Robin Wood Magazin 4/2007

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Leben heißt handeln 2.95 E · ISSN 1437-7543 · Nr. 95/4.2007 magazin Baum des Jahres 2008 Die letzten Bergkaribus Vattenfall lässt räumen

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Robin Wood Magazin 4/200725 Jahre Robin Wood

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Leben heißt handeln 2.95 E · ISSN 1437-7543 · Nr. 95/4.2007

magazin

Baum des Jahres 2008

Die letzten Bergkaribus

Vattenfall lässt räumen

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2

inhalt

schwerpunkt

perspektiven

Seite 16

Seite 6

Seite 24

6 25 Jahre ROBIN WOOD

Walnuss - Baum des Jahres 2008 16

20 Jahre Baum des Jahres 22

Kanada: Die letzten Bergkaribus 24

30 Forstwirt Felix Naumann:

Viel Wald, wenig Menschen

Nr. 95/4.07

titel

28 Alleen: Das große Sägen

Page 3: Robin Wood Magazin 4/2007

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inhalt

tatorte

strömungen

Seite 42

Seite 34

Seite 32

Klimakatastrophe powered by Vattenfall 34

Vattenfalls Störfälle 36

Flash Mob gegen Bahnverkauf 37

32 Welt versus Bank

internes

38 ROBIN WOOD-Treffpunkte

40 25 Jahre: Mit Neptuna zum Schutz der Weser

44 Ihr Wille ist wichtig!

45 ÖkoKalender 2008

46 50. Newsletter

impressum46

42 Tunfischfang

bücher43 Ich! Nein ich! Streit im Watt43 Schwarzbuch Wasser

kleinholz

Nr. 95/4.07

merk-würdiges

39 Schulhefte aus Recyclingpapier

39 Wallhecken in Gefahr

39 Strom sparen für Fortgeschrittene

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editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Nr. 95/4.07

Aktiv für die Umwelt: Vorstand und MitarbeiterInnen von ROBIN WOOD Ende August 2007

Leiterin der Bundesgeschäftsstelle in

Bremen

nun sind schon 25 Jahre vergangen, seit sich im Jahr 1982

ein Dutzend Umweltschützerinnen und Umweltschützer

zusammenschlossen, weil sie dem Sterben der Wälder nicht

länger tatenlos zusehen wollten. Sie nannten sich – inspiriert

vom legendären Robin Hood – ROBIN WOOD und zogen

aus, um als „Rächer der Entlaubten“ gewaltfrei in Aktion zu

treten. So manchen Schornstein haben die Umweltkletterer

besetzt, um die zunehmende Luftverschmutzung anzupran-

gern und für den Erhalt der Wälder zu streiten. Auch heute

noch sind kreative und oft spektakuläre Aktionen das Mar-

kenzeichen von ROBIN WOOD.

Vom spontanen Aktionsverein hat sich ROBIN WOOD zur

professionellen, bundesweit agierenden Umweltorganisation

entwickelt. Kampagnen-Schwerpunkte sind die Themen

Wald, Tropenwald, Energie und Verkehr. Die Zusammenar-

beit der ehrenamtlichen AktivistInnen mit den hauptamt-

lichen Kräften hat sich dabei sehr bewährt.

Im November 2007 feiert ROBIN WOOD seinen 25. Geburts-

tag. Wir stellen Ihnen aus diesem Anlass auf den folgenden

Seiten die spektakulärsten und erfolgreichsten Aktionen

der vergangenen Jahre vor. Darüber hinaus kommen einige

der Menschen zu Wort, die ROBIN WOOD seit vielen Jahren

tatkräftig und finanziell unterstützen. Denke ich an diese

25 Jahre Umweltarbeit zurück, so fallen mir sehr viele

Menschen ein, ohne die ROBIN WOOD sicherlich nicht so

bekannt und erfolgreich geworden wäre. Und wenn etliche

davon auch nicht mehr aktiv dabei sind, so hoffe ich doch,

dass sie dieses Magazin lesen und sich gern erinnern. Ich

bedanke mich an dieser Stelle im Namen von ROBIN WOOD

für das geleistete Engagement.

Und ebenso geht der Dank auch an die vielen Förderinnen

und Förderer, die es ROBIN WOOD erst ermöglicht haben, bis

heute ohne staatliche Zuschüsse und Sponsoren auszukom-

men und damit immer völlig unabhängig agieren zu können.

Der Preis für diese Unabhängigkeit bedeutet für uns bis

heute immer wieder Phasen mit finanziellen Problemen, die

wir in etlichen Spendenaufrufen thematisiert haben. Aber

wir denken trotzdem, der Preis war nicht zu hoch.

Ich wünsche ROBIN WOOD zu diesem schönen Jubiläum

weiterhin genügend engagierten Nachwuchs sowie Spender

für eine solide finanzielle Basis, damit der Verein auch in

10 Jahren noch gewaltfrei, phantasievoll und effektiv diese

ganz besondere Rolle innerhalb der Umweltbewegung be-

setzen kann und sich auch in Zukunft lautstark einmischt.

Foto: Christiane Weitzel

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Nr. 95/4.07

1982/83: „Stoppt den Sauren Regen“ for-dert ROBIN WOOD und klettert auf die Schornsteine der größten bundesdeutschen Dreckschleudern

1982

Erleichterung nach dem Abstieg: Die Aktion hat geklappt

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Waldsterben

Nr. 95/4.07

sich unsere Aktionen und Forderungen

gegen den Güterverkehr auf der Straße

und die Güllewirtschaft in der Landwirt-

schaft, bei denen sich so gar nichts in

Richtung Schadstoffminderung tut. Und

Klimaschutz ist inzwischen längst auch

Waldschutz. Denn die Folgen der Klima-

veränderung – längere Trockenperioden,

häufigere Stürme und zunehmende

Schädlingsepidemien - hinterlassen seit

Jahren kahle Flächen und schüttere

Baumkronen in den Wäldern.

Die Politik will heute über das Wald-

sterben nicht mehr reden. Am liebsten

würde sie sogar die jährlichen Scha-

denserhebungen im Wald einstellen.

Das versuchen wir gerade zu verhindern.

Und wenn PolitikerInnen das schlei-

chende Sterben der Wälder totschwei-

gen wollen, dann werden wir eben um

so lauter reden.

Taiga

Sommer 1989: Ein junger Finne kam

auf der Durchreise bei ROBIN WOOD

vorbei und erzählte von Kämpfen um

den Schutz der Wälder im Norden seines

Landes. Keiner von uns hatte je vorher

davon gehört. Der Blick ging bislang

ausschließlich in Richtung Tropenwald-

schutz. Doch das Interesse war geweckt,

die finnischen Waldaktivisten bauten den

einmal gewonnenen Kontakt aus und

wenige Monate später gab es die erste

Aktion – ein Überraschungsbesuch beim

finnischen Generalkonsul in Hamburg.

Die nordischen, sogenannten bore-

alen Wälder sind seitdem zu einem

klassischen Thema von ROBIN WOOD

geworden. 1991 wurde das Taiga-Büro

in Hamburg eingerichtet und sammelte

wichtige Informationen über Ökologie

und Umweltbewegungen in diesem

nordischen Waldgürtel.

Ein Jahr später wurde dann das Taiga

Rescue Network in Nordschweden

gegründet. Für den Erfolg unserer Akti-

onen und Kampagnen, zum Schutz der

letzten Urwaldbestände in Nordeuropa

beispielsweise oder für die traditionellen

Waldnutzungsrechte der Saami, war

dieses Netzwerk unersetzlich. Und auch

die in diesem Heft vorgestellte Aktion

zum Schutz des Inland-Regenwaldes in

Kanada geht auf langjährige Kontakte

im Rahmen dieses Netzwerkes zurück.

Recyclingpapier

1999: Eine Gruppe von Frauen, alle be-

ruflich mit Umweltthemen in Nordrhein-

Westfalen befasst, will dem endgültigen

Niedergang von Recyclingpapier im

Schulbereich einen Riegel vorschieben.

Zur Gründung einer entsprechenden

Initiative baten sie auch ROBIN WOOD

um Unterstützung. Die bekamen sie

auch. Doch war das kaum mehr, als dass

künftig unser Namenszug mit auf den

Veröffentlichungen der Initiative 2000

prangte. Das änderte sich, als Angelika

Krumm, die früher als Papieringenieurin

tätig war und nun im Redaktionsbüro

des ROBIN WOOD-Magazins in Schwedt

mitarbeitete, von dieser Kooperation auf

Sparflamme Wind bekam. Sie begann,

eine entsprechende Initiative in Bran-

denburg aufzubauen. Es folgten weitere

solcher Landesinitiativen und sogar ein

Partnerschaftsprojekt mit Polen. Inzwi-

schen arbeitet ROBIN WOOD nicht nur

daran, Schulen und Behörden für das

ressourcensparende Recyclingpapier zu

begeistern, sondern auch den Handel,

vor allem Supermärkte und Discounter,

zu bewegen, Schulhefte und andere

Papierprodukte aus Recyclingpapier in ihr

Sortiment aufzunehmen.

Rudolf Fenner, Hamburg

6.2.1990, Hamburg: Mit dem Protest gegen die Ausbeutung der finnischen Urwälder begann die Taiga-Kampagne

1982: Ganz Deutschland machte sich

Sorgen um den Wald. Meldungen über

schüttere Baumkronen, absterbende

Bergwälder und versauerte Waldböden

häuften sich. So manchen der noch

frischen RegenbogenkämpferInnen der

zwei Jahre zuvor gegründeten deutschen

Sektion von Greenpeace juckte es schon

länger, den schwefelschleudernden

Kraftwerken auf die Schornsteine zu

steigen. Doch ihre jenseits des Atlantiks

agierenden internationalen Chefs stell-

ten sich quer. „The Waldsterben“ – aus

ihrem Blickwinkel allzu regional – passte

partout nicht in ihre global angelegten

Kampagnen. Das ging nicht lang gut. Es

krachte gehörig und die Revolte unter

dem deutschen Regenbogen gebar

ROBIN WOOD, den das Thema Waldster-

ben seitdem nicht mehr losgelassen hat.

Das Thema darf auch jetzt - nach 25

Jahren - nicht ad acta gelegt werden!

Zwar ist der Wald - gottseidank - nicht

gestorben. Aber die bundesamtlichen

Zahlen der jährlichen Waldschadens-

statistik sprechen eine klare Sprache.

Die Fieberkurve des Waldes ist seitdem

noch deutlich angestiegen. Die Ursachen

dafür sind wie so häufig komplexer als

anfangs gedacht. Es genügte nicht, die

Kraftwerke zu entschwefeln, sie mussten

auch entstickt werden, die Autos dann

selbstverständlich auch. Heute richten

Foto: O. Andersson

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wald

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6.12.1983, Freiburg Schauinsland

25 Jahre

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Nr. 95/4.07

Foto: ROBIN WOOD/B. Dannheim12.11.2006, Wendland: Stopp für den Castor

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energie

Nr. 95/4.07

25 Ja

hre

Neben den Forderungen nach Filteranla-

gen und einer dezentralen Stromversor-

gung war ein Ereignis bestimmend für

die Energiepolitik von ROBIN WOOD: Die

Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im

April 1986. Der Atomunfall hat den For-

derungen nach einer anderen Energie-

versorgung noch mehr Bedeutung und

Entschlossenheit verliehen. Wohin mit

dem radioaktiv strahlenden Atommüll?

Die Antwort auf diese Frage war damals

so ungeklärt wie sie heute ungeklärt ist.

Gibt es sichere Atomkraftwerke? Die

Antwort auf diese Frage ist seit Jahr-

zehnten gleich: Nein – gibt es nicht!

Nicht nur die unbeschreibliche Ge-

fährlichkeit der Atomanlagen war für

ROBIN WOOD von jeher der Grund den

sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie

zu fordern. Im Sofortausstieg – den wir

auch heute noch mit allem Nachdruck

fordern – sehen wir den Schlüssel zur

Lösung vieler Probleme. Zu allererst:

Das Leben ohne die Bedrohung durch

die Schrottreaktoren wäre wesentlich

entspannter, obwohl die Lagerung des

Atommülls immer noch ein riesiges

Problem darstellen würde. Dieser hoch-

radioaktive Müll wird immer noch Tag

für Tag produziert, obwohl nicht einmal

ein im Ansatz geeigneter Standort für

die Lagerung dieses über Jahrtausende

strahlenden Mülls gefunden wurde.

Aber auch: Das Festhalten an der Risi-

kotechnologie Atomkraft verhindert die

notwendige Energiewende hin zu mehr

Erneuerbarer Energie und mehr Ener-

gieeffizienz. Die alten, abgeschriebenen

AKW sind regelrechte Gelddruckmaschi-

nen und kein Energiekonzern investiert

freiwillig in neue Technologien, wenn

sich an den alten so gut verdienen lässt.

ROBIN WOOD untermauerte die Forde-

rung nach dem sofortigen Atomausstieg

und dem Ausbau der erneuerbaren Ener-

gien immer wieder mit Schornsteinbeset-

zungen, Kühl- und Fördertürme wurden

erklommen, Transparente wurden an

waghalsigen Orten aufgehängt. Speziell

gegen die Transporte von hochradioak-

tivem Müll ins Zwischenlager Gorleben

oder in die Wiederaufarbeitungsanlagen

fanden Blockaden auf den Transportstre-

cken statt. Am spektakulärsten war die

17-stündige Blockade des CASTOR-Zuges

im März 2001 durch AktivistInnen von

ROBIN WOOD und dem wendländischen

Widerstand. Festgekettet in einem unter

dem Gleis liegenden Betonblock trotzten

die „Fünf von Süschendorf“ Polizei

und Bundesgrenzschutz. Aufgrund der

Blockade musste der Zug mit der strahlen-

den Fracht den Rückwärtsgang einlegen.

Diese eher symbolische Bewegung eines

CASTOR-Zuges wurde in unzähligen Bil-

dern festgehalten und rund um die Welt

gesendet. Die Diskussion um die Gefahren

der Atomenergie war neu entfacht.

Aber nicht nur die großen, spektakulären

und waghalsigen Aktionen sind Formen

des Protestes gegen die Atom- und Ener-

giekonzerne. Stromwechselpartys, Präsenz

auf Konzern-Hauptversammlungen,

Baumbesetzungen in Braunkohleabbau-

gebieten, Transparente und Kletterak-

tionen: Die Möglichkeiten, die ROBIN

WOOD-AktivistInnen in den vergangenen

Jahren für den Protest und die Forderung

nach einer klimaverträglichen, ressour-

censchonenden und sozial verträglichen

Energieversorgung genutzt haben, sind

noch lange nicht erschöpft.

Genau genommen stehen wir nur wenig

entfernt von dem Standpunkt, an dem

wir vor 25 Jahren begonnen haben und

den Blick über die Filteranlagen hinaus

auf die grundlegenden Probleme der En-

ergieversorgung in Deutschland gerichtet

haben. Aber eines Tages …

Bettina Dannheim, Jürgen Sattari

… eines Tages im April 1984: am

Rathaus von Göttingen flattern riesige

Transparente: Waldsterben, Saurer

Regen, Aktion Giro Blau, Demo gegen

das Kohlekraftwerk Buschhaus. Schlag-

worte mit denen wir damals nur wenig

anfangen konnten. Später ein Infoabend

von ROBIN WOOD, Hinweise zur Demo,

Zusammenhänge zwischen Waldsterben,

Saurem Regen und den Abgasen der

Kraftwerke. Entschwefelungsanlagen

technisch in der Lage, die Abgasströme

der Kraftwerke zu reinigen. Doch für

das neue Kraftwerk Buschhaus sollte

diese moderne Technik nicht zum Einsatz

kommen. Sie galt als Altanlage im Sinne

des Gesetzes. Deshalb die Aktion in

Göttingen.

Gut, besonders weitsichtig schien es

nicht, Rauchgasfilter für die drecki-

gen Kohlekraftwerke zu fordern und

ansonsten alles beim Alten zu belassen.

Die Art der Stromproduktion und die

verantwortlichen monopolistisch orga-

nisierten Energiekonzerne sollten fortan

Ziel der Aktionen von ROBIN WOOD

sein. „Strom Ja – So Nicht!“ lautete

dann auch das Motto, mit dem Aktivis-

tInnen Mitte bis Ende der 80er Jahre den

Konzernen auf die Schornsteine und die

Kühltürme rückten. Kühn waren nicht

nur die Aktionen, kühn waren auch

die Forderungen: Nicht weniger als die

Verstaatlichung der Energieversorgung

und die Zerschlagung der Monopole

wollte ROBIN WOOD erreichen. Damals

wie heute sind es die wenigen großen

Energieversorgungsunternehmen (EVU)

die die Energiepolitik in diesem Land

bestimmen. Ihnen fühlt sich die Politik

verpflichtet und ein Rückblick auf die

letzten 25 Jahre zeigt, dass sich die

Macht der EVU europaweit eher verfes-

tigt hat.

Entschwefelungsanlagen sind heute

selbstverständlich – ein Erfolg, an dem

ROBIN WOOD wesentlich beteiligt ist.

Und auch über die zunehmende Macht

der Energiekonzerne wird heute anders

debattiert als vor 20 Jahren. Die EU-

Kommission fordert die „Entflechtung“

der Konzerne und findet für die Position

Zuspruch quer durch alle Parteien.

„Strom Ja – So Nicht!“1984, Göttingen: Entschwefeln sofort!

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titel

Verkehr verkehrt

Nr. 95/4.07

1994, Hannover: Keine Verschwendung von Steuergeldern für den Transrapid

an die Aktiven vor Ort, die erst zur Tat

schritten, nachdem der Postbote geklin-

gelt hatte.

Waldsterben und Luftschadstoffe waren

die zentralen Probleme der ersten Jahre,

und leider können wir nicht sagen,

dass ROBIN WOOD diese aus der Welt

geschafft hat. Doch immerhin sind

Katalysatoren inzwischen Standard

bei Pkws und minimieren den Ausstoß

von Stickoxiden, die Gift für den Wald

sind. Und nachdem in den 80er Jahren

schwitzende ROBIN WOOD-Mitglieder

geliehene Autos demonstrativ sechs

Kilometer durch die Stadt zur einzigen

Tankstelle weit und breit mit bleifreiem

Benzin schoben, tanken heute „nur“

noch Flugzeuge verbleiten Kraftstoff.

Die Gänsefüßchen beim „nur“ weisen

schon darauf hin, dass trotz zähem

Bohrens dicker Bretter der Flugverkehr

ein wachsendes Problem für die Umwelt

ist. Noch immer gibt es keine Kerosin-

steuer in Deutschland und den meisten

Ländern weltweit. So tanken die Luft-

fahrtgesellschaften nicht nur verbleiten

Sprit, sondern bekommen ihn noch dazu

steuerfrei.

Klimaschutz ist heute das große Thema

in der Verkehrspolitik, denn allein ein

Fünftel der globalen Treibhausgasemis-

sionen verursacht der Verkehrssektor.

Im Vergleich ist Fliegen die klimaschäd-

lichste Art zu reisen. Kohlendioxid,

Stickoxide und Wasserdampf aus den

Turbinen der Flieger erwärmen das

Klima. Der Einbezug des Luftverkehrs in

den Emissionshandel, den die Europä-

ische Union gerade vorbereitet, ist leider

nur ein Tropfen auf den heißen Stein, um

den Flugverkehr für seine ökologischen

Schäden zur Verantwortung zu ziehen.

Deswegen streiten wir gegen den

Ausbau von Flughäfen. Ein Jahr vor der

Gründung von ROBIN WOOD wurde das

Hüttendorf gegen den Bau der Start-

bahn 18 West am Frankfurter Flugha-

fen geräumt. „Kein Baum wird mehr

fallen“, so der legendäre Ausspruch des

damaligen hessischen Ministerpräsi-

denten Börner. Ende 2007 erwarten wir

den Planfeststellungsbeschluss für die

nächste, nunmehr vierte Bahn, für die

mehrere hundert Hektar Wald zerstört

würden. Gemeinsam mit den Bürgerini-

tiativen vor Ort kämpft ROBIN WOOD für

den Wald – damit wir nicht noch mehr

Entlaubte rächen müssen.

Monika Lege, Hamburg

25 Jahre Verkehr verkehrt – Als ich vor

vier Jahren zum Team der Hamburger

Pressestelle von ROBIN WOOD gesto-

ßen bin, machte mir allein die Front der

Leitz-Ordner klar, dass Verkehrspolitik

den Verein von Anfang an bewegt hat.

Von FV wie Flugverkehr – Band I bis XX

- über Transrapid, die Bahnreform von

1994, Schwerverkehrsabgabe oder Öko-

steuer ließ sich an den Ordnerrücken die

Agenda für eine ökologische Verkehrs-

wende ablesen.

Und das spiegelt die tatsächliche

Geschichte wider: Das ROBIN WOOD-

Magazin Nummer 2 aus dem vierten

Quartal 1984 berichtet von der neuen

Verkehrsgruppe im Hamburger Büro,

die „viel Arbeit mit der schleppenden

Einführung des bleifreien Benzins und

der Kfz-Katalysatoren“ hat.

Das Magazin erschien damals auf

festem, dunkelgrauem Papier und selbst

den Archiv-Exemplaren scheint ein

leichter Geruch von Räucherstäbchen

anzuhaften. Die MacherInnen riefen

zur Spende von Kugelschreibern und

Schreibmaschinen für die Pressestelle

auf. Deren MitarbeiterInnen verschick-

ten ihre Pressemitteilungen per Eilbrief

2005, Frankfurt: Neun Tage lang Protest in den Bäumen gegen den Ausbau des Flughafens

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verkehr

Nr. 95/4.07

2006, Berlin: „Die Bahn verbessern statt verhökern!“, fordert ROBIN WOOD am Berliner Hauptbahnhof 25 Jahre

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Nr. 95/4.07

Foto: Joanna Buryn-Weitzel

2004, Bonn: „Wir zerstören Tropenwaldfür Papier - Ihre Post!“

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tropenwald

Tropische Wälder – das große Plündern

Nr. 95/4.07

1989, Hamburg: Gruner+Jahr baut mit Tropenholz

25 Ja

hre

1998, Köln: Relaxen aufKosten des Regenwaldes

antwortlichen wurden aber schnell zur

Einsicht gebracht und der Fall war ihnen

außerordentlich peinlich. Sie gründeten

darauf hin den Verein „Geo schützt den

Regenwald e.V.“

Dass große Handelsriesen den schnellen

Profit vor Umweltschutz stellen, deckte

ROBIN WOOD mit der Gartenmöbel-

kampagne auf. Der überwiegende

Teil der Möbel stammte aus Raubbau

oder anderen dubiosen Quellen. ROBIN

WOOD hat die Skandale in Fernsehen,

Radio und Presse öffentlich gemacht und

ist dafür auf die Dächer vieler Baumärkte

und Möbelkonzerne geklettert. Der Er-

folg der Kampagne war überwältigend:

Neben Baumarktriesen wie Praktiker

und Bauhaus verpflichteten sich auch

IKEA und der Handelsgigant Metro zu

einem verantwortungsvollen Einkauf von

Tropenholzprodukten.

Dass weißes Papier oft eine dunkle Seite

hat, enthüllte ROBIN WOOD mit seiner

Papierkampagne. Große Konzerne wie

Karstadt, Metro oder die Post verkauften

Papier aus Indonesien, für das die letzten

Regenwälder sterben mussten. Erst

nachdem die Konzerne ungebetenen

Besuch von ROBIN WOOD bekamen,

ersetzten sie Kahlschlag-Papiere durch

bessere Produkte aus Recyclingpapier.

Die Aktionen von ROBIN WOOD und

seinen Partnern im Süden haben mit

Sicherheit auch die politisch Verantwort-

lichen nachdenklich gemacht. Es besteht

deshalb die realistische Chance, dass

auch unsere Kinder noch die Schönheit

der tropischen Regenwälder bewundern

können. Dafür hat es sich gelohnt zu

kämpfen und deshalb ist ROBIN WOOD

auch für die Zukunft motiviert, weiter für

dieses Ziel aktiv zu sein.

Peter Gerhardt, Hamburg

Als „Rächer der Entlaubten“ enga-

giert sich ROBIN WOOD nun schon

ein Viertel Jahrhundert für den Schutz

der Wälder. Von Anfang an war es den

Aktivistinnen und Aktivisten ein wich-

tiges Anliegen, auf die Bedrohung der

tropischen Wälder hinzuweisen. Zu einer

Zeit, als dieses Thema noch nicht ins all-

gemeine Bewusstsein eingedrungen war.

Seit dem schreitet die Vernichtung der

Tropenwälder weiter voran. In Indone-

sien wird der letzte Wald zu Papier

geschnetzelt, im Kongo herrscht nach

Ende des Bürgerkriegs Goldgräberstim-

mung unter den Holzkonzernen und in

Brasilien fressen sich die Sojafelder in

den Amazonaswald hinein. Keine guten

Nachrichten also und eigentlich kein

Grund, optimistisch in die Zukunft zu

schauen - einerseits.

Andererseits können die Menschen, die

sich mit Herzblut für die Rettung der

Tropenwälder bei ROBIN WOOD enga-

gieren, auf eine beeindruckende Bilanz

zurückblicken. Mit spektakulären Akti-

onen ist ROBIN WOOD den Profiteuren

von Raubbau und Regenwaldzerstörung

stets auf der Spur gewesen und hat viele

zu einer besseren Einkaufspolitik bewe-

gen können.

Auch in den Herkunftsländern von Tro-

penholz war ROBIN WOOD aktiv. 1991

besetzten Aktivisten von ROBIN WOOD

Verladekräne im Hafen der malaysischen

Stadt Kuala Baram. Die ROBIN WOODler

wurden wochenlang eingekerkert und

das Medienecho war gewaltig. Die ma-

laysische Tropenholzwirtschaft stand am

Pranger und die Zeitungen berichteten

umfassend über die Tropenwaldzerstö-

rung in dem südostasiatischen Land.

Später stand ein Zeitungsverlag dann

selbst im Fokus der Kritik. „Erst berich-

ten und dann vernichten“ stand auf

den riesigen Transparenten, die ROBIN

WOOD an die Gerüste vor dem Neubau

des Gruner und Jahr Verlags befestigt

hatte. Das Pressehaus, bei dem auch

GEO und Stern erscheinen, war dabei

ertappt worden, Fenster aus Tropenholz

eingebaut zu haben. Die Verlagsver-

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titel

Nr. 95/4.07

„ROBIN WOOD ist weiterhin unver-zichtar! Beim Blick zurück könnte man ganz zufrieden sein und sich darüber freuen, wie viel sich getan hat in Sachen Umweltschutz: Un-sere Flüsse sind sauberer, die Luft auch, der Bio-Anbau boomt, die EU-Wasserrahmenrichtlinie fordert den guten ökologischen Zustand, der Atomausstieg ist beschlossen…

Aber: Jede erledigte Umweltsünde scheint eine neue zu gebären und fordert uns heraus: hormonähn-liche Substanzen im Abwasser, noch mehr Salz und Abwärme, die FFH-Richtlinie soll ausgehöhlt werden, der Maisanbau für Biodie-sel erzeugt neue, massive Belastun-gen… - es geht immer weiter! Den Klimawandel haben wir schongar nicht im Griff, die Vernichtung der Urwälder, der rasende Nieder-gang der Biodiversität, die totale Überfischung der Weltmeere usw. usw. !!! Kein Anlass zum Nachlas-sen, ROBIN WOOD!

Wolfgang Glaser, treuer Förderer beim Klettertraining

„Wir unterstützen ROBIN WOOD wegen seiner klaren Ziele, wegen der einfallsreichen und oft sehr mu-tigen „Öffentlichkeitsarbeit“ und weil wir ROBIN WOOD und andere NGOs wie Greenpeace und urge-wald brauchen, um Wirtschafts-fürsten und Politiker zur Einsicht, zum verantwortungsvolleren Um-gang mit uns Menschen, unserer Umwelt und unseren Ressourcen zu zwingen.

Wir wünschen uns weiterhinsolche Aktive für ROBIN WOOD!“

Gundula und Wolfgang Glaser

Michael Schirmer,Klimaforscher undGründungsmitglied

25 Jahre Fördern25 Jahre ROBIN WOOD e.V.bedeutet auch: 25 Jahre Kraft, Ausdauer und Flexi-bilität durch Spenden! Wo wären wir wohl ohne sie? Unsere Förderinnen und Förderer sind die „große, stille Kraft im Hintergrund“. Ihre Meinung ist sehr wich-tig, und unser Jubiläumist ein besonders guter An-lass, sie zu Wort kommen zulassen.

„Anne und ich haben ROBIN WOOD vor 25 Jahren mit aufge-baut. Wir freuen uns, dass heute mehrere Generationen in unserem Verein aktiv sind. Vieles ist erreicht worden, wenn man beispielsweise an die Entgiftung von Auto-, Indus-trie- und Kraftwerksabgasen denkt. Energieeinsparung und regenera-tive Energien sind heute akzeptiert, aber sie spielen noch lange nicht die Rolle bei der Energieversor-gung, die sie spielen könnten. Brauchen wir wirklich noch ein Tschernobyl, um zur Vernunft zukommen?

ROBIN WOOD braucht viele neue MitstreiterInnen und viele neue Ideen, um unsere Umwelt im Zeit-alter der Globalisierung zu schüt-zen. Liebe ROBIN WOODs, macht

Weiter für Natur und Mensch. Und nicht vergessen: Wie bisher wird es auch in Zukunft Verbündete geben, mit denen Ihr Erfolge feiern könnt.

Wir freuen uns, dass es Euch gibt, und wünschen allen Aktiven und UnterstützerInnen weiterhin Lust und Mut zur guten Tat!!“

Heidi und Michael Schirmer

Von Anfang an dabei, Anne & Klaus Scheerer

weiter, es bleibt noch genug zu tun für mehr als weitere 25 Jahre!“

Anne und Klaus Scheerer

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titel

Nr. 95/4.07

25 Ja

hre

„Ich unterstütze ROBIN WOOD seit 25 Jahren, weil wir im Konzert der Umweltverbände einen unver-wechselbaren Ton behalten haben. ROBIN WOOD fragt nach, lässt sich nicht mit einfachen Lösungen abspeisen, begründet die umwelt-politischen Forderungen fachlich versiert, hält sich von falschen Bündnissen fern und bewahrt sich vor modisch sprunghaften Themen.

Ich wünsche ROBIN WOOD vielErfolg und Durchsetzungskraftund bei aller Arbeit Witz undPhantasie.“

Christiane Rieve

Christiane Rieve,25 Jahre Förderin

„Mich hat das Thema „Energie“schon ziemlich früh beschäftigt, denn ich bin in der Lausitz aufge-wachsen und musste ansehen, wie Dörfer und ganze Landschaften für Kohle zerstört wurden. Ich wün-sche mir, dass sich ROBIN WOOD auch die nächsten 25 Jahre aktiv für den Umweltschutzeinsetzt, mit der gleichenSpontanität und Kreativität!“

Juliane Selenk

Juliane Selenk,Förderin und Aktivistin

„Ich bin Ehemann, mehrfacherVater und Großvater, Diplom-ingenieur, Grüner und Rentner. Ich sehe viele Missstände in der Welt und folgenschwere Entwicklun-gen, die schon meine Kinder, vor allem aber meine Enkel betreffen werden. Ich allein kann wenig da-gegen ausrichten. Um mit anderen gemeinsam etwas zu erreichen, unterstütze ich schon seit langem ROBIN WOOD finanziell. Bei neuen Kampagnen lasse ich mich oft zusätzlich zu Spenden verlocken. Denn für solche Kletter-Aktionen bin ich wohl doch nicht mehr jung genug.“

Peter Neuhaus

Peter Neuhaus,erfahrener Förderer

„Ich bin 22 Jahre alt und habe bisEnde Juli 2007 ein Freiwilliges Öko-logisches Jahr bei ROBIN WOOD inBremen gemacht. Für ROBIN WOOD habe ich mich entschieden, weil der Verein unter den deut-schen Umweltschutz-Verbänden einzigartig ist. Dieses Jahr hat mein positives Bild noch weiter gefestigt. Beeindruckende Menschen leis-ten hier wirklich bemerkenswerte Arbeit!Ich möchte ROBIN WOOD helfen,noch mehr Menschen dazu zubewegen „aktiv für die Umwelt“zu werden!“

Stefan Steyer

Stefan Steyer,Umweltpraktikant

Liebe Leserinnen und Leser!

Bitte schreiben Sie uns, war-um Sie ROBIN WOOD unter-stützen. Wir möchten gerne veröffentlichen, was Ihnen an unserer Umweltarbeit ge-fällt und wo wir noch besser werden können. Herzlichen Dank!

ROBIN WOOD-MagazinLindenallee 3216303 [email protected]

Page 16: Robin Wood Magazin 4/2007

schwerpunkt

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Page 17: Robin Wood Magazin 4/2007

Die Eichel des Jupiter

In einigen oberösterreichischen

Flussauen, da wächst die sogenannte

Spitznuss, ein gegen Frost recht

widerstandsfähiger Walnussbaum mit

auffallend kleinen, spitz zulaufenden

Früchten. Unter BotanikerInnen ist der

Streit noch im Gange, ob es sich hier-

bei vielleicht um die einzigen echten

Relikte der während der vorletzten

großen Eiszeit vor mehr als hunderttau-

send Jahren in Mitteleuropa ausgestor-

benen Walnuss handelt. Möglicher-

weise sind es aber lediglich eingeführte

und dann verwilderte Kultursorten, die

in die dortigen Auenwälder eingewan-

dert sind. Denn Fakt ist, dass – von

dieser eventuellen Ausnahme mal

abgesehen – die typische und uns allen

so vertraute Walnuss erst vor einigen

tausend Jahren unter der Obhut des

Menschen ihr eiszeitliches Refugium

am Schwarzen Meer wieder verlassen

hat. Heute ist sie überall in Mitteleur-

opa anzutreffen.

Natürlich war es weniger der Baum

selbst, als vielmehr seine nahrhafte

und wohlschmeckende Frucht, die die

Menschen damals bewogen, ihn unter

seine Fittiche zu nehmen. Sie nahmen

die Nüsse mit, wenn sie ihre alten Sied-

lungen aufgaben und sie hatten sie

dabei, wenn sie zu ausgedehnten Han-

delsreisen aufbrachen. Natürlich wa-

ren es auch immer die größten und

gehaltvollsten Nüsse, die zur Aussaat

weiter gereicht wurden. Und in dieser

Weise genetisch selektiert, wurden

die Früchte der Walnussbäume auf

ihrer Jahrtausende langen Wande-

rung von der West- und Südküste des

Schwarzen Meeres zu den Griechen,

Römern, Kelten und Germanen

immer größer. Die ursprünglich mal

höchstens zwei Zentimeter langen

Nüsse können heute eine Länge von

bis zu fünf Zentimetern erreichen.

Die ersten Walnussbäume nördlich

der Alpen wurden bereits in der

ausgehenden Jungsteinzeit und

beginnenden Bronzezeit angebaut

– nachgewiesen durch Pollenanaly-

sen von Torfsedimenten. Dies deutet

darauf hin, dass damals bereits die

Siedlungen recht dauerhaft gewesen

sein müssen. Denn sonst hätte keiner

Bäume gepflanzt, die erst so richtig

nach fünfzehn Jahren Früchte tragen.

Foto: Andreas Roloff

Nr. 94/3.07 17

schwerpunkt

Die Walnuss - Baum des Jahres 2008

Foto: Bolko Haase

Nr. 95/4.07

Die Walnuss kann etwa 150 Jahre alt und dabei als freiste-hender Baum bis zu 20 Meter hoch werden

Page 18: Robin Wood Magazin 4/2007

Göttliche Frucht

Für die entscheidende Verbreitung in

Mitteleuropa sorgten die Römer. Bei

denen gehörte die dem Jupiter geweihte

göttliche Eichel schon einige Jahrhun-

derte lang zu den wichtigsten Kultur-

pflanzen. Ihr botanischer Name Juglans

leitet sich vom lateinischen Jovis glans

ab, übersetzt: die Eichel des Jupiter. Als

Cäsar Gallien besetzte, wurden auch

dort sehr erfolgreich Nusskulturen ange-

legt. Und diese gallische Nusssorte (Nux

gallica) pflanzten die Römer dann in den

ersten Jahrhunderten unserer Zeitrech-

nung auch überall im besetzten Germa-

nien an. Seither ist sie in Mitteleuropa

– später dann auch jenseits des Limes

- heimisch geworden. Als Karl der Große

in seiner sogenannten Landgüterver-

ordnung festschrieb, wie und was alles

auf seinen zahlreichen Gütern ange-

baut zu werden hat, da war auch ganz

selbstverständlich die Walnuss unter

den sechzehn auf der Liste aufgeführten

Obstbäumen dabei.

Die nächste große und folgenreiche

Wanderung der Walnuss fand dann in

der Neuzeit statt. Es war die transatlan-

tische Querung per Schiff. Spanische

Missionare brachten 1770 den Baum

in die Neue Welt. Knapp hundert Jahre

später begann bei Santa Barbara in

Kalifornien der kommerzielle Anbau der

Walnuss. Heute werden in diesem US-

Bundesstaat zwei Drittel aller Walnüsse

weltweit geerntet. Und auch in unseren

Läden dominiert die Nuss aus den Tälern

des Sacramento und San Joaquin.

Baum der Weinberge

Walnussbäume wachsen dort besonders

gut, wo es auch dem Wein am besten

gefällt - auf wintermilden, spätfrost-

freien Lagen. In Süddeutschland gilt die

Walnuss als typischer Weinbergbegleiter.

Die WinzerInnen lieben diesen Baum,

der ihnen den nötigen Schatten in den

Arbeitspausen spendet. Entscheidender

noch für diese Zuneigung ist es, dass die

ätherischen Ausdünstungen der Wal-

nussblätter Mücken, Schnaken, Fliegen,

Flöhe und anderes Getier fernhalten,

das sonst die Vesperstimmung trüben

würde. Aus dem gleichen Grund werden

Walnussbäume auch gerne vor Schlaf-

zimmerfenster gepflanzt.

Auch viele Pflanzenarten halten es übri-

gens unter der Krone des Walnussbaums

nicht aus. Am Schatten liegt’s nicht.

Verantwortlich ist ein Glukosid, das aus

Blättern und Fruchtschalen stammt und

mit dem Regen in den Boden gelangt.

Dort sorgen Mikroorganismen dafür,

dass dieser Stoff in das sogenannte

Juglon umgewandelt wird - die eigent-

lich wirksame Substanz, die Keimung

und Wachstum von Pflanzen hemmen

kann. Rispengräser, Brombeeren und

Buschwindröschen allerdings gehören zu

den wenigen Pflanzen, die es trotzdem

ganz gut unter einem Walnussbaum

aushalten.

Exklusives Holz

Nicht nur die Nüsse - auch sein Holz

machen den Walnussbaum interes-

sant. Walnussholz gilt als eines der

wertvollsten europäischen Hölzer – als

Fotos: Andreas Roloff

Nr. 95/4.0718

schwerpunkt

Auffällige männliche Kätz-chen und schmucklose weib-liche Blüten sitzen auf dem gleichen Baum (oben). Wal-nüsse sind erst reif, wenn die grüne Fruchthülle von selbst aufplatzt (unten)

Foto: Bolko Haase

Page 19: Robin Wood Magazin 4/2007

19

Massiv- und erst recht als Furnierholz.

Seit der Renaissance wird das Nussholz

mit dem grau- bis schwarzbraunen, breit

geaderten Kern und dem hellen Splint

für kunstvolle Möbel und exklusiven

Innenausbau mit Täfelungen und Parkett

genutzt. Auch Orgeln, Klaviere, Saiten-

instrumente und Lautsprecherboxen wer-

den gern daraus gefertigt. Wegen seiner

hohen Festigkeit und seiner geringen

Neigung zum Splittern war es auch das

beste Holz für Armbrüste und Gewehr-

schäfte, was in Kriegszeiten regelmäßig

die Walnussbestände dezimierte.

Wertvoll ist das Nussholz zwar wegen

seiner einzigartigen Farbstrukturen, doch

teuer wird es allein schon deshalb, weil

die Walnussbäume bei uns sehr verstreut

in der Landschaft stehen. Außerdem

haben sie als Einzelbäume meist einen

eher kurzen, oft auch leicht gekrümmten

Stamm und zahlreiche weitausladende

Kronenäste. Das alles ist nicht gerade die

beste Voraussetzung für eine kosten-

günstige Holzverarbeitung in größerem

Stil. Das Holz wird heute überwiegend

importiert, aus Frankreich, Italien oder

der Türkei, wo es größere Nussplantagen

gibt. Oder es kommt aus Nordamerika

zu uns. Dann stammt das Holz allerdings

meist von der nah verwandten Schwarz-

nuss oder von der Butternuss.

Baum der offenen Kulturlandschaft

Seit einiger Zeit gibt es Bestrebungen,

auch im deutschen Wald zumindest ein

bisschen am lukrativen Nussholzgeschäft

teilzuhaben. Forstleute - insbesondere in

Süddeutschland - versuchen die Walnuss

zu einem Waldbaum zu machen, in der

Hoffnung, dass sie innerhalb der Enge

eines Waldes gerade und ohne viel Kro-

nenastwerk in die Höhe wächst. Das tut

sie auch. Bis zu dreißig Meter hoch kann

sie im Wald werden, während sie im

Freien nur auf 15 bis 20 Meter kommt.

Und auch der Stamm, der sonst nach

etwa drei Metern bereits in die Kronen-

äste übergeht, kann im Wald schon mal

zehn Meter hoch werden.

Doch so einfach ist das nicht hinzu-

kriegen mit der Walnuss. Denn sie ist

äußerst lichtbedürftig. Ihr Kronenraum

darf also nicht all zu sehr von benach-

barten Bäumen bedrängt und schon gar

nicht überwachsen werden. Andererseits

- nur wenn sie von anderen Bäumen

umgeben ist, wächst sie wie gewünscht

gerade und ohne starke Verzweigung in

die Höhe. Es ist also eine recht schwie-

rige Balance, die man da hinbekommen

muss. Und das geht meist nur mit viel

Fürsorge und lebenslanger Pflege.

Andere experimentieren in ihrem Wald

mit Walnussbäumen, die aus Mischwäl-

dern im gebirgigen Kirgistan stammen.

Wieder andere setzen ihre Hoffnung auf

die bereits erwähnten Nussbäume aus

den nordamerikanischen Wäldern und

pflanzen Bastarde, also Kreuzungen aus

hiesiger Walnuss und transatlantischer

Schwarznuss in ihre Bestände.

Bei all diesen Versuchen, die Walnuss in

unsere Wirtschaftswälder zu integrieren,

mag viel Liebhaberei und Experimentier-

lust im Spiel sein. Mit den Zielen einer

naturnahen Waldnutzung hat das alles

allerdings wenig zu tun. Die Walnuss

mag ja vor über hunderttausend Jahren

– bevor sie hier ausstarb - ein Baum der

mitteleuropäischen Wälder gewesen

sein. Zurückgekehrt ist sie aber jetzt

Typischer Wuchs: Kurzstämmig und selten gerade - hier in einer Nussplantage in Rhein-land-Pfalz

Foto: obs/Südtiroler Apfelkonsortium

Foto: Bolko Haase

Nr. 95/4.07

schwerpunkt

Page 20: Robin Wood Magazin 4/2007

Nr. 95/4.0720

als Baum der offenen Kulturlandschaft.

Auch wenn sie von Eichhörnchen, Krä-

hen und anderen Nussliebhabern immer

wieder auch in die Wälder verschleppt

wurde, dauerhaft hat sie dann ihren

Platz doch eher an den Rändern dieser

Wälder oder in Feldgehölzen gefunden.

Mit einer Ausnahme: In Auenwäldern, in

die der Fluss mit seinen reißenden Hoch-

wassern immer wieder auch sonnen-

durchflutete Lücken schlägt, kommt die

Walnuss recht gut zurecht. Sie ist zudem

auch ausgesprochen überflutungstole-

rant. Mehr als einen Monat hält sie es

im fließenden Hochwasser aus. In den

Hartholzauen am Oberrhein und an

der Donau, aber auch an der kühleren

mittleren Elbe hat die verwilderte Wal-

nuss ihren naturnächsten Lebensraum in

Mitteleuropa gefunden. Allerdings sind

solche Auenwaldstandorte heute nur

noch in wenigen Relikten vorhanden.

So ist die Walnuss bei uns – ähnlich wie

die Rosskastanie – doch vor allem ein

Baum der Bauernhöfe, Hausgärten und

Parks. Sie ist der Schattenspender am

Wegesrand und in den Feldern. Tipps

und Rezepte zur Verwendung ihrer

Blätter und Früchte füllen unendlich viele

Buch- und Internetseiten – vom Haare

und Wolle färben über Liköre ansetzen,

schwerpunkt

Von Kauderwelsch und Welscher Nuss

Tuorta da Nusch, so heißt eine der berühmtesten Nussspeisen in der Sprache

ihrer rätischen Heimat Graubünden: Tuorta da Nusch, das ist die Engadiner

Nusstorte.

Rumantsch bzw. Rätoromanisch spricht das Bergvolk in den Hochtälern der

Schweizer Alpen. Zu Luthers Zeiten wurde diese eigentümliche Sprache das

Churer Welsch genannt. Zur Erklärung: Chur ist die wichtigste Stadt im Kanton

Graubünden. Und als welsch galt bei uns früher alles, was aus Regionen kam, in

denen romanisch geprägte Sprachen gesprochen wurden. Dieses Churer Welsch

muss damals der Inbegriff einer unverständlichen Sprache gewesen sein. Jeden-

falls hat sich direkt daraus – da sind sich die Etymologen einigermaßen sicher

– der Begriff Kauderwelsch entwickelt.

Was das alles mit der Walnuss zu tun hat? So gut wie nichts – außer dass sich

der Name Walnuss ebenfalls von dem Wort welsch ableitet. Die Welschnuss

– das ist die Nuss mit der gallisch-römischen Herkunft. Und was hat das Engadin

mit Walnüssen zu tun? In dieser Bergregion wachsen Arven und Lärchen, aber

wohl kein einziger Walnussbaum. Erfinder der weltberühmten Torte ist ein nach

Frankreich ausgewanderter Engadiner, der vor etwa 80 Jahren als Zuckerbäcker

in seine Heimat zurückkehrte und dort ein aus Frankreich mitgebrachtes Rezept

eines Nusskuchen erfolgreich vermarktet hat.

Öle pressen, Heiltinkturen mischen bis

hin zum Ungeziefer vertreiben und

Weihnachtsschmuck basteln. All das

belegt eine große Vertrautheit, die die

Walnuss schon seit langem bei uns in

Mitteleuropa genießt. So gesehen ist

dieses Besatzungskind aus der Römerzeit

ein ausgesprochen heimischer Baum

geworden, mehr als so mancher unserer

ur-heimischen Waldbäume.

Rudolf Fenner ist Waldreferent und seit 1993 für ROBIN WOOD im Kuratorium Baum des Jahres

aktiv, Tel.: 040/[email protected]

Fotos: Andreas Roloff

Als Hofbaum war die Walnuss früher weit verbreitet

Page 21: Robin Wood Magazin 4/2007

21

schwerpunkt

Und natürlich gibt es auch für das kommende

Jahr wieder den Wandkalender des KBJ mit

wunderschönen Bildern der Walnuss, diesmal

gemeinsam erstellt von Jens Tönnießen und

Rudolf Fenner. Er ist für 13,-€ plus 1.65 € Porto

zu haben.

Faltblätter, Broschüren und Kalender sind in

der ROBIN WOOD-Geschäftsstelle erhältlich:

Postfach 102122, D-28021 Bremen, info@robin-

wood.de, Tel.: 0421.598288

Nr. 95/4.07

... der sollte im umfangreichen Faltblatt „Die Walnuss – Baum des

Jahres 2008“ weiterlesen, das von dem Forstbotaniker Prof. Dr.

Andreas Roloff verfasst wurde und vom Kuratorium „Baum des

Jahres“ (KBJ) herausgegeben wird. Auch für Kinder gibt es wieder

ein KBJ-Faltblatt über den Jahresbaum 2008.

Die Walnuss

Pflanzen – Schützen – Pflegen

Baum des Jahres 2008

Tit

elfo

to:

A.R

OL

OFF

20 Jahre

Walnuss2008

www.Baum-des-Jahres.de

Wer mehr über die Walnuss wissen will, ...

Rezept der Tuorta da NuschAus 350 g Mehl, 250 g Butterflocken, 200 g Zucker, einem Ei, einer abgeriebenen Zitronen-schale und einer Prise Salz einen Mürbeteig zubereiten und dann zu einer Kugel geformt eine halbe Stunde im Kühlen ruhen lassen.

In der Zwischenzeit die Füllung zubereiten: Dazu 250 g Zucker hellbraun schmelzen, 300 g grob gehackte Walnüsse mitrösten, mit 200 ml Sahne ablöschen und 3 EL Honig unterrühren. Die Füllung muss warm auf den Mürbeteig gebracht werden.

Zwei Drittel des Mürbeteigs ausrollen und in einer ausgebutterten, runden Springform auslegen, dabei den Teig am Rand hochziehen. Die Nussfüllung auf dem Teig verteilen, die hochgezogenen Teigränder umgeklappen und mit Eiweiß bestreichen. Den restlichen Teig ausrollen und einen passenden Deckel ausschneiden, auf die Füllung legen und an den Teig-rändern runherum gut zusammendrücken.Bei 180 Grad eine Stunde backen und dann ... Geduld, Geduld - mindestens einen Tag stehen lassen. Achtung: Kalorienbombe!

2008

Walnuss

Page 22: Robin Wood Magazin 4/2007

schwerpunkt

22

©: www.baum-des-jahres.de

20 Jahre

Nr. 95/4.07

Ginkgo, Baum des Jahrtausends

Baum

des Jahres

Page 23: Robin Wood Magazin 4/2007

schwerpunkt

Nr. 95/4.07 23

1999

2002

2003

2004

2005

2006

2007 2008

Silberweide

Wacholder Schwarzerle Weißtanne

Rosskastanie

WaldkieferSchwarzpappelWalnuss

Dr. Silvius Wo-

darz, Schöpfer

von „Baum

des Jahres“

und seit 1989

Vorsitzender

des Kuratori-

ums

ist seit 15 Jahresbäumen Mitglied im KuratoriumBaum des Jahres und gratuliert herzlich zum20. Baum des Jahres

Bäume

des Jahres

1989 – 2006

Pflanzen – Schützen – Pflegen

Die Broschüre ist

zu beziehen bei:

Kuratorium Baum

des Jahres,

Kneippstraße 15,

95615 Markt-

redwitz,Tel.:

09231/985848

Fax: 82927

[email protected]

2001

20001998

199719961995

19941993

1992

1989 1990 1991

Wild-birne

Esche

Sandbirke

Eberesche

Hainbuche

Spitz-ahorn

Speierling EibeBergulme

Sommer- linde

Buche

Stieleiche

Page 24: Robin Wood Magazin 4/2007

schwerpunkt

Nr. 95/4.0724Foto: Craig Pettitt

Page 25: Robin Wood Magazin 4/2007

schwerpunkt

Regenreiche Landstriche bringen eine

üppige und vielfältige Vegetation

hervor. Das gilt für große Teile der Tropen

mit den äquatornahen Regenwäldern.

Das gilt auch für einige Küstenregionen

in den gemäßigten Breiten - in Chile,

Tasmanien oder Westkanada beispiels-

weise. Es gibt sogar einen Regenwald im

kalten, im sogenannten borealen Klima-

bereich, nämlich in einem schmalen

Küstenstreifen im nordwestlichen Nor-

wegen, wo in den regenfeuchten Fich-

tenwäldern eine beeindruckend reiche

Flechtenflora wächst. Alle diese Wälder

stehen wegen ihrer hohen Holzvorräte

im Focus einer begehrlichen Holzindus-

trie. Die meisten dieser Regenwälder sind

bereits, bis auf wenige ursprüngliche

Reste, unter die Säge gekommen.

In der kanadischen Provinz British Co-

lumbia, wo der weltweit größte Küsten-

regenwald steht, gibt es noch einen wei-

teren und in dieser Form einzigartigen

Typ des Regenwaldes: den Inland-Regen-

wald. Er wächst im Osten der Provinz,

an den Vorgebirgen und Hängen der

Rocky Mountains und erstreckt sich von

den Cariboo Mountains im Norden bis

hinein in die US-Bundesstaaten Washing-

ton, Idaho und Montana. Hier an den

Westhängen regnen sich die vom Pazifik

kommenden Wolken nach mehr als 500

Kilometern über Land ausgiebigst und

endgültig leer.

In den tieferen Lagen dieser Hang-Re-

genwälder wachsen viele der Baumar-

ten, die auch die Küstenwälder prägen.

Und ganz ähnlich wie in den Küsten-

wäldern gibt es hier Hemlocktannen

und Riesen-Thujas, die – wenn sie vom

Menschen und vom Feuer unbehelligt

bleiben – zu über achtzig Meter hohen

Baumgiganten heranwachsen und weit

über 1000 Jahre alt werden können.

Doch anders als im milden Küstenklima

gibt es hier richtige Winter mit Schnee

und tiefen Minusgraden. Und es gibt in

dieser Bergregion noch eine Reihe ganz

anderer Lebensräume: alpine Matten

und Gletscher, Hochlagenwälder und

– im Windschatten – auch trockene

Waldstandorte. Das alles macht die

biologische Einmaligkeit dieses Lebens-

Die letzten Bergkaribus Mit dem Einschlag der ursprünglichen Wälder in der kanadischen Forstprovinz British Columbia drohen nun die letzten Bergkaribus für immer zu verschwinden. Einige Zehntausend dieser Bergrentiere zogen noch vor hundert Jahren in großen Herden durch die bergige Landschaft mit ihren regenreichen Wäldern an der Westflanke der Ro-cky Mountains. Heute leben hier nur noch 1800 Exemplare. Im Oktober hat nun die Provinzregierung einen Plan zum Schutz der Bergkaribus angekündigt. Ein halbherziger Plan, denn er überlässt große Bereiche der einzigartigen und artenreichen Hang-Regenwälder, in denen sich die Rentierherden zweimal im Jahr aufhalten, weiterhin der über-mächtigen Forstindustrie.

raumes aus und sorgt für eine außer-

gewöhnliche hohe biologische Vielfalt.

Besonders die Flechtenvegetation ist in

ihrer Artenvielfalt einzigartig. Über 280

unterschiedliche Flechtenarten wurden

allein in einem kleinen Untersuchungs-

areal dokumentiert. Eine ganze Reihe

bislang unbekannter Flechten wurden

hier in den letzten Jahren erstmals

beschrieben. Und WissenschaftlerInnen

sind sich sicher, dass es noch zahlreiche

weitere Arten zu entdecken gibt.

Hier - und nur hier in dieser Bergregion

– sind die Bergkaribus zu Hause. Sie sind

eine Unterart des Waldkaribus, dem

kleinen Verwandten des weiter im Nor-

25Nr. 95/4.07

Die Giganten des Inland-Regenwäldern können über 1000 Jahre alt werden

Kanadischer Inland-Regenwald

ROBIN WOOD engagiert sich für den Schutz der Bergkaribus und pro-testiert bei der Provinzregierung gegen die Zerstörung ihres Lebens-raum, dem einzigartigen Inland-Regenwald. Helfen Sie jetzt mit, dass unser Protest noch deutlicher gehört wird!

Foto: Valhalla Wilderness Society

Page 26: Robin Wood Magazin 4/2007

schwerpunkt

Nr. 95/4.0726

den lebenden großen Tundrenkaribus.

Sie durchziehen im Wechsel der Jahres-

zeiten und je nach Schneeverhältnissen

die Berghänge von den hochgelegenen

Bergwiesen bis in die Talauen. Den

Sommer hindurch halten sie sich in den

waldfreien Hochlagen auf. Im tiefsten

Winter, wenn der hohe Schnee die am

Boden wachsenden Flechtenvegetation

unerreichbar werden lässt, kämpfen sie

sich durch die hochgelegenen Wälder,

wo sie sich – dank ihrer auffällig breiten

Hufe – auf der Schneedecke bewegen

können und so die für sie in dieser Zeit

einzig mögliche Nahrung erreichen - die

von den Kronenästen herabhängenden

Bartflechten. Doch zwei mal im Jahr

– ein mal, bevor der Winter so richtig

loslegt, und dann wieder, wenn im Tal

der Frühling beginnt – da steigen sie auf

der Suche nach Nahrung in die tieferen

Hanglagen hinunter in die üppigen

Hemlock- und Thujabestände des Inte-

rior Rainforest.

Doch dies genau sind auch die Waldbe-

stände, die auch für die Forstindustrie

am lukrativsten sind. Seit über vierzig

Jahren werden in dieser Region die

unteren Hanglagen kahlgeschlagen – im

Schnitt etwa 50.000 Hektar pro Jahr.

Und mit dem Verschwinden dieser alten

und ursprünglichen Wälder verschwinden

auch die Flechten und die Bergkaribus.

Forstwirtschaft ist der Hauptgrund, dass

heute das Bergkaribu mit nur noch etwa

1800 Exemplaren die am stärksten gefähr-

dete Großwildart Nordamerikas ist.

Zusätzlich geschwächt werden diese

Rentiere durch Inzucht, da die insgesamt

noch dreizehn bestehenden Herden durch

Straßen, Siedlungen, Kahlschlagflächen

und Waldrodungen immer stärker von ein-

ander isoliert leben müssen. Der in dieser

Bergregion boomende Wintersport tut

ein übriges. Lärmende Motorschlitten und

dröhnende Hubschrauber fürs Heliskiing

scheuchen die äußerst scheuen Tiere

immer häufiger auf und stören sie bei der

in dieser Jahreszeit mühsamen Nahrungs-

suche. Und auf den festgefahrenen We-

gen und Loipen kommen im Winter auch

Wölfe und Pumas immer höher in die tief

verschneiten Hochlagenwälder, in denen

sich früher das Bergkaribu mit seinen

Schneeschuh-Hufen als einziges Großwild

und somit unbehelligt von hungrigen

Raubtieren fortbewegen konnte.

Forstwirtschaft, die jährlich 50.000 Hektar Wald in den Tälern kahlschlägt, ist die Haupt-ursache für das Verschwinden der Bergkaribus

Im Winter ziehen die Berg-karibus in die hochgelegenen Waldgebiete

Foto: ForestEthics

Foto: Craig Pettitt

Page 27: Robin Wood Magazin 4/2007

schwerpunkt

Die Provinzregierung von British Columbia

hat vor vier Jahren das Mountain Caribou

Science Panel eingesetzt, eine wissen-

schaftliche Kommission, die beauftragt

wurde, ein Schutzkonzept für das vom

Aussterben bedrohte Bergkaribu auszuar-

beiten. Nachdem diese Kommission ihre

Vorschläge vorgelegt hatte, kündigte nun

vor wenigen Wochen die Provinzregierung

einen Rettungsplan an. Noch ist dieser

Plan nicht öffentlich, und vieles davon soll

auch erst in den kommenden Monaten

und Jahren konkretisiert werden. Aber klar

ist, dass die Regierung über zwei Millio-

nen Hektar Schutzgebiete für die Karibus

plant. Diese insbesondere für Europäer un-

vorstellbar große Schutzfläche schrumpft

allerdings in ihrer beeindruckenden

Wirkung rapide, wenn deutlich wird,

dass knapp 80 % dieser vorgesehenen

Schutzflächen längst geschützt sind. Diese

Gebiete sollen lediglich in ihrem Schutz-

status angehoben werden, um künftig

motorisierten Wintersport und Bergbau-

aktivitäten auszuschließen. Und auch die

restlichen rund 20 Prozent der Flächen,

die als wirklich neue Schutzgebiete dazu

kommen sollen, sind fast ausschließlich

wirtschaftlich unproduktive und damit

nicht akut gefährdete Waldgebiete.

Deutlich geht aus der Ankündigung der

Regierung hervor, dass sie vor allem den

Winterlebensraum der Bergkaribus, die

Hochlagenwälder unterhalb der alpinen

Baumgrenze, schützen will. Hierfür muss

sie sich lediglich mit der Wintersportbran-

che, vielleicht noch mit einigen Bergbaufi-

rmen einigen. Die in British Columbia so

mächtige Forstbranche verzichtet gerne

großzügig auf diese Waldgebiete: zu un-

zugänglich, zu wenig Qualität, zu wenig

Masse. Für die tiefergelegenen Wälder,

in denen die Bergkaribus in den Über-

gangszeiten vor und nach dem Winter

Nahrung und Schutz suchen, scheinen

kaum Schutzpläne im Regierungskonzept

vorgesehen zu sein. Die Abholzunter-

nehmen können also auch die letzten

verbliebenen 20 Prozent des Inland-Re-

genwaldes für die nächsten Jahre auf

ihrer Agenda lassen.

Einige Umweltorganisationen, die

zusammen mit Forstunternehmen und

Wintersport-Clubs in den Entscheidungs-

prozess der Provinzregierung eingebun-

den waren, bezeichnen trotzdem den

angekündigten Plan als ersten großen

Schritt in Richtung Karibuschutz. Doch

ein Plan, der nur einen Teil des Lebens-

raums im jährlichen Wanderzyklus der

Bergkaribus schützt, kann nicht erfolg-

reich sein - erst recht nicht, wenn gerade

diejenigen Waldgebiete ungeschützt

bleiben, deren fortschreitende Zerstö-

rung den Untergang der Bergkaribus

eingeläutet hat.

Noch ist es nur ein angekündigter,

unfertiger Plan. Bis zu einem endgültigen

Beschluss werden noch einige Monate

vergehen. Zudem ist auch noch eine

zweimonatige Phase vorgeschrieben, in

der die Öffentlichkeit dazu Stellung neh-

men kann. Fünfzig WissenschaftlerInnen

27Nr. 95/4.07

- vornehmlich Biologen – haben bereits in

diesem Jahr eine Petition an die Provinzre-

gierung gerichtet, in der sie mit höchster

Priorität den Schutz aller Urwälder mit über

140-jährigen Baumbeständen im gesam-

ten Gebiet der Bergkaribus forderten. Nur

so können diese Rentiere und Hunderte

weiterer bedrohter Tier- und Pflanzenarten

des Inland-Regenwaldes vor dem Artentod

bewahrt werden. Die Valhalla Wilderness

Society, das Western Canada Wilderness

Committee und fünfzehn weitere Um-

weltgruppierungen aus British Columbia

unterstützen die Forderungen dieser Wis-

senschaftlerInnen.

Rudolf Fenner ist ROBIN WOOD-

Waldreferent und hat vor 15 Jahren

zusammen mit der Valhalla Wilderness

Society, unserer Partnerorganisation im

kanadischen Inland-Regenwaldgebiet,

das Taiga Rescue Network

mitgegründet, Tel.: 040/38089211,

[email protected]

Machen Sie mit! Unterstützen Sie unsere Kampagne zum Schutz der Bergkaribus und der letzten Urwälder im Gebiet des Inland-Regenwaldes! Schreiben Sie einen Brief an Gordon Campbell, den Premier der Provinz British Columbia!

Sie finden in diesem Magazin einen Protestbrief, den sie nur auszufüllen, zu unterschreiben und an ROBIN WOOD zu schi-cken brauchen. Wir werden Ihre Protestbriefe sammeln und dann mit einer pressewirksamen Ak-tion an den Premier übergeben.

Machen Sie unsere Kampagne auch in Ihrem Freundeskreis und bei Ihren Nachbarn bekannt. Mehr Protestbriefe können Sie von unserer Website herunter-laden: www.robinwood.de. Je mehr Protestbriefe und Unter-schriften wir sammeln, um so größer wird die Wirkung auf die politisch Verantwortlichen.

Foto: Gary Diers

Der jahrzehntelange Kampf gegen die

Zerstörung der Regenwälder im Küsten-

gebiet von British Columbia hat weltweit

Aufsehen erregt. Vor sieben Jahren

begann dort ein Verhandlungsprozess, an

dem einige große Umweltorganisationen,

eine ganze Reihe von First Nations, die

Holzindustrie und Regierungsvertreter

teilnahmen. Verhandelt wurde um den

rund sechs Millionen Hektar großen soge-

nannten Great Bear Rainforest. Ein Drittel

dieses Waldes wurde inzwischen unter

Schutz gestellt. Nun geht es darum, dass

auch die restlichen zwei Drittel bewahrt

und naturverträglich bewirtschaftet wer-

den. Mehr dazu in den ROBIN WOOD-

Magazinen 3/2007 und 4/2001 oder

unter www.robinwood.de/magazin.Foto: Craig Pettitt

Page 28: Robin Wood Magazin 4/2007

schwerpunkt

Nr. 95/4.0728

Das große Sägen In unserem Nachbarland Polen verschwinden die Bäume an den Stra-ßen in einem atemberaubenden Tempo, weil mit den Stämmen viel Geld verdient werden kann. Aber auch das alleenreichste Bundesland in Deutschland, Brandenburg, plant in den nächsten Jahren großzügig zur Säge zu greifen.

In Polen ist es einfach und lohnend Ge-

schäfte mit Straßenbäumen zu machen,

denn Alleebäume dürfen seit 2003 auch

ohne Genehmigung der Naturschutzbe-

hörden gefällt werden, berichtet Iwona

Trusewicz in der polnischen Zeitung

„Rzeczpospolita“ vom 20. Juni 2007.

Der Sägewerkbesitzer Jacek Wierzbicki

aus Prztuly in Masuren hat ihr vorge-

rechnet, dass eine straßenbegleitenden

Esche bis zu 13.000 Zloty, also ca. 3000

Euro, einbringen kann: Für eine Esche

von ca. drei Kubikmetern Holz aus den

staatlichen Wäldern muss ein Unter-

nehmer 1500 Zloty zahlen, für eine

vom Straßenrand nur 100 bis 300 Zloty.

Aus einem Festmeter Esche kann er 30

Quadratmeter Bodenbelag in hervorra-

gender Qualität oder 40 Quadratmeter

Paneele herstellen. Für das Parkett

zahlen die Kunden 4500 Zloty, für die

Paneele 2400.

Jacek Wierzbicki engagiert sich schon

lange gegen den Ausverkauf der

polnischen Alleen und hat sich damit

bereits unbeliebt gemacht. Zweimal

wurde schon versucht sein Sägewerk

anzuzünden.

Straßenbegleitendes Geschäft

In einigen masurischen Gemeinden

verschwinden die Bäume schnell und

unauffällig. Sie werden im Morgen-

grauen gefällt, damit die Touristen,

die auf ihren Fahrrädern unterwegs

sind, nicht an den Fällaktionen Anstoß

nehmen und womöglich die Polizei in-

formieren. Die Gesellschaft zum Schutz

der Kulturlandschaft „Sadyba“ hat eine

lange Liste solcher Fällungen zusam-

mengetragen. Diese dokumentierten

Ordnungswidrigkeiten hat Sadyba der

obersten Rechnungskontrollbehörde

übergeben, die demnächst eine Unter-

suchung einleiten wird.

Für viele masurische Alleebäume

könnte es dann schon zu spät sein.

Allein an der Landstraße Bartoszyce

– Ketrzyn wurden 4105 Alleebäume bis

Herbst 2006 gefällt. Oft rechtfertigen

die Straßenbehörden die Fällungen

mit geplanten Instandsetzungen der

Straßen oder damit, dass die Bäume

die Sicherheit des Straßenverkehrs

gefährden würden. An der Straße nach

Mikolajki erlaubte der Gemeindevor-

steher aus Kolno die Fällung von 760

Bäumen. Repariert oder verbreitert

wurde die nun kahle Straße allerdings

nicht. Wie Sadyba berichtet, wurden

diese Fällungen genehmigt, ohne das

vorgeschriebene Verfahren einzuhalten.

So befreite der Gemeindevorsteher die

ausführende Firma von den Gebühren,

die zugunsten des gemeindlichen Na-

turschutzfonds fällig geworden wären.

Der stellvertretende Direktor der

Wojewodschaftsstraßenverwaltung in

Olsztyn, Wladyslaw Adamiuk, klagt,

dass es mit den straßenbegleitenden

Bäumen nur Probleme gäbe. Er erklärt,

dass seine Behörde plane, an allen ma-

surischen Straßen die Bäume zu fällen.

Leider würde ihnen dafür zur Zeit das

Geld fehlen.

Die Organisation Sadyba macht sich

gegen das sinnlose Abholzen an

polnischen Straßen stark und hat Ende

2004 die Aktion „Wir retten die Alleen“

ins Leben gerufen. Sadyba setzt auf die

Europäische Landschaftskonvention,

die Polen 2004 ratifiziert hat. Danach

sind Alleebäume wichtige Landschafts-

elemente, die es zu schützen gilt.

Werden sie gefällt, führt das zu einer

Degradation des Landschaftsbildes und

Foto: ROBIN WOOD/Chr. Weitzel

Page 29: Robin Wood Magazin 4/2007

schwerpunkt

läuft damit den Zielen der EU-Konven-

tion zum Schutz und der Gestaltung der

Landschaft zuwider.

Baum ab in Brandenburg mit der Strategie 21

In Deutschland können mit gefällten

Alleebäumen keine Geschäfte gemacht

werden, so die zuständigen Straßenbe-

hörden. Die Bäume würden hier immer

erst gefällt, wenn das entbehrungsreiche

Leben an der Straße sie morsch und ka-

putt gemacht hätte. In Brandenburg soll

aber in Zukunft schneller zur Säge ge-

griffen werden. Das Brandenburger Ver-

kehrsministerium plant, den Alleebaum-

bestand in den nächsten Jahren um

mehr als 100.000 Bäume zu verringern.

Dafür soll ein neues Konzept mit dem

klangvollen Namen „Strategie 21 – Die

Zukunft der Alleen an Bundes- und Lan-

desstraßen in Brandenburg“ so schnell

wie möglich umgesetzt werden. Es dient

nach Auskunft der Behörde dazu, den

Alleenbestand an märkischen Straßen

langfristig zu sichern. Nach Ansicht der

Schutzgemeinschaft Brandenburger

Alleen soll mit dem Konzept allerdings

nur das Fällen vereinfacht und Geld für

dringend nötige Nachpflanzungen von

Alleen gespart werden.

Wer in diesem Sommer durch die

märkischen Alleen gefahren ist, konnte

sehen, dass das winterliche Streusalz,

falsche Schnittmaßnahmen und die

Schäden an den Wurzeln durch Baumaß-

nahmen den Bäumen stark zugesetzt

haben. Viele Alleen sind in einem be-

klagenswerten Zustand und ihre Blätter

waren bereits im Juli braun verfärbt. Ob

auch in Zukunft Alleen in Brandenburg

erlebt werden können, hängt maßgeb-

lich davon ab, wie viele Bäume nachge-

pflanzt werden. Im Alleen-Erlass aus dem

Jahr 2000 hatte das Land festgeschrie-

ben, dass Alleebäume im Verhältnis 1:1

nachgepflanzt werden müssen. Doch

dieser Verpflichtung sind die Straßen-

ein Alleenfonds, in den jeder, der einen

Baum fällt, einzahlt und zwar in Ab-

hängigkeit von der Größe des gefällten

Baumes. Dieses Geld ist zweckgebunden

für Nachpflanzungen vorgesehen.

Jetzt hat sich auch der Brandenburger

Landkreistag kritisch zur „Strategie 21“

geäußert. Der lange Planungszeitraum

sei inaktzeptabel, weil damit die Verant-

wortung für das Nachpflanzen von Al-

leen einfach auf künftige Generationen

abgewälzt würde.

Damit die Brandenburger Alleen nicht

dem neuen Alleenvernichtungskonzept

zum Opfer fallen, möchten wir unsere

LeserInnen bitten, beim Brandenburger

Verkehrsministerium gegen die geplante

„Strategie 21 - Die Zukunft der Alleen an

Bundes- und Landesstraßen in Branden-

burg“ zu protestieren und sich für einen

Alleenfonds nach dem Vorbild Meck-

lenburg-Vorpommerns stark zu machen.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Minister Reinhold Dellmann

Ministerium für Infrastruktur und Raum-

ordnung

Postfach 601161

14411 Potsdam

E-Mail: [email protected]

Christiane Weitzel lebt in Schwedt an

der Oder und ist seit 2000 für

ROBIN WOOD eine der Spreche-

rInnen der Schutzgemeinschaft

Brandenburger Alleen

Eine Gesundheitsreform für Alleen forderte die Schutzgemeinschaft Brandenburger Alleen am 27. Juli 2007: Wie hier an der B 158 bei Blumberg sind die Bäume krank durch zu viel Salz, falsche Pflege und Baumaßnahmen

baubehörden nicht nachgekommen: In

den Jahren 2001 bis 2004 summierte

sich das Nachpflanzdefizit auf über 5700

Bäumen an Bundes- und Landstraßen.

Erst 2005 und 2006 wurden erstmals

mehr Bäume gepflanzt als gefällt.

Das neue Konzept „Strategie 21“ lässt

schwarz sehen, für die Zukunft der

märkischen Alleen. Wird es wie geplant

noch 2007 beschlossen, werden die

Brandenburger Alleen in den nächsten

Jahren aus der Landschaft verschwinden.

So soll die Zahl der Nachpflanzungen

von der Zahl der Fällungen entkoppelt

werden und jährlich konstant 5000

Bäume gepflanzt werden. Das entspricht

einer Länge von 30 Alleen-Kilometer pro

Jahr. Bei jährlich 9000 Fällungen, die für

2010 vom Verkehrsministerium prognos-

tiziert werden, würde der Alleenbestand

gravierend verringert. Bis 2025 wären

die märkischen Alleen um mehr als

100.000 Bäume auf Zweidrittel des heu-

tigen Bestandes reduziert. Erst danach

würde die Zahl der Alleebäume wieder

zunehmen und 2060 heutiges Niveau

erreicht haben. Wie diese Nachpflan-

zungen finanziert werden sollen, bleibt

allerdings unklar.

Dabei macht Mecklenburg-Vorpommern

mit klugen Regelungen schon lange vor,

wie Alleen langfristig erhalten und neue

Baumreihen angelegt werden können.

Seit 1994 wurden dort im Schnitt zwei

Bäume für jeden gefällten Alleebaum

gepflanzt. Kernstück der Regelung ist

Nr. 95/4.07 29

Foto: Wolfgang Ewert

Page 30: Robin Wood Magazin 4/2007

perspektiven

Nr. 95/4.0730

Viel Wald, wenig Menschen Ein studierter Förster wird aus Felix Naumann wohl nicht mehr. „Viel zu theoretisch“, sagt der beste Nachwuchs-Forstwirt Deutschlands mit Überzeugung: Der 24-Jährige arbeitet viel zu gerne draußen im Wald und Computer mag er überhaupt nicht. „Ich weiß, wie man online einkauft, aber ansonsten brauch ich die Technik nicht. Die ist höchstens Mittel zum Zweck“, erklärt der gebürtige Solinger, den seine Naturverbun-denheit als Jugendlicher „schon ein wenig zum Außenseiter“ machte. „Wir sind halt ein wenig anders“, wirft Felix Naumanns Vorarbeiter Michael Stolz ein.

Weißes T-Shirt, grün/rote Hose

mit Schnittschutz an Knien und

Beinen, klobige Sicherheitsschuhe und

ein Helm mit Ohr- und Augenschutz:

In diesem Aufzug fühlt sich Felix Nau-

mann wohl. Der junge Mann arbeitet

für die Stadt Wuppertal im Bergischen

Land als Forstwirt. Für 1600 Hektar

Wald sind er und seine 20 Mitarbeiter

plus fünf Auszubildende zuständig.

An seine eigene Ausbildung erinnert

sich der junge Mann gerne: „Das war

eine kurzweilige und schöne Zeit“.

In der Berufsschule hat er viel gelernt

über Waldbau und Naturschutz, Bio-

öle, Arbeitsschutz, Wirtschaftlichkeit

und Rechtsgrundlagen in der Wald-

wirtschaft.

Felix Naumann scheint gute Lehrer

gehabt zu haben. Immerhin ist er

in diesem Jahr zum besten Jung-

Forstwirt Deutschlands gewählt

worden. Der junge Mann lacht breit:

„Gegen die Jungs aus dem Süden

hatte ich mir eigentlich gar keine

Chancen ausgerechnet, nicht beim

Landes- und schon gar nicht beim

Bundeswettbewerb. Ich war eigentlich

völlig unvorbereitet und hatte nur

einen Nachmittag Zeit zum Üben.“

Beim Bundeswettbewerb musste

der Jung-Forstwirt immerhin einen

15-minütigen Vortrag halten, eine

Zielfällung vornehmen, Äste in einem

vorgegebenen Zeitrahmen absägen,

bedrohte Pflanzen und Holzarten

bestimmen, Setzlinge pflanzen und

einen Fledermauskasten bauen. Zum

ersten Mal war bei der Siegerehrung

im Rahmen des Deutschen Bauerntags

am 28. Juni auch der Bundespräsident

anwesend. „Der Köhler kam wirklich

sehr sympathisch rüber.“ Gelohnt hat

sich die Reise nach Sachsen-Anhalt

für den jungen Mann. „Ich habe als

Sieger eine Motorsäge gewonnen,

einen kleinen Scheck, eine Urkunde,

eine Medaille – und einen Gutschein

für eine Fortbildung“, erzählt der

Geehrte.

Felix Naumann wollte schon als Kind

immer nur nach draußen. Anders als

viele seiner Altersgenossen tummelte

er sich lieber auf einem Bauernhof, als

auf den Straßen seiner Heimatstadt

herumzulungern. Ganze fünf oder

sechs Wochen hielt der Abiturient

– „mit Leistungskurs Chemie und

Biologie“ – es an der Wuppertaler

Universität aus. „Ich wollte Chemie

studieren. Aber im Vorlesungssaal war

es mir zu eng und die viele Theo-

rie. Nee, ich wollte was Handfestes

machen.“ Fast hätte ihm der Amtsarzt

noch einen Strich durch die Rechnung

gemacht. „Ich habe Diabetes. Anstren-

gende körperliche Arbeiten sind da

nicht vorgesehen. Wenn ich zu wenig

esse, zu wenig trinke und zu hart ar-

beite, dann kann es Probleme geben.

Aber man hat mir zugetraut, dass ich

die Krankheit im Griff habe und die

Kollegen wissen ohnehin Bescheid.“

Fichten umgeweht

Der Sturm Kyrill im Januar dieses

Jahres hat viel dazu beigetragen, dass

Felix Naumann und seinen Kollegen

die Arbeit nicht ausgeht. Etwa 15.000

Kubikmeter Holz sind alleine im

Wuppertaler Stadtgebiet herunter ge-

kracht. „Wir haben acht Monate Auf-

räumarbeiten hinter uns“, erzählt Felix

Naumann und er fügt an: „Die etwa

50 bis 80 Zentimeter hohen Setzlinge

brauchen jetzt natürlich viel Pflege.“

Was empfindet er, wenn er durch

„seinen“ Wald geht und die Schäden

betrachtet? „Das war keine sehr emo-

tionale Sache“, sagt der junge Mann

nüchtern. „Es hat damals eine Menge

Fichten umgeweht. Aber die gehö-

ren nicht an diesen Standort. Fichten

sind nur flach verwurzelt und bieten

dem Sturm viele Angriffsflächen. Ins

Bergische Land gehören traditionell

Buchen und Eichen. Allerdings bringen Fotos: Annette Lübbers

Felix Naumann...

Page 31: Robin Wood Magazin 4/2007

31

perspektiven

Fichten schneller Erträge“, erzählt er.

Michael Stolz lacht im Hintergrund: „Die

Waldbauern wollen natürlich schnell

Euros sehen.“

Nun hat Felix Naumann das, was er

immer wollte: handfeste Arbeit bei Wind

und Wetter. Kälte macht ihm in seinen

dicken Hosen wenig aus. „Extreme

Wärme ist allerdings nichts für uns und

Dauerregen ist natürlich auch ätzend.

Wenn es zu schlimm wird, dann können

wir aber immer noch unterm Dach die

Maschinen warten. Wir haben alle ein

Arbeitszeitkonto. Wenn nichts mehr

geht, dann geht es halt an dem Tag

früher nach Hause. Man ist flexibel und

das ist eine schöne Sache.“

Felix Naumann gehört zu den Forstwir-

ten, die noch viel mit der Hand arbeiten.

„Wir haben hier in Wuppertal viele

zerstückelte Waldflächen und je kleiner

die Fläche, desto weniger sinnvoll sind

große Maschinen im Wald.“ Ohnehin

hat sich in den letzten zwanzig Jahren

vieles verändert im Alltag der Forstwirte.

Der Umweltschutz spielt eine deutlich

gewichtigere Rolle. „Wir benutzen kaum

noch Pestizide. Abgesehen vom Borken-

käfer. Und es gibt feste Richtlinien für

Nr. 95/4.07

den Einsatz von Maschinen und Fahrzeu-

gen. Früher sahen die Wälder teilweise

wie Schlachtfelder aus. Wir machen

heute mehr zu Fuß.“ Felix Naumann

überlegt einen Moment. „Natürlich

ist der Arbeitsschutz sehr verbessert

worden. Und wir benutzen für unsere

Motorsägen Bioöl und für die Fahrzeuge

Sonderkraftstoffe. Nicht alles muss auf

Teufel komm raus billig sein.“

Felix Naumann und seine Kollegen

haben in den letzten Jahren schon

gemerkt, dass die Anforderungen an

die Forstwirte gestiegen sind. Dennoch

gibt es mehr Angelernte als etwa in

der Landwirtschaft. „Die bringen sich

dann leider auch schneller um“, erklärt

Michael Stolz trocken. Er kann sich an ei-

nen Fall in Nordrhein-Westfalen vor zwei

Jahren erinnern, als ein Azubi von einem

platzenden Stamm am Hals getroffen

wurde – tödlich. Auch Felix Naumann

hat bereits die Erfahrung gemacht, dass

sein Beruf kein ungefährlicher Schreib-

tischjob ist. „Der Baum war gespannt

wie ein Bogen, die Krone befand sich

bereits auf dem Boden. Dann ist der

angeschnittene Stamm der Länge nach

aufgeplatzt und mir durchs Gesicht

geräubert.“ Seine Nase war gebrochen,

seine Schulter verrenkt, vier Zähne waren

lose und seine Lippe musste mit sechs

Stichen genäht werden. „Fünf Zenti-

meter tiefer, dann wäre meine Kehle

dran gewesen. Diesen Unfall werde ich

so schnell nicht vergessen“, sagt Felix

Naumann.

Dennoch ist er glücklich mit seinem Job.

Alle seine Azubi-Kollegen sind irgendwo

untergekommen. „Nur die Konditionen,

unter denen manche arbeiten, sind

manchmal schon etwas fragwürdig“,

erzählt der Forstwirt Felix Naumann, der

gerne Forstwirtschaftsmeister werden

möchte. Aber eben kein Förster. „Da

ist die Sache mit der Theorie. Und die

Berufschancen wären eh schlecht. Nur

etwa fünf Prozent der Förster haben

danach ihr eigenes Revier. Außerdem

wäre mir das eben viel zu weit weg vom

Kerngeschäft.“ Die Arbeit im Wald, die

ist ihm wichtig. „Am liebsten dort, wo es

viel Wald und wenig Menschen gibt.“

Annette Lübbers ist freie Journalistin

Kontakt: [email protected]

grü

ne b

eru

fe... ist dieses Jahr der beste Jung-Forstwirt bundesweit

Page 32: Robin Wood Magazin 4/2007

strömungen

Nr. 95/4.0732

Welt versus Bank Internationale Zeugen bescheinigen der Weltbank eine Politik, die eher das Wohl der westlichen Konzerne und VerbraucherInnen im Blick hat, als die Bekämpfung der Armut.

Den Haag, 15.10.: „Gold tötet Men-

schen, Gold tötet die Biodiversität,

Gold tötet das Wasser.“ Miguel Palacin

weiß wovon er redet. Er ist aus Perus

Goldabbauregion angereist, um bei

einer öffentlichen Anhörung Zeugnis

abzulegen. Dort steht die Politik der

Weltbank auf dem Prüfstand und

Palacin hat nichts Gutes zu berich-

ten: „Unsere Dorfgemeinschaften

fußen auf kollektiven Rechten, aber

für die Weltbank geht es immer nur

um private Rechte. Für uns bedeutet

‚Entwicklung’ die Entwicklung der

Dorfgemeinschaft, aber für die Welt-

bank folgt ‚Entwicklung’ immer dem

neoliberalen Modell. Deshalb finan-

ziert sie vor allem solche Projekte, die

den Konzernen helfen.“

Den Konzernen hat die Weltbank auch

in Kasachstan geholfen. Dort hat sie

einem internationalen Konsortium aus

Ölfirmen im Jahr 2002 115 Millionen

US Dollar gegeben, damit es das Ka-

rachaganak-Ölfeld erschließt. Öl, das

dann für den Verbrauch nach Westen

transportiert wird. Svetlana Anasova

berichtet, was das vor Ort heißt: „Der

landwirtschaftlich nutzbare Boden ist

an die Ölfirmen verpachtet worden,

aber die Menschen in direkter Umge-

bung haben nichts von den Pachtein-

nahmen. Sie müssen zu sehen, wie die

Wasserqualität ständig schlechter wird.

Die Weltbank hat bei der Kreditver-

gabe gesagt, dass das Projekt einen

positiven Einfluss auf Kasachstan ha-

ben würde. Aber alles was wir bekom-

men, sind Kopf- und Brustschmerzen,

Schwindel und Dauermüdigkeit, da die

Ölförderung die Luft verpestet.“

Fotos: Martin Zint

Die lokale Bevölkerung wie hier im Tschad profitiert selten vom Ölabbau...

Miguel Palacin in Den Haag: „Die Weltbank födert vor allem Projekte, die den Konzernen helfen“

Page 33: Robin Wood Magazin 4/2007

33

strömungen

Aus der ganzen Welt sind Zeugen nach

Den Haag angereist, um über die Aus-

wirkungen der Weltbankpolitik in ihren

Ländern zu berichten. Sie kommen aus

Nicaragua, Malawi, Nigeria und Mali und

erläutern, wie sich Privatisierung und Li-

beralisierung auf die Elektrifizierung, den

Baumwollsektor und die Ernährungssi-

cherheit auswirken.

Zwar sind die Zeiten vorbei, in denen

IWF und Weltbank Zehntausende De-

monstrantInnen auf die Straße trieben.

Aber die Anhörung zeigt, dass sich die

Weltbank nicht grundsätzlich geändert

hat. Sie hat unter dem ehemaligen

Präsident Wolfensohn mit einer Charme-

offensive auf Kritik reagiert und massiv

an ihrer Rhetorik gearbeitet. So stilisiert

sich die Bank heutzutage als oberste

globale Klimaschützerin. Ein Blick unter

die Oberfläche zeigt jedoch, dass der Kli-

maschutz der Weltbank mehr Schein als

Sein ist. Die Weltbank finanziert weiter

massiv fossile Energien. Die Ausgaben in

diesem Bereich steigen, statt zugunsten

von Erneuerbaren und Energieeffizienz

zu sinken: Im Jahr 2006 hat die Welt-

bank ihre Investitionen in Öl-, Gas- und

Kohleprojekte um satte 93 Prozent von

451 auf 869 Millionen US-Dollar erhöht.

Die Versorgungssicherheit des Nordens

ist immer noch bedeutender als alle

anderen Überlegungen. Und auch im

klimarelevanten Waldbereich kommt die

Bank nicht aus den Negativschlagzeilen:

Ein Anfang Oktober der Öffentlichkeit

zugespielter Bericht des Inspection

Panels der Weltbank, eine Beschwer-

destelle für Betroffene, findet, dass

die Zukunft von 15 Millionen Hektar

Regenwald im Kongo gefährdet sei, weil

Versuche den illegalen Holzeinschlag

einzudämmen, nicht entschlossen genug

angegangen würden.

Genaues Hinsehen ist also nötig, um

zu erkennen, dass sich in der Substanz

wenig geändert hat. Die Weltbank ist

nach wie vor eine Institution, die den

Interessen und Firmen ihrer großen

Geldgeber deutlich mehr nutzt, als ihrer

Aufgabe „Abschaffung der Armut“

nachzukommen. Dabei ist es eine Institu-

tion, bei der die Anteilseigner, zu denen

auch die Bundesrepublik gehört, über

Politik und Projekte mitentscheiden. Und

sie ist eine Institution, die in regelmä-

ßigen Abständen Geld braucht. Wie

zum Beispiel jetzt: Die Gelder, die die

International Development Association

(IDA) bekommt, sollen Ende 2007 für die

nächsten drei Jahre festgelegt werden.

Von IDA können die ärmsten Länder der

Welt fast zinslos sehr langfristige Kredite

bekommen. Da mehr Geld abfließt, als

wieder hereinkommt, muss alle paar

Jahre Geld nachgeschossen werden. Sol-

che „Wiederauffüllungsrunden“ können

von den Anteilseignern für Reformen

genutzt werden. Auf die Einrichtung

des Inspection Panels der Weltbank ließ

sich die Weltbank zum Beispiel während

einer früheren Auffüllungsrunde ein.

Deshalb haben sich europäische Entwick-

lungs-, Umwelt- und Menschenrechts-

organisationen zusammengetan, um

Druck auf europäische Regierungen zu

machen. Die Den Haager Anhörung ist

ein Baustein ihrer Kampagne, um z.B. zu

erreichen, dass die Weltbank aus der För-

derung fossiler Energien aussteigt, weil

davon die Armen in Ölförderländern am

wenigsten profitieren. Dabei ist auch die

Nr. 95/4.07

Bundesregierung gefragt: Deutschland

rühmt sich, eins der führenden Länder

bei erneuerbaren Energien zu sein. Wäh-

rend jedoch in Windkraft und Solaranla-

gen investiert wird, um Klimaschutzziele

zu erreichen, gehen gleichzeitig durch

Zahlungen an die Weltbank Millionen

in die Nutzung fossiler Brennstoffe, die

das genaue Gegenteil bewirken. Wenn

Regierung und Bundestag ihre Aussagen

zum Klimaschutz ernst meinen, müssen

sie jetzt handeln und ihren Einfluss auf

die Weltbank geltend machen.

Mit politischem Druck können wir Verän-

derungen bei der Weltbank erzwingen.

Fordern Sie deshalb mit uns Bundestag

und Regierung auf, der Weltbank erst

dann neues Geld zu bewilligen, wenn sie

mit der Finanzierung von fossiler Energie

aufhört. Mehr Informationen dazu

unter www.urgewald.de und

www.worldbankcampaigneurope.org

Regine Richter ist Biologin und arbeitet für die Umwelt- und Men-

schenrechtsorganisation urgewald in Berlin, Kontakt: [email protected]

... wenn die Weltbank Ölförderung finanziert

Page 34: Robin Wood Magazin 4/2007

tatorte

Nr. 95/4.0734

Lacoma: Zwölf Tage und Nächte blieben die AktivistInnen in den Bäumen

Bei der Räumung der Baumbesetzer ging Vattenfalls Be-triebsfeuerwehr derart rücksichtslos vor, dass es mehrfach zu einer erheblichen Gefährdung der AktivistInnen kam, ohne dass die Polizei eingriff. „Ein Vattenfall-Feuerwehrmann hat den Baumstamm, an dem ich in etwa sieben Meter Höhe hing, bis auf einen halben Meter über meinem Kopf mit ei-ner Motorsäge abgesägt. Eine der abgesägten Baumscheiben ist auf mich drauf gestürzt“, berichtete Tobi, einer der Klette-rer. Und Baumbesetzerin Kathrin wurde regelrecht bedroht: „Ein Polizist drohte mir mit einem Messer in der Hand aus dem Korb einer Drehleiter, das Kletterseil durchzuschneiden, an dem ich in etwa 15 Meter Höhe zwischen zwei Bäumen gesichert hing.“ Dennoch: Mit der Aktion gelang es den RO-BIN WOOD-AktivistInnen überregional auf die unverantwort-liche und klimafeindliche Braunkohlepolitik von Vattenfall in der Lausitz aufmerksam zu machen.

Page 35: Robin Wood Magazin 4/2007

Nr. 95/4.07

tatorte

35

Klimakatastrophe powered by VattenfallVattenfalls Braunkohlepolitik schädigt das Klima und zerstört Natur. ROBIN WOOD-AktivistInnen besetzten Bäume im Braunkohle-Erweiterungsgebiet.

standen zunächst nicht schlecht. Denn das Land Branden-

burg hatte die Lacomaer Teichlandschaft als Schutzgebiet

entsprechend der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

nach Brüssel gemeldet. Daher hätte das zuständige Oberver-

waltungsgericht (OVG) den Fall eigentlich dem Europäischen

Gerichtshof vorlegen müssen. Noch im Frühsommer dieses

Jahres hatten die obersten Verwaltungsrichter diese Ansicht

auch selbst vertreten. Doch innerhalb nur weniger Wochen

machte das OVG eine juristische Kehrtwende um 180 Grad

und gab völlig überraschend grünes Licht für die Abbaggerung

der Teichlandschaft. Mit diesem Urteil war für Vattenfall der

Weg frei, ab dem 17. September mit der Abholzung in Lacoma

zu beginnen.

Während sich die Grüne Liga mit Vattenfall auf einen außerge-

richtlichen Vergleich einließ, beschloss ROBIN WOOD, aus dem

Klagebündnis auszusteigen und auf anderem Weg gegen die

Zerstörungspläne von Vattenfall vorzugehen. In der Nacht zum

17. September besetzten AktivistInnen von ROBIN WOOD und

den „Freunden von Lacoma“ Bäume entlang des so genannten

Hammergrabens, dort, wo die Bagger von Vattenfall als erstes

ihr Zerstörungswerk fortsetzen wollten. Zwölf Tage und Nächte

blieben die bis zu 25 AktivistInnen in den Bäumen. Mit dieser

Aktion sorgten sie dafür, dass Vattenfall aus den negativen

Schlagzeilen nicht mehr heraus kam.

Bereits im Sommer hatte Vattenfall mit einer Serie von

Störfällen in den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel

und einer Informationspolitik zwischen Verharmlosen und

Vertuschen für einen erheblichen Imageschaden gesorgt. Die

zuständige Atomaufsichtsbehörde in Schleswig Holstein prüft

sogar, ob dem Unternehmen auf Grund fehlender Fachkunde

die Betriebslizenz für seine Atommeiler entzogen werden

muss. Der Vorstandschef von Vattenfall Europa musste seinen

Hut nehmen, der Geschäftsführer der Atomsparte wurde kur-

zerhand gefeuert. Über 100.000 StromkundInnen verlor das

Unternehmen darauf hin, bis heute stehen die beiden Atom-

reaktoren auf Grund zahlreicher Sicherheitsmängel still. Nun

gerät auch die klimaschädliche Braunkohlepolitik von Vatten-

fall immer mehr ins Blickfeld. ROBIN WOOD ruft angesichts der

verantwortungslosen Kohle- und Atompolitik der Energiekon-

zerne weiter dazu auf: „Kündigen Sie ihren Stromvertrag bei

Vattenfall und den anderen großen Energieversorgern E.On,

EnBW und RWE. Machen Sie klar, dass Sie keinen Strom wol-

len, der Klimakatastrophe und atomare Risiken mit sich bringt.

Wechseln Sie zu einem Ökostrom-Anbieter!“

Dirk Seifert, Hamburg

Nördlich von Cottbus liegt die Lacomaer Teichlandschaft,

ein einzigartiges Naturgebiet mit einer Vielzahl von

seltenen und vom Aussterben bedrohten Pflanzen und Tieren.

Eine Landschaft, die Vattenfall für den Ausbau des Braunkoh-

letagebaus zerstören will. Bereits 12 Tage hatten AktivistInnen

von ROBIN WOOD und der Initiative „Freunde von Lacoma“

zahlreiche Bäume in diesem Gebiet besetzt, um gegen die

Pläne des Stromriesen Vattenfall zu protestieren. Dann, im

Morgengrauen des 27. September, rückte Vattenfalls Betriebs-

feuerwehr samt privatem Sicherheitsdienst, der Polizei und

schwerem Gerät zur Räumung an.

Mit rund 7.500 Megawatt erzeugt Vattenfall seinen Strom zu

weit über 50 Prozent aus Braunkohle. Klimaschädlicher geht es

nicht, denn Braunkohle ist mit Abstand derjenige Energieträger

mit den höchsten CO2-Emissionen.

Doch nicht nur klimapolitisch ist das Festhalten von Vattenfall

an der Stromerzeugung aus Braunkohle eine Katastrophe. Um

die Kraftwerke in Jänschwalde, Schwarze Pumpe, Boxberg und

Lippendorf mit ausreichend Brennstoff zu versorgen, werden

seit Jahrzehnten ganze Landstriche zerstört. Rund um Cottbus

in der Niederlausitz wird die Braunkohle durch Vattenfall im

Tagebau gefördert. Viele Dörfer sind dafür zerstört worden,

tausende Menschen haben ihre Heimat verloren und wurden

häufig enteignet und umgesiedelt. Auch das ist eine Folge

der Energiepolitik des schwedischen Staatskonzerns Vatten-

fall. Und gerade erst hat der Stromriese den Ausbau und die

Neuerschließung weiterer Braunkohletagebauen angekündigt.

Für die Erweiterung des Tagebaus Welzow-Süd, südwestlich

von Cottbus, hat Vattenfall im vergangenen Juli einen ent-

sprechenden Genehmigungsantrag gestellt. Für die Bewoh-

nerInnen des kleinen Ortes Porschim bedeutet das, dass auch

sie vertrieben und ihr Dorf von den Baggern Vattenfalls platt

gemacht werden soll.

Um gegen die Fortsetzung dieser klimaschädlichen und

naturzerstörenden Politik von Vattenfall zu protestieren,

engagiert sich ROBIN WOOD schon seit vielen Jahren gegen

die Braunkohleförderung und -verstromung. Bereits seit 2003

hat ROBIN WOOD gemeinsam mit örtlichen Umweltgruppen

durch vielfältige Aktionen gegen die geplante Zerstörung der

Lacomaer Teichlandschaft nördlich von Cottbus protestiert.

Gemeinsam mit den brandenburgischen Landesverbänden von

BUND und NABU unterstützte ROBIN WOOD auch die von

der Grünen Liga geführten Klagen vor Gericht, mit denen die

Ausweitung des Braunkohletagebaus Cottbus-Nord verhindert

werden sollte. Die Chancen, Vattenfall gerichtlich zu stoppen,

Page 36: Robin Wood Magazin 4/2007

tatorte

Nr. 95/4.0736

Vattenfalls Störfälle

Für Ökostrom: Vattenfall abschalten!

24.08.07: „Vattenfall ist scheiße, ich habe den Anbieter gewech-

selt - macht ihr es auch“ riet Jan Delay seinen Fans von der Bühne

aus bei seinem Konzert im Hamburger Stadtpark. ROBIN WOOD

sammelte dabei Unterschriften gegen das geplante Kohlekraft-

werk in Hamburg-Moorburg. Das Feedback war erfreulich: Viele

Fans wollen nun Vattenfall die rote Karte zeigen.

Hamburg, 19.08.07: Auch als die Energieversorgung Ham-

burgs noch durch die HEW gesichert wurde gab es sie schon:

die Cyclassics, das alljährliche Radrennen durch die Hambur-

ger Innenstadt. Mit der Übernahme durch Vattenfall hat sich

daran nichts geändert. Für den Konzern ist dieser Termin eine

willkommene Gelegenheit das schlechte Image wieder etwas

aufzubessern. Für uns also eine gute Möglichkeit wieder

einmal darauf hinzuweisen, dass Vattenfall unverantwort-

lich handelt und es Alternativen zum dreckigen Kohle- und

Atomstrom gibt. Ein Transparent an einem Baugerüst an der

Radrennstrecke wies auf die Möglichkeit des Stromanbieter-

wechsels hin und auf einem weiteren Transparent direkt über

der Vattenfall-Bühne vor deren Kundenzentrum forderten die

AktivistInnen die Abschaltung Vattenfalls.

Blockade in Geesthacht

Hamburg

Geesthacht, 08.08.07: Anfang August sollte

das AKW Krümmel einen neuen Transformator

bekommen, da der alte ja bekanntlich Ende Juni

abgebrannt war. Ein Schwerlastanhänger wurde

mit einem Reservetrafo des AKW Brunsbüttel

beladen, der von dort auf einen Schwimm-

ponton gehieft wurde, um so über die Elbe bis

nach Geesthacht geschippert zu werden. ROBIN

WOOD-AktivistInnen blockierten den Transport

gleich zweimal: Als das Schiff am Abend des 8.

August die Schleuse Geesthacht erreichte, seilten

sich fünf AktivistInnen von einer Brücke über die

Einfahrten ab. Bis in den frühen Morgen ging

15.09.07: In Hamburg Moorburg plant Vattenfall

ein Steinkohlekraftwerk. Jährlich wird es

acht Millionen Tonnen CO2 emittieren und so

den Ausstoß der Hansestadt um 40 Prozent

erhöhen. Ein breites Bündnis organisiert sich

nun zum Widerstand und demonstrierte am 15.

September gegen das geplante Kraftwerk.

hier für den Trafo nichts mehr. Weiter gingen die Aktionen nach dem Abladen

des Stahlkolosses auf der Straße: Über der Transportroute spannten Kletterer ein

Transparent, die Straße selbst wurde mit einer Sitzblockade dichtgemacht. Dann

die Mitteilung der Polizei: Kein Transport heute, der Tieflader ist kaputt. Die Polizei

zog ab und wir richteten uns direkt neben der Straße häuslich ein. Am nächsten

Tag gelang die gleiche Aktion erneut: Kletterer über der Straße, dieses Mal wurde

die Nacht zum Bau einer Seilbrücke über der Straße genutzt, Sitzblockade auf der

Straße. Die Polizei reagierte prompt, bestellt die Drehleiter der Feuerwehr, schnitt

die Kletterer vom Seil und räumte die Blockierer vom Asphalt. So rollte dann mit

mehr als 48 Stunden Verspätung der 500-Tonnen-Koloss auf seine neue Heimat zu.

Fotos: Erdal Torun

Foto: Hanna Poddig

Page 37: Robin Wood Magazin 4/2007

37

tatorte

Gegen den Ausverkauf der Bahn

Beitrag zum Klimaschutz: Hefte aus Recyclingpapier

Schwanewede, 13.09.07: Wie hängt

der eigene Papierkonsum mit dem

Klima zusammen? Welche sozialen und

ökologischen Folgen hat die Abholzung

des Regenwaldes? Wie kann man selber

Wälder schützen? Darüber informierte

ROBIN WOOD die SchülerInnen beim Kli-

matag der Waldschule in Schwanewede.

1600 SchülerInnen und 100 LehrerInnen,

die an diesem Tag alle mit dem Fahrrad

Hamburg, 08.09.07: Der Minutenzeiger der Bahnhofsuhr springt auf fünf

vor zwölf. Rund 130 vermeintliche Reisende in der Halle des Hamburger

Hauptbahnhofs treten aus der Menge und greifen zu den Krachmachern,

die sie versteckt mitgebracht haben: Kochtöpfe, Trillerpfeifen, Trommeln.

Nach zwei Minuten verstummt der ohrenbetäubende Krach, sie halten

nun Plakate mit der Aufschrift „183 = 13“ in die Höhe. Dann verschwin-

det das Orchester so unauffällig, wie es gekommen ist.

Zu diesem „Flash Mob“ hatte ROBIN WOOD zusammen mit dem Bündnis

„Bahn für alle“ am 8. September bundesweit aufgerufen. Insgesamt fan-

den sich zu diesem Ereignis in 50 Städten über 2000 Menschen ein. Mit

der Aktion protestierten sie gegen die geplante Privatisierung der Bahn.

Die Aufschrift „183=13“ spielt darauf an, dass die Regierung die Bahn

zu billig verkaufen will. Die bundeseigene Bahn ist laut amtlicher Statistik

183 Milliarden Euro Wert. Vom Börsengang erwartet die Bundesregierung

aber maximal 6,5 Milliarden Euro Einnahmen für den Verkauf der Hälfte

ihres Bahneigentums, hochgerechnet wären das also nur 13 Milliarden für

die gesamte Bahn.

Berlin

Nr. 95/4.07

Hamburg

Berlin, 19.09.07: In schwindelerregende Höhen

wagten sich ROBIN WOOD-Aktive, um gegen die

geplante Privatisierung der Bahn zu protestieren.

„Stopp Bahnverkauf“ hieß es auf dem Transpa-

rent, das auf dem 61 Meter hohen Abluftturm des

Lehrter Bahnhofs in Berlin zu sehen war. Anlass war

die erste Lesung des Bundestags über das Gesetz

zu Bahnprivatisierung am 21.September. Das war

schon eine Woche später als geplant, denn die

Bundesregierung wollte das Gesetz eigentlich per

Eilverfahren klammheimlich durch den Bundestag

bringen. Daraus wurde nichts! Und damit war die

Aktion ein voller Erfolg. Für dieses Jahr wurde das

Privatisierungsgesetz zumindest verhindert. Ein

wichtiger Etappensieg für unsere Kampagne gegen

den Verkauf der Bahn!

Kassel, 25.08.07: Beim bunten Straßenfest

der Kasseler Umweltverbände gab ROBIN

WOOD Antworten darauf, was jede/r einzelne

für den Klimaschutz tun kann – zum Beispiel

Schulhefte aus Recyclingpapier nutzen. Der

sonnige Tag brachte das Eis im selbst model-

lierten Klimamodell schnell zum schmelzen.

oder zu Fuß zur Schule kamen, wollen sich weiter mit dem Thema beschäfti-

gen. Viele Klassen haben persönliche Klimasparpläne aufgestellt. Recycling-

papier an der Schule benutzen gehört dazu, ebenso wie die Auseinanderset-

zung und Auswahl des richtigen Stromanbieters.

Kassel Schwanewede

Foto: Monika Lege

Page 38: Robin Wood Magazin 4/2007

38 Nr. 95/47

internes

Bayreuth

Johannes Krug, 0921/5087165

[email protected]

Berlin

Donnerstags um 20 Uhr (14-tägig)

im „Verwaltungsgebäude“ des RAW-

Tempels, Revaler Str. 99, 10245 Berlin-

Friedrichshain, Tel.: 030/20687813 (AB),

Bürozeiten: donnerstags von 12.30 bis

15.30 Uhr

[email protected]

Braunschweig

Donnerstag, 20 Uhr

Ort bitte erfragen bei:

Thomas Erbe: 0531/2505865

[email protected]

Bremen

Geschäftsstelle

Dienstag, 19 Uhr

Tel.: 0421/598288

[email protected]

Treffpunkte

Hier erfahren Sie, wann und wo die Aktiven von ROBIN

WOOD sich treffen. Schauen Sie doch mal bei uns vorbei!

Freiburg

Bei uns können sich alle Interessier-

ten aus Baden-Württemberg melden:

c/o Erik Mohr 0761/61290450 oder

0172/7413995, [email protected]

Greifswald

Birger Buhl, Tel.: 03834/513138

[email protected]

Hamburg-Lüneburg

jeden 2. und 4. Mittwoch,

18.30 Uhr in der Pressestelle,

Nernstweg 32, 22765 Hamburg-Altona

Jürgen Mumme: 040/38089212

Kathrin Scherer: 04131/206160

[email protected]

[email protected]

Kassel

jeden 1. Donnerstag im Monat, 17 bis

19 Uhr im Umwelthaus Kassel, Infos bei

Klaus Schotte: 0561/878384

[email protected]

Köln

Montag, 20.30 Uhr

Alte Feuerwache, Melchiorstr. 3

[email protected]

Leipzig

Sebastian Vollnhals, c/o Infoladen Libelle,

Kolonnadenstr. 19, 04109 Leipzig

Tel.: 0341/2246650

[email protected]

Rhein-Main

Termine erfragen bei:

[email protected]

Rhein-Neckar

Treffen jeden 2. und 4. Dienstag um 19

Uhr im ASV, Beilstraße 12, Mannheim

Juliane Boß: 06221/589251

[email protected]

München

„Im Werkhaus“, Leonrodstr. 19

jeden 2. und 4. Mittwoch, 20 Uhr

Tel.: 089/168117

[email protected]

Der alljährliche, sehr beliebte Fähr-dienst unter der Flagge von ROBIN WOOD zum größten Umweltfest Nord-deutschlands, dem Streuobstwiesenfest bei Elmshorn, hat diesmal 680 Euro Spenden eingebracht. Herzlichen Dank!

Foto: Peter Spiegel

Page 39: Robin Wood Magazin 4/2007

39Nr. 95/4.07

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Viele Energieversorgungsunternehmen machen wieder verstärkt Werbung für Elektrospeicherheizungen als Alternativen zu

Öl- oder Gasheizungen. Rund 2,5 Millionen Haushalte beziehen Nachtspeicherstrom: insgesamt rund 23 Milliarden Kilo-

wattstunden im Jahr, mehr als ein Atomkraftwerk erzeugt. Die ökologischen Nachteile der Nachtspeicheröfen sind offenbar: drei

Kilowattstunden thermischer Energie müssen in Form von Kohle, Öl, Gas oder Uran eingesetzt werden, um eine Kilowattstunde

Strom zu erzeugen. Diese eine Kilowattstunde Strom wird dann aber wieder in nur eine einzige Kilowattstunde thermischer Ener-

gie umgewandelt, um die Wohnung zu heizen – zwei Kilowattstunden werden verschwendet. Da wäre es sinnvoller, die Kohle in

der eigenen Heizung zu verfeuern.

Elektrospeicherheizungen

merk-würdiges

Eine „umweltschonende Technik“, die hilft „wertvolle Brennstoffe wie

Erdgas oder Öl für die nächsten Generationen“ zu schonen, wie die Wer-

bung verspricht, ist darum das Beheizen der Wohnung mit Elektrospei-

cherheizungen sicherlich nicht. Versprechungen, wie ein „Wirkungsgrad

von 100%“ sind zumindest irreführend.

Aufgeklärte VerbraucherInnen wissen:

1. Strom ist zum Verheizen viel zu schade.

2. Der Schlüssel zu niedrigen Wärmeverbräuchen bei der Wohnraumbe-

heizung liegt in einer guten Wärmedämmung des Gebäudes.

3. Verantwortungsbewusst heizt man zum Beispiel mit Nah- oder Fern-

wärme aus einem Blockheizkraftwerk, mit einer Holzpellet-Heizung oder

auch mit einem optimierten Gas-Brennwertkessel.

Werner Brinker, DarmstadtFoto: Superlocke/PIXELIO

Schulmaterialien von ROBIN WOOD

Recyclingpapiere mit dem Blauen

Engel erfüllen ein Höchstmaß an

funktioneller und ökologischer Qualität.

Sie schonen weltweit Umwelt und Wäl-

der und tragen zum Klimaschutz bei.

Mit den ROBIN WOOD-Schulmaterialien

können alle SchülerInnen vom ersten

Wallhecken in Gefahr!

Wallhecken prägen heute noch die Landschaft Ostfries-

lands und des Oldenburger Landes. Seit 1935 stehen

diese mit Hecken und alten Bäumen bewachsenen Wälle, die

als Windschutz und Einfriedung dienten, unter Naturschutz.

Die niedersächsische Landesregierung unter Christian Wulff

(CDU), die sich konsequent als Verhinderer von Naturschutz

hervortut, hat die Wallhecken in Neubaugebieten generell

gegen eine Ausgleichszahlung aus dem Schutz genommen.

Von dieser Ausnahmeregelung wird mehr und mehr auch in

bereits bestehenden Wohngebieten Gebrauch gemacht. Die

AnwohnerInnen fürchten Schatten und zu starken Laubfall

der zum Teil Hunderte Jahre alten Eichen.

Ein trauriges Beispiel ist

der „Leepser Weg“ in

Wittmund: Hier haben

AnwohnerInnen bean-

tragt, eine ca. 300 Meter

lange Wallhecke mit

knapp fünfzig 150 Jahre

alten Eichen aus dem

Schutz zu nehmen und

gegen Zahlung von ledig-

lich 20,- Euro pro Qua-

dratmeter zu beseitigen.

Mit der Fällung der alten

Bäume wurde im Frühjahr

2007 bereits begonnen.

Schultag an umweltfreundliche Hefte benutzen, dessen Papier

trotzdem glatt, tintenfest sowie für Radierer und Tintenkiller ge-

eignet sind. Das Sortiment besteht aus A6-, A5- und A4- Heften,

College- und Schreibblöcken und Ringbucheinlagen.

Alle Schulklassen, die Recyclingmaterial benutzen, sind aufgeru-

fen an der Gemeinschaftsaktion „Wir setzen Zeichen - Schulen

pro Recyclingpapier“ teilzunehmen und ihre Unterschriftenliste

an die „Initiative 2000 plus – Schulmaterialien aus Recyclingpa-

pier“ einzusenden. ROBIN WOOD ist Partner der Initiative. Wir

bieten Ihnen einen Fundus von Hintergrundinformationen zum

Thema Wald und Papier, praktische Arbeitshilfen, Mit-Mach-

Aktionen für Kids, thematisch aufbereitetes Unterrichtsmaterial,

Fortbildungen und Beratung bei der Beschaffung.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter

www.robinwood.de/papier oder Sie wenden sich direkt an

uns: ROBIN WOOD-Geschäftsstelle, Postfach 102122, 28021

Bremen, Tel.: 0421/59828-8, Fax: -72, [email protected].

Dort können Sie die ROBIN WOOD-Schulhefte auch direkt

bestellen. www.nordwestreisemagazin.de

Page 40: Robin Wood Magazin 4/2007

40

internes

Nr. 95/4.07

Mit Neptuna...

Umwelt-bildung mit Was-sertieren

Page 41: Robin Wood Magazin 4/2007

41

internes

Nr. 95/4.07

25 Ja

hre

...zum Schutz der Weser

Neues Inselreich Osterholzer Sielgraben

Im Februar 2007 sah es am Osterholzer Sielgraben

an der Gesamtschule Ost in Bremen noch so aus: Ein

schnurgerader Graben mit wenigen Pflanzenarten an

der Böschung erstreckte sich auf Höhe des Schulgelän-

des. Trist, wenig abwechslungsreich, eben ein Graben,

der den umgebenden Siedlungs- und Gewerbebereich

entwässern soll.

Das wollten die SchülerInnen der Klassen 5.5 und 5.6

der Gesamtschule ändern und einen Abschnitt des Gra-

bens so gestalten, dass er einem natürlichen Gewässer

mit einer abwechslungsreichen Uferstruktur entspricht, der Lebensraum für am und

im Wasser lebende Pflanzen und Tiere bietet. Außerdem sollte die Erweiterung des

Grabenquerschnittes Platz für eine größere Wassermenge schaffen.

Nachdem ein Bagger die groben Arbeiten erledigt hatte, konnten die SchülerInnen

loslegen. Mit Schaufel und Schubkarre ausgerüstet modellierten sie eine struktur-

reiche Graben- und Insellandschaft. Sie ließen einen neuen Lebensraum für hei-

mische Tier- und Pflanzenarten entstehen. Im Inseluferbereich gibt es nun flache

Zonen, die den Kontaktbereich zwischen Land und Wasser vergrößern – besonders

Ein Schiff der Kronos Titan GmbH verklappte Dünnsäure in die Nordsee, vor den Abwasserein-

leitungen in die Weser schwammen tote Fische. Die Umweltskandale waren in den 80er Jahren

allgegenwärtig: Die Motivation mutig dagegen anzugehen, bei vielen Menschen hoch. Die

junge Organisation ROBIN WOOD hatte neben den bedrohten Wäldern auch die hoch belastete

Weser in Bremen im Fokus.

Neben der legendären Tour mit dem

gigantischen Neptuna-Floß und

dem Zumauern von Notüberläufen des

Abwassersystems organisierte ROBIN

WOOD auf der Weser Flussfahrten mit

Charterschiffen. So konnten die Passa-

giere mit eigenen Augen sehen, dass

Abwässer der Industrie und der Stadt di-

rekt in die Weser flossen. Natur am Fluss

konnten sie nicht erleben, denn die Ufer

waren und sind komplett verbaut.

Über die Jahre blieb der Informationsbe-

darf über den Zustand der Weser hoch

- von BremerInnen, BesucherInnen der

Stadt und zunehmend von Schulklas-

sen aus Bremen und dem Umland. Die

Kinder können noch heute direkt an

Bord Gewässeranalysen durchführen

und den Zustand der Weser beurteilen.

Besonders lebhaft geht es auf solchen

Fahrten zu, wenn sich das Schiff der

Kläranlage mit ihrer typischen Duftnote

nähert.

Mit der Zeit kamen Schul-, Hort- und

Kindergartenprojekte dazu. So zum Bei-

spiel eine „wissenschaftliche Analyse“

in einem Hort: „Wo leben die Fischstäb-

chen?“ Sie brachte außer dem Wissen

über die gefährdeten Speisefische auch

ein wunderbares Fischkochbuch hervor.

Im Rahmen eines Klimaprojektes drehte

eine 9. Klasse mit viel Engagement

einen Sience-Fiction über die zukünf-

tigen Wetterereignisse in Bremen. Beim

jüngsten ROBIN WOOD-Wasserprojekt

mit der Gesamtschule Ost in Bremen

gaben SchülerInnen Anfang 2007 der

Natur an einem Entwässerungsgraben

mehr Freiraum (siehe rechts).

Gibt es ein 25-Jahre-Resümee? Kann

ROBIN WOOD die Gewässerschutzar-

beit demnächst einmotten? Momentan

deutet nichts darauf hin. Es braucht

noch immer viele bunte Projekte, die die

Sinne für die Umwelt öffnen.

Der geplante immense Ausbau der

„Schifffahrtsstraße Weser“ braucht

weiterhin Gegenwind. In der 1. „Weser-

abflussfibel“, die ROBIN WOOD 1983

im Eigenverlag herausgebrachte, wurde

Voltaire zitiert: „Wir sind verantwortlich

für das, was wir tun, aber auch für das,

was wir nicht tun“. Dies Zitat ist heute

noch so aktuell wie vor 25 Jahren.

Annegret Reinecke ist in Bremen die

Wasserexpertin von ROBIN WOOD

und zu erreichen unter

Tel.: 0421/5982894

wichtig für ein intaktes

Gewässer, denn hier kön-

nen Uferpflanzen bei der

Reinigung des Gewässers

helfen. Die Böschung wurde

mit Blüten- und Grassamen

eingesät. Am Ufer fanden

Wasseriris, Schwanenblume

oder Wasserfenchel ihr neues

Zuhause.

Projektbegleitend unter-

suchten die SchülerInnen die

Wasserchemie und drehten

ein eindrucksvolles Video

über das Projekt.

vorher...

...und nachher

Page 42: Robin Wood Magazin 4/2007

42 Nr. 95/4.07

jug

en

dse

ite Tunfischfang

Beim Fischfang gehen neben den gewünschten Arten viele Meereslebewesen als Beifang mit in die Netze. Beim Tunfisch-fang werden so die Bestände von Delfinen, Haien, Mantaro-chen oder die stark gefährdeten Meeresschildkröten dezimiert.

Aber auch die Tunfischbestände

selbst sind in vielen Teilen der

Welt stark überfischt. Umweltschutz-

organisationen setzen sich dafür ein,

dass der Tunfischfang reduziert wird

und Fangmethoden zum Einsatz kom-

men, die andere Meeresbewohner

verschonen.

Mit Hochsee-Treibnetzen werden

große Meeresgebiete regelrecht

durchsiebt. Das Ergebnis ist der Tod

unzähliger Haie, Rochen, Robben,

Delfine, Wale, Meeresschildkröten und

Seevögel. 1983 machte Greenpeace

mit Aktionen Druck gegen diese

Fangmethode. Schließlich wurde die

Hochsee-Treibnetzfischerei von den

Vereinten Nationen weltweit verboten.

Sogar Japan, Süd-Korea und Taiwan

mit den größten Fangflotten der Welt

bauten ihre Treibnetzflotte ab.

Die EU allerdings akzeptierte das UN-

Verbot nicht, um die Treibnetzfischer

in Italien, Frankreich, England und

Irland zu schützen. Als Anfang der

90er Jahre die französische Treibnetz-

flotte expandierte und die Fischer sich

auf den Gelbflossen-Tunfisch spezia-

lisierten, beschloss die EU endlich ein

Verbot der Treibnetzfischerei. Nur in

der Ostsee darf weiter mit Hochsee-

Treibnetzen gefischt werden. Dies soll

sich aber laut Greenpeace nächstes

Jahr ändern.

Mit Ringwadennetzen werden die

Tunfisch-Schwärme eingekreist. In vie-

len Meeresgebieten schwimmen über

den Tunfisch-Schwärmen Delfine. Dies

machen sich die Fischer zunutze und

halten nach Delfinen Ausschau, um

sie einzukreisen. Seit 1959 sind über

sechs Millionen Delfine als Beifang in

Anna Bernardt aus Schwedt ist 15 Jahre alt

und interessiert sich beson-ders für Meeresbiologie.

die Netze gegangen. Die von einigen

US-Organisationen in den 80er Jahren

gegründete Kampagne „Dolphin-

Safe-Label“ kennzeichnete den delfin-

sicheren Tunfischfang. Die Beifangrate

wurde im tropischen Ostpazifik auf

unter 3000 Delfine pro Jahr verrin-

gert. Der Tunfisch, der auf unseren

Markt gelangt, stammt vorwiegend

aus Südostasien. Dort können für den

Tunfischfang keine zuverlässigen Label

vergeben werden.

Ein gutes Beispiel sowohl für umwelt-

gerechte als zerstörerische Fischerei ist

das Langleinenfischen mit Haken.

Denn die Bandbreite liegt zwischen

zwei und bis zu mehrere tausend

Haken pro Leine. Seit langer Zeit

fischen die Baskenfischer in Spanien

mit kleineren Schlepp- und Langlei-

nen. Dabei nutzen sie meistens 4 bis

8 Haken pro Leine und fangen gezielt

den Tunfisch. Diese Fangtechnik ist

zwar arbeitsintensiv, hat aber dafür

gesorgt, dass die Fischbestände relativ

stabil bleiben.

Im krassen Gegensatz dazu steht die

großindustrielle Fischerei mit Langlei-

nen. Es werden kilometerlange Leinen

mit mehreren tausend Haken ausge-

legt. Mit dieser Fangtechnik sind in

wenigen Jahren die Tunfischbestände

überfischt. Weiterhin verfangen sich

auch andere Tiere in den Langleinen

wie zum Beispiel Haie, Meeresschild-

kröten und Albatrosse, die dadurch

inzwischen stark gefährdet sind.

Tipp: Achten Sie beim Kauf von Tun-

fischprodukten auf die Herkunft und

vor allem auf ein Label, das umwelt-

freundlichen Fang garantiert, zum

Beispiel das „Dolphin-Safe-Label“.

www.greenpeace.de/themen/meere/

fischerei/artikel/tunfischfang_nur_ein_

problem_fuer_delfine/

Foto: Udo Kefrig/Greenpeace

Die Tunfischbestände sind weltweit überfischt

Page 43: Robin Wood Magazin 4/2007

43

bücher

ICH! NEIN ICH! Streit im Watt

Aktionskonferenz Nordsee

Tel.: 0421/77675, [email protected]

Bremen, 2007

Hardcover 40 Seiten, 12,00 Euro

ISBN 978-3-9806741-5-7

Nr. 95/4.07

Ökosystem Watt

Endlich kommt der Tag, an dem Sie mal wieder ans Meer fahren, gemeinsam mit

der Familie an die Nordsee! Sie träumen davon am Strand zu schlendern und dem

Wellenspiel zu lauschen. Die letzten Meter eilen Sie zum Strand und....Ebbe! Die

Kinder blicken Sie leicht enttäuscht und fragend an. Wohin verschwindet das Meer

bei Ebbe?

Allen, die mit dieser Frage konfrontiert werden, hilft jetzt die Aktionskonferenz

Nordsee weiter: Sie hat ein Kinderbuch herausgegeben, das gerade mal 40 Seiten

umfasst und in jeden Kinderrucksack passt. Sein Name „ICH! NEIN ICH! Streit im

Watt“ ist Programm, denn die LeserInnen verfolgen ein Streitgespräch zwischen

den Protagonisten des Wattenmeeres, wer der Stärkste und Bedeutendste ist. Es

gelingt der Autorengruppe einen Spannungsbogen aufzubauen, dem man sich als

LeserIn nur noch schwer entziehen kann, denn alle haben gute Argumente - aus

ihrer Sicht!

So beginnt der Mond mit der Behauptung, er sei der stärkste im Watt und ohne

ihn gäbe es nicht Ebbe und Flut. Worauf die Nordsee kontert, dass es ja wohl ohne

sie gar keine Gezeiten gäbe und sie selbst die Stärkste sei. Allerdings sehen das die

Nordseeinseln ganz anders, stellen ihre Stärken und Besonderheiten heraus und am

Ende fest, dass natürlich sie im Wattenmeer die Stärksten sind. In diesem Moment

können die Priele, die Flüsse im Watt, nicht mehr an sich halten und...

So lernen wir nach und nach durch sehr gelungene farbige Illustrationen und Text-

beiträge die Phänomene aus den Landschaften, der Tier- und Pflanzenwelt und

des Wettergeschehens des Wattenmeeres und der Nordsee kennen. Dazu lassen sich auf 19 Doppelseiten vertiefende Informa-

tionen zu den einzelnen Themen finden, die aktuellen Umweltfragen wie Umweltschutz durch den Nationalpark Wattenmeer,

Fischfang und Umweltverschmutzung mit einbeziehen. Darin eingebettet sind kleine Anregungen und Experimente zu verschie-

denen Themenbereichen unter der Rubrik „Probier´s aus!“. So können die LeserInnen selbst kleine Dünen wachsen lassen, die

Fliehkraft sinnlich erfahren, Müllmonster bauen oder simulieren, wie es ist, am Meer durch den Nebel zu laufen.

Mit diesem Konzept spricht das Buch, das sich an LeserInnen zwischen 5 – 9 Jahren wendet, Geist und Sinne an und ermögli-

cht, die Zusammenhänge der Natur im Wattenmeer und die Bedeutung des Menschen in der Natur nachzuvollziehen und zu

begreifen. Es nimmt seine LeserInnen ernst und macht neugierig auf mehr. Dieses Buch ist einfach ein Multitalent. Es eignet sich

sowohl für die kleine Gutenachtgeschichte am Abend zu Hause als auch besonders für die Umweltbildung in Kindergärten und

Schulen. Und dazwischen ist es der ideale Begleiter für alle, die endlich mal mit ihrer Familie an die Nordsee fahren...

Oliver Wallheimer, Bremen

Schwarzbuch Wasser

Karo Katzmann

Schwarzbuch Wasser

Molden Verlag, 2007

224 Seiten, 19,90 Euro

ISBN: 978-3854851967

Nichts ist so wichtig für uns wie sauberes Trinkwasser. Doch genau dieses Überlebensmittel ist auf der

Erde nur in begrenzter Menge vorhanden und kann nicht beliebig vermehrt werden. Weltweit haben

schon heute mehr als 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und der welt-

weite Verbrauch hat sich seit 1950 verdreifacht. Unverantwortlicher Umgang mit Wasser führt auch in

unseren Breiten zu einer bedenklichen Situation.

Die Ökologin Karo Katzmann macht anhand dramatischer Beispiele im Schwarzbuch Wasser klar,

dass es Zeit wird zu entscheiden, ob wir künftigen Generationen das Wasser abgraben oder doch

eine Umkehr bewirken wollen. Denn noch ist es nicht zu spät, ist sich die Autorin sicher und zeigt

Lösungsmöglichkeiten auf. Darüber hinaus bietet sie in ihrem Buch die interessante Möglichkeit, einen

persönlichen „Wasser-Fußabdruck“ zu erstellen. Die LeserInnen erfahren, dass für den Genuss einer

Tasse Kaffee 140 Liter Wasser nötig sind oder für die Herstellung eines Pkw gar 450.000 Liter.

Die vielen interessanten Fakten sind im Schwarzbuch Wasser wissenschaftlich belegt und dabei kurz

aber umfassend dargestellt.

Page 44: Robin Wood Magazin 4/2007

44 Nr. 95/4.07

internes

Foto: Jens Wieting

Liebe Leserin, lieber Leser,

in den nächsten Jahren und

Jahrzehnten wird in Deutschland

mehr Geld vererbt als jemals zuvor.

Und es ist längst kein Geheimnis

mehr, dass Erbschaften die Erfolge

gemeinnütziger Organisationen ganz

wesentlich beeinflussen werden. Dies

gilt auch und ganz besonders für den

Umweltschutz.

Immer wieder stellen Förderinnen

und Förderer die Frage, ob und wie

sie einen Teil ihres Vermögens guten

Zwecken widmen können. Und leider

geschieht es auch immer wieder,

dass Menschen vergessen, ihren

persönlichen Willen und ihre Ziele

schriftlich im Testament festzuhalten.

Dann entscheiden abstrakte Gesetze

und Verordnungen darüber, was mit

dem Nachlass geschieht. Nicht selten

erbt dann das Finanzamt, also der

Staat.

Im Prinzip ist dagegen nichts zu sagen.

Doch die meisten Menschen wollen

eigentlich lieber selbst bestimmen,

was mit ihrem Geld geschieht. Deshalb

wollen wir zuweilen daran erinnern:

Ein Vermächtnis ist Selbstbestim-mung und eine Entscheidung für das Leben.

Ein Testament dokumentiert persön-

liche Werte, Wünsche und Ziele.

Es wirkt in das Leben hinein und über

das physische Leben hinaus. Was

Menschen in ihrem Leben an inne-

ren und äußeren Werten zusammen

getragen haben, kann durch ein

Vermächtnis weiter leben. Wer sich die

Zeit gönnt und ein Testament schreibt,

gestaltet die Zukunft mit.

Es ist Ihre ganz persönliche Antwort auf die Frage, welchen Sinn das eigene Lebenswerk für die Zukunft haben soll.

Bitte sprechen Sie mit dem Anwalt

Ihres Vertrauens! Gerne zeigen wir

Ihnen, dass Sie mit Ihrem Vermächt-

nis auch das Erbe unserer natürlichen

Lebensgrundlagen schützen können.

Bestellen Sie kostenlos unsere kleine

Broschüre „Ihr Wille ist wichtig!“ bei:

ROBIN WOOD e.V.

Djoeke Lueken

Langemarckstraße 10

28199 Bremen

Telefon: 0421 / 598 288

Ihr Wille ist wichtig!

Page 45: Robin Wood Magazin 4/2007

45

internes

Nr. 95/4.07

ÖkoKalender von ROBIN WOOD

Umweltinfos im Taschenformat

Der ÖkoKalender 2008 bietet Ihnen wieder eine interessante Auswahl an Themen zum Natur- und Umweltschutz: von Tipps zum Energiesparen über Hinweise zu welchem Ökostromanbieter Sie am besten wechseln können, bis hin zu vielen Informationen rund um das Thema Papier. Sie erfahren, wie wir der Erde einheizen und wie Ihr persönliches Kohlendioxid-Jahres-budget aussieht.

Dazu finden Sie im Kalendarium Aktionen aus 25 Jahren ROBIN WOOD und die üblichen Serviceleis-tungen: Monatsplaner, Jahres-übersichten, Ferientermine und ein umfangreiches Adressenverzeichnis von ROBIN WOOD und anderen Umweltgruppen.

256 Seiten, Format A6, mit unverwüstlicher Fadenheftung, Lesebändchen, erscheint im VERLAG DIE WERKSTATT

Jetzt bestellen bei der ROBIN WOOD-Geschäftsstelle Postfach 102122, 28021 Bremen, Tel: 0421/59828-8, Fax: -72, [email protected] Der Kalender ist auch im Buchhandel oder direkt beim Verlag erhältlich

Bestell-Coupon

Ja, hiermit bestelle ich ÖkoKalender 2008 für je 7,95 Euro, ISBN 978-3-89533-568-6

Exklusiv für ROBIN WOOD-Mitglieder kostet der ÖkoKalender 2008 nur 6,- Euro

Name, Vorname

Datum, Unterschrift

Straße

Plz, Ort

ROBIN WOOD e.V.GeschäftsstellePostfach 10 21 22

28021 Bremen

Page 46: Robin Wood Magazin 4/2007

internes

Nr. 95/4.0746

Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie

Erscheinungsweise vierteljährlich

Redaktion

Sabine Genz, Angelika Krumm, Annette

Littmeier, Christian Offer, Regine Richter,

Dr. Christiane Weitzel (V.i.S.d.P.)

Verantwortlich für Layout, Satz, Fotos und

Anzeigen ist die Redaktion

Verlag

ROBIN WOOD-Magazin

Lindenallee 32, 16303 Schwedt

Postfach 10 04 03, 16294 Schwedt

Tel.: 03332/2520-10, Fax: -11

[email protected]

Jahresabonnement

12,- Euro inkl. Versand

zu beziehen über:

ROBIN WOOD e.V., Geschäftsstelle

Postfach 10 21 22, 28021 Bremen

Tel.: 0421/59828-8, Fax: -72

[email protected]

www.robinwood.de

Der Bezug des ROBIN WOOD-Magazins ist

im Mitgliedsbeitrag enthalten

Gesamtherstellung

Druckhaus Bayreuth,

www.druckhaus-bayreuth.de

Rollenoffsetdruck, Auflage: 11000

Das ROBIN WOOD-Magazin erscheint auf

100% Altpapier, das mit dem Blauen Engel

ausgezeichnet ist

Titelbild

Illustration: www.skizzomat.de

Art Direction: www.tangram-design.de

Spendenkonto

ROBIN WOOD e.V., Postbank Hamburg

BLZ: 20010020, Konto: 1573-208

25 Jahre ROBIN WOOD -50. Newsletter - 1500 Abos

Vor vier Jahren wurde die erste Ausgabe des ROBIN WOOD Online-News-

letters von Ute Greiser in Bremen produziert. Nun ist schon die 50. Ausgabe

verschickt worden und der Newsletter hat bald 1.500 AbonnentInnen. Ein

schöner Anlass für einen Blumenstrauß, fand Ute und gratulierte symbolisch

dem Newsletter auf ihrem Computer-Bildschirm. Einmal monatlich informiert

der kostenlose Newsletter in knapper und übersichtlicher E-Mail-Version

über die aktuellsten ROBIN WOOD-Aktionen und wichtigsten Themen. Neue

AbonnentInnen sind herzlich willkommen. Und unter allen Neu-Bestelle-

rInnen, die sich bis zum 30. November angemeldet haben, wird eine elegante

Thermo-Edelstahltasse verlost. Einfach eintragen unter:

www.robinwood.de/newsletter oder eine E-Mail schicken an

[email protected]

anze

ige

impressum

Nummer 95/4.07

Magazin

Ute Greisergratuliert der 50. Newsletter-Ausgabe

Page 47: Robin Wood Magazin 4/2007

47Nr. 93/2.07

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Wir wollen Kanadas Urwälder retten. Machen Sie mit!

Kanadas Urwälder brauchen unserenSchutz. Für internationale Kampagnenund große Projekte brauchen wir Förde-rinnen und Förderer, die uns regelmäßigunterstützen. Vor allem die Spenden, mitdenen wir rechnen und planen können,geben uns die notwendige Kraft, umRegierungen und Großkonzerne zur Be-sinnung zu bringen.Ohne die regelmäßigen Spenden unserer„Umwelt-Aktionäre“ wären unsere Kam-pagnen niemals so erfolgreich. Um nunauch die Urwälder im Norden besser zuschützen, brauchen wir mehr „Power“.Deshalb suchen wir Sie!

Unsere „Umwelt-Aktionäre“ investierennicht nur in die Zukunft. Sie haben auchVorteile in der Gegenwart. Sie erhaltenregelmäßig aktuelle Informationen überalle Kampagnen und Projekte, und Siebekommen das ROBIN WOOD-Magazingratis. Denn die erfolgreichsten Förderersind gut informierte Förderer. Nur Mut!

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