Rundbrief der BUKO Pharma-Kampagne
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PHARMABRIEF
Rundbrief der BUKO Pharma-KampagneNlJmmpr 4-5 Health Action International (0)· Mai-Juni 1989
Metamizol-Studien in Entwicklungsländernunwissenschaftlich aber gefährlich
Um das Schmerzmittel Metamizol wurden in den letzten Jahren intensiveDiskussionen geführt. die in der BRD zu Anwendungsbeschränkungengeführt haben. Rin Hintergrundartikel zur wissenschaftlichen Diskussionund zu Werbepraktiken in der 'Dritten Welt' findet sich ab Seite 2.
Die Firma Hoechst beginnt jetzt in Thailand und auf den Philippinenneue Studien zu Metamizol. Rs geht ihr dabei nicht um die Risiken desMittels, sondern um die von niemandem in Zweifel gezogene Wirksamkeit. Der folgende Artikel von Hermann Schulte Sasse* diskutiert Anforderungen an sinnvolle Medikamentenstudien und zeigt auf, warum dieHoechst Studien verantwortungslos und unwissenschaftlich sind. Rrkonzentriert sich auf medizinisch-ethische Gesichtspunkte. die alleinschon eine Ablehnung der Hoechst-Studien rechtfertigen. Die grundsätzliche Frage, welche Pharmaforschung im Rahmen einer sinnvollenGesundheitspolitik notwendig ist, würde den Umfang des Artikelssprengen.
Klinische Studien an Patientensind die Basis für den medizinisehen Fortschritt. Erst die Uberprüfung des therapeutischen Wertsvon Medikamenten in Studien kannAntwort auf die Frage geben,welches Medikament zur Behand-
('l""', lung einer Krankheit am bestengeeignet ist.
Nicht alle Studien erfüllen diesenZweck. Viele Arzneimittelstudiensind tatsächlich ungeeignet, dieFrage zu beantworten. deren Klärung sie angeblich dienen. Grundist die schlechte Planung dieserStudien. Um nämlich zufällige,nicht aussagekräftige Ergebnissezu vermeiden, müssen Studien' mitMedikamenten strengen methodischen Regeln folgen. Und genaudaran hapert es bei Vielen.
Marketing statt Forschung
Warum werden diese Studien danndurchgeführt? Die meisten Arzneimittelstudien werden von denHerstellern selbst initiiert. IhrInteresse ist verständlicherweiseder Nachweis, daß ihr Medikamentzur Therapie von bestimmtenKrankheiten geeignet ist. Istdieses Medikament noch nichtzugelassen, dann legen auch dieHersteller an die Methodik derStudien einen strengeren Maßstaban, da sie ja schließlich der
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Uberprüfung durch die Zulassungsbehörde . standhalten sollen.Handelt es sich aber um Studienmit 'bereits zugelassenen Arzneimitteln, dann soll mit ihnen dieAufmerksamkeit der Ärzte auf daseigene Medikament gelenkt werden,denn schließlich sind es dieÄrzte, die mit ihren Verordnungenden Umsatz der Medikamente steuern. Die meisten dieser Studiensind wegen ihres unzureichendenAufbaus medizinisch völlig irrelevant. Weil sie wirtschaftlichenInteressen der Hersteller undnicht medizinischen Interessendienen, werden sie auch Marketing-Studien genannt.
Anfforderungen an Studien
Um die Patienten und die gesamtemedizinische Praxis vor den Folgen ethisch bedenklicher Studienzu schützen, sollten unabhängigeund kompetent zusammengesetzteEthik-Kommissionen vorab prüfen,inwieweit die Studien dem medizinischen Fortschritt und den gesundheitlichen Interessen der Patienten dienen. Die wichtigstenFragen, die eine solche EthikKommission beantworten muß,sind:1. Sollte diese Studie, so wie sieist, überhaupt durchgeführt werden?2. Welche Information, über die
man noch nicht verfügt, wird dieStudie liefern?3. Sind die möglichen Risiken fürden einzelnen Patienten vertretbar?Würde so vorgegangen, dannkönnten Marketing-Studien wohlkaum noch durchgefÜhrt werden.
Forschung in der 'Dritten Welt'?
Menschen unterscheiden sich untereinander in ihren Reaktionenauf Medikamente. Deshalb reichteine kleine Zahl von Patienten inArzneimittelstudien nicht aus, dadie zufällige Streuung der individuellen Reaktionen das Ergebnisverfälschen könnte. Heute weißman, daß Menschen in Entwicklungsländern aus ökologischen,sozialen und genetischen Gründenanders als wir auf Arzneimittel
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ist GeEthik-
Krampflösend?
Der weltgrößte Metamizolproduzent,die Hoechst AG, behauptet, Metamizol hätte zusätzlich eine.krampflösende Wirkung, das wäreein therapeutischer Vorteil. Aberes gibt keinen überzeugendenBeweis, daß dieser' krampflösendeEffekt in therapeutischen Dosenerreicht werden kann. 0, S.70)Selbst ein ehemaliger Verfechterdieser Theorie, der PharmakologeProf. Forth ist heute skeptisch:"Unstreitig sind dafür hohe Dosenerforderlich. ••• Somit wird keinvernünfti ger Mensch auf die Ideekommen, daß der spasmolytischenWirkung von Metamizol unter therapeutischen Bedingungen... einetragende, d.h. eine objektivierbare . Rolle zuzuschreiben ist. " (2,S.141) .
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Umstand hat metamizolhaltige Medikamente in einigen Ländern zumbeliebten Mittel zur Schmerzstillung bei Gallen- und Harnwegskrämpfen gemacht.
* Hermann Schulte-Sasseschäftsführer der BremerKommission.
** Die Professoren Scheler, Dölleund Rummel sowie Herr Dr. Kimbelsind Mitglieder des Vorstands derArzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft •
wortete Frage die Studie klärenkönnte (Frage 2 der Prüfungdurch Ethik-Kommissionen).
Metamizol hat, auch' bei .bestimmungsmäßigem Gebrauch, dieschwerwiegenden, lebensbedrohenden Risiken des Schocks und derAgranUlozytose. Sein Einsatz istdeshalb ärztlich nicht zurechtfertigen , weil "sowohl für banaleSchmerzzustände wie auch fürschwerwiegende Schmerzattackenjeweils gut geeignete Alternativenfür Metamizol verfügbar sind, dieim Unterschied zum Metamizol mitkeinen akut lebensbedrohlichenKomplikationen behaftet sind"(Scheler !Dölle!Rummel /Kirnbel **,1986) (Frage 3 der Prüfung durchEthik-Kommissionen) •
Die Studien-Aktivitäten der FirmaHoechst in Thailand und auf denPhilippinen haben deshalb mitwissenschaftlicher Forschung zurFörderung des medizinischen Fortschritts nichts zu tun. Sie orientieren sich ausschließlich an den')Geschäftsinteressen des Unterneh-"'<=-/'mens und nehmen dabei die ge-·sundheitliche Gefährdung der Patienten bewußt ill Kauf. .
wegen seinerRisiken gera-
Wie Propyphenazon, Aminopyrinund Phenylbutazon gehört Metamizol. zur Gruppe der Pyrazolone. ImGegensatz zu Phenybutazon hat esnur wenig antiendzündliche Wir-kung. Als NatriumSulfat-Ab-kömmling von Aminopyrin hatMetamizol den Vorteil, löslich zusein. Lösungen bis zu 50% könnenhergestellt werden. Deshalb können wirksame Dosen von Metamizolzur Schmerzbekämpfung in dieVenen gespritzt werden. Dieser
Bigenschaften
Metamizol ist ein .Schmerzmittel mitfiebersenkenden Eigenschaften.Verwirrung stiften die vielenun terschiedlichen Wirkstoffbe-zeichnungen, die für diese Substanz benutzt werden: Dipyrone,Nov arrdnsulfon icum, Noramidazophenum, Noraminophenazonum, Novamidazofen, Methampyrone, Sodiumnoramidopyrine, methanesulphonate, Sulpyrine und in IndienAnalgin.
deshalb, sondernlebensgefährlichenten.
Die Studien dienen deshalb ganzoffensichtlich ausschließlich denMarketing-Interessen dieses Unternehmens und müssen als ethischbedenklich eingestuft werden. Siewerden z. T. in einer angesehenenUniversitätsklinik Thailandsdurchgeführt und eignen sichdeshalb besonders für eine spätere Marketing-Nutzung. Der zuständigen Ethik-Kommission der Kliniksind sie 'vor Beginn der Studienicht zur Prüfung vorgelegt worden.
Da sie erhebliche Mängel imStudienaufbau zeigen ~ können sieschon aus methodischen Gründenkeine relevanten Ergebnisse erzielen. Sie sollten deshalb auchnicht durchgeführt werden (Frage1 der Prüfung durch Ethik-Kommissionen) •
Metamizol:Ein Schmerzmittel, das keine(r) braucht
Dieser Beitrag gibt den Stand der wissenschaftlichen Diskussion. umMetarnizol wieder. Dariiber hinaus zeigt er an Beispielen die unverant.,-::')wortliche Metamizolvermarktung in der Dritten Welt auf. ~
In der Universitätsstudie werdenzwei schmerzstillende Hoechst-Medikamente, Metamizol und Petidhin(Dolantin) , bei Patienten mitpostoperativen Schmerzen nacheiner Blinddarmentfernung vergleichend geprüft. An der Wirksamkeit beider Wirkstoffe fürsolche Schmerzen besteht kein'Zweifel. (Sollten aber vermuteteUnterschiede in dem Ausmaß derWirksamkeit untersucht werden,dann reicht die Zahl der für dieStudie vorgesehenen Patientennicht aus. ) Es ist deshalb unklar, welche nicht schonbeant-
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Hoechstl3
Intestinal CoUe
Biliary CoUe
Spasm of femalerepr~uetive organs
2
BARALGAN in Indien gegen Menstruationsbeschwerden, eine solchek'erbeaussage wurde· bei unsschon Jahre vor dem Verbot des.Mittels untersagt.
Metamizol-Studien inThailand und auf den Philippinen
reagieren können. Deshalb sindArzneimittelstudien in Entwicklungsländern, wenn sie gut geplant und durchgeführt werden,grundsätzlich zu begrüßen. Leider.sind diese Bedingungen nur seltenerfüllt. Weder die Wissenschaftnoch die Industrie haben einbesonderes Interesse an solchenStudien. Diesem Mangel an sinn"vollen Studien stehen überflüssigeMarketing-Studien in Entwicklungsländern gegenüber. VieleÄrzte, insbesondere auch in denUniversitäten, können ihr. mageresGehalt durch Teilnahme an solchenStudien aufbessern. Wenn sie inihrem Land einen bekannten Na-.men haben· oder an einer bekann-'ten (Universitäts )-kl inik arbeiten,lassen sich die (wissenschaftlichirrelevanten) Ergebnisse ihrerStudien von dem Auftraggeber,dem Pharmaunternehmen, gut insein Marketing integrieren. Gefährlich wird diese Strategiedann. wenn sie dazu dient,Patienten eine bessere Therapievorzuenthalten oder sie einerrisikoreichen Therapie auszusetzen.
Hoechst versucht mit MetamizolStudien in Thailand und auf denPhilippinen, die kritische Diskussion über die Risiken diesesMedikaments mit klinischen Studien zum Nachweis seiner Wirksamkeit zu unterlaufen. Dabei istunbestritten. daß Metamizol einegute schmerzstillende Wirksamkeitbesitzt. In Verruf ist es nicht
Anzahl metamizolhaltiger Schmerzmittel in der 'Dritten Welt I
(1987-1988)
NO, OF DIPYRONEPREPARATIONS
21155
125
1863922426
68
30
4601739
Zweifellos war die Boston-Studiebesser angelegt als viele frühereRisikostudien. Dr. Faich vom Büro
Die Boston-Studie versuchte alleFälle von AgranUlozytose undaplastischer Anämie zu erfassen,die ins Krankenhaus eingeliefertwurden (community cases) oderdort auftraten (hospital cases).Die Untersuchung wurde in achtGebieten mit insgesamt 22,3 Millionen Einwohnern durchgeführt:in Israel, Barcelona, Ulm, WestBerlin, Mailand,Budapest, Sofia,Stockholm!Uppsala. Versuche, dieUnterSUchung auch in Brasilienund Indonesien durchzuführen,wurden wegen der Unmöglichkeit,die Daten zuverlässig zu erfassen ,frühzeitig abgebrochen. Das Agranulozytoserisikp von Metamizolwurde nur anhand von fünfUntersuchungsgebieten berechnet:Israel, Barcelona, Ulm, West-Ber!in und Budapest.
Ein erster Bericht der "International Agranulocytosis and Aplastic Anemia Study" (IAAAS, oft alsI'Boston-Studie" bezeichnet) wurde1986 veröffentlicht. (9) Es bestanddie Absicht die Studie 1989 alsBuch vollständig zu veröffentlichen.
net. Das RisikO von Agranulozytose und aplastischer Anämie beiSchmerzmitteleinnahme wurde Untersuchungs gegenst and •
TOTALS:
Afrlca, MIMS Africa, May 1988BraziI, DEF, 1987-88Carlbbean, MIMS Caribbean, May 1988Hong KOhg, HKIMS, Apri/1988India, MIMS India. Feb ~988
Indonesia, UMS, Feb 1988Mexico;DEF,1987Middle East. MIMS Middle East, Apri/1988Pakistan. QIMP, 1987Phi/ippines, PIMS, Apri/1988South Afrlca, MIMS. May 1988Thailand, TlMS, March 1988
COUNTRY/REGION, PRESCPUBING GUIDE. DATE NO. OF. ANALGESICS
126262
688073
176153146206179135135
Eine Untersuchung von Medikamentenlisten in 12' Regionen derDritten Welt ergab, daß 1987-88von 1739 Schmerzmitteln 26% Meta..,mizolenthielten. Nach'Paracetamolkam Metamizol am zweithäufigstenin Schmerzmitteln vor. Eine 1984in Peru durchgefÜhrte Untersuchung, ergab, daß Metamizol in28 Schmerzmitteln enthalten war,schlimmer' noch 73% aller Medikamente gegen Schmerzen und Fieberenthielten die Substanz. (8)
Hoechst Indien erzielte 42% seinesPharmaumsatzes in den ersten vierMonaten von 1986 mit nur- zweiMedikamenten: BARALGAN und NO-VALGIN. In Lateinamerika er-brachte NOVALGINA allein einDrittel des Pharmaumsatzes. Darüber hinaus war NOVALGJ:NA 1985 inLateinamerika das meistverkaufteMarkenmedikament überhaupt, derUmsatz betrug 30 Millionen US$. (7)
BARALGIN, 190 Millionen US$ Umsatz, mehr als 5% des Weltpharmaumsatzesder Firma. (6) Obwohlsich der NOVALGIN-:-Umsatznachden Kontrollrnaßnahmen in der BRDhalbierte, ließ die Firma verlau;"ten, daß es in anderen Ländernüberall auf der Welt noch "eingroßes Vertrauen in NOVALGINgibt". Weil Metamizol in denwichtigen Industrieländern entweder verboten oder stark anwendungsbeschränkt ist, wird dermeiste Umsatz in der Dritten Welterzielt.
Außerdem hat das Bundesgesundheitsl11inisterium die Rezeptpflichtfür Metamizol ab 1.1.1987 verfügt.Dies geschah auf Empfehlung desBundesgesundheitsamtes.
Anwendungsbeschrinkungen
Metamizolwurde von Hoechst 1922auf den Markt gebracht, abergrundlegendes pharmakologischesund toxikologisches Wissen fehltbis jetzt. Heutzutage würde ein soschlecht erforschtes Medikamentwohl kaum noch zugelassen. Diefehlenden Kenntnisse sind wegender schweren Nebenwirkungen(Agranulozytose und Schock) be-drückend. ( .
Schenkt man Dr. . Timmers vonHoechst .glauben, dann hat Metamizol einen "außergewöhnlichenSicherheitsspielraum" und hat
11seit mehr als 60 Jahren bewiesen, daß es ein wirksames undgleichzeitig außergewöhnlich gutverträgliches Schmerzmittelist".(3)
Trotz dieser großen Worte hat· dasBundesgesundheitsamt 1982 und1986 die Anwendungsbereiche fürMetamizol eben wegen seiner Risi-F-. ken stark eingeschränkt. Heute
. darf Metamizol' nur noch beiakutem schwerem Schmerz nachUnfällen oder Operationen, Kolikenund Krebsschmerzen eingesetztwerden. Anderer akuter oder chronischer schwerer Schmerz darf nurmit Metamizol behandelt werden,wenn andere Medikamente kontraindiziert sind.' Hohes Fieber darfmit Metamizol nur bekämpft werden, wenn andere Maßnahm~m
nicht anschlagen. Kombinatiorispräparate mit Metamizol wurdenverboten. Für Kombinationen vonMetamizol mit Spasmolytika ruhtdie Zulassung, die Herstellermüssen einen zusätzlichen Nutzendieser Kombination beweisen, wennsie wieder auf derf Markt ·wollen.Boehringer Ingelheim hat .inzwischen aufgrund eigener klinischerStudien (die keinen zusätzlichenNutzen ergaben), den Verkauf desKombinationspräparates endgültigeingestellt. (4) Das dürfte das
,.... endgültige Aus für alle MetamizolSp asmolytika-Kombinationen bedeuten.
Vielerorts verboten
Metamizol ist in einer Reihe vonLändern verboten oder anwendungsbeschränkt : In Australien ,Ägypten, Bangladesh, Dänemark,BRD, Griechenland, Irland, Israel, Italien, Japan,. Kanada, Malaysia, Neuseeland , Norwegen,Philippinen, Saudi Arabien, Singapore, Schweden, USA und Venezuela. (5)
.Bin gutes Geschäft
Es gibt vielleicht keine medizinische oder wissenschaftliche Recht",:,fertigung für Metamizol; aber einlohnendes Geschäft ist es allemal.1987 machte Hoechst mit zweiMetamizolprodukten, NOVALGIN und
Die ßBoston-Studieß
Es ist eigentlich nicht verwunderlich, daß die Metamizolhersteller
allen Voran Hoechst - versuehen. diese profitable Einkornmensquelle zu verteidigen. Metamizolbedingte AgranulozytosenfÜhrten zum Verbot des Stoffes invielen Ländern, so blieb Hoechstgar nichts anderes übrig, als dasRisikO herunterzuspielen. Bereits1978 fragte Hoechst bei der epidemiologischen Abteilung der Bostoner Universität in den USA an, obsie nicht den Zusammenhang zwischen Metamizol und Agranulozytose untersuchen wollten. Schließlich wurde ein Vertrag unterzeich-\?
für Epidemiologie und Biostatistikbei der US Food and Drug Administration (FDA) nannte die Studie"außergewöhnlich": "Die Vorstellung dieser beeindrukkendenpharmakoepidemiologischen Studieerinnert uns daran, wie wenigsolcher Studien durchgefÜhrt werden." ( 10) In der vorläufigenVeröffentlichung der Studie wirdaller~iings nicht deutlich, wie dieRisiken berechnet werden, dieerhobenen Ausgangsdaten . fehlenvollständig. Das Lob für dieStudie kann sich also. offensiChtlich nur auf die Anlage derStudie und die enorme Arbeit, diein die Studie gesteckt wurde,beziehen.
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Aus den genannten Gründen kannden Zahlen der Boston-Studienicht getraut werden. Besondersunglaubwürdig ist das folgendeStatement, "daß in Ulm, Berlinund Barcelona pro 1 MillionMenschen, die Metamizol bis zueiner Woche ausgesetzt werden,eine Person dadurch Agranulozytose entwickeln wird". ( 14) Die angesehene Medizinzeitung 'Lancet I
kommentierte: "Es wird nicht erklärt. wie diese Schätzung berechnet wurde. Der merkwürdigeNenner ( 'bis zu einer Woche' ;Anm. d. Obers. ) ist schwer aufdas wirkliche· Leben übertragbar.Das Risiko der Einnahme könnteüber ein Jahr gesehen 50 malhöher sein. Es ließe sich klarerals Zahl der Fälle pro Milliondefinierter Tagesdosen (DDD) oderpro 100.000 verkaufter Packungenbeschreiben. 11 ( 17) Bei der Anhörung des Bundesgesundheitsamtes
Aber das Aufspüren aller Fällevon Agranulozytose und die Abgrenzung der Untersuchungsgebiete(nur West-Berlin ist von einerMauer umgeben) waren nicht dieeinzigen Probleme. Es ist auchschwierig anhand von Befragungvon Patienten überhaupt herauszufinden, ob sie Metamizol ein ge- ~nommen haben. Eine Studie in >--.::.West-Berlin nahm sich diesesProblems an. Sie verglich dieErgebnisse der Patientenbefragungmit den Urinproben. Das Ergebniswar, "daß Benutzer von Schmerzmitteln entweder dazu neigen, dieEinnahme von Medikamenten zuleugnen oder falsche Angabenüber die Häufigkeit und dasAusmaß ihres Schmerzmittelgebrauchs zu machen. II (l6) Auch istes kaum möglich, die Zuverlässig-l;{eit der PatientInnenangabendurch Vorlegen einer Liste vonMarkennamen von metamizolhalti-gen Produkten zu erhöhen: Noch1986 gab es 247 solcher Produkteauf dem bundesdeutschen Markt.Aus diesem Grund benutzte dieBoston-Studie nur "Markennamen,die 90% des Umsatzes gewöhnlichernicht-narkotisierender Schmerzmit-tel ausmachten (es gab zu vieleMarkennamen, Um nach den restli-chen 10% zu fragen), ebenso .~wurde nach anderen Medikamentengefragt, von denen ebnfalls angenommen wird, daß sie das Blut-bild schädigen."(9)
von 5.300.000 Einwohnern, die fürdie Region' DIrn gen annt -wurde,nicht ausreichend erklärt wird.Das Statistische Amt des LandesBaden-Württemberg nannte dieZahlen 'weit überhöht '" 'Dr. Offerhaus kam anhand der offiziellenBevölkerungsdaten und unter Berücksichtigung des großen Ein- .zugsbereichs .der angesehenen. Uni:versitätskrankenhäuser, daß dieKrankenhäuser in dem Untersuchungsgebiet lediglich etwa786.000 Menschen versorgen. (15)Der enorme Unterschied zwischenden Zahlen der Boston-Studie unddenen von Dr. Offerhaus würde.die Ergebnisse der Studie drastisch verändern.
Entscheidung, das Agra11 ulozytoserisiko von Metamizol mit dem andererMedikamente zu vergleichen, dies führe zudner groben Unterschätzung des tatsächlichenRisikos. Das wirklicheRisiko von Metamizol ließe sich nur im Vergleichmit 'spontan' auftretenden Agranulozytosen ermitteln.(U) .
Außerdem gibt es erhebliche Zweifel, ob die Regionen wirkl~ch
genau umschrieben und die Bevölkerungszahlen richtig ermitteltwurden. Dr. Leo Offerhaus, ehemaliger Mitarbeiter der niederländischen Zulassungsbehörde, sahsich die offizielle Bevölkerungsstatistik für den Großraum Ulm anund stellte fest, daß "die Zahl
Andere Kritiker zwei-felten an der Reali-sierbarkeit des An-spruchs der Studie. DieBoston-Studie ist eineretrospektive Fall-Kon-trollstudie , die die gesamte Bevölkerung desUntersuchungsgebietes erfasst. "Solch eine FallKontrollstudie ist nur miteiner geografisch guteingrenzbaren Bevölke':"rung, die während desgesamten Untersuchungszeitraums unverändert bleiben sollte, möglich."(l2) Weil Dr. Faichvon der Studie so beeindruckt war, schrieb er:"Diese gewaltige Studiesuchte alle Fälle ineiner genau umschriebenen Bevölkerung von 22,3Millionen, damit annehm-
bare Schätzungen der Häufigkeit(der Agranulozytose) gewonnenwerden konnten." (10)
Es gibt berechtigte Zweifel, ob ineinem so großen Untersuchungsgebiet alle Fälle von Agranulozytoseentdeckt werden können. EineGruppe von Biostatistikern , darunter einer aus dem Untersuchungsgebiet Ulm der Boston-Studie,schrieben in einem Leserbrief anJAMA (die Zeitschrift, die dieBoston-Studie veröffentlicht hatte:l'Es gibt keinen Zweifel, daß dieinder Studie genannten Fälle vonAgranulozytose echt sind, aber esist extrem schwierig alle Fälle ineiner Bevölkerung von 22,3 Millionen zu finden ••. nicht jeder insKrankenhaus eingelieferte Patientin jedem der ca. 300 Krankenhäuser des Untersuchungsgebiets wirderfasst worden sein, trotz derTelefonanrufe der regionalen Zentren bei den beteiligten Krankenhäusern."(l3) Die Autoren derBoston-Studie bestätigen mit ihrenDaten aus Schweden diesen Zwei-
. fel: "In Stockholm untersuchte derArzt Bengt-Erik Wiholm zugängliche Computerdaten • Für 1983-84fanden wir 19 Fälle, die gespei~
cherten Daten ergaben 4 zusätzliche Fälle."(l4)
Werbung aus (ll'asilien: Novalgin alsalltligliches Schmel'ZllJittel {Ül' Kinder
Konkret war das beunruhigendeErgebnis, daß in drei Untersuchungsgebieten - Ulm, Berlin undBarcelona - das Risiko an einerAgranulozytose zu erkranken für·Metamizol-EinnehmerInnen 23,7 malso hoch war wie für Nicht-EinnehmerInnen. In· Israel und Budepestjedoch war das Risiko im absoluten Gegensatz dazu geringer als1.
Dr. van Dijke vom niederländischen Zentrum für Nebenwirkungsüberwachung bezeichnete die Berechn4ngsmethoden der Boston-Studie für eine Krankheit (Agranulozytose) , die wesentlich durchMedikamente ausgelöst wird, alsungeeignet. Er sieht die unterschiedlichen ermittelten relativenRisiken als Ergebnis einer unangebrachten . Methodologie. VanDijke kritisiert die Autoren derBoston-Studie auch wegen ihrer
Die Vorveröffentlichung der Studielöste eine Welle von kritischenStellungnahmen aus. Tatsächlichwirft Dr. Faich in seinem Herausgeberkommentar zur Boston-Studiebereits die ersten Fragen auf: "Inden Regionen wurden deutlichunterschiedliche relative Risikenfür Metamizol ermittelt und diskutiert, dennoch bleiben sie unerklärlich und beunruhigend. DieUnterschiede lassen sich vielleichtdurch Unterschiede in der Bevölkerung oder der medizinischenPraxis erklären, dennoch muß manüber· eine mögliche Verzerrung dererhobenen Daten oder methodologisehe Probleme besorgt sein, dieauch andere Ergebnisse der Studiein Frage stellen könnten."(10)
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Werbuns aus Brasilien 5/87
zu Metamizol im September 1986gab dessen ehemaliger Mitarbeiter, Prof. Peter Schönhöfer einerealistischere Schätzung des Risikos. Er nahm die Daten derBoston-Studie (6 ,2 Fälle von Agranulozytose pro Million Einwohnerund Jahr, davon 27% metamizolbedingt) als Grundlage urid wiesdarauf hin, daß das, etwa 100metamizolbedingte Agranuloztosenim Jahr für die BRD bedeutenwürde. Auf, der BGA-Anhörungerstmals veröffentlichte Ver-kaufszahlen , nannten einen j ähr';:lichen Verkauf von 42 MillionenTagesdosen (000). von 2,5 g Metamizol. Auf Grundlage dieser Zahlen würde die Häufigkeit vonmetamizolbedingter Agranulozytose2, 5 pro Mill ion Tagesdosen oder20 Fälle pro Million verkaufterPackungen sein.
In dem angesehenen " Side Effectsof Drugs Annual" faßt Dr. deIFavero die Ergebnisse der BostonStudie aus medizinischer Sicht sozusammen: "Die Studie hat bestätigt, daß Metamizol Agranulozytoseauslösen kann. Es war verantwortlich für etwa ein Viertel dermedikamentenbedingten Fälle inden beteiligten Ländern; in eini-,gen Regionen war das Risiko eineAgranulozytose nach Einnahme vonMetamizoL in der Woche davor zuentwickeln, 20-30 'mal höher als,für Nicht-Einnehmer." (18)
Irreführung
Die harrsche Kritik macht diedefensive Argumentationsweise desfür den Pharmabeich bei Hoechstzuständigen VorstandsmitgliedsProf. Garais verständlich: "Wasdie Boston-Studie bei aller Kritikaber bereits gezeigt hat, und wasauch von allen anerkannt wurdeist; daß das Risiko mit Sicherheitnicht größer ist", als es bereits1981 bei qer ersten Anhörungdurch das BGA war."(9) (DasBGA hatte ein Agranulozytoserisikovon Metamizol von 1: 30.000genannt. ) Andere Vertreter derFirma fanden die Ergebnisse weniger problematisch und erklärten,daß Risiko der metamizolbedingtenAgranulozytose "ist jetzt quantifiziert" und ist "extrem niedrig".Ebenso wurde behauptet, daß diesdas Haupt"problem" mit Metamizolseit über 40 Jahren gewesen seiund das dies Problem jetzt "gelöst" sei. "Angesichts der verbesserten Risiko/Nutzen-Situation fürMetamizol gibt es keine Notwendigkeit, den Zulassungsstatus vonMetamizol in Richtung mehr Restriktionen zu verändern." (20)
Dr. deI Favero bezeichnet dieseInterpretation der Lage als "irreführend" und betonte, daß es "fürdie Hauptanwendungsgebiete vonMetamizol sicherere Alternativengibt (z.B. Paracetamol und Salicylate), deshalb sollte der Gebrauch von Metamizol mindestensauf diejenigen Patienten beschränkt werden, die die obengenannten Medikamente nicht benutzen können. Leider ist das
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Medikament (Metamizol) in vielenEntwicklungsländern immer nochrezeptfrei erh ältlich, dies gil tsogar noch für einige LänderEuropas ." (18)
BGA sieht Risiken bestätigt
Ganz im Gegensatz zu Dr . Grigoleit kam das Bundesgesundheitsamtin seiner Entscheidung nach demHearing von 1986 zu dem Ergebnis, daß die Boston-Studie dievom BGA bereits 1981 gemachteRisikoschätzung bestätigt: "DieInzidenz Metamizol-assoziierterAgranulozytosen, wie sie als Ergebnis der Anhörung von 1981geschätzt wurde, wird durch dieInterpretation der Ergebnisse derIAAAS, wie sie auf der Anhörung'im September 1986 vorgetragen
, wurde, . in ihrer Größenordnungbestätigt." (21)
Dr. Leo Offerhauskommt zu dem Schluß:"Die Studie hat ohnejeden Zweifel die ursächliche Rolle , vonMetamizol bei der Entstehung von Agranulozytosen bestätigt, eineErkrankung bei derdie Sterblichkeit um25% liegt. Viele haben,nicht ohne Fairness,die Art kritisiert, wiedie Häufigkeit des Risikos ermittelt wurden,welche Rechenmodelleangewendet wurdenund die Daten, aufdenen die Berech";nungen beruhen. Rückblickend gesehen istes fraglich, ob dieAnlage der Studieüberhaupt geeignetwar, die Häufigkeitund Risikodaten fürein einzelnes Medikament zu ermitteln. DieIAAAS-Studie ist fürsich genommen außergewöhnlich und se.hrnützlich, aber es wäreihr besser bekommen,wenn der, Hauptgrundfür ihre Durchführung,d.h. die Reinwaschungvon Metamizol, wenigereindringlich hervorgehoben worden wäre. "( 15)
Schock
ein weiteres tödlichesRisiko
Die Diskussion um dieBoston-Studie und die Risiken vonMetamizol für' das Blutsystemsollte nicht dazu führen,' daß wirandere, vermutlich immun-allergische Risiken vergessen. Sogar dasEhren-Beratungskomitee der Boston-Studie hat gewarnt, "daß jedeRisikoabschätzung eines bestimmten Schmerzmittels nicht nur seineNebenwirkungen auf das Blutsystem berücksichtigen muß, sondernauch seine anderen Nebenwirkungen."(22)
Ober anaphylaktischen Schocknach Pyrazolongabe wurde 1958erstmals berichtet. (23) 1983 veröffentlichte eine Schweizer Autoren gruppe eine systematische Analyse aller Kreislaufreaktionen aufintravenöse Metamizolgabe.(24) Einklinisch relevanter Abfall desBlutdrucks wurde bei 7 von 2053Patienten festgestellt,. die Metamizol intravenös erhalten hatten,d.h. eine Häufigkeit von 0,34%.Bei 6 von 7 Patienten dauerte dieWiederherstellung des Blutdruckslänger als 10 Stunden. Bei 5Patienten war der systolischeBlutdruck nach 10 Stunden immernoch unter 100 mmHg.
Bereits 1981 erinnerte die Arzneimittelkommission der DeutschenÄrzteschaft . die Ärzte höflich angrundlegende Vorsichtsmaßnahmen •Sie warnte, daß Ärzte sich bewußt
sein müßten, daß in seltenenFällen Oberempfindlichkeitsreaktionen auftreten können, die möglicherweise tödlich enden. Ärztemüßten deshalb auf die Behandlung eines Schocks stets gutvorbereitet sein, besonders wennsie Metamizol spritzten. (25)
Ende 1987 warnte die Arzneimittelkommission nachdrücklich, Metamizol nicht als Schmerzmittel derersten Wahl zu benutzen, sogar
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bei den verbleibenden zugelassenen Indikationen (Schwere Schmerzzustände ): "An einer Nieren- bzw.Gallenkolik stirbt man nicht.Deswegen kann auch ein noch sokleines Risiko durch eineSchmerztherapie einen lebens-bedrohlichen Zustand zu verursachen, nicht in Kauf genommenwerden; zumal nicht .behauptetwerden kann, daß Alternativennicht zur Verfügung ständen." (26)
Klarer kann man es kaum sagen:Metamizol ' ist kein akzeptablesMedikament mehr! Oder, wie Dr.Offerhaus sagte: "Es gibt keinenersichtlichen Bedarf für Metamizol(sicher nicht als rezeptfreiesSchmerzmittel) und für die wenigen Einsatzbereiche, für die essinnvoll sein mag, sind risikoärmere Alternativen erhältlich."OS)
Agressive Vermarktung
Angesichts der Risikolage ist dieagressive Vermarktung von metamizolhaltigen Produkten durchnichts zu rechtfertigen. Ein Jahrnach drastischen Anwendungseinschränkungen für Metamizol unddem Verbot von Kombinationsprodukten in der BRD, bewarbenFirmen im April 1988 Metamizolnoch für alles von Kopfschmerzenbis zu Geburtswehen:
* Auf den. Philippinen empfahlWinthrop GARDAN für "Kopf
schmerzen, Zahnschmerzen , Neuralgien, Rheuma, Hexenschuß,Schmerzen bei Erkältungen, Grippe, Lungenentzündung und anderen Infektionskrankheiten"; alsIndikationen für GIFARIL gabenSandoz/Wander an: "Schmerzen,Fieber"; Lagap's LAGALGIN wurdefür "Kopfschmerz, Muskelschmerz,Neuralgien, Ischias, Hexenschuß,Menstruationsschmerzen , Wehenschmerz, Gallenkoliken , Neuritis,Schmerzen nach Verletzungen undOperationen, Rheuma, Arthritis,Herzentzündung, chronische Polyarthritis" empfohlen, Hoechst gabals Indikationen. für sein MELUBRIN "verschiedene Arten vonSchmerz, Muskel- und Gelenkrheuma, Grippe und Fieberzustände"an.(27)
* In einem afrikanischen Medi-kamentenführer empfiehlt
Hoechst NOVALGIN im März 1989gegen "Schmerzen, Fieber, Krämpfe", (28) In Südafrika fügt Hoechstfür sein BARALGAN noch dieIndikation "Dysmenorrhoe" hin-zu.(29)
* In Thailand empfahl ThaiNakorn Patana sein ACODON
als allumfassendes "Schmerz- undKopfschmerzmiitel und Fiebersenker" ; Winthrop gab als Indikationen für sein CONMEL"Schmerzen und/oder Fieber, Kopfschmerz, Ischias, Neuralgien,rheumatische Beschwerden, beiZahnbehandlungen , die Schmerzstillung erfordern" an. Westmont'sDEPARON soll bei "Kopfschmerzen,Neuralgien, Dysmenorrhoe" helfen;
6
GENERGIN vom General DrugsHouse bei "Kopfschmerz, Zahnschmerz, Menstruationsschmerzen
und zur Fiebersenkung beigewöhnlichen Erkältungen", "Spastische Schmerzen der weiblichenReproduktionsorgane" gehörte zuden Indikationen von Hoechst' sBARALGAN; Siegfried 's PYRALGINwurde für die allumfassenden'"Schmerzzustände jeder Art" empfahlEm. (30)
* ANADEX von Concept soll inIndien schlicht gegen
"Schmerz" helfen; AVAFORTAN vonden ASTA-Werken wurde mit demSpruch beworben: "beendet alleKoliken und Krämpfe der glattenMuskulatur innerhalb von 3 Minuten oder weniger". Hoechst 's BARALGAN wurde für "Dysmenorrhoe"und NOVALGIN für "Schmerzen,Fieber" empfohlen; PAMAGIN vonAlkem bei "Schmerzen (aches &pains) im Zusammenhang mitAngst & Anspannung, Dysmenorrhoe"; IDPL's SPASMIZOL bei"Schmerzen, Kr ämpfen" ; Rall i ' sZIMALGIN-A für "leichte bis starke Schmerzen". (31)
* In Indonesien empfahl Sohosein ANTALGIN bei "Neural
gien, Kopfschmerz, Ischias, verschiedende Arten Schmerz". BESE-ROL von Winthrop sollte bei"premenstruellen Spannungen 6Dysmenorrhoe" helfen. (32)
* In Pakistan bewarb Hoechst1987 BARALGIN als "ideale
Beigabe zur Therapie von Durchfall" unter dem Slogan "BARALGINfür schnellere Erleichterung wennes zählt".
* In Kolumbien hatte CONMELvon Winthrop eine besonders
umfassende Liste von Anwendungen: "Symptomatische Behandlung aller akuten Schmerz- undFieberzustände (Grippe, Lungenentzündung und andere infektiöseKrankheiten); allgemeine Linderung von akutem und chronischemSchmerz verschiedener Ätiologie(Kopfschmerz, Ischias, Neuralgienund in der Behandlung der verschiedenen Arten von Rheumatismus); nach Zahnentfernung , beiZahnschmerz , postoperativemSchmerz und bei Zahnbehandlungen , die Schmerzstillung erfordern"; Knoll dagegen empfahl seinNEOSALDINA schlicht bei "Fieber,verschiedenem Schmerz, Zahnschmerzen", E. Merck's SISTALGINCOMPOSITUM wurde als "spasmolytisches Schmerzmittel " beschrieben,das bei "Koliken und Schmerzenjeder Ursache" angezeigt sei, (33)
* In Brasilien empfiehlt HoechstNOVALG INA als erfolgreiche
Therapie bei "Schmerzzuständenund Fieber unterschiedlicher Ätio-logie, wie Kopfschmerz, Neu-ralgien, Isch ias, Hexenschuß ,Grippe und Erkältung"; bei denNOVALGINA-Spritzen wird den Anwendern zusätzlich geraten, daß"bei Muskel- und Gelenkrheumahohe parenterale Dosen eingesetztwerden sollten". Hoechst' s BARAL-
GIN soll in seiner injizierbarenForm bei "Krämpfen der glattenMuskulatur, Nierenkoliken , Krämpfen der Harnleiter und -blase,Gallenkoliken, Krämpfe des MagenDarmtrakts jeder Ursache undspastische Dysmenorrhoe" helfen,weiter meint der Hersteller: "Asthmaanfälle mittlerer Intensität können durch eine Injektion verkürztwerden". FLUVIRAL von Searleenthält Metamizol, Mepyramin,Koffein und DL-Norephedrin undwird zur "symptomatischen Behandlung von Grippe und Erkältung" angeboten. E. Merek' s MIQCITALGAN, eine Mixtur aus denVitaminen BI, B6, B12, Koffein,einem Spasmolytikum und Metamizol, wird angeboten für: "Hexenschuß , Ischias, Arterienabschnürung , Verrenkungen, Muskelzer-rungen, Schiefhals, Zervixsyn-drom, Arthritis und Arthrose,Schleimbeutelentzündung, Sehnenentzündung, Entzündung der Gelenkinnenhaut , Myositis undI Weichteilrheumatismus '" • NEOSALDINA von Knoll wird für "Krämpfen funktioneller und organischerHerkunft, Magen-Darm-, Gallenund Harnwegskoliken, Dysmenorrhoe, Kopfschmerz, Muskelschmerz,Neuralgien, Zahnschmerz, Grippeund Erkältung" angeboten. (34)
Kampf um den Markt
Seit 1986 versuchen Hoechst undandere Firmen, Verschreiber undZulassungsbehörden von der "Sicherheit" des Metamizols zu überzeugen. Besonders Länder derDritten Welt sind das Ziel dieserBemühungen.
In Thailand sagte der Hoechst-Manager Phornvit Phacharintanakul,daß seine Firma der Auffassungsei, daß BARALGAN "wissenschaftlich und technisch gesprochen, seinen Benutzern keineProbleme bereiten werde" und daßHoechst das Medikament in derBRD "wegen der politischen Situation und nicht wegen Nebenwirkungen des Medikaments" zurückgezogen hätte. (35) Zur Bekräftigung dieser 'Botschaft t reiste derChef der medizinischen Abteilungder Hoechst-Zentrale in Frankfurt,Dr. R. Timmers, mehrfach nachThailand und besuchte medizinische und pharmazeutische Schulen.
Pharma-Brief4 -5/89
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Wende in der' Weltgesundheitsorg~nisation
Der neue Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation Nakajimaräumt auf: Durch unerträgliche Arbeitsbedingungen werden fortschrittliche Mitarbeiter aus dem Hauptquartier in Genf. gedrängt. Kürzlichkündigte der Direktor des politisch wichtigen Medikamentenaktionsprogramms aus Protest gegen massive Beh~riderungen seiner Arbeit.
Er hielt dort Vorträge über , dieBoston-Studie, bei denen er behauptete, Metamizol sei "so sicherwie Aspirin". Zur gleichen Zeitverteilte Hoechst Sonderdrucke derBoston-Studie, bei der für dieFirma angenehmere Passagen sorgfältig farblich hervorgehoben waren. Zu Beginn des Jahres 1988verteilte Hoeehst eine weiterePublikation an thailändische Ärzte. Sie enthie:üt unter anderemeinen 'deuts.chen Beipackzettel' ,der dem thailändischen gegenübergestellt war. Dieser Vergleichsollte einen weltweit vergleichbaren Standard suggerieren •. Allerdings handelte es sich dabeinicht um den vom Bundesgesundheitsamt (vor dem Verbot) genehmigten Beipackzettel von BARALGINfür die BRD, sondern um einfirmen internes 'Produkt', daswesentlich ausgeweitete Anwendungsbereiche und weniger Warnungen enthielt.
Dieser "Irrtum ll wurde von demthailändischen Hoechst-ManagerPhornvit zugegeben, als er inFrankfurt· bei einem Seminar desBundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie damit konfrontiert wurde. (36) Nach unserenInformationen hat Hoechst Thailand bis heute keine Richtigstellung an die thailändischenÄrztegeschickt.
Unethisches Verhalten
Angesichts der aggressiven undunverhältnismäßigen Werbung verwundert es nicht, daß Metamizolin vielen Ländern der Dritten Weltpopulär geworden ist. Fast immeri~t Metamizol ohne Rezept erhältlich. Dieses unverantwortlicheVermarkten von Metamizol istwegen der größeren Risiken vonMetamizol in der Dritten Weltbesonders besorgniserregend.
Die in der Boston-Studie unter-~ suchte lebensbedrohliche Störung
der Blutbildung verläuft unterden schlechteren medizinischenBedingungen in der Dritten Weltwesentlich häufiger tödlich, ähnliches' gilt für den Schock. DieAutoren der Studie, betonen selbst:"Rückschlüsse über Auswirkungendes Schmerzmittelgebrauchs aufdie Volksgesundheit können nichtin anderen Regionen können nichtgezogen werden, wenn dort eintödlicher Verlauf der Agranulozytose, wegen Faktoren wie Unterernährung oder unzureichendermedizinischer Versorgung, häufiger ist."(9,S.1756)
1) E. Haekenthal, Pharaakologie der antipyreti sehen Analgetik a, In: E. Haekenthal,R.Wlirtz (Hrsg.), Medika18ntlise Schlerzbehan~
lung in der, Praxis, Stuttgart 1985 2) W.Forth, Spauolytische Effekte von Pyrazolonen, In: K. Brune, R. Lanz (Hrsg.), 100 JahrePyrazolone, München 1985 3) Brief von Hoechstan die Medieal Lobby for Appropriate Marketing, Adelaide VOI 21.9.84 4) Rückruf: Metalizol-Haltige KOlbinationen Buscopan cOlpositUI Allpullen , Pharnzeutische Zei tung VOI11.5.19B9, S.1151. Boehringer Ingelheh hatteals einziger Hersteller versucht, gegen das
Ruhen der Zulassung von Metalizol-SpauolyHka-Kolbinationen gerichtlich vorzugehen. Inzweiter und letzter' Instanz errei-chte Boehringer eine einstweilige Anordnung, dh ihraufgrund rein foraaljuristischer Arguuntation ei n Weiterverkauf von BUSCOPAN COMPOSITUMbis zur endgültigen Entscheidung des BGAgestattete. Gebrauch wurde davon nur für di einjizierbare Fon gelacht, in den anderenForun wurde Metalizol durch Paracetalolersetzt. Nachdu es Boehringer jetzt nichtgelungen ist, einen zusätzlichen Nutzen fürdie Metuizolkolbination nachzuweisen, ist esuhr als unwahrscheinlich, daB andere Hersteller Ilt einel solchen Nachweis Erfolghaben klinnten. Der .Rückzug von Boehringerbedeutet duit wohl das faktische Aus füralle Metalizolko.binationen. 5) Uni ted Nations, Consolidated List of Products WhoseConsulption andlor Sale Have ,Been Banned,Wi thdrawn, Severely Restri cted 01' Not Approved by Governunts, 2. Ausgabe, New York1987, S. 62f.; Scrip, Hoechst, dipyrone andagranulocytosis - the IAAAS study, NI'. 1128,13.B.86, S.22 6) Scrip, Hoechst in 1987 and1988, 23.3.88, 5.14 7) Industrieangaben 8) R.Lopez, Produccion y Consulo de Farl8cos en elPeru, Chilboh 1984, S.18f. 9) The International Agranulocytosis and Aplastic AneaiaStudy: .Risks of agranulocytosis and anella: Afirst re port of their relation to drug usewith specialreference to analgesies, JAMA1986, Nr.256, S.1749-1757 10) G.A. Faich,Editorial: Analgesic Risks and Pharncoepide-'liology, JAMA 1986, Nr.256, S.1788 11) O.P.H.Van Oijke, Brief, JAJlA 1987, Nr.257, S.259012)R. Ti..ers (Hoechst),Practical Handguideto the "Boston-Study", unveröffentli chtesPapier VOI 3.11.87, S.6 13) U. Feldunn u.a.,B.rief, JAMA 1987, Nr.257, S.2590f. 14) M.Levy u.a., Antwort auf die Briefe, JAMA 1987,Nr.257, S.2591f. 15) L. Offerhaus, Reply to aletter, frolM. Levy and S. Shapiro cOlllentingon his editorial "Metaaizol: een honderdjari-
Dr. Lauridsen,' der das Medikamentenaktionsprogramm der WHOlange Jahre geleitet hat, warfseinen Chefs vor, die von denMitgliedsländern 1988 ausdrücklichbekräftigte neue Medikamentenpolitik (revised drug strategy)zu "verwässern". Diese 1985 entwickelte Strategie ist ein umfas....sendes Programm zum rationalenGebrauch von Medikamenten. Sieliefert Vorgaben für die staatlicheZUlassungspolitik, die Beschränkung auf unentbehrliche Medikamente, aber auch für Fragen wieAusbildung von' Gesundheitsarbeiterinnen und Verbraucheraufklärung.
Reisen verboten
Lauridsen sagte, es sei unmöglichgeworden, die Bedürfnisse derDritte Welt Länder zu erfüllen,wie dies von der Weltgesundheitsversammlung mit der neuenMedikarnentenpolitik vorgegebenworden sei.
ge treurnis", Ned. Tijdschr. Geneesk. 1987,Nr.131, S.1681-83 16) ReliabiUty of drughistory in analgesic users, Lancet 1984, 2,S.1163f. 17) Editorial, Analgesies, agranulocytosis, and aplastic aneda: a ujor case'control study, Lancet 1986, 2, S.899f. 18) A.del Favero, In: M.N.G. Dukes (Hrsg.), SideEffects of Drugs Annual 11, Auterd81 1987,S.91 19) Zitiert in K. Müller-Christiansen,Metuizol . und die Risiskobewertu.ng, DerApotheker, 5.1.87, S.10 20) Scrip, Nr.1128,a.a.O. 21) Bundesgesundheits8lt, Bescheid andie pharuzeuti schen Unternehur VOI 11.11. 8622) R. Doll u.a., Analgesics, agranulocytosisand aplasti c aneda, tancet 1987, 1, S.10123) B.ft. Halpern u.a., Allergy to pyrazolonederivatives (adnopyrine) with evidence ofareaginic type of antibody, J. Allergy 1958,29, S.1-12 24) M. Zoppi u.a., Blutdruckabfallunter Oipyron (Novadnsul fon-Natriul),Schweizer Medizinische Wochenschrift 1983,113, S.1768-1770 25) Arznehittelkoldss1onder Deutschen Ärzteschaft , Metalizol-Gabe nurnach Nutzen-Risiko-Abvägung, Deutsches Ärzteblatt 1987. 84(B), S.2408-2411 27) PhilippineIndex of Medical Specialities (PIMS), April1988 28) HIMS Africa, März 1989 29) MIMSMedical Speciali ties (Südafrika), April 198830) TIMS, März 1988 31) MIMS India, Februar1988 32) IlMS, Februar 1988 33) Oiccionariode Espeeialidades Farlaceuticas, 16a. edicion, Kolulbien 1988 34) Oicionario de Especialidades Farncfuticas, 17a. edi~ao, .1988/8935) K. Thanong, Hoechst asserts its drug notharlful, The Nation (Thailand), 22.10.87,S.19 36) Junkyard Thailand - OUlping of drugsand double standards in dru!l inforution: theca'se of dipyrone, 8angkok, Orug Inforuti onfor Action Centre, 1988, S.40f.; Bundesverband der Pharl8zeutischen Industrie (Hrsg.),Arzneidttelversorgung in der Dritten WeltZiele, Realitäten Notwendigkeiten, (Sninardes 8PI 81 18.4.1988), Farankfurt 1988, S.68
Bespielsweise wurde Lauridsenverboten, auf die Philippinen zureisen. Obwohl der dortige Gesundheitsminister die WHO umHilfe bei der Schaffung einer
.nationalen M~dikamentenpolitik gebeten hatte.
, Industrie' direktor?
Die Arzneimittelpölitik des zurückgetretenen WHO-GeneraldLrektorsHalfdan Mahler ging den Pharmamultis gegen den Strich, er orientierte sich zu sehr an den' Gesundheitsbedürfnissen der Menschen in der Dritten Welt. Dr.Mahler kandidierte aus Altersgründen letztes Jahr nicht mehr.da konnten die Multis aufatmen,mit Hiroshi Nakajima sitzt wiedereiner der ihren auf dem oberstenSessel der WeltgesundheitsorganisaHon.
Die Wahl Nakajimas. kommentierteJoseph D. Williams, Präsl-dent, des
, internationaüm '. ,enarfDa.~ndl,u;;r~e,....
Pharma-Brief 4-5/89 '1".
verbandes (IFPMA): "Wir habengesehen, daß wir im internationalen Theater Veränderungen bewirken können Die Resultate derWHO-Versammlung von 1988 wiederspiegelt weitgehend die Anstrengungen der Industrie, unserenGegnern zu verbieten, daß sie dieWHO als Arena zur Durchsetzungihrer Ansichten benutzen." Wenwundert es da noch, daß auf der'IFPMA-Jahresversammlung im Oktober 1988, auf der diese Äußerunggemacht wurde, Nakajima als Gast
. anwesend war.
Dr. Hiroshi Nakajima ist ein aufNeuropsychatrie und Pharmakologiespezialisierter Arzt. Nach einerTätigkeit am Nationalen Institutfür für Gesundheit und Medizinische Forschung in Paris wurde er1967 Direktor des Roche Forschungszentrums in Tokio. Ab 1973arbeitete er für die WHO, zuletztals Direktor für die Region westlicher Pazifik.
Hinter der Wahl steht wohl eineUS-japanische Koalition. Japan,das endlich auch einen Chefsesselin einer UN-Organisation haben
wollte und die USA, die sichgegen jede Einschränkung des'freien' Pharmamatktes stark gemacht haben. So trägt nun diejahrelange Zurückhaltung einesgroßen Teils der US-Mitgliedsbeiträge an die WHO ihre Früchte.(Die USA müssen eigentlich 25%des WHO-Budgets tragen, sindaber seit Jahren mit fast 100Millionen US$ - mehr als einemJahresbeitrag - im Rückstand; FRvom 9.5.89, s.i).
Noch nicht alles verloren
Es wird für die neuen Herren derWHO nicht leicht sein, die NeueMedikamentenpolitik zu kippen.Die im Pharmabereich fortschrittliche Politik der Organisation istin zahlreichen Resolutionen undBeschlüssen verankert, die nichteinfach vom Tisch gefegt werdenkönnen.
Es wird jetzt die Aufgabe vonBasisgruppen und VerbraucherInnen sein, die Forderung nach einerRationalen Medikamentenpolitik inden einzelnen Ländern zu vertreten, Das Programm ist vorhanden,es muß nur umgesetzt werden. Das
Gesundheitsnetzwerk Health ActionInternational, das inzwischen MitarbeiterInnen in 60 Ländern verbindet, hat es sich zur Aufgabegemacht, diesen Druck von untenherzustellen.
In einer Rede auf der Weltgesundheitsversaminlung . 1988 kündigteDr. Balasubramaniam als Vertreterdes Internationalen Verbraucherinnenverbandes (IOCU) undHAI vielfältige Maßnahmen zurUnterstützung einer RationalenMedikamentenpolitik an. Auf derVersammlung des internationalenPharmaindustrfeverbandes (IFPMA)in Washington verkündete IFPMADirektor Williams die Antwort aufBalasubramaniam' s Erklärung:"Die IFPMA muß darauf vorbereitetsein, lokalen Mitgliedsverbändenzu helfen, mit dieser Herausforderung fertig zu werden •. Unserneues Budget sieht Gelder dafürvor und ich bitte Sie, es zuunterstützen. "
Ouellen: Alfred Fritschi, "ende in der "HO,In: Mosquito, Nr .1, Februar 1989; IIhere nowfor IIHO DAP?, Scrip, Nr.1396, 22.3.89, 5.29;Act on Inequities, HAI-news, Nr.41, Juni 1988
Spielend leicht verändernEntwicklungspolitisches Theater zum mitmachen
mit: Barbara Frey. Theaterpäd.Ort: Bielefeld-BrackwedeZeit: 10.11.-12.11.89
wollen, ihre Inhalte zu vermitteln. Das Seminar richtet sichan Personen ohne Theatervorkenntnisse.
Auf unseren Pharma-Brief Nr.2/89erreichte uns ein Schreiben desBPI. Stein des Anstoßes war derArtikel "Billige Pillen ohne bitteren Nachgeschmak". den wir ausder Frankfurter Rundschau vom17.3. übernommen hatten.
Sichtweisen •••
Der BPI meint den Artikel durchdie Bemerkung zu entkräften, daßUnited Laboratories eine nationalephilippinische Firma sei. Kritikan den Multis sei von daherunangebracht. Dem BPI sei zuBedenken gegeben, daß diese."nationale" Firma, dem Clan desEx-Präsidenten Marcos gehört,'somit bekannterweise die Gewinne ,.~ins Ausland transferiert werden. '-...Von "nationaler" Firma mag man-cher da nicht mehr sprechen.
BUKOAKB-
und Anmeldung beiPharma Kampagne s.
Beide Seminare führt diePharma-Kampagne mit demBildungswerk Vlotho durch.
Informationder BUKOImpressum
..Theater, das heißt auch: neueAusdrucksformen zu benutzen, sichin andere Personen hineinzuversetzen, seinen Körper bewußterwahrzunehmen.
Entwicklungspolitische Öffentlichkeitsarbeit wird mit viel Papierbetrieben,' Flugblätter und Broschüren' gibts zuhauf. Wir wolleneine andere Vermittlungsform anbieten: Theater zum selbermachen.Das heißt 'Dritte Welt J Themenauf der Straße oder in Abendveranstaltungen zu spielen und soMenschen zum Nachdenken anzuregen und zum Handeln zu motivieren. Wir verstehen das alseinen Beitrag zu einer' neuenpolitischen Kultur.
Pharmaparadies EuropaWas bedeutet der europäische· Binnenmarkt
für die 'Dritte Welt' und für uns
An einem Thema (Gesundheit undPharmaindustrie in der DrittenWelt) werden wir die Umsetzungvon Fakten und Argumenten inTheaterszenen ausprobieren. Dasgeschieht in mehreren Schritten,und dazu gehören auch Auflockerungsübungen und die Einstimmung auf das Spielen. AmEnde steht dann ein kleinesI Stück I. das wir aufführen.
Zielgruppe: Das Seminar richtetSIch an Menschen aus Dritte WeltGruppen und Initiativen, dieandere Möglichkeiten kennenlernen
Der europäische Binnenmarkt stehtuns bevor. Welche Vor- oderNachteile das Fallen der Zollschranken für uns bringt, wirdviel diskutiert. Aber was bringtuns die EG. wenn wir krankwerden? Wird es zukünftig mehrArzneimittelsicherheit geben oderwird die Sicherheit auf denkleinsten gemeinsamen (EG-) Nenner zurückgedreht?
Aber nicht nur wir sind betroffen,über die Hälfte der in der'Dritten Welt' verkauften Arzneimittel stammen aus der EG. Warumgibt es bis jetzt, trotz intensiverDiskussion im Europaparlament,keine Kontrolle für Medikamentenexporte aus der EG? Die Folge: In
Ländern der 'Dritten Welt' verkaufen europäische Unternehmenzahlreiche fragwürdige und gefährliche Arzneimittel.
Mit diesem Seminar wollen wir dieStrukturen der EG verständlichmachen und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Dies geschieht mitReferaten, Rollenspielen und inArbeitsgruppen •
Zielgruppen: Das Seminar richtetSIch an entwicklungs- und gesundheitspolitisch Interessierte.Vorkenntnisse der EG-Strukturenwerden nicht vorausgesetzt.
mit: Joost van der M~r, HAIZeit: 29.9.-1.10.89Ort: Köln. Bonn o.ä.
8Pharma-Brief 4.-5189