Roger Federer - Credit Suisse · Roger Federer und die Credit Suisse Seit 2009ist Roger Federer...
Transcript of Roger Federer - Credit Suisse · Roger Federer und die Credit Suisse Seit 2009ist Roger Federer...
Seit 1895 das Magazin der Credit SuisseSpezialausgabe Dezember 2011
spezial
Roger FedererSportlegende, Vorbild, Philanthrop
Exklusivinterview Roger über die Saison 2011, seine Foundation und das Leben nach dem Tennis /Malawi Field Trip zum RFF-Projekt; Autor Kambalu über sein Land; Credit Suisse Mitarbeitende im Feldeinsatz /Brand-Ambassador Ein Blick hinter die Kulissen der Relax-Kampagne
formel1
Die Credit Suisse feiertRückblick Was die Welt im Gründungsjahr 1856 bewegt
Service Das globale Netzwerk der Credit Suisse
Highlight Christo und Jeanne-Claude in Zürich
Das Magazin der Credit Suisse Im Jubiläumsjahr 2006
Branchenhandbuch Kurzarbeit bewährt sich in der Krise / Nouriel Roubini Der US-Starökonom im exklusiven Leader-InterviewDossier Immobilienanlagen Nachhaltiges Bauen ist auch in der Schweiz das Gebot der Stunde
Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse Nummer 1Schweizer Ausgabe /Deutsch April /Mai 2011
HerkunftAlles eine Frage des Zeithorizonts
Immobilienstudie 2011 Tiefe Zinsen treiben die Preise weiter in die Höhe / Asian Investment Conference HochkarätigesExpertentreffen in Hongkong / Jimmy Wales Wikipedia-Gründer über seinen grossen Traum / Dossier Corporate Volunteering
Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse Nummer 2Schweizer Ausgabe /Deutsch Juni/Juli 2011
Westenals Lebensphilosophie
Studie Wo lebt es sich am günstigsten? / Interview Mohamed El-Baradei / St.Gallen Symposium Global Perspectives Barometer
Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse Nummer 3Schweizer Ausgabe /Deutsch August/September 2011
Jugend 2011über ihre Hoffnungen und Ängste
Holzunsichtbar Wirkung entfaltend
Das älteste Bankmagazin der Welt Nummer 4Ausgabe Schweiz /Deutsch Oktober/November 2011
Dendrochronologie Wenn Holz von den Pfahlbauern erzählt / Gold Die sichere Wertanlage / Leonardo da Vinci Sensation in der NationalGallery in London / Bischof des Regenwalds Alternativnobelpreisträger Erwin Kräutler / Dossier Jahr der Wälder
Bestellen Sie Ihr persönliches Credit Suisse bulletincredit-suisse.com/bulletin
1895
2011
116 Jahre Credit Suisse bulletin
Editorial 3
neutralDrucksache
No. 01-11-923075 – www.myclimate.org© myclimate – The Climate Protection Partnership
Herausgeber: Credit Suisse AG, Postfach 2, CH-8070 Zürich, Telefon +41 44 334 52 58 Redaktion: Marco Falbo,Daniel Huber (Projektlead), Iris Kuhn-Spogat, Urs Schiess Gestaltung und Realisation: Arnold. Inhalt und Form,www.arnold.inhaltundform.com, Claudia Marolf / notabene (Lektorat) Druck: Swissprinters Zürich AG Auflage: 250 000
Editorial
Roger Federer und die Credit Suisse
Seit 2009 ist Roger Federer Botschafter der Credit Suisse. Wir sind stolz auf diesePartnerschaft. Denn kaum eine andere Persönlichkeit verkörpert die Werte unseresUnternehmens besser als dieser Weltsportler mit Schweizer Wurzeln. So teiltdie Bank auch Federers Anspruch und Streben nach Spitzenleistung zu 100 Prozent.Seine sportlichen Erfolge haben ihn bereits im Alter von 30 Jahren zur Legendegemacht. Immer wieder beeindruckend ist auch Federers stets sehr fairer undrespektvoller Umgang mit seinen Gegnern auf dem Platz.
Das weltweit überaus positive Image hat sich Roger Federer aber nicht nur auf demTennisplatz verdient. So gründete er bereits 2003 seine eigene Stiftung, die vorallem in Ländern Afrikas Bildungsprojekte unterstützt. Womit wir bei einer weiterenGemeinsamkeit angelangt wären: der sozialen Verantwortung. Auch die CreditSuisse ist überzeugt, dass langfristiger Geschäftserfolg unmittelbar mit einemstabilen und intakten gesellschaftlichen Umfeld zusammenhängt. Daher engagierenwir uns seit Jahren gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden und Partnerorgani-sationen für die Gesellschaft und für soziale Anliegen. Und deshalb unterstützen wirim Rahmen der Sponsoring-Partnerschaft auch die Roger Federer Foundation (RFF )während zehn Jahren mit jährlich einer Million US-Dollar. Dieser Beitrag fliesstmassgeblich in eine neue Initiative der RFF in Malawi im Bereich der frühkindlichenBildung, von der über 50 000 Kinder profitieren werden. Einen ersten Einblick überdie Fortschritte dieses Projekts erhalten Sie auf den Seiten 10 bis 15.
Dies ist aber nur eines von vielen Schulprojekten, welche die Credit Suisse imRahmen ihrer 2008 lancierten weltweiten Bildungsinitiative unterstützt. Mit Hilfevon ausgewiesenen, internationalen Partnerorganisationen verhilft sie Tausendenvon benachteiligten Kindern und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter zueinem Ausbildungsplatz und trägt dazu bei, dass die Qualität der Bildungsangeboteverbessert wird.
Wie die Credit Suisse ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft auchsonst nachkommt, können Sie in unserem jährlichen Report «UnternehmerischeVerantwortung» oder auf unserer Website nachlesen.
Roger Federer ist als Sportler, Persönlichkeit und Mensch für uns der idealeBotschafter, um die Werte der Credit Suisse in der Welt zu vertreten und uns beiunserem Bestreben, die angesehenste Bank der Welt zu werden, als Partnerzu unterstützen.
Brady Dougan, CEO Credit Suisse
Tite
lbild
foto
:Tea
mTe
stin
o/C
redi
tS
uiss
e|
Fot
o:C
redi
tS
uiss
e/A
lber
toV
enza
go
Gold WinnerGold Winner
Gold Winner
CoverFotomodel Roger Federerbeim Shooting mit StarfotografMario Testino. Seite 24
bulletin special Roger Federer Credit Suisse
4 Roger Federer
bulletin spezial Roger Federer Credit Suisse
Roger Federer 5
>
Herzliche Gratulation zu deinem Sieg in Paris! Allerdings sollst
du dir von deinen Kindern eine Erkältung eingefangen haben.
Geht es schon wieder besser?
Ja, am Sonntag und Montag war der Hals ziemlich entzündet unddie Nase zu. Jetzt ist es schon wieder besser.
Wie gehst du mit solchen Erkältungen um?
Medikamente nehme ich nur im Notfall. Erst wenn es ganzschlimm wird, nehme ich vielleicht einmal ein Grippemittel undab und zu etwas für die Nase. Aber bei Medikamenten binich extrem vorsichtig. Es gilt da ganze Listen von verbotenenSubstanzen zu beachten.
Bis zu deinem Einsatz an den ATP Finals in London hast du
aber nicht mehr so viel Zeit, um völlig fit zu werden.
Das ist natürlich so. Nachdem ich am Sonntag im Final gespielthabe, konnte ich nur gestern und heute etwas ausspannen, undmorgen geht es schon wieder weiter nach London, wo bereitsauch wieder Werbeauftritte und Trainings anstehen. Aber eigent-lich habe ich keine Bedenken, dass ich nicht rechtzeitig fit werdenkönnte. Ich hab da immer noch die Reserve von sechs WochenPause im Körper, die ich vor dem Turnier in Basel eingelegt hatte.
Und den Zwillingen geht es auch wieder besser?
Die hatten zwar ziemlich schlimme Ohrenentzündungen und einemusste sogar Antibiotika nehmen. Aber jetzt sind beide wiederganz munter.
Ihr lebt ja praktisch das ganze Jahr aus dem Koffer.
Habt ihr für solche Fälle immer all die üblichen Medikamente
und Hausmittelchen dabei?
Mirka ist da super gut organisiert. Wir haben für die Kinder,für uns und das ganze Team alle wichtigen Medikamente aus derSchweiz dabei.
Nun seid ihr für die drei Nächte zwischen den Turnieren von
Paris und London in Zürich im Hotel abgestiegen. Aber ihr habt
doch nur ein paar Kilometer von hier eure eigene Wohnung.
Roger Federer
«Es gibt nichts Besseres,als zu gewinnen»Zwei Tage nach seinem erstmaligen Sieg in Paris-Bercy traf das bulletin den zufriedenenRoger Federer am 15. November in Zürich für ein entspanntes Gespräch über seine Kinder, seineFoundation, die hohe Schule der Motivation, Olympia in London und sein Leben nach dem Tennis.
Fot
o:C
hris
tian
Sch
nur
bulletin spezial Roger Federer Credit Suisse
6 Roger Federer
Bei so kurzen Aufenthalten lohnt es sich für uns nicht, nach Hausezu gehen. Da ist der Erholungsfaktor im Hotel mit all den ver-schiedenen Serviceleistungen viel grösser. Das hat sich schonletztes Jahr sehr bewährt.
Und während deines Heimturniers in Basel, wart ihr da bei
deinen Eltern?
Nein, auch da waren wir im Hotel. Irgendwie ist es für mich besser,während eines Turniers im Hotel zu wohnen. Wenn ich zu Hausebin, dann fühlt sich das für mich zu sehr wie Ferien an. Und ichverliere an Spannung. Dann mache ich auch noch dies und das,was ich sonst nicht tun würde. Dagegen bin ich im Hotel vielklarer aufs Tennis fokussiert und spiele besser. Selbst in Dubaigehe ich während des Turniers ins Hotel, obwohl es praktischnebenan stattfindet.
Fühlst du dich denn überhaupt noch irgendwo daheim?
Wo ist deine Heimat ?
Für mich ist Basel ganz klar meine Heimat. Schliesslich sprecheich «Baseldütsch», bin dort geboren und aufgewachsen. Ich kennedort jeden Weg mit dem Bus, Auto, Velo oder zu Fuss. Seitherhabe ich schon an verschiedenen Orten in der Schweiz gewohntund habe mich dabei immer sehr wohl und zu Hause gefühlt. Aberdie Heimat ist Basel.
Und doch verbringst du in deinem zweiten Wohnsitz Dubai
fast noch mehr Zeit als in der Schweiz.
Dubai ist einfach von den Trainingsbedingungen her ideal für mich.Das Klima ist über den Winter angenehm warm. Klar mag es eineetwas künstliche Welt sein, die an eine grosse Ferienanlageerinnert, doch ist unser Leben dort extrem simpel und unkompli-ziert. Auch ist es geografisch perfekt gelegen auf halbem Wegnach Asien und Australien. Das macht es für mich zu einer idealenTrainingsbasis. Im Dezember in der kalten Schweiz den Trainings-aufbau zu machen, um danach im Januar bei 40 Grad in Australienzu spielen, das funktioniert nicht.
Aber kommen wir nochmals zum Thema Daheimsein zurück. Wo
hast du so persönliche Sachen wie Fotos, Souvenirs oder Bücher?
Die sind schon in Wollerau.Und wie ist das für deine Kinder? Wo haben sie ihre
Lieblingsspielsachen?
Immer wieder in neuen Hotelzimmer zu wohnen, ist tatsächlichnicht so einfach mit den Kleinen. Deshalb reisen wir auch mit so
vielen persönlichen Dingen um die Welt. Wir wollen so einbisschen das Zuhause-Gefühl in der Ferne schaffen. Plötzlichsteht da wieder eine Vase, auf die wir aufpassen müssen. Oder esgibt einen komischen Vorsprung, an dem sie sich weh tun könnten.Aber das gehört halt dazu. Das erste Jahr war schon recht hart.Aber mittlerweile sind sie etwas grösser, was vieles vereinfacht.Wir können mit ihnen auch immer mehr unternehmen, was enormSpass macht. Grundsätzlich versuchen wir schon, etwas mehr inder Schweiz zu sein, damit sie auch ein Gespür für die Jahreszei-ten bekommen. Auch sind hier viele unserer Freunde und Ver-wandten, vor allem auch die Grosseltern.
Aber das Gefühl eines typischen Schweizer Sonntagnach
mittags mit Papa und Mama dürften sie kaum kennen.
Eher selten. Ausser ich scheide relativ früh aus einem Turnier ausund habe dadurch ein paar geschenkte Freitage. Doch wenn ichwie in diesem Herbst eine längere Ruhephase einbaue, dann habeich mit einem Schlag wieder sehr viel Zeit für sie. Natürlich ist esnicht so klar geregelt wie bei Vätern mit einer normalen Anstellung,aber über alles gesehen, habe ich schon viel Zeit mit ihnen.
Was macht ihr, wenn die Mädchen ins schulpflichtige
Alter kommen?
Darüber haben wir uns bis jetzt noch keine ernsthaften Gedankengemacht. Irgendwie habe ich das Gefühl, das könnte mich zurzeitnur unnötig verunsichern. Da gibt es ja ganz verschiedeneVarianten zu überdenken. Wenn wir auf der Tour sind, geben wirsie ab und zu in Spielgruppen, damit sie auch Kontakt zu anderenKindern haben. Andererseits haben sie ja immer einander, wassehr schön ist. Aber du hast schon recht, diese Themen werdenbald einmal wichtig.
Die Ausbildung von Kindern ist auch das prägende Thema
deiner Stiftung. Dort hat sich im letzten Jahr einiges getan.
Insbesondere der Match for Africa vor einem Jahr war ein wichtigerMeilenstein. Zusammen mit unseren Sponsoren, allen voran dieCredit Suisse sowie Rolex, Lindt und National Suisse, sonstigenGönnern, aber auch dem Publikum in der Halle und zu Hausekonnten wir enorm viel Geld für die Stiftung sammeln. Das warunglaublich und hat mich natürlich sehr gefreut und berührt.Danach haben wir in der Stiftung viel darüber diskutiert, wie wirdie grösseren Mittel einsetzen sollen, welche neuen Projekte wirdazunehmen könnten. Daneben konnten wir in Malawi dank der
Credit Suisse bulletin spezial Roger Federer
Roger Federer 7F
otos
:C
hris
tian
Sch
nur
«Wir reisen bewusst mitvielen persönlichen Dingen.Wir wollen so den Kleinenein bisschen das ZuhauseGefühlin der Ferne geben.»
langfristigen Partnerschaft mit der Credit Suisse unser bislanggrösstes, auf zehn Jahre ausgelegtes Projekt lancieren, von demüber 50 000 Kinder profitieren werden. Das ist schon enorm.Ein Teil der Einnahmen vom Match for Africa floss aber auch insStiftungsvermögen, um damit die Nachhaltigkeit gewisser Projektezu garantieren. Ganz generell sind unsere Möglichkeiten inder Stiftung wesentlich grösser geworden, was uns völlig neuePerspektiven eröffnet. Das macht sehr Spass.
Ist dadurch auch deine zeitliche Belastung für die Stiftung
grösser geworden?
Nein, das würde ich so nicht sagen. Schliesslich haben wir fürdie Stiftung mittlerweile auch ein sehr professionelles Umfeldaufgebaut mit Janine Händel als Geschäftsführerin. Doch freut esmich, dass ich mir bereits während meiner aktiven Tenniskarriereviel Know-how in diesem Gebiet aneignen kann. Die Leute bringenmir für diese Arbeit auch viel Wohlwollen und Respekt entgegen.
Strategisch will sich die Stiftung künftig ja noch stärker auf
das südliche Afrika konzentrieren. Wie kommt das?
Es gibt auf dieser Erde so viele Länder und Regionen, die unsereUnterstützung brauchen könnten. Doch kann man nicht überallaktiv sein. Und indem wir uns auf eine bestimmte Region konzent-rieren, können wir ganz viele Sachen vereinfachen, für unsereGeschäftsführerin, unsere Gönner und nicht zuletzt auch für mich.So können wir zum Beispiel mit einem Field Trip gleich mehrereProjekte besuchen. Auch gibt es in der ganzen Region kulturelleGemeinsamkeiten, die zum besseren Verständnis beitragen.
Bei einer internationalen Umfrage des renommierten
Reputation Institute wurdest du als die Persönlichkeit mit dem
zweithöchsten Ansehen hinter Nelson Mandela ausgezeichnet,
noch vor dem Dalai Lama oder Bill Gates. Ist es nicht auch eine
gewisse Belastung, so ein grosses Vorbild zu sein?
In gewisser Weise sicher, doch bin ich gerne ein Vorbild für jungeMenschen. Zumal ich so auch die Eltern etwas unterstützenkann. Wenn sie zum Beispiel sagen können: «Das würde Rogerauch so machen, oder eben nicht.» Und natürlich musste ich etwasschmunzeln, als ich mich so weit vorne auf einer Liste von sogrossen Persönlichkeiten sah. Zumal einige von ihnen zu treffenfür mich ein kleiner Traum wäre. Gleichzeitig zeigt es mir, dassich sehr glaubwürdig bin und die Leute mir gerne zuhören und mirgerne zusehen. Das spüre ich natürlich auch auf dem Platz.
Das hat man ja auch beim Final in Paris gesehen, wo der
Gegner Tsonga eigentlich Heimvorteil hatte und vor eigenem
Publikum spielen konnte. Und trotzdem haben dich die Zuschauer
am Schluss sehr herzlich gefeiert.
Diese Zuneigung beruht aber auch auf Gegenseitigkeit. Schliess-lich mag ich das französische Publikum sehr. Es unterstützt michauch immer sehr herzlich beim French Open. Eigentlich hätten dieFranzosen ja genügend sehr gute Spieler in den eigenen Reihenund sind nicht auf ein ausländisches Idol angewiesen.
In seiner Biografie «Open» beschreibt Andre Agassi, wie er
nach dem Erreichen der Nummer eins in ein riesiges Loch fiel. Er
war endlich am Ziel angekommen, die Motivation weg. Du hast in
deiner Karriere bereits heute mehr erreicht als jeder andere.
Woher nahmst und nimmst du deine Motivation, um dich über
eine so lange Zeit ganz vorne zu behaupten und nicht zwischen
durch durchzuhängen?
In jeder Karriere gilt es bestimmte Zyklen durchzustehen, und dieMotivation ist ein riesiges Thema. Wie viel Mal willst du Wimbledongewinnen, wie viel Mal Basel? Und wollen ist nicht gleich können.In einem Final zu stehen und zu verlieren, ist zudem auch nichteinfach. Dann erscheint das Ganze wie eine verlorene Woche. ImMoment ist es zwar super. Du hast ein gutes Turnier gespielt,Punkte gesammelt, Geld verdient – was weiss ich, aber letztend-lich bleibt eine Niederlage im Final ein herber Rückschlag, den eswegzustecken gilt. Keiner erinnert sich an den Verlierer. Danachmusst du dich immer wieder aufs Neue inspirieren und motivieren.
Wie war das bei dir, als du im Februar 2004 nach dem Sieg
des Australian Open die Nummer eins übernahmst?
Das war tatsächlich ein eigentlicher Scheideweg in meiner Karriere.Ich musste mir die Frage stellen: Bin ich damit zufrieden, Wimbledon,die Weltmeisterschaften in Huston, das Australian Open gewonnenzu haben und die Nummer eins zu sein, oder will ich noch mehr ?Für mich war klar, dass ich noch mehr erreichen wollte. Dafürkonnte ich aber nicht jedem guten Angebot hinterherrennen. Geldwar für mich zweitrangig. Ich wollte mein Momentum bestmöglichnutzen und meine Karriere clever planen, um mich nicht inunnötige Verletzungen reinzureiten. Ich habe mir immer kurzfristigeund langfristige Ziele gesetzt. Und so konnte ich mein Feuerbehalten. Klar braucht es dann auch noch etwas Glück und dasrichtige Umfeld, und das habe ich eigentlich alles gehabt. >
bulletin spezial Roger Federer Credit Suisse
8 Roger Federer
Doch ganz konkret, was für ein motivierendes Ziel hast
du dir gesetzt, als du nach dem US Open und dem Davis Cup
die sechswöchige Pause eingelegt hast ?
Zuerst einmal ging es mir vor allem darum, meine Kräfte zuregenerieren. Ich war wirklich sehr ausgelaugt und musste nochkleinere Blessuren auskurieren, etwas Abstand gewinnen vomganzen Rummel, Zeit mit den Kleinen verbringen, mit meinerFrau Mirka; einfach mal alles etwas ruhiger nehmen und nicht sosehr im Zentrum stehen. Das war am Anfang ganz wichtig. In einerzweiten Welle kehrte dann die Lust zurück, noch schneller undstärker zu werden oder wenigstens zurückzufinden zu meinemvollen Potenzial. Am Schluss schaffte ich es gar, dass ich nochbesser als vor der Pause spielte, was natürlich eine wunderschöneBestätigung war.
Gerade der Final in Paris gegen Tsonga war in der Realität viel
umkämpfter, als das klare Resultat auf dem Papier vermuten
lässt. Der eine Breakball von Tsonga, der dann doch haarscharf
im Out war, hätte das ganze Spiel drehen können.
Das ist so. Das war vielleicht Pech für ihn und Glück für mich.Wäre der Ball drin gewesen, wären wir vermutlich in den drittenSatz gegangen und alles wäre womöglich anders gekommen. ImSpitzentennis sind Sieg und Niederlage extrem nahe beieinander.Man sagt ja auch auf Englisch: « It’s windy at the top», also, an derSpitze ist es windig. Es kann sehr einfach von der einen auf dieandere Seite kippen. Die Matches auf diesem Niveau sind extremeng und die Anstrengungen für die Spieler extrem hoch. Dazugehört für mich auch der Druck, dem man vor und nach dem Spielseitens des Publikums und der Presse ausgesetzt ist.
Aber am Schluss hast du das Spiel gewonnen.
Weil ich im entscheidenden Augenblick mental eine Spur konzen-trierter und 100 Prozent von mir überzeugt war. Ich war mir sicher,dass ich das Richtige tue. Letztendlich glaube ich schon daran,dass du das Glück mit viel harter Arbeit ein bisschen auf deineSeite zwingen kannst.
War deshalb auch der Sieg in Basel so wichtig für dich?
Es war einfach auch wieder einmal schön, von einem Turnier alsSieger abzureisen. 99 Prozent der Spieler reisen als Verlierer heimund nur einer als Sieger. Tennis kann eine enorm frustrierendeSportart sein und sehr an den Nerven zehren. Es gibt nichtsBesseres, als zu gewinnen.
«Letztlich glaube ich schon,dass du das Glück mit viel harterArbeit ein bisschen aufdeine Seite zwingen kannst.»
War da nicht auch eine gewisse Portion Genugtuung dabei,
dass du einmal mehr als vielerorts bereits Abgeschriebener
wieder so stark zurückgekehrt bist ?
Vielleicht ein bisschen. Grundsätzlich sehe ich das mittlerweilesehr viel entspannter als früher. Ich bin in meiner Karriere aneinem Punkt angelangt, wo ich mich aufs Wesentliche konzentrie-ren kann: Tennis zu spielen, Freude daran zu haben und es zugeniessen, in Basel zu sein. Und klar lese ich auch gerne wiedereinmal schöne Berichte über meine Matches statt die ständigenNörgeleien, dass ich doch besser zurücktreten solle. Aber wennich dann in zwei, drei Jahren immer noch da bin, dann sehendas hoffentlich die meisten etwas anders und freuen sich darüber.Das war bei Agassi ja auch so.
Aber einmal ganz ehrlich: Kann für dich in deinem Alter
das enorm kräfteraubende Erringen der Nummer eins noch das
Ziel sein?
Offiziell vielleicht nicht, aber in mir drin muss dieses Feuer immernoch brennen. Sonst wirds schwierig. Klassierungen im Tennissind ungemein schnelllebig. Du kannst innerhalb von kürzesterZeit sehr viele Punkte aufholen und dafür im nächsten Jahr eben-so schnell wieder alle verlieren. Dass ich zwischen 2004 und2008 so lange die Nummer eins verteidigen konnte, war schonsehr aussergewöhnlich. Doch wenn ich es wieder schaffen sollte,über eine längere Zeit sehr gut zu spielen, ist alles möglich.
Was mich immer wieder fasziniert bei den grossen Tennis
turnieren, ist diese Einsamkeit der Spieler auf dem Platz
inmitten von Tausenden von Zuschauern. Sie dürfen ja grund
sätzlich während des ganzen Spiels mit niemandem sprechen.
Wie empfindest du das?
Das ist schon sehr speziell. Wir haben ja auch keinen Helm, hinterdem wir uns verstecken könnten. Wir sind da unten gänzlich
Credit Suisse bulletin spezial Roger Federer
Roger Federer 9
Geboren 8. August 1981 in Basel
Grösse 186 cm
Gewicht 85 kg
Spielhand Rechts (einhändige Rückhand)
Erstes ATPTurnier Juli 1998 in Gstaad
Erste Profisaison 1999
Platzierung Weltrangliste Nummer 4 (total 286 Wochen Nummer 1)
GrandSlamTitel 16
Australian Open 2004, 2006, 2007, 2010
French Open 2009
Wimbledon 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2009
US Open 2004, 2005, 2006, 2007, 2008
Turniersiege Einzel 69
Turniersiege Doppel 8
Olympische Medaille Gold (Peking 2008, Doppel)
Auszeichnungen Als erster Sportler überhaupt bei den LaureusWorld Sport Awards viermal zum Weltsportler des Jahres gewählt(2003, 2004, 2006, 2007)
Persönliches Vater Robert ist Schweizer und Mutter LynetteSüdafrikanerin; lernt 2000 an den Olympischen Spielen in Sydney dieProfi Tennisspielerin Mirka Vavrinec kennen, die er am 11. April 2009heiratet; am 23. Juli 2009 Geburt der Zwillingstöchter Charlene Rivaund Myla Rose.
Fakten einer grossen KarriereStand 19.November 2011
auf uns allein gestellt. Gleichzeitig wird jede kleinste Regung undEmotion gnadenlos von Fernsehkameras in Nahaufnahme ein-gefangen. Dessen bist du dir schon bewusst. Entsprechendtauchst du beim Rauslaufen auch in eine Art Scheinwelt ein, dieaber gleichzeitig auch sehr reell wird, weil du ja dort genaudas machst, was du am besten kannst. Und dann bekommst duauch sehr direkt den Applaus des Publikums zu spüren, odereben nicht.
Suchst du nie den Augenkontakt mit jemandem aus
deinem Umfeld?
Ab und zu schon, gerade in Basel. Aber selten zu jemandemaus meinem Team. Ich möchte nicht zu sehr von meinenTeam-Mitgliedern abhängig werden. Schliesslich muss ich auchohne sie im Stadion gut spielen können. Es ist mir zwar wichtigzu spüren, dass sie mich unterstützen und auch mein Spiel analy-sieren, aber gleichzeitig gehe ich davon aus, dass jede Personso viel Selbstvertrauen haben sollte, dass sie im entscheidendenMoment auch auf sich alleine gestellt überleben kann.
Schauen wir noch ein bisschen voraus aufs Olympia-Jahr.
Dieses Olympia-Turnier scheint dir speziell wichtig zu sein.
Ja und nein. Ich kann mich nicht speziell auf dieses Turniervorbereiten, weil ohnehin alles vorgegeben ist. Zuerst kommt dasTurnier in Halle, dann Wimbledon und dann drei Wochen späterdas Olympia-Turnier in Wimbledon. Da bliebe sogar noch etwasZeit, Ferien zu machen. Damit ist die ganze Vorbereitung eigent-lich schon optimal und man braucht auch nicht weit zu reisen.Normalerweise müsste ich dann in Topform sein, ausser ich verlet-ze mich. Und das wäre zum Beispiel kurz vor den French Openfatal. Dann würde ich gleich drei riesige Highlights verpassen.Entsprechend muss ich im nächsten Jahr extrem konzentriert beider Sache sein und alles richtig machen. Aber das gilt für alleSpieler gleichermassen. Das macht meine vierte Olympia-Teil-nahme zwar von der Vorbereitung her zur einfachsten, und trotz-dem ist es die speziellste.
In welcher Beziehung?
Weil es in Wimbledon ist, einem für den Tennissport so wichtigenOrt. Aber Olympia war für mich schon immer sehr speziell.Beim ersten Mal in Sydney habe ich Mirka kennengelernt undwurde zudem noch Vierter, was keiner erwartet hatte. Dannwar ich zweimal Fahnenträger in Peking und Athen und habe auchnoch im Doppel Gold gewonnen.
Und die Möglichkeit eines gemischten Doppels mit Martina
Hingis bei Olympia wäre tatsächlich eine Option für dich?
Ich habe mit ihr nie persönlich darüber gesprochen und müsstedas nächstens mal ernsthaft angehen. Für sie wäre der Effortsicher grösser als für mich, weil sie teilweise auf die Tour zurück-kehren müsste. Und ob sie das mit 31 Jahren nochmals will,weiss ich nicht. Falls es nicht zustande kommt, geht jedenfalls fürbeide keine Welt unter.
Auch wenn du ganz offensichtlich noch viel Spass und Erfolg
im Tennissport hast – mit 30 Jahren beginnst du dir sicher schon
langsam Gedanken über dein Leben nach dem Tennis zu machen.
Natürlich sehe ich heute das Leben etwas anders als nochvor fünf Jahren, als das Tennis meinen Alltag zu 100 Prozentprägte. Ich mache mir klar mehr Gedanken über das Leben nachdem Tennis. Doch da zeichnen sich schon heute spannendeAufgaben ab – nicht zuletzt bei meiner Foundation oder bei meinenSponsoring-Partnern. Interview: Daniel HuberF
otos
:C
hris
tian
Sch
nur
|C
redi
tS
uiss
e
Grosser Empfang für Janine Händel, Geschäftsführerin der Roger Federer Foundation, beimfast fertigen UfuluZentrum in Peheriya, im Südenvon Malawi. Sie betont bei ihrer Rede, dass in ersterLinie der Einsatz der Dorfgemeinschaft entscheidendsei, um den Kindern einen besseren Start in dieZukunft zu ermöglichen. Die RFF könne sie lediglichbei ihren Bemühungen unterstützen.
bulletin spezial Roger Federer Credit Suisse
10 Roger Federer Foundation
Roger Federer Foundation 11
Credit Suisse bulletin spezial Roger Federer
>Fot
o:B
erna
rdva
nD
iere
ndon
ck
Kindern in Malawizu einem besserenStart verhelfenRund 54 000 Kinder sollen im Verlaufe der nächsten zehn Jahrevon einem neuen Projekt der Roger Federer Foundation (RFF )im Bereich der frühkindlichen Bildung profitieren. Das bislanggrösste Projekt der RFF ist dank der Partnerschaft mit derCredit Suisse möglich geworden. Das bulletin hat Janine Händel,Geschäftsführerin der RFF, bei ihrem Field Trip ins sehrarme, aber wunderschöne Land im Südosten Afrikas begleitet.
Nur wenige Minuten nach der Landung inLilongwe sitzt Janine Händel mit ihrem leichten Handgepäck auch schon in einem Wagenvon ActionAid Malawi, der sie auf direktemWeg zum Hotel Crossroads im Regierungsviertel fährt. Dort laufen die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren für den Empfangder Ministerin für Kinder und GemeindenEntwicklung, der ehrenwerten Theresa Gloria Mwale, die sich anlässlich des offiziellenAuftakts des bislang grössten RFFProjektsdie Ehre gibt.
Im grossen Saal des sehr westlich anmutenden Kongresshotels begrüssen singendeund tanzende Kinder die rund 150 Gäste. Beidiesen handelt es sich um Vertreter vonActionAid Malawi und weiteren Hilfsorganisationen, die im Bereich der frühkindlichenBildung aktiv sind, ausgewählte Kleinkinderbetreuerinnen und betreuer, sonstige Ehrengäste sowie Radio, TV und Zeitungsjournalisten. Anlass des Festaktes ist einerseitsdie offizielle Lancierung des Projekts sowieandererseits die Präsentation der so genannten Baseline Study, die von ActionAid Malawiim Auftrag der RFF durchgeführt wurde.
Diese breit angelegte Feldstudie versuchtden IstZustand im Bereich der frühkindlichen Bildung in sechs Distrikten Malawiszu erfassen, damit die richtigen Prioritätengesetzt werden können und die Erfolge oderMisserfolge der getroffenen Massnahmenüber die Jahre messbar gemacht werden.
Frühkindliche Förderung wegweisend
Die Stimmung ist ausgelassen und heiter.Nach dem Begrüssungsgebet führt eineZeremonienmeisterin durch das dichte Programm von Rednern und Rednerinnen, verschiedenen Gesangs und Tanzgruppen sowie einem KomikerDuo. Janine Händel hebtbei ihrer Rede, bei der sie eingangs die vielfältige Schönheit des Landes preist, diegrosse Bedeutung der frühkindlichen Förderung hervor, die wegweisend für die ganzespätere Entwicklung eines Menschen sei.Sie verweist zudem auf die grosse TraditionMalawis in diesem Bereich. Das bestätigtauch Martha Khonje, die Landeschefin vonActionAid Malawi. So seien in den 1990erJahren auf Initiative der Regierung über8000 so genannte CommunityBased
bulletin spezial Roger Federer Credit Suisse
12 Roger Federer Foundation
Chronologiedes neuenMalawi-Projekts 12/2009
Im Dezember 2009 wird im Rahmender neu eingegangenen SponsoringPartnerschaft mit Roger Federer eineZusammenarbeit mit der Roger FedererFoundation (RFF ) vereinbart. DieCredit Suisse unterstützt die RFFwährend zehn Jahren mit einer MillionUSDollar pro Jahr.
01/2010Im Januar 2010 kommen bei einerersten gemeinsamen Sitzung Vertreterder RFF und der Credit Suisse überein,dass die zusätzlichen Mittel hauptsächlich zur Lancierung einer neuen,langjährigen Bildungsinitiative in Afrikaverwendet werden sollten.
Oben links Janine Händel (rechts),Geschäftsführerin der RFF, mit TheresaGloria Mwale, Ministerin für Kinderund GemeindenEntwicklung, bei deroffiziellen Lancierung des Projekts am12. Juli 2011 in Malawi.Mitte links Janine Händel malt zusammenmit Kindern im UfuluZentrum in Peheriya.Unten links Frühkindliche Förderungunter dem Mangobaum: Das noch sehrrudimentäre Zentrum in Ng’andu erhältschon bald einen neuen Gebäudekomplex.Oben rechts Die Behelfsküche im UfuluZentrum mit einem neuen Holzofen, der dankZementauskleidung speziell energieeffizient ist.Unten rechts Bestehende Ressourcenfördern: Dorfbewohner bei der Herstellungvon Lehmziegeln für den Bau des neuenZentrums in Ng’andu.
Fakten Malawi
Bevölkerung13,1 Millionen
40 Prozent leben unter derArmutsgrenze
DurchschnittlicheLebenserwartung52,4 Jahre
Ernährung19 Prozent der unter 5jährigensind unterernährt
HIV/Aids12 Prozent der 15bis49Jährigen haben HIV/Aids
Offizielle LandessprachenEnglisch und Chichewa
Wichtigste ExportgüterTabak, Tee, Zucker, Baumwolle
WährungMalawische Kwacha
Quelle: DFID 2009/2010
Distrikte der Initiative
Chitipa
MzuzuCity
LilongweCity
ZombaMunicipality
Liwonde
BlantyreCity
Rumphi
Ntchisi
Lilongwe
Machinga
Nsanje
Ng’andu
02/1001/102010
12/09
Credit Suisse bulletin spezial Roger Federer
Fot
os:
Ber
nard
van
Die
rend
onck
Roger Federer Foundation 13
04/2010Im April 2010 treffen sich je einVertreter der RFF und der CreditSuisse zu einem Workshop mit dreiexternen Experten. Ziel ist, das weiteFeld von Möglichkeiten im Bereichvon Bildungsinitiativen in Afrikaeinzugrenzen. Es keimt die Idee eineslangfristig angelegten Projekts imBereich der frühkindlichen Bildung.
06/2010Im Juni 2010 kommt es zu einemzweiten Workshop, bei dem dasgeografische Wirkungsfeld eines sogross angelegten Projekts diskutiertwird. Daraus resultieren schliesslichzwei Empfehlungen für den Stiftungsrat.
07/2010Ende Juli 2010 entscheidet derRFFStiftungsrat in einer Sitzung, dassdie zusätzlichen Mittel durch diePartnerschaft mit der Credit Suisse fürdie Lancierung und Betreibung einesneuen, zehnjährigen Programms imBereich frühkindlicher Bildung in Malawiverwendet werden. Für Malawi sprichtdas Erfüllen der Richtlinien der Stiftung,da Malawi in Afrika liegt und zu denärmsten Ländern der Welt gehört.Weitere Punkte sind die schon seitLängerem stabile politische Lage, dieGrösse des Landes, das zwölf MillionenEinwohner zählt und somit relativüberschaubar ist, die gute Erreichbarkeit und die weit verbreitete englische
Amtssprache. Zudem hat die Regierungdie Notwendigkeit der frühkindlichenEntwicklung bereits erkannt und hatentsprechende Massnahmen schonergriffen, diese aber mangels notwendiger Mittel nur unzureichend umgesetzt. Recherchen zeigen in einemnächsten Schritt, dass in Malawi bereits44 lokale Organisationen im Bereichfrühkindlicher Bildung aktiv sind. EineAuswahl der grössten und etabliertesten Organisationen wird seitens derRFF gebeten, per Ende September2010 Konzeptvorschläge für ein ZehnJahresProgramm zu erstellen.
diese Ausbildungsmodule werden auch dieMitglieder der Trägerkomitees miteinbezogen, damit sie ein besseres Verständnisfür die Bedeutung der Kleinkinderförderungbekommen und die Führung solcher Zentrenerlernen.
Bevölkerte Landstrassen
Wie sich die trockene Theorie in der Praxisanfühlt, erfahren wir in den darauf folgendenzwei Tagen. Früh am nächsten Morgen gehtes vier Stunden lang in zwei Geländewagenin halsbrecherischem Tempo über holprigeAsphaltstrassen in den Südosten Malawisnach Liwonde. Die Strasse ist praktischdurchgehend mit Menschen bevölkert, dieeinzeln oder in kleinen Gruppen zu Fuss odermit Fahrrädern Holz, Kartoffeln, Zuckerrohr,Gurken, Hühner oder einfach nur Wasservon A nach B transportieren. Dabei tragenFrauen teilweise riesige Körbe und sonstigeLasten überaus elegant auf dem Kopf. Mitdurchschnittlich 105 Menschen pro Quadratkilometer gehört Malawi zu den am dichtesten bevölkerten Staaten Afrikas. Dasmacht Privatsphäre selbst auf der Landstrasse zum Luxus.
Schmackhaftes Landesgericht Nsima
In Liwonde essen wir in einem Strassenkaffee einen Fischeintopf, der zusammen miteinem pappigen, weissen Maisbrei, Nsimagenannt, mit den Händen gegessen wird.Danach überqueren wir den Fluss Shire und
fahren eine weitere Stunde ins sumpfigeHinterland des MachingaDistrikts nahe derStaatsgrenze zu Mosambik, um danach abseits der Hauptstrasse nochmals eineinhalbStunden lang auf holprigen Sandpisten zurkleinen Siedlung Ng’andu vorzudringen. Dortwerden wir von singenden und tanzendenFrauen empfangen, welche die Besucher zueiner Ruine geleiten, wo seit gut einem Jahrwieder ein Zentrum für Kleinkinder betriebenwird. Es handelt sich um ein ehemaliges Gerichtsgebäude. Doch die Betreuerinnen undBetreuer benutzen es zusammen mit einemMangobaum als Hort für rund 160 Kleinkinder. Das heruntergekommene Gebäude sollzusammen mit dem Nebengebäude restauriert werden. Ziel ist es bei allen CBCCs desProjekts, nebst einem grossen Aufenthaltsraum und verschiedenen kleineren Schul,Spiel und Ruheräumen eine Küche und eineToilette zu haben. Dazu kommen Spielgeräteim Freien und einen kleinen Garten.
Grüsse von Roger Federer
In den Reden der verschiedenen Dorfoberhäupter sowie der regionalen Verantwortlichen von ActionAid wird immer wieder dergrosse Wille der Dorfgemeinschaft hervorgehoben, dieses CBCC in neuem Glanz erstrahlen zu lassen und so den Kindern desDorfes eine entscheidende Starthilfe mit aufden Lebensweg zu geben. Im Gegenzugüberbringt Janine Händel in ihrer Rede nichtnur Grüsse von Roger Federer aus dem
Childcare Centers, kurz CBCCs, also in denGemeinden verankerte Kleinkinderbetreuungszentren, gebaut worden. Doch seienüber 80 Prozent nur noch sehr eingeschränktoder fast gar nicht mehr funktionstauglich.Und nur gerade ein Drittel aller KleinkinderMalawis könnten tatsächlich ein solchesZentrum besuchen.
80 Zentren in sechs Distrikten
Das neue, auf zehn Jahre ausgelegte Projektder Roger Federer Foundation, das dank derlangfristigen Partnerschaft mit der CreditSuisse möglich wurde, sieht die Qualitätssteigerung von 80 bereits existierendenCBCCs in sechs Distrikten von Malawi vor.Diese sollen eine Art Vorbildfunktion für alleanderen Zentren im Land übernehmen. Dabei werden von ActionAid aber nicht etwastur nach Schema X komplett neue Einheitszentren aus dem Lehmboden gestampft.Im Gegenteil: Bei der Verbesserung desStandards wird ausschliesslich auf bestehenden Infra und Organisationsstrukturen aufgebaut, und diese werden sehr individuellmit gezielten Verbesserungsmassnahmenauf ein einheitliches Niveau gehoben. Dabeisollen möglichst alle baulichen Veränderungen von der Gemeinde selber durchgeführtwerden, um so eine breite Verankerung zugarantieren. Ganz wichtig seien zudem dieAusbildung und das Coaching der rund800 Kleinkindererzieherinnen und erzieher,die allesamt auf Freiwilligenbasis arbeiten. In >
03/10 04/10 05/10 06/10 07/10 08/10
bulletin spezial Roger Federer Credit Suisse
10/2010Ende Oktober 2010 entscheidet sichder RFFStiftungsrat für den Konzeptvorschlag von ActionAid InternationalMalawi. Diese ganz und gar lokaleOrganisation ist seit über 20 Jahren imLand aktiv und eingebettet in einerinternationalen Föderation von über40 nationalen Organisationen. DerSitz der Föderation befindet sich inJohannesburg, Südafrika.
03/2011Ende März 2011 reist die RFFGeschäftsführerin Janine Händel inBegleitung des StiftungsratsmitgliedsChristoph Schmocker nach Malawi,um sich vor Ort einen Eindruck von derAusgangslage zu machen und denProgrammvorschlag mit den Verantwortlichen von ActionAid zu diskutieren.
11/2010ActionAid erhält Mitte November 2010den Auftrag, bis Ende Januar 2011eine so genannte Baseline Study – zuDeutsch IstAnalyse – zu erstellen. Inder Folge werden die im Konzeptvorgesehenen 80 Kleinkinderzentren in6 Distrikten (von total 28) von Malawibesucht und analysiert – es wirdalso eine Art Bestandesaufnahme derheutigen Situation gemacht. DieResultate der Baseline Study sindwichtig, um möglichst realitätsnaheund damit wirkungsvolle Massnahmenpakete zu definieren.
09/2010Ende September 2010 wird eine engereAuswahl der eingereichten Vorschlägegetroffen und einem Expertengremiumvorgelegt. Daraus resultiert eineZweierempfehlung mit einem klarenFavoriten.
Oben Das fast fertige UfuluZentrum(CommunityBased Childcare Center –CBCC) in Peheriya, im Machinga Distrikt.Unten Unterwegs von Lilongwe nachLiwonde: Die Strassen in Malawi sindpraktisch durchgehend bevölkert mitMenschen, die zu Fuss oder mit Fahrrädern Waren transportieren.
Fortsetzung von Seite 13
Partnerschaft mit der Credit Suisse
Im Rahmen der 2009 abgeschlossenen Sponsoring-Partnerschaftmit Roger Federer fliesst jährlich eine Million US-Dollar in dieRoger Federer Foundation (RFF), was die Lancierung dieses neuenProjekts in Malawi massgeblich ermöglichte. Neben der Partner-schaft mit der RFF unterstützt die Credit Suisse im Rahmenihrer eigenen globalen Bildungsinitiative weitere ausgewählteinternationale Organisationen und verhilft dadurch Tausenden vonbenachteiligten jungen Menschen im schulpflichtigen Alter zueiner soliden Ausbildung.
Sehen Sie dazu weitere Fotos unddie Videos zur festlichen Lancierungdes Projekts in Lilongwe sowiezu den Besuchen der Zentren unterwww.credit-suisse.com/bulletin.
09/10 10/10 11/10 12/10 01/11 02/112011
Roger Federer Foundation 15
Credit Suisse bulletin spezial Roger Federer
Fot
os:
Ber
nard
van
Die
rend
onck
>
15/03/2011Am 15. März 2011 reicht die Partnerorganisation ActionAid einen konkretenProgrammvorschlag für die erste Phaseüber drei Jahre ein.
07/04/2011Am 7. April 2011 informiert JanineHändel in einer Sitzung des RFFStiftungsrats über ihre Eindrückein Malawi und den Stand des Projekts.Erst jetzt erteilt dieser das definitive«Go» für die Umsetzung der Initiative,und ein erster substanzieller Geldbetragwird zugunsten von ActionAid nachMalawi überwiesen.
01/05/2011Am 1. Mai 2011 erfolgt in Malawi derStart des bislang grössten Projektsder Roger Federer Foundation. Diesessoll in einem der ärmsten Länder derWelt in den nächsten zehn Jahrendie frühkindliche Bildung für rund54 000 Kinder direkt entscheidendverbessern und ihnen damit einenbesseren Start in ein selbstbestimmtesLeben erlauben. Möglich wurde dasProjekt dank der langfristigenPartnerschaft mit der Credit Suisse.
12/06/2011Am 12. Juni 2011 wird in der malawischen Hauptstadt Lilongwe mit einerfeierlichen Zeremonie die offizielleLancierung des Projekts gefeiert. Unterden Ehrengästen ist neben JanineHändel, CEO der Roger FedererFoundation, auch die malawischeMinisterin für Kinder und GemeindenEntwicklung, die ehrenwerte TheresaGloria Mwale. Bei diesem Anlasswerden auch die Ergebnisse der imDezember 2010 und Januar 2011 vonActionAid Malawi durchgeführtenBaseline Study vorgestellt.
fernen Europa und bedankt sich für all dieEhrerbietungen beim Empfang, sie bestärktauch alle Anwesenden in deren Willen, etwasaus eigener Kraft zu verändern. «Die eigenenRessourcen der Gemeinschaft zu erkennenund besser zu nutzen, gehört denn auch zuden obersten Zielen bei diesem neuen Projekt in Malawi», erklärt Janine Händel imGespräch. «So wird auch nicht etwa eineBaufirma für die Renovation der Gebäudebezahlt, sondern lediglich das notwendigeWerkzeug und Material beschafft, damit esdie Dorfbewohner selber bewerkstelligenkönnen.» Martha Khonje von ActionAid ergänzt: «Die Verantwortlichen des CBCC sagen uns, was sie brauchen, und wir besorgenes für sie oder bezahlen die Rechnungen.»Das Gleiche gilt auch für die Dinge wieSchreibwaren oder Saatgut für die Gärten inBezug auf den eigentlichen Betrieb des Zentrums. Während ihres Aufenthaltes erhaltendie Kinder eine kleine Mahlzeit, die in derRegel aus einem Becher nahrhaftem Maisbrei besteht.
Lehmziegel getrocknet und gebrannt
Wie dieser Brei in einem grossen Topf zubereitet wird, sehen wir am nächsten Tag beimBesuch des fast fertigen UfuluZentrums nurwenige Kilometer Luftlinie entfernt – auf denSandpisten dauert die Reise mehr als eineStunde. Dieses CBCC wurde ursprünglichvon einem Hilfsprojekt der italienischen Regierung initiiert und finanziert. Dann wurde
bei einem Sturm vor zwei Jahren das Dachweggefegt und der Betrieb eingestellt. Nunhat es ActionAid im Zuge des RFFProjektswieder reanimiert. Zusätzlich zum Dach kamzudem eine gedeckte Aussenhalle dazu. Fastfertig ist ausserdem der Toilettentrakt. Dagegen steht beim Küchengebäude erst derGrundriss, doch sind mehrere Männer mitdem Aufeinanderreihen und Pflästern derroten Tonziegel beschäftigt. Diese werdenvor Ort geformt, getrocknet und gebrannt.Zurzeit wird noch in einem mit Schilf eingezäunten Küchenbehelf gekocht. Doch stehtdort schon ein moderner, mit Beton ausgekleideter und damit äusserst energieeffizienter Kochofen. Dieser wurde ebenfalls vomRFFProjekt finanziert. Im weitgehend abgeholzten Malawi wird Brennholz immer mehrzur Mangelware. Drei Frauen sind mit demZubereiten des Maisbreis in einem grossen
Topf beschäftigt. Auch in Ufulu werden wirvon einem Zeremonienmeister durch einstraffes Programm von Reden der CBCCVerantwortlichen und Dorfoberhäupter, Gesängen, Tänzen und sonstigen Darbietungengeführt. Dagegen sind die vier bis sechsjährigen Kinder ganz offensichtlich etwaseingeschüchtert von den weisshäutigen Besuchern aus dem fernen Europa, die ihnenbeim Formen mit Lehm, Malen, Singen, Tanzen und Seilspringen zuschauen. Zumal allewichtigen Oberhäupter der Dorfgemeinschaft zur festlichen Begrüssung der Gästegekommen sind.
Kompletter Neubau
Es folgt ein letzter Besuch im CBCC von Selemani, das zurzeit noch in einer traditionellen Strohhütte untergebracht ist. Doch laufen die Vorbereitungen für einen komplettenNeubau auf Hochtouren. Bereits ist einüppiger Vorrat an gebrannten Tonziegelnangelegt und ein Grundstück gut platziertim Zentrum der Siedlung direkt neben derStrasse gerodet und vorbereitet. Hier sollendereinst bis zu 150 Mädchen und Buben ausder Region im Alter zwischen vier und sechsJahren für ein besseres Leben vorbereitetwerden.
Als die Schatten langsam länger werden,was im winterlichen Malawi bereits um vierUhr beginnt, machen wir uns übervoll mitEindrücken und Erlebnissen auf den langenHeimweg. Daniel Huber
03/11 04/11 05/11 06/11 07/11
«Bei diesem Projekt istvor allem auch wichtig,dass die Gemeinschaftdie eigenen Ressourcenerkennt und besser zunutzen weiss.»Janine Händel, Geschäftsführerin der RFF
bulletin spezial Roger Federer Credit Suisse
16 Roger Federer Foundation
Malawi ist unbekanntes Terrain, sozusagen Terra incognita. Wenn ich neueBekanntschaften schliesse und gefragtwerde, woher ich komme, antworte ich:«Malawi.» Oft lautet dann die Rückfrage:«Mali?» Ich erkläre dann, dass Malawi einkleines Land im Süden Afrikas nebenMosambik und Simbabwe ist. Einige erzählen dann, dasssie schon einmal in Mosambik waren – Galudo – traumhaft schöner Strand – und natürlich auf Mauritius.
Einmal wollte man mich auf eine Konferenz nachÖsterreich einladen. Als ich für eine Buchpräsentationin Wien war, traf mich der Organisator der Konferenz imHotel und fragte mich: «Wie ist es in Mali?» «Malawi»,verbesserte ich und erhielt einen verwirrten Blick. Wirfuhren mit dem Meeting fort, doch der Mann kam niewieder auf die Konferenz zu sprechen, und der Terminist mittlerweile verstrichen.
Ist es ein Problem, dass die meisten Menschen dasLand, aus dem man stammt, nicht auf einer Landkartefinden können? Früher habe ich das gedacht – jetzt abernicht mehr. Für einen Künstler ist es gut, aus einemruhigen Land zu kommen – es gibt dort weniger Gefängniszellen, in die man gesteckt werden kann, als beispielsweise in China, Simbabwe oder den USA. Das gibt mirdie Möglichkeit, aus dem Nichts meine eigene Identitätzu kreieren. Seit einiger Zeit bin ich für meine «Holy Balls»bekannt – Fussbälle beklebt mit Seiten aus der Bibelnach dem Motto «Exercise and Exorcise». Dies bringtmich zu der nächsten Besonderheit von Malawi: seinerstarken Religiosität. Dies betrifft mehr als den Glaubenan Gott, den Teufel oder den Sinn des Lebens, sondernes handelt sich um eine Frage der Identität. Im Zuge derraschen Modernisierung des Landes wird die traditionelle Lebensweise einer schönen neuen Welt geopfert –viele verlassen ihre entlegenen Dörfer, um sich in denüberall im Land entstehenden Städten ein neues Auskommen zu suchen. Viele kommen dabei von ihrem Wegab. Die Kirche hilft diesen verlorenen Seelen, und diesoft bereits im irdischen Leben.
Dank des Erbes von Martin Luther – das sogar inAfrika weitergeführt wird – und da jeder zum christlichenGlauben Bekehrte seiner eigenen Überzeugung treubleibt, ist die Zahl der Glaubensbekenntnisse im Land
wahrscheinlich ebenso gross wie dieder Kirchen, als da wären die Church ofthe Nazarene, die Church of the AfricanNazarene, die Baptist Church of Malawiund die Apostolic Baptist Church of Malawi und viele mehr.
Diese Kirchen sind die besten Schulenfür kritisches Denken und Kreativität, die ich je gesehenhabe. Als ich heranwuchs und Künstler werden wollte,gab es in Malawi noch keinen Kunstladen und keineGalerie. Das war aber kein Problem, denn in einer typischpresbyterianischen Sonntagsschule in Malawi herrschtegenug Dissens unter den Lehrern über die wahre Bedeutung der Schrift, dass man lernen konnte, dass esverschiedene Weltanschauungen gibt – und dass Gottwahrscheinlich nicht existiert ! Das war alles, was manwissen musste, um Künstler zu werden. Als ich nachGrossbritannien ging, um Kunst zu studieren, war ich gutvorbereitet.
Die Landesgrenzen von Malawi wurden völlig willkürlich gezogen. Die einer Süsskartoffel ähnelndeForm wurde während des Wettlaufs um Afrika Endedes 19. Jahrhunderts von einigen Abenteurern aus demviktorianischen England über einer guten Flasche Weinfestgelegt. Sie hatten einen herrlichen See im GrossenAfrikanischen Grabenbruch entdeckt und wollten sichetwas Land darum herum sichern, um die Füsse hochlegen zu können und den goldenen Glanz auf dem Seebei Sonnenuntergang zu geniessen. Die Portugiesen,die vor ihnen da gewesen waren, überliessen ihnen denSee, solange sie sich nicht andernorts in der Region inihre Geschäfte einmischen würden. Dieser See hatdem Land seinen Namen gegeben: Malawi, das bedeutet «Flammen».
Als Folge des viktorianischen Romantizismus war dasHeimatdorf meiner Mutter in Ntcheu, als ich in meinerKindheit dort zu Besuch war, in der Mitte durch einestaubige Strasse geteilt, die gleichzeitig die Grenze zwischen Malawi und Mosambik bildete. Eines Morgenswachten einige meiner Verwandten auf, um festzustellen,dass ihr Land nun zu Mosambik gehörte – nur damitein paar europäische Abenteurer in Ruhe bei einem GlasGin Tonic den glänzenden See in der Ferne bewundernkonnten. Im Grunde genommen kann ich ihnen
Menschlichkeit, Leichtigkeit undFlammen: Eine Safari in Malawi
Autor und Künstler Samson Kambalu über sein Malawi
Roger Federer Foundation 17
Credit Suisse bulletin spezial Roger Federer
gar keinen Vorwurf machen. Der Malawisee ist wirklichatemberaubend schön – das kann ich persönlich bezeugen. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, hätte ich dasselbegetan. Der See beheimatet 300 farbenprächtige Fischarten, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt.
Ich frage mich, wovon sich meine Vorfahren ernährthaben, bevor ihr Dorf durch die staubige Strasse inzwei Hälften geteilt wurde. Wahrscheinlich von Wild,Wurzeln, Hirse und Nüssen. Aber als ich geboren wurde,entsprach das Essen dem viktorianischen Ideal, d.h.,es war eine einfach zubereitete, frugale Kost, die manheute als «gesunde Ernährung» bezeichnen würde.Das meiste wurde entweder gekocht oder gebraten –und mehr nicht. Ein gutes, einfaches, christliches Mal,wie Queen Victoria es empfohlen hätte, bedarf keinerausgefallenen Gewürze, sondern lediglich einer PriseSalz zur Verfeinerung des Geschmacks. Und so ist esnoch heute. Fleisch gab es nur sonntags. Es werdenauch nicht viele Rinder im Land gezüchtet. Unter derWoche lebte man vegetarisch von einer Diät ausMaismehl und Kidneybohnen, Kürbisblättern mit Erdnüssen, BackJackBlättern und Ndiwo. Das Nationalgericht Maisbrei oder nsima wurde oft gegessen. Ironischerweise ist gerade diese Speise dafür verantwortlich,dass viele Kinder schlecht ernährt sind, da die nahrhaftenBestandteile der Maiskörner nicht verwendet werden.Ein weiteres beliebtes Gericht war Mgaiwa, ein rustikalerMaiskuchen, der für den modernen Malawier nicht feingenug ist.
Aufgrund der Lage im Grossen Afrikanischen Grabenbruch herrschen in Malawi keine günstigen Bedingungenfür grossflächige Landwirtschaft, denn bei geringen Niederschlägen leidet die Ernte. Dasselbe ist der Fall, wennes zu starke Niederschläge gibt: Alles wird in den ShireFluss hinunter nach Mosambik gespült, sodass das grosse Land oftmals im Elend versinkt. Grösstenteils erfolgtdie Landwirtschaft in Malawi auf kleinen Flächen und fürden Eigenbedarf, weshalb das Land immer kurz davorsteht, in eine Hungersnot und schreckliche Armut abzugleiten. Malawi verfügt weder über Öl noch Gold oderDiamanten, die abgebaut werden könnten. Bei umfangreichen Forschungen stiess man lediglich auf wertlosen Fels.
Da das Land im Gegensatz zu den meisten seinerNachbarstaaten keine Edelmetalle besitzt, ist es jedoch
seit seiner Unabhängigkeit friedlich geblieben, und esleben dort einige der besten Menschen auf der ganzenWelt. Die Malawier haben in sich selbst investiert – ineinen einfachen Lebensstil, Freundlichkeit und Respektgegenüber anderen bis an die Grenze eines religiösenAltruismus. Wenn sich jemand in Malawi nicht wohlfühlt,dann wird ihm dies nirgendwo auf der Welt gelingen.
Malawi erlangte 1964 die Unabhängigkeit von Grossbritannien, um bald danach in einen Einparteienstaatunter der weisen Führerschaft von Seiner Exzellenz undPräsident auf Lebenszeit Dr. Hastings Banda umgewandelt zu werden. Politische Gegner wurden an die Krokodile im ShireFluss verfüttert. Doch wenn man sich ausder Politik heraushielt und nachdem man ein Parteibucherworben hatte, konnte man ein ganz normales – sogarein sehr freies – Leben führen. Unter der Woche arbeiteten meine Eltern hart. Am Wochenende betranken siesich oder gingen in die Kirche. Wir schwärmten für dieneuesten amerikanischen Platten und Filme. Viele in denStädten waren Fussballfans, teilweise sogar Hooligans.Ich war und bin noch heute ein Fan von Chelsea und derLimbe Leaf Wanderers. In den Dörfern werden nach wievor einige Traditionen der Stammeskultur wie Initiationsund Verkleidungsriten gepflegt.
Malawi ist unabhängig geworden und hat sich 1994
zu einer Demokratie mit Mehrparteiensystem gewandelt.Doch etwa zu dieser Zeit schienen plötzlich alle krank zuwerden. Die Modernität forderte ihren Preis. Im Zugedes Verlusts der kulturellen Werte und Tabus und derwachsenden Armut infolge der Umsiedlung in die Städteinfizierten sich viele Menschen mit dem HIVVirus, dasim Stillen bereits seit den 1970erJahren in Umlauf war.Es reichte wahrscheinlich schon aus, wenn man irgendwie sexuell aktiv war, um sich anzustecken. Meine Generation hatte das Glück, mit Postern aufzuwachsen, dievor dem Virus warnten. Unsere Eltern verfügten nichtüber dieses Wissen. Das Virus hat ähnlich viele dahingerafft wie der Schwarze Tod in Europa.
Man kann hoffen, dass Malawi gestärkt aus demSchlund der Hölle hervorgegangen ist. Nicht aus materieller Sicht, denn das Land bleibt das drittärmste imglobalen Vergleich, sondern was Friedfertigkeit, Leichtigkeit und Menschlichkeit betrifft – drei Werte, die inMalawi schon immer grossgeschrieben wurden.
Samson Kambalu wurde 1975 als fünfter Spross einer zehnköpfigen Familie inMalawi geboren. Er erhielt ein Stipendium für die renommierte Kamuzu Academy undorganisierte die erste Konzeptkunstausstellung in Malawi. Von da an ging es inmehrerer Hinsicht steil nach «oben»: geografisch nach London, wo er heute lebt,und mit seiner Karriere. Sein «Holy Ball», Kambalus bekanntestes Kunstwerk, hüpftevon einem Erdteil zum andern. Der autobiografische Roman «Jive Talker » ist seineerste Veröffentlichung.
Fot
o:N
iall
McD
iarm
id
Samsun Kambalu«Jive Talker »ISBN 3293205321TaschenbuchUnionsverlag, 2011
Fot
os:
Mus
ter
Mus
term
ann
|M
uste
rM
uste
rman
n
18 Roger Federer
Die Dorfbewohner zeigen der Besucherinaus dem fernen Norden stolz die Früchteihrer Arbeit. Laura Manthe arbeitet bei derCredit Suisse in London. Im Herbst 2010reiste sie nach Malawi und unterstütztedort ein Bildungsprojekt der Credit SuissePartnerorganisation Plan.
bulletin spezial Roger Federer Credit Suisse
Credit Suisse 19
Credit Suisse bulletin spezial Roger Federer
Fot
o:C
redi
tS
uiss
e
>
Mehr als GeldIm Rahmen des Global Citizens Program reisten im vergangenen Jahr zwei Mitarbeitendeder Credit Suisse in London nach Malawi, um dort einer Partnerorganisation der globalenBildungsinitiative mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Gemeinnützige Organisationen finanziell zu unterstützen, ist das eine.Ihnen dazu auch Manpower zur Verfügung zu stellen, das andere.2010 lancierte die Credit Suisse das Pilotprojekt Global CitizensProgram. Darin ruft sie Mitarbeitende auf, ihren Arbeitsalltagfür eine gewisse Zeit gegen einen Einsatz in einem Projekt einerPartnerorganisation einzutauschen. Dabei legte die Credit Suisseden Fokus des Global Citizens Program auf die beiden BereicheBildung und Mikrofinanz. Im Bereich Bildung wurden 2010 15 CreditSuisse Mitarbeitende mit fünf Partnerorganisationen in zehn Länderentsandt.
Zwei der Freiwilligen sind Laura Manthe und Daniel Bates. Beidearbeiteten vor einem Jahr für die Credit Suisse in London. Im Herbst2010 reisten sie als Global Citizens nach Malawi. In Mzuzu, imNorden des Landes, wurden sie freudig empfangen: von Schülernim Alter von 17 Jahren und von Janine Berrige, einer Mitarbeiterinder internationalen Hilfsorganisation Plan. Diese Organisation istdarauf spezialisiert, benachteiligten Bevölkerungsschichten Zugangzu Bildung, Gesundheitsversorgung und Trinkwasser zu verschaffen.Solche Hilfe ist vielerorts in Afrika bitter nötig: Millionen Kinderstecken dort im Teufelskreis «kein Geld – keine Bildung» fest.
Unternehmerisches Denken gelehrt
Bildung als Mittel gegen Armut – die Credit Suisse unterstützt PlanInternational finanziell seit 2008. In Liberia sind so bereits dreiPrimarschulhäuser gebaut und über 50 Lehrkräfte ausgebildet worden. In Kambodscha werden die Zuwendungen für eine fundamentale Verbesserung des Bildungsangebots eingesetzt. Mit LauraManthe und Daniel Bates stellte die Credit Suisse für Plan erstmalsauch eigene Mitarbeitende zur Verfügung; Laura Manthe und DanielBates leisteten einen Einsatz als Lehrkräfte.
Sie hatten sich vorgenommen, mit den Jugendlichen die Gedanken durchzuspielen von einem eigenen Business und von einembesseren Leben aus eigener Kraft und Initiative. «Es ging nicht darum, den Jungen beizubringen, wie sie Geld verdienen können», sagt
Daniel Bates, «sondern darum, sie unternehmerisch denken zu lehren.» Geld verdienen als Konsequenz und nicht als Motivation. «DenSchülern ging ein Licht auf», so Daniel Bates, «und ihr Interesse warganz offensichtlich geweckt.» Die Fragestellung lautete, was zueinem erfolgreichen Geschäft gehöre. Was die Schüler einen Tagspäter präsentierten, hat Laura Manthe tief beeindruckt: «Sie hattensich zwar noch nie zuvor mit diesem Thema auseinandergesetzt »,sagt sie, «haben aber Businessskizzen abgeliefert, die sehr inspiriertund bis ins Detail durchdacht waren.» Wie die Geschäftsidee «Elephant Tram» hatten zudem alle Vorschläge einen engen Bezug zumMachbaren, sodass die Schüler auch die Antworten auf die Fragenwas, wann, wer, wo und wie viel aufgrund ihres persönlichen Erfahrungsschatzes lückenlos erarbeiten konnten. «Das ist eine bleibendeErfahrung für die Kinder », sagt der Lehrer Macmillan Moyo. «Auchwenn sie nach der Schule einmal keine feste Anstellung kriegen,wird ihnen die Kreativität, die sie hier entdecken konnten, dochhelfen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.»
Einfach werden sie es nicht haben. «Wir gehen davon aus, dasssie in Afrika nur etwas anbauen oder produzieren müssen, dannkönnten sie es auch verkaufen und Geld verdienen», sagt Daniel
Global Citizens Program
Das 2010 lancierte Volunteering-Programm ermöglicht qualifizier-ten Mitarbeitenden der Credit Suisse, ihr Fachwissen und ihreberufichen Kompetenzen in Projekten der Partnerorganisationenin den Bereichen Bildung und Mikrofinanz im Ausland einzubringen.Mit Einsätzen vor Ort können sie so die spezifischen Bedürfnisseder Organisationen abdecken und mit ihnen Projekte weiterentwickeln. 2011 wurde das Global Citizens Program weiter ausgebaut.31 Mitarbeitende nahmen die Gelegenheit wahr, ihr Wissen undihre Fähigkeiten für die Partnerorganisationen einzusetzen und aufdiese Weise zum nachhaltigen Nutzen der Projekte beizutragen.
20 Credit Suisse
bulletin spezial Roger Federer Credit Suisse
Bates. Indes: « In Malawi stimmt das nicht. Etwas anzubauen, isttatsächlich vergleichsweise einfach, es zu verkaufen hingegen diegrösste Herausforderung.»
Was ihn in Malawi am meisten herausgefordert hat ? «Das Schwierigste für mich war, Menschen zu erleben, die zu wenig oder nichtszu essen hatten», sagt Daniel Bates. «Ich habe mich mein ganzesLeben lang noch nie um meine nächste Mahlzeit sorgen müssen.»Andererseits: «Trotz ihrer Armut wirkten die Menschen sehr glücklich,waren offen und jederzeit für einen Schwatz zu haben.»
Für alle etwas verändert
Neue Ideen, Vertrauen in die eigene Schaffenskraft, Lust auf dieZukunft – gut möglich, dass sich für den einen oder anderen dankDaniel Bates und Laura Manthe etwas verändert hat: Immerhinhaben sie nicht nur ihr erstes Business von A bis Z durchgedacht,sondern sassen auch zum ersten Mal an einem Computer (« ihreHände haben vor Aufregung gezittert », erzählt Laura Manthe) undgründeten einen Computerclub.
Laura Manthe und Daniel Bates haben nicht nur gegeben, sondernauch bekommen, nicht nur gelehrt, sondern auch gelernt. Ihr freiwilliger Einsatz in Malawi klingt bis heute nach: « Ich werde nie
Links Überschwenglicher Empfang: Laura Mantheund Daniel Bates beim Besuch einer Primarschulein einem kleinen Dorf nahe der Stadt Mzuzu imNorden von Malawi.Rechts Begierig, voneinander zu lernen: LauraManthe im fröhlichen Austausch mit einer Gruppevon Mädchen.
Dieser QR Code bringt Sie zum Videoüber das Global Citizens Programder Credit Suisse mit Eindrücken vonLaura Manthes und Daniel Bates’Einsatz in Malawi.
vergessen, dass es Menschen gibt, die so hart für so wenig arbeitenmüssen», sagt Laura Manthe. Ein bis zwei Stunden Fussmarsch biszur Schule in Bruthitze, nichts zu essen, bis sie abends wieder zuHause waren, und doch so motiviert, «das war ganz klar eine horizonterweiternde Erfahrung für mich.» Daniel Bates erinnert sich ganzähnlich: «Die grossen Opfer, die die Kinder und ihre Familien aufsich nehmen, um eine Ausbildung zu bekommen, sind ein Beweis,wie wichtig die Arbeit von Plan ist », sagt er. «Ich war beeindrucktvom Enthusiasmus der Schüler, sie haben den Wert von Bildung imInnersten begriffen und geniessen ihre Zeit in der Schule jeden Tagaufs Neue. Ihr Einsatz und ihre Hingabe haben mich dazu angeregt,es in meinem eigenen Leben besser zu machen.» Iris KuhnSpogat
« Ich war beeindruckt vomEnthusiasmus der Schüler.Sie haben den Wertvon Bildung im Innerstenbegriffen und geniessendie Zeit in der Schule.»Daniel Bates
« Ich werde nie vergessen,dass es Menschen gibt,die so hart für so wenigarbeiten müssen.»Laura Manthe
Roger Federer 21F
otos
:M
edia
24/
Gal
loIm
ages
|G
raha
mH
ughe
s|
Cre
dit
Sui
sse
Angesehener alsder Dalai Lama undQueen Elizabeth II.Gemäss einer weltweiten Studie des Reputation Institute geniesstvon den grössten Bekanntheiten der Welt einzig Nelson Mandelaeinen noch besseren Ruf als Roger Federer. Eine erstaunliche Wahl,für die es gute Gründe gibt.
Roger Federers Weltruf
1.Nelson Mandela,ehemaliger Präsidentvon Südafrika
2.Roger Federer,Tennisspieler
22 Roger Federer
Fot
o:C
hina
Fot
oPre
ss
Zuerst wurde eine Liste erarbeitet mit denNamen von 54 der bekanntesten und popu-lärsten Persönlichkeiten aus Politik, Busi-ness, Kultur und Sport. Darauf wurde diese,um genau zu sein, 51055 demografisch aus-gesuchten Personen in 25 Ländern vorge-legt, wobei sie für jeden der Namen angebenmussten, wie beliebt, respektiert, bewun-dernswert und vertrauenswürdig sie ihn ein-stufen, mittels Punkten von 0 bis 100. Washerauskam, ist erstaunlich. Hinter dem un-angefochtenen Sieger Nelson Mandela, demfrüheren Anti-Apartheid-Kämpfer und spä-teren Präsidenten Südafrikas, taucht derSchweizer Tennisstar Roger Federer schonauf dem zweiten Rang auf. Noch vor visio-nären und sozial stark engagierten Business-leadern wie Bill Gates oder Warren Buffett,vor Sympathieträgern wie Queen Elizabeth II.oder dem Dalai Lama, vor Apple-GründerSteve Jobs oder Rockmusiker Bono, demFrontmann der Band U2. Und auch vor PapstBenedikt XVI.
«Die ganze Welt liebt Federer »
«Die ganze Welt liebt Roger Federer », ver-kündete das Schweizer Fernsehen darauferstaunt. Man hatte schon gewusst, dass dereinheimische Ausnahmesportler weltweitpopulär ist, aber gleich so …? Tatsächlichbringt die «2011 Leader RepTrak Study», wiedie vom amerikanischen Reputation Institutein Auftrag gegebene, unabhängige Umfrageoffiziell heisst, dem 16-fachen Grand-Slam-Sieger die endgültige Bestätigung, dassauch sein Auftreten als Mensch und seinePopularität auf der Höhe seiner Erfolge sindund er weit über die Sportwelt hinaus esti-miert und respektiert wird. Gerade deshalbkommt dieser zweite Rang einem Ritter-schlag gleich, der selbst in Federers engstemUmfeld nicht für möglich gehalten wurde.Dabei war schon früh klar geworden, dassseine bescheidene, offene und doch souve-räne Art nicht nur in der Sportszene grosseSympathien weckt.
Von Ehrungen überflutet
Schon im Januar 2004, als Federer erst einenWimbledon-Pokal in seinem Trophäenschrankhatte, wurde er vom Fernsehpublikum zum«Schweizer des Jahres» gewählt – vermutlichdie prestigereichste Auszeichnung, die inseinem Heimatland vergeben wird. Danachwurde es schnell schwierig, den Überblicküber all seine Ehrungen zu behalten. ImJahr 2006 etwa, auf dem Höhepunkt seinerDominanz, gab es kaum eine Sportlerwahl,
3.Bill Gates,Gründer von Microsoftund Philanthrop
Roger Federer 23
Credit Suisse bulletin spezial Roger Federer
die er nicht gewann, selbst Medienunterneh-men wie «USA Today» (USA), BBC (England),«L’Equipe» (Frankreich) oder «La Gazzettadello Sport » ( Italien) setzten ihn auf Rang 1
ihrer Wahlen. Die meisten der zahllosenEhrerbietungen, die ihm zuteilwurden, be-schränkten sich allerdings auf die Sportwelt.Wie die wichtigste, die Wahl der Laureus-Stiftung zum «Weltsportler des Jahres», dieFederer als einziger Sportler bisher schonvier Mal gewann. Oder der Titel als «Lieblingder Fans» auf der Tennistour, der 2011 bereitszum neunten Mal an ihn ging.
Ein attraktiver «Ehrenspalebärglemer »
Unter Federers Auszeichnungen finden sichauch wahre Trouvaillen. So wurde er 2006
vom «People Magazine» in die Galerie der«sexiest men alive» aufgenommen, was ihnselber ziemlich amüsierte. Und auch seineHeimatstadt Basel liess ihm eine – schonaufgrund des Namens – bemerkenswerteEhrerbietung zukommen, die aber auch ho-hes Ansehen geniesst: Federer wurde zum«Ehrespalebärglemer » des Jahres 2008 aus-gerufen. Allerdings wurde seine Ehrentafelam Spalenberg erst mit einem Jahr Verspä-tung eingeweiht, da der Geehrte zuvor ver-hindert gewesen war.
Das ganze Jahr in den Medien präsent
Federers Popularität und Bekanntheitsgradwird allerdings durch den Umstand begüns-tigt, dass er Tennisspieler ist und nicht, sagenwir Fussballspieler, Motorradfahrer oder Eis-hockeyspieler. Fast das ganze Jahr überkämpft er irgendwo um grosse Pokale underhält dadurch eine viel höhere Medienprä-senz als Athleten, deren Saisonhöhepunktedünner gesät sind. Und da Kameras stunden-lang sein Gesicht in Grossaufnahme in dieStuben tragen, ist auch sein Wiedererken-nungswert viel grösser als bei Athleten, diekaum im Bild erscheinen, sich vielfach nochunter Helmen und Brillen verstecken müssenund/oder in Teamsportarten das Rampenlichtmit anderen Kollegen teilen müssen.
Neun Millionen Facebook-Freunde
Gemäss dem amerikanischen UnternehmenForbes ist Federer heute sogar die Personder Erde, die am meisten Medienpräsenz er-hält. Auch deshalb wächst die Zahl seinerFans noch immer an. Seine Seite auf demsozialen Netzwerk Facebook zählt inzwischenschon über neun Millionen Fans. Jedes Bild,das er hochlädt – und seien es nur Aufnahmen,während einer kleinen Hafenrundfahrt in
Sydney entstanden –, generiert in WindeseileZehntausende von «Like-Klicks» und schät-zungsweise 3000 Kommentare.
Neben Federer gelangten nur vier weite-re Athleten auf die Auswahlliste des Repu-tation Institute: Der Baseballer Derek Jeter(16. Rang), Basketballer Lebron James (23.),Fussballer David Beckham (24.) und TigerWoods, mit dem Federer gut befreundet ist.Der gefallene Liebling der Golfwelt wurdenach seinem Sexskandal vor allem von Frau-en schlecht eingestuft, ist nur auf Rang 47
zu finden und liess damit nur sieben Namenhinter sich, darunter die ungeliebten Präsi-denten Irans, Italiens und Nordkoreas sowieEx-US-Präsident George W. Bush.
Der Einfluss der Federer Foundation
Das Umfrageresultat honoriert zweifellos,dass Federer seinen Erfolg und sein Geldnicht nutzt, um in Eigendünkel, Egoismusund Extravaganz zu verfallen, sondern dasser andere daran teilhaben lässt, indem er soviel wie möglich zurückgibt durch seine ge-neröse Öffentlichkeitsarbeit und, vor allem,durch seine vornehmlich in Afrika aktiveStiftung, die Roger Federer Foundation. DieStudie bestätige, «dass die Leute Leaderrespektieren, die sich ausserhalb ihrer Be-kanntheit philanthropisch engagieren», sag-te Dr. Charles Fombrun, der Vorsitzende desReputation Institute.
Fombrun bringt Federers Beliebtheit di-rekt mit seinem sozialen Engagement in Ver-bindung. «Mandela und Federer haben emo-tionale Bindungen zu Südafrika, und beidegeben Zeit und Geld, um der Region undderen Bewohnern zu helfen. Sie erhalten hierdas Lob für ihre Anstrengungen.»
Der Ruf überdauert die Erfolge
Der Spitzenrang ist für Federer zudem umsowertvoller, als er zu einem Zeitpunkt zustan-de gekommen ist, an dem er nicht mehr derunbestrittene König und Seriensieger seinerSportart ist. Dies stützt die Interpretation,dass er das Spitzenresultat massgeblich nichterfolgsbezogenen Qualitäten zu verdankenhat. Und es legt die Vermutung nahe, dasssein guter Ruf die zeitlich begrenzte Sport-karriere überdauern wird. So dürfte denn derkleine Gratulationsbeitrag einer gewissenMilaja auf dem Forum seiner eigenen Web-site voll zutreffen. Darin steht: «Du wirst Deinganzes Leben von Menschen in der ganzenWelt geliebt und honoriert werden. Du bisteine Lichtgestalt, und Du bereitest Freude,wo immer Du bist.» Marco Falbo
Rangliste des Reputation InstituteDie 15 Persönlichkeiten, die in der Populari-tätsumfrage des global tätigen Instituts ambesten abschnitten.
4.Warren Buffett, CEO von Berkshire
Hathaway und Philanthrop
5.Richard Branson, CEO Virgin Group
6.Steve Jobs, Gründer von Apple
7.Oprah Winfrey, Talkmaster
und Entertainerin
8.Bono Vox, Leadsänger von U2
und Philanthrop
9.Ratan Tata, CEO Tata Group
10.Elizabeth II., Königin Grossbritanniens
11.Ban Ki-Moon, UNO-Generalsekretär
12.Angelina Jolie, Schauspielerin
13.Tenzin Gyatso, Dalai Lama
14.Barack Obama, US-Präsident
15.Satoru Iwata, CEO Nintendo
Ein Blick hinter dieKulissen der Relax-WerbekampagneIn der Kampagne «Roger Federer, Relaxed» hat nicht nur der Werbeträger derCredit Suisse Weltformat. Auch die kreativen Köpfe, die hinter der Produktion stehen,spielen in der ersten Liga in ihrem Metier.
bulletin spezial Roger Federer Credit Suisse
24 Roger Federer
Credit Suisse bulletin spezial Roger Federer
Roger Federer 25
Fot
os:
Mus
ter
Mus
term
ann
|M
uste
rM
uste
rman
nF
otos
:M
uste
rM
uste
rman
n|
Mus
ter
Mus
term
ann
Fot
os:T
eam
Test
ino/
Cre
dit
Sui
sse
|C
redi
tS
uiss
e/F
ilmge
rber
ei
>
Edel, elegant und zurückhaltend. Das sollteder Stil der globalen Imagekampagne sein,welche die Credit Suisse Anfang 2011 mitihrem Sponsoringpartner Roger Federer lan-cierte. So ist der Schweizer auf den Plakatenund im Werbespot nicht als kämpferischesund nervenstarkes Tennisgenie zu sehen,vielmehr zeigt ihn die Kampagne von einerpersönlichen, privaten Seite: Wie er ent-spannt am Pool liegt, in der Garderobe aus-ruht, ein Buch liest oder in der Hängemattevor sich hin sinniert. Die Farbtöne auf denPlakaten sind dezent, der Werbefilm istminimalistisch und einfach. Unterstrichenwird die Entspanntheit des Spots durch dieHintergrundmusik, einen warmen Jazzsong(siehe Box Seite 26 ).
Nach dem Sieg ab zum Shooting
Dass die Machart der Kampagne dem Pre-mium-Anspruch der Credit Suisse genügteund Roger Federer richtig in Szene gesetztwurde, dafür sorgten international anerkann-te Profis. Die Fotos für die Plakate schoss
26 Roger Federer
bulletin spezial Roger Federer Credit Suisse
Fot
os:
Cre
dit
Sui
sse/
Film
gerb
erei
Ende November 2010 der Fashion- und So-ciety-Fotograf Mario Testino. Der gebürtigePeruaner knipste unter anderem die offiziel-len Bilder der Verlobung von Kate Middletonund Prinz William, und 1997 porträtierte erLady Di kurz vor deren Tod. Ihm eilt derRuf voraus, dass er seine Kunden auch unterwidrigsten Umständen so gut aussehenlassen kann wie kein anderer. Bei RogerFederer musste er dieses spezielle Talentnicht gross ausspielen. Der Set des Shoo-tings in Federers zweiter Heimat Dubaiwar perfekt organisiert und der Tennisstarwährend der Session bestens gelaunt undkooperativ. Kein Wunder, hatte er doch nurzwölf Stunden vorher Rafael Nadal im Finalder ATP World Tour Finals 2010 in Londongeschlagen.
Moderne Kulisse für Hochglanz-Spot
Auch der Dreh des TV-Spots fand wiederumin Dubai statt. Als Regisseurin verpflichtetedie Credit Suisse Jordan Scott, Tochter von
Regie-Altmeister und Oscar-PreisträgerRidley Scott. Jordan Scott hat sich in derWerbebranche mit Spots für Nike, Prada,Renault oder Orange einen Namen gemacht.Gefilmt wurde in einer angemieteten Villa, diewegen ihrer modernen Architektur und demklassischen Design des Swimmingpools dieideale Kulisse für die Aufnahmen darstellte.Insgesamt standen rund 50 Personen –Tech-niker, Kameraleute, Visagisten, Fahrer undCateringleute – im Einsatz.
«Seltsame Erfahrung»
Der Mittelpunkt des Geschehens war natür-lich Roger Federer – und dies, obwohl er sicheigentlich nur dem süssen Nichtstun widme-te. Seine Rolle bestand vor allem darin, ent-spannt auf dem Sprungbrett zu liegen, mitdem Finger ein wenig übers Wasser zustreichen und am Ende einen Kopfsprung inserfrischende Nass zu machen. «Für michwar der Dreh eine etwas seltsame Erfah-rung», sagte Federer nach den Aufnahmen
und lachte. « Ich tat absolut nichts, und dafürlobten mich die Leute auch noch.»
Klare Botschaft
Die Botschaft hinter der Relax-Kampagnemit Roger Federer ist klar: Dank des Know-hows und der Erfahrung der Bank müssensich die Credit Suisse Kunden keine Sorgenum ihr Geld machen und können sich unbe-kümmert auf das konzentrieren, was ihnenwichtig ist. Die Bank hilft ihnen so, ihre Zieleund Träume zu verwirklichen.
Bei Roger Federer ist dies praktisch seitseiner Geburt im Jahr 1981 der Fall. Nur we-nige Wochen danach eröffneten seine Elternbei der Credit Suisse, die damals nochSchweizerische Kreditanstalt hiess, einKonto für ihren Sohn. Auf diese Tatsacheist auch der komplette Slogan der Werbe-kampagne zurückzuführen: «Wir helfen RogerFederer, entspannt durchs Leben zu gehen.Seit 1981. Credit Suisse.»Jürg Schiess
Hochkarätige Musiker für exklusiven Jazzsong
Ein wichtiger Faktor für das gute Gelingen des TV-Spots ist dieHintergrundmusik. Diese stammt nicht aus der Konserve, sondernwurde eigens für den Werbefilm komponiert und aufgenommen.Dieser Aufgabe nahm sich die Londoner One More Music Companyan, eine Firma, die sich darauf spezialisiert hat, Musik für Kino,Fernsehen und Werbung zu produzieren. Deren Inhaber, MarkCampbell und David Arch, geniessen in der internationalen Musik-szene einen hervorragenden Ruf: Arch spielte unter anderem Pianoin den Soundtracks der Filmhits «The King’s Speech» und «TheQueen», Campbell produzierte Alben von Jazzgrössen wie HoraceParlan und Charlie Rowse. «Ruhige Werbespots werden in derRegel mit Pianomusik hinterlegt», sagt Campbell. «Wir wolltenjedoch etwas Unerwartetes machen. So kamen wir auf die Idee mitdem Jazzsong.»
Die Aufnahme-Session fand Mitte April 2011 in den Angel Studiosim Herzen Londons statt. Mit von der Partie war rund ein Dutzendhochkarätiger Musiker. Speziell erwähnt Arch den TrompeterGuy Barker und den Schlagzeuger Clark Tracey. «Beide sindausserordentliche Künstler und in der internationalen Jazzszenehoch angesehen», sagt er und fügt hinzu: «Es war eine grosseEhre, mit ihnen zu arbeiten.»
Unter www.credit-suisse.com/rogerfederer > Multimedia >Jazzsong können Sie exklusiv den Jazzsong «Roger Says Relax»als MP3-File herunterladen.
Dieser QR Code bringt dasMaking-of-Video zum TV-Spot aufIhr Smartphone.Hier gehts zum Making-of-Video desFoto-Shootings.
Alle Videos rund um die Partnerschaftmit Roger Federer finden Sie unterwww.credit-suisse.com/rogerfederer.
Hanex KapingasaBetreuer im Kinderhortund Vater
Chalizamudzi MatolaProjektkoordinatorinActionAid
Joanna4 Jahre
Tito4 Jahre
Dorothee3 Jahre
Sehen Sie die erste Folge der Doku-Serie auf
credit-suisse.com/rogerfedererfoundation
Fot
os:
Pat
rici
aW
agne
r|
Ber
nard
van
Die
rend
onck
Die Credit SuisseDoku-Serie«Aufwachsen in Malawi»besucht in diesem Land imsüdlichen Afrika währendzehn Jahren regelmässigdrei betroffene Kinder,einen Kinderbetreuer undeine Vertreterin der zustän-digen Hilfsorganisation.
MalawiEin Land im südlichen Afrika.Wie wachsen hier die Kinder inden nächsten zehn Jahrenauf? 54 000 Kinder sollendank dem gross angelegtenProjekt der Roger FedererFoundation besser auf dieSchule und damit das Lebenvorbereitet werden.
Die Doku-Serie zur Roger FedererFoundation Initiative, die dank derPartnerschaft mit der Credit Suissemöglich wurde.
Aufwachsenin
Malawi
Aufwachsenin Malawi
ERNST TANNER, CEO VON LINDT, STÖSSTAUF EIN WEITERES WACHSTUMSJAHR AN.
Die Credit Suisse hilft dem Unternehmen, die Marktposition zu stärken.
credit-suisse.com/clients