Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

38
o – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit Uwe Ch. Fischer Risiko Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit Dr. Uwe Ch. Fischer, Dipl.-Psych. Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf Universität Koblenz – Landau, Campus Landau 1. Steirischer Suchthilfekongress „Sucht – Rausch und Risiko“

description

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit. Dr. Uwe Ch. Fischer, Dipl.-Psych. Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf) Universität Koblenz – Landau, Campus Landau. 1. Steirischer Suchthilfekongress „Sucht – Rausch und Risiko“. Inhalt. - PowerPoint PPT Presentation

Transcript of Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Page 1: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Risiko –Reflektionen und Implikationen für die

Suchthilfearbeit

Dr. Uwe Ch. Fischer, Dipl.-Psych. Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf)Universität Koblenz – Landau, Campus Landau

1. Steirischer Suchthilfekongress „Sucht – Rausch und Risiko“

Page 2: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

- Risiko und Gesellschaft

- Verständnis und Erklärungen von Risiko und Risikoverhalten

- Risikowahrnehmung von Suchtgefahr und die Rolle der Risikoneigung zur Erklärung von Risikoverhalten

- Die „andere“ Seite des Risikoverhaltens und der –neigung

- Schlussfolgerungen und Implikationen für die Prävention und Suchthilfe

Inhalt

Page 3: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Gesundheitsrisiko

gesundheitliches Risikoverhalten

Risikofaktoren

Risikogruppen

Der Stellenwert des Risikos in derGesundheitswissenschaft

Page 4: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Die Literatur zum Thema „Risiko“ ist in den letzten Jahrzehnten explosionsartig angestiegen.

Soziologen kennzeichnen unsere moderne Gesellschaft als Risikogesellschaft (Beck, 1986).

Hinter der Auseinandersetzung mit dem „Risiko“ wird die paradoxe Situation der Steigerung von Sicherheit als auch Unsicherheit durch Technologie und Wissenschaft gesehen (Bechmann, 1993).

Gesellschaftliche Dimension von Risiko

Page 5: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Setzen wir uns vermehrt mit dem Thema Risiko auseinander um mehr Sicherheit zu erlangen, in dem wir versuchen Unsicherheiten kalkulierbarer zu machen?

Risiko und Sicherheit

Page 6: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Gesellschaftliche Ebene:

Diskussion gesundheitlicher Gefahren durch Eingriffe in die Umwelt und den technologischen Fortschritt im Sinne einer Kosten-Nutzen-Abwägung

Individuelle Ebene:

Individuelles gesundheitliches Risikoverhalten gilt grundsätzlich als „unvernünftig“

gesellschaftlicher und individuellerUmgang mit dem Risiko

Bsp.: Kernkraft, Mobilfunkantennen, Umweltgifte, Feinstaubbelastungen etc.

Page 7: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

ursprünglicher Bezug:

Ökonomische Risiken im Kontext von Seefahrt und Fernhandel; Gefährliche, aber gewinnträchtige Reisen wurden gegen Verluste abgesichert.

Woher kommt der Risikobegriff? Ursprünge

Italienisch: „riscare“ = wagen

Page 8: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Im Allgemeinen kann unter dem Begriff Risiko „die Möglichkeit eines Schadens oder Verlustes als Folge eines Ereignisses (z.B. Erdbeben) oder einer Handlung (z.B. Rauchen)“ verstanden werden.

(Jungermann & Slovic, 1993, S. 169)

Der Risikobegriff lässt sich auf die beiden Komponenten der negativen Konsequenz (Schädigung) und der Unsicherheit des zukünftigen Ereignisses reduzieren.

Was verstehen wir unter Risiko?

Page 9: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Luhmann (1991)

Gefahr versus Risiko

Gefahr:

von Umwelt verursachte Schäden

Risiko:

Folge des eigenenHandelns oder Unterlassens

Page 10: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

„… unter Risikoverhalten [versteht man] alle Verhaltens-weisen, bei denen mittel- und langfristig die Wahrscheinlich-keit sehr hoch ist, dass sie zu Problemen bei der Entwick-lung und Ausformung einer stabilen, gesunden Persönlich-keit und/oder zu Schwierigkeiten der sozialen Integration führen. Zu den wichtigsten Verhaltensweisen gehören hierbei der Missbrauch von legalen und illegalen Drogen, die nicht-bestimmungsgemäße Anwendung von Medika-menten, ungeschützter Geschlechtsverkehr mit unbe-kannten bzw. wechselnden Partnern, delinquentes Ver-halten sowie die Herbeiführung körperlicher, seelischer und sozialer Extremerfahrungen“

(Franzkowiak, 1994, S. 121)

Definition von Risikoverhalten

Page 11: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Wie gehen wir mit Risiken um?

Erklärungsansätze für Risikoverhalten(aus der Sicht der Risikoforschung)

Page 12: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Kritik: Individuelle Entscheidungen sind häufig spontan, situativ und subjektiv

-> stärkere Berücksichtigung der Risikowahrnehmung:intuitive Erfassung risikospezifischer Merkmale, die sich ausschließlich auf subjektive Vorstellungen über das Schadensausmaß riskanter Sachverhalte und über die Unsicherheit ihres Eintretens beschränken (Jungermann & Slovic, 1993)

Entscheidung zum Risikoverhaltenauf Grund einer Kosten/Nutzen Kalkulation

kognitiverBilanzierungsprozess

Wahrscheinlichkeitihres Eintretens

z.B. Modell des subjektiv erwarteten Nutzens (Edwards, 1954)

=

relevanteRisikoaspekte

relevanter Nutzen

x

Page 13: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Lösung: Kompromissprinzip; maximale Befriedigung beider Bedürfnisse

Risiko = Abwägung von Valenzen

Schnelle Zielerreichung

Vermeidung physischer

Beeinträchtigung

Klebelsberg (1969)

Risikosituation

Page 14: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Zusätzliche Aspekte:zeitliche Dimension und

Entscheidungsstil

- kurzfristiges Wohlbefinden vs. langfristige Gesundheitsbeeinträchtigung

- Impulsivität vs. Reflexivität

- intuitive (affektbasierte) vs. deliberative (planvoll analytische) Entscheidung

Page 15: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Beispiel: Sensation Seeking (Zuckermann, 1971, 1984, 2000)

Nur in wenigen Studien konnten für die einzelnen Subskalen und den Drogenkonsum Korrelationen von .23 bis .41 nachgewiesen werden.

Polykonsum von Drogen steht jeweils stärker mit Sensation-Seeking-Skalen in Zusammenhang

Drogen, die subjektiv als stimulierend und halluzinogen empfunden werden korrelieren eher mit Sensation-Seeking-Skalen als sedative wahrgenommene Drogen.

Insgesamt nur relativ geringe Zusammenhänge

Risikoneigung als Persönlichkeitseigenschaft

Page 16: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

„Gladiator-Komponente“ (Rheinberg, 1988): zusätzlicher Anreiz bei Risikoaktivitäten, wenn Zuschauer relevant sind

„Man präsentiert sich als außergewöhnliche Person, die sich furchtlos höchsten Bedrohungen stellt und sie erfolgreich meistert“ (Rheinberg, 1996).

In diesen sozialen Situationen werden z.T. höhere Risiken eingegangen als ohne Publikum (Kurz, 1988)

Soziale Verstärker von Risikoverhalten

Page 17: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Risikoverhalten auf Grund von Misserfolgserfahrungen

Misserfolgsorientiert

Erfolgsorientiert

Risiko(geringe Erfolgswahrscheinlichkeit)

niedrig mittel hoch

(Atkinson 1957; McClelland, 1958;Meyer, 1973)

Auch Erfolgsorientierte wagen mehr, wenn sie kurz zuvor einen Misserfolg erfahren haben (vgl. Wicklung & Gollwitzer)

Page 18: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Inwieweit stellt der Substanzkonsum

ein Risiko dar?

Risikowahrnehmung der allgemeinen Bevölkerung und der

Drogenerfahrenen

Page 19: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Einschätzung des Risikos von Konsummitteln oder Tätigkeiten in Bezug auf Sucht

1 2 3 4 5

'harte' Drogen

Ecstasy

Cannabis

Alkohol

Zigaretten

Medikamente

Glücksspiele

Elektr. Spiele

Fernsehen

Süßigkeiten

Kaffee

Sex

Arbeit

Sport

sehr gefährlich

völlig ungefährlich

Gemeindestichprobe N=589 (Fischer, 2000)

Page 20: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

1 2 3 4 5

'harte' Drogen

Ecstasy

Medikamente

Alkohol

Zigaretten

Glücksspiele

Fernsehen

Kaffee

Sex

elektronische Spiele

Süßigkeiten

Cannabis

Arbeit

Sport Gemeindestichprobekein bzw. geringer Konsum (JVA)Drogenkonsumenten (JVA)

**

**

*

sehr gefährlich

völlig ungefährlich

VergleichJVA (2002) & Gemeinde-stichprobe

Page 21: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Welche Rolle spielt die Risikoneigung?

Page 22: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Substanz-konsum

Risiko-orientierung

Problem-belastung

& Copingstile

Substanz-funktions-

überzeugungen

Risikoorientierung im Kontext von Problembewältigung und Substanzkonsum

Page 23: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Aktiv

Risiko

Meiden

Probleme

Emotions-regul.

Identitäts-regul.

Aktivieren

Cannabis

.23

.35

.24

.12

.09

.21

.17

-.09

.17

-.09

.19

.06

.15.06

-.25

.28

-.23

andereDrogen

.19

.16

.11

.48

Probleme undBewältigung Risikoorientierung

Funktions-überzeugungen

Substanzkonsum

N=658

vereinfachte Darstellung des Strukturgleichungssystems Fischer (2006)

Page 24: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Ergebnisse mit Fokus auf die Risikoorientierung:

• Die Risikoorientierung klärt zusätzlich den Substanzkonsum auf (Bezug Persönlichkeit).

• Insbesondere identitäts- und emotionsregulierende Funktionen des Substanzkonsums mediieren den Effekt (sozialer und emotionaler Bezug).

• Ein problemvermeidender Bewältigungsstil erhöht die Risikoneigung (Bezug Misserfolg).

• Emotionsbezogene Funktionen dominieren in der direkten Erklärung des Substanzkonsums (Bezug affektiver Valenzen).

• Zusätzlich fällt auf, dass ein aktiver Bewältigungsstil positiv mit der Risikoorientierung in Verbindung steht.

• Der aktive Bewältigungsstil puffert das Risikoverhalten ab.

Page 25: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Ist Risikoneigung und -verhalten grundsätzlich als gesundheitsschädlich

einzuordnen?

Die andere Seite der Risikoorientierung

Page 26: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Abenteuerurlaub und Extremsportarten habeneinen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft

Page 27: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Mut, Zivilcourage und Helden werden propagiert und gesucht

Wagemutig zu sein ist ein sozial positiv bewertetes Attribut (Brown, 1965).

Page 28: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Risikobereitschaft als berufliche Anforderung an Führungskräfte

AnforderungenWir suchen unternehmerisch denkende Personen, die mit Leidenschaft Innovationen durchsetzen wollen. Sie sollten dafür folgende Eigenschaften mitbringen: - Neugier und Chancendenken - Durchhaltevermögen und den Willen, persönlich zu wachsen - Risikobereitschaft und Verantwortungsbewusstsein - Organisationstalent - Berufserfahrung (wünschenswert)

Beispiel einer Stellenanzeige:

Risikobereitschaft ist eine wichtige berufliche Voraussetzung

Page 29: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Neugiermotiv: Streben nach ungewöhnlichen Eindrücken und Erlebnissen mit der Bereitschaft Risiken einzugehen (Schneider & Rheinberg, 1996)

Risikoverhalten aus Neugierde

Page 30: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Risikoverhalten als Entwicklungsaufgabe

Funktionen bzgl. Entwicklungsaufgaben- symbolische Vorwegnahme von Status und Reife - hedonistischer Lebensstil (Spaß und Genuss) - Ausdruck persönlichen Stils- gewollte Normverletzung (Autonomie)- Erleichterung des Zugangs zu Peergroups - Suche nach neuartigen Erfahrungen und Erlebnissen

Funktionen bzgl. Entwicklungsproblemen- Ersatzziel; Kompensation- Stress- und Gefühlsbewältigung

Entwicklungsbezogene Funktionen des Risikoverhaltens(Silbereisen & Reese, 2001)

Page 31: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Gesundheit und Risikoneigung

Cannabiskonsum und psychosoziale Gesundheit

Zeitweilige experimentelle Konsumenten vs. regelmäßige Konsumenten und Abstinenzler (Shedler & Block, 1980):höhere psychosoziale Gesundheit, sozial integrierter und erfolgreicher

Risikoneigung und psychosoziale Gesundheit

Risikosportler (Schumacher & Roth, 2004):hohe Sensation Seeking Werte, hohe Selbstwirksamkeit und geringer Neurotizismus

Page 32: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Risikoorientierung und Gesundheitsförderunglässt sich das vereinbaren?

Ziel ist die Erreichung eines Zustandes vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, der dadurch erreicht werden soll, dass Individuen und Gruppen unterstützt werden, eigene Wünsche wahrzunehmen und zu realisieren, Bedürfnisse zu befriedigen, sowie die Umgebung zu verändern oder sich an diese anzupassen. Gesundheit ist ein positives Konzept, das sowohl soziale und individuelle Ressourcen als auch körperliche Fähigkeiten betont. Aus diesem Grund ist Gesundheitsförderung nicht nur im Kompetenzbereich des Gesundheitssektors anzusiedeln, sondern Gesundheitsförderung geht weiter als ein gesunder Lebensstil zum Wohlbefinden.

Charta der Welt Gesundheitsorganisation (WHO, 1986)

Page 33: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Abwägung verschiedener gesundheitlicher Aspekte

Gesundheitliches Risiko in Bezug auf Sucht und körperliche Schädigung;mögliche soziale und individuelle Fehlentwicklung

Wohlbefinden, Genuss,sozialer Anschluss,

Geselligkeit,BedürfnisbefriedigungPersönlichkeitsentwicklung

Page 34: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Allgemeine Schlussfolgerungen

• Es gibt kein risikofreies Verhalten (Luhmann, 1991)

• Risiken sind soziale Konstruktionen und können nicht ohne menschliche Bewertungsprozesse betrachtet werden (vgl. Lupton, 1993)

• Letztendlich liegt dem Risikoverhalten implizit immer eine Entscheidung zu Grunde

• In einer Risikosituation wird zwischen verschiedenen Valenzen abgewägt

• affektiv besetzte Valenzen können bei schnellen Entscheidungen dominieren

Page 35: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Schlussfolgerungen zum Risikoverhalten und zur Risikoneigung

• Risikoneigung führt nicht notwendigerweise zu gesundheits-schädigendem Verhalten.

• Ein gewisses Maß an Risikoneigung ist sogar entwicklungs- und gesundheitsförderlich.

• Risikobereitschaft wird in bestimmten gesellschaftlichen Bereichen sogar gefordert.

Page 36: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Schlussfolgerungen zu Risikoverhalten und zu Risikoneigung

Damit die Risikoneigung nicht zur Gesundheitsbeeinträchtigung führt bedarf es

- funktioneller Alternativen (vgl. Franzkowiak)

- Risikokompetenzen und Resilienzfaktoren

Der gesteuerte Umgang mit Risiken und unsicheren Situationen kann zum Aufbau persönlicher Kompetenzen genutzt werden und somit zur Gesundheitsförderung beitragen (Bsp. Erlebnispädagogik)

Page 37: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Eine freie aber aufgeklärte und bewusste Entscheidung des Klienten ermöglichen

primäre Präventiona) Risikoverhalten im Kontext der Entwicklung betrachtenb) Individuelle und soziale Resilienzfaktoren stärkenc) Risikokompetenz im Allgemeinen und in Bezug auf legale Substanzen

fördern

Suchtprävention und Suchthilfe

sekundäre und tertiäre Präventiona) Aufbau von Risikokompetenzen in Bezug auf den Konsumb) Risiken durch entsprechende Angebote begrenzen (Harm

Reduction)c) Risikokompetenzen in Bezug auf Rückfallsituationen aufbauen

(Abstinenz und kontrollierter Konsum)

Page 38: Risiko  – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit

Risiko – Reflektionen und Implikationen für die Suchthilfearbeit ● Uwe Ch. Fischer

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!