RU Griechisch Orthodox

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Lehrplan für die Griechisch-Orthodoxe Religionslehre Klassen 5 bis 10 des Gymnasiums und Kursstrukturplan für die gymnasiale Oberstufe Klassen 11 bis 13 1

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Lehrplan für dieGriechisch-Orthodoxe Religionslehre

Klassen 5 bis 10 des Gymnasiumsund

Kursstrukturplanfür die gymnasiale Oberstufe

Klassen 11 bis 13

Entwurf (Stand: August 2001)

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Herausgeber: Hessisches Kultusministerium

Luisenplatz 10, 65185 Wiesbaden

Lehrplan (Kurstrukturplan) Griechisch - orthodoxer Religionsunterrichtgemäss der Verordnung der Rahmenpläne des hessisches Kultusministeriums1.AuflageDruckVertriebISBN

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INHALTSVERSZEICHNIS SEITE

TEIL A

1.2.

TEIL B

1.

2.

2.12.22.32.42.52.6

3.

TEIL C

1.

2.

3.

4.4.14.24.34.44.54.6

Grundlegung für das Unterrichtsfach ‚Griechisch-Orthodoxer Religionsunterricht‘ in den Jahrgangsstufen 5 bis 13 des Gymnasiums.

Aufgaben und Ziele des FachesMethodisch-didaktische Grundlagen

Unterricht in der Sekundarstufe I

Struktur der Vorgaben 5 bis 10

Die Jahrgangsstufen 5 bis 10

Die Jahrgangsstufe 5Die Jahrgangsstufe 6Die Jahrgangsstufe 7Die Jahrgangsstufe 8Die Jahrgangsstufe 9Die Jahrgangsstufe 10

Übergangsprofil von Jahrgangsstufe 10 in die gymnasiale Oberstufe

Die gymnasiale Oberstufe- Die Jahrgangsstufen 11 bis 13

Das Unterrichtsfach ‚Griechisch-Orthodoxer Religionsunterricht‘ in der gymnasialen Oberstufe

Didaktische Vorgaben

Struktur der Vorgaben 11 bis 13

Die Jahrgangsstufen 11 bis 13Die Jahrgangsstufe 11.IDie Jahrgangsstufe 11.IIDie Jahrgangsstufe 12.IDie Jahrgangsstufe 12.IIDie Jahrgangsstufe 13.IDie Jahrgangsstufe 13.II

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9

10

121314151617

18

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20

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222324252627

5. Abschlussprofil am Ende der Qualifikationsphase: 13,1 und 13,II 28

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Abkürzungen

Fächer FächerübergreifendeBildungs- und Erziehungsaufgaben

B BiologieC ChemieD DeutschE EnglischEk ErdkundeEth EthikEv Ev. ReligionslehreF FranzösischFs FremdsprachenG GeschichteGr GriechischI ItalienischK Kath. ReligionslehreKu KunsterziehungL LateinM MathematikMu MusikNw NaturwissenschaftenPh PhysikRu RussischRw RechnungswesenS SportSG Sozialpraktische GrundbildungSk SozialkundeSp SpanischTmW Textilarbeit mit WerkenWR Wirtschafts- und Rechtslehre

BO Berufliche OrientierungDS Pflege der deutschen Sprache DW ,Dritte Welt'EU EuropaFA Familien- und SexualerziehungFR FriedenserziehungFz FreizeiterziehungGE GesundheitserziehunglTG Informationstechnische GrundbildungMB Musische BildungME MedienerziehungMT Mensch und TechnikP Politische BildungU UmwelterziehungV VerkehrserziehungW Weltbild - Weltdeutung

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Teil A.Grundlegung für den Unterricht in den Jahrgangsstufen 5 bis 13

1. Aufgaben und Ziele des FachesGriechisch-orthodoxer Religionsunterricht ist Unterricht für junge orthodoxe Christen in Deutschland. Er basiert auf dem Glauben der einen heiligen, katholischen und apostolischen orthodoxen Kirche und geht von der ekklesialen Wirklichkeit der Orthodoxie in Deutschland aus.

Ein wichtiges Kennzeichen dieser ekklesialen Wirklichkeit der Orthodoxie in Deutschland ist ihre Multinationalität, auf der Grundlage einer gemeinsamen Kultur. Unabhängig von den Bezeichnungen, die die einzelnen Kirchen heute tragen, ist ‘Griechische Orthodoxie’ umfassend zu verstehen. ‘Griechisch’ ist weder ein geographischer noch ein nationaler, sondern ein kultureller, theologischer Begriff. ‘Griechisch’ bedeutet hier nicht die Zugehörigkeit zu einer Nation, sondern zu einer Kulturtradition. Für die Ausformung und Entwicklung von Theologie, Spiritualität und Kirchenstruktur der gesamten Orthodoxie, wie auch für die Gestaltung der Physiognomie Europas, ist die griechische Kulturtradition wesentlich bestimmend gewesen. Deshalb läßt sich unter dem Begriff ‚Griechische Orthodoxie‘ die ganze Orthodoxe Kirche erfassen, die in nationaler Vielfalt ihre spezifischen Ausprägungen findet.

Auf das Fach ‘Griechisch-orthodoxe Religionslehre’ bezogen ergibt sich daraus, dass der Griechisch-orthodoxe Religionsunterricht auf dem gemeinsamen Glauben der einen Orthodoxen Kirche basieren muss. Er sollte jedoch die legitimen, vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten des einen Glaubens als Einheit in der Vielfalt, als Vielfalt in der Einheit berücksichtigen und den Schülerinnen und Schülern das Bewußtsein der Zugehörigkeit zu der einen Orthodoxen Kirche unter Wahrung der kulturellen Identität der jungen Menschen vermitteln.

Orthodoxe Wirklichkeit in Deutschland stellt sich als ein lebendiger Organismus dar, der seinen Ausdruck im liturgischen Leben der Kirche findet. Die Zielsetzungen, Themen, Gegenstände und Unterrichtsmethoden des griechisch-othodoxen Religionsunterrichts entsprechen dieser Wirklichkeit. Orthodoxie versteht sich als Doxologie. Der orthodoxe Glauben ist demnach nicht abstrakte Doktrin, sondern Lebensweise, die in Liturgia, Martyria (Zeugnis) und Diakonia (Dienst) ihren genuinen Ausdruck erfährt. Die Identität der Orthodoxie spiegelt sich in der Liturgie wider, wobei unter Liturgie alles Tun, mit dem die Kirche die Welt begleitet und zur ‘Heiligung’ der Welt beiträgt, zu verstehen ist. Mit ihrer Liturgie, die den ganzen Kosmos (auf griechisch ‘Weltordnung, Schmuck’) einschließt, richtet sie an den Schöpfer alles Seienden ihre Doxologie als Dank für das erfahrene Heil, das sie der Welt verkündigt, die in einer diakonischen Liturgie nach der Liturgie sagen kann, ich habe gesehen, dass dieses Zeugnis wahr ist. Theologie und Liturgie sind in der didaktischen Orientierung des Religionsunterrichts als eine Einheit zu sehen. Im ganzheitlichen Verständnis der Liturgie wird am besten die innere Verbindung von Lehre, Mysterium und Handeln bewahrt, die im gelebten Glauben ihren Ausdruck findet.

Die Diasporasituation setzt orthodoxe Schüler in Deutschland einem Anpassungsdruck an vorgefundene Werte und Normen aus, verlangt aber gerade deshalb eine Ermutigung und Befähigung zur Ausbildung ihrer eigenen religiösen Identität. Ohne eigene Identität ist weder die wahre Integration, noch die Begegnung mit andern Kirchen und Kulturen, noch auch ökumenischer Dialog möglich.

Orthodoxe Schüler wachsen in der bundesrepublikanischen Gesellschaft auf, in der vor allem die römisch-katholische Kirche und evangelische Kirchen beheimatet sind. Die Schüler sollen ansatzweise das Selbstverständnis und die Eigenarten dieser Kirchen kennen lernen. Dazu ist es notwendig, sich auch mit den geschichtlichen Entwicklungen und mit den sachlichen Gründen zu beschäftigen, die zu der jeweiligen Sondergestalt und zu Kirchenspaltungen geführt haben. Über einen Einblick in andere Kirchen hinaus sollen sich die Schüler von ihrem geklärten orthodoxen Selbstverständnis her damit auseinandersetzen, wie die unterschiedlichen kirchlichen Traditionen einander bereichern können und welche Wege den Kirchen offenstehen, den Auftrag ihres gemeinsamen Herrn zu erfüllen, dass sie ,,eins sind". Der Verzicht auf Abgrenzung und Verurteilung, das gegenseitige Kennenlernen und Verstehen, die Wahrnehmung des Einheitsgebotes Christi, die Betonung des Gemeinsamen und nicht Trennenden des Glaubens sind zentrale Ziele des griechisch orthodoxe Religionsunterrichts und sein Beitrag zum kulturellen Pluralismus der bundesrepublikanischen Gesellschaft.

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Der griechisch-orthodoxe Religionsunterricht hat den Auftrag, die religiöse Dimension der Lebenswirklichkeit des Menschen überhaupt mit Blick auf die konkrete Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler und die Pluralisierungs- und Individualisierungstendenzen unserer modernen Gesellschaft zu erschließen.Aus diesem Auftrag leiten sich die folgenden Aufgaben und Ziele ab:

1) Förderung im persönlichen Glauben:Gottesverständnis und Gottesbeziehung sind im Horizont verschiedener Gotteserfahrungen in Bibel, Geschichte und Gegenwart zu klären und in Ihrer existentiellen Bedeutung auszuweisen. Dazu gehört die Einsicht, dass und wie das Verständnis Gottes und das Verständnis des Menschen wechselseitig zusammenhängen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen:- Einsicht in die Religiosität des Menschen gewinnen- verschiedene Positionen zur Weltdeutung, Sinngebung und Lebenserfüllung in ihrem

historischen und aktuellen Kontext reflektieren und ein begründetes Wissen zu diesen Fragen vom orthodoxen Standpunkt aus erwerben

- die Frage nach Gott stellen und lernen wie sie in der Orthodoxie beantwortet wird- ein vertieftes Verständnis des eigenen Glaubens erwerben und dadurch einen

begründeten Standpunkt zur Weltdeutung, Sinnfindung und Lebenserfüllung entwickeln- Gotteserfahrung in der Geschichte und in der Gegenwart kennenlernen und in

existentielle Beziehung setzen.

2) Vertieftes Verständnis der KircheTraditionen und Leben der orthodoxen Kirche sind in Ihrer geistlichen Dimension, in Ihrer geschichtlichen Tiefe und in Ihrer liturgischen Praxis zu erschließen. Dazu gehört insbesondere die Bedeutung des inkarnierten Logos für die Heilsgeschichte, die Kirchenlehre und ein sakramental bestimmtes Leben.

Die Schülerinnen und Schüler sollen:- die Bedeutung der Inkarnation des Logos im Zusammenhang des gesamten Heilsplans

Gottes verstehen und Sinndeutung sowie Lebenserfüllung von diesem Blickwinkel aus beurteilen

- das Wesen der Kirche erhellen und die konkrete Wirklichkeit des Christentums als Kirche kennenlernen

- das Selbstverständnis der Orthodoxen Kirche als eine Einheit in der Vielfalt und die dadurch bedingten Probleme und Chancen erkennen und bewerten

- die liturgische Dimension kirchlicher Existenz und christlicher Handlungsweise wahrnehmen

- das Verhältnis von Kirche und Welt erfassen und aktualitätsbezogen reflektieren.

3) Einübung in eine dialogische GrundhaltungIn der Begegnung mit der Sicht von Gott, Welt und Mensch in anderen Kirchen, in Weltanschauungen und in Humanwissenschaften sind die Bereitschaft und die Fähigkeit zu stärken, vorurteilungsfrei mit Andersdenkenden zusammen zu leben, aber auch die eigene Position begründet zu vertreten.

Die Schülerinnen und Schüler sollen - eine dialogische Grundhaltung entwickeln, um durch die vorurteilsfreie Begegnung mit

anderen Religionen und Kulturen zur Völkerverständigung beitragen zu können.

4) Befähigung zu verantwortlichem Handeln:Der griechisch-orthodoxe Religionsunterricht motiviert zu einem bewußten erfüllten und tätigen Leben aus christlicher Überzeugung in Kirche und Gesellschaft. Von den grundlegenden Voraussetzungen aus, dass die Welt Gottes Schöpfung ist, dass der Mensch als ‘Mikrokosmos’ und ‘Bindeglied’ zwischen geistigem und sinnlichem Kosmos kein Ausbeuter der Natur, sondern ihr dienender Gebieter (Liturg) ist und dass die Philanthropie Gottes zum Handeln aus Liebe ermutigt, sind konkrete ethische Felder zu erschließen sowie ethische Probleme zu bearbeiten.

Die Schülerinnen und Schüler sollen:

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- die Bedeutung der geschichtlichen Erfahrung des Christentums und der Orthodoxie für die Bewältigung der zeitgenössischen Probleme und das Verhältnis von Orthodoxie und Orthopraxie bewußt machen

- mit der Kirche für die Gesamtschöpfung (die ‘bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt’ Röm.8,21) und die Probleme der anderen (Menschenwürde, Menschenrechte, Rassen- und andere Diskriminierungen, Dritte Welt, gesellschaftliche Randgruppen) einsetzen.

2. Methodisch-didaktische GrundlagenDie Aufgaben des griechisch-orthodoxen Religionsunterrichts erfordern auf der einen Seite ein von Vertrauen geprägtes ‘geistliches’ Profil des Unterrichts; der für alle Fächer vorgesehene ‘Freiraum’ bietet dazu auch zeitlich die Möglichkeit. Auf den anderen Seite gelten für den Religionsunterricht im Blick auf das Abitur nicht nur die Ziele und Inhalte, sondern auch die Verpflichtung, selbständige Leistungen der Schüler einzufordern und einzuüben; der Unterricht kann nicht auf ein bloß reproduzierendes Lernen zurückgenommen werden. Die Freiheit in der didaktisch-methodischen Gestaltung des Unterrichts ergibt die Möglichkeit einer Unterrichtsdurchführung, die den verschiedenen Anforderungen auf persönliche Weise entsprechen kann. In diesem Sinne sind folgende didaktischen Grundsätze zu beachten:

SchülerorientierungDer griechisch-orthodoxe Religionsunterricht soll bei den Erfahrungen und Problemen der Schülerinnen und Schüler anfangen. Ihre altersgemäßen Sorgen und Probleme (Familie, persönliche Lebensgestaltung, Berufschancen), ihre Erfahrungen mit der Kirche und ihre spezifische Probleme in der Diaspora sollen die Thematisierung mitbestimmen. Unterricht soll auch die je eigenen Möglichkeiten ins Spiel bringen. Die Schülerinnen und Schüler sollen in ihrer Einmaligkeit ernstgenommen werden. So können sie bewußt machen, dass sie -und jeder Mensch persönlich- lebendige und kostbare ‘Ikonen’ Gottes sind.

HandlungsorientierungDer Unterricht soll die Jugendlichen nicht zu reiner Passivität verurteilen, sondern ihnen Möglichkeiten zum Handeln und Entscheiden geben. Der Religionsunterricht ist als Handlungsfeld so zu organisieren, dass sich alle Beteiligten (z.B. durch die Entwicklung selbständiger Fragestellungen und die Erfindung von Lösungswege) angenommen fühlen. Bei jedem Thema soll darum nach konkreten Handlungsmöglichkeiten gefragt werden (Aktionen, Projekte u.s.w.). Im Tun wird Erfahrung gewonnen, daraus erwächst neues Tun. Nur handelnd wird die enge Verbindung zwischen Orthodoxie und Orthopraxie erfahrbar.

GanzheitlichkeitIm griechisch-orthodoxen Religionsunterricht, durch die Aktivierung aller Sinne und durch eine ganzheitliche Erfahrung (mit Kopf und Herz) der ungeschaffenen Energien Gottes in der Natur und der Geschichte, geht es darum eine Aufspaltung des menschlichen Lebens in eine ,,himmlische" und eine ,,irdische" Sphäre (Dualität zwischen Geist und Materie, Sinnlichem und Intelligiblem, Kirche und Welt) entgegenzuwirken und einen ganzheitlichen Lernprozess bzw. eine ganzheitliche Betrachtung der Welt zu ermöglichen.

Interreligiöse OrientierungIm Zusammenarbeit mit den anderen Kirchen und Konfessionen nimmt die griechisch-orthodoxe Kirche am Werk der Verwirklichung der christlichen Ideale des (inneren und äußeren) Friedens, der Freiheit, der Brüderlichkeit, der Gerechtigkeit, der Toleranz und der Liebe zwischen den Völkern und den Kulturen, wie sie sich aus dem Grundgesetz und der hessischen Verfassung ergeben, teil. Dafür besonders wichtig ist die Kooperation der Konfessionen im Religionsunterricht bei gemeinsamen Themen und Aktionen auf der Basis des gemeinsamen Evangeliums: ‘es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau...’ (Gal.3,28). Durch in dem Geist der Brüderlichkeit und Liebe gepflegte Kontakte mit den ‘Schwesterkirchen’ und der Zusammenarbeit mit Menschen anderer Religionsgemeinschaften im Religionsunterricht kommen die Ideale der Brüderlichkeit zwischen den Völkern und des Weltfriedens in der Praxis zum Durchbruch. Besonders durch die Kooperation mit den christlichen Konfessionen können gemeinsame Wurzel neu entdeckt werden und die Gemeinschaft und Völkerverständigung auf einem soliden Fundament, dem christlichen Glauben, aufgebaut werden. Die ökumenische Sensibilität, die der pluriformen Einheitsvorstellung der Orthodoxie entspricht, ermöglicht die

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Verkündigung und das Erfahren des Evangeliums zeit- und ortsbezogen unter Respektieren des soziokulturellen Kontextes sowie der Freiheit und Würde des Menschen.

Fächerverbindende und fachübergreifende AnregungenHinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Prinzipien ist die Griechisch-orthodoxe Religionslehre an die orthodoxe Theologie gebunden. In ihrem fachspezifischen Auftrag hat sie zugleich Bezug zu den anderen Fachwissenschaften. Daher sieht die didaktische Konzeption auch fachübergreifende Arbeiten vor, d.h. Arbeiten entsprechend dem Grundsatz der Interdisziplinparität, insbesondere auch das Arbeiten in Projekten in den verschiedenen Formen projektorientierten Lebens. Die Inhalte der Fachlehrpläne werden aus der Sicht des Faches (vor allem Begriffe, Fakten, Themenbereiche, Daten) und auch aus der Sicht des Lehrens und Lernens (vor allem Denkweisen, Prozesse, Wertvorstellungen) dargestellt. Dadurch wird auch sichergestellt, dass die Inhalte sich nicht gegenüber der zum Fach gehörenden Glaubenserziehung verselbständigen. Hinweise auf Querbezüge zu anderen Fächern und auf fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgaben, erfolgen mit Hilfe der Abkürzungen, die auch in den Rahmenplänen verwendet werden. Sie sind näher erläutert, wo sie nicht ohne weiteres verständlich sind.

Ganzheitliche Vermittlung der christlichen Botschaft muss neben dem Sach- in besonderer Weise auch den Beziehungsaspekt des Unterrichts berücksichtigen, der vor allem durch angemessene Sozialformen mitgestaltet werden kann. So muss eine Aufgabe, die in Einzelarbeit gelöst werden soll, den Kenntnissen und den Fähigkeiten und dem Lerntempo der Lernenden angemessen sein, und der Umgang mit den Ergebnissen muss von Respekt und von der Bereitschaft zu Hilfe und Förderung geprägt sein.

Partner- und Gruppenarbeit müssen Chancen zu einer von gegenseitiger Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft und Solidarität geprägten Kommunikation bieten, an der auch schwächere Schülerinnen und Schüler teilhaben und zum gemeinsamen Ergebnis beitragen können. Unterrichtsgespräche müssen durch Toleranz und Respekt vor den Beiträgen anderer, Offenheit zulassen und so auch zu ihr ermutigen, Verständigungsbereitschaft wecken und ,,leisen" Schülerinnen und Schülern Raum und Zeit gewähren, sich in ihrer Eigenart und mit ihrem Wissen und ihren Meinungen einzubringen.

Die Entscheidung für eine bestimmte Sozialform gründet didaktisch vor allem in ihrer Sach- und Situationsgemäßheit und in ihrer unterrichtlichen Funktion, d.h. in der mit ihr verfolgten Intention. So ist die Einzelarbeit vor allem als ,,Stillarbeit" sinnvoll. Die konzentrierte, intensive, selbsttätige Aufnahme und Auseinandersetzung mit einem theologischen, liturgischen oder einem anderen Text wird ebenso in Einzelarbeit geschehen können, wie das betrachtende, interpretierende Wahrnehmen eines entsprechenden Mediums (Bild, Ikone). Die Stillarbeit kann der Vorbereitung auf schriftliche Arbeiten dienen. Gleiches gilt für Aufgaben, die ein begründetes persönliches Urteil, die eigene Stellungnahme oder eine Entscheidung verlangen (etwa: Bearbeitung und Beurteilung eines ethischen Konfliktbeispiels). In Gruppen können komplexere und differenziertere Aufgaben bearbeitet und Probleme erörtert werden. Die gesamte Lerngruppe (Plenum) ist gewöhnlich der Ort, an dem Lehrervortrag und fragend-entwickelndes Unterrichtsgespräch stattfinden. Beide lnteraktionsformen haben ihre didaktische Berechtigung vor allem, wenn es um gezielte Information, Darbietung oder auch Einführung und Entfaltung von Sachverhalten, Themen, Problemen oder größeren Zusammenhängen geht.

Der Einsatz der verschiedenen Arbeitsformen im Religionsunterricht hängt von ihrer Sachgemessenheit, Altersangemessenheit und didaktischen Funktion ab. Hierbei ist die Wissenschaftspropädeutik zu beachten; im Einführen, Einüben und Anwenden der Arbeitsformen werden Grundlagen der Studierfähigkeit gelegt. Angesichts der offenen Vielfalt von Arbeitsformen und ihrer denkbaren Kombinationen und Variationen erscheint eine detaillierte Beschreibung aller nicht möglich; es sollen daher nur einige für den griechisch-orthodoxen Religionsunterricht in der Gymnasialen Oberstufe charakteristische skizziert werden.

Das GesprächIn allgemeiner Anthropologie wie im biblisch-theologischen Verständnis wird der Mensch als dialogisches Wesen (Person und nicht Individuum) gesehen. Die lebensnotwendigen Beziehungen zu Mitmenschen geschehen wesentlich im Medium der Sprache. Ohne sie, gäbe es keine Überlieferung, keine wissenschaftliche Erkenntnis und keine religiöse Erfahrung. Sprache ist

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wesentliches Medium der Identitätsfindung und Persönlichkeitsentwicklung, der Kommunikation und Sozialität. Sie ist unverzichtbar zur gesellschaftlichen Verständigung und Konfliktbewältigung.

Sprachliche Beziehungsfähigkeit ist mithin ein in allen Kursstufen konstitutives Merkmal des Religionsunterrichts; die verschiedenen Gesprächsformen (gelenktes Unterrichtsgespräch, freies Unterrichtsgespräch, Diskussion, Debatte, Rundgespräch, Streit-, Expertengespräch) sind also wesentliche Unterrichtsverfahren.

Sie dienen vor allem dazu, sich über Sachverhalte zu informieren, Erfahrungen, Meinungen und Überzeugungen auszusprechen, mitzuteilen und zu erörtern, schwierige Fragestellungen und kontroverse (aktuelle) Probleme zu erörtern und zu klären, argumentative, meinungsbildende, entscheidungsorientierte Prozesse (Diskussionen, Debatten) durchzuführen, Ergebnisse von Arbeitsprozessen auszutauschen, auszuwerten und zu verarbeiten, gemeinsame, v.a. projektorientierte Arbeit zu planen, strukturieren, reflektieren und zu bewerten. Die zunehmend freiere Gesprächs- und Diskussionsfähigkeit muss im Sinne aufbauenden Lernens langfristig und kontinuierlich entfaltet werden. Dabei gilt es, die innere Einstellung der Schülerinnen und Schüler zu Gesprächen, ihre Fähigkeit, zuzuhören und Aussagen und Meinungen anderer ernst zu nehmen, zu fördern.

Der TextTexte unterstützen das im Religionsunterricht zu leistende Gespräch und erhalten von daher ihre didaktische Funktion. Sie werden sozusagen als Dialogpartner in den Unterricht mit einbezogen. Bei dem Einsatz von Texten muss beachtet werden:

- Es muss der Zielsetzung und dem Verlauf des Unterrichts deutlich werden, warum dieser Text an dieser Stelle eingesetzt wird.

- Der jeweilige Text muss erschlossen und bearbeitet werden.- In der Regel arbeitet der Religionsunterricht mit Textauszügen. Eine sorgfältige

Erschließung wird sich daher oft nicht auf eine textimmanente Analyse beschränken können, sondern weitergehende Informationen über Autor, Textzusammenhang u.ä. mit berücksichtigen müssen.

- Eine sorgfältige Bearbeitung des Textes beruht nicht selten auf dem Vergleich, der im Text dargestellten Position mit anderen Standpunkten.

Im Religionsunterricht des Gymnasiums spielen grundsätzlich alle Texte eine Rolle, die die Verwirklichung seiner Intentionen zu fördern geeignet sind. Unentbehrlich sind Texte der ersten Bezugswissenschaft, der Theologie. Aber auch viele andere Texte können der genannten Aufgabe gerecht werden, seien sie mehr wissenschaftlicher Art (z.B. geschichtliche Quellen, wissenschaftliche Abhandlungen) oder so gestaltet, dass in ihnen Lebenserfahrung erzählerisch verdichtet (z.B. literarische Texte) oder meditativ reflektiert wird (z.B. Hymnen, liturgische Gebete). Der letztgenannten Art von testen wendet der Religionsunterricht ein besonderes Interesse zu, weil mit ihrer Hilfe die religiöse Dimension menschlicher Erfahrung sowie der Glaube und das Anliegen der Kirche zum Ausdruck kommen.

Das Bild / Die IkoneDas Bild findet im griechisch-orthodoxen Religionsunterricht vor allem in der Form der Ikone Eingang. Die Ikone vergegenwärtigt und bringt auf dem kulturellen Hintergrund einer besonderen Denkweise und Darstellungsform religiöse Inhalte und Wahrheiten zum Ausdruck und deutet theologisch biblische Inhalte. Als solche ist sie Bestandteil orthodoxer religiöser Erkenntnisse und religiöser Spiritualität. Durch die gleichbleibende Darstellung von religiösen Inhalten in Ikonen, besitzen diese für den Betrachter eine unmittelbar auf das Dargestellte ausgerichtete Aussagekraft, während die Persönlichkeit und künstlerische Kreativität des Ikonenmalers bis zur Namenlosigkeit hinter dem Dargestellten verschwindet. Somit besitzt die Ikone im Unterricht die Eigenschaft, Inhalte auch im Detail, umfassender, aussagekräftiger und in stets gleichbleibender Form darzustellen. Die ikonische Darstellung der Trinität des Pantokrators, der Auferstehung usw. sowie der Begriffe Kirche, Liturgie u.s.w. sind z.B. für die Gymnasiale Oberstufe adäquate Lerninhalte.

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Teil BI. Der Unterricht in der Sekundarstufe I

1. Umgang mit dem Rahmenplan Die Aussagen des Lehrplans sind verbindlich; Unbeschadet der Verbindlichkeit sind im Religions-unterricht nicht alle Unterrichtsabschnitte in gleicher Weise für eine Leistungserhebung und -bewertung geeignet. Die Reihenfolge, in der die Themenbereiche und innerhalb der Themenbereiche die Inhalte angeordnet sind, legt nicht fest, in welcher Anordnung die Themenbereiche und Inhalte im Unterricht behandelt werden. Oft wird es notwendig sein, Schwerpunkte zu setzen, indem bestimmte Inhalte gründlicher behandelt werden, andere eher überblicksweise. Bei solchen Akzentsetzungen muss allerdings der religionspädagogische Sinn der jeweiligen Zusammenhänge berücksichtigt werden.

Für das Erreichen der Ziele des Fachunterrichts (Darbietung und Erarbeitung des Lehrstoffs, Einübung, Wiederholung, Beobachtung des Lernfortschritts und mündliche Leistungsnachweise) rechnet der Lehrplan bei einem einstündigen Fach mit 28 Unterrichtsstunden im Schuljahr, bei einem mehrstündigen mit einem entsprechenden Vielfachen. In den darüber hinaus verfügbaren Stunden ist der pädagogische Freiraum enthalten.

2. Struktur der Vorgaben 5 bis 10

Klasse 5 ‘Kosmos als Ausdruck der Liebe Gottes’

Klasse 6 ‘Leben in der Fremde’

Klasse 7 ‘Exodus’

Klasse 8 ‘Gottes Königreich’

Klasse 9 ‘Das Leben in Anbetracht des Todes: die Propheten der Auferstehung des Kosmos’

Klasse 10 ‘Die Vollendung der Ökumene’

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2.1 Die Jahrgangsstufe 5:KOSMOS ALS AUSDRUCK DER LIEBE GOTTES

Didaktische-methodische Überlegungen

Für die Schülerinnen und Schüler bildet das Gymnasium eine neue Welt (neue Lehrer, neues Schulprogramm, neue Kameraden), in die sie mit Neugier, hohen Erwartungen aber auch mit Angst hineintreten. Das Thema ‘Kosmos als Ausdruck der Liebe Gottes’ gibt ihnen die Möglichkeit, nicht nur der neuen schulischen Wirklichkeit, sondern der ganzen Umwelt positiv als Gabe und Auftrag Gottes entgegenzutreten. Gott beweist sich durch seine majestätische Erschaffung des Kosmos ( auf griechisch ‘Schmuck‘) und die Heilsökonomie der neue Schöpfung durch Jesus Christus, seine Liebe und Fürsorge für alle seine Kreaturen und persönlich für jeden Mensch, der durch die Taufe und Myronsalbung den Auftrag bekommen hat, die Natur zu beschützen und in Vollendung zu bringen. Dass das Kind persönlich, wie auch alle Menschen dieser Erde, ‚nach dem Bild‘ Gottes geschaffen ist, gibt ihm den unerläßlichen Selbstvertrauen und das gegenseitige Respekt um die neue Aufgaben des Gymnasiums im Rahmen der Klasse, der Schule und der Gesellschaft erfolgreich zu erledigen.

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Der Kosmos a Die Schöpfungsberichte (Gen.1-2,4a.2,4b-3,24.Ps.19.24.104.149.150)

b Gott als Schöpfer, Erhalter und Erretter des Kosmosc Sintflut: die Reinigung des ‚Gesichts‘ der Erde (Gen.6)d Ökonomie und Ökologie heute e Unser Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung –

Grenzen des Eingriffs in die Schöpfung (Klonen - Gentechnologie-Massentierhaltung)

II. Der Mensch als Mikrokosmosund Liturg der Schöpfung

a Wer bin ich? (Gefühle und Bedürfnisse/ Stärke und Schwäche)

b Die Erschaffung des Menschen ‚nach dem Bild und der Ähnlichkeit Gottes‘ (Gen.1,26-31). Adam und Adamah (Erde) (Gen.2,5)

c Ich und alle Menschen als lebendige ‚Bilder‘ Jesu Christi d Als ‚Mann und Frau schuf er sie‘ (Gen.1,27)- Die

Beziehung der Geschlechter und die verantwortete Sexualität

e Wir als Mitarbeiter Gottes und Beschützer der Erde.f Unser Kampf für eine schöne und gerechte Welt.g Wie ich noch werden kann.

III. ‚Jesus, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung‘: Der neue Kosmos (Lk.1-4,21)

a Maria, Die Gottesmutter- Prototyp der neuen Schöpfungb Die Verkündigung von Mariac Geburt Jesu Christid Kindheitsgeschichtee Taufe Jesuf Jesus und der Geistg Weihnachten: Fest der Liebe oder des Konsums

(Weihnachtsbräuche, Weihnachts- gottesdienst)?IV. Kirche - die neue Gesellschaft (Apostelgeschichte 1-6)

a Der Heilige Geist als der Lebensspender der Schöpfungb Pfingsten: Die ‚Taufe‘ der Jüngerinnen und Jünger im

Heiligen Geist, gibt ihnen die Kraft, das Evangelium allen Völkern zu verkündigen

c Das Zusammenleben der ersten Christen (‚Es gibt nicht mehr Juden und Griechen‘ Gal.3,28)

d Die Früchte des Heiligen Geistes. Die Vielfalt der Ämter und Charismen in der Kirche

e Frühe Kirche und Gemeinde heutef Das fortdauernde Pfingsten: Der Geist vollendet das

Erlösungswerk V. Das Mysterium der Taufe: Der neue Mensch

a Die Symbolik des Wassersb Taufe als Wiedergeburt. Die Symbolik der Taufe. Sinn und

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Zweck der Taufec Myronsalbung als Wachstum durch die Gaben des

Heiligen Geistesd Kommunion als die geistige Nahrung und ‚Medikament

der Unsterblichkeit‘e Taufe der ‚Tränen‘ - Metanoia/Bekehrung

VI. Buddhismus a Grundlehre des Hinduismusb Das Leben des Guatama Buddhac Grundzüge seiner Lehred Buddhismus und Christentum in der Bewertung der Welt

und des Lebens.

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2.2 Die Jahrgangsstufe 6:DAS LEBEN IN DER FREMDE

Didaktische-methodische Überlegungen

Das Thema ‘Leben in der Fremde’ in der 6. Klasse ist für die orthodoxe Schülerinnen und Schüler besonders wichtig, nicht nur weil sie in einer multikulturellen Schule und in einer multireligiösen Gesellschaft wachsen und leben, sondern weil sie selbst, indem sie von diasporalebenden Eltern (mit einer fremden Herkunftssprache) stammen und zu einer religiösen ‚Minderheit‘ gehören, nicht selten das Minderwertigkeitsgefühl des ‚Fremden‘ entwickeln. Das Leben der Patriarchen, die - nur gestützt auf den Glauben an Gott und das Vertrauen an seine Verheißungen - das Risiko übernahmen ihre Heimat zu verlassen und nach einem neuen Land zu ziehen, der Weg Jesu der den Himmel und seine Herrlichkeit verließ und als Fremde auf die Erde gekommen ist, um seine Kreatur von der Last und Angst der Sünde und des Todes zu befreien, die Reise des Apostel Paulus (besonders nach Europa), um die Botschaft der Liebe des unbekannten Gottes zu verkündigen, lehren die Kinder den Fremden nicht als hostis (Feinde), sondern als xenos (Freund) ‚Segen Gottes‘, Quelle der Freude zu begegnen.

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Die Verbannung von Adam und Eva

a Sünde als Unvertrauen an Gott und als Verfehlung des Zieles des Menschen

b Sünde als Verkehrung der Schöpfungsordnung und Zerstörung des Friedens (Gen.3)

c Leid und Tod als Trennung von der Quelle des Lebensd Reden von Schuld. Unsere Schuldgefühle und unsere

Versuche von Schuld uns zu entlastene Die Philanthropie und die Verheißung/ das

Protoevangelium Gottes (Gen.3,15)f Erlösung von der Sünde durch Gottes Handeln.

II. Die Patriarchen (Abraham-Jakob-Josef): Das Leben in der Fremde

a Zum Segen für die Welt bestimmt: Das Volk Israel (Gen. 12, 1-3)

b Der vorbildliche Glaube, das Gehorsam und Gastfreundschaft Abrahams

c Die ‚Reisen‘ der Patriarchen ins Auslandd Verheißungen Gottes (Gen.12-50)e ‚Der Gott der Väter‘ - Gott bindet sich nicht an einen Ort,

sondern an eine menschliche Gemeinschaft. Gott als Bundespartner, Gast und Segensspender

f Die Verheißungen auf Christusg Erfüllung der Verheißungen

III. Jesus ‚in der Fremde‘/ auf der Erde: Die Botschaft vom Reich Gottes (Mt.5-7)

a Die Zeit und Umwelt Jesu. Das Römische Reichb Die Versuchung Christic Bergpredigt in ‘Galiläa der Völker’ d Die Frohe Botschaft und die Gleichnisse (des

barmherzigen Samariters, des verlorenen Sohnes u.s.w.)e ‚Liebt eure Feinde!‘.... ‚wie ich auch geliebt habe‘: das

neue Gebotf Das Gebet Jesu

IV. Paulus/Saulus: Der Reise nach Damaskus und nach Europa (Apostelgeschichte 9, 15-18)

a Saulus wächst in einer multikulturellen Gesellschaft auf.b Saulus als Verfolgerc Die Bekehrung Saulusd Christentum in Europa

V. Göttliche Liturgie: Die Verwirklichung des Reiches Gottes

a Kosmische Liturgieb Liturgie als Mysterium der Versammlung der ganzen Weltc Liturgie als Mysterium der Kommunikation -Gemeinschaftd Liturgie als Mysterium der Einheit Christi mit seiner Kirche e Unsere Teilnahme an der Göttlichen Liturgief Unsere ‚alltägliche‘ Liturgie in der Welt (Liturgie- Zeugnis -

Diakonie)

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2.3 Die Jahrgangsstufe 7: DER EXODUS ZUM LAND DER VERHEISSUNG

Didaktische-methodische Überlegungen

Das Thema ‘Exodus’ der 7. Klasse bildet das Leitmotiv der ganzen Bibel. Der dynamische Auszug Israels aus Ägypten der Unterdrückung und der Sklaverei und sein wundervoller Weg durch das Rote Meer und die Wüste zum Land der Verheißung, die Entäußerung Jesu selbst und sein Kommen ins Land ‚der Dunkelheit des Todes‘, der Exodus der Kirche von den Grenzen Israels zu den Völkern der Erde beweisen, dass der Gott der Bibel nicht der ‚unbewegte Bewegter ‘ der griechischen Philosophie, sondern der, der aus Liebe für die Welt von sich selbst Ausziehende ist. Der Exodus Gottes bedeutet für die in einer narzißtischen Gesellschaft aufwachsenden Kinder, dass nur der persönliche immerwährende Exodus vom Gefängnis der Abhängigkeiten, Leidenschaften und besonders des Egozentrismus uns in das Land zur Land der Liebe der tiefen Freude führen kann. Ein Zeichen eines solchen persönlichen Exodus ist das Mysterium der Hochzeit.

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Moses: Die Befreiung Israels g Die Knechtschaft Israelsh Die Berufung Mose -Gott rettet und befreiti Exodus: Geschenk und Auftragj Passah-Mahlk Das Leben in der Wüste. Krisenzeit und Glaubensschule l Die Fürsorge Gottes für sein Volk in der Wüstem Gesetz als Spielregeln Gottes für unser Leben n Die Offenbarung Gottes/Logos

II. Jesus als der neue Moses: Die Wunder Jesu als Zeichen der Anwesenheit von der ganz Neuen Welt Gottes

a Jesus in der Wüsteb Die Befreiung der Welt von den dämonischen Mächten c Die Befreiung von Krankheitd Die Befreiung von Tode Die Befreiung der Frauen und der Kinder von der

religiösen und sozialen Diskriminierung f ‚Eucharistie‘ - das neue Manna g Die Verklärung Christi h Der ‘Exodus’ Jesu zum Jerusalem

III. Die Kirche -‚Ekklesia‘ Gottes a Der Weg der Kirche durch ‚das Rote Meer‘ des Martyriums (Die Verfolgungen)

b Die Väter der Kirche als die geistliche Führer des Volkes Gottes

c Die Dogmen als Wegweiser christlichen Lebensd Der Kampf der Kirche gegen die Häresie für die Wahrheit

des GlaubensIV. Hochzeit: Der ‘Exodus’ des

Menschen von Egozentrismus zum ‘Land der Liebe’

a Hochzeit als Schöpfungsgabeb Hochzeit als Bild für Gottestreuec Biblische Liebesbegegnungen (Jakob und Rachel).

Hohesliedd Hochzeit als Bild der Liebe Christie Hochzeit zu Kana: Verwandlung von einem gesetzlichen

Ritual zum Heilsereignisf Ringe und Krone: Symbolen der ewigen Liebe.g Sexualität und Liebe

IV. Begegnung mit Israel a Die israelitischen Wurzeln des Christentumsb Israel in der Geschichte und heutec Christentum und Israel: eine leidvolle Geschichte

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2.4 Die Jahrgangsstufe 8:DAS KÖNIGREICH DER METANOIA/UMKEHRUNG

Didaktische-methodische Überlegungen

Nicht selten erleben die Schülerinnen und Schüler in der Pubertät das Gefühl von Schuld, von Entfremdung und Pessimismus aus realen oder irrealen Gründen. Mit dem Thema ‘Gottes Königreich’ wird bewiesen, dass die ‚Könige (die Helden) der Bibel‘, wie z.B. der Richter Samson, die Könige Saul, David und Salomo, der Apostel Simon Petrus, wie die Kirche selbst auch ihre menschliche Schwäche hatten und auch (wie manchmal die Jugend) ins Meer der Hoffnungslosigkeit, des Unglaubens und der Schuldgefühle versanken, wenn sie vergaßen dass das Ziel ihrer Existenz auf der Erde ist nicht die Anderen mit dem Schwert der Gewalt zu unterwerfen, sondern ihnen zu dienen. Manche aber von Ihnen hatten den Mut, die Hand Gottes wieder zu ergreifen, um aufzustehen, ihre Sünde zu bekennen, und das Kreuz der Metanoia (Umkehrung) und der Liebe zu übernehmen, um den Spuren Jesu bis Golgotha und Auferstehung zu folgen. Das osterliche Mysterium der Buße gibt den Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, von der Krankheit des Egoismus sich zu heilen, die Gnade Gottes und die Freude der Umkehrung zu genießen und die ewigen Perspektiven des göttlichen Reichs der Verzeihung und der Liebe zu erfahren. Die byzantinische Kunst bildet den majestätischen Ausdruck der Metanoia (Umwandlung), der Erleuchtung und der Vergöttlichung des Menschen.

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Die Könige Israels a ‚Richter‘ - Gott erfüllt seine Verheißungb Das Königtum Saulsc David: ein strahlender König mit Schattenseitend Salomo: Ein König der Gegensätzee Dεr Bau des Tempelsf Die Trennung zwischen Nord- und Südreichg Der Untergang des Nord- und Südreichs

II. Jesus - ‚König der Juden‘ o Der Einzug Jesu in der Stadt Jerusalemp Einsetzung des Abendmahlsq Kreuzigung- Das Leben im Grabr d. Die Karwoche

III. Kirche im Neuen Römischen Reich (Byzanz)- Kirche und Königreich

a Vom Hl. Konstantin dem Grossen zu Karl dem Grossen. b Die ökumenische Konzile: Die synodale Verfassung der

Kirchec Die allmähliche Entfremdung/ Trennung zwischen Osten

und Westend Kirche und Politik damals und heute e Mönchtum/ Κlosterleben: Anachorese für die Welt

IV. Das Mysterium der Umkehrung und der Busse

a Schuld, Umkehr und Vergebung in Israelb Die Beispiele von David, Petrus und Judasc Gleichnis des barmherzigen Vatersd Das ‚österliche‘ Mysterium der Buße als Aufrichtung des

Menschene Die Bedeutung des Fastens, des Gebetes und der

AskeseV. Die byzantinische Kunst als

Ausdruck der Umkehrung und der Erleuchtung

a Architektur : Das Gotteshaus als Wiederspiegelung der ganzen Schöpfung (Die Hagia Sophia )

b Ikonen- Bilder machen das Heil sichtbarc c. ‚Lobt den Herr‘- Kirchenmusik Hymnendichterinnen

und Dichter in Byzanz (Romanos Melodos, Kassiani)VI. Römisch-Katholische Kirche a Struktur

b Sakramentec Geistlicher Neuenaufbruch im II.Vatikanischen Konzil

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2.5 Die Jahrgangsstufe 9:DAS LEBEN IN ANBETRACHT DES TODES:DIE PROPHETEN DER AUFERSTEHUNG DES KOSMOS

Didaktische-methodische Überlegungen

Das Thema der 9. Klasse heißt: ‘Das Leben in Anbetracht des Todes: die Propheten der Auferstehung des Kosmos’. Besonders für die Schülerinnen und Schüler sind Tod und Sterben Ereignisse, die Trauer hervorrufen und Angst verursachen. Die sollen aber verstehen lernen, dass nach christlichen Verständnis das Leben mit dem Sterben der Menschen nicht zu Ende ist, weil Jesus Christus den Tod besiegt hat. Die Botschaft der Auferstehung verkündigten die Propheten und die Natur selbst. Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass das Sterben kein Ausscheiden aus der Gemeinschaft der Kirche bedeutet, sondern diese Gemeinschaft sich auch weiter fortsetzt. Die Leidensgeschichte von Jesus (um der Welt willen) und der Kirche kann ihnen den Zusammenhang zwischen Leiden und Osterfreude augenfällig machen. Der Ostergruß ‚Christus ist auferstanden‘ wird so nicht nur als ritueller Teil des Osterfestes verstehbar, sondern er kann auch zum Fanal werden für die Erneuerung der Welt, Aufruf zur Schaffung eines neuen Kosmos.

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Erfahrungen mit Tod a Konfrontation mit dem Sterben eines Menschen; Bilder von Tod und von Toten in den Massenmedien

b Trauerritualec Geistiger und körperlicher Tod in der Gesellschaft

II. Propheten a Elias: Kritik gegen den Unglauben und die Ungerechtigkeitb Amos: Kritik gegen die soziale Korruptionc Hosea: Die Botschaft der Liebed Michaias-Jesaja : Die Vision des ökumenischen Friedens.

Das Kommen des Messiase Hesekiel: Die Vision der Auferstehungf Jona: Typos der Auferstehung und der ökumenischen

Botschaft des EvangeliumsIII. Die Auferstehung Jesu a Die Jüngerinnen am Grab

b Die Emmausjüngerc Himmelfahrt ‚Ich bin bei euch‘d Die ökumenische Perspektive des Evangeliums

IV. Osterliturgie a Tod und Auferstehung in der Natur.b Der Glaube der alten Völker an die Auferstehungc Ostergottesdienst-Osterbräuched Jeder Sonntag ist Auferstehungstage ‚Der letzte Kuß‘- Der Abschied von Toten im Licht der

AuferstehungV. Kirche im Osten und Westen

a Die Orthodoxe Kirche im Osmanischen Reichb Die Trennung zwischen der Evangelischen und der

Katholischen Kirche c Kirche und Aufklärung

VI. Evangelische Kirche a Das lutherische Verständnis der Sakramentenb Die Aufbau und Synodalverfassung einer Landeskirchec Evangelische Kirche und Ökumene

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2.6 Die Jahrgangsstufe 10:

DIE VOLLENDUNG DER ÖKUMENE

Didaktische-methodische Überlegungen

Mit dem Thema ‘Die Vollendung der Ökumene’ der letzten Klasse der Sekundarstufe I sollen die Schülerinnen und Schüler eine Gesamtschau des Handeln Gottes mit den Menschen erhalten. Bei dem vorliegenden Thema ist jedoch besondere Vorsicht geboten, weil es leicht zu einer reinen Wissensvermittlung kommen kann, ohne dass davon eine Wirkung auf das Leben der Schülerinnen und Schüler ausgeht. Den Schülerinnen und Schüler muss klar werden, dass Heilsgeschichte tatsächlich viel mit Ihnen selbst zu tun hat. Einige grundlegende Fragen wie z.B. ‚Warum läßt Gott eigentlich Böses zu?‘ ‚Wie konnte es zum Sündenfall kommen, wenn Gott doch allmächtig und allwissend ist?‘ werden erst wirklich nachvollziehbar, wenn man im Lauf der geschichtlichen Ereignis das Handeln Gottes erkennt und die Heilsgeschichte als Ganzes überblickt1. Die Tatsache, dass Gott nicht nur in das persönliche Leben eines Menschen hineinwirkt, sondern auch das Weltgeschehen in der Hand hat, zeigt ihm die Größe und Allmacht Gottes. Die Heilsgeschichte und das Handeln Gottes, das auf die Wiederherstellung der paradiesischen Einheit zielt, setzt auch unser persönliches und kirchliches Engagement für eine Ökumene der Versöhnung und des Friedens voraus. Für diesen Zweck wird in jeder Klasse eine Begegnung mit einer Religion bzw. einer Konfession vorgesehen.

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Die Heilsgeschichte Gottes a Die Urzeit b Die Zeit unter Gesetzc Die Zeit unter der Gnaded Das Eschaton: Die Wiederherstellung des Kosmos und die

Gewißheit des ewigen LebensII. Das Kommen Christi a Die Epiphanien Christi im Alten und Neuen Testament

b Die Anwesenheit Christi im Heiligen Geist in seiner Kirchec Wiederkunft Christi

III. Die Orthodoxie heute a Die orthodoxe Kirche als Familie autokephaler Ortskirchenb Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopelc Die andere Patriarchated Berg Athos

IV. ‚Dialog der Liebe und Wahrheit‘

a Ökumenischer Rat der Kirchenb Bilateralen Dialogen und Kooperationc Die Perspektive des Dialogs im Rahmen der E.U. d Beispiele für ökumenisches Miteinander (ACK,

Weltgebetstag)e Gemeinsame Projekte im Religionsunterricht organisieren

V. Sektenkunde a Kennzeichen einer Sekteb Die Sekten und das Heilc Die Sekten und ihre Haltung zu Jesus Christus

VI. Sehnsucht nach einem erfüllten Leben: Sinn und Lebensglück.

a Zusage der Lebensfülle im Evangeliumb Nachfolge und Nachahmung Jesu Christic Die Liebe und die Selbstopfer für alle Geschöpfe Gottes

als der Weg zur Freude der Auferstehung

1 Siehe H.Jaeger-J.Pletsch (Hrsg.), Biblische Lehre für Junge Leute, Leiterhandbuch, Christ.Verlagsgesellschaft, Dillenburg 1994, 239-240

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3. Übergangsprofil von Jahrgangsstufe 10 in die gymnasiale Oberstufe

I. Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist

Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen und darstellen, dass der Gott der Bibel, der helfende, erlösende, rettende, liebende, richtende und alles neu machende Gott ist.

Sie sollen verschiedene Taten Gottes (Schöpfung, Exodus Israels aus Knechtschaft, Neuschöpfung durch Jesus Christus) benennen können, durch die Er seine Energien in der Natur und in der Geschichte sich offenbart.

Sie sollen wissen, dass Gott in seinem Wesen der eine allmächtige Herr ist und doch in den drei Personen (Vater, Sohn und Heiliger Geist) in Liebe und Freiheit existiert.

Die Schülerinnen und Schüler sollen begründen, warum wir Gott als Vater anrufen.

Sie sollen die Bedeutung die biblische Darstellungen der Schöpfung verstehen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen, dass diese Berichte keine wissenschaftliche Darstellung der Entstehung der Erde geben wollen, sondern davon Zeugnis abgeben, dass Gott und nicht irgendeine finstere Urmacht der Grund für die Entstehung der Welt ist. Sie sollen wissen, dass die Schöpfung nicht Eigentum des Menschen, sondern Frucht der Liebe Gottes (dem allein sie gehört) ist.

II. Der Mensch

Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen, dass der Mensch ‘gemäß Gottes Bilde (gr,eikon= Ikone; lat.imago) und Ähnlichkeit’ durch die drei Personen Gottes geschaffen ist.

Sie sollen verstehen, dass die Gottebenbildlichkeit vom Menschen nicht in einem Teilbereich seines Seins bestehen kann, sondern in seiner spezifischen Identität als synthetischer Mikrokosmos des vielfältigen Makrokosmos, indem er alle Seinsbereiche der Schöpfung, vom anorganischen bis zum Geistigen in sich vereint’.

Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen, dass die Ähnlichkeit des Menschen mit Gott durch ein stetes geistiges Wachsen in Gottesnähe und am Ende Anteil an Gottes Güte und Herrlichkeit zu erhalten bezeichnet.

Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen, dass Adam von Gott den Auftrag bekam die Welt zu gestalten, prägen und schützten. Die ganze Schöpfung stellt eine Doxologie an den Schöpfer dar, doch der Mensch allein ist befähigt, sie als eine Art Stimme der Schöpfung in einer kosmischen Liturgie auszusprechen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen verstehen, dass die Sünde Verfehlung des Zieles des Menschen ist und schwerwiegende Folgen für die menschliche Existenz nach sich zieht und zwar hinsichtlich seiner Beziehung zu Gott, seines Selbstverständnisses und seiner Beziehung zur Schöpfung insgesamt (soziale und kosmische Dimension der Sünde). Sie sollen wissen dass Gottesgesetze Ausdruck der Liebe Gottes und Orientierungshilfe für das Verhältnis zwischen Gott und dem Mensch und für das Zusammenleben untereinander sind.

III. Jesus Christus

Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen dass Jesus Christus in der Geschichte Israels, als fleischloser Logos die Patriarchen, die Richter und Propheten lenkte. Sie sollen kennen dass er auch den auserwählten Volk von der ägyptischen-babylonischen Knechtschaft befreit hatte und dass er der zentralen Inhalt göttlicher Verheißungen im Alten Testament ist.

Die Schülerinnen und Schüler sollen Grundzüge des irdischen Wirkens Jesu (Verkündigung des Reiches Gottes, Lehre, Wunderberichte, Exorzismen) benennen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen, was das Leiden Jesu und sein Tod am Kreuz für unser Leben besagen (Erlösung von der Versklavung unter das Gesetz der Sünde und der Macht des Todes, Einsetzung aller Christen zum Amt des ‘königlichen Priesters’). Sie sollen wissen, warum die Auferstehung Jesu Christi nach orthodoxem Verständnis der Wendepunkt des Weltgeschehens und die Osterfeier für alle Orthodoxen das Fest der Feste ist.

Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen, dass alle herrlichen Taten Gottes in der Eucharistiefeier von uns wieder erfahren, verkündigt und gefeiert werden; dass durch alle Kirchlichen Mysterien

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Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen, dass Jesus Christus kein Geschöpf Gottes ist, sondern Gott selbst; dass in Jesus Christus Gott und Mensch vereint wurden, so dass weder die Gottheit abgeschwächt, noch die Menschheit von der Gottheit verschlungen oder ausgelöscht ist .

Die Schülerinnen und Schüler sollen die Verehrung der Gottesmutter in der Kirche rechtfertigen, d.h. sie sollen zwischen der Verehrung (d.h. Proskynese, Kuss), die auch der Gottesgebärerin zukommt, und der wahren Anbetung (latreia), die allein dem Dreieinigen Gott vorbehalten bleibt, unterscheiden. Sie sollen verstehen, dass die Gottesmutter nicht Miterlöserin ist, sondern durch Gottes Erwählen und ihr demütiges Annehmen der Botschaft des Engels, sie allein unter allen Menschen zur Mutter des Lebens und zugleich auch Typos der erneuerten Menschennatur geworden ist.

Sie sollen wissen, dass die Göttliche Liturgie ein Mysteriendrama, ein Geheimnis ist, das die gesamte Heilsgeschichte inklusive auch der eschatologischen Realität (der Gegenwärtigkeit und Mitteilbarkeit des himmlischen Reiches) umfasst und die Gemeinschaft (Koinonia) der Menschen mit Gott und untereinander lebendig macht. Dadurch wird das neue Leben Gottes geschenkt und die Einheit der Gläubigen mit dem himmlischen Vater und unter sich geschaffen.

IV. Kirche

Die Schülerinnen und Schüler sollen die Kirche nicht primär als menschliche Institution auffassen, sondern als Leib Christi, dessen Haupt Christus selbst und dessen Seele der Heilige Geist ist.

Sie sollen wissen, dass die Kirche eine eucharistische Gemeinschaft (Abbild der trinitarischen Koinonia) ist, in der der dreifaltige Gott der Liebe und des Friedens gegenwärtig ist. Sie sollen wissen dass der Bischof (oder der Priester) in der Kirche nicht als Vertreter Gottes, sondern als Vorsteher der eucharistischen Versammlung und Vollbringer der Eucharistie‚ in der Gestalt Christi (Ignatius Magn.6.1) erscheint.

Die Schülerinnen und Schüler sollen die Bibel als Teil einer Tradition verstehen, die der Heilige Geist in der Kirche lebendig erhält, so dass wir Zeitgenossen Christi werden. Sie sollen über die Zusammenstellung, den Inhalt und die Entstehungsgeschichte der Bibel Bescheid wissen.

Sie sollen die Gründe für die allmähliche Spaltung zwischen Ost und West kennen und Versuche benennen, einen Dialog für die Kircheneinheit zustande zu bringen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen wissen, dass die Orthodoxe Kirche eine Bezeichnung für eine Familie von Schwesterkirchen, die in eucharistischer Gemeinschaft den einen Glauben der ungeteilten Kirche vielfältig manifestieren. Sie sollen die Taufe als Wiedergeburt und Aufnahme in den Leib Christi verstehen, die Myronsalbung als Siegel des Heiligen Geistes und die Göttliche Liturgie (die Kommunion) als vollkommenste Vereinigung auf Erden mit unserem Herrn Jesus Christus und so auch mit allen Gläubigen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen den Sinn der Verehrung des Kreuzes, der Heiligen und ihrer Ikonen/Reliquien bestimmen und die Bedeutung des Gebets (und besonders des Herzengebets) verstehen.

Sie sollen die Struktur und die Merkmalen der Römisch-Katholische und die Evangelische Kirche kennen und konkrete Handlungsmöglichkeiten für die enge Verbindung zwischen Orthodoxie und Orthopraxie und die Verwirklichung der kirchlichen Einheit darstellen .

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TEIL CDie gymnasiale Oberstufe

Die Jahrgangstufen 11 bis 13

1. Das Unterrichtsfach ‘Griechisch-Orthodoxer Religionsunterricht’ in der gymnasialen Oberstufe

Der griechisch-orthodoxe Religionsunterricht in der gymnasialen Oberstufe soll die Schülerinnen und Schüler befähigen, die verschiedenen Positionen zu Sinnfragen in ihrem historischen und gegenwärtigen Kontext zu artikulieren und zu reflektieren. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit den Erfahrungen von Menschen anderer Kirchen, Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen auseinandersetzen und über diesen Prozeß der Begegnung ein vertieftes Verständnis des eigenen Glaubens erwerben und dadurch einen begründeten Standpunkt zur Weltdeutung, Sinnfindung und Lebenserfüllung entwickeln. Zentrale Anliegen des Griechisch-Orthodoxen Religionsunterrichts in der Oberstufe sind die Erläuterung der Religiosität des Menschen und des Verhältnisses von Orthodoxie und Orthopraxie und die Bewußtmachung der ethischen Dimension menschlichen Handelns in der Kirche und in der Gesellschaft.

2. Didaktische VorgabenEs ist Aufgabe der Fachlehrerin und des Fachlehrers, den Unterricht besonders in der Jahrgangsstufe 13 so zu gestalten, dass wiederholende Schülerinnen und Schüler die Kurse in die Gesamtqualifikation einbringen können; d.h. dass sich für sie - bezogen auf die Jahrgangsstufe 12 - keine inhaltsgleichen Kurse ergeben. Der Grad der Intensität, mit dem die einzelne Lernzielen erarbeitet werden, obliegt ebenso der Planung der Lehrenden, wie die Formulierung des einzelnen Kursthemas und die Auswahl der jeweiligen Gegenstände. Die folgenden Kriterien für die Erstellung von Sequenzen im Fach Griechisch-orthodoxe Religionslehre sind Kriterien allgemeiner Art; solche, die aus der Situation der Schule erwachsen werden hinzutreten: sie dürfen die allgemeinen Kriterien nicht aufheben. Zu beachten sind Kriterien, die aus der Unterrichtsorganisation des Faches Griechisch-orthodoxe Religionslehre erwachsen. Diese sind:

-die Notwendigkeit, die Eingangsvoraussetzungen in der Jahrgangsstufe 11/1 einander anzugleichen.

-die Notwendigkeit, in der Jahrgangsstufe 13/2 Wiederholung zu ermöglichen und neue Themen und Gegenstände zu erschließen; die Jahrgangsstufe 13/2 hat nicht nur eine Wiederholungsfunktion. sie hat auch die Aufgabe, das bisher Erarbeitete fortzuführen und zu vertiefen.

Die Lehrenden entscheiden über die Akzentsetzung und über die Einführung in neue Sachverhalte, je nach der zur Verfügung stehenden Unterrichtszeit.

Weitere Kriterien für die Erstellung von Sequenzen im Fach Griechisch-orthodoxe Religionslehre erwachsen aus den fachspezifischen Inhalten und Methoden. Hier sind zu nennen:

-die Plausibilität der inhaltlichen Abfolge von inhaltlichen Schwerpunkten, thematischen Aspekten, Themen und deren Gegenstände,

-die sinnvolle Folge von Methodenerwerb, Methodeneinübung und Methodenanwendung,-die Beachtung der Obligatorik in allen Schullaufbahnen,-die fachliche Stimmigkeit.

Die stärkste Steuerung geht aus von den Kriterien, die sich aus den Lernzielen der einzelnen Lernbereiche ergeben. Hier sind zu nennen:

-Möglichkeiten, die fachdidaktischen Intentionen zu erfassen, zu vertiefen oder zu variieren,-Realisation der wachsenden Selbständigkeit der Schülerinnen und Schüler,-Annäherung an die Anforderung des Abiturs.

Beim Aufbau einer Sequenz ist allerdings zu berücksichtigen, dass für Schülerinnen und Schüler aufgrund der Gewissensfreiheit, die Abwahl und Wiedereintritt in das Fach Griechisch-orthodoxe Religionslehre gegeben ist. Deshalb sollten alle Kurse thematisch in sich relativ abgeschlossen sein, so dass Schülerinnen und Schüler, die die Kurse in 11/1 (einführend, angleichend, motivierend) und in 11/2 (mehr inhaltlich fundierend) nicht belegt haben, in den Aufbaukursen inhaltlichen und methodischen Anschluß finden können. Im Falle einer Nichtbelegung von Griechisch-orthodoxer Religionslehre in 11/2 kann in diesem Fach die Abiturprüfung weder schriftlich noch mündlich abgelegt werden.

3. Struktur der Vorgaben

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Die Themenbereiche haben in Jahrgangsstufe 11 jeweils ihr eigenes Gewicht, stellen aber insgesamt auch eine Grundlegung für die intensivere Arbeit an wichtigen Einzelthemen in der Kursphase der Oberstufe dar. Die Vergewisserung über das christliche Selbstverständnis erfolgt im Horizont eines dreifachen Blickes nach außen. Zunächst wird erhoben, in welcher geschichtlichen Situation sich die Religion in einer Welt befindet, die stark von der Aufklärung, ihren Folgen und ihrer Religionskritik geprägt ist. Sodann wird danach gefragt, was es für das Christentum bedeutet, inmitten anderer Religionen mit ihren eigenen Wegen zu Gott oder dem Sinn des Ganzen zu leben. Schließlich wird das jeweils Spezifische der anderen Kirchen erkundet, in deren traditionellem Bereich orthodoxe Schüler leben; dabei geht es nicht zuletzt darum, wie ein von Wahrheitsbewusstsein und von Toleranz geprägtes Neben- und vor allem Miteinander aussehen kann.

Das Wesen der Orthodoxie kommt in den Jahrgangsstufen 12 und 13 ausführlich zur Sprache; hier wird die geschichtliche Herkunft ins Auge gefaßt und übersichtsweise eine Art knapper Phänomenologie des Christentum und der Orthodoxie gegeben.In der Jahrgangstufe 12 geht es um eine systematische Erschließung orthodoxen Verständnisses Gottes und des Menschen. Orthodoxes Leben wurzelt in der Liturgie, in der Gott immer wieder neu zum Menschen kommt, in der sich der Mensch immer wieder neu Gott nähert. In Jahrgangstufe 12 werden verschiedene Dimensionen dieses liturgisch bestimmten Lebens entfaltet: Selbstverständnis, Auftrag, Ämter der orthodoxe Kirche in ihre Einheit und Vielfalt, die persönliche Lebensführung als Heiligung bzw. Vergöttlichung des zur Ähnlichkeit mit Gott bestimmten Menschen.

In der Jahrgangstufe 13 geht es um eine systematische Erschließung orthodoxen Ethos. In westlicher Diaspora erleben die Schüler christliche Ethik eher als entweder von Normen oder vom Gewissen bestimmt; deshalb ist die Betonung des engen Zusammenhangs von Liturgie und Ethos besonders wichtig. Zugunsten einer Verankerung des Ethos im konkreten Leben, erproben die Schüler ihre grundsätzlichen Einsichten an bestimmten ethischen Problemfelder.

Die Inhalte der Fachlehrpläne werden aus der Sicht des Faches (vor allem Begriffe, Fakten, Themenbereiche, Daten) und auch aus der Sicht des Lehrens und Lernens (vor allem Denkweisen, Prozesse, Wertvorstellungen) dargestellt. Dadurch wird auch sichergestellt, dass die Inhalte sich nicht gegenüber der zum Fach gehörenden Glaubenserziehung verselbständigen. Hinweise auf Querbezüge zu anderen Fächern und auf fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgaben, erfolgen mit Hilfe der Abkürzungen, die auch in den Rahmenplänen verwendet werden. Sie sind näher erläutert, wo sie nicht ohne weiteres verständlich sind.

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4. Die Jahrgangstufen 11 bis 13

4.1 Die Jahrgangsstufe 11,I WEGE DER GOTTESBEGEGNUNG UND GOTTESOFFENBARUNG IN DER LEBENSWIRKLICHKEIT DER SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER

Didaktische-methodische Überlegungen

In diesem Jahrgang stehen ‘Gott‘ und ‚Mensch' thematisch im Mittelpunkt. Die Einstellungen junger Menschen zur Frage nach Gott reichen von Glaube, Offenheit und Nachdenklichkeit über Distanz und Skepsis bis hin zu Ratlosigkeit und Ablehnung. Indem sich die Schüler mit der Breite und Vielfalt des Fragens nach Gott und den Vorstellungen von Gott in verschiedenen Lebensbereichen auseinandersetzen, sollen sie ihren Fragehorizont erweitern und ihre Vorstellungen klären. Dabei können sie Zusammenhänge zwischen individueller Biographie oder geschichtlichen Situationen und der Ausprägung von Glaubensweisen und Gottesvorstellungen wahrnehmen und offen werden für eine erneute, intensivere Beschäftigung mit der christlichen Gotteserkenntnis. Eine eindringende Erarbeitung verlangt nicht nur die Beschäftigung mit biblischen Zeugnissen und kirchlicher Lehre, sondern auch die ausdrückliche Berücksichtigung jener Vorstellungen, die Schüler aus ihren eigenen Erfahrungen und ihrem eigenen Nachdenken mitbringen. Ebenso wichtig ist die Auseinandersetzung mit philosophischen und humanwissenschaftlichen Erkenntnissen bzw. Positionen, in deren Einflußbereich sich die Schüler mehr oder weniger bewußt doch tatsächlich befinden. Ohne eine solche Beziehung der christlichen Wahrheit auf das Denken der Schüler und auf das allgemeine Denken der Zeit ginge der Zusammenhang des Glaubens mit dem Persönlichen und dem gesellschaftlichen Leben verloren.Das Nacheinander der Themen ‘Gott" und „ Mensch" muß keineswegs die Unterrichtsdurchführung festlegen; es ist gut denkbar, den inneren Zusammenhang im Verständnis Gottes und des Menschen zum Ausdruck zu bringen. Das trinitarische Gottesverständnis fügt sich nicht in ein auch bei Schülern verbreitetes positivistisches Wirklichkeitsverständnis. Die Schüler sollen wahrnehmen, dass schon die biblische Gottesverkündigung durch Moses, die Propheten, Jesus und seine Apostel die Menschen aus dem herausgerufen hat, was ihrem Leben und Denken selbstverständlich zu sein schien. Die Schüler sollen weiter entdecken, welche Herausforderung für ihr eigenes Leben in der Offenbarung Gottes des Dreieinigen beschlossen ist. Dabei geht es auch um ein Verständnis für die Frage, wie von Gott angemessen geredet werden kann. Endlich sollen die Schüler die - nicht auf den ,, Gottesdienst" beschränkte - Liturgie als den Ort erkennen, an dem Gottes Wirklichkeit aufscheint und in das menschliche Leben aufgenommen wird.

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Gottesglaube in der Lebenswirklichkeit der Schüler

a Situationen und Orte, an denen ,Gott" eine Rolle spielt (D,Fs,Ku,G)

b Veränderungen des Gottesbildes während der eigenen Entwicklung; als förderlich erfahrene und als problematisch oder drückend empfundene Gottesvorstellungen

II. Philosophische, religionswissenschaftliche Aussagen zu Gott. Religionskritische Argumente gegen Gott und Kirche

a Verortungen Gottes im philosophischen Denken in Auswahl: Gott als ,,unbewegter Bewegner" bei Aristoteles;

der Gott der Gottesbeweise bei Anselm und Thomas: Gottesschau bei G. Palamas; der ferne Gott des Deismus; der nahe Gott im Pantheismus bei Spinoza oder Goethe; Gott als moralisches Postulat bei Kant; Gott als absoluter

Geist bei Hegel; Gott als Chiffre der Transzendenz bei Jaspers; Gott als Synonym für Zufall .

b Gott in der Geschichte der Naturreligionen, im Polytheis-mus, in Hochreligionen; (Gottesvorstellung und entsprechende Lebenseinstellungen und – Haltungen)

III. Gottesbegegnung und Glaubenserfahrungen in der Bibel.

a Wahrnehmungen Gottes im Alten Testament: der Gott des Bundes (Ex.3;20,), der Rettung (aus dem babylonischen Exil), des Gerichts und der Gnade (bei den Propheten)

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b Wahrnehmungen Gottes im Neuen Testament: Gott in Wort und Wirken Jesu;, Abschnitte zu Passion und Ostern,

c Charakteristische Merkmale biblischer Gotteserkenntnis: Erfahrungen mit dem fernen und dem nahen Gott, mit Befreiungen, Herausforderung zu neuem Leben, mit der Unterscheidung von anderen ,,Göttern". Erkenntnis des dreieinigen Gottes: der Weg vom Glauben an den auferstandenen Herrn zu den Erkenntnissen der Trinität und der Inkarnation in den altkirchlichen Symbolen. Der Gehalt der Trinitätslehre: die Monarchie des Vaters als Ursprung der Zeugung des Sohnes und des Hervorgehens des Geistes (dazu Gründe für die Ablehnung des westlichen ,,Filioque"); die innentrinitarische Liebe (1Joh.4,16) als Quelle liebender Zuwendung zu Schöpfung und Mensch. Die Vergegenwärtigung des Geheimnisses der Dreieinigkeit in der Feier der Liturgie, im Sakrament, im Gebet (Doxologie).

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4.2 Die Jahrgangsstufe 11,II DAS CHRISTENTUM IN DER MODERNEN WELT

Didaktisch-methodische Überlegungen

Die Schüler erfahren täglich, dass Gott im Alltagsleben der Moderne offenbar nicht notwendig ist. Dies stellt eine starke Herausforderung an den Glauben dar. Die Schüler sollen erkennen, dass die Auseinandersetzung mit Atheismus und Religionskritik zur Bewährung eines lebendigen Glaubens notwendig ist. Sie sollen bereit und fähig werden, aus orthodoxer Sicht zu Einwänden gegen den christlichen Glauben Stellung zu nehmen, sowie Verständnis dafür gewinnen, dass und wie im Glauben an Gott die Menschlichkeit des Menschen zu sich kommt.Auch wenn sich die Schüler der Prinzipien der Aufklärung oft nicht ausdrücklich bewußt sind, bestimmen doch rationale Erklärungsmuster und technische Weltbewältigung oft wie selbstverständlich ihr Denken und Verhalten. Indem sie sich mit ausgewählten Bereichen beschäftigen, sollen die Schüler ein Verständnis für die geistige Situation gewinnen, in der sie leben. Dabei kommt den Konsequenzen aufklärerischen Denkens für die öffentliche Stellung wie für die persönliche Geltung von Religion bzw. Glaube besonderes Gewicht zu. Die Schüler sollen ein Gespür für die Ambivalenzen des 'Fortschritts' entwickeln und Einsicht in Möglichkeiten einer sinnvollen Zuordnung von Glaube, Vernunft und wissenschaftlichem Denken gewinnen. So können sie auch eine eigene Kompetenz erlangen, einander widerstreitende Deutungs- und Geltungsansprüche zu beurteilen.

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Grundzüge des Programms der Aufklärung im 18Jh. (G11, D11, G, Sk11, WR, Nw)

a ‘Vernunftgemäße' Erklärung, Gestaltung der Welt bis hin zum ,,Rationalismus, Autonomie des Individuums gegenüber Autoritäten, Forderung nach Humanität und Toleranz gegenüber Religionsstreitigkeiten und Aberglaube (z.B. Hexenwahn).

b ‘Vernünftige' bzw. natürliche Religion mit der Wendung gegen ,,Offenbarung" im Horizont historisch-kritischer Forschung.

II. Grundkräfte neuzeitlicher Welterklärung und Lebensgestaltung im Gefolge der Aufklärung

a ‘Positivistisches' Wirklichkeitsverständnis im 19. und 20. Jahrhundert (NW).

b Orientierung an der ,,Machbarkeit" im Geist eines unbeschränkten Fortschrittsglaubens (WR, P).

c Ambivalente bzw. problematische Folgen technischer Weltbewältigung (MT).

III. Konflikte / Wechselwirkungen zwischenGlauben und neuzeitlichem Denken

a Leugnung von ‘Offenbarung’ und transzendentem (religiösem) Agnostizismus oder Atheismus-Rückzug des Glaubens in den privaten Bereich oder Versuch, sich an moderne Strömungen anzupassen.

b Möglichkeiten, im Streit um die Wirklichkeit zwischen Glaube, Vernunft und Wissenschaft Lösungen zu finden.

c Modelle des Verhältnisses von Religion und Vernunft bzw. Wissenschaft (Konkurrenz, Neutralität, Komplementarität, Kooperation) (W).

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4.3 Die Jahrgangsstufe 12,I DIE ORTHODOXE KIRCHE ALS EUCHARISTISCHE GEMEINSCHAFT

Didaktische-methodische Überlegungen

Schüler dieses Alters bringen Wissen und Vorstellungen über ihre Orthodoxie bereits mit. Sie sollen sich nunmehr einen Überblick darüber verschaffen, welche Vielfalt orthodoxen Lebens aus den ‚Quellen' gewachsen ist und wächst. Vor allem geht es darum, dass sie sich den inneren Zusammenhang der unterschiedlichen Lebensäußerungen bewußt machen und dass sie wahrnehmen, wie der Glaube nicht auf eine besondere religiöse Sphäre beschränkt ist, sondern das gesamte Leben durchdringt. Der Glaube der Kirche lebt von Erfahrungen der Gemeinschaft - sowohl in der Gemeinde der Zeitgenossen als auch in der Gemeinschaft der Generationen, seit dem Beginn der christlichen Kirche. Die Schüler sollen wahrnehmen, dass die Quellen orthodoxen Lebens sich zwar unterscheiden, aber aufeinander angewiesen sind und einander durchwirken. Dementsprechend gilt es, exegetische Arbeit an Bibeltexten als Chance zu entdecken, Gottes Stimme deutlicher zu vernehmen, die Lehrentscheidungen der großen Konzilien als bleibende Herausforderung an den Glauben zu verstehen und die Liturgie als ein den Gottesdienst im engeren Sinn weit übergreifendes orthodoxes Lebensprinzip anzuerkennen. Dabei kann auch eine Ahnung davon zustande kommen, wie sich die innerthnitahsche Bewegung der drei göttlichen Personen in der Geschichte und im Leben der Kirche sowie in den Erfahrungen der Gläubigen widerspiegelt.

Die Ikone ist von zentraler Bedeutung für die orthodoxe Frömmigkeit und Theologie. Deshalb sollen die Schüler mit der Vielfalt der orthodoxen Bildersprache vertraut werden, sich mit der Begründung der Ikonentheologie auseinandersetzen sowie Verständnis und Offenheit für die den Gottesdienst und das persönliche Leben umgreifende liturgische Bedeutung der Ikonen Verehrung gewinnen. Darüber hinaus sollen sie fähig werden, Sinn und Gehalt der Ikonenverehrung gegenüber Vorbehalten und Einwänden aus westlichen Traditionen zu vertreten, die den Glauben ganz aus dem Hören hervorgehen sehen.

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Liturgie als Ort der Erfahrung des gegenwärtigen Christus und als Dienst der Welt

a Die eucharistische Versammlung als der Ort, an dem die Glieder des mystischen Leibes Christi untereinander und mit Gott verbunden werden.

b Die Eucharistie als Mysteriendrama, in dem die Heilsökonomie mit der Doxologie beantwortet wird.

c Die soziale Dimension der Liturgie. d Der Unterschied zwischen bloßer Sozialarbeit und

kirchlichem Dienst am Menschen im Anschluß an die dreifache Wirkung von Jesu Heilungen als leibliche Gesundung, soziale Wiederintegration und geistliche Erneuerung (,,Vergebung"); (Mk 2,1-12; Lk 17,11-19; Joh 8,3-1).

II. Differenzierung der Ämter und Dienste

a Die Weihehierarchie mit den jeweils besonderen Aufgaben der einzelnen Beauftragten; die Weihehandlungen als spezifischer Ausdruck der jeweiligen Aufgaben; Bindung der Beauftragten an eine bestimmte Gemeinschaft

b Beichte und Sündenvergebung als heilender Dienst der Kirche am Menschen.

c Die Taufe als Eingliederung in die Kirche und als ,Weihe' zum Dienst innerhalb der Gliederung des Volkes Gottes - ,königliche Priesterschaft'.

III. Die Bibel als Wort Gottes im Mund von Menschen

a Altes und Neues Testament: die jüdischen Wurzeln der Kirche in der Beziehung biblischer Verheißungen auf Christus (Röm.11).

b Zugänge und Auslegungswege zur Bibel anhand auszuwählender biblischer Texte. Gebet und Heiliger Geist als ,Klammer' geistlichen Verstehens der Bibel; Christus als ,Mitte der Schrift’‘.

c Eine der großen Traditionen wie „Exodus“, 25

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“Vätergeschichten“, „Hiob“, neutestamentliche Aufnahmen oder Spiegelungen der gewählten Tradition.

IV. Die Ikone-Offenbarung des Unsichtbaren im Sichtbaren (Ku, MB)

a Der Bilderstreit im 8./9. Jahrhundert, vor allem der Streit um das Bilderverbot im Dekalog sowie um die Materialität des Heiligen

b Teilhabe des Bildes an der Menschheit Christi und dadurch auch an seiner, ungetrennten Gottheit (Chalcedonense);

c Die Notwendigkeit einer Weihe des Herstellungsvorgangs und der fertigen Bilder; die Bedeutung fester und doch im Ausdruck variabler Gestaltungsregeln, wie die zweidimensionale Flächigkeit, die von Naturalismus wie Idealismus freie religiös-geistige Schönheit der Bilder

d Das Bildprogramm der Ikonostase als theologischer Gehalt der Eucharistie, als Repräsentation der Heilsgeschichte bzw. des Herabkommens des Himmels auf die Erde, als Vorwegnahme der Parusie Christi.

e Das Bild mit seinen Gestalten als Zugang zur göttlichen Wirklichkeit, der allein Anbetung zukommt; der Sinn konkreter Zeichen der Verehrung in Gestalt von Kuß, Verneigung, Bekreuzigung.

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4.4 Die Jahrgangsstufe 12,IIORTHODOXIE UND ÖKUMENE

Didaktische-methodische Überlegungen

Das Leben der Kirche braucht auch verläßliche Ordnungen. Die Schüler sollen Verständnis für die mehr geistlich als rechtlich geprägten organischen Zusammenhänge von Orts- und Gesamtkirche sowie von Amt, Charisma und Dienst gewinnen. Die Schüler leben in der Diaspora inmitten anderer Kirchen. Sie sollen von ihrem orthodoxe Kirchenverständnis her fähig und bereit werden. Möglichkeiten des Zusammenlebens mit anderen Kirchen zu erkunden und solches Zusammenleben sowohl selbstbewußt als auch in Achtung vor dem Glauben der anderen zu praktizieren

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Die Katholizität der Kirche (EU) a Die in der göttlichen Trinität gründende Liebe als Seinsprinzip der Kirche.

b Die Kirche als Völker- und Zeiten- umfassende universale Gemeinschaft der Heiligen; die Bedeutung der apostolischen Sukzession für die Einheit der Kirche.

c Die Erfahrungen der Gemeinschaft der Gläubigen als Grund der Glaubenseinheit; kirchliches Selbstverständnis aufgrund einer lebendigen Integration von Dogma und Tradition.

II. Gemeinschaft autokephaler Ortskirchen Kirche und Nation

a Die Autokephalie als Ausdruck der Katholizität der Ortskirche.

b Das Prinzip der Synodalität; Beispiele für die Gefahr, Autokephalie mit Nationalismus zu verwechseln.

c Orthodoxe Identität in der Einheit des liturgischen Vollzugs; Beheimatung des Glaubens durch Verwendung der Volkssprache im Gottesdienst.

d Staatskirchentum als Gefährdung kirchlich-geistlicherautonomie (G, EU).

III. Orthodoxie und christliche Schwesterkirchen

a ,,Dialog der Wahrheit und der Liebe" zwischen der orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche.

b Die Mitgliedschaft der Orthodoxie im ÖRK.c Beispiele für die Zusammenarbeit in Fragen des Glaubens

und des Lebens .

IV. Der Auftrag der Kirche zur Einheit der Christenheit

a Streben nach Einheit in Vielfalt (,,versöhnte Verschiedenheit").

b Der universale Ansatz orthodoxer Theologie als Angebot an andere Kirchen; das ortskirchliche Prinzip als Muster für den ökumenischen Dialog in der Achtung vor unterschiedlichen Traditionen.

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4.5 Die Jahrgangsstufe 13,IRÄTSEL ‘MENSCH ’(DIE GÖTTLICHE ÖKONOMIE-PHILANTHROPIE)

Didaktische-methodische Überlegungen

Schüler werden nicht zuletzt durch die Schule selbst im Geist neuzeitlicher, empihstisch orientierter Wissenschaftlichkeit erzogen und beziehen ihr Wirklichkeits-, oft auch ihr Wahrheitsverständnis aus dem Blickwinkel und den Erlebnissen der Fachwissenschaften; dabei geraten Glaubensaussagen leicht in den Verdacht unwirklicher Spekulationen. Die Schüler sollen sich mit Aussagen der Humanwissenschaften zum Verständnis des Menschen auseinandersetzen und in einen kritischen Dialog aus orthodoxer Perspektive eintreten. Dabei sollen sie Grenzen fach-wissenschaftlicher Aussagen ins Blick auf ein Gesamverständnis von Welt und Mensch erkennen, aber auch zur Einsicht gelangen, dass für ein wirklichkeitsgemäßes, umfassendes Verständnis des Menschen das Gespräch zwischen allen Beteiligten notwendig ist.

Zur Klärung und zur Orientierung sollen die Schüler entdecken, wie unterschiedliche methodische Zugänge zu anthropologischen Fragen auch zu unterschiedlichen, in ihrer Geltung jeweils beschränkten Ergebnissen führen müssen. In der Beschäftigung mit der grundlegenden Erfahrung von Freiheit und Gebundenheit, können sie der Frage nach ihrem eigenen Menschsein nachgehen und dabei wahrnehmen, dass die unterschiedlichen Perspektiven anthropologischer Erkenntnis einander zur Ergänzung brauchen.

In der Beschäftigung mit alt- und neutestamentlichen Texten sollen die Schüler die Vielfalt und den inneren Zusammenhang biblischer Einsichten zum Menschen kennen lernen. In theologischer Besinnung auf das trinitarische Handeln Gottes am Menschen gemäß orthodoxer Lehre und Praxis sollen sie offen werden für die Wahrheit, die sich auch ihrem eigenen Leben erschließen will. Dabei können sie Einsicht in das Verständnis einer Freiheit gewinnen, die nicht auf Kosten anderer leben muß.

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Humanwissenschaftliche Aussagen zum Verständnis des Menschen und der Dialog zwischen Theologie und anderen Wissenschaften

a Forschungsergebnisse aus Wissenschaften wie Psychologie, Biologie oder Soziologie, insbesondere zum Fragenkreis, Freiheit und Gebundenheit (B,Sk,Ml).

b Beobachtungen zu Voraussetzungen, Methoden, Zielen der jeweiligen Wissenschaft, insbesondere zum darin wirksamen Wirklichkeitsverständnis (W).

c Voraussetzungen, Argumentationsweisen, Ziele orthodoxen theologischen Denkens; Gründe für Verständigungsschwierigkeiten mit anderen Wissenschaften.

d Primäre, existentielle Erfahrungen des Menschen mit sich selbst, mit anderen Menschen, mit Welt und Schicksal als Basis für Fragen nach dem Sinn und als Basis für Grundeinstellungen und Haltungen;

e Versuche, wissenschaftliche Ergebnisse und Glaubenseinsichten beim Verständnis des Menschen zusammenzusinken, besonders im Blick auf ‘Freiheit und Gebundenheit'.

II. Biblische Einsichten zum Menschen. Die göttliche Philanthropie.

Das Drama" des Heilshandelns Gottes: Erschaffung des Menschen nach dem Bild Gottes, bestimmt zur Ähnlichkeit Gottes; Sünde als Ablehnung der Gemeinschaft mit Gott; Verlust der Gottesähnlichkeit, aber bleibende Gottebenbildlichkeit; Erlösung durch Gottes Liebesverweis im Kreuz des Sohnes als Zeichen der Hoffnung und der Erneuerung des Menschen (vgl. die Auferstehungsikone als Darstellung der erlösenden Hadesfahrt!); Aufnahme von Schöpfung und Mensch aus ihrer Dunkelheit in die göttliche Liebe

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ΙII. Die Vergöttlichung des Menschen

a Durch die Kirche zukommende ,,Energie" Gottes im Heiligen Geist als je persönliche Neuschaffung aus ,,Individuen" zu vollgültigen, kraft Gottes Liebe den Anderen zugewandten Menschen

b Auswirkungen des Geistempfangs: die Vergöttlichung des Menschen - nicht zum Gott, doch zur wiedererlangten Teilhabe an der Göttlichkeit; ,Synergie" mit Gott kraft göttlicher Gnade als Zeichen der gottgewollten Freiheit des Menschen; Gemeinschaftsbezogenheit des erneuerten Menschen

c Das Verständnis des Menschen als Ikone Gottes, insbesondere der Heiligen als Bildern und Vorbildern der Vergöttlichung.

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IV.6Die Jahrgangsstufe 13.II:ORTHODOXES ETHOS

Didaktische-methodische Überlegungen

Die Frage nach dem richtigen und guten Handeln richtet den Blick auf die Welt mit ihren vielfältigen Problemen des Zusammenlebens. Doch hängt rechtes Handeln eng mit den erarbeiteten theologischen und anthropologischen Einsichten zusammen. Die Schüler sollen Verständnis für diese Zusammenhänge zwischen der Situation des Menschen, dem Glauben an Gott und sittlichem Handeln gewinnen und sollen wahrnehmen, wie göttliche Philanthropie das geistliche Leben des Menschen auch in die Mitverantwortung für Gottes Welt führt. Anhand zweier ausführlich zu bearbeitender ethischer Problemfelder sollen die Schüler erkennen, wie ethische Verantwortung im Geist christlichen Glaubens wahrgenommen werden kann. Dabei sollen sie sich der Bedeutung sowohl individuellpersönlicher Überzeugungen und Verhaltensweisen als auch gesamtgesellschaftlicher Verhältnisse, Prozesse und Anforderungen - bewußt werden. Dazu ist es notwendig, nicht nur spezifisch christliche Begründungen und Motive wahrzunehmen, sondern sich auch mit den Ansätzen und Überzeugungen anderer auseinanderzusetzen sowie Einsichten aus human- und naturwissenschaftlicher Arbeit aufzunehmen. Auf diese Weise können die Schüler fähig und bereit zu einer von Gewissen und Verantwortung geprägten Lebensführung werden.

Verbindliche Unterrichtsinhalte Stichworte

I. Die ethische Situation des Menschen

a Möglichkeit und Notwendigkeit der Unterscheidung von Gut und Böse, von Richtig und Falsch; persönliche Erfahrungen mit gutem und mit bösem Willen, mit Gelingen und Versagen; Freiheit als Voraussetzung sittlichen Handelns.

b Ebenen sittlichen Verhaltens: Alltagsmoral - bewußte Entscheidungen in Konflikten - extreme Situationen und Herausforderungen (mit Beispielen); politische Verantwortung des Christen als Bürger einer demokratischen Gesellschaft.

II. Der ethische Sinn der Kanonischen Ordnung

Kirchliche Kanones als Weisung für christliches Leben; die Begründung von Akribie und von Ökonomie in der Nachahmung der göttlichen Heilsökonomie; die kirchliche Ökonomie als seelsorgerliche Vermittlung der göttlichen Philanthropie in den konkreten Wechselfallen des Lebens, als Befreiung von gesetzlicher Kanonistik.

III. Das Christliche in der Ethik Kriterien christlicher Mitverantwortung für Mensch und Welt: personales, nicht objektivistisch bestimmtes Handeln; kosmische Dimension der Schöpfung; eschatologische Dimension als Begrenzung menschlicher Möglichkeiten wider einen Perfektionswahn; Nähe und Distanz christlicher Ethik zu zwei auszuwählenden ethischen Ansätzen: Eudämonismus, Naturrechtsethik, Utilitarismus, Pflichtethik, Wertethik, Verantwortungsethik .

IV. Ethische Problemfelder Felder der Lebensgestaltung im persönlichen sowie im sozialen oder politischen Bereich z. B. Sexualität Ehe Familie, Wahrheit und Lüge, Arbeit und Wirtschaft, Gestaltung des politischen Bereichs, Information und Medien, Fälle aus der medizinischen Ethik, die Welt des (gefährdeten) Natürlichen

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V. Schritte der Wahrnehmung ethischer Verantwortung

a Gewissenhafte Sachanalyse der anstehenden Probleme; Abschätzung der Folgen des Handelns; Entscheidung zwischen Handlungsalternativen; Aufmerksamkeit auf die Einsichten und Beiträge anderer, Kooperationsbereitschaft, Fähigkeit und Bereitschaft, die eigenen Interessen zurückzunehmen und die Interessen anderer zu vertreten.

b Interpretation der Situation und der Probleme auf ihre Bedeutung in der Sicht christlichen Glaubens hin; Bereitschaft zum Eingeständnis schuldhaften Verhaltens und zur Vergebung; Mut und Energie, aus christlicher Hoffnung das Notwendige auch gegen Widerstände zu tun.

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5. Abschlussprofil am Ende der Qualifikationsphase 13.I und 13.II

13.I Das insbesondere in der Jahrgangsstufe 11 erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten bilden die Grundlage für die Unterrichtsinhalte in der Qualifikationsphase. Das Abschlußprofil 13.I ergibt sich aus den Unterrichtsinhalten in den Kurshalbjahren 12,I bis 13,I und den auf der Grundlage des Schulcurriculums im Rahmen der pädagogischen Entscheidungsfreiheit darüber hinaus einbezogenen weiteren Schwerpunkten. Diese Vorgaben sind die Grundlagen für die Wahl vom griechisch-orthodoxen Religionsunterricht als schriftliches Abiturprüfungsfach.

13.IIAm Ende der Qualifikationsphase (13.II) ergibt sich der Kenntnisstand aus dem Abschlußprofil 13.I sowie den für den Unterricht in 13.II vorgegebenen verbindlichen und ggf. gewählten Schwerpunkten.

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