Rights / License: Research Collection In Copyright - Non ...d) Bei der kontinuierlichen...
Transcript of Rights / License: Research Collection In Copyright - Non ...d) Bei der kontinuierlichen...
Research Collection
Doctoral Thesis
Zur Kenntnis der kolloidchemischen Eigenschaften des HumusBeitrag zur Dispersitätschemie des Lignins
Author(s): Junker, Ernst
Publication Date: 1941
Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000097153
Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted
This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection. For moreinformation please consult the Terms of use.
ETH Library
Diss. E T H \ ^£»Y\ 5>
Zur Kenntnis der kolloidchemischen
Eigenschaften des Humus
Beitrag zur Dispersitätschemie des Lignins
Von der
Eidgenössischen Technischen Hochschule
in Zürich
zur Erlangung der
Würde eines Doktors der Naturwissenschaften
genehmigte
Promotionsarbeit
vorgelegt von
Ernst J u n k e r aus Zürich
Referent: Herr Prof. Dr. H. Pali mann
Korreferent: Herr Prof. Dr. W. D. Treadwell
Dresden und Leipzig 1941
Theodor Steinkopff, Verlagsbuchhandlung
Band 95 "| Junker, KolloidchemischeHeft 2 (1941)J
J
werte läßt sich diese Ostwald'sche Regel, die an
zahlreichen Solen bestätigt werden konnte, am
Ligninsol nicht feststellen. Wohl sind zufolgeähnlicher Koagülationsmolaritäten gleichwertigerKationen die Aktivitätskoeffizienten /+ z. B. der
Alkalikationen unter sich von befriedigenderKonstanz, sie unterscheiden sich aber deutlich
und außerhalb experimenteller Fehler von denen
der zwei- und dreiwertigen Ionen.
Es ist möglich, daß Unsere von der üblichen
Praxis verschiedene Untersuchungsmethode des
Koagulationsvorganges diese Abweichung von
der Ostwald'schen Regel bedingt. Bei den vor¬
liegenden Ligninsolen werden die Koagulator-molaritäten im 120-MinUtenwert ermittelt, wäh¬
rend gewöhnlich die für die erste deutliche Flok-
küng benötigte Koagulatorkonzentration zeit¬
unabhängig festgestellt wird. Diese sog. Koagü-lationsschwellenwerte sind beim Ligninsol makro¬
skopisch nur schwer feststellbar.
D. Zusammenfassung.
1. Das Lignin findet sich in verholzten
Zellwänden der Pflanzen als wesentlicher Be¬
standteil der sog. inkrustierenden Substanz
(Lignin, Hemizellülosen, Pektin usw.) zwischen
den Zellulosekristalliten in relativ reaktions¬
bereiter Form; die Verknüpfung des Lignins mit
den übrigen Zellwandstoffen ist bis heute noch
nicht abgeklärt [vgl. auch K.H.Meyer: Die
hochpolymeren Verbindungen (Leipzig 1940),Seite 217].
2. Das Lignin kann nach verschiedenen
Methoden von den übrigen Zellwandkomponen¬ten abgetrennt Und isoliert werden:
a) durch Lösen des Kohlehydratanteiles, wo¬
bei das Lignin als unlöslicher Rückstand hinter¬
bleibt,
b) durch direktes Lösen oder Dispergierendes Lignins aus dem hinterbleibenden Kohle¬
hydratgerüst,c) durch Herstellen von Derivaten des Lignins
und der Kohlehydrate Und deren Trennung durch
selektive Lösungsmittel.3. Die direkte Lösung des Lignins aus
der Zellwand erscheint neben der Kuproxan-Methode Freüdenberg's als relativ milde Dar¬
stellungsweise dieses Körpers ; für die vorliegendenUntersuchungen wurde es mittels HCl-saurem
Dioxan aus reinem, gesundem und zuvor mit Ben¬
zol—Alkohol erschöpfend extrahiertem Fichten¬
sägemehl isoliert.
4. Zahlreiche Arbeiten im Text erwähnter
Autoren weisen auf die vorwiegend aromatische
Natur des Lignins hin, dessen Bausteine nach
Eigenschaften des Humus 245
K. Freüdenberg Abkömmlinge des Phenyl-oder spezieller des Guajacylpropans sind.
5. Die gegen die Auffassung vorgebrachtenEinwände von R. S. Hilpert scheinen Uns nicht
schlüssig genüg, Um die süb 4 erwähnte Auf¬
fassung preiszugeben. H il pert's Kohlehydrat-hümine scheinen auf Grund ähnlicher Dispersi¬tätsverhältnisse eine gewisse Ähnlichkeit im
Reaktionsverhalten mit dem Lignin zu zeigen.6. Das Lignin stellt nach heutiger Auffassung
ein kompliziertes Gemisch chemisch ähn¬
licher Verbindungen dar, die unter sich in
mannigfacher Weise reagieren können (Konden¬sationen, Polymerisationen usw.). Der röntgeno¬logische Nachweis amorpher Baustruktür des
Lignins steht damit in Einklang. Ebenso er¬
scheinen die variablen „Molekulargewichte"dadurch verständlich; je nach der Isolierungsartund der nachfolgenden Behandlung resultieren
nach Dispersität und chemischer Zusammen¬
setzung verschiedene Lignine mit variablem
Reaktionsverhalten.
7. Die Ligninausbeute — bei der Behand¬
lung des Fichtenholzes mit Dioxan — ist vom
HCl-Gehalt des Lösungsmittels abhängig. Das
Maximum der Ausbeute wird bei einem HCl-
Gehalt von 1,40 Proz. im Dioxan erreicht
(Fig. 1 und Tabelle VI).8. Der Gehalt an Wasserstoff des Lignins
nimmt mit steigender HCl-Konzentration des
Dioxans leicht ab ; der C- G e h a 11 steigt im Gegen¬satz hierzu leicht an, während der Methoxyl-gehalt stark sinkt. Die prozentischen Anteile
an C; H; OCH3 werden bei 2 Proz. überschreiten¬
den HCl-Gehalten des Dioxans konstant (Fig. 2,3 und Tabelle VIII).
9. Für die vorliegenden Untersuchungen wurdedas Lignin durch Dioxan mit 0,175 Proz. kata¬
lysierendem HCl-Gas extrahiert. Die Mikro¬
analyse dieser elektrodialysierten Und hoch¬
vakuumgetrockneten Präparate ergab:
64,26 Proz. C,
5,65 Proz. H
und 15,03 Proz. OCH3.Der Wassergehalt der lufttrockenen Präparate
> beträgt 3,36 Proz. Die Asche besteht zur Haupt¬sache aus Si02 und macht 0,07 Proz. aus. Das
Dioxanlignin ist stickstofffrei. Das spezifischeGewicht ermittelt sich zu 1,361 (20° C).
10. Das hergestellte Dioxanlignin disper-giert in NaOH, Eisessig, Pyridin, Phenol,Ameisensäure, Benzaldehyd, Benzylalkohol und
Azetylbromid. Die letztere Beobachtung ist mit
Hinsicht auf die Hümüsbestimmung interessant.
246 Junker, Kolloidchemische Eigenschaften des Mumus r Kolloid-
LZeitschrift
11. Durch Azetylierung des Lignins im
Essigsäüreanhydrid-Pyridin-Gemisch wird die
Gesamtmenge der azetylierbaren Hydroxyle zu
SH—5,20 = 6,68 • ICH5 Äquivalente OH je 1 g
Lignin bestimmt (vgl. Tabelle III).12. Im Vergleich zum Kasein, Li-Permutit
und H-Kaolinit zeigt das H-Lignin auf Grund der
ermittelten Wasserdampf-Adsorptionsisothermeneine relativ geringe Hydrophilie (Fig. 5 und
Tabelle X).13. Das Dioxanlignin erweist sich in NaOH
als ziemlich dispergierungsbereit. Die Disper-
gierungseffekte beim heterodispersen Misch¬
körper des Lignins sind abhängig von der Kon¬
zentration des Peptisators, von der relativen
Menge des zu peptisierenden Bodenkörpers, von
der Zeit der Laugeeinwirkung, von der mechani¬
schen Behandlung des Systems und von der Tem¬
peratur. Die Dispergierung des Lignins in NaOH
zum dunkelbraunen und klaren Sol kann als Disso¬
lution unter Bildung eines amikroskopisch feinen
Na-Lignins betrachtet werden. Bei höheren
NaOH-Konzentrationen machen sich Verände¬
rungen im Ligninkomplex bemerkbar, die bei der
Titration in alkalischer Lösung das Erreichen
eines Titrationsgleichgewichtes erschweren; vgl.Alkalimetrische Titrationen (Fig. 6 und Tabellen
XII—XVI).14. Die Chemosorption von Ammoniak¬
gas an Ligningrenzflächen wird im Bancroft-
schen Phasenregelapparat untersucht. Die che-
mosorptive Bindung des NH3 zeigt in der Sorp¬tionsisotherme drei Kennpunkte bei (0,72 Mäq);1,44 Mäq und 2,76 Mäq NH3 je Gramm Lignin.Diese gebundenen Ammoniakmengen verhalten
sich dabei wie (1) : 2: 4 (Fig. 7 und Tab. XVII).15. Zur quantitativen Bestimmung des
austauschbaren Wasserstoffes wurde das
elektrodialysierte Lignin elektrometrisch (mitSb-Elektroden) und konduktometrisch titriert.
Diese Bestimmungen bieten experimentelle
Schwierigkeiten, die im langsamen Durchrea¬
gieren des ziemlich kompakten Ligninultra-mikrons bestehen. Die Reproduzierbarkeit der
Versuchsergebnisse läßt vielfach zu wünschen
übrig, da Unvermeidbare Abweichungen in der
Behandlung der Ligninprodukte bei der Her¬
stellung, bei der Elektrodialyse, bei der Ver¬
mischung mit dem Neutralisationsmittel usw. zu
verschiedenem Reaktionsverhalten des Lignin-präparates führen.
a) Bei der direkten kontinuierlichen
Elektrotitration des Lignins mit NaOH ist
der Laugeverbrauch im Wendepunkt der ET-
Kurve zufolge der geringen inneren und äußeren
Oberfläche der ± kompakten und im wässerigenDispersionsmittel langsam verquellenden Lignin-teilchen nur sehr gering; er beträgt 0,37 MäqNaOH je Gramm Lignin (Fig. 8).
b) Die diskontinuierlich mit NaOH
titrierten Lignine zeigen in den Titrations¬
kurven Wendepunkte, deren Lage nach verschie¬
denen Wartezeiten bis zur pH-Bestimmung nicht
konstant bleibt. Chemische Umlagerungen, Spren¬gung von Brücken im Ligninkomplex, Änderun¬
gen in der Dispersität — also Öffnung neuer
Oberflächen — können diese Wendepunktver¬schiebungen bedingen. Mit steigender Wartezeit
steigt das Pufferungsvermögen der grobdispersenLigninsuspensionen stark an. Die analogenWendepunkte verschieben sich in Richtunghöheren Laugeverbrauches und gegen tiefere
pH-Werte (vgl. Tabelle XIX). Die Deutung dieser
Wendepunkte stößt heute noch auf Schwierig¬keiten.
c) Zur Bildung größerer reagierender Ober¬
flächen wird das H-Lignin in überschüssigerNaOH dispergiert und die Rücktitration des hoch¬
dispersen Na-alkalischen Ligninsols wird mit HCl
vorgenommen. Zufolge der beim Ansäuern ein¬
tretenden Sol—Gelümwandlung macht sich bei
der diskontinuierlichen Rücktitration mit HCl
eine schleppende Einstellung des Neutralisations¬
gleichgewichtes bemerkbar. Auf Grund viskosi-
metrischer, kapillaranalytischer und direkter
Dispersitätsuntersuchungen wird die Inkonstanz
der Neutralisationsreaktionen auf variable Dis¬
persitätsgrade der Ligninteilchen, auf Okklu¬
sionen von Lösungsgenossen und auf langsameHydrolyse eingeschlossener Na-Ligninkomplexezurückgeführt (vgl. Tabelle XX Und Fig. 10).
d) Bei der kontinuierlichen konduktometri-
schen Titration der Na-Ligninsole ergeben sich
Titrationskurven mit mehreren ± deutlichen oder
flacheren Kennpunkten. Diese treten bei der
Rücktitration des Na-Lignins mit HCl deutlicher
in Erscheinung als bei der alkalimetrischen
Titration des Systems mit NaOH (Fig. 12). Die
aus mehreren Parallelversuchen berechneten
Kennpunkte, die durch den mittleren Fehler des
Mittelwertes in der Genauigkeit gekennzeichnetwerden, liegen bei folgendem Laugeverbrauch jeGramm Lignin:
0,37 Mäq (2,02 Mäq) (2,23 Mäq)2,64 Mäq (3,23 Mäq).
Der Laugeverbrauch von 2,64 Mäq je Gramm
Lignin steht in der Größenordnung in Einklangmit der Chemosorption von NH3 (2,76 Mäq NH3)und mit dem Laugeverbrauch bei der diskon¬
tinuierlichen potentiometrischen Rücktitration
Band 95 1Heft 2 (1941)J
Junker, Kolloidchemische Eigenschaften des Humus 247
alkalischer Ligninsole nach einstiindiger Warte¬
zeit (2,50 Mäq NaOH/g Lignin) (vgl. Tab. XXI).
e) Das Ligninteilchen erweist sich auf Grund
der azidimetrischen Titrationen als polybasischeSäure, in der die verschiedenen Säureradikale
je nach ihrer chemischen Natur, ihrer Stellung in
den Ligninbausteinen und ihrer topographischenLagerung im Ultramikron sehr unterschiedliche
Säurestärke besitzen, wobei zahlreiche Säure¬
radikale nur kleine Unterschiede in den Disso¬
ziationswerten aufweisen. Die Neutralisation
solcher in der Säürestärke nicht wesentlich ver¬
schiedener Radikale äußert sich daher in den
Titrationskurven nur durch undeutlich in Er¬
scheinung tretende Kennpunkte (schwache Knik-
kungen, unausgeprägte Wendepunkte, flache
Minima usw.), die theoretisch schwer deutbar
bleiben. Aus den Titrationen lassen sich unter
günstigsten Dispersitätsbedingungen Umtausch¬
kapazitäten von 2,5—2,8 Mäq Ion je Gramm
Lignin bestimmen. Diese Werte werden aber erst
bei hohen pH-Werten erreicht, die außerhalb des
in der Bodenkunde beobachteten Aziditäts¬
bereiches liegen. An der Basenbindung sind
offensichtlich phenolische Hydroxyle beteiligt.16. Das Ligninsol nimmt beträchtliche Men¬
gen 02 aus der Sauerstoffatmosphäre auf. Be¬
sonders in alkalischen Lösungen erfolgt die 02-Aüfnahme an den Ligningrenzflächen rasch und
kann beim Arbeiten mit Lignin unliebsame Stö¬
rungen der Versuchsergebnisse verursachen. Diese
OyAufnahme ist bodenkundlich interessant, da
sie das Lignin reaktionsbereiter macht Und offen¬
bar bei der Humifizierung stattfindet. Sie macht
das Lignin dispergierungsbereiter Und erhöht
deutlich die Umtauschkapazität. Die Hydro-philie der oxydierten Produkte scheint erhöht
zu werden.
a) Die Sauerstoffaufnahme durch Dioxan-
lignin erhöht sich mit steigender NaOH-Konzen-tration des Dispersionsmittels, also mit steigenderDispersität der Produkte. Sie erreicht bei der
höchsten angewandten NaOH-Gabe von 7 Mäqin 50 ccm 7,63 Mäq 02 je Gramm Lignin (Fig. 13).
b) Äquivalente Konzentrationen NaOH,KOH und Ba(OH)2 führen nach 37 Tagen zu'
gleichen 02-Aufnahmen. Trotz äußerlich gröbererDispersität des in Ba(OH)2 suspendierten Ligninsist die aufgenommene Sauerstoffmenge von
gleicher Größe wie bei NaOH und KOH gleicherÄquivalentkonzentration.
c) Bei gleichen Angebotskonzentrationen von
5 Mäq steigt die 02-Aufnahme mit zunehmender
Basenstärke und steigender Lösungskonzentra¬tion der Erdalkalihydroxyde im Dispersions¬
mittel (Fig. 14). Die 02-Absorptionen verhalten
sich dabei wie:
Ba(OH)2:Ca(OH)2:Mg(OH)2= 6,29: 5,02: 4,57 Mäq.
d) Feindisperse CaC03 (5 Mäq in 50 ccm) ver¬
mag durch die alkalische Hydrolyse die 02-Auf-nahme deutlich zu erhöhen. Der Effekt ist boden¬
kundlich interessant, weil CaC03 ein häufig an¬
zutreffender Bestandteil des Bodens ist.
e) In reinem Wasser bindet das Lignin eben¬
falls beträchtliche Sauerstoffmengen, 3,14 Mäq02 je Gramm (Fig. 15).
f) In den angewandten Konzentrationen
setzen sowohl Mn(OH)3 als auch Fe(OH)3 — in
Gegenwart von 5 Mäq NaOH in 50 ccm — die
Sauerstoffaufnahme der Ligninteilchen herunter.
Eine Förderung der 02-Bindung ist durch diese
Verbindungen nicht festzustellen; die von Ditz
und May (125) vermutete katalytische Wirksam¬
keit des Mn konnte unter den vorliegenden Ver¬
suchsbedingungen nicht bestätigt werden (Fig. 16).g) Das, „oxydierte Lignin" ist dispergierungs¬
bereiter als das gewöhnliche elektrodialysierteDioxanlignin. Die Dispergierung setzt bereits bei
tiefern pH-Werten ein (vgl. Fig. 6).h) Das Basenbindungsvermögen des „oxy¬
dierten Lignins" ist 1,61 mal höher als dasjenigedes gewöhnlichen Präparates und erreicht 4,25 MäqNaOH gegenüber 2,64 Mäq beim unoxydiertenLignin (Fig. 17).
i) Die Elementarzusammensetzung des „oxy¬dierten Lignins" unterscheidet sich nicht sehr
bedeutend von der des Ausgangsproduktes:C°/0 H°/0 0%
Freudenberg-Cuproxan-Lignin . 65,20 6,1 28,7Dioxanlignin 62,60 5,45 31,95„Oxydiertes Lignin" 60,27 5,31 34,42
Trotz der scheinbar geringfügigen Vermehrungdes O-Gehaltes sind die Eigenschaften der „oxy¬dierten Lignine" deutlich von denen der gewöhn¬lichen Produkte unterschieden.
17. Für die Elektrolytkoagulation wurde ein
Ligninsol folgender Eigenschaften hergestellt:
Ligningehalt im Liter Sol: 1,00g.Teilchenzahl im Liter Sol: 1,59 • 1014.
Mittlerer Teilchenradius: 1,02- 10-5cm.
Mittleres elektrokinetisches Potential:
—54,6 Millivolt.
pH-Wert des Sols: 4,20.
a) Die Ligninteilchen sind im sauer reagieren¬den Söl deutlich negativ geladen.
b) Die Koagulationswerte der verschiedenen,in Form der Chloride dargebotenen Kationen
wurden aus der makroskopisch sichtbaren Flok-
248 Junker, Kolloidchemische Eigenschaften des Humus f Kolloid-
LZeitschrift
kung ermittelt. Die bis zum Flockungseintrittverflossene Zeit wurde für die verschiedenen
Angebotsmolaritäten der Kationen bestimmt.
Als vergleichbares Maß der Koagülationswertewurden die Molaritäten der Kationen angegeben,die das Ligninsol in genau 120 Minuten nach
Koagulatorzusatz makroskopisch sichtbar zu
koagulieren vermögen (Fig. 18 Und 19).
c) Für die Flockung der Ligninsole sind im
120 Minutenpunkt relativ kleine Koagulator-konzentrationen notwendig, sie stimmen in der
Größenordnung mit denen für die Tonkoagula¬tion überein. Das Ligninsol darf daher zu den
koagulationsempfindlichen und relativ hydro¬phoben elektrokratischen Systemen gezähltwerden.
d) Die Hofmeister'schen Ionenreihen sind
bei den Alkaliionen recht ausgeprägt, das Li-Ion
koaguliert erst bei höheren Koagulatorkonzen-trationen als das wenig hydratisierte Cs-Ion. Bei
den Erdalkaliionen ist die Abhängigkeit von der
Hydratation weniger ausgeprägt.
e) Das H-Ion erweist sich als außerordentlich
starker Koagülator.
f) Die Hardy-Schulze'sche Wertigkeits¬
regel erscheint deutlich ausgeprägt. Die Koagu¬lationswerte der vergleichbaren Ionen einer
Periode verhalten sich wie folgt:
Na : Mg : AI = 1 : 3,4: 68.
g) Die von Wo. Ostwald für hydrophobeSysteme postulierte Regel, daß die Koagulator-ionen bei annähernd gleichen Aktivitätskoeffi¬
zienten/+ gleiche Flockungseffekte zeigen, konnte
bei den Ligninsolen wohl aus methodischen
Gründen nicht bestätigt werden. Bei der makro¬
skopischen Direktbeobachtung der Koagulationder Ligninsole können die ersten Stadien der
Teilchenaggregationen nicht beobachtet werden.
Die sog. ,,120-Minutenwerte" stellen bereits End¬
stadien des Koagulationsvorganges dar, die der
Ostwald'sehen Regel nicht mehr zu gehorchenbrauchen13).
Meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr.
H. Pali mann — auf dessen Anregung diese
Arbeit ausgeführt wurde — möchte ich für die
mir zuteil gewordene Förderung und die wert¬
vollen Ratschläge bestens danken.
13) Vgl. die nach Ablieferung des Manuskripteserschienene Publikation: Wo. Ostwald, Weiteres
über die A.K.-Theorie der Elektrolytkoagulationschwach solvatisierter Hydrosole. Kolloid-Z. 94,169 (1941).
Schrifttum.
1. Zit. nach E. Hägglund, Holzchemie (Leipzig1939).
2. K. Freudenberg, Ber. Dtsch. ehem. Ges. 69,1417 (1936); Liebigs Ann. Chem. 518, 64
(1935); E. Wedekind und O.Müller, Ber.
Dtsch. chem. Oes. 69, 1517 (1936).3. E. Hägglund, Biochem. Z. 147, 74 (1924);
R. Willstätter und L.Kalb, Ber. Dtsch.
chem. Ges. 61,1007(1928); P. Klason, Cellu-
losechem. 4, 81 (1923); H. Urban, Cellulose-
chem. 7, 73 (1926); K- Storch, Papierfabri¬kant 35, 142 (1937); Z. angew. Chem. 49, 209
(1926); H. Hibbert und F.Brauns, J.Amer. chem. Soc. 55, 4723 (1933).
4. P. Klason und B. Segerfelt, Svensk kern.
Tidskr. 23, 49 (1911); E.Beckmann und
O. Liesche, Biochem. Z. 139, 491 (1923);H. Pringsheim und W. Fuchs, Ber. Dtsch.
chem. Ges. 56,2095 (1923); W. J. Powell undH. Whittacker, J. chem. Soc. London 125,357 (1924); 127, 132 (1925)
5. E. Legeier, Cellulosechem.4,61 (1923); L.Kalbund V. Schöller, Cellulosechem. 4,37 (1923);K. G. Jonas, Ber. Dtsch. chem. Ges. 57, 854
(1924).6. A. Friedrich und J. Diwald, Hoppe-Seyler's'
Z. physiol. Chem. 176, 127 (1928); Cellulose¬
chem. 9, 123 (1928); E. Hägglund und
H. Urban, Cellulosechem. 8, 69 (1927); 9, 49
(1928); B. Holmberg, Papierfabrikant 36,218 (1938); H. Hibbert und Mitarbeiter,J. Amer. chem. Soc. 61, 509, 2120 (1939);Canad. Res. J. 13 B., 28, 48 (1935).
7. H. Staudinger und E. Dreher, Ber. Dtsch.
chem. Ges. 69, 1729 (1936); K. Freuden¬
berg, Ber. Dtsch. chem. Ges. 70, 500 (1937);H. Pauly, Ber. Dtsch. chem. Ges. 67, 1177
(1934); Papierfabrikant 16,29(1935); H. Hib¬
bert und G. F. Wright, J. Amer. chem. Soc.
59, 125 (1937); 61, 1477 (1939).8. O.Engel und E. Wedekind, Angew. Chem.
46, 760 (1933); K.Storch, Angew. Chem.
49, 209 (1936); N. I. Nikitin und I. M. Or-
lowa, Ber. Dtsch. chem. Ges. 69, 2434 (1936).9. B. Toliens und J. B. Lindsey, Liebigs Ann.
Chem. 267, 341 (1892); M. Honig und
J. Spitzer, Mh. Chem. 39,1 (1918); E. Hägg¬lund, Cellulosechem. 14, 56 (1933); C. G.
Schwalbe, Chemie der Zellulose (Berlin1938), 202.
10. E. Schmidt, Ber. Dtsch. chem. Ges. 59, 598
(1926); G.J.Ritter und CD. Bird, J.Amer. chem. Soc. 59, 802 (1937).
11. E. Hägglund und C. B. Björkman, Biochem.
Z. 147, 76 (1924); F. Komarow und G. Fili-
monowa, Chem. Zbl. 1935 II, 3179; 1936 II,759; Th. Lieser und V. Schwind, LiebigsAnn. Chem. 532, 104 (1937); H. Friese, Ber.
Dtsch. chem. Ges. 70, 1059, 1463 (1937).12. W. Fuchs, Chemie des Lignins (Berlin 1926), 74.
13. K. Freudenberg und Mitarbeiter, Ber. Dtsch.
chem. Ges. 71, 1810 (1938).14. K- Freudenberg und W. Lautsch, Naturwiss.
27, 227 (1939); Ber. Dtsch. chem. Ges. 73, 167
(1940).15. K. Freudenberg, Papierfabrikant 36,34(1938).16. Siehe 14.
17. K- Freudenberg und Mitarbeiter, siehe 7.