Rundbrief 4/2012

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ÜBERSICHT BERLIN-BRANDENBURG 4/2012 RUNDBRIEF S.O.S. Europa: Straßenaktion zum Flüchtlingstag 1 Amnesty International auf dem Greenville Festival 2 Das Gartenfest 2012 3 Ten Mile Walk mit Patrick Okoroafor 4 Gruppenportrait: Französischsprachiges Afrika 5 Kiezkultur, Kunst und Menschenrechte: Infoabend zum Iran 5 Niederländische Studenten zu Besuch bei Amnesty International 6 TU-Hochschulgruppe: Wo ist Roma-Land? 6 Veranstaltungshinweise 7 E „Flüchtlinge sterben – S.O.S. Europa!“ Um den Newsletter zu bestellen oder abzubestellen, einfach eine E-Mail an: [email protected] Das Sterben ist scheinbar normal geworden – nur noch selten erreichen Todesfälle von Bootsflüchtlingen im Mittelmeer die Öffent- lichkeit. Dabei zählt das UNO-Flücht- lingswerk (UNHCR) mindestens 1500 Tote alleine im vergangenen Jahr. Zugleich rüstet Europa die Grenzen weiter auf und tritt dabei fundamentale Menschenrechte mit Füßen. Amnesty International fordert anläss- lich des bundesweiten Flüchtlingstags am 28. September die europäischen Regierungen auf, das Massensterben an den Außengrenzen zu beenden. Vor dem Brandenburger Tor gibt es dazu eine große Straßenaktion unter dem Motto „Flüchtlinge sterben – S.O.S. Europa“. Zudem läuft im Moviemento-Kino Kreuz- berg der Dokumentarfilm „Closed Sea“. „S.O.S. Europa“ ist Teil der europa- weiten Kampagne von Amnesty Interna- tional „When You Don‘t Exist“. Bereits vor einem Monat kamen dafür rund 70 Amnesty-Aktivistinnen und Aktivisten aus etwa 20 Ländern auf der italie- nischen Mittelmeerinsel Lampedusa zusammen und haben ein beeindruckendes S.O.S.-Signal nach Europa gesendet. „Stoppt die Pushbacks – Schickt Migranten nicht zurück in die Folter“ ist eine Forderung an den Innenmi- nister Italiens. Denn Italien ist beispiel- haft für ganz Europa, das sich mit unrechten Mitteln dagegen wehrt, Flücht- linge nach Europa gelangen zu lassen. 2008 verabschiedeten Silvio Berlus- coni und Libyens damaliger Machthaber Muammar Al-Gaddafi einen „Freundschafts- vertrag“, der rund 5 Milliarden US Dollar zur Abwehr von Migranten aufwenden sollte – etwa für Push-Back Operationen auf dem Mittelmeer oder den Bau von Gefängnissen für „illegale“ Migranten. Nach dem kriege- rischen Konflikt in Libyen wurde ein ähnli- cher Vertrag nun wieder beschlossen, mit ähnlich verheerenden Folgen für Migranten. Unterstützen Sie die Kampagne gegen die verfehlte Flüchtlingspolitik der EU, kommen Sie am Mittwoch, 26. September, um 17:30 Uhr vor das Brandenburger Tor und machen Sie bei der Straßenaktion mit. Geschaffen wird eine absurde Strandsze- nerie mit entspannten Badegästen vor toten herangespülten Flüchtlingen. Vor Ort werden Unterschriften für eine Petition an den italienischen Innenminister gesammelt. Die Filmvorführung findet am Freitag, 28. September, um 18 bis 20 Uhr im Kino Moviemento Kreuzberg statt. Der Film „Closed Sea“ porträtiert Flüchtlinge, die im Mittelmeer ohne Asylverfahren von italieni- schen Grenzpatrouillen nach Libyen rück- überstellt worden sind. Im Anschluss spricht Amnesty-Asylexpertin Franziska Vilmar. Dario Sarmadi, Asylgruppe Berlin Berliner Amnesty-Mitglieder protestieren gegen inhumane Migrationspolitik der EU Foto: Dario Sarmadi

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Rundbrief des Amnesty International Bezirks Berlin-Brandenburg, erscheint jeden 2. Monat mit aktuellen Informationen und Ankündigungen zum Einsatz für die Menschenrechte in Berlin und Brandenburg

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AMNESTY INTERNATIONAL • BERLIN - BRANDENBURG RUNDBRIEF • 4/2012 1

ÜBERSICHT

BERLIN-BRANDENBURG 4/2012RUNDBRIEF

S.O.S. Europa: Straßenaktion zum Flüchtlingstag 1 Amnesty International auf dem Greenville Festival 2Das Gartenfest 2012 3Ten Mile Walk mit Patrick Okoroafor 4Gruppenportrait: Französischsprachiges Afrika 5Kiezkultur, Kunst und Menschenrechte: Infoabend zum Iran 5Niederländische Studenten zu Besuch bei Amnesty International 6TU-Hochschulgruppe: Wo ist Roma-Land? 6 Veranstaltungshinweise 7

E

„Flüchtlinge sterben – S.O.S. Europa!“

Um den Newsletter zu bestellen oder abzubestellen, einfach eine E-Mail an:

[email protected]

Das Sterben ist scheinbar normal geworden – nur noch selten erreichen Todesfälle von Bootsflüchtlingen im Mittelmeer die Öffent-lichkeit. Dabei zählt das UNO-Flücht-lingswerk (UNHCR) mindestens 1500 Tote alleine im vergangenen Jahr. Zugleich rüstet Europa die Grenzen weiter auf und tritt dabei fundamentale Menschenrechte mit Füßen.

Amnesty International fordert anläss-lich des bundesweiten Flüchtlingstags am 28. September die europäischen Regierungen auf, das Massensterben an den Außengrenzen zu beenden. Vor dem Brandenburger Tor gibt es dazu eine große Straßenaktion unter dem Motto „Flüchtlinge sterben – S.O.S. Europa“. Zudem läuft im Moviemento-Kino Kreuz-berg der Dokumentarfilm „Closed Sea“.

„S.O.S. Europa“ ist Teil der europa-weiten Kampagne von Amnesty Interna-tional „When You Don‘t Exist“. Bereits vor einem Monat kamen dafür rund 70

Amnesty-Aktivistinnen und Aktivisten aus etwa 20 Ländern auf der italie-nischen Mittelmeerinsel Lampedusa zusammen und haben ein beeindruckendes S.O.S.-Signal nach Europa gesendet.

„Stoppt die Pushbacks – Schickt Migranten nicht zurück in die Folter“ ist eine Forderung an den Innenmi-nister Italiens. Denn Italien ist beispiel-haft für ganz Europa, das sich mit unrechten Mitteln dagegen wehrt, Flücht-linge nach Europa gelangen zu lassen.

2008 verabschiedeten Silvio Berlus-coni und Libyens damaliger Machthaber Muammar Al-Gaddafi einen „Freundschafts-vertrag“, der rund 5 Milliarden US Dollar zur Abwehr von Migranten aufwenden sollte – etwa für Push-Back Operationen auf dem Mittelmeer oder den Bau von Gefängnissen für „illegale“ Migranten. Nach dem kriege-rischen Konflikt in Libyen wurde ein ähnli-cher Vertrag nun wieder beschlossen, mit

ähnlich verheerenden Folgen für Migranten.Unterstützen Sie die Kampagne gegen

die verfehlte Flüchtlingspolitik der EU, kommen Sie am Mittwoch, 26. September, um 17:30 Uhr vor das Brandenburger Tor und machen Sie bei der Straßenaktion mit. Geschaffen wird eine absurde Strandsze-nerie mit entspannten Badegästen vor toten herangespülten Flüchtlingen. Vor Ort werden Unterschriften für eine Petition an den italienischen Innenminister gesammelt.

Die Filmvorführung findet am Freitag, 28. September, um 18 bis 20 Uhr im Kino Moviemento Kreuzberg statt. Der Film „Closed Sea“ porträtiert Flüchtlinge, die im Mittelmeer ohne Asylverfahren von italieni-schen Grenzpatrouillen nach Libyen rück-überstellt worden sind. Im Anschluss spricht Amnesty-Asylexpertin Franziska Vilmar.

Dario Sarmadi, Asylgruppe Berlin

Berliner Amnesty-Mitglieder protestieren gegen inhumane Migrationspolitik der EU

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Gute Musik, coole Bands, entspannte Menschen – und mittendrin ein großer, gelber Amnesty Bus. Nachdem Amnesty International dieses Jahr schon bei zahlreichen Festivals Petitionen unter die Leute brachte, sind Gruppen-mitglieder des Bezirks Berlin-Bran-denburg auf das dreitägige Green-ville Festival bei Berlin gefahren.

Das Ziel war die Besucherinnen und Besucher über die ATT-Kampagne für ein restriktives Waffenhandelsabkommen zu informieren. Aktueller hätte der Anlass nicht sein können, denn während die Anwesenden zur Musik tanzten, saßen die Regierungen der Welt in der UN-Vollver-sammlung zusammen, um den Waffen-handelskontrollvertrag zu diskutieren.

Damit besonders die deutsche Regie-rung stark bleibt und einem Vertrag nur dann zustimmt, wenn dieser jede Art von Waffen, also auch Kleinwaffen, mit einbezieht, sammelten rund 25 Mitglieder aus den Hochschulgruppen und den Jugendgruppen tatkräftig Unterschriften. Durch die entspannte Atmosphäre des ökologisch inspirierten Festivals und das perfekte Festival-Wetter

fiel es den Aktivistinnen und Aktivisten leicht, die Besucher zu begeistern. So brauchten sie teilweise nur mit Klemm-brettern unter dem Arm über den Platz wandern, um zu anderen Ständen heran gewunken zu werden und wieder vier weitere Unterschriften zu bekommen.

Klar half dabei auch die Aufmerksam-keit, die der Bus mit allen Spielereien wie Fotowand und Sonnendeck erzeugte. Besonderer Blickfang waren aber die kostenlosen Ohrstöpsel, die mit ATT-Infos über die Kampagne informierten. Beinahe jeder, der sich über die Ohrstöpsel freute, half auch durch seine Unterschrift, und der ein oder andere konnte sich sogar vorstellen, beim nächsten Festival selbst Amnesty Ohrstöpsel zu verteilen.

Viele posierten sogar hinter dem Amnesty-Kampagnenmotiv. Mit den Fotos (siehe oben) hebten sie nicht nur ihre Hand für Waffenkontrolle sondern zeigten auch Gesicht für eine gerechtere und friedlichere Welt.

Maria MayerPraktikantin im Regionalbüro Ost

Amnesty auf dem Greenville FestivalRockfans unterstützen ATT-Kampagne

 

Menschenrechte gründen auf der Überzeugung, dass alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind. So steht es in Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Ver-

einten Nationen. Diese Überzeugung, dass alle Menschen gleich wertvoll sind motiviert uns bei unserem Einsatz für die Menschenrechte.

Über fünfzig Gruppen von Amnesty International engagieren sich in Berlin und Brandenburg für die Würde, die Frei-heit und die Gleichheit aller Menschen überall auf der Welt. Informieren Sie sich auf unserer Homepage über die Schwer-punkte unserer Gruppen und engagieren Sie sich mit uns für die Menschenrechte.

Am 26. und 28. September werden wir uns für die Würde und die gleichen Rechte von Flüchtlingen in Europa einsetzen. Hunderte Menschen sterben jedes Jahr an den Außengrenzen der EU auf ihrer Flucht nach Europa vor Terror, Verfolgung und Hunger. An die Schicksale dieser Menschen erinnern wir mit einem Dokumentarfilm im Kino Moviemento und einer öffentli-chen Demonstration auf dem Pariser Platz.

Herzliche Grüße,

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder,

Frédéric Krumbein

Sprecher des Bezirks Berlin-Brandenburg

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IMPRESSUM

REDAKTIONDario Sarmadi, Florian Oswald

BEI FRAGEN UND ANREGUNGENE-Mail an: [email protected]

ANGABEN ZUM DATENSCHUTZ

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Die Amnesty-Mitglieder vom Bezirk Berlin-Brandenburg haben dieses Jahr wieder viel geleistet – von Flashmobs über Petiti-onssammlungen bis hin zu Urgent Actions. Umso wichtiger war die traditionelle Halb-zeitpause: das Gartenfest im Martin-Nie-möller-Haus. Bei strahlendem Sonnen-schein gönnte man sich einen Rückblick, tauschte sich untereinander aus, besprach künftige Kampagnen und kam mit Spen-derinnen und Spendern zusammen.

Doch das war nicht alles: Die Besu-cherinnen und Besucher bekamen ein abwechslungsreiches Programm geboten. In einem Interview mit Moderator Julian Lehmann informierte Matthias John, Rüstungsexperte von Amnesty Interna-tional, über den aktuellen Stand bei den Verhandlungen für ein neues Waffenkon-trollabkommen (zweites Bild von oben).

John lobte die bisher durchgeführte Kampagne für einen transparenten und strikten Waffenhandelskontrollver-trag. Amnesty habe gute Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit geleistet und sei dabei stets unabhängig geblieben.

Auch wenn die Vereinigten Staaten am letzten Verhandlungstag in der UN-Vollversammlung mehr Zeit für einen Vertrag eingefordert haben und somit ein abschließender Erfolg im Kampf für ein neues Abkommen aussteht – „die

Bundesregierung und andere Länder haben gemerkt, dass sie nicht mehr unbe-obachtet handeln können“, sagte John.

Umrahmt wurde das Interview von Jazz-, Blues- und Funkmusik der Bigband des Heinz-Berggruen-Gymna-siums, die bereits auf dem vergangenen Gartenfest begeisterte (drittes Bild von oben). Ebenfalls das zweite Mal auf der Amnesty-Bühne: Antoine Villoutreix. Der junge Gitarrist sang träumerische Chansons auf französisch und englisch.

Freche Sprüche lieferte hingegen die deutsch-türkische Schauspielerin und Kabarettistin Serpil Pak (Bild unten). Die Unterhalterin präsentierte humor-volle und zugleich sozialkritische Anek-doten über kulturelle Stereotypen und Diskriminierung im deutschen Alltag.

Der Bezirk Berlin-Brandenburg bedankt sich bei dem Friedenszentrum Martin-Niemöller-Haus, dem Jugend- und Kulturzentrum Schlesische 27, der Schultheiss-Brauerei, den Künstlerinnen und Künstlern und den zahlreichen frei-willigen Helferinnen und Helfern für ihre Unterstützung. Sie alle machten das dies-jährige Gartenfest zu einem vollen Erfolg.

Dario Sarmadi, RedaktionFotos: Mehmet Bakir

Dahlemer Gartenfest thematisiert WaffenhandelAmnesty-Bezirksveranstaltung unter dem Zeichen der ATT-Kampagne

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AKTIV FÜR AMNESTYAmnesty-Mitglieder geben den Opfern

von Menschenrechtsverletzungen eine Stimme und tragen somit einen unent-behrlichen Teil zur Arbeit von Amnesty International bei. Erfahren Sie mehr über weitere Aktionen und geplante

Veranstaltungen aufwww.amnesty-bb.de

www.amnesty.de/aktiv-vor-ortwww.amnesty.de/kalender und

www.facebook.com/amnestybb.de

Amnesty International - Bezirk Berlin-Brandenburg, Haus der Demokratie und

Menschenrechte:Greifswalder Str.4 (Aufgang A),

10405 Berlin Prenzlauerberg (Tram M4, Bus 200, 142: „Am Friedrichshain“)

Tel.: (0 30) 841 09 052Fax: (0 30) 841 09 055

E-Mail: [email protected]

SPENDENKONTOKonto-Nr. 8090 100

BLZ 370 205 00Bank für Sozialwirtschaft

Bitte als Verwendungszweck „3100“ (für Bezirk Berlin-Brandenburg)

angeben

INFOABENDEüber die Arbeit von Amnesty International am 1. Freitag im

Monat, im Amnesty-Bezirksbüro, um 19:00 Uhr. Adresse s.o.

und am 3. Mittwoch im Monat in Kreuzberg, um 19:30 Uhr. Adresse: Heilig-Kreuz-Kirche:

Zossener Str. 65, Kreuzberg (U Halle-sches Tor)

BERATUNG FÜR POLITISCHE FLÜCHTLINGE:

DONNERSTAG 18:00 BIS 20:00 UHR

auf deutsch, englisch und jeden 1. und 3. Donnerstag auch auf rus-

sisch - im Bezirksbüro -

Menschenrechtsarbeit ist oft aufreibend, mühevoll und erfordert Durchhaltever-mögen – doch sie lohnt sich. Dieses gute Gefühl haben Amnesty-Mitglieder beim diesjährigen Ten Mile Walk durch Berlin gespürt. Unter den rund 30 Teilneh-merinnen und Teilnehmern befand sich Patrick Okoroafor, der durch die Unter-stützung von Amnesty aus einer 17 Jahre langen Haft in Nigeria entlassen wurde.

Der Ten Mile Walk von Amnesty International jährte sich bereits zum elften Mal. Diese Jahr widmete er sich der ATT-Kampagne und forderte ein bindendes internationales Abkommen zur Kontrolle des Waffenhandels. Auf ihrem Weg von Charlottenburg nach Kreuzberg verteilten Mitglieder, Freun-dinnen und Freunde von Berliner und Braunschweiger Amnesty-Gruppen mehrere Hundert Flyer an Passanten.

Die drei Jahre zuvor sind die Akti-vistinnen und Aktivisten für Patrick

Okoroafor gelaufen und verlangten seine Freilassung. Dass Patrick gemeinsam mit seinem Bruder Henry an dem diesjährigen Spaziergang teilnahm, war eine Überraschung.

„Das war der längste Spaziergang, den ich je in meinem Leben gemacht habe“, sagte Patrick. „Ich bin so dankbar gegen-über Amnesty International und für die mehr als zehntausend Karten aus aller Welt, die mir Hoffnung in den dunkelsten Stunden gegeben haben. Ich hätte nicht überlebt ohne diese Unterstützung.”

Die Postkarten aus Berlin, die Patrick Mut zusprachen, trugen die Aufschrift „Never give up“. Dieses Jahr gingen die Karten an Patricks Mutter nach Nigeria, um ihr mitzuteilen, wie glücklich die Ten Mile Walkers sind, dass ihr Sohn wieder frei ist.

Ann RobertsonEnglischsprachige Gruppe

Spazieren für die Menschenrechte

- 1995: Patrick Okoroafor (Bild mitte), damals 14 Jahre alt, wird inhaftiert und zu Unrecht wegen Raubs angeklagt.- 1997: ohne fairen Prozeß zum Tode ver-urteilt, dann zu lebenslangem Gefängnis.- 2001: das Urteil wird, weil illegal, für nichtig erklärt. Patrick kommt aber nicht frei.- 2008: Amnesty International, Nigerian Bar Association und andere NGOs setzen sich weltweit für Patricks Freilassung ein.- 30. April 2012: nach 17 Jahren

kommt Patrick frei.- 24. Juni 2012: Patrick und sein Bruder Henry (Bild rechts) nehmen am Amnesty International Ten Mile Walk in Berlin teil.

Unermüdlicher Einsatz für Patrick Okoroafor

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Kiezkultur, Kunst und Menschenrechte Das zweite Projekt der Iran AG der FU-Hochschulgruppe

„Menschenrechtsbildung, Kiezkultur und Kunst“: unter diesem Motto stand Ende Juli ein Vortragsabend zum Thema „Das Verhältnis von politischem System und

Menschenrechten in der Islamischen Republik Iran“. Die Iran AG der FU-Hoch-schulgruppe lud hierzu in den Bücher-laden „die buchkönigin“ in Kreuzkölln ein.

Nach der ersten Veranstaltung „Interrupted Lives: Portraits of Student Repression in Iran“ im großen Henry-Ford-Bau der Freien Universität, wollte die Gruppe dieses Mal einen kleineren Raum für die Thematik der Menschen-rechte im Iran schaffen, um das Publikum stärker in die Diskussion einzubinden.

Den Rahmen der Veranstaltung bildete die „Kunst“: ausgestellt wurden vier Kari-katuren des im Pariser Exil lebenden Künstlers Mana Neyestani (siehe Bilder).

Den Teil der „Menschenrechtsbil-dung“ übernahm mit einem Vortrag Nasrin Bassiri. Die Frauenrechtlerin und Publizistin stellte ihre Sicht der Entwick-lung der Menschenrechte, mit Fokus auf die Rechte der Frau, seit dem Ende der Schah-Ära bis in die Gegenwart vor.

Bassiri musste 1982-1983 auf Grund ihrer Mitarbeit im Nationalen Bund der Frauen zunächst in den Untergrund und 1983 ins Exil fliehen.

Ab Februar werden wir unter unserem Motto neue Veranstaltungen organi-sieren und hoffen auf neue Mitglieder, die uns hierbei unterstützen werden.

Paniz MusawiFU-Hochschulgruppe

Was macht eigentlich die Gruppe... Französischsprachiges Afrika?Die französischen und deutschen Mitglieder der Gruppe „Französischspra-chiges Afrika“ (1346) befassen sich mit der Menschenrechtssituation in den fran-kophonen Ländern Afrikas, bisher Tschad, Côte d’Ivoire, DR Kongo und Kamerun. Jedes neue aktive Mitglieder unserer noch kleinen Gruppe kann dazu beitragen, dass wir uns immer besser und in mehr Ländern auskennen und so handlungsfähiger werden.

Zum Tag der Menschenrechte 2011 wurde der in Kamerun wegen angebli-cher Homosexualität verurteilte Student Jean-Claude Mbede einer der Adressaten des weltweiten Amnesty-Briefmarathons. Schon seit Sommer 2011 ist unsere Gruppe mit Briefen, Petitionen und Mahn-wachen vor der Kameruner Botschaft im Einsatz, um auf seinen Fall und die verschärfte Verfolgung von Homosexu-

ellen in Kamerun öffentlich hinzuweisen. Die Aktivistinnen und Aktivisten fordern die Freilassung aller wegen Homosexua-lität Inhaftierten bzw. die Aufhebung der

Urteile (Abschnitt 347a, Strafgesetzbuch von Kamerun, verbietet und bestraft gleichgeschlechtliche Beziehungen).

Wir arbeiten zusammen mit der Koor-

dinationsgruppe Kamerun (2017) und dem Amnesty-Bezirk Berlin-Brandenburg.

Wer Lust hat mitzumachen, ist herzlich willkommen. Französischkenntnisse sind erforderlich für das Verständnis französisch-sprachiger Dokumente und das Verfassen von Briefen. Mit Einschränkung reichen für die Mitarbeit auch Englischkenntnisse.

Die Gruppe trifft sich alle zwei Wochen montags um 20 Uhr im Büro des Amnesty-Bezirks Berlin-Brandenburg, Greifswalder Straße 4. Das nächste Treffen findet am 17. September statt. Mehr über die Arbeit der Gruppe gibt es auf der Webseite der Gruppe. Einen Überblick über alle Gruppen des Bezirks Berlin-Brandenburg bietet die Bezirkshomepage.

Wulf Niepold,Gruppe Französischsprachiges Afrika

 

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Ein Jahr lang haben die engagierten Mit-glieder der TU Hochschulgruppe an dem Projekt gearbeitet. Den erfolg-reichen Abschluss machte nun eine Podi-umsdiskussion im Haus der Demo-kratie und Menschenrechte, die aus verschiedenen Blickwinkeln die Situation der Sinti und Roma in Europa beleuchtete.

Noch immer werden Roma diskri-miniert, und das nicht nur in Deutsch-land, sondern in ganz Europa. Zu selten berichten Medien über damit einherge-hende Probleme wie Massenabschie-bungen, Sammellager oder Benachteiligung in öffentlichen Bildungseinrichtungen.

Der vorausgegangenen Einladung folgten etwa 50 Interessierte, die sich rege durch Publikumsbeiträge an der Diskussion beteiligten. Als erste Referentin konnte die Juristin Dr. Jessica Heun gewonnen werden, die sich im Rahmen ihrer Promo-tion mit dem Minderheitenschutz der Roma in der Europäischen Union beschäftigte.

Heun beschrieb die rechtliche Situation der Roma in Europa. Zwar wurde der Minder-

heitenschutz im Rahmen der europäischen Menschenrechtskonvention von 1959 fest-gelegt, doch war der Begriff „Minderheit“ von jedem Nationalstaat selbst auszulegen.

Erst 2001 wurden Roma durch den Euro-parat offiziell als Minderheit anerkannt. Die Politik ist zwar in den vergangenen Jahren aktiver geworden. Dennoch leiden viele Roma darunter, dass sich ihr Herkunfts-land nicht für sie verantwortlich fühlt oder aktive Diskriminierung betreibt, wie beispielsweise die Unterbringen von Roma-Kindern an Sonderschulen in Tschechien.

Marie von Möllendorff, Fachreferentin für Europa und Zentralasien bei Amnesty International, erläuterte die Sichtweise von Amnesty International sowie die sich daraus ergebenen Forderungen.

Als besonderen Gast konnten die Hoch-schulgruppe Prof. Dr. Hristo Kyuchukov begrüßen. Er ist Psycholinguist, aktuell an der Freien Universität Berlin beschäftigt, und seit Jahren in verschiedenen Gremien für die Rechte der Roma ehrenamtlich aktiv.

Mit vielen persönlichen Erfahrungen aus

seinem Berufsleben und Alltag zeichnete er ein facettenreiches Bild der Schwierig-keiten, mit denen Roma konfrontiert werden. Auf Nachfrage des Publikums erklärte er, dass die Bezeichnung „Zigeuner“ eine Fremdbezeichnung sei und als solche von den Sinti und Roma als diffamierend und romantisch verklärend empfunden wird.

Die Bundesrepublik Deutschland scheint etwaige Probleme zu umgehen und meidet es bislang, die Integration der Roma stärker zu thematisieren und zu fördern.

Die Berichte der Referenten haben dagegen gerade noch einmal die Wich-tigkeit dieses Themas hervorgehoben. So bleibt zu hoffen, dass die Probleme um die Integration der Roma auch hier in Deutschland in Zukunft mehr Aufmerk-samkeit erhalten. Es wäre an der Zeit.

Ronja Kalthoff,TU Berlin Hochschulgruppe

Wo ist Roma-Land?Hochschulgruppe der TU Berlin informiert über aktuelle Situation der Sinti und Roma in Europa

Eine Gruppe von etwa 90 Studierenden der Fachrichtung „Public Management“ der Universität Den Haag besuchten das Haus der Demokratie und Menschen-rechte und informierten sich über die Arbeit von Amnesty International. Die Reise nach Deutschland widmete sich

den Themen „Peace, Justice, Safety and Human Rights“. Zunächst empfing Pamela Kölling (Gruppe Wilmersdorf) die Gäste im Robert-Havemann-Saal und vermittelte einige Informationen über das Haus der Menschenrechte.

Anschließend erhielten die Studenten anhand von englischen Filmen sowie niederländischen Texten und Schaubil-dern Informationen zu Amnesty und zum geplanten Waffenhandelskontrollvertrag (Arms Trade Treaty). Mit Unterstützung von Susanne Baldin (Innenreferentin) und Karin Eberhart (Gruppe Menschen-rechtsbildung) wurden die Studenten auf die Unterschriftenlisten, beson-ders zur ATT-Kampagne, aufmerksam gemacht. Am Ende ergaben sich noch verschiedene interessante individuelle Gespräche zu den behandelten Themen.

Elisabeth TkotschGruppe Menschenrechtsbildung

S.O.S. EUROPA flüchtlingSSchUtz in SEEnOt Tausende Menschen aus Afrika fliehen jährlich über das Mittelmeer nach Europa aus Angst vor Haft, Misshandlung

oder Folter in ihren Heimatländern. Mindestens 1500 Flüchtlinge kamen dabei 2011 ums Leben. Viele starten die gefährliche Überquerung in Libyen. Um die Flüchtlingsboote daran zu hindern, Europa zu erreichen,

arbeitet Italien eng mit der neuen libyschen Regierung zusammen. In einem Geheimabkommen vereinbarten die beiden

Länder im April 2012, Flüchtlinge auf hoher See abzufangen und nach Libyen zurückzuschicken. Auch dort drohen

ihnen Haft und Folter.

fORdERn SiE itAliEn AUf, diESE zUSAmmEnARbEit mit libyEn zU bEEndEn! mitmAchEn UntER:

www.AmnESty.dE/ SOS-EUROPA

Niederländische Studierende zu Gast im Haus der Demokratie und Menschenrechte

Petition

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AMNESTY INTERNATIONAL • BERLIN - BRANDENBURG RUNDBRIEF • 4/2012 7

VERANSTALTUNGSHINWEISE

September 2012

18.09. Buchvorstellung„Unerwünscht – Drei Brüder aus dem Iran erzäh-len ihre deutsche Geschichte“ des Bloomsbury Berlin Verlags. In dem autobiographischen Buch erzählen die drei Brüder Mojtaba, Masoud und Milad Sadinam die Geschichte ihrer Flucht aus dem Iran, ihrer Ankunft in Deutschland bis hin zum Studienabschluss. Die Moderation über-nimmt Maxi Leinkauf von der Freitag. Amnesty ist mit einem Infostand vor Ort. 19:30 Uhr.Adresse: taz Café, Rudi-Dutschke-Str. 23, 10969 Berlin-Kreuzberg. U6 Kochstraße

19.09. Informationsabendin Kreuzberg über die Arbeit von Amnesty International. 19:30 Uhr.Adresse: Heilig-Kreuz-Kirche (im Kirchencafé), Zossener Str. 65, 10961 Berlin-Kreuzberg.U1, U6 Hallesches Tor

20.09. „The Green Wave“Filmvorführung und Vortrag über die Proteste vor und nach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 und die aktuelle Menschenrechtslage im Iran. 19 Uhr. Adresse: Besucherzentrum Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Str. 119, 13355 Berlin.S-Nordbahnhof, U8 Bernauer Str., Tram M10

26.09. Straßenaktion zum FlüchtlingstagUnter dem Motto „Flüchtlinge sterben – S.O.S. Europa“ wird die europaweite Kampagne „When you don’t exist“ beworben, welche sich gegen die europäische Migrationspolitik richtet. Auf dem Pariser Platz wird eine Strandszenerie geschaf-fen, in der tote Flüchtlinge angespült, aber von den Badegästen und Grenzschutzbeamten igno-riert werden. Mitmachen und melden bei [email protected]. 17:30 bis 19 Uhr. Adresse: Pariser Platz, 10117 Berlin. S/U Bran-denburger Tor, Bus 100, M85 Reichstag

28.09 Filmvorführung zum FlüchtlingstagDer Dokumentarfilm „Closed Sea“ begleitet Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmeer. Handy-

aufnahmen zeigen, wie Migranten auf hoher See von italienischen Patrouillen abgefangen und nach Libyen zurückgebracht werden, wo viele von ihnen gefoltert werden. Danach spricht Franziska Vilmar, Asylexpertin von Amnesty Deutschland. Eintritt frei. Um Spenden wird gebeten. 18 bis 20 Uhr.Adresse: Moviemento Kino, Kottbusser Damm 22, 10967 Berlin-Kreuzberg. U8 Schönleinstr.

Oktober 2012

05.10. Informationsabendin Prenzlauer Berg über die Arbeit von Amnesty International. 19 Uhr.Adresse: Haus der Demokratie und Menschenrech-te, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin Prenzlauer Berg. Tram M4, Bus 200, 142 „Am Friedrichshain“

16.10. Frauenhandel in die Zwangsprosti-tution in EuropaFilmvorführung mit Podiumsdiskussion anlässlich des Europäischen Tags gegen Menschenhandel. U.a. mit ARD-Auslandsreporterin & „Frau Europas 2007“ Inge Bell. In Kooperation mit der Europä-ischen Bewegung Deutschland (EBD). 19 Uhr. Adresse: EBD, Sophienstr. 28/29, 10178 Berlin.S Hackescher Markt, U8 Weinmeisterstraße.

17.10. Informationsabendin Kreuzberg über die Arbeit von Amnesty Internati-onal. 19:30 Uhr.Adresse: Heilig-Kreuz-Kirche (im Kirchencafé), Zossener Str. 65, 10961 Berlin-Kreuzberg.U1, U6 Hallesches Tor

28.10. MahnwacheWeltweit gleichzeitige, friedliche und stille Mahnwa-che zu LGBTI-Inhaftierten in Kamerun. Die Einzel-fallarbeit zu Jean-Claude wird erweitert auf insge-samt 7 Personen, die alle aufgrund des gleichen Gesetzes zurzeit im Gefängnis sind. 13 bis 15 Uhr.Adresse: Vor der Botschaft der Republik Kamerun, Ulmenallee 32, 14050 Berlin-Westend.

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Die Veranstaltungshinweise werden laufend unter www.amnesty-bb.de/termine aktualisiert