Report: Typography 2nd Semester

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ZWEITES SEMESTER TYPOGRAFIE WINTERSEMESTER 09 / 10 KERSTIN BAUER ERFAHRUNGSBERICHT

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Courier New / Impact 200 x 138 mm

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ZWEITES SEMESTER TYPOGRAFIEWINTERSEMESTER 09 / 10

KERSTIN BAUER

ERFAHRUNGSBERICHT

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Impressum

Erfahrungsbericht 2. Semester TypografieWS 09 / 10, Kerstin Bauer

erschienen: 01 / 2010

verwendete Schriften:Courier New:8 Pt Subheadline und Zitate7 Pt Fließtext6 Pt Kolumnentitel und SeitenzahlenImpact

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02 SYMPOSIUM: TRANSLATIONS 03

16 INTERVIEW

24 RESÜMEE

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ERFAHRUNGSBERICHT: INHALTSVERZEICHNIS

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03

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Am 20. und 21. November 2009 versam-melte sich eine Auswahl der Crème de la Crème internationaler Gestalter in der FH Mainz um über Autorschaft im Design zu diskutieren und sich selbst dem wohlgeneigten Publikum zu präsentieren. Gelockt wurde mit Namen wie Stefan Sagmeister, Erik Kessels, Mike Meiré, Lars Müller, Rick Poynor, Catalogtree, Jan van Toorn, Petra Eisele, Joachim Sauter, Pixelgarten und Oliver Vodeb. Die Karten für das Symposium waren schon weit vor Beginn der Veranstaltung ausverkauft und so gab es für uns im Foyer eine große Leinwand, auf die alles übertragen wurde.Zu diesem Anlass wurde das triste FH-Gebäude mit verschiedenen ty-pografischen Installationen ver-schönert, sodass man endlich mal erkennen konnte, dass sich hier der Fachbereich Gestaltung niedergelas-sen hat.

Als Zweitsemester fragt man sich bei „Autorschaft im Design“ meist noch, worum es bei diesem Event genau gehen soll. Spätestens nach dem Vor-trag von Frau Eisele waren wir dann aber alle schlauer.

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03

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Stefan Sagmeister präsentiert: sich selbst.Das is ja schonemoal was!

Der Mann, den wohl alle sehen woll-ten. Ein Mensch wie du und ich. Der nette Kerl von neben-an. Fleißig Sympathiepunkte bei seiner Hörer-schaft sammelnd.Man muss sein Herz einfach für so einen erwärmen, der in ganz lege-rer Kleidung daher kommt und uns so weit an seinem Privatleben teilha-ben lässt, dass er seine heiligs-ten Erkenntnisse mitteilt und uns Einblicke in sein Tagebuch gewährt. Und das alles vor so einem breiten Publikum. Nicht nur hier auf dem Symposium, sondern überall dort, wo seine Werbung auftaucht.Herr Sagmeister zieht es vor, seine Arbeiten zu präsentieren, vorrangig jene „Sachen, die funktioniert ha-ben“. Sein Akzent unterstreicht die Authentizität seiner Arbeiten nur noch mehr.Das eigentliche Thema des Symposiums weiß er jedoch geschickt mit seiner Persönlichkeit und seinem Charme zu umgehen.Man bekommt das Gefühl, die allge-meine Stimmung liegt bei: „Oh wie cool, Sagmeister!“ - Klar, ich fand ihn auch sehr sympathisch, wie könn-te man auch nicht. Ich fand es nur merkwürdig, dass er vorrangig als der berühmte Stefan Sagmeister auf-getreten ist. Wo ihn doch eh schon alle kennen sollten.

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: STEFAN SAGMEISTER ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: STEFAN SAGMEISTER

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: STEFAN SAGMEISTER ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: STEFAN SAGMEISTER

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: MIKE MEIRÉ

Mike Meiré ist nicht einfach ein Designer, er ist ein Mann mit Ambi-tionen. Er zeigt auch nicht einfach seine bisherigen Arbeiten, nein, Mike ist zu etwas höherem berufen.Es schien ihm ein dringliches Anlie-gen zu sein uns seine Weltanschau-ung näher zu bringen. So konnten wir endlich erfahren, dass die Dinge nun mal fließend sind, der Mensch neben dem Intellekt auch noch seine Triebe hat und der kitschige Jesus auf dem Wasser genau das ist, was wir gerade brauchen.Angesichts der Umgebung mögen seine Aussagen wohl ein wenig merkwür-dig geklungen haben. Sein verbales Engagement lässt jedoch auf eine unbändige Leidenschaft schließen für das, was er macht. Und die realen Umsetzungen seiner Ideen haben mich auch sehr angesprochen.

Eigentlich ist Mike Meiré ein sehr sympathischer Typ. Jemand mit dem man sich gerne mal länger über Gott und die Welt unterhalten würde.Wären da nicht ständig diese fehl am Platz erscheinenden Anglizismen. Man möchte ihn mal kurz schütteln um all diese komischen Ausdrücke ein für alle mal aus seinem Mund herausfal-len zu lassen.

Mike Meiré hatte viel zu sagen

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: MEIKE MEIRÉ

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: ERIK KESSELS ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: ERIK KESSELS

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Erik Kessels von KesselsKramer in Amsterdam setzt merkwürdige Ideen in die Tat um. Er stellt einen Auszug aus seinen bisherigen Arbeiten vor, unter anderem den billigsten Werbe-spot, den er je gemacht hat (400€) und den teuersten (1,4 Mio €). Außerdem zeigt er die Arbeiten für seinen allerersten Kunden von 1996, das Hans Brinker Budget Hotel

in Amsterdam, die mit der Bitte zu ihm gekommen sind, keine Beschwer-den mehr von den Gästen bekommen zu müssen. Um das zu erreichen hat man sich bei KesselsKramer etwas ganz besonderes einfallen lassen. Man hat Fähnchen in Hundescheiße gesteckt. Und all die Nachteile des Billighotels überspitzt zur Gel-tung gebracht. Mit so einer Werbung konnte sich dann auch kein Gast mehr beschweren und die Übernachtungen sind durch die Kampagnen von anfäng-lich 60000 auf über 145000 jährlich angestiegen.So wird also Scheiße zu Gold.Fast schon unglaublich, dass es tat-sächlich Kunden gibt, die so etwas zulassen. Aber der Mut hat sich ja gelohnt.Erik Kessels Vortrag hat sich auch gelohnt. Auch wenn er nur seine eigenen Arbeiten gezeigt hat. Die waren aber so skurril, dass man eine Menge zu lachen hatte.

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: ERIK KESSELS ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: ERIK KESSELS

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: LARS MÜLLER ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: LARS MÜLLER

Dieser Mann hat den Bau einesAtomkraftwerks verhindert!

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: LARS MÜLLER ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: LARS MÜLLER

Lars Müller ist durch und durch po-litisch. Sein Engagement geht auch auf seine Gestaltung über, bis hin zu diesem Symposium. Er hat sich in seinem Vortrag ernst-haft mit der Autorenschaft im Design beschäftigt, was nicht alle Redner von sich behaupten können.Selbst die Autorenschaft stellt für ihn einen politischen Aufruf dar.Es geht darum zu erforschen, welche Rolle Gestalter in der Gesellschaft spielen können und wollen.Indem man als Gestalter die Initi-ative ergreift, auf seine Kunden zugeht und sie dazu aufruft etwas zu unternehmen, beginnt die eigene Autorenschaft. Designer alleine kön-nen jedoch nicht als reine Autoren auftreten, sie brauchenPartner, an deren Seite sie dann die Rolle des Co-Autoren einnehmen

oder für Anregung sorgen können. Der Gestalter als Autor bleibt in seinen Augen jedoch ein frommer Wunsch.

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: PIXELGARTEN ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: PIXELGARTEN

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Gerade mal 2004 haben Catrin Alten-brandt und Adrian Niessler ihr Stu-dium an der HfG Offenbach beendet, jetzt stehen sie neben Größen wie Stefan Sagmeister auf der Bühne die-ses Symposiums. Klingt nach steilem Erfolg, präsentiert sich aber ganz leise.Das geringe Alter ist an ihrer ex-trem zurückhaltenden Vortragsweise abzulesen, was jedoch keinen Minus-punkt hinsichtlich der Sympathie darstellt. Irgendwie süß, wie die beiden da so stehen.

Ich interpretiere die Schüchternheit als positives Zeichen dafür, dass ihnen der Erfolg noch nicht zu Kopfe gestiegen ist.Die beiden gehen sogar kurz auf das eigentliche Thema der Autorschaft in Design ein. Für sie gibt es zwei Ebenen der Autorschaft: einmal die Urheberschaft, dass man also etwas selbst produziert hat, aber auch die deutlich erkennbare Haltung bzw. die eigene Handschrift in den Arbeiten.Sie selbst sehen sich als visuelle Forscher, da sie sich nicht auf ein bestimmtes Material festlegen möch-ten, immer wieder gerne experimen-tieren und auch auf die Frage hin, ob sie nun eigentlich Grafikdesign machen, nicht so recht zu antworten wissen.Mir gefallen ihre Arbeiten unglaub-lich gut.

ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: PIXELGARTEN ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03: PIXELGARTEN

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03 ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03

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Und der Rest?

Petra Eisele hat in das Thema der Autorschaft im Design eingeführt. Es gab einen Einblick in das Rol-lenverständnis des Gestalters vom Mittelalter bis Heute. Gerade in der heutigen Zeit des User Genera-ted Content besteht die Gefahr, dass eine starke Autorschaft im techni-schen Kontext scheitert. Außerdem wurden die fünf möglichen Formen der Autorschaft im Design erläutert: Der sinnstiftende Erzähler, der Desi-gntheoretiker, der Designer als Gesellschaftskritiker, der Visuelle Forscher und der Designer als Ent-wickler intermedialer Werkzeuge.

Catalogtree haben sich uns zweispra-chig mitgeteilt, uns ihre Arbeiten gezeigt und erzählt, wie sie gerne mal Programme selbst schreiben um sich nicht immer auf das bereits Vorhandene verlassen zu müssen.

Oliver Vodeb war ähnlich politisch unterwegs wie Lars Müller und hat seinen Vortrag mit durch Unterstüt-zung von PowerPoint-Folien präsen-tiert.

Rick Poynor schätzt David Carson auf Grund seiner politisch-ästhetischen Meinung. Er geht auf die strategi-sche Autorschaft ein und auf das kritische Design. Er bezweifelt, dass ein Gestalter mit einem Autor gleichzusetzen ist, nur weil er et-was gestaltet hat.

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ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03 ERFAHRUNGSBERICHT: TRANSLATIONS 03

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Ich fand es sehr interessant, mir die vielen verschiedenen Standpunkte zum Design anzuhören und ich fand es auch sehr erfrischend auf so viele verschiedene Persönlichkeiten in ein und demselben Metier zu treffen. Mike Meiré zum Beispiel, der mit einer ganzen Weltanschauung hinter seiner Gestaltung zu stehen scheint, oder Lars Müller, der sehr politisch überzeugt ist, was ich persönlich gar nicht von einem Designer erwar-tet hätte.Es war sehr angenehm auf diesem Symposium zu erfahren, dass sich die „großen“ Gestalter wirklich Gedanken machen und das Berufspra-xis also nicht nur darin besteht, z.B. irgendwelche Layouts irgendwie zusammen zu basteln. Ich finde die Konzepte, Ideen und Strategien hin-ter der in Form gebrachten Umsetzung jedenfalls spannend und wichtig.

Meiner Meinung nach können Desig-ner eigentlich nie alleinige Autoren sein, nur Co-Autoren, die den In-haltschaffenden dabei unterstützen, den Inhalt möglichst ansprechend oder passend aufzubereiten. Für eine sinnvolle und gute Gestaltung ist es deshalb eine Pflicht, sich mit dem, was man eigentlich gestalten will, genau auseinander gesetzt zu haben. Wenn man als Designer allein als Au-tor fungieren will, müsste man nicht nur in die gestalterische sondern auch wissenschaftliche Richtung aus-gebildet werden.

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ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER

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An einem lauen Novembernachmittag habe ich mich mit meiner Grup-penpartnerin Carina Kammerer und Steffen Meyer, dem Interviewpart-ner unserer Wahl getroffen. Unter dem Dach der FH haben wir ihn dann an seinem Arbeitsplatz ausgefragt, während er Hausschuhe in Tigertat-zenoptik getragen hat und äußerst gestresst war.Wie zu erwarten war von einem ehe-maligen Fotostudio-Assistenten lagen seine Interessen nicht unbedingt im typografischen Bereich. Das hat sich dann spätestens nach der Frage nach Mike Meiré und HORT herausgestellt.

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ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER

17Steffen, unser Interview-Partner

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ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER

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Warum wolltest du Kommunikationsde-sign studieren?Das ist eigentlich mehr oder weniger ein Zufall gewesen. Ich hab mich auf einer Party mit einer Freundin unterhalten, die auch Kommunika-tionsdesign studiert, und die hat eben die Fotos von mir gesehen und meinte, ich soll‘s doch einfach mal versuchen. Dann hab ich‘s versucht und die haben mich hier genommen.

Entspricht das Studium deinen Vor-stellungen / Erwartungen?Vorstellungen: ja – Erwartungen: nicht unbedingt. Ich hätte mir ein bisschen mehr Praxis vorgestellt und vielleicht auch ein bisschen mehr Kurse, mehr Auswahl.

Gibt es rückblickend etwas, das du gerne geändert hättest?Ja, ich würde mein Studium noch stärker auf Fotografie und auf Film ausrichten.

Welche Erfahrungen hast du während des Auslandssemesters gesammelt?Ich bin gerade im Praxissemester.Erfahrungen?Arbeitsreich. Das reicht doch als Antwort.

Wie sieht dein idealer Arbeitsplatz und deine Tätigkeit dort aus?Mein idealer Arbeitsplatz – davon macht ihr am besten gleich ein Foto. Und meine Tätigkeit ist selbststän-dig auf jeden Fall. Ja, ich wer-de selbstständig mein eigenes Büro bauen.

Welche Fähigkeiten werden dann be-sonders gefragt sein?Organisation und Kundenbetreuung.Kreativität?Nein, wenn man selbstständig ist, kommt das manchmal zu kurz.

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Wie sind deine Gehaltsvorstellungen?Hoch. Ich will mir irgendwann eine goldene Badewanne kaufen.

Wirst du den Beruf bis zur Rente ausüben?Ich nehme nicht an, dass ich so alt werde.

Was verstehst du unter Typografie?Schwere Frage. Typografie ist ja al-les, was mit Buchstaben, Zahlen und Schrift zu tun hat. Die Benutzung derer und die Gestaltung selbiger.

Glaubst du an allgemeingültige Ge-setze in der Kommunikation?Ich glaube eigentlich nur an eins: man muss immer von dem Dümmsten aus-gehen. Man muss immer davon ausge-hen, dass der Dümmste, das dümmste Glied in der Kette, es auch ver-stehen muss, dann hat man gewonnen eigentlich.

Welche typografischen Beispiele haben dich begeistert?Da muss ich drüber nachdenken – Kei-ne Ahnung.

Wer sind deine Vorbilder?Designmäßig / allgemein würde ich sagen... eigentlich sind es haupt-sächlich eher Fotografen. Also Desi-gner sind das eigentlich relativ

wenig. Ja, der Sagmeister ist cool, dann haben wir ja noch öh weiß ich nicht... so viele Grafiker kenn ich eigentlich gar nicht mit Namen, also ich kenn da nur die Arbeiten.

Warum wird Typografie in Deutschland so häufig unterschätzt?Wird das unterschätzt?

ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER

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ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER

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ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER

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„NEUNZIG PROZENT ALLERWERBUNG IST VÖLLIG UNNÜTZ“

Was hältst du von folgenden Namen: Otl Aicher, David Carson, Mike Mei-ré, HORT?Otl Aicher war cool, seiner Zeit um Jahre voraus. Ich bewundere ihn auch besonders wegen seiner Haltung den Nazis gegenüber, Stichwort Weiße Rose.David Carson: schwer Neunziger — gefällt mir überhaupt nicht. Find ich ganz furchtbar. Der meint so der müsste da irgendwas Cooles machen und hat das irgendwie schwer ver-zockt.Bei Mike Meiré wart ich erst noch mal ab, was der auf dem Symposium zu sagen hat, dann bild ich mir auch mal eine Meinung über ihn.Hort — Hab ich noch nie gesehen.

Wie könnte ein gestalterischer Grundsatz lauten, der Typografie im-mer attraktiv macht?Grundsätzlich: Schrift erklärt halt viel, was man mit Bildern nicht sagen kann, auch wenn man behauptet ein Bild sagt mehr als tausend Worte ist das andersrum manchmal auch ganz besonders in der Kunst und im „Art“ so, dass man da eben noch viel mit Buchstaben erklären muss.

Was würdest du ändern, wenn du die Macht dazu hättest?Das ist eine gute Frage… Dann würd ich mir eine Insel kaufen und dann kommen da so schwimmende Bojen davor und so Minen rundherum, dass man da nicht rauffahren kann, dass nur so ein Korridor noch frei bleibt.Was machst du dann da so?Ich bin alleine und mach da mein Ding.

Was bestimmt dein Denken und Han-deln?Ich glaube, ich bin der Bauch-Typ. Also Handeln durch Bauchgefühl und Denken glaub ich auch durchs Bauch-gefühl. Das ist ja immer ein Kreis-lauf.Denken – Handeln – Fühlen. Und da das ein geschlossener Kreislauf ist…

Warum ist Werbung nützlich?Neunzig Prozent aller Werbung ist völlig unnütz.

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Und die anderen zehn Prozent?Die anderen zehn Prozent bringen Menschen dazu, Sachen zu kaufen und den Wirtschaftskreislauf anzuregen.

Welche Aufträge würdest du ablehnen?Republikaner und alles was sich sonst noch in diesem Dunstkreis befindet, Weight Watchers, für die Bundesregierung und die ganz großen Majors, die die Kleinen verdrängen und gezielt Märkte zerstören, wie zum Beispiel Walmart. Die mag ich auch nicht.

Um welche Aufträge würdest du dich reißen?Grundsätzlich alles, was mit Sport zu tun hat, aber kein Fußball und so, sondern eher die speziellen Sa-chen wie Basejumpen, Skaten, Surfen und so was halt. Und grundsätzlich alle Foto–Jobs. Bei Foto–Jobs eher alles, was mit Menschen zu tun hat, ganz einfach.

Was ist ein Graphiker?Mit ph, wie schön! Die Frage kann ich so nicht beantworten, nicht mit ph! Früher hieß Design ja offensicht-lich Gebrauchsgrafik. Also Grafiker sind die Leute, die Gebrauchsgrafi-ken herstellen. Also nicht unbedingt Kunst sondern halt alles, was man lesen muss, woraus man irgendwie eine Information ziehen muss, was auf Papier oder ähnlichen Materiali-en hergestellt wird.

Was ist ein visueller Autor?Ich vermute, das gleiche wie ein Grafiker. Ich würde sagen, das glei-che wie ein Grafiker. Ja, visuelle Autoren sind Leute, die…Ein visueller Autor macht das mit Bildern, was andere mit Worten ma-chen. Würde ich jetzt so sagen. Sagt das ja schon, irgendwie.

Was ist radikal?Da hab ich ne Frage: Ist das auf Ty-pografie gemünzt?Also ich bin der festen Überzeugung: Typografie ist nicht radikal. Punkt. Ich habe eine andere Definition von radikal. Auch Punkt. Zum Beispiel wenn jemand einfach vom Hochhaus springt mit einem Fahrrad oder so was, das ist radikal. Und deswegen kann man feststellen, dass Typografie nicht radikal ist.

ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER

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„TYPOGRAFIE ISTNICHT RADIKAL“

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Warum ist Werbung schädlich?Weil sie Gehirne kaputt macht. Wer-bung ist schädlich, weil ich davon ausgehe, dass Neunzig — nein, Fünf-undneunzig Prozent der Deutschen zu dämlich sind, um mit Werbung umzuge-hen, zu selektieren, zu analysieren und auszuschalten oder auszublenden.

Was ist für dich avantgardistisch?Immer, wenn irgendjemand etwas Neues macht, was allen anderen irgendwie missfällt.Kannst du ein paar Beispiele nennen? Es gab mal einen Fotografen, der Models mit Fleisch fotografiert hat, zum Beispiel hat er denen so einen Kranz umgehängt aus ganz vielen Schweinezungen oder hat ihnen bluti-ge Steaks auf die Köpfe gelegt und so‘n Kram. Ja, das fand ich zum Bei-spiel krass. Und, das ist noch viel besser als Beispiel, einer der Fo-tografen, der im Studio Schwarze so fotografiert hat wie Kindersoldaten aussehen oder halt so Bürgerkriegs–Typen. Das fand ich krass und so mutig, das ist so weit weg vom

Schuss… auch wenn man kein Geld da-mit verdient. Also ich glaube nicht, dass man damit viel Geld verdient. Weil so was hängt sich ja keiner ins Wohnzimmer. Auch grundsätzlich eine gute Definition für avantgardistisch: Das, was sich keiner ins Wohnzimmer hängt.

Noch ein abschließendes Wort? Ich war schwer unvorbereitet und gestresst weil das mit der bereits erwähnten Kundenbetreuung mir heute alles abverlangt hat.

ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER ERFAHRUNGSBERICHT: INTERVIEW: STEFFEN MEYER

23Carina stellt Steffen die bewegenden Fragen

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ERFAHRUNGSBERICHT: RESÜMEEERFAHRUNGSBERICHT: RESÜMEE

Ein weiteres Semester Kommunika-tionsdesign geht zu Ende und nun ist es an der Zeit, eine Bilanz zu ziehen.Am Anfang des ersten Semesters war ich noch ganz enthusiastisch dar-über, dass ich es geschafft hatte unter so vielen Bewerbern einen der begehrten Plätze in diesem Studi-engang zu ergattern. Dieser Enthu-siasmus ist dann mit der Zeit der Ernüchterung gewichen. Am Ende des ersten Semesters sah dann vieles schon wieder ganz anders aus. Ich fühlte mich ein bisschen hilflos und war mir auf einmal gar nicht mehr so sicher, ob das überhaupt das rich-tige für mich ist, obwohl ich das schon immer wollte.

Was mich genau gestört hat, ist ein wenig schwer zu beschreiben. Ich hatte mich irgendwie unterfordert gefühlt, aber nur auf der geisti-gen Ebene. Nicht, dass ich nicht eine Menge zu tun gehabt hätte. Aber es gibt vor allem was zu tun, was ich anscheinend nicht so gewohnt war nach 13 Jahren Lesen und Lernen in der Schule. Also habe ich mich gleichzeitig auch irgendwie überfor-dert gefühlt. Ich hatte (und habe) Probleme damit, dass einem keiner so wirklich sagt, wo es lang geht.Was richtig und was falsch ist. Man probiert immer viel aus und guckt was gehen könnte und hofft dann eben, dass etwas einigermaßen gutes dabei heraus kommt. Ein typischer Anfängerfehler, wie ich jetzt zu wissen meine. Da es in diesem Stu-dium nicht darum geht sich an einen vorgeschriebenen Weg zu halten um alles richtig zu machen. Es geht gerade darum, auszuprobieren, zu ex-perimentieren und in dem Sinne eben auch zu forschen. Wenn man das Sche-ma X lernen möchte, sollte man wohl eine Ausbildung zum Mediengestalter machen. Zumindest klingt das so, was die Leute sagen, die so etwas schon hinter sich haben.

DER INHALT ZÄHLT Was bleibt, wenn das zweite Semester geht?Ein Resümee

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ERFAHRUNGSBERICHT: RESÜMEEERFAHRUNGSBERICHT: RESÜMEE

Ganz sicher bin ich mir dieser Er-kenntnis jedoch noch nicht, da ich immer noch unterschwellig das Gefühl habe, es gibt doch ein richtig und falsch, denn es gibt ja gute und schlechte Gestaltung. Also bleibt das Gefühl immer ein wenig im Dun-keln zu tappen. Wenn man Hilfe braucht, muss man sich eben selbst helfen, sich selbst informieren und sich eigentlich um alles selbst kümmern. Vielleicht bin ich einfach ein bisschen zu jung und es mangelt mir an Lebenserfahrung um damit gut zurecht zu kommen.

Nach dem ersten Semester habe ich mir dann jedenfalls gesagt „Ok, mal schauen wie das zweite so wird“ - und jetzt? Jetzt werde ich nach dem dritten schauen. Da darf man immerhin seine Kurse wählen. Das Auseinandersetzen mit dem Symposium und Themen aus Designtheorie hat zum Ende dieses Semesters aber noch für einen Lichtblick gesorgt.

Die Vorträge auf dem Symposium haben mir das Gefühl gegeben, dass es bei Design nicht nur darum geht, sich mit der äußeren Form und deren Wir-kung auseinanderzusetzen, sondern dass auch die Inhalte zählen. Genau DAS habe ich bis jetzt so im Studium vermisst, Inhalte! Bei der Gestal-tung des Interview-Layouts, bei dem wir uns mit dem Inhalt intensiv aus-einandergesetzt haben, habe ich auch gemerkt, dass es mir selbst viel leichter fällt, eine geeignete Form zu suchen, wenn ich wirklich weiß, worum es geht.

Diese Erkenntnis hätte mir eigent-lich schon früher zu Teil werden können, als es darum ging, Doppel-seiten zum Vortrag von Erik Spieker-mann auf dem letzten Translations-Symposium zu entwerfen. Das war jedoch ganz am Anfang von diesem Semester und da hatte ich eben noch nicht verstanden, dass es wichtig ist, sich mit Inhalten auseinander-zusetzen. Vielleicht sollte das im Studium noch deutlicher betont wer-den. Wahrscheinlich wird aber davon ausgegangen, dass wir alt genug sind um selbst darauf zu kommen. Jeden-falls muss man sich das auch hier wieder selbst erarbeiten.

Jedenfalls habe ich jetzt einen Hoffnungsschimmer der mich weiter ins dritte Semester tragen wird. Auf dass ich mich zukünftig mehr mit theoretischen Inhalten befassen werde!

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