Robin Wood Magazin 3/2007

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Leben heißt handeln magazin 2.95 € · ISSN 1437-7543 · Nr. 94/3.2007 4 197484 302952 00094 CHINAS UMWELT SCHWERPUNKT Tropenwald TATORTE Kohle killt Klima PERSPEKTIVEN Im Wald des großen Bären

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Chinas Umwelt

Transcript of Robin Wood Magazin 3/2007

Page 1: Robin Wood Magazin 3/2007

Leben heißt handeln

magazin

2.95 € · ISSN 1437-7543 · Nr. 94/3.2007

4197484302952

00094

CHINAS

UMWELT

SCHWERPUNKT Tropenwald

TATORTE Kohle killt Klima

PERSPEKTIVEN Im Wald des großen Bären

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inhalt

tatorte

titel

schwerpunkt

Seite 10

Seite 6

Seite 20

6 Hamburg, Bremen: Kohle killt Klima

6 Hamburg, Bayreuth: Atomkonzernen davonlaufen!

7 Heiligendamm: G8-Gipfel

7 Köln, Hamburg: Mobil ohne Auto

7 Berlin: Bäume am Landwehrkanal retten

8 Berlin: Bahn für Alle!

9 Hamburg: Vattenfall, noch mehr Störfälle

Umweltschutz und Bürgerbeteiligung in China 10

Chinas Umwelt 15

Begehrte Rohstoffe 16

Die Energiepolitik Chinas in Zeiten des Klimawandels 18

20 Dem Wald wird heiß

26 Kolumbien: Blutiges Öl der Palmen

28 World Rainforest Movement, Uruguay

29 Timberwatch, Südafrika

30 Indien: Was für die Umwelt gut ist, ist auch gut für mich

Nr. 94/3.07

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inhalt

energie

perspektiven

Seite 41

Seite 40

Seite 32

Energiebilanz positiv 38

Tipps zum Strom sparen 40

32 Jens Wieting:

Im Wald des großen Bären

41 Ich hab‘s papiert!

bücher

internes

impressum

post

44 Wie gedruckt

45 Einladung: Jubiläumstörn

47 ROBIN WOOD-Treffpunkte

42 Wir Klimaretter

42 Klimawandel

43 Rasen im Treibhaus

43 Regenwald & Dschungelwelt

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kleinholz

Nr. 94/3.07

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editorial

wir freuen uns, dass unseren LeserInnen das Magazin im neuen Look gefällt. Die Resonanz war durchweg positiv:

„Neues ROBIN WOOD-Magazin ist super, habe den Inhalt „fast aufgefressen“, möchte dies bei uns in der Einen Welt

Gruppe und im Fairkauf -Laden verteilen“

„Mir gefällt das neue Layout und das geänderte Konzept richtig gut! Eine große Verbesserung und eine würdige

Vertretung von ROBIN WOOD am Kiosk“

„Mein besonderes Kompliment für das gut gemachte Inhaltsverzeichnis! Ich könnte eine ganze Liste von Details auf-

zählen. Nicht zuletzt sind die Fotos besser eingesetzt.“

Vielleicht haben auch Sie Lust uns zu schreiben, wie Ihnen das ROBIN WOOD-Magazin gefällt und über welche The-

men Sie gerne einmal mehr erfahren möchten. Wir sind gespannt auf Ihre Anregungen und Ideen! Vielleicht wollen

Sie ja auch das Magazin verschenken oder selbst abonnieren. Neue AbonnentInnen erhalten für 12 Euro ein Jahresabo

des ROBIN WOOD-Magazins und dazu die DVD „Bahn unterm Hammer“. Mehr dazu finden sie auf der Rückseite

dieser Ausgabe.

Chinas Wirtschaft boomt und im Jahr 2006 haben nach Meldung des niederländischen Forschungsinstituts Environ-

mental Assessment Agency die 1,3 Milliarden Chinesen erstmals mehr Treibhausgase emittiert als die 300 Millionen

Nordamerikaner. Insgesamt stieß China 6,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus. Auf den Plätzen drei und vier lande-

ten die Europäische Union und Russland. Bezogen auf den Pro-Kopf-Ausstoß liegen die CO2-Emissionen der USA und

Europas aber noch weit vor China. Die chinesische Obrigkeit hat erkannt, dass Wirtschaften ohne Rücksicht auf die

Umwelt bald gravierende negative Folgen fürs wirtschaftliche Klima haben wird. Auch vor diesem Hintergrund konn-

ten sich seit den 90er Jahren Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen in China etablieren.

Rohstoffe wie Holz stehen nicht nur in China hoch im Kurs. So geht die weltweite Entwaldung ungebremst weiter, um

Platz für Monokulturen von Ölpalmen, Eukalyptus und Soja zu schaffen. Wer mit dem Klimaschutz Ernst machen will,

muss wirksame Maßnahmen durchsetzen, um diesen Kahlschlag zu verhindern. Mehr zum Thema Wald und Klima er-

Liebe Leserinnen und Leser,

Nr. 94/3.07

fahren Sie von unserem Tropenwaldreferenten Peter Gerhardt

im Schwerpunkt dieser Ausgabe.

Alle, die Ihre persönliche Energiebilanz verbessern wollen,

können die Energiespartipps von Werner Brinker beherzigen

oder Werner Behrendts Ideen aufgreifen, die in seiner privaten

Energiesparbilanz zu finden sind.

Und es wird Zeit, zu einem Öko-Stromanbieter zu wechseln.

Das ist unkompliziert und Sie können auf Atomstrom in

Zukunft verzichten. Nach den vielen ernsten Störfällen der

Schrottreaktoren Krümmel und Brunsbüttel ist ein solcher

Schritt wichtiger denn je: www.robinwood.de/stromwechsel.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen aus Schwedt Ihre

Christiane WeitzelFoto: Joanna Buryn-Weitzel

Unter dem Motto „Atommüllendlagerung – Sicher ist nur das Risiko!“ lädt die Bürgerinitiative Umweltschutz

Lüchow-Dannenberg und ROBIN WOOD zur Demonstration am 01. September 2007 ab 12.00 in Gedelitz ein.

Die Veranstaltung bietet ein vielseitiges und buntes Kulturprogramm gegen Gorleben als Endlager und will auf die

katastrophalen Probleme der Entsorgung von Atommüll aufmerksam machen. Weitere Informationen unter

www.castor.de, Stichwort „Termine“.

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Würzburg, 19. Juli 2007: Das ROBIN WOOD-Floß ist vier Wochen auf Main und Rhein unterwegs, um mit öffentlichkeitswirk-samen Aktionen den Ausstieg aus der Atomenergie zu fordern und für den Wech-sel zu einem Ökostrom-Anbieter zu werben

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Nr. 94/3.076

Kohle killt Klima

Atomkonzernen davonlaufen!

Hamburg, 11.05.07: Vattenfall will in Hamburg-Moorburg ein

neues Kohlekraftwerk bauen. ROBIN WOOD demonstrierte

gegen diese Pläne vor der Konzernzentrale in der City Nord,

denn das neue Großkraftwerk würde jährlich mehr als acht

Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid aussto-

ßen. Dies entspräche mehr als dem Doppelten des gesamten

Straßenverkehrs in Hamburg.

Hamburg, 21.06.07: „Laufen gegen Laufzeitverlängerung“ war

das Motto von ROBIN WOOD beim Hamburger Halbmarathon.

Auf Fahnen und mit Flugblättern forderten die sportlichen Ak-

tivistInnen die HamburgerInnen dazu auf, Vattenfall in Scharen

davonzulaufen und zu einem Ökostromanbieter zu wechseln.

Bremen, 04.05.07: Hochrangige PolitikerInnen wie Bundeskanzlerin Merkel

und EU-Kommissionspräsident Barroso diskutierten auf der Konferenz der

EU-Kommission und des Bundesverkehrsministeriums den Entwurf eines

Grünbuchs, das die zukünftige EU-Meerespolitik regeln soll. ROBIN WOOD

forderte vor dem Bremer Rathaus eine grundlegende Neuausrichtung des

Grünbuchs, weil der Naturschutz in der jetzigen Version viel zu kurz kommt.

Hamburg

Bremen

Hamburg

Bremen

Das Meer braucht (Natur)Schutz

Bremen, 30.05.07: Auch der Energieversorger swb in

Bremen plant ein neues Kohlekraftwerk. Dagegen protes-

tierte ROBIN WOOD zusammen mit dem „Bremer Bünd-

nis für Klimaschutz“. Denn das geplante Kohlekraftwerk

in Bremen-Mittelsbüren würde zusätzlich fünf Millionen

Tonnen Kohlendioxid im Jahr in die Luft schicken und so viel

ungenutzte Abwärme freisetzen, dass damit ganz Bremen

geheizt werden könnte. Das Klimabündnis empfiehlt swb

den Rücken zu kehren und auf Ökostrom umzusteigen.

Bayreuth, 14.07.07: Pünktlich zum Umwelttag warb ROBIN

WOOD auf Plakatwänden und mit Straßenbildern für den

Wechsel zu Ökostrom-Anbietern. Glück hatten die Aktiven mit

dem trockenen Wetter: Die Notausgang-

Männchen aus Straßenkreide, die in der

Nacht rund um das Gebäude der E-on

Bayern AG auf die Straße gemalt wurden,

konnten am Morgen des Umwelttags

be-wundert werden. Weniger Glück

hatten die Straßenmaler mit einer Streife

der Polizei, die durch Grafitti-Probleme

sensibilisiert die Kreide konfiszierte, um

weitere „Schmierereien“ zu verhindern.

Bayre

uth

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7

tatorte

Mobil ohne Auto

Bäume am Landwehrkanal retten!

G8-Gipfel

Heiligendamm, 30.05. bis

08.06.07: An den Protesten

gegen den G8-Gipfel haben

sich ROBIN WOOD-AktivistIn-

nen an vielen Orten beteiligt.

So waren am 30. Mai vier Ak-

tivistInnen von ROBIN WOOD

in Bad Doberan und Hinter

Bollhagen auf Bäume geklet-

tert und hatten Transparente

quer über die Straße gehängt,

17.06.07: Am 17. Juni, dem Aktionstag „Mobil

ohne Auto“, mobilisierte auch ROBIN WOOD zu

fantasievollen Aktionen, um auf die Verkehrs-

und Klimaproblematik aufmerksam zu machen.

In Köln verteilten AktivistInnen „Sondermittei-

lungen des Amts für notwendige Verkehrser-

ziehung ROBIN WOOD Köln“ mit Hinweisen

auf Kohlendioxidausstoß und Gefährlichkeit an

besonders klimaschädlichen Geländewagen.

In Hamburg fand eine Fahrradsternfahrt mit

zehntausenden RadlerInnen statt unter dem

Motto: „Mehr Fahrräder - weniger Autos -

Klima retten!“

Berlin, 21.06.07: „Schützen statt fällen! Kampf um

jeden Baum!“ forderte ROBIN WOOD auf einem

Transparent quer über den Landwehrkanal. Unter

dem Banner gingen mehrere AktivistInnen baden. Sie

protestieren mit der Aktion dagegen, dass entlang

des Landwehrkanals bis zu 200 Bäume gefällt werden

sollten, weil sie - nach Ansicht des zuständigen Was-

ser- und Schifffahrtsamtes Berlin - wegen unterspülter

Uferbefestigungen ins Wasser zu stürzen drohen.

AnwohnerInnen sammelten bereits über 10.000 Unter-

schriften gegen die Zerstörung ihres Naherholungsge-

bietes mitten in der Stadt.

Foto: M. Büsching-Tsukiakari

Heiligendamm

Berlin

Nr. 94/3.07

um so gegen die weiträumigen Demonstrationsverbote durch die Polizei zu pro-

testieren. Im Rostocker Stadthafen waren ROBIN WOODlerInnen auf Verladekräne

geklettert und hatten dort ein großes Banner mit der Aufschrift „Gebt 8 auf das

Klima!“ befestigt. Fortschritte für den Klimaschutz hat der Gipfel aus Sicht von

ROBIN WOOD nicht erreicht, konkrete Ziele für die Reduktion des Kohledioxid-Aus-

stoßes wurden nicht vereinbart. Der massenhaften Protest gegen den G8-Gipfel

in Heiligendamm gelang es aber, die Glaubwürdigkeit dieser selbst ernannten

Weltregierung weiter zu erschüttern und mit mehr als 10.000 DemonstrantInnen

die Gegenbewegung zu stärken.

Köln Hamburg

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Nr. 94/3.078

Poker um unsere Bahn

Bei der Bahnreform 1993/94, die von ihren Betreibern als Vorstufe einer Bahnprivatisierung gesehen wurde, ging es – und bei der aktu-ellen materiellen Privatisierung der Deutschen Bahn AG geht es – immer vor allem um den gewaltigen Immobilienschatz, der mit der Bahn verbunden ist. Entsprechend große Mühe geben sich diejenigen, die den Ausverkauf der Bahn betreiben, um den Wert dieses Vermögens herunter zu spielen.

Ursprüngliche Aussagen unter anderem im Gutachten „PRIMON – Privatisierung mit und ohne Netz“ vom Februar 2006 lauteten, es gehe um Vermögenswerte, die zwischen 14,2 und 23,3 Milliarden Euro liegen. Just so argumen-tiert dieser Tage die Bundesregierung. Gestreut wird, die Bundesregierung schätze den Wert der Bahn auf 20 Milliarden Euro. Beim Verkauf eines ersten Pakets mit Anteilen in Höhe 25 Prozent, das an private Investoren gehen soll, erwarte man daher „Einnahmen in Höhe von rund fünf Milliarden Euro“.

Bisher wurde bei all diesen Überlegungen übersehen, dass der Wert der Bahn bereits regelmäßig berechnet wird. Jedes Jahr erscheint die Statistik „Verkehr in Zahlen“. Sie wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadt-entwickelung herausgegeben und enthält in ihrer neuesten Ausgabe für die Jahre 2006/2007 ein Vorwort des Bundesministers für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee.

Danach hatte die Deutsche Bahn AG bei ihrer Gründung 1994 ein Bruttoanlagevermögen im Wert von 164,8 Milliarden Euro, wobei der Verkehrsweg damals auf 103,5 Milliarden Euro taxiert wurde. Im Jahr 2005 lag das Bruttoanla-gevermögen der Deutschen Bahn AG bei 181,4 Milliarden Euro und der Wert des Verkehrswegs bei 126 Milliarden Euro. Das Bruttoanlagever-mögen nennt Wiederbeschaffungswerte, was aus Sicht des Eigentümers die entscheidende Kategorie darstellt.

Kurz: Das Bundeskabinett beschließt am 24. Juli einen Gesetzentwurf, mit dem der größte Aus-verkauf öffentlichen Eigentums in der deutschen Geschichte und die größte Abzocke öffentlicher Gelder verbunden ist.

Winfried Wolf, Berlin 22.07.07, gekürzte

Fassung, den ganzen Text erhalten Sie bei

[email protected], Tel.: 040-380 892 12

Berlin: Zocken vor dem Kanzleramt

Der wahre Wert der Deutschen Bahn AG

Berlin, 24. Juli: Bevor das Bundeskabinett den von Verkehrsminister Tiefensee

vorgelegten Gesetzentwurf zur Teilprivatisierung der bundeseigenen Bahn

billigte, passierten die Mitglieder eine Performance vor dem Kanzleramt.

Pokergesichter aus Pappe mit den Konterfeis von Kanzlerin Merkel, Tiefensee

und Bahnchef Mehdorn hatten sich Aktivistinnen vom Bündnis „Bahn

für alle“ überzogen. So maskiert saßen sie um einen Pokertisch vor dem

Kanzleramt und verzockten symbolisch die Bahn. Die Karten waren gezinkt,

und so landeten alle Geldsäcke aus der Staatskasse beim Bahnchef, der sie

an die hinter ihm stehenden Investor-Masken weiterreichte. Dazu skandierte

ein Chor in Brecht´scher Manier Parolen gegen die Bahnprivatisierung. Das

Medieninteresse war groß, in den Abendnachrichten sahen wir uns wieder.

Das größte Privatisierungsvorhaben der Bundesregierung kommt nun in

Bundesrat und –tag. Bei den Ländern und in der SPD-Fraktion bröckelt die

Zustimmung jedoch, und nun heißt es für unser Bündnis vor allem, ein

parlamentarisches Schnellverfahren, mit dem die Widersacher überrumpelt

werden sollen, zu verhindern.

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tatorte

Vattenfall: Tanz auf dem Vulkan!

Nach den Störfällen in den von Vattenfall betriebenen Atommeilern Brünsbüttel

und Krümmel reißt die Ketten von Pannen und Skandalen nicht mehr ab. Seit-

dem ist deutlich geworden, dass es in den beiden Atomkraftwerken gleich serien-

mäßig Sicherheitsprobleme gibt, dass Vattenfall diese Probleme verheimlicht und

zu vertuschen versucht hat und dass auch die staatliche Atomaufsichtsbehörde in

Kiel ein echtes Sicherheitsproblem darstellt. Jahrelang hat diese Behörde fehlende

Sicherheitsnachweise und ausbleibende Nachrüstungen geduldet und den Betrieb

des AKW Brunsbüttel weiter zugelassen.

Am 28. Juni kommt es im AKW Brunsbüttel nach einem Störfall zu einer Notab-

schaltung. Nicht einmal zwei Stunden später fängt ein Transformator am AKW

Krümmel Feuer - auch hier kommt es zu einer ungewollten Notabschaltung.

Tagelang behauptet Vattenfall, dass der Brand in Krümmel keinerlei Auswirkungen

auf den Reaktor hatte – dass stellt sich aber als glatte Lüge raus. Während Ein-

speisepumpen versagen und die Stromversorgung des Reaktors ausfällt, müssen

Mitarbeiter an den entscheidenden Knöpfen mit Gasmaske arbeiten, weil giftiges

Rauchgas in die Steuerzentrale eindringt. Auch in Brunsbüttel häufen sich die Pan-

nen: Erneut bildet sich gefährlicher Wasserstoff, wichtige Dübel sind völlig falsch

angebracht, Fehlfunktionen eines Transformators zwingen zur Abschaltung, eine

umfangreiche Mängelliste mit einer Vielzahl von fehlenden Sicherheitsnachweisen

und Defiziten wird bekannt!

Vattenfall laufen in der Folge die Kunden weg, viele gehen zu Ökostromanbietern.

Der Konzern reagiert, der Atommanager Bruno Thomauske wird abgesetzt.

Kurz darauf geht auch der Vorstandschef Klaus Raucher. Vattenfall benennt eine

„Experten“-Kommission, die im Auftrag des Unternehmens eine Sicherheitsüber-

prüfung der AKWs vornehmen soll. Alle Beteiligten sind gnadenlose Vertreter der

Atomlobby und es ist klar, dass es Vattenfall nicht so sehr um Sicherheit, sondern

vielmehr darum geht, das Vertrauen zurück zu gewinnen. An der weiteren Nut-

zung der beiden Schrottreaktoren hält Vattenfall trotz allem weiterhin fest.

Nr. 94/3.07

Hamburg, 19.07.07: „Abschalten!“ fordert

ROBIN WOOD beim Vattenfall Kundenzent-

rum in der Mönckebergstraße

Aber auch die zuständige Atom-

aufsicht gerät ins Schussfeld.

Immer mehr Hinweise lassen

den Verdacht zu, dass auch hier

vertuscht und verharmlost wurde

und Informationen nicht an die

Öffentlichkeit weiter gegeben

wurden. Jahrelang hat diese

Behörde unter Ministerin Trauer-

nicht zugelassen, dass Sicherheits-

nachweise von Vattenfall nicht

vorgelegt und erforderliche Nach-

rüstungen verschleppt wurden.

Vertuschungen, Verharm-

losungen, Störfälle in Serie,

fehlende Sicherheitsnachweise

und Nachrüstungen? Für ROBIN

WOOD machen all diese Schlam-

pereien erneut deutlich, dass es

sichere Atomkraftwerke nicht

geben kann. Unsere Forderung:

Sofortige Stilllegung aller AKWs!

Dirk Seifert, Hamburg

Foto: Timo Jann

Foto: Jan Becker

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titel

Nr. 94/3.0710

Foto: argus/Schwarzbach

Die chinesische Wirt-schaft wächst und der Druck auf die natür-lichen Ressourcen steigt. Gleichzeitig steigt aber auch das Engagement vieler Bürgerinnen und Büger in China für Um-welt und Klimaschutz

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Umweltschutz und

Bürgerbeteiligung in

ChinaDer Umwelt- und Ressourcenschutz ist seit vielen Jahren ein wich-tiges Aktionsfeld der aufkeimenden Zivilgesellschaft in China. Seit etwa Mitte der 90er Jahre bildet sich hier eine sehr bunte und en-gagierte Szene von einzelnen Umweltaktivisten - aber auch immer zahlreicher werdenden Bürgerinitiativen - heraus.

titel

Die Organisationen Yunnan Green Wa-tershed und Green Earth Volunteers sind

u.a. durch die Koordination des Protests

gegen die geplanten Staudammprojekte

in Südwestchina bekannt geworden. Da

die Gründerin von Green Earth Volun-teers, Wang Yongchen, als Redakteurin

von Radio Beijing über gute Kontakte zu

an Umweltthemen interessierten Journa-

listen verfügt, gelang es den Organisa-

tionen die Aufmerksamkeit der Medien

für ihre Anliegen zu gewinnen.

Das Center for Legal Assistance of Pollu-tion Victims, das der China University of

Political Science and Law in Beijing an-

gegliedert ist, wurde 1998 von dem Ju-

risten Prof. Wang Canfa gegründet. Die

NRO bietet kostenlose Rechtsberatung

für Opfer von Umweltverschmutzung

sowie Unterstützung bei Klagen und vor

Gericht. Weiterhin führt sie Trainings für

Juristen und Beamte von Umweltbehör-

den durch.

Seit einigen Jahren werden auch in

anderen Landesteilen Bürgerinitiativen

aktiv. Die Organisation Green Hanjiang

aus der Stadt Xiangtan wird von Yun

Jianli geleitet, einer pensionierten Biolo-

gielehrerin. Green Hanjiang kritisiert die

möglichen ökologischen Folgen, die der

in Bau befindliche Kanal, der in großem

Umfang Wasser nach Nordchina leiten

wird, auf das Ökosystem des Yangzi und

seiner Zuflüsse haben wird. Der Organi-

sation ist es auch zu verdanken, dass die

Öffentlichkeit auf illegale Abwasserein-

leitungen durch kleine Papierfabriken

in einen Seitenfluss des Hanjiang und

die schwerwiegenden gesundheitlichen

Die zweite UNO-Umweltkonferenz,

die 1992 in Rio stattfand, gab ent-

scheidende Impulse für die Entwicklung

der chinesischen Umweltbewegung.

1994 gründete Professor Liang Congjie

die erste Umwelt-Nichtregierungsorga-

nisation (NRO) Friends of Nature (FON - Ziran Zhi You), die sich zunächst vor

allem für Naturschutz und Umweltbil-

dung engagierte. So kämpften Aktivisten

von FON beispielsweise für den Schutz

der bedrohten Goldstumpfnasen Affen

(Rhinopithecus Roxellana) in Yunnan.

Im Jahr 2000 erhielt die Organisation

von der deutschen Umweltorganisation

Save Our Future (SOF) einen Kleinbus zur

mobilen Umwelterziehung in Schulen

in ländlichen Regionen. Inzwischen

engagiert sich FON für zahlreiche weitere

Projekte und zählt mittlerweile über

5000 Mitglieder.

Zahlreiche weitere Organisationen

wurden in folgenden Jahren zunächst in

Beijing, später auch in anderen Landes-

teilen ins Leben gerufen. Häufig geht

die Gründung auf die Initiative einer

engagierten Einzelperson zurück. Global Village of Beijing (GVB – Beijing Diqiu Cun) zum Beispiel wurde 1996 von Sheri

Liao gegründet. Frau Liao hatte während

eines Studienaufenthalts in den USA

dortige Umweltorganisationen kennen

gelernt und beschloss etwas Ähnliches

in China auf die Beine zu stellen. GVB

engagiert sich vor allem in der umwelt-

bezogenen Stadtteilarbeit. Gemeinsam

mit Friends of Nature und dem Umwelt-

informationszentrum CESDRRC wurde

die Kampagne „Green Choice“ zum

nachhaltigen Konsum ins Leben gerufen.

Folgen der Wasserverschmutzung für die

Dorfbewohner entlang des Flüsschens

aufmerksam wurde.

Der Südwesten Chinas, insbesondere

die Provinz Yunnan, ist ein weiterer

“Hotspot” der Umwelt-NROs. Viele der

dort ansässigen Organisationen beschäf-

tigen sich vor allem mit Themen des

Arten- und Naturschutzes. Studentische

Umweltorganisationen mit mehreren

hundert Mitgliedern existieren mittler-

weile an jeder größeren Universität.

Neben den einheimischen unterhalten

inzwischen auch zahlreiche internati-

onale NROs in China Repräsentanzen

und unterstützen Projekte. Der Arbeit

internationaler NROs ist es zu verdanken,

dass globale Themen, wie zum Beispiel

Klimawandel und Energienutzung,

Gentechnologie, grenzüberschreitende

Umweltverschmutzung und der Handel

mit bedrohten Tieren und Pflanzen, in

die chinesische Umweltbewegung hin-

eingetragen werden.

Proteste gegen Staudammpro-jekte am Nujiang

Erstmals seit der Kontroverse um das

Drei-Schluchten Projekt engagieren sich

in China wieder Umweltaktivisten gegen

ein Staudammprojekt. Der Widerstand

der chinesischen Umweltbewegung rich-

tet sich gegen ein großes Dammprojekt

im Südwesten. Der Nujiang (Salween),

einer der wenigen bisher unverbauten

Flüsse in China, entspringt im tibetischen

Hochland und fließt in tiefen Schluchten

durch die Gebirge von Tibet und Yun-

nan, bevor er die Grenze nach Myanmar

überschreitet.

Die ursprüngliche Planung sah den Bau

von 13 Staudämmen vor, deren Energie-

produktion das Drei-Schluchten-Projekt,

das derzeit größte Staudammprojekt

der Welt, noch übertreffen sollte. Die

Dämme sollen am östlichen Rand des

Himalajas im Gebiet des Hengduan

Gebirges entstehen. Sie würden eine

Landschaft unwiederbringlich verändern,

die im Juni 2003 unter anderen auch

wegen ihrer weltweit einzigartigen Ar-

tenvielfalt das Siegel UNESCO Weltnatur-

erbe erhielt.

Nr. 94/3.07 11

Page 12: Robin Wood Magazin 3/2007

titel

Erste Kritik kam zunächst aus dem

südostasiatischen Ausland. Im Dezem-

ber 2003 protestierte der thailändische

Direktor der NRO International Rivers Network (IRN) beim chinesischen Bot-

schafter in Bangkok gegen das geplante

Projekt. Die Protestnote, die er bei

dieser Gelegenheit überreichte, war von

82 Umwelt-, Entwicklungs- und Men-

schenrechtsorganisationen aus Thailand

und Myanmar unterzeichnet. In China

regte sich zu diesem Zeitpunkt bereits

ebenfalls Unmut. Schon im September

2003 hatte die Umweltbehörde SEPA

30 Fachleute für Zoologie, Forstwirt-

schaft, Landwirtschaft und Geologie

zur Anhörung zum Nujiang eingeladen.

Die Experten äußerten Besorgnis wegen

der möglichen negativen Auswirkungen

für den Artenschutz und die betrof-

fene indigene Bevölkerung der Region.

Mehrere Fachleute hatten zuvor an dem

Weltnaturerbe-Antrag bei der UNESCO

mitgearbeitet.

Ende 2003 wurden die chinesischen

NROs FON und Green Earth Volunteers erstmals von Southeast Asia Rivers Network kontaktiert und aufgefordert,

sich dem Protest der südostasiatischen

Nachbarn anzuschließen. Im Februar

2004 reisten auf Anregung der NROs

20 chinesische Journalisten, Umweltak-

tivisten und Naturschutzexperten in das

Projektgebiet, sie interviewten vor Ort

Beamte und Dorfbewohner, fotografier-

ten und filmten. Eine Fotoausstellung in

Beijing war in Vorbereitung. Dann kam

im April 2004 die überraschende Mel-

dung, Premierminister Wen Jiabao habe

eine Zurückstellung der umstrittenen

Projekte angeordnet und verlange wei-

tere wissenschaftliche Untersuchungen.

Ein Triumph, der das Selbstbewusstsein

und den Optimismus der chinesischen

Umweltbewegung stärkte.

Doch die Freude war nur von kurzer

Dauer. Die Betreiber der Staudammpro-

Der Bau von Großstaudämmen in China ist auch immer Kristallisations-punkt der Umweltorganisationen wie beim Bau des Drei-Schluchten-Staudamms am Yangtse

Massiver Eingriff in die Umwelt: Bau der 185 Meter hohen Staumauer

Schöne neue Welt: Modell des Drei-Schluchten-Staudamms

Nr. 94/3.0712

Page 13: Robin Wood Magazin 3/2007

13

titel

jekte, so hieß es, hätten die geforderten

Berichte über Umweltauswirkungen

nachgereicht, der Öffentlichkeit blei-

ben sie allerdings vorenthalten. In der

chinesischen Regierung drängte die

für Energiepolitik zuständige Reform-

und Entwicklungskommission auf die

zügige Umsetzung der Vorhaben und

erreichte, dass eine reduzierte Version

des Vorhabens, die zunächst den Bau

von 4 Staudämmen vorsieht, in den 11.

Fünfjahresplan aufgenommen wurde.

In einem offenen Brief, der auf der

Internetseite von FON in Chinesisch und

Englisch veröffentlicht wurde, forderten

92 chinesische Organisationen und 492

Einzelpersonen den Untersuchungsbe-

richt der Öffentlichkeit zugänglich zu

machen, wie es nach dem chinesischen

Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz

vorgeschrieben ist. Diese Forderung

wurde bisher nicht nachgekommen.

Obwohl offizielle Stellen einen Baube-

ginn dementieren, haben Besucher im

Projektgebiet an verschiedenen Orten

kleinere Baustellen gesichtet. Wang

Shusheng, bis kürzlich Minister für Was-

serbau, erklärte im April 2007 in einem

Interview mit der South China Morning

Post, es wäre angesichts der ungeheuren

Potentiale ungenutzter Wasserkraft im

ganzen Land töricht, ausgerechnet auf

die Durchsetzung von kontroversen Pro-

jekten zu bestehen. Andererseits betonte

er auch, dass er den Bau von einigen

Staudämmen am Nujiang für machbar

hält und ließ offen, ob er damit den von

der Reform- und Entwicklungskommis-

sion favorisierten revidierten Plan für

zunächst vier Staudämme unterstützt.

Der Fall APP

Seit vielen Jahren wird der weltgrößte

und umstrittenste Papierhersteller Asian

Pulp and Paper (APP) mit Sitz in Sin-

gapur und Indonesien wegen aggres-

siven Raubbaus an indonesischen und

kambodschanischen Regenwäldern von

Umweltschutzorganisationen scharf kriti-

siert. In China ist APP seit 1995 vertreten

und besitzt dort inzwischen 13 große

Papierfabriken. Greenpeace China hat

in den vergangenen Jahren die Behör-

den und Öffentlichkeit auf durch APP

Niederlassungen veranlasste illegale Ro-

dungen von Regenwäldern auf Hainan

und in Yunnan aufmerksam gemacht. Im

November 2004 veröffentlichte Green-

peace einen Report für die nationalen

Forstbehörde SFA, demzufolge im Süden

Yunnans 183.000 Hektar Regenwald für

die Pflanzung von Eukalyptus-Plantagen

gefällt worden waren. In einem im Auf-

trag von Greenpeace gedrehten Video-

film berichten Bauern, dass der Konzern

ihnen die Landrechte für Spottpreise (ca.

1 Euro pro Hektar) abgekauft habe.

Wenige Tage nach der Veröffentlichung

des Reports forderte der Hotelverband

der Provinz Zhejiang ihre 417 Mitglieder

zum Boykott von APP-Produkten auf.

Zusammen mit einem Anschreiben

verschickte der Verband den Untersu-

chungsbericht von Greenpeace sowie

eine Liste der in Frage kommenden

Produkte. APP reichte wegen des Boy-

kottaufrufs umgehend Anzeige gegen

den Hotelverband ein, die der Konzern

jedoch im Februar 2005 wenige Tage vor

dem Gerichtstermin zurückzog. Ein im

Auftrag der Yunnaner Provinzregierung

erstellter Bericht behauptete, nicht der

Papierhersteller, sondern individuelle ein-

heimische Bauern trügen die Schuld an

den illegalen Rodungen. Die staatliche

Forstbehörde SFA wies diese Behauptung

zurück und klagte im März 2005 den

Konzern wegen illegaler Abholzung an.

Im gleichen Jahr ermittelten die Umwelt-

behörden der Provinz Hainan gegen APP.

Der Konzern ist allerdings weiterhin in

beiden Provinzen aktiv. Ein im Februar

2007 veröffentlichter Artikel „Papier-

Gigant zerstört natürliche Wälder und

versteckt sich hinter Philantrophie“

belegt, dass der mächtige Papierkonzern

es sich inzwischen einiges kosten lässt,

sein angekratztes Image in China auf-

zupolieren. In der Provinz Hainan, unter

anderem Heimat des extrem gefährde-

ten Hainan Gibbon, legt APP weiterhin

im großen Stil Eukalyptusplantagen

an, deren Monokultur die heimische

Artenvielfalt gefährdet. Zugleich geriert

UmweltschützerInnen enga-gieren sich gegen Waldzerstö-rung

Fotos: argus/Schwarzbach

Foto: obs/Südtiroler ApfelkonsortiumFotos: UNEP/Chen/argus

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titel

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sich der Konzern jedoch als Umwelt- und

Menschenfreund. 5,6 Millionen Dollar

spendierte Sinar Mas, das indonesische

Stammhaus von APP, für die Einrichtung

einer „Hainan Sinar Mas Stiftung für

Umweltschutz und Bildung“ sowie für

ein Stipendienprogramm. Die Hainaner

Provinzregierung sieht die APP Aktivi-

täten mit Wohlwollen, denn immerhin

bedeuten die Eukalyptusplantagen eine

positive Bilanz in punkto Aufforstung

und damit Pluspunkte bei der an-

gestrebten Zertifizierung als Ökoprovinz

durch die Umweltbehörde SEPA. 2006

lud der Konzern den Vize-Präsidenten

der regierungsnahen All-China Environ-mental Federation (ACEF) nach Hainan

ein. Nach dessen Besuch änderte ACEF

seine Position um 180 Grad. Die Verei-

nigung verlieh APP sogar eine Auszeich-

nung für umweltfreundliche Produkte.

Daraufhin trat Sheri Liao vom GVB im

Januar 2007 aus Protest aus dem Vor-

stand von ACEF aus.

Eva Sternfeld, auf Umweltthemen

spezialisierte Sinologin, arbeitet seit

den frühen 80er Jahren zur chine-

sischen Umweltsituation. Seit 2000

ist sie als CIM-Expertin am China En-

vironment and Sustainable Develop-

ment Reference and Research Center

(CESDRRC), einem dem chinesischem

Umweltministerium SEPA unterste-

henden öffentlichen Umweltinfor-

mations- und -bildungszentrum, in

Beijing beschäftigt.

Kontakt: [email protected], weitere Informationen zum CESDRRC unter

www.chinaeol.net/cesdrrc

www.fon.org.cnwww.gvbchina.orgwww.greenchoice.cnwww.nujiang.ngo,cnFeng Yongfeng “Paper Giant Destroys Natural Forests, Hides Behind Philan-throphy”, http://www.worldwatch.org/node/5010

Der Journalist Feng Yongfeng, der in sei-

nem Artikel auf die Zusammenhänge von

APP’s philantrophischen Aktivitäten und

der fortschreitenden ökologischen Zer-

störung in den Regenwäldern von Hainan

und Yunnan hingewiesen hat, berichtet,

dass sowohl APP als auch die Yunnaner

Lokalregierung versucht haben seine

Reportagen, die zuerst auf der Internet-

seite der „Volkszeitung“ erschienen, zu

verhindern. Sie kontaktierten die Redak-

tion und verlangten, dass der Artikel von

der Internetseite entfernt werde, jedoch

ohne Erfolg.

Die aufkeimende chinesische Umweltbe-

wegung hat in ihrem Engagement gegen

die mächtigen Industrie- und Wirt-

schaftsinteressen in den letzten Jahren an

Profil gewonnen, doch bis sie sich völlig

aus der zärtlichen Umklammerung durch

die staatlichen Behörden lösen und von

diesen unabhängig agieren kann, ist noch

ein Stück zu gehen.

Foto: UNEP/Tang/argus

Das drängendste Umweltproblem Chinas ist die Versorgung mit sauberem Wasser

Page 15: Robin Wood Magazin 3/2007

15

titel

Die Regierung versucht gegenzusteuern

und hat Anfang 2006 das Erneuerbare-

Energien-Gesetz aus Deutschland impor-

tiert, das feste Einspeisevergütungen für

Windkraft, Sonnenenergie und kleine

Wasserkraftwerke vorsieht. Bis 2020 soll

der Anteil der Erneuerbaren auf ca. 20

Prozent der Stromerzeugung steigen.

Probleme macht den Chinesen, dass sie

für saubere Techniken wie Windenergie,

die von Unternehmen in Europa entwi-

ckelt wurden, einen hohen Preis zahlen

müssen. Ein seit Jahren versprochener

Technologietransfer ist nicht in Sicht.

Auch der Verbrauch von Rohöl steigt

in China weiter. Der Bedarf von zurzeit

7,2 Millionen Barrel pro Tag wird bis

2025 auf 20,6 Millionen Barrel steigen.

Verantwortlich dafür ist vor allem die

steigende Zahl der Automobile von rund

19 auf prognostizierte 199 Millionen

2025. Vorbildlich hat China Mindeststan-

dards für die Energieeffizienz bei Autos

eingeführt. Auch hier versucht Europa

zu bremsen: Die Autolobby möchte die

neuen chinesischen Umweltstandards

aus den Angeln heben.

Ministerpräsident Jiabao hat ange-

kündigt, über Preise und Steuern den

Verbrauch von Wasser, Energie und

Boden deutlich zu senken und als Ziel

eine Kreislaufwirtschaft einzuführen.

Hoffnung macht, dass sich in der chine-

sischen Zivilgesellschaft in den letzten

Jahren eine Umweltbewegung heraus-

gebildet hat, die mittlerweile an die 100

Umwelt-NGOs zählt.

Christiane Weitzel, Schwedt

Quellen:China: Edition Le Monde diplomatique Nr. 1, 2007China, Indien, Brasilien und Südafrika, SÜDWIND 2007

Chinas UmweltDie chinesische Wirtschaft wächst in einem atemberaubenden Tempo, gleichzeitig steigt der Druck auf die natürlichen Ressourcen. Die Folgekosten dieser Schäden könnten in Zukunft das Wachstum der Wirtschaft aufheben. Dass die immensen Um-weltprobleme die chinesische Gesellschaft zu destabilisieren drohen, hat jetzt auch die chinesische Obrigkeit aufgeweckt.

Von den 20 Großstädten mit der

weltweit schlechtesten Luftqualität

liegen 16 in China. Auch die zuneh-

mende Klimaerwärmung ist für viele

Regionen in China keine Horrorvision

mehr, sondern alltägliche Realität. So

steigen die Regenmengen im Süden

weiter an, während die Niederschläge im

Norden abnehmen. Schon heute hat die

Landwirtschaft in den regenarmen Regi-

onen mit sinkenden Ernteerträgen und

Trinkwassermangel zu kämpfen. Allein

1996 ist die bebaubare Fläche von 130

auf 122 Millionen Hektar gesunken.

Das drängendste Problem ist die

Versorgung mit sauberem Wasser. So

stehen China mit seinen 22 Prozent der

Weltbevölkerung nur sechs Prozent der

weltweiten Wasservorräte zur Verfü-

gung. 700 Millionen Chinesen haben

keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser,

da neben den Flüssen 25 der 27 großen

Seen stark verschmutzt sind. In Zukunft

werden viele Menschen ihr Trinkwasser

teuer kaufen müssen.

Die chinesischen Gletscher sind im Laufe

des 20. Jahrhunderts um 21 Prozent

geschrumpft. Im tibetischen Hochland

im Westen Chinas steigen die Tempera-

turen und lassen die Quellen der großen

Flüsse Jangtse, Huanghe und Mekong in

alarmierendem Tempo versiegen.

Das Land befindet sich in einer Zwick-

mühle: Einerseits will es die Energiever-

sorgung sicherstellen, andererseits muss

es die fortschreitende Klimaerwärmung

bremsen. Mittlerweile ist China zum

zweitgrößten Emittenten von Treibhaus-

gasen nach den USA aufgestiegen. Einen

erheblichen Anteil an den Emissionen

hat die Verbrennung von Steinkohle,

die mit einem Anteil von 70 Prozent die

wichtigste Energiequelle Chinas ist. Pro-

gnosen zu Folge wird sich der Kohlever-

brauch bis 2025 verdoppeln.

Mehr dazu und warum die Füh-

rung in Peking auf eine harmo-

nische Gesellschaft setzt, erfahren

Sie in der Edition „China: Verordnete

Harmonie, entfesselter Kapitalismus“,

von Le Monde diplomatique aus Berlin.

Die Beiträge in dem Heft analysieren

die Beziehungen Chinas zu wichtigen

Staaten und erörtern die politischen

und sozialen Widersprüche sowie

seine große philosophische und kultu-

relle Tradition. Zahlreiche Karten und

Chroniken runden den umfassenden

Einblick in die chinesische Gesellschaft

ab.

China

Verordnete Harmonie, entfesselter

Kapitalismus

Edition Le Monde diplomatique,

Nr. 1

Berlin, 2007

110 Seiten, 8,50 Euro

ISSN 1864-3876

Nr. 94/3.07

Page 16: Robin Wood Magazin 3/2007

titel

Nr. 94/3.0716

Chinesische Analysten sehen Afrika

zudem als aufstrebenden Kontinent.

Die Regierung hatte das Jahr 2006 zum

»Jahr Afrikas« erklärt, hochrangige De-

legationen mit dem Premierminister oder

dem Ministerpräsidenten an der Spitze

besuchten den afrikanischen Kontinent

und schlossen neue Handelsverträge.

Der Wert des Handelsaustausches

zwischen dem afrikanischen Kontinent

und China stieg seit 1995 von 4 Mrd.

US-Dollar auf 39,74 Mrd. US-Dollar im

Jahr 2005. 2006 überstieg der Handels-

umsatz 55 Mrd. US-Dollar, 2010 sollen

es 100 Mrd. US-Dollar sein. Anlässlich

des China-Afrika-Forums sagte die chine-

sische Regierung zu, die Zahl der zollfrei

importierten Güter von derzeit 190 auf

440 zu erhöhen. Zudem sollen für Afrika

jeweils in Höhe von fünf Milliarden

US-Dollar bis 2009 verbilligte Kredite

und Handelskredite zur Unterstützung

chinesischer Investitionen zur Verfügung

gestellt werden.

Haupttriebfeder des gestiegenen

Handelsvolumens ist der Ausbau des

Ölhandels: China bezieht rund 30%

seiner Rohölimporte aus afrikanischen

Staaten. Rohstoffe machen rund 87%

der Lieferungen Afrikas nach China aus.

Chinesische Firmen dagegen bauen

Straßen, Eisenbahntrassen, Häfen,

Staudämme, Fußballstadien, Wohnvier-

tel und Hotelanlagen, errichten neue

Telefonanlagen und schossen den ersten

Satelliten Nigerias in die Umlaufbahn.

Nach eigenen Angaben beendeten chi-

nesische Firmen im Jahre 2006 auf dem

afrikanischen Kontinent Projekte im Wert

von 9,5 Mrd. US-Dollar. In der Regel

liefern die chinesischen Unternehmen in

Rekordzeit schlüsselfertige Anlagen ab,

die teilweise von aus China importierten

Arbeitskräften errichtet werden. Der

Preis ihrer Bauten liegt bei einem Viertel

bis zur Hälfte dessen, was die Konkur-

renz aus Industriestaaten berechnet und

die Qualität ist meist akzeptabel.

Viele afrikanische Staaten profitieren von

dem Bieterwettstreit um Rohstoffe, der

begann, als China – und zunehmend

auch Indien, Brasilien, Malaysia – den

traditionellen Industrienationen Kon-

kurrenz machte. Die steigenden Preise

erleichtern das Begleichen von Schulden

und ermöglichen neue Investitionen, so-

fern die Staaten über Rohstoffe verfügen

und nicht ihrerseits unter steigenden

Rechnungen beispielsweise beim Import

von Brennstoffen leiden.

Zudem werden neue Projekte erschlos-

sen. In Gabun etwa will ein chinesisches

Konsortium drei Milliarden US-Dollar in

die Erschließung einer Eisenerzmine (560

km Eisenbahntrasse, Tiefseehafen, Stau-

damm zur Stromerzeugung) investieren.

Auch beim Einkauf von Technologie und

Infrastrukturprojekten ist durch die neue

Konkurrenz Bewegung in einen Markt

gekommen, den zuvor die Unternehmen

aus den Industrieländern beherrschten

und auf dem diese die Preise diktieren

konnten.

Die Bewertung des chinesischen Engage-

ments ist dennoch höchst unterschied-

lich. Chinas Engagement auf dem afrika-

nischen Kontinent gerät von mehreren

Seiten unter Druck:

1 Westliche und afrikanische Regie-

rungen sowie Nichtregierungsorgani-

sationen kritisieren, dass China ohne

Rücksicht auf Menschenrechte mit

diktatorischen Regimen wie dem Sudan

und Zimbabwe kooperiert.

2 In der afrikanischen Presse waren auf-

grund der schnell wachsenden Importe

aus China Begriffe wie »Tsunami« und

»Flood« zu lesen. China sei »Jekyll and

Hyde«: Motorräder, Bekleidung, Küchen-

geräte, Klimaanlagen, Medikamente

etc. aus China beherrschen die Märkte

vieler afrikanischer Staaten. Für die

KonsumentInnen sanken die Preise vieler

Produkte des täglichen Bedarfs deut-

lich. Lokale Hersteller werden jedoch zu

Hause und auf Exportmärkten verdrängt.

3 Ein dritter Kritikpunkt ist der Vorwurf,

chinesische Unternehmen würden ohne

Rücksicht auf Umwelt- und Sozialstan-

dards Rohstoffquellen in afrikanischen

Staaten ausbeuten.

Chinesische Regierungsstellen wehren

sich vehement gegen diesen Vorwurf.

Im Januar 2006 wurde ein Strategie-

papier mit dem Titel »China‘s African

Begehrte Rohstoffe Der Wert der Rohstoffimporte Chinas hat sich in den vergangenen 20 Jahren auf jährlich rund 200 Mrd. US-Dollar verzwanzigfacht. Die prognostizierten weiteren Steigerungsraten für die wichtigs-ten Metalle, Öl, Fleisch und Holz liegen bis 2020 zwischen 10 und 20 Prozent pro Jahr. China trifft dabei auf Märkte, die größtenteils bereits vergeben sind oder systematisch abgeschirmt werden: Die Rohstoffvorkommen in den meisten Regionen der Erde haben die Industrienationen unter sich aufgeteilt. Großinvestitionen in einer Reihe von afrikanischen Ländern waren den westlichen Firmen zu riskant. In diese Lücke stieß China.

China wird bis 2020 zwischen 10 und 20 Prozent mehr Metalle, Öl, Fleisch und Holz importieren

Page 17: Robin Wood Magazin 3/2007

titel

Policy« veröffentlicht, in dem von einer

neuen strategischen Partnerschaft unter

Gleichberechtigten die Rede ist, die auf

Vertrauen aufbaue und beiden Seiten

Gewinn bringen soll. Grundprinzip sei

die Nichteinmischung in die politischen

Angelegenheiten des Partners.

China betont häufig, man stelle weder

bei Geschäften noch bei Krediten Bedin-

gungen (»no-strings-attached«). Damit

verschweigt die chinesische Regierung

allerdings, dass der Abbruch diploma-

tischer Beziehungen zu Taiwan die Vor-

aussetzung der Zusammenarbeit bildet:

Von 53 afrikanischen Staaten erkennen

nur noch fünf Taiwan an.

Der Verzicht auf makroökonomische

Auflagen erhöht dennoch die Attrakti-

vität der Geschäfte. Angesichts der oft

verheerenden Wirkungen, der von den

Industriennationen über den Internati-

onalen Währungsfonds durchgesetzten

Strukturanpassungsprogramme vergan-

gener Jahrzehnte, hat dieser Ansatz eine

große Anziehungskraft für viele afrika-

nische Staaten. Dort wurde sehr genau

registriert, dass China 31 afrikanischen

Staaten ohne Auflagen Schulden in

Höhe von 1,3 Mrd. US-Dollar erlassen

hat.

Chinas Regierung wehrt sich auch mit

dem Verweis auf die Geschäfte anderer

Staaten gegen die Ausbeutungsvor-

würfe. Regierungsstellen sagten im März

2007, dass China lediglich knapp 9%

der Ölexporte Afrikas erwerbe, die EU

dagegen 36% und die USA 33%.

Damit macht die chinesische Re-

gierung darauf aufmerksam, dass

sie keineswegs allein für Missstände in

afrikanischen Staaten verantwortlich

gemacht werden kann. Das Handelsvolu-

men der G8-Staaten mit Afrika stieg seit

dem Jahr 2002 von 134 Mrd. US-Dollar

bis 2005 auf 233 Mrd. US-Dollar – mehr

als das Sechsfache des chinesischen

Wertes für diese Jahre. Viele dieser

Geschäfte wurden ebenfalls unter nicht

transparenten Umständen getätigt.

Die Diskussion über die Rolle chine-

sischer Unternehmen sollte daher zum

Anlass genommen werden, transparente

Verfahren zur Überwachung der Ge-

schäftspraktiken sowohl der Unterneh-

men aus den Industrieländern als auch

der aus den aufstrebenden Nationen wie

China aufzubauen.

Chinesische Arbeiter wurden entführt

(Nigeria), starben bei einem Anschlag

(Äthiopien) oder können aufgrund

der chaotischen politischen Situation

geplante Projekte nicht umsetzen (Zim-

babwe). In China beginnt daher eine

kritische Diskussion darüber, wie dauer-

haft Geschäfte sind, die in einem äußerst

negativen politischen Umfeld abgewi-

ckelt werden. Die Regierung ist offenbar

dabei, ihre Politik der Nichteinmischung

in innere Angelegenheiten afrikanischer

Staaten aufzugeben und bot beispiels-

weise den Vereinten Nationen an, Solda-

ten für den Sudan zu stellen.

Dies sind lediglich erste Schritte. Die

Herausforderung für hiesige Nichtregie-

rungsorganisationen liegt darin, diese

Schritte zu beschleunigen. Es darf nicht

dazu kommen, dass Unternehmen aus

Industrieländern mit Verweis auf die

Konkurrenz aus dem Osten die wenigen

Standards im Umwelt- und Sozialbe-

reich abschaffen, die es derzeit gibt. Im

Gegenteil: Über Dreieckskooperation

zwischen afrikanischen, chinesischen

und deutschen Organisationen muss

Druck aufgebaut werden, um Standards

zu verbessern. Eine Aufgabe ist dabei an

die multinationalen Unternehmen Chi-

nas heranzutreten: Diese wollen einen

Teil ihrer Produkte exportieren und dabei

auch den deutschen Markt beliefern.

Wenn aber ein deutscher Händler einen

Kühlschrank verkauft, der aus China

kommt, und dessen Kupferanteil wie-

derum aus Erzen stammt, das in Minen

in der Demokratischen Republik Kongo

abgebaut und dann in Sambia verhüt-

tet wurde, dann müssen bei Verstößen

gegen Sozial- und Umweltstandards

alle zusammenarbeiten: NGOs aus dem

Kongo, Sambia, China und Deutschland.

Friedel Hütz-Adams ist seit 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter des

SÜDWIND e.V., Institut für Ökonomie und Ökumene. Dort beschäftigt er

sich mit Hintergründen und Auswir-kungen der Globalisierung.

[email protected]

Der Text baut auf ein Kapitel aus der

Studie: China, Indien, Brasilien und Süd-

afrika: Vom Nord-Süd- zum Arm-Reich-

Gegensatz in Handels- und Finanzfragen

(Mai 2007) auf, die der Autor für Brot

für die Welt verfasst hat

China, Indien, Brasilien und Südafrika:

Vom Nord-Süd-zum Arm-Reich-Gegensatz

in Handels- und Finanzfragen

von Friedel Hütz-Adams / SÜDWIND e.V.

17Nr. 94/3.07

Foto: argus/Scholz

Page 18: Robin Wood Magazin 3/2007

titel

Nr. 94/3.0718

Fotos: Jörg Haas

Die Energiepolitik Chinas in Zeiten des Klimawandels

Manche Experten gehen inzwi-

schen sogar davon aus, dass

dies schon dieses Jahr passiert. Denn

China hat in den letzten Jahren

die Kapazitäten des Stromnetzes

enorm erweitert: jährlich wurden

Kapazitäten dazu gebaut, die denen

von halb Indien oder ganz Brasilien

entsprechen.

Den nötigen Strom dafür gewinnt

China vor allem aus Kohle, die im

Land reichlich vorhanden und billig

ist, auch weil sie unter katastropha-

len Bedingungen gewonnen wird.

Die Sicherheitsbedingungen sind

so schlecht, dass jährlich hunderte

Menschen bei Betriebsunfällen in den

Gruben sterben. Auch Berichte über

sklavenähnliche Bedingungen, unter

denen Menschen in einigen Gruben

arbeiten, häufen sich.

Vor allem die Hauptverursa-cher sollen aktiv werden

Betrachtet man nicht die absolu-

ten Zahlen, sondern den Pro-Kopf

Verbrauch, liegt China jedoch um

Längen hinter den USA: im Jahr 2002

produzierte ein US-Amerikaner pro

Kopf etwa neunmal so viel CO2 wie

Um zu begründen, warum sie sich nicht am Kyoto-Protokoll beteiligen, verweisen die US-Amerikaner gerne darauf, dass dort keine Reduktionsziele für Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien vorgesehen sind. Tatsächlich ist China wegen seines hohen Kohleverbrauchs nach den USA der größte CO

2-Emittent. Weil so viele Kohle-

kraftwerke neu gebaut werden, sagt die Internationale Energieagentur voraus, dass China die USA beim CO

2-Ausstoß überholen werde.

ein Chinese. Bei Diskussionen um den

Klimawandel verweist die Pekinger

Regierung deshalb immer darauf,

dass „der Klimawandel durch die

historischen Langzeitemissionen der

Industrieländer und ihre hohen Pro-

Kopf-Emissionen verursacht wurde.“

„Deshalb haben die entwickelten

Länder eine unausweichliche Ver-

antwortung für den Klimawandel“,

erklärte der Minister der Reform- und

Entwicklungskommission Ma Kai

noch Anfang Juni 2007, als er den

ersten nationalen Klimaplan Chinas

vorstellte. Dementsprechend wehrt

sich Peking gegen bindende Ziele für

Chinas Energiebedarf steigt. Den nötigen Strom gewinnt das Land vor allem aus billiger Kohle

Page 19: Robin Wood Magazin 3/2007

titel

Energiegesetz orientiert. Der Sektor

erneuerbare Energien weist bereits

jetzt jährliche Steigerungsraten von 25

Prozent auf. China richtete auch die

Nachfolgekonferenz der „Renewables“

2005 in Peking aus.

Wermutstropfen bei den Erneuerbaren:

China will nicht nur Wind- und Solar-

energie sowie Kleinwasserkraftwerke

ausbauen, sondern nach wie vor auch

Großstaudämme. Der Bau von Großstau-

dämmen ist ein dunkles Kapitel im Reich

der Mitte: Durchsetzt mit Umweltzerstö-

rung, Vertreibung von bis zu über einer

Million Menschen, wie im Fall des Drei-

Schluchten-Staudamms und weit verbrei-

teter Korruption, bei der vorgesehene

Entschädigungsgelder für Menschen, die

ihr Land verlieren, in dunklen Kanälen

verschwinden. Nicht umsonst sind Stau-

dammbauten auch Kristallisationspunkte

für Umweltorganisationen.

Verkehr regeln

Zwangsläufig muss sich China auch mit

einer anderen Quelle von Treibhausgasen

auseinandersetzen: dem Verkehr. Denn

das motorisierte Verkehrsaufkommen

wächst rasant. Um die Explosion zu

dämpfen, wird zum Beispiel in Shang-

hai die Menge amtlicher Kennzeichen

begrenzt. Der Erwerb eines amtlichen

Kennzeichens ist jedoch die Vorausset-

zung, um ein gekauftes Auto überhaupt

fahren zu dürfen. Die Kennzeichen

werden deshalb meistbietend versteigert.

Darüber hinaus gelten verbindliche

Verbrauchsgrenzen für neu zugelassene

Pkw, die die Chinesen 2005 eingeführt

haben. Sie deckeln - abhängig vom

Gewicht des Fahrzeugs – den Kraft-

stoffverbrauch, was zahlreiche westliche

Autoproduzenten vor die Aufgabe stellt,

ihre Fahrzeuge so zu bauen, dass sie

weniger verbrauchen. Die verschriebene

Verbrauchsreduktion wird voraussichtlich

im Gesamtbenzinverbrauch schnell durch

die wachsende Autoflotte wettgemacht,

kann jedoch zumindest „viel-saufende“

Sportwagen verhindern.

Regine Richter ist Biologin und arbeitet für die Umwelt- und Men-

schenrechtsorganisation urgewald in Berlin, Kontakt: [email protected]

Emissionen, die seine Entwicklung beein-

trächtigen würden.

Gleichzeitig belegt der nationale Kli-

maplan, dass China sich dem Problem

des Klimawandels stellt und versucht zu

reagieren. Dies resultiert vor allem aus

innerem Druck, denn China erlebt am

eigenen Leib massiv die Auswirkungen

des Klimawandels. Etwa mit der Jahrhun-

dertflut von 1998 mit über 5000 Opfern,

schlimmen Dürren wie im vergangenen

Jahr im bevölkerungsreichen Sichuan

oder dem niedrigsten Pegelstand des

Jangtse seit 140 Jahren, ebenfalls 2006.

Modellrechnungen des Weltklimarates

sagen vorher, dass im Süden des Landes

die Regenmengen steigen, während sie

im Norden abnehmen und sich somit

die bereits existierende Wasserknappheit

weiter zuspitzt und die weitere wirt-

schaftliche Entwicklung bedroht. Die

chinesischen Gletscher schrumpfen, was

ebenso wie die steigenden Temperaturen

dazu führt, dass die Quellen sowohl

des Jangtse als auch des Gelben Flusses

versiegen.

Kenner halten es jedoch für fragwürdig,

ob aktuelle chinesische Klimapolitik tat-

sächlich fruchten kann. „Noch gibt es in

China nur ein diffuses Klimabewusstsein

und keine öffentliche Debatte über die

richtige Energiepolitik“, zitiert die ZEIT

(15.2.2007) die Greenpeace-Mitarbeite-

rin Yu Jie. Will die chinesische Energie-

politik weg von der Kohleabhängigkeit,

muss sie sich mit den fünf großen staat-

lichen Energiekonzernen anlegen, darin

unterscheidet sich kommunistische kaum

von kapitalistischer Energiepolitik.

Auf verschiedenen Wegen weg von der Kohle

Ansätze, nicht ausschließlich auf Kohle

als Energiequelle zu setzen, gibt es

durchaus. Jedoch gibt es darunter höchst

bedenkliche Varianten: Parteivertreter

haben ehrgeizige Ausbaupläne für die

Atomkraft, nach denen bis 2020 jedes

Jahr zwei Atomkraftwerke gebaut wer-

den sollen. Doch selbst in einem Land

wie China vergehen mindestens zehn

Jahre zwischen Planungsbeginn eines

Atomkraftwerkes und der ersten Einspei-

sung von Strom ins Netz. Die angekün-

digte Bauoffensive wurde bereits auf das

Jahr 2010 verschoben. Aktuell sind vier

Reaktoren in China im Bau.

Positiver ist der Bereich Erneuerbare

Energien. Das Potenzial dieser Ener-

giequelle hat China bereits seit Jahren

erkannt, es existiert ein großer Markt

für Solaranlagen für den häuslichen

Gebrauch. Bei der internationalen

Konferenz „Renewables 2004“ in

Bonn setzte sich China anspruchsvolle

Ziele wie beispielsweise den Anteil der

regenerativen Energien an der Gesamt-

energieerzeugung im Jahr 2020 auf ca.

20 Prozent zu erhöhen, wobei diese Ziele

nicht verbindlich festgeschrieben sind.

Das Land hat ein Einspeisegesetz für

Strom aus regenerativen Energiequellen,

das sich am deutschen Erneuerbaren

Aber auch bei den Er-neuerbaren Energien weist China

jährliche Steige-rungsraten von 25 Prozent auf. NGO Vertre-ter bei den Renewab-les 2005 in Peking

19Nr. 94/3.07

Page 20: Robin Wood Magazin 3/2007

tropenwald

Nr. 94/3.0720

Page 21: Robin Wood Magazin 3/2007

Dem Wald wird heiß Die letzten beiden Jahre im größten Regenwaldgebiet der Erde waren denkwürdig. Die Wasserläufe, die diesen grünen Organismus mit Lebensenergie versorgen, waren so trocken wie noch nie seit Menschengedenken. Fischerboote lagen auf dem Trockenen, wo in den Jahren zuvor noch reger Schiffsver-kehr herrschte. Tiere durchstreiften ganze Landstriche auf der Suche nach einem Schlückchen Wasser. Die Trockenheit hatte tief greifende Folgen für die Versorgung der Menschen im Amazonasbecken. Denn die zahlreichen Flüsse sind die Stra-ßen der Menschen, die den Transport in die nächsten Stadt oder zum Arzt sicher stellen.

tropenwald

dieser Erde vorhersagen. Über

die Ursache dieser alarmierenden

Entwicklung herrscht dagegen weit-

gehend Einigkeit: Der Klimawandel

hat jetzt auch den Regenwald im

Amazonasbecken erreicht.

Die Klimakatastrophe – nicht gut für den Wald

Nicht nur in Südamerika, auch bei

uns geraten Waldökosysteme durch

die rasante Klimaveränderung im-

mer mehr unter Druck. Zwar gehen

einige Prognosen davon aus, dass

sich die Förster bei uns zunächst

Der Klimawandel hat jetzt auch den Regenwald im Amazonasbecken erreicht

Foto: Greenpeace/Kate DavisonFoto: ROBIN WOOD/Jens Wieting

Nr. 94/3.07

Schlimmer noch: Der Wald

wurde so trocken, dass große

Flächen in Flammen aufgingen.

Sicher, große Teile des Amazonas

sind schon immer an wechsel-

feuchte Verhältnisse angepasst,

und der Wald kann das Wasser in

der Trockenzeit festhalten wie ein

Schwamm, doch die Trockenheit

2006 war von bis dahin unge-

kanntem Ausmaß und überforderte

dieses Ökosystem. Es gibt verschie-

dene wissenschaftliche Erklärungs-

modelle, die bei weiter fortschei-

tendem Wassermangel sogar einen

Zusammenbruch der grünen Lunge

21

Page 22: Robin Wood Magazin 3/2007

tropenwald

Nr. 94/3.0722

über schneller wachsende Bäume und

damit über höhere Erträge ihrer Wäl-

der freuen dürfen. Doch das darf nicht

darüber hinweg täuschen, dass solche

Turbowälder schnell unter erhöhten

Stress geraten.

Wie das in der Praxis zum Beispiel in der

sibirischen Taiga aussieht, erläutert Dr.

Petko vom Forstinstitut in Karsnojarsk.

Durch das milde Klima breite sich die

Sibirische Motte sehr schnell aus, so der

Wissenschaftler. Das Insekt verspeise die

Nadeln der Bäume und die geschädigten

Wälder seien dann besonders anfällig

für Waldbrände. Auch in Kanada wird es

laut einem UN-Bericht 30 Prozent mehr

Waldbrände geben. Der internationale

Weltklimarat IPCC (Intergovermental

Panel an Climat Change) sieht in seinem

4. Sachstandsbericht generell schwarz

für die borealen Wälder. Sie werden vom

Klimawandel „besonders betroffen sein“

erläutern die Sachverständigen.

Foto: Jens Wieting

Foto: Greenpeace/C. Plowden

Zunehmende Trockenheit in Brasilien lässt den Regenwald in Flammen aufgehen

Das Waldsterben – nicht gut fürs Klima

Dass Wälder wichtig für unser Klima

sind, bestreitet niemand in der aktuellen

Klimadebatte. Oftmals wird allerdings

verkannt, welche zentrale Funktion

Wälder für den globalen Klima-Haushalt

spielen. Einem Forscherteam um Prof.

Ernst Detlef Schulze vom Max-Planck-

Institut für Biochemie in Jena gelang der

Nachweis, dass die vom Menschen verur-

sachte Menge Kohlendioxid in Europa zu

80 Prozent von den sibirischen Wälder

aufgenommen wird. Der Rest wird von

den europäischen Wälder gebunden.

Nicht auszudenken was passiert, wenn

der Waldgürtel in Nordrussland weiter

schrumpft, wonach es zur Zeit aussieht.

Ähnlich dramatische Signale erreichen

uns aus Indonesien. Auf Sumatra schwe-

len Brände in den meterdicken Torf-

schichten, nachdem der Wald darauf

Page 23: Robin Wood Magazin 3/2007

23

tropenwald

zerstört wurde und geben dabei unvor-

stellbar große Mengen Kohlendioxid in

die Atmosphäre ab. Florian Siegert von

der Uni München schätzt das 1997 die

freigesetze Menge Kohlendioxid durch

Torfwaldbrände bis zu 40 Prozent der

Menge entsprochen hat, die durch die

Verbrennung von Erdöl, Kohle und Gas

weltweit in die Atmosphäre geblasen

wurde.

Dies beleuchtet auch einen Aspekt, der

bei der aktuellen Klimadebatte unter-

zugehen droht: Böden speichern eine

viel größere Menge Kohlenstoff als die

sie bedeckende Pflanzenmasse. Deshalb

sind intakte Waldökosysteme, die die

darunter liegenden Böden schützen, so

wichtig fürs Klima.

Ausgerechnet die Klimadebatte: Neue Bedrohung für den Wald

Autokonzerne und Energiemultis sind

bei der aktuellen Klimadiskussion kräftig

in die Defensive geraten. Superge-

ländewagen von Porsche, BMW und

Mercedes, die bei Vollgas mehr als 50

Liter Sprit auf 100 Kilometern saufen,

passen angesichts der herannahenden

Klimakatastrophe nicht mehr so recht ins

Bild. Dies ist auch den PR-Strategen der

Autohersteller klar, die verzweifelt nach

jedem Strohhalm greifen um von den

eigenen Verfehlungen abzulenken. Ein

Strohhalm heißt Biosprit. Mit Benzin vom

Acker mutieren die fetten Geländeflitzer

zu lupenreinen Ökoautos, so die Propa-

ganda der PS-Branche.

Verschwiegen wird dabei, dass Europa

mit der heute zur Verfügung stehen-

den Technologie und den begrenzten

Ackerflächen nur verschwindend geringe

Mengen Agrokraftstoff produzieren

kann. Der Agrosprit wird aus tropischen

Ländern wie Kolumbien, Brasilien,

Indonesien oder Nigeria zu uns kommen.

Schon heute lässt sich beobachten wie

Wälder und andere wertvolle Ökosys-

teme in diesen Ländern platt gemacht

werden um für neue Agroenergieplanta-

gen Platz zu schaffen. In Indonesien ist

auf den zum Teil noch bewaldeten Inseln

Nr. 94/3.07

F© Grafik: GEOFff

Raubbau für Papier: Auf Sumatra ist der Regenwald in den ver-gangenen 20 Jahren gerodet worden. Jetzt schwelen Brände in den meterdicken Torfschichten und geben dabei unvorstellbar große Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre ab

Foto: ROBIN WOOD/Jens Wieting

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tropenwald

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nicht weiter degeneriert oder zerstört

werden. Urwälder sind nach neuesten

Erkenntnissen besonders leistungsfähige

Kohlenstoffspeicher. Wertvolle Alt- und

Urwälder sollten deshalb vollkommen

vor kommerziellem Holzeinschlag oder

industrieller Landwirtschaft geschützt

werden.

Der überwiegende Teil der Wälder, der

weiter vor allem für die Holzproduktion

genutzt wird, sollte so naturnah wie

möglich bewirtschaftet werden, um

auf ein verändertes Klima reagieren zu

können. Und das aus einleuchtenden

Gründen: Während eine Monokultur

aus Fichten veränderten Bedingungen

relativ schutzlos ausgeliefert ist, hat ein

vielfältig strukturierter Wald viel mehr

Möglichkeiten auf veränderte Lebensbe-

dingungen zu antworten. Der Ökoforst

ist in diesem Punkt dem Stangenwald

haushoch überlegen, weil er eine biolo-

gisch viel breitere Basis bietet.

Auch ökonomisch macht es Sinn, den

Schutz der Wälder bei der Rettung

der Klimas voranzustellen. Während

dessen die Industrie enorm kostspielige

Verfahren wie die so genannte CO2-

Sequestrierung, bei der Kohlendioxid in

unterirdische Lagerstätten gepresst und

so gespeichert werden soll, in die De-

batte wirft, liegt das Gute doch so nah

und ist so günstig zu haben. Wir müssen

den Raubau an den Wäldern dieser Welt Foto: obs/Deutsche See

Kalimantan (Borneo) und Iran Yaya (West

Papua) ein regelrechter Goldrausch aus-

gebrochen. Dort fließt das große Geld in

immer neue Ölpalmenplantagen, die vor

allem für Agrodiesel angelegt werden.

In der Praxis entpuppen sich die angeb-

lichen Klimaretter sogar als Klimakiller.

Einem Forscherteam um den Münchener

Wissenschaftler Florian Siegert ist es

gelungen, eine Klimabilanz für neue Öl-

palmenplantagen auf der indonesischen

Insel Sumatra aufzustellen. Dort müssen

auf der Welt einmalige Torfwälder Platz

machen für neue Ölpalmenplantagen.

Das Ergebnis lässt einem den Atem sto-

cken: Durch die Zerstörung der Torfwäl-

der wird tausendmal so viel Kohlendioxid

freigesetzt wie letztendlich durch den

Einsatz von Palmöl eingespart wird.

In Südamerika und vor allem in Brasilien

frisst sich der Sojagürtel immer weiter

nach Norden in die Regenwaldzone

hinein. Auch Soja, das bislang bei uns in

erster Linie in den Futtertrögen unserer

Schweine landete, wird von der Agro-

diesel-Industrie bevorzugt als Rohstoff

eingesetzt.

Waldschutz: Gut und günstig für das Klima

Wälder haben für den Schutz des Klimas

eine zentrale Funktion. Dieser kön-

nen Sie nur gerecht werden, wenn sie

Klimakiller Ölpalmen: Einmalige Tropenwälder werden für diese Plantagen abgeholzt

Foto: Kolko e.V.

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tropenwald

sofort beenden. Dann haben wir einen

ersten Schritt in Richtung Klimawende

gemacht.

Die Rezepte für den Wald im Kampf

gegen den Klimawandel sind nicht neu.

Es sind die gleichen Forderungen, mit

denen ROBIN WOOD Holzkonzerne,

Papierindustrie und ignorante Politiker

schon seit Jahren konfrontiert. Darin

sind sich die Umweltverbände auch weit

gehend einig. Bizarr wird die Diskussion

bei der so genannten Bioenergie. Hier

gibt es neuerdings seltsame Koalitionen

aus Autoindustrie, Agrarlobby und

einigen Umweltverbänden, die den Aus-

bau der Agroenergie forcieren wollen

und auch importierten Agrosprit nicht

ausschließen. Bemerkenswert dabei ist,

dass es auch große Konzerne gibt, die

aktiv Lobbyarbeit gegen die energetische

Nutzung von Ackerpflanzen betreiben.

Es sind die Industriezweige; die sich um

eine Verteuerung ihrer Rohstoffe sorgen,

wie etwas die Lebensmittelmultis oder

die Papierindustrie.

ROBIN WOOD hat sich gemeinsam mit

den Partnerorganisationen aus dem Sü-

den dazu entschlossen ein klares Zeichen

gegen den Import von Biomasse aus den

tropischen Ländern zu setzen. Zu deut-

lich ist der Gefahr, dass durch den Run

auf die Agroenergie die verbleibenden

Wälder der Tropen unter die Räder

kommen. ROBIN WOOD hat sich deshalb

einem Moratorium angeschlossen, dass

die Förderung von Agroernergie aus

Monokulturen stoppen will.

Dabei befindet sich ROBIN WOOD in

guter Gesellschaft, denn mittlerweile

haben über 100 Organisationen aus

aller Welt das Dokument unterschrie-

ben. Auch Privatpersonen können das

Moratorium auf folgender Website

unterschreiben: http://www.econexus.

info/biofuels.html

Peter Gerhardt ist Tropenwaldrefe-

rent bei ROBIN WOOD,

Tel.: 040/3808920

[email protected]

Foto: argus/Janke

Nr. 94/3.07

Foto: Greenpeace/Alberto Cèsar

Regenwaldschutz ist Klimaschutz: Trotzdem werden in Brasilien weiter riesige Urwaldflächen für den Anbau von Soja gerodet

Fakten zu Wald und Klima

1 Die Zerstörung der Regenwälder ist

die zweitgrößte Ursache für die Klimaer-

wärmung.

2 Durch Waldzerstörung wird jeden

Tag soviel Kohlendioxid freigesetzt wie

acht Millionen Menschen zusammen für

einen Flug von London nach New York

benötigen würden.

3 Durch die Zerstörung der Regenwälder

wird jährlich mehr Kohlendioxid freige-

setzt, als von den gesamten USA.

4 Der Schutz der Regenwäldern ist die

mit Abstand günstigste Klimaschutzmaß-

nahme.

5 Wenn wir den Kampf gegen die

Regenwaldzerstörung verlieren, dann

verlieren wir auch den Kampf gegen die

Klimakatastrophe.

Quelle: Rainforestfoundation, UK

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tropenwald

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Kolumbien: Blutiges Öl der Palmen Der Durst nach Biosprit in den Industrieländern hat aus Kolumbien weltweit einen der größten Produzenten von Palmöl gemacht - mit verheerenden Fol-gen für die Menschen und das ökologische Gleichgewicht des Landes.

Als vermeintlichen Ausweg aus der

Klimakatastrophe vereinbarten die

politischen EntscheidungsträgerInnen

in Europa den Anteil der regenerativen

Energien am Gesamtenergieverbrauch

auf 20 Prozent bis 2020 zu steigern und

bereits bis 2010 den Anteil der Biomasse

für die Kraftstoffproduktion auf 5,75

Prozent zu erhöhen. Diese Pläne machen

eine Ausweitung des Biomasse-Anbaus

in den sog. Entwicklungs- und Schwel-

lenländern unausweichlich.

Besonders hart trifft es die Menschen in

Kolumbien, dem weltweit viertgrößten

Produzenten von Palmöl. Europa ist der

größte Importeur von kolumbianischem

Palmöl. An erster Stelle steht Großbritan-

nien mit 40 Prozent, danach Spanien mit

17,6 Prozent und Deutschland mit einem

Anteil von neun Prozent. Palmöl bildet

den Rohstoff für viele Lebensmittel, Kos-

metikprodukte und zunehmend auch für

die Energie- und Kraftstoffproduktion.

Für viele Kolumbianer bedeutet der An-

bau der Ölpalme eine ökologische und

soziale Katastrophe. Der Anbau steht in

enger Verbindung mit Geldwäsche im

organisierten Drogenhandel, Massaker

an der Bevölkerung, Verschleppung von

Menschen, Menschenrechtsverletzungen

sowie Mord, Fälschung von Dokumen-

ten, illegale Aneignung von Privateigen-

tum und Gemeindeflächen. Eine weitere

Folge des Anbaus ist die gewaltsame

Vertreibung der Bevölkerung aus frucht-

baren Regionen durch die Paramilitärs im

Aufrag der Firmen, die den Großanbau

von Ölpalmen betreiben.

Die Ölpalme gelangte ursprünglich als

Nahrungsmittel für brasilianische Skla-

vInnen nach Amerika. Es wird geschätzt,

dass sie 1932 in Kolumbien eingeführt

wurde. 1962 gründete sich in Kolumbien

die Nationale Föderation der Ölpalmen-

züchterInnen FEDEPALMA. Seitdem

wurde der Anbau von Ölpalmen auf

das ganze Land ausgeweitet und steigt

weiter. Aktuell beträgt die Anbaufläche

ungefähr 300.000 Hektar. Nach Anga-

ben des Agrarministeriums soll diese

Fläche in den nächsten Jahren auf drei

Millionen, langfristig auf 18 Millionen

Hektar erweitert werden.

Fotos: Kolko e.V.

So weit das Auge reicht: Ölpalmen

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tropenwald

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Kolumbien bietet ideale Anbaubedin-

gungen für die Ölpalme. Es befindet

sich aber in der äquatorialen Klimazone

des Regenwalds, der durch die Ausbrei-

tung der Ölpalmen verdrängt wird. Die

Brandrodung für neue Anbauflächen

setzt große Mengen Kohlendioxid

frei. Feuchtgebiete werden mit Sand

aufgefüllt, da die Palme zur Wurzelbil-

dung einen trockenen Boden benötigt.

Millionen Tonnen von Sand müssen

quer durchs Land transportiert werden,

der Boden verarmt.

Besonders bedroht durch die Palm-

ölindustrie ist das Tal des Orinoco.

Es ist mit 980.000 Quadratkilometern

die weltweit drittgrößte Flusslandschaft,

die aus Savannen, Regen-, Auen- und

Mangrovenwäldern und Seen besteht.

Es ist auch das Rückzugsgebiet der

letzten Nomadenvölker Südamerikas,

die die Verfolgungen der vergangenen

30 Jahre überlebt haben: 400 Iguanitos

in Arauca, 800 Sikuanis in der Meta-

Region und mehr als 1000 Cuibas in

Casanare. Aber da das Orinocotal auch

ein ideales Anbaugebiet für Ölpalmen

ist, hat hier hat die Palmölindustrie

besonders gewütet. Die Verdrängung

der indigenen Bevölkerung wird fort-

gesetzt, indem Plantagen rücksichtslos

in ihre Territorien getrieben werden.

Viele Indigene verhungern oder sterben

an eingeschleppten Krankheiten. Die

Profitgier hat die indigene Gemeinschaft

der Amoruas an den Rand der Ausrot-

tung gebracht – sie zählt nur noch 150

Personen. Ähnliches gilt für die Maca-

guane, Masiguare, Achaguas, Nukak

Maku und die Cuiba.

Die indigene Bevölkerung überlebt ein-

gekesselt in einem kleinen Naturschutz-

gebiet, dem Caño Mochuelo, während

ihnen ihr ursprünglicher Lebensraum

gewaltsam genommen wird. Moderne

Bioenergie zerstört hier eines der letzten

Refugien für viele Tier- und Pflanzen-

arten.

Wie die Menschenrechte von den

Palmölproduzenten mit Füßen getreten

werden, zeigt sich auch in der Region

des Flusses Meta. Die gewaltsame

Vertreibung der Indigenen und Bauern

begann dort bereits vor 30 Jahren durch

die Paramilitärs. Die entfesselte Gewalt

wird von der Palmöllobby genutzt, um

die indigenen Gemeinden der Guahíbo,

Sikuane und Piaroa und die afro-ko-

lumbianischen EinwohnerInnen weiter

unter Druck zu setzen. Drei Millionen

Menschen haben das Land inzwischen

verlassen. Etwa fünf Millionen Hektar

Land der regionalen Binnenflüchtlinge

befindet sich in den Händen von para-

militärischen Gruppierungen. Schon bald

könnte aus dieser riesigen Fläche eine

einzige Ölpalmenplantage werden.

Die letzten „Friedensprojekte“ der Regie-

rung von Alvaro Uribe in Kolumbien

sind in die Kritik geraten. Sie versuchten

die angeblich demobilisierten parami-

litärischen Gruppen zu resozialisieren.

Diese werden als private Sicherheitsleute

in den Plantagen und Verarbeitungsbe-

trieben reintegriert und haben durch ein

spezielles Gesetz trotz ihrer schweren

Verbrechen nur eine Höchststrafe von

acht Jahren zu befürchten. Weiterhin

wird versucht, die vertriebene Landbe-

völkerung als billige Tagelöhner in die

Palmölindustrie einzugliedern. Darüber

hinaus treibt die Regierung den Bau von

vier großen Ölraffinerien bis Ende 2007

voran.

Etwas Ähnliches geschieht in der Tu-

maco-Region. Die Gemeinden werden

ebenfalls gewaltsam umgesiedelt und

eingeschüchtert. Sowohl die Industriellen

als auch der Staat schlagen den Mitglie-

dern der Gemeinderäte vor, dass sie,

anstatt in ihren Territorien zu bleiben,

selbst „Unternehmer im ländlichen

Sektor“ werden. Es sind die betroffenen

Indigenen und Bauern, die dazu aufru-

fen, der Zerstörung Einhalt zu gebieten.

Auf sie wird Druck ausgeübt, sich in

Allianzen oder Produktionsketten ein-

zubringen, mit Palmölproduzenten oder

denselben Paramilitärs, die ihre Familien

ermordeten, zusammenzuarbeiten.

Gebiete, die vorher von Regenwald

bedeckt waren, werden von der Palmöl-

monokultur geschluckt. Die Gemeinden

werden ihrer traditionellen Lebensweise

beraubt.

Die Arbeitsbedingungen in den Palmöl-

plantagen werden von der Internatio-

nalen Arbeitsorganisation (ILO) als hart

und ausbeuterisch beschrieben. Die

fehlenden Verhandlungsmöglichkeiten

für bessere Arbeitsbedingungen, die

schlechte Bezahlung, die mangelnde

Arbeitssicherheit, die hohen Gesund-

heitsrisiken, die Anstellung von Fami-

lienmitgliedern im feudalistischen Stil,

die Unterverträge, die jede Verhandlung

über Sozialleistungen verhindern, all

diese Faktoren versetzen die Ange-

stellten arbeitsrechtlich um mehr als

hundert Jahre zurück. Gleichzeitig wird

die Brutalität und systematische Vor-

gehensweise der Palmölmafia deutlich,

die vor Morden und Verschleppungen

von gewerkschaftlich Aktiven und

deren Angehörigen nicht halt macht.

Die Aussicht auf schnelles Geld für die

Palmölmafia bedeuten Mord, Elend,

Vertreibung und Ausbeutung für die

Bevölkerung der Regionen.

Die Regierungen und die Menschen

in Europa sollten es sich gut überle-

gen, ob sie ihren Durst nach billigem

und scheinbar „grünem“ Sprit mit dem

blutigen Öl von Monokulturen stillen

möchten. Denn billiges Palmöl in Eur-

opa bedeutet, dass wertvolle Ökosys-

teme anderswo zerstört werden - und

es bedeutet Mord, Vertreibung und

soziale Verelendung vieler Menschen in

den Anbauländern.

Cristian Gracia O. aus Chile ist Agrar-ingenieur und hat mehrere Jahre als Projektkoordinator in Mexiko

und Chile mit indigenen Menschen in Sozial-, Umwelt-, und Agrarpro-

jekten gearbeitet. Zur Zeit macht er ein Praktikum bei ROBIN WOOD.

Kontakt: [email protected]

Für diese Monokulturen wurde der ursprüngliche tropische Regenwald gerodet und die indigene Bevölkerung brutal vertrieben

Page 28: Robin Wood Magazin 3/2007

tropenwald

Nr. 94/3.0728

WRM International Secretariat in Uruguay

Wir arbeiten bereits seit einigen

Jahren für das World Rainforest Mo-

vement (WRM). Zum International

Secretariat des WRM in Montevideo,

Uruguay, gehören Ricardo, Teresa,

Lizzie, Raquel, Ana und Flavio. Jede

und jeder von uns hat ein spezielles

Arbeitsgebiet, die grundlegenden

Planungen aber werden von uns als

Team erarbeitet – bei Arbeitstreffen

mit viel Mate-Tee, unserem traditio-

nellen Getränk.

Unsere Arbeit konzentriert sich auf

den Schutz der tropischen Wäl-

der, auf der Grundlage, dass diese

Ökosysteme notwendigerweise die

Menschen betreffen, die in ihnen

leben. Wir versuchen, den Wäldern

und ihren Bewohnern, die von diesen

Wäldern abhängig sind, eine Stimme

zu geben, um sie in ihrem Kampf

gegen genau jene Prozesse und

Ursachen der Waldzerstörung zu un-

terstützen, die ihre Lebensgrundlage

bedrohen.

In diesem Zusammenhang kriti-

sieren wir die in den Ländern des

Südens angelegten industriellen

Baum-Plantagen, für die natürliche

Wälder abgeholzt wurden und

werden. Besonders problematisch

finden wir, dass die FAO diese Plan-

tagen als eine Art Wald definiert.

Vor einigen Jahren haben wir die

Kampagne „Baum-Plantagen sind

keine Wälder“ gestartet, mit der wir

gegen die rasante Zunahme dieser

Plantagen weltweit protestieren, weil

sie schlimme soziale Probleme zur

Folge haben und die Umwelt massiv

belasten. Im Laufe der Jahre sind auf

der ganzen Welt kritische Stimmen

gegen sie laut geworden.

Wir haben uns keine leichten Auf-

gaben gestellt. Wir glauben aber

fest daran, dass eine andere Welt,

in der soziale Gerechtigkeit und der

Schutz der Umwelt verwirklicht sind,

tatsächlich möglich ist.

www.wrm.org.uy

WRM: Baum-Plantagen sind keine Wälder!

Page 29: Robin Wood Magazin 3/2007

tropenwald

Eukalyptus-Plantagen in der Provinz Mpumalanga, Sappi

Timberwatch: Papier und Klima

Timberwatch wurde 1995 gegründet,

weil mehrere südafrikanische NGOs die

negativen ökologischen Auswirkungen

der industriellen Holzplantagen öffent-

lich machen wollten. In den folgenden

Jahren hat sich Timberwatch zu einer

unabhängigen Organisation entwi-

ckelt, die ihre Verfassung im April 2004

verabschiedet hat und im Januar 2006

als Non-Profit-Organisation staatlich

anerkannt worden ist.

Wally Menne und Jenny Duvenage leiten

das Büro von Timberwatch und sind

verantwortlich für Verwaltung und Pro-

jektkoordination, aber es gibt auch viele

Ehrenamtliche, die forschen, beraten

und die Plantagen überwachen. Einige

Ehrenamtliche vertreten Timberwatch

in Regierungsausschüssen und nehmen

an Treffen und Konferenzen teil. Sie

geben den Mitgliedern der Ausschüsse

und der Geschäftsleitung wichtige

Rückmeldungen. Diese Mitglieder sind

dafür verantwortlich, dass Strategie und

Durchführung unserer Kampagnen in die

richtige Richtung geleitet werden.

Die meisten Einnahmen erhält Timber-

watch von Organisationen außerhalb

Südafrikas. Dies hat starke Partner-

schaften zu ausländischen Organisati-

onen wie dem World Rainforest Mo-

vement (WRM) und der Global Forest

Coalition (GFC) geschaffen. Unsere

Arbeit wird auch von der deutschen

Graswurzelbewegung und dem Global

Greengrants Fund finanziert.

Seit 2002 hat Wally Menne Timberwatch

auf vielen internationalen Tagungen

vertreten. Diese Aktivitäten haben

geholfen, dass sich vor Ort ein größeres

Bewusstsein für die Herausforderungen

entwickelt hat, die angepackt werden

müssen, damit sich Südafrika positiv ver-

ändert. Holzplantagen sind nur ein Teil

der Geschäfte der globalen Papierindus-

trie und müssen im Zusammenhang mit

dem gesamten Prozess gesehen werden,

in dem Plantagen Artenvielfalt, Land und

Kultur der Menschen zerstören und Zell-

stoff- und Papierfabriken die Menschen

vergiften und den Planet verschmutzen.

Mittlerweile engagiert sich Timberwatch

verstärkt dafür, den Zusammenhang zwi-

schen Papierindustrie und Klimawandel

ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Falsche Lösungen wie Plantagen als

CO2-Senken anzuerkennen, der Emissi-

onshandel und die Anlage von Plantagen

zur Produktion von Biokraftstoffen wird

die Situation nur verschlechtern.

www.timberwatch.org.zd

Nr. 94/3.07 29

Wally Menne, Timberwatch

Page 30: Robin Wood Magazin 3/2007

titel

Nr. 94/3.0730

Was für die Umwelt gut ist,

ist auch gut für mich! Geduldig hockt Anoop Chinnappa vor seiner Quelle und zieht ein ums andere Mal einen Bam-busstock durch das Wasser. An seinem Ende sammeln sich Schlick und grün schimmernde Al-gen. „Das Grundwasser strömt aus diesem Loch im Felsen. Ich muss die Quelle sauber halten, damit das Wasser emporsteigt“, sagt Anoop Chinnappa, füllt einen weißen 50-Liter-Kanister mit Quellwasser, wuchtet ihn auf die Schulter und macht sich auf den Weg zu seinem Jeep. Das saubere Quellwasser ist ihm allemal lieber als das Wasser aus dem Hahn.

Anoop Chinnappa lebt in Madikeri,

einer abgelegenen kleinen Berg-

stadt im südindischen Bundesstaat

Karnataka und gehört zur Minderheit

der Kodava. Die Volksgruppe pflegt

animistische Traditionen und verehrt

die Ahnen. Das macht die Kodava zu

Außenseitern im hinduistisch ge-

prägten Indien. Anoop Chinnappa gilt

aber auch in seiner eigenen Familie als

schwarzes Schaf. Gründe dafür gibt

es genug: Der 42-Jährige ist unverhei-

ratet, er hat eine deutsche Freundin

und er ist Umweltaktivist. Eine Spezies,

die in Indien noch Seltenheitswert

hat. Aber Anoop Chinnappa meint es

ernst mit dem Schutz der Umwelt: Die

sechs Kilometer von Madikeri zu sei-

nem Geburtsdorf Auruvathoklu fährt

der studierte Bankkaufmann zwar

im Jeep – aber mit ausgeschaltetem

Motor. Fast lautlos rollt der Wagen

auf einer schmalen Buckelpiste durch

Kaffeepflanzen, Bananenstauden,

Fischschwanz-Palmen und Frangipani-

Bäumen. „Was für die Umwelt gut ist,

ist auch gut für mich. Immerhin habe

ich jetzt 40 Rupien für Sprit gespart“,

Fotos: Annette Lübbers

Indischer Umweltaktivist Anoop Chinnappa

Page 31: Robin Wood Magazin 3/2007

31

tropenwald

erklärt er am Ende der Talfahrt und

erwehrt sich lachend den liebevollen An-

näherungsversuchen von Snowy, einem

seiner drei Mischlingshunde.

Indiens Umweltprobleme sind bekannt:

ein stetig wachsendes Verkehrsaufkom-

men in den wuchernden Großstädten,

wilde Müllkippen und eine kaum funkti-

onierende Müll-Entsorgung, Pestizid-Ein-

satz in der Landwirtschaft und Umwelt-

gesetze, die nicht umgesetzt werden.

Schuld an der Misere: Die Förderung

der wirtschaftlichen Entwicklung hat

Priorität in einem Land, in dem 250 bis

300 Millionen Menschen unterhalb der

Armutsgrenze leben. Wo das tägliche

Brot keine Selbstverständlichkeit ist,

verblasst der Schutz der Umwelt. Dabei

ist Indien – auf dem Papier – eigentlich

vorbildlich: Bereits seit 1981 gibt es eine

umfassende Gesetzgebung in Bezug auf

die Luftverschmutzung. Weltweit war

Indien 1976 der erste Staat, der den Um-

weltschutz als staatliche Verpflichtung in

die Verfassung aufnahm. Zum Vergleich:

Erst im Jahr 1994 wurde der Schutz der

Umwelt nach vielfältigen Kontroversen

im deutschen Grundgesetz als Staatsziel

verankert. Die Zahl der Umweltbewegten

wächst in Indien, langsam aber stetig.

20.000 indische Förderer verzeichnet die

Umweltorganisation Greenpeace derzeit.

Noch leben etwa zwei Drittel der in-

dischen Bevölkerung – etwa 700 Millio-

nen Menschen – mehr recht als schlecht

von der Landwirtschaft. Traditionell sind

auch die Kodava Bauern. 24 Hektar Land

hat Anoop Chinnappa von seinem Groß-

vater geerbt. Aber nur auf zwei Hektar

baut er Reis an. Der Rest ist Dschungel

und das soll auch so bleiben. Anoop

Chinnappa hält nämlich nichts vom

Landbau moderner Prägung. „Früher

haben alle Kodava organischen Landbau

betrieben. Heute benutzen sie Pestizide

wie alle anderen auch – und das Land

geht zugrunde.“ Anoop Chinnappa will

dagegen den Dschungel erhalten.

Friedlich grasen Kühe auf der kleinen

Lichtung im Dschungel. „Sieh mal, ein

Schmetterling“, ruft Anoop Chinnappa

begeistert und zeigt mit dem Finger auf

einen kleinen gelben Falter im Landean-

flug. Seit dem Jahr 2000 führt er Ruck-

sack-Touristen durch seinen geliebten

Dschungel. „Ich habe von meinem Vater

viel über die Natur und von Touristen das

Wandern gelernt. Inder laufen nämlich

nie ohne Grund“, versichert er. Natürlich

soll sein Tourismus umweltfreundlich

sein. „Ich träume von einfachen Unter-

künften im Dschungel. Ein Zelt, ein paar

Moskitonetze. Nichts Aufwändiges.“

Luxus hat in Anoop Chinnappas Leben

ohnehin keinen Platz. Mit seiner alten

Mutter wohnt er in einem hübschen,

rot gestrichenen Haus, umgeben von

sorgsam gepflegten Blumenbeeten und

– nur ein paar Meter weiter – vielen

Quadratmetern verwilderter Natur. Dann

und wann beherbergt er hier Gäste. In

einem kahlen Zimmerchen mit roh ge-

strichenen Wänden stehen zwei einfache

Liegen. Die „französische“ Toilette liegt

inmitten des Hauses. Eimer und Schöpf-

kellen ersetzen für Familie und Gäste

gleichermaßen die Dusche. In einem

kleinen Gästehaus im Garten gibt es

geringfügig mehr Komfort – immerhin

ein eigenes Badezimmer. Trotz des – für

europäische Verhältnisse – wenig luxuri-

ösen Angebots hat Anoop Chinnappa es

geschafft, in einem der meist genutzten

Indien-Reiseführer Erwähnung zu finden.

Jugendliche Rucksack-Touristen reicht die

einfache Unterkunft und lernen können

sie bei Anoop Chinnappa allemal etwas.

Zum Beispiel, dass der Saft der Jamba-

Frucht gut gegen Bauchschmerzen

ist und dass man spirituellen Führern

misstrauen sollte. „Normalerweise sind

die auch nur am Geld interessiert – auch

wenn sie anderes behaupten“, sagt der

Inder und gießt seinen Gästen frischen

Tee ein.

Für seine Tourismus-Angebote hat er die

„Outdoor India Tourist private limited“

gegründet. Er glaubt daran ausländische

Investoren zu finden, die sich für den

Schutz der Natur in Indien einsetzen

wollen und ihm dabei helfen, größere

Flächen Dschungel aufzukaufen. „Für

ein wenig mehr Geld als dem Markt-

preis verkaufen mir die Farmer ihr Land

gerne . Die Kaffee-Monokulturen sind

ohnehin nicht gut für das Land. Außer-

dem haben die Farmer viel zu viel Kalk

benutzt. Kalk ist ein natürlicher Dünger,

aber zu viel übersäuert die Erde“, erklärt

Anoop Chinnappa. Außerdem möchte

er einen Ashram – einen spirituellen

Ort des Lernens – aufbauen: für Kühe.

„Dann könnte ich die Farmer lehren, wie

man aus dem Dung der Kühe Elektrizität

gewinnen kann.“

In seiner eigenen Familie ist er „ein nicht

deklarierter Ausgestoßener“. „Inder

denken fast nur ans Geld. Und meine ei-

gene Familie möchte auch nichts weiter,

als dass ich mein Land verkaufe.“ Geld

verdienen könnte Anoop Chinnappa

auf vielfältige Art. Auf seinem Grund

stehen weiße Zedern, heiß begehrt von

der Möbelindustrie, die er teuer verkau-

fen könnte, obwohl die Bäume offiziell

geschützt sind. Oder er könnte das Land

mit einer breiten Autostraße erschließen

lassen. Der sympathische Kodova winkt

ab. Nicht mit ihm. Zuviel Lärm und zuviel

Dreck. „Ein Tropfen Öl kann immerhin

600 Liter Wasser kontaminieren“, erklärt

er und stapft auf nackten Füßen auf

seinen Jeep zu.

Derzeit scheinen die Träume von Anoop

Chinnappa noch ein wenig groß für

seine begrenzten Möglichkeiten. Aber

aufgeben will er nicht: „Ich suche weiter

nach Partnern, die hier investieren

wollen. Denn um den Dschungel und die

Natur zu schützen, müssen wir das Land

kaufen. Anders geht es nicht.“ Er träumt

mit offenen Augen weiter: „Wir müssen

die Kinder hierher bringen, damit sie

lernen: Wir bekommen von der Natur

zurück, was wir ihr geben.“

Annette Lübbers ist freie Journalistin

und hat Anoop Chinnappa 2007 auf

einer Reise durch Indien besucht.

Kontakt: [email protected]

Nr. 94/3.07

Page 32: Robin Wood Magazin 3/2007

32

Im Wald des

großen BärenJens Wieting war bis 2005 Tropenwaldreferent bei ROBIN WOOD. Anfang 2006 ist er nach Kanada gegangen und verhandelt nun für den Sierra Club Kanada in British Columbia mit Industrie, der Pro-vinzregierung und First Nations über den Schutz des einmaligen Urwaldgebietes „Great Bear Rainforest.“ Mit ihm sprach Christiane Weitzel.

perspektiven

? Warum bist Du nach Kanada gegan-

gen?

! Meine Frau ist Klimawissenschaftlerin

und bekam das Angebot für zwei Jahre

an der Uni in Victoria, der Haupstadt von

British Columbia, zu forschen. Ich war

leicht zu überzeugen, denn ich hatte

schon viel über die Naturschönheiten

von Vancouver Island gehört.

Seit Januar 2007 habe ich eine sehr

interessante Stelle beim Sierra Club Ka-

nada, der sich vor allem um den Schutz

der Wälder kümmert, aber zunehmend

auch für mehr Klimaschutz engagiert. In

diesem Bereich hat Kanada einen riesen-

großen Nachholbedarf.

Die Pro-Kopf-Emissionen von Kohlendi-

oxid sind in Kanada wie in den Vereini-

gten Staaten fast doppelt so hoch wie

in Deutschland. Das Kyoto-Ziel Kanadas,

die Kohlendioxid-Emissionen um sechs

Prozent zu reduzieren, hat das Land weit

verfehlt! Heute sind die Emissionen um

rund 30 Prozent höher als 1990 und die

Regierung hat sich von seiner Kyoto-

Verpflichtung distanziert. Weil zur Zeit

der Ölpreis hoch ist, boomt in Alberta

die Ölsandindustrie. Dort werden Wälder

und Moore beseitigt, um dann unter

immensen Energieaufwand aus dem

darunter liegenden Sand Öl zu gewinnen

– für zwei gewonnene Liter muss ca. ein

Liter Öl eingesetzt werden. Energiepoli-

tisch ein Wahnsinn!

Gleichzeitig wird unbeirrt weiter Urwald

eingeschlagen. Die Wälder Kanadas

speichern in Böden und Vegetation 88

Milliarden Tonnen Kohlenstoff, zehnmal

mehr als jährlich weltweit freigesetzt

wird. Wo Urwald in Forst umgewandelt

wird, gehen aber zwischen 10 und 50

Prozent des Kohlenstoffspeichers ver-

loren. Hinzu kommen Waldbrände und

Insektenbefall, beides begünstigt durch

den Klimawandel. Jüngste Daten zeigen

die Tendenz, dass die kanadischen Wäl-

der von einer Kohlenstoffsenke zu einer

Quelle werden. Daher hat sich die kana-

dische Regierung kürzlich entschlossen,

dass die Wälder in der offiziellen Kyoto-

Bilanz des Landes nicht berücksichtigt

werden sollen. Diese Option hatten

einige Waldländer im Kyoto-Protokoll

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Jens Wieting mit seiner Tochter Luna in den Rocky Mountains, Juli 2007

Page 33: Robin Wood Magazin 3/2007

Fotos: Jens WietingNr. 93/2.07 33

perspektiven

durchgesetzt, um ihre Verpflichtungen

einfacher zu erfüllen. Aber diese Hoff-

nung hat sich als trügerisch erwiesen.

? Dann geht Kanada mit seinen Wäldern

nicht sehr schonungsvoll um?

! Kanada ist ein großes und schönes

Land. Die Menschen sind ausgesprochen

offen und sehr kinderfreundlich! Aber

wie dieses reiche Land mit seinen natür-

lichen Ressourcen umgeht, entspricht

eher den Strukturen eines Entwicklungs-

landes. Dabei müsste Kanada als das mit

Abstand reichste Land in der Gruppe der

großen Waldstaaten wie Brasilien, Russ-

land oder Indonesien mit gutem Beispiel

vorangehen und seinen Urwald besser

schützen. Dazu möchte der Sierra Club

mit seinem Engagement für den Great

Bear Rainforest in British Columbia

beitragen. Glücklicherweiser gibt es seit

einem Jahr einen echten Aufschwung

für das Anliegen des Umweltschutzes in

Kanada. Die Bedrohung der Umwelt, vor

allem die globale Erwärmung, ist jetzt

die größte Sorge in der kanadischen Be-

völkerung und der Druck auf die Politiker

steigt.

? Was ist das Besondere am Great Bear

Rainforest?

! Mit einer Fläche von 6,4 Millionen

Hektar ist der Great Bear Rainforest der

größte intakte Regenwald in den gemä-

ßigten Breiten. In den Tälern wachsen

tausendjährige Bäume, die 80 Meter

Höhe erreichen. Ein Fünftel der welt-

weiten Lachsvorkommen haben ihren

Ursprung in den Bächen und Flüssen die-

Nr. 94/3.07

grü

ne b

eru

fe

Schwarzbär

Riesenlebensbäume im Great Bear Rainforest, Bella Coola

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perspektiven

Nr. 94/3.0734

ser Region. Alljährlich lassen sich sechs

Millionen Zugvögel an der Küste nieder.

Der Name „Great Bear“ geht zurück auf

die vielen Schwarz- und Grizzlybären,

die hier leben. Eine Besonderheit ist der

Kermode- oder Geisterbär, eine seltene

helle Variante des Schwarzbären, der

im Regenwald wie ein verirrter Eisbär

erscheint. Interessanterweise fängt diese

genetische Variante erfolgreicher am Tag

Lachse, während die dunklen Schwarz-

bären die meisten Fische nachts fangen.

Die Lachse können die hellen Bären vor

dem Taghimmel offenbar schlechter

erkennen.

? In den 90er Jahren geriet der Regen-

wald in die Schlagzeilen, weil Umwelt-

verbände und First Nations gegen den

Kahlschlag des Urwaldes öffentlichkeits-

wirksam protestierten. Was war passiert?

! Mit zunehmendem Maschineneinsatz

konnte die Holzindustrie Jahr für Jahr

mehr Hektar Küstenregenwald kahl-

schlagen und gleichzeitig noch Arbeits-

plätze abbauen. Gleichzeitig nahmen

die Proteste gegen die Abholzung zu. In

den 90er Jahren erreichte die Konfron-

tation zwischen UmweltschützerInnen

und Holzindustrie an der Westküste

ihren Höhepunkt. Es kam zu Hunderten

Verhaftungen, gleichzeitig konnte die

Bewegung eine ganze Reihe von neuen

Schutzgebieten durchsetzen. Besonders

bekannt wurde der erfolgreiche Kampf

für die Urwälder im Clayoquot Sound

auf Vancouver Island, der bis heute weit-

gehend unberührt geblieben ist.

Auf einer vom Sierra Club erstellten

Urwaldkarte der Küste war aber un-

übersehbar, dass sich der größte intakte

grüne Fleck entlang der Küste nördlich

von Vancouver Island bis zur Grenze mit

Alaska erstreckte. Nachdem das Gebiet

als Great Bear Rainforest getauft worden

war, konzentrierten sich eine Reihe von

Umweltorganisationen darauf, internati-

onal auf die Gefährdung dieses Regen-

waldes aufmerksam zu machen. Durch

Blockaden von Forstwegen zusammen

mit verschiedenen First Nations erzielten

die Boykottaufrufe von Greenpeace,

Forest Action Network und anderen

Umweltorganisationen internationale

Aufmerksamkeit.

Kunden wie Home Depot, Staples,

Ikea und die deutsche Papierindustrie

machten Druck und die kanadischen

Konzerne bekamen es mit der Angst zu

tun. Nachdem sie den Handlungsdruck

erkannt hatten, gründeten sie 2000

die Coast Forest Conservation Initative

(CFCI) und stimmten einem Moratorium

des Holzeinschlags für über 100 große

intakte Täler zu. Im Gegenzug erklärten

die Umweltorganisationen sich bereit

auf Boykottaufrufe zu verzichten und

beschränkten sich darauf, die Kunden

über den Fortschritt der Verhandlungen

auf dem Laufenden zu halten.

Greenpeace, Forest Ethics und Sierra

Club gründeten das Rainforest Solutions

Project (RSP) um den Prozess fortzu-

führen. Auch zwei Organisationen der

KüstenureinwohnerInnen etablierten sich

zu dieser Zeit, die Coastal First Nations,

auch Turning Point genannt, und der

Nanwakolas Rat. Gleichzeitig zeigte sich

die Provinzregierung im Rahmen der

Landnutzungsplanung bereit politische

Zugeständnisse zu machen und auf

Augenhöhe mit den First Nations zu

verhandeln. Das war die Aufnahme der

so genannten „Government to Govern-

ment“ Verhandlungen. 2001 verständig-

ten sich Industrie, Umweltschützer, First

Nations und Provinzregierung außerdem

auf die Gründung eines unabhängigen

Wissenschaftlergremiums, des Coast In-

formation Teams, um Prinzipien für eine

neue, an die Ökosysteme angepasste

Forstwirtschaft festzulegen.

In den folgenden Jahren wurden

detaillierte Empfehlungen für Schutzge-

biete und Landnutzung im Rahmen der

räumlichen Planung für die Nord- und

Zentralküste entwickelt, festgehalten in

Land and Resource Management Plans

(LRMP). Gleichzeitig erledigte das Coast

Information Team umfassende wis-

senschaftliche Arbeit und erstellte u.a.

eine räumliche Analyse der Ökosysteme

(Ecosystem Spatial Analysis) und das

Ecosystembased Management (EBM)

Handbuch.

Kahlschlag ist bis heute die vorherrschende Methode der Holzgewinnung in British Columbia, hier in den West Kootenays

Page 35: Robin Wood Magazin 3/2007

35

perspektiven

Schließlich stellten Provinzregierung,

First Nations, Holzindustrie, und NGO

am 7. Februar 2006 ihre Great Bear

Rainforest Vereinbarungen vor. Insge-

samt 2,1 Millionen Hektar, rund 100

Reservate, die zusammen ein Drittel

des Gebietes umfassen, werden vor

Holzeinschlag geschützt. Bis März 2009

muss die Landnutzung im übrigen Raum

auf die Grundlagen von EBM umge-

stellt werden. Außerdem stellen private

Stiftungen, Bundes- und Landesregie-

rung den First Nations 120 Millionen

kanadische Dollar zur Verfügung, um

umweltverträgliche, alternative Einkom-

mensmöglichkeiten in der Region zu

entwickeln. Damit sollen Projekte wie

Öko-Tourismus, die Nutzung von Nicht-

Holzprodukten und angepasste Formen

der Fischerei gefördert werden.

? Das Abkommen wird von einigen Um-

weltorganisationen kritisiert. Vor allem

bemängeln sie, dass die geschützten

Urwälder zum Überleben vieler Arten zu

klein seien. Und dass immer noch Urwäl-

der kahl geschlagen würden. Sind Deiner

Meinung nach die Hauptkritikpunkte

ausgeräumt worden?

! Die KritikerInnen übersehen gerne die

Größenordnung von jetzt zwei Millio-

nen Hektar geschütztem Urwald und

unterschätzen den Einsatz der erfor-

Nr. 94/3.07

Geschäftsführer und Minister erhielten eine digitale Count-down-Uhr, die die Tage bis zum 31. März 2009 herunterzählt und sie daran erinnert, die Vereinba-rung zum Schutz des Great Bear Rainforest umzusetzen

Page 36: Robin Wood Magazin 3/2007

36

Fotos: Jens Wieting

derlich war, um zu diesem Ergebnis zu

kommen. An einem gewissen Punkt

helfen Blockaden nicht weiter, wenn

man zu einer Lösung gelangen will, die

auch von Regierung, Industrie und First

Nations getragen werden soll. Leider ist

in Kanada bis heute keine Mehrheit für

den Totalschutz des Urwalds zu haben.

Das gilt auch für einige First Nations, die

sich teilweise schon über zu viele Schutz-

gebiete in ihren Territorien beschweren

und nicht auf Holzgewinnung verzichten

wollen, um aus der Armut zu gelangen.

Durch die wissenschaftliche Vorarbeit

vor der Festlegung der Schutzgebiete

wurde gewährleistet, dass nicht wie in

anderen Regionen Kanadas vor allem

wirtschaftlich uninteressante Gebiete,

die von Schnee und Eis bedeckt sind,

geschützt werden. Das Schutzgebiets-

system umfasst 34 Prozent des Urwald-

bestandes, 40 Prozent der bekannten

Lachs-Laichgründe und 54 Prozent der

Feuchtgebiete der Region.

Noch wichtiger ist, dass durch die Ein-

führung von EBM bis 2009 zusätzlicher

Schutz kommt. Noch in diesem Jahr wer-

den Landnutzungsverordnungen für den

südlichen und nördlichen Teil des Great

Bear Rainforestes verabschiedet. Je nach

Seltenheit der Waldökosysteme müssen

dann auch außerhalb der Schutzge-

biete zwischen 30 und 70 Prozent des

Waldes bewahrt werden. Hinzu kom-

men Auflagen für Rote-Liste-Biotope,

wertvolle Fischhabitate und Grizzly-Bär-

Lebensräume. Die Umsetzung der neuen

Bestimmungen verläuft schleppend, aber

bis März 2009 erwarten wir die Einfüh-

rung aller wesentlichen EBM Elemente.

Unsere mühselige und oft unsichtbare

Arbeit besteht darin, alle Beteiligten auf

Kurs zu halten.

Zu diesem Zweck haben wir eine

Webseite eingerichtet, die alle we-

sentlichen Schritte zur Umsetzung des

Gesamtpakets bis 2009 beschreibt

und den Fortschritt bewertet. Damit

alle Beteiligten erinnert werden, was

die Stunde geschlagen hat, haben wir

zur Vorstellung der Webseite im März

einen Zweijahres-Countdown gestartet.

Geschäftsführer und Minister erhielten

eine digitale Countdown-Uhr im Kredit-

kartenformat, die die Tage bis zum 31.

März 2009 herunterzählt und sie daran

erinnert ihre Hausaufgaben zu machen.

Seitdem sprechen Beamte und Manager

bemerkenswert oft davon, dass die Uhr

tickt. Dennoch müssen wir weiter mit

Industrie, Regierung und First Nations

darum ringen, nicht hinter die Vereinba-

rungen zurückzufallen. Das ist mühsam,

aber lohnenswert, weil das Gebiet so

groß und ökologisch einzigartig ist.

? Du hast für ROBIN WOOD als Tropen-

wald-Campaigner gearbeitet, jetzt für

den Sierra Club. Was sind die größten

Unterschiede?

! Wie bei ROBIN WOOD arbeite ich hier

in einem sehr netten Team von etwa 20

MitarbeiterInnen. Der kanadische Sierra

Club wurde 1963 als Schwesterorganisa-

tion des US-amerikanischen Sierra Club

gegründet, 20 Jahre früher als ROBIN

WOOD. Seit 1989 ist die kanadische

Organisation eigenständig. Der Sierra

Die Mitarbei-terInnen des Sierra Clubs engagieren sich für den Schutz der kanadischen Wildnis und für wirksamen Klimaschutz

perspektiven

Nr. 94/3.07

Page 37: Robin Wood Magazin 3/2007

Nr. 93/2.07 37

perspektiven

Club finanziert sich neben Spenden und

Mitgliedsbeiträgen zum größten Teil aus

Stiftungsgeldern, der Etat von ROBIN

WOOD dagegen stützt sich ausschließ-

lich auf private Spenden.

Bemerkenswert ist außerdem, dass ich

innerhalb der Koalition der Umweltorga-

nisationen nur mit Frauen zu tun habe.

Greenpeace, Forest Ethics und Sierra

Club haben zusammen acht Leute für

den Great Bear Rainforest am Start. Ich

bin der einzige Mann in dieser Gruppe

und es ist großartig zu sehen, wie meine

Kolleginnen Industrielle und Beamte auf

Linie bringen.

? Vermisst Du Deutschland und wie

lange werdet Ihr noch in Kanada blei-

ben?

! Ich vermisse am meisten natürlich

meine Freunde und meine Familie, aber

auch guten Käse, Frühstücksbrötchen

und kritische Tageszeitungen. Aber wir

werden sicher noch mindestens zwei

Jahre bleiben und es wird schwer wer-

den, sich von den fantastischen Urwäl-

dern, Seeadlern und Schwarzbären zu

verabschieden.

Jens Wieting hat Landschaftsplanung

an der Technischen Universität in

Berlin studiert. Er war in der Entwick-

lungszusammenarbeit in Projekten

zum Schutz des Regenwaldes in

Zentralamerika tätig und Mitarbei-

ter in einem Berliner Planungsbüro.

Bei ROBIN WOOD engagierte er sich

von 2002 bis 2005 vor allem für den

Schutz der tropischen Wälder in In-

donesien. Seit Anfang 2006 lebt er in

Victoria, BC, in Kanada und arbeitet

als Wald-Campaigner für den Sierra

Club Kanada im Landesverband

British Columbia, Kontakt: jens@

sierraclub.bc.ca.

Sierra Club of Canada, BC chapter:

www.sierraclub.ca/bc

Fortschrittskontrolle im Great Bear Rain-

forest: www.greatbearwatch.ca

Rainforest Solutions Project:

www.savethegreatbear.org

Mehr über Ecosystembased Manage-

ment: www.citbc.org

Jens Wietings persönliche Webseite:

www.wieting.org

Nr. 94/3.07

Thorsen Creek, Bella Coola

Page 38: Robin Wood Magazin 3/2007

energie

Nr. 94/3.0738

Um den drohenden Klimawandel zu begrenzen, müssen die Industrienationen mittelfristig ca. 80% Energie einsparen und ihre Energieversorgung weitgehend auf regenerative Quellen umstellen. Werner Behrendt und seine Familie haben sich die Frage gestellt: „Wozu brauchen wir wirklich Energie?“

In den letzten fünf Jahren kamen

meine Frau, ich und unsere beiden,

mittlerweile volljährigen, Kinder mit

800 bis 850 kWh (Bundesdurchschnitt

ca. 3500 kWh) aus, obwohl wir neben

den üblichen Haushaltsgeräten wie

Kühlschrank, Wasch- und Spülmaschine

noch eine Gefriertruhe, eine Regenwas-

serpumpe, eine solare Brauchwasseran-

lage, Anrufbeantworter und Faxgerät

betreiben. Auf reine Komfortgeräte

wie Wäschetrockner, schnurlose Tele-

fone, WLAN, etc. verzichten wir ganz

bewusst und nehmen kleinere Unan-

nehmlichkeiten wie Wäsche auf- und

abhängen oder die etwas andere Licht-

farbe von Sparlampen für den guten

Zweck in Kauf.

Solange unser Strom vorwiegend in fos-

silen Kraftwerken mit weniger als 50%

Wirkungsgrad erzeugt wird, ist das

Kochen mit Gas trotz der Wärmever-

luste am Herd umweltfreundlicher als

das mit Strom. Elektrische Wasserkocher

sind daher nur sinnvoll in Haushalten

ohne Gasherd!

Beim Kauf von Elektrogeräten empfiehlt

es sich neben den Verbrauchswerten

auf gute Qualität und Service zu achten.

Im Falle eines Defektes sollte man sich

nicht einreden lassen, eine Reparatur

lohne nicht, weil der Kauf eines neuen

Billigprodukts doch viel günstiger

sei. Teurer für die Umwelt ist er auf

jeden Fall, denn bei der Herstellung

der Geräte wird eine Menge Energie

verbraucht.

Fast alle Lampen sind mit Energiespar-

birnen bestückt und auch die brennen

nur da, wo sich jemand aufhält. Bei der

Korblampe in der Küche ließen nach

der Umstellung Lichtfarbe und Hellig-

keit besonders zu wünschen übrig, bis

ich auf die Idee kam, den Schirm innen

mit Alufolie auszukleiden. Abgesehen

von einer Sparlampe am Eingang und

einer Lichterkette am relativ langen

Weg von der Straße zur Haustür gibt

es keine Lichtdekoration. Nachdem

sich Bewegungsmelder (die auch bei

ausgeschalteter Lampe ca. ein bis

zwei Watt verbrauchen) zu sehr durch

das Gebüsch irritieren ließen, kehrten

wir wieder zum Handbetrieb zurück.

Sofern jemand zu Hause ist , schaltet

sie/er die Außenbeleuchtung bei Ein-

bruch der Dunkelheit ein und vor dem

zu Bett gehen wieder aus. Bei 30 Watt

Gesamtleistung und ca. fünf Stunden

Betrieb in den dunkelsten Wintermo-

naten verbraucht sie fünf kWh pro

Monat.

Glühlampen gibt es nur in Räumen

oder Ecken, die nur ganz kurz beleuch-

tet werden, wie der Vorratskammer

oder dem Stauraum unter der Treppe.

Dort sorgen Türschalter dafür, dass sie

bei geschlossener Tür immer aus sind.

Energiebilanz

positiv

Werner Behrendt und seine Familie vor ihrem Haus in Holste

Page 39: Robin Wood Magazin 3/2007

39

energie

Foto: pixelio/Margit Fischer

Im Standby-Betrieb sind nur Anrufbe-

antworter und Faxgerät, die meine Frau

unbedingt für ihren Gärtnereibetrieb

braucht. Da die billigen Steckernetzteile

vieler Kleingeräte meist recht warm wer-

den, d.h. relativ viel Energie verschwen-

den, lohnt es sich, sie durch passende

Schaltnetzteile mit besserem Wirkungs-

grad zu ersetzen: ein Watt Dauerleistung

verbraucht fast neun kWh im Jahr!

Die Steuerung der Solaranlage muss nur

bei Sonnenschein aktiv sein, das lässt

sich recht einfach mit einer passend

dimensionierten Solarzelle erreichen. Nur

die Pumpe läuft dann mit Netzstrom.

Da der Stromverbrauch der Gefriertruhe

stark von der Umgebungstemperatur

abhängt, wir aber keinen Keller haben,

steht unsere im unbeheizten Nebenge-

bäude. Ein Holzstapel vor der Südwand

und etwas Alufolie in der verglasten

Eingangstür verhindern die Aufheizung

des Raumes durch die Sonne recht

wirksam. Die im Winter eindringende

Kälte spart zusätzlich Strom. Da mir die

Isolierung auch der vor ca. 12 Jahren

sehr sparsamen Truhe unnötig dünn er-

schien, verkleidete ich unsere gleich nach

dem Kauf mit fünf Zentimeter dicken

Hartschaumplatten. Zwischen Rückwand

und Kühlschlangen ließen sich zwar

nur drei Zentimeter Wärmeisolierung

und ein Strahlungsreflektor aus Alufolie

unterbringen, trotzdem kann sich der

Verbrauch des Gerätes von ca. 150 kWh

pro Jahr ohne Weiteres mit den derzeit

modernsten Geräten messen lassen.

Der Kühlschrank steht natürlich in der

Küche, der Bequemlichkeit wegen nicht

auf dem Boden, sondern auf einem Un-

terschrank, der wie die gesamte Küchen-

einrichtung einige Zentimeter von der

Wand abgesetzt ist. Die Seite zum Herd

hin ist mit einer drei Zentimeter Dämm-

stoffplatte verkleidet, die an der Wand

hinter der Küchenzeile bis hinunter zum

Boden anschließt und so verhindert,

dass warme Abluft vom Gasherd an die

Kühlschrankrückseite gelangt. Der so

gebildete Luftkanal hinter dem Kühl-

schrank hat auf Bodenhöhe einen Durch-

bruch zum Flur, d.h. von dort kann kalte

Luft am Kühlschrank entlang aufsteigen,

dessen Abwärme aufnehmen und so in

die Küche bringen. Wie viel Energie das

einspart, habe ich nie genau erfasst. Seit

dieser Einbau fertig ist, läuft der Kühl-

schrank aber merklich seltener als früher.

Wer keine Löcher in die Wand machen

kann, sollte zumindest für freie Zuluft

vom Boden und guten Abzug nach oben

sorgen. Mangelnde Luftzufuhr auf der

Rückseite kann auch den sparsamsten

Kühlschrank ins Schwitzen bringen.

Energiesparen in den eigenen vier Wänden

Wasch- und Spülmaschine benötigen

am meisten Strom für das Aufheizen des

Wassers, deswegen habe ich beim Kauf

immer Priorität auf geringstmöglichen

Wasserverbrauch gelegt. Beide Geräte

sind an die Warmwasserversorgung an-

geschlossen, die Spülmaschine direkt, die

Waschmaschine über eine Duscharma-

tur. Beim Start eines Waschganges wird

sie manuell auf die Waschtemperatur

eingestellt, nach ca. 10 Minuten zurück

auf „kalt“, da das Spülen genauso gut

mit Kaltwasser geht. Mittlerweile gibt

es auch Waschmaschinen mit Heiß- und

Kaltwasseranschluss, die vor 18 Jahren

bereits verfügbaren automatischen Vor-

schaltgeräte waren mir damals schlicht-

weg zu teuer.

Gespült wird unser Geschirr normaler-

weise mit dem 50°C-Normalprogramm,

das je nach Warmwassertemperatur

ca. 0,6 bis 1kWh verbraucht. Damit

sich keine Rückstände in der Maschine

festsetzen, kommt gelegentlich ein hei-

ßeres Programm zum Einsatz. Wird die

Maschine sehr schnell voll, reicht auch

das Sparprogramm.

Auch beim Waschen haben die Ansprü-

che und Gewohnheiten mehr Einfluss

auf den Energieverbrauch, als die Ener-

gieeffizienzklasse der heutigen Geräte.

Unterwäsche hat relativ wenig Volumen,

die gönne ich mir täglich frisch. Für stau-

bige oder dreckige Arbeiten im Garten,

auf dem Acker, in der Werkstatt oder auf

der Baustelle ziehen wir Arbeitsklamot-

ten an, die seltener gewaschen werden.

Die Waschmaschine läuft daher schät-

zungsweise einmal die Woche, nur wenn

sie richtig voll ist. Wir waschen generell

ohne Vorwäsche aber mit der „Eco“-

Taste, die für eine verlängerte Waschzeit

sorgt. Wichtig ist die separate Einstell-

möglichkeit für die Waschtemperatur,

damit man die auf das nötige Minimum

reduzieren kann. Wir nehmen 60°C für

weiße und 50°C für Buntwäsche. Mit

der Warmwasserspeisung braucht unsere

inzwischen 18 Jahre alte Maschine nur

0,35 bis 0,5kWh gegenüber 1,9 kWh bei

Kaltwasserbetrieb.

Musikanlagen brauchen bei Zimmerlaut-

stärke normalerweise nicht mehr als 20

bis 30 Watt. Man muss sie also schon

einige Tage permanent betreiben, um

eine Kilowattstunde zu verbrauchen.

Nicht zu unterschätzen ist allerdings der

Standby-Verbrauch, den man am besten

mit einer abschaltbaren Steckdosenleiste

eliminiert. Deutlich energiehungriger im

Betrieb sind üblicherweise Fernsehgeräte

und noch schlimmer Videobeamer.

Fazit: Energieeffiziente Haushaltsgeräte

sind wichtig, weit größeren Einfluss als

die Technik auf den Stromverbrauch

haben jedoch Ansprüche und Gewohn-

heiten. Und wer neben diesen Sparmaß-

nahmen noch auf Ökostrom umsteigt,

hat seine persönliche Klimabilanz deut-

lich verbessert.

Werner Behrendt aus Holste ist langjähriger ROBIN WOOD-Ak-tivist in den Bereichen Verkehr

und Energie. Durch Wärmedäm-mung eines Altbaues, Solar-

energienutzung, Heizen mit Holz und Radfahren setzt er seine

Überzeugung in die Praxis um. www.msr.uni-bremen.de/werner

Nr. 94/3.07

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40

Foto: pixelio

Nr. 94/3.07

energieTip

ps

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Weltweit wurden bisher weit über eine Milliarde PCs verkauft. Computer spielen in immer mehr Bereichen unseres Lebens eine

große Rolle. Auch im privaten Sektor sind Rechner nicht mehr wegzudenken. Damit steigt aber auch der Energiebedarf für Com-

puter und gerade neuere Geräte verbrauchen zum Teil deutlich mehr Strom als ältere. Allerdings lassen sich durch relativ einfache

Maßnahmen bis zu 90% des Verbrauches einsparen.

Alle modernen Rechner besitzen Energiesparfunktionen. Unter dem Betriebssystem Windows lassen sie sich im Startmenü unter

„Einstellungen“, „Systemsteuerung“, „Energieverwaltung“ konfigurieren. Stellen Sie den Energiemanager so ein, dass der

Bildschirm nach 5 bis 10 Minuten und die Festplatte nach 15 bis 20 Minuten in den Ruhemodus geht. Allerdings verbraucht der

PC auch im Ruhemodus noch Energie. Sie sollten ihn darum bei längeren Arbeitspausen vollständig vom Netz trennen. Hilfreich

sind dabei schaltbare Steckerleisten, denn die am Rechner selbst vorhandenen Schalter trennen das Gerät oft nicht vollständig

vom Netz. Darüber hinaus kann man an

die Steckerleiste gleich auch die notwen-

digen Zusatzgeräte wie Drucker, Scanner

oder auch Lautsprecher anschließen und

so mit einem Schalter all diese Geräte

gleichzeitig abschalten.

Wichtige Entscheidungen zum Ener-

gieverbrauch eines PCs werden aber

schon beim Kauf des Gerätes getrof-

fen, denn der Energiebedarf kann sehr

unterschiedlich sein. Insbesondere sind

Flachbildschirme deutlich sparsamer

als Röhrenmonitore. Eine Hilfe bei der

Auswahl finden Sie auf der Internetseite

www.energielabel.de.

Generell sollten Sie aber einen Neukauf

von Computern so weit wie möglich hin-

auszögern, denn, wie eingangs erwähnt:

Neue Geräte verbrauchen in der Regel

deutlich mehr Energie als alte.

Auch moderne Heizkessel verbrauchen Strom: für die Regelelektronik, für das Gasdruckregelgerät, für Ventilatoren und für

Umwälzpumpen. Das kann sich schon mal auf bis zu 500 kWh im Jahr summieren. Ein beachtlicher Brocken, denn ein sparsamer

Zwei-Personen Haushalt kommt im Jahr mit rund 1000 kWh aus. Der Gaskessel würde da alleine schon der halben Stromrech-

nung entsprechen.

Leider sind Heizungskessel in der Regel fest an das Stromnetz angeschlossen. Daher kann man den Stromverbrauch normaler-

weise kaum selbst messen und auch die Angaben auf den Typenschildern sind, wenn überhaupt vorhanden, bestenfalls Hin-

weise. Das alles macht es sehr schwer festzustellen, wie viel Strom der eigene Kessel denn nun tatsächlich verbraucht.

1. Fragen Sie daher Ihren Heizungsinstallateur beim Neukauf eines Kessels nach dem Stromverbrauch.

2. Überprüfen Sie, ob die Heizungspumpe im Sommer auch dann läuft, wenn Sie gar nicht heizen. Es gibt im Fachhandel Geräte,

die die Pumpe bei Nichtbedarf abschalten.

3. Heizungspumpen sind in der Regel auf mehrere Leistungsstufen einstellbar. Durch ausprobieren können Sie die niedrigste

Pumpenleistung ermitteln, mit der Ihr Haus noch zuverlässig warm wird. Schauen Sie in der Bedienungsanleitung nach oder

fragen Sie Ihren Heizungsinstallateur.

Werner Brinker, Darmstadt

Heizkessel als Stromfresser

Computer

Mit einfachen Maßnahmen den Stromverbrauch des Computers um 90 Prozent senken

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41Nr. 94/3.07

jug

en

dse

ite

Der Wettbewerb„Ich hab‘s papiert“ wurde von Jugendlichen für Jugendliche gemeinsam mit der „Initiative 2000 plus – Schulmaterialien aus Recyclingpa-pier“ NRW entwickelt. Die Jugendlichen waren aufgerufen eigene Projekte für einen bewussten und umweltschonenden Papierkonsum auf die Beine zu stellen und sich aktiv und kreativ als Künstler, Forscher oder Zukunftsvisio-näre zu betätigen. Gefördert wurde das Projekt vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, NRW.

„Jede Idee zählt“ - mit diesem Slogan

wurde über ein Jahr für den Wettbewerb

geworben, und Ende Mai waren sie

dann im Kampagnenbüro angekommen:

50 tolle Beiträge, die eine unglaubliche

Kreativität, großes Engagement und

einen vorbildlichen Arbeitseinsatz der

Jugendlichen zeigten. Die Bandbreite

reichte von ganz kleinen Projekten bis

hin zu groß angelegten Schulprojekten.

Da gab es künstlerische Beiträge wie

eine Ausstellung in und auf Papierton-

nen, die mit Zeitungen aus aller Welt

beklebt waren und innen über die

weltweiten Auswirkungen unseres Pa-

pierkonsums aufklärten. Webpages, ein

Film, ein Theaterstück, viele Powerpoint-

Präsentationen und sogar ein Videospot

mit dem Titel „Du bist Regenwald“

waren entstanden. Andere Gruppen

organisierten ihren eigenen Schulhefte-

verkauf in den Pausen und machten

das Nutzen von Recyclingpapier an der

ganzen Schule zum gemeinsamen Ziel.

Die Schülergruppe eines Gymnasiums

errechnete zum Beispiel ganz genau den

Umweltvorteil ihrer bisherigen Aktivi-

täten: „Mit dem Verkauf von Schulhef-

ten aus Recyclingpapier haben wir in

fünf Jahren insgesamt 3.222 Kilogramm

Recyclingpapier verkauft und dadurch

7.088 Kilogramm Holz, 273.870 Liter

Wasser und 8.055 Kilowattstunden elek-

trische Energie eingespart. Das entspricht

14 Bäumen und dem durchschnittlichen

Strom- und Wasserverbrauch einer vier-

köpfigen Familie in zwei Jahren.“

Bei so vielen tollen Wettbewerbsbei-

trägen fiel es den Vertreterinnen

der Initiative 2000 plus sehr schwer, die

besten 15 Beiträge zu nominieren. Sechs

Jurymitglieder hatten dann die schwie-

rige Aufgabe, aus diesen Projekten die

fünf Gewinner zu ermitteln. Der Jury

gehörten zwei Jugendliche und vier

VertreterInnen aus Papiergroß- und Fach-

handel, Umweltbildung und Pressearbeit

an. Die Jury beurteilte die Beiträge da-

nach, wie originell die Idee des Projektes

war, wie gut sie umgesetzt wurde, aber

auch nach Aspekten wie Erfolg, Öffent-

lichkeitswirkung und Nachhaltigkeit.

Am 15. Juni 2007 war es dann so-

weit: Von den 50 eingereichten Pro-

jekten wurden die 15 Nominierten im

Landesumweltministerium von NRW der

Öffentlichkeit präsentiert. Die jugend-

lichen VertreterInnen aller 15 Projekte

wurden von Eckhard Uhlenberg, Minister

für Umwelt und Naturschutz, Land-

wirtschaft und Verbraucherschutz und

zugleich Schirmherr der Initiative, mit

einer Urkunde geehrt. Danach hatte

der Umweltminister die Aufgabe, die

fünf besten Projekte auszuzeichnen.

Die ersten drei von der Jury ermittelten

Gewinner erhielten ein Preisgeld von je

„Ich hab‘s papiert“

500 Euro, die Viert- und Fünftplazierten

Sachpreise im gleichen Wert. Zusätzlich

durfte das begeisterte Publikum noch

zwei weitere Beiträge bestimmen, die

jeweils mit einem Preis zu jeweils 250

Euro ausgezeichnet wurden.

Und auch, wenn nicht alle Projekte

gewonnen haben, „jede Idee zählte“ auf

dem Weg zu einem besseren Papierkon-

sum! Alle eingereichten Projekte werden

auf der Internetseite der Jugendkam-

pagne veröffentlicht, um hoffentlich

viele zum Nachmachen anzuregen

www.ich-habs-papiert.de.

Hafssa El-Bouhamouchi ist Schü-lerin und hat beim Partner der

„Initiative 2000 plus“ ARA e.V. in Bielefeld ein Praktikum absolviert

[email protected]

Umweltminister Uhlenberg zeichnet die SchülerInnen der 8e, Gymna-sium Löhne, mit einem Preis für ihr Projekt „Papyrus-Shop“ aus

Page 42: Robin Wood Magazin 3/2007

42

bücher

So werden Sie Klimaretter!

Sie möchten das Klima retten, wissen aber noch nicht genau, wie? Dann gibt es jetzt

Erste Hilfe für Sie. Die Journalisten Toralf Staud und Nick Reimer haben in ihrem neuen

Buch „Wir Klimaretter. So ist die Wende noch zu schaffen“ eine Fülle von Ideen zusam-

mengetragen, was zur Rettung des Klimas zu unternehmen ist.

Nach einer kurzen und prägnanten Problemanalyse stellen sie im Hauptteil des Buches

Lösungen vor: „Weniger Fleisch - und mehr Bio“, „Sparsame Autos fahren“ oder

„Niedrig-Energie-Städte bauen“ lauten die Überschriften. Am Ende jedes Kapitels un-

terbreiten sie Vorschläge, was in den nächsten zwölf Monaten passieren muss. Darunter

sind auch etliche Tipps für KonsumentInnen. Wohl wissend, dass mit ein paar Ener-

giesparlampen allein, die Welt kaum zu retten sein wird, mischen sich Staud und Reimer

aber auch kräftig in politische Debatten ein und liefern Argumente, die sicher auch

innerhalb der Umweltbewegung für spannende und kontroverse Diskussionen sorgen

können. So schlagen sie beispielsweise vor, private Kohlenstoff-Konten einzurichten. An

der Tankstelle würde der Kassierer dann künftig sagen: „Ihre Kohlenstoff-Karte bitte!“

Wenn nicht mehr genug Guthaben darauf wäre, würde dem getankten Benzin automa-

tisch ein Aufpreis pro Liter aufgeschlagen. Rund ums Mittelmeer, so eine weitere Idee

des Autoren-Duos, sollen Parabolrinnenkraftwerke gebaut werden, die aus Sonnenen-

ergie gewonnenen Strom über ein Netz neuer Hochspannungskabel nach Deutschland

liefern. Von Landwirtschaftsminister Seehofer fordern sie die Einführung eines „Holzgro-

schens“, mit dem energieintensive Baustoffe wie Ziegel oder Zement belastet würden.

Das Buch ist seriös recherchiert und anschaulich geschrieben. Den Autoren gelingt es

wunderbar, ihre Analysen mit journalistischen Recherchen zu verschränken, so dass da-

bei kurzweilige und stets gut verständliche Geschichten heraus kommen. Die Wunschle-

serin der beiden wird von dem Buch so inspiriert sein, dass sie ihren Zehn-Punkte-Plan

zum Klimaschutz aufstellt und konsequent verfolgt. Falls dann doch mal etwas nicht

ganz so klimafreundlich laufen sollte, wie geplant, gibt es auch dafür eine Lösung:

einmal beichten gehen im Internet-Seite unter www.Wir-Klimaretter.de

Ute Bertrand, Hamburg

Klimawandel

Das Problem ist riesig, die wissenschaftlichen Zusammenhänge sind komplex und

die ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen immens. Die

globalen Folgen des Klimawandels sind nicht mehr zu leugnen. Hier findet sich eine

unbequeme Wahrheit zwischen zwei Buchdeckeln: Kompakt, präzise, leicht ver-

ständlich und auf den Punkt gebracht analysiert Shelley Tanaka die Ursachen und

Auswirkungen der globalen Erwärmung und befasst sich mit den Schlüsselfragen des

Klimawandels. Wie funktioniert das Klimasystem der Erde und was hat zu der globa-

len Erwärmung geführt? Warum fällt es uns so schwer einzusehen, dass wir unseren

Lebensstil ändern müssen und was können wir tun?

Dabei betrachtet die Autorin das Problem nicht nur auf politischer und ökono-

mischer, sondern auch auf philosophischer Ebene. Shelley Tanaka beschreibt

Strategien von Regierungen und Konzernen, die die emotionale Aufgeladenheit

der Debatte zu ihren Gunsten zu wenden wissen und zeigt Möglichkeiten auf, wie

wir mit unseren alltäglichen kleinen und großen Entscheidungen einen Beitrag zur

Rettung unseres Planeten leisten können.

In seiner guten Verständlichkeit und flotten Schreibe ist das Buch typisch amerika-

nisch. Es liefert für Einsteiger in das Thema einen guten Überblick und ist auch schon

für Jugendliche sehr gut geeignet, sich Basiswissen anzueignen.

Sabine Genz, Berlin

Toralf Staud / Nick Reimer Wir Klimaretter So ist die Wende noch zu schaffenKiepenheuer & Witsch Köln 2007317 Seiten, 8,95 EuroISBN 978-3-462-03908-5

Shelley TanakaKlimawandelGerstenberg Verlag, August 2007144 Seiten, 9,90 Euro ISBN: 978-3836925761

Nr. 94/3.07

Page 43: Robin Wood Magazin 3/2007

43

bücher

Wider die Rennpanzer

„Ein Tempolimit findet parlamentarisch keine Mehrheit.“ Kurz und bündig bü-

gelte Minister Sigmar Gabriel das Thema beim jährlichen Treffen mit Umweltver-

bänden ab. Ebenfalls im April erschien das Buch „Rasen im Treibhaus – Warum

Deutschland ein Tempolimit braucht“ von Wolfgang Zängl. Der Münchner

Soziologe zeichnet nach, wie 1934 die „Reichs-Straßenverkehrs-Ordnung“ Ge-

schwindigkeitsbeschränkungen „zur Förderung des Kraftfahrzeuges“ abschaffte

und in der Bundesrepublik von ihrer Gründung bis heute alle Regierungen, gleich

welcher Couleur, ein Tempolimit verhindern.

Damit steht Deutschland in Europa und unter den Industrieländern allein da.

Obwohl nach einer aktuellen Forsa-Umfrage zwei Drittel der Befragten eine Ge-

schwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen wollen, herrscht auf den meisten der

12.000 deutschen Autobahn-Kilometer das Prinzip „Freie Fahrt für freie Bürger“.

Mit Tempo 120 auf Autobahnen ließen sich nicht nur jährlich über drei Millionen

Tonnen Kohlendioxid einsparen, auch die Autoindustrie würde zur Abrüstung

ihrer Modelle motiviert.

Denn nach einer BUND-Recherche liegt die Spitzengeschwindigkeit von Neuwa-

gen der Marken Audi, BMW, Porsche und Mercedes im Schnitt bei 240 km/h.

Das schlägt auf´s Gewicht und den Verbrauch: Der Porsche-Rennpanzer Cayenne

verfeuert bei 270 km/h Spitze sagenhafte 66 Liter auf 100 Kilometern. Das Buch

von Zängl ist kenntnisreich, spannend, lesenswert und notwendig.

Monika Lege, Hamburg

Dschungelwelt

Die unerschöpfliche Artenvielfalt des tropischen Regenwaldes fasziniert auch schon

die jüngsten Menschen. Kinder lieben mystische Fabeln, rhythmische Gesänge,

Verkleidungs- und Verwandlungsspiele, Basteln und Leckereien. Auf so abwechs-

lungsreiche Art und Weise begeistern Pit Budde und Josephine Kronfli in ihrem Buch

„Regenwald & Dschungelwelt“ Kinder für die Regenwälder der Welt.

Wie funktioniert das Ökosystem Regenwald? Warum ist er so wichtig für unser

Klima? Diese grundlegenden Fragen werden beantwortet. Im Mittelpunkt des Buches

und der gleichnamigen CD stehen jedoch die Bewohner der Regenwälder Südame-

rikas, Südostasiens, Afrikas und Nordwestamerikas. Sie werden mit ihren Lebenswei-

sen, Spielen, Tänzen, Liedern und Rezepten vorgestellt, ebenso wie die unterschied-

lichsten Tiere und zahlreiche Pflanzen.Eine Sammlung von Tier- und Spielliedern

sowie Tänzen aus verschiedenen Regenwald-Regionen auf der CD ergänzt das Buch

und rundet das vielfältige Angebot zum Thema Regenwald ab. Die Musik verbindet

die fremden Klänge von Schwirrholz, Regenwaldtrompete, Stampfholz, Wasser-

trommeln oder Daumenklavier mit Gitarre, Bass und Percussion, ist ausgesprochen

rhythmisch und wird von Kindern gerne mitgesungen und geklatscht.

Musik und Spiele richten sich schon an die jüngsten Kinder ab vier Jahre, auch die

meisten Fabeln und Geschichten des Buches sind bereits für diese Altersgruppe

geeignet. Anders verhält es sich mit den Sachtexten über das Ökosystem Regenwald,

die selbst für Zehnjährige noch zu anspruchsvoll sind. Insofern ist „Regenwald &

Dschungelwelt“ eher ein Buch für Eltern, die ihre Kinder für diese faszinierende Welt

interessieren möchten. Und das ist notwendig, denn Regenwälder werden uns auch

in Zukunft beschäftigen, ob im Positiven oder im Negativen.

Sabine Genz, Berlin

Wolfgang ZänglRasen im Treibhaus - Warum Deutschland ein Tempolimit brauchtGesellschaft für ökologische For-schung 2007 212 Seiten, 12 EuroISBN 978-3-922491-10-1

Pit Budde und Josephine KronfliRegenwald & DschungelweltÖkotopia VerlagMünster 2006Buch mit 123 Seiten, 18,90 EuroISBN 978-3-936286-96-0CD 55 Minuten, 14,90 EuroISBN 978-3-936286-97-7

Nr. 94/3.07

Page 44: Robin Wood Magazin 3/2007

Nr. 94/3.0744

internes

Wie gedruckt...Seit 1992 wird das ROBIN WOOD-Magazin vom Druckhaus Bayreuth gedruckt. Technisch hat sich in den vergangenen 15 Jahren einiges getan.

Bis Ende 2006 wurde

das Magazin im Bogen-

Offsetdruck produziert. Der

gesamte Druck dauerte bis zu

zwei Tage. Seit Anfang 2007

läuft das ROBIN WOOD-Ma-

gazin über die neue Rollen-

offset-Druckmaschine und

ist in der gleichen Zeit bereits

gefalzt, geheftet und für den

Postversand mit den Adressen

versehen. Gedruckt wird das

Magazin auf 100% Recycling-

papier der Marke Recymago

matt, das mit dem Blauen

Engel ausgezeichnet ist.

Das Magazin Nr. 93 ist im

neuen Layout erschienen.

Dafür wird der Satz des

ROBIN WOOD-Magazins mit

Unterstützung des Druckhaus

Bayreuth jetzt direkt von der

Redaktion in Schwedt reali-

siert. Das spart bis zu einem

Viertel der Produktionskosten.

Ein wichtiger Faktor für RO-

BIN WOOD, denn der Verein

muss ausschließlich mit Spen-

dengeldern kostengünstig

wirtschaften. Die Redaktion

hat die Gelegenheit genutzt,

das Magazin farbiger, über-

sichtlicher und lesefreundlicher

zu gestalten.

11.000 Exemplare des ROBIN

WOOD-Magazins werden

pro Ausgabe viermal im Jahr

in Bayreuth gedruckt, 3000

davon sind mit der letzten

Ausgabe erstmals auch am

Kiosk erhältlich. Der Zeitschrif-

tenmarkt ist hart umkämpft,

aber wir hoffen mit dem Ver-

kauf ein größeres Publikum für

unsere wichtigen umweltpoli-

tischen Themen zu gewinnen.

Schreiben Sie uns, wie Ihnen

das neue Magazin gefällt und

unterstützen Sie uns, indem

Sie bei Freunden und Ver-

wandten für uns werben. Wer

ein Jahresabo verschenkt oder

selbst abonniert, bekommt

den Film „Bahn unterm Ham-

mer“ auf DVD als Geschenk

von ROBIN WOOD (siehe Seite

47 und 48).

Christiane Weitzel,

Schwedt

Magazin im Rollen-Offsetdruck

Stimmt die Qualität?

Verarbeiten und Beilegen

Verpacken und Verschicken

Fotos: Dagmar Rohmer

Page 45: Robin Wood Magazin 3/2007

45

internes

Nr. 94/3.07

Schon bald haben wir 25 Jahre

schwere See, Stürme, Strömungen

und Untiefen überstanden! Auch

durch Sie sind wir nie gekentert und

hatten immer eine Handbreit Wasser

unterm Kiel. Das ist wirklich ein

guter Grund, um sich gemeinsam

eine Flussfahrt zu gönnen!

Deshalb laden wir Sie herz-lich ein: Am Samstag, den 17.11. 2007 schippern wir mit Ihnen auf der „Han-seat“ die Weser hinunter.

Wir legen um 13 Uhr in Bremen am

Martinianleger ab und sind um 17

Uhr wieder zurück.

Genießen Sie mit uns interessante

Ausblicke auf diesen Fluss. Unsere

Weser-Expertin, Annegret Reinecke,

wird uns dabei begleiten.

Gute Musik, ein leckeres Büffet und

viele interessante Gespräche werden

nicht fehlen.

Lassen Sie uns die Abenteuer und Erfolge der letzten 25 Jahre gemeinsam ein kleines bisschen feiern!

Um die Spenden für die Kampagnen zu

schonen, bitten wir um einen Kosten-

beitrag von 25 Euro.

Bitte melden Sie sich bald per Post oder

per E-Mail an:

ROBIN WOOD e.V.

Postfach 10 21 22

28021 Bremen

[email protected]

Selbstverständlich sind wir Ihnen auch

gerne bei der Reservierung eines Hotel-

zimmers behilflich.

Jubiläumstörn für Förderer

25 Jahre

ROBIN

WOOD

Einladung!

Wir freuen uns auf Sie!

Ihre

Djoeke Lueken

und das

ROBIN WOOD-Team

Kommen Sie an Bord!

Page 46: Robin Wood Magazin 3/2007

post

Nr. 94/3.0746

Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie

Erscheinungsweise vierteljährlich

Redaktion

Sabine Genz, Angelika Krumm, Annette

Littmeier, Christian Offer, Regine Richter, Dr.

Christiane Weitzel (V.i.S.d.P.)

Verantwortlich für Layout, Satz, Fotos und

Anzeigen ist die Redaktion

Verlag

ROBIN WOOD-Magazin

Lindenallee 32, 16303 Schwedt

Postfach 100403, 16294 Schwedt

Tel.: 03332/2520-10, Fax: -11

[email protected]

Jahresabonnement

12,- Euro inkl. Versand

zu beziehen über:

ROBIN WOOD e.V., Geschäftsstelle

Postfach 10 21 22, 28021 Bremen

Tel.: 0421/59828-8, Fax: -72

[email protected]

www.robinwood.de

Der Bezug des ROBIN WOOD-Magazins ist

im Mitgliedsbeitrag enthalten

Gesamtherstellung

Druckhaus Bayreuth,

www.druckhaus-bayreuth.de

Rollenoffsetdruck, Auflage: 11000

Das ROBIN WOOD-Magazin erscheint auf

100% Altpapier, das mit dem Blauen Engel

ausgezeichnet ist

Titelbild

Bilderberg/Wolfgang Kampz

Spendenkonto

ROBIN WOOD e.V., Postbank Hamburg

BLZ: 20010020, Konto: 1573-208

Heiraten und für einen guten Zweck spenden

Beides haben Elisabeth und Willi Kammelter verbunden und Ihre Hoch-

zeitsgäste gebeten, statt Geschenken eine Spende an ROBIN WOOD zu

überweisen. Beide sind Lehrer und in den 50ern. ROBIN WOOD bedankt

sich ganz herzlich für diese großzügige und originelle Unterstützung und

wünscht dem Brautpaar alles Gute auf dem gemeinsamen Lebensweg.

Schüler-Spalier vor dem Standesamt in Söhrewald

anzeige

impressum

Nummer 94/3.07

Magazin

Page 47: Robin Wood Magazin 3/2007

47Nr. 93/2.07

internes

Bayreuth

Johannes Krug, 0921/5087165

[email protected]

Berlin

Donnerstags um 20 Uhr (14-tägig)

im „Verwaltungsgebäude“ des RAW-

Tempels, Revaler Str. 99, 10245 Berlin-

Friedrichshain, Tel.: 030/20687813 (AB),

Bürozeiten: donnerstags von 12.30 bis

15.30 Uhr, [email protected]

Braunschweig

Donnerstag, 20 Uhr

Ort bitte erfragen bei:

Thomas Erbe: 0531/2505865

[email protected]

Bremen

Geschäftsstelle

Dienstag, 19 Uhr

Tel.: 0421/598288

[email protected]

Freiburg

Bei uns können sich alle Interessier-

ten aus Baden-Württemberg melden:

c/o Erik Mohr 0761/61290450 oder

0172/7413995

[email protected]

Treffpunkte

Hier erfahren Sie, wann und wo die Aktiven von ROBIN WOOD sich treffen. Schauen Sie doch mal bei uns vorbei!

26.07.07: „Gesundheitsreform für Alleen“ forderte die Schutz-gemeinschaft Brandenburger Alleen, in der sich auch ROBIN WOOD engagiert

Greifswald

Birger Buhl, Tel.: 03834/513138

[email protected]

Hamburg-Lüneburg

jeden 2. und 4. Mittwoch,

18.30 Uhr in der Pressestelle,

Nernstweg 32, 22765 Hamburg-Altona

AnsprechpartnerInnen:

Jürgen Mumme: 040/38089212

Kathrin Scherer: 04131/206160

[email protected],

[email protected]

Kassel

jeden 1. Donnerstag im Monat, 17 bis

19 Uhr im Umwelthaus Kassel, Infos bei

Klaus Schotte: 0561/878384

[email protected]

Köln

Montag, 20.30 Uhr

Alte Feuerwache, Melchiorstr. 3

[email protected]

Leipzig

Sebastian Vollnhals, c/o Infoladen Libelle,

Kolonnadenstr. 19, 04109 Leipzig

Tel.: 0341/2246650

[email protected]

Rhein-Main

Mainz, Hintere Bleiche 3

Termine erfragen bei:

Andreas Kleinhans: 06131/584683 (priv.)

[email protected]

Rhein-Neckar

Treffen jeden 2. und 4. Dienstag um 19

Uhr im ASV, Beilstraße 12, Mannheim

Juliane Boß: 06221/589251

[email protected]

München

„Im Werkhaus“, Leonrodstr. 19

jeden 2. und 4. Mittwoch, 20 Uhr

Tel.: 089/168117

[email protected]

ROBIN WOOD e.V.GeschäftsstellePostfach 10 21 22

28021 Bremen

Absender

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Straße

PLZ Ort

Telefon E-Mail

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Spende unterstützen:

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jährlich abonnieren

60 Euro für

Berufstätige

30 Euro für SchülerInnen,

StudentInnen, Arbeitslose

Euro jährlich

Damit der Verwaltungsaufwand gering bleibt, bin ich damit

einverstanden, dass der Betrag von erstmalig

zum 1. 2007 von meinem Konto abgebucht wird

Bank:

BLZ:

Konto-Nr.:

Ich kann die Einzugsgenehmigung/meine Mitgliedschaft oder

mein Abo jederzeit kündigen. Eine kurze Nachricht genügt.

Datum: Unterschrift:

Page 48: Robin Wood Magazin 3/2007

Ja, ich möchte ein Jahresabo des ROBIN WOOD-Magazins bestellen. Für 12 Euro erhalte ich vier Ausgaben des ROBIN WOOD-Magazins und dazu die DVD „Bahn unterm Hammer“.

Name:

Anschrift:

Coupon bitte an ROBIN WOOD-Geschäftsstelle, Postfach 102122, 28021 Bremen schicken oder melden unter Tel.: 0421/59828-8, Fax: -72, [email protected], www.robinwood.de