Rundbrief 19

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der Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten im Bistum Essen Ostern 2014 Zukunftsbild Aktuelles aus der Berufsgruppe, Meditation zum Titelbild, Kinderarmut als pastorale Herausforderung, Interview mit Maren Kreuzfelder, Buchbesprechung und Beiträge zum Thema

Transcript of Rundbrief 19

  • der Gemeindereferentinnen und Gemeindereferentenim Bistum Essen

    Ostern 2014

    Zukunftsbild Aktuelles aus der Berufsgruppe, Meditationzum Titelbild, Kinderarmut als pastoraleHerausforderung, Interview mit MarenKreuzfelder, Buchbesprechung undBeitrge zum Thema

  • 2Viele von Ihnen und Euch waren zuBeginn des Jahres beim Tag derPriester und Diakone, gemeinsammit den Pastoral- undGemeindereferentinnen und-referenten unseres Bistums. Deraus Prag angereiste Theologe,Philosoph und Soziologe TomHalk pldierte dort fr einen weitenBlick der Kirche, der die Glaubens-und Lebenssituationen derMenschen intensiv wahrnimmt. Erwnschte sich eine Kirche, dieoffener fr die Suchenden und ihreFragen wird. Dazu msste sich dieKirche selbst als Suchendeverstehen; kurz: sie sollte sich mitden Suchenden auf die Suchebegeben.

    Unser Dialogprozess im BistumEssen hat die Spur dieser von Prof.Halk erhofften Suchbewegungbereits aufgenommen: Im Dialogentstand ein gemeinsamerLernprozess. Als ein wesentlichesExtrakt wurde am Ende derDialogforen ein Zukunftsbildprsentiert, das eine gemeinsameVision entwirft, wie wir knftigKirche sein knnen und wollen. DasZukunftsbild beschreibt unserBistum in sieben Eigenschaften undentfaltet eine Kirche, die erfahrenwerden kann als: berhrt, wach,vielfltig, lernend, gesendet,wirksam und nah.

    Eine klare Richtungsansage: Es gehtum ein berzeugtes und berzeugendesChristsein, um ein mutigesWahrnehmen der eigenen Tauf-Berufung; wir sollen als Gottes Volkmitten unter den Menschen unterwegszu sein als Kirche im Volk, im Alltagherausgefordert. Gemeinsam auf derSuche zu sein, verlangt den Dialog. Esgeht um eine aufrichtige Dienst-Leistung fr die Menschen. Damit istauch eine Kirche in Aussicht gestellt,die weniger institutionell und mehrselbstverstndlich lebt; strukturelleAnpassungen und defizitreRessourcen treten in den Hintergrund.

    Professor Halk hat sich unserZukunftsbild mit groem Interessegenauer angeschaut und einige ihmwichtige Gedanken in Beziehung zuunserer Vision gesetzt:

    Vielfltig seien die religisenSehnschte der Menschen. DieHaupttrennlinie verlaufe nichtzwischen den Glubigen undUnglubigen, sondernzwischen den Eingewohnten(dwellers) und denSuchenden (seekers).

    Die Seelsorge, wenn siewirklich ein Ausdruck ernsterSorge um die Seele sein will,knne lediglich einesolidarische Begleitung aufdem Wege des Suchens sein:

  • 3nur berhrend und nahkann sie die Tiefendimensionder menschlichen Existenzansprechen.

    Wir seien gesendet, um Gottzu suchen und ihm in denWunden der Welt zubegegnen, in den Wundender eigenen Herzen, in denWunden der Kirche und inden Wunden des eigenenGlaubens. Andererseits geltejedoch: Wir sollen Dienerder Freude sein.

    Das Wach-Werden benenntProf. Halk als Desiderat:Das Christentum scheint ihmin unserer Kultur heute ineiner mittglichenErmdung, nachdem in dervorherigen Etappe dieinstitutionellen unddoktrinalen Strukturen derKirche aufgebaut wurden.

    Es knne sein, dass dieStrukturen heute nicht mehrso sehr von Bedeutung seien.Dass der Stil unseres

    Handelns wichtiger werdenknne, deute gerade PapstFranziskus mit seiner Weiseder Nachfolge Christi an.Vielleicht sei es an der Zeit,sich auf den Weg der Suchemit den Suchenden zubegeben und diesen Weglernend und wirksam zugehen.

    Ich habe den Beitrag von Prof. Halkals Entlastung verstanden: Er hat mirdas Gefhl vermittelt, dass wir inunserem Bistum in eine gute Richtunggehen! Denn unser Zukunftsbild isternst gemeint. Deshalb ldt BischofDr. Overbeck in seinem Bischofswortzum Jahresanfang 2014 zumEntdecken und zurAuseinandersetzung ein: Falten Sieunser Zukunftsbild einmal gemeinsamauseinander, nhern Sie sich dem Bildunserer knftigen Kirche imRuhrbistum! mit allen Fragen, allenOffenheiten und allen Risiken, diedamit verbunden sind. Es liegt nun anIhnen und uns allen, denn:Du bewegst Kirche!

    Markus Etscheid-Stams

    Leiter des Prozesses zum Zukunftsbild undPersnlicher Referent des Generalvikars

    www.zukunftsbild.bistum-essen.de

    Ich wnsche uns im Bistum Essen und Ihnen/Euch ganz persnlich vielMut und Kraft, auf dass die Visionen, die sich mit den sieben Perspektiven desZukunftsbildes erffnen, Kraftquelle fr Ihre/Eure Arbeit und auch mutigerAufbrche und ungewisser Weggemeinschaften ist!

  • 4S i l be r nes D i ens t j ub i l um

    Wir gratulieren unserem Kollegen und unseren Kolleginnen.

    Wir wnschen ihnen fr ihre Zukunft Gottes Segen undweiterhin Freude im Beruf.

    Bernhard ZielonkaPropsteipfarrei St. Peter und Paul in BochumKath. Kliniken Bochum - St. Elisabeth-Krankenhaus

    Cornelia BiermannPfarrei St. Dionysius in EssenGemeinde Fronleichnam in Essen-Borbeck

    Bettina Haase-SttingPfarrei Christus Knig in Halver - Breckerfeld - Schalksmhle - Hagen-DahlHelios Klinik Hagen-Ambrock

    Petra SchulzPfarrei St. Medardus in Ldenscheidund KHS im Klinikum Ldenscheid

    Februar 2014

    August 2014

  • 5Ak tue l l e s aus de r Be ru f sg r uppe

    Herzliche Einladung zum Studientag der Gemeindereferentinnen und -referenten

    An diesem Tag werden aktuelle Themen der Berufgruppe sowie das Zukunftsbilddes Bistums zur Sprache kommen.

    Moderation: Claudia Egenolf, Kln

    01.10.201409:30 17:00 UhrKardinal-Hengsbach-Haus, Essen-Werden

    Wir trauern um unseren Kollegen

    Andreas Vohwinkel

    Am 23. Februar verstarb er nachkurzer schwerer Krankheit im Alter

    von 45 Jahren.

    Herr, lass ihn leben in DeinemFrieden

  • 6Ak tue l l e s aus de r Be ru f sg r uppe

    Wir sind das Ruhrgebiet...Wenn dieser Titel im Pauluskolleg inPaderborn erschallt, ist es klar, wer zuGange ist. Die Dizesanrunde desBistums Essen.Der Name ist Programm. An derKatHO NRW in Paderborn studierenzur Zeit 14 Vertreter undVertreterinnen unseres BistumsReligionspdagogik, um grtenteilsspter in dem Beruf des

    Gemeindereferenten zu arbeiten. Dieseverteilen sich mit 6 Student/inn/en aufdas mittlerweile 6. Semester und 5Student/inn/en auf das 2. Semester,welches noch im Pauluskolleg, demWohnheim fr angehende Ge-meindereferentinnen und Gemeinde-referenten, wohnt. Die weiteren 3Studentinnen sind flexibel Studierendeund somit nur zwei Tage vor Ort.

    Unsere Gruppe trifft sich ein Mal imSemester zur offiziellen Dizesanrundemit der Ausbildungsleitung, umBistumsanliegen und Anliegen der

    Studierendenzu besprechen. Fr den zwischenzeitlichenKontakt sorgen der/die Dizesansprecher/-in und dessen/deren Vertreter/-in. Alsrelativ kleine Gruppe im Meer vonStudierenden der Religionspdagogik derverschiedenen Nord-, Ost- undWestdeutschen Bistmer ist auffllig, dass

    die Studierenden unseres Bistums immerwieder versuchen, sich imHochschulleben und im Leben im undum das Pauluskolleg zu engagieren. Sofand zum Beispiel der Kundschaftertagim Januar (siehe Bild) unter derBeteiligung von einigen unserKommilitoninnen und Kommilitonenstatt, die zu einem gelungenen Tagbeitrugen.

    Neben den offiziellen Part gibt esnatrlich auch noch den Aspekt derGeselligkeit. Gerade hier erkennt man, wieschn es ist, unter Gleichgesinnten zu sein.Bei einer Runde ber denWeihnachtsmarkt oder bei den ab und zustattfindenden Feiern im Pauluspub merktman immer wieder den Zusammenhalt.Man kann sich super unterhalten undeinfach auf unkomplizierte Art und WeiseGemeinschaft leben. Auch wenn mansonst nicht unbedingt immer viel miteinander zu schaffen hat, ist es immerwieder schn festzustellen: Wir sind ausdem Ruhrbistum. Wir sind die wahrenRuhrpottler! Lukas Klein-Wiele

  • 7Am 04.02.2014 ist Altbischof Dr. Hubert Luthe verstorben.Er wurde am 08.02.2014 nach einem feierlichen Requiem inder Adveniatkrypta im Essener Dom beigesetzt.

    Unsere Berufsgruppe der Gemeindereferent/inn/en hatBischof Luthe viel zu verdanken. In den Jahren, in denen erals Bischof von Essen unser Bistum leitete, hat er uns stetssehr viel Wertschtzung entgegengebracht und den pastoralenLaiendienst gefrdert. Die jhrlichen Gesprche mit denRegionalsprecher/inn/en im Bischofshaus hat er begrndet. Ineiner angenehmenAtmosphre hat er imgemeinsamen Gesprchden Austausch gesucht,Anregungen undSorgen ernst ge-nommen sowie seineVorstellungen ber diePastoral im BistumEssen dargelegt.

    Unter seiner Leitungwurde das Seminar zurAusbildung vonGemeindereferentinnenin Gelsenkirchen-ckendorf fr Frauen und Mnner in der Lebensmittegeffnet und zur spteren Fachakademie.Auch die Einfhrung der Ausbildung vonPastoralreferent/inn/en in unserem Bistum war seinVerdienst. Er hat beiden Berufsgruppen immer ein hohes Maan Eigenverantwortlichkeit und geistlicher Kompetenzzugesprochen. Auch ber seine Emeritierung hinaus zeigte ersich uns sehr verbunden und hat an zahlreichen Treffen undBegegnungen teilgenommen.

    Wir werden seiner im Gebet gedenken.

    Nach ru f A l t b i s cho f D r . Hube r t Lu t he

    Elvira Neumann

  • 8RB: Was sind Ihre neuen Aufgaben imStabsbereich Personalentwicklung undGesundheit?

    MK: Innerhalb des StabsbereichsPersonalentwicklung und Gesundheit binich fr das Thema Fort- und Weiterbildungzustndig. Die wichtigsten Aufgaben dabeiliegen sicherlich darin, zunchst einmalFortbildungs-Bedrfnisse und -Themen zuerkennen, die einzelne Mitarbeitende oderauch z. B. Berufsgruppen haben. DieProgrammplanung und auch dieEvaluation von Fortbildungsangebotengehren dann natrlich genauso dazu.Auerdem stehe ich fr alle Fragen rundum Fortbildung oder auch grereWeiterbildungen der Mitarbeiter/innen zurVerfgung.

    Interview mit der neuen Referentinfr Fort- und Weiterbildung,Maren Kreuzfelder

    Maren Kreuzfelder ist erreichbar unter

    Bischfliches GeneralvikariatHauptabteilung 3Stabsbereich Personalentwicklung und GesundheitZwlfling 1645127 EssenTel.: 0201 / 2204 597Fax: 0201 / 2204 449Mail: [email protected]

    RB: Frau Kreuzfelder, viele kennen Sieja noch unter dem Namen Vlker,knnen Sie ein wenig zu Ihrer Personsagen?

    MK: Gerne. Ich bin 33 Jahre alt,stamme ursprnglich aus Mlheim undwohne seit einigen Jahren in Essen.Studiert habe ich Diplom-Pdagogikund spter noch mal berufsbegleitendErwachsenenbildung. Nachdem ichlange ehrenamtlich in der Gemeindeund dann vor allem in der Jugendarbeitengagiert war, habe ich beruflich ersteinige Jahre als Jugendreferentin inunserem Bistum gearbeitet, bevor ichdort angefangen habe, alsSchulungsreferentin fr Prvention vonsexuellem Missbrauch undsexualisierter Gewalt ttig zu sein. SeitEnde 2013 bin ich jetzt Referentin frFort- und Weiterbildung.

  • 9RB: Was hat sich fr dieGemeindereferent/innen seit derUmstrukturierung im BGV verndert?

    MK: Es sind verschiedene kleine Dinge,die sich durch die Umstrukturierung frIhre Berufsgruppe verndert haben: IhreAnsprechpartner zu Fortbildungsfragensitzen nun im Generalvikariat, dasFortbildungsprogrammheft sieht etwasanders aus und ist etwas andersaufgebaut, als Sie es aus derVergangenheit gewohnt sind, da es nunfr alle Berufsgruppen (pastorale wieauch nicht-pastorale) gemeinsamerscheint. Der Weg der Anmeldung undBeantragung von internen und externenFortbildungen hat sich fr Sie etwasverndert, genauso wie der Weg,Arbeitsbefreiung fr Exerzitien zuerhalten. Wie diese Dinge genaufunktionieren, ist sowohl imFortbildungsprogrammheft als auch aufder Homepage des Bistums unterwww.fortbildung.bistum-essen.debeschrieben (dort finden Sie auchverschiedenste Formulare undAntworten auf hufig gestellte Fragen).Was auch eine nderung ist: Sie knnenseit diesem Jahr Reisekosten frFortbildungen (auch in unserenbistumseigenen Tagungshusern) berden Stabsbereich Personalentwicklungund Gesundheit abrechnen und auchKostenbeteiligungen fr Exerzitien (biszu 35,-- pro Tag) erhalten.

    RB: Knnen Sie etwas zu der Zuordnungvon Credit-Points zu verschiedenenVeranstaltungen sagen?

    MK: Ganz allgemein gibt es Creditpointsfr Fortbildungen aus dem pastoralenFeld. Dazu zhlen in unseremFortbildungsprogramm alle Fort-bildungen zu theologischen oderpastoralen Themen und Fragen genausowie solche, die sich mit Fhigkeiten desDialogs, der Interaktion undKommunikation beschftigen. Genausowie fr diese internen Fortbildungenerhalten Sie natrlich auch Creditpointsfr vergleichbare externe Fortbildungen,die Ihnen durch den StabsbereichPersonalentwicklung und Gesundheitgenehmigt werden.

    RB: Was wnschen Sie sich vonder Berufsgruppe der Gemeinde-referent/innen?MK: Bleiben Sie neugierig und lernend!Vielen Dank fr das Gesprch!

  • Das Zukunftsbild im Bistum

    und Zitate aus

    Evangelii Gaudium.

    Eine Gegenberstellung.

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    Der tschechische Theologe Tom Halkhat uns beim Tag der pastoralen Berufeim Bistum Essen im Januar 2014 mitseiner Rede von dem Heiligen Zachusverblfft. In seinem Buch Geduld mitGott Die Geschichte von Zachus heuteerfahren wir die Grnde fr seinenDenkansatz. Es sind die Suchenden, die erim Auge hat vergleichbar mit denMillieus, die uns helfen, unser schierunberblickbares pastorales Feld zubedenken.

    Ich mag alle, die es wie Zachus tun; ichdenke, ich habe die Gabe, sie zu verstehen.Jene Zachische Distanz wird oft alsAusdruck von Arroganz interpretiert, waswohl ein Irrtum ist so einfach ist es nicht.Meine Erfahrung lehrt mich, dass es eherum eine Art Scheu geht. Bei einigen ergibtsich ihre Abneigung gegenber denMassen sowie deren Parolen und Bannernauch aus dem ahnenden Gefhl, dieWahrheit sei allzu zerbrechlich, um aufden Straen skandiert werden zu drfen.(S. 24)

    Die historische Ausgangslage derTheologie Halks ist eine andere alsunsere. Unsere mhsamen undlangwierigen Bemhungen um die vielenMenschen, die der Kirche fernbleiben odersie verletzt verlassen, kreuzen sich mitdenen Halks, weil wir das gleiche Zielhaben und weil wir immer wieder auf diegleiche Botschaft das Evangelium unddie gleiche Wirkungsgeschichte diesesEvangeliums zurckgreifen.

    In dem Kapitel Selig die Fernstehendenlesen wir: Bereits Mitte des 19.

    Jahrhunderts hat Kierkegaard einenneuen Typus religisen Denkensprsentiert: die philosophischeTheologie, die keineGotteswissenschaft war, sonderneine Hermeneutik existentiellerGlaubenserfahrungen resp. desGlaubens als radikalsterExistenzerfahrung. (S. 43)

    Halk weist auf eine Flle groerGestalten der Kirchen- undGlaubensgeschichte, ohne seine Leserdamit zu erschlagen. Die Lektremacht Lust auf mehr und der Lesermerkt, dass zum Lsen der drngendenProbleme unserer Zeit auch dasStudieren derer gehrt, die schon voruns gedacht und geglaubt haben undauf ihre je eigene Weise durchJahrhunderte und Kulturen Ideen derGlaubensvermittlung entwickelten.Wir knnen aus diesem Fundusschpfen.

    In dem Kapitel Fern aller Sonnenlegt Halk uns in einem Absatz gleichzwei groe Glaubensgestalten ansHerz: In seinem Buch Leben Jesuschildert Franois Mauriac die Szeneim Garten Gethsemane, wo derbetende Jesus Blut schwitzt, whrenddie Apostel eingeschlafen sind, undschreibt: Der Menschensohn wurdezu einem Pendel zwischen dem Schlafdes Menschen und der AbwesenheitGottes schwingend vom abwesendenVater zum schlafenden Freund.hnlich wurde die kleine Thrse zueinem Pendel zwischen derunglubigen Welt und dem tauben

    Ein Buch ber den Heiligen Zachus und uns

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    Dorothee Janssen

    Himmel und darin liegt die Botschaftbegrndet, eine Lektion, die dieseKirchenlehrerin unserer Zeit erteilt.

    Wer dieses Buch liest, wird ganz ohneDruck aus der Anstrengung, dieaktuellen pastoralen Sisyphos-Aufgabenlsen zu mssen, in eine Gemeinschaftder Glaubenden geholt, die immer schonvor Aufgaben gestellt war. Tom Halkfindet starke Bilder, mitreiende Zeugenund eine leichte und liebevolleTheologie.

    In dem Kapitel Streit um die Schnheitder Dulcinea von Tobosa trifft er unsereSituation mit einer Anekdote aus demLeben seines Vaters: Einst hat mir meinVater von einem jdischen Kollegenerzhlt, den auf einer Party jemand wohl schon ziemlich betrunken fragte:Herr Silberstein, wie kam es, dass Sie,ein so charmanter Mensch, eine sohssliche Frau geheiratet haben? Deralte Herr lie seinen Charme durch dieseUnverschmtheit nicht ins Wankengeraten und erwiderte: Junger Mann,wenn Sie meine Augen htten, wre Sieauch fr Sie die schnste Frau auf derWelt! Ja, ich gebe zu, es gibt Orte undZeiten, wo wir, wenn wir von derSchnheit unserer Kirche sprechenwollen, tatschlich wahnsinnig verliebtsein und manchen Menschen wie trichteRitter erscheinen mssen.

    Dieses Buch macht Lust auf kirchlichesRittertum. Es befreit durch Lachen undSachkundigkeit. Es erweitert unsereZielgruppen um die Suchenden, dieAusschau-Haltenden, die nun einenHeiligen Zachus zum Schutzpatronhaben.

    Quellenangaben

    Die Rechte an Bildern und Texten liegenbei den Autoren und Knstlern. Wir habenuns bemht, alle Angabenzusammenzustellen, und bitten umHinweise, falls uns ein Fehlerunterlaufen sein sollte.

    Texte:

    Seite 20 und 9: Bertold BittgerSeite 15: Pater Anno

    Bilder:

    Titelbild und Seite 8 und 20 : BertoldBittger (Motiv: Emscherkunst Oberhausen;Zauberlehrling von Inges Idee, Osterkarte)Seiten 3, 4, 5, 7 und : Bistum Essen.Seite 6: Bilder im Besitz der dargestelltenPersonenSeite 15: Amigoianer

    Impressum

    Gemeindereferentinnen undGemeindereferenten im Bistum Essen,Zwlfling 16,45127 Essen, Telefon 0201-2204 -243

    Redaktion: D. Janssen, I. Klein, G. Lauenburger

    Mitarbeit: B. Bittger, M. Etscheid-Stams, L. Klein-Wiele, E. Neumann, PaterAnno , O. Wittke und viele hilfreicheKorrekturleserinnen

    Druck: Bischfliches Generalvikariat, ZAIT-Service

    Redaktionsschluss: 19. Mai 2014

    Arbeitstitel der nchsten Ausgabe:Vielfalt

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    Selig die Armen - Kinderarmut alspastorale Herausforderung

    Das Schlagwort von derKinderarmut geistert seit Jahrendurch die deutsche Gesellschaft, inder die Schere zwischen arm undreich langsam aber stetig weiterauseinander geht. Im Ruhrgebietgehrt Kinderarmut zur Normalitt,an die wir uns gewhnt haben. In denGrostdten gilt jedes vierte oderdritte Kind, bei uns in Gelsenkirchensogar fast jedes zweite, als arm.Konkret bedeutet dies, dass dieseFamilien staatliche Transferleistungenin Anspruch nehmen mssen und sieihren Kindern nicht den allgemeinenhohen materiellen Standard bietenknnen.

    Kirchengemeinden kommen mitdiesem Phnomen, insbesondere inden Kindergrten, aber auch in denJugendverbnden und Katechese-Gruppen, in Berhrung. Armut inMigrantenmilieus wird nur am Randewahrgenommen. In der Pastoralfhren Erfahrungen von Armut zuVerunsicherung, da sie mit Schamund Schuld in Verbindung stehen. Datreffen meist unterschiedliche Milieusaufeinander.

    Wir Amigonianer haben von unseremOrdensgrnder Luis Amig den Auftragerhalten, uns um benachteiligte und vonAusgrenzung bedrohte Kinder undJugendliche zu kmmern. InGelsenkirchen leisten wir seit Ende der80er Jahre Jugend- und Familienarbeit,um diese jungen Menschen in ihrerEntwicklung zu begleiten und zu strken.Dazu haben wir in Eigeninitiative und inAbsprache mit der Stadtverwaltung eineHolzbarracke als Jugendtreff errichtet, inder montags bis freitags die Tr zuBegegnung, Freizeit, Hausaufgabenhilfeund Gruppenstunden offen ist. Nebendem klassischen offenen Angebot mitBillardtischen und Kickern, sind es dieoffenen Ohren und Herzen derhauptberuflichen und freiwilligenMitarbeiter, die den jungen BesuchernAnerkennung und Selbstvertrauenschenken.

    Auch die Eltern nehmen dasGesprchsangebot der Sozialpdagogenund Erzieher gerne an. ber die Jahre istVertrauen und Nhe gewachsen, so dassdie Familien mit allen ihren Problemenzu den Mitarbeitern kommen:Erziehungsschwierigkeiten,Schulprobleme, Nachbarschaftskonflikte,aber auch Sucht, Gewalt in der Familieund Schulden werden angesprochen. Dawird die dunkle Seite der Armut ganzkonkret. In solchen Fllen hilft einNetzwerk von Profis der Caritas, desJugendamtes und anderer Behrden.

    Kinderarmut als pastorale Herausforderung

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    So wie die Sorgen der Menschen imQuartier mit uns geteilt werden, sonoch viel mehr auch die Freuden!Wenn uns die Kinder auf der Straebegegnen, werden wir laut und herzlichbegrt, selbstgemachte Bilder werdenspontan verschenkt, vom eigenenTaschengeld gekaufte Sigkeitengrozgig geteilt. Whrend desRamadan bringen die Mtterkstliche Spezialitten, umuns an ihrer Freude teilhabenzu lassen. Beim Picknick aufder Wiese am Jugendtreffwerden die Mitarbeiterselbstverstndlich zumMitessen eingeladen.

    Hhepunkt im Jahreslauf istdas Amigo-Fest im Herbst,bei dem der Ordensgrndergefeiert wird. Dabei kommenalle Bewohner des Stadtteilsund die Glubigen derKirchengemeinde zusammen.Gemeinsam wird das Festgelnde mitden Pavillons der Gemeinde aufgebaut,ehrenamtliche Helfer aus Stadtteil undGemeinde sorgen den ganzen Tag frdas leibliche Wohl, ltere Jugendlichebieten Spiele fr die Kinder an, dieJugendband der Gemeinde macht dieMusik, die Kindertanzgruppen derevangelischen Gemeinde haben ihrenAuftritt.

    Der Gemeinderat sagt: Das Amigo-Fest ist viel schner, als dasGemeindefest! Denn hier kommen allezusammen. An diesem Fest wird etwasvon dem erfahrbar, was Jesus sagt:Selig, die arm sind vor Gott, dennihnen gehrt das Himmelreich (Mt 5,3)und: Wer so klein sein kann wie diesesKind, der ist im Himmelreich der

    Grte. (Mt 18,4). Alle Mitwirkendenspren: den Einsatz, den wir hier beiden einfachen Familien leisten, derlohnt sich, der wird sofort mitFreundlichkeit und Offenheit erwidert.

    Pater Anno

    Kommunitt GelsenkirchenStallbergshof 145883 GelsenkirchenTel. (02 09) 4 09 54 [email protected]

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    Ursprnglich sollte sich dieser Beitragmit einer Prognose zur Zukunft desRuhrgebiets befassen. Schnell wurdeaber klar, dass Prognosen wohl eheretwas fr Zukunftsforscher oder andereWissenschaftler sind. Von Politikernerwartet man zu Recht Antwortendarauf, wie es weitergehen soll miteiner Region, die ihren Strukturwandelimmer noch nicht abgeschlossen hat,wenngleich sie in den vergangenenJahren ein groes Stckvorangekommen ist. Statt eines Blicksin die Zukunft, hier also einigeHandlungsvorschlge:

    Politisches Handeln beginnt mit einemBlick auf die RealittIn der Vergangenheit ist die Situation desRuhrgebietes, je nach politischer Absicht,hufig tiefschwarz oder rosarot gemaltworden. Dabei ist Grundlage frverantwortungsbewusstes Handeln immereine ehrliche Bestandsaufnahme. Und diebietet eine Vielzahl vonGrauschattierungen: Eine weiter sinkendeBevlkerung, ein nach wie vorangespannter Ausbildungsmarkt, ber-schuldete Kommunen, ber-durchschnittliche Anzahl an Hartz IV-Beziehern, eine weiter ungnstig

    werdende Altersstruktur,Zuwanderung in dieSozialsysteme und Ab-wanderung von Leistungs-trgern schlagen auf derNegativseite zu Buche.Funktionierende industrielleKerne, ein gut ausgebildetesArbeitskrfteangebot, eineerstklassige Hochschul-infrastruktur, die geografischeLage inmitten Europas, einedichte Kulturlandschaft mitgroem Freizeit- und Sport-angebot und nicht zuletzt eineBevlkerung, die offen undunvoreingenommen mit allemNeuen umgeht, stehen dem aufder anderen Seite gegenber.Das Ruhrgebiet tut gut daran,

    offensiv mit seinen Strken, aber auchehrlich mit seinen Schwchen umzugehen.

    Die Zukunft des Ruhrgebietes

    - was jetzt zu tun ist

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    Strken strkenDas Ruhrgebiet hat in der Vergangenheitviel zu hufig danach getrachtet, seineDefizite aufzuarbeiten. Wenn die Regionzu alter Strke zurckkehren will, musssie ihre vorhandenen Kompetenzenweiter ausbauen. Dazu zhlenbeispielsweise die industriellen Kerne:die Chemieindustrie, die Stahlindustrie,der Maschinenbau, die Nano- und dieUmwelttechnologie, aber auch eine derdichtesten Hochschullandschaftenweltweit. Auch in der Logistikbrancheliegen Chancen, die noch lngst nichtumfassend genutzt worden sind.Notwendig ist dazu eine Flchen-vorratspolitik, die stdtebergreifendAnsiedlungs- und Erweiterungsflchennicht nur in der notwendigen Zahl,sondern vor allem in der notwendigenQualitt vorhlt.

    Bildung, Bildung, BildungDer Schlssel zur weiteren Entwicklungdes Ruhrgebiets ist ohne Zweifel dieBildung. Viel zu spt sind Universittenund andere Hochschulen im Ruhrgebietgegrndet worden. Und immer noch sindsie hier und da so etwas wieFremdkrper in der Stadt. Sie mssenstrker in die Stadtpolitik und diekonomie der Gemeinden eingebundenwerden. Es muss ein stndigerwechselseitiger Austausch stattfinden.Junge Menschen knnen so nicht nurvorbergehend an ihren Ausbildungsort,sondern dauerhaft an die Regiongebunden werden.

    Neue Herausforderungen als ChancebegreifenLange hat sich das Ruhrgebiet gegen allesNeue gestemmt. Vielfach hat man nichtdie Chance im Wandel erkannt. Es ist ander Zeit, dass sich die Region an dieSpitze der Vernderungsprozesse stellt.In der Energiekammer der Republikkann die Energiewende Niedergang oderAufbruch bedeuten. Wer nichts tut, leistetdem Niedergang Vorschub. Deshalbmuss das Revier zur Modellregion derEnergiewende werden. Mit hierentwickelten Einspar- und Speicher-technologien, mit neuen intelligentenSteuerungsmodellen und mit neuentwickelten Erzeugungsarten. Gleichesgilt fr den demografischen Wandel. Wirhaben da einen Vorsprung, der Nachteiloder Vorteil sein kann. Je nach dem, waswir daraus machen. Auch hier kann dasRuhrgebiet Modellregion frs lterwerden oder fr eine offeneZuwanderungsgesellschaft werden.

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    Oliver Wittke MdB,Bezirksvorsitzender der Ruhr CDU

    Grenzen berwinden, gemeinsamstarkImmer noch leistet sich diese Region53 Stdte und Gemeinden in dreiRegierungsbezirken und zweiLandschaftsverbnden mit 13 Nah-verkehrsgesellschaften, 6,5 Industrie-und Handelskammern, 29 Sparkassen, Dabei ist vllig klar, dass nur eineBndelung der Strken und derInteressen, die ganze Kraft desRuhrgebiets nach auen deutlichmachen kann. Weder Essen, nochDortmund, noch Duisburg - undOberhausen, Herne oder Gelsenkirchenschon gar nicht - htte die Chancegehabt, 2010 Europische Kultur-hauptstadt zu werden. Die Ruhr hatsaber geschafft! Es war brigens daseinzige Mal, dass sich alle 53Kommunen des Ruhrgebiets untereinem Dach versammelt hatten. Undalle haben profitiert. Warum gelingt unsdas nicht bei der Wirtschaftsfrderung,dem PNV, der Stdteregionswerbung, ? Es mssen ja nicht gleich BVB undS04 fusionieren. Aber ein Mehr anGemeinsamkeit, ohne die eigeneIdentitt aufzugeben, bei gleich-zeitigem Brokratieabbau wrde dieRegion ganz ohne Frage voranbringen.Schlielich gibt es keinen einzigeneuropischen Ballungsraum, der sicheine solche Zersplitterung leistet, wiedas Ruhrgebiet.

    Und zu guter Letzt: Das Ruhrgebietbraucht auch ein neues Selbstbewusstsein.Nicht jammern, sondern anpacken habenes einst gro gemacht. Darum brauchenwir auch keinen Solidarpakt Ruhr,sondern spezielle Untersttzung an denStellen, an denen es spezielleHerausforderungen gibt. Keine Extra-wurst, sondern eine Aufbruchsstimmung,die die Augen nicht vor den Problemenverschliet. Dann ist mir um die Zukunftder Region zwischen Lippe und Ruhr nichtbange.

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    Meditation zum Titelbild

    Ostergru

    Wir wnschen Ihnen, dass Ostern fr Sie zu einer erneuerndenLebens-Feier wird, damit Sie gestrkt und ermutigt IhrenGlauben leben und andere darin bestrken knnen.

    Frohe, gesegnete Ostern fr Sie und Ihre Angehrigen!

    Fr das Redaktionsteam

    Ingeborg Klein

    Bertold Bittger

  • In aller Frhe als die Sonne aufging kamen die Frauen zum Grab.

    Der Stein vom Eingang war weggewlzt.Sie gingen hinein.

    Da!Ein Jngling in weiem Gewand.

    Sie erschraken.Darauf er: Frchtet euch nicht.

    Ihr sucht Jesus von Nazaret.Er ist auferstanden; er ist nicht hier.

    Er geht euch voraus(vgl. Markus-Evangelium 16, 2-6)

    Die Vernunft sagt:Ein Grab ist ein Grabtot ist totvorbei ist vorbei.Alles spricht dafr nur nicht das Zeugnis einiger Frauen.Und so will ich festhaltenan meiner unvernnftigen Hoffnungund manchmal vagen Ahnung:Das Ende wird zum Anfangdas Grab zum Ort der Engelder Tod zum Lebendas Kreuz zum Zeichen meiner Auferstehung.