniedriger (Ich-AG, Mini- und Midijobs, Zeitarbeit).

3 Für einen Überblick siehe Keller/Seifert (2006).

toren erklären zum Teil, warum die Lohnentwicklung inDeutschland in den vergangenen Jahren so schwachverlaufen ist.

Politisch gewollter Lohndruck

Eine entscheidende Rolle beim Aufbau des Lohn-drucks spielten die Arbeitsmarktreformen, die teilweiseschon in den 1990er Jahren implementiert worden sindund – gemäß dem OECD-Institutionenmonitor – sogarschon in den 1980er Jahren begonnen wurden (Bas-sanini/Duval 2006, Datenbank; Bothfeld 2007; Ebbing-haus/Eichhorst 2006; Deutsche Bundesbank 2005b,S.25). Ein Höhepunkt wurde jedoch unter der rot-grü-nen Regierung mit der Agenda 2010 und den sie be-gleitenden Hartz-Reformen erreicht.

Von den Reformen waren sehr breite Bereiche desArbeitsmarktes betroffen. Besonders einige atypische2

Beschäftigungsformen sind von Seiten der Arbeits-marktpolitik stark gefördert worden: Minijobs, Midijobs,Zeitarbeit (PSA), Ich-AGs, sog. Ein-Euro-Jobs (Ar-beitsgelegenheiten in der Mehraufwandsvariante). DieUmstrukturierung der Arbeitslosenunterstützung ist bis-lang weit vorangeschritten. Die Zielsetzung ging haupt-sächlich in Richtung einer Reduzierung derUnterstützungshöhe durch die Zusammenlegung derArbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe sowie der Neuge-staltung der Anrechenbarkeit von Einkommen undeiner Verschärfung der Bezugsbedingungen. Damitsollten vor allem die Anreize zur Arbeitsaufnahme ver-stärkt werden. Die Intention des Gesetzgebers waraber auch eine Budgetentlastung.

Durch die Deregulierungsgesetze wollte der deut-sche Gesetzgeber bewusst atypische Beschäftigungs-formen3 fördern. Die zugrunde liegende Hoffnung war,dass hier bislang ungenutzte Beschäftigungschancenliegen würden. Hauptursachen für Arbeitslosigkeit wur-den in dem „zu kleinen“ Niedriglohnsektor (für Gering-qualifizierte) und in der „zu geringen“ Flexibilität amArbeitsmarkt gesehen. Durch diese Beschäftigungsar-ten wollte man neue Chancen nutzen und die ver-meintliche Inflexibilität regulärer Jobs umgehen.

So hat sich der Anteil der Zeitarbeit an der sozial-versicherungspflichtigen Beschäftigung zwischen 1994und 2006 mehr als vervierfacht (0,5 % gegenüber2,2 %; Bundesgentur für Arbeit (BA)) und betraf Ende

Geringe Lohnsteigerungen

Ein für einen Aufschwung völlig neues Phänomen ist,dass trotz der zum Teil sehr guten Konjunkturentwick-lung die Löhne insgesamt kaum stiegen (Abbildung 5).So sind in diesem Aufschwung die Arbeitskosten jeStunde bisher nur um 2 % höher als zu dessen Beginn,im vorigen Zyklus belief sich der Zuwachs noch auf7 %. Da sich in den letzten drei Jahren die Arbeitszeitder Beschäftigten kaum änderte, stiegen die Arbeits-kosten je Beschäftigten ebenfalls um rund 2 %. Defla-tioniert sanken die realen Nettolöhne je Arbeitnehmerin diesem Konjunkturaufschwung um 3,5 %.

Eine Ursache hierfür liegt direkt im deutschenLohnfindungsprozess. Die Tarifbindung nimmt seit Jah-ren stetig ab und innerhalb der Tarifverträge gibt eseinen wachsenden Trend zur Flexibilisierung.1 Dafürgibt es unterschiedliche Gründe. Ein wichtiger Faktorist sicherlich der strukturelle wirtschaftliche Wandel, dervon einer gewerkschaftlich gut organisierten Industrie-gesellschaft hin zu einer nur noch lose organisiertenDienstleistungsgesellschaft führt. Zudem bestehenDienstleistungsbranchen aus kleineren Betrieben, bie-ten mehr Teilzeitarbeitsplätze und beschäftigen mehrFrauen und jüngere Menschen als in den industriellenBranchen; alles Beschäftigtengruppen, die sich bislangdurch eine schwächere Tarifbindung und niedrige Stun-denlöhne auszeichnen. Wie die Daten von Eurostatzeigen, nimmt der Unterschied in der Entlohnung zwi-schen dem industriellen Sektor und dem Dienstlei-stungsbereich in Deutschland immer mehr zu (Horn etal. 2007). Minijobs, für die sehr niedrige Stundenlöhnebezahlt werden, konzentrieren sich vor allem in denDienstleistungsbranchen. Ein anderer Faktor, der di-rekt am Wirtschaftswandel anknüpft, ist die zuneh-mende Globalisierung. Die Zerlegung derProduktionsprozesse nimmt zwar verschiedene For-men an, hat letztlich aber dieselbe Konsequenz: Durchdie Auslagerung verschiedener Tätigkeiten (IT, Kun-denbetreuung, ...) außerhalb der Mutterkonzerne wer-den einem Teil der bisherigen Stammbelegschaft dieoft günstigeren Haustarifverträge entzogen. Anschlie-ßend haben diese Beschäftigten entweder keinen oderungünstigere Tarifverträge in externen Firmen. Tat-sächlich durchgeführte oder auch nur angedrohte Aus-lagerungen von Arbeitsplätzen ins Ausland führendazu, dass die Haustarifverträge flexibilisiert und/oderdie Effektivlohnentwicklung gedämpft wird. Diese Fak-

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8 IMK Report | Nr. 27 März 2008

Abbildung 5

Zyklus I: 2. Quartal 1998 - 1. Quartal 2001Zyklus II: 4. Quartal 2004 - 3. Quartal 2007Quelle: Destatis, Berechnungen des IMK.

Zyklenvergleich: Einkommensverteilung

Arbeitskosten

98

100

102

104

106

108

110

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Zyklus II

Zyklus I

Nominale Bruttogewinne

95

100

105

110

115

120

125

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Zyklus II

Zyklus I

Lohnquote in %

63

65

67

69

71

73

75

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Zyklus II

Zyklus I

Arbeitskosten pro Stunde

99

101

103

105

107

109

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Zyklus II

Zyklus I

Arbeitskosten pro Arbeitnehmer

99

100

101

102

103

104

105

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Zyklus II

Zyklus I

Reale Nettolöhne pro Arbeitnehmer

96

97

98

99

100

101

102

103

104

105

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Zyklus II

Zyklus I

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IMK Report | Nr. 27 März 2008 9

2006 mehr als 600 000 Personen. Diese Beschäfti-gungsart macht einen noch relativ kleinen Anteil dersozialversicherungspflichtigen Beschäftigung aus. DieLeiharbeitsplätze sind oft aus der Auslagerung vonDienstleistungen der Mutterkonzerne an Subunterneh-men entstanden. Die Arbeitnehmer in den Subunter-nehmen stehen im Hinblick auf Arbeitsbedingungenund Lohnhöhe zumeist schlechter da (Nienhüser/Mati-aske 2003; Promberger 2006).

Befristete Arbeitsplätze sind ebenfalls zahlreichergeworden. Während zwischen 2000 und 2002 noch einRückgang eintrat, sind im Jahr 2006 bereits 14,5 % derArbeitsverträge befristet (Eurostat). Der Anteil an Teil-zeitarbeit nimmt ebenfalls stetig zu; der große Anstiegan Minijobs, die per se Teilzeitarbeitsplätze sind, hatzu diesem Trend beigetragen. Auch wenn man nur diesozialversicherungspflichtige Beschäftigung (ohne Mi-nijobs und ohne Ein-Euro-Jobs in der Mehraufwands-variante) betrachtet, dann ist auch dort der Teilzeitanteilvon 13,4 % 1999 auf 17,6 % 2006 (BA und eigeneSchätzung) gestiegen.

Darüber hinaus trugen die weit reichende Kombi-lohnregelung durch Mini- und Midijobs seit 1999 sowiedie Aufstockungsmöglichkeiten von ALG-II-Empfängern seit 2005 dazu bei, die Löhne in regulärerBeschäftigung unter Druck zu setzen: Die verringertenArbeitnehmersozialbeiträge, die mit Mini- und Midijobseinhergehen, sind de facto eine Lohnsubvention fürLöhne bis 800 €/Monat. Minijobs zeichnen sich da-durch aus, dass sie einen sehr hohen Niedriglohnanteil(niedriger als 2/3 des Medianstundenlohns) aufweisen(Bosch/Kalina 2007). Es kann daher angenommenwerden, dass die Beitragsreduzierungen letztendlichden Arbeitgebern in Form von niedrigen Bruttolöhnenzugute kamen. Darüber hinaus wird vermutet, dass zu-mindest in den ersten Jahren der Reform viele sozial-versicherungspflichtige Jobs in Minijobs umgewandeltwurden (Rudolph 2003; SVR 2004, Kasten 12). DieFrage von massiven Substitutionen wird allerdingskontrovers diskutiert (BA 2004; Deutsche Bundesbank2005a, S. 40-41). Aus beiden Gründen – hoher Nied-riglohnanteil und teilweise Substitution – üben diesesubventionierten Beschäftigungsformen einen Lohn-druck nach unten aus.

Der Einfluss von Kombilöhnen in Form einer Re-duzierung der Sozialversicherungsbeiträge ist ein guterforschtes Phänomen in Frankreich, einem Land miteiner langen Tradition dieser Art von Lohnsubvention(seit 1993). Danach schaffen Kombilöhne eine Nied-riglohnfalle (L’Horty 2006; Rémy 2005). Das Problemist für Deutschland von besonderer Bedeutung, weil imGegensatz zu Frankreich keine Lohnuntergrenze inForm eines Mindestlohns existiert. Die Möglichkeiten

zur Aufstockung für ALG-II-Bezieher geben den Unter-nehmen faktisch uneingeschränkte Möglichkeiten, dieLöhne auf Kosten der Steuerzahler nach unten zudrücken. Tatsächlich kann ein ALG-II beziehender Ar-beitsloser bis zu 15 Stunden/Woche arbeiten, ohne sei-nen Arbeitslosenstatus zu verlieren. Die Arbeitsstundensind dabei kein Kriterium stricto sensu, um ALG-II zubeziehen. Die ersten 100 € (netto) aus einer Erwerbs-tätigkeit sind anrechnungsfrei, die nächsten 700 € wer-den mit 80 % angerechnet, die nächsten 400 € mit90 %, erst über 1200 €/Monat findet eine 100-prozen-tige Anrechnung statt. Diese Grenzen erhöhen sich mitdem Familienstatus. (Die hier angegebenen Werte sindfür eine/n Alleinstehende/n ohne Kinder) Hierbei han-delt es sich also auch um eine Form des Kombilohns.

Lohnspreizung nimmt weiter zu

Mit der zunehmenden Ausweitung von Formen atypi-scher Beschäftigung und der Zahl von erwerbstätigenALG-II-Beziehern („working poor“), ist nicht nur dieLohnentwicklung insgesamt geringer ausgefallen, son-dern hat auch die Lohnspreizung zugenommen, da vorallem die Arbeitnehmer mit niedrigeren Löhnen von derallgemeinen Entwicklung abgekoppelt wurden. Dieswird von einer Reihe von Studien bestätigt.

Brenke (2007) stellt für den Zeitraum 1996 bis 2005anhand von SOEP-Daten fest, dass die Spreizung derBruttostundenlöhne stetig gestiegen ist. Dieses Er-gebnis gilt auch nach Korrektur für variierende Tätig-keitsabgrenzungen sowie für eine getrennteOst/West-Betrachtung. Die Lohnspreizung wurde auchnicht durch sozialstaatliche Mechanismen ausgegli-chen, denn die Nettostundenlöhne (auch korrigiert umÄnderungen der Tätigkeiten) spreizen sich ebenfallszunehmend. Andere Studien, die auch auf SOEP-Daten basieren, kommen zu ähnlichen Schlussfolge-rungen. Gernandt/Pfeiffer (2007) etwa, die nur die 25-bis 55-jährigen abhängig beschäftigten Männer (eineGruppe mit einer relativ stabilen durchgehenden Er-werbsbeteiligung) betrachten, schätzen, dass 30 %des im Westen beobachteten Ungleichheitsanstiegsvon Änderungen in der Qualifikationsstruktur verur-sacht wird. Die restlichen 70 % werden von den Auto-ren insbesondere auf Arbeitslosigkeit und deninduzierten Lohndruck nach unten zurückgeführt. DieStudie von Bach/Steiner (2007) verbindet Daten desSOEP und der Einkommensteuerstatistik miteinander.Der zweite Datensatz hat den Vorteil, dass er diehohen Einkommen besser erfasst; sein Nachteil liegtdarin, dass er viel später zur Verfügung steht und nichtalle Jahre für Auswertungen enthält. Das Gesamturteilder Studie lautet, dass die realen Einkommen (dabeivor allem die Lohneinkommen) zwischen 1992 und

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4 Ungleichheitsmaß: Ein Wert von Null würde eine vollkommene

Gleichverteilung der Einkommen anzeigen, während ein Wert vonEins die maximal mögliche Ungleichheit bezeichnet.

10 IMK Report | Nr. 27 März 2008

2001 nicht gestiegen sind, und dass das reale Media-neinkommen sogar sank. Auch der Sachverständigen-rat (2007, Tabellen 59 und 60) konstatiert, dass Markt-wie Nettoeinkommen und das reale Medianeinkommenzurückgegangen sind. Der Gini-Koeffizient4 ist seit den1990er Jahren bis zuletzt gestiegen.

Von Bedeutung ist auch die Tatsache, dass die Ein-kommensmobilität (die Wahrscheinlichkeit, aus einemNiedriglohnjob aufzusteigen) zunehmend geringer aus-fällt (Rhein at al. 2005; Bosch/Kalina 2007, S. 43-45),was die sozialen Konsequenzen der Lohnspreizungumso gravierender macht. Der Zusammenhang zwi-schen Armut und Niedriglohn ist per se nicht zwangs-läufig, weil Armut eher erwerbslose Menschen trifft.Nichtsdestotrotz sind zunehmende Lohnspreizung undansteigende Armut parallele Vorgänge (Bosch/Kalina2007, S. 45-47; Destatis 2006, S. 607-624): Einkom-mensmobilität ist positiv mit der konjunkturellen Ent-wicklung korreliert, und das schwache Wachstum vielerJahre hat die relative Lage der Ärmeren nicht verbes-sert.

Höherer Preisauftrieb

Neben der schwachen Lohndynamik hat aber auch derstärkere Preisauftrieb zur Einkommensschwäche bei-getragen. Ein Unterschied beim Zuwachs des nomina-len BIP zwischen den beiden Zyklen – gut 9 % imderzeitigen Aufschwung gegenüber einem Anstieg vonnur 8 % im vorigen – gibt einen ersten Hinweis auf einevergleichsweise stärkere Preisentwicklung im derzeiti-gen Zyklus. Zu Beginn des vorigen Aufschwungs hat-ten die Importpreise stark nachgegeben, um dannanschließend wieder kräftig zuzulegen. Im derzeitigenZyklus gab es anfangs nicht diesen entlastenden Ef-fekt bei den Einfuhrpreisen. Doch auch bei steigendenImportpreisen verlief die Entwicklung der Terms ofTrade in den vergangenen Jahren erheblich stetiger alsim vorangegangenen Zyklus. Nach knapp drei Jahrenhat Deutschland gerade einmal einen Terms of Trade-Verlust von einem Prozent erlitten. Die Euro-Aufwer-tung der vergangenen Jahre hat die internationalenPreisschübe insbesondere bei Rohstoffen, Energie undNahrungsmitteln zwar nicht vollständig, doch zu einemguten Teil ausgeglichen. Allerdings hat die Erhöhungder Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte im Januar2007 deutliche Preiseffekte ausgelöst. Insgesamt hatder Deflator des privaten Konsums in diesem Auf-schwung nach knapp drei Jahren um gut 4 % zugelegtund damit merklich zur gegenwärtigen Konsumschwä-che beigetragen, während er im vorigen Aufschwung

5 Das Modell wurde in der Vergangenheit mehrfach zu wirtschaftspo-

litischen Analysen herangezogen (IMK 2007a; IMK 2007b).

gerade einmal um knapp zweieinhalb Prozent zunahm.Die Gewinnsteigerungen sind allerdings auch ein Indi-kator für höhere Gewinnmargen der Unternehmen undeinen ungenügenden preislichen Wettbewerb.

Der unbalancierte Aufschwung

Mit Hilfe makroökonometrischer Modelle lässt sich si-mulieren, wie sich Preise, Beschäftigung, Löhne undGewinne unter bestimmten anderen Rahmenbedin-gungen und Politikmaßnahmen entwickelt hätten.Damit lassen sich die Bestimmungsgründe für dieschwache Einkommensentwicklung ermitteln. Bereitseingangs wurde die in diesem Konjunkturaufschwungvergleichsweise nachteilige Entwicklung der Import-preise erwähnt. Auf diesen außenwirtschaftlichen Fak-tor hat die Wirtschaftspolitik kaum Einfluss. Als zweiterFaktor ist die Finanzpolitik, die direkten Einfluss auf dieHöhe der Transfereinkommen an die privaten Haus-halte und den Anteil der indirekten Steuern am BIP hat,zu nennen. Die Lohnentwicklung wiederum hat Ein-fluss auf die Nachfrage, die Preise und die Wettbe-werbsfähigkeit. Für diese ausgewählten Einflüsselassen sich die jeweiligen Wirkungen auf Konjunkturund Einkommensverteilung mit Hilfe des makroökono-metrischen Modells des IMK5 ermitteln. Bezugspunktdafür stellt wieder die jeweilige Entwicklung im vorhe-rigen Konjunkturaufschwung dar. Darüber hinaus gabes eine Vielzahl an weiteren Einflussfaktoren auf Kon-junktur und Verteilung, denen an dieser Stelle jedochnicht weiter nachgegangen wird.

Als erstes wird eine Importpreisentwicklung wie imvorherigen Zyklus simuliert. Nahezu parallel zur Ent-wicklung der Importpreise verlief auch die Entwicklungder Exporte in Länder außerhalb des Euroraums, derUSA und Großbritanniens: Ein Rückgang der deut-schen Importpreise im Jahr 1999 ging einher mit einerReduzierung der Exporte in den (so definierten) Restder Welt. So führten z.B. niedrigere Ölpreise auch zuverminderten Exporten in die Öl produzierenden Län-der. Daher werden – als grobe Annäherung – zum Ver-gleich der Importpreisentwicklung auch gleichzeitig dieExporte in den Rest der Welt wie im vorherigen Auf-schwung simuliert. Folgt man den Ergebnissen der Mo-dellsimulationen, dann haben – im Vergleich zurEntwicklung im vorangegangenen Aufschwung – diehöheren Importpreise und die bessere Exportentwick-lung wegen der hohen internationalen Wettbewerbsfä-higkeit das Wachstum tendenziell erhöht, gleichzeitigjedoch die realen Nettolöhne je Beschäftigten um biszu eineinhalb Prozent reduziert (Abbildung 6). Der

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IMK Report | Nr. 27 März 2008 11

einflusst, doch das durch die höhere Mehrwertsteuerinduzierte höhere Preisniveau verringerte in Kombina-tion mit den Kürzungen der Transferzahlungen an dieprivaten Haushalte das real verfügbare Einkommender privaten Haushalte um bis zu 3 %, was kurzfristigden realen privaten Konsum um knapp eineinhalb Pro-zent drückte.

Nicht ganz so gravierend für das Wachstum, aberumso bedeutender für die realen Nettoverdienste derBeschäftigten, war die Abweichung der Effektivlohn-entwicklung von ihrem Pfad im vorigen Zyklus. Alleinaufgrund der geringeren Lohnsteigerungen in den letz-ten drei Jahren büßten die realen Nettolöhne je Be-schäftigten rund dreieinhalb Prozent ein. Das bliebnicht ohne Folgen für das Wachstum. Zwar haben diegeringen Lohnsteigerungen dem Export geholfen, dochder private Verbrauch, mit 55 % noch immer größte

reale private Konsum wurde durch die vergleichsweisehöhere Preisentwicklung letztlich um ein Prozent re-duziert. Auf die Lohnquote hatte der Importpreis- undExportschub allerdings mittelfristig keine Auswirkung.

Dagegen zeigen sich deutlich negative Wachs-tumseffekte, wenn man die gegenwärtige Finanzpoli-tik mit der im vorigen Aufschwung vergleicht. DasWachstum wurde durch die Kürzungen der Transfer-zahlungen und die Erhöhung der Mehrwertsteuer 2007um bisher knapp einen Prozentpunkt gedrückt. Für2007 wäre ansonsten ein Zuwachs des BIP von mehrals 3 % erreichbar gewesen. Sogar für das Jahr 2008ist noch mit weiteren negativen Folgewirkungen zurechnen. Denn die Modellsimulationen zeigen, dassder Anpassungsprozess der Konsumausgaben an dieverschlechterte Einkommenssituation noch nicht ab-geschlossen ist. Zwar wurde die Lohnquote kaum be-

Abbildung 6a

Simulationen mit dem IMK-Konjunkturmodell.Abweichungen (in %) gegenüber einer Simulation mit Annahmen für “Importpreise und Exporte”, “Finanzpolitik” und“Löhne” jeweils wie im vorigen Aufschwung (Erläuterungen siehe Text).

Modellsimulationen

Reales Bruttoinlandsprodukt Abhängig Beschäftigte

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

2004Q1 2005Q1 2006Q1 2007Q1

%

Importpreise und Exporte

Löhne

Realer privater Konsum

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

2004Q1 2005Q1 2006Q1 2007Q1

%

Importpreise und Exporte

Finanz-politik

Löhne

Preisindex privater Konsum

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

2004Q1 2005Q1 2006Q1 2007Q1

%

Importpreise und ExporteFinanz-politik

Löhne

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

2004Q1 2005Q1 2006Q1 2007Q1

Importpreise und Exporte

Löhne

Finanzpolitik

%

Finanz-politik

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Abbildung 6b

Simulationen mit dem IMK-Konjunkturmodell.Abweichungen (in %) gegenüber einer Simulation mit Annahmen für “Importpreise und Exporte”, “Finanzpolitik” und“Löhne” jeweils wie im vorigen Aufschwung (Erläuterungen siehe Text).

Modellsimulationen

Bruttolohn- und -gehaltssumme

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

2004Q1 2005Q1 2006Q1 2007Q1

%

Importpreise und Exporte

Finanz-politik

Löhne

Reale Nettolöhne je Beschäftigte

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

2004Q1 2005Q1 2006Q1 2007Q1

%

Importpreise und Exporte

Finanz-politik

Löhne

Reales verfügbares Einkommen der privaten Haushalte

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

2004Q1 2005Q1 2006Q1 2007Q1

%

Importpreise und Exporte

Finanz-politik

Löhne

Lohnquote

-5

-4

-3

-2

-1

0

1

2

3

4

2004Q1 2005Q1 2006Q1 2007Q1

%

Importpreise und Exporte

Finanz-politik

Löhne

12 IMK Report | Nr. 27 März 2008

zu Beginn 2007 reduzierten den privaten Verbrauchdeutlich. Das schlug auch auf das Wachstum durch.Beides zusammen führte zwar zu einer Konsolidierungder Staatsfinanzen, aber auch zu einem Wachstums-verlust von rund 1 ½ Prozentpunkten. Vor allem warendie Lasten ungleich verteilt. Die Beschäftigten und dieTransfereinkommensbezieher erlitten Verluste, wäh-rend die Gewinneinkommensbezieher profitierten.

Weiterhin schwacher Verbrauch?

Trotz eines dreijährigen Konjunkturaufschwungs ist diereale Einkommenssituation vieler Haushalte heuteschlechter als zuvor. Und aufgrund der Reformen desSozialsystems müssen sie heute auch mehr privat fürdas Alter und andere Lebensrisiken vorsorgen. Weralso hat vom Aufschwung profitiert? Nicht die Masse

Komponente des BIP, blieb auf der Strecke. Insgesamtging dadurch etwa ein halber Wachstumspunkt beimBIP verloren. Gleichzeitig wurde die Lohnquote umüber drei Prozent gesenkt, die Bruttogewinne legtenzusätzlich um bis zu 5 % zu. Damit hat die zurückblei-bende Lohnentwicklung nicht nur einen Wachstums-dämpfer erzeugt, sondern auch gravierendeVerteilungseffekte. Aufgrund der verzögerten Kopplungder Rentenhöhe an die Lohnentwicklung waren auchdie Rentner davon betroffen.

Betrachtet man die hier simulierten Auswirkungenvon Wirtschaftspolitik und Lohnentwicklung in diesemAufschwung zusammen, dann „addieren“ sich die je-weiligen negativen Folgen für den privaten Konsum.Reallohnrückgänge, Kürzungen der Transfers an dieprivaten Haushalte und die Mehrwertsteueranhebung

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der Arbeitnehmer, nicht die Transfereinkommensbe-zieher. Wohl aber jene, die einen Job gefunden habenund diejenigen, die gut verdienen – und, vor allem diePersonen, die Gewinneinkommen beziehen.

Vielfach wird erwartet (GD Herbst 2007), dass an-gesichts der anhaltenden internationalen Finanz-marktturbulenzen und einer drohenden Rezession inden USA in diesem Jahr Deutschlands Konjunkturdurch einen deutlich steigenden privaten Konsum aufExpansionspfad gehalten werden kann. Dank höhererLohnabschlüsse sollen die realen Nettolöhne der Be-schäftigten wieder zunehmen. Vor dem Hintergrundder Vergangenheit könnte sich diese Hoffnung als trü-gerisch erweisen. Der gesamtwirtschaftliche Lohnan-stieg wird in diesem Jahr bei weitem nicht so hochausfallen, als dass der private Konsum zum rasantenZugpferd der Konjunktur werden könnte. Zudem sinddie Beschäftigten gezwungen, einen Teil ihres Netto-einkommens zu sparen, um das in Zukunft sinkendeRentenniveau auszugleichen. Die Wirtschaftspolitik hatdie Erhöhung der Sparquote der privaten Haushalteüber die Senkung der Versorgungsniveaus, reduzierteLeistungszeiten, stärkere Anrechnung von Vermögenbeim ALG-II und Förderung von Riesterverträgen ge-zielt herbeigeführt. Nachdem die Sparquote über langeZeit trendmäßig gefallen ist, steigt sie seit dem Jahr2001 an.

Steigende Preise für Nahrungsmittel und Energiewerden zudem auch in diesem Jahr die Nominalein-kommen reduzieren. Der von vielen als Belohnung fürdie Lohnzurückhaltung versprochene erhebliche zu-sätzliche Beschäftigungsanstieg hat sich so nicht ein-gestellt. Bei gleich starkem Wachstum wie imvorherigen Aufschwung hat die Zahl der Beschäftigteninsgesamt in diesem Aufschwung etwas weniger, dieder sozialversicherungspflichtigen dagegen etwas stär-ker zugenommen als im vorherigen. Die versprocheneBeschäftigungsdividende für Lohnmoderation und Ar-beitsmarktflexibilisierung fiel damit aus, der – erzwun-gene – Verzicht auf angemessene, an Inflationsziel undProduktivitätssteigerung orientierte Lohnsteigerungenhat sich letztlich nicht gelohnt. Dafür stiegen die Divi-denden und Kursgewinne der Aktienbesitzer umsomehr. Die Gewinne der Unternehmen sind geradezuexplodiert. Bei nachlassender Weltkonjunktur undschwacher Binnennachfrage werden diese Gewinneaber nicht automatisch investiert. Und da die Spar-quote von Gewinneinkommensbeziehern überdurch-schnittlich hoch ist, leidet der private Konsum nicht nurunter den gestiegenen Sparanstrengungen der Arbeit-nehmer, sondern auch unter der Umverteilung von denLöhnen hin zu den Gewinnen (Deutsche Bundesbank2007, S. 41-56). Woher also soll der prognostiziertestarke Anstieg des privaten Verbrauchs kommen?

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Herausgeber: Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung, Hans-Böckler-Str. 39, 40476 Düsseldorf, Telefon 0211 7778-331,Telefax 0211 7778-266, [email protected], http://www.imk-boeckler.de

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