Routenempfehlung Römer an der Donau (Rad)

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Rad-Kulturreise an der Donau „Römer“

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Routenempfehlung für eine Rad-Kulturreise an der Donau zum Thema Römer

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Rad-Kulturreise an der Donau„Römer“

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Rad-Kulturreise an der Donau „Römer“

„Faszination Donau - römisch erleben“Die Donau ist mit 2.888 km Länge der zweitgrößte Strom Europas. Auf der Reise von ihremUrsprung im bayerischen Schwarzwald zu ihrer Mündung im Schwarzen Meer durchquertsie zehn Staaten. Kein Wunder also, dass dieser Fluss seit jeher Kulturen verbindet. Ob alsNaturraum, Grenzfluss, Handelsweg, Reiseroute, Heerstraße, … Die einst überragendeBedeutung des Donaustromes ist heute etwas in Vergessenheit geraten, ihr Mythos übtjedoch ungebrochen eine starke Faszination aus. Die Donau - die Lebensader Europas!

Auf dieser Rad-Kulturreise entlang der österreichischen Donau begeben wir uns auf dieSpur der römischen Faszination der Donau. Über 450 Jahre bildete der mächtige Strom als„nasser“ Limes die Nordgrenze des römischen Imperiums. Neben den Raffinessen des römi-schen Militärwesens erleben wir, wie die Besatzer fernab ihrer Heimat versuchten, einStück Rom zu schaffen. Originale Bauwerke und Funde laden zum Entdecken ein,anschauliche Replikationen und Animationen zum Verstehen. Viel Spaß auf dieser Zeitreise!

Ausgangsort: PassauEndort: HainburgGesamtlänge: ~ 370 kmDauer: 8 Tage

Tipp: In Hinblick auf die Öffnungszeiten der Museen empfiehlt es sich, diese Reise an einemSonntag zu beginnen. Die Reiseplanung ist als Vorschlag zu verstehen, den Sie gerne nachIhren persönlichen Vorlieben adaptieren können. Sehenswürdigkeiten, die als zusätzlicheInsidertipps oder Varianten angeführt sind, wurden unter Klammer „()“ gesetzt. VergessenSie trotzdem nicht, sich Zeit zum Genießen zu nehmen - weniger ist oft mehr!

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Die Route- Tag 1: Sonntag „Von Passau zum Naturwunder Donauschlinge“Der gelungene Auftakt für diese Kulturreise ist die wundervolle Dreiflüssestadt Passau -einst der römische Zollgrenzort Batavis. Das hiesige Römermuseum ist gleich der ersteHöhepunkt dieser Tour! Wie die römischen Flusspatrouillen anno dazumal folgen wir vondort dem Donaustrom durch das naturbelassene Herz eines der längsten Durchbruchstälerdes gesamten Flusslaufes. Dabei entdecken wir neben der ehemaligen Trasse derLimesstraße auch zwei Kleinkastelle. Das Tal ist zudem ein verborgenes Natur-Highlight, indessen steilen Uferflanken sich die letzten großen Hang- und Schluchturwälder Mittel-europas verbergen. Krönender Abschluss dieser Etappe ist das sagenhafte Naturwunder derSchlögener Donauschlinge!

Höhepunkte:- Passau - „Batavis - Eine Zollgrenzstation“- Römermuseum Kastell Boiotro - „Ein Highlight!“- Kirche St. Severin - „Eine Kirche aus römischer Zeit“- Schlögener Donauschlinge - „Ein Naturwunder!“

Startpunkt: Passau Endpunkt: Schlögen Länge: ~ 42 km Fahrzeit: ~ 2:45 h

Routenempfehlung: Passau - Engelhartszell - Schlögen

- Tag 2: Montag „Durch die Donauschlinge nach Linz"Das tief eingegrabene Naturwunder der Schlögener Donauschlinge sehen wir uns heute zu-erst im Draufblick an - vom grandiosen Schlögener Blick! Nach dem kurzen Spaziergangfolgen wir wieder dem Donaustrom. Das lange Durchbruchstal der Oberen Donau gehtschließlich beim malerischen Donaumarkt Aschach in die fruchtbare Ebene des EferdingerBeckens über. Üppige Auwälder säumen nun die Ufer, dahinter erstrecken sich farbenfroheGemüsefelder. Im Zentrum der Ebene stellt sich in Eferding die Frage nach dem Verbleibdes Kastells Ad Mauros. Am Ende des Eferdinger Beckens durchbrechen wir noch kurz daswaldreiche Engtal der Linzer Pforte und stehen alsbald in Linz, dem römischen Handels-knotenpunkt Lentia.

Höhepunkte:- Schlögen - „Kleinkastell mit Patrouillen-Hafen“- Schlögener Blick - „Das Naturwunder im Draufblick“- Eferding - „Wo ist das Kastell Ad Mauros?“- Linz - „Lentia - Handelsknotenpunkt & Kastell“

Startpunkt: Schlögen Endpunkt: Linz Länge: ~ 56 km Fahrzeit: ~ 3:30 h

Routenempfehlung: Schlögen - Aschach - Eferding - Wilhering - Donaufähre - Ottensheim - Puchenau - Linz

- Tag 3: Dienstag „Von Linz in den Strudengau“Von Linz folgen wir zunächst der Donau ins nahe gelegene Enns, einem Höhepunkt dieserRadtour! Zu römischer Zeit entwickelte sich dort aus einem Legionslager die blühendeVerwaltungsstadt Lauriacum. Das hiesige Lauriacum-Museum ist eine der bedeutendstenrömischen Schausammlungen Österreichs und ein Erlebnis für sich! Weiter geht es nach der

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Donauüberquerung nahe Mauthausen über die fruchtbare Schwemmlandebene des Mach-landes. In Mitterkirchen erlaubt uns ein Keltendorf authentische Einblicke in die Kultur dereinheimischen Bevölkerung zu römischer Zeit - ein Highlight! Schließlich endet diese Etappeim verträumten Donaustädtchen Grein, dem Tor zum legendären Strudengau.

Höhepunkte:- Enns - „Lauriacum - Durch Legionsgarnison zur Verwaltungsstadt“- Museum Lauriacum - „Ein Highlight!“- Basilika St. Laurenz - „Die Wiege des oberösterreichischen Christentums“- Keltendorf Mitterkirchen - „Keltische Kultur, Rinderbarone & Hallstätter Salz“

Startpunkt: Linz Endpunkt: Grein Länge: ~ 62 km Fahrzeit: ~ 3:50 h

Routenempfehlung: Linz - Enns - Radfähre - Mauthausen - Mitterkirchen - Grein

- Tag 4: Mittwoch „Durch den legendären Strudengau nach Melk“Im mittelalterlichen Städtchen Grein beginnen wir die Fahrt durch das waldreiche Engtaldes legendären Strudengaus, einst die gefährlichste Schifffahrtspassage des gesamtenDonaulaufes! Noch heute erinnern verborgene Zeichen an dessen längst versunkeneGefahren. Nach Ybbs wird die Landschaft wieder breiter und ruhiger. Den heutigen Höhe-punkt erleben wir im idyllischen Donaustädtchen Pöchlarn: Arelape, ein Stützpunkt derrömischen Donauflottille! Im Anschluss fahren wir gemütlich weiter bis nach Melk, dasdurch sein prächtiges Barockstift weltberühmt ist.

Höhepunkte:(- Grein - „Das Tor zum Strudengau“)- Fahrt durch den Strudengau - „Gefürchtet!“- Pöchlarn - „Arelape-Ein Stützpunkt der Donauflottille“- Welserturm - „Stadtmuseum Arelape-Bechelaren“

Startpunkt: Grein Endpunkt: Melk Länge: ~ 48 km Fahrzeit: ~ 3:00 h

Routenempfehlung: Grein - Ybbs - Pöchlarn - Melk

- Tag 5: Donnerstag „Durch die vielbesungene Wachau“Nach Melk verengt sich das Donautal wieder und das vielbesungene Durchbruchstal derWachau beginnt - eine UNESCO-Welterbelandschaft! Der mächtige Donaustrom, üppigeWeinberge, wehrhafte Kirchen, sagenumwobene Burgen, ... ein Erlebnis für sich! An die Ab-geschiedenheit dieser Landschaft zu römischen Tagen erinnern zwei einsame Kleinkastelle.Tagesziel ist Mautern, das römische Favianis. Es begeistert mit den eindrucksvollstenÜberresten einer römischen Befestigungsanlage in Österreich - ein grandioses Highlight!

Höhepunkte:- Fahrt durch die Wachau - „Eine Welterbe-Landschaft“- Mauternbach - „Eine Römerstraße & Gleisrillen“- Mautern -„Favianis - Eine eindrucksvolle Befestigung!“- Römermuseum - „Das Leben in Favianis“

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Startpunkt: Melk Endpunkt: Mautern Länge: ~ 38 km Fahrzeit: ~ 2:30 h

Routenempfehlung: Melk - Bacharnsdorf - St. Lorenz - Mauternbach - Mautern

- Tag 6: Freitag „Die Ebene beginnt“Mit dem heutigen Tag lassen wir die engen Durchbruchstäler der Oberen Donau hinter uns.Die Landschaft wird weiter, die Berge niedriger. Von Mautern radeln wir durch die weit-läufige Ebene des Tullnerfeldes. Den mächtigen Donaustrom begleiten nun ausgedehnteAuwälder, dahinter breitet sich ein Mosaik aus fruchtbaren Feldern aus. Ein kurzerAbstecher nach Süden führt uns zum ersten Highlight des Tages: Traismauer mit seinenmarkanten Überresten des römischen Kastells Augustianis! An der Donau zurück läuft dasRad quasi wie von selbst bis in die wundervolle Gartenstadt Tulln, dem römischenComagenis. Das dortige Römermuseum ist einer der Höhepunkte dieser Reise!

Höhepunkte:- Traismauer - „Augustianis - ein römischer Limesort“- Tulln - „Comagenis - Spezialeinheit & Donauflottille“- Römermuseum Tulln - „Ein Highlight!“- Salzturm - „Ein römischer U-Turm im Original“

Startpunkt: Mautern Endpunkt: Tulln Länge: ~ 40 km Fahrzeit: ~ 2:30 h

Routenempfehlung: ► Mautern - Donauradweg► Abstecher nach Traismauer► Donauradweg - Zwentendorf - Tulln

- Tag 7: Samstag „Durch das Tullnerfeld nach Wien“Von der Gartenstadt Tulln führt unsere Radtour weiter durch das weitläufige Tullnerfeld. Sosäumen auch heute wieder ausgedehnte Auwälder den mächtigen Donaustrom, dahintererstreckt sich ein Teppich aus fruchtbaren Feldern. Ein kurzer Abstecher lässt uns einverborgenes Römerjuwel entdecken: Zeiselmauer - ein begehbares Kastell! Am Ende derDonauebene durchbrechen wir das Engtal der Wiener Pforte und erreichen die schillerndeDonaumetropole Wien, ein Höhepunkt dieser Reise! Unter der Weltstadt verbergen sich dieÜberreste der römischen Großstadt Vindobona. Das Wiener Römermuseum lässt dieseversunkene Stadt förmlich wieder erstehen - ein Erlebnis für sich!

Höhepunkte:- Zeiselmauer - „Ein begehbares Kastell der Superlative“- Wien - „Vindobona-Legionslager & Großstadt“- Römermuseum Wien - „So lebte man in Vindobona“- Ausgrabung Michaelerplatz - „In der Lagervorstadt“

Startpunkt: Tulln Endpunkt: Wien Länge: ~ 34 km Fahrzeit: ~ 2:15 h

Routenempfehlung: ► Tulln - Donauradweg► Abstecher nach Zeiselmauer► Donauradweg - Greifenstein - Klosterneuburg - Wien

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- Tag 8: Sonntag „Von Wien nach Hainburg“Auf der letzten Etappe verlassen wir die Weltstadt Wien und radeln vielfach „fernab“ desDonaustromes durch dessen weitläufige Auwälder gegen Osten. Wir befinden uns dabei imNationalpark Donau-Auen, der letzten großen Flussaulandschaft Mitteleuropas. Nach einerDonauquerung erleben wir den Höhepunkt dieser Reise - Carnuntum! Zu römischer Zeitstand hier am südlichen Hochufer eine pulsierende Kaiserstadt mit über 50.000 Einwoh-nern. Auf dem Areal von rund 10 km² erlauben mehrere Ausgrabungsstätten und ein Mu-seum spannende Einblicke in jene Zeit. Weltweit einzigartig ist dabei die RömerstadtCarnuntum in dem mehrere funktionsfähige Römerbauten rekonstruiert worden sind! InHainburg endet diese Radtour schließlich mit wundervollen Panoramablicken vomkeltischen Braunsberg.

Nach all den Tagen am Strom kommt schon ein wenig Wehmut auf. Das neue Wissen umdie Faszination „Donau" lässt jedoch auch lächeln. Bis zum nächsten Mal, denn neue Augensind es, die eine wahre Entdeckungsreise ausmachen.

Höhepunkte:- Petronell-Carnuntum - „Die Stadt der Kaiser“- Römerstadt Carnuntum - „Römische Architektur hautnah erleben“- Heidentor - „Ein Triumphalmonument“- Museum Carnuntinum - „Das Schatzhaus von Carnuntum“

Startpunkt: Wien Endpunkt: Hainburg Länge: ~ 50 km Fahrzeit: ~ 3:15 h

Routenempfehlung: Wien - Orth - Donaufähre - Petronell-Carnuntum - Bad Deutsch-Altenburg - Hainburg

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Die Römer an der österreichischen DonauDie Epoche der Römer an der österreichischen Donau

Der österreichische Donauraum war von 15 v. Chr. - 488 n. Chr. Teil des römisches Imperi-ums. Die Eingliederung erfolgte mit der Annexion des keltischen Königreiches Noricum, derAbzug nach dem Zusammenbruch des Weströmischen Reiches.

Die Römer kommen in den Donauraum

Im Jahr 15 v. Chr. beschloss Kaiser Augustus - der erste römische Kaiser - das Reich nachNorden zu erweitern. Sein Beweggrund: die Schaffung einer sicheren Nordgrenze zwischenGallien im Westen und dem Balkan im Osten. Die Donau bot sich dabei als perfekte Grenz-linie gegenüber den germanischen Stämmen im Norden an.

Die Besetzung des südlich der Donau gelegenen keltischen Königreiches Noricum verlieferstaunlicherweise ohne großen Widerstand. Vielleicht lag es daran, dass die Römer bereitszuvor mit der hiesigen Bevölkerung intensive Handelsbeziehungen (Eisen, Gold, ...) pflegtenoder auch, weil sie die einheimische Führungsschicht in die lokale Verwaltung mit einbe-zogen.

Zu jener Zeit waren nur die Beckenlandschaften um Linz und Wien stark besiedelt, den rest-lichen Donauraum prägten dichte, fast menschenleere Wälder. Diese landschaftlichen Ge-gebenheiten machten eine durchgehende militärische Befestigung überflüssig. VereinzelteMilitärstützpunkte zur Überwachung der Donauübergänge reichten aus, um Präsenz zuzeigen.

Unter Kaiser Claudius (10 v. Chr.-54 n. Chr.) wurde schließlich das erste große Militärlageran der Donau errichtet: Carnuntum! Dort kreuzte die legendäre Bernsteinstrasse - sieverband die Ostsee mit dem Mittelmeer - den Donaustrom. Überdies waren in dieserRegion die germanischen Stämme sehr präsent. Die nächsten Truppenlager wurden anFernstraßen im Inneren der Provinz errichtet. So konnten im gegebenen Fall rebellische Ein-heimische in Schach gehalten und gleichzeitig die Grenze rasch erreicht werden.

Der Donaulimes - Entstehung und Fall

Unter den flavischen Kaisern (69 n. Chr.-96 n. Chr.) erfolgte ein Strategiewechsel. Nun sollteeine durchgängige Kette von Befestigungen - später „Limes“ (= Weg, Schneise) genannt -die Grenze sichern. Wehrhafte Holz-Erde-Kastelle mit auf das umliegende Gelände abge-stimmten Besatzungen entstanden. In unwegsamem Gelände war Infanterie stationiert, inder Ebene Reiterei. Obendrein patrouillierte eine Donauflotillie jede Flussmeile zumindesteinmal am Tag. Unter Kaiser Hadrian (76-138) wurden schließlich die Truppenlager imInneren der Provinz aufgelassen und alle Mann an den Limes verlegt.

Im 2. Jhdt. n. Chr. begann man, die Militärlager auf Steinbauweise umzustellen. Ab demJahr 167 drangen die Markomannen auf Landsuche immer wieder weit in das RömischeReich ein. Infolge befehligte Kaiser Mark Aurel ab 172 schließlich höchstpersönlich vonCarnuntum aus Feldzüge gegen den germanischen Norden. Eine weitere taktische Reaktionauf die schweren germanischen Übergriffe war die Errichtung eines großes Legionslager inLauriacum (= Enns).

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Im 3. Jhdt. n. Chr. endet die anfangs friedliche Koexistenz mit den germanischen Stämmenvollends. Eine Neuorganisation der römischen Grenzverteidigung folgte:

- Die Befestigungen der Kastelle wurden verstärkt. Dabei baute man auch die Eck- bzw.Zwischentürme zu weit vorragenden Fächer- bzw. U-Türmen um. Das Ziel: bessere Ein-wirkungsmöglichkeiten auf das Vorfeld.

- Die Limes-Wachtürme wurden an strategisch wichtigen Punkten zu wehrhaften Klein-kastellen umgebaut.

- Man reduzierte die stationären Grenztruppen in den Limeskastellen, dafür standen imHinterland mobile Eingreiftruppen als Verstärkung bereit. Die Grenztruppen bestandendabei mehrheitlich aus einheimischen Wehrbauern und Nichtrömern, das mobile Feld-heer hingegen nur aus römischen Bürgern. Rückversicherung und Kostenersparnis zu-gleich!

- Soldaten durften nun Ehen schließen und in der militärischen Siedlung außerhalb desMilitärlagers wohnen. Zudem erhielten sie nach Abschluss ihrer Dienstzeit unabhängigvon ihrer Herkunft volle Bürgerrechte.

Im 5. Jhdt. n. Chr. nahmen die germanischen Übergriffe derart zu, dass sich die Militärs, ihreFamilien und die zivile Bevölkerung dauerhaft in die Kastelle zurückzogen. Die Siedlungenvor den Militärlagern wurden aufgegeben. Nach dem Zusammenbruch des WeströmischenReiches traten die Römer letztendlich im Jahr 488 n. Chr. ihren Rückzug an und verließenden Donauraum.

Der Donaulimes und seine Befestigungen

Nach aktuellem Forschungsstand bestand die Befestigung des Donaulimes im heutigenÖsterreich aus:

- 4 Legionslager: Enns, Albing, Wien, Carnuntum

- 16 Kastelle: Oberranna, Schlögen, Eferding, Linz, Wallsee, Mauer, Pöchlarn,Mautern, Traismauer, Zwentendorf, Tulln, Zeiselmauer,Klosterneuburg, Schwechat, Fischamend, Höflein

- Mind. 16 Wachtürme

Eine römische Erkenntnis: Danubius und Istros sind ident!

Die Donau spielte bereits im antiken Griechenland eine bedeutende Rolle, wurde doch ihrUnterlauf vom Schwarzen Meer bis hinauf zum Eisernen Tor stark befahren. Die Kateraktedes Eisernen Tores stellten allerdings ein so großes Schifffahrtshindernis dar, dass der Fluss-verlauf oberhalb davon für lange Zeit unklar blieb. Der griechische GeschichtsschreiberHerodot bezeichnet die Donau übrigens als Istros und hält sie für den größten Fluss derErde. Die Römer brachten schließlich Klarheit über den Oberlauf. Sie erkannten auch, dasses sich beim Danubius und dem Istros um ein und denselben Fluss handelt.

Davor und danach

Als die Römer in den Donauraum kamen, trafen sie auf die Kelten. Deren Name wurde vomgriechischen Geschichtsschreiber Herodot geprägt und bezeichnet alle Stämme im weitenUmfeld der Donauquelle. Die Kelten waren also nie eine geschlossene Volksgruppe, son-dern unabhängige Stämme mit ähnlicher Kultur oder ähnlicher Sprache. Der Name „Donau“

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leitet sich im Übrigen vom keltischen Wort „Danubius“ - einem keltischen Flussgott derDonau - ab.

Nach den Römern folgte die Zeit der Völkerwanderung aus der schließlich das FränkischeReich als neue Großmacht - der Vorläufer des Heiligen Römischen Reiches - hervorging.Damit verlagerte sich das politische Schwergewicht vom Mittelmeerraum in das HerzEuropas.

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Die SehenswürdigkeitenTag 1: Sonntag „Von Passau zum Naturwunder Donauschlinge“Passau - „Batavis - Eine Zollgrenzstation“

Die bayerische Dreiflüssestadt Passau zählt zu den schönstenDonauorten dieser Kulturreise. Ihre Altstadt begeistert mitwundervoller Lage zwischen den Strömen - Donau, Inn und Ilz -und italienisch barockem Flair. Einfach sagenhaft!

Schon im 2.-1. Jhdt. v. Chr. bestand auf der Altstadt-Halbinseleine befestigte keltische Siedlung mit annähernd gleicher Aus-

dehnung wie die spätere Stadt im Hochmittelalter. Durch die Dreiflüsselage spielte über-regionaler Handel eine große Rolle - vor allem mit Salz, feuerfestem Geschirr und Graphit.Das Salz kam vom legendären Dürrenberg in Hallein und das Geschirr wurde durch die Bei-mengung von Graphit aus dem nahgelegenen Kropfmühl besonders feuerfest. Um 50v. Chr. gaben die Kelten diese Stadtsiedlung aus bislang unbekannten Gründen wieder auf.

Als die Römer 15. v. Chr. ihr Reich bis an die Donau ausweiteten, spielte Passau zunächstkeine Rolle. Erst als Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) die Provinzen neu organisierte, grenzteder Inn nun nicht nur die Provinzen Rätien und Noricum, sondern auch den gallischen undden illyrischen Zollbezirk voneinander ab. In dieser Zeit dürfte in Passau auf der Altstadt-Halbinsel eine befestigte Zollstation entstanden sein, die später durch ein Kastell amDomberg ergänzt wurde. Um diese Anlage entwickelte sich eine blühende Handelssiedlung.Fast „zeitgleich“ entstand um 90 n. Chr. auf norischem Ufer das Kastell Boiodurum, das denDonaulimes befestigte. Dieses bildete den Siedlungskern für die heutige Innstadt. Um250 n. Chr. wird das römische Passau durch einfallende germanische Stämme völlig zer-stört. Infolge entwickelt sich auf der Halbinsel die Festungsstadt Batavis in der Militär- undZivilbevölkerung zusammenleben. Der Namen „Passau“ leitet sich im Übrigen von „Batavis“ab. Auf norischer Seite wird um 300 n. Chr. weiter innaufwärts das burgartige KastellBoiotro errichtet. Es diente wahrscheinlich zur Sicherung eines Brückenkopfes und desHafens. Um 375 scheint dieses neue Kastell wieder aufgegeben worden zu sein, sodass im5. Jhdt. der Hl. Severin darin ein Kloster einrichten konnte.

Kaum bekannt: Die Römer zogen Meersalz dem Steinsalz der Alpen vor. Der damit verbun-dene Absatzrückgang machte den Salzbergbau am Dürrenberg in Hallein unrentabel, sodassdieser schließlich eingestellt wurde. Wer hätte das gedacht?

Tipp: Ein Rundgang durch die mittelalterliche Innstadt und die barocke Altstadt lässt dieeinstigen Römerörtlichkeiten erahnen. Um diese leichter zu erkennen, empfiehlt sich zuvorein Besuch des Römermuseums Kastell Boiotro!

- Römermuseum Kastell Boiotro - „Ein Highlight!“

Das Römermuseum Kastell Boiotro ist ein Erlebnis für sich! DieAusstellung lässt mit spannend inszenierten Fundstücken ausPassau nicht nur die städtische Entwicklung jener Zeit anschau-lich nachvollziehen, sondern auch in die Welt der Römer ein-tauchen. Ein Highlight dieser Reise!

Apropos „Boiotro“: Das historische Museumsgebäude ruht tat-sächlich auf den Fundamenten des römischen Kastells Boiotro.

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Besonderheiten, auf die Sie achten sollten:

- Eine hochwertige 3D-Animation lässt die drei römischen Kastelle Passaus quasi wiedererstehen. Dabei lassen sich auch die Redimensionierungen der Limeswehrbauten im Laufeder Jahrhunderte sehr gut erkennen.

- Das Modell einer Prahme (= Lastkahn) mit Treidelmast lässt die Technik entdecken, wieanno dazumal Lastboote stromaufwärts gezogen wurden. Diese Boote konnten übrigensbis zu 20 Tonnen befördern.

- Eine Replikation der Tabula Peutingeriana - mehr dazu im Anhang unter dem Exkurs „Dierömischen Straßen“ - gewährt Einblicke in das Kartografiewesen der damaligen Zeit undzeigt das gewaltige Straßennetz des Römischen Reiches!

- Ein Modell einer Groma (= Vermessungsinstrument) lässt die Möglichkeit der Perfektionrömischer Baukunst besser verstehen.

- Zahlreiche Spiele geben Rückschlüsse auf die römische Lebensart.

Tipp: Das Museum bietet spannende Einblicke in die Welt der (Donau-)Römer. Quasi einMuss für jeden römischen Donaufahrer!

Adresse: Römermuseum Kastell Boiotro, Lederergasse 43, D-94032 PassauÖffnungszeiten: März-November Di-So 10.00-16.00 UhrKontakt: www.stadtarchaeologie.deVerweildauer: 1-? Stunden (je nach Detailinteresse)

- Kirche St. Severin - „Eine Kirche aus römischer Zeit“

Am Westende der Innstadt befindet sich die turmlose Severins-kirche. Sie wurde im Mittelalter nach dem Hl. Severin vonNoricum benannt, der um 460 n. Chr. in den Ruinen des nahge-legenen Römerkastells Boiotro eine Klosterzelle errichtet hat. Zujener Zeit bestand diese Kirche schon. Ihr Standort dürfte also aufeinen uralten Kultplatz zurückgehen. Severin hat diese Urkircheübernommen und dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht.

Heute zählen das Gotteshaus und der umliegende Friedhof zu den ältesten durchgängiggenutzten Kultstätten Deutschlands. Sagenhaft, oder? Mehr vom Wirken des Hl. Severinerfahren wir später in Mautern, dem Sterbeort des Heiligen.

Auch auf diese Besonderheiten sollten Sie achten:

- In der Kirche veranschaulicht ein Plan deren architektonische Entwicklung seit frühchrist-lichen Tagen. Damit können Sie auch jene Teile der Kirche erkennen, die schon derHl. Severin gekannt hat!

- Das Kirchengebäude ist eine Saalkirche (= einschiffiges Gotteshaus ohne Säulen) mithölzerner Flachdecke - eine Rarität!

- Der römische Gedenkstein aus dem 3. Jhdt. n. Chr. unter der Empore erinnert an die langeTradition dieser Kirche.

- Die ältesten Grabsteine am Friedhof um die Kirche stammen aus dem 13. Jhdt.!

- Der wundervolle Kontrast zwischen dem gotischen Chorraum und dem modernen, 7 mhohen (!) Steinkreuz hinter dem Altar.

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Tipp: Ein Besuch des Gotteshauses und des Friedhofes lohnt sich – so etwas bekommt mannicht alle Tage zu sehen!

Adresse: Kirche St. Severin, Am Severinstor, D-94032 PassauÖffnungszeiten: täglichKontakt: www.pfarrei-innstadt.deVerweildauer: 15 Minuten

(Kraftwerk Jochenstein -„Ein Meilenstein der Limesstraße“)

Etwas stromabwärts des Kraftwerks Jochenstein steht am Trep-pelweg ein Replikat eines römischen Meilensteins der Limes-straße! Der Originalstein stand hier einst irgendwo im Umfeld -15 Römische Meilen (ca. 22,5 km) von Boiodurum entfernt. Derexakte Verlauf der Limesstraße ist in diesem Abschnitt leidernicht mehr rekonstruierbar.

Zu Beginn des 3. Jhdts. wurden die Befestigungsanlagen des Donaulimes auch mit einerStraße verbunden, der Limesstraße. Ursprünglich militärisch konzipiert, entwickelte sichdiese zu einer wichtigen West-Ost-Verkehrsroute. Vor allem hier im steilen Donauengtalerleichterte diese das Vorwärtskommen enorm. So verläuft die Nibelungenstraße nochheute vielfach auf der Trasse der einstigen Limesstraße. Mehr zu den römischen Straßenfinden Sie im Anhang.

Adresse: Kraftwerk Jochenstein; am südlichen Treppelweg rund 700 m strom-abwärts

Öffnungszeiten: AußenbesichtigungVerweildauer: 20-30 min (mit Spaziergang dorthin)

Fahrt durch das Obere Donauengtal -„Die letzten Hang- und Schluchturwälder“

Eher unbekannt: Zwischen Passau und Aschach befinden wir uns in einer der längsten voninsgesamt neun Durchbruchsstrecken entlang der Donau. Dieses Engtal erstreckt sich über90 km(!), von Hofkirchen in Bayern bis nach Aschach in Oberösterreich. Während die Tal-flanken westlich von Passau flacher und niedriger ausgeprägt sind, ragen diese hier steilund bis zu 300 m auf. Kurz nach der Schlögener Donauschlinge befindet sich im Übrigen diehöchste Uferflanke des gesamten Donaulaufes - der Burgstall!

Eine verborgene Rarität dieses Donauengtals sind die großen naturnahen (= urwaldartigen)Hang- und Schluchtmischwälder! In den schwer zugänglichen Donauleiten konnten dieseüberdauern, während die umliegende Landschaft stark vom Menschen geprägt wurde.Heute sind diese Hang- und Schlucht-Urwälder in Mitteleuropa eine herausragendeBesonderheit, zudem ist deren große Ausdehnung im gesamten europäischen Donauraumeinmalig!

Mehr über die Naturschätze der Donauleiten finden Sie unter www.donauleiten.com.

Schon bemerkt? Die urigen Hangmischwälder befinden sich hauptsächlich am Nordufer derDonau, während das Südufer von Fichten dominiert wird. Da stellt sich doch die Frage:„Wieso ist das so?“ Auflösung siehe Anhang.

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(Oberranna - „Ein verborgenes Kleinkastell“)

In Oberranna weist am östlichen Siedlungsende eine verblicheneTafel auf ein römisches Kleinkastell (Innenmaße 12,5x17 m) hin.Zu sehen ist vor Ort leider außer einer privaten Dauerbaustellenichts.

Es soll sich bei diesem Kleinkastell um Stanacum handeln. Da-rüber wir jedoch heftig diskutiert, ebenso wie über die Funktion

der Anlage: Sicherung der Ranna-Mündung, Flankenschutz für das Kleinkastell Schlögen, …?Seine runden Ecktürme lassen auf eine Entstehung im 4. Jhdt. n. Chr. schließen. Trotz einergrößeren Grabung und einer Notgrabung weiß man nicht sehr viel über die Anlage. Wasjedoch als gesichert betrachtet werden darf, ist, dass die Nibelungenstraße hier der Trasseder einstigen Limesstraße folgt.

Adresse: Oberranna, 4085 Wesenufer-Waldkirchen

Schlögener Donauschlinge - „Ein Naturwunder!“

In Schlögen stehen wir am Donauufer auf Augenhöhe mit demsagenhaften Naturwunder der Schlögener Schlinge. Die Donauhat sich hier tief in die Landschaft eingegraben und wechseltinnerhalb weniger Kilometer gleich zweimal ihre Richtung umnahezu 180 Grad - einfach sagenhaft! Kein Wunder, dass dieSchlögener Schlinge damit „das“ Naturhighlight der öster-reichischen Donau und eines der bekanntesten Naturschauspieledes gesamten Donaulaufs ist.

Einst zählte die Schlögener Schlinge ob ihrer reißenden Strömung und tückischen Felsen zuden gefährlichsten Stellen des Donaustroms. Adalbert Müller beschreibt diese um 1856 inseiner Reisebeschreibung sehr eindrucksvoll: „... kaum findet man bis zum Strudel hinabeine stärkere Strömung. Der Grund des Bettes ist felsig, einzelne Massen, die Vorsicht desSchiffers auffordernd, ragen wie Ungeheuer aus den Wellen hervor, sich an ihnenschäumend und mit dem Geräusch eines Wasserfalls brechen.“1 Mit dem Bau des Donau-kraftwerks Aschach im Jahre 1964 versanken auch die Ungeheuer der Schlögener Schlingein den tiefen Wassern des Rückstaus. Der Strudel, den Adalbert Müller erwähnt, bezeichnetübrigens die gefürchteten Wasserstrudel (= Struden) des Strudengaus. Mythos Donauschiff-fahrt!

Adresse: Hotel „Donauschlinge“, Schlögen 2, 4083 Haibach an der DonauÖffnungszeiten: AußenbesichtigungKontakt: www.donauschlinge.at

1 Quelle: Buch „Naturerlebnis Donautal“

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Tag 2: Montag „Durch die Donauschlinge nach Linz“Schlögen - „Kleinkastell mit Patrouillen-Hafen“

In Schlögen entdecken wir vor dem südwestlichen Nebeneingangdes Hotel „Donauschlinge“ die Mauerreste eines römischenLagertors - das Kleinkastell Ioviacum!

Die Anlage wurde zwischen 175 und 200 n. Chr. errichtet und botmit einer Größe von rund 0,65 Hektar rund 150 Soldaten Platz.Das dazugehörige Lagerdorf (= vicus) befand sich auf der gegen-

überliegenden Bachseite (heute Campingplatz). Funde von römischen Schiffsländen lassenhier auch einen Stützpunkt der Schiffspatrouillen vermuten.

Tipp: Eine Informationstafel zeigt vor Ort die Lage und Ausdehnung des Kleinkastells!

Adresse: Hotel „Donauschlinge“, Schlögen 2, 4083 Haibach an der DonauÖffnungszeiten: AußenbesichtigungKontakt: www.donauschlinge.atVerweildauer: 10 Minuten

Der Schlögener Blick - „Das Naturwunder im Draufblick“

Der „Schlögener Blick“ liegt erhaben in der Donauleiten underöffnet den berühmten Blick auf die Schlögener Schlinge! Ersthier in der Draufsicht wird die Faszination und Einzigartigkeit desNaturwunders der Schlinge so richtig bewusst. Er lässt stillwerden, staunen und demütig sinnieren ... ein magischer Ort!

Der Aussichtspunkt ist vom Hotel „Donauschlinge“ in rund 20-30minütigem, teils steilem Spaziergang erreichbar. Die Mühe lohnt sich aber! Im Aufstiegbieten übrigens einige Stationen des Naturerlebnisweges „Ciconia“ Einblick in die verborge-nen Naturhighlights der Donauleiten.

Adresse: Hotel „Donauschlinge“, Schlögen 2, 4083 Haibach an der DonauÖffnungszeiten: AußenbesichtigungKontakt: www.donauschlinge.atVerweildauer: 1-1,5 h (inkl. Spaziergang vom Hotel „Donauschlinge“)

Burgstall - „Die höchste Uferflanke“

Die waldreiche Uferflanke gegenüber von Kobling ist die bereits erwähnte höchste Ufer-flanke des gesamten Donaulaufes. Auf ihrem Gipfel, dem Burgstall (613 m), befindet sichein Aussichtsturm mit grandiosem 360°-Rundumblick: auf den Sauwald, ins ObereDonautal, ins Mühlviertel, ... und schier grenzenlos bis zu den Alpen!

So nebenbei! Der Flurname „Burgstall“ lässt eigentlich einen ehemaligen Burgstandortvermuten. Seltsamerweise gibt es auf diesem Burgstall für eine Festung keinerlei Belegeoder Überlieferungen. Dafür existieren jedoch zwei kleine Stollen in der Donauleiten.Vielleicht Burg-Stoll(en)?

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Fahrt durch das Eferdinger Becken - „Auen & Gemüse“

Zwischen Aschach und Ottensheim öffnet sich das Donautal zum weitläufigen EferdingerBecken. Eine faszinierende Kulturlandschaft: die mächtige Donau mit ihren üppigen Auen,ein Mosaik aus fruchtbaren Feldern, stattliche Vierkanthöfe, ... Einst durchzogen hierzahlreiche Donauarme eine urwaldartige Sumpflandschaft. Ein höllischer Abschnitt für dieSchiffsleute jener Zeit, die hierdurch ihre Boote stromaufwärts ziehen mussten. Heute istder Strom gezähmt und das Umland kultiviert. Das Eferdinger Becken ist nun weithinbekannt für seine Fruchtbarkeit und vor allem seinen Gemüseanbau.

Eferding - „Wo ist das Kastell Ad Mauros?“

Eferding liegt im Zentrum des gleichnamigen Landschaftsbeckenseinige Kilometer südlich des Donaustromes. Die drittälteste StadtÖsterreichs begeistert mit ihrem einzigartigen mittelalterlichenHauptplatz! Das wundervolle Gesamtensemble erzählt von Wohl-stand und Herrschaft.

Zu römischer Zeit soll hier das Kastell Ad Mauros den Donaulimesgegen die freien Germanenstämme nördlich der Donau befestigt haben. Trotz zahlreicherKleinfunde konnte dessen genauer Standort aufgrund starker Bodenzerstörung im Zugemittelalterlicher Überbauung noch nicht gefunden werden. Das Kastell wurde vermutlich im1. Jhdt. n. Chr. errichtet und diente in der Spätantike einer Reitereinheit als Garnison.Eferding war damals übrigens ein wichtiger Straßenknotenpunkt: Hier mündete die Straßeaus Ovilavis (= Wels; unter Kaiser Diokletian Provinzhauptstadt) in die Straße entlang desDonaulimes. Zudem dürfte die Siedlung an einem Seitenarm der Donau gelegen und somitauch über einen kleinen Hafen verfügt haben.

Zum Nachdenken: Das Kastell Ad Mauros (Eferding), das Kastell Lentia (Linz) und dasLegionslager Lauriacum (Enns) liegen in relativ kurzen Abständen. Das könnte ein Indiz füreinen Brennpunkt am Donaulimes sein!?

(- Schloss Starhemberg - „Das Stadtmuseum - Funde aus der Römerzeit“)

Das stattliche Schloss Starhemberg liegt in einer Parkanlage amNordende des Stadtplatzes von Eferding und schafft im Stadtkernherrschaftliches Flair. In ihm ist auch das Stadtmuseum unterge-bracht, in dem mehrere Ausstellungsräume lokale Funde ausrömischer Zeit präsentieren.

Adresse: Schloss Starhemberg, Kirchenplatz 1, 4070 EferdingÖffnungszeiten: 1. Mai bis 30. September; So; Fei 10.00-12.00 Uhr und 14.30-17.30 UhrKontakt: www.starhemberg.comVerweildauer: 30 Minuten (nur römischer Teil der Ausstellung)

Fahrt durch die Linzer Pforte - „Donaudurchbruch & Ein verborgener Wachturm“

Zwischen Ottensheim und Linz fahren wir durch ein kurzes naturbelassenes Donauengtal.Diese waldreiche Durchbruchstrecke verbindet das landwirtschaftliche Eferdinger Beckenmit dem städtischen Linzer Becken - daher auch ihr Name „Linzer Pforte“. Kaum vermutet,

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gehört dabei der Kürnberg (südlich der Donau) geologisch eigentlich zur Böhmischen Masse(nördlich der Donau) und wurde von der Donau nur abgetrennt.

Apropos Kürnberg! In dessen steiler Waldflanke verbergen sich rund 50 Höhemeter überder Donau die Mauerreste eines römischen Limes-Wachturmes. Mehrere Infotafeln gebenvor Ort Aufschluss über dessen ursprünglichen Aufbau. Beeindruckend ist auch die Platz-wahl: Das Blickfeld deckte den Großteil dieses Donauengtales ab.

Linz - „Lentia - Handelsknotenpunkt & Kastell“

Linz ist heute weltbekannt als vielfältige Kulturstadt von europä-ischem Format und wird ob seiner faszinierenden Symbiose vonIndustrie und Kultur bestaunt.

Der Name „Linz“ leitet sich vom keltischen Wort „lentos“ ab,was soviel wie „biegsam, gekrümmt“ bedeutet. Wenn man denVerlauf der Donau hier betrachtet, wird der Grund für dieseNamenswahl bewusst.

Erste Siedlungsspuren finden sich in Linz am Gipfel des Freinberg - eine jungsteinzeitlicheRingwallanlage. Die Kelten verlegten die Siedlung im 1. Jhdt. v. Chr. weiter bergab auf denheutigen Römerberg. Bereits um 20 n. Chr. entstand dort eine zivile römische Siedlung. KeinWunder, kreuzte sich in Lentia doch die Wasserstraße der Donau mit einer alten Nord-Süd-Handelsroute. Um 50 n. Chr. begannen die Römer, diesen strategisch wichtigen Donauüber-gang mit einem Reiter-Kastell zu sichern. Die Siedlung gedieh prächtig und reichte im2.-3. Jhdt. n. Chr. schon weit in die Donauebene - bis zur Spittelwiese. Um 270 n. Chr.wurde Lentia durch die Germanen das erste Mal zerstört, so wie später im 3. Jhdt. n. Chr.auch noch mehrere Male. Infolge gab man das Kastell auf und errichtete eine Festungsstadtin der Militär- und Zivilbevölkerung bis zum Abzug der Römer lebten.

So nebenbei: Wie der Name „Römerberg“ vermuten lässt, wurden dort auch die ältestenrömischen Funde entdeckt - Flurnamen lesen lernen!

(- Schlossmuseum - „Das größte Universalmuseum Österreichs“)

Erhaben thront das mächtige Linzer Schloss über der Donau undzeugt von einer bedeutungsvollen Vergangenheit. In seinem teil-weise zeitgenössisch modernen Inneren ist das Schlossmuseumuntergebracht - das größte Universalmuseum Österreichs!

Natürlich verfügt dieses auch über eine kleine Römerabteilung.Darin sollten Sie auf folgende Besonderheiten achten:

- Zwei Figurinen erlauben den direkten Vergleich einer schweren Kampfuniform mit einerleichten Dienstuniform.

- Es sind auch Maurerwerkzeuge wie Kellen, Spachteln, ... ausgestellt. Diese sieht man nichtalle Tage.

Tipp: Wer viel Zeit hat, kann sich im Schlossmuseum in zwei Ausstellungsräumen einenÜberblick über die Römer in Oberösterreich verschaffen!

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Adresse: Schlossmuseum, Schlossberg 1, 4020 LinzÖffnungszeiten: Di-Fr 09.00-18.00 Uhr, Do 09.00-21.00 Uhr,

Sa/So/Fei 10.00-17.00 UhrKontakt: www.landesmuseum.at/schlossmuseumVerweildauer: 20 Minuten (nur Römerabteilung)

(- Martinskirche - „Die älteste Kirche Österreichs“)

Unweit des Linzer Schlosses steht am Römerberg eine kleineKirche - die Martinskirche. Lange Zeit galt sie als die älteste erhal-tene Kirche Österreichs. Heute ist das nicht mehr haltbar, den-noch erfolgt ihre erste urkundliche Erwähnung schon 799, ge-meinsam mit dem Linzer Schloss.

Während Restaurierungsarbeiten kamen römische Inschriften-steine und eine römische Ofenanlage zutage, welche heute durch eine Glastür besichtigtwerden können. Der Innenraum darf nur im Zuge einer Führung betreten werden.

Adresse: Martinskirche, Martinsgasse 3, 4020 LinzÖffnungszeiten: Täglich; Blick durch eine GlastürVerweildauer: 5-10 Minuten

(Turm 9-Stadtmuseum Leonding - „Ein Geheimtipp!“)

Das Stadtmuseum Leonding befindet sich im ehemaligen Geschützturm 9 der Maximiliani-schen Festungsanlage von Linz. In der gut inszenierten Ausstellung werden unter anderemlokale Funde aus der Römerzeit präsentiert. Das verborgene Highlight dieses Museums istdas Replikat eines römischen Reisewagens - eine absolute Rarität!

Adresse: Turm 9-Stadtmuseum Leonding, Daffingerstraße 55, 4060 LeondingÖffnungszeiten: Do-Sa 13.00-18.00 Uhr: Fei geschlossen

Sommerpause: Juli-AugustAuf Anfrage Besichtigung außerhalb der Öffnungszeiten möglich -einfach freundlich Fragen!

Kontakt: www.leonding.atVerweildauer: 1 Stunde

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Tag 3: Dienstag „Von Linz in den Strudengau“Traunmündung - „Salz aus dem Salzkammergut“

Völlig unscheinbar mündet der Traunfluss zwischen Linzer Indust-riegebiet und urigen Auwäldern in die Donau. Man sieht es ihrheute kaum an, aber sie verfügt über eine uralte Tradition derSalzschifffahrt - auf ihr kam einst das Salz des Salzkammergutesan die Donau!

In Hallstatt wird bereits seit Jahrtausenden Salz abgebaut. Dortgemachte Funde geben sogar einer ganzen Geschichtsepoche ihren Namen - derHallstattzeit (800-450 v. Chr.). Seit mindestens 700 v. Chr. wird Salz in Hallstatt in großenMengen gewonnen. Der Weitertransport erfolgte dabei vielfach über den Wasserweg derTraun. Der Fluss hatte jedoch seine Tücken. Der Oberlauf von Hallstatt bis Ebensee warwild, der Unterlauf von Gmunden bis zur Donau teilweise seicht. Zudem bildeten derWilde Laufen (im Oberlauf) und der Traunfall (im Unterlauf) schwierige Schifffahrtshinder-nisse.

Um das 4. Jhdt. v. Chr. wurde das Hallstätter Bergbaugebiet durch einen gewaltigen Berg-sturz verschüttet. Infolge kam wahrscheinlich der dortige Salzabbau zum Erliegen. Dasdürfte auch der Anlass gewesen sein, um den Dürrenberg in Hallein als neues Hauptabbau-gebiet zu erschließen. Zu römischer Zeit konnte bislang kein Salzabbau nachgewiesen wer-den, wohl aber eine Siedlung am Ufer des Hallstättersees. Diese entstand um 100 n. Chr.und erreichte ihre Blütezeit im 2.-3. Jhdt. n. Chr. Dasselbe gilt übrigens auch für einerömische (Salz-)Siedlung am benachbarten Altausseersee.

So nebenbei: Erst im 14. Jhdt. ist in Hallstatt wieder Salzgewinnung belegbar. Ihre Blütezeitfolgte im 16. Jhdt., als die Habsburger den ausländischen Salzimport in die österreichischenErblande zugunsten der habsburgischen Salzproduktion im Salzkammergut stoppten. Da-mals begann auch der Ausbau der Traun als Schifffahrtsweg. Die Traun - ein Fluss mitgroßer Vergangenheit!

Enns - „Lauriacum - Durch Legionsgarnison zur Verwaltungsstadt“

Enns gilt als älteste Stadt Österreichs und bezaubert mit ihrermittelalterlichen Altstadt! Erhaben liegt diese auf einem sanft indie Donauebene auslaufenden Geländerücken, rund 4 Kilometervon der Enns-Mündung in die Donau entfernt. Ihre prachtvollenFassaden erzählen von Reichtum und Wohlstand durch blühen-den Handel. Einfach sehenswert!

Schon am Beginn des 1. Jhdts. n. Chr. entstand in Enns eine zivile römische SiedlungNamens „Lauriacum“ - ein Indiz für die Bedeutung dieses Ortes als Handelsstützpunkt. Alsdie Germanen im 2. Jhdt. n. Chr. bei ihren immer massiver werdenden Übergriffenschließlich bis nach Italien vorstießen, verstärkten die Römer hier den Donaulimes miteinem Legionslager. Dieses wurde ursprünglich an der Enns-Mündung in die Donau (naheAlbing) errichtet, aber bald nach Lauriacum verlegt. Lauriacum war übrigens eines von vierLegionslagern entlang der österreichischen Donau und das einzige im heutigen Oberöster-reich. Eine Legion war dabei die ranghöchste militärische Einheit einer Provinz. Das spiegeltsich auch darin wider, dass der Legionskommandant gleichzeitig die Funktion eines Provinz-statthalters innehatte. Diese Tatsache und die günstige Lage an der Limesstraße, an der

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Wasserstraße der Donau bzw. an den Mündungen der Enns (Eisen), der Traun (Salz) und derAist (Moldauhandel) ließen Lauriacum rasch zu einem bedeutenden Verwaltungs- undHandelszentrum avancieren. So waren im 3. Jhdt. n. Chr. im Legionslager rund6.400 Soldaten stationiert. In der Zivilstadt lebten zu dieser Zeit in etwa 30.000 Menschen.Lauriacum war außerdem Stützpunkt einer Donauflottille - genannt Classis Lauriacensis -und ist bis dato der einzige historisch nachgewiesene Bischofsitz im nördlichen Teil derrömischen Provinz Noricum.

Tipp: Ein Rundgang durch die bezaubernde Altstadt lohnt sich. Zudem erlaubt der wunder-volle Panoramablick vom Stadtturm einen perfekten Geländeüberblick, der die Beweg-gründe der Römer besser verstehen lässt!

- Museum Lauriacum - „Ein Highlight!“

Das Museum Lauriacum ist ein Höhepunkt dieser Kulturreise! Dierömische Schausammlung ist eine der bedeutendsten Öster-reichs. Sie bietet nicht nur spannende Einblicke in den Legions-standort Lauriacum, sondern lässt auch die römische Kultur bes-ser verstehen. Kurzweilig & interessant!

Besonderheiten, auf die Sie achten sollten:

- Ein Modell zeigt sehr anschaulich den Aufbau des Legionslagers Lauriacum.

- In der Legionshalle erlauben Fragmente von Kettenhemden, Panzerungen, Waffen, ... Ein-blicke in die Ausstattung der römischen Soldaten. Eine Rarität sind dabei die Teile prunk-voller Paradeuniformen.

- Eine kleine siebenschnäuzige (!) Tonlampe mit bescheidenem (!) Brennstoffbehälter lässtüber Leuchtkraft und Brenndauer der damaligen Lampen sinnieren.

- Spielsteine aus Glas bezeugen nicht nur den hohen Stellenwert des Spieles in der römi-schen Kultur, sondern auch die Kunstfertigkeit in der Glasverarbeitung.

- Eine Schauwand veranschaulicht das Preisniveau des Festpreisediktes mit dem KaiserDiokletian (236-312 n. Chr.) versuchte, die Kaufkraft seiner Staatsbürger zu sichern. Span-nend ist dabei, wieviel Eier im Vergleich zu anderen Dingen des täglichen Bedarfesgekostet haben.

- Ein Grabstein mit dem Relief eines römischen Mannes und seiner norischen Frau ver-mittelt nicht nur die Verschmelzung der Kulturen, sondern auch den hohen Status derKelten im römischen Weltbild.

- Zwei Modellreihen zeigen die verschiedenen Formen von Körpergräbern in spätrömischerZeit: Von der Grube bis hin zum Ziegelkistengrab. Die Ausrichtung der Gräber mit Blicknach Osten (= Sonnenaufgang) erfolgt übrigens erst nach dem 2. Jhdt. n. Chr.!

- Es wird der größte römische Silbergeschirr-Depotfund Österreichs gezeigt! Dieser wurde1981 in Lorch rund 300 m außerhalb des Legionslagers entdeckt.

Tipp: Ein Muss für jeden römischen Donaufahrer!

Adresse: Museum Lauriacum, Hauptplatz 19, 4470 EnnsÖffnungszeiten: April-Oktober Di-Fr 10.00-17.00; Sa, So 10.00-12.00 und 14.00-16.00 Uhr

November-März So 10.00-12.00 und 14.00-16.00 UhrKontakt: www.museum-lauriacum.atVerweildauer: 1-1,5 Stunden (nur Römerausstellung)

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- Basilika St. Laurenz - „Die Wiege des oberösterreichischen Christentums“

Die Basilika St. Laurenz in Lorch bei Enns ist eine der bedeutends-ten historischen Stätten des christlichen Lebens in Oberöster-reich! In den Jahren 1960 bis 1966 wurden bei archäologischenAusgrabungen unter der Basilika die Mauern des römischenStadttempels von Lauriacum (180 n. Chr.), die Mauern der erstenchristlichen Kirche (um 370) und eine frühkarolingische Anlage(um 740) freigelegt. Teile dieser Ausgrabungen können heute von

jedermann im Kirchenschiff der Basilika besichtigt werden.

Die Geschichte von Lauriacum ist auch untrennbar mit dem Heiligen Florian verbunden. Erwar als Kanzleivorstand des Statthalters der römischen Provinz Ufernoricum ein hoherrömischer Beamter mit großem Einfluss. Da er sich weigerte, den römischen Göttern zuopfern, wurde er in die Verbannung geschickt. Als in Lauriacum während der Christenver-folgung unter Kaiser Diokletian 40 Christen gefangen wurden, kam Florian trotz Verbann-ung wieder zurück und versuchte, seinen Glaubensbrüdern zu helfen. Dabei wurde er ge-fangen genommen. Er weigerte sich, dem Christentum abzuschwören und wurde so am 4.Mai 304 nach grausamer Folter mit einem Mühlstein um den Hals in der Enns ertränkt. DerLegende nach wurde sein Leichnam von einer frommen Frau geborgen und auf ein Ochsen-fuhrwerk geladen. Dort wo das Ochsenfuhrwerk stehen blieb, wurde er begraben. Heuteerhebt sich über seinem Grab die Stiftskirche des Stiftes St. Florian. Seine 40 Mitchristenkamen im Kerker ums Leben. Ihre Gebeine ruhen im Altar der Basilika St. Laurenz. Nur achtJahre nach der Hinrichtung des Heiligen Florian sicherte Kaiser Konstantin die volleGlaubensfreiheit zu: Was für eine Ironie!

Tipp: Eine Führung in die unterirdischen Ausgrabungsbereiche unter(!) der Kirche lässt nichtnur römische Bautechnik hautnah erleben, sondern auch unwillkürlich über das Verstrei-chen der Jahrhunderte sinnieren!

Adresse: Basilika St. Laurenz, Lauriacumstrasse 4, 4470 EnnsÖffnungszeiten: Täglich (Führungen April-Oktober täglich um 16.00 Uhr)Kontakt: www.stlaurenz.comVerweildauer: 20 Minuten (ohne Führung)

Fahrt durch das Machland - „Die Donau - Segen und Fluch“

Kurz nach Mauthausen weitet sich das Donautal zu einem breiten Becken - dem Machland.Ein buntes Mosaik aus weitläufigen Feldern. Die Siedlungen liegen meist am Rand derEbene. Ein Gefühl der Weite entsteht. Und der Donaustrom versteckt sich in der Fernehinter urigen Auwäldern. Er erinnert still daran, dass es sein Land ist, Schwemmland. VonZeit zu Zeit zeigt er es auch deutlicher - mit Hochwasser.

Das Machland ist uraltes Siedlungsland. Schon in der Jungsteinzeit schätzte man die Frucht-barkeit der Ebene und nahm dafür Hochwasser in Kauf. In den letzten Jahrzehnten vergaßman diese stille Vereinbarung. Bis zum Jahrhunderthochwasser im Jahre 2002. Danachwurde der Machlanddamm errichtet - das größte Hochwasserschutzprojekt Österreichs.

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Keltendorf Mitterkirchen - „Keltische Kultur, Rinderbarone & Hallstätter Salz“

Das Keltendorf Mitterkirchen ist ein Erlebnis für sich! Es erlaubtanhand eines rekonstruierten Dorfes authentische Einblicke in dieKultur der Bevölkerung, auf welche die Römer im österreichi-schen Donauraum trafen.

Wer glaubt, diese war primitiv und rückständig, der irrt! Mittelskomplexer Webtechniken wurden kostbare Stoffe hergestellt.

Bronzene Schnabelkannen und detailreiche Fibeln zeugen von höchster Kunstfertigkeit.Aber die Römer beeindruckten vor allem die leichten und wendigen Streitwagen der Kelten,deren Effektivität sie erstmals 387 v. Chr. in Oberitalien zu spüren bekamen. Die hoheKunst des Wagenbaues zeigt sich dabei in den leichten Speichenrädern deren Holzfelgenaus einem Stück in einem heißen Wasserbad gebogen wurden. Die Lauffläche bildete eindarüber aufgezogener Eisenring.

Kaum bekannt: Frühjahr 1980 - ein Bauer findet beim Ackern in Mitterkirchen einen verzier-ten Bronzering, einen Armreifen und einige bronzene Schmuckbeschläge. SystematischeRettungsgrabungen brachten 50 Hügelgräber mit mehr als 70 Grabkammern der Hallstatt-kultur und einen zeitgleichen Siedlungsplatz zum Vorschein. Von den prunkvollen Grab-beigaben erlangte vor allem der inzwischen rekonstruierte „Mitterkirchner Prunkwagen“ inder Fachwelt internationale Bekanntheit. Die Funde ergaben, dass die hallstattzeitlichenHerren der Machlandebene durch große Rinderherden zu diesem unvermuteten Reichtumkamen. Sie scheinen auch direkten Kontakt mit den Bergleuten des Hallstätter Salzberg-baues gehabt zu haben. Der Herrenhof Mitterkirchen könnte somit eine Anlandungs- undVerteilstation für das Hallstätter Salz gewesen sein. Es wäre auch denkbar, dass dieHallstätter Bergleute per Viehtrieb mit Rindern aus dem Machland versorgt wurden.

Tipp: Das Keltendorf ist ein verborgenes Highlight, das den österreichischen Donauraum zurZeit der Römer besser verstehen lässt. Ein Muss für jeden römischen Donaufahrer!

Adresse: Keltendorf Mitterkirchen, Lehen 12, 4343 MitterkirchenÖffnungszeiten: April-Oktober täglich 09.00-17.00 UhrKontakt: www.keltendorf-mitterkirchen.atVerweildauer: 1-? Stunden (je nach Detailinteresse)

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Tag 4: Mittwoch „Durch den legendäre Strudengau nach Melk“Grein - „Das Tor zum Strudengau“

Das mittelalterliche Städtchen Grein ist einer der idyllischstenDonauorte dieser Reise! Im waldreichen Donauengtal gelegen,erzählt es mit kunstvollen Fassaden und herrschaftlichem Schlossvon Wohlstand durch die Donauschifffahrt. Kaum verwunderlich,war die Stadt doch lange Zeit das Tor zum legendären Struden-gau!

Grein hat zwar nicht unmittelbar etwas mit der Römerzeit zu tun, das bezauberndeStädtchen hilft jedoch, den Mythos des Strudengaus zu verstehen. Bereits im Jahre 1491wurde Grein zur Stadt erhoben und ist damit die drittälteste Stadt des Mühlviertels. DerWohlstand der Stadt begründete sich auf ihrer günstigen Lage an einer flachen Bucht amAußenufer einer Donaubiegung. Hier befand sich die letzte sichere Anlegemöglichkeit vorden gefährlichen Struden (= Strudel) des Strudengaus, einst die gefährlichste Schifffahrts-passage des gesamten Donaulaufes! In Grein nahm man ortskundige Lotsen an Bord, umdie Schiffe sicher durch die Struden zu bringen. Häufig wurden hier auch die Schiffe ent-laden, damit die Gefahrenstellen mit weniger Tiefgang bewältigt werden konnten. DieWaren folgten auf dem Landweg und wurden nach den Struden wieder auf die Schiffeverladen. Die Stadt blühte so als Versorger für die Donauschifffahrt und als Umschlagplatzfür das Mühlviertler Hinterland auf. Das Ladstattrecht, das Stegrecht und das Schifffahrts-recht schufen weitere Wettbewerbsvorteile: Dadurch durften nur Greiner Einwohner aufder Donaustrecke zwischen Neheim (Perg) und Werfenstein (St. Nikola) Waren auf- undabladen bzw. Schifffahrt betreiben. Die detailreichen Fassaden, prächtigen Erker und schö-nen Arkadenhöfe im Stadtkern zeugen noch heute von dieser glorreichen Epoche. Greinwurde damals auch das „goldene Städtchen“ genannt. Mit der Einführung der Dampf-schifffahrt 1873 verlor die Stadt nach und nach seine wichtigste Erwerbsquelle. So begannman schon Mitte des 19. Jhdts., auf den Fremdenverkehr zu bauen.

Tipp: Ein Rundgang durch das goldene Städtchen lässt die historische Donauschifffahrtwieder erwachen. Dem Mythos „Strudengau“ auf der Spur!

Fahrt durch den Strudengau - „Gefürchtet!“

Tief hat sich die Donau zwischen Grein und Ybbs durch die waldreichen Berge gegraben. DieLandschaft ist ruhig und beschaulich. Ein friedvolles Gefühl stellt sich ein. Dem Wissendenoffenbaren sich jedoch verborgene Zeichen, die anderes erzählen. Wir sind hier im legen-dären Strudengau!

Der Name Strudengau leitet sich von Struden (= Strudel) ab. Befand sich doch hier einst dergefährlichste Schifffahrtsabschnitt des gesamten Donaulaufes. Die Greiner Bucht bot dieletzte sichere Anlegemöglichkeit. Dann begann die tosende Hölle. Bereits kurz nach demEnde der heutigen Uferpromenade in Grein markiert das markante Halterkreuz die ersteGefahrenstelle. An der Mündung des Gießenbaches (= Stillensteinklamm) in die Donaubegann der gefährlichste Abschnitt des Strudengaus. Auch dort weist auf der gegenüber-liegenden Insel Wörth ein markantes Kreuz auf die Gefahr hin. Die Insel teilte den Donau-strom. Der rechte Donauarm war versandet und nur bei Hochwasser zu fahren. Die Wasser-massen drängten sich so mit hoher Geschwindigkeit durch den linken Donauarm. Gefähr-liche Felsen ragten dort aus dem Wasser, bildeten starke Wirbel und tückische Strom-schnellen. Kurz nach der Burg Werfenstein kamen die mächtigsten Wasserstrudel! Siegaben

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dem Ort Struden (= Strudel) auch seinen Namen. Zahlreiche Schiffe und Schiffsleuteverunglückten hier. Zumeist wurden die Ertrunkenen und die Verunglückten in der„Friedhofslacke“, einer Bucht am Nordufer mit Kehrwasser (= Gegenströmung), ange-schwemmt. In St. Nikola war die Gefahr - dem Hl. Nikola sei Dank - überstanden.

Im Bereich der Struden wurden in der Donau zahlreiche Opfergaben zur Besänftigung derWassergewalt gefunden, welche auf eine lange Schifffahrtstradition schließen lassen. Sodürften die Römer, als sie im Donauraum eintrafen, eine ausgeprägte Donauschifffahrtvorgefunden haben. Dafür spricht auch, dass sich die Römer die hiesige Bootsbauweise fürihre eigene Donauschifffahrt aneigneten. Das oben angesprochene Opferritual übernahmübrigens zu christlicher Zeit die Kirche St. Nikola, bei der nach geglückter Durchfahrt einObolus zu entrichten war.

Heute alles kaum mehr vorstellbar - viele der Hindernisse wurden im 18. und 19. Jhdt.beseitigt. Im Jahr 1955 versenkte schließlich das Kraftwerk Ybbs-Persenbeug die Strudenendgültig in den tiefen Wassern seines Rückstaus.

Pöchlarn - „Arelape-Ein Stützpunkt der Donauflottille“

Das idyllische Städtchen Pöchlarn liegt in einer Donauebenean der Mündung der Erlauf in den Donaustrom. Pöchlarn wirdim Mittelalter im Nibelungenlied als Bechelaren erwähnt undist mit ein Grund wieso die Region zwischen Strudengau undWachau auch „Nibelungengau“ heißt. In der Stadt wurdeaußerdem einer der bedeutendsten Expressionisten Öster-reichs geboren: Oskar Kokoschka.

Zu römischer Zeit verlief die Donau hier in zahlreichen Armen durch eine sumpfigeAulandschaft. Im 1. Jhdt. n. Chr. wurde auf einer dieser Inseln ein Reiterkastell errichtet -Arelape. Neben der Sicherung des Donaulimes diente es als Flankensicherung fürLauriacum. Zudem trafen hier ein wichtiger Handelsweg, der entlang der Erlauf in dieOstalpen führte, und die Wasserstraße der Donau zusammen. Das erste Holz-Erde-Kastelldürfte während der Markomannenkriege zerstört worden sein. Im späten 2. Jhdt. n. Chr.wurde es als Steinkastell mit den damals typisch abgerundeten Ecken wiedererrichtet. Abdem 4. Jhdt. n. Chr. war in Arelape zusätzlich eine Einheit der Donauflottille stationiert. Zudieser Zeit wurde der militärische Bereich im Kastell verkleinert, sodass nun auch die zivileBevölkerung hinter den schützenden Mauern siedeln konnte. Interessant ist die Tatsache,dass nach dem Abzug der Römer in Pöchlarn erst im 14. Jhdt. wieder eine Siedlungentstand. Was dafür wohl der Grund gewesen sein mag?

Tipp: Die römischen Sehenswürdigkeiten der Stadt lassen sich perfekt zu Fuß verbinden.

- Welserturm - „Stadtmuseum Arelape-Bechelaren“

Im spätmittelalterlichen Welserturm zeigt die Daueraustellung„Arelape - das römische Pöchlarn“ auf zwei Ebenen unteranderem die neuesten Grabungsfunde, die während desInnenstadtprojektes zu Tage traten. Im obersten Stock stellenlokale Künstler in jährlich wechselnden Ausstellungen ihreWerke aus.

Besonderheiten, auf die Sie achten sollten:

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- Ein Plan bietet Überblick über die Lage des Kastells im heutigen Pöchlarn.

- Repliken von römischen Schuhen zeigen die Schuhtracht von anno dazumal.

- Der herrliche Donaublick vom obersten Stockwerk erinnert an den Blick von den einstigenKastelltürmen.

Tipp: Klein, aber mit viel Herzblut gemacht!

Adresse: Stadtmuseum Arelape-Bechelaren-Pöchlarn im Welserturm,Regensburgerstraße, 3380 Pöchlarn

Öffnungszeiten: April-Oktober; Mo-Do 09.00-12.00 und 12.30-15.00 Uhr;Fr 09.00-12.00 Uhr, Sa 10.00-12.00 Uhr

Kontakt: www.poechlarn.atVerweildauer: 20 Minuten

- Pfarrkirche Pöchlarn-„Reliefsteine“

In der Außenfassade der Pfarrkirche von Pöchlarn befinden sich einigeschöne römische Reliefsteine.

Adresse: Pfarrkirche Pöchlarn, Pfarrplatz 1, 3380 PöchlarnÖffnungszeiten: AußenbesichtigungKontakt: www.poechlarn.atVerweildauer: 5 Minuten

- Pflegezentrum - „Ein unterirdischer Fächerturm“

Im Keller des Pflegezentrums befinden sich die nun konservierten Überreste vom südöst-lichen Fächerturm des Kastells Arelape.

Adresse: Pflegezentrum, Nibelungenstraße 4, 3380 PöchlarnÖffnungszeiten: Besichtigung auf Anfrage werktags möglich (vorzugsweise vormittags)Kontakt: www.poechlarn.atVerweildauer: 10 Minuten

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Tag 5: Donnerstag „Durch die vielbesungene Wachau“Fahrt durch die Wachau - „Eine Welterbe-Landschaft“

Zwischen Melk und Krems hat sich der Strom auf rund 30 km Länge tief in die BöhmischeMasse eingegraben. Dieses letzte Durchbruchstal der österreichischen Donau ist wohl auchderen berühmteste Landschaft - die Wachau! Ihre Faszination ist sehr vielschichtig: dieurigen Waldflanken, der liebliche Talboden, der berühmte Weinbau, die alten Wehrkirchen,die sagenumwobenen Burgen, ... Kein Wunder also, dass sie zum UNESCO-Welterbe gekürtwurde. Die Wachau ist vieles, aber keine schnelle Landschaft. Eine Landschaft für die Seele.Darum Mut zu Langsamkeit und zum Genießen!

Wachau - „Weinbau, ein römisches Erbe“

Die Faszination „Wachau“ ist untrennbar mit den idyllischenWeingärten und deren köstlichen Produkten verbunden. Inder Wachau gab es bereits zu keltischer Zeit einen bescheide-nen Weinanbau. Die Römer systematisierten die Weinerzeug-ung und ließen sie förmlich erblühen. Kein Wunder, galt beiihnen doch Wein als Grundnahrungsmittel auf das jeder Rö-mer quasi Anrecht hatte. Da die Versorgung aus der Heimat

aufgrund der Entfernung sehr aufwändig war, bot der regionale Weinanbau eine Alter-native. Mit dem Ende der römischen Herrschaft brach auch der Weinanbau zusammen.

So nebenbei: Erst unter dem mächtigsten Kaiser des Mittelalters - Karl dem Großen (747-814) - gewann die Weinproduktion wieder an Bedeutung. Er erließ 795 sogar eine eigeneWeinbauverordnung, die Rebsorten, Pflege, Recht, ... regelte und schuf auch einWeinbaukataster. Im 11./12. Jhdt. setzte schließlich ein regelrechter Wettlauf derbedeutenden österreichischen und bayerischen Klöster um Weingärten in der Wachau ein.Die wirtschaftlichen Erträge des Weinanbaus waren einfach zu verlockend. So hatten umdas Jahr 1300 bereits 31 Klöster (!) Besitzungen in der Wachau. Ihre Trauben ließen sie ineigenen Lesehöfen verarbeiten und den Wein dort lagern. Noch heute entdecken wir invielen Wachauer Orten solche Lesehöfe, die nicht nur mit hervorragendem Wein, sondernauch mit prachtvoller Architektur begeistern. Landschaft lesen lernen!

Bacharnsdorf - „Ein Burgus“

In der Siedlung Bacharnsdorf verbergen sich die Mauerresteeines römischen Burgus (12,2 x 12,4 m). Er stammt aus dem4. Jhdt. n. Chr. und wurde bis weit in das Mittelalter genutzt. Sogrenzt seine Südmauer - das höchste erhaltene Fragment - nochheute an ein mittelalterliches Hofgebäude. Sein einstiger Innen-raum wird hingegen als Garten genutzt.

Tipp: Vor Ort bietet eine Tafel einen Überblick über die Geschichte von Bacharnsdorf - soauch über die römische Zeit!

Adresse: Bacharnsdorf 7, 3621 BacharnsdorfÖffnungszeiten: AußenbesichtigungKontakt: www.limes-oesterreich.atVerweildauer: 5-10 Minuten

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Kirche St. Lorenz - „Vom Burgus zur Kirche“

Das kleine Kirchlein St. Lorenz neben der Rollfähre nach Spitz zählt zu den ältesten Kirchender Wachau. Im 4. Jhdt. n. Chr. entstand hier ein Burgus. Eine seiner Mauern wurde imspäteren Kirchenbau integriert - auf der Nordseite.

Zum Nachdenken: Wir treffen viel öfter auf Überbleibsel römischer Zeit als uns meistbewusst ist!

Adresse: Kirche St. Lorenz, Sankt Lorenz 4, 3602 Sankt LorenzÖffnungszeiten: AußenbesichtigungVerweildauer: 5-10 Minuten

Mauternbach - „Eine Römerstraße & Gleisrillen“

Im Ortsteil Mauternbach von Mautern können wir noch einsehr gut erhaltenes Stück der Limesstraße entdecken - miteingehauenen Gleisrillen!

Heute fast vergessen: Steile Bergabfahrten stellten mitschweren Fuhrwerken vor der Erfindung der Bremsklötze einernstes Problem dar. Die Hinterräder mussten mit Ketten

blockiert und der Wagen förmlich nach unten geschliffen werden. Dabei büßte das Gefährtnatürlich an Lenkfähigkeit ein. Die Römer behalfen sich auf diesen Abschnitten vielfach miteingehauenen Gleisrillen, um den rutschenden Wägen eine Richtung vorzugeben. DieseGleisrillen erforderten natürlich eine einheitliche Spurweite - diese betrug im römischenReich 1,10 Meter.

Tipp: Die Römerstraße ist nur durch einen kurzen Spaziergang erreichbar - dieser lohnt sichaber!

Ausgangspunkt: Parkplatz vor dem Heurigen Graf (Mauternbach 14, 3512 Mautern); vondort rund 50 m auf der Straße weiter bergauf, dann rechts dem Wander-weg folgen.

Öffnungszeiten: AußenbesichtigungVerweildauer: 20-30 Minuten (inkl. Spaziergang)

Mautern - „Favianis - Eine eindrucksvolle Befestigung!“

Mautern ist ein Höhepunkt dieser Kulturreise: Hier finden sichdie eindrucksvollsten Überreste einer römischen Befestigungs-anlage Österreichs - ein Erlebnis für sich!

Der geschichtsträchtige Donauort Mautern liegt am Übergangvom engen Durchbruchstal der Wachau in die weitläufigeEbene des Tullnerfeldes. Seit prähistorischer Zeit überquerte

hier eine wichtige Nord-Süd-Handelsroute die Donau. Dieser Übergang verhalf übrigens imMittelalter der gegenüberliegenden Doppelstadt Krems-Stein zu europäischer Bedeutung.Die Römer errichteten um 60 n. Chr. an diesem Ort das Kastell Favianis und stationiertendarin eine Reitereinheit. Das Holz-Erde-Lager wurde am Beginn des 2. Jhdts. n. Chr. in einSteinkastell umgebaut. Während der Markomannenkriege dürfte das Militärlager dannsamt dazugehöriger Zivilsiedlung zerstört worden sein. Der Wiederaufbau verlief schlep-

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pend und kam nach einer Brandkatastrophe ganz zum Erliegen. Erst am Beginn des3. Jhdts. n. Chr. wurde wieder ein Steinkastell errichtet. Im 4. Jhdt. n. Chr. ermöglichtedessen Erweiterung auch der Zivilbevölkerung das Siedeln innerhalb der schützenden Fest-ungsmauern. Zu jener Zeit wurde in Favianis zusätzlich eine Einheit der Donauflottillestationiert. Später im 5. Jhdt. machte der Hl. Severin den Ort zu einem Sammelpunkt für diesich zurückziehende römische Bevölkerung (siehe „Pfarrkirche St. Stephan - Der Hl. Severinund der Rückzug der Römer“).

Tipp: Der Kulturweg „Favianis Mutaren Mautern“ führt zu den historischen Highlights vonMautern und eröffnet vor Ort spannende Einblicke in die Geschichte. Fünf Stationenbeschäftigen sich dabei mit der Römerzeit - sehenswert!

Start des Kulturweges: Am Parkplatz vor der Römerhalle (Am Limes 1, 3512 Mautern)Verweildauer: 1-1,5 Stunden

- „Römische Stadtmauer & Westlicher U-Turm“

Große Teile der römischen Kastellmauer sind noch intakt underlauben einen hautnahen Eindruck vom Aussehen einersolchen Befestigungsanlage! Vor der Westmauer deutet einkleiner Graben, das einst vorgelagerte Verteidigungssysteman. Der westliche U-Turm (Foto) verblüfft ob seiner unge-wöhnlichen Größe: Innenraum 12x9 m. An dessen Abbruch-kante ist auch sehr schön seine Ausführung als Gussmauer-werk erkennbar.

Exkurs „Römischer Beton“: Die Bindekraft von Kalkmörtel (Sand + gelöschter Kalk) ist seitüber 10.000 Jahren bekannt. Die Römer waren es jedoch, die Mörtel durch die Verwendungvon gebranntem Kalk und die Beimengung von verschiedenen Zuschlagstoffen perfek-tionierten: Beton entstand! Dieser war extrem wasserbeständig und verfügte über einesehr hohe Druckfestigkeit. Das eröffnete der Architektur eine völlig neue Dimension -größere Bauhöhen, mehrstöckige Gebäude, weitspannende Geschossdecken ohne Stütz-pfeiler, ... Paradebeispiele dafür sind die imposante Kuppel des Pantheons in Rom und dieberühmten römischen Wasserleitungen. Im 2. Jhdt. n. Chr. begann man mit dem Bau vonGussmauerwerken (= opus caementitium). Dabei wurde der Raum zwischen zwei Holzver-schalungen oder zwischen zwei Schalenmauern mit dem römischen Beton ausgegossen.Heute ist Beton wahrscheinlich das Erbe der Römer, das deren Nachwelt am meistenbeeinflusste! Das Wissen um die Kunst der Betonerzeugung ging übrigens im Mittelalterzeitweilig verloren.

Tipp: Es lohnt sich, auch scheinbar gewöhnliche Dinge genau zu betrachten und zu hinter-fragen. Viel Freude beim Entdecken!

- Römermuseum - „Das Leben in Favianis“

Im einstigen Getreidekasten des Schlosses Mautern erlaubtein kleines Römermuseum einen sehr breit gefächerten Über-blick über das römische Favianis. Einfach sehenswert!

Darauf sollten Sie besonders achten:

- Ein Plan zeigt die Lage von Favianis im heutigen Mautern.

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- Die umliegenden Tonlagerstätten ließen in Favianis zahlreiche Töpfereinen entstehen. EinAusstellungsteil beschäftigt sich mit diesem Aspekt.

- Die Nachbildungen eines römischen Wohnzimmers und einer Küche bieten einen Eindruckvon der römischen Lebensart.

Tipp: Am Platz vor dem Museum wird der Schwellstein des Nordtores von Kastell Favianisausgestellt. Üblicherweise kaum beachtet, lässt dieser über die Bauweise von römischenToren und Türen sinnieren! Mehr dazu sehen wir später in der Römerstadt Carnuntum,dem absoluten Höhepunkt dieser Kulturreise.

Adresse: Römermuseum Mautern, Schlossgasse 12, 3512 MauternÖffnungszeiten: April-Oktober: Mi-So 10.00-12.00 Uhr

Fr, Sa 16.00-18.00 UhrKontakt: www.roemerhalle.atVerweildauer: 30-60 Minuten

- Pfarrkirche St. Stephan - „Der Hl. Severin und der Rückzug der Römer“

Die schöne Pfarrkirche von Mautern ist dem Hl. Stephan ge-weiht und erzählt so stumm von deren Zugehörigkeit zummittelalterlichen Bistum Passau.

Im 5. Jhdt. n. Chr. - als die germanischen Übergriffe immerzahlreicher wurden und die römische Herrschaft an der öster-reichischen Donau allmählich zusammenbrach - gründete der

Hl. Severin hier in Favianis ein Kloster in dem er auch lebte. Er widmete sich der trostlosenLage der römischen Bevölkerung und organisierte Hilfslieferungen. Severin verhandelteauch mit dem germanischen Rugierkönig vom gegenüberliegenden Donauufer und konnteschließlich den geordneten Abzug der römischen Bevölkerung erreichen. Im Jahr 482 n. Chr.starb Severin in Favianis - die abziehenden Römer nahmen seinen Leichnam mit.

Adresse: Pfarrkirche St. Stephan, Kirchenplatz 1, 3512 MauternÖffnungszeiten: Täglich

- Nikolaihof Wachau - „Ein Weingut mit römischen Wurzeln“

Der „Nikolaihof Wachau“ in Mautern ist das älteste Weingut Österreichs! Die erste urkund-liche Erwähnung fand im Jahr 470 n. Chr. - also zu spätrömischer Zeit und der des Hl.Severins - statt. Seine Fundamente stammen von einem U-Turm des hiesigen Kastells. AmHofareal befinden sich zudem Überreste einer frühchristlichen Agapitus Basilika, in derspäter unter dem Passauer Bischof Pilgrim im Jahre 985 eine Synode abgehalten wurde.

Tipp: Bei einer Weinprobe lässt sich auf diesem geschichtsträchtigen Boden wundervollüber Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sinnieren!

Adresse: Nikolaihof Wachau, Nikolaigasse 3, 3512 MauternÖffnungszeiten: Weinstube 6. August - Mitte November

Mi, Do, Fr ab 17.00 Uhr und Sa. ab 12.00 UhrKontakt: www.nikolaihof.at

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Tag 6: Freitag „Die Ebene beginnt“Fahrt durchs Tullnerfeld - „Auen und Felder“

Das Tullnerfeld erstreckt sich von Krems bis zur Wiener Pforte. In Jahrtausenden schuf dieDonau diese bis zu 14 km breite Schwemmlandterrasse. Üppige Uferwälder begleiten denmächtigen Strom. Die Landschaft im Anschluss ist fruchtbar. Und ein Farbteppich ausweiten Feldern zeugt von intensiver Landwirtschaft. Plötzlich bekommt der Name„Tullner-Feld“ eine neue Bedeutung!

Einzigartig ist im Tullnerfeld die hohe Anzahl an Kraftwerken: die zwei DonaulaufkraftwerkeAltenwörth und Greifenstein, die kalorischen Kraftwerke Dürnrohr, Theiß und Korneuburgund natürlich das nie in Betrieb gegangene Atomkraftwerk Zwentendorf. Natur undTechnik - ein scheinbarer Kontrast, der sich hier aber als sehr spannend erweist.

Traismauer - „Augustianis - ein römischer Limesort“

Traismauer liegt am Südwestrand des Tullnerfeldes nahe der Mündung der Traisen in dieDonau. Das idyllische Städtchen bezaubert vor allem mit seiner mittelalterlichen Wehr-anlage.

Heute fast vergessen, trafen hier einst wichtige Handelsrouten aufeinander: eine Routeführte über das Traisental nach Süden, die andere über das gegenüberliegende Kamptalnach Norden. Diese kreuzten sich mit der Wasserstraße der Donau bzw. später mit derLimesstraße. Kein Wunder also, dass die Römer auch hier ein Militärlager, namensAugustianis, errichteten. In der Mitte des 1. Jhdts. n. Chr. entstand so ein Holz-Erde-Kastell.Mit dem Lager dürfte sich zeitgleich eine Siedlung entwickelt haben, die zu ihrer Blütezeitkleinstädtischen Charakter hatte. Gegen Ende des 1. Jhdts. wurde das Kastell durch einenBrand zerstört. Um 140 n. Chr. erfolgte der Neubau als Steinkastell, welches zahlreiche Er-weiterungen erfuhr - vor allem in der Spätantike. In Garnison stand übrigens dem Geländeentsprechend eine Reitereinheit. Im 5. Jhdt. zerstörte wahrscheinlich ein Brand die Militär-anlage erneut. Danach entstand in der Ruine für kurze Zeit eine zivile Siedlung. Die nächstedurchgängige Besiedlung erfolgte jedoch erst im 8. Jhdt., dem Mittelalter. Damals wurdenauch die Überreste der ehemaligen römischen Verteidigungsanlage in die aktuelle Wehr-anlage integriert. So blieben römische Bauten bis heute erhalten - welch Glück!

Tipp: Die römischen Sehenswürdigkeiten der Stadt lassen sich leicht mit einem kurzenSpaziergang verbinden - quasi ein Spaziergang durch die Jahrhunderte!

- Pfarrkirche Traismauer - „Ein Fahnenheiligtum in der Unterkirche“

In der Unterkirche der Pfarrkirche von Traismauer befindensich Ausgrabungen der römischen Kommandantur des einsti-gen Kastells.

Dem Aufmerksamen fällt dabei auf, dass zahlreiche Kirchenentlang des Donaulimes direkt auf dem Fahnenheiligtum(= Kommandantur) römischer Kastelle errichtet wurden. Esscheint fast so, als ob die katholische Kirche daraus einenFührungsanspruch ableiten wollte. Ein Schelm, wer Bösesdabei denkt!

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Adresse: Pfarrkirche Traismauer, Kirchenplatz, 3133 TraismauerÖffnungszeiten: Im Rahmen von Stadtrundgängen und gegen VoranmeldungKontakt: www.traismauer.atVerweildauer: 10-20 Minuten

- Stadtmuseum - „Ein U-Turm“

Das Stadtmuseum von Traismauer ist in einem römischen Huf-eisenturm, auch U-Turm genannt, untergebracht. Dieser wur-de später in die mittelalterliche Wehranlage integriert unddiente zeitweilig als Gefängnis. Daher stammt die volkstüm-liche Bezeichnung „Hungerturm“. Das kleine, aber feine Stadt-museum zeigt unter anderem einige lokale Römerfunde undauch das berühmte Traismaurer Krippenspiel.

Adresse: Stadtmuseum Traismauer, Florianigasse 11, 3133 TraismauerÖffnungszeiten: Mai-Oktober; Mi & Fr 16.00-18.00 Uhr und gegen VoranmeldungKontakt: www.traismauer.atVerweildauer: 20-30 Minuten

- Wiener Tor/Römertor - „Porta principalis dextra“

Das heutige Wiener Tor war einst die Porta principalis dextra -das östliche Lagertor - des römischen Militärlagers und zählt zuden ältesten Gebäuden Österreichs! Das Wiener Tor ist übri-gens das Wahrzeichen der Stadt.

Was es mit der Porta principalis dextra auf sich hat und wierömische Militärlager grundsätzlich aufgebaut waren, erfahrenSie im Anhang im Exkurs „Römische Militärlager“.

Adresse: Traismaurer Straße (Ostende Stadtkern), 3133 Traismauer

- Römerbrunnen - „Wasser für die Zivilstadt“

Im „Bahnhofsviertel“ ist heute noch einer der Brunnen zusehen, die einst die römische Zivilstadt mit Wasser versorgthaben. Eine Tafel weist darauf hin. Zudem ist dort ein Replikateines Inschriftsteines aufgestellt, dessen Original im Brunnengefunden wurde.

Adresse: Bahnhofstraße 3 (Am Parkplatz vor den Wohnblöcken), 3133 Traismauer

Tulln - „Comagenis - Spezialeinheit & Donauflottille“

Heute ist Tulln weithin bekannt als attraktive Garten- undMessestadt. In Kunstkreisen begeistert sie hingegen als Ge-burtsort des weltberühmten Malers Egon Schiele. Unabhängigder Interessen ist die Stadt ein facettenreiches Erlebnis fürsich!

Die Lage im Zentrum der weiten Donauebene des Tullner-

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feldes sowie eine Donaufurt gaben dem Ort strategische Bedeutung. Das dürften auch fürdie Römer Gründe gewesen sein, um 80 n. Chr. hier ein Kastell zu errichten. In Garnisonstanden 1.000 Mann berittener Bogenschützen - eine Spezialeinheit des römischen Heeres.Da stellt sich gleich die Frage: „Römer und reitende Bogenschützen?“. In der Tat hatte dieseEinheit ihren Ursprung in Kleinasien. Im Jahre 104 n. Chr. wurde dieses Holz-Erde-Kastelldurch ein Steinkastell ersetzt. Dieses dürfte nach mehreren Zerstörungen immer wieder inStand gesetzt worden sein. Im Nahumfeld entwickelte sich eine große Zivilsiedlung, von derein großes Gräberfeld mit über 1.000 Gräbern zeugt. In der Spätantike stationierte man hiereine Einheit der Donauflottille - die classis marginensis. Als im 4. Jhdt. n. Chr. die Truppen-stärke in den Kastellen verringert wurde, übernahm die zivile Bevölkerung einen Großteilder innerhalb der Wehranlage freigeworden Fläche. 488 n. Chr. zogen die Römer schließ-lich von dannen. Erstaunlicherweise wurde das ehemalige Kastell erst um 800 wiederbesiedelt.

- Römermuseum - „Ein Highlight!“

Das Römermuseum Tulln gehört zu den Höhepunkten dieserKulturreise. Es bietet einen sehr anschaulichen Überblick überdie römische Kultur am Donaulimes: militärisch sowie zivil!

Auf folgende Besonderheiten sollten sie achten:

- Ein Plan zeigt die Lage des Kastells im heutigen Stadtgebiet.

- In der Ausstellung wird sehr detailliert auf das römische Heer eingegangen: Heeresord-nung, Figurinen zeigen die Ausstattung der Soldaten, Dioramen lassen militärische Auf-stellungen lebendig werden, ...

- Zahlreiche Dioramen lassen in die Welt von anno dazumal eintauchen: Bau der Limes-straße, die Donauflottille, ...

- Ein Figurinen-Pärchen zeigt die Tracht der einheimischen Bevölkerung.

- Ein großer Münzschatz bietet einen guten Anlass, sich mit dem römischen Münzwesen zubeschäftigen.

- Ein Modell zeigt das Kastell in Zeiselmauer - eine weitere Station dieser Tagesetappe.

Tipp: Zeit nehmen - viele spannende Details eröffnen sich erst bei genauerer Ansicht. VielSpaß beim Entdecken!

Adresse: Römermuseum, Marc Aurel-Park 1b, 3430 TullnÖffnungszeiten: April-November, Mi-So 10.00-17.00 UhrKontakt: erleben.tulln.atVerweildauer: 1-? Stunden (je nach Detailinteresse)

- Porta principalis dextra - „Das östliche Lagertor“

Auf der Rückseite des Römermuseums können die Fundamenteder Porta principalis dextra - dem östlichen Lagertor - des Kastellsbesichtigt werden. Es wurde als Doppeltor, flankiert von zweiTürmen, ausgeführt. Die Straßenbreite maß jeweils 4,2 m. Diebeiden Türme dürften um die 4 m hoch gewesen sein.

Eine Frage für Aufmerksame: Können Sie anhand der Mauerrestedas Geländeniveau zu römischer Zeit bestimmen? Auflösung siehe Anhang.

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Adresse: Auf der Rückseite des Römermuseums (Marc Aurel-Park 1b, 3430 Tulln)Öffnungszeiten: Blick durch die Glasfront des SchutzgebäudesKontakt: erleben.tulln.atVerweildauer: 10 Minuten

- Reiterstandbild Marc Aurel - „Im Gedenken an die Donaurömer“

Am Donauufer erinnert eine bronzene Reiterstatue von KaiserMarc Aurel an die Zeit der römischen Donauherrschaft. Sie istübrigens eine 1:1-Kopie der berühmten Marc Aurel-Statue aufdem Kapitol in Rom. Wer hätte das vermutet?

Adresse: Donaulände, 3430 TullnÖffnungszeiten: Außenbesichtigung

- Salzturm - „Ein römischer U-Turm im Original!“

Beim Salzturm von Tulln handelt es sich um einen römischenU-Turm, der einst die Westmauer des Kastells Comagenaflankierte. Das Besondere daran: Der heutige Turm stammt bishinauf zum Dach aus römischer Zeit!

Der Hufeisenturm wurde im 4. Jhdt. n. Chr. errichtet. Er ist gut10 m hoch und misst rund 12x6 m in der Grundfläche. Seine

Mauerstärke beträgt dabei durchschnittlich 90 cm. Der Turm ragte einst zwei Drittel überdie Lagermauer hinaus und erlaubte so ein effektives Einwirken auf das Mauervorfeld. Dieoberen Schießlucken stammen übrigens auch noch aus römischer Zeit. Während im Mittel-alter das restliche Kastell geschliffen wurde, nutzte man diesen Turm zur Sicherung derDonaulände bzw. später als Salzlager.

Tipp: Man bekommt an der österreichischen Donau nicht alle Tage die Möglichkeit, einenoriginalen U-Turm von allen Seiten betrachten zu können!

Adresse: Salzturm, Donaulände 38, 3430 TullnÖffnungszeiten: AußenbesichtigungVerweildauer: 5-10 Minuten (Je nach Detailinteresse)

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Tag 7: Samstag „Durch das Tullnerfeld nach Wien“Zeiselmauer - „Ein begehbares Kastell der Superlative!“

Zeiselmauer ist ein verborgenes Highlight dieser Kulturreise! Erstauf den zweiten Blick offenbart das überschaubare Dörfchen seinGeheimnis: der Ortskern wird bis heute vom Grundriss einesrömischen Kastells bestimmt! Zudem ist Zeiselmauer eines deram besten erhaltenen und dokumentierten römischen Lager amösterreichischen Donaulimes.

Aber der Reihe nach: Um 80 n. Chr. wird hier das östlichste Militärlager der ProvinzNoricum in Holz-Erde-Bauweise errichtet - Cannabiaca. Neben der Befestigung des Donau-limes diente es als Flankenschutz des strategisch wichtigen Lagers Comagenis (Tulln). InGarnison stand dabei eine gemischte Infanterie-Reiter-Einheit in der Stärke von 500 Mann.Unter Kaiser Marc Aurel wurde es schließlich im 2. Jhdt. n. Chr. zu einem Steinkastell um-gebaut. Am Beginn des 4. Jhdts. n. Chr. erfolgte der letzte große Ausbau - 4 Fächertürme anden Ecken, dazwischen 8 U-Türme und 8 Tortürme! Rund 70 Jahre später wurde diemilitärische Kastellbesatzung, wie überall entlang des österreichischen Donaulimes,reduziert. Nun bot das einst großzügig konzipierte Kastell im Inneren auch Platz für dieZivilbevölkerung - eine befestigte Siedlung (= Oppidum) entstand. Nach dem Abzug derRömer im Jahre 488 n. Chr. dürfte diese Siedlung noch eine Zeit lang bewohnt gewesensein, bevor sie aufgegeben wurde. Die Bebauung des Ortskerns lässt noch heute deutlichden Grundriss des einstigen Kastells erkennen. Außerdem befinden sich im Dorf zahlreicheversteckte Überreste des Militärlagers.

Tipp1: Ein römischer Rundgang macht das Dorf quasi zu einem begehbaren Kastell -einzigartig! Er lässt dabei nicht nur die Dimension des Militärlagers erfahren, sondern hilftauch, mittels Informationstafeln die versteckten Römerhighlights zu erkennen:

- Startplatz: Befindet sich am Kirchenplatz.

- Burgus: In dieser Bauweise einzigartig in Österreich!

- Fächerturm: Der einzige erhaltene freistehende Fächerturm Österreichs!

- Östliches Lagertor: Kastentor - eines der größten erhaltenen römischen Gebäude Öster-reichs!

- Fahnenheiligtum: Klassischerweise unter der heutigen Kirche!

Erst dieser Rundgang lässt die Besonderheit von Zeiselmauer begreifen!

Tipp2: Im Gemeindeamt (Bahnstraße 6, 3424 Zeiselmauer) werden im Vorraum diewichtigsten lokalen Funde ausgestellt. Die kleine Ausstellung ist zu Amtszeiten zugänglich.

Adresse: Kirchenplatz, 3424 ZeiselmauerÖffnungszeiten: AußenbesichtigungKontakt: www.zeiselmauer-wolfpassing.atVerweildauer: 1-1,5 Stunden (je nach Detailinteresse)

(Kulinarischer Geheimtipp - „Speisen wie die Römer“)

Im Gasthaus „Zum Lustigen Bauern“ in Zeiselmauer bietet sich einmal im Monat die selteneGelegenheit, original römische Speisen und Weine zu verkosten! Der Wirt Norbert C. Payr

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zählt zu den österreichischen Experten für römische Kochkunst und beschäftigt sich seitJahren mit Apicius und dessen Rezepten. Die kredenzten Speisen lassen dabei nicht nurgeschmacklich in die Welt der Römer eintauchen, der Wirt bringt auch die römische Ess-und Trinkkultur näher. Die römischen Weine wurden übrigens unter der wissenschaftlichenLeitung von Prof. Dr. Herwig Friesinger in Kooperation mit dem Weingut Hirsch in Kammernnachgekeltert. Römische Esskultur fernab ab gängiger Klischees erleben - ein verborgenesHighlight!

Adresse: Gasthaus „Zum Lustigen Bauern“, Kirchenplatz, 3424 ZeiselmauerRömisch essen: Jeden letzten Donnerstag im MonatKontakt: www.zumlustigenbauern.at

Fahrt durch die Wiener Pforte - „Auf nach Wien“

Zwischen dem Tullner Feld und dem Wiener Becken muss der Donaustrom noch einmal dieBerge durchbrechen - die Wiener Pforte. Am Nordufer begrenzt der Bisamberg (358 m), amSüdufer der Leopoldsberg (425 m) und der Kahlenberg (484 m). Trotzdem es sich hier umdie letzten Ausläufer der Alpen handelt, zeigt bereits das einstrahlende pannonische Klimaseine Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt.

„Bisamberg“ - da stellt sich doch unwillkürlich die Frage, was dieser Flurname wohl bezeich-nen mag? Eine Idee? Auflösung siehe Anhang.

Stift Klosterneuburg - „Ein Barockjuwel auf römischen Mauern“

Das eindrucksvolle Stift Klosterneuburg liegt am südlichenHochufer des Donaustromes. Es ist eines der Barockjuwele derösterreichischen Donau und begeistert vor allem mit der einzi-gen originalen Barockbaustelle der Welt!

Kaum bekannt, erhebt sich die Klosteranlage - und Teile derKlosterneuburger Oberstadt - auf dem Areal eines römischen

Kastells. Dieses wurde im 1. Jhdt. n. Chr. in Holz-Erde-Bauweise errichtet und diente an-fangs einer Hilfseinheit als Garnison. Vom 2.-4. Jhdt. n. Chr. war dann eine 1.000 Mannstarke Reitereinheit stationiert. Die Aufgabe dieses Militärlagers bestand in der Sicherungder hiesigen Donaufurt, die Sicherung der Limesstraße und natürlich dem Flankenschutzdes Legionslagers Vindobona. Um 100 n. Chr. erfolgte die Umstellung auf Steinbauten. ImBereich der heutigen Oberstadt konnte zudem eine zivile Siedung (= vicus) und ein großesGräberfeld nachgewiesen werden. Ab dem 4. Jhdt. n. Chr. dürfte die Anlage langsam ver-kommen sein, obwohl sie noch längere Zeit bewohnt war. Das Kastell Klosterneuburg warübrigens das westlichste Militärlager der Provinz Pannonien. Tja, wir sind nun in der drittenund letzten römischen Provinz des österreichischen Donaulimes angelangt!

Tipp: Eine Stiftsführung erlaubt auch Einblicke in die römische Zeit, wenngleich der Schwer-punkt natürlich auf spätere Epochen liegt! Dabei sollten Sie besonders beachten:

- Ein Modell der mittelalterlichen Festungsanlage lässt auf die Ausdehnung des römischenKastells schließen.

- Ein Doppelgrabstein zeigt die Verschmelzung der römischen mit der einheimischenBevölkerung.

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Adresse: Stift Klosterneuburg, Stiftsplatz 1, 3400 KlosterneuburgÖffnungszeiten: Täglich 09.00-18.00 UhrKontakt: www.stift-klosterneuburg.atVerweildauer: 1-2 Stunden (Je nach Führungsteilnahme)

Wien - „Vindobona-Legionslager & Großstadt“

Wien ist ein Erlebnis für sich! Die schillernde Donaumetropolebegeistert mit ihrem einzigartigen Spannungsfeld: Habs-burgerflair und Moderne, Kultur und Kunst, Stadtleben undurbanes Naturerlebnis, ... Die Stadt stand über Jahrhunderteim Zentrum des Weltgeschehens. Das zeigen heute nicht nurdie zahlreichen berühmten Prachtbauten, sondern auch dieweltoffene Multikulturalität der Stadt!

Das Wiener Becken war bereits bei den Kelten ein beliebtes Siedlungsgebiet. Der Grund: dieAuwälder waren sehr wildreich und die zahlreichen Donauarme voller Fische. Gesiedeltwurde am südlichen Hochufer sicher vor Überschwemmungen. Am Ende des 1. Jhdts. n.Chr. errichten die Römer auf dieser Geländestufe ein steinernes Legionslager mit rund6.000 Mann Besatzung - Vindobona. Seine Aufgabe bestand in der Sicherung dieses gefähr-deten Grenzabschnittes und im Flankenschutz des nahgelegenen Legionslagers Carnuntum.Wahrscheinlich entstand im selben Zeitraum zusätzlich ein Alenkastell mit einer Reiterein-heit in Garnison. Um das Legionslager entwickelten sich eine Militärstadt und eine unab-hängige Zivilstadt. Zur Blütezeit im 3. Jhdt. lebten in Vindobona rund 30.000 Menschen!Eine Hochwasserkatastrophe führte in jener Zeit zu einem gewaltigen Hangrutsch, dergroße Teile des Militärlagers und der westlichen Vorstadt in die Donau abgleiten ließ. DasLegionslager wurde daraufhin an die neuen Gegebenheiten angepasst. Die Wehrreformendes 4. Jhdts. reduzierten im Militärlager die Truppenstärke, sodass nun auch die Zivilbe-völkerung innerhalb der schützenden Kastellmauern siedeln konnte. Die Vorstadt wurdeinfolge aufgegeben. Nach dem Abzug der Römer entstand in dieser Wehranlage, wie so oft,der Kern der mittelalterlichen Besiedlung. In den nachfolgenden Jahrhunderten wurden dierömischen Zeugnisse nach und nach überbaut. So liegen diese nun rund 5 Meter tief unterdem heutigen Wien und sind nur an sehr wenigen Stellen sichtbar. Vindobona, quasi eineversunkene Stadt!

Tipp1: Der Grundriss des einstigen Legionslagers lässt sich noch heute an folgendenStraßenzügen erkennen: Salzgries, Tiefer Graben, Naglergasse, Graben, Rotenturmstraßeund Rabensteig. Die schräg verlaufende Salzgries-Straße markiert dabei die im 3. Jhdt.durch das Hochwasser entstandene Abbruchkante - Stadtbild lesen lernen!

Tipp2: Im Anhang erfahren Sie im Exkurs „Die Wasserversorgung von Vindobona“ mehrüber die römische Ingenieurskunst!

- Römermuseum - „So lebte man in Vindobona“

Das Römermuseum versteckt sich in einer Arkade am HohenMarkt. Von außen unscheinbar entpuppt es sich innen als einHighlight dieser Kulturreise! Die anschauliche Ausstellung lässtförmlich in das Leben von Vindobona eintauchen und lädt viel-fach zum Ausprobieren ein. Römerzeit hautnah erleben!

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Auch auf folgende Besonderheiten sollten Sie achten:

- Eine hochwertige 3D-Animation lässt das römische Vindobona quasi wieder erstehen.Dabei lässt sich auch sehr schön dessen Lage im heutigen Stadtbild erkennen.

- Eine weitere 3D-Animation zeigt die technische Raffinesse der Wasserversorgung derrömischen Stadt. Römische Ingenieurskunst par excellence! In der Ausstellung ist übrigensauch ein römischer Regen-Kanaldeckel zu sehen - auch das sieht man nicht alle Tage.

- Im Untergeschoss des Museums entdecken wir die Reste von zwei Tribunenhäusern. Dassind nicht nur die wichtigsten römischen Ausgrabungen Wiens, deren „unterirdische“ Lagelässt auch die spätere massive Überbauung deutlich werden.

- Im Ausgrabungsbereich zeigen Ziegelkeile wie bei Fußbodenheizungen ein gleichmäßigesBodenniveau erreicht werden konnte.

- Eine Vitrine zeigt die römische Version von Gegenständen unseres heutigen Alltags!

- Mehrere Repliken zum Anfassen lassen die römische Kultur greifbar werden.

- Eine Übersicht zeigt, woher römisches Tafelgeschirr nach Vindobona kam.

Tipp: Viel spannende Details eröffnen sich erst bei genauer Betrachtung - also unbedingtZeit nehmen und neugierig sein!

Adresse: Römermuseum, Hoher Markt 3, 1010 WienÖffnungszeiten: Di-So & Fei 09.00-18.00 UhrKontakt: www.wienmuseum.atVerweildauer: 1-? Stunden (je nach Detailinteresse)

- Ausgrabungen Michaelerplatz - „In der Lagervorstadt“

Vor der Wiener Hofburg können Sie am Michaelerplatz nochReste der römischen Lagervorstadt (= canabae) sehen. Diesewurden bei großflächige Ausgrabungen in den Jahren 1989-1991 entdeckt und konserviert. Nun sind die Mauerfragmentevom öffentlichen Raum aus rund um die Uhr zu besichtigen.

Adresse: Ausgrabungen Michaelerplatz, Michaelerplatz, 1010 WienÖffnungszeiten: AußenbesichtigungKontakt: www.wienmuseum.atVerweildauer: 10 Minuten

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»Rad-Kulturreise an der Donau „Römer“« 37 / 45

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Tag 8: Sonntag „Von Wien nach Hainburg“Fahrt durch die Hainburger Au

Zwischen den europäischen Hauptstädten Wien und Bratislava erstreckt sich entlang derDonau die letzte große Flussauenlandschaft in Mitteleuropa - der Nationalpark Donau-Auen!Auf einer Strecke von rund 36 km fließt die Donau hier noch völlig frei und formt mit ihrenPegelschwankungen von bis zu 7 Metern die Aulandschaft. Dieses Wechselspiel bildet fürviele gefährdete Pflanzen- und Tierarten ein letztes Refugium. Einzigartig!

So nebenbei! Im Jahre 1984 war die Au im wahrsten Sinne des Wortes dem Unterganggeweiht. Nahe Hainburg sollte ein Wasserkraftwerk gebaut werden. Durch die legendäreBesetzung der Hainburger Au durch Naturfreunde und Umweltschützer konnte dies jedochin letzter Minute verhindert werden. 1996 wurde letztendlich die Au unter höchstenNaturschutz gestellt - der Nationalpark Donau-Auen war geboren.

Tipp: Auf dem Donauradweg erlebt man den Nationalpark Donau-Auen nur bedingt. Umdessen Faszination hautnah erleben zu können, bietet sich ein Besuch des Au-Erlebnis-geländes beim Nationalpark-Zentrum schlossOrth an!

schlossORTH Nationalpark-Zentrum - „Die Faszination der letzten Au erleben“

Das Nationalpark-Zentrum schlossOrth ist das Besucherzentrumdes Nationalparks Donau-Auen! Es vermittelt sehr anschaulichdie meist verborgenen Naturwunder dieser letzten großen Au-landschaft in Mitteleuropa. Highlight ist das Au-Erlebnisgeländeauf der Schlossinsel, wo man die hiesige Tierwelt ober und unterWasser beobachten kann. Der Natur auf der Spur!

Architektur: nonconform, MAGK, synn architektenBaujahr: 2004-2005Öffnungszeit: März-September, täglich 9.00-18.00 Uhr

Oktober-Novemeber, täglich 9.00-17.00 UhrNovember-März, Wintersperre

Adresse: Schlossplatz 1, 2304 OrthKontakt: www.donauauen.at

Petronell-Carnuntum - „Die Stadt der Kaiser“

Heute bezaubern am südlichen Donauhochufer zwischen Wienund Hainburg weite Felder und kleine Dörfer - Landidyll pur. Zurömischer Zeit befand sich dort eine pulsierende Großstadt mitüber 50.000 Einwohnern: Carnuntum!

Aber der Reihe nach: Ähnlich wie in Vindobona (Wien) mäan-derte die Donau hier in zahlreichen Seitenarmen durch eine sumpfige Aulandschaft. Nörd-lich des Flusses boten dichte Wälder Schutz, südlich hingegen ein 40 m hohes Steilufer. Inder Nahumgebung kreuzten sich die legendäre Nord-Süd-Handelsroute der Bernsteinstraßeund die West-Ost-Wasserstraße der Donau. Kein Wunder also, dass die Römer auf dieserGeländestufe um 50 n. Chr. ein Legionslager mit 6.000 Mann Besatzung errichteten -Carnuntum. Um das Lager entwickelte sich wie üblich eine militärische Siedlung (= canabae)

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und etwas westlich davon eine zivile Siedlung (= vicus). Gegen Ende des ersten Jahr-hunderts wurde das Holz-Erde-Lager durch ein Steinkastell ersetzt. Zusätzlich entstand rund1 km südwestlich ein Auxiliarkastell mit einer 500 Mann starken Reitereinheit. Die gemein-same Stationierung einer Legion und einer Hilfseinheit an einem Ort zeugt bereits von derBedeutung Carnuntums. Im Jahr 106 n. Chr. stieg Carnuntum zur Hauptstadt der ProvinzOberpannonien auf und erhielt bald darauf das Stadtrecht verliehen. Kaiser Marc Aurelverweilte zwischen 171-173 n. Chr. in der Stadt, um den Krieg gegen die Markomannen zubefehligen. Nach dem Tod von Kaiser Commodus riefen die Soldaten des Donaulimes imJahr 193 n. Chr. den in Carnuntum ansässigen Statthalter von Oberpannonien LuciusSeptimius Severus zum neuen Kaiser aus. Infolge wurde die Stadt um 200 n. Chr. zurbegehrten colonia erhoben. Der Status einer Provinzhauptstadt, die mehrmalige Kaiser-residenz und die Lage an der Bernsteinstraße ließen Carnuntum politisch, wirtschaftlich undkulturell erblühen. Die größte Ausdehnung erreichte die nunmehrige Großstadt im 3.Jhdt. n. Chr. - sie betrug rund 10 km²! Unglaublich, vor allem wenn man bedenkt, dassheute nur 0,5 % davon freigelegt sind. Im Jahr 308 n. Chr. entschied die berühmte Kaiser-konferenz von Carnuntum über den Fortbestand des Römischen Reiches und beendetezugleich die Christenverfolgung. Nach dem Abzug der Römer aus dem Donauraum im5. Jhdt. versank die Stadt allmählich in Vergessenheit und damit unter der Erde. Aufstiegund Fall - alles hat seine Zeit!

So nebenbei: Carnuntum ist das einzige Legionslager des Donaulimes das kaum überbautund infolge bestens erforscht ist! So schrieb im Jahr 2011 die Entdeckung der bislang einzi-gen bekannten, idealtypischen Gladiatorenschule aus römischer Zeit weltweite Forschungs-geschichte.

- Römerstadt Carnuntum - „Römische Architektur hautnah erleben“

Die Römerstadt Carnuntum ist der Höhepunkt dieserKulturreise! Auf einer großzügigen Freifläche wurden einBürgerhaus, eine Stadtvilla und eine Therme aus römischerZeit voll funktionsfähig rekonstruiert: mit Fußbodenheizung,Herd, Mobiliar, ... Ein Erlebnis der besonderen Art!

Die gesamten Rekonstruktionen orientieren sich dabei an derersten Hälfte des 4. Jhdts. n Chr. und erlauben so wunderbare Vergleichsmöglichkeiten.Dabei sollten sie auch auf folgende Besonderheiten achten:

- Das Museum im Eingangsbereich zeigt den Totenkult der Römer und deren „Toten-straßen“.

- Ein riesiges Modell von Carnuntum veranschaulicht das Stadtbild und lässt dessen gewalt-ige Dimension erahnen.

- Die Innengestaltung der Häuser verblüfft ob der kräftigen Farben.

- Der einfache und dennoch effektive Aufbau der Fußboden- bzw. Wandheizung.

- Die Bauweise der Kochherde: Lehm, passgenaue Kochgeschirrausnehmungen, ...

- Die Toilettanlagen: Gemeinschaftstoiletten, Wasserspülung, Reinigungsmöglichkeit, ...

- Die Ableitung des Dachwassers: Regenrinnen, Wasserkanäle mit Ziegelsohle, ...

- Das Mauerwerk im Bürgerhaus: eine Ständerkonstruktion mit Lehmfachwerk (Holz mitLehm beworfen)!

- Auch die Konstruktion der Tür- und Fensterstöcke ist einen intensiveren Blick wert.

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- Die Brennöfen zur Keramikherstellung - quasi die Grundlage der römischen Kultur!

- Die zahlreichen Alltagsgegenstände: Kästen, Sitzgelegenheiten, Amphorenhalter, Wachs-schreibtafeln, ...

- Die Pflanzen des römischen Gartens.

- ...

Tipp: Hier haben Sie die einzigartige Möglichkeit, römische Alltagsdetails am Originalort zusehen - das gibt Aufschluss über Bauweise und Funktion. Also Zeit nehmen und neugierigsein!

Geheimtipp: Beim Carnuntiner Römerfest (14.-15. Juni) lassen rund 200 römische Soldaten,Handwerker, Händler, … die römische Großstadt wieder zum Leben erwachen. Einespannende Gelegenheit, um römisches Alltagsleben und natürlich auch die Festkulturhautnah zu erleben!

Adresse: Römerstadt Carnuntum,Hauptstraße 1a, 2404 Petronell-Carnuntum

Öffnungszeiten: März-November täglich 09.00-17.00 UhrKontakt: www.carnuntum.co.atVerweildauer: 1-? Stunden (je nach Detailinteresse)

- Heidentor - „Ein Triumphalmonument“

Das sogenannte Heidentor ist wohl das bekannteste römischeBauwerk Österreichs! Während man früher darin ein Stadttorvon Carnuntum sah, identifizieren es neueste Forschungser-gebnisse als außerhalb der Stadt gelegenes Triumphalmonu-ment. Der Pfeilerbau überspannte einst mit vier Durchgängen(= Quadrifron) eine Statue des Kaisers Constantius II. undwurde zwischen 354-361 n. Chr. errichtet. Ein stilles Zeugnisder Blütezeit von Carnuntum!

So nebenbei: Der Name „Heidentor“ stammt aus dem Mittelalter, als man annahm, dassdieses Tor von Nicht-Christen - also Heiden - errichtet worden sei. Kurioserweise war beiden Römern zur Bauzeit das Christentum bereits seit Jahrzehnten anerkannt.

Adresse: Das Heidentor liegt rund 1,2 km vom Parkplatz der RömerstadtCarnuntum entfernt. Von diesem einfach der Beschilderung folgen.

Öffnungszeiten: AußenbesichtigungVerweildauer: 10-20 Minuten

- Amphitheater Petronell - „Das Amphitheater der Zivilstadt“

Die Zivilstadt von Carnuntum verfügte über ein eigenes Amphitheater, das Platz für rund13.000 Zuschauer bot. Neben Gladiatoren- und Tierkämpfen fanden hier auch Versamml-ungen statt. Die gesamte Länge des Gebäudes betrug 118 Meter, die Arena selbst umfasste68 Meter. In der Mitte der Kampffläche befand sich eine überdeckte Regenzisterne, mitderen Wasser die Arena nach den blutigen Veranstaltungen gereinigt werden konnte. DieZuschauerränge begannen aus Sicherheitsgründen erst in vier Meter Höhe über der Kampf-fläche. Heute lassen die Überreste dieser imposanten Anlage über die perfekte Inszenier-ungstechnik der Römer sinnieren und erinnern zugleich an ein weiteres Geheimnis desRömischen Imperiums: die Volksbelustigung!

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Adresse: Das Amphitheater Petronell liegt rund 700 m vom Parkplatz derRömerstadt Carnuntum entfernt. Von diesem zu Fuß einfach derBeschilderung folgen.

Öffnungszeiten: AußenbesichtigungVerweildauer: 10-20 Minuten (ohne Spaziergang)

- Amphitheater Bad Deutsch-Altenburg - „Das Amphitheater der Militärstadt“

Das Legionslager von Carnuntum verfügte über ein eigenesAmphitheater mit Platz für 8.000 Zuschauer - also die gesamteLegion. Dieses befand sich außerhalb des Militärlagers und dienteneben der Belustigung der Soldaten wahrscheinlich auch als Ver-sammlungsstätte. Auf der Westseite schließt ein kleines Nemesis-Heiligtum an, in dem die Arenakämpfer Weihegaben für einengünstigen Ausgang des Kampfes opferten.

Tipp: Auf der Nordseite des Amphitheaters ist eine Rekonstruktion eines Marschlagers samtmobilem Schanzzeug zu sehen - wir erinnern uns „Exkurs: Römische Militärlager“!

Adresse: Amphitheater Bad Deutsch-Altenburg,Wiener Straße, 2405 Bad Deutsch-Altenburg

Öffnungszeiten: März-November täglich 09.00-17.00 UhrKontakt: www.carnuntum.co.atVerweildauer: 15-30 Minuten

- Museum Carnuntinum - „Das Schatzhaus von Carnuntum“

Das Museum Carnuntinum ist ein Highlight dieser Kulturreise! Eszeigt die bedeutendste Sammlung des römischen Carnuntums.Die gelungene Inszenierung entführt dabei in die Welt von annodazumal und lässt die römische Zivilisation besser verstehen. Einwahres Schatzhaus!

Auf diese Besonderheiten sollten Sie achten:

- Eine große Wandkarte bietet einen Eindruck von der gewaltigen Größe Carnuntums.

- Eine Rekonstruktion eines Mithras-Heiligtums lässt die mystischen Lichtinszenierungender Antike nachempfinden und zeigt gleichzeitig die größte der sechs in Carnuntumgefunden Mithräen.

- Landkarten visualisieren chronologisch die Ausweitung des Römischen Reiches. Diesebieten Aufschluss über dessen Eintreffen im österreichischen Donauraum und die Bedeut-ung des Donaulimes.

- Es wird die Bedeutung der im Jahre 308 n. Chr. in Carnuntum abgehaltenen Kaiser-konferenz für das Römische Reich sehr anschaulich erklärt. Hier wurde Weltgeschichtegeschrieben!

- In Carnuntum gab es auch eine Schildfabrik. Diese gibt Eindruck über den Industrialisier-ungsgrad der römischen Kultur und natürlich deren Rüstungsindustrie.

- ...

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Zu guter Letzt: „Fällt Ihnen etwas Ungewöhnliches am Museumsgebäude auf?“ Auflösungsiehe Anhang.

Adresse: Museum Carnuntium, Badgasse 40-46, 2405 Bad Deutsch-AltenburgÖffnungszeiten: März-November täglich 09.00-17.00 UhrKontakt: www.carnuntum.co.atVerweildauer: 1-? Stunden (je nach Detailinteresse)

Hainburg - „Braunsberg-eine keltische Höhensiedlung“

Nordöstlich von Hainburg erhebt sich ein weithin sichtbarerTafelberg - der Braunsberg (346 m). Auf dessen Gipfelplateaubefand sich von 800-10 v. Chr. eine keltische Höhensiedlung.Um 60 v. Chr. dürfte diese dann befestigt worden sein: einrund 1,5 km langer Wall mit Holzpalisaden führte um dasganze Gipfelplateau. Um 10 v. Chr. wurde diese Befestigungschließlich von den Römern erobert. Heute hilft ein

rekonstruiertes Stück dieses Palisadenwalls, sich die keltische Höhenfestung vorzustellen.

Tipp: Vom Braunsberg eröffnet sich ein wundervoller Panoramablick ins Land der Römersüdlich der Donau und in das Land der Barbaren nördlich davon - einfach grandios!

Adresse: Braunberg, 2410 Hainburg an der DonauÖffnungszeiten: AußenbesichtigungKontakt: www.feste-hainburg.at

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Weitere Empfehlungen, Tipps und mehr …

Donaulimes in Österreich

www.limes-oesterreich.at „Die“ Website zum Thema „Donaulimes in Österreich“.Bietet geschichtliche Einblicke, eine Fundort-Datenbankmit archäologischen Details, eine Übersicht der Limes-Museen, … Eher wissenschaftlich aufbereitet.

www.donau-limes.at Auf dieser Website werden aktuell die touristisch inte-ressanten Fundorte des österreichischen Donaulimesaufbereitet. Befindet sich noch im Aufbau.

Urlaubstipp für Radfahrer

www.roemerradweg.info Der Römerradweg führt auf den Spuren der Römer vonPassau durch das oberösterreichische Inn- bzw. Traun-viertel und an der Donau wieder zurück.

Kategorie: familienfreundlich Länge: 242 km

Kultur clever erleben - mit ermäßigtem Eintritt!

Entlang dieser Kulturroute ermöglichen verschiedene Tourismuskarten vielfach ermäßigteoder gar kostenlose Eintritte. Tipp: Je nach Bedarf die Cards kombinieren!

- DONAU-CARD: Bietet zwischen Passau und Grein vielfach ermäßigten Eintritt.Mehr Informationen unter www.donaushop.at.

- Niederösterreich-CARD: Bietet im niederösterreichischen Teil der Donau vielfachkostenlosen Eintritt. Mehr Informationen unterwww.niederoesterreich-card.at.

- Vienna CARD: Bietet in Wien vielfach ermäßigte Eintritte. Inkludiert auch diekostenlose Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. MehrInformationen unter www.wienkarte.at.

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Anhang- Exkurs „Die römischen Straßen“

Das perfekt ausgebaute Straßennetz der Römer war eines der „Geheimnisse“ für ihr Impe-rium. Eine Depesche konnte in 14 Tagen von Rom nach Gibraltar und in 12 Tagen nachKonstantinopel gebracht werden - einfach unglaublich!

Ein Schlüsselfaktor dafür war die gute Befestigung der Straßen. Je nach Bedarf verfügtendiese über einen Unterbau von bis zu einem Meter Stärke. Auch der oberste Belag wurdespeziell an die jeweiligen Anforderungen angepasst: Wichtige Straßen und Abschnitte mithoher Beanspruchung wurden mit bündigen Steinplatten (60x60 cm und 25 cm dick) abge-deckt. Weniger beanspruchte Straßenabschnitte erhielten Sand- oder Kiesdecken. Diesezeichneten sich nicht nur durch eine Kostenersparnis, sondern auch durch eine größereLaufruhe der Wagenräder aus. Das Oberflächenwasser leitete man durch Querneigung derStraßendecke in seitliche Wasserrinnen ab. Um Wegelagerern schlechtere Angriffsmöglich-keiten zu bieten, wurde die Gegend rechts und links der Straße großzügig gerodet. In militä-risch gefährdeten Gebieten folgten der Straße teilweise beidseitig Erdwälle (= agger),welche die Straße gleichzeitig als Stellung nutzen ließen.

Alle 1o Meilen (~ 15 km) gab es Pferdewechselstationen (= mutationes). Alle 27 Meilen(~ 40 km) standen Raststationen (= mansiones). Diese Serviceeinrichtungen dienten inerster Linie dem staatlichen Post- und Kurierdienst, wenngleich sie sich später denReisenden immer mehr öffneten. Meilensteine - 1 römische Meile = 1,478 km - zeigten dieDistanzen zum nächsten Ziel.

Das Straßensystem diente vorrangig der raschen Verlegung von Truppen und natürlich demDienstverkehr römischer Beamter. In weiterer Folge wurden wirtschaftliche Belangeberücksichtigt. So schufen die Römer ein Straßennetz von rund 80.000 km Länge! ZurOrientierung gab es eigene Straßenkarten mit Angaben zu den Raststationen, ... -sogenannte Itinerars. Das wohl berühmteste Itinerar ist die „Tabula Peutingeriana“. Siezeigt das gesamte Straßennetz des Römischen Reiches. Diese Abschrift stammt zwar ausdem 12./13. Jhdt. beruht jedoch auf einem Original aus dem 3 Jhdt. n. Chr. Sie ist übrigens6,82 m lang und wird in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt.

- Auflösung „Fahrt durch das Obere Donauengtal“:

Die Erklärung liegt in wirtschaftlichen Überlegungen. Fichten bringen einen höheren Ertrag:rasches Wachstum, viele Stämme pro Hektar, gute Nutzbarkeit des Holzes, ... Das führte zuden allgemein bekannten Fichtenmonokulturen, denen wir auch hier im oberen Donautalbegegnen. Der Unterschied zwischen Nordufer und Südufer erklärt sich aus den verschie-denen Standortverhältnissen. Die Fichte ist im Donautal generell ortsfremd, da ihrnatürlicher Lebensraum auf rund 1.000 m Seehöhe beginnt. Während sie sich am Süduferanpassen konnte, ist das Nordufer durch seine sonnenexponierte Lage für sie zu trocken.Zudem ist das Nordufer nach wie vor zu unwegsam für exzessive forstwirtschaftlicheNutzung. Aber das ist gut, denn so konnten dort ursprüngliche Hang- und Schluchtwälderüberleben, die heute in Europa viel beachtet sind!

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- Exkurs „Römische Militärlager“

Ein Erfolgsgeheimnis des römischen Heeres war dessen Lagertaktik - kein Lager ohneBefestigung! Die Legionen beförderten dazu stets ihr eigenes Schanzzeug mit underrichteten am Abend befestigte Lager. Diese boten nicht nur während der Nacht Schutz,sondern bewahrten die Römer auch vor so manch vernichtender Niederlage. Der Grund:Die Soldaten konnten sich bei einem negativ verlaufenden Gefecht darin zurückziehen. Fürdie meist ebenso schlecht organisierten wie bewaffneten Gegner waren diese Verschanz-ungen fast uneinnehmbar. Der Lagerausgang wurde dabei immer so angelegt, dass dieSoldaten gleich in Gefechtsformation zum Feind hin ausrücken konnten. Die Lager waren imKern stets gleich aufgebaut. Das erlaubte einen hohen Automatisierungsgrad bei derErrichtung und erleichterte den Soldaten das Zurechtfinden in einem neuen Lager - eincleverer Ansatz!

Diese Systematik übernahm man auch bei fixen Standlagern (= Kastellen): rechteckigeForm, abgerundete Ecken bewehrt mit Wachtürmen, Innenbebauung, … Es gab zweiLagerhauptstraßen, die sich im Zentrum rechtwinkelig kreuzten. Durch vier Tore führtendiese aus dem Lager:

- Porta principales praetoria (Haupttor; Tor in Feindrichtung)

- Porta decumana (Das Hintertor)

- Porta principalis dextra (Das rechte Tor)

- Porta principalis sinistra (Das linke Tor)

Ursprünglich wurden die Kastelle in Holz-Erde-Bauweise ausgeführt und zu späterer Zeit insteinerne Befestigungen umgebaut. Im 4. Jhdt. n. Chr. erweiterte man die Ecktürme zuFächertürmen und befestigte die Mauern mit zusätzlichen hufeisenförmigen Türmen - dieU-Türme. Allen Bauphasen gemeinsam war ein ausgefeiltes System aus Annäherungs-hindernissen vor dem Lager. Keine Wunder also, dass viele dieser einstigen Römerbefestig-ungen in die Wehranlagen des Mittelalters integriert wurden - Architektur lesen lernen!

- Auflösung „Tulln/Porta principalis dextra - Das östliche Lagertor“

Das Geländeniveau zu römischer Zeit lässt sich ganz leicht bestimmen: Es lag am Übergangvom glatten Mauerwerk zum unregelmäßig ausgeführten Fundament. Architektur lesenlernen!

- Auflösung „Fahrt durch die Wiener Pforte“

Bisamberg. Bis-am-Berg. Dämmert es? Die Donau fließt hier „bis am Berg“. Ortsnamen undFlurnamen geben sehr oft Aufschluss über Gründer, Besitzverhältnisse, Funktionen, Aus-sehen, Lage, ... Sie erzählen quasi „Kulturlandschaft“. Ein Blick in die Landkarte verrät vielmehr als den bloßen Standort - mal drauf achten!

- Exkurs „Eine römische Legion“

Eine römische Legion umfasste rund 6.000 Soldaten. Diese waren in 10 Kohorten unterteilt,die wiederum aus 6 Centurien zu je 80 Mann bestanden. Eine Legion war übrigens einereine Infanterieeinheit, welche jedoch auch über eine 120 Mann starke Reitereinheit, eineeigene Artillerie und Pioniere verfügte. Hilfstruppen in der Stärke von 500-1.000 Mannstanden zusätzlich als Reserve bereit.

So nebenbei: Um 200 n. Chr. sicherten 30 Legionen den gesamten Limes.

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- Exkurs „Die Wasserversorgung von Vindobona“

Die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung sind für die Aufrechterhaltung derKampfkraft einer stationierten Militäreinheit von grundlegender Bedeutung. Die römischenMilitärstrategen kannten diesen Erfolgsfaktor und schenkten ihm stets großes Augenmerk.

So wurde das Legionslager Vindobona mit Frischwasser aus dem Wiener Wald versorgt. DieRömer verlegte dazu knapp unter der Erdoberfläche einen 50 cm breiten, sich nach untenetwas verjüngenden Wasserkanal. Die Rinne bestand aus wasserdichtem Putz (= Opussigninum), welche zwischen Bruchsteinblöcken eingebettet lag. Die Abdeckung erfolgtedurch bis zu 20 cm dicke Steinplatten. Das Gefälle betrug 0,3 %. Daraus ergibt sich eineBeförderungsleistung von sagenhaften 4,3 Mio Liter Wasser pro Tag! Um das Gefälle kon-stant zu halten, wurden Hangflanken ausgegangen, Täler mit bis zu 40 m hohen Aquäduk-ten (= wasserführenden Brücken) überspannt und tiefere Täler nach dem Prinzip der kom-munizierenden Gefäße mittels Düker (= Druckleitungen) überwunden. Das Wasser gelangteso von der Quellfassung über Beruhigungs- zu den Verteilerbecken. Der finale Weitertrans-port erfolgte über Rohre aus Holz, Ton, Bronze und Blei - wobei es 15 genormte Kaliber(= Durchmesser) gab. Den Abschluss einer Leitung bildete ein Wasserhahn. Die Frisch-wasserversorgung unterstand im Übrigen dem ranghöchsten Militaristen vor Ort!

In einem Legionslager spielt natürlich auch die Entsorgung des Abwassers eine große Rolle:das Oberflächenwasser der gewaltigen Fläche des Militärlagers und die Abwässer von 6.000Mann mussten entsorgt werden. Begehbare Hauptkanäle folgten den Hauptachsen desLagers, davon zweigten kleinere Kanäle mit einer Größe von 40x60 cm ab. Prinzipiell gab esdie unterschiedlichsten Ausführungen, gemeinsam hatten alle eine Ziegelsohle.

- Auflösung „Museum Carnuntinum - Das Schatzhaus von Carnuntum“

Das Museumsgebäude sieht wie eine römische Landvilla aus. Es handelt sich dabei aber umeine Rekonstruktion oder besser gesagt, um das was sich die erschaffenden Architekten amBeginn des 19. Jhdts. unter einer römischen Landvilla vorgestellt haben. Die 1885 gegrün-dete Gesellschaft der Freunde Carnuntums hatte das Gebäude in Auftrag gegeben, um diezahlreichen Funde aus Carnuntum der Öffentlichkeit würdig präsentieren zu können. ImJahr 1904 übergab Kaiser Franz Joseph schließlich das Gebäude seiner Bestimmung. Ein alsrömische Villa konzipiertes Museum - wer hätte das vermutet?

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