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Résumé d’allemand 2015 1 1) Barock (16-17. Jh.) Unsicherheit und Chaos: 30 jähriger Krieg + neues Weltbild -> wissenschaftliche Entdeckungen ( Kopernikus, Galilei) -> man zeigt Gefühle Zeit des Absolutismus (absoluter Herrscher = König) in Europa, Gesellschaft klar aufgeteilt ( Adel = nobles, Bürgertum, Bauern) Gegensatz zwischen Hinwendung („carpe diem“) und Abwendung („memento mori“) der Welt -> besondere Intensität in der Kunst Literatur: das Rad des Schicksals (la vie tourne) = wichtiges Thema -> Stabilität im Glauben (antike Philosophie) -> Dominanz der Kirche Martin Opitz: Buch der deutschen Poeterey (1624) = wichtigsten Regeln der Dichtkunst (von der lateinischen inspiriert -> antikes Vorbild = exemple) Viele Embleme und Symbole Der Mensch in bipolarer Spannung: immer zwischen 2 Polen ( entre deux extrêmes) Lebenslust Todesangst Fortuna Vanitas Carpe diem Memento mori Pessimismus 1. Andreas Gryphius (1616-1664) Ziel: furchtbare (horrible) Ereignisse des 30 jährigen Krieges in Lyrik und Drama ausdrücken Schwieriges Leben: Schicksaalschläge = Mutter stirbt früh + Schrecken des Krieges (atrocités de la guerre) = Heimatschadt zerstört Lehnt zu viele Regeln in der Kunst ab -> Ausdruck persönlicher Erfahrungen DER Dichter der VANITAS (Tod, Krieg, Verwesung) -> memento mori (nach dem Tod = Erlösung) (délivrance après la mort) Es ist alles eitel: Du siehst, wohin du siehst nur Eitelkeit (futilité, vanité) auf Erden. Was dieser heute baut, reist jener morgen ein: Wo itzund Städte stehn, wird eine Wiese sein Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden: Was jetzund prächtig (somptueusement) blüht, soll bald zertreten (écraser) werden. Was itzt so pocht und trotzt (résister) ist Morgen Asch (cendres) und Bein Nichts ist, das ewig sei, kein Erz (mineret), kein Marmorstein.(marbre) Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.(plaintes) Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.(passer, disparître) Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn? Ach! was ist alles dies, was wir für köstlich achten (considérer comme),

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Résumé d’allemand 2015

1

1) Barock (16-17. Jh.)

Unsicherheit und Chaos: 30 jähriger Krieg + neues Weltbild -> wissenschaftliche Entdeckungen ( Kopernikus, Galilei) -> man zeigt Gefühle

Zeit des Absolutismus (absoluter Herrscher = König) in Europa, Gesellschaft klar aufgeteilt ( Adel = nobles, Bürgertum, Bauern)

Gegensatz zwischen Hinwendung („carpe diem“) und Abwendung („memento mori“) der Welt -> besondere Intensität in der Kunst

Literatur: das Rad des Schicksals (la vie tourne) = wichtiges Thema -> Stabilität im Glauben (antike Philosophie) -> Dominanz der Kirche

Martin Opitz: Buch der deutschen Poeterey (1624) = wichtigsten Regeln der Dichtkunst (von der lateinischen inspiriert -> antikes Vorbild = exemple)

Viele Embleme und Symbole

Der Mensch in bipolarer Spannung: immer zwischen 2 Polen ( entre deux extrêmes)

Lebenslust Todesangst

Fortuna Vanitas

Carpe diem Memento mori

Pessimismus

1. Andreas Gryphius (1616-1664) Ziel: furchtbare (horrible) Ereignisse des 30 jährigen

Krieges in Lyrik und Drama ausdrücken

Schwieriges Leben: Schicksaalschläge = Mutter stirbt früh + Schrecken des Krieges (atrocités de la guerre) = Heimatschadt zerstört

Lehnt zu viele Regeln in der Kunst ab -> Ausdruck persönlicher Erfahrungen

DER Dichter der VANITAS (Tod, Krieg, Verwesung) -> memento mori (nach dem Tod = Erlösung) (délivrance après la mort)

Es ist alles eitel:

Du siehst, wohin du siehst nur Eitelkeit (futilité, vanité) auf Erden. Was dieser heute baut, reist jener morgen ein: Wo itzund Städte stehn, wird eine Wiese sein Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden:

Was jetzund prächtig (somptueusement) blüht, soll bald zertreten (écraser) werden. Was itzt so pocht und trotzt (résister) ist Morgen Asch (cendres) und Bein Nichts ist, das ewig sei, kein Erz (mineret), kein Marmorstein.(marbre) Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.(plaintes)

Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.(passer, disparître) Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn? Ach! was ist alles dies, was wir für köstlich achten (considérer comme),

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Als schlechte Nichtigkeit(futilité), als Schatten, Staub und Wind; Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfindt.(retrouver) Noch will was ewig ist kein einig Mensch betrachten!

Erste Strophe: Heute (Gegenwart) Morgen (Zukunft) Bau (Städte /Kultur/Zivilisation) Zerstörung (destruction) auch von der Natur (Eitelkeit) Stadt Wiese Ruhm (gloire) Traum Wertvoll (qui a de la valeur) Nichtig

Zweite Strophe: Alles was der Mensch heute baut, wird morgen verschwinden (Vanitas)

Oppostion zwischen Wortfeld und Wortfeld (champ lexical)

Das Leben ist vergänglich -> VANITAS

These Antithese (= Dualismus)

Dritte Strophe: Der leichte Mensch ist das Spiel der Zeit -> Zeit entscheidet über ihn (le temps qui passe décide de l’homme) Der Mensch und seine Leistungen (accomplissement) sind vergänglich. Vierte Strophe:

Metapher -> alles vergeht (passer); ALLES IST VANITAS

14. Vers : Aufruf (appel) an die Menschen! Der Mensch soll die ewigen Werke (ex: Glaube an Gott) des Jenseits ( au-delà) betrachten

Das Diesseits (ici, sur terre) = VANITAS Das Jenseits = EWIGKEIT (éternité)

Titel sagt alles; Sonett = Beispiele -> negativer Text!! (bsp: Alles ist eitel)

Aufzählung ( énumération) der Beispiele = typisch Barock VOC:

Die Strophe, en ; der Vers, e; das Terzett, e; das Quarzett, e; die Silbe, en (12 = der Alexandriner)

Das Sonett, e; das Gedicht, e

Das Wortfeld, er (ch lexical)

Die Zäsur (césure)

ABBA : umarmende Reime; ABAB: Kreuzreime; AABB: Paarreime

2. Martin Opitz (1597-1639)

Buch der deutschen Poeterey: erste Regeln der Literatur (von anderen Sprachen inspiriert)

Regeln für Dichtkunst: o Alexandriner (bester Vers)

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o Tragödie (Adelige = nobles) o Komödie (normale Leute) o Usw. (etc.)

Sprachgesellschaften in deutschen Städten = Treffen von Adeligen, Professoren,

Ärzte Literatur = Hobby Ziel: Sprache von Fehlern reinigen (purifier la langue) -> Fremdwörter ersetzen

hat nicht funktioniert

Ach liebste, lass uns eilen…:

Ach liebste laß uns eilen (dépêchons-nous) Wir haben Zeit Es schadet das Verweilen (se dépêcher nuit/ s‘oppose au fait de rester la traquille) Uns beiderseit.

Der schönsten Schönheit Gaben -> Pleonasmus (= Intensität) Fliehen Fuß für Fuß: Daß alles was wir haben Verschwinden muß.

Der Wangen (joues) Zier verbleichet (devenir pale) Das Haar wird greiß (vieux) Der Äugelein Feuer weichet (passer) Die Flamm wird eis. (la lueur des yeux devient glaciale)

Das Mündlein von Korallen Wird umgestalt Die Händ als Schnee verfallen (tomber, se dégrader) Und du wirst alt.

Drum (darum) laß uns jetzt geniessen Der Jugend Frucht Eh' wir folgen müssen Der Jahre Flucht.(fuite) Flucht-> Tod (Metapher)

Wo (=wenn hier) du dich selber liebest So liebe mich Gieb mir das wann du gibest Verlier auch ich.

Vers 1-2: wir haben Zeit lass uns eilen

Schönheit / Jugend Verschwinden / Alter -> VANITAS

„geniesse der Jugend Frucht“ (apprécie le fruit de la jeunesse) -> CARPE DIEM

Doch „eh wir folgen müssen“ (avant que ce sera notre tour de mourir) -> MEMENTO MORI

Zeit -> zentrale Rolle in der Eitelkeit

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Je schneller /intensiver man lebt, desto früher kommt der Tod = Erlösung (délivrance)

Weniger negativ als Text von Gryphius

Alliteration Vers 6

Liebste (chérie) = Leben Opitz spricht mit seinem Leben

Reime!!

Pronomen ( uns/du/ich) -> spricht über sich, zeigt Gefühle (cf. Merkmal des Barocks )

2) Aufklärung (1720-1785)

Bewegung der Rationalität und Humanität (siècle des Lumières in Frankreich)

18 Jh. = Beginn der Modernen Zeit, man beginnt die Gesellschaft zu kritisieren (Spannungen zwischen Adel und Bürgertum) cf. Der Löwe und der Esel

Ende des Absolutismus -> Französische Revolution -> Mensch- Bürgerrechte

Einfluss von Kant (philo) -> „Habe Mut deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (aie courage d’affirmer ta raison, de donner ton avis) = Wahlspruch (devise) der Aufklärung

Menschlicher verstand (raison humaine) = Massstab (mesure) aller Dinge

Neue Ideen: Freiheit, Gleichheit, Erfahrung und wissenschaftliche Erkenntnis (science), Toleranz, …

Optimismus im Diesseits Barock; man soll Gutes tun, Tugenden (vertus) entwickeln

Mensch aus Natur aus gut (de nature l’homme est bon)! -> Erziehung, durch Kunst und Presse (medien) für alle (führt zur Veränderung der Gesellschaft) -> Emanzipation des Menschen

Erfindung der modernen Naturwissenschaft (Physik, Chemie, …)

Deismus ( Gott = „Uhrmacher“ = horloger)

Fabel: prodesse et delectare = nutzen und erfreuen

1. Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) Man fängt an die Bibel kritisch zu lesen = Beschäftigung

von Lessing

Setzt sich für die Meinungsfreiheit ein (s’engage pour la liberté d’opinion)

Nathan der Weise (1779) Zur Zeit der Kreuzzüge (croisades) treffen sich 3 Vertreter (représentants) der monotheistischen Weltreligionen in Jerusalem aufeinander.

Sultan Saladin : Islam, muslimisch

Nathan: jüdischer Händler (Judentum, Jude)

Tempelherr (Ritter): Christentum

Recha: Nathans Adoptivtochter ( sie ist Christin)

Nathan, ein reicher Jude, ist gerade von einer Geschäftsreise in seine Heimatstadt, das Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge, zurückgekehrt. Er erfährt, dass seine Tochter Recha von

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einem Tempelherrn vor dem Feuertod gerettet worden ist. Dieser Tempelherr, Angehöriger eines christlichen Ordens, verdankt selbst sein Leben der unerwarteten Begnadigung durch den Sultan Saladin, der beim Anblick des jungen Mannes dessen Ähnlichkeit mit seinem verstorbenen Bruder Assad bemerkt. Nathan bewegt den Tempelherrn dazu, seiner Tochter Recha einen Besuch abzustatten und ihren Dank entgegenzunehmen.

Sultan Saladin, der die Freigiebigkeit und die Klugheit des Juden Nathan auf die Probe stellen will, fragt Nathan nach der "wahren Religion." Nathan antwortet ihm mit der Ringparabel: Ein König hatte einen Ring, der die Eigenschaft besaß, seinen Träger "vor Gott und Menschen angenehm zu machen." Um seine drei Söhne gleichermaßen zu Erben zu machen, lässt der König zwei Duplikate des Rings anfertigen und übergibt vor seinem Tod jedem Sohn einen Ring. Als unter ihnen ein Streit über den echten Ring entsteht, schlichtet ein kluger Richter den Streit, indem er jeden der drei auffordert, "die Kraft des Steins in seinem Ring an Tag zu legen", also durch praktische Humanität und mitmenschliches Verhalten die dem Ring zugeschriebene Wirkung zu verwirklichen. Der tief beeindruckte Sultan trägt dem Juden seine Freundschaft an.

Der Tempelherr verliebt sich unterdessen heftig in Nathans Tochter Recha und begehrt sie zur Frau, doch Nathan, der einen nahen Verwandten in ihm vermutet, verweigert ihm dies. Als der Tempelherr erfährt, dass Recha gar nicht die Tochter Nathans, sondern ein christlich getauftes Waisenkind ist, wendet er sich an den Patriarchen von Jerusalem. Der will Nathan mit einer Intrige zu Fall bringen, schickt jedoch zu diesem Zweck just den frommen, einfältigen Klosterbruder, der vor achtzehn Jahren die elternlose Recha dem Nathan anvertraut hat. Dank der Hinweise des Klosterbruders erkennt Nathan im Tempelherrn Rechas Bruder; Sultan Saladin stellt fest, dass der Tempelherr der Sohn seines Bruders Assad ist. Nathan, der nicht zur Familie gehört, wird von Recha und dem Tempelherrn als Vater im Sinne einer Seelenverwandtschaft anerkannt.

http://www.xlibris.de/Autoren/Lessing/Kurzinhalt/Nathan%20der%20Weise

Als Nathan auf Geschäftsreise ist, brennt sein Haus, doch Recha wird vom Tempelherrn gerettet. Saladin begnadigt (libérer) den gefangengehaltenen Tempelherrn, der stark seinen Bruder ähnelt (ressembler). Saladin kennt Nathans Klugheit (intelligence) und stellt ihm darum eine Fangfrage (question-piège): Welches ist die echte Religion? Nathan antwortet mit der Ringparabel (III,7). (version allemande et française sur feuilles)

Geschichte passiert „vor grauen Jahren“, „im Osten“ ->mythisch

Vater macht 2 Duplikate des Originalrings -> Fälschung (man kann den Originalring nicht mehr erkennen)

Führt zum Streit zwischen den Söhnen -> gehen zum Richter: Jeder soll leben als ob sein Ring der richtige wäre. Dabei soll er die anderen respektieren und Gott lieben.

Toleranzidee unter den Religionen (Judentum/Islam/Christentum)

„Welches ist die echte Religion?“ -> keine Antwort

Es kommt nicht auf die Dogmen der Religionen drauf an, vielmehr auf die Verwirklichung der religiösen Lehren im Leben, auf die Praxis.

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Jeder Gläubige soll nach den Maximen seiner Religion Gutes tun, denn das ist der Inhalt (contenu) der 3 Religionen

Der Ring mit edlem (précieux) Stein: macht zu einem guten Menschen + Chef der Familie; wird von Vater zu Sohn vererbt.

Fabeln:

Kurz

Tiere als Akteure

Tiere sind Typen (Löwe = König, …)

Ohne Zeit-Ortsangaben -> immer aktuell + UNIVERSELL

hat eine Moral

Existenz- oder Gesellschaftskritik

Struktur in 3 Teile (construction en 3 parties): a) Ausgangssituation (situation de départ)

b) Konfliktsituation (Aktion Reaktion; Rede Gegenrede = Replik) c) Lösung mit Moral

1. Der Löwe und der Esel a) Der Esel und der Löwe jagen; Esel hilft durch seine fürchterliche Stimme b) Intervention der Krähe (corneille): „ Schämst du dich nicht mit dem Esel zu gehen?“ c) Antwort des Löwen = Moral der Fabel

Moral: Die Grossen/Starken beuten die Kleinen aus (ausbeuten = exploiter), doch sie brauchen sie! Der Esel lässt sich ausbeuten

Löwe = König/ Manager; Esel = Bauer/ Arbeiter; Krähe = Schriftsteller (écrivain)/ Journalist

Kritik der Zeit, des Absolutismus

2. Der hungrige Fuchs a) Junger Fuchs beklagt sich (se plaint), denn er macht wenig Beute (butin) durch seine

Anschläge (attaques) b) Der junge Fuchs erklärt dem Alten wie er sich anstellt ( comment est-ce qu’il s y

prend) c) Rat des älteren Fuchses: „ Mach deine Anschläge wenn du satt (rassasié) bist.“ ->

Erziehung

Moral: man kann nur intellektuell aktiv sein, wenn man nicht hungrig ist + man sollte prosorgend sein, nicht den letzten Augenblick abwarten

Die Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn sie genug zu essen hat!

Cf. Berchtold Brecht: „ Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral!“

3. Der Geizige (l’avare) a) Ein Geizhals ( grippe-sou) beklagt sich, man habe ihm seinen Schatz gestohlen. b) Intervention des Nachbarn: „Du hättest ihn doch nicht genutzt.“ + sein Vorschlag c) Erkenntnis (constatation) des Geizhalses: „ Ein anderer ist umso reicher.“

C’est plus le fait de savoir que qqn d autre est d’autant plus riche, que le fait d’avoir perdu son trésor, qui fait rager l’avare. -> Egoismus

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3) Sturm und Drang ( 1765-1785) Protest- und Jugendbewegung gegen:

die absolutistische Ordnung; bürgerliche Moralvorstellungen

… (pas besoin pour l’oral)

1. Johann Wolfgang Goethe (1749-1832)

Der Fischer (1778): -> traduction sur feuille distribuée

Das Wasser rauschte, das Wasser schwoll, ein Fischer saß daran, sah nach dem Angel (canne à pêche) ruhevoll, kühl bis ans Herz hinan (hinein). Und wie er sitzt und wie er lauscht, teilt sich die Flut empor; aus dem bewegten Wasser rauscht ein feuchtes (humide) Weib (femme) hervor.

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: Was lockst (attirer) du meine Brut (mes petits) mit Menschenwitz und Menschenlist hinauf in Todesglut? Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist so wohlig auf dem Grund, du stiegst herunter, wie du bist, und würdest erst gesund.

Labt (délécter) sich die liebe Sonne nicht, der Mond sich nicht im Meer? Kehrt wellenatmend ihr Gesicht nicht doppelt schöner her? Lockt dich der tiefe Himmel nicht, das feuchtverklärte Blau? Lockt dich dein eigen Angesicht (ton propre reflet) nicht her in ew'gen Tau?

Das Wasser rauschte, das Wasser schwoll, netzt' ihm den nackten Fuß sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll, wie bei der Liebsten Gruß. Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; da war's um ihn geschehn: Halb zog sie ihn, halb sank er hin und ward nicht mehr gesehn.

L. 1-4: Der Fischer fischt

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Der Fischer ist ruhig, kühl ( spezielles Gefühl)

Wasser bewegt sich (Wortfeld der Agitation ), Natur ist unruhig da die Nixe erscheint

L. 5-8: Frau kommt = Nixe erscheint

Die Nixe kommt; halb Frau, halb Fisch

L. 9-24: Nixe spricht, lockt den Fischer

Nixe macht einen Vorwurf, weil der Fischer Fische fischt (= Fischkiller)

Sagt auf dem Grund (au fond de la mer) sei es schön (Wortfeld); man fühle sich dort gut

Der Mond, die Sonne gehen ins Wasser -> wiederspiegeln ( se reflètent)

Kosmos + Gesicht des Fischers im Wasser / Nixe + Fische im Wasser

Die ganze Welt reflektiert sich im Wasser

L. 25-32: Der Fischer verschwindet im Wasser

Fischer bekommt Gefühle, Sehnsucht ins Wasser zu gehen ( a des aspirations d entrer dans l eau) -> verschwindet

Ist mit dem Kosmos, der Nixe, den Fischen Einheit (unité) des Kosmos (ganze Natur ist für Goethe = Gott)

Das Wasser ist alles

Rache der Nixe, denn der Fischer tötet die Fische

Die Anapher, n Rhythmus des Wassers

Der Parallelismus ( Z. 1, 5, 29, 31)

Die Alliteration Z.11 (m)

2. Kurt Schwitters (1887-1948)

1942: Flüchtling in GB, lebte in einem Internierungslager

in GB gefangen: er sagt „Ich bin frei wie ein Vogel im Wasser“

GB lockte ihn wie eine Nixe an (attirer) Macht „Merz-Gedichte“ -> Dadaismus (alles ist ein Spiel mit Buchstaben + Worten)

die Wirklichkeit abstrahieren -> er spielt mit Goethes Text

Die Nixe = Parodie von der Fischer (Goethe)

Die Nixe (1924) (texte sur feuilles, pas trouvé sur internet…)

L. 1-4 : Ein Mann geht an einen Fluss spazieren (Niederung= bord)

L. 5-8: Es gibt Wellen (vagues) im Wasser + Licht und Glanz.

L. 9-12: Der Mann interessiert sich für die komische Situation, er beobachtet (observer)

L.13-16: Es kommt eine blonde, nackte Frau aus dem Wasser.

L. 17-20: Sie hat keine Beine, aber eine Flosse => es ist eine Nixe

L.21-24: Die Nixe zeigt sich. Sie lächelt und verzaubert den Mann. (charmer)

L.25-28: Der Mann verliebt sich in die Nixe, ohne zu überlegen.

L. 29-32: Die Nixe winkt mit den Armen, sie lockt ihn ins Wasser.

L. 33-36: Der Mann zittert (bebbern = zittern= trembler) und springt ins Wasser.

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L. 37-40: Die Nixe wartet auf das nächste Opfer. (la sirène attend la prochaine victime)

Vergleich : die Nixe und der Fischer Der Fischer = die Nixe Fischer Mann Spaziergänger singt/spricht die Nixe spricht nicht (Verführung durch ihren Körper) Reime Nixe + Fischer + Kosmos Wasser Nixe + Mann 4 Strophen 10 poetisch Sprache ironisch feuchtes Weib Beschreibung genau: Z. 16-20 der Nixe halb zog sie ihn, halb sank Ende -> Wasser der Mann springt ins H2O er hin (mit Nixe und Kosmos) Sturm und Drang Literatur Merz-Gedicht

4) und 5) Romantik (1798-1835)

Ablehnung der Wirklichkeit der damaligen Zeit (refus du monde de cette époque),

denn es war der Beginn der Industrie alles geht um (tourner autour de) Gewinn, Profit und Fortschritt in allen Sektoren (ex: Naturwissenschaft)

Romantiker finden ein solches Leben grau und eintönig

Suche nach mythischer Welt der Religion und des Mittelalters (Moyen-Age)

Interesse für Phantasie, Träume, Schönheit der Natur, Liebe…

Ihr Leben + was sie schreiben = „Poesie“ Realität

„Poesie“ sei von der modernen Welt (Reformation, Aufklärung) verdrängt worden

erst später nennt man diese „Poesie“ Romantik

Doch es gab auch Romantiker, die wissenschaftliche Leistungen zeigten: Bsp: die Gebrüder Grimm -> Erforschung der deutschen Sprache (Germanistik) andere setzten sich politisch ein

1. Josef von Eichendorff (1788- 1857)

Mondnacht

1. Es war, als hätt der Himmel

2. Die Erde still geküßt,

3. Daß sie im Blütenschimmer (lueur)

4. Von ihm nun träumen müßt.

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5. Die Luft ging durch die Felder,

6. Die Ähren (épis) wogten ( se balancer) sacht (légèrement),

7. Es rauschten leis die Wälder,

8. So sternklar war die Nacht.

9. Und meine Seele spannte

10. Weit ihre Flügel aus,

11. Flog durch die stillen Lande,

12. Als flöge sie nach Haus.

Ruhige, angenehme Atmosphäre (Wortfeld der Stille) Als (z.12) -> komparativer Text Kreuzreime (ABAB)

1. Strophe o Himmel küsst die Erde -> schön wie ein Traum (cf. Uranos & Gaya = Anfang

der Existenz in der griechischen Mythologie o wenn Mond + Erde sich treffen entsteht ein neues Leben o Schöne Stimmung (Romantik : Liebe, Traum, …)

2. Strophe o Beschreibung der Natur (schön), zeigt wie die Mondnacht ist o

3. Strophe o Präsenz des Dichters (meine Seele) -> lyrisch o Flug (Wortfeld) der Seele -> Tod? o Sehnsucht mit der Natur zu sterben => Paradies?

Warum ist das romantisch? o Die Harmonie, die Reise, die Natur, der Tod, die Gefühle des Dichters o Die Natur beeinflusst die Gefühle

Vöglein in de sonn’gen Tagen! : Vöglein in den sonn'gen Tagen, a Lüfte blau, die mich verführen! (séduire) b Könnt ich bunte Flügel rühren, b Über Berg und Wald sie schlagen. (battre des ailes) a Ach! es spricht des Frühlings Schöne, c Und die Vögel alle singen: d Sind die Farben denn nicht Töne, c Und die Töne bunte Schwingen? d Vöglein, ja, ich laß das Zagen! (je suis courageux) a Winde sanft die Segel (voile) rühren, b

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Und ich lasse mich entführen, b Ach! wohin? mag ich nicht fragen. a

1. Die Natur ist wie eine Droge für den Dichter (-> verführt ihn). schöne Natur = Droge der Dichter ist mutig (courageux), ist auf dem Segelbot. Die Natur (Wind) bestimmt wohin er geht. der Dichter möchte wie ein Vogel über die Natur fliegen (Wortfeld des Fluges = vol)

2. Farben: blau, bunt -> Frühling 3. Ausrufezeichen (!) -> emotionales Gedicht -> Dichter zeigt Gefühle 4. Reime: abba/ cdcd/abba -> 1.und 3. Strophen sind die Wichtigsten 5. Romantischer Text (Klischees) -> Natur, Lebensreise

2. Heinrich Heine (1797- 1856)

der populärste romantische Lyriker für ihn war die Welt zerrissen -> Kritik der sozialen und

politischen Zustände in Deutschland die Realität blieb für ihn wichtiger als die Poesie war Jude + musste wegen politischen Texten ins Exil nach Paris

hatte also einen anderen Blick auf die Wirklichkeit

Childe Harold

Eine starke, schwarze Barke segelt trauervoll dahin. Die vermummten und verstummten (muet) Leichenhüter (gardiens des morts) sitzen drin. Toter Dichter, stille liegt er, mit entblößtem (dénudé) Angesicht (visage); seine blauen Augen schauen immer noch zum Himmelslicht. Aus der Tiefe klingt‘s, als riefe eine kranke Nixenbraut, und die Wellen, sie zerschellen (se fracasser) an dem Kahn (barque), wie Klagelaut (plaintes). Heine inspirierte sich von Lord Byron (griechischer Freiheitskämpfer = freiwilliger Kämpfer in Griechenland), Lors Byron starb dort weil er krank war. Sein Körper wurde von Griechenland nach England transportiert -> „ auf einer Barke“. Heine interessiert sich für diese Geschichte. Lors Byron schrieb Childe Harolds Pilgerfahrt, Heine übernahm einen Teil dieses Titels.

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Stimmung = traurig dunkle Vokale (a-u-au) Poesie/ Natur (Wellen klagen = se plaindre) ist traurig -> der Dichter ist gestorben, er macht seine letzte Reise vom Leben in den Tod (~ Transport von Charon auf dem Styx); er ist zwischen 2 Polen Wasser und Himmel) die Nixe (die Muse -> Poesie) ist auch krank = traurig der Dichter ist hilflos (sans aide) und die Natur ist unruhig (die Wellen zerschellen)

Der Himmel = das Paradies, wo die Seele geht (âme)

Form: viele Assonanzen Endreime (2. und 4. Vers jeder Strophe) und Binnenreime

Warum ist dieser Text romantisch? Tod, Gefühle, Natur, Reise

Vergleich von Childe Harold und Mondnacht

Idee des Todes (indirekt zuerst, dann offensichtlich)

Reise, Natur ( in Mondnacht präsenter)

traurige Stimmung

Unterschied: keine Binnenreime in Mondnacht Wahrhaftig: Wenn der Frühling kommt mit dem Sonnenschein, A Dann knospen (bourgeonner) und blühen die Blümlein auf; B Wenn der Mond beginnt seinen Strahlenlauf, B Dann schwimmen die Sternlein hintendrein (suivant); A Wenn der Sänger zwei süße Äuglein sieht, C Dann quellen (couler) ihm Lieder aus tiefem Gemüt (for intérieur); -- C Doch Lieder und Sterne und Blümelein, D Und Äuglein und Mondglanz (brillance de la lune) und Sonnenschein, D Wie sehr das Zeug (cette chose = pejoratif) auch gefällt, E So macht's doch noch lang keine Welt. E

1. Bedingung -> Folge 2. Klischees = der Kitsch -> Ironie, Kritik der Romantik 3. Z.6: Trennung („DOCH“) = der Autor gibt seine Meinung danach Kritik: nicht die

reale Welt wird gezeigt (solch eine Beschreibung gefällt, doch entspricht = correspondre, nicht der realen Welt)

Vergleich von Vöglein in den sonn’gen Tagen! und Wahrhaftig

Die 2 Texte sind gegensätzlich:

Paragraphe ein Block

Gefühle des Autors Autor ≠ präsent

≠ gleicher Rythumus

Braucht Klischees negiert und kritisiert Klischees

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6) Caspar David Friedrich = CDF (1774-1840)

In einer kleinen Stadt an der Ostsee geboren. wurde streng erzogen, sehr religiös -> starker Einfluss auf den Maler tragische Ereignisse in seinem Leben (Tod seiner Mutter, Tod von 2 seiner

Schwestern + ertrunkener Bruder) Hang (penchant) zur Introspektion + Melancholie (Einfluss = influence auf seine Malerei)

Der Tod ist in seinen Werken sehr präsent. Lebte dann in Dresden, lernte „die Romantiker von Dresden“ kennen -> ihre

mystischen und romantischen Themen führte er in seinen Bildern ein (Einfluss) Selbstmordversuch (tentative de suicide) in 1803, dann begann sein Erfolg Ab 1818 glückliche Ehe mit Caroline (Hochzeitsreise auf der Insel Rügen cf. Bild ->

malt das Bild als Erinnerung) Wurde Mitglied der Dresdener Akademie

Kreidefelsen auf Rügen (~1818)

3 Menschen unten im Bild Frau: rotes Kleid (rot = Blut/Liebe)

Es ist Caroline Sitzt und hält sich am Busch fest

(se tient) Zeigt auf den Abgrund +

Kreidefelsen Mann: 2 Mal CDF

Rechts: jung -> ≠ Angst; lehnt sich an den Baumstamm, steht auf einem Busch, der ins Leere hängt, verschränkt die Arme auf seine Brust, schaut in die Ferne

Links: älter -> Vorsicht, kniet und hat Hut/Spazierstock abgelegt

wir sehen mit den Menschen die Natur Bäume rechts und links am Rand des Bildes -> ~ berühren sich, machen eine

Herzform mit den Felsen Öffnung auf die Mitte des Bildes Meer = Horizont Die Natur ist das Wichtigste im Bild: schön, gefährlich (Felsen = Abgrund =

Tod) -> Angst Segelboote = Symbol der Reise

Komposition des Bildes: Viele Dreiecke Öffnung auf das Zentrum (alle Linien führen in diese Richtung)

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Hell-Dunkel-Kontrast Rand = dunkel, Zentrum = hell macht die Perspektive

Wanderer über dem Nebelmeer (1818)

Vordergrund: Mann auf einem Felsen (von hinten gesehen = Rückenansicht)

Mittelgrund: Nebel, Bäume auf Felsen

Hintergrund: Himmel, Nebel, Wolken

Konstruktion: überall Dreiecke ≠ natürlich, = Konstruktion Bauch des Mannes genau in der Mitte des Bildes, er steht über der Natur (Natur = Element Gottes)

Hell-Dunkel-Kontrast = Perspektive

Am Morgen = Aufwachen der Welt

Mann = CDF = Autoporträt lebte in Dresden in der sächsischen Schweiz

stilles Bild

Himmel / Licht = Melancholie/ Traurigkeit

Berge = = Gefahr -> schön und gefährlich ( könnte die Trinität sein)

Natur/ Landschaft = Gott

Wanderer = Philosoph

Nebel versteckt die Wahrheit, die darunter liegende Gesellschaft? -> negativ Vergleich der 2 Bilder:

In den 2 gibt es Felsen -> Natur = wichtig = Gott

3 Menschen 1 Mann (andere Stimmung)

Viel Konstruktion

Meer (=Reise) Nebelmeer

Romantik ( -> Natur)

Natur im Zentrum Mann im Zentrum

Kalte Farben warme Farben

Hell-Dunkel-Kontrast

Menschen von hinten gezeigt (Rückenansicht) CDF machte nie Porträts, immer Mensch von hinten in der Natur

7) Georg Heym: Der Gott der Stadt 1887-1912

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Studierte Jura (von seinem Vater gezwungen), wollte danach Kunst studieren Doch starb sehr früh (in einem See ertrunken, als er Schlittschuh lief)

Auf einem Häuserblocke sitzt er breit. Die Winde lagern schwarz um seine Stirn. Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit

Die letzten Häuser in das Land (sich) verirrn. sich -> Rythmus Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal, Die großen Städte knieen um ihn her. -> PERSONIFIKATION der Stadt Der Kirchenglocken ungeheure Zahl Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer. Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik Der Millionen durch die Straßen laut. Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut. Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen. Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt. Die Stürme flattern, die wie Geier schauen Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt. Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust. Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust Und frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.

Der Gott heisst Baal (cf. Mythologie) Gott des Sturms / der Stadt/ der Fruchtbarkeit

Kopf = Stier, Körper = Mensch (Stier und Menschengestalt)

um seine Stirn sind Winde

Augenbrauen (sourcils) =das Gewitter

Haare = der Sturm -> Geier (vautours) kommen (essen tote Dinge)

Metzgerfaust (poing de boucher) = der Blitz ( schalchten = Tod)7

Die Städte verehren Gott und knien vor ihm (Grossstadt) -> Kirchenglocken + Weihrauch (encens)

Korybanten: Begleiter der Göttin Kybele (Göttin der Stadt + Vegetation) = Baal tanzen für die Göttin mit Musik

Drückende Atmosphäre (pesante) -> Worfeld der Gewalt/ Wut Konstruktion des Textes

die Stadt

Gott (Baal)

die Natur

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Man kann also feststellen, dass die Natur eng mit Baal verbunden ist. (cf. 1/4/5 Strophen) Und Baal mit der Stadt (Strophe 2-3)

Der Chef unterdrückt die Stadt (die Unterwerfung) Die Natur ist ein Mittel für Baal um die Stadt zu zerstören/bestrafen

den in der Großstadt sind die Menschen so dominant, dass sie die Natur zerstören, Gott bestraft sie dafür

Dominierende Farbstimmung = dunkel/schwarz + rot (Baal und Feuer)

die Wut/ der Tod = negative Stimmung Strukturierter Text mit Reimen -> traditionnel

Vergleich: Weltende – Der Gott der Stadt Tod präsent Natur bestraft den Menschen -> gleiche Situation (die Natur bringt durch den Sturm

eine Katastrophe)

8) Jakob van Hoddis: Weltende ( 1911) Sein Name = Anagramm von Jakob Davidsohn Grosse psychische Probleme (Schizophrenie) Ab 1914: in einer psychiatrischen Klinik Dann von den Nazis verhaftet (Davidsohn = Jude), denn war

krank + Jude -> Opfer des Holocausts Weltende 1. Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut, 2. In allen Lüften hallt (résonner) es wie Geschrei. 3. Dachdecker (couvreur de toit) stürzen ab und gehn entzwei (se cassent en 2) 4. Und an den Küsten - liest man - steigt die Flut. (l’eau monte) 5. Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen (sautillent) 6. An Land, um dicke Dämme (digue) zu zerdrücken. (écraser) 7. Die meisten Menschen haben einen Schnupfen. 8. Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

1. spitz -> Hut (nicht mit Kopf) die Synchyse (Verwirrung), will damit ein Chaos beim Leser bewirken -> Unordnung, chaotisch 2. Poesie -> erster deutscher Text des Expressionismus 3. und…gehen -> es fehlt ein Wort (Material: ex. Ziegeln =briques du toit se cassent en 2, pas les couvreurs) oder es ist der Transfer von Mensch auf Material chaotisch 4. –liest man- (in der Zeitung) Überschwemmung 5. Meere hüpfen = Personifikation 8. Unfall = Tod, Ende

Komischer Text

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Zwischen Banalität (Hut fliegt weg/ Schnupfen) und Brutalität (Eisenbahn fällt von Brücken/ Überschwemmung -> Zerstörung und Tod ) banale und tragische Elemente

Kritik der Gesellschaft (Bürger haben Angst vor Banalitäten cf. Hut); macht sich über die Bürger lustig

Angstgefühl zu dieser Zeit sehr präsent in der Gesellschaft ( ex: Halleysche Komet soll vom Himmel fallen)

Schizophrenie: 2 Pole wie im Text (banal – tragisch)

Anderer möglicher Titel: der Sturm -> kann alle Elemente im Gedicht bewirken (provoquer) cf. Hut fliegt weg, Flut steigt, Ziegeln fallen, …

„ der Sturm“ = war eine Zeitung des Expressionismus

Georg Heym: Die Irren Die Irren (1910) 1. Der Mond tritt aus der gelben Wolkenwand. 2. Die Irren hängen an den Gitterstäben, (barres de fer) 3. Wie große Spinnen, die an Mauern kleben. 4. Entlang den Gartenzaun fährt ihre Hand.(leur main suit la barrière du jardin)

5. In offnen Sälen sieht man Tänzer schweben. (planer) 6. Der Ball der Irren ist es. Plötzlich schreit 7. Der Wahnsinn (folie) auf. Das Brüllen pflanzt sich weit, 8. Daß alle Mauern von dem Lärme beben. (trembler)

9. Mit dem er eben über Hume gesprochen, 10. Den Arzt ergreift (prendre avec violence) ein Irrer mit Gewalt. 11. Er liegt im Blut. Sein Schädel (crâne) ist zebrochen. (cassé)

12. Der Haufe (foule) Irrer schaut vergnügt. Doch bald 13. Enthuschen (dispraître) sie, da fern die Peitsche knallt, 14. Den Mäusen gleich, die in die Erde krochen. (ramper)

Irrenhaus am Abend (könnte Vollmond sein -> macht Leute verrückt = Aberglaube = superstition); gelb (der Mond macht die Wolken gelb) = Farbe der Verrücktheit (folie)

Die Irren sind gefangen, schauen aus dem Fenster -> Freiheit

Werden mit Spinnen verglichen = ekelhaft, angsteijagend werden von den Menschen getötet, zerdrückt

Irren beginnen zu tanzen, plötzlich kommt der Wahnsinn

Z. 9 (Nebensatz)-10 (Hauptsatz) sollten umgekehrt sein Synchyse! Irrer ergreift einen Arzt und tötet ihn, obwohl er davor mit ihm über Hume gesprochen hat (Irrer = Mörder und Philosoph gleichzeitig)

Z. 12: die Irren sind zufrieden dass der Arzt (= Autorität) tot ist, denn es sind die Ärzte die über ihre Normalität oder Verrücktheit bestimmen (ce sont eux qui les classent fous ou normaux)

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Z. 13:Peitsche = anderer Irrenwärter (garde fou) kommt -> Aurorität kommt zurück

Z.14: Irren mit Mäuse verglichen -> ekelhaft und angsteinjagend für die Menschen + übertragen Krankheiten (= Parasiten) ; werden getötet die Irren werden nur mit negativen Tieren verglichen grau-braun-schwarz (Tiere) = ekel, Trauer, Tod

Doch die Irren können auch Philosophen sein und durch den Mord versuchen sie sich zu befreien

Kritik der Gesellschaft, die die Irren in ein Irrenhaus steckt

Form des Gedichts = ein Sonett mit 2 Quartetten und 2 Terzetten schöne/ alte Form für einen modernen/ schrecklichen Inhalt

Expressionismus: 1920-1925 (in der deutschen Literatur)

Begriff stammt aus der Malerei; Reaktion zum Naturalismus und Impressionismus Auf die Literatur übertragen = „Modern“

Starke Industrialisierung am Ende des XIX Jahrhunderts

Entwicklung -> neues Leben/ neue Werte (valeurs)

Illustration der Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse (liens sociaux) -> typische Literatur der Grossstadt (Stadt ist gefährlich und böse)

Angst = allgemeines Lebensgefühl (Angst vor dem neuen Leben -> Grossstädte,…)

Welt des Zufalls (hasard), der Unordnung (die Welt ist chaotisch)

cf. Synchyse -> stärkt die Disharmonie

kein richtiger Zusammenhang (lien) zwischen den Elementen ( Collage in der Malerei)

Auflösung (separtation) der einen Personen in viele Personen (cf. Die Irren -> ein Mensch ist Irrer/Mörder und Philosoph gleichzeitig)

moderner Mensch hat mehrere Funktionen

Katastrophenstimmung (cf. Halleyscher Komet/ Vorahnung = prévision des 1WK.)

Zivilisationskritik (Monotonie -> Wunsch nach Erleben)

Negative Extreme -> Ästhetik des Hässlichen: Wahnsinn, Selbstmord (Tod = beliebtes Thema der Expressionisten), Hinrichtung, Untergang, …

9) George Grosz -> Querschnitt 1919/1920 Biografie: Dadaist, Klassenkämpfer, Moralist

1893 in Berlin als Georg Grosz in Berlin, starb in 1959

verlor früh seinen Vater

Zeichnen war sein Hobby -> studierte dann Kunst an der Kunstakademie in Dresden, danach in Berlin/Paris

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wird nach dem 1WK (Weltkrieg) politisch aktiv, war ein Pazifist (Kriegsgegner)

1917-1918 als Soldat im Krieg

1919: wird Mitglied der KPD (Kommunist) -> kritisiert die Gesellschaft + Weimarer Republik

1933: emigriert nach Amerika, denn seine Kunst war für die Nazis entertet (dégénéré?) + nimmt Distanz zu DE, nennt sich GerorgE Grosz (Englisch),

1959 starb in Berlin

„ich versuchte durch meine Arbeiten, die Welt zu überzeugen, dass diese Welt hässlich, krank und verlogen (hypocrite) ist.“-> Moralist für ihn war Kunst mit der Moral verbunden, macht Kunst um eine Botschaft weiter zu geben Kunst war eine Waffe: „ Meine Kunst sollte Säbel und Gewehr sein.“ -> wurde für seine Bilder verurteilt (condamné) Dadaismus (dada= nichts) = Kunst gegen den Krieg

o Alles und nichts (Form von Kunst) o Lautgedichte mit oder ohne Musik (≠ Sinn)

Querschnitt 1919/1920 Historischer Kontext

o Kaiser dankt ab -> Exil nach Holland o 9.11.1918 in Berlin = Ausrufung der Republik durch Scheideman (SPD=

sozialist) und gleichzeitig Proklamation der Räterepublik (Karl Liebknecht = Kommunist) Kampf um die Kontrolle des Staates Bürgerkrieg -> viele Frauen verlieren ihre Männer im Krieg

o Von Januar-April 1919: Exekution (Hinrichtung) der Kommunisten -> cf. Freicorps im Bild

o die Erschiessung: Offizier -> der Säbel / die Pistole Soldat -> der Helm/ das Gewehr/ die Augenbinde

o 1920: Kapp-Putsch: Kapp will die Kontrolle des Staates -> das Hakenkreuz (Symbol -> ≠ Nazi)

Die Gesellschaftspyramide o Ehemalige Soldaten (zuunterst = au bas de la pyramide) + deren oft

alleinstehende Frauen (haben Mann im Krieg verloren) -> werden oft zu Prostituierten um Geld zu gewinnen

o Arbeiter (unten rechts im Bild) o Bürgertum + alte Aristokratie (ehemalige Offiziere) = Kriegsgewinner

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Kurzgeschichten des 20. Jahrhunderts

Eigenschaften einer Kurzgeschichte

– Kurz (2 bis 10 Seiten) – Keine Einleitung die Geschichte beginnt sofort mit der Handlung – Nur ein Thema: oft das Alltagsleben – Nur eine Hauptfigur (oder eine Gruppe) ganz banale und normale Figuren (kein

Hero) – Offener Schluss es könnte eine Folge haben, man weiss nicht genau wie es

beendet wird – Eine Botschaft (=message) – Sprache: einfacher Still, kurze Sätze, Alltagssprache

10) Bertold Brecht (1898-1956): Wenn die Haifische Menschen wären

Wenn die Haifische Menschen wären "Wenn die Haifische Menschen wären, fragte Herrn K. die kleine Tochter seiner Wirtin, "wären sie dann netter zu den kleinen Fischen?" "Sicher", sagte er. "Wenn die Haifische Menschen wären, würden sie im Meer für die kleinen Fische gewaltige Kästen bauen lassen, mit allerhand Nahrung drin, sowohl Pflanzen als auch Tierzeug. Sie würden dafür sorgen, dass die Kästen immer frisches Wasser hätten, und sie würden überhaupt allerhand sanitärische Maßnahmen treffen, wenn z.B. ein Fischlein sich die Flosse verletzten würde, dann würde ihm sogleich ein Verband gemacht, damit es den Haifischen nicht wegstürbe vor der Zeit. Damit die Fischlein nicht trübsinnig würde, gäbe es ab und zu große Wasserfeste; denn lustige Fischlein schmecken besser als trübsinnige. Es gäbe natürlich auch Schulen in den großen Kästen. In diesen Schulen würden die Fischlein lernen, wie man in den Rachen der Haifische schwimmt. Sie würden z.B. Geographie brauchen, damit sie die großen Haifische, die faul irgendwo rumliegen, finden könnten. Die Hauptsache wäre natürlich die moralische Ausbildung der Fischlein. Sie würden unterrichtet werden, dass es das Größte und Schönste sei, wenn ein Fischlein sich freiwillig aufopfert, und sie alle an die Haifische glauben müßten, vor allem, wenn sie sagten, sie würden für eine schöne Zukunft sorgen. Man würde den Fischlein beibringen, dass diese

Si les requins étaient des hommes Si les requins étaient des hommes, demanda à Monsieur K... la petite fille de son hôtesse, est-ce qu'ils seraient plus gentils avec les petits poissons ? Bien sûr, répondit-il, si les requins étaient des hommes, ils feraient construire dans la mer pour les petits poissons d'énormes boîtes remplies de toutes sortes de nourriture, des plantes et de la viande. Ils veilleraient à ce que les boites aient toujours de l'eau fraîche et ils prendraient toutes sortes de mesures d'hygiène. Si par exemple un petit poisson se blessait à la nageoire, on lui ferait tout de suite un pansement, pour qu'il ne meure pas prématurément. Pour que les petits poissons ne deviennent pas moroses, il y aurait de temps en temps des fêtes nautiques fastueuses, car les petits poissons lorsqu'ils sont de bonne humeur, ont meilleur goût que lorsqu'ils sont moroses. Naturellement, il y aurait aussi des écoles dans ces grandes boîtes. Dans ces écoles, les petits poissons apprendraient comment s'y prendre pour entrer dans la gueule des requins. Ils auraient besoin, par exemple, de savoir de la géographie pour pouvoir trouver les requins qui paressent ça et là. Mais l'essentiel serait bien évidemment l'éducation morale des petits poissons. On leur apprendrait que ce qu'il y a de plus grand et de plus beau, c'est qu'un petit poisson sache se sacrifier avec le sourire et de croire les requins, surtout lorsque ceux-ci

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Zukunft nur gesichert sei, wenn sie Gehorsam lernten. Vor allen niedrigen, materialistischen, egoistischen und marxistischen Neigungen müßten sich die Fischlein hüten, und es sofort melden, wenn eines von ihnen solche Neigungen verriete. Wenn die Haifische Menschen wären, würden sie natürlich auch untereinander Kriege führen, um fremde Fischkästen und fremde Fischlein zu erobern. Die Kriege würden sie von ihren eigenen Fischlein führen lassen. Sie würden die Fischlein lehren, dass zwischen ihnen und den Fischlein der anderen Haifische ein riesiger Unterschied bestehe. Die Fischlein, würden sie verkünden, sich bekanntlich stumm, aber sie schweigen in ganz verschiedenen Sprachen und könnten einander daher unmöglich verstehen.Jedem Fischlein, das im Krieg ein paar andere Fischlein, feindliche, in anderer Sprache schweigende Fischlein, tötete, würde sie Orden aus Seetang anheften und den Titel Held verleihen. Wenn die Haifische Menschen wären, gäbe es bei ihnen natürlich auch eine Kunst. Es gäbe schöne Bilder, auf denen die Zähne der Haifische in prächtigen Farben, ihre Rachen als reine Lustgärten, in denen es sich prächtig tummeln läßt, dargestellt wären. Die Theater auf dem Meeresgrund würden zeigen, wie heldenmütige Fischlein begeistert in die Haifischrachen schwimmen, und die Musik wäre so schön, dass die Fischlein unter ihren Klängen, die Kapelle voran, träumerisch, und in der allerangenehmste Gedanken eingelullt, in die Haifischrachen strömten. Auch eine Religion gäbe es ja, wenn die Haifische Menschen wären. Sie würde lehren, dass die Fischlein erst im Bauche der Haifische richtig zu leben begännen. Übrigens würde es auch aufhören, dass alle Fischlein, wie es jetzt ist, gleich sind. Einige von ihnen würden Ämter bekommen und über die anderen gesetzt werden. Die ein wenig größeren dürften sogar die kleineren fressen. Dies wäre für die Haifische nur angenehm, da sie dann selber öfter größere Brocken zu fressen bekämen. Und die größeren, Posten innehabenden Fischlein würden für die Ordnung unter denn Fischlein

affirment qu'ils vous préparent des lendemains qui chantent. On apprendrait aux petits poissons que ces lendemains qui chantent ne sont possibles qu'à la condition qu'ils apprennent à obéir. Il faudrait aussi que les petits poissons se gardent de toutes tendances matérialistes, égoïstes et marxistes et qu'ils informent les requins sur-le-champ si l'un d'entre eux semblait céder à ces penchants. Si les requins étaient des hommes, ils feraient naturellement la guerre entre eux pour conquérir des boîtes à poissons étrangères et des petits poissons étrangers. Ils feraient la guerre par petits poissons interposés. Ils apprendraient aux petits poissons qu'entre eux et les petits poissons d'autres requins il y a une différence. Comme chacun sait, diraient-ils, les petits poissons sont muets mais ils se taisent dans des langues tout à fait différentes et c'est pourquoi il leur est impossible de se comprendre. Ils accrocheraient une médaille sur la nageoire de tout petits poissons qui pendant la guerre tueraient quelques autres petits poissons, des petits poissons ennemis, des petits poissons qui se taisent dans une langue étrangère et ils leur donneraient le titre de héros. Naturellement, si les requins étaient des hommes, ils pratiqueraient les arts. Il y aurait de beaux tableaux représentant dans des couleurs magnifiques des dents de requins, leurs gueules seraient représentées comme d'admirables jardins dans lesquels il fait bon s'ébattre. Au fond de la mer, les théâtres montreraient d'héroïques petits poissons entrant avec enthousiasme dans la gueule des requins, et la petite musique serait si belle que, bercés par ses accents, les petits poissons, musique en tête, plongés dans les rêves et les pensées les plus suaves, se précipiteraient dans la gueule des requins. Bien sûr, on pratiquerait une religion, si les requins étaient des hommes. Ils enseigneraient que la vraie vie pour les petits poissons ne commence que dans le ventre des requins. D'ailleurs, si les requins étaient des hommes, l'égalité qui règne présentement chez les petits poissons cesserait. Certains d'entre eux recevraient une fonction et seraient placés au-

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sorgen, Lehrer, Offiziere, Ingenieure im Kastenbau werden. Kurz, es gäbe erst eine Kultur im Meer, wenn die Haifische Menschen wären."

dessus des autres. Ceux qui sont un peu plus gros auraient même le droit de manger les plus petits. Les requins n'y verraient que des avantages car ainsi ils pourraient manger de temps en temps des morceaux plus gros. Et les poissons plus gros, ceux qui auraient des fonctions, veilleraient à ce que l'ordre règne parmi les petits poissons, en devenant enseignants, officiers, ingénieurs. En un mot, la civilisation dans la mer ne serait possible que si les requins étaient des hommes.

Kontext + Autor

– Kontext: 1. Weltkrieg, Brecht war einen Soldat – Nach dem Krieg beginnt er als Autor zu arbeiten, schreibt vor allem Theaterstücke – Seine typische Form von Theater: das epische Theater, welches hat ihm ganz

berühmt gemacht – Er hat 87 Geschichten über Herr K. (cf. 2e ligne du texte) geschrieben Herr K. =

Herr Keuner, der ein Philosopher ist (selon Brecht) – Politik: Brecht ist Marxist geworden Kommunist muss Deutschland verlassen in

1933, als Hitler an die Macht kam, dann nach dem Krieg kommt er zurück nach Ostdeutschland (kommunistisch)

Analyse des Textes – Es geht um einen Vergleich (Titel: „Wenn...wären“) zwischen Tieren (Haifische=

requins und Fischlein= petits poissons) und Menschen

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– Diese Geschichte ist eine Parabel (parabole, texte comparatif) Zeit der Irrealität (wären, würden, gäbe,...) zeigt, dass es eine Parabel ist es ist nicht die Wahrheit

– Diese Geschichte ist eine Kritik der kapitalistischen Gesellschaft : die Herrschende VS die Unterdrückte Brecht greift das Kapitalismus an (il attaque la société capitaliste) und er ist für eine sozialistische Gesellschaft

– Hauptfiguren: Haifische und Fischlein, Rahmenfiguren: Herr K. und das kleine Mädchen

– Für das Mädchen sind die Menschen eher nett und hilfsbereit und für Herr K. sind die Menschen eher böse und grausam (cruels)

– Interpretation: 1. die Haifische im Text sind in der Realität die Führer- die Chefs- die Nazis- die

Diktatoren (man assoziiert oft die Haifische als gefährliche und starke Tiere...) 2. die Fischlein im Text sind in der Realität das Volk- die Masse- das Proletariat

(Fische sind meistens schwächer als Haifische...)

– Repetition = Wiederholung: um die Parabel zu verstärken = akzentuieren – Hauptthemen (in der Ordnung des Textes):

1. die Medizin- die Gesundheit- das Wohnen 2. die Feste- die Freizeit 3. die Erziehung- die Schule- die Moral 4. der Krieg- die Aussenpolitik (politique extérieure) 5. die Kunst 6. die Religion 7. die Staatsorganisation (organisation de l’Etat)- die Innenpolitik (politique intérieure) diese Themen sind alle Propaganda Mittel im Interesse der Haifische die Haifische (die Stärke) wollen den Krieg um noch stärker zu werden und damit die Fischlein (die Schwäche) noch mehr kontrollieren

11. Wolfgang Borchert (1921-1947): die Küchenuhr

Sie sahen ihn schon von weitem auf sich zukommen, denn er fiel auf. Er hatte ein ganz altes Gesicht, aber wie er ging, daran sah man, daß er erst zwanzig war. Er setzte sich mit seinem alten Gesicht zu ihnen auf die Bank. Und dann zeigte er ihnen, war er in der Hand trug. Das war unsere Küchenuhr, sagte er und sah sie alle der Reihe nach an, die auf der Bank in der Sonne saßen. Ja, ich habe sie noch gefunden. Sie ist übrig geblieben (elle est restée intacte). Er hielt eine runde tellerweiße Küchenuhr vor sich hin und tupfte mit dem Finger die blaugemalten Zahlen ab (abtupfen mit = tamponner qqch avec qqch). Sie hatte weiter keinen Wert, meinte er entschuldigend, das weiß ich auch. Und sie ist auch nicht so besonders schön. Sie ist nur wie ein Teller, so mit weißem Lack (=vernis). Aber die blauen Zahlen sehen doch ganz hübsch aus, finde ich. Die Zeiger sind natürlich nur aus Blech (=taule). Und nun gehen sie auch nicht mehr. Nein. Innerlich ist sie kaputt, das steht fest. Aber sie sieht noch aus wie immer. Auch wenn sie jetzt nicht mehr geht.

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Er machte mit der Fingerspitze einen vorsichtigen Kreis auf dem Rand der Telleruhr entlang. (er beruhigt die Uhr wie sie ein Mensch wäre) Und er sagte leise: Und sie ist übrig geblieben. Die auf der Bank in der Sonne saßen, sahen ihn nicht an. Einer sah auf seine Schuhe und die Frau in ihren Kinderwagen. Dann sagte jemand: Sie haben wohl alles verloren? Ja, ja, sagte er freudig (=joyeux), denken Sie, aber auch alles! Nur sie hier, sie ist übrig. Und er hob die Uhr wieder hoch, als ob die anderen sie noch nicht kannten. Aber sie geht doch nicht mehr, sagte die Frau. Nein, nein, das nicht. Kaputt ist sie, das weiß ich wohl. Aber sonst ist sie doch noch ganz wie immer: weiß und blau. Und wieder zeigte er ihnen seine Uhr. Und was das Schönste ist, fuhr er aufgeregt fort, das habe ich Ihnen ja noch überhaupt nicht erzählt. Das Schönste kommt nämlich noch: Denken Sie mal, sie ist um halb drei stehengeblieben. Ausgerechnet um halb drei, denken sie mal! Dann wurde Ihr Haus sicher um halb drei getroffen, sagte der Mann und schob wichtig die Unterlippe vor, Das habe ich schon oft gehört. Wenn die Bombe runtergeht, bleiben die Uhren stehen. Das kommt von dem Druck (=pression). Er sah seine Uhr an und schüttelte überlegen den Kopf. Nein, lieber Herr, nein, da irren Sie sich (vous vous trompez). Das hat mit den Bomben nichts zu tun. Sie müssen nicht immer von den Bomben reden. Nein. Um halb drei war ganz etwas anderes, das wissen Sie nur nicht. Das ist nämlich der Witz (=blague), daß sie gerade um halb drei stehengeblieben ist. Und nicht um viertel nach vier oder um sieben. Um halb drei kam ich nämlich immer nach Hause. Nachts, meine ich. Fast immer um halb drei. Das ist ja gerade der Witz. Er sah die anderen an, aber die hatten ihre Augen von ihm weggenommen. Er fand sie nicht. Da nickte er seiner Uhr zu (zunicken= faire un signe de tête à qqn): Dann hatte ich natürlich Hunger, nicht wahr? Und ich ging immer gleich in die Küche Da war es dann immer fast halb drei. Und dann, dann kam nämlich meine Mutter. Ich konnte noch so leise die Tür aufmachen, sie hat mich immer gehört. Und wenn ich in der dunklen Küche etwas zu essen suchte, ging plötzlich das Licht an. Dann stand sie da in ihrer Wolljacke und mit einem roten Schal um. Und barfuß (à pieds nus). Immer barfuß. Und dabei war unsere Küche gekachelt (kacheln=carreler). Und sie machte ihre Augen ganz klein, weil ihr das Licht so hell war. Denn sie hatte ja schon geschlafen. Es war ja Nacht. So spät wieder, sagte sie dann. Mehr sagte sie nie. Nur: So spät wieder. Und dann machte sie mir das Abendbrot warm und sah zu, wie ich aß. Dabei scheuerte sie immer die Füße aneinander (elle se frottait les pieds), weil die Kacheln so kalt waren. Schuhe zog sie nachts nie an. Und sie saß so lange bei mir, bis ich satt (rassasié) war. Und dann hörte ich sie noch die Teller wegsetzen, wenn ich in meinem Zimmer schon das Licht ausgemacht hatte. Jede Nacht war es so. Und meistens immer um halb drei. Das war ganz selbstverständlich (c’était évident), fand ich, daß sie mir nachts um halb drei in der Küche das Essen machte. Ich fand das ganz selbstverständlich. Sie tat das ja immer. Und sie hat nie mehr gesagt als: So spät wieder. Aber das sagte sie jedesmal. Und ich dachte, das könnte nie aufhören. Es war mir so selbstverständlich. Das alles war doch immer so gewesen. Einen Atemzug (=respiration) lang war es ganz still auf der Bank. Dann sagte er leise: Und jetzt? Er sah die anderen an. Aber er fand sie nicht. Da sagte er der Uhr leise ins weißblaue runde Gesicht: Jetzt, jetzt weiß ich, daß es das Paradies war. Auf der Bank war es ganz still. Dann fragte die Frau: Und ihre Familie? Er lächelte sie verlegen (embarassé) an: Ach, Sie meinen meine Eltern? Ja, die sind auch mit weg. Alles ist weg. Alles, stellen Sie sich vor (imaginez vous). Alles weg. Er lächelte verlegen von einem zum anderen. Aber sie sahen ihn nicht an.

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Da hob er wieder die Uhr hoch und er lachte. Er lachte: Nur sie hier. Sie ist übrig. Und das Schönste ist ja, daß sie ausgerechnet um halb drei stehengeblieben ist. Ausgerechnet um halb drei. Dann sagte er nichts mehr. Aber er hatte ein ganz altes Gesicht. Und der Mann, der neben ihm saß, sah auf seine Schuhe. Aber er sah seine Schuhe nicht. Er dachte immerzu an das Wort Paradies. Zusammenfassung

Die Kurzgeschichte handelt von einem jungen Mann, der bei einem Bombenangriff sein Heim und seine Eltern verloren hat. Mittels einer verbliebenen Küchenuhr (à l’aide d’une horloge de cuisine adorée) erinnert er sich an die Fürsorge seiner Mutter und begreift das verlorene Familienleben als paradiesischen Zustand (allusion au paradis). Die Küchenuhr gehört zu den bekanntesten Werken Wolfgang Borcherts, gilt als typisches Beispiel der Trümmerliteratur.

Kontext + Autor

Kontext: 2. Weltkrieg

Deutscher Autor, in Hamburg geboren ist ein wichtiger Autor des 20. Jhrds, wie Heinrich Böll (cf. question-texte 16)

Trümmerliteratur (er ist einer den bekanntesten Autoren der Trümmerliteratur) : Literatur in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg, spricht über den Krieg und seinen Konsequenzen (Parallel mit dem Text)

Hat eine Buchhändlerlehre gemacht (apprentissage de libraire)

Wollte Schauspieler werden

1941: wurde Soldat, es hat ihn nicht gefallen musste am Angriff auf die Sowjetunion teilnehmen wurde verwundet (blessé), war krank, musste ins Militärgefängnis (wegen Selbstverstümmelung angeklagt, accusé d’automutilation), wurde nach Hause geschickt

dann arbeitete er als Schauspieler et hat eine Parodie auf Goebbels gemacht Gefängnis wieder ein Soldat

nach dem Krieg: arbeitete in einem Theater „Hamburger Schauspielhaus“

schreibt Kurzgeschichten

der Krieg hat ihm kaputt gemacht früh gestorben mehrere Erinnerungsstätten wurden in seinem Heimatstadt Hamburg errichtet (souvenirs en sa mémoire dans sa ville natale auteur important !)

Analyse

der Mann ist 20 aber ist alt Kontext des Krieges (visage marqué, tristesse,...) (Parallel mit Borchert Leben)

hat alles im Krieg verloren

Wiederholung von „halb drei“ Das Ziel ist zu übertrieben (exagérer), dass die Uhr um genau halb drei übrig geblieben ist es ist eine Erinnerung an die schöne Zeit...(Paradies)

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Die Kommunikation zwischen den Personen des Textes ist schwierig: der Mann starrt (starren=fixer) auf seine Schuhe und die Frau starrt in den Kinderwagen (=poussette) sie wollen nicht kommunizieren Angst vor Kommunikation? warum reagieren so? : entweder können nichts dafür und wissen nicht, was zu sagen oder sie haben auch den Krieg erlebt und kennen schon diese Situation (Hypothesen)

in dieser Kurzgeschichte stehen nicht Personen im Zentrum der Geschichte sondern ein Gegenstand (=objet) : die Küchenuhr sie steht für die Erinnerung, für die Vergangenheit (le passé) diese kaputte Uhr zeigt die Änderung durch den Krieg (elle représente les changements de la guerre) der Alltag vorher erscheint ihm heute als das Paradies (le quotidien d’avant lui semble maintenant être le paradie)

Vergleich mit den Menschen : sie werden kaputt durch den Krieg (Parallel mit Borchert Leben) die Seele (=âme) der Uhr ist auch kaputt

Wortfelder des Krieges und der Mann sieht amüsiert aus: er sagt „Witz“ / „das Schönste“, er ist „freudig“,... Krieg und Tod sind nicht lustigen Themen, aber er macht sie lustig

Personifikation: er beruhigt die Uhr, er spricht zu ihr,... er behandelt die Uhr wie einen Mensch (Affektion)

Die Botschaft (=message) dieser Kurzgeschichte: der Krieg zerstört die Menschen, entweder der Tod oder das Innere (l’intérieur, l’âme) wurden zerstört

12) Berchtold Brecht: San Salvador (Heiliger Retter) Biografie -> cf. 14)

Z. 1-9: Paul schreibt auf ein Blatt, probiert seine neue Füllfeder aus.

Z. 10: Paul macht nichts.

Z. 11-20: Er denkt an Möglichkeiten.

Z. 21-29: Irrealität

Z. 30-33: Langeweile (macht nichts)

Z. 34-35: Frau kommt zurück (vom Kirchenchor) Der Mann ist zu Hause, es ist ihm langweilig, er wartet. „Mir ist es hier zu kalt.“ -> Gefühle, Beziehung zu Hildegard (gefrorene Liebe) Z. 34: Hildegard kommt zurück, doch fragt dem Mann nicht wie er geht, sondern nur ob die Kinder schlafen Z. 27/35: „strich sich die Haare aus dem Gesicht“ -> einzige Beschreibung Hildegards

Routine, es passiert nichts (cf Wiederholungen „Bogen“, „sass da“ Passivität

„ Ich gehe nach Südamerika.“ -> um zu fliehen, ausbrechen, aus der Beziehung mit Hildegard Wunsch/ Fantasie (Meer, Palmen -> Abenteuer, neues Leben)

San Salvador ist der Ort seiner Träume ( Salvador= Retter; könnte hier der Retter aus der Passivität und Langeweile sein -> Abenteuer)

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Realität Irrealität Kinder sind ein Problem Banale Geschichte über trauriges Thema

Kurt Marti: Happy End Schweizer Autor, geb. 1921 War reformierter Pastor in Bern -> soziales

Engagement Er schreibt über die „kleinen Leute“ und ihre Probleme ER HAPPY END SIE Illusion / Fiktion atemlos/kann nicht sprechen Keine Gefühle hilflos gegenüber dem Mann glaubt nicht daran schön, glücklich, heult (Film) realistisch ? naiv -> Traum, glaubte an das Dominant Happy End böse

NICHT MÖGLICH

13) Emil Zopfi (1943-...): Der Sucher Der Sucher Das Geld lag auf der Strasse. Man musste es nur aufheben (=ramasser). Entdeckt hatte er das vor Jahren, als er in einer Lebenskrise über den Zürichberg (=kleinen Hügel in Zürich) gewandert war, tief in Gedanken versunken mit gebeugtem (=tordu) Haupt (=Kopf). Da sah er auf dem Waldweg ein Geldstück blinken. Fünfzig Rappen. Nicht viel, aber immerhin. Er bückte sich (sich bücken=se baisser) und hob es auf. Wichtiger als der Wert des Fundes war das Zeichen (=signe), das er ihm gab. Es gibt einen Weg. Er kehrte in die Stadt zurück und begann zu suchen. Wo immer Waren in Geld umgetauscht wurden, kam es vor, dass dem Käufer oder dem Verkäufer ein Geldstück aus der Hand fiel und zwischen den Schuhen der Wartenden davonrollte. "Es war nur ein Zehner", sagte dann der Kunde vielleicht nach einem raschen Blick auf den Boden und griff nochmals in die Geldbörse (=porte-monnaie). Oder die Kioskfrau beschwichtigte: "Lassen Sie's. Ich finde es dann beim Wischen (=en nettoyant). Der Nächste bitte." Wer bückt sich heute noch nach einem Zwanziger oder gar einem Fünfer. Zeit ist Geld. Er suchte und fand. Er bückte sich und hob auf. Reich wurde er nicht dabei, aber er hatte eine Aufgabe (=mission) und konnte leben. Morgens führte sein erster Gang den Münzautomaten des Trams entlang. In der Hektik (=précipitation) fiel so manches Geldstück aufs Pflaster (=pavé) und rollte in den Rinnstein (=caniveau). Mit der Zeit wusste er, wo sie sich sammelten. Es kam auf die Beschaffenheit des Grundes (=texture-constitution du sol)

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an, auf die Neigung(=inclinaison), auf vorhandene Ritzen und Vertiefungen. Besonders ergiebig waren Roste über Schächten und Regenrinnen. Er hob sie an, griff darunter. Hier fand sich gelegentlich auch ein Fünfliber (5.-) oder ein Schlüssel. Schlüssel lieferte er im Fundbüro ab, wie auch alle andern Dinge von grösserem Wert: Brieftaschen, Schmuck, Banknoten, Ausweise. Denn er war ein ehrlicher Mann und hielt sich an das Gesetz, das einen Finder berechtigt, alles bis zum Wert von zehn Franken zu behalten, sofern es nicht auf privatem Grund liegt oder in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Nach drei Monaten konnte er Banknoten wieder abholen oder den Finderlohn (=récompense) für einen Schlüsselbund (=trousseau), doch war das nur ein Nebenerwerb. Sein Kerngeschäft (=activité principale), wie man heute sagt, war die Suche nach Geld. "Suchen Sie etwas?", wurde er oft gefragt, wenn er durch die Stadt wanderte, den Blick unentwegt (=sans cesse) auf den Boden geheftet, wo sich sammelte, was die Menschen so alles fallen liessen. "Ja", sagte er dann. "Ich suche Geld." "Oh, haben Sie Ihre Brieftasche verloren?" "Nein. Geld suchen ist meine Arbeit." Niemand konnte das verstehen. Geld verdiente man. Geld trug man auf die Bank und legte es an. Selbst für Menschen, die Geld stahlen, zeigte man Verständnis. Viele Leute bewunderten sogar die Posträuber, die am hellichten Tag und mitten in Zürich ein paar Millionen entwendet hatten. Über ihn schüttelte man den Kopf. Ein Spinner, dachten die Leute, und gingen weiter. Dabei schien ihm seine Tätigkeit keineswegs sinnlos zu sein, denn er brachte Geld wieder in Umlauf (=circulation), das sonst unnütz herumlag wie Abfall. So leistete er seinen bescheidenen Beitrag zum Kreislauf von Geld und Waren, der die Wirtschaft in Gang hielt. "Geld muss arbeiten", hatte er im Schaufenster einer Bank an der Bahnhofstrasse gelesen. Wenn es im Rinnstein lag oder in einer Rabatte zwischen Hundekot (=crotte de chien), dann konnte es diese Aufgabe nicht erfüllen. Übrigens reinigte er die Münzen stets, die er abends in seinem Beutel (=sac) nach Hause trug, bevor er sie wieder ausgab. Er führte auch genau Buch über Betrag, Fundort und Fundzeit. Dank dieser Statistik konnte er feststellen, bei welchen Gelegenheiten die Menschen am achtlosesten mit ihrem Geld umgingen und seine Route dementsprechend optimieren. Es konnte allerdings vorkommen, dass er nach der Vorabendtour durch die Bahnhofstrasse - sie brachte im Durchschnitt 12 Franken und 40 Rappen ein - auch einmal einen Batzen (=die Münze,la monnaie, expression suisse) ungewaschen und ungezählt in den Hut eines Strassenmusikanten fallen liess. Denn er war nicht nur sauber und ehrlich, er hatte auch ein gutes Herz. Einmal, nachdem er einen Franken in einen Topf der Heilsarmee geworfen hatte und einen Augenblick dem Gesang zugehört, sprach ihn eine der uniformierten Damen an: "Ich habe den Eindruck, Sie suchen etwas, mein Herr." Er gab die übliche Antwort (=la réponse habituelle: „Ich suche Geld“). "Suchen Sie nicht nach etwas anderem?", fragte sie. "Vielleicht nach Gott? ?Suchet, so werdet ihr finden?, steht schon in der Bibel." Auch darüber hatte der Mann lange nachgedacht auf seinen Wanderungen durch die Stadt. "Alle Menschen suchen etwas", sagte er. "Die einen das Glück, die andern die Wahrheit, die dritten einen Sinn. Ich suche nur Geld."

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Er ging weiter und fand auf dem Weg nach Hause noch ein golden glänzendes Fünf-Rappen-Stück. Autor

– Schweizer Schriftsteller aus Zürich die Kurzgeschichte sich passiert in Zürich – Studierte Technik und Informatik nicht Literatur – Hat mehrere Kurzgeschichten geschrieben – Hobby: Alpinismus im Text: „wandern“

Geld

– Ausdrücke: „Zeit ist Geld“ / „Geld macht nicht glücklich“ / „Geld regiert die Welt“ (Parallel mit „Der Besuch der alten Dame“ Claire kontrolliert die Welt, weil sie Geld hat)

– Wortfelder von Geld + suchen/finden sehr präsenz im Text !!! – Die Bahnhofstrasse in Zürich ist das Symbol der reichen Schweiz und des Kapitalismus – Wichtiger Wortschatz über das Geld: die Rente (rente), die Steuer (impôt), die Miete

(loyer,bail), der Lohn (salaire), die Zinsen (intérêts), der Gewinn= das Kapital (gain, profit)

– Der Sucher ist, trotz seiner Suche nach Geld, ein guter Mensch : „er war ein ehrlicher Mann“ und „er hatte auch ein gutes Herz“

14) Peter Bichsel (1935-...): Ein Tisch ist ein Tisch Ich will von einem alten Mann erzählen, von einem Mann, der kein Wort mehr sagt, ein müdes Gesicht hat, zu müd zum Lächeln und zu müd, um böse zu sein. Er wohnt in einer kleinen Stadt, am Ende der Straße oder nahe der Kreuzung. Es lohnt sich fast nicht, ihn zu beschreiben, kaum etwas unterscheidet ihn von anderen. Er trägt einen grauen Hut, graue Hosen, einen grauen Rock und im Winter den langen grauen Mantel, und er hat einen dünnen Hals, dessen Haut trocken und runzelig ist, die weißen Hemdkragen sind ihm viel zu weit. Im obersten Stock des Hauses hat er sein Zimmer, vielleicht war er verheiratet und hatte Kinder, vielleicht wohnte er früher in einer andern Stadt. Bestimmt war er einmal ein Kind, aber das war zu einer Zeit, wo die Kinder wie Erwachsene angezogen waren (le temps où les enfants étaient habillées comme les adultes). Man sieht sie so im Fotoalbum der Großmutter. In seinem Zimmer sind zwei Stühle, ein Tisch, ein Teppich, ein Bett und ein Schrank. Auf einem kleinen Tisch steht ein Wecker, daneben liegen alte Zeitungen und das Fotoalbum, an der Wand hängen ein Spiegel und ein Bild. Der alte Mann machte morgens einen Spaziergang und nachmittags einen Spaziergang, sprach ein paar Worte mit seinem Nachbarn, und abends saß er an seinem Tisch. Das änderte sich nie, auch sonntags war das so. Und wenn der Mann am Tisch saß, hörte er den Wecker ticken (le réveil fait tic-tac), immer den Wecker ticken. Dann gab es einmal einen besonderen Tag, einen Tag mit Sonne, nicht zu heiß, nicht zu kalt, mit Vogelgezwitscher, mit freundlichen Leuten, mit Kindern, die spielten - und das besondere war, daß das alles dem Mann plötzlich gefiel. Er lächelte. "Jetzt wird sich alles ändern", dachte er. Er öffnete den obersten Hemdknopf, nahm den Hut

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in die Hand, beschleunigte seinen Gang, wippte sogar beim Gehen in den Knien und freute sich. Er kam in seine Straße, nickte den Kindern zu, ging vor sein Haus, stieg die Treppe hoch, nahm die Schlüssel aus der Tasche und schloß sein Zimmer auf. Aber im Zimmer war alles gleich, ein Tisch, zwei Stühle, ein Bett. Und wie er sicht hinsetzte, hörte er wieder das Ticken, und alle Freude war vorbei, denn nichts hatte sich geändert. Und den Mann überkam eine große Wut. Er sah im Spiegel sein Gesicht rot anlaufen, sah, wie er die Augen zukniff; dann verkrampfte er seine Hände zu Fäusten, hob sie und schlug mit ihnen auf die Tischplatte, erst nur einen Schlag, dann noch einen, und dann begann er auf den Tisch zu trommeln und schrie dazu immer wieder: "Es muß sich etwas ändern." Und er hörte den Wecker nicht mehr. Dann begannen seine Hände zu schmerzen, seine Stimme versagte, dann hörte er den Wecker wieder, und nichts änderte sich. "Immer derselbe Tisch", sagte der Mann, "dieselben Stühle, das Bett, das Bild. Und dem Tisch sage ich Tisch, dem Bild sage ich Bild, das Bett heißt Bett, und den Stuhl nennt man Stuhl. Warum denn eigentlich?" Die Franzosen sagen dem Bett "li", dem Tisch "tabl", nennen das Bild "tablo" und den Stuhl "schäs", und sie verstehen sich. Und die Chinesen verstehen sich auch. "Warum heißt das Bett nicht Bild", dachte der Mann und lächelte, dann lachte er, lachte, bis die Nachbarn an die Wand klopften und "Ruhe" riefen. "Jetzt ändert es sich", rief er, und er sagte von nun an dem Bett "Bild". "Ich bin müde, ich will ins Bild", sagte er, und morgends blieber oft lange im Bild liegen und überlegte, wie er nun dem Stuhl sagen wolle, und er nannte den Stuhl "Wecker". Hie und da träumte er schon in der neuen Sprache, und dann übersetzte er die Lieder aus seiner Schulzeit in seine Sprache, und er sang sie leise vor sich hin. Er stand also auf, zog sich an, setzte sich auf den Wecker und stützte die Arme auf den Tisch. Aber der Tisch hieß jetzt nicht mehr Tisch, er hieß jetzt Teppich. Am Morgen verließ also der Mann das Bild, zog sich an setzte sich an den Teppich auf den Wecker und überlegte, wem er wie sagen könnte. Dem Bett sagte er Bild. Dem Tisch sagte er Teppich. Dem Stuhl sagte er Wecker. Der Zeitung sagte er Bett. Dem Spiegel sagte er Stuhl. Dem Wecker sagte er Fotoalbum. Dem Schrank sagte er Zeitung. Dem Teppich sagte er Schrank. Dem Bild sagte er Tisch. Und dem Fotoalbum sagte er Spiegel. Also: Am Morgen blieb der alte Mann lange im Bild liegen, um neun läutete das Fotoalbum, der Mann stand auf und stellte sich auf den Schrank, damit er nicht an die Füße fror, dann nahm er seine Kleider aus der Zeitung, zog sich an, schaute in den Stuhl an der Wand, setzte sich dann auf den Wecker an den Teppich, und blätterte den Spiegel durch, bis er den Tisch seiner Mutter fand. Der Mann fand das lustig, und er übte den ganzen Tag und prägte sich die neuen Wörter ein. Jetzt wurde alles umbenannt: Er war jetzt kein Mann mehr, sondern ein Fuß, und der Fuß war ein Morgen und der Morgen ein Mann. Jetzt könnt ihr die Geschichte selbst weiterschreiben. Und dann könnt ihr, so wie es der Mann machte, auch die andern Wörter austauschen: läuten heißt stellen, frieren heißt schauen, liegen heißt läuten, stehen heißt frieren, stellen heißt blättern. So daß es dann heißt: Am Mann blieb der alte Fuß lange im Bild läuten, um neun stellte das Fotoalbum, der Fuß fror auf und blätterte sich aus dem Schrank, damit er nicht an die Morgen schaute. Der alte Mann kaufte sich blaue Schulhefte und schrieb sie mit den neuen

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Wörtern voll, und er hatte viel zu tun damit, und man sah ihn nur noch selten auf der Straße. Dann lernte er für alle Dinge die neuen Bezeichnungen und vergaß dabei mehr und mehr die richtigen. Er hatte jetzt eine neue Sprache, die ihm ganz allein gehörte. Aber bald fiel ihm auch das Übersetzen schwer, er hatte seine alte Sprache fast vergessen, und er mußte die richtigen Wörter in seinen blauen Heften suchen. Und es machte ihm Angst, mit den Leuten zu sprechen. Er mußte lange nachdenken, wie die Leute zu den Dingen sagen. Seinem Bild sagen die Leute Bett. Seinem Teppich sagen die Leute Tisch. Seinem Wecker sagen die Leute Stuhl. Seinem Bett sagen die Leute Zeitung. Seinem Stuhl sagen die Leute Spiegel. Seinem Fotoalbum sagen die Leute Wecker. Seiner Zeitung sagen die Leute Schrank. Seinem Schrank sagen die Leute Teppich. Seinem Spiegel sagen die Leute Fotoalbum. Seinem Tisch sagen die Leute Bild. Und es kam soweit, daß der Mann lachen mußte, wenn er die Leute reden hörte. Er mußte lachen, wenn er hörte, wie jemand sagte: "Gehen Sie morgen auch zum Fußballspiel?" Oder wenn jemand sagte: "Jetzt regnet es schon zwei Monate lang." Oder wenn jemand sagte. "Ich habe einen Onkel in Amerika." Er mußte lachen, weil er all das nicht verstand. Aber eine lustige Geschichte ist das nicht. Sie hat traurig angefangen und hört traurig auf. Der alte Mann im grauen Mantel konnte die Leute nicht mehr verstehen, das war nicht so schlimm. Viel schlimmer war, sie konnten ihn nicht mehr verstehen. Und deshalb sagte er nichts mehr. Er schwieg, sprach nur noch mit sich selbst, grüßte nicht einmal mehr. Autor

– Schweizer Autor – Lange Primarlehrer – Kurzgeschichten – Schreibt auch für Zeitungen: Kolumne (die- chronique dans le journal) über

Problemen der Politik – Sein bekanntes Buch von Kurgeschichten: Kindergeschichten

Analyse

– der alte Mann ist schon am Anfang allein – Anfang : Beschreibung seines Zimmers – am Ende hat er sich ganz isoliert, um ein neues Leben zu haben oder um sein Leben

zu ändern (er will die Konventionen abbauen (supprimé) „Jetzt wird sich alles ändern“ / „Es muss sich etwas ändern“ Wiederholung

– er hat eine neue Sprache geschaffen – die Kommunikation mit den anderen ist nicht mehr möglich trauriges Ende – seine Sprache ist eine Unsinn

15) Kurt Marti (1921-...): Neapel sehen Er hatte eine Bretterwand (clôture de planches) gebaut. Die Bretterwand entfernte die Fabrik aus seinem häuslichen Blickkreis. Er haßte die Fabrik. Er haßte seine Arbeit in der

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Fabrik. Er haßte die Maschine, an der er arbeitete. Er haßte das Tempo der Maschine, das er selber beschleunigte (beschleunigen = accélerer). Er haßte die Hetze (précipitation) nach Akkordprämien, durch welche er es zu einigem Wohlstand (prospérité, richesse), zu Haus und Gärtchen (petit jardin, jardinet) gebracht hatte. Er haßte seine Frau, so oft sie ihm sagte, heut nacht hast du wieder gezuckt (zucken=trépider). Er haßte sie, bis sie es nicht mehr erwähnte. Aber die Hände zuckten weiter im Schlaf, zuckten im schnellen Stakkato der Arbeit Er haßte den Arzt, der ihm sagte. Sie müssen sich schonen (se ménager), Akkord (travail à la chaine) ist nichts mehr für Sie. Er haßte den Meister, der ihm sagte, ich gebe dir eine andere Arbeit, Akkord ist nichts mehr für dich. Er haßte so viele verlogene Rücksicht (égard, ménagement), er wollte kein Greis (vieillard) sein, er wollte keinen kleineren Zahltag (paie, salaire), denn immer war das die Hinterseite von so viel Rücksicht, ein kleinerer Zahltag. Dann wurde er krank, nach vierzig Jahren Arbeit und Haß (haine) zum ersten Mal krank. Er lag im Bett und blickte zum Fenster hinaus. Er sah sein Gärtchen. Er sah den Abschluß des Gärtchens, die Bretterwand. Weiter sah er nicht Die Fabrik sah er nicht nur den Frühling im Gärtchen und eine Wand aus gebeizten (beizen = teindre) Brettern. Bald kannst du wieder hinaus, sagte die Frau, es steht alles in Blust (in Blust stehen= fleurir). Er glaubte ihr nicht. Geduld (patience), nur Geduld, sagte der Arzt, das kommt schon wieder. Er glaubte ihm nicht. Es ist ein Elend (das Elend = la misère), sagte er nach drei Wochen zu seiner Frau, ich sehe immer das Gärtchen, sonst nichts, nur das Gärtchen, das ist mir zu langweilig, immer dasselbe Gärtchen, nehmt doch einmal zwei Bretter aus der verdammten Wand, damit ich was anderes sehe (enlève deux planches de la clôture que je puisse voir autre chose que le jardin). Die Frau erschrak (erschrecken = effrayer). Sie lief zum Nachbarn. Der Nachbar kam und löste zwei Bretter aus der Wand. Der Kranke sah durch die Lücke hindurch, sah einen Teil der Fabrik. Nach einer Woche beklagte er sich, ich sehe immer das gleiche Stück der Fabrik, das lenkt mich zu wenig ab (ablenken=distraire, divertir). Der Nachbar kam und legte die Bretterwand zur Hälfte nieder (niederlegen = démonter). Zärtlich (tendrement) ruhte der Blick des Kranken auf seiner Fabrik, verfolgte das Spiel des Rauches über dem Schlot (cheminée), das Ein und Aus der Autos im Hof, das Ein des Menschenstromes (le flot de gens) am Morgen, das Aus am Abend. Nach vierzehn Tagen befahl er, die stehengebliebene Hälfte der Wand zu entfernen. Ich sehe unsere Büros nie und auch die Kantine nicht, beklagte er sich. Der Nachbar kam und tat, wie er wünschte. Als er die Büros sah, die Kantine und so das gesamte Fabrikareal, entspannte ein Lächeln die Züge (der Zug = le trait) des Kranken. Er starb nach einigen Tagen. Autor Cf. question 12: Happy End Analyse

mehrere Wortfelder über das Alltag des Mannes : die Krankheit / die Arbeit / die Natur, der Garten, die Gartenarbeit / der Hass viele Wiederholung Langweile, Routine alles wird verstärkt, vor allem „hassen“ am Anfang

der Arbeiter ist ein normaler Mensch, er könnte jeder von uns sein (cf. Eigenschaften einer Kurzgeschichte)

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er hat eine Bretterwand gebaut, um die Fabrik, wo er arbeitet, nicht mehr zu sehen (er hasst sie)

warum hasst er seine Frau, den Arzt, den Meister ? sie wiederholen ihm immer die gleiche Sachen, sie kümmern sich um ihn sie sagen die Wahrheit, darum hasst er sie

welche Bedeutung hat die Bretterwand im zweiten Teil des Textes ? zwei Bretter wurden weggenommen also die Bretterwand wurde verkleinert und dann ganz weg der Hass ist auch weg (Parallel Bretterwand und Hass). Bedeutung: es gibt eine Trennung zwischen den zwei Leben des Mannes (sein Haus und die Fabrik)

Bedeutung des Titels: Neapel = Naple, hier ist gemeint: das Wichtigste im Leben sehen und dann sterben. Für ihn Neapel = die Fabrik = Etwas Schönes

16) Heinrich Böll (1917-1985): Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral

seinem Fischerboot Ein schick angezogener Tourist legt eben einen neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild zu fotografieren: blauer Himmel, See mit friedlichen schneeweißenschwarzes Boot, rote Klick. Noch einmal: klick.

ngelt (angeln = pêcher à la ligne). Schnell bietet ihm der eifrige (ardent) Tourist

: "Sie werden heute einen guten Fang (der Fang = la pêche) machen."

. "Abe Kopfnicken des Fischers. "Sie werden also nicht ausfahren (se promener en voiture)?"

, des Touristen, der traurig an die verpasste Gelegenheit denkt. "Oh,

Er steht auf, reckt sich, als wollte er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist.

Der Gesichtsausdruck (expression du visage) des Touristen wird immer

"Aber warum fahren Sie dann nicht aus?" Die Antwort kommt prompt und knapp. "Weil ich heute morgen schon ausgefahren bin." "War der Fang gut?"

" Der Fischer, endlich erwacht (réveillé), klopft dem Touristen beruhigend auf die Schultern.

erleichtern (soulager).

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"Rauchen Sie eine von meinen?" "Ja, danke." "Ich wil

n fangen... stellen Sie sich das mal vor." Der Fischer nickt.

- -?" .

-

- "Und dann… » , wie einem Kind, das sich verschluckt (avaler de travers) hat. "Was dann?" fragt der Fischer leise.

- und auf das herrliche Meer blicken."

Ihr Klicken hat mich da

Autor

Deutscher Schriftsteller und Übersetzer (aus Köln)

Lehre als Buchhändler (wie Borchert)

Soldat während 6 Jahren

Schreibt Kurzgeschichten über/gegen den 2. Weltkrieg und auch Romane,...

Erhielt in 1972 den Nobelpreis für Literatur

war politisch engagiert gegen Gewalt, Krieg, Atomwaffen (armes atomiques)

Wichtiger Autor (wie Borchert) Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit

Kontext

Diese Geschichte wurde für das Rundfunk am Tag der Arbeit (1. Mai 1963) geschrieben

Die Deutschen arbeiten nach dem 2. Weltkrieg damit es Deutschland wirtschaftlich besser geht Wirtschaftswunder (souhait), aber hier ironisch gemeint hier wurden die Deutschen während des Wirtschaftswunder kritisiert

Analyse

Titel : Anekdote = kleine Geschichte = Kurzgeschichte / Senkung: senken = diminuer / Arbeitsmoral = das Engagement bei der Arbeit

Die Szene spielt in einem Hafen

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Ein Fischer und ein Tourist stehen gegenüber

Zentrale Thema des Textes: zwei unterschiedliche Auffassungen (conceptions) von Leben und Arbeit: die des Fischers und die des Touristen

Kontrast zwischen den beiden Männern: 1. Der Fischer: ist in seiner Heimat / ist ärmlich gekleidet / scheint keine Lust zu

haben (il semble n’avoir aucune envie), mit den anderen zu sprechen / verdient mit Fischen / Rolle seiner Arbeit: sich ernähren / ist schläfrig (endormi) repräsentiert die Ruhe

2. Der Tourist: ist auf Urlaub (en vacances) / ist schick angezogen / spricht den anderen in der Landessprache an (ansprechen = aborder) / will den anderen davon überzeugen, dass er mehr arbeiten sollte / Rolle seiner Arbeit: Profit machen / ist eifrig = nervös repräsentiert die Nervosität

Der Fischer ist distanziert gegenüber dem Touristen : er nickt nur (faire signe de la tête

Es gibt eine steigende Nervosität im Laufe des Gesprächs, weil der Tourist nur an Profit denkt, und der Fischer nicht Der Tourist will den Fischer davon überzeugen, dass man arbeitet, um später einmal nicht mehr arbeiten zu müssen.

Bedeutung der Natur: 1. für den Fischer: er respektiert sie, weil ohne sie könnte er nicht fischen und sich

ernähren 2. für den Tourist: sie ist nützlich nur um Fotos zu machen kein Respekt, er

beutet die Natur aus (ausbeuten = exploiter) der Tourist zerstört die Natur mit seiner Arbeit und dann gibt es keine Arbeit mehr für den Fischer, weil es keine Fische mehr gibt

Bedeutung der Arbeit und der Freizeit: 1. für den Fischer: er hat gerne Freizeit (dösen) die Freizeit ist wichtiger als die

Arbeit 2. für den Tourist: Freizeit ist nur möglich nach viel Arbeit Der Fischer arbeitet um zu leben. Der Tourist dagegen lebt um zu arbeiten.

Die Farben sind idyllisch

Botschaft dieser Kurzgeschichte: 1. Der Fischer hat gelernt, dass es nicht gesund ist, immer an Geld zu denken 2. Der Tourist hat gelernt, dass nicht alle für Geld interessiert sind

17) Günter Anders (1902-1992) : Die Freiheitspost Text auf Internet nicht gefunden auf seinem eigenen Blatt lernen ;-) Zusammenfassung Dil ist ein Matrose und fährt während zehn Jahren im Meer. Während zwei Jahren erhielt die Mutter jeden Monat einen Brief, in denen Dil seiner Mutter erinnert, was sie machen soll (zB. sich mit dem Garten und den Bäumen beschäftigen). Später wird Dil sterben und will nicht, dass seine Mutter für ihn sorgt (Z.9-10: „Was muss meine Mutter wissen?“). Darum beginnt er die zukünftige Briefe zu schreiben. Bevor er stirbt, bietet er seinen Kapitän jeden Monat eine der Karten zu senden. Der Kapitän erfüllt seine Pflicht aber in der zwischen Zeit

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stirbt die Mutter auch. Darum sagt man, dass die Nachrichten weiter von niemanden an niemanden liefern.

Analyse -Wortschatz: mahnen = erinnern (Z.4), teeren=goudronner (Z.5), das Gartengitter= barrière du jardin (Z.5), streichen=malen (Z.5), stützen= soutenir les arbres -Dil = guter Sohn : “er versprach“ (Z.2) und „sie war stolz auf ihn“ (Z.19) gute und ehrliche Beziehung zwischen Mutter und Sohn -Zeit: „ein Jahrzehnt“ (=10 Jahre) / „nach zwei Jahren“ / „die nächsten acht Jahre“ / „drei Jahre lang“ / „nach fünf Jahren“ die Geschichte dauert insgesamt 10 Jahre: 2 Jahre: Dil Mutter 3 Jahre: toter Dil Mutter 5 Jahre: toter Dil tote Mutter -Wortfelder des Todes: „...erkrankte Dil...“ (Z.7) / „und er sah, dass es mit ihm zu Ende ging“ (Z.7-8) = er wird sterben / „starb“ (Z.17) / „und starb gleichfalls (Z.21) / „so liefern die Nachrichten weiter von niemandem an niemanden“ (Z.24-25) = niemand hier gleich die Tode -Titel: Interpretation: jede Briefe ist der Weg nach der Freiheit, das heißt nach dem Tod Kommunikation

A = Sender B = Empfänger

17) Thomas Bernhard (1931-1989): Der junge Mann

Der junge Mann versucht, einem alten Mann zu beweisen, dass er, der junge Mann, allein ist. Er sagt ihm, er sei in die Stadt gekom- men, um Menschen kennen zu lernen, aber es sei ihm bis jetzt noch nicht gelungen, auch nur einen Menschen zu finden. Er habe verschiedene Mittel angewendet, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Aber er habe sie abgestoßen (abstoß

gekommen. Er habe sich sogar verwandelt, um Menschen zu gewinnen; er sei bald der und bald je

Inhalt = Kanal=Briefe

Dank dem Kapitän ist die Kommunikation möglich !

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u (sich zudecken = se couvrir).

Zusammenfassung

Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der einem alten Mann erzählt, dass er allein ist. Er versucht die Menschen kennenzulernen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Dazu nützt er verschiedene Mittel: Geschenke, er verwandelt sich (se transformer),...aber niemand kümmert sich um ihn. Die Leute wollen ihn nicht verstehen. Und als er dem alten Mann mit einer solchen Brutalität spricht, er bemerkt, dass nichts in dem alten Mann passiert. Am Ende geht er weg aus der Gesellschaft (“er deckt sich zu“).

Analyse -Der junge Mann Problem: ist allein Ziel: Menschen kennenzulernen Mittel: 1. reden: er spricht nur von sich selbst (egoistisch, eigensüchtig) Monolog (typisch vom Autor) 2. Geschenke machen: er probiert die Leute zu kaufen 3. sich verwandeln: er will die Realität nicht zeigen keinen Erfolg ! -Der alte Mann: er reagiert nicht darauf, weil er taub ist, weil er andere größere Probleme hat, weil er auch allein ist -Indirekte Rede: warum ist sie benutzt? der junge Mann könnte lügen oder er ist vielleicht schon zugedeckt und erzählt immer die gleiche Geschichte von sich selbst = Routine Vergleich : Freiheitspost-Der junge Mann

Die Kommunikation ist einseitig (unilatérale) sie funktioniert in beiden Texten nicht sehr gut

Der junge Mann (egoistisch, allein) VS der Matrose (liebt seine Mutter, schreibt ihr Briefe = großzügig)

Der alte Mann (keine Reaktion) VS die alte Frau = die Mutter (sehr reagierend, sie freut sich über die Briefe ihres Sohnes)

Beide Autoren sind Österreicher

20) Agnes : Peter Stamm Peter Stamm

Schweizer Autor (1963-...)

Studium: Anglistik, Psychologie (Parallel mit Agnes Krankheit), Wirtschaftsinformatik

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Er hat auch in Amerika studiert (Parallel mit der Geschichte, der sich in Chicago passiert)

1998: Agnes erscheint Stamm wurde sehr bekannt dank diesem Buch auch ein Film und ein Theaterstück

Kontext

Ende des 20. Jahrhunderts

Eine einfache Sprache, die auf das Wichtigste reduziert ist

Wirklichkeit + Fiktion sind im gleichen Buch 2 Texte in einem Text typisch von dieser Zeit = „postmodern“

Es passiert in Amerika auch typisch von dieser Zeit

Der Text hat eine gute Konstruktion man versteht gut, dass es zwei Geschichten in Parallel gibt: 1. das erste Kapitel und das letzte sind die Rahmen (le cadre, les marges) der

Geschichte in Präsens (=Gegenwart) geschrieben 2. Kapitel 2 bis 35 ist die Geschichte von Agnes es ist ein Rückschau (flash-back)

oder eine Erinnerung vom Erzähler über Agnes der Erzähler hat die Geschichte selber konstruiert in Präteritum (Vergangenheit = passé) geschrieben

Zusammenfassung + cf. feuille „Chronologie der Ereignisse“ Der Roman „Agnes“ von Peter Stamm handelt von einer tragisch endenden Liebesbeziehung. Im April lernt der Icherzähler Agnes in der Chicagoer Public Library kennen, wo er für die Sachbücher recherchiert. Zwischen der jungen Physikerin und dem schweizerischen Schriftsteller entwickelt sich bald eine Beziehung. Agnes spricht mit dem Erzähler häufig über ihre Ängste, ihre schwierige Beziehung zu ihren Eltern, und gemeinsam philosophieren sie über den Tod. Das Paar unternimmt öfter Spaziergänge oder macht Ausflüge in der Natur. Eines Tages kommt Agnes auf die Idee, der Erzähler solle eine Geschichte über sie schreiben. Er lässt sich darauf ein. Heftig verliebt, schreibt er die Geschichte über sie und seine Erlebnisse mit ihr. Doch er erreicht einen Punkt, an dem seine Geschichte die Realität überholt (son histoire rattrape la réalité). Von nun an kreiert er die fiktive Figur „Agnes“ neben der echten Frau. Für eine Weile passen der Icherzähler und Agnes ihre Wirklichkeit der fiktiven Geschichte an. Doch dann prallen Fiktion und Realität aufeinander (fiction et réalité se heurtent): Agnes wird unerwartet schwanger. Als der Erzähler damit nicht zurechtkommt, trennen sich die beiden. Der Icherzähler flüchtet sich in eine Affäre mit Louise, die er an Halloween kennengelernt hat. Als Agnes eine Fehlgeburt (fausse couche) hat, will der Erzähler aber wieder für sie da sein. Die beiden kommen erneut zusammen. Agnes zieht wieder beim Erzähler ein. Doch sie leidet unter der Fehlgeburt. Sie bittet ihn, das Kind, das sie nicht haben konnte, stattdessen in der Geschichte zu erschaffen. Erst nach einer Weile realisiert sie, dass auch diese Fantasie sie nicht glücklich macht. In den Tagen nach Weihnachten erkältet Agnes sich stark. Der Erzähler schreibt zwei unterschiedliche Enden für die Geschichte: ein klassisches Happy End und ein alternatives, in

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welchem Agnes, mit ihrem Wintermantel bekleidet, in einen Wald geht und den freiwilligen Kältetod wählt. Er liest ihr die erste Version vor, in der die Geschichte glücklich endet. Doch beide sind damit nicht zufrieden. Als der Erzähler nach einer Silvesterparty, die er mit Louise verbracht hat, nach Hause kommt, ist das Dokument mit dem alternativen Ende auf dem Computer geöffnet (Agnes avait laissé ouvert sur l’ordinateur la version dans laquelle elle meurt dans la forêt). Agnes ist nicht mehr da, auch fehlt ihr Wintermantel. Sie wird nie wieder zurückkommen. Agnes

Griesch.: hagnus = heilig, rein (pur), keusch (innocent, pudique) Lat.: agnus = Lamm (das-l’agneau)

25 Jahre alt

sieht nicht spezial aus: normales Frau (cf. Beschreibung S. 14+20) keine typische Amerikanerin (sie ist nicht wie die amerikanische Stereotype)

schreibt an ihrer Dissertation (thèse de doctorat) und arbeitet als Assistentin an der Uni sie ist Naturwissenschaftlerin

hat gern Literatur, Kunst, Bücher, spielt Cello (Celloquartett)

keine Verhältnis (=Kontakt) mehr zu ihren Eltern

keine Freunde kein sozialer Mensch, ihre einzige Freunde sind : der Erzähler, Herbert, die Kolleginnen des Celloquartetts

ihr Verhalten: o Seriös (Uni-Arbeit-Cello-...) o Klug positiv gemeint o Ordentlich o Nachdenklich negativ gemeint (sie denkt zu viel über das Leben und den

Tod) o Naiv in der Liebe o Emotional, zu viele Gefühle o Distanziert, reserviert o Wird leichtrot (qui rougit facilement) o Angst vor Menschen, Tod

Agnes hat 2 Seiten: 1. positiv 2. negativ es gibt die reale Agnes (=weg) und die fiktive Agnes (=tod) alles über Agnes kommt aus der Perspektive des Erzählers (er erzählt nur über sie)

Der Erzähler

Kommt aus der Schweiz, Schriftsteller

Ungefähr 40 Jahre alt andere Generation als Agnes !

Hat keine Identität wird nur durch seine Funktion (Icherzähler) genannt

Kein sozialer Mensch, ist allein in Chicago wie Agnes darum treffen sie sich

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Egoist seine Freiheit ist wichtiger als sein Glück er verlässt Agnes allein mit dem Baby

Übernimmt keine Verantwortung (ne prend aucune responsabilité)

Agnes ist nicht wichtig für ihn nur ihres Bild, das er sich von ihr macht ist wichtig (seulement l’image qu’il se fait d’Agnes est importante pour lui ) Agnes = Bild = Fiktion

Keine Gefühle und Emotionen (im Gegenteil zu Agnes...) er kann nicht kommunizieren

Eifersüchtig (jaloux) auf Agnes Schreiben (ihre Text war viel besser als seine) und auf Herbert

Sein Leben ist leer ohne Sinn Themen-Leitmotive

1. Der Tod

alle Tode der Geschichte: das Baby, Agnes, das Dorf, die junge Frau vor dem Restaurant

Tod von Agnes: erfrieren im Schnee Kälte wie die Gefühle des Erzählers 2. Die Angst

Agnes hat Angst...vor fremden Menschen (vor allem die Fensterputzer)...vor Leben und Tod (der Widerspruch, la contradiction,opposition)...und noch vor „vergessen zu werden“ sie will eine Spur hinterlassen will in der Erinnerung den Menschen weiterleben (elle a peur d’être oublié, c’est pour cette raison qu’elle veut laisser une trace de son existence pour continuer à vivre dans les souvenirs des gens) die Spur ist das Buch, das der Erzähler schreibt (darum will sie, dass das Buch geschrieben wird)

Andere Ängste: die Wolkenkratzer (les grattes-ciel) / der Lift (ascenseur) / die Fenster, die man nicht öffnen kann / Dunkelheit / Blicke den anderen (le regard des autres) /... einfach gesagt: sie hat Angst, Gefangene zu sein (peur d’être enfermée)

3. Die Einsamkeit (solitude) 4. Die Kälte, der Schnee (Parallel mit Agnes Tod) 5. Die Krankheit (Parallel mit dem Tod des Babys)

Mischung: Wirklichkeit und Fiktion

Die Fiktion beeinflusst die Wirklichkeit (z.B der Erzähler hat in seiner Geschichte geschrieben, dass Agnes ein blaues Kleid trug sie trug auch eins in der Realität (certains éléments sont les mêmes, que ce soit pour la „reale Agnes“ ou pour la „fiktive Agnes“, par exemple la robe bleue)

Das ganze wird von der Perzeption des Erzählers beschreibt

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Es ist nicht sicher was ist real, was ist Fiktion? man kann nicht genau wissen, jeder darf interpretieren was er will (die Antwort wäre das Buch...)

Der Ausgangspunkt (point de départ): die reale Agnes will das Buch der Erzähler = der Schöpfer (créateur) schreibt und erfindet (invente) die fiktive Agnes

Eine Liebesgeschichte ? Nein !

Es ist eher ein Beziehungsroman (Beziehungen zwischen den Menschen sind sehr wichtig)

1. Agnes mit dem Erzähler: Agnes liebt ihn aber der Erzähler liebt sie nicht wirklich, er braucht sie (im Roman praktisch, um nicht allein zu sein“)

2. Erzähler mit dem Bild von Agnes: er liebt nur die fiktive Agnes, ihres Bild

Andere Beziehungen in der Geschichte: o Eltern von Louise o Eltern von Agnes o Dicke Frau im Zug mit Pedro (eher fiktiv, weil nur Briefe) o Fremde Frau mit Herbert (nur ein Kuss) o Agnes mit Herbert (auch nur ein Kuss)

einfach gesagt: bei den Jungen gibt es keine lange Beziehungen aber bei den Erwachsenen (Eltern) dauern die Beziehungen, weil sie schon seit lange zusammenleben

Schlusswort Die Gesellschaft ist...

o Sehr individualistisch (Agnes und der Erzähler kennen niemand) o Großstadt wie Chicago allein leben (jeder ist anonym) man lebt nur für

sich selbst

Der Umschlag (couverture) des Buches...

o Eine verschwommene (floue) Frau = Agnes ? und sie ist allein Parallel mit der Einsamkeit (Themen) ! nur Interpretation !

21) Der Besuch der alten Dame : Friedrich Dürrenmatt Friedrich Dürrenmatt:

Schweizer Schriftsteller (1921-1990), aus Bern

mit Max Frisch die wichtigsten Schweizer Autoren

Gründe warum die Beziehung

nicht funktioniert

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Sohn eines protestantischen Pfarrers Einfluss der Religion in seiner Erziehung

(doch selbst nicht religiös)

wusste nicht genau was er werden wollte studierte Philosophie, war Künstler und

Schriftsteller

heiratete jung

1956 erzielte er mit seiner Komödie Der Besuch der alten Dame weltweiten Ruhm

(reconnaissance modiale) zuerst Kriminalromane, dann Theaterstücke

wohnte mit seiner Familie in Neuenburg, wo er starb

Zusammenfassung:

Nach 45 Jahren kehrt Claire Zachanassian in ihre Heimatstadt Güllen zurück. Ihre finanzielle Situation ist wesentlich besser als die des Städtchens; während Claire zur reichsten Frau der Welt geworden ist, steht Güllen vor dem wirtschaftlichen Ruin. Die Einwohner hoffen, dass die Milliardärin ihre Heimatstadt mit einer kräftigen Finanzspritze (aide financière) aus der Not helfen wird, weshalb sich alle zu einem feierlichen Empfang (accueil) am Bahnhof versammelt haben.

Claire Zachanassian verspricht tatsächlich eine ganze Milliarde, verlangt als Gegenleistung (en échange) aber den Tod ihres ehemaligen Liebhabers (son ancien amant) Alfred Ill. Vor 45 Jahren hat Alfred nämlich die Vaterschaft des gemeinsamen Kindes bestritten (contesté), vor Gericht die Zeugen bestochen (corrompu les témoins) und ist so der Vaterschaftsklage entgangen (a échappé au fait de reconnaître son enfant). Claire – damals noch Kläri Wäscher – verlässt daraufhin gedemütigt (humiliée) die Stadt und schlägt sich gezwungenermaßen (forcée) als Prostituierte durch (elle survit), bis sie durch wechselnde Ehemänner zu ihrem großen Reichtum kommt. Die Güllener lehnen das Angebot zunächst entrüstet (outré) ab; wollen lieber arm bleiben als blutbefleckt (marqué de sang).

Mit dieser moralischen Überzeugung (conviction) ist es jedoch nicht weit her (elle ne tient pas longtemps). Alfred Ill muss feststellen, dass die Güllener sich auf Kredit neu auszustaffieren (aménager) beginnen; bald tragen die meisten nicht nur neue Schuhe, sondern fahren auch ein neues Auto. Der Bürgermeister raucht luxuriöse Zigarren. Alfred bittet Polizei und Politik um Hilfe, damit Claire festgenommen wird und keine weiteren Drohungen (menace) gegen ihn aussprechen kann. Er stößt jedoch nicht mehr auf offene Ohren (plus personne de l’écoute), im Gegenteil, die ganze Stadt ist bereits den Verlockungen (= Versuchung = tentation) des Konsums erlegen (soumis).

Die Stimmung schlägt um (l’ambiance tourne). Alfred Ill wird offen angefeindet (il est haï) und wegen seines Verhaltens vor 45 Jahren allgemein als Schuldiger abgestempelt (qualifié de fautif). Nicht einmal seine Familie scheint über die drohende Gefahr noch sonderlich entsetzt (apeuré). Alfred Ill findet sich mit seinem Schicksal ab und stimmt einem Schauprozess (procès-spectacle?) im Gemeindesaal zu – bei dem er von den Männern der Stadt ermordet wird. Ein Arzt stellt als Todesursache einen Herzinfarkt fest, der Bürgermeister bekommt von Claire den versprochenen Scheck überreicht, die Bürger von Güllen bejubeln den neuen Wohlstand (aisance).

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Claire Zachanassian: clarus( lat.)= berühmt

früher Kläri Wäscher -> waschen -> will ihre Vergangenheit waschen -> Rache

62 Jahre alt, rote Haare, hat viele Prothesen (Autounfall)

trägt viel Schmuck, wichtige Dame (Multimilliardärin) -> reichste Frau der Welt

alte Prostituierte: war dazu gezwungen nachdem sie Güllen verlassen hatte war damals 17, hatte den Vaterschaftsprozess gegen Ill verloren, brauchte Geld verlor ihr Kind (wollte es Geneviève nennen) lernte so den alten Zachanassian kennen -> Reichtum (richesse)

wird zur Heldin, die die Geschichte provoziert, denn sie will Rache und Gerechtigkeit verspricht 1 Milliarde gegen die Leiche Ills

will mit Geld alles kaufen, es gibt für sie keine Regeln ( ≠ Moral) -> grotesk

= Schicksalsgöttin (cf Mythologie = die 3 Parzen, Klotho -> Claire) hat Güllen ruiniert indem sie das ganze Dorf kaufte und die Industrien schliessen liess -> ruinierte die Wirtschaft -> konnte die Not der Bewohner ausnutzen bestimmt also das Schicksal der Menschen

mächtige Frau (puissante): wechselt ihren Gatten (mari) wann sie will, durch ihr Geld kann sie alles erreichen (atteindre) -> sie will Gerechtigkeit kaufen Die Welt machte sie zur Hure (prostituée), sie macht die Welt zu einem Bordell -> Konjunktur gegen eine Leiche

einziges Gefühl = Rache (~ das/ein Monster) -> cf Medea Mythologie

kommt mit Begleitung: o Koby + Loby (klein und dick): wurden von Ill für den Prozess bestochen,

machen eine Falschaussage (faux témoignage) -> sie sagen, sie hätten mit Claire geschalfen schlussendlich von Claire gefunden, kastriert und geblendet (aveuglé)-> Eunuchen

o Boby : der Buttler (war während des Prozesses der Richter) o Roby + Toby : alte Gangster -> tragen Claire auf ihrer Sänfte (chaise à porter) o die schwarze Panther -> Claire nannte Ill früher so Panther wird in der Geschichte wie Ill getötet

o viele Gatten (= Macht) o der Sarg (cercueil) -> für Ills Leiche (= ihr festes Ziel)

Alfred Ill: ill (engl.) = krank

65 Jahre alt

Besitzer eines kleines Ladens

arm, verheiratet mit Mathilde, 2 Kinder

hatte Claire für Mathilde verlassen -> Mathilde besass den kleinen Laden = Geld

nannte Claire früher Wildkätzchen/ Zauberhexchen

vor Claires Rückkehr war er sehr beliebt -> sollte Bürgermeister werden später als schuldig (fautif) erklärt -> soll für das Geld sterben

Held denn er sieht seine Schuld ein -> moralische Entwicklung (évolution)

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jung war er unmoralisch (cf Prozess), alt wird er moralisch und stirbt für sein schlechtes Verhalten (er nimmt sein Urteil=jugement an)

anfangs wird er von den Güllenern unterstützt, dann alleine gelassen -> getötet Güllen und die Güllener: die Gülle = le lisier

typische kleine Schweizer Stadt (Münster, Protestanten/ Katholiken, …)

Stadt wurde von Claire ruiniert -> es geht der Stadt wirtschaftlich schlecht

Hofft auf Claires finanzielle Hilfe Güllener verhalten sich dafür moralisch schlecht -> töten Ill -> Geld

Am Schluss zu Gülden um ernannt (renommé) ~ Gold, Geld

Güllener existieren nur durch ihre Funktion (Lehrer/ Arzt, …) nur Ill/ Claire/ Mathilde werden genannt

Töten Ill für ihr Ideal = GELD

Ill ist in der Mitte der Güllener gefangen als er fliehen will, begleiten sie ihn zum Zug -> von Güllenern um scharrt, kann nicht fliehen als Ill getötet wird bilden die Güllener eine Gasse (= Todesgasse), sie haben ihn in die Gasse genommen man weiss nicht wie Ill gestorben ist, der Arzt sagt, er sei an einem Herzinfarkt gestorben

die Versuchung (la tentation) -> S.51

Claire ermöglicht den Güllenern Kredite -> leisten sich Sagen, die sie nicht bezahlen können Güllener machen Schulden und werden von Claires Geld abhängig

alle kaufen sich gelbe Schuhe -> gelb = Farbe des Geldes/ Goldes

Ill versteht die Situation sehr schnell (möchte Claire verhaften), doch niemand versteht ihn

o der Polizist -> gelbe Schuhe/ Goldzahn o der Bürgermeister -> Zigarren/ Plan eines neuen Stadthauses/ gelbe Schuhe;

sagt Ill, er habe wegen seiner Vergangenheit kein Recht Claire verhaften zu wollen

o der Pfarrer -> kauft eine zweite Glocke/ gelbe Stiefel; sagt Ill, die Hölle (les enfers) sei in ihm und rät ihm zu fliehen (de fuire)

o Ills Familie: Tochter -> studiert Englisch/ Französisch/ Literatur Sohn -> kauft sich ein neues Auto Frau -> Pelzmantel (manteau en fourrure) Ill wird also von allen verraten, sogar von seiner eigener Familie

die Güllener werden schlussendlich keine Wahl mehr haben -> zu hohe Schulden werden Ill für ihren eigenen Wohlstand töten müssen -> unmoralisch

Die Moral / die Schuld

Ills Schuld ( + Koby/ Loby) -> haben Claire verraten

die Gülleners Schuld -> geldgierig (cupides) -> verraten und töten Ill

Claires Schuld -> lässt Ill töten

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-> manipuliert die Welt (stellt den Güllenern eine Falle = piège) -> sie ist eine Parze (Schicksalsgöttin); bestimmt alles

Die Heimkehr

= altes/ wichtiges Thema in der Literatur

Claires Heimkehr = um sich zu rächen sie will Gerechtigkeit kaufen Farben im Text

Gelb: - Geld/Gold - Farbe des Verrates (trahison) - Farbe der Korruption

„ Gülden“, gelbe Schuhe, Goldzahn -> alles negativ

schwarz: - die Panther (= Ill) -> wird gejagt und vor Ills Laden getötet - schwarzer Sarg - Claire trägt schwarze Kleider (Ankunft- Abfahrt) - Farbe des Todes/ Trauer (deuil)

rot: - Claires Haare Teufel/ Hexe = Gefahr - Claire bekommt bei ihrer Ankunft rote Blumen, hat rote Blumen wenn

sie geht - rote Zahlen in Güllen

Andere Symbole

Verrat: durch den Konsum der Güllener (Lebensmittel / Kleider/ Schokolade)

Bahnhof: Ort des Kommen und Gehen Reise

Uhr: in Güllen gibt es keine Uhren zeitlose Dauer einer hoffnungslosen Zeit die Geschichte ist zeitlos (immer aktuell)

„ Der goldene Apostel“ (disciple) : Verrat Judas Stadt ohne Menschlichkeit/ Moral Die Medien (Aussenwelt)

kommen nach Güllen um Claires neue Heirat zu kommentieren + haben gehört dass Claire Geld spenden will (offir de l’argent)

die Güllener wollen die Wahrheit erstecken, wollen nicht als unmoralisch (der Mörder = assassin) dargestellt werden sagen, es ginge um eine Stiftung (fondation)

machen Fotos -> Ill verkauft dem Metzger ein Beil (hache) / Ill mit seiner glücklichen Familie -> falsch

Komödie – Tragödie

Kritik des Kapitalismus -> Korruption (Bestächlichkeit) man kann alles kaufen, auch die Menschen Kritik der Gemeinschaft = Komödie (für Dü rrenmatt)

Idealisiert die Suche der Menschlichkeit (es gibt in Güllen keine durch Ills Mord) Menschlichkeit ist nicht kaufbar, es gibt keine in diesem Theaterstück

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Idealisierung der Gemeinschaft = Tragödie (für Dürrenmatt) 2 Chöre singen (Claires Ankunft + Schluss), wie in der griechischen Tragödie

Randnotizen

Angst: messbar und man kann sie sehen (cf. Goldzahn)

Einfall (Idee): Beschreibung unserer Welt/ Gesellschaft Konfrontation mit Welt des Kapitalismus Menschen in einer konkreten Welt werden gezeigt (≠ abstrakt), nur die Bühne macht die Grenzen (man kann nicht alles zeigen)

Geld: ist sehr wichtig.