Römische Thermen - Entwerfen und Gebäudetechnologie · Technik Römische Thermen wurden mit einem...

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Römische Thermen Andriani Alogari, Michael Außenhofer, Marcel Elsäßer Typologien Im Römischen Reich entwickelten sich verschiedene Bautypen von Thermen, wie z. Bsp. der Reihentypus (Aneinander- reihung der Räume in einer Fluchtlinie) oder der Ringtypus (ringförmige Abfolge der Räume) in vielfachen Variationen durch Verdoppelungen einzelner Abschnitte oder der Gesamtanlage. In der Regel besaßen die Thermen einen Umkleideraum, einen feuchten Warmluft- raum mit Heißwasserwannen, ein Warm- wasserbad, einen Abkühlraum und ein Kaltwasserbad. Beim kleinen Kaisertyp gab es noch eine Palästra (Säulenhof), beim großen mehrere Palästren und ein zusätzliches Freibad (Natatio). Material / Konstruktion Zu den beliebtesten Baumaterialien gehörten Ziegel- und Backstein. Ebenso beliebt war Puzzolan, ein natürliches Gestein, welches sich gut zu Mörtel verarbeiten ließ. Der „Opus Cämentitium“ galt als Beton der antiken Architektur, der zur Tragfähigkeit der Wände und Gewölben beitrug. Marmor wurde primär für die Außenverkleidung verwendet. Da es ein sehr kostspieliges Material war, wurde jedoch mit zunehmender Entwicklung der Thermen auch für die Ausstattung eingesetzt. Die meisten Lichtöffnungen und Fenster waren offen, nur in den warmen Räumen fand Glas Verwendung, um sich die Sonnenein- strahlung zu Nutze zu machen. Zweck Thermen dienten im alten Rom genau wie heute der Entspannung und Erholung. Anders als heute aber war wohl die Häufigkeit der Frequentierung. Man hatte den Besuch der Therme fest in seinen Tagesablauf integriert und vollzog ritualmäßig die einzelnen Stationen, die eine solche Therme zu bieten hatte. Neben Heißwasserbädern, Saunen und Dampfbädern gab es, je nach Therme, Therme, Innenansicht Thema 01 / Blatt 1

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Römische ThermenAndriani Alogari, Michael Außenhofer, Marcel Elsäßer

TypologienIm Römischen Reich entwickelten sich verschiedene Bautypen von Thermen, wie z. Bsp. der Reihentypus (Aneinander-reihung der Räume in einer Fluchtlinie) oder der Ringtypus (ringförmige Abfolge der Räume) in vielfachen Variationen durch Verdoppelungen einzelner Abschnitte oder der Gesamtanlage. In der Regel besaßen die Thermen einen Umkleideraum, einen feuchten Warmluft-raum mit Heißwasserwannen, ein Warm-wasserbad, einen Abkühlraum und ein Kaltwasserbad. Beim kleinen Kaisertyp gab es noch eine Palästra (Säulenhof), beim großen mehrere Palästren und ein zusätzliches Freibad (Natatio).

Material / KonstruktionZu den beliebtesten Baumaterialien gehörten Ziegel- und Backstein. Ebenso beliebt war Puzzolan, ein natürliches

Gestein, welches sich gut zu Mörtel verarbeiten ließ. Der „Opus Cämentitium“ galt als Beton der antiken Architektur, der zur Tragfähigkeit der Wände und Gewölben beitrug. Marmor wurde primär für die Außenverkleidung verwendet. Da es ein sehr kostspieliges Material war, wurde jedoch mit zunehmender Entwicklung der Thermen auch für die Ausstattung eingesetzt. Die meisten Lichtöffnungen und Fenster waren offen, nur in den warmen Räumen fand Glas Verwendung, um sich die Sonnenein-strahlung zu Nutze zu machen.

ZweckThermen dienten im alten Rom genau wie heute der Entspannung und Erholung. Anders als heute aber war wohl die Häufigkeit der Frequentierung. Man hatte den Besuch der Therme fest in seinen Tagesablauf integriert und vollzog ritualmäßig die einzelnen Stationen, die eine solche Therme zu bieten hatte. Neben Heißwasserbädern, Saunen und Dampfbädern gab es, je nach Therme,

Therme, Innenansicht

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auch Möglichkeiten zu sportlicher Betätigung, Massage, Maniküre und Gymnastik.

Badesitten:

Bei den Bädern gab es Geschlechter-trennung, sofern die Anlage über den hierzu nötigen Platz verfügte. War dies nicht der Fall, hat das Baden an separatenBadezeiten oder –tagen stattgefunden. Letztlich hingen die Baderegeln vom jeweiligen Kaiser ab.

BadeablaufDas Baden wurde nachmittags bis zum Einbruch der Dunkelheit vollzogen und konnte mitunter bis zu neun Stunden dauern. Die Einteilung der Räumlichkeiten eines Badehauses musste der Abfolge des Baderituals dienlich sein. Das Schema eines Badebesuches war immer das gleiche: Man legte die Klamotten in den Umkleiden ab und ging mit einem Handtuch und seinem Badezeug in den Kaltbaderaum, das Frigidarium, um sich zu reinigen. Während des gesamten

Badebesuchs trug man wohl Holzschuhe, da, so effizient die römische Bodenheizung war, der Boden oft unkontrolliert heiß wurde.Darauf folgend ging man in den Warmbaderaum, das Tepidarium. Hier herrschte eine Lufttemperatur zwischen 20° C und 25° C, man konnte sich auf Bänke setzen, und, wenn die Anlage nicht separate Räume dafür vorsah, gab es hier auch die Möglichkeit sich einölen und massieren zu lassen.Der heutigen Sauna entsprechend gab es ein Schwitzbad (Sudatorium). Alternativ gab es einen heißen Raum mit trockener Luft.Nach der Sauna schloss man für gewöhnlich das Warmbad (Caldarium) an. Mit einer Temperatur von 50° C war dieses Wasser quasi nur nach der Sauna auszuhalten.Nachdem man einige Zeit in einem Gemeinschaftsbecken verbracht hat, schloss man den Badegang mit einem erneuten Kaltbaden.

Hypocaustum

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Technik

Römische Thermen wurden mit einem sogenannten „Hypocaustum“ beheizt, also einem Brennofen, der mittels Konvektion gemauerte Hohlräume geheizt hat. In den Thermen wurden hauptsächlich die Böden, aber teilweise auch die Wände mit diesem System beheizt. Heute sind vor allem noch die Bodenheizsysteme der Römer bekannt, die aus Ziegeltürmchen bestanden, die größere Steinplatten trugen und schließlich im Bodenbelag endeten.Die Brennöfen lagen meist im freien; Bei großen Thermen gab es nicht einen, sondern viele Öfen, von denen manche auch in Kellerräumen der Therme angeordnet waren, um Wasserbäder zu erhitzen.

Nero - Thermen

Die Nero-Thermen wurden 62 n. Chr. eröffnet und galten mit einem Ausmaß von 190m x 120 m als die ersten großen Kaiserthermen. Typologisch betrachtet gehörten sie zum Ringtypus, d.h. die

Hauptbaderäume (Frigidarium, Tepida-rium, Caldarium) waren in einer Mittelachse angelegt, während die restlichen Räume symmetrisch zur Mittelachse angeordnet waren.

Titus - Therme

Die Grundrissgestaltung ist der Nero-Therme entnommen, welche später auch von den großen Thermen beibehalten wurde. Die Räume waren entlang der Hauptachse um das mit einer Kuppel überdeckte Hauptgebäude angelegt.Da es nur zwei Palästren gab (und kein Natatio) gehören sie zur Typologie „kleiner Kaisertypus“.

Trajan - ThermeDie Trajans-Therme, die sich neben derTitus-Therme befand, gehörte zu den großen Bauwerken, die unter Trajan errichtet und 109 n. Chr. eingeweiht wurden. Das Areal hatte eine Ausdehnung von 330 x 315 Meter, der eigentliche Thermenbau hatte 190 x 221 Meter. Eine Mauer, an der Räume und Exedren

Trajan - Therme Diokletiantherme

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untergebracht waren, umgab das Gebäude. Anders als bei der Titus-Therme war das symmetrisch angelegte Hauptgebäude, wie alle großen Thermen Roms, südlich ausgerichtet.

Caracalla - Therme

Kaiser Caracalla ließ 212 eine riesige Therme bauen, die 330 Meter lang und auch breit war. Das Hauptgebäude hatte 220 x 114 Meter. Neben den zahlreichen Bademöglichkeiten und dem Raum-programm, das bereits in der damaligen Vergangenheit in Thermen obligatorisch war, gab es auch Versammlungsräume, Behandlungsräume, Bibliotheken, Gärtenund kleine Dienstleister, wie beispielsweise Frisöre.Die Therme war dafür konzipiert, 2000 Besucher gleichzeitig aufzunehmen. Da es in Rom durchaus noch viele weitere öffentliche Thermen zuzüglich der privaten Thermen gab, zeigt diese Zahl, wie viele Menschen tatsächlich an diesem Brauch teilnahmen. Wie die meisten öffentlichen Gebäude wurden auch die Thermen von

Sklaven gebaut. Für den täglichen Betrieb, vor allem für das Befeuern der Öfen des Hypocaustum, wurden dauerhaft hunderte Sklaven eingesetzt.Neben dem rein praktischen Nutzen hatte das Badehaus zusätzlich zum Ziel, den Kaiser bei der Bevölkerung beliebter zu machen, ähnlich dem „Brot und Spiele“-Prinzip.

Diokletianstherme

Die Therme des Diokletian wurde zwischen 298 und 306 n. Chr. erbaut. Die Anlage galt mit den Maßen von 376 m x 361 m als die größte Kaisertherme. Sie konnte mehr als 3000 Badegäste gleichzeitig aufnehmen.Wie man dem Grundriss entnehmen kann, gehörte die Diokletianstherme zum „großen Kaisertypus“. Caldarium, Tepida-rium und Frigdarium waren axial ausgerichtet und das Natatio (Freibad) hat das Ende der Mittelachse gebildet. Das Caldarium ist im Gegensatz zur Caracalla-Therme nicht rund, sondern rechteckig geformt.

Caracalla - Therme

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