Rundbrief 2015 | 2016 - Schattenriss...Steht ein Lehrer unter Verdacht, gera-ten die Opfer leicht...
Transcript of Rundbrief 2015 | 2016 - Schattenriss...Steht ein Lehrer unter Verdacht, gera-ten die Opfer leicht...
-
Um die betroffenen Mädchen und
jungen Frauen zu unterstützen hat
Schattenriss an einem neuen Handlungs-
leitfaden für Schulleitungen mitgewirkt.
(S.5 „ … und wenn es jemand von uns
ist?“). Darüber hinaus haben wir ein
weiteres neues Beratungsangebot
eingerichtet, das sich auf das „Ergänzen-
de Hilfesystem für Betroffene sexuellen
Missbrauchs“ des Bundesfamilienminis-
teriums bezieht. Von Missbrauch
Betroffene können im Hilfesystem viele
fi nanzielle Leistungen für Therapien
beantragen, die von den Krankenkassen
nicht oder nicht mehr getragen werden
(S.2 Großes Spektrum an Hilfen).
Damit unsere Beratungsangebote für die
von sexueller Gewalt betroffenen
Mädchen und Frauen weiterhin leicht
zugänglich sind, werden wir sie auch
zukünftig ständig überarbeiten und
weiterentwickeln.
Das Schattenriss Team
Sexuelle Gewalt vollzieht sich oft im
Geheimen und die Betroffenen reden
nicht darüber was ihnen geschieht oder
geschehen ist. Doch häufi g können sie
ihre Situation erst verändern und die
Folgen der erfahrenen Gewalt lindern,
wenn sie ihr Schweigen brechen. Daher
brauchen die Betroffenen Angebote zur
Beratung und Unterstützung, die ihnen
möglichst leicht zugänglich sind. Seit
über 25 Jahren bietet Schattenriss
Mädchen und Frauen bei sexuellem
Missbrauch Hilfe an und hat ihnen in
dieser Zeit immer wieder neue Zugangs-
wege eröffnet.
Vor allem das Internet hat die Beratungs-
praxis radikal verändert. Seit vier Jahren
können sich Mädchen und junge Frauen
zwischen 12 und 25 Jahren bei Schatten-
riss online Hilfe holen. Inzwischen ist
unsere virtuelle Beratung auch Smart-
phone- und Tablet-tauglich (S.2 Online-
beratung jetzt auch mobil). Das spricht
besonders Jüngere an, die in der Regel
auch im Alltag das Internet jederzeit
zurate ziehen, um sich Information und
Unterstützung zu holen.
Seit Einführung der Online-Beratung hat
sich die Anzahl der Betroffenen, die sich
an uns wenden, mehr als verdoppelt.
Auch viele Mädchen, die noch aktuell
der Gewalt ausgesetzt sind, nutzen die
mobile Beratungsmöglichkeit. Wir sind
froh, dass wir ihnen mit dem neuen
Angebot den Weg in die Beratung ebnen
konnten.
Für die Beraterinnen sind mit der
Online-Beratung neue Herausforderun-
gen verbunden. Die Missbrauchs-Fälle
von akuter Gewalt stellen immer eine
hohe emotionale Belastung dar.
Gleichzeitig müssen wir behutsam
vorgehen, wenn wir online anonym
beraten. Denn wir wollen vermeiden,
dass sich ein Mädchen von ihrer
Beraterin unverstanden oder überfordert
fühlt und dann möglicherweise spontan
den Kontakt abbricht. Zusätzliche Sorgen
bereitet dem Schattenriss-Team die
unsichere Situation der Onlineberatung.
Die Beratungsstelle erhält bisher keine
öffentlichen Mittel für das Online-Ange-
bot und nur dank Ihrer Spendengelder
können wir diese Form der Hilfe
weiterhin leisten. (Wie Sie Schattenriss
aktuell unterstützen können, erfahren Sie
auf S.6)
Schattenriss bietet heute den von sexuel-
lem Missbrauch betroffenen Mädchen
und Frauen verschiedene Kommunika-
tionskanäle zur Unterstützung an. Wir
beraten persönlich, telefonisch, per SMS
oder online. Diese Vielfalt der Kommuni-
kationsformen bietet neue Chancen, weil
sich die Beraterinnen auf die Bedürfnisse
jeder Ratsuchenden individuell einstellen
können. Selbstverständlich passen sich
die Beraterinnen auch im sprachlichen
Ausdruck den jeweiligen Betroffenen an,
was besonders im Umgang mit geistig
beeinträchtigten Mädchen und Frauen
bedeutsam ist. Unter ihnen ist das
Ausmaß der sexuellen Gewalt erschre-
ckend hoch und ihre Unterstützung ist
uns ein wichtiges Anliegen. (S. 4 Frauen
mit Handicap brauchen besonderen
Schutz! und Aktive Lebenshilfe).
Im vergangenen Jahr haben wir unsere
Aktivitäten noch erweitert, indem wir uns
einigen Themen konzentriert zugewandt
haben. Auch in Bremen gibt es immer
wieder Vorfälle sexueller Gewalt von
Lehrer_innen gegenüber Schüler_innen.
Rundbrief 2015 | 2016
Schattenriss Beratungsstelle
gegen sexuellen Missbrauch
an Mädchen e.V.
Waltjenstr. 140
28237 Bremen
Telefon 0421 – 617188
Fax 0421 – 617174
www.schattenriss.de
www.schattenriss-onlineberatung.de
Spendenkonto
Sparkasse Bremen
IBAN: DE73 2905 0101 0001 6288 09
BIC: SBREDE22
ImpressumText:
Schattenriss und Maike Hildebrand
Redaktion und Beratung:
Maike Hildebrand
Fotos:
Maike Hildebrand, Kerstin Rolfes,
Schattenriss (bzgl. Tänzerinnen)
Gestaltung:
Isa Fischer
Druck:
Langenbruch
Beratung im Wandel
uns sammelten oder uns in eigenen
schweren Zeiten eine Kondolenzspende
zukommen ließen, und vieles mehr. Ein
Dank auch an alle, die uns einmalig oder
regelmäßig mit Geldspenden oder
Mitgliedsbeiträgen helfen. Ein Dank an
jene, die uns immer wieder ins Gespräch
bringen. Und ein Dankeschön an alle
Menschen und Firmen, die im Hinter-
grund wirken und uns bereits über Jahre
großartig und nachhaltig unterstützen.
Sie haben uns alle sehr geholfen!
Nur einige Aktionen können wir hier
stellvertretend hervorheben.
Ein schöner und sicherer Ort Mit Hilfe der Sparda-Bank Hannover-
Stiftung konnten wir einen Kunst- und
Bewegungsraum für beeinträchtigte
Mädchen und junge Frauen körper- und
spielorientiert gestalten. Herzlichen Dank
für die Unterstützung!
„….und wenn es jemand von uns ist?“Es scheint unglaublich, doch auch an
Bremer Schulen gibt es immer wieder
Lehrer_innen, die Schüler_innen sexuell
missbrauchen. Das kommt in jeder
Schulart vor und die Täter sind fast alle
männlich. Für das Schulpersonal ist es
meist unvorstellbar, dass sich ein Kol-
lege an Schüler_innen vergreift. Daher
wird Hinweisen oft nicht nachgegangen
und Zeug_innen oder Betroffenen wird
nicht geglaubt. Wenn Lehrer_innen
selbst einen Verdacht hegen, mögen sie
ihn häufi g nicht aussprechen, denn sie
haben große Angst vor Falschbeschul-
digungen und wollen den Ruf der Schule
nicht schädigen. Auch aus juristischer
Sicht ist solch ein Verhalten nicht akzep-
tabel. Denn für alle Schulbeschäftigten
Seit dem Sommer 2015 liegt allen Bre-
mer Schulen der Handlungsleitfaden „…
und wenn es jemand von uns ist?“ vor.
Die Broschüre informiert Schulbediens-
tete, wie sie sich verhalten sollen, wenn
sie sexuelle Übergriffe auf Schüler_innen
aus dem Kollegium befürchten.
2006 erschien der Leitfaden erstmals un-
ter dem Titel „…und wenn es ein Kollege
ist?“ Mit Unterstützung von Schattenriss
wurde er für die Neuaufl age vollständig
überarbeitet. Das Thema wird ab Jah-
resende für alle Bremer Schulleitungen
Inhalt einer verpfl ichtenden Fortbildung
sein, die u.a. Schattenriss veranstaltet.
Schon vor zwei Jahren unterstützten uns viele Menschen mit einer Spende und konnten uns damit doppelt helfen.Wie Sie sich auch in diesem Jahr wieder besonders für Schattenriss engagieren können, lesen Sie auf Seite 6.
Einfach spenden- doppelt helfenVom 16.11.2015 bis 16.02.2016 wird Ihre Spende wieder verdoppelt!
Tanzen für SchattenrissZum wiederholten Mal organisierte Anya
Naima von der Tanz- und Bewegungs-
schule Hagen eine große Benefi zshow,
deren Reinerlös Schattenriss zu Gute
kam. Über 40 Künstler_innen verzichte-
ten auf die Gage. Wir freuen uns sehr
über das besondere Engagement.
Herzlichen Dank!
gilt eine Meldepfl icht und Hinweise auf
sexuelle Übergriffe müssen der Schullei-
tung gemeldet werden.
Steht ein Lehrer unter Verdacht, gera-
ten die Opfer leicht aus dem Blick.
Die Schule ist in Aufruhr und der vermut-
liche Täter und die Tatermittlung stehen
im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch
die Kinder und Jugendlichen brauchen
jetzt Unterstützung! Schattenriss hilft
den betroffenen Mädchen und ihren An-
gehörigen, und berät Lehrer_innen, die
einen Verdacht gegen eine Kollegin oder
einen Kollegen hegen, wenn gewünscht
auch anonym. Sollten sich die sexuellen
Übergriffe gegen Jungen richten, ist das
Bremer Jungenbüro zuständig.
Gemeinsam helfen
GolfRange spendet für SchattenrissRund 40 Teilnehmer_innen nahmen auf
der GolfRange Bremen am Dino-Cup teil.
Die Golfer_innen spielten um den
Turniersieg und spendeten das gesamte
Startgeld an Schattenriss. GolfRange und
der Turniersponsor Kurt Nobel stockten
den Betrag auf insgesamt 1.400 Euro auf.
Wir danken von Herzen für diese
Unterstützung!
Nur mit der Unterstützung vieler
Menschen können wir unser Angebot
sicher stellen, ausbauen und nachhaltig
wirken. Über ein Drittel der Ausgaben von Schattenriss wird durch Spenden abgedeckt.
Die große Hilfsbereitschaft, die wir
erfahren, berührt uns immer wieder.
An dieser Stelle möchten wir uns
herzlich bei allen bedanken, die uns in
den letzten Jahren mit ihrem Engage-
ment, ihren Spenden und kreativen
Ideen unterstützt haben.
Ein Dank an alle, die sich zum Geburts-
tag statt Geschenke eine Spende für
Schattenriss wünschten, die in Gottes-
diensten für uns sammelten, die
Benefi z-Veranstaltungen zu unseren
Gunsten durchführten, die für uns
sangen und Basare veranstalteten, die
auf Festen und Veranstaltungen für
Besonders bedanken wir uns bei:Andreas Uhlig GmbH & Co. KG,
Kerstin Blanke, Susanne und Wolfgang
Berndt, Dr. Jürgen Bonke, Christiane
Kehlbeck-Bonke, Dorethee Brockmann,
Buhlmann Rohr-Fittings-Stahlhandel
GmbH + Co. KG, Christian-Hans Bülte-
meier, Bethe Stiftung, Roswitha und
Erich Bethe, Bremer Anlagen GmbH,
Bremische Evangelische Kirchengemein-
den, Dino Bremen - Anlage- und
Maschinenbau e. K.; Kurt Nobel, Inner
Wheel Club Bremen – Hansa – Distrikt
85, Malika Gieschen, Gewoba AG
Wohnen und Bauen, Reinhard Gropen-
gießer, gbedv GmbH & Co. KG; Georg
Böhlen, Fiona Grobien, Karin und Uwe
Hollweg, FrauenStadtHaus GmbH,
Sabine und Carl Kau, Koopmann
Concerts & Promotion GbR, Henry
Lamotte Gruppe, Nicole Lamotte, Leo
Club Bremen Roland, Lorel Logistik
GmbH, Ursula Müller, Gemeinschafts-
praxis Dres. Mühlenfeld, Brase, Cepek
und Coutelle, Ökumenisches Gymnasi-
um zu Bremen, Placke GmbH & Co. KG,
Erik Roßbander, Kerstin Rolfes,
Roland-Klinik gGmbH, Benno u.
Stephanie Sandkühler, Corinne Simone,
Sparda-Bank Hannover-Stiftung,
Sparkasse Bremen AG, Ruland Schmitz
(Freimaurer), SCC Container Carrier
Spedition GmbH & Co. KG, Dr. Petra
Thiele-Ebbinghaus, Thera Stiftung,
Frau Neubauer, Gunhild Tuschen,
Mitarbeiter_innen UNIVEG DEUTSCH-
LAND GMBH, vatec-Maschinenbau
GmbH, Anya Naima Wilke und allen
Künstler_innen, Wanderers Bremen,
Waldorf Kindergarten Bremen Mitte,
Zahngoldspender_innen der Praxisge-
meinschaft Drs. Bonke, Bischoff,
Herzog und Reese
Einfach spenden. Doppelt helfen!Zum Zweiten Mal unterstützt die Bethe-
Stiftung mit dieser wunderbaren Aktion
die Arbeit von Schattenriss. Für jeden
gespendeten Euro, der zwischen
16.11.2015 und 16.02.2016 unter dem
Stichwort „Spendenverdopplung“ auf unser Konto eingeht, gibt die Bethe-
Stiftung noch einen Euro dazu.
Bis 2.000 Euro pro Einzelspende,
verdoppelt bis zu einem Gesamtbetrag
von 4.000 Euro. Dadurch kommt Ihre
Spende ganz groß raus!
Machen Sie mit: Einfach spenden, doppelt helfen! Sie können auch die Möglichkeit der
Online-Spende nutzen. Bitte hier
ebenfalls das Stichwort „Spendenver-
dopplung“ nicht vergessen.
Weitere Infos unter: www.schattenriss.de
Jede Spende hilft
-
Sandra Reith, Ulrike Bowe-Eden, Anke Fürste, Ingrid Wedlich, Kerstin Seis, Maren Kleine-Tebbe, Karima Stadlinger
EinBlick von außenDie Würzburger Psychologie-Studentin
Miriam Propp absolvierte im Frühjahr
2015 ein Praktikum bei Schattenriss.
Für drei Monate war sie in der Bera-
tungsstelle und konnte wertvolle Erfahr-
ungen für ihre spätere Berufspraxis
sammeln.
Schattenriss: Warum hatten Sie sich
dafür entschieden, Ihr Praktikum bei
Schattenriss zu machen?
Miriam Propp: Ich führe in der psycho-therapeutischen Hochschulambulanz
Würzburg regelmäßig Telefonsprech-
stunden durch. Früher war ich jedes Mal
unsicher, wenn sich in der Beratung von
Frauen heraus stellte, dass im Lebens-
verlauf ein sexueller Missbrauch vorliegt
und konnte den Betroffenen schlecht
weiterhelfen.
Schattenriss: War sexueller Missbrauch
zu diesem Zeitpunkt noch kein Thema
in Ihrem Studium gewesen?
Miriam Propp: Ich war schon am Ende meines Bachelorstudiums und es war
in der ganzen Zeit nicht vorgekommen.
Das Thema wird sicherlich nicht als
unwichtig betrachtet, aber es fällt vielen
schwer darüber zu sprechen, auch an
der psychologischen Fakultät.
Schattenriss: Welche Erfahrungen haben
Sie in Ihrer Zeit bei Schattenriss
gemacht?
Miriam Propp: Ich habe ganz viel dazu gelernt. Klar, es ist bekannt, dass es
sexuellen Missbrauch gibt. Aber es
war mir vorher nicht bewusst, welche
Tragweite das hat, wie weit verbreitet
sexuelle Gewalt ist und wie häufi g sie
vorkommt
Schattenriss: Wie haben Sie das Team
in der Beratungsstelle erlebt?
Miriam Propp: Es hat mir total gut gefallen, dass die Beraterinnen ganz
unterschiedlich ausgebildet sind und alle
ihren eigenen Blick haben. Wenn sie
Missbrauchs-Fälle gemeinsam bespre-
chen, können sie diese aus den unter-
schiedlichen Perspektiven betrachten
und dann überlegen, wie am besten
vorzugehen ist.
Schattenriss: Was hat sich für Sie durch
das Praktikum verändert?
Miriam Propp: Nach dieser Zeit bei Schattenriss fühle ich mich kompetenter
in der Beratung und im Umgang mit
Betroffenen. Ich kann mir gut vorstellen,
später für eine gewisse Zeit als Psycho-
login im Bereich sexueller Missbrauch
zu arbeiten.
Neu im TeamSandra ZureichSeit Februar 2015 bin ich mit einem
Umfang von sieben Stunden Mitarbei-
terin im Schattenriss-Team. An Bremer
Schulen biete ich Infoveranstaltungen
für Schülerinnen zum Thema sexuelle
Gewalt an und führe didaktische Bera-
tungen bzw. Fortbildungen für das
Personal durch.
Den schulischen Kontext kenne ich sehr
gut, da ich selbst seit 2003 Lehrerin bin.
Als Vertrauenslehrerin bin ich Ansprech-
partnerin in vielen Problembereichen,
die über den schulischen Rahmen hin-
ausgehen. Ich möchte mit meiner Arbeit
bei Schattenriss dazu beizutragen, dass
sexuelle Gewalt an Mädchen durch
Erwachsene und durch mehr oder
weniger Gleichaltrige ein Thema der
(schul-)öffentlichen Diskussion wird.
Neu im VorstandBarbara GoetzDie großartige Arbeit von Schattenriss
habe ich seit der Gründung mit Interesse
verfolgt und freue mich, jetzt die Aktivi-
täten mitgestalten zu können. Die viel-
fältigen Aufgaben betrachte ich als eben-
so anspruchsvolle wie zufriedenstellende
Herausforderung und als weitere
Bereicherung in meinem bunten Leben.
Nach meiner Ausbildung zur Kinderkran-
kenschwester und meiner Tätigkeit in der
Kinderklinik „Links der Weser“ habe ich
mein Abitur auf dem Zweiten Bildungs-
weg gemacht und später Linguistik und
Romanistik studiert. Zwölf Jahre lang war
ich als Medizinredakteurin tätig. Mittler-
weile arbeite ich als Schulassistentin in
einer Borgfelder Grundschule. Freiberuf-
lich bin der schreibenden Zunft jedoch
treu geblieben.
Zum AbschiedAnnegret Sander hat unser Team in den letzten Jahren
sehr bereichert und verlässt Ende 2015
die Beratungsstelle. Als Kunst-, Poesie-
und Traumatherapeutin war sie vorrangig
beratend für die von sexueller Gewalt
betroffenen Mädchen, Frauen und deren
Angehörige tätig. Mit ihrer hohen Fach-
kompetenz, ihrer herzlichen Art und
durch ihre Lebensfreude unterstützte sie
die Betroffenen in ihrem Stabilisierungs-
und Heilungsprozess. Wir haben ihre
Kreativität, ihr besonderes Einfühlungs-
vermögen und ihre Einsatzbereitschaft in
der Zusammenarbeit sehr geschätzt und
sind froh über die Zeit, die sie bei uns
war. Wir bedanken uns aus vollem
Herzen bei Annegret Sander für ihre
tolle Arbeit! Alles Gute für die Zukunft!
Jederzeit und von jedem Ort, vom
eigenen Smartphone oder Tablet aus
sich Rat und Unterstützung bei Schatten-
riss holen - seit April 2015 ist dies für
Betroffene möglich. Die neue mobile
Onlineberatung ist ein spezielles
Angebot für Mädchen und junge Frauen
zwischen 12 und 25 Jahren. Dank der
Mobilität können sie sich jetzt sicherer
und geschützter fühlen, wenn sie sich
an die Beratungsstelle wenden.
Dagegen kann die Nutzung eines PCs für
die von sexuellem Missbrauch Betroffe-
nen riskant sein. Den heimischen PC
müssen sich viele Mädchen mit anderen
Familienangehörigen teilen und sie
können daher leichter entdeckt werden,
Wer in seiner Kindheit oder Jugend se-
xuelle Gewalt erlebt hat und noch heute
unter den Folgen leidet, kann staatliche
Hilfen beantragen. Im Mai 2013 richte-
te das Bundesfamilienministerium ein
„Ergänzendes Hilfesystem für Betroffe-
ne sexuellen Missbrauchs (EHS)“ ein.
Gezahlt wird vor allem für Leistungen,
die von den Krankenkassen nicht oder
nicht mehr getragen werden. Dazu
gehören Psychotherapien, Weiterbildun-
gen, Betreuungs- oder Beratungskosten
und individuelle Hilfen. Die Beraterinnen
von Schattenriss sind speziell geschult,
sie beraten unverbindlich über mög-
liche Leistungen und unterstützen bei
der Antragstellung im „Ergänzenden
Hilfesystem“.
Die fi nanzielle Unterstützung kann relativ
unbürokratisch gewährt werden.
Großes Spektrum an Hilfen
Menschen mit geistiger Beeinträchtigung
werden besonders leicht Opfer von
sexuellem Missbrauch. Die Lebenshilfe
Bremen möchte ihnen sichere Wohn-
und Lebensbedingungen bieten und
setzt sich daher auch mit sexualisierter
Gewalt auseinander. Knapp 200 Mit-
arbeiter_innen des Wohnbereichs bei
der Lebenshilfe ließen sich von Schat-
tenriss schulen.
Die Fortbildung fand an acht Tagen im
Sommer 2015 statt und informierte die
pädagogischen Mitarbeiter_innen über
das Ausmaß der sexuellen Gewalt bei
Menschen mit geistiger Beeinträchti-
gung, die psychischen Folgen für die
Opfer und Täter_innenstrategien. „Wir
sind dadurch insgesamt sensibler gewor-
den,“ meint die stellvertretende
Fachbereichsleiterin Wohnen Daniela
Riebesel. Die Fortbildung von Schatten-
riss diente der Lebenshilfe vorrangig zur
Prävention und die Mitarbeiter_innen
sind auf verschiedene Risikofaktoren
aufmerksam geworden. „Wie sorgfältig
gehen wir mit Tür-Schlüsseln um? Sind
unsere öffentlichen Räume sicher? Mit
wem hat der betreute Mensch Kontakt?“
Sexuelle Grenzverletzungen kommen
auch zwischen Menschen mit geistigen
Handicaps vor. Für die verantwortlichen
Betreuer_innen sind sie oft schwer zu
beurteilen. Welche Annäherung ist in
Ordnung und erwünscht, und wann sind
die Grenzen überschritten? In jedem
Einzelfall muss dies individuell einge-
schätzt werden. Im Rahmen der Fortbil-
dung wurden die Mitarbeiter_innen
der Lebenshilfe dazu angeregt, viele
Verunsicherungen zu thematisieren,
auch solche, die sie selbst betreffen.
Welche Art von Körperkontakt zu den
Bewohner_innen ist legitim? Welche
stellt eine Grenzüberschreitung dar?
Ab 2016 werden bei der Lebenshilfe alle
neuen Mitarbeiter_innen in einer jährlich
stattfi ndenden Fortbildung von Schat-
tenriss geschult. „Die Sensibilisierung
der Kolleg_innen ist für uns der Einstieg
ins Thema“, erklärt Daniela Riebesel.
„Zu einem späteren Zeitpunkt wollen wir
auch die Bewohner_innen mit einbezie-
hen.“ Die Lebenshilfe plant eine stärkere
Vernetzung mit externen Fach- und
Beratungsstellen wie Schattenriss, deren
Angebote die Bewohner_innen bisher
schon individuell nutzen. Zukünftig könn-
te es dann auch Gruppenangebote zu
den Themen Sexualität und Selbstbe-
hauptung für Menschen mit geistiger
Beeinträchtigung geben.
Aktive Lebenshilfe
Jede zweite bis vierte Frau mit einer
Beeinträchtigung ist in ihrem Leben
sexuellen Übergriffen ausgesetzt. In
besonders hohem Maß erfahren Frauen
mit geistigem Handicap in ihrer Kindheit
und Jugend sexuelle Gewalt. Das ist das
Ergebnis einer Studie des Bundesfamili-
enministeriums von 2012. Bei der Befra-
gung gab ein Viertel dieser Frauen an,
missbraucht worden zu sein. Es ist aber
davon auszugehen, dass hier ein erheb-
liches Dunkelfeld besteht.
Schattenriss bietet neben der Beratung
für Betroffene und Angehörige auch
Frauen mit geistigem HandicapFachberatungen und Fortbildungen zur
Prävention an und kooperiert mit
Trägern der Behindertenhilfe, Integra-
tionsklassen und Pro Familia. Für die
Betroffenen haben wir Informationen in
leichter Sprache auf unserer Homepage.
Und in einem speziellen Bewegungs-
raum in der Beratungsstelle können sie
lernen mit Unruhe, Angstzuständen oder
Konzentrationsschwierigkeiten umzuge-
hen. Sie stärken dadurch ihre Orientie-
rung, Stabilität und ihr Selbstbewusst-
sein. Geplant ist ein Gruppenangebot für
junge, geistig beeinträchtigte Frauen
zwischen 17 und 25 Jahren. Interessierte
Sandspielkastenszene
wenn sie sich unbemerkt Hilfe organi-
sieren wollen. Das ist für Mädchen, die
von sexuellem Missbrauch betroffen
sind, äußerst problematisch. Gerade sie
stehen oft unter starker Kontrolle des
Täters oder der Täterin, die zu einem
großen Teil aus dem familiären Nahfeld
entstammen.
In der Vergangenheit war die Angst
mancher Mädchen entdeckt zu werden
für die Beraterinnen spürbar, wenn sich
die Ratsuchenden nur einmalig mitteil-
ten. Dank des mobilen Beratungsange-
bots hat sich das verändert und die
Betroffenen loggen sich nun leichter
wieder ein. Außerdem haben wir mit der
mobilen Version die Erfahrung gemacht,
Onlineberatung jetzt auch mobil
dass Antworten von Schattenriss schnell
abgerufen werden und somit unsere
Hilfe die Mädchen sehr kurzfristig erreicht.
können sich ab sofort an Schattenriss
wenden oder direkt anmelden unter:
ebenso wie die Körper-, Entspannungs-,
Kunst-, Poesie- oder Reittherapie. Auch
medizinische Hilfsmittel und Fahrtkos-
ten zur Therapie können übernommen
werden.
Das Hilfesystem ist vorerst bis Ende
April 2016 befristet. Bis dahin nimmt
die Geschäftsstelle des Fonds Sexueller
Missbrauch beim Bundesfamilienmi-
nisterium auf jeden Fall noch Anträge
entgegen. Die Genehmigungsverfahren
dauern in der Regel einige Monate, nur
die Anträge von Minderjährigen werden
vorgezogen und sofort bearbeitet.
Weitere Informationen auf der Home-
page www.fonds-missbrauch.de
Antragsteller_innen müssen weder die
sexuellen Gewalteinwirkungen nach-
weisen noch eine Strafanzeige gegen
den Täter oder die Täterin stellen. Zwei
Voraussetzungen gibt es allerdings.
Zum Zeitpunkt des Missbrauchs müssen
die Betroffenen minderjährig gewesen
sein und sie sollten glaubhaft machen
können, dass die beantragten Leistungen
ihnen helfen, die sexuelle Gewalterfah-
rung zu verarbeiten.
Das Spektrum der möglichen Hilfen
ist sehr groß. Beantragt werden kann
z.B. die wiederholte Verlängerung der
Therapie, die von der Krankenkasse nicht
mehr getragen wird. Oder die Behand-
lung mit alternativen Methoden aus der
Naturheilkunde. Die Therapie bei einer
psychotherapeutischen Heilpraktikerin