Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika,...

48
Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln Argentinien: Mitten im Tal Südafrika: Wachstum, Schritt für Schritt Israel: Kann Unmögliches möglich werden? China: Arbeit für eine unbeschwerte Kindheit Guatemala: Vom Pilz, der im Regen wächst Ostafrika: Waldorfpädagogik begegnet einer Alten Tradition Vietnam: Gegen die Vorschrift Pädagogische Nothilfe Freiwilligendienste Bildungspatenschaften

Transcript of Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika,...

Page 1: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Rundbrief

� Aus unserer Arbeit, Finanzbericht

� Geburtstag in Südafrika, WOW-Day

Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit

� Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

� Argentinien: Mitten im Tal

� Südafrika: Wachstum, Schritt für Schritt

� Israel: Kann Unmögliches möglich werden?

� China: Arbeit für eine unbeschwerte Kindheit

� Guatemala: Vom Pilz, der im Regen wächst

� Ostafrika: Waldorfpädagogik begegnet einer Alten Tradition

� Vietnam: Gegen die Vorschrift

� Pädagogische Nothilfe

� Freiwilligendienste

� Bildungspatenschaften

Page 2: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners Aufgaben und Ziele

Die Freunde der Erziehungskunst sind ein Zusammen-schluss von Menschen, die sich – über die Verbindungzu einer einzelnen Einrichtung hinaus – für die welt-

weite Ausbreitung der Pädagogik Rudolf Steiners und fürein grundsätzlich freies Schul- und Bildungswesen einset-zen. Dies kann durch das Verbreiten entsprechender Gedan-ken, durch die Ausweitung des rechtlichen Freiraumes unddurch finanzielle Hilfe geschehen. Die Vereinigung wurde1971 durch die Initiative von Ernst Weissert gegründet, umdie Grundideen des „Vereins für ein freies Schulwesen“ –des überörtlichen Trägers der ersten Freien Waldorfschule –in einer den heutigen Verhältnissen entsprechenden Formwieder aufzunehmen. 1976 wurde der Internationale Hilfs-fonds der „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“gegründet. Unterstützt von bis jetzt rund 1.350 Mitgliedernund von sehr vielen an der Arbeit der Wal dorfpädagogik interessierten Menschen, hat der „Inter na tio nale Hilfsfonds“in der Tat in zahlreichen Fällen Rudolf-Steiner-Schulen,Kindergärten, heilpädagogischen Einrich tungen, Ausbil-dungsstätten und verwandten Einrichtungen sowie vielenausländischen Studierenden der Waldorfpädagogik helfenkönnen.

Seit 1994 haben die Freunde der Erziehungskunst außerdem die Anerkennung als Trägerorganisation für den „Anderen Dienst im Ausland“ erhalten und sind mitdem Aufbau weiterer Freiwilligendienste beschäftigt.

Seit 2001 haben sie offizielle Beziehungen mit derUNESCO aufgenommen.

Die Beiträge der Mitglieder sowie freie Spenden an die Vereinigung Freunde der Erziehungskunst ermöglichen, dasssämtliche Spenden für den „Internationalen Hilfsfonds“oder ein bestimmtes Projekt ohne Abzug von Verwaltungs-kosten weitergeleitet werden können.

Wenn Sie die Ziele und Arbeit dieser Vereinigung unter- stützen wollen, bitten wir Sie herzlich um Ihrer Mitglied-schaft.

Vorstand: : Nana Göbel : Henning Kullak-Ublick : Bernd Ruf: Andreas Schubert

Mitarbeiter:: Jürgen Bartzsch: Martina Bipp: Daniela Boulanger: Bartira Cabrera: Stefan Dinter: Friedwart Fahlbusch : Olivia Girard: Wiebke Gröschel: Christian Grözinger: Diana Grözinger: Inka Günther: Sara Hamm: Tobias Jäger: Claudio Jax: Ewa Jax: Diana Jessen: Eleonore Jungheim: Thomas Keith: Hans Klemenc: Beate Köber: Laura Kölsch: Gerd Krüger: Tabea Kunert: Rolf Langhammer: Matthias Lindel : Kristina Manz: Fabian Matejek: Michaela Mezger: Ilona Neuburger: Holger Niederhausen: Susanna Rech-Bigot: Werner Ricke: Angela Ries: Fritz Ritzmann: Ursula Ruf: Bettina Scheitterlein: Kirsten Schulte de Castro: Tatjana Schwedes: Timon Tröndle: Anja Vital: Sabine Weiler: Marta Wnek: Sabine von Zastrow

2

Page 3: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

InhaltAufgaben und Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Liebe Leserin, lieber Leser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Bericht Aus der Arbeit der Freunde der Erziehungskunst . . . . . . . . . . . . . . . 5

Finanzbericht 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Geburtstag Südafrika: 21 Jahre Waldorfschule in Lesedi . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

WOW-Day: 1. Oktober 2010 – Waldorf One World . . . . . . . . . . . . . 17

Thema Junge Waldorf-Initiativen Weltweit

Philippinen: Pädagogische Graswurzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Argentinien: Mitten im Tal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Südafrika: Wachstum, Schritt für Schritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Israel: Kann Unmögliches möglich werden? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

China: Arbeit für eine unbeschwerte Kindheit . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Guatemala: Vom Pilz, der im Regen wächst . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Ostafrika: Die Waldorfpädagogik begegnet einer Alten Tradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Vietnam: Gegen die Vorschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Pädagogische Nothilfe Heilung seelischer Wunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Freiwilligendienste Ein Jahr in Georgien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

Colombia – Tierra querida . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

Incomer-Bericht: Gitarre zur Eurythmie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

Patenschaften Einem Kind den Besuch der Waldorfschule ermöglichen . . . . . . . 43

Formular Spendenzusage und/oder Fördermitgliedschaft . . . . . . . . . . . . . . . 45

Vermischtes Kurzmeldungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

3

Page 4: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne ...“ So be-schreibt Hermann Hesse den Moment des Beginnens. Die Lehrer der vielen Waldorfschulen weltweit begegnendiesem Zauber Tag für Tag, indem sie die Entfaltung derindividuellen Lebenswege ihrer Schüler begleiten.

Doch nicht nur in der menschlichen Biografie hat der Beginn seineBesonderheit. Wir kennen die Stimmung, den „Geruch“ des Auf-bruchs, der jedem neuen Projekt, jeder Initiative und eben auch jeder jungen Waldorfschule innewohnt. Hier werden wichtigeGrundsteine gelegt, es werden Richtungen bestimmt und es bildetsich der Charakter eines komplexen sozialen Gefüges, eines Schul -organismus’.Wir haben in diesem Rundbrief der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners Berichte von jungen Waldorfinitiativen aus verschie-denen Kontinenten gesammelt. Es sind Initiativen, die ihr eigenesPotential, ihre Aufgaben und ihren Lebensweg entdecken und entfalten.Mir selbst, der gerade neu die Redaktion des Rundbriefs übernom-men hat, begegnen dabei faszinierende Momente. Durch meine Arbeit für das Magazin „projekt.zeitung“ durfte ich in den letztenJahren in verschiedenen Jugendbegegnungen den einen oder ande-ren Ort kennen lernen. Jetzt entdecke ich, wie dort Waldorfschulenentstehen und sich Kinder für zukünftige Aufgaben bilden.

Ich wünsche auch Ihnen bei der Lektüre dieses Rundbriefs viele frohe Entdeckungen!

Benjamin Kolass

Editorial

4

Page 5: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Es gibt keine pädagogische Situation ohneBeziehung, je glücklicher die Beziehung, des-to mehr Entwicklungsraum; ohne Beziehung

gibt es keine Spende an die Freunde der Erzie-hungskunst, ohne Beziehung keinen freiwilligenEinsatz. Ob die Beziehung zu einem Menschenoder einer Menschengruppe besteht oder zu einerIdee, das ist dabei nicht so sehr die Frage. Bezie-hungen können zu eng, zu locker sein, miss-braucht werden oder auch verloren gehen. Aberganz ohne Beziehung gibt es kein Menschsein undfolglich auch keine Erziehung. Schon die Experi-mente Friedrich II. auf Sizilien haben diesen Tat-bestand festgestellt: im Mittelalter. Heute diffe-renzieren wir diese Einsicht – und wissen, dass vonunserer Fähigkeit die Würde des Anderen abhängt,konkret und im Einzelnen.

� In der Arbeit der Freunde der Erziehungskunstpflegen wir Beziehungen: zu unseren Partnern inden Schulen weltweit, zu unseren Spendern, zuden jungen Freiwilligen und bilden dadurch einglobales Netzwerk, das durch ein gemeinsamesAgens zusammen gehalten wird: die Erziehungund Bildung von Kindern und Jugendlichen so zu gestalten, dass sie ihr ganzes Menschsein ent-wickeln können.

� Dieses Motiv wird derzeit in den mittelost -europäischen Staaten in wirtschaftlicher Hin-sicht erschwert, anderswo in politischer Hinsicht.Besonders in Ungarn und Rumänien ist die Situa-tion, wie schon im letzten Rundbrief angedeutet,durch die Folgen der Finanzkrise sehr schwieriggeworden. Die diesen Staaten auferlegten Spar-massnahmen werden z. B. bei den Gehältern derStaatsangestellten durchgeführt. Die Bezüge derLehrer in Rumänien betragen durchschnittlichgerade noch um die 250 € im Monat. An denKosten des Lebens hat sich natürlich nichts geän-dert, so dass man von einem solchen Gehalt ein-fach nicht mehr leben kann. Es verwundert also

nicht, wenn das Augenmerk sich auf daseigene Überleben richtet. Umso er -staunlicher ist es, dass die Waldorfschu-len immer noch mit viel Überschusskraftbetrieben werden, auch wenn manihnen die allgemeine Re signationsstim-mung anmerkt. Bei der Versammlungder IAO (eine Organisation, die Aus- undFortbildung der Waldorflehrer in den MOE Staa-ten durchführt) diesen Sommer in Timisoarawaren beide Seiten erlebbar: die Sorge ums Über-leben - das eigene wie das der Schule - und dernach wie vor lebendige Geist der Waldorfschule.In Ungarn, das ja mittlerweile eine Waldorf-schulbewegung von 26 Schulen hat, haben sichdie Sparmaßnahmen der Regierung auf dieZuschüsse ausgewirkt. Diese sind so stark gekürztworden, dass die Schulen kaum mehr in der Lagesind, ihre Beiträge an die Ungarische Vereinigungder Waldorfschulen und an das Lehrerseminar zubezahlen, womit die politische Vertretung sowiedie Aus- und Fortbildung in Frage steht. DieFreunde der Erziehungskunst haben hier mit Zwi-schenfinanzierungen geholfen, um diesen ver-hängnisvollen Sparkreislauf zu unterbrechen. InBulgarien hat sich deutlich erwiesen, dass dieGründung einer Schule noch nicht reif ist. Versu-che in dieser Richtung sind gescheitert. DieTschechische und die Slowakische Republiksind von der Krise nicht so stark betroffen, wassich dann auch in der Situation der Schulen zeigt.Hier gibt es andere Probleme zu lösen, insbeson-dere der Zusammenhang von Unter- und Ober-stufe. Der Staat fordert unterschiedliche Schul-träger für Unter- und Oberstufen, die jeweils von anderen Behörden beaufsichtigt werden.Dadurch ist es sehr schwierig einen innerenZusammenhalt zu erzeugen. Während es in Prag,wo Unter- und Oberstufe an völlig verschiedenenStandorten arbeiten, fast unmöglich ist, eineGesamtschule zu formen, ist das in den dörflichenVerhältnissen von Semily am Rande des Riesen-

Bericht

5

Aus der Arbeit der Freunde der Erziehungskunst Immer mehr entdecke ich, dass es für unsere Arbeit wie auch für die Arbeit inden Waldorfschulen und Kindergärten oder den heilpädagogischen Einrichtungenein goldenes Wort gibt, das sozusagen für alles die Brücken schlägt: Beziehung.

Nana Göbel

Page 6: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

6

Oben links:Flötenspiel imHauptunter-richt. Mitte:Schüler der

WaldorfschuleBrno, Tsche-chien, bauen

ein Floß.Rechts:

Kindergartenin Timisoara,Rumänien,

während derBauphase.

Kleines Bildunten: Nana

Gö�bel in Chinamit dortigen

Kollegen.

Bericht

gebirges wesentlich einfacher. Für die tschechi-schen Waldorfschulen wird hier eine wichtigeund keinesfalls einfache Aufgabe für die näch-sten Jahre liegen.

� So wie mit der IAO für Mittel- und Osteuropahat im letzten Jahr auch eine intensive Zusam-menarbeit mit der IASWECE stattgefunden. Hin-ter diesem Wortungetüm verbirgt sich die Inter-nationale Waldorfkindergartenbewegung, diesich ja vor einigen Jahren neu organisiert hat.Diese Zusammenarbeit ist uns besonders wich-tig, weil die ersten Jahre der Kinder so unglaub-lich entscheidend für das Leben sind und unserevolle Aufmerksamkeit brauchen. Dazu gehörtauch eine sinnvolle Gestaltung des Übergangsvon Kindergarten und Schule. Die Freunde derErziehungskunst unterstützen seit vielen Jahrenregelmäßig die Educare Ausbildung in Kapstadt(Ausbildung für Frauen, die mit Kindern im Altervon 0–3 in den Townships arbeiten), haben sichjetzt stark für die Finanzierung einer Koordina-torin für den Kindergartenbereich in China ein-gesetzt und helfen vielen Kindergärten z. B. inKenya, Äthiopien, Namibia, aber auch in Litauenoder Russland.

� Das oben beschriebene Netzwerk wird zumBeispiel dann intensiv geknüpft, wenn Tagungender Waldorflehrer stattfinden. Wie inspirierendsolche Geschehnisse sein können, erlebten wirAnfang Mai auf Taiwan, wo die erste Tagung derchinesischen Waldorflehrer und Waldorfkinder-gärtner stattfand, die nur auf Chinesisch abge-halten wurde. Etwa 270 Menschen hatten sich inTaizhong versammelt, die alle in einer Waldorf-

einrichtung arbeiten. Auf Taiwan hat sich in denvergangenen Jahren eine kräftige Bewegungentwickelt. Lehrer von fünf Schulen und vonüber 16 Kindergärten nahmen an der Tagung teilund brachten liebevoll vorbereitete Beiträge(auch künstlerische Darbietungen) mit. Diegrößte Ci-Xing Waldorfschule in Lo Tung mitüber 600 Schülern hat einen Vertrag mit demStaat und erhält alle Kosten refinanziert, RenMei in Taoyuan in der Nähe von Taipeh ist einestaatliche Schule im Aufbau und die anderen dreiSchulen in Taizhong sind Schulen in freier Trä-gerschaft. Trotz der verschiedenen Strukturenund Organisationen und trotz nicht immer ein-facher Beziehungen in der Vergangenheit, fandeine lebhafte, anregende und aufmunterndegemeinsame Arbeit statt

� Im kommenden Jahr wird die vierte Tagungder Lehrer und Kindergärtner aus Asien stattfin-den, wo diese Beziehungen über den chinesi-schen Sprachraum hinaus in Asien verstärkt wer-den können. Für 2011 bereiten die Schulen inHyderabad die große Tagung gemeinsam mit denFreunden der Erziehungskunst vor und hoffen –trotz der zu erwartenden großen Hitze – auf einezahlreiche Teilnahme.

� Von der Finanzierung her die umfangreich-sten Projekte führen wir in Ko-finanzierung mitdem Bundesministerium für wirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)durch. Gerade abgeschlossen haben wir ein Bau-projekt in der kleinen Stadt Sighnaghi inGeorgien. Dort wurde auf Initiative von LaliKhandolischwili eine sozial -therapeutische Ein-

Page 7: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

7

richtung gegründet. Diese liegt auf einer Hoch-ebene, von der aus man einen erstaunlich wei-ten Blick über ein riesiges Tal bis zu den Hängendes Kaukasus hat. Ein herrlicher Fleck, auf demnun ein weiteres Wohnhaus gebaut und die Zahlder dort wohnenden Menschen mit Behinderun-gen verdoppelt wurde. Mit viel Geduld und Hin-gabe fördern Lali und ihre Mitarbeiter dieseMenschen, die sonst nur notdürftig versorgtabgestellt sein würden. Wie notwendig solcheInitiativen gerade für die Menschen sind, die sichnicht selbst um ihre Rechte kümmern können,lehrt ein Blick in staatliche Einrichtungen desLandes. Der Verbesserungsbedarf ist riesig.

� Ein weiteres gerade abgeschlossenes Projektist der Bau für ein Kinderzentrum in der Katutu-ra Township von Windhoek / Namibia. Vor mehrals zehn Jahren hatte Corinna Schauenburg,damals Waldorfkindergärtnerin in der Stadt, die Initiative ergriffen, auch in Katutura mit derArbeit für die kleinen Kinder zu beginnen. Lang-sam hat sie mit einigen Frauen aus der Townshipin einer Wellblechhütte einen Ort aufgebaut, in

dem sich die Kinder wohl fühlen und für siegesorgt wird. Nach dem Kindergarten kam eineBabygruppe dazu, dann eine Nachmittagsschu-le und die Hütte reichte einfach nicht mehr. Nunwurde ein Grundstück gesucht und schräggegenüber auch gefunden. Auf diesem Grund-stück wurden mehrere kleine Häuser für die Kindergartengruppen, die Babygruppe und denHort gebaut. So einfach ist es aber nicht, wennman in einer solchen Umgebung schöne Häuserbekommt. Die Begehrlichkeiten wachsen und die Herausforderungen ändern sich. Ebenfalls inWindhoek konnte ein sehr großes Erweiterungs-projekt für die Waldorfschule Windhoek abge-schlossen werden, mit dem der erste Schritt für ein Berufsbildungszentrum gemacht ist. InZukunft sollen die Oberstufenschüler die Mög-lichkeit bekommen, zwischen einem akademischorientierten Abschluss und einem Berufsab-schluss wählen zu können. Ebenfalls mit Berufs-bildung hat das dritte Projekt in Namibia zu tun:der Aufbau einer Landwirtschaftschule auf derKrumhuk Farm, einem Pionierprojekt in Namibia,das trotz der agrarischen Strukturen bisher keine Ausbildungsstätte für Mitarbeiter in derLandwirtschaft hat. Beide Projekte, der Erweite-rungsbau an der Schule und die Ausbildungs-stätte auf Krumhuk entspringen der Initiativedes Kuratoriums der Waldorfschule und insbe-sondere Dr. Konrad Schily, der sich für die Berufs-bildung in Namibia engagiert.

� Ebenfalls vom BMZ stammen Mittel, die wirzur Verbesserung von Projekten einsetzen kön-nen, an denen jugendliche Freiwillige arbeiten,die am „weltwärts“ Programm teil nehmen. 2009

Page 8: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

wurden etwa 80 Kleinstprojekte gefördert. Dabeikann es um die Einrichtung der Zimmer gehen,in denen Freiwillige wohnen, aber auch um dieVerbesserung der Ausstattung einer Schule. ZumBeispiel arbeiten zwei Freiwillige in der LesediSchule im südafrikanischen Madietane mitten ineinem ehemaligen Homeland, etwa zwei Bus-stunden von der nächsten Stadt entfernt. DieFreiwilligen versorgen u.a. diejenigen Kinder, diewährend der Woche auf dem Schulgelände woh-nen. Sie wohnen in einem kleinen ehemaligenPrivathaus, das für sechs Personen gedacht war.Heute leben dort etwa sechzig Kinder auf eng-stem Raum. Das Badezimmer war Notstandsge-biet. Einige Mädchen mussten morgens um vierUhr aufstehen, damit jede das Badezimmerbenutzen konnte. Sie waren schon müde, bevordie Schule überhaupt angefangen hatte. Es isteine richtige Entlastung, dass wir mit diesen Mit-teln ein weiteres Badezimmer einrichten konn-ten. Zurzeit planen wir einen Projektantrag beimBMZ, um ein ausreichend großes Hostel zu bau-en und die immer noch enge Situation zu ent-zerren. Die 25 % Eigenmittel für dieses Projekt

verdanken wir – und die Kinder in Madietane –dem WOW Day 2010.

� Der Arbeitsbereich „Kinderpatenschaften“wächst ebenfalls, worüber wir sehr froh sind. Anvielen Schulen in Lateinamerika und in Afrikasind die Schülerpatenschaften die einzige Mög-lichkeit für ärmere Kinder die Waldorfschule zubesuchen. Wir wünschen uns sehr, dass nochmehr Klassen deutscher Waldorfschulen solchePatenschaften übernehmen und Kindern denSchulbesuch ermöglichen. Diese Art der Bezie-hung lehrt frühzeitig die Diskrepanz von Armund Reich auf dieser Welt zu erfahren – abernicht als ein unveränderliches Fatum, sondernals ein Zustand, den man – gerade durch Bil-dung – überwinden kann.

� Der Bereich der Freiwilligendienste unter-liegt größeren Veränderungen, die mit den ver-änderten gesetzlichen Grundlagen zusammen-hängen. In Zukunft werden wir nur noch dreiverschiedene Freiwilligendienste anbieten: das„weltwärts“ Programm für Entwicklungsländer,

Bericht

Freiwilligen-dienst im Ausland:

Mario Pfefferbei seinerArbeit mitSchülern in

Afrika.

8

Page 9: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

das Freiwillige Soziale Jahr und das Incomer Pro-gramm, das Jugendlichen aus dem Ausland eineneinjährigen Freiwilligendienst in Deutschlandermöglicht. Die Zahl der Freiwilligen ist stabilgeblieben, allerdings wuchs die pädagogischeBegleitung, da das „weltwärts“-Programm er-hebliche Anforderungen an die Vor- und Nach-bereitung und an die Begleitung während desDienstes stellt. Geplant wird nun auch eine ver-stärkte Zusammenarbeit mit den Ehemaligen.Etwa 6.500 junge Leute haben inzwischen ihrenFreiwilligendienst mit den Freunden der Erzie-hungskunst geleistet. Diese Menschen habenwertvolle persönliche Erfahrungen gesammelt,die sicher in ihre Berufswahl- und in ihre Berufs-ausübung einfließen werden.

� Der Bereich der Nothilfepädagogik wächstebenfalls. Darüber können Sie einen eigenenBericht in diesem Rundbrief lesen. Sowohl dieArbeit auf Haiti als auch die Arbeit im Gaza-Streifen werden fortgeführt und damit derArbeit eine verbesserte Nachhaltigkeit gewährt.

� All diese Arbeit ist nur Dank der vielen enga-gierten Mitarbeiter, auch der ehrenamtlichen,möglich. Sie engagieren sich über die Grenzeneines normalen Arbeitsverhältnisses hinaus,bauen Beziehungen auf und tragen zum Erfolgder Arbeit der Freunde der Erziehungskunst bei.An dieser Stelle möchte ich allen Mitarbeiternund allen Spendern unseren ganz herzlichenDank aussprechen.Nana Göbel

Nana Gö�bel in Sierra Leonein einer baldBMZ-gefö�rdertenSchule

9

Page 10: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Vorü�bungen für einen

Finanzbericht,Grundschule inSierra Leone.

Finanzbericht

10

Finanzbericht2009

Die Arbeit der Freundeder ErziehungskunstRudolf Steiners hat seit

ihrer Gründung einen dienen-den Charakter. Unsere Buch-haltung dient dabei sowohlden Einrichtungen, die mitder Pädagogik Rudolf Steinersim Ausland arbeiten, als auchden Menschen und Institutio-nen, die eben diese Einrich-tungen fördern wollen. DerSchenkungsimpuls unsererSpender spielt dabei eine entscheidende Rolle. Von den4,6 Mio Euro, die wir im Jahr2009 für die Verwendung im Ausland erhalten haben,waren lediglich 2,1 % (96,6 T€) nicht zweckgebun-den. Diese freien Spenden aufunserem Konto 2000 „Inter-nationaler Hilfsfonds“ erlau-ben uns in unseren monat -lichen Vorstandssitzungen aufdie Bitten um Unterstützungaus der ganzen Welt zu rea-gieren. Wenn wir ein größe-res, konkretes Vorhabenunterstützen wollen, begin-nen wir mit der Mittelsuche.Dies kann beispielsweise mitSpendenaufrufen, Anträgenbei Stiftungen oder öffentli-chen Stellen geschehen.

Im Jahr 2009 sind die Zu-wendungen aus dem Interna-tionalen Hilfsfonds zwar inder Summe annähernd gleichgeblieben, aber es gab Verän-derungen bei der Herkunft derGelder. 2008 hat uns ein ein-zelner Spender 500 T€ zur Un-terstützung eines nationalenBundes von Waldorfschulengegeben. Wenn man diese Son-derspende berücksichtigt, sinddie Spenden von Einzelperso-

nen mit 1,6 Mio € auf dem Niveau des Vorjahres geblie-ben. Dieses Ergebnis hat unspositiv überrascht und erfülltuns mit tiefer Dankbarkeit für die Vielzahl der Menschen,die uns auch in wirtschaftlichschwierigen Zeiten die Treuehalten. Allein für die Bildungs-gutscheine aus 382 Paten-schaften haben wir monatlichSpenden in Höhe von 12.300 €erhalten!

Wir leiten alle Spenden zuGunsten des InternationalenHilfsfonds zu 100% an die Projekte ins Ausland weiter.

Im Rahmen des WOW-Day(Waldorf One World) habenSchüler im letzten Schuljahrüber 300 T€ erwirtschaftet. Im Vorjahr waren es nochknapp 80 T€. Am WOW-Daygehen Schüler einen Tag arbei-

ten, damit Projekte in armenLändern unterstützt werdenkönnen. Der WOW-Day wurde1994 initiiert, aber nur wenigeSchulen nahmen seitdem kon-tinuierlich daran teil. Das guteErgebnis im letzten Jahr ist aufdie gemeinsame Organisationmit dem Bund der Freien Wal-dorfschulen und die engereBegleitung der deutschenSchulen zurück zu führen. Unser Dank gilt allen Schülern,den organisierenden Lehrernund den Arbeitgebern, die bereit sind, Schüler einen Taglang für einen guten Zweck zu beschäftigen.

Die größte Veränderung beiden Einnahmen für die Inter-nationale Schulbewegung be-trifft die staatlichen Zuwen-dungen vom BMZ (Bundes -ministerium für wirtschaftlicheZusammenarbeit), die auf 1,1 Mio. € (gegenüber 648 T€)

Page 11: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

11

angestiegen sind. Im letztenJahr konnten aus BMZ-MittelnBauten für die WaldorfschuleWindhoek, die Farm Krumhuk,den WaldorfkindergartenWindhoek/Soutere, der Mba-gathi Steiner Schule in Nairobi,der sozialtherapeutischen Ein-richtung Khedeli in Sighnag-hi/Georgien und Lahore/Pakis-tan verwirklicht werden. Nebenden laufenden Bauprojektenhaben wir im Jahr 2009 vomBMZ 360 T€ zur Finanzierungvon Infrastruktur-Maßnahmenin den Dienststellen des welt-wärts-Freiwilligendienstes erhalten. Aus diesen Mittelnkonnten wir zum Beispiel einWohnhaus für die Freiwilligenin Florianopolis (15 T€), einenBus für den täglichen Weg der29 Freiwilligen zur Arbeit inden Educare-Centern in denTownships von Kapstadt (23T€), 6 Duschen und eine

Waschmaschine für den Wohn-bereich der Lesedi-Schule inMadietane/Südafrika und Material für den Kunst-, Werk-und Musikunterricht in vielenEinrichtungen finanzieren.

Mittelverwendung Internationaler Hilfsfonds

Im Jahr 2009 haben wir mit4,6 Mio. € genauso viel Geldweiter geleitet wie wir erhaltenhaben. Bedingt durch die Artder erhaltenen Mittel habensich unsere Zuwendungenstark zu Gunsten der Einrich-tungen in Entwicklungsländernverschoben. Sowohl die WOW-Day-Erlöse als auch die staat -lichen Zuwendungen durch das BMZ sind ja für den Einsatzin diesen Ländern bestimmt.Mit 1,6 Mio. € haben sich un-sere Zuwendungen für Afrikaim letzten Jahr verdoppelt.

Neben den oben genanntenBauprojekten sind hier ins-besondere die Arbeit des Centre for Creative Educationin Kapstadt (101 T€), der Cle-mensfonds zur Unterstützungeines Heimes für HIV-infizierteKinder in Khayelitsha (121 T€)und der Soutere Kindergartenin Windhoek (95 T€) gefördertworden. Besondere Aufmerk-samkeit widmen wir der Schul-initiative in Freetown/SierraLeone und der Hekima WaldorfSchool in Dar es Salaam. BeideSchulen sind Pioniere in ihrenLändern, so dass wir initiativwurden, um Mittel für die Unterstützung zu finden.

Die Erhöhung der Weiterlei-tungen nach Südamerika auf1,1 Mio. € ist vorrangig auf dieSpendenweiterleitung für dieArbeit in den Favelas von SaoPaulo zurück zu führen. Die Associacão Comunitaria Monte

Westeuropa2 %

Mittel- undSüdamerika25 %

Überreg./Nordamerika/Australien/NZ4 %

Afrika35 %

Asien17 %

Süd- undOsteuropa

17 %

Mittelverwendung Internationaler Hilfsfonds 2009

Süd- u. Osteuropa 788.078,61 € 17 %Afrika 1.618.204,83 € 35 %Mittel- u. Südamerika 1.157.359,85 € 25 %

Überreg./Nordamerika/ Australien/NZ 167.271,82 € 4 %

Westeuropa 116.748,34 € 2 %Asien 783.554,28 € 17 %

Page 12: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Azul führt seit Jahren die Listeder geförderten Projekte an. In 2009 konnten wir Spendenin Höhe von 381 T€ weiter-leiten, im Vorjahr waren es„nur“ 195 T€.

In der Rubrik überregionaleAusgaben sind rund 75 T€ fürdie Reise- und Sachkosten derEinsätze der notfallpädagogi-schen Teams im Gaza-Streifenund nach dem Erdbeben in Indonesien enthalten. DieseEinsätze wurden nur durch dieehrenamtliche Arbeit der teil-nehmenden Pädagogen, Thera-peuten und Ärzte möglich, de-nen an dieser Stelle besondererDank gebührt.

Einen weiteren Schwerpunktbilden die Versicherungs- undReisekosten (40T€) für die Teil-nahme von 80 Waldorfschülernaus Argentinien, Ägypten, In-dien, Kolumbien, Litauen, Phi-lippinen, Spanien und Thailandam UNESCO Welt-Jugend-Festival in Stuttgart. Themades Festivals mit 500 Schülernwaren Klimaschutz und Zu-

kunftsenergie, aber auch Begegnung und Dialog der Kulturen. Hier konnten dieWaldorfschüler mit einer inter-nationalen Monatsfeier in der Waldorfschule Stuttgart-Uhlandshöhe einen sichtbarenBeitrag leisten.

Freiwilligendienste

Die Einnahmen für die Frei-willigendienste haben im Jahr2009 stark zugenommen. Diestaatlichen Zuwendungen fürdie Freiwilligendienste sind von2,4 Mio. € auf 3,1 Mio. € ge-stiegen. Dies hängt damit zu-sammen, dass die Bundesregie-rung die Freiwilligendienste inEntwicklungsländern fördert.Die Qualität der Freiwilligen-dienste ist mit Einführung des weltwärts-Dienstes nocheinmal gestiegen. So erhalten die Freiwilligen inzwischen ein längeres Seminar zu Beginnund Ende des Dienstes undauch Zwischenseminare, dieder Reflektion und Begegnung

mit anderen Freiwilligen dienen. Im Rahmen des Frei -willigendienstprogrammes„weltwärts“ des BMZ (Bundes-ministerium für wirtschaftlicheZusammenarbeit) wurde einweltwärts-Begleitprogrammaufgelegt, um die Qualität der Dienste zu verbessern undnoch mehr Dienstplätze einzu-richten. So wurde es möglich,dass sich im April 2009 über100 Menschen von anthro -posophisch-pädagogischenEinrichtungen aus über 25Ländern auf unserer „Partner-konferenz“ in Karlsruhe treffenkonnten. Das war ein einmali-ges, wirklich ganz besonderesEreignis, in dem viele, vieleKontakte geknüpft und inten-siviert werden konnten. DieAusgaben in der Rubrik B betreffen alle Zahlungen, diewir im Zusammenhang mit denFreiwilligendiensten leisten.

Finanzbericht

Links: Schulkind inSierra Leone.Bild Mitte:Tänze ausKolumbien

während derUNESCO-Tagung.

12

Page 13: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Zur Arbeit des Vereins

Im Jahr 2009 haben wir ins-gesamt 9,4 Mio. € umgesetzt,dafür waren 27.286 Buchun-gen erforderlich. Inzwischenhaben wir 58 angestellte Mit-arbeiter (inkl. Aushilfen undTeilzeitkräften), die vornehm-lich zur Durchführung der Frei-willigendienste arbeiten. Vonden fest angestellten Mitarbei-tern arbeiten nur vier täglichim Berliner Büro, dazu kom-men die 6 ehrenamtlichen Mit-arbeiter, die die BMZ-Baupro-jekte betreuen, die ehrenamt -lichen Teilnehmer an den Ein-sätzen der Pädagogischen Not-hilfe und viele ehemalige Frei-willige, die uns immer wiederin unserer Arbeit unterstützen.Die Haushaltsausgaben für dieFreiwilligendienste sind dabeivon 1 Mio. auf 1,4 Mio. € an-gestiegen. Dies hat insbeson-dere mit neuen Mitarbeiternund der Einrichtung ihrer Arbeitsplätze zu tun. DieserAnstieg ist allerdings unproble-

matisch, da diesen Ausgabendie entsprechenden Einnahmenaus den Freiwilligendienstenzur Verfügung stehen.

Da wir alle Spenden für denInternationalen Hilfsfonds zu100% weiter leiten, sind dieAusgaben für unsere Verwal-tung, die Veröffentlichung desRundbriefes, Projektbesucheetc. in einer eigenen Rubrik CArbeit des Vereins aufgeführt.Unser Haushalt hat in diesemJahr mit einem Defizit in Höhevon 8.736 € geschlossen, fürden wir Rücklagen auflösenmussten. Dies wurde wesent-lich durch den Einbruch unse-rer Zinseinnahmen verursacht.Da wir kurzfristig nicht mit ei-ner Erhöhung der Zinsen rech-nen können, versuchen wirneue Mitglieder zu gewinnen,die unsere Arbeit für die inter-nationale Bewegung fördernwollen. Viele Menschen wollenunsere Arbeit gerne fördern,scheuen jedoch die Verbind-lichkeit einer regulären Mit-gliedschaft, weshalb wir auf

unserer letzten Mitgliederver-sammlung die Möglichkeit derFördermitgliedschaft geschaf-fen haben. Falls Sie unsere Arbeit fördern wollen, könnenSie Fördermitglied werden oder uns eine einmalige Spen-de mit dem Verwendungs-zweck „Arbeit des Vereins“ zu kommen lassen.

Für Rückfragen und Anre-gungen stehe ich Ihnen gernein unserem Berliner Büro zuVerfügung.

Eleonore Jungheim

Unterricht inSierra Leone

13

Page 14: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.01.01. – 31.12.2009 in Euro

I GUTHABEN 1 Kasse 2 Scheckbestand/Geldtransit 3 Banken Inland 4 Banken Ausland 5 Geldanlagen Guthaben insgesamt

II FORDERUNGEN AUS DARLEHEN 1 Südamerikafonds 2 Sonstige Darlehen Darlehensforderung gesamt

III BETEILIGUNGEN

IV SONSTIGE FORDERUNGEN Kaution Neisser Straße Durchlaufende Posten

SUMME DER VERMÖGENSARTEN

I VEREINSVERMÖGEN 1 Vermögen ohne Bindung 2 Fonds Intern. Zusammenarbeit 3 Rücklage Summe Vereinsvermögen

II INTERNATIONALER HILFSFONDS 1 Spenden ohne Zweckbindung 2 Spenden mit Zweckbindung Summe Internationaler Hilfsfonds

III FREIWILLIGENDIENSTE

IV BAUFONDS

V SCHENKUNG MIT AUFLAGE

VI BEDINGTE SCHENKUNGEN

VII PENSIONSRÜCKSTELLUNG

VIII VERBINDLICHKEITEN

IX FINANZAMT/UMSATZSTEUER

X BÜRGSCHAFT GLS/GÖDÖLLÖ SUMME DER VERMÖGENSBINDUNG

01.01.2009

2.049,320,00

156.356,0141.961,46

4.846.060,335.046.427,12

207.773,74451.921,15659.694,89

230.627,20

1.533,8724,95

5.938.308,03

01.01.2009

386.341,12529.187,10369.505,77

1.285.033,99

137.735,403.003.337,863.141.073,26

901.234,47

21.030,40

222.202,11

175.649,32

88.626,83

25.500,00

17.957,65

60.000,00

5.938.308,03

Zugänge

20.000,00107.002,88127.002,88

53,41831,13

Zugänge

51.483,910,000,00

51.483,91

140.439,224.469.088,644.609.527,86

3.117.121,28

0,00

0,00

0,00

8.989,81

Abgänge

22.000,0092.408,88114.408,88

26,00756,02

Abgänge

0,000,00

8.736,998.736,99

96.906,064.534.311,674.631.217,73

2.941.838,50

0,00

0,00

0,00

6.913,36

31.12.2009

3.114,110,00

382.057,0749.695,05

4.495.499,534.930.365,76

205.773,74466.515,15672.288,89

561.925,05

1.561,28100,06

6.166.241,04

31.12.2009

437.825,03529.187,10360.768,78

1.327.780,91

181.268,562.938.114,833.119.383,39

1.076.517,25

21.030,40

222.202,11

175.649,32

90.703,28

47.500,00

25.474,38

60.000,00

6.166.241,04

V E R M Ö G E N S A R T E N

V E R M Ö G E N S B I N D U N G

Page 15: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

C. ARBEIT DES VEREINS

Waldorfschulen / KindergärtenAusbildung / Seminare / StipendienHeilpädagogik / Sozialtherapie

und -arbeitÜberregionale AufgabenZwischensummeZweckbetrieb Kataloge / VideoZwischensummeErhöhung Int. HilfsfondsAbgänge Int. Hilfsfonds

ReisekostenVersicherungTaschengeldKost u. Logie ZuschussSeminareSonstigesWeltwärts-BegleitprogrammZwischensummeErhöhungAbgänge Freiwilligendienste

PersonalkostenPersonalkosten FWDSachkostenSachkosten FWDZuwendungen

an gemeinnütz. OrganisationenFreie Rücklage (AO § 58 Nr. 7a)

Abgänge Arbeit des Vereins

A. INTERNATIONALER HILFSFONDS EinzelspenderStiftungen u. a.Schulen, Kindergärten, Heilpäd.Sonst. Sonderaktionen / WOW-Day Staatliche Zuwendungen / BMZZwischensummeZweckbetrieb Kataloge / VideoZwischensummeMinderung Int. Hilfsfonds Zugänge Int. Hilfsfonds

Unterstützerkreise FWDStaatliche Zuwendungen FWDKostendeckungsbeiträge FreiwilligeAufwandspauschale

Dienststellen InlandHaushaltsbeitrag FWDZwischensumme

Zugänge Freiwilligendienste

Beiträge MitgliederSpendenHaushaltsbeitrag FWDKostendeckung

Dienststellen AuslandZinsenSonst. Einnahmen /

KostenerstattungVerwaltungsanteile

staatliche ZuwendungenWirtschaftlicher Geschäftsbetrieb

Vers. FWDAuflösung RücklageZugänge Arbeit des Vereins

B. FREIWILLIGENDIENSTE

2009

2.232.855,46585.592,58

1.603.862,99207.993,49

4.630.304,52913,21

4.631.217,73

4.631.217,73

381.385,02 928.445,85 558.705,93 146.011,56 621.481,68 36.860,47

268.947,99 2.941.838,50175.282,78

3.117.121,28

259.245,351.195.897,06145.404,54279.977,12

0,000,00

1.880.524,07

2008

2.187.804,65669.230,07

1.346.952,75228.642,04

4.432.629,511.271,87

4.433.901,3885.248,54

4.519.149,92

2.164.088,78614.985,11

2.779.073,89

184.772,09808.794,45174.829,34221.577,14

0,0042.613,74

1.432.586,76

M I T T E L V E R W E N D U N G M I T T E L H E R K U N F T 2008

2.152.513,701.407.299,98

227.589,5677.294,83

647.942,004.512.640,07

6.509,854.519.149,92

4.519.149,92

934.008,842.397.589,28

138.004,11

248.409,72-938.938,062.779.073,89

2.779.073,89

148.687,6830.779,61

938.938,06

49.873,53176.983,26

39.120,26

22.204,3626.000,00

0,001.432.586,76

2009

1.634.026,101.370.497,99178.543,52311.704,87

1.108.725,254.603.497,73

6.030,134.609.527,86

21.689,874.631.217,73

1.024.827,473.079.343,08124.751,61

254.161,28-1.365.962,163.117.121,28

3.117.121,28

140.731,3130.947,84

1.365.962,16

104.581,02158.769,48

27.695,91

38.099,365.000,00

8.736,991.880.524,07

Page 16: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Alle Klassen trugen Dar-bietungen vor, die Lehre-rinnen hielten Anspra-

chen. Sehr beeindruckend wardie Rede von Louise Oberholt-zer, die den Mut fand, zum ers-ten Mal nach ihrem tragischenAutounfall wieder nach Madie-tane zu kommen. Dieser Tagwar gleichzeitig eine Hom-mage an die SchulgründerinEmily Moabelo. Alle Sprechererwähnten ihren Namen undjeder hatte seine Gedankenund Erinnerungen bei dieserbewundernswerten Frau. DasDorfoberhaupt (Chief of villa-ge) war von den Lehrerinnen,den Aufführungen und derSchule sehr beeindruckt.

Die Feier hatte die Lehrerinspiriert. Sie arbeiteten hart,um die wunderbaren Auffüh-rungen vorzubereiten und einfantastisches Fest zu organisie-ren. Dank der spontanen Hilfevieler Spender, besonders auchder Freunde der Erziehungs-kunst und deren „weltwärts-Programm“, war es möglich,der Schule ein frisches Aus-sehen zu geben. Wir strichenalle Gebäude innen und außen,hängten neue Vorhänge aufund kauften neue Tische undStühle für die oberen Klassen.In den nächsten Ferien werdendann die Toiletten renoviert.Vielen Dank für alle Spenden –Siyabonga!

Nun ist die Schule erwach-sen und muss für sich selbstsorgen. Die Feier war ein wich-tiger Impuls für einen neuenBeginn. Nun gibt es eine regel-mäßige staatliche Unterstüt-zung, die Lehrer bekommen einbescheidenes aber ausreichen-des Gehalt und die Schule hatwunderschöne Gebäude. 195Kinder besuchen heute dieLesedi Schule, davon 92 imeigenen Internat; und sie hatin der ländlichen Gegend einewichtige Bedeutung. Das Kolle-gium ist innerlich stark, undich habe keine Sorgen bezüg-lich der Zukunft.

Auch für mich als Mentorwar es ein emotionaler Tag,weil ich nach drei JahrenMadietane verlasse. In denletzten Monaten hatte ich diemeiste Zeit hier verbracht undbin froh, dass es möglich war,der Schule dieses Geschenk zugeben – die Anwesenheit eines

Mentors und die dadurch mög-liche Entwicklung. Es war einPrivileg in der Lesedi Schule zu arbeiten und ich bin jedemdankbar, der die finanzielleUnterstützung mit ermöglichthat.

Ich bin mit der Lesedi Schuleund der Inkanyezi Schule inAlexandra/Johannesburginzwischen so verbunden, dassich nach meiner Rückkehr zumeiner Familie einen Job füracht Monate im Jahr suchenwerde, um auch weiterhin dreibis vier Monate in Südafrikatätig sein zu können. Dick de Rooij

Geburtstag

Schulleitungund Gä�ste

bei derGeburtstags-

feier der Waldorfschule

in Lesedi.

16

Glückwunsch zur Volljährigkeit21 Jahre Waldorfschule Lesedi in Südafrika Der 24. Juli war ein besonderer und eindrucksvoller Tag für die Waldorfbewegungin Südafrika. 450 Menschen aus dem Dorf Madietane sowie Gäste aus Kapstadtund Johannesburg feierten den 21. Geburtstag der Waldorfschule Lesedi. DieStimmung war fantastisch, ruhig, freundlich und offen; der besonderen Geist dieser Schule wurde spürbar.

Page 17: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Mit dem WOW-Day leistendie Schüler vieler europäischerWaldorfschulen nicht nur einegroße finanzielle Unterstüt-zung für Waldorfinitiativen inaller Welt. Sie machen gleich-zeitig die Erfahrung, dass esmöglich ist, durch die „kleineHilfe“ vieler Menschen zu einerspürbaren Veränderung beizu-tragen. In den letzten 16 Jah-ren haben etwa 30 Waldorf-schulen im Jahr einen WOW-Day organisiert. Insgesamthaben 246 Schulen mindestenseinmal eine Aktion durchge-führt. Dabei wurden 1,5 Mio.Euro gesammelt. Diese beacht-liche Summe zeigt das starkeEngagement der Schüler. Essteckt aber in der Waldorf-schulbewegung noch sehr vielmehr Potential. Mehr als 680Waldorfschulen gibt es inEuropa. - Wie viel Waldorfpäd-agogik könnten wir fördern,wenn jede Waldorfschule ein-

mal im Jahr einen WOW-Dayorganisierte?

Um dem WOW-Day ein neu-es Gesicht zu geben und denKontakt zu den deutschenWaldorfschulen zu stärken,haben die Freunde der Erzie-hungskunst in den letzen zweiJahren die Zusammenarbeitmit dem Bund der Freien Wal-dorfschulen intensiviert undden WOW-Day als ein großesgemeinsames Projekt neugegriffen. Ein weiterer Schrittwar die Webseitewww.wowday.eu, aus der Leh-rer, Schüler und Eltern Infor-mationen entnehmen können,wie z.B. Ideen, Rechtliches,Ergebnisse vergangener Aktio-nen oder Projektberichte.

Der vergangene WOW-Dayim September 2009 war sehrerfolgreich. Schüler von 111Waldorfschulen in Deutschlandund 13 in Belgien, Finnland,Italien, Niederlande, Norwe-

gen, Österreich, Schweiz undUngarn sammelten an einemTag 320.419,29 Euro. Mit die-sem Betrag konnte 49 Projek-ten in 24 Ländern geholfenwerden.

Ohne dieses Engagementwäre es uns nicht möglich, dieNot von so vielen Waldorfin-itiativen zu lindern. Wenn dieUnterstützung regelmäßigstattfindet, kann sie die Ent-wicklung der Projekte nachhal-tig sichern. Für den 1. Oktober2010 haben sich wieder vieleSchulen angemeldet. Am 29.September 2011, auch im Rah-men der Feiern zum 150.Geburtstag Rudolf Steiners, isteine weitere große Aktiongeplant. Wir sind schongespannt, wie viele Waldorf-schulen einsteigen werden,und wünschen allen einenerfahrungsreichen und span-nenden WOW-Day!Olivia Girard

WOW

-Day

Olivia Girard(links) von denFreunden beimSchulbesuch zurVorbereitung desWOW-Day

17

1. Oktober 2010 – Waldorf One World Wie viel Waldorfpädagogik könnten wir fördern, wenn jede Waldorfschuleeinen WOW-Day pro Jahr organisierte?

Der Tag „Waldorf One World“ hat im Jahr 2009 neue Kraft bekommen. 1994hatte die norwegische Waldorflehrerin Astrid Bjønness von der Tradition des„Operasjon Dagswerk“ berichtet. Schüler aller norwegischen Oberschulen erarbei-ten an diesem Tag Geld für wohltätige Zwecke. Sogleich ergriff sie die Aufgabe,für die europäischen Waldorfschulen eine ähnliche Aktion zu organisieren.

Page 18: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Wann immer ich gebe-ten werde, die Ge-schichte der Gamot

Cogon Schule zu erzählen,muss ich innehalten und michfragen: wo fange ich an? Wieweit müssen wir zurückgehen,um die Samen der Initiative zufinden? Ich entdecke, dass dieBiografie der Schule und meineeigene innig verwoben sind.

Ich kam 1987 als Freiwilligerdes Friedenskorps auf die Philippinen. Nach zweieinhalbJahren kehrte ich für meinenMaster in die USA zurück und fand 1993 während eineszweimonatigen Einsatzes alsUmweltberater meinen Wegzurück. 1994 traf ich auf einerkurzen Reise mit Nicanor Per-las, auf der wir eine Farm inIloilo besuchten, meine zu-künftige Frau Tesa. Wir hei -rateten ein Jahr später, im Jahr darauf wurde unser Sohngeboren. Mit ihm begann meinInteresse für Erziehung.

Tesa und ich verbanden sichals Vorstandsmitglieder mit derersten Waldorfschule auf denPhilippinen, in Manila. Für unsbeide war die Entdeckung derWaldorfpädagogik wie einWiedererkennen dessen, waswahre Erziehung sein sollte.Nach sechs Jahren des Aben-teuers unseren Sohn in einerZehn-Millionen-Stadt groß-zuziehen, erkannten wir, dassetwas fehlte. Tesa drängte zu

einem Umzug an einen Ort, an dem unser Sohn die Naturerleben konnte.

Wir zogen nach Iloilo –auf dasselbe Stück Land, daswir zufällig acht Jahre zuvorbesucht hatten. Wir fragtenuns: Können die wunderbaren,heilenden Impulse der Wal-dorfpädagogik nicht auch denhier lebenden Kindern zugutekommen – selbst denen derärmsten Familien, die keinerleiAlternative zu dem materiali-stischen, engen Einheitsansatzder lokalen Staatsschulehaben? Diese Frage bemühenwir uns noch immer zu be-antworten. Horst Hellmannbesuchte uns oft und hieltzusammen mit Gabriele Nie-mann öffentliche Vorträge und Workshops zu Gesundheitund Erziehung. Dies führteeinen Kreis zusammen, ausdem schließlich ein couragier-ter Mensch den Entschlussfasste, der erste Lehrer zu werden.

Für die Finanzierung trafenwir eine Vereinbarung mit derLife Bank, einem Mikrofinanz-institut zur Armutsbekämp-fung. Dies ist eine wunderbarePartnerschaft, denn hier siehtman tatsächlich Schenkungs-geld aus der Wirtschaftssphärein eine kulturelle Unterneh-mung fließen. Ein großzügigerSpender aus Norwegen gab dasnotwendige Geld für den Bau

des ersten Klassenraumes –und dann begannen wir!

Gleichzeitig begannen wirmit der ersten Waldorflehrer-ausbildung des Landes. Wirerkannten, dass die Waldorf -bewegung auf den Philippinennur mit ausgebildeten Lehrernvorankommen kann. In demschrittweise sich entfaltendenProzess überkam mich einsicheres Gefühl, dass ich genauzur richtigen Zeit am richtigenPlatz war und genau das tat,was ich an diesem Punkt mei-nes Lebens tun sollte. Sogarmeinen biografischen Hinter-grund im Ingenieurs- und Bau-wesen sehe ich nun als passen-de Vorbereitung. Dieses Gefühlhat mir geholfen, die vielenHerausforderungen durchzu-stehen, die auf dem Weg lagen.

Die Gamot Cogon Schuleöffnete ihre Türen 2005 für

Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit

Philippinen

18

Pädagogische Graswurzeln „Gamot Cogon“ kann wörtlich mit „Graswurzeln“übersetzt werden, aber „Gamot“ bedeutet zugleichMedizin. Unter diesem Namen versucht auf den Philippinen eine junge Waldorfschule auf dem Landdie Idee einer tief in der Gemeinschaft verwurzeltenInitiative aufzubauen, die fortwährend heilendeImpulse in das soziale Leben hinein sendet.

Page 19: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

vier Drittklässler. Wir hattenauf mehr Anmeldungengehofft, aber die Eltern warenanfangs skeptisch. Im zweitenJahr fügten wir den Kindergar-ten und die erste Klasse hinzu,die Anmeldungen stiegen auf30 Kinder. Im nächsten Jahrkam eine neue Klasse hinzu,und wir hatten 54 Kinder. Heute sind es 108 Kinder, vomKindergarten bis zur 8. Klasse.Etwa die Hälfte von ihnenkommt aus den umliegendenDörfern, aus Bauernfamilien.Andere kommen jeden Tag die20 km aus Iloilo City. Dies gibtden Klassen Vielfalt und eingesundes soziales Gleichge-wicht.

Einige Kinder stammen ausschwierigsten Verhältnissen.Danica z. B. hat fünf Geschwi-ster. Ihr Zuhause ist eine einfa-che Bambushütte mit bloßem

Erdboden und ohne Strom.Nach der Schule muss sie sichum ihre Geschwister kümmern,muss waschen und kochen.Manchmal kommt sie nicht indie Schule, weil sie ihrer Mut-ter bei der Hausarbeit oderihrem Vater bei der Ernte hel-fen muss. Ihre Lehrerin erzähltuns oft, wie sehr Danica esliebt zu lesen und wie sie sogarnachts aufsteht, um bei Ker-zenlicht die Bücher zu lesen,die sie in der Schule ausgelie-hen hat.

Eine berührende, aber lusti-ge Geschichte betrifft Adriann,einen Jungen, der schon inmehreren Kindergärten derStadt angemeldet gewesenwar. Während seines erstenMonats bei uns kamen seinemVater Bedenken, dass seineFrau und sein Sohn so weitfahren mussten, und er ver-

suchte sie zu überreden, ihnnäher bei ihnen zuhause anzu-melden. Als Adriann dies hörte,protestierte er und sagte ent-schlossen zu seinem Vater:„Wenn du mich von dieserSchule abmeldest, sage ich esder Polizei!“ Adriann ist nunschon drei Jahre bei uns, immernoch fährt er jeden Tag 45Minuten hin und zurück, undseine Mutter wurde unsereSchulärztin!

Auch hinter jedem Lehrersteht eine Geschichte. Einerz. B. besuchte „irrtümlich“einen Workshop und fand dortdie Erziehungsideale, die ereinst als Student gesucht hat-te. Heute haben wir neun Voll-zeit- und vier Teilzeit-Lehrer,einen Gärtner und einen Haus-meister. Neben der Schulärztinarbeitet eine weitere Mutterim Büro.

Unterricht in der Waldorf-schule „GamotCogon“

19

Page 20: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Viele Helfer erschienen aufunserem Weg, gaben Spenden,Begleitung, Workshops undVorträge. Es sind zu viele, umalle Namen zu nennen, aberunser Dank gilt ihnen allen,und ihr Beitrag wurde bei jederneuen Grundsteinlegung fürunsere einzelnen Gebäudegenannt. Wir danken auchallen, die uns nach der verwü-stenden Flut 2008 geholfenhaben. Und wir freuen uns sehrüber die Unterstützung jungerFreiwilliger durch das „welt-wärts“-Programm der Freundeder Erziehungskunst.

Der Übergang von 50 zuüber 100 Kindern war von gro-ßer Bedeutung. Wir musstendie ganze Initiative neu orga-nisieren, um die notwendigeProfessionalität zu erreichen.In diesen frühen Jahren hattenwir einige Konflikte, doch wirarbeiten nach wie vor daran,uns zu verwandeln. Nach undnach entwickeln wir eineGruppe aus Eltern, Lehrern undengen Unterstützern, die dieSchule spirituell tragen. Die

meisten Lehrer sind sehr jung.Sie sind sehr engagiert, aberihnen fehlt Erfahrung undAnleitung. Wir suchen dahereinen Mentor, der längere Zeitbei uns bleiben kann.

Nachdem wir nun die 8.Klasse erreicht haben, stehenwir vor der Oberstufe. VieleEltern bitten uns inständig,weiterzumachen und die Ober-stufe aufzubauen. Wir habendafür ein Komitee gebildet undeine wöchentliche Studien-gruppe mit Eltern und Freun-den der Schule. Außer für dieWeiterbildung unserer Lehrerbrauchen wir Spenden für not-wendige neue Klassenräume,einen Musikraum, einen Spei-seraum, einen Spielplatz undeinen überdachten Mehr-zwecksportplatz. Uns fehlenMusikinstrumente und Werk-zeuge zur Holzbearbeitung.

Unsere Vision ist eine vollausgebaute Waldorfschule,integriert in die Gemeinschaftund verbunden mit einem Aus-bildungszentrum, das das hei-lende Potential der Waldorf-

pädagogik zeigt. Um dies zuschaffen, müssen wir unserWissen und Verständnis, unsereErfahrung und unsere Fähig-keiten in der Arbeit mit Kin-dern vertiefen.

Schließlich hoffen wir, auchwesentlichen Nachhaltigkeits-fragen und dem bewusstenArbeiten mit Geld immer krea-tiver begegnen zu können. Undwir fragen: wie können wirunsere Beziehung zur Anthro-posophie vertiefen und aus ihrheraus streben, dem zur Reali-sierung zu verhelfen, was unsaus der Zukunft entgegen-strömt?Jim Sharman (Übersetzung HN)

Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit

Philippinen

Freude am Lernen in derGamot CogonSchule 2009

20

Page 21: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Hier geschah vor etwasmehr als zehn Jahren einkleines Wunder: Es fand

sich eine Gruppe von Eltern,unter ihnen auch eine Lehrerin,die das allgemeine Schulsystemkannten und sich etwas ande-res für die Erziehung ihrer Kin-der wünschten. Man entdecktedie Waldorfpädagogik und batdie Waldorflehrerin und Semi-nardozentin Ursula Vallendorum Rat. Der Funke sprang überund der Beschluss wurde ge-fasst. Nun mussten viele Hän-de, Herzen und Ideen zusam-

menkommen, auf dem Weg zueiner Waldorfschule.

Heute ist ein großzügigesLandhaus gemietet, verschie-dene neu hinzugekommeneGebäude wurden teils aus Holz,teils in Lehmbauweise errich-tet. Zwischen Pappeln undWeiden liegt diese kleine Oasefür die Kinder, die hier denKindergarten und die Grund-schule von der ersten bis zursechsten Klasse besuchen. Einebunt gewürfelte Elternschar,die Lehrer und unsere 75 quir-ligen Kinder: da ist mittags amSchultor was los!

Diese kleine, mutige, oftchaotische, aber durch unddurch gutgemeinte Initiativeeiner Waldorfschule ist in vieler Hinsicht zu bewundern:Für ihre immer wieder neu sichentfachende Schaffensfreude,um mit den wachsenden Be-dürfnissen der Schule Schrittzu halten, zuletzt unter Beweisgestellt beim Bau eines „flie-genden Klassenzimmers” inEigenarbeit der Eltern. Für dietäglichen, großen und kleinenuneigennützigen Handlungen,die den Schulbetrieb erst möglich machen. Dabei seinund mittun zu dürfen, ist eineunschätzbare Erfahrung füralle Beteiligten. Für die mor-gendliche Runde, wenn allegemeinsam den neuen Tagbegrüßen. Für die liebevoll vonden Lehrern gestalteten Festebei denen die Schüler musizie-ren oder Theaterstücke auffüh-ren. Und für die große Bereit-schaft unter den Eltern, dieWaldorfpädagogik wirklich von Grund auf zu studierenund zu verstehen.

Argentinien

Monatsfeier der WaldorfschuleCrisol de Micael

21

Mitten im TalIn einer weiten, großzügigen Landschaft, umringt vonschneebedeckten Bergen, liegen die Orte El Bolsonund Lago Puelo. Die kristallklaren Flüsse Quenquen-treu und Azul bahnen sich ihren Weg durch das grüneAckerland der fruchtbaren Hochebene zu Füßen desGebirgszugs Piltriquitron. Noch vor 20 Jahren stan-den dort wenig mehr als eine Kirche und ein paarHolzhäuser. Inzwischen erlebt die Region ein regesBevölkerungswachstum, einen Bauboom – und dieWaldorfschule Crisol de Micael.

Page 22: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Für viele Familien sind die290 $ Schulgeld im Monat eineSumme, die sie nicht so ohneweiteres aufbringen können.Das Einkommen hängt oft vonder Jahreszeit ab. Im Sommergibt es mehr Möglichkeiten mitden herbeiströmenden Touri-sten zu arbeiten. Da die argen-tinische Bürokratie mit unvor-stellbarer Langsamkeit arbeitetist an staatliche Unterstützung(noch) nicht zu denken. DerGründungsprozess und dasWachstum der Schule werdendadurch verlangsamt. Umsoschöner ist es mitzuerleben,wie immer wieder neue Fami -lien und neue Lehrer uns errei-chen, die wirklich bereit sind in uneigennütziger Weise derWaldorfschule „Crisol de Micael” ins Leben zu helfen.

Patenschaften, von den“Freunden der Erziehungs-kunst” vermittelt, haben seit

2007 eine wichtige Rolle fürunsere Schulgemeinschaftgespielt. Sie öffnen die Schulefür Familien in schwierigenfinanziellen Situationen undbieten Austausch zwischen denKulturen. Die kleine neunjähri-ge Siloe zum Beispiel hat ihreMutter, eine alleinerziehendejunge Frau, die mehr schlechtals recht von ihren Einkünftenals Schneiderin und Kunst-handwerkerin lebt, mit derfesten Absicht überrascht, aufdie Waldorfschule gehen zuwollen. Auch die zunächstabschlägige Antwort ihrerMutter konnte sie nicht auf-halten und indem sie auch ihreGroßmutter und ihre Tante inihre Überzeugungsarbeit miteinbezog, hat sie ihr Zielerreicht und ist inzwischeneine eifrige Schülerin der drit-ten Klasse. Zum Glück fand siebald eine Patin, sodass dasSchulgeld für ihre Familiebezahlbar geworden ist. Wennsie mir mit strahlenden Augeneinen Dankesbrief nebst Aqua-rellarbeit für ihre Patinschwenkend entgegengelaufenkommt, damit ich ihn überset-ze, ist spürbar, dass sich etwastut, wenn Menschen sich ent-

schließen einander zu helfen.Es knüpfen sich Bande, überdie verschiedenen Kulturenhinaus.

Hier, im Rhythmus diesesgroßen Landes Patagonien,versucht diese kleine, großeSchule in ihre Freiheit zuwachsen. Unsere ganze Kraftsollte nun darauf gerichtetsein, unser eigenes Land zuerwerben und eine Schule zubauen, in der vom Kindergar-ten bis zur AbschlussklasseWaldorfpädagogik gelebt underlebt werden kann. Die Zeit istreif, um unseren Kindern zuzeigen, dass wir nicht auf hal-bem Weg stehen bleiben.Generationen von Kindern eineHeimat und Bezugspunkt zusein, lohnt jede Anstrengung!Wenn die „ernährende” Energieerst ins fließen kommt, dieZauberworte Intention, Ver-trauen und Begeisterung unsere Kraftquellen gewordensind, beginnen wir die spiritu-elle Dimension wirklich frucht-bar zu machen und können alssozialer Rahmen zur Verfügungzu stehen, für Kindergarten-und Schulkinder, Jugendliche,ehemalige Schüler und Fam i-lien.

Die kleine, mutige Waldorf-schule „Crisol de Micael”: Mögesie in ihren großen Namen, dereinem Vorsatz gleichkommt,hineinwachsen. Sie hat alleAussicht es zu schaffen.Magdalena Rotta

Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit

Argentinien

Oben: Schul-gebäude der

WaldorfschuleCrisol de Micael.

Unten: Monatsfeier

22

Page 23: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Wir wachsen! Eines Tages fragte Fezile ei-ne Lehrerin der „gro-

ßen“ Imhoff Waldorfschule amanderen Ende der Straße: „Wa-rum hat die Schule diesen Na-men? Wer wächst? Die Kinder,die Lehrer, die Eltern, die Frei-willigen, die Schule oder dieBäume?“ - „Nun, Fezile“, ant-wortete ich mit absoluter Si-cherheit, „wir alle wachsen,langsam, mit viel Pflege. Es be-gann als ein Traum und nunwird es Realität.“

Siyakhula wird von „Workfor Love“ betrieben, einerOrganisation, die die Kluftüberbrücken möchte, die in dersüdafrikanischen Gesellschaftaufgrund der Apartheid nochimmer besteht. Ins Leben geru-fen wurde sie von Eltern derImhoff Waldorfschule, die denWunsch hatten, mehr mit denafrikanischen Nachbarn ausMasiphumelele zu teilen undzu erleben. Die Sprache und die kulturellen Grenzen warengroße Herausforderungen. Wirhofften zu helfen, indem Elternder wohlhabenderen Gemein-schaft jeweils eine freund-schaftliche Beziehung zu einerTownship-Familie knüpften.Unsere Eltern waren von dergroßen Not in Masiphumelelesehr berührt. Für viele war esdas erste Mal, dass sie sich indie Township wagten. Thera-peuten boten regelmäßig ihreDienste an, und wir halfeneinigen Frauen, mit der Wal-dorfausbildung zu beginnen,

in der Hoffnung, dass die Kinder in Masiphumelele eineWaldorferziehung in ihrerMuttersprache und Kulturerfahren können.

Im Oktober 2008 tat sicheine Gruppe arbeitsloser, ent-schlossener Mütter zusammenund begann, sich um rund 50Kinder zu kümmern, die ihrenTag sonst auf der Straße ver-brachten. Nach einem Monatkamen sie zu Work for Love.Wir untersuchten die Kinderund fuhren mit denen, dieunterernährt waren oder Krät-ze hatten, zur lokalen Klinik.Wir richteten demokratischeStrukturen ein, riefen einPatenschaftsprogramm insLeben und halfen mit Lebens-mitteln, Spielzeug und Möbeln.Die Kinder der Imhoff Waldorf-schule brachten Gemüse undObst zum neuen SiyakhuleEducare.

Die Mütter wollten mehrüber die Waldorfpädagogikerfahren und so besuchten wirmit ihnen den Imhoff Waldorf-kindergarten. Sie waren inspi-riert und beschlossen, dass ihreInitiative ebenfalls eine Wal-dorfschule werden sollte. Nacheiner Elternversammlung, aufder ein Xhosa Lehrer der Im-hoff Schule über die Waldorf-pädagogik gesprochen und eineGeschichte erzählt hatte, standein Vater auf und sagte: „Hierist wieder die Erziehung unse-rer Heimat, der Tranksei, wo dieGroßväter Geschichten erzäh-len und die Kinder ihren Müt-tern zuschauen und spielen!“

Siyakhula begann in denWetlands, dem an die überfüll-te Township Masiphumeleleangrenzenden Gebiet, wo Sied-lungen verboten sind. Dennochbauen Menschen hier imMorast ihre Hütten. Die Kinderspielen im Wasser, in dem

Südafrika

Mütter tanzenund singen beider Eröffnung.

23

Wachstum, Schritt für SchrittIn der Sprache des Isi Xhosa Volkes bedeutet siyakhula „wir wachsen“. Dies ist der Name eines kleinen Waldorfkindergartens in der Township Masiphumelele. Etwa 40.000 Menschen leben hier, die meisten in Hütten aus Wellblech, Holz und Karton.

Page 24: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Abfälle aller Art schwimmen.Die Straßen sind Schlammwegeund die einzige Infrastrukturbesteht in langen Reihen vonPlumpsklos und einigen weni-gen Wasserhähnen und Strom-kabeln.

Grund und Boden ist extremknapp, und nur durch guteBeziehungen kann man einFleckchen finden. Nach einemJahr der Suche und Verhand-lungen konnten wir endlich einStück Land erwerben, an derletzten Straße, die die Grenzezu den Wetlands bildet. EineFamilie aus England gab 10%ihres Erbes, um den Kauf zuermöglichen.

Eltern, Lehrer und Freiwilligeverbrachten Wochen mitMalen, Bohren, Schreinern,

nähten Puppen, repariertenSpielzeug, und am 26. Februar2010 öffnete unser neues klei-nes Gebäude mit einer großenEröffnungsfeier. Viele Men-schen kamen, um mit uns zusingen, zu beten und zu feiern.Die Eltern kochten traditionelleXhosa-Speisen. Es war einwunderbarer Tag. Das Komiteeder Masiphumelele Street iststolz auf die Schule. Sie habendas Gefühl, dass sie aus ihrerInitiative entstanden ist undganz zu ihnen gehört. DasPotential, dass die Schule einLeuchtfeuer für eine kindge-rechte Erziehung wird, ist wirk-lich vorhanden. Bis heute istnichts gestohlen worden,obwohl die Schule nachts leerund unbewacht ist. Die

Gemeinschaft schützt sie.Während des Tages erklingen

die Stimmen der Kinder undübertönen die Geräusche desTownship-Lebens, selbst dieaus den nahen Shacks plärren-de laute Rockmusik. Siyakhulaist ein Hafen des Friedens, derSchönheit und der Güte inmit-ten von viel Härte.

Wir haben einen langen Wegzurückgelegt, aber wir stehennoch immer vor ungeheurenAufgaben. Werden wir genugGeld und Patenschaften haben,um die Lehrer unterstützen zukönnen? Bekommen die Kindergenug Rhythmus, Führung undAnregung ihrer Phantasie?Werden die Eltern Verantwor-tung übernehmen, die Schul-gebühren bezahlen und bei derVerschönerung der Schule hel-fen? Wie bringen wir die vielenKinder unter, die den Kinder-garten besuchen wollen?

Oftmals sind wir überwältigtvon der Größe dessen, was wirbegonnen haben, und unseremeigenen Ungenügen. Ich habedurch diesen Prozess gelernt,Geduld und Ausdauer zu ent-wickeln und zu sehen, dass dieSchule und wir alle langsam imganz eigenen Zeitmaß wach-sen. Die Sonne und die Erdesind uns gegeben. Was wir tunkönnen, ist Kompost, Pflegeund Wasser hinzuzugeben. Ich lerne ein besserer Gärtnerzu werden.Nicola Nangle(Übersetzung HN)

Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit

Südafrika

Oben: Der ersteElternabend.

Bild darunter:Kinder im

Klassenzimmer.

24

Page 25: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Innere Strukturen hemmenihre Entwicklung ebenso. In der arabischen Gesellschaft

bestimmt der Mann die Erbfol-ge, die verheiratete Frau ziehtin die Familie des Mannes undsein Wort hat mehr Gewicht.Die Entfaltungsmöglichkeitender Frauen sind sehr beschränkt.

Kann hier dennoch Unmög -liches möglich werden? - Ja! - In Shfar'am ist eine ganz neueInitiative entstanden, in derenZentrum die Idee der individu-ellen Freiheit steht, unabhän-gig von Geschlechts- undVolkszugehörigkeit. Trotz vieler Hindernisse ist „Tamrat el Seittun" („Frucht des Oliven-baums") gegründet worden.

Zwei befreundete Pädago-gen, Ori Ivri, ein jüdischer Klassenlehrer der benachbar-ten Waldorfschule Harduf, undMazen Ayoub, ein arabischerSchulleiter, haben beschlossenWaldorfpädagogik auch zu denarabischen Kindern zu bringen.Sie begannen 2002 einen Ausbildungsgang in Waldorf-pädagogik für arabische Stu-denten. 2004 konnte eine Erdgeschosswohnung mitgeeignetem Hof mitten in derStadt Shfar'am gemietet undausgestaltet werden. 24 Kinderaus verschiedensten Bevölke-rungsgruppen fanden sich zurersten Kindergartengruppe ein.Die „Freunde der Erziehungs-kunst" boten ihre Hilfe an.

Die erste Kindergärtnerin,die mutig die neue Aufgabe in

ihre Verantwortung nahm unddiese bis heute trägt, ist Amina.Sie kommt aus einem nahenBeduinendorf, ist unverheiratetund lebt, wie in ihrer Kulturüblich, noch im Haus der El-tern. Sie hat die Entwicklungder anthroposophischen Initia-tiven in Harduf und im ganzenLand miterlebt und sich füreine Ausbildung zur Waldorf-kindergärtnerin in KiriathTiv'on entschlossen. Nacheinem Berufspraktikum hat sie sich tief mit ihrer Aufgabeverbunden. So tief, dass sie gareine Verlobung aufgelöst hat,weil ihr Bräutigam sich nichtfür ihre pädagogische Arbeitinteressierte. - Welchen Mutund welches Selbstbewusst-seins dies in der traditionellenGesellschaft bedeutet, kannman als Europäer kaum nach-empfinden.

Auch ihr jüngerer Bruder,Eyman, Familienvater mit balddrei Kindern, fühlte sich zu

dieser neuen Initiative hinge-zogen. Und er vollzog eineweitere „Revolution": ein Mannin der Kleinkindererziehung istselbst in der modernen Weltnoch ein unübliches Bild.Eyman wagte diesen Schritt ineiner noch sehr traditionellensozialen Umgebung mit allihren Vorurteilen gegenüber„unangepasstem" Verhalten.Und er erweist sich als begab-ter und einfühlender Klein-kindpädagoge.

Von allen Menschen, die sichdem Projekt als Mitarbeiterangeschlossen haben, könnteman eine bewegende persönli-che Geschichte erzählen. Allehaben die Enge der sie umge-benden Vorurteile und Behin-derungen durchbrochen undsich einen eigenen Freiheits-raum geschaffen. Die Zahl derKinder ist stetig gewachsen.Für die Kinder hat sich ein Kol-legium gebildet, das in einerselbstverständlichen Weiseungeachtet der Familien- undKonfessionszugehörigkeitzusammenarbeitet. Das istauch für die Kinder und Elternein ungewohntes und nachah-menswertes Beispiel inShfar'am, wo sich die verschie-denen Bevölkerungsgruppenzusehends auseinanderleben.Man konnte in den letztenJahren heftige Straßenkämpfeerleben.

2007 waren vier Kinder altgenug für den Schuleintrittund deren Eltern keineswegs

Israel

Amina Sawwayd, Kindergärtnerin

25

Kann Unmögliches möglich werden?Mangelndes Selbstvertrauen, Resignation und Angst herrschen unter den Bewohnern der Stadt Shfar'am im südlichen Galiläa, zwischen Haifa und denBergen von Nazareth. Hier leben 35.000 Menschen. Sie gehören zur arabischenMinderheit in Israel, die durch die politische Situation von vielen Lebens -bereichen ausgeschlossen ist.

Page 26: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

bereit für den Verzicht aufWaldorfpädagogik. Wie anmanch anderen Orten in derWelt hat auch hier der Wunschund Wille der Eltern zur Grün-dung der Schule geführt. Lana,Mutter von vier Kindern, Mit-telstufenlehrerin für Kunst undAbsolventin des arabischenWaldorflehrerseminars, war mitviel Begeisterung und Idealis-mus bereit erste Klassenlehre-rin zu werden. Sie hat ihreFreude bis heute nicht verlo-ren. Doch auch sie musste in

ihrer eigenen Familie kämpfen.Sie sagt: „Frauen sind hierimmer noch unterprivilegiert.Man sieht noch keine Frauenim Stadtparlament. Die Stimmeder Männer wird mehr respek-tiert. Doch es sind die Mütter,die die Waldorfschule „TamratEl Seittun" begonnen haben.Wir haben eine „andere" Erziehung für unsere Kindergesucht. Oft verhindern Väterdiesen Wunsch. Und oft unter-stützen die Frauen die Schuletrotzdem. Eine Mutter muss

zuerst Freiheit in sich ent -wickeln, damit sie ihren Kin-dern zum Erlebnis der Freiheitverhelfen kann."

Ab September 2010 werdenvier Klassen unterrichtet. DieExistenz der Schule ist ein klei-nes Wunder. Offensichtlich isteine neue und unabhängige,soziale und pädagogischeInitiative – auch wenn sie kleinist – für viele Menschen eineBedrohung. Sie stellt diegewohnten Werte und Verhal-tensweisen in Frage. So wurdendie Schule „Tamrat el Seittun“und ihre Mitarbeiter oftbedroht und verleumdet, dieInitiative war mehrmals amRand des Abgrunds. Glück -licherweise hat sich der Bür-germeister der Stadt zu einerpositiven Einstellung durch -gerungen, was geholfen hat,damit auch das Erziehungsmi-nisterium die Schule akzeptiertund auf Grund von Inspekti-onsbesuchen und vielenAnstrengungen der Eltern ihreine Bewilligung erteilt hat.

26

Oben: Handarbeits-unterricht.

Unten: Kinder-gärtnerin ausDschenin bei

der Fortbildung.

Israel

Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit

Page 27: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Doch mussten die Klassen dasder Stadt gehörende und bis-her leerstehende Gebäude ver-lassen, in dem der Unterrichtstattfinden konnte. Hier sprangnun ein Schülervater ein, in-dem er auf seinem Grundstückein mehrstöckiges Haus errich-tet, welches die Kindergarten-gruppen und die Schulklassenbeherbergen kann. Das istfinanziell eine Herkulesauf-gabe. Die ganze Schulgemein-schaft hofft, dass das Gebäudemit viel privater Anstrengung,freiwilliger Arbeit und Hilfe derFreunde der Erziehungskunstbis zu Schulbeginn im Septem-ber 2010 bezugsbereit seinwird.

Warum hat der Schülervaterdas auf sich genommen? Ersagt: „Das Allerwichtigste fürdie Zukunft unserer Kinder undunserer Stadt ist dieser freie,offene und vorurteilsloseUmgang der Menschen, un-geachtet ihres sozioökonomi-schen Status, ihrer Familien-,Sippen- und Religionszugehö-rigkeit, wie dies hier in unserenWaldorfkindergärten und –Schulen praktiziert wird. Das ist mein Traum für dieZukunft!"

So geschieht in Shfar'am eingesellschaftlicher Quanten-sprung: Aus resignierten, passi-ven Bürgern, die höchstensihren Familien-Egoismus pfle-gen, ist eine Gruppe von initia-tiven, selbstsicheren Menschen- Frauen und Männern –gewachsen, die mit viel freiwil-ligem Einsatz das Projekt aufihre Schultern geladen habenund es trotz großer Widerstän-de durchtragen.

Es gibt in Israel etwa hun-dert Waldorfkindergarten-gruppen und vierzehn Schulen.Außer der Schule „Tamrat El

Seittun“ sind alle hebräisch-sprachig in der jüdischenBevölkerung entstanden, mitAusnahme einiger Kindergär-ten, die die Zweisprachigkeitüben und erproben. Eine Hoff-nung ist, dass die Waldorfpäd-agogik weiterhin mithelfenwird, die heute so schmerz -haften sichtbaren und unsicht-baren Mauern zwischen jüdi-scher und palästinensischerBevölkerung zu verkleinernund abzutragen.

Dank einer neuen politischenKonstellation dürfen seit eini-gen Monaten die israelischenAraber einige Stunden pro Tagnach Dschenin reisen. Die Wal-dorfkindergärtnerinnen vonShfar'am nutzen diese Gele-genheit und fahren regelmäßig

an ihrem freien Tag zurgemeinsamen Arbeit undBegegnung zu Kindergärtne-rinnen nach Dschenin. Dortwird zusammen gesungen,künstlerisch gearbeitet, Fähig-keiten ausgetauscht, gespro-chen und gelacht. Alle empfin-den diesen Austausch als bereichernd und stärkend.Stefanie Allon-Grob

27

Oben: Mädchenan der Schwellevon Kindergartenzu erster Klasse.Unten: Spiel derKleinen im Kin-dergarten

Page 28: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Als ich vor wenigen Jah-ren mit einer jungenFrau sprach, die in einem

waldorforientierten Kindergar-ten in Beijing arbeitet, erzähltesie mir von ihrer eigenen Aus-bildung auf einer Eliteschuleund dann an der Elite-Univer-sität, an der sie erfolgreichBiochemie studiert hatte. Nunarbeitet sie mit immerhin 32Jahren im Waldorfkindergartenund ist stolz, dass sie mit dieserArbeit zum ersten Mal in ihremLeben eine eigene Entschei-dung getroffen und nicht nurdie Entscheidungen des Vatersausgeführt hat.

Um ihren eigenen Kinderndieses Schicksal des aus-schließlich am Erfolg orientier-ten fremdbestimmten Lebensund Lernens zu ersparen, inter-essieren sich immer mehr jungeEltern für alternative Konzepteder Erziehung. Das ist der Hin-tergrund auf dem seit 2004Spielgruppen gegründet wer-den, die mit der Waldorfpäd-agogik arbeiten. Oft habenEltern und Kindergärtenzunächst die Montessoripäd-agogik versucht und sind dannbei weiteren Recherchen imInternet auf die Waldorfpäd-agogik gestoßen. Inzwischen

gibt es in einigen großen Städten solche Spielgruppenmit acht bis zehn Kindern.

Die Kindergärtnerinnenbesuchen Ausbildungskurse,die auf drei Regionen konzen-triert werden sollen: Chengdu,Guangzhou und Beijing. Umden großen Bedarf an Mento-ren und Ausbildern und gleich-zeitig die große Anziehungs-kraft, die China ausübt, sinn-voll und bei Aufrechterhaltungeiner realistischen Qualität zu koordinieren, haben dieFreunde der Erziehungskunstgemeinsam mit der IASWECE(Internationale Kindergarten-bewegung) und der Pädagogi-schen Sektion am Goetheanumeine Freistellung für eineerfahrene Kindergärtnerin fürdie nächsten drei Jahre organi-siert, die diese Koordinations-rolle übernehmen und zugleichauch dafür sorgen wird, dassdie Ausbildungslehrpläne auf-einander abgestimmt werden.Das ist ein großer Fortschritt.Auf dieser Grundlage hoffenwir, dass die Waldorfpädagogikim Kindergartenbereich stabileWurzeln bilden wird.Nana Göbel

Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit

China

Infoabend imKindergartenin Peking.

28

Arbeit für eine unbeschwerte Kindheit „Eine unbeschwerte Kindheit gilt vielen ehrgeizigenchinesischen Eltern als reine Zeitverschwendung.“So oder ähnlich lauten die Überschriften zu Artikelnüber die Situation von Kindern in China. Währenddie Kinder der Städter unter dauerndem Leistungs-druck vom Kindergartenalter an stehen, haben vieleKinder auf dem Land keine Chance auf eine längereSchulzeit. Auf dem Land gibt es immerhin noch 120 Millionen Analphabeten, was natürlich unterden Städtern undenkbar ist. Hier werden die Kindervon klein an dazu angehalten zu lernen und Erfolgezu erzielen.

Page 29: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Ich erwache früh am Morgen.Der Hahn des Nachbarn ist mein Wecker. Ich schaue

aus meinem Fenster. Der Regender letzten Nacht hat denDunst verscheucht. Ein rosafar-bener Himmel hinter drei Vul-kanen. Das Morgenlicht färbtauch die Wellen auf dem Atit-lán See. Der Motor der Mühlestartet, stottert und startet erneut. Die Vögel rufen undsingen. Die katholische Kirchemacht auf Kaqchikel (die lokaleMaya-Sprache) Ansagen, diezwischen Hängen und Tal widerhallen.

Heute haben wir eine Ver-sammlung für alle Kinder undLehrer. Meine Kindergarten-gruppe wartet gespannt dar-auf, ihr Lied zu singen, eben-falls auf Kaqchikel. Es istRegenzeit und das Lied, das auf einer russischen Geschichtebasiert, erzählt von einem Pilz,

der im Regen wächst und klei-nen Waldtieren Schutz bietet.Die Kinder hatten die Ge-schichte einige Wochen langauf Spanisch, Englisch undKaqchikel gehört - den Spra-chen, die wir unterrichten. Auf unserem Schulhof bautenwir zusammen einen riesigenPilz. Den Stiel machten wir auseinem Avocado-Baumstammund den Hut aus Bananenblät-tern und Schilf. Die Kinder kro-chen dann wie Ameisen unterihn, hoppelten darunter wieKaninchen und flogen wieSchmetterlinge und Vögel umihn herum - und machten mitden Fingern den Regen. Sielebten in der Geschichte unddie Geschichte lebte in ihnen.

Das Lied ist etwas Besonde-res, weil es von Marilily undErvin, unseren Kindergarten-Assistenten komponiert wurde.Ich gab ihnen diese Aufgabe

zwei Wochen vorher, und eswar eine Herausforderung. Diehier lebenden Mayas schreibenin der Regel keine Lieder undobwohl sie zuhause Kaqchikelsprechen, singen sie auf Spa-nisch. Gesungen wird in derKirche. Die Mütter hier singennicht bei der Arbeit, singenauch keine Schlaflieder – sol-che Traditionen existieren hiereinfach nicht. Eines Abends sah ich Ervin und Marilily inder Schule noch spät an derArbeit. Sie sangen und lachten,schrieben und änderten. Siedachten, sie müssten das Liedzuerst auf Spanisch verfassen.Ich hörte, wie sie versuchten,lluvia durch hap zu ersetzen,das Kaqchikel-Wort für „Re-gen“. Es war unmöglich, denRhythmus zu übersetzen, undlangsam wurde ihnen der ein-zigartige Rhythmus ihrer Spra-che immer bewusster. Es warein magischer Moment kreati-ven Ausdrucks. Solche Momen-te sind in den Schulen Guate-malas leider sehr selten.

Ich höre die Klingel derstaatlichen Schule scheppern.Es ist 7 Uhr 30. Das zuvor rosi-ge Licht ist nun golden, derHimmel ein strahlendes Blau.Ich höre die hastenden Schrit-te, als die Schulkinder an mei-ner Tür vorbeieilen. Sie hoffenanzukommen, bevor sich diegroßen Metalltore der öffent -lichen Schule schließen. Es gibtin unserem Ort keine Busse,jeder läuft zur Schule. Ich neh-me meine Sachen, trete aus derTür und beginne auf dem stei-len Steinweg mit dem Abstiegzur Escuela Caracol. Ich kommean einem Mann vorbei, derzusammengesunken seinenRausch ausschläft. Ich grüßeeine Frau, die von der Mühlezurückkehrt.

Guatemala

Der Atitlán See

29

Vom Pilz, der im Regen wächstEin typischer Morgen in San Marcos La Laguna,einem kleinen Pueblo-Städtchen im Hochland vonGuatemala. Doch kein typischer Tag, denn in derEscuela Caracol beginnen morgen die Sommerferien.

Page 30: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Ich überquere eine Brücke.Der Fluss fließt durch denRegen der letzten Zeit kräftigdahin. Ich höre seine Stimme,während ich den unbefestigtenWeg zur Schule gehe. Vor demSchultor grüße ich Alan, einenFranzosen, der gegenüber lebtund gerade von seiner mor-gendlichen Schwimmrundezurückkommt. In unserem Ortwird er „Merlin“ genannt. Ernickt und grinst. Sein Lächelnversteckt sich hinter seinemlangen weißen Bart. Sein Gar-ten ist voll von farbigen Glass-figuren, Mobiles, Traumfängernund Katzen. Ich öffne unser Tor und betrete die Schule.

Nicolas, der Hausmeister,harkt die Bambusblätterzusammen. Angélica, die Leh-rerin der 1. Klasse, bereitet ihreTafelzeichnung vor. Teresa, dieKöchin, wäscht Gemüse.Andrea, die Lehrerin der 2./3.Klasse, füttert die Kaninchen.Marilily und Ervin stellen ineinem Halbkreis Bänke für dieVersammlung auf, die unterdem Strohdach unseres Klas-senraums stattfinden wird. DieKinder kommen und setzensich auf Matten, die aus demSchilf des Sees gemacht wur-den. Jede Klasse begrüßt dieandere mit ihrem Morgenlied.

Die Kindergärtner bildeneinen Kreis wie jeden Tag, unddie ganze Schule macht mitbeim „Regenmachen“ mit denFingern. Als der Regen aufhört,trete ich aus dem Kreis, um dasLied mit unserer Kinderharfezu begleiten. Ervin und Marililybeginnen das Lied, und die Kinder stimmen ein. Ich sehe,wie die Gesichter von Ervinund Marilily leuchten, als sieerleben, wie kostbar und wert-voll das Geschenk ist, das sieden Kindern gemacht haben.

Sie staunen, als alle Kinder – woher sie auch stammen –fröhlich die Kaqchikel-Wortesingen. Sie alle sind jetzt imregnerischen Bergwald mit den Tieren zusammen. Sie sindfrei zu krabbeln, zu hüpfen undzu fliegen. Die älteren Kinderlächeln wissend, als sie dieMusik aufnehmen – die einenerstaunt, ein Lied in ihrer Mut-tersprache zu hören, die ande-

ren sind stolz, die Bedeutungder Worte zu verstehen.

Dieses kleine Lied illustriertden lebendigen Austausch inunserer Gemeinschaft.Momente wie dieser sind derverbindende Brückenschlag,den wir in unserer kleinenSchule immer wieder zu schaffen suchen.Joshua Wilson(Übersetzung HN)

Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit

Guatemala

Bild oben: Klassen-zimmer inCaracol.

Mitte: Ervinmit seinerKlasse.

Unten: Luna,Celine und

Meiry.

30

Page 31: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Mit froher Erwartungund lauten „Hallos”beginnt jedes neue

Ausbildungsmodul. Lehrer ausallen Ecken Kenias, Ugandasund Tansanias treffen an derRudolf Steiner Schule ein. Siesind durch die Nacht gefahren,in Bussen, welche die schreckli-chen Strassen nach Nairobiüberwinden mussten. Dochsolche Hindernisse nehmen siedank ihrer Bereitschaft in Kauf,in zwei Wochen neue Einsich-ten, Fähigkeiten und Inspira-tionen für das Unterrichten zubekommen.

Warum machen sie das? –Die Lehrer sind erfüllt von demWunsch, ihren Schülern das zugeben, was sie selbst nie hat-ten: Bildung, die den jungenMenschen in einer sich verän-dernden Welt eine Zukunftgeben kann, die den Kindernermöglicht, ihr eigenes Lebenin die Hand zu nehmen, ausdem Verständnis heraus, was esim weitesten Sinne bedeutetMensch zu sein.

Viele dieser Lehrer kommenvon jungen Initiativen, die Kin-der aus armen Verhältnissenunterrichten. Sie haben vieleWaisen in ihren Klassen, derenSchulgeld niemand bezahlt.Die Initiativen sind kleine pri-vate Schulen, die aus demHunger der Gesellschaft nach

Bildung entstehen, denn esgibt nur wenige staatlicheSchulen mit mangelhaftemAngebot.

Doch immer mehr Menschenkümmern sich um die Verbes-serung der Bildung. Auch wennes noch eine kleine Bewegungist, so verbreiten die Lehrer, diein Berührung mit der Waldorf-pädagogik gekommen sind,ihre Ansätze. Sie tun dies nichtnur in Kindergärten und Grund-schulen, sondern auch in ihremweiteren Umfeld.

Es gibt eine besonders span-nende Initiative, in der diebeteiligten Menschen noch inder traditionellen Kultur leben.Es ist eine Gruppe von Massainahe der Grenze zwischenKenia und Tansania, die Inter-esse an der Waldorfpädagogikgefunden hat. Sie leben nachwie vor als Hirten, doch siekämpfen mit dem aufkommen-den Stil der westlichen Welt.Da sie gewohnt sind mit ihrenHerden zu wandern, konntensie nicht von den Entwick-lungsprogrammen in Keniaprofitieren. Viele ihrer Kinderkonnten keine Schule besu-chen.

Besonders durch die Verän-derungen des Klimas, durchlange Dürreperioden, spürensie, dass ihr traditionellesLeben eine unsichere Zukunft

hat. Während der jüngstendreijährigen Dürre von 2007 bis 2009 starben viele ihrer Tiere und sie kamen in großeNot. Trotz der Regenfälle 2010,durch die das Land sich erholthat, wird es Jahre dauern, bisdie Bestände der Herden wie-der so groß sind, dass die Men-schen von ihnen gut lebenkönnen. In dieser unsicherenSituation wandten sich vieleFamilien der Erziehung ihrerKinder zu, ihrer einzigen lang-fristigen Hoffnung. DieseGruppe der Massai hatte dasGlück, dass einigen Kindern der Besuch der Rudolf SteinerSchule in Nairobi finanziertwurde. Dort leben sie währendder Schulzeiten.

Bei jeder Rückkehr in denFerien waren die Eltern vonden Veränderungen ihrer Kin-der überrascht. Sie versprühtenSelbstsicherheit, ihre sprach-lichen Fähigkeiten warengewachsen und sie hattenoffensichtlich viel gelernt. IhreAugen glänzten lebhaft unddie Eltern fragten sich, woherdiese Veränderungen kommen.

Dies führte zur Zusammen-arbeit der Rudolf Steiner Schu-le mit einem lokalen Stammes-führer, unterstützt durch TruusWarrink aus den Niederlanden.Der Stamm sandte vier Men-schen zur Waldorflehrerausbil-

Ostafrika

31

Die Waldorfpädagogik begegnet einer Alten TraditionDer afrikanische Kontinent ist auf sich gestellt, mit einem überkommenen Bildungswesen, das es im 19. und frühen 20. Jh. aus der westlichen Welt geerbthat. Die Kinder können in ihrem Leben wenig damit anfangen. Nur Kinder auswohlhabenden Familien, die auf private Schulen geschickt werden, bekommen die Chance, später wirksam am wirtschaftlichen Leben und in einflussreichenKreisen teilzuhaben. Aber es gibt auch Hoffnung in Afrika.

Page 32: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

dung, drei für die Kindergar-tenausbildung und einen fürdie Grundschullehrerbildung.Bald werden diese Lehrer Men-toren und Unterstützung brau-chen, um eine Erziehung ihrerKinder zu entwickeln, die imEinklang mit der Besonderheitihrer Kultur steht und dennochdas Überleben in der zuneh-mend sich verändernden Weltsichert.

Die erste Aufgabe wird sein,zur alten Tradition des Ge-schichtenerzählens zurück zukehren und die Geschichten zu finden, die abends um dasFeuer im Kreis der Familienoder der Gemeinschaft erzähltwurden. Diese Geschichtenwaren die ursprünglichste Formder Erziehung. Sie verbandendie Menschen mit einer ge-meinsamen, tiefen Lebensauf-fassung und vermittelten gei-stiges Bewusstsein und Sinn desLebens. Die gründliche Betrach-tung der frühen Entwicklungdes Kindes in der Kindergärt-nerausbildung ermöglicht denLehrern aus der reichen Tradi -tion der afrikanischen Kulturaltersgerechte Geschichten undLieder für Morgenfeiern, hand-werkliche Aktivitäten oderFeste zu wählen.

Die Lehrer werden ermutigt,das Kind in sich selbst zu fin-den, dieses spielerische, wun-dervolle Wesen, das wir alleeinmal waren. Sie schulen ihreImagination, um Geschichtenzu erfinden, lernen, sie mitPuppen, Bewegung oder Gestenzu spielen und verlieren sichschließlich im Fluss der Farbenbeim Nass-in-Nass-Malen. Alldies ermöglicht den Lehrern,ihren Kindern mit Verständnisfür die Kindheit und Entwick-lung zu begegnen. Es ermög-licht ihnen zu verstehen, wie

und warum Kinder spielen ...spielen ... und spielen. Sie nut-zen dafür Gegenstände, die ihrUmfeld und ihre Kultur spie-geln und ergänzen damit dieeher gewohnte Ausstattungeines Waldorfkindergartens.

Eine wirkliche Herausforde-rung ist es, afrikanische Ele-mente in die Grundschullehrer-ausbildung zu integrieren.Sicher werden auch hier afri-kanische Geschichten erzählt,Märchen, Fabeln oder Sagender Völker, passend zum Alter

Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit

Ostafrika

Oben: Feierzum 20-jähri-gen Jubiläumder Waldorf-pädagogik inOstafrika.

Unten: Malennass-in-nassim Kindergar-ten. Rechts:

Kindergarten-initiative inFort Portal,

Uganda.

32

Page 33: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

der Kinder und zum jeweiligenUnterricht. Hier wird auch dieVielfalt der Kultur, Geschichteund Geographie Afrikas unter-richtet, damit die Kinder ihreWurzeln in Afrika finden kön-nen. Dennoch wird es Gebietegeben, in denen ein afrikani-

scher Weg der Erziehung erstnoch erforscht werden muss,statt ohne Prüfung einfach den europäischen Lehrplan zuübernehmen.

Inzwischen hat ein Projektbegonnen, das sowohl die etablierten als auch die neuenKindergarten- und Grund-schulinitiativen in den drei ost-afrikanischen Ländern unter-stützt. So können die Lehrer,welche die Ausbildungsmodulebesucht haben, in der Anwen-dung des Gelernten und ihrerweiteren Entwicklung als Wal-dorflehrer begleitet werden. Es gibt drei junge Kindergärtenin Tansania, sieben neue Kin-

dergärten/Grundschulen undzwei weitere Kindergärten inUganda sowie zwei Kindergär-ten/Grundschulen und achtKindergarteninitiativen inKenia, die solch eine Beglei-tung suchen. Vor allem AnnScharfman (Kindergärten) und Peter van Alphen (Grund-schulen), die in Südafrika vielErfahrung als Pädagogengesammelt haben, waren inden vergangenen zwölf Jahrenals Mentoren für diese Lehrerunterwegs und werden weiterefünf Jahre diese Aufgabe fort-setzen. Finanzielle Unterstüt-zung dafür konnte durch dieFreunde der Erziehungskunstgefunden werden.

Ziel dieses Projektes ist es,ein vertieftes Verständnis undeine Praxis der Waldorferzie-hung in den Schulen dieserdrei Länder zu entwickeln, dasdie Lehrer unabhängig werdenlässt von ausländischen Ausbil-dern. Wenn einmal genügendgut ausgebildete Waldorflehrerunterrichten, werden die Schu-len ihre eigenen Ausbildungenin ihren Ländern etablierenkönnen.Peter van Alphen(Übersetzung BK)

33

Page 34: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Die Spiele, die wir mit Ge-schwistern oder Freun-den auf der Straße spiel-

ten, machten Spaß, fesseltenund entwickelten Fähigkeiten -Himmel und Hölle, Seilsprin-gen, Singspiele, Fangen, Ver-stecken, auf dem Weg malenund so weiter. Oft waren wir so beschäftigt, dass wir denRuf zum Essen überhörten ...Daneben gab es die reale Arbeit. Alle Kinder halfen undlernten Kochen, Nähen, Putzen,Waschen und andere Haus -arbeit. Nie gab es einen lang-weiligen Augenblick.

Dreißig Jahre später lebteich mit meinem vierjährigenSohn in England. Nach einerkurzen und enttäuschenden

Erfahrung mit einem staatli-chen Kindergarten gingen wirauf die Suche und stießen aufWaldorfinitiativen. Die Überra-schung und die Freude, die ichschon beim ersten Blick in denKindergarten empfand, warenunbeschreiblich – die warmeAtmosphäre, die natürlichenAktivitäten und die Freude auf den Gesichtern der Kindersagten alles. Später, währendmeiner Waldorfausbildung,entdeckte ich, dass es sogarweit mehr und tiefere Lern-prozesse gab, als man an derOberfläche sehen konnte. Dies führte mich dazu, dass ich inAustralien eine Kindergärtnerinund Ausbilderin wurde – für 25 Jahre.

Vor zwölf Jahren kehrte ichzu einem Besuch nach Vietnamzurück. Ich war australischeStaatsbürgerin geworden unddachte, es wäre nur ein kleinerUrlaub. Ich wusste nichts vonden Plänen, die das Schicksalfür mich bereit hielt und dieich bald auf mich nehmenwürde. Nachdem ich dasbuddhistische Waisenhaus DieuGiac in Ho-Chi-Minh-Stadtbesucht und die kläglichenLebensumstände der 160 Kin-der erlebt hatte, gründete ichmit einigen meiner Kindergar-teneltern den Verein „VietnamChildren's Project“ (VCP). Wirsammelten Spenden, um denUnterhalt, die Erziehung unddie medizinische Versorgung

Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit

Vietnam

34

Gegen die Vorschrift Als ich ein kleines Kind war – vor rund 60 Jahren –gab es in Vietnam keine Kindergärten. Die Kinderwaren zuhause, bei Familienmitgliedern und Verwandten. Als Spielzeug hatten wir Stöcke undSteine, Gummibänder und Seile, Stäbchen, Blätter,Blumen, Sand, Schmutz, Stoffpuppen, alte Kleider.

Page 35: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

dieser bedauernswerten Kinderzu unterstützen. Wir dachtenauch über die Qualität derErziehung nach und entschlos-sen uns, uns zuerst auf die klei-nen Kinder zu konzentrieren:Wir planten einen Waldorfkin-dergarten.

Kulturell hatte sich Vietnamseit meiner Kindheit drama-tisch verändert. Das Land wardurch zwei Kriege gegangen -zuerst der Krieg mit den Fran-zosen bis 1954, dann mit denAmerikanern bis 1975, woraufdie zwei Teile des Landes sichwieder vereinigen konnten. DieRegierung war nun kommuni-stisch, die Lebensweise und dasErziehungssystem kopf-orien-tiert und materialistisch.

Wie bei jeder kommunisti-schen Regierung sind dieRegeln zahlreich und streng,die Kontrolle ist absolut. Erzie-hen, Feiern oder Sprechen inBezug auf spirituelle oder reli-giöse Inhalte ist nicht erlaubt.Versammlungen von mehr alssieben Erwachsenen sind ver-boten. Möbel und Spielsachenim Kindergarten müssen„sicher“ sein, das bedeutet siesind aus Plastik, damit die Kin-der sich nicht verletzen. Reis-schüsseln und Trinkbechermüssen aus Plastik sein, damitsie nicht brechen, Stoffpuppenund Tiere gelten als unsauber,Dinge aus der Natur als zuscharf und schmutzig, mitSand oder im Garten spielen ist

unhygienisch. Steine aus demFluss, Bauklötze oder Holztieresind zu hart – die Kinder wer-den sich die Köpfe einschlagen.„Nehmt Plastik“, war die Ant-wort auf jede einzelne unsererFragen.

Es gab keine Hoffnung aufstaatliche Unterstützung fürunsere private Initiative. ZumGlück konnte das sehr beengteWaisenhaus zwei Räume miteigenem Eingang und einenbetonierten Streifen von dreimal acht Meter als Spielflächebereitstellen. Dreißig Kindervon drei bis sechs sollten auf-genommen werden, zehn ausdem Waisenhaus, 20 aus denarmen Familien der Nachbar-schaft, ohne Schulgeld. Kaum

Spiel im Kinder-garten Dieu Giac

35

Page 36: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

war der Plan gemacht, war die Liste schon voll und vieleNamen auf der Warteliste. DieEltern waren die Ärmsten derArmen - arbeitslos, erwerbsun-fähig oder mit einfachsten Jobsals Hausangestellte, Gelegen-heitsarbeiter, Straßenreiniger,Müllsammler, Hausierer usw.Ihre Kinder spielen täglich un-beaufsichtigt in den Straßen.

Das wenige Geld, das wirhatten, kam von Patenschaf-ten, Markterlösen in Australien,Spenden der Freunde der Erzie-hungskunst und des Interna-tionaal Hulpfonds in den Nie-derlanden. Wir schickten einigeErzieherinnen zur Ausbildungnach Australien und ich reistezweimal jährlich nach Vietnam,um ihnen zur Seite zu stehen.Kindergärten aus Australienspendeten Spielzeug. So öffne-te 2002 Dieu Giac, der ersteWaldorfkindergarten in Viet-nam, gefolgt 2003 von ThanhLan und 2005 von Tho Trang ananderen Standorten. Insgesamtbesuchten schließlich 120 Kin-der diese drei Kindergärten.

Viel harte Arbeit, Kummerund Schwierigkeiten lagen aufunserem Weg. Es ist schwierig,Erzieherinnen zu finden, diegenug Mut haben, einen ganzneuen Weg zu wagen, auf demdie Fähigkeit entwickelt wer-den muss, selbstständig zudenken und eigene Initiative,Kreativität, Verantwortungsge-fühl und viele künstlerischeFähigkeiten zu entfalten. Dasoffizielle System verlangt, dassdie Lehrer das ganze Jahr hin-durch schuften, mit Ausnahmevon nur zwei Wochen kurzenFerien. Es gibt kaum Zeit fürweitere Ausbildung.

Vor zwei Jahren bekam einvierjähriger Junge eine Menin-gitis und starb kurz bevor wir

genug Geld gesammelt hatten,um die notwendige Medizin zukaufen. In Vietnam muss maneigene Medizin, Spritzen usw.mitbringen, um im Kranken-haus behandelt zu werden.Letztes Jahr fiel ein Jungedirekt neben der Hütte, in derer mit seiner alleinerziehendenMutter wohnte, in den Flussund ertrank. Es geschah nachdem Kindergarten, als seineMutter auf irgendeiner Müll-kippe leere Flaschen für ihrenLebensunterhalt sammelte. Zu Beginn dieses Jahres wurdeder Tho Trang Kindergarten vonden lokalen Behörden geschlos-sen, weil er nicht genau nachVorschrift alle Möbel, Spielge-räte und Spielzeuge durch Pla-stik ersetzt hatte. Es brauchteviele Monate, viel Schmerz,Arbeit und Geld, bis ein neuesGrundstück gefunden wurdeund der Kindergarten wiederöffnen konnte.

Und dennoch ist die Arbeitfür alle Beteiligten ungeheuerlohnend. Die meisten Erziehe-rinnen empfinden, dass sie zumersten Mal ihre eigenen Fähig-keiten entdecken und sich als Menschen entwickeln. Auchwenn die Eltern noch immernicht viel von der zugrundeliegenden Philosophie verste-hen, sehen sie doch die positi-ven Ergebnisse. Viele der aller-ersten Kinder – inzwischen inder 7. Klasse in Staatsschulen –sind heute intelligente, künst-lerische und sozial gesinnteAnführer unter Ihresgleichen.Auf dem letzten Elternabend inTho Trang stand eine Mutterauf und dankte den Erzieherin-nen mit Tränen in den Augen:„Wir hätten nie gedacht, dasses möglich wäre, dass unsereKinder in kurzer Zeit zu so vertrauensvollen, gesunden,

glücklichen Kindern werdenwürden. Wir wissen immernoch nicht, was diese Erzie-hung bedeutet, aber wir dan-ken Euch dafür.“

Wir müssen und wollen wei-termachen. In Vietnam ist eingroßer Teil der Bevölkerungarm und ungebildet. Um diesenMenschen und ihren Kindernzu helfen, brauchen wir vielUnterstützung – finanziell,moralisch und professionell.Der andere Teil der Bevölke-rung braucht vielleicht sogarnoch mehr Hilfe, angesichtsseiner konfusen, materialisti-schen und zerstörerischenWeltsicht. Ich bin sicher, dasseine vollständige Waldorf -erziehung für die kommendeGeneration der notwendigeerste Schritt ist. Es ist eine lange, aber sichere Reise in die Zukunft.Thanh Cherry(Übersetzung HN)

36

Im Kinder-garten

Thanh Lan

Vietnam

Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit

Page 37: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Immer wieder erleiden Kinderauf dieser Welt Traumatadurch belastende Ereignisse.

Traumata sind seelische Wun-den, Verletzungen der psy-chischen Integrität durchKrieg, Naturkatastrophen,Flucht, Misshandlungen u.v.m.Sie entwickeln sich phasenwei-se. Nach dem „Schockerlebnis“der Katastrophe und einer ein-bis zweitägigen „Akutphase“können während etwa vier bisacht Wochen „Posttraumati-sche Belastungsreaktionen“wie Ängste, Schlafstörungen,Aggressivität u.a. auftreten.Wenn diese Reaktionen nichtvon allein wieder nachlassen,kommt es zur therapiebedürf-tigen psychischen Erkrankung.

Die Notfallpädagogik ver-sucht, Kinder und Jugendlichein Kriegs- und Katastrophen-gebieten durch stabilisierendeMaßnahmen bei der Verarbei-tung ihrer Erlebnisse zu helfen,um so Folgestörungen entge-gen zu wirken. Sie setzt in derPhase der „PosttraumatischenBelastungsreaktion“ ein. Gera-de die Waldorfpädagogik mitihrem ganzheitlichen, künstle-rischen Ansatz und die anthro-posophischen Therapieformensind in besonderer Weisegeeignet, die Symptome derBelastungsreaktion abzudämp-fen, den Betroffenen zu stabili-sieren und seine Selbsthei-lungskräfte zu aktivieren.

Libanon 2006/2007Im November 2006 sowie

im April und November 2007arbeiteten die „Freunde“ inPilotprojekten mit Kindern imLibanon.

China 2008„Als das Beben noch stärker

wurde, brach Panik aus. Allerannten durcheinander. DieKinder weinten und schrien. Da das Treppenhaus einge-stürzt war, war jede Flucht ver-sperrt. Dann stürzte die Deckeauf uns herab. Ich kann michan nichts vor dem Beben erin-nern, bis heute habe ich kei-nerlei Gefühle mehr. Ich binwie lebendig tot.“

Anders als Xu Xingyou, ein33-jähriger Lehrer, könnentraumatisierte Kinder oftmalsnicht über das Erlebte spre-chen. Die Erlebnisse sind abermeist nur dadurch zu bewälti-gen, dass man lernt, sie zu arti-kulieren. Sich ausdrücken istauch ein Akt der Distanzierung.Als nonverbales Ausdrucksmit-tel eignet sich bspw. Eurythmieals sichtbare Sprache. Gleich-zeitig helfen Bewegungsspieledie durch das Ohnmachtserleb-nis ausgelösten Lähmungen zu lösen.

Gaza 2009„Meine Kinder bekommen

nachts immer Angst. Sie wei-nen, schreien und machen insBett. Meine siebenjährigeTochter hat seit dem KriegAngst vor allem, was sichbewegt!“ (Rana Zayed, 24,Mutter von drei Kindern)

Kriegserfahrungen und dieständige Angst vor neuen Aus-einandersetzungen haben beiden meisten Menschen in Gazagroße seelische Wunden hin-terlassen. Viele Kinder und

Heilung seelischer Wunden Entwicklung der pädagogischen Nothilfe seit 2006

Der Sonderpädagoge Bernd Ruf entwickelte 2006 einauf der Waldorfpädagogik basierendes Konzept zurNotfallpädagogik, nachdem er mit traumatisiertenKindern in einem Flüchtlingslager in Beirut im Kon-text des Libanonkriegs konfrontiert wurde.

37

Pädagogik inTrümmern, Gaza,Juni 2009.

Pädagogische Nothilfe

Page 38: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Jugendliche unterliegen hiereiner mehrfachen Traumatisie-rung. Deshalb haben sich die„Freunde“ zum Ziel gesetzt,ihre Arbeit in Gaza weiterzu-führen. Würden auch alle päd-agogischen Maßnahmen wir-kungslos sein, blieben den Kin-dern doch die unvergesslichenAugenblicke, wo sie durchmenschliche Zuwendung zurSprache zurückfinden, wo Kin-deraugen wieder zu strahlenbeginnen oder „eingefrorene“kindliche Mimik wieder auftautund Leben zurückkehrt. AuchFreude heilt.

Indonesien 2009„Ich sah meinen 12 jährigen

Sohn Boy aus der einstürzen-den Moschee flüchten und zu unserem Haus rennen. Etwa3 Meter vor unserer Terrassewurde er von den Geröllmassenmitgerissen und verschüttet.

Wir haben ihn bisher nichtgefunden“.

Menschen, die wie Joru, die30-jährige Mutter von Boy, Bilder der Zerstörung und desTodes in sich tragen, könnendurch kunsttherapeutischeMethoden wie Malen, Form -zeichen, Aquarellieren und Plastizieren Möglichkeit derArtikulation geboten werden,um die Verarbeitung des Erleb-ten zu unterstützen.

Haiti 2010„Nach zweieinhalb Tagen

wurde ich ausgegraben. Seitherkann ich nicht mehr schlafen.Ich habe furchtbare Angst,kann mich nicht mehr in Häu-sern aufhalten und mussimmer an die Zeit unter denTrümmern denken.“

Die Geschichte des 13 Jahrealten Maclaye ist kein Einzel-fall in Haiti, das am 12. Januar2010 von einem verheerendenErdbeben heimgesucht wurde.In Zusammenarbeit mit derKindernothilfe und der haitia-nischen NGO Acrederp konntendie „Freunde“ bei ihren Einsät-zen im Februar und Mai 2010zwei Kinderschutzräume ein-richten, in denen mittlerweilelokale, in notfallpädagogischen

Methoden geschulte Lehrer mit700 Kindern arbeiten. In den„Child Friendly Spaces“ wurdeeine wiederkehrende, rhythmi-sierte Tagesstruktur mit festenEssenszeiten und abwechseln-den Bewegungs- und Ruhe-pausen eingeführt. Dadurchwird die Reorganisation innererund äußerer Ordnungen unter-stützt.

Ausblick2010 ist in Haiti ein dritter

Einsatz geplant, um die vor Ortgetätigte Arbeit zu evaluierenund ggf. weitere Impulse zusetzen. Mit Förderung des Aus-wärtigen Amtes können für2010 insgesamt drei notfall-pädagogische Interventionenin Gaza realisiert werden. Der erste Einsatz fand vom 17.bis 31. Juli statt und führte die2009 angefangene Arbeit imAl-Qattan Centre for the Child,in einem Waisenheim in Gaza-Stadt und in einem für die Kin-der des Samouni-Clans errich-teten Child Friendly Space fort.Zudem gab es notfallpädagogi-sche Workshops für lokale Pädagogen.Michaela Metzger

Pädagogische Nothilfe

Oben: Erlebnis-pädagogik in Haiti,

Mai 2010.Kleines Bild:

SonderpädagogeBernd Ruf

beim Spiel mit Kindern inIndonesien.

38

Page 39: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Gleich in der ersten Wo-che bat mich eine engli-sche Harfenistin, ihren

Unterricht fortzusetzen. Daswar für mich komplettes Neu-land und so begann ich mitvier betreuten Kindern Musikzu machen. Diese Aufgabe hatmir die Kontaktaufnahme er-heblich erleichtert. Meine ers-ten Sätze Georgisch habe ich inden täglichen Stunden gelernt.

Im Gelände half ich beimBau einer Auffahrt zum Haupt-haus sowie beim täglichenHolzhacken. Dann kam dieArbeit in der Schreinerei dazu.Im Winter und Frühling warmeine Hauptbeschäftigung dasAnlegen von Beeten. Das hießstundenlanges, tiefes Grabendurch Tonnen von Steinen.Meine Chefin im Garten, dieein wenig Englisch sprach,wurde meine inoffizielle Tuto-rin, an die ich mich immerwenden konnte.

Im April tourten wir zu denschönsten Orten Georgiens, ansSchwarze Meer, in den Kauka-sus, in die Halbwüste, in dasberüchtigte Pankisital und zu Höhlenklöster und Kirchen.Das war eine Zeit in der ichgute Kontakte zu den Kindernknüpfen und viel über dasLand, seine Kultur, die Men-schen und deren legendäreGastfreundschaft lernte.

In den Sommermonatenkamen viele interessante jungeMenschen als Kurzzeitfreiwilli-ge aus aller Welt, um in TEMImitzuarbeiten. Gegen Endemeines Dienstes war ich soweitintegriert, dass ich um Hilfe beiverschiedenen Arbeiten gebe-ten wurde. Das war vorhernicht selbstverständlich, da esunhöflich gewesen wäre, einenGast zum Arbeiten anzuhalten.Ich konnte noch den Beginnder Weinernte miterleben.Über 50 Betreute, Mitarbeiter,Eltern und Freunde warendamit beschäftigt über 10 Ton-nen rote Weintrauben zu ern-ten. An den Abenden wurde

groß gefeiert. Neu waren dieTongefäße zur Aufbewahrungdes Weins nach traditionellgeorgischer Methode, die biszum Hals in die Erde eingegra-ben werden. Damit wird derphantastische Biowein ausTEMI sicher noch besser undkann hoffentlich in größerenMengen verkauft werden, umein wirtschaftliches Standbeinder Gemeinschaft zu bilden.

Ich habe es zu keinem Zeit-punkt bereut, nach dem Kriegin Georgien „stur“ geblieben zusein bei meiner Stellenwahl.Ich bin sogar froh, lange Zeiteinziger Ausländer in TEMIgewesen zu sein. Ich kann jetztnoch nicht abschätzen, wasdiese Zeit für mich in Zukunftbedeuten wird, doch weiß ichsicher, dass ich sehr bald wiewieder zu meiner „georgischenFamilie” zurückkehren werde.Fridtjof Gilck

Freiwilligendienst

Weinlese und -Verkostung.Unten: Aufeinem Ausflug.

39

Ein Jahr in GeorgienIn der 1989 gegründeten Einrichtung TEMI im Nord-osten Georgiens leben ca. 70 Menschen, 6 Kühe, vieleHunde und Hühner. 15 schwer behinderte Kinderwerden von Frauen aus dem Dorf gepflegt. Im Winter2008/09 begann in einem kleinen Raum der Schul-unterricht für Mitarbeiterkinder, Waisen und Kindermit schwierigem sozialem Hintergrund. Zur Einrich-tung gehören eine Schreinerei, einige Hektar Wein-berg und ein Schulgebäude.

Page 40: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Während meiner Ferienhatte ich in Medellínim Armenviertel San-

to Domingo in der dritten Klas-se einer kleinen Grundschulegearbeitet. Die Kraft und Le-bensfreude der Kinder hattenmich sehr beeindruckt. DieseKinder werden zu Hause ge-schlagen, müssen sich auf derStraße durchsetzen, die meis-ten sind aus anderen Teilen Kolumbiens vor der Gewalt geflohen. Sie bekommen quasiihr ganzes Leben mitgeteilt,dass sie nicht erwünscht sind.Die Lehrerin Alba versucht, ihnen wenigstens in der Schulenicht so gegenüber zu treten.

Ich übernahm den Englisch-und Sportunterricht und ineiner Geografiestunde erklärteich anhand der Weltkarte, woDeutschland liegt. Eine Tanz-lehrerin konnte ich dafürgewinnen, mit den Kindern zu tanzen. Jeden Tag hattenwir eine besondere Aktivität.Zum Abschluss mieteten wireinen großen Bus und fuhrengemeinsam in den Zoo.

Es war für mich eine ganzbesondere Zeit. Nicht nur, weiles schwierig ist, mit 46 Kindernzu arbeiten, die in einer sol-chen Realität aufwachsen, undweil ich nie zuvor als Lehrervor einer Klasse gestandenhatte. Es war unglaublich be-reichernd zu sehen, wie dieseKinder, die auf der Straße

bereits ihren Mann stehenmüssen, sich dann doch voneiner Geschichte fesseln lassen.Ich bin sehr dankbar, dass ichdas Leben der einfachen Leutein Kolumbien aus deren Sichtkennenlernen durfte undmöchte diese beeindruckende,freudige Einstellung zumLebensschicksal auch für michaufnehmen.

Das nächste Projekt war eineGehunterstützung für Valenti-na, einem Mädchen mit ange-borener Spastik. Wir bauten ihrein kleines Holzgerüst, mit des-sen Hilfe sie selbstständig auf-recht gehen kann. Eine Wochevor meiner Abreise konnteValentina das „Auto“ zumersten Mal ausprobieren. Siestrahlte, als sie ihr eigenes„carrito (Autochen)“ sah.

Ich verabschiedete mich undhatte wie damals in Deutsch-land das Gefühl, meine Familiezurückzulassen. Vier Tage spä-ter trat ich in Kassel in eineWelt, die mir fremd und dochaltbekannt vorkam. Währendder letzten Wochen entwickel-ten wir Freiwilligen Ideen, wiewir Arca Mundial von Deutsch-land aus weiter unterstützenkönnen.

Ich denke, dass man mitunbefangenem Interesse fürandere, fremde Dinge vieleMissverständnisse und vielUnrecht vermeiden kann. Sowie ein kleiner Junge in SantoDomingo, für den Deutschlandkein Begriff ist, der mich abermit großen Augen fragte:„Cómo lloran los niños allá?(Wie weinen die Kinder dort?)“Raoul Pollmann

Colombia – Tierra querida! Seit einem Monat bin ich zurück in Deutschland, bin umgezogen und habe mein Medizinstudiumbegonnen. Ich bin mit den Sorgen und Freuden eines Studienanfängers ausgefüllt. Da tut es gut die Gedanken über die wirklich wichtigen Dingewährend meines Jahres in Südamerika wieder aufleben zu lassen.

40

Großes Bild:Schulklasse in

Medellin.Kleines Bild:

Raoul Pollmann.

Freiwilligendienst

Page 41: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Mit 15 Jahren bin ich indie Hauptstadt Limagezogen und habe

dort die Waldorfpädagogikkennengelernt. Durch meineGeschwister hatte ich viel Kon-takt mit der ersten Waldorf-schule in Peru, zwei von ihnenarbeiten als Waldorflehrer. Ichhatte mich entschieden, meinegroße Leidenschaft Musik mitSpezialisierung in Gitarre zustudieren. Während des Studi-ums habe ich auch Gitarre un-terrichtet und mich dabei sehrwohl gefühlt, anderen etwasbeibringen zu können. Danachmerkte ich, dass ich eine Me-thode brauche, um wirklich

Musiklehrer zu werden. Deut-sche Freiwillige und meine Geschwister haben mir vorge-schlagen, ein freiwilliges sozia-les Jahr an einer Waldorfschulein Deutschland zu machen, umdie Pädagogik zu erleben undum herauszufinden, ob ich esmir wirklich wünsche, Lehrerzu werden. Deswegen habe ichmich beworben und bekam ei-nen Platz an der Waldorfschulein Cuxhaven durch die Organi-sation „Freunde der Erzie-hungskunst“.

In Cuxhaven sollte ich denHauptunterricht, den Musikun-terricht und den Gartenbauunterstützen. Der Musiklehrer

bot mir an, in den Klassen 5 bis9 als Lehrer begleitend mitzu-machen. Dazu habe ich dieerste bis neunte Klasse imHauptunterricht besucht. Beieinigen Klassen habe ich einLied aus meiner Heimat gesun-gen und mit der Gitarre beglei-tet. Sie haben das Lied aufSpanisch oder Quechua sehrschön gelernt, so dass wir esoft bei Monatsfeiern vorge-spielt haben. Ich war sehrbeeindruckt und begeistert.Wenn der musikalische Teil imHauptunterricht zu Ende war,wurde mit dem Hauptthemaweiter gearbeitet, z. B. Rech-nen, Geschichte, Deutsch, usw.Da habe ich bei den Übungenoder Aufgaben geholfen. Net-terweise bekam ich von demLehrer Rechen- und Deutsch-übungen. Ein paar Mal habeich den Kindern meine eige-nen, vorbereitenden Übungengegeben, das war sehr lustig,da die Kinder sich Gedankengemacht haben, um mir dabeizu helfen und so selbst Neueslernten.

Im Musikunterricht gab esgroße Projekte wie Theater-stücke und ein Musical. Für das

41

Vor der Auffüh-rung des Stücks„Der Kreide-kreis“: DieSchauspielerwurden ge-schminkt und die Musiker wurden bemalt.

Gitarre zur EurythmieEin „Incomer“ aus Lima berichtet von seinem Freiwilligendienst in Cuxhaven

Seit 2006 ermöglichen die Freunde der Erziehungs-kunst Rudolf Steiners internationalen Freiwilligeneinen zwölfmonatigen Dienst in anthroposophisch,bzw. waldorfpädagogisch orientierten Einrichtungenin Deutschland. Bisher nahmen rund 100 Freiwilligean dem Aufnahmeprogramm „Incoming“ teil. WalterLeon, 25, aus Peru arbeitete 2009/10 an der FreienWaldorfschule Cuxhaven.

Page 42: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Musical musste die ganzeMusik komponiert werden.Einiges war schon von einembegabten Schüler gemachtworden, aber es fehlten nochein paar Lieder. Ich versuchte,die Jungs zu inspirieren, mach-te ihnen Vorschläge und be-gleitete ihre Ideen mit Gitarre,Schlagzeug, Gesang und Bass.Das war eine wunderschöneZeit, in der wir uns besser ken-nengelernt haben und schöneErfahrungen sammelten.

Da ich nur drei Hauptaufga-ben in der Schule hatte, hatteich freie Zeit. Ich konnte vieleSpaziergänge machen, aber alsmir alles bekannt war, wurde es fast langweilig. So fragte ich mich, ob ich auch bei denanderen Fächern dabei seindürfte. Bald war ich im Euryth-mie-, Kunst- und Sportunter-richt, im Handwerk und Boots-bau dabei. Ich habe sogar Spa-nisch für Schüler, die Interessehatten, unterrichtet. In denletzten Monaten wurde ichgebeten, Gitarre für dieEurythmiestunden zu spielen.Diese Idee fand ich genial, daEurythmie normalerweise nurvon Klavier begleitet wird. Ichwar gespannt, wie das wird,wie die Kinder reagieren wer-

den, welche Wirkung es habenwird und ob es ihnen gefallenwird. Zum Glück fanden dieKinder es gut und ich durftebei vielen Stunden spielen.

Und ja klar, verschiedeneAusflüge wurden gemacht, dieich begleitet habe, z. B. Fische-reimuseum, Zoo, Klimahaus,musische Woche nach Lüsche,und ich war auch bei pädagogi-schen Konferenzen, Elternaben-den, beim Tag der offenen Türund beim Arbeitstag, an demdie Lehrer und Eltern zusammenin der Schule arbeiten.

Neue Kultur, neue Stadt,neues Leben – und neue Fami-lie. Ich wohnte bei einer supernetten deutschen Gastfamilie,wo ich mich am Anfangkomisch fühlte, aber das istnormal – meine ich. NeueGesichter, neue Gasteltern undGastgeschwister, die komplettandere Sachen machen, andereGedanken, Mentalität, Sorgen,Meinungen, Ideen, Geschmack,Musik – so viel Unterschiede,aber mit der Zeit gewöhnt mansich daran und man fühlt sichwie Zuhause. Meine Gastfami-lie ist eine von offener Menta-lität, so dass ich mich wohl undfrei fühlte. Bei einer Familiebekommt man nicht nur

Unterkunft und Essen, sondernauch ein neues Leben. Und dieArt und Weise einer anderenKindererziehung in der Familiehalte ich für ganz etwas Be-sonderes.

Nach diesem Jahr, in dem ich viel erlebt habe und vieleErfahrungen gesammelt habe,halte ich an meinem Wunschfest, so dass ich mich um einenPlatz für den StudiengangSchulmusik am Waldorflehrer-seminar in Stuttgart fürs Jahr2010 beworben habe.Walter Leon

Freiwilligendienst

Musical „Oakridge High“,geschrieben undinszeniert vonder 9. Klasse,aufgeführt imStadttheaterCuxhaven.

42

� Waldorfschulen und -kindergärten sind bei Inter-esse herzlich eingeladen, sichbeim Aufnahmeprogramm„Incoming“ der „Freunde“ als Kooperationspartner zubeteiligen. Der Dienstbeginn des Frei-willigendienstes im Sommer2011 ist kompatibel mit demSchulbeginn. Für ausführ -liche Informationen wendenSie sich bitte an Frau WiebkeGröschler unter der Telefon-nummer 07 21/35 48 06-17oder per E-Mail an [email protected]

Page 43: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

ArgentinienWS El Bolson/Patagonien

Juan (10) gehtin die 5. Klasse. Er ist sensibelund fürsorglich, beobachtetviel, ärgert sich aber manchmalauch leicht. Er liebt die Sterneam Abendhimmel, Fahrradfah-ren und Ballspiele. Juan lebtmit seinen Eltern und drei Ge-schwistern in einem Zwei-Zimmer-Häuschen. Der Vaterverdient als Altenpfleger undKunsthandwerker nicht genug.

WS Saldan/Cordoba

Lucrecia (10) kam miteiner leichten Kinderläh-mung auf die Welt undhat Lernschwierigkeiten.Sie ist ruhig, sehr neugie-

rig und ein fröhliches Mädchen.Sie singt und tanzt gern undliebt Tiere. Die Eltern sind selb-ständig, der Vater macht Arbei-ten aus Korb und Wurzeln, dieMutter näht zuhause.

KolumbienWS Medellin

Julieta (4) istein fröhliches undsehr hilfsbereiteskleines Mädchen.Die Familie ist der

Waldorfpädagogik sehr ver-bunden, aber vor einem Jahrverlor der Vater seine Arbeit. Reina (13) besucht die

7. Klasse. Sie ist ein sensibles,eher introvertiertes Mädchen.Sie ist mit ihren Hausauf-gaben sehr sorgfältig, auch

sehr kreativ, und liebt diekünstlerischen Fächer. Reina lebt mit ihrer allein-erziehenden Mutter (Ver-käuferin) und ihrer Tante.

MexikoWS Mexico-City

Emiliano (10) geht in die 5. Klasse. Er singt und spieltgern Flöte und kann gutrechnen. Im Moment hat er ein besonderes Interessefür prähistorische Tiere. Die Mutter ist alleinerzie-hend und arbeitet als Uni-versitäts-Angestellte.

PeruWS Lima, Colegio Micael

Audrey (10) ist ein sensibles,aufmerksamesMädchen in der 4. Klasse. Sie liebt

das Malen und hat ein un-glaubliches Talent. Audrey lebtunter schwierigen familiärenVerhältnissen. Von der alleiner-ziehenden Mutter bekam sie in der Kindheit aus Zeitmangelkaum Aufmerksamkeit, bis dieTante die Erziehung übernahm.Poema (10) ist verschlossen

und sensibel, sehr eifrig undliebt es zu malen. Sie lebt mitihrer alleinerziehenden Mutterin einer kleinen Woh-nung außerhalb von Li-ma und muss oft beiMitschülerinnen über-nachten. Die Mutter iststaatliche Lehrerin mitgeringem Gehalt.

Danao (12) istsehr schüchtern.Sie liebt allesKünstlerische, arbeitet mit Sorg-falt und außeror-

dentlicher Kreativität. Sie lei-det stark unter der Armut ihrerEltern und neigt zu depressiverMelancholie. Ihr Vater arbeitetals Taxifahrer, die Mutter

Wer möchte einemKind die besten Möglichkeiten für seine Entwicklungschenken? Wo sind Schulklassen,die gemeinsam einemKind helfen wollen?

In vielen Ländern bekom-men Waldorfschulen keinerlei staatliche Unter-

stützung und viele Familienkönnen nur einen Teil desnötigen Schulgeldes aufbrin-gen. Mit einer Patenschaftermöglichen Sie einem Kind den Besuch einerWaldorfschule. Auf persönliche Weise helfenSie zugleich der Schule,auch künftig bedürftigeKinder aufzunehmen. Sie können Ihre Spende frei wählen, jeder Betrag ist eine Hilfe! Das volleSchulgeld ist sehr unter-schiedlich (25 bis 200 Euro). Als Pate bekommen Sie zwei-mal im Jahr ein Foto undeinen Brief und/oder einenkleinen Bericht über ihrPatenkind.Wir freuen uns, wenn Sie eine Patenschaft übernehmenwollen! Füllen Sie dazu ein-fach das Formular auf derletzten Seite aus und vermer-ken den Ort und den Namendes Kindes. Weitere Kinder, die Hilfe brauchen, finden Sie aufunserer Homepage unter„Spenden + Helfen“.

43

Bildungspatenschaften

Page 44: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

44

Bildungspatenschaften musste ihren Beruf als Köchin

aufgeben, da der kleine Brudernach einer Operation viel Be-treuung braucht.

WS Lima, Colegio Waldorf

Jimena (6) gehtin die 1. Klasse. Siehat schöne Phan-tasiekräfte undbeobachtet viel,

denkt viel nach über ihre eige-nen kleinen Sorgen, nimmt aberauch die der anderen tief auf.Die Eltern sind Rechtsanwälte,verdienen aber in Peru sehr we-nig. Sie sind von der Waldorf-pädagogik zutiefst überzeugt.

Giancarlo (12)ist ein fröh -licher, sehr hilfs-bereiter Junge inder 6. Klasse. Er ist

mit Problemlösungen immerschnell zur Hand. Der Vater(selbst früherer Waldorfschüler)ist Computerfachmann, hataber nur Gelegenheitsarbeitenund ist oft sehr verzweifelt.

UruguayWS Montevideo

Aileen (5) ist ein zartessensibles Mädchen – undliebt es, zu spielen, zu tanzen und anderen zu

helfen. Sehr gerne hört sie Geschichten, vor allem vonPrinzessinnen. Ihr erstes Kin-dergartenjahr hat sie mit Freude und sehr harmonischverbracht.Nazarena (7) geht in die

2. Klasse. Sie ist sehr intelligentund hilfsbereitund spielt oftMama oder Leh-rerin. Die Elternverdienen sehr

wenig und können trotz großerMühe nur einen kleinen Teildes Schulgelds aufbringen.

SüdafrikaMasiphumelele, Waldorf-Sozialprojekt„Work for Love“

Mbali (3) und Lilitha (3) sindzwei stille Jungen, die mit ih-ren Familien in einem Shack(Wellblechhütte) leben. In derTownship gibt es nur eine Toi-lette und einen Wasseran-schluss für jeweils viele Famili-en. Lilithas Hütte ist nicht ein-mal regendicht, und er ist oftkrank. Der Kindergarten von„Work for Love“ gibt diesenund anderen Kindern etwasvon der so notwendigen Ge-borgenheit.

WS McGregor

Likhona (6) lebtmit ihren Elternallein in einerTownship-Hütte.Ihre Mutter ist

körperlich behindert, ihr Vaterist arbeitslos. Likhona ist ein lie-bes Mädchen, das immer gernehilft, schön singt und ebensoschöne Bilder malt.

KroatienWS Zagreb

Rafaela (11) besuchtdie 6. Klasse. Sie ist ein herz-liches, lebhaftes Kind, das ansehr vielem Interesse hat. Ger-ne hilft sie auf Bauernhöfen,wann immer es möglich ist. Siespielt Geige, rezitiert begeistert

und singt gerne. Handwerklichist sie sehr geschickt und invielem selbstständig. Ihre Mut-ter ist Theaterpädagogin, ihrVater ist arbeitslos.

Vedran (12) besucht die 6. Klasse. Er ist ein fröhliches,sehr humorvolles

Kind. Seine Hausaufgabenmacht er oft ungewöhnlichund originell. Am liebsten mag er Geschichte, Tierkundeund Geografie. Seine Mutter ist Malerin, sein Vater ist arbeitslos.

MoldawienWS Kishinew

Andrei (8) istein ruhiges, träu-merisches Kind.Unterwegs zurSchule beobach-

tet er die Natur und kommtdeswegen manchmal zu spät,aber immer sehr gern. Beson-ders mag er die Fremdspra-chen, Malen und Handarbeit.Für ihn sind nur 10 Euro Schul-geld nötig, aber Moldawien ist ein bitterarmes Land.

Page 45: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Ich unterstütze die Arbeit der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.� Ich werde Fördermitglied und erkläre hiermit meinen Beitritt zu der Vereinigung

„Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.“

� Ich will spenden

� Mitgliedsbeiträge

� für die Arbeit der „Freunde“

� für den internationalen Hilfsfonds

� für folgendes Projekt:

� einmalig � monatlich � 2-monatlich � 1/4-jährlich � 1/2-jährlich � jährlich

Bitte senden Sie meine jährliche Zuwendungsbestätigung an:

Name

Straße

PLZ/Ort

Telefon/Fax

E-Mail

Ort / Datum

Geburtsdatum / Unterschrift

Bitte geben Sie bei allen Spenden im Verwendungszweck das gewünschte Projekt und Ihren Wohnort an. Vielen Dank!

� Ich spende regelmäßig per Einzugsermächtigung (senkt Verwaltungskosten).Hiermit ermächtige ich die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V., die oben genannten Spenden und Beiträge zu Lasten meines Girokontos einzuziehen. Die Einzugsermächtigung ist jederzeit ohne Einhaltung von Fristen kündbar.

Kontoinhaber

Kontonummer

Bankname und -ort

Bankleitzahl

Ort / Datum

2. Unterschrift für die Einzugsermächtigung

Spendenkonto: GLS Gemeinschaftsbank Bochum BLZ 430 609 67 / Konto-Nr. 13042010

Weitere Konten und Anschriften finden Sie auf der Rückseite unseres Rundbriefes.

<<< Ausschneiden und einsenden oder per Fax schicken

EUR

Page 46: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Kurz-meldungenErster Platz im Mathematiklehrer-Wettbewerb

Michail Slutsch, der Direktorder großen Waldorfschule Nr. 1060 in Moskau, wurdezum besten Mathematiklehrerdes Jahres gekürt. Damit hatnach dem Physik- und demMusiklehrer der dritte Pädago-ge dieser Schule einen solchenWettbewerb gewonnen, was in den russischen Verhältnissenausgesprochen wichtig ist, wo diese Wettbewerbe – insozialistischer Tradition durch-geführt – für eine großeÖffentlichkeitswirkung sorgen.

Ostafrikanische Waldorflehrer-ausbildung

In August beginnt das „Trainthe Trainers“ Programm in Nairobi. In einer dreijährigenAusbildung werden die künfti-gen Dozenten für die Waldorf-kindergarten- und Waldorfleh-rerausbildung in Ostafrika aufihre Tätigkeit vorbereitet. EineGruppe von über 10 Studentenwird daran teilnehmen. Damitwird ein weiterer Schritt zurSelbständigkeit geschaffen.

Diksha Waldorfschool in neuem Gebäude

Diksha ist eine der vier Wal-dorfschulen im GroßraumHyderabad in Indien. Durchgroßes Engagement der Schul-gründer und mit Hilfe derFreunde der Erziehungskunstwurde ein neues Gebäudeerrichtet, in das die Schule imMai eingezogen ist. Nun gibt esgenügend Platz für die Klassen,die auf mindestens 24 Schülererweitert werden können.

Kindergarten in El Salvador geplant

In San Salvador, wo bereitseine fruchtbare heilpädagogi-sche Sozialarbeit stattfindet,wird ein Waldorfkindergartengeplant. Er soll von einer jun-gen Frau aufgebaut werden,der die Freunde der Erzie-hungskunst in den letzten Jah-ren mit einem Stipendium dieAusbildung ermöglicht haben.Durch ein weiteres Stipendiumkonnte eine Eurythmistin ausEl Salvador gefördert werden,die nächstes Jahr in ihr Hei-matland zurückkehren undebenfalls dort mitarbeitenwird.

Waldorfschule in Montevideo arbeitetwieder

Die Waldorfschule Monte -video war eine der ältestenWaldorfschulen Lateinamerikas(der Kindergarten begannschon 1968), kam aber nachdem Tod der Gründer in eineKrise und musste schließlichdie Türen schließen. Glückli-cherweise entstand eine Nach-folgeinitiative, die das Grund-stück übernehmen konnte undnun seit einem Jahr wiedereine kleine Waldorfschulebetreibt. Zur Erfüllung behörd-licher Auflagen konnten wirmit dem notwendigen Betraghelfen.

Auszeichnung für Waldorfschule in Tblissi

Nachdem Minister DimitriSchaschkin die Waldorfschuleim Mai persönlich besucht undden lebendigen Unterrichts-prozess gesehen hatte, wurdedie Freie Waldorfschule Tbilissivom Ministerium für Ausbil-dung und Wissenschaft unterden öffentlichen SchulenGeorgiens als die Beste aner-kannt und mit einem Diplomund einer Medaille ausge-zeichnet.

Weltwärts Begleitprogramm

Für die Jahre 2009 und 2010haben die Freunde der Erzie-hungskunst Mittel vom BMZbekommen, um die Begleitungdes „weltwärts“ Freiwilligen-dienstes zu intensivieren.Neben Tagungen und der Ehe-maligenarbeit, die dadurchaufgebaut werden können,sind auch Investitionsmittelgeflossen, die die Lebensver-hältnisse der Einrichtungen inEntwicklungsländern verbes-sern helfen, an denen Freiwilli-ge tätig sind. Inzwischen konn-ten 93 Projektförderungen vorallem in Afrika und Lateiname-rika durchgeführt werden. Oftkonnten dringend benötigteMaterialien für die Arbeit mitden Kindern und Jugendlichenangeschafft, die Unterkünfteverbessert oder auch eine Hei-zung eingebaut werden. Auchwenn es sehr viel Arbeit macht,sind wir froh und dankbar fürdiese Unterstützung.

Vermischtes

46

Page 47: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Erdbebenhilfe in ChileDie anthroposophische Ärz-

tin Carina Vaca Zeller hat nachdem verheerenden Erdbeben inChile vom 27. Februar ihre Kol-legen und einige Lehrer dafürbegeistert, regelmäßig in dieErdbebenregion zu fahren undvor allem in den Dörfern Ita-hue, Puente Alto, Cerrillo Bas-cuñan de Molina zu helfen.Spenden, die bei den Freundender Erziehungskunst eingegan-gen sind, wurden dazu verwen-det, Häuschen aus Holz zubauen, die 18 m2 haben (mitBadezimmer, Küche und Platzfür Betten) – jedes für 1.100 €. So haben viele Menschen eineneue Unterkunft gefunden. Die Spenden sind ausserdemfür die Einsätze verwendetworden. Bei jedem Einsatz inItahue arbeiten zwischen achtund vierzehn anthroposophi-sche Ärzte, die auch Medika-mente mitnehmen können. Die Pädagogische Arbeit, diePsychotherapie und die medi-zinische Arbeit haben oberstePriorität.

VietnamSeit einem Jahr existiert nun

die sozialtherapeutische Ein-richtung „Peaceful BambooFamily“ in Hue, in der jungeMenschen mit Behinderungeneine Ausbildung machen kön-nen. Der Aufbau weitererWerkstätten und eines biolo-gisch-dynamisch bewirtschaf-teten Gartens ist mit Hilfe derFreunde der Erziehungskunstgeplant. Die Aktivitäten rei-chen weit in die Stadt hineinund beziehen auch anderesozialtherapeutische Schulenmit ein, ebenso wie ein Hausfür alte Frauen, die mit Hilfeder Schweizer OrganisationEurasia medizinisch versorgtwerden können.

Studiengang Waldorf-pädagogik in Estland

An der Universität Tartu wirdab dem Studienjahr 2010/11zum ersten Mal eine akkredi-tierte Ausbildung für Waldorf-pädagogen stattfinden. Damitwerden die Lehrer-Genehmi-gungen wesentlich einfacher.Nur die Kosten der ausländi-schen Dozenten von 10.000 €müssen aufgebracht werden.Die Freunde der Erziehungs-kunst werden sich mit einemwesentlichen Betrag beteiligen.

Erste chinesische Waldorfkonferenz

Im Mai dieses Jahres fand inTaizhong im Zentrum Taiwansdie erste große Waldorftagungauf Chinesisch statt. 240 Teil-nehmer waren aus ganz Tai-wan, aus Hongkong und Chinagekommen, um gemeinsam ander Vertiefung der Waldorf-pädagogik zu arbeiten. Durch-gehend fanden Vorträge vonChristof Wiechert, dem Leiterder Pädagogischen Sektion,statt. Besonders die Kinder-gärtnerinnen haben durch ihrekünstlerischen Beiträge dieTagung zum belebenden Ereig-nis gemacht.

SchulbesucheWir haben in den letzten

zwei Jahren über 60 Waldorf-schulen besucht, um Schülern,Lehrern und Eltern unsereArbeit vorzustellen, über dieEntwicklung der internatio-nalen Waldorfbewegung zuberichten und zur Teilnahmeam WOW-Day anzuregen. ImRahmen der Besuche findetmeist ein Vortrag statt, in demwir aus der Arbeit der Freundeberichten und Bilder von Wal-dorfinitiativen in verschiede-nen Ländern zeigen. Wir dan-ken den Schulen, die auf dieseWeise unsere Arbeit unter-stützt haben, ganz herzlich fürihre Gastfreundschaft! SolltenSie auch einen Besuch wün-schen, können Sie gerne mitOlivia Girard in unserem Berli-ner Büro Kontakt aufnehmen.Wir würden uns freuen, beiIhnen vorbeizukommen! www.freunde-waldorf.de/schulbesuch

Olivia Girardbesucht gerneWaldorfschulen,um Schülern,Eltern und Lehrern von der Arbeit der Freunde derErziehungskunstzu berichten.

47

Page 48: Rundbrief - Freunde Waldorf...Rundbrief Aus unserer Arbeit, Finanzbericht Geburtstag in Südafrika, WOW-Day Thema: Junge Waldorf-Initiativen weltweit Philippinen: Pädagogische Graswurzeln

Die Freunde derErziehungskunst Rudolf Steiners e.V.fördern Initiativen im freien Bildungswesen. Seit 1976 setzen sie sich ein für die welt -weite Ausbreitung derWaldorfpädagogik und damit für ein grund-sätzlich freies Schul- und Bildungswesen.

Adressen

Projektbearbeitung und Verwaltung10178 BerlinWeinmeisterstraße 16Tel. 0 30.6170 26 30 Fax 0 30.6170 26 [email protected]

Freiwilligendienste76139 KarlsruheNeisser Straße 10Tel. 0721.3548 06-0Fax 0721.3548 06-16freiwilligendienste@freunde-waldorf.dewww.freunde-waldorf.de

Vereinssitz70184 StuttgartWagenburgstraße 6

Spendenkonten• GLS Gemeinschaftsbank Bochum BLZ 430 609 67Konto-Nr. 13042010• Commerzbank StuttgartBLZ 600 400 71Konto-Nr. 771482700• Postbank StuttgartBLZ 600 100 70Konto-Nr. 39800-704IBAN: DE91 6001 0070 0039 8007 04BIC (SWIFT): PBNKDEFF

Für unsere Spender in der Schweiz:• Freie Gemeinschaftsbank BCL, Konto: EK 115.5Postscheck der Bank:Basel 40-963-0IBAN: CH97 0839 20000000 01155BIC: RAIFCH22XXX

Für unsere Spender in Holland:• Triodos Bank NV, ZeistKto.-Nr. 21.22.68.872IBAN: NL62 TRIO 02122688 72BIC: TRIONL2U

Für unsere Spender in den USA:Please send cheque to the RSF Social Finance1002A O’�Reilly Ave.San Francisco, CA 94129-1101

Für Ihre Spenden sendenwir Ihnen die Zuwen dungs- bestätigung für das Finanz-amt unauf gefordert zu.

Bitte geben Sie bei allenSpenden den Verwendungs-zweck an und teilen uns Ihre Anschrift mit.

Rundbrief

Lernen Sie unsere Homepage kennen! Auf www.freunde-waldorf.de finden Sie umfangreichesMaterial zur Waldorfpädagogik, Berichte aus aller Welt(inkl. Rundbriefe) und vieles mehr – auf deutsch, englisch und spanisch!

www.freunde-waldorf.de

ImpressumRedaktion: Benjamin Kolass, Nana GöbelGestaltung: www.lierl.deDruck: Kooperative DürnauAuflage: 31.000Titelbild: Schüler der Gamot CogonSchule auf den Philippinen