rund um den 2 3 Seespiegel Nr - IGKB · rund um den Bodensee Seespiegel Nr. 17 06/03 Hochwasser...

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Informationen rund um den Bodensee Seespiegel Nr . 17 06/03 Hochwasser macht Schilfgürtel zu schaffen Das extreme Hochwasser an Pfings - ten 1999 hat die Schilfflächen am Bodensee stark dezimiert. Dies ist eines der wichtigsten Ergebnisse eines umfassenden Schilfprojekts, das nun abgeschlossen wurde. Die Auswertung von Luftbildern brach- te es an den Tag: Allein am baden- württembergischen Ufer sind 1999 durch das Pfingsthochwasser 30 Hektar Schilf abgestorben. Bezogen auf die ehemals 124 Hektar großen Bestände entspricht dies einem Rückgang um 24 Prozent, und, was nicht weniger be- denklich ist, einer Verlagerung der see- seitigen Schilfgrenze zum Land hin, an einigen Stellen um bis zu sieben Meter. Während sich die höher aus dem Was- ser ragenden Schilfflächen in den bei- den Folgejahren wieder erholen konn- ten, sind die tiefer gelegenen Bestände vermutlich auf mehrere Jahre hinaus ge- schädigt. Das zeigte bereits das starke Hochwasser 1965: die damals noch grö- ßeren abgestorbenen Flächen sind teil- weise bis heute nicht nachgewachsen. Schilf, eine Landpflanze Doch warum wird Schilf, immer- hin eine an Wasser angepasste Pflan- ze, durch Hochwasser so stark geschä- digt? Die Antwort lautet schlicht: Schilf ist eigentlich eine Landpflanze, und wenn der Wasserspiegel im Früh- jahr zu schnell steigt, ertrinken die jungen Triebe förmlich. Am Bodensee, der sich im Frühjahr und Frühsommer durch Regen und Schneeschmelze nach dem winterlichen Niedrigwas- serstand wieder füllt, artet das Schilf- wachstum regelmäßig in eine Art Wettkampf aus: Die jungen Halme müssen schneller wachsen als der Seespiegel steigt. Sind sie länger als etwa zwei Wochen überstaut, gehen den Wurzeln die Reserven aus und die Pflanze stirbt ab. Treibgut wird zum Verhängnis Neben dem Hochwasser gibt es al- lerdings noch weitere Gründe für den Rückgang der Röhrichtflächen am Bo- denseeufer. Neben dem Befall durch – 1 Bedrohter Schilfgürtel Foto: Stuhler Schilfkäfer sowie dem negativen Ein- fluss von Mauern und anderen unna- türlichen Uferverbauungen, sie verur- sachen ungewöhnlich starke Wellen, wird den Schilfhalmen vor allem Treibgut zum Verhängnis. Dies haben Wissenschaftler der Universitäten Ho- henheim und Konstanz im Rahmen des gemeinsamen Schilfprojekts fest- gestellt. Allerdings haben sich die Pflanzen innerhalb von ein bis zwei Jahren von der „Treibholz-Attacke“ wieder ganz gut erholt. Projektleiter Klaus Schmieder weist allerdings, sozusagen als Fazit der Un- tersuchungen, auf einen Aspekt hin, der ziemlich nachdenklich stimmt: „Das extreme Hochwasser von 1999 kann als Vorbote für die Auswirkungen der Klimaveränderungen gesehen werden, die den Bestand der Uferröh- richte am Bodensee langfristig dezi- mieren kann.“ Umso wichtiger ist es, dass die Wissenschaftler nun in einem neuen Projekt eine Methode entwickeln, mit der sich die Schilfflächen in regelmä- ßigen Abständen automatisiert – und damit kostengünstiger als bisher – vom Flugzeug aus erfassen lassen.

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Seespiegel Nr. 1706/2003

ImpressumHerausgeber:Internationale Gewässer schutzkommission für den Bodensee (IGKB)www.igkb.org

Redaktion:Bruno BlattnerMinisterium für Umwelt und Verkehr Baden-WürttembergD-70182 StuttgartTel.: 0049711 / 126 15 33

Marco SacchettiAmt für Umwelt des Kantons ThurgauCH-8510 FrauenfeldTel.: 004152 / 724 24 32

Klaus ZintzD-70619 Stuttgart

Gesamtherstellung:, Stuttgart

ISSN 1025-5044

Zu beziehen:Deutschland:Landesanstalt für Umweltschutz Baden-WürttembergInstitut für SeenforschungArgenweg 50/1, D-88085 LangenargenTel.: 0049+7543 / 304 0Fax: 0049+7543 / 304 299www.lfu.baden-wuerttemberg.de/lfu/abt4/isf/

Bayerisches Landesamt für WasserwirtschaftLazarettstrasse 67, D-80636 MünchenTel.: 0049+89 / 9214-1335Fax: 0049+89 / 9214-1692www.bayern.de/lfw

Österreich:Amt der Vorarlberger LandesregierungRömerstrasse 15, A-6901 BregenzTel.: 0043+5574 / 511 27 405Fax: 0043+5574 / 511 27 495www.vorarlberg.at

Schweiz:Amt für Umweltschutz des Kantons St. GallenLämmlisbrunnenstrasse 54CH-9001 St. GallenTel.: 0041+71 / 229 30 88Fax: 0041+71 / 229 39 64www.afu.sg.ch

Departement für Bau und Umweltdes Kantons ThurgauVerwaltungsgebäudeCH 8501 FrauenfeldTel.: 0041+52 / 724 24 32Fax: 0041+52 / 724 28 48www.afutg.ch

Fürstentum Liechtenstein:Amt für UmweltschutzPostgebäudeFL-9490 VaduzTel.: 00423 / 236 61 90Fax: 00423 / 236 61 99

Forschungsschiff auf Kiel gelegtNach vielen Jahren der Planung undVorbereitung war es im April endlichso weit: „Für die Mitarbeiter des Insti -tuts für Seenforschung am Bodenseegeht mit der Kiellegung des neuenForschungsschiffes ein lang gehegterWunsch seiner Erfüllung entgegen.“Der baden-württembergische Umwelt-und Verkehrsminister Ulrich Müllersprach mit diesen Worten vor allem je -nen Seen forschern aus dem Herzen,die bei Wind und Wetter aufs Schwä -bische Meer fahren müssen, um Mes -sungen durchzuführen.

In Zukunft wird das neue For -schungs schiff, im Gegensatz zum tech - nisch veralteten Vorgängermodell, der„Au gust Thiene mann“, auch bei See -gang mit meterhohen Wellen und biszu acht Windstärken voll funktions-tüchtig sein.

EditorialIn den vergangenen beiden Jahrenhat Baden-Württemberg den organi-satorische Vorsitz der IGKB innege-habt. In dieser Zeit war es eine derwichtigsten Aufgaben der IGKB, ihreInteressen und Erfahrungen sowie ih -re bisherigen Arbeitsergebnisse in diezur Umsetzung der neuen Was ser -rahmenrichtlinie der Eu ropäischenUnion gegründeten internationalenKo operation in die Bearbeitungs ge -biete Alpenrhein/Bodensee einzu-bringen. Von vornherein war klar,dass die neuen ökologischen Anfor -derungen an das Management vonstehenden und fließenden Gewäs -sern für die entsprechenden Fachver -waltungen eine große Herausfor de -rung darstellen würden. Und zwarvor allem auch deshalb, weil sie beiländerübergreifenden Gewässern wiedem Boden see eine zwischenstaatli-che Abspra che und internationalesHan deln erfordern. Allerdings hatsich in den vergangenen beiden Jah -ren ge zeigt, dass gerade am Boden -see mit seiner langjährigen intensi-ven Zu sammen arbeit zwischen denAnlie ger staaten die Umsetzung derWas serrahmen richtlinie geradezumo dell haft funktionieren wird.

So erfreulich diese nun europa-weit erforderliche Zusam menarbeitim Gewässerschutz auch ist, so zeig-ten sich in den vergangenen beidenJahren auch neue Gefah ren. Hier istinsbesondere der Ufer schutz zu nen-nen, der nach wie vor ein Sorgen -kind der IGKB ist. Wie sowohl die imvergangenen Jahr vorgestellte Ufer -studie als auch die jüngst ab ge -schlossene Schilfstudie zeigen, be - steht hier für die Zukunft noch ein er -heblicher Handlungs be darf. So stel -len die Uferverbauun gen wie auchder Rückgang der Röhricht ge bietenach dem massiven Pfingst hoch was -ser 1999 für den Bodensee eine ernst

zu nehmende Gefährdung dar, derdie IGKB mit aller Macht entgegensteuern muss.

Das besonders traurige Ereignis2002, der Zusam men stoß einesFracht flug zeugs mit einer bakhiri-schen Passa giermaschi ne bei Über-lingen mit vie len Jugendlichen anBord, kostete nicht nur vielen Men -schen das Le ben, es zeigte auch ein-drücklich die Gefah ren auf, die sichbei einem Un fall für den See ergebenkönnen. Es war Glück im Unglück,dass keine Trüm merteile oder gargrößere Men gen Flugbenzin in denSee gefallen sind. Doch selbst wenndieses passiert wä re – die IGKB hatfür solche Unfälle vorgesorgt undNotfallpläne ausgearbeitet.

Ab 1. Juli geht der IGKB-Vorsitznun an die Schweiz über. Ich wün-sche dem neuen Vorsitzenden PeterMichel vom Bundesamt für Umwelt,Wald und Landschaft in Bern vielErfolg und der IGKB auch weiterhindas Durchsetzungsvermögen, das siebraucht, um die Interessen des Bo -densees zu wahren und die in vieler-lei Hinsicht wertvolle Ressour ce Seenachhaltig zu schützen.

Peter Fuhrmann

Bodensee-Daten

Seebecken:bestehend aus Obersee und UnterseeMeereshöhe ü. NN: 395 m

Oberfläche gesamt: 571 km2

Obersee: 500 km2

Untersee: 71 km2

tiefste Stelle: 254 mRauminhalt: 48 km3

Uferlänge: 273 kmgrößte Länge: 63 kmgrößte Breite: 14 km

Gebaut wird das neue, 2,4 Millio -nen Euro teure Schiff des Instituts fürSeenforschung von der Bodan-Werftin Kressbronn (Boden seekreis). Nacheiner europaweiten Ausschrei bunghatte sich die einheimische Schiff -schmiede als günstigster Anbie terdurchgesetzt. Für den Bau des Schiffs -kör pers ist etwa ein halbes Jahr veran-schlagt. Da nach erfolgt der Ein bau

Uferlängen:in km in %

insgesamt 273 100Baden-Württemberg 155 57Bayern 18 7Österreich 28 10Schweiz 72 26

DEUTSCHLAND

ÖSTERREICH

SCHWEIZ

Zuflüsse:Einzugsgebiet des Bodensees:11 500 km2

mittlere jährliche Wasserführung:insgesamt ca. 370 m3/Sekunde

Alpenrhein➋ Dornbirnerach➌ Bregenzerach➍ Leiblach➎ Argen➏ Schussen➐ Rotach➑ Seefelder Aach➒ Stockacher Aach➓ Radolfzeller Aach

Alter Rhein

SeelexikonPlankton

Die Formen sind schon toll, ja teilweise sogar bizarr: Wer einen Wassertropfenaus einem See unters Mikroskop legt, der wird von der Welt des Mikrokosmosbegeistert sein: sternförmige Kieselalgen, zackenförmig-kugelige Grünalgen,kompakte Wasserflöhe, wuselige Geißeltierchen, urige Moostierchen, um nureinige Beispiele zu nennen. Wobei es natürlich in den Regel nicht genügt, dasWasser einfach mit einer Pipette auf den Objektträger zu tropfen. Bei einem so sauberen See wie dem Bodensee muss man schon die Plankton -probe aufkonzentrieren, etwa mit Hilfe eines Planktonnetzes. Dann aber gibtes meist viel zu sehen, wobei allerdings die Artenzusammensetzung je nachJahreszeit und See stark schwanken kann. Für die Seenkundler ist dieseZusammensetzung ein wichtiges Indiz für die Güte des Sees und für seinenReichtum an Fischnährtieren. Deshalb werden auch am Bodensee routine -mäßig die Entwicklung der mikroskopisch kleinen Algen (Phytoplankton)sowie der tierischen Kleinlebewesen (Zooplankton) erfasst.

Informationenrund um den Bodensee

Seespiegel Nr. 17 06/03

Hochwasser macht Schilfgürtel zu schaffenDas extreme Hochwasser an Pfings -ten 1999 hat die Schilfflächen amBodensee stark dezimiert. Dies isteines der wichtigsten Ergebnisse einesumfassenden Schilfprojekts, das nunabgeschlossen wurde.

Die Auswertung von Luftbildern brach -te es an den Tag: Allein am baden-württembergischen Ufer sind 1999durch das Pfingsthochwasser 30 Hek tarSchilf abgestorben. Bezogen auf dieehemals 124 Hektar großen Be ständeentspricht dies einem Rück gang um 24Prozent, und, was nicht weniger be -denklich ist, einer Ver la ge rung der see-seitigen Schilfgrenze zum Land hin, aneinigen Stellen um bis zu sieben Meter.Während sich die höher aus dem Was -ser ragenden Schilfflächen in den bei-den Folgejah ren wieder erholen konn-ten, sind die tiefer gelegenen Beständevermutlich auf mehrere Jahre hinaus ge - schädigt. Das zeigte bereits das starkeHoch wasser 1965: die damals noch grö -

ßeren abgestorbenen Flächen sind teil -weise bis heute nicht nachgewachsen.

Schilf, eine Landpflanze

Doch warum wird Schilf, immer-hin eine an Wasser angepasste Pflan -ze, durch Hochwasser so stark geschä -digt? Die Antwort lautet schlicht:Schilf ist eigentlich eine Landpflanze,und wenn der Wasserspiegel im Früh -jahr zu schnell steigt, ertrinken diejun gen Trie be förmlich. Am Bodensee,der sich im Frühjahr und Frühsommerdurch Regen und Schneeschmelzenach dem winterlichen Niedrig was -serstand wieder füllt, artet das Schilf -wachs tum regelmäßig in eine ArtWettkampf aus: Die jungen Halmemüs sen schneller wachsen als derSeespiegel steigt. Sind sie länger alsetwa zwei Wochen überstaut, gehenden Wurzeln die Reserven aus und diePflanze stirbt ab.

Treibgut wird zum Verhängnis

Neben dem Hochwasser gibt es al -ler dings noch weitere Gründe für denRückgang der Röhrichtflächen am Bo -denseeufer. Neben dem Befall durch

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www.seespiegel.de

Seespiegel Nr. 1706/2003

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Minister U. Müller (li) und Institutsleiter Dr. H. Müller (re) bei der Kiellegung Foto: Köhler

von speziellen Mess- und Unter -suchungs ein rich tun gen. Bereits vor-handene Gerät schaf ten der Vorgänger -schiffe, wie Einrich tun gen zur Probe -nahme, Messgeräte und eine fernge-steuerte Unterwasser kamera, werdendabei übernommen. Die Übergabedes einsatzbereiten Schiffes an dasSeenfor schungsinstitut soll noch indiesem Jahr im November erfolgen.

Bedrohter Schilfgürtel Foto: Stuhler

Schilfkäfer sowie dem negativen Ein -fluss von Mauern und anderen unna-türlichen Uferverbauungen, sie verur-sachen ungewöhnlich starke Wellen,wird den Schilfhalmen vor allemTreibgut zum Verhängnis. Dies habenWissen schaftler der Universi täten Ho -hen heim und Konstanz im Rahmendes gemeinsamen Schilfpro jekts fest-gestellt. Allerdings haben sich diePflan zen innerhalb von ein bis zweiJahren von der „Treibholz-Attacke“wieder ganz gut erholt.

Projektleiter Klaus Schmieder weistallerdings, sozusagen als Fazit der Un -tersuchungen, auf einen Aspekt hin,der ziemlich nachdenklich stimmt:„Das extreme Hochwasser von 1999kann als Vorbote für die Auswirkungender Klimaveränderungen gesehenwer den, die den Bestand der Ufer röh -richte am Bodensee langfristig dezi-mieren kann.“

Umso wichtiger ist es, dass dieWissenschaftler nun in einem neuenProjekt eine Methode entwickeln, mitder sich die Schilfflächen in regelmä-ßigen Abständen automatisiert – unddamit kostengünstiger als bisher –vom Flugzeug aus erfassen lassen.

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Gemeinsame euro pä ischeSeenforschung

Seenforschung im europäischen Ver -bund – das hat sich das Projekt „Euro -lakes“ auf die Fahnen geschrieben.Ziel ist es, Manage ment- und Über -wachungsstrategien für tiefe Seen undihre Einzugsgebiete zu verbessernund europaweit abzugleichen.

Zumindest auf den ersten Blick habensie nicht allzu viel gemeinsam: derBodensee, der Genfer See, der in denfranzösischen Alpen gelegene Lac duBourget sowie der schottische SeeLoch Lomond. Doch bei genauerBetrachtung stellt sich heraus, dassalle vier Seen recht tief und zudemwichtige Trinkwasserreservoire sind.Und dass die Seenfachleute, dieLimnologen, schon ziemlich viel überdie Vorgänge wissen, die in diesenGewässern ablaufen. Da lag es nahe,für ein groß angelegtes europäischesForschungsvorhaben eben diese Seenauszuwählen. Und so begann im Juli2000 das Projekt „Integriertes Wasser -ressourcen-Management für wichtigetiefe europäische Seen und ihre Ein -zugsgebiete“, kurz Eurolakes genannt.

Acht europäische Länder

Am Eurolakes-Verbund nehmen15 Forschungsinstitutionen aus achteuropäischen Ländern teil – Univer -sitätsinstitute, staatliche Forschungs -einrichtungen wie etwa das Institut fürSeenforschung sowie private Bera -tungsunternehmen wie beispielsweisedie in der Nähe von Hamburg ansässi-ge Firma Hydromod, die das Gesamt -projekt koordiniert. Gefördert wirddas rund fünf Millionen Euro teureVorhaben von der EuropäischenUnion mit knapp 2,8 Millionen Euro.Neben den vier genannten Seen sindim Hinblick auf verschiedene spezifi-sche Fragestellungen noch zwei wei-tere Stehgewässer an den Forschungs -verbund angegliedert: das Zegrzynski-Wasserreservoir, aus dem die polni-sche Hauptstadt Warschau ihr Trink -wasser bezieht sowie der finnischeSee Längelmävesi, der die Stadt Tam -pere versorgt.

Die beiden wichtigsten Aufgabendes Projekts sind zum einen, die

grundlegenden seenkundlichen Pro -zesse in diesen tiefen Seen besser ver-stehen zu lernen und zum anderen,aus diesen Erkenntnissen Vorschlägeabzuleiten für die effektive Kontrolleder Verschmutzung sowie ein verbes-sertes Langzeitmanagement. Außer -dem soll ein allgemein gültiges Mo -dell entwickelt werden, das sowohldie Wasserqualität eines Sees als auchdas Management des Einzugsgebietsim Hinblick auf die Auswirkungensich verändernder Rahmenbedingun -gen berücksichtigt. In dieses Modellsollen insbesondere die ParameterWasserzufluss, Land nutzung und Tou -rismus eingehen. Und schließlich wol-len die Forscher auch der Politik hilf-reich zur Seite stehen: mit Empfeh -lungen, die aus diesem Projekt abge-leitet wurden. Sie sollen es dem euro-päischen Gesetz geber sowie den fürdas Wasser management zuständigeneuropäischen Behörden erleichtern,allgemeine Richtlinien für den Schutzvon großen, der Trinkwasserversor -gung dienenden Seen zu erarbeiten.

Das Forschungsvorhaben bestehtaus 38 Teilprojekten. Da die Arbeiten

bis Ende des Jahres abgeschlossen seinmüssen, sind die meisten bereits be -endet – nur sieben „Arbeitspakete sindnoch aktiv“, wie es so schön im For -scherjargon heißt.

Breiter Forschungsansatz

Wie breit der Forschungsansatzdieses europäischen Projekts ist, mö -gen einige Beispiele verdeutlichen:Zusammenfassung des bisherigenWis sens über die Wir kungen umwelt-gefährlicher Substan zen wie beispiels-weise hormonähnlicher Stoffe, Arbei -ten über die Auswirkungen von Wel -len auf die Ufer sowie die Schilf ge -biete, Modell rechnungen über denZeitraum, in dem sich das zufließendeWasser und die darin gelösten Stoffein einem See aufhalten, bevor sie ihnwieder über den Abfluss verlassen,Studien zur Ausbildung thermischerSchichtungen im See und derenDurchmischung dank interner Wellen,Seiches genannt, Untersuchungen zurNahrungskette und vieles mehr.

www.hydromod.de/Eurolakes

2003 – das Jahr des Wassers auf derMainau

„Na, dann wünsch‘ dir was“, meintdie Mutter zu ihrem Sprössling – undder versenkt prompt ein Zehn-Cent-Stück im untersten Becken der be -kannten blumengeschmückten Was -ser treppe auf der Insel Mainau. EinSchild neben der fließenden Besu -cher-Attraktion auf der Bodensee-Blumen insel klärt über die Motive desJuniors auf; nämlich ein Wasserprojektfür Jordanien: „Ein ersehnter Wunschgeht in Erfüllung, wenn Sie Geldmün -zen ins glitzernde Becken der Italie -nischen Wasser treppe werfen – undMenschen in Humei mah/Jordanienkönnen sich später über neue Wasser -leitungen freuen.“

Das Benefizprojekt ist Teil einerganzen Reihe von Aktionen, die dasMinisterium für Umwelt und VerkehrBW und die Insel Mai nau gemeinsamdurchführen. An lass ist das von denVereinten Natio nen ausgerufene „In -ternationale Jahr des Was sers“. Ge -rade der Bodensee gilt unter Was ser -

UmfangreichesFischereiprojektWenn es nichts zu fressen gibt, hun-gern auch Fische. Dass dies insbeson-dere auch die Felchen im Bodenseetun könnten, ist die große Sorge derdortigen Berufsfischer. Sie befürchten,dass im Zuge des wieder deutlichabnehmenden Nährstoffgehaltes desSees die Erträge ihres Brot-und-Butter-Fisches stark zurückgehen könnten,weil die Fische durch das geringereNahrungsangebot nicht mehr so gutwachsen würden. Schon heute wird

Der Wunschbrunnen Foto: Mario Krautz

experten weltweit als ein be sondersgut gelungenes Bei spiel, wie sich dieInvestitionen in das kostbare Kultur-und Wirtschafts gut Wasser auf Dauerauszahlen. Da bietet es sich förmlichan, als Kontrastpro gramm Jordanienins Blickfeld der Öf fentlichkeit zu rü -cken. So leiden die etwa 1300 Ein -wohner der im Süden Jorda niens gele-genen Gemeinde Humei mah sehr un -ter ihrer Wasser knapp heit. Verschär -fend kommt hinzu, dass das reichlichprimitive Wassernetz an allen Eckenund Enden leckt. Etwa 120.000 Eurowären erforderlich, um als ersten drin-gend notwendigen Schritt das marodeRohrnetz zu er neuern.

Die jährlich mehr als 1,5 Millio -nen Besucher der Insel Mainau, so dieÜberlegung der Initiatoren des Pro -jekts, könnten im Laufe der diesjähri-gen Saison viele Münzen in dem Was -serbecken versenken und so einenwichtigen Beitrag zur Verbesserungder desolaten Wasserversorgung inder armen jordanischen Gemeindeleisten. Und wer weiß: Vielleicht gehtmit dieser „Wasserspende“ vielleichtsogar der eine oder andere Wunsch inErfüllung.

am See ein großer Aufwand betrieben,um den Felchenbestand zu sichern –und damit auch die Einkommen derFischer. Dazu zählt die künstlicheErbrütung von Felcheneiern in denBrutanstalten am See.

Die Bodenseeforscher nehmen dieSorgen der Berufsfischer sehr ernst.Und so haben sie im vergangenen Jahrein umfangreiches, mehrstufiges For -schungs projekt gestartet: Unter Feder -führung des Instituts für Seenfor -schung untersuchen Fischereiexpertenund Fisch wis sen schaftler ei ner Reihevon Fach insti tu tio nen die Ein fluss -

größen, die für die Ent wicklung derFelchen von entscheidender Bedeu -tung sind. Aus den Ergebnissen sollendann, so erforderlich, Maß nahmenentwickelt werden, die den Fischbe -stand des Boden sees langfristig undnachhaltig sichern helfen.

Bisher wurden vor allem die beste-henden Daten sorgfältig gesichtet,wobei insbesondere die Ergebnisseder intensiven Messkampagnen derletzten Jahre im Hinblick auf diePlankton- und Felchenbestände vongroßem Interesse sind: Bestandsschät -zungen mit speziellen Echolotmetho -den, Versuchsfischerei und Untersu -chungen des Mageninhaltes der Fel -chen zur Bestimmung des Nahrungs -angebotes.

Zur Halbzeit des Projekts, das – sodie erforderlichen Finanzmittel zurVerfügung stehen – bis 2004 weiterlaufen soll, können die Wissenschaft -ler Entwarnung geben: Anzeichen für„ungesunde“ Bestände oder chroni-sche Unterernährung der Felchenwaren aus den Erhebungen nichtabzuleiten.

Am Bodensee gelten strengeAbgasvorschriften

Bereits 1993 wurden am BodenseeAbgasnormen eingeführt – weltweitdie ersten derartigen Vorschriften fürBootsmotoren überhaupt. Sie geltenin mittlerweile verschärfter Formauch heute noch, obwohl die von derEU europaweit erlassenen Vorschrif -ten meist weniger streng sind.

Es sind insbesondere die Zweitakter-Außenborder, die den schlechten Rufder Bootsmotoren begründet haben:sie qualmen, stinken und sind oben-drein noch laut. Doch auch Viertakterund Dieselmotoren sind, insbesonde-re wenn sie in Wasserfahrzeugen in -stalliert sind, keine Saubermänner. Eingroßes Problem der Bootsmoto ren-Abgase für die Wasserqualität ist näm-lich, dass diese bei Außenbord moto -ren und einem Großteil der Einbau -motoren von Vergnügungs fahr zeugendirekt ins Wasser eingeleitet werden.Dabei gelangt vor allem bei Zweitakt-Außenbordern eine ganze Palette vonSchadstoffen direkt in den See. BeimEntweichen der Verbren nungsgase ausdem Zylinder kommt beispielsweiseunverbranntes Benzin ins Wasser.

Vorschriften verschärft

Zum 1. Januar 1993 wurden imRahmen der Bodensee-Schifffahrts ord -nung (BSO) strenge Abgasvor schriftenerlassen, die 1996 mit der bis heutegültigen zweiten Stufe noch verschärft

Zur Fahrt auf dem See bereit Foto: Stuhler

Felchen Foto: Berg Foto: F. Meyer

wurden und die für alle neu zugelas-senen Motoren sowie Aus tauschtrieb -werke gelten.

Dabei wird am Bodensee nichtzwi schen Zwei- und Viertaktmotorenun ter schieden. „Das ist für diesen großen Trinkwasserspeicher insofernplau sibel, als Zweitakter mit konven-tioneller Gemischaufbereitung mittelsVer gaser zwischen 25 und 40 Prozentdes verbrauchten Benzins unverbranntins Wasser emittieren“, erläutert Wolf -gang Wachter, der an der TechnischenUniversität Graz Vorlesungen zumThema Abgasemissionen hält und Mit -glied der Internationalen Schiff fahrts -kommission für den Bodensee ist. DerMotorenexperte ergänzt allerdingsauch: „Durch Einspritzung und Kata -ly sator lassen sich inbesondere beiden unverbrannten Kohlenwasser stof -fen, den so genannten HC, substanzi -elle Verbesserungen erzielen, wie bei

Zwei rädern längst nachgewiesen wur -de. Allerdings sind solche Triebwerkein der Herstellung teurer.“

Erhebliche Differrenzen

Inzwischen hat auch die Euro -päische Union für Sportboote Abgas -grenzwerte eingeführt. Diese unter-scheiden sich allerdings teilweise er -heblich von den am Bodensee gülti -gen Werten. Der offenkundigste Un ter -schied besteht bei den Otto mo toren.Die am See geltenden Grenz wer te fürunverbrannte Kohlenwasser stof fe (HC)machen den Einsatz konventionellerZweitakter am Bodensee prak tischunmöglich. Dagegen lässt die EU HC-Emis sionen zu, die mehr als 2600 Pro -zent der Boden see-Grenz werte be tra -gen. Der massive Widerstand der Bo -denseeanrainer gegen diese Regelungblieb leider erfolglos.

Wachter weist noch auf einen wei-teren Punkt hin. „Nur die Bodensee-Schifffahrts-Ordnung kennt die Be -gren zung der stündlichen Schad stoff -menge, und zwar für Vergnü gungs fahr -zeuge. Diese Rege lung setzt speziellüber die Stickoxide indirekt ein Leis -tungslimit. Gewerb lich genutzte Schif -fe müssen allerdings nur die leis tungs -bezogenen Grenzwerte erfüllen.“

Nach Einführung der neuen EU-Abgas grenzwerte herrschte einige Ver -wir rung, welche Regelungen nun amBodensee gelten. Deshalb stellt Wach -ter klar: „Die Ab gas vorschriften derBo densee-Schiff fahrts-Ordnung wur-den von der EU zu Kenntnis ge nom -men und gelten somit wei terhin.“ Undsie haben Wir kung gezeigt, die Moto -ren arbeiten nun wesentlich sauberer.

Seespiegel Nr. 1706/2003

Seespiegel Nr. 1706/2003

Seespiegel Nr. 1706/2003

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Auch europaweit wurde mittler-weile die Notwendigkeit erkannt, denBootsmotoren genauer auf den Auspuffzu schauen. So hat die EU-Kommis -sion in ihrem Vorschlag vom 12. Okto -ber 2000 für eine Abgas regelung fol-gendes ausgeführt:

„Sportboote werden in der Regelbei guten Wetterbedingungen undhauptsächlich an Wochenenden ge -nutzt. Der entscheidende Faktor für dieBewertung ihrer Umwelt verträg lich -keit ist … die Empfind lichkeit desbetreffenden Gewässers. Gerade anschönen Sommer wochenenden darfdie Höhe der Emissionen in vonBooten befahrenen Gewässern nicht

unterschätzt werden. In Studien …wurde ermit telt, wie stark im Wasserlebende Organismen von der toxi-schen Belastung durch Abgase vonZwei takt-Benzinmotoren bedroht sind.Betrachten wir als Beispiel für dieUmweltbelastung durch einen einzel-nen Motor einen Emis sionsver gleichzwischen einem Zwei taktmotor undeinem PKW. Der fünfstündige Betriebeines Zweitaktmotors mit 20 kWLeistung führt zu mehr ozonbildendenEmis sionen (unverbrannte Kohlen was -ser stoffe und Stickoxide) als der durch-schnittliche Betrieb eines PKW, der dieEU-Grenzwerte von 1996 einhält,über ein ganzes Jahr (15 000 km).“

EUROLAKES

Lac Léman (Genfer See)

Lac du Bourget

Bodensee

Loch Lomond

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Gemeinsame euro pä ischeSeenforschung

Seenforschung im europäischen Ver -bund – das hat sich das Projekt „Euro -lakes“ auf die Fahnen geschrieben.Ziel ist es, Manage ment- und Über -wachungsstrategien für tiefe Seen undihre Einzugsgebiete zu verbessernund europaweit abzugleichen.

Zumindest auf den ersten Blick habensie nicht allzu viel gemeinsam: derBodensee, der Genfer See, der in denfranzösischen Alpen gelegene Lac duBourget sowie der schottische SeeLoch Lomond. Doch bei genauerBetrachtung stellt sich heraus, dassalle vier Seen recht tief und zudemwichtige Trinkwasserreservoire sind.Und dass die Seenfachleute, dieLimnologen, schon ziemlich viel überdie Vorgänge wissen, die in diesenGewässern ablaufen. Da lag es nahe,für ein groß angelegtes europäischesForschungsvorhaben eben diese Seenauszuwählen. Und so begann im Juli2000 das Projekt „Integriertes Wasser -ressourcen-Management für wichtigetiefe europäische Seen und ihre Ein -zugsgebiete“, kurz Eurolakes genannt.

Acht europäische Länder

Am Eurolakes-Verbund nehmen15 Forschungsinstitutionen aus achteuropäischen Ländern teil – Univer -sitätsinstitute, staatliche Forschungs -einrichtungen wie etwa das Institut fürSeenforschung sowie private Bera -tungsunternehmen wie beispielsweisedie in der Nähe von Hamburg ansässi-ge Firma Hydromod, die das Gesamt -projekt koordiniert. Gefördert wirddas rund fünf Millionen Euro teureVorhaben von der EuropäischenUnion mit knapp 2,8 Millionen Euro.Neben den vier genannten Seen sindim Hinblick auf verschiedene spezifi-sche Fragestellungen noch zwei wei-tere Stehgewässer an den Forschungs -verbund angegliedert: das Zegrzynski-Wasserreservoir, aus dem die polni-sche Hauptstadt Warschau ihr Trink -wasser bezieht sowie der finnischeSee Längelmävesi, der die Stadt Tam -pere versorgt.

Die beiden wichtigsten Aufgabendes Projekts sind zum einen, die

grundlegenden seenkundlichen Pro -zesse in diesen tiefen Seen besser ver-stehen zu lernen und zum anderen,aus diesen Erkenntnissen Vorschlägeabzuleiten für die effektive Kontrolleder Verschmutzung sowie ein verbes-sertes Langzeitmanagement. Außer -dem soll ein allgemein gültiges Mo -dell entwickelt werden, das sowohldie Wasserqualität eines Sees als auchdas Management des Einzugsgebietsim Hinblick auf die Auswirkungensich verändernder Rahmenbedingun -gen berücksichtigt. In dieses Modellsollen insbesondere die ParameterWasserzufluss, Land nutzung und Tou -rismus eingehen. Und schließlich wol-len die Forscher auch der Politik hilf-reich zur Seite stehen: mit Empfeh -lungen, die aus diesem Projekt abge-leitet wurden. Sie sollen es dem euro-päischen Gesetz geber sowie den fürdas Wasser management zuständigeneuropäischen Behörden erleichtern,allgemeine Richtlinien für den Schutzvon großen, der Trinkwasserversor -gung dienenden Seen zu erarbeiten.

Das Forschungsvorhaben bestehtaus 38 Teilprojekten. Da die Arbeiten

bis Ende des Jahres abgeschlossen seinmüssen, sind die meisten bereits be -endet – nur sieben „Arbeitspakete sindnoch aktiv“, wie es so schön im For -scherjargon heißt.

Breiter Forschungsansatz

Wie breit der Forschungsansatzdieses europäischen Projekts ist, mö -gen einige Beispiele verdeutlichen:Zusammenfassung des bisherigenWis sens über die Wir kungen umwelt-gefährlicher Substan zen wie beispiels-weise hormonähnlicher Stoffe, Arbei -ten über die Auswirkungen von Wel -len auf die Ufer sowie die Schilf ge -biete, Modell rechnungen über denZeitraum, in dem sich das zufließendeWasser und die darin gelösten Stoffein einem See aufhalten, bevor sie ihnwieder über den Abfluss verlassen,Studien zur Ausbildung thermischerSchichtungen im See und derenDurchmischung dank interner Wellen,Seiches genannt, Untersuchungen zurNahrungskette und vieles mehr.

www.hydromod.de/Eurolakes

2003 – das Jahr des Wassers auf derMainau

„Na, dann wünsch‘ dir was“, meintdie Mutter zu ihrem Sprössling – undder versenkt prompt ein Zehn-Cent-Stück im untersten Becken der be -kannten blumengeschmückten Was -ser treppe auf der Insel Mainau. EinSchild neben der fließenden Besu -cher-Attraktion auf der Bodensee-Blumen insel klärt über die Motive desJuniors auf; nämlich ein Wasserprojektfür Jordanien: „Ein ersehnter Wunschgeht in Erfüllung, wenn Sie Geldmün -zen ins glitzernde Becken der Italie -nischen Wasser treppe werfen – undMenschen in Humei mah/Jordanienkönnen sich später über neue Wasser -leitungen freuen.“

Das Benefizprojekt ist Teil einerganzen Reihe von Aktionen, die dasMinisterium für Umwelt und VerkehrBW und die Insel Mai nau gemeinsamdurchführen. An lass ist das von denVereinten Natio nen ausgerufene „In -ternationale Jahr des Was sers“. Ge -rade der Bodensee gilt unter Was ser -

UmfangreichesFischereiprojektWenn es nichts zu fressen gibt, hun-gern auch Fische. Dass dies insbeson-dere auch die Felchen im Bodenseetun könnten, ist die große Sorge derdortigen Berufsfischer. Sie befürchten,dass im Zuge des wieder deutlichabnehmenden Nährstoffgehaltes desSees die Erträge ihres Brot-und-Butter-Fisches stark zurückgehen könnten,weil die Fische durch das geringereNahrungsangebot nicht mehr so gutwachsen würden. Schon heute wird

Der Wunschbrunnen Foto: Mario Krautz

experten weltweit als ein be sondersgut gelungenes Bei spiel, wie sich dieInvestitionen in das kostbare Kultur-und Wirtschafts gut Wasser auf Dauerauszahlen. Da bietet es sich förmlichan, als Kontrastpro gramm Jordanienins Blickfeld der Öf fentlichkeit zu rü -cken. So leiden die etwa 1300 Ein -wohner der im Süden Jorda niens gele-genen Gemeinde Humei mah sehr un -ter ihrer Wasser knapp heit. Verschär -fend kommt hinzu, dass das reichlichprimitive Wassernetz an allen Eckenund Enden leckt. Etwa 120.000 Eurowären erforderlich, um als ersten drin-gend notwendigen Schritt das marodeRohrnetz zu er neuern.

Die jährlich mehr als 1,5 Millio -nen Besucher der Insel Mainau, so dieÜberlegung der Initiatoren des Pro -jekts, könnten im Laufe der diesjähri-gen Saison viele Münzen in dem Was -serbecken versenken und so einenwichtigen Beitrag zur Verbesserungder desolaten Wasserversorgung inder armen jordanischen Gemeindeleisten. Und wer weiß: Vielleicht gehtmit dieser „Wasserspende“ vielleichtsogar der eine oder andere Wunsch inErfüllung.

am See ein großer Aufwand betrieben,um den Felchenbestand zu sichern –und damit auch die Einkommen derFischer. Dazu zählt die künstlicheErbrütung von Felcheneiern in denBrutanstalten am See.

Die Bodenseeforscher nehmen dieSorgen der Berufsfischer sehr ernst.Und so haben sie im vergangenen Jahrein umfangreiches, mehrstufiges For -schungs projekt gestartet: Unter Feder -führung des Instituts für Seenfor -schung untersuchen Fischereiexpertenund Fisch wis sen schaftler ei ner Reihevon Fach insti tu tio nen die Ein fluss -

größen, die für die Ent wicklung derFelchen von entscheidender Bedeu -tung sind. Aus den Ergebnissen sollendann, so erforderlich, Maß nahmenentwickelt werden, die den Fischbe -stand des Boden sees langfristig undnachhaltig sichern helfen.

Bisher wurden vor allem die beste-henden Daten sorgfältig gesichtet,wobei insbesondere die Ergebnisseder intensiven Messkampagnen derletzten Jahre im Hinblick auf diePlankton- und Felchenbestände vongroßem Interesse sind: Bestandsschät -zungen mit speziellen Echolotmetho -den, Versuchsfischerei und Untersu -chungen des Mageninhaltes der Fel -chen zur Bestimmung des Nahrungs -angebotes.

Zur Halbzeit des Projekts, das – sodie erforderlichen Finanzmittel zurVerfügung stehen – bis 2004 weiterlaufen soll, können die Wissenschaft -ler Entwarnung geben: Anzeichen für„ungesunde“ Bestände oder chroni-sche Unterernährung der Felchenwaren aus den Erhebungen nichtabzuleiten.

Am Bodensee gelten strengeAbgasvorschriften

Bereits 1993 wurden am BodenseeAbgasnormen eingeführt – weltweitdie ersten derartigen Vorschriften fürBootsmotoren überhaupt. Sie geltenin mittlerweile verschärfter Formauch heute noch, obwohl die von derEU europaweit erlassenen Vorschrif -ten meist weniger streng sind.

Es sind insbesondere die Zweitakter-Außenborder, die den schlechten Rufder Bootsmotoren begründet haben:sie qualmen, stinken und sind oben-drein noch laut. Doch auch Viertakterund Dieselmotoren sind, insbesonde-re wenn sie in Wasserfahrzeugen in -stalliert sind, keine Saubermänner. Eingroßes Problem der Bootsmoto ren-Abgase für die Wasserqualität ist näm-lich, dass diese bei Außenbord moto -ren und einem Großteil der Einbau -motoren von Vergnügungs fahr zeugendirekt ins Wasser eingeleitet werden.Dabei gelangt vor allem bei Zweitakt-Außenbordern eine ganze Palette vonSchadstoffen direkt in den See. BeimEntweichen der Verbren nungsgase ausdem Zylinder kommt beispielsweiseunverbranntes Benzin ins Wasser.

Vorschriften verschärft

Zum 1. Januar 1993 wurden imRahmen der Bodensee-Schifffahrts ord -nung (BSO) strenge Abgasvor schriftenerlassen, die 1996 mit der bis heutegültigen zweiten Stufe noch verschärft

Zur Fahrt auf dem See bereit Foto: Stuhler

Felchen Foto: Berg Foto: F. Meyer

wurden und die für alle neu zugelas-senen Motoren sowie Aus tauschtrieb -werke gelten.

Dabei wird am Bodensee nichtzwi schen Zwei- und Viertaktmotorenun ter schieden. „Das ist für diesen großen Trinkwasserspeicher insofernplau sibel, als Zweitakter mit konven-tioneller Gemischaufbereitung mittelsVer gaser zwischen 25 und 40 Prozentdes verbrauchten Benzins unverbranntins Wasser emittieren“, erläutert Wolf -gang Wachter, der an der TechnischenUniversität Graz Vorlesungen zumThema Abgasemissionen hält und Mit -glied der Internationalen Schiff fahrts -kommission für den Bodensee ist. DerMotorenexperte ergänzt allerdingsauch: „Durch Einspritzung und Kata -ly sator lassen sich inbesondere beiden unverbrannten Kohlenwasser stof -fen, den so genannten HC, substanzi -elle Verbesserungen erzielen, wie bei

Zwei rädern längst nachgewiesen wur -de. Allerdings sind solche Triebwerkein der Herstellung teurer.“

Erhebliche Differrenzen

Inzwischen hat auch die Euro -päische Union für Sportboote Abgas -grenzwerte eingeführt. Diese unter-scheiden sich allerdings teilweise er -heblich von den am Bodensee gülti -gen Werten. Der offenkundigste Un ter -schied besteht bei den Otto mo toren.Die am See geltenden Grenz wer te fürunverbrannte Kohlenwasser stof fe (HC)machen den Einsatz konventionellerZweitakter am Bodensee prak tischunmöglich. Dagegen lässt die EU HC-Emis sionen zu, die mehr als 2600 Pro -zent der Boden see-Grenz werte be tra -gen. Der massive Widerstand der Bo -denseeanrainer gegen diese Regelungblieb leider erfolglos.

Wachter weist noch auf einen wei-teren Punkt hin. „Nur die Bodensee-Schifffahrts-Ordnung kennt die Be -gren zung der stündlichen Schad stoff -menge, und zwar für Vergnü gungs fahr -zeuge. Diese Rege lung setzt speziellüber die Stickoxide indirekt ein Leis -tungslimit. Gewerb lich genutzte Schif -fe müssen allerdings nur die leis tungs -bezogenen Grenzwerte erfüllen.“

Nach Einführung der neuen EU-Abgas grenzwerte herrschte einige Ver -wir rung, welche Regelungen nun amBodensee gelten. Deshalb stellt Wach -ter klar: „Die Ab gas vorschriften derBo densee-Schiff fahrts-Ordnung wur-den von der EU zu Kenntnis ge nom -men und gelten somit wei terhin.“ Undsie haben Wir kung gezeigt, die Moto -ren arbeiten nun wesentlich sauberer.

Seespiegel Nr. 1706/2003

Seespiegel Nr. 1706/2003

Seespiegel Nr. 1706/2003

– 2 – – 3 – – 4 –

Auch europaweit wurde mittler-weile die Notwendigkeit erkannt, denBootsmotoren genauer auf den Auspuffzu schauen. So hat die EU-Kommis -sion in ihrem Vorschlag vom 12. Okto -ber 2000 für eine Abgas regelung fol-gendes ausgeführt:

„Sportboote werden in der Regelbei guten Wetterbedingungen undhauptsächlich an Wochenenden ge -nutzt. Der entscheidende Faktor für dieBewertung ihrer Umwelt verträg lich -keit ist … die Empfind lichkeit desbetreffenden Gewässers. Gerade anschönen Sommer wochenenden darfdie Höhe der Emissionen in vonBooten befahrenen Gewässern nicht

unterschätzt werden. In Studien …wurde ermit telt, wie stark im Wasserlebende Organismen von der toxi-schen Belastung durch Abgase vonZwei takt-Benzinmotoren bedroht sind.Betrachten wir als Beispiel für dieUmweltbelastung durch einen einzel-nen Motor einen Emis sionsver gleichzwischen einem Zwei taktmotor undeinem PKW. Der fünfstündige Betriebeines Zweitaktmotors mit 20 kWLeistung führt zu mehr ozonbildendenEmis sionen (unverbrannte Kohlen was -ser stoffe und Stickoxide) als der durch-schnittliche Betrieb eines PKW, der dieEU-Grenzwerte von 1996 einhält,über ein ganzes Jahr (15 000 km).“

EUROLAKES

Lac Léman (Genfer See)

Lac du Bourget

Bodensee

Loch Lomond

58102_Seespiegel_17 11.10.13 11:23 Seite 2

Page 4: rund um den 2 3 Seespiegel Nr - IGKB · rund um den Bodensee Seespiegel Nr. 17 06/03 Hochwasser macht Schilfgürtel zu schaffen Das extreme Hochwasser an Pfings -ten 1999 hat die

Gemeinsame euro pä ischeSeenforschung

Seenforschung im europäischen Ver -bund – das hat sich das Projekt „Euro -lakes“ auf die Fahnen geschrieben.Ziel ist es, Manage ment- und Über -wachungsstrategien für tiefe Seen undihre Einzugsgebiete zu verbessernund europaweit abzugleichen.

Zumindest auf den ersten Blick habensie nicht allzu viel gemeinsam: derBodensee, der Genfer See, der in denfranzösischen Alpen gelegene Lac duBourget sowie der schottische SeeLoch Lomond. Doch bei genauerBetrachtung stellt sich heraus, dassalle vier Seen recht tief und zudemwichtige Trinkwasserreservoire sind.Und dass die Seenfachleute, dieLimnologen, schon ziemlich viel überdie Vorgänge wissen, die in diesenGewässern ablaufen. Da lag es nahe,für ein groß angelegtes europäischesForschungsvorhaben eben diese Seenauszuwählen. Und so begann im Juli2000 das Projekt „Integriertes Wasser -ressourcen-Management für wichtigetiefe europäische Seen und ihre Ein -zugsgebiete“, kurz Eurolakes genannt.

Acht europäische Länder

Am Eurolakes-Verbund nehmen15 Forschungsinstitutionen aus achteuropäischen Ländern teil – Univer -sitätsinstitute, staatliche Forschungs -einrichtungen wie etwa das Institut fürSeenforschung sowie private Bera -tungsunternehmen wie beispielsweisedie in der Nähe von Hamburg ansässi-ge Firma Hydromod, die das Gesamt -projekt koordiniert. Gefördert wirddas rund fünf Millionen Euro teureVorhaben von der EuropäischenUnion mit knapp 2,8 Millionen Euro.Neben den vier genannten Seen sindim Hinblick auf verschiedene spezifi-sche Fragestellungen noch zwei wei-tere Stehgewässer an den Forschungs -verbund angegliedert: das Zegrzynski-Wasserreservoir, aus dem die polni-sche Hauptstadt Warschau ihr Trink -wasser bezieht sowie der finnischeSee Längelmävesi, der die Stadt Tam -pere versorgt.

Die beiden wichtigsten Aufgabendes Projekts sind zum einen, die

grundlegenden seenkundlichen Pro -zesse in diesen tiefen Seen besser ver-stehen zu lernen und zum anderen,aus diesen Erkenntnissen Vorschlägeabzuleiten für die effektive Kontrolleder Verschmutzung sowie ein verbes-sertes Langzeitmanagement. Außer -dem soll ein allgemein gültiges Mo -dell entwickelt werden, das sowohldie Wasserqualität eines Sees als auchdas Management des Einzugsgebietsim Hinblick auf die Auswirkungensich verändernder Rahmenbedingun -gen berücksichtigt. In dieses Modellsollen insbesondere die ParameterWasserzufluss, Land nutzung und Tou -rismus eingehen. Und schließlich wol-len die Forscher auch der Politik hilf-reich zur Seite stehen: mit Empfeh -lungen, die aus diesem Projekt abge-leitet wurden. Sie sollen es dem euro-päischen Gesetz geber sowie den fürdas Wasser management zuständigeneuropäischen Behörden erleichtern,allgemeine Richtlinien für den Schutzvon großen, der Trinkwasserversor -gung dienenden Seen zu erarbeiten.

Das Forschungsvorhaben bestehtaus 38 Teilprojekten. Da die Arbeiten

bis Ende des Jahres abgeschlossen seinmüssen, sind die meisten bereits be -endet – nur sieben „Arbeitspakete sindnoch aktiv“, wie es so schön im For -scherjargon heißt.

Breiter Forschungsansatz

Wie breit der Forschungsansatzdieses europäischen Projekts ist, mö -gen einige Beispiele verdeutlichen:Zusammenfassung des bisherigenWis sens über die Wir kungen umwelt-gefährlicher Substan zen wie beispiels-weise hormonähnlicher Stoffe, Arbei -ten über die Auswirkungen von Wel -len auf die Ufer sowie die Schilf ge -biete, Modell rechnungen über denZeitraum, in dem sich das zufließendeWasser und die darin gelösten Stoffein einem See aufhalten, bevor sie ihnwieder über den Abfluss verlassen,Studien zur Ausbildung thermischerSchichtungen im See und derenDurchmischung dank interner Wellen,Seiches genannt, Untersuchungen zurNahrungskette und vieles mehr.

www.hydromod.de/Eurolakes

2003 – das Jahr des Wassers auf derMainau

„Na, dann wünsch‘ dir was“, meintdie Mutter zu ihrem Sprössling – undder versenkt prompt ein Zehn-Cent-Stück im untersten Becken der be -kannten blumengeschmückten Was -ser treppe auf der Insel Mainau. EinSchild neben der fließenden Besu -cher-Attraktion auf der Bodensee-Blumen insel klärt über die Motive desJuniors auf; nämlich ein Wasserprojektfür Jordanien: „Ein ersehnter Wunschgeht in Erfüllung, wenn Sie Geldmün -zen ins glitzernde Becken der Italie -nischen Wasser treppe werfen – undMenschen in Humei mah/Jordanienkönnen sich später über neue Wasser -leitungen freuen.“

Das Benefizprojekt ist Teil einerganzen Reihe von Aktionen, die dasMinisterium für Umwelt und VerkehrBW und die Insel Mai nau gemeinsamdurchführen. An lass ist das von denVereinten Natio nen ausgerufene „In -ternationale Jahr des Was sers“. Ge -rade der Bodensee gilt unter Was ser -

UmfangreichesFischereiprojektWenn es nichts zu fressen gibt, hun-gern auch Fische. Dass dies insbeson-dere auch die Felchen im Bodenseetun könnten, ist die große Sorge derdortigen Berufsfischer. Sie befürchten,dass im Zuge des wieder deutlichabnehmenden Nährstoffgehaltes desSees die Erträge ihres Brot-und-Butter-Fisches stark zurückgehen könnten,weil die Fische durch das geringereNahrungsangebot nicht mehr so gutwachsen würden. Schon heute wird

Der Wunschbrunnen Foto: Mario Krautz

experten weltweit als ein be sondersgut gelungenes Bei spiel, wie sich dieInvestitionen in das kostbare Kultur-und Wirtschafts gut Wasser auf Dauerauszahlen. Da bietet es sich förmlichan, als Kontrastpro gramm Jordanienins Blickfeld der Öf fentlichkeit zu rü -cken. So leiden die etwa 1300 Ein -wohner der im Süden Jorda niens gele-genen Gemeinde Humei mah sehr un -ter ihrer Wasser knapp heit. Verschär -fend kommt hinzu, dass das reichlichprimitive Wassernetz an allen Eckenund Enden leckt. Etwa 120.000 Eurowären erforderlich, um als ersten drin-gend notwendigen Schritt das marodeRohrnetz zu er neuern.

Die jährlich mehr als 1,5 Millio -nen Besucher der Insel Mainau, so dieÜberlegung der Initiatoren des Pro -jekts, könnten im Laufe der diesjähri-gen Saison viele Münzen in dem Was -serbecken versenken und so einenwichtigen Beitrag zur Verbesserungder desolaten Wasserversorgung inder armen jordanischen Gemeindeleisten. Und wer weiß: Vielleicht gehtmit dieser „Wasserspende“ vielleichtsogar der eine oder andere Wunsch inErfüllung.

am See ein großer Aufwand betrieben,um den Felchenbestand zu sichern –und damit auch die Einkommen derFischer. Dazu zählt die künstlicheErbrütung von Felcheneiern in denBrutanstalten am See.

Die Bodenseeforscher nehmen dieSorgen der Berufsfischer sehr ernst.Und so haben sie im vergangenen Jahrein umfangreiches, mehrstufiges For -schungs projekt gestartet: Unter Feder -führung des Instituts für Seenfor -schung untersuchen Fischereiexpertenund Fisch wis sen schaftler ei ner Reihevon Fach insti tu tio nen die Ein fluss -

größen, die für die Ent wicklung derFelchen von entscheidender Bedeu -tung sind. Aus den Ergebnissen sollendann, so erforderlich, Maß nahmenentwickelt werden, die den Fischbe -stand des Boden sees langfristig undnachhaltig sichern helfen.

Bisher wurden vor allem die beste-henden Daten sorgfältig gesichtet,wobei insbesondere die Ergebnisseder intensiven Messkampagnen derletzten Jahre im Hinblick auf diePlankton- und Felchenbestände vongroßem Interesse sind: Bestandsschät -zungen mit speziellen Echolotmetho -den, Versuchsfischerei und Untersu -chungen des Mageninhaltes der Fel -chen zur Bestimmung des Nahrungs -angebotes.

Zur Halbzeit des Projekts, das – sodie erforderlichen Finanzmittel zurVerfügung stehen – bis 2004 weiterlaufen soll, können die Wissenschaft -ler Entwarnung geben: Anzeichen für„ungesunde“ Bestände oder chroni-sche Unterernährung der Felchenwaren aus den Erhebungen nichtabzuleiten.

Am Bodensee gelten strengeAbgasvorschriften

Bereits 1993 wurden am BodenseeAbgasnormen eingeführt – weltweitdie ersten derartigen Vorschriften fürBootsmotoren überhaupt. Sie geltenin mittlerweile verschärfter Formauch heute noch, obwohl die von derEU europaweit erlassenen Vorschrif -ten meist weniger streng sind.

Es sind insbesondere die Zweitakter-Außenborder, die den schlechten Rufder Bootsmotoren begründet haben:sie qualmen, stinken und sind oben-drein noch laut. Doch auch Viertakterund Dieselmotoren sind, insbesonde-re wenn sie in Wasserfahrzeugen in -stalliert sind, keine Saubermänner. Eingroßes Problem der Bootsmoto ren-Abgase für die Wasserqualität ist näm-lich, dass diese bei Außenbord moto -ren und einem Großteil der Einbau -motoren von Vergnügungs fahr zeugendirekt ins Wasser eingeleitet werden.Dabei gelangt vor allem bei Zweitakt-Außenbordern eine ganze Palette vonSchadstoffen direkt in den See. BeimEntweichen der Verbren nungsgase ausdem Zylinder kommt beispielsweiseunverbranntes Benzin ins Wasser.

Vorschriften verschärft

Zum 1. Januar 1993 wurden imRahmen der Bodensee-Schifffahrts ord -nung (BSO) strenge Abgasvor schriftenerlassen, die 1996 mit der bis heutegültigen zweiten Stufe noch verschärft

Zur Fahrt auf dem See bereit Foto: Stuhler

Felchen Foto: Berg Foto: F. Meyer

wurden und die für alle neu zugelas-senen Motoren sowie Aus tauschtrieb -werke gelten.

Dabei wird am Bodensee nichtzwi schen Zwei- und Viertaktmotorenun ter schieden. „Das ist für diesen großen Trinkwasserspeicher insofernplau sibel, als Zweitakter mit konven-tioneller Gemischaufbereitung mittelsVer gaser zwischen 25 und 40 Prozentdes verbrauchten Benzins unverbranntins Wasser emittieren“, erläutert Wolf -gang Wachter, der an der TechnischenUniversität Graz Vorlesungen zumThema Abgasemissionen hält und Mit -glied der Internationalen Schiff fahrts -kommission für den Bodensee ist. DerMotorenexperte ergänzt allerdingsauch: „Durch Einspritzung und Kata -ly sator lassen sich inbesondere beiden unverbrannten Kohlenwasser stof -fen, den so genannten HC, substanzi -elle Verbesserungen erzielen, wie bei

Zwei rädern längst nachgewiesen wur -de. Allerdings sind solche Triebwerkein der Herstellung teurer.“

Erhebliche Differrenzen

Inzwischen hat auch die Euro -päische Union für Sportboote Abgas -grenzwerte eingeführt. Diese unter-scheiden sich allerdings teilweise er -heblich von den am Bodensee gülti -gen Werten. Der offenkundigste Un ter -schied besteht bei den Otto mo toren.Die am See geltenden Grenz wer te fürunverbrannte Kohlenwasser stof fe (HC)machen den Einsatz konventionellerZweitakter am Bodensee prak tischunmöglich. Dagegen lässt die EU HC-Emis sionen zu, die mehr als 2600 Pro -zent der Boden see-Grenz werte be tra -gen. Der massive Widerstand der Bo -denseeanrainer gegen diese Regelungblieb leider erfolglos.

Wachter weist noch auf einen wei-teren Punkt hin. „Nur die Bodensee-Schifffahrts-Ordnung kennt die Be -gren zung der stündlichen Schad stoff -menge, und zwar für Vergnü gungs fahr -zeuge. Diese Rege lung setzt speziellüber die Stickoxide indirekt ein Leis -tungslimit. Gewerb lich genutzte Schif -fe müssen allerdings nur die leis tungs -bezogenen Grenzwerte erfüllen.“

Nach Einführung der neuen EU-Abgas grenzwerte herrschte einige Ver -wir rung, welche Regelungen nun amBodensee gelten. Deshalb stellt Wach -ter klar: „Die Ab gas vorschriften derBo densee-Schiff fahrts-Ordnung wur-den von der EU zu Kenntnis ge nom -men und gelten somit wei terhin.“ Undsie haben Wir kung gezeigt, die Moto -ren arbeiten nun wesentlich sauberer.

Seespiegel Nr. 1706/2003

Seespiegel Nr. 1706/2003

Seespiegel Nr. 1706/2003

– 2 – – 3 – – 4 –

Auch europaweit wurde mittler-weile die Notwendigkeit erkannt, denBootsmotoren genauer auf den Auspuffzu schauen. So hat die EU-Kommis -sion in ihrem Vorschlag vom 12. Okto -ber 2000 für eine Abgas regelung fol-gendes ausgeführt:

„Sportboote werden in der Regelbei guten Wetterbedingungen undhauptsächlich an Wochenenden ge -nutzt. Der entscheidende Faktor für dieBewertung ihrer Umwelt verträg lich -keit ist … die Empfind lichkeit desbetreffenden Gewässers. Gerade anschönen Sommer wochenenden darfdie Höhe der Emissionen in vonBooten befahrenen Gewässern nicht

unterschätzt werden. In Studien …wurde ermit telt, wie stark im Wasserlebende Organismen von der toxi-schen Belastung durch Abgase vonZwei takt-Benzinmotoren bedroht sind.Betrachten wir als Beispiel für dieUmweltbelastung durch einen einzel-nen Motor einen Emis sionsver gleichzwischen einem Zwei taktmotor undeinem PKW. Der fünfstündige Betriebeines Zweitaktmotors mit 20 kWLeistung führt zu mehr ozonbildendenEmis sionen (unverbrannte Kohlen was -ser stoffe und Stickoxide) als der durch-schnittliche Betrieb eines PKW, der dieEU-Grenzwerte von 1996 einhält,über ein ganzes Jahr (15 000 km).“

EUROLAKES

Lac Léman (Genfer See)

Lac du Bourget

Bodensee

Loch Lomond

58102_Seespiegel_17 11.10.13 11:23 Seite 2

Page 5: rund um den 2 3 Seespiegel Nr - IGKB · rund um den Bodensee Seespiegel Nr. 17 06/03 Hochwasser macht Schilfgürtel zu schaffen Das extreme Hochwasser an Pfings -ten 1999 hat die

Seespiegel Nr. 1706/2003

ImpressumHerausgeber:Internationale Gewässer schutzkommission für den Bodensee (IGKB)www.igkb.org

Redaktion:Bruno BlattnerMinisterium für Umwelt und Verkehr Baden-WürttembergD-70182 StuttgartTel.: 0049711 / 126 15 33

Marco SacchettiAmt für Umwelt des Kantons ThurgauCH-8510 FrauenfeldTel.: 004152 / 724 24 32

Klaus ZintzD-70619 Stuttgart

Gesamtherstellung:, Stuttgart

ISSN 1025-5044

Zu beziehen:Deutschland:Landesanstalt für Umweltschutz Baden-WürttembergInstitut für SeenforschungArgenweg 50/1, D-88085 LangenargenTel.: 0049+7543 / 304 0Fax: 0049+7543 / 304 299www.lfu.baden-wuerttemberg.de/lfu/abt4/isf/

Bayerisches Landesamt für WasserwirtschaftLazarettstrasse 67, D-80636 MünchenTel.: 0049+89 / 9214-1335Fax: 0049+89 / 9214-1692www.bayern.de/lfw

Österreich:Amt der Vorarlberger LandesregierungRömerstrasse 15, A-6901 BregenzTel.: 0043+5574 / 511 27 405Fax: 0043+5574 / 511 27 495www.vorarlberg.at

Schweiz:Amt für Umweltschutz des Kantons St. GallenLämmlisbrunnenstrasse 54CH-9001 St. GallenTel.: 0041+71 / 229 30 88Fax: 0041+71 / 229 39 64www.afu.sg.ch

Departement für Bau und Umweltdes Kantons ThurgauVerwaltungsgebäudeCH 8501 FrauenfeldTel.: 0041+52 / 724 24 32Fax: 0041+52 / 724 28 48www.afutg.ch

Fürstentum Liechtenstein:Amt für UmweltschutzPostgebäudeFL-9490 VaduzTel.: 00423 / 236 61 90Fax: 00423 / 236 61 99

Forschungsschiff auf Kiel gelegtNach vielen Jahren der Planung undVorbereitung war es im April endlichso weit: „Für die Mitarbeiter des Insti -tuts für Seenforschung am Bodenseegeht mit der Kiellegung des neuenForschungsschiffes ein lang gehegterWunsch seiner Erfüllung entgegen.“Der baden-württembergische Umwelt-und Verkehrsminister Ulrich Müllersprach mit diesen Worten vor allem je -nen Seen forschern aus dem Herzen,die bei Wind und Wetter aufs Schwä -bische Meer fahren müssen, um Mes -sungen durchzuführen.

In Zukunft wird das neue For -schungs schiff, im Gegensatz zum tech - nisch veralteten Vorgängermodell, der„Au gust Thiene mann“, auch bei See -gang mit meterhohen Wellen und biszu acht Windstärken voll funktions-tüchtig sein.

EditorialIn den vergangenen beiden Jahrenhat Baden-Württemberg den organi-satorische Vorsitz der IGKB innege-habt. In dieser Zeit war es eine derwichtigsten Aufgaben der IGKB, ihreInteressen und Erfahrungen sowie ih -re bisherigen Arbeitsergebnisse in diezur Umsetzung der neuen Was ser -rahmenrichtlinie der Eu ropäischenUnion gegründeten internationalenKo operation in die Bearbeitungs ge -biete Alpenrhein/Bodensee einzu-bringen. Von vornherein war klar,dass die neuen ökologischen Anfor -derungen an das Management vonstehenden und fließenden Gewäs -sern für die entsprechenden Fachver -waltungen eine große Herausfor de -rung darstellen würden. Und zwarvor allem auch deshalb, weil sie beiländerübergreifenden Gewässern wiedem Boden see eine zwischenstaatli-che Abspra che und internationalesHan deln erfordern. Allerdings hatsich in den vergangenen beiden Jah -ren ge zeigt, dass gerade am Boden -see mit seiner langjährigen intensi-ven Zu sammen arbeit zwischen denAnlie ger staaten die Umsetzung derWas serrahmen richtlinie geradezumo dell haft funktionieren wird.

So erfreulich diese nun europa-weit erforderliche Zusam menarbeitim Gewässerschutz auch ist, so zeig-ten sich in den vergangenen beidenJahren auch neue Gefah ren. Hier istinsbesondere der Ufer schutz zu nen-nen, der nach wie vor ein Sorgen -kind der IGKB ist. Wie sowohl die imvergangenen Jahr vorgestellte Ufer -studie als auch die jüngst ab ge -schlossene Schilfstudie zeigen, be - steht hier für die Zukunft noch ein er -heblicher Handlungs be darf. So stel -len die Uferverbauun gen wie auchder Rückgang der Röhricht ge bietenach dem massiven Pfingst hoch was -ser 1999 für den Bodensee eine ernst

zu nehmende Gefährdung dar, derdie IGKB mit aller Macht entgegensteuern muss.

Das besonders traurige Ereignis2002, der Zusam men stoß einesFracht flug zeugs mit einer bakhiri-schen Passa giermaschi ne bei Über-lingen mit vie len Jugendlichen anBord, kostete nicht nur vielen Men -schen das Le ben, es zeigte auch ein-drücklich die Gefah ren auf, die sichbei einem Un fall für den See ergebenkönnen. Es war Glück im Unglück,dass keine Trüm merteile oder gargrößere Men gen Flugbenzin in denSee gefallen sind. Doch selbst wenndieses passiert wä re – die IGKB hatfür solche Unfälle vorgesorgt undNotfallpläne ausgearbeitet.

Ab 1. Juli geht der IGKB-Vorsitznun an die Schweiz über. Ich wün-sche dem neuen Vorsitzenden PeterMichel vom Bundesamt für Umwelt,Wald und Landschaft in Bern vielErfolg und der IGKB auch weiterhindas Durchsetzungsvermögen, das siebraucht, um die Interessen des Bo -densees zu wahren und die in vieler-lei Hinsicht wertvolle Ressour ce Seenachhaltig zu schützen.

Peter Fuhrmann

Bodensee-Daten

Seebecken:bestehend aus Obersee und UnterseeMeereshöhe ü. NN: 395 m

Oberfläche gesamt: 571 km2

Obersee: 500 km2

Untersee: 71 km2

tiefste Stelle: 254 mRauminhalt: 48 km3

Uferlänge: 273 kmgrößte Länge: 63 kmgrößte Breite: 14 km

Gebaut wird das neue, 2,4 Millio -nen Euro teure Schiff des Instituts fürSeenforschung von der Bodan-Werftin Kressbronn (Boden seekreis). Nacheiner europaweiten Ausschrei bunghatte sich die einheimische Schiff -schmiede als günstigster Anbie terdurchgesetzt. Für den Bau des Schiffs -kör pers ist etwa ein halbes Jahr veran-schlagt. Da nach erfolgt der Ein bau

Uferlängen:in km in %

insgesamt 273 100Baden-Württemberg 155 57Bayern 18 7Österreich 28 10Schweiz 72 26

DEUTSCHLAND

ÖSTERREICH

SCHWEIZ

Zuflüsse:Einzugsgebiet des Bodensees:11 500 km2

mittlere jährliche Wasserführung:insgesamt ca. 370 m3/Sekunde

Alpenrhein➋ Dornbirnerach➌ Bregenzerach➍ Leiblach➎ Argen➏ Schussen➐ Rotach➑ Seefelder Aach➒ Stockacher Aach➓ Radolfzeller Aach

Alter Rhein

SeelexikonPlankton

Die Formen sind schon toll, ja teilweise sogar bizarr: Wer einen Wassertropfenaus einem See unters Mikroskop legt, der wird von der Welt des Mikrokosmosbegeistert sein: sternförmige Kieselalgen, zackenförmig-kugelige Grünalgen,kompakte Wasserflöhe, wuselige Geißeltierchen, urige Moostierchen, um nureinige Beispiele zu nennen. Wobei es natürlich in den Regel nicht genügt, dasWasser einfach mit einer Pipette auf den Objektträger zu tropfen. Bei einem so sauberen See wie dem Bodensee muss man schon die Plankton -probe aufkonzentrieren, etwa mit Hilfe eines Planktonnetzes. Dann aber gibtes meist viel zu sehen, wobei allerdings die Artenzusammensetzung je nachJahreszeit und See stark schwanken kann. Für die Seenkundler ist dieseZusammensetzung ein wichtiges Indiz für die Güte des Sees und für seinenReichtum an Fischnährtieren. Deshalb werden auch am Bodensee routine -mäßig die Entwicklung der mikroskopisch kleinen Algen (Phytoplankton)sowie der tierischen Kleinlebewesen (Zooplankton) erfasst.

Informationenrund um den Bodensee

Seespiegel Nr. 17 06/03

Hochwasser macht Schilfgürtel zu schaffenDas extreme Hochwasser an Pfings -ten 1999 hat die Schilfflächen amBodensee stark dezimiert. Dies isteines der wichtigsten Ergebnisse einesumfassenden Schilfprojekts, das nunabgeschlossen wurde.

Die Auswertung von Luftbildern brach -te es an den Tag: Allein am baden-württembergischen Ufer sind 1999durch das Pfingsthochwasser 30 Hek tarSchilf abgestorben. Bezogen auf dieehemals 124 Hektar großen Be ständeentspricht dies einem Rück gang um 24Prozent, und, was nicht weniger be -denklich ist, einer Ver la ge rung der see-seitigen Schilfgrenze zum Land hin, aneinigen Stellen um bis zu sieben Meter.Während sich die höher aus dem Was -ser ragenden Schilfflächen in den bei-den Folgejah ren wieder erholen konn-ten, sind die tiefer gelegenen Beständevermutlich auf mehrere Jahre hinaus ge - schädigt. Das zeigte bereits das starkeHoch wasser 1965: die damals noch grö -

ßeren abgestorbenen Flächen sind teil -weise bis heute nicht nachgewachsen.

Schilf, eine Landpflanze

Doch warum wird Schilf, immer-hin eine an Wasser angepasste Pflan -ze, durch Hochwasser so stark geschä -digt? Die Antwort lautet schlicht:Schilf ist eigentlich eine Landpflanze,und wenn der Wasserspiegel im Früh -jahr zu schnell steigt, ertrinken diejun gen Trie be förmlich. Am Bodensee,der sich im Frühjahr und Frühsommerdurch Regen und Schneeschmelzenach dem winterlichen Niedrig was -serstand wieder füllt, artet das Schilf -wachs tum regelmäßig in eine ArtWettkampf aus: Die jungen Halmemüs sen schneller wachsen als derSeespiegel steigt. Sind sie länger alsetwa zwei Wochen überstaut, gehenden Wurzeln die Reserven aus und diePflanze stirbt ab.

Treibgut wird zum Verhängnis

Neben dem Hochwasser gibt es al -ler dings noch weitere Gründe für denRückgang der Röhrichtflächen am Bo -denseeufer. Neben dem Befall durch

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Seespiegel Nr. 1706/2003

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Minister U. Müller (li) und Institutsleiter Dr. H. Müller (re) bei der Kiellegung Foto: Köhler

von speziellen Mess- und Unter -suchungs ein rich tun gen. Bereits vor-handene Gerät schaf ten der Vorgänger -schiffe, wie Einrich tun gen zur Probe -nahme, Messgeräte und eine fernge-steuerte Unterwasser kamera, werdendabei übernommen. Die Übergabedes einsatzbereiten Schiffes an dasSeenfor schungsinstitut soll noch indiesem Jahr im November erfolgen.

Bedrohter Schilfgürtel Foto: Stuhler

Schilfkäfer sowie dem negativen Ein -fluss von Mauern und anderen unna-türlichen Uferverbauungen, sie verur-sachen ungewöhnlich starke Wellen,wird den Schilfhalmen vor allemTreibgut zum Verhängnis. Dies habenWissen schaftler der Universi täten Ho -hen heim und Konstanz im Rahmendes gemeinsamen Schilfpro jekts fest-gestellt. Allerdings haben sich diePflan zen innerhalb von ein bis zweiJahren von der „Treibholz-Attacke“wieder ganz gut erholt.

Projektleiter Klaus Schmieder weistallerdings, sozusagen als Fazit der Un -tersuchungen, auf einen Aspekt hin,der ziemlich nachdenklich stimmt:„Das extreme Hochwasser von 1999kann als Vorbote für die Auswirkungender Klimaveränderungen gesehenwer den, die den Bestand der Ufer röh -richte am Bodensee langfristig dezi-mieren kann.“

Umso wichtiger ist es, dass dieWissenschaftler nun in einem neuenProjekt eine Methode entwickeln, mitder sich die Schilfflächen in regelmä-ßigen Abständen automatisiert – unddamit kostengünstiger als bisher –vom Flugzeug aus erfassen lassen.

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Page 6: rund um den 2 3 Seespiegel Nr - IGKB · rund um den Bodensee Seespiegel Nr. 17 06/03 Hochwasser macht Schilfgürtel zu schaffen Das extreme Hochwasser an Pfings -ten 1999 hat die

Seespiegel Nr. 1706/2003

ImpressumHerausgeber:Internationale Gewässer schutzkommission für den Bodensee (IGKB)www.igkb.org

Redaktion:Bruno BlattnerMinisterium für Umwelt und Verkehr Baden-WürttembergD-70182 StuttgartTel.: 0049711 / 126 15 33

Marco SacchettiAmt für Umwelt des Kantons ThurgauCH-8510 FrauenfeldTel.: 004152 / 724 24 32

Klaus ZintzD-70619 Stuttgart

Gesamtherstellung:, Stuttgart

ISSN 1025-5044

Zu beziehen:Deutschland:Landesanstalt für Umweltschutz Baden-WürttembergInstitut für SeenforschungArgenweg 50/1, D-88085 LangenargenTel.: 0049+7543 / 304 0Fax: 0049+7543 / 304 299www.lfu.baden-wuerttemberg.de/lfu/abt4/isf/

Bayerisches Landesamt für WasserwirtschaftLazarettstrasse 67, D-80636 MünchenTel.: 0049+89 / 9214-1335Fax: 0049+89 / 9214-1692www.bayern.de/lfw

Österreich:Amt der Vorarlberger LandesregierungRömerstrasse 15, A-6901 BregenzTel.: 0043+5574 / 511 27 405Fax: 0043+5574 / 511 27 495www.vorarlberg.at

Schweiz:Amt für Umweltschutz des Kantons St. GallenLämmlisbrunnenstrasse 54CH-9001 St. GallenTel.: 0041+71 / 229 30 88Fax: 0041+71 / 229 39 64www.afu.sg.ch

Departement für Bau und Umweltdes Kantons ThurgauVerwaltungsgebäudeCH 8501 FrauenfeldTel.: 0041+52 / 724 24 32Fax: 0041+52 / 724 28 48www.afutg.ch

Fürstentum Liechtenstein:Amt für UmweltschutzPostgebäudeFL-9490 VaduzTel.: 00423 / 236 61 90Fax: 00423 / 236 61 99

Forschungsschiff auf Kiel gelegtNach vielen Jahren der Planung undVorbereitung war es im April endlichso weit: „Für die Mitarbeiter des Insti -tuts für Seenforschung am Bodenseegeht mit der Kiellegung des neuenForschungsschiffes ein lang gehegterWunsch seiner Erfüllung entgegen.“Der baden-württembergische Umwelt-und Verkehrsminister Ulrich Müllersprach mit diesen Worten vor allem je -nen Seen forschern aus dem Herzen,die bei Wind und Wetter aufs Schwä -bische Meer fahren müssen, um Mes -sungen durchzuführen.

In Zukunft wird das neue For -schungs schiff, im Gegensatz zum tech - nisch veralteten Vorgängermodell, der„Au gust Thiene mann“, auch bei See -gang mit meterhohen Wellen und biszu acht Windstärken voll funktions-tüchtig sein.

EditorialIn den vergangenen beiden Jahrenhat Baden-Württemberg den organi-satorische Vorsitz der IGKB innege-habt. In dieser Zeit war es eine derwichtigsten Aufgaben der IGKB, ihreInteressen und Erfahrungen sowie ih -re bisherigen Arbeitsergebnisse in diezur Umsetzung der neuen Was ser -rahmenrichtlinie der Eu ropäischenUnion gegründeten internationalenKo operation in die Bearbeitungs ge -biete Alpenrhein/Bodensee einzu-bringen. Von vornherein war klar,dass die neuen ökologischen Anfor -derungen an das Management vonstehenden und fließenden Gewäs -sern für die entsprechenden Fachver -waltungen eine große Herausfor de -rung darstellen würden. Und zwarvor allem auch deshalb, weil sie beiländerübergreifenden Gewässern wiedem Boden see eine zwischenstaatli-che Abspra che und internationalesHan deln erfordern. Allerdings hatsich in den vergangenen beiden Jah -ren ge zeigt, dass gerade am Boden -see mit seiner langjährigen intensi-ven Zu sammen arbeit zwischen denAnlie ger staaten die Umsetzung derWas serrahmen richtlinie geradezumo dell haft funktionieren wird.

So erfreulich diese nun europa-weit erforderliche Zusam menarbeitim Gewässerschutz auch ist, so zeig-ten sich in den vergangenen beidenJahren auch neue Gefah ren. Hier istinsbesondere der Ufer schutz zu nen-nen, der nach wie vor ein Sorgen -kind der IGKB ist. Wie sowohl die imvergangenen Jahr vorgestellte Ufer -studie als auch die jüngst ab ge -schlossene Schilfstudie zeigen, be - steht hier für die Zukunft noch ein er -heblicher Handlungs be darf. So stel -len die Uferverbauun gen wie auchder Rückgang der Röhricht ge bietenach dem massiven Pfingst hoch was -ser 1999 für den Bodensee eine ernst

zu nehmende Gefährdung dar, derdie IGKB mit aller Macht entgegensteuern muss.

Das besonders traurige Ereignis2002, der Zusam men stoß einesFracht flug zeugs mit einer bakhiri-schen Passa giermaschi ne bei Über-lingen mit vie len Jugendlichen anBord, kostete nicht nur vielen Men -schen das Le ben, es zeigte auch ein-drücklich die Gefah ren auf, die sichbei einem Un fall für den See ergebenkönnen. Es war Glück im Unglück,dass keine Trüm merteile oder gargrößere Men gen Flugbenzin in denSee gefallen sind. Doch selbst wenndieses passiert wä re – die IGKB hatfür solche Unfälle vorgesorgt undNotfallpläne ausgearbeitet.

Ab 1. Juli geht der IGKB-Vorsitznun an die Schweiz über. Ich wün-sche dem neuen Vorsitzenden PeterMichel vom Bundesamt für Umwelt,Wald und Landschaft in Bern vielErfolg und der IGKB auch weiterhindas Durchsetzungsvermögen, das siebraucht, um die Interessen des Bo -densees zu wahren und die in vieler-lei Hinsicht wertvolle Ressour ce Seenachhaltig zu schützen.

Peter Fuhrmann

Bodensee-Daten

Seebecken:bestehend aus Obersee und UnterseeMeereshöhe ü. NN: 395 m

Oberfläche gesamt: 571 km2

Obersee: 500 km2

Untersee: 71 km2

tiefste Stelle: 254 mRauminhalt: 48 km3

Uferlänge: 273 kmgrößte Länge: 63 kmgrößte Breite: 14 km

Gebaut wird das neue, 2,4 Millio -nen Euro teure Schiff des Instituts fürSeenforschung von der Bodan-Werftin Kressbronn (Boden seekreis). Nacheiner europaweiten Ausschrei bunghatte sich die einheimische Schiff -schmiede als günstigster Anbie terdurchgesetzt. Für den Bau des Schiffs -kör pers ist etwa ein halbes Jahr veran-schlagt. Da nach erfolgt der Ein bau

Uferlängen:in km in %

insgesamt 273 100Baden-Württemberg 155 57Bayern 18 7Österreich 28 10Schweiz 72 26

DEUTSCHLAND

ÖSTERREICH

SCHWEIZ

Zuflüsse:Einzugsgebiet des Bodensees:11 500 km2

mittlere jährliche Wasserführung:insgesamt ca. 370 m3/Sekunde

Alpenrhein➋ Dornbirnerach➌ Bregenzerach➍ Leiblach➎ Argen➏ Schussen➐ Rotach➑ Seefelder Aach➒ Stockacher Aach➓ Radolfzeller Aach

Alter Rhein

SeelexikonPlankton

Die Formen sind schon toll, ja teilweise sogar bizarr: Wer einen Wassertropfenaus einem See unters Mikroskop legt, der wird von der Welt des Mikrokosmosbegeistert sein: sternförmige Kieselalgen, zackenförmig-kugelige Grünalgen,kompakte Wasserflöhe, wuselige Geißeltierchen, urige Moostierchen, um nureinige Beispiele zu nennen. Wobei es natürlich in den Regel nicht genügt, dasWasser einfach mit einer Pipette auf den Objektträger zu tropfen. Bei einem so sauberen See wie dem Bodensee muss man schon die Plankton -probe aufkonzentrieren, etwa mit Hilfe eines Planktonnetzes. Dann aber gibtes meist viel zu sehen, wobei allerdings die Artenzusammensetzung je nachJahreszeit und See stark schwanken kann. Für die Seenkundler ist dieseZusammensetzung ein wichtiges Indiz für die Güte des Sees und für seinenReichtum an Fischnährtieren. Deshalb werden auch am Bodensee routine -mäßig die Entwicklung der mikroskopisch kleinen Algen (Phytoplankton)sowie der tierischen Kleinlebewesen (Zooplankton) erfasst.

Informationenrund um den Bodensee

Seespiegel Nr. 17 06/03

Hochwasser macht Schilfgürtel zu schaffenDas extreme Hochwasser an Pfings -ten 1999 hat die Schilfflächen amBodensee stark dezimiert. Dies isteines der wichtigsten Ergebnisse einesumfassenden Schilfprojekts, das nunabgeschlossen wurde.

Die Auswertung von Luftbildern brach -te es an den Tag: Allein am baden-württembergischen Ufer sind 1999durch das Pfingsthochwasser 30 Hek tarSchilf abgestorben. Bezogen auf dieehemals 124 Hektar großen Be ständeentspricht dies einem Rück gang um 24Prozent, und, was nicht weniger be -denklich ist, einer Ver la ge rung der see-seitigen Schilfgrenze zum Land hin, aneinigen Stellen um bis zu sieben Meter.Während sich die höher aus dem Was -ser ragenden Schilfflächen in den bei-den Folgejah ren wieder erholen konn-ten, sind die tiefer gelegenen Beständevermutlich auf mehrere Jahre hinaus ge - schädigt. Das zeigte bereits das starkeHoch wasser 1965: die damals noch grö -

ßeren abgestorbenen Flächen sind teil -weise bis heute nicht nachgewachsen.

Schilf, eine Landpflanze

Doch warum wird Schilf, immer-hin eine an Wasser angepasste Pflan -ze, durch Hochwasser so stark geschä -digt? Die Antwort lautet schlicht:Schilf ist eigentlich eine Landpflanze,und wenn der Wasserspiegel im Früh -jahr zu schnell steigt, ertrinken diejun gen Trie be förmlich. Am Bodensee,der sich im Frühjahr und Frühsommerdurch Regen und Schneeschmelzenach dem winterlichen Niedrig was -serstand wieder füllt, artet das Schilf -wachs tum regelmäßig in eine ArtWettkampf aus: Die jungen Halmemüs sen schneller wachsen als derSeespiegel steigt. Sind sie länger alsetwa zwei Wochen überstaut, gehenden Wurzeln die Reserven aus und diePflanze stirbt ab.

Treibgut wird zum Verhängnis

Neben dem Hochwasser gibt es al -ler dings noch weitere Gründe für denRückgang der Röhrichtflächen am Bo -denseeufer. Neben dem Befall durch

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Minister U. Müller (li) und Institutsleiter Dr. H. Müller (re) bei der Kiellegung Foto: Köhler

von speziellen Mess- und Unter -suchungs ein rich tun gen. Bereits vor-handene Gerät schaf ten der Vorgänger -schiffe, wie Einrich tun gen zur Probe -nahme, Messgeräte und eine fernge-steuerte Unterwasser kamera, werdendabei übernommen. Die Übergabedes einsatzbereiten Schiffes an dasSeenfor schungsinstitut soll noch indiesem Jahr im November erfolgen.

Bedrohter Schilfgürtel Foto: Stuhler

Schilfkäfer sowie dem negativen Ein -fluss von Mauern und anderen unna-türlichen Uferverbauungen, sie verur-sachen ungewöhnlich starke Wellen,wird den Schilfhalmen vor allemTreibgut zum Verhängnis. Dies habenWissen schaftler der Universi täten Ho -hen heim und Konstanz im Rahmendes gemeinsamen Schilfpro jekts fest-gestellt. Allerdings haben sich diePflan zen innerhalb von ein bis zweiJahren von der „Treibholz-Attacke“wieder ganz gut erholt.

Projektleiter Klaus Schmieder weistallerdings, sozusagen als Fazit der Un -tersuchungen, auf einen Aspekt hin,der ziemlich nachdenklich stimmt:„Das extreme Hochwasser von 1999kann als Vorbote für die Auswirkungender Klimaveränderungen gesehenwer den, die den Bestand der Ufer röh -richte am Bodensee langfristig dezi-mieren kann.“

Umso wichtiger ist es, dass dieWissenschaftler nun in einem neuenProjekt eine Methode entwickeln, mitder sich die Schilfflächen in regelmä-ßigen Abständen automatisiert – unddamit kostengünstiger als bisher –vom Flugzeug aus erfassen lassen.

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