RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012...

14
Rollstuhl- Rollstuhl- Kurier Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland 3,80, Österreich 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN FÜR ROLLSTUHLFAHRER & GEHBEHINDERTE Traumurlaub in Kenia: Mit dem Rollstuhl auf Safari Vorschau auf die Reha-Messe IRMA vom 1. bis 3. Juni 2012 in Bremen ab Seite 75

Transcript of RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012...

Page 1: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

Rol

lstu

hl-

Rol

lstu

hl- K

uri

er

Ku

rie

rHeft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049

D A S M A G A Z I N F Ü R R O L L S T U H L F A H R E R & G E H B E H I N D E R T E

Traumurlaub in Kenia:Mit dem Rollstuhl auf Safari

Vorschau auf die Reha-Messe IRMA vom 1. bis 3. Juni 2012 in Bremen ab Seite 75

Page 2: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

Im Februar 2012 begleitete unser Redaktionsteam eine kleineGruppe mit behinderten und nicht behinderten Urlaubern aufeiner Reise nach Kenia. Ziel war die rollstuhlgeeignete VillaKusini an der Südküste, etwa 500 Meter Luftlinie vom feinsan-digen Strand des Diani Beach entfernt.

Am Abend des 17. Februar 2012 traf sich die Reisegruppe,bestehend aus zwei Rollstuhlfahrerinnen und fünf Fußgängernin der Abflughalle des Frankfurter Flughafens. Das Eincheckender Rollstuhlreisenden klappte ebenso problemlos wie dasbevorzugte An-Bord-gehen. Rollstuhlfahrer dürfen grundsätz-lich als erste Fluggäste an Bord und steigen nach der Landungals letzte Passagiere aus. So bleibt den Helfern des Boden-personals mehr Zeit und Bewegungsfreiraum. Pünktlich um20.40 Uhr hob die Maschine in Richtung Nairobi ab, wo sienach etwa achteinhalb Stunden zur Zwischenlandung ansetz-te. Nach einem knapp einstündigen Zwischenstopp hob dieMaschine mit Ziel Mombasa ab. Der Flug mit der Condor warinsgesamt angenehm, der Bordservice gut.

Die Condor fliegt nahezu täglich von Frankfurt am Main nachKenia und zurück, je nach Wochentag als Direktflug nachMombasa und dann weiter nach Nairobi oder umgekehrt. DerDirektflug nach Mombasa dauert etwa achteinhalb Stunden,mit Zwischenstopp in Nairobi ist man zehn Stunden unter-

wegs. In Mombasa pünktlich um 08.55 Uhr gelandet, funktio-nierten das Auschecken und die Zollkontrolle auch mit denRollstuhlfahrerinnen reibungslos. Nur bei der Passkontrolleerlebten wir eine Überraschung. Von jedem Passagier wurdeder Reisepass eingescannt, und es wurden Fingerabdrückeabgenommen. Die Visa- bzw. Einreisegebühren betrugen 40,-Euro pro Person.

Am Flughafenausgang erwarteten uns zwei Kleinbusse derReiseagentur, die im Auftrag von Steffen Köbler, dem Inhaberder rollstuhlgeeigneten Villa Kusini, die Gäste vom Flughafenabholten. Obwohl der Flughafen Mombasa nur etwa 35 Kilo-meter von Diani Beach und der Villa Kusini entfernt ist, dauertdie Fahrt je nach Verkehrslage gut eine Dreiviertelstunde undlänger.

Unser Reiseziel, Diani Beach, ist von Mombasa aus aufdirektem Wege nur über eine Fährverbindung zu erreichen.Obwohl die wohl berühmteste Fähre auf dem afrikanischenKontinent, die Likoni-Fähre, tagsüber im Zehnminutentakt imEinsatz ist, kann es schon mal zu kleineren, bisweilen auchlängeren Wartezeiten kommen. Zunächst fahren Pkws undLastwagen auf die Fähre, dann strömen hunderte Fußgängerdarauf. Dieses bunte Treiben wiederholt sich den ganzen Tag,nahezu rund um die Uhr.

- 6 -Rollstuhl-Kurier 3-2012

Urlaub in Kenia Eine Fotoreportage von Yvo Escales und Theresa Diehl

Straßenszenen in Mombasa. Die Likoni-Fähre von Mombasa.

Page 3: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

- 8 -Rollstuhl-Kurier 3-2012

In Mombasa ist tagsüber immer Stau auf den Straßen, aberunsere Fahrer schafften es immer wieder, sich durch kleineLücken und über Schleichwege schneller als alle anderenFahrzeuge ans gewünschte Ziel zu manövrieren. Der Kamika-ze-Fahrstil, den es noch vor zwanzig Jahren besonders aufKenias Landstraßen gab (Überholmanöver in unübersichtli-chen Kurven usw.), gehört inzwischen wohl der Vergangenheitan. Unsere beiden Fahrer, die uns während des gesamten Auf-enthaltes chauffierten, waren wirklich unglaublich gut!

Es dauerte bis zur Mittagszeit, bis wir mit den zwei Kleinbus-sen Mombasa und die Fähre hinter uns gelassen, einen Stoppfür kleinere Einkäufe und Geldwechseln eingelegt und dannendlich unser Reiseziel erreicht hatten.

Ankunft in der Villa Kusini: Die Rollis und das Gepäck wur-den ausgeladen, und wir betraten das 1.600 Quadratmetergroße, ansehnliche und gepflegte Anwesen der Villa Kusini.Der Eingangsweg führte uns rechts am Haus vorbei in einenweitläufigen, tropisch bewachsenen Garten mit hauseigenemPool. Die landestypisch erbaute, 160 Quadratmeter große Vil-la Kusini liegt nur etwa 550 Meter vom Traumstrand DianiBeach am Indischen Ozean entfernt.

Steffen Köbler, der uns auf dieser Reise begleitete, hat diesesHaus für seine Familie erworben und für seinen Bruder, derseit über 25 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen ist, so gut esging, angepasst. Die Wege wurden neu verlegt, so dass nunder Garten, der Pool und der Eingang über die Terrasse stu-fenlos erreichbar sind. Auch das Nachbarhaus auf dem Grund-stück, nur wenige Meter entfernt, ist mit dem Rollstuhl bequemerreichbar.

Die Villa Kusini ist mit landestypischen Möbeln eingerichtet,ohne dass man auf den gewohnten europäischen Komfort ver-zichten muss. Die Küche ist mit allen notwendigen Elektro-geräten ausgestattet (Herd, Toaster, Kühlschrank, Gefrierfach,Kaffeemaschine, Mixer usw.).

Im Erdgeschoss befinden sich zwei Schlafzimmer, ein Bade-zimmer und eine Küche. Das Obergeschoss (für Rollstuhlfah-rer nicht zugänglich) besteht aus einem großen Wohnbereichvon etwa 70 Quadratmetern mit einer offenen Galerie, mitFernseher und DVD-Player.

Die beiden großen Schlafzimmer im Erdgeschoss habengroße Doppelbetten und reichlich Platz und Stauraum in denSchränken. Alle Betten sind mit Moskitonetzen ausgestattet.

Die Terrasse der Villa Kusini. Sonnenliege für Rollis am Pool. Links: Steffen Köbler.

U r l a u b i n K e n i a

Die rollstuhlgeeignete Villa Kusini in Diani Beach mit Poolbereich.

Page 4: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

Außerdem gibt es einen Safe für die persönlichen Wertsachen.Das hohe Makuti-Dach sorgt zusammen mit großzügig dimen-sionierten Giebelöffnungen für ein angenehmes Raumklimaohne Klimaanlage. Die Schlafzimmer sind nicht mit Klimaanla-ge sondern mit Decken- und Wandventilatoren ausgestattet,die bei nächtlicher Hitze etwas Abkühlung verschaffen.

Alle Türen sind mindestens 84 Zentimeter breit, auch dieBadezimmertür. Das Bad selbst verfügt über ein Wasch-

becken, eine ebenerdige Dusche undein WC mit Haltegriffen links undrechts. Das Badezimmer ist vomZuschnitt her für Rollstuhlfahrer pas-sabel nutzbar, wenn auch nicht opti-mal. Der Durchgang vom Wasch-becken zu Dusche und WC beträgtca. 70 cm, wodurch der Bewegungs-freiraum etwas eingeschränkt ist. DasWaschbecken ist unterfahrbar (vomBoden zur Unterkante 76 cm, zurOberkante 87 cm). Die Dusche ist,bis auf eine 1,5 cm hohe Spritzwas-serkante, ohne Hindernis befahrbar.Das WC ist 40 cm hoch (Aufsatz vor-handen).

Der Spiegel hängt etwas zu hoch, manch ein Rollifahrer mitkleiner Körpergröße sieht sich bzw. sein Gesicht nur zur Hälf-te. Der Bewegungsfreiraum im Duschbereich beträgt 97 x 116cm. Machbar ist das, aber für überbreite Rollstuhlfahrer könn-te es eng werden. Steffen Köbler wird das Bad aber in denkommenden Monaten noch umbauen, um den Bewegungs-freiraum für Rollstuhlfahrer zu vergrößern. Alle notwendigenDinge wie Duschrollstuhl, Duschhocker, Sauggriff, Softsitz fürdie Toilette usw. sind kostenfrei im Haus vorhanden.

- 9 - Rollstuhl-Kurier 3-2012

Schlafzimmer.Waschbecken und WC in der Villa Kusini.

Besuchen Sie uns auf der neuen Reha-Messe in Bremenvom 1. bis 3. Juni 2012, Halle 7, Stand C11

Bürgerweide / Theodor-Heuss-Allee / nur 150 m vom Hauptbahnhof entferntwww.mobilitaetsmesse.de

steffen.koebler
Textfeld
Page 5: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

Steffen Köbler hat einen sehr ausführlichen Ordner mit allenwichtigen Informationen über die Villa Kusini, über Land undLeute sowie mit wichtigen Telefonnummern von Hausverwal-tung, Kontaktpersonen, Servicepersonal, Dienstleistern, Aus-flugs- und Fahrdiensten usw. angelegt. Diese Informations-sammlung ist wirklich vorbildlich und lässt keine Fragen offen.Über das Haustelefon erreicht man zu jeder Uhrzeit die wich-tigsten Ansprechpartner, ein Taxi oder einen Arzt.

Das Besondere an der Villa Kusini: einerseits ist es ein Feri-enhaus, andererseits genießen die Gäste einen nahezu per-fekten, individuellen Service, den Sie "nur" abrufen müssen.Alle wichtigen Dienstleister kennen die Villa Kusini und arbei-ten sehr zuverlässig. Die Köchin bereitet Ihnen das Essen sozu, wie Sie es wünschen. Kurze Taxifahrten, Ausflüge zumStrand und zu Sehenswürdigkeiten oder mehrtägige Safariswerden so durchgeführt, wie die Gäste das individuell mit derdeutschen Hausverwalterin Anne, die schon seit zwölf Jahrenin Diani Beach lebt, oder mit Yvonne Matiba von Go AfricaSafari besprechen. Anne kommt, wann immer die Gäste eswünschen, wenn es etwas zu besprechen oder zu besorgengibt.

Der Service der Köchin, die außerdem die Betten macht unddas Haus putzt, ist im Preis inklusive, ebenso der Gärtner. Füreinen geringen Aufpreis können die Gäste einen Einkaufsser-vice buchen. Vor der Abreise erhalten sie einen Einkaufsplan,auf dem sie die gewünschten Speisen und Getränke vorbe-stellen können. Bei Ankunft in der Villa Kusini sind dann Kühl-schrank und Vorratsschränke mit der bestellten Ware bestückt.Wer möchte, kann diesen Einkaufsservice während desgesamten Aufenthaltes in Anspruch nehmen.

Die Mahlzeiten werden stets auf der großen Terrasse mit Blickauf den Pool und den großen Garten eingenommen. Bei denAußentemperaturen ist das nicht nur sinnvoll, sondern einGenuss. Um Frühstück und die übrigen Malzeiten kümmertsich eine Köchin. Sie kocht ganz nach den Wünschen derGäste, kann aber auch sehr gute landestypische Speisenzubereiten, die unserer Gruppe ganz hervorragend schmeck-ten. Ein Fischhändler kommt auf Wunsch mit frischem Fischans Haus. Die Telefonnummer ist auch im Haustelefon abge-speichert.

Zum Servicepersonal der Villa Kusini zählt auch ein Gärtner,der die Gartenanlage vorbildlich pflegt und den elf mal sechsMeter großen Pool täglich reinigt. Um in den Pool hinein undwieder herauszukommen, benötigen Rollstuhlfahrer Hilfe, daes keinen Lifter und am Einstieg auch keine seitlich ange-brachte Reling bzw. Haltestange gibt. Man kann aber über dieWasserrutsche recht bequem in den Pool gelangen. Ein seit-

lich an der Rutsche angebrachter Gartenschlauch versorgtdiese bei Bedarf mit Wasser, um den Gleiteffekt zu verbes-sern. Über die flach aufsteigenden Stufen im Wasser gelangtman zum Beckenrand, wird dort jedoch womöglich Hilfebenötigen, um wieder in den Rollstuhl zu gelangen. Der Poolselbst ist an den Treppenstufen flach abfallend, bis er eine Tie-fe von ca. 2,20 Metern erreicht. Die Maße des Pools erlaubeneinige Schwimmzüge, und die Wassertemperatur ist sehrangenehm.

Ausflüge und Safaris: Yvonne, die Inhaberin von Go AfricaSafari, organisiert seit vielen Jahren Ausflüge und Safarisauch für Rollstuhlfahrer. Sie kümmert sich liebevoll um ihreGäste und bemüht sich um die bestmöglichen, für Rollstuhl-fahrer geeigneten Safaris. Ihre Kleinbusse sind nicht zu 100Prozent rollstuhlgerecht, aber die Fahrer sind perfekt auf dieBedürfnisse von behinderten Menschen geschult. Die Roll-stuhlfahrer werden gekonnt vom Rollstuhl auf den Beifahrersitzgehoben, wo sie bei Ausflügen die beste Aussicht haben oder,auf Wunsch, mit angelegten Alurampen im Rollstuhl in dasFahrzeug geschoben.

Den ersten Tag in der Villa Kusini verbrachte die Gruppe mitFaulenzen und Relaxen am Pool. Andere wagten einen erstenSpaziergang zum Strand von Diani Beach. Der Weg von derVilla Kusini bis zum Strand ist weitgehend unbefestigt und hol-prig. Für sehr fitte Rollis oder Rollstuhlfahrer mit Begleitung

- 10 -Rollstuhl-Kurier 3-2012

U r l a u b i n K e n i a

Das Nachbarhaus ist durch einen rollstuhlgeeigneten Weg mit der Villa Kusini verbunden.

Strand am Aliance-Hotel.

Ein separates WC und ein Bad mit Dusche und WC im Nachbarhaus. Rollstuhlfahrerkommen hier ebenfalls gut zurecht.

Page 6: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

eine Herausforderung, aber machbar. Auf dem kürzestenFußweg ist man etwa sieben bis zehn Minuten unterwegs, bisman den feinsandigen, weißen Traumstrand erreicht. Für Rol-lis ist hier erst einmal Schluss, durch den feinsandigen Strandist Schieben unmöglich.

Strandmobile für Gäste im Rollstuhl: Am nächsten Tagjedoch fuhren wir mit dem Fahrdienst der Villa Kusini zum nurwenige Fahrminuten entfernten Aliance-Hotel, wo zwei spezi-elle Strandmobile für Gäste im Rollstuhl bereitstehen. Für dieGäste der Villa Kusini ist dieser Service einmal pro Wochekostenlos. Ansonsten bezahlt man für das Rollstuhl-Taxi inklu-sive Schiebehilfe des Fahrers ein geringes Entgelt. Den Aus-flug zum Strand sollte man einen Tag vorher anmelden. DerAusflug mit den Strandmobilen war ein voller Erfolg. Dank derriesigen Ballonreifen ließen sich die Strandrollis sehr bequemdurch den festen, feinen, weißen Sand und entlang des Was-sers schieben.

Wer möchte, kann mit dem Strandrollstuhl bis ins Wassergeschoben werden und dann im hier klaren Indischen Ozeanschwimmen. Am Poolbereich des Hotels kann man kühleGetränke und kleine Snacks zu sich nehmen. Die Toiletten sindnicht rollstuhlgerecht und nur mit viel Improvisationstalentnutzbar. Die Sonne ist hier am Indischen Ozean sehr intensiv.An den ersten Tagen ist also äußerste Vorsicht geboten, dennein starker Sonnenbrand kann die Urlaubsfreuden der näch-sten Tage erheblich trüben.

Beachboys: Die zahlreichen Verkäufer am Strand, sogenann-te Beachboys, sind ungefähr so lästig, wie sie seit Jahr undTag in den Reiseführern beschrieben werden. Von der eigenenBevölkerung werden sie ebenfalls nicht geschätzt, weil sie sich

mit Souvenirverkäufen an gutgläubige Touristen mit hoff-nungslos überteuerten Preisen eine goldene Nase verdienen.Doch wenn man höflich aber bestimmt zu verstehen gibt, dassman kein Geschäft wünscht, lassen sie einen auch in Ruhe.

Die Beachboys haben natürlich bestens im Blick, wer neuangekommen, weil noch käseweiß, und daher offensichtlichunerfahren ist, und stürzen sich auf diese neue Kundschaft.Man tut gut daran, sich nicht auf Gespräche einzulassen son-dern höflich abzuwinken, ansonsten wird man die Leute ein-fach nicht mehr los. Wie gesagt, wer mit diesem Themageschickt und vielleicht mit ein wenig Humor umgeht, kommtmit dieser lästigen Begleiterscheinung ganz gut klar. Und wennSie sich täglich ein- bis zweimal am Strand blicken lassen,werden sie irgendwann in Ruhe gelassen, weil die VerkäuferSie dann als "resistent" abgeschrieben haben.

Lebensmittel: Auf dem Rückweg zur Villa Kusini legte dieGruppe einen kurzen Einkaufstopp bei einem Supermarkt ein.Grundnahrungsmittel sind in Kenia für unsere Verhältnisse ver-gleichsweise preiswert. Die Preise für importierte Produkteaus Europa wie Müsli, Cornflakes, Süßigkeiten und Milchpro-dukte sind im Vergleich zu Deutschland teurer. Ein Liter Super-benzin kostete in Kenia umgerechnet etwa 1,09 Euro; gemes-sen am durchschnittlichen Einkommen der Bevölkerung einhoher Preis.

Schule in Ukunda: Am dritten Tag fuhr die Gruppe mit denbeiden Kleinbussen nach Ukunda zu einer staatlichen Schule,die unter anderem durch Spenden und freiwillige Helfer Kin-dern und Jugendlichen eine entsprechende Ausbildung bietet.Die Schüler und Lehrer der Schulklassen boten unserer Grup-pe einen herzlichen Empfang. Erstaunlich, mit welch einfachen

U r l a u b i n K e n i a

- 12 -Rollstuhl-Kurier 3-2012

Mit den Strandrollstühlen waren Spaziergänge am Strand von Diani Beach problemlos möglich.

Händler mit Verkaufsständen entlang der Straßen. Schule in Ukunda.

Page 7: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

Mitteln dort Unterricht abgehalten wird und wie wissbegierigund diszipliniert die Kinder und Jugendlichen sind.

Stolz erzählt uns der Schuldirektor in seinem unfassbar einfa-chen und winzig kleinen Büro, wie sehr ihm eine solide Schul-ausbildung seiner Schützlinge am Herzen liege und wie sehrer sich über den Besuch aus Deutschland freue. Der Staatfinanziere einen Großteil des Schulprojektes, aber man seieben auch auf Spenden angewiesen. Nahezu alle aus unsererGruppe spendeten einen kleinen Betrag. Anschließendbesuchten wir ein landestypisches Dorf, wo uns traditionelleafrikanische Tänze vorgeführt wurden.

Frischer Fisch von Mohammed: Zum Abendessen hatte dieKöchin frischen Fisch zubereitet, den uns der FischhändlerMohammed fangfrisch am Vormittag in die Villa Kusinigebracht hatte. Ein kulinarischer Genuss, sehr zu empfehlenund zu Preisen erhältlich, die in Europa um ein Vielfacheshöher liegen. Tunfisch, Kingfisch, Papageienfisch und andereFischarten kosten umgerechnet etwa 5,- Euro pro Kilogramm,Calamares etwa 6,- Euro, Hummer 16,- Euro je Kilo.

Relaxen am Pool: Am vierten Tag war Entspannung ange-sagt. Wer wollte, konnte sich massieren lassen, im Poolschwimmen, an den Strand gehen. Wer E-Mails schreiben undim Internet surfen möchte, kann sich im Einkaufszentrum"Nakumat", etwa fünf Kilometer von der Villa Kusini entfernt,eine Internetkarte und einen Surfstick (20,- Euro) sowie einGuthaben (1,5 Gigabyte für etwa 10,- Euro) kaufen. Die Ver-

bindung ist mäßig, für E-Mails ohne großen Datenanhangreicht es, um jedoch größere Datenmengen zu verschicken,taugt das System nicht. Und weil am nächsten Tag eine vier-tägige Safarifahrt beginnen sollte, wurden abends die Reise-taschen für das "kleine Gepäck" vorbereitet.

Vorausschauende Planung bei Ausflügen und Safaris: Esist empfehlenswert, eine Safari mit Rollstuhlfahrern bereits inDeutschland rechtzeitig über Steffen Köbler und Yvonne zubuchen. Yvonne hat als einzige Agentur in Kenia geschultesPersonal und kennt sich mit der Buchung für Rollstuhlfahrerbei den Safari-Lodges aus. Die Safaris werden nach den indi-viduellen Bedürfnissen der Rollstuhlfahrer zugeschnitten.Außerdem werden die Fahrzeuge im Unterschied zu anderenSafarianbietern mit einer nur geringen Personenzahl bestückt,da für Rollstuhl und sonstige Ausrüstung viel Platz benötigtwird. Außerdem kann so viel besser auf die Bedürfnisse derRollstuhlfahrer Rücksicht genommen werden, zum Beispiel,wenn unterwegs rollstuhlgeeignete Toiletten gesucht werdenmüssen. Große Safariunternehmen sind mit solchen Aufgabenund Spezialwünschen meistens überfordert. Wenn Sie dieSafaris über Steffen bzw. Yvonne buchen, ist übrigens einStrandausflug mit Nutzung der Strandrollis umsonst.

Vor Reisebeginn sollte das genau abgesprochen werden. Esgibt zum Beispiel Safaris mit einer Dauer von vier Tagen unddrei Übernachtungen in drei unterschiedlichen Tierparks. Mansieht auf solchen kurzen Safaris sehr viel, sitzt aber in derRegel auch den ganzen Tag im Auto. Beispiel für einen solchenProgrammablauf: morgens Fahrt zum Park, mittags Ankunft,Mittagessen, erste Pirschfahrt am Nachmittag, Rückkehr ins

U r l a u b i n K e n i a

- 14 -Rollstuhl-Kurier 3-2012

Der Sitzplatz vorne links neben dem Fahrer bietet Rollstuhlfahrern denangenehmsten Halt und die beste Aussicht. In Kenia gilt Linksverkehr,

daher sitzt der Fahrer rechts vorne.

Einfahrt in den Tsavo-Ost-Nationalpark.

Die Aruba-Ashnil-Lodge im Tsavo-Ost-Nationalpark. Pool der Aruba-Ashnil-Lodge

Page 8: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

Camp gegen 19.00 Uhr, Abendessen. Am nächsten Morgenerste Pirschfahrt um 06.00 Uhr, danach Frühstück, Gepäck inden Kleinbus einladen und weiter zum nächsten Camp.

Safaris ab sechs Tage Aufenthalt sind zu empfehlen: Die-ses Programm wiederholt sich drei Tage lang. Vorteil: manerlebt und sieht in kurzer Zeit mehrere Tierparks. Nachteil:man kann die herrlichen Lodges wegen des engen Zeitplansnicht genießen. Daher unsere Empfehlung: lieber eine längereSafari mit zum Teil zwei Übernachtungen in einem Safari-Camp buchen. Die Safaris sind nicht "billig". Erstens sind dieUnterkünfte und Lodges recht hochwertig, zweitens sind dieGebühren in den Nationalparks pro Tag sehr hoch. Pro Personund Tag kostet der Aufenthalt in einem Park zwischen 65,- und90,- US-Dollar Gebühr ohne Unterkunft und Verpflegung. Die-ses Geld wird für die Wildhüter und für den Schutz der riesigenNationalparks dringend benötigt.

Yvonne von der Agentur Go Africa bietet ein sehr umfangrei-ches und abwechslungsreiches Safari-Programm speziell fürRollstuhlfahrer an. Die besondere Schwierigkeit liegt ja darin,unterwegs geeignete Toiletten zu finden. Die Fahrer, die dieKleinbusse chauffieren, sind diesbezüglich sensibilisiert undsehr geduldig und hilfsbereit.

Wir haben diese Umsicht während unseres gesamten Aufent-halts in Kenia sehr genossen. Sie können sich zum Beispielschon in Deutschland einen Reise- und Ausflugsplan gemein-

sam mit Steffen Köbler ausarbeiten und dann vor Ort mit Yvon-ne bei Bedarf noch weitere Feinabstimmungen vornehmen.Yvonne ist enorm geduldig und hilfsbereit. Diesen guten Rufhat sie sich übrigens auch längst bei den Safari-Hotels erwor-ben, die es sehr schätzen, dass Yvonne jeden behindertenReisegast und seine Bedürfnisse bei den Hotels anmeldet undzwischendurch sogar dort anruft und nachfragt, ob alles inOrdnung ist.

Die Suche nach dem stillen Örtchen: Natürlich gibt es hinund wieder kleine Problemchen. Das Auffinden von halbwegsakzeptablen Toiletten entlang der Straßen durch Kenia zu denNationalparks ist schon für nicht behinderte Menschen einProblem - für Rollstuhlfahrer nutzbare WCs sind erst rechtschwer zu finden. Was gestern noch hygienisch in Ordnungwar, kann Tage später unbrauchbar sein. Die Geduld unsererFahrer, immer wieder an Tankstellen Halt zu machen auf derSuche nach geeigneten stillen Örtchen, war bewundernswert.Aber wir sind hier in Kenia, wo es perfekt ausgestattete Tank-und Rastanlagen nach westeuropäischem Standard einfachnoch nicht gibt.

Unsere Viertages-Safari: Unser erster Safaritag begann um06.30 Uhr mit der pünktlichen Abfahrt von der Villa Kusini mitzwei Kleinbussen Richtung Tsavo-Ost-Nationalpark, dessenEingang wir gegen 12.00 Uhr erreichten. Wir machten einekurze Pause (die Toilette am Parkeingang ist rollitauglich), und

- 15 - Rollstuhl-Kurier 3-2012

Besuchen Sie uns auf der neuen Reha-Messe in Bremenvom 1. bis 3. Juni 2012

Bürgerweide / Theodor-Heuss-Allee / nur 150 m vom Hauptbahnhof entferntwww.mobilitaetsmesse.de

steffen.koebler
Textfeld
Page 9: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

danach begann die erste anderthalbstündige Pirschfahrt. Um13.40 Uhr erreichten wir die Aruba-Ashnil-Lodge, die überrollstuhlgerechte sanitäre Anlagen verfügt.

Das Badezimmer mit schwellenloser Dusche, das WC mit Hal-tegriffen, alles war perfekt. Insgesamt war die Anlage sehr gut,alles war mit dem Rollstuhl gut erreichbar.

Um 16.00 Uhr ging es erneut auf Pirschfahrt, und wir bekamenElefanten, Zebras, Giraffen, Gazellen und Löwen zu sehen.Unsere Fahrer, Rashid und Leonard, konnten uns alles überdie Tiere und die Vegetation erzählen und erwiesen sich somitwährend der gesamten Safari als hervorragende Guides.

Gegen 19.00 Uhr waren wir wieder im Camp. Dort hieß es: abin den Swimmingpool (mit Hilfe auch für Rollis machbar),duschen, zu Abend essen, noch etwas plaudern und dann frühschlafen gehen. Denn am nächsten Morgen ging es um 05.30Uhr wieder aus den Federn. Sachen packen, frühstücken, undwieder ging es in die Kleinbusse und auf Frühpirsch. An die-sem Morgen war es leicht regnerisch, aber das war auch dereinzige Vormittag in Kenia, an dem der Himmel etwas bewölktwar.

Um 09.15 Uhr verließen wir den Tsavo-Ost-Nationalpark. DieToilette am Parkausgang war für Rollis nicht geeignet, so leg-ten wir erneut eine Rast an einer vier Kilometer entferntenTankstelle ein. Hier war das WC für Rollis mit etwas Improvi-sation ganz in Ordnung.

Ein langer Weg zum Amboseli-Nationalpark stand uns bevor.Es ist nicht einfach, vernünftige Toiletten auf der Strecke zu

finden, und dennoch wurden unsere Fahrer fündig, halfen stetsgekonnt beim Ein- und Aussteigen unserer Rollstuhlfahrerin-nen. Die letzten 150 Kilometer der Straße von Aruba zumAmboseli-Park war erst kürzlich neu gebaut worden; es gabhier keine Schlaglöcher.

Um 14.15 Uhr erreichten wir den Amboseli-Park und quartier-ten uns in der wunderschönen Ol-Tukai-Lodge ein, traumhaftgelegen, mit direktem Blick auf den Tibo, den höchsten Berg(5.895 Meter) des Kilimandscharo-Massivs im Nordosten vonTansania.

Die Lodges sind komfortabel eingerichtet, und auch das behin-dertengerechte WC im öffentlichen Bereich war vorbildlich.Das Restaurant, der Service, die gepflegte Poolanlage (aller-dings ohne Einstiegshilfe für Rollis), einfach alles in dieserLodge machte einen vorbildlichen Eindruck. Ein überaus auf-merksames und bestens geschultes Personal, wie man es nurganz selten antrifft, bediente hier die Gäste. Das Abendessenund das Frühstück ließen keine Wünsche offen. Schade nur,dass der Aufenthalt in dieser Lodge einfach zu kurz war. Esgab keine Zeit, die herrliche Umgebung in Ruhe auf sich wir-ken zu lassen. Daher auch unsere Empfehlung, in dieser Lod-ge besser zwei Nächte zu verbringen.

Die Lodge Nr. 50 und die Nachbarlodge sind rollstuhlgerecht,der Eingang ist schwellenlos, alle Türen sind 80 Zentimeterbreit. Sie besteht aus einem großen Wohn-Schlafraum mitzwei Einzelbetten, Schreibtischzeile, Sofa und Wasserkochermit Tee und Kaffee. Das Badezimmer verfügt über eine schwel-lenlose Dusche, über Haltegriffe an der Dusche und rechts

U r l a u b i n K e n i a

- 16 -Rollstuhl-Kurier 3-2012

Die Ol-Tukai-Lodge im Amboseli-Park. Swimmingpool der Ol-Tukai-Lodge.

Page 10: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

neben dem WC und über ausreichend Freiraum, um sich mitdem Rollstuhl ohne Hindernisse bewegen zu können.

Nach unserer Ankunft nahmen wir ein kurzes Mittagessen ein,bevor es um 16.00 wieder auf Safarifahrt durch den Ambo-seli-Park ging. Er liegt direkt an der Grenze von Tansania undzählt zu den bekanntesten, tierreichsten und schönsten Natio-nalparks Kenias. Die Besitzer des umliegenden Landes sinddie Massai, die heute den Wildbestand ebenso achten undschützen wie die Parkwächter und Wildhüter. Das Tierreservatist deswegen weitgehend von Wilderern verschont geblieben.Das Gebiet des Amboseli-Parks umfasst nur 390 Quadratkilo-meter; im Vergleich zu anderen ist er also ein kleiner Park.

Um 18.30 Uhr, kurz vor Sonnenuntergang, erreichten wir wie-der die Ol-Tukai-Lodge. Es wurde ein hervorragendes Abend-essen geboten, und der Abend klang am Lagerfeuer mit Gitar-renspieler und romantischer Stimmung aus.

Am nächsten Morgen durften wir um 05.40 Uhr wieder aufste-hen, denn die obligatorische Frühpirsch bis 08.30 Uhr standauf dem Programm. Danach blieb eine knappe Stunde Zeit

zum Frühstücken und Sachen packen. Zu kurz der Aufenthalt,zu schade, dass wir weiter mussten.

Weiter ging es zum Tsavo-West-Nationalpark, wo wir pünkt-lich um 12.30 Uhr die Severin-Lodge erreichten. Die Lodgeswaren ganz überwiegend aus Zeltplanen errichtet, dennochäußerst komfortabel eingerichtet. Weil erst wieder um 16.00Uhr eine Pirschfahrt auf dem Programm stand, freute sichmancher darauf, nach dem Mittagessen noch ein bis zweiStunden am Pool verbringen zu können. Leider gab es hierkein Buffett, das Essen wurde serviert. Und der Service desRestaurants in dieser Lodge war keineswegs perfekt, denn esdauerte gefühlte Ewigkeiten, bis die Mahlzeiten gebracht wur-den. So vergingen fast anderthalb Stunden, und an Relaxenam Pool war kaum noch zu denken, denn die nächste Safaristand auf dem Programm.

Die Severin-Lodge ist landschaftlich traumhaft schön gelegen,die Tiere kommen nachts bis an die Zeltlodges heran, dasCamp wird rund um die Uhr von Massai-Kriegern bewacht.Das Lager war ohne Zaunabgrenzung in den Nationalpark

- 17 - Rollstuhl-Kurier 3-2012

steffen.koebler
Textfeld
Page 11: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

gebaut. Man konnte während des Essens Zebras, Pumbas(Wildschweine) und Gazellen beobachten.

Improvisieren: Die für Rollstuhlfahrer vorgesehenen Lodgeswaren im Vergleich zu den zuvor besuchten Camps allesandere als rollstuhlgerecht. Die Rampe zur Lodge war sehrsteil, der WC- und Duschbereich durch überflüssige Trenn-wände schwer erreichbar. Die Dusche war viel zu tief einge-lassen, so dass es selbst mit Hilfe schwierig war, einen Rolli inden Duschbereich zu bringen. Mit geringem Aufwand ließensich diese Verhältnisse etwas verbessern.

Recht beschwerlich waren auch die mit Kies bzw. Granulatbedeckten Wege von den Lodges zum Haupthaus mit Restau-rant und zum Poolbereich. Diese Kieswege sind angeblich einnatürlicher Schutz gegen wilde Tiere, die in der Nacht bis ganzdicht an die Lodges kommen. Daher darf nach Einbruch derDunkelheit niemand seine Lodge ohne Begleitung eines Mas-sai-Kriegers verlassen.

Im öffentlichen Bereich bzw. im Restaurant gab es ebenfallskeine einzige wirklich rollstuhlgerechte Toilette. Mit etwasImprovisationsbereitschaft wurde es dennoch ein herrlicherAufenthalt, auch für unsere Rollstuhlfahrerinnen.

Zum wunderschönen Poolbereich führten mehrere Stufen (nurmit Hilfe überwindbar). Der Pool selbst jedoch war für Rollissehr gut geeignet, der Umkleidebereich mit WC und Duscheso geräumig, dass bequem fünf Rollstuhlfahrer gleichzeitigdarin Platz finden konnten.

Trotz Einschränkungen unvergleichlich schön: Die Traum-lage dieser Lodge drängte die Einschränkungen, die man alsRollifahrer hinnehmen muss, in den Hintergrund. Hier kommtwirklich Safari-Feeling auf, da waren sich alle Mitreisendeneinig! Einige bauliche Anpassungen im Intersse von Rollstuhl-fahrern und ein besserer Service im Restaurantbereich würdeder Lodge aber gut tun. Auch die Pirschfahrt war einfach ein-malig schön und toppte die herrlichen Eindrücke vom Ambo-seli-Park, denn die Fahrten durch den Tsavo-West-National-park waren wegen der Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelteinfach einmalig schön und beeindruckend. Wir konntenLöwen, Giraffen, Zebras, Krokodile und andere Tiere in einerabwechslungsreichen und keineswegs kargen Landschaft mitBäumen und Büschen beobachten.

- 18 -Rollstuhl-Kurier 3-2012

U r l a u b i n K e n i a

Severin Lodge. Der Poolbereich der Severin Lodge.

Page 12: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

Letzter Safaritag und zurück zur Villa Kusini: Am nächstenTag, nach der obligatorischen Frühpirsch, stand die Heimreisenach Diani Beach zur Villa Kusini an. Fazit: eine erlebnisreicheSafari mit straffem Programm. Wem das nicht liegt, der solltebei dieser Route eine zweite Übernachtung im Amboseli-Parkund im Tsavo-West-Nationalpark einplanen.

Weitere Ausflugsangebote: Die übrigen Tage in der VillaKusini verbrachte die Gruppe ganz individuell mit Ausflügenzum Strand, nach Mombasa und zu anderen Sehenswürdig-keiten. Darunter war auch ein Tagesausflug zum Fort Jesus inMombasa und zum Bombululu-Dorf, wo man verschiedeneBauweisen der traditionellen afrikanischen Hütten besichtigenund Souvenirs im Bombululu-Shop kaufen konnte, die vonbehinderten Menschen gefertigt werden. Ebenfalls empfeh-lenswert sind Schiffstouren oder Fahrten mit einem Glasbo-denboot. Auch hier gilt unsere Empfehlung, diese Touren bes-ser über Steffen Köbler oder über Yvonne zu buchen. Bessersollte man dies nicht über die "fliegenden" Händler und Ver-mittler am Strand tun, weil man dort mit großer Wahrschein-

lichkeit zu einem völlig überteuerten Preis bucht, auch wennman dort genau das Gegenteil erzählt. Es ist immer wiedererstaunlich, wie viele Urlauber auf diese Maschen hereinfallen.

Souvenirs: Souvernirs gleich am ersten Tag zu kaufen, könn-te sich als falsch herausstellen. Man sollte unbedingt die Prei-se vergleichen. In den Souvenirshops zahlt man oft etwasmehr, wird aber nicht so sehr über den Tisch gezogen wie diesbei den Beachboys der Fall sein kann. Die kleinen Buden undLäden am Strand und an den Straßen, die ebenfalls bunteTücher und Holzschnitzereien anbieten, versuchen natürlichauch, ihre Ware zu überteuerten Preisen zu verkaufen. Han-deln ist also angesagt. So mancher kauft ein Souvenir fürumgerechnet 50,- Euro, das er woanders für 5,- Euro hätteerstehen können.

Preise: Zwei Wochen Ferienaufenthalt in der Villa Kusinikosten bei einer Belegung mit vier Personen inklusive vierTage Safari ab 949,- Euro pro Person ohne Flug. Im Preis ent-halten sind der Aufenthalt im kompletten Haus mit Pool, alleNebenkosten für Strom, Wasser usw., der Transfer vom Flug-hafen Mombasa zur Villa Kusini und zurück, Personal wie

- 20 -Rollstuhl-Kurier 3-2012

U r l a u b i n K e n i a

Wohn-Schlafbereich in der Severin Lodge.

Page 13: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

Köchin und Gärtner, Hausverwaltung vor Ort, Begrüßungs-drink und ein Abend mit afrikanischer Tanzvorführung. In derVilla Kusini kommen dann noch die Kosten für Essen und Trin-ken, eventuell für den Einkaufsservice hinzu. Während derSafari wird Vollpension geboten, nur Getränke müssen zumTeil selbst bezahlt werden.

Drei Wochen Aufenthalt inklusive vier Tage Safari können ab1.099,- Euro pro Person gebucht werden, drei Wochen Aufent-halt inklusive acht Tage Safari kosten ab 1.949,- Euro; allePreise gelten stets ohne Flug und bei einer Mindesteilnehmer-zahl von vier Personen.

Die Flüge mit Condor kosten je nach Reisedatum, Saison undZeitpunkt der Buchung (je früher umso preiswerter) etwa 580,-bis 1.100,- Euro.

Flexible Reisegestaltung: Der Aufenthalt kann flexibelgestaltet werden, zum Beispiel Flug nach Nairobi, sechs TageSafari und danach eine Woche Aufenthalt in der Villa Kusini.Die Villa sollte grundsätzlich für mindestens zwei Personengebucht werden. Wenn Hilfe während des Aufenthaltes für dieGrundpflege benötigt wird, kann eine Betreuungsperson zueinem Tagespreis von etwa 30,- Euro pro Tag organisiert wer-den, eine ausgebildete Krankenschwester kostet etwa 40,-Euro pro Tag. Über das Servicetelefon im Haus können alleDienstleister (Taxifahrer, Masseur, Fischhändler, Anne, Yvon-ne) erreicht werden. Eine Massage dauert 40 Minuten undkostet etwa 10,- Euro. Eine Fahrt mit dem Taxi zum Strandab-schnitt mit den Rollistrandmobilen kostet hin und zurück 14,-Euro. Diese Ausflüge sollten mit Yvonne abgesprochen wer-den, damit die Strandmobile am Strand rechtzeitig zur Verfü-gung stehen.

- 21 - Rollstuhl-Kurier 3-2012

steffen.koebler
Textfeld
Page 14: RK-3-2012 Mai Juni 2012 - go-africa- · PDF fileRollstuhl-Kurier Heft 3-2012 . Mai / Juni 2012 Deutschland € 3,80, Österreich € 3,80, Schweiz CHF 7,50 ISSN 2191-0049 DAS MAGAZIN

Fazit: Viele Erlebnisse und Eindrücke werden einem erst zuHause so richtig bewusst. Kenia, die Villa Kusini, die Haushäl-terin Anne, Yvonne, die umsichtigen Chauffeure und Taxifah-rer, das nette Hauspersonal und die unendlich freundlicheBevölkerung, das alles wirkt sehr lange nach, und man befas-st sich zu Hause sehr schnell mit dem Gedanken, Kenia unddie Villa Kusini bald wieder zu besuchen.Teils, um die schönenEindrücke am Strand und in der Villa erneut zu erleben, teils,um vielleicht eine andere Safariroute auszuwählen.

Das Angebot von Steffen Köbler ist für alle geeignet, die sichden Traum von einem Urlaub in Kenia mit rollstuhlgerechterSafari erfüllen wollen. Nicht alles ist zu einhundert Prozent roll-stuhlgerecht, aber das Machbare wird getan, um Menschen imRollstuhl diesen Traum zu erfüllen. Das Hauspersonal und alleMitarbeiter/-innen und Beteiligten der Villa Kusini und die Fah-rer sind einmalig gut, überaus freundlich, aufmerksam undhilfsbereit. Für Freunde und kleine Gruppen ist die Villa Kusiniperfekt. Hier kann man unter sich sein, ganz privat Ferienmachen. Und für größere Gruppen kann das zweite Hausneben der Villa Kusini dazugebucht werden. Es verfügt eben-falls über große Schlafzimmer im Erdgeschoss, und das Bade-

zimmer mit schwellenloser Dusche, WC und Waschbecken istebenfalls groß genug für Rollstuhlfahrer (WC ohne Haltegriff).

Weitere Informationen und individuelle Programmvorschlägeerhalten Sie beim Eigentümer der Villa Kusini:

Steffen Köbler, Bahnhofstraße 9, 69439 ZwingenbergTel.: (06263) 1439, Handy: 0171 - 353 38 44E-Mail: [email protected]: www.traumurlaub-kenia.de

Günstige Flüge und eine Reiserücktrittsversicherung könnenüber das Reisebüro Startbahn Neckartal gebucht werden.Telefon: (06263) 42 94 49; Prüfung der Flugkapazitäten unter:www.onlineweg.de/startbahn.

Bericht: Yvo EscalesFotos: Theresa Diehl, Yvo Escales

- 22 -Rollstuhl-Kurier 3-2012

U r l a u b i n K e n i a

Fort Jesus in Mombasa.