SA-10 Grumble (S-300P)

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  DTIG Defense Threat Informations Group Das Boden- Luft Lenkwaffensystem SA-10 GRUMBLE    F   a   c    h    d   o    k   u   m   e   n    t   a    t    i   o   n    A   u    t   o   r   :    A    d   r    i   a   n    O   c    h   s   e   n    b   e    i   n  Version 2.78 Sept 2011 Dieses Dokument ist geistiges Eigentum der DTIG. Es darf nicht auf anderen Webpages als www.dtig.org abgelegt werden, das Erstellen eines Links ist erlaubt. Eine Verwendung in der gedruckten Presse ist nur nach Absprache mit dem Autor zugestanden. Das Dokument darf nur als Ganzes oder in Absprache mit dem Autor zitiert werden.  

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SA-10 Grumble, S-300P, S-300PT, S-300PS surface-to-air-missileanti-ballistic-missile

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DTIGDefense Threat

Informations Group

Das Boden- Luft Lenkwaffensystem

SA-10 GRUMBLE 

   F  a  c   h   d  o   k

  u  m  e  n   t  a   t   i  o  n

   A  u   t  o  r  :   A   d

  r   i  a  n   O  c   h  s  e  n   b  e   i  n

 

Version 2.78Sept 2011 

Dieses Dokument ist geistiges Eigentum der DTIG. Es darf nicht auf anderen Webpages als www.dtig.org abgelegt werden, das Erstellen eines Links ist erlaubt. Eine Verwendung in der gedruckten Presseist nur nach Absprache mit dem Autor zugestanden. Das Dokument darf nur als Ganzes oder in Absprache mit dem Autor zitiert werden. 

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SA-10 GRUMBLE

DoD / NATO-Code: SA-10A GRUMBLE SA-10B GRUMBLE SA-10C GRUMBLE

System: S-300PT S-300PS / S-300PMU S-300PM

Lenkwaffe: 5V55K 5V55KD / 5V55R 5V55RD / 5V55RUD

Länge: 7,11 m 7,11 m 7,25 m

Durchmesser: 448 mm 448 mm 448 mm

Spannweite: 1’036 mm 1’036 mm 1’124 mm

Antrieb: 1 Stufe Feststoff 1 Stufe Feststoff 1 Stufe Feststoff

Gewicht: 1’452 kg 1’590 kg 1’625 kg

Sprengkopf: 133 kg FRAG-HE 133 kg FRAG-HE 133 kg FRAG-HE

Zündung: Funk Näherungs- undAufschlagzünder

Funk Näherungs- undAufschlagzünder

Funk Näherungs- undAufschlagzünder

Geschwindigkeit: 1’336 m/s 1’336 m/s 1’336 m/s

Reichweite: 7-47 km 5-75 km 5-92 km

Einsatzhöhe: 25-20’000 m 25-25’000 m 25-27’000 m

Lenkung: INS + RC INS + SARH + SAGG INS + SARH + SAGG

Beschreibung:

Die SA-10 GUMBLE ist ein mobiles, allwetterfähiges Langstrecken-Boden-Luft Lenkwaffensystem, zurBekämpfung von Kampfflugzeugen und Marschflugkörpern in allen Flughöhen. Mit den AusführungenS-300PS und S-300PM können ballistische Kurzstreckenraketen abgefangen werden.

Entwicklung:

Im Dezember 1966 gab der militärisch-industrielle Komplex (VPK) der UdSSR eine Studie zurEntwicklung eines zukünftigen Flugabwehrsystems in Auftrag. Das zukünftige System solltegleichsam bei den strategischen Luftverteidigungsstreitkräften (PVO), den Luftverteidigungstruppender Bodenstreitkräfte (PVO-SV) sowie bei der Marine (VMF) zum Einsatz kommen. Die Ausarbeitungder Studie erfolgte im Konstruktionsbüro MKB Strela (später Almaz) unter der Führung von AleksandrRaspletin.Während der Ausarbeitung der Studie sah sich das Projektteam mit weit auseinander klaffendenBedürfnissen konfrontiert. Die PVO wünschte ein Flugabwehrsystem, das sich zur Bekämpfung vonBombern und überschallschnellen Abstandslenkwaffen eignet. Bei der PVO-SV lag dasHauptaugenmerk beim Abfangen von ballistischen Raketen wie die amerikanische MGM-31 Pershing,sowie bei der Bekämpfung von Hochleistungskampfflugzeugen. Die VMF schliesslich wünschte sichein System zur Bekämpfung von tieffliegenden Anti-Schiff Lenkwaffen. Ebenso konnte man sich nichtauf einen gemeinsamen Lenkwaffentyp und ein einheitliches Lenkwaffentransportsystem (Raupen-oder Radfahrzeug) einigen.Schliesslich wurde das Gemeinschaftsprojekt durch Dmitri Ustinov, dem Vorsitzenden vomZentralkomitee für Rüstungsangelegenheiten 1967 gestoppt. Für die Luftverteidigungstruppen derBodenstreitkräfte wurde daraufhin das System S-300V  entwickelt. Für die strategischenLuftverteidigungsstreitkräfte entwickelte man das System S-300P. Der Entwicklungsauftrag wurdedem Konstruktionsbüro Almaz in Moskau zugesprochen. Chefdesigner der S-300P wurde BorisBunkin, welcher das Projekt nach dem Tod von Aleksandr Raspletin weiterführte. Das neue Systemsollte Ende der 1970er Jahre die veralteten SA-2 GUIDELINE und SA-3 GOA ersetzen. Ebenso solltespäter, wenn genügend Systeme zur Verfügung standen, auch die SA-1 GUILD ersetzt werden. Dasneue Flugabwehrsystem sollte zum Schutz folgender Objekte eingesetzt werden: Sitze derRegierung, Industriezentren, Kommandoposten der Armeeführung, grosse Militärbasen undVersorgungseinrichtungen, Hafenanlagen, strategische und taktische Flugfelder sowie Lager vonNuklearwaffen. Primär wurde die S-300P zur Bekämpfung überschallschnellen, tieffliegendenBombern und Kampfflugzeugen konzipiert. Ebenso sollten niedrigfliegende und massiert einsetzbareluft- und seegestützte Marschflugkörper bekämpft werden können. Es wurde ein System mit einem

hohen Automatisierungsgrad gefordert, welches auch im Umfeld von starken elektronischenStörmassnamen (ECM) einsatzfähig ist.

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Aleksandr Raspletin formulierte kurz vor seinem Tod die Kerngrundsätze für das zukünftige System S-300P:

  Für das Erstellen der Feuerbereitschaft sollen nicht mehr als fünf Minuten benötigt werden.

  Überwachungs- und Feuerleitradars mit frequenzgesteuerten Phased Array Antennen.

  Eine vernetzte Operationsführung mit einer Feuerleitzentrale, in welcher zeitgleich die Datenvon 100 Flugzielen verarbeitet werden können. Diese Feuerleitzentrale soll den Feuerkampf

von bis zu sechs Lenkwaffenbatterien koordinieren können.  Die einzelnen Lenkwaffenbatterien sollen in einem Umkreis von bis zu 40 km von der

Feuerleitzentrale operieren können.

Das neue System bekam die Bezeichnung S-300P. Von der NATO bekamen diese Systeme späterdie Bezeichnung SA-10 GRUMBLE. Die Entwicklung der S-300P begann am 27. Mai 1969. ZurEntwicklung der Kernkomponenten wurden an die folgenden Firmen Entwicklungsaufträge erteilt:

  Almaz TkSB: 5N63 Feuerleitradar

  Fakel MKB (ehemaliges Grushin Konstruktionsbüro): 5V55 Lenkwaffe

  Nowosibirsk Messinstrumente NII: 5N64 Überwachungsradar und 5N83 Feuerleitzentrale

  Leningrad KBSM: 5P85 Start- und Transportfahrzeuge (TEL) für die Lenkwaffen

Die Entwicklung der S-300P war gezeichnet von verschiedenen Problemen und

Entwicklungsverzögerungen. Viele der Komponenten und Werkstoffe mussten vollkommen neuentwickelt werden. Bei der Entwicklung des äusserst komplexen Systems herrschte ein enormerZeitdruck und so kam es immer wieder zu grossen Verzögerungen.Es gab grosse Schwierigkeiten bei der Einwicklung eines entsprechenden Chassis für dasLenkwaffensystem. Man plante, sämtliche Systemkomponenten auf einem modifizierten MAZ-543 Chassis zu installieren. Beim Entwickler MAZ (Minsker Automobilwerk) kam es aber zu so grossenVerzögerungen, dass man sich schliesslich zu einer anderen Lösung gezwungen sah. Man brachtesämtliche Komponenten auf einem Anhängersystem mit Zugfahrzeugen unter. Das Anhängersystembekam die Typenbezeichnung 5P85. Mit diesen Anhängern konnte aber die geforderte Zeit von fünfMinuten für das Erstellen der Feuerbereitschaft nicht eingehalten werden. Die so entstandene Versionder S-300P bekam den Systemindex S-300PT. Erst nach der Fertigstellung der ersten S-300PTSysteme wurden die Arbeiten an der mobilen Ausführung S-300PS wieder aufgenommen.Die Neuentwicklung der frequenzgesteuerten Phased Array Radarantennen für das 5N63Feuerleitradar bereitete grosse Probleme. Auch gab es Probleme bei der Entwicklung des 5E26 Feuerleitrechners. Dieser besteht aus drei Parallelrechnern mit 36 Bit (24 Datenbit plus 4 Prüfbit) undfünf Nebenrechnern mit einer Busbreite von 24 Bit. Von den drei Hauptrechnern müssen ständigmindestens zwei im Einsatz sein. Der Hauptrechner wiegt 240 kg. Mittels Ferrit-Ringkernspeichernkonnten wenige 100 Kilobyte Speicher realisiert werden. Aus Mangel an geeignetenSoftwareentwicklern für die Feuerleitsoftware setzte man Studenten des MFTI Institutes in Moskauein. Bei der S-300P wurde von Seiten der sowjetischen Entwickler erstmals dem Westen ebenbürtigeTechnologien (Elektronik) verwendet. Alle bislang in der Sowjetunion eingesetzten Radarsystemewurden mechanisch gesteuert und basierten noch auf Röhrentechnologie. Die Verwendung vonfrequenzgesteuerten Phased Array Radarantennen löste bei den westlichen Rüstungsexperteneiniges Erstaunen aus. Insbesondere waren die westlichen Rüstungsexperten über das 5N63Feuerleitradar erstaunt. Dieses ist eine fast exakte Kopie des amerikanischen MPQ-53Feuerleitradars der MIM-104 PATRIOT. Einem Gerücht zufolge sollen die Unterlagen über dieRadartechnologie durch einen polnischen Spionagering bei der Firma Raytheon beschafft wordensein. Auch soll sich der Spionagering später die Unterlagen über das TVM- Lenksystem derPATRIOT-Lenkwaffen bei der Firma Lockheed Martin besorgt haben. Diese Behauptungen wurdenvon Seiten der damaligen sowjetischen Regierung dementiert. Ihrer Aussage zufolge wurde einzig dieIdee der Lenkwaffensteuerung kopiert.Auch die Entwickler der 5V55 Lenkwaffe bei Fakel MKB hatten Schwierigkeiten, dieLeistungsvorgaben zu erfüllen. Insbesondere gab es Probleme mit der halbaktiven Lenkwaffen-Radarlenkung sowie dem dazugehörigen SAGG-System. Bei Tests wurde festgestellt, dass derhalbaktive Radarsuchkopf und das SAGG-System in Flughöhen unter 500 m nicht funktionierten. Manentschied sich, die Lenkwaffen vorerst mit einer Funkkommando-Lenkung auszurüsten. DieserLenkwaffentyp bekam die Bezeichnung 5V55K (V-500K). Der erste Testschuss mit einer 5V55.2TPrototyp-Lenkwaffe erfolgte am 4. März 1970 auf dem Testgelände Sary Shagan. Der erste Test einer

5V55R (V-500R) Lenkwaffe mit halbaktiver Radarlenkung erfolgte erst im Dezember 1972. DieseLenkwaffe sollte erst viel später, mit der Einführung der mobilen S-300PS, die Einsatzreife erlangen.Die ersten 5V55K Lenkwaffen wurden direkt aus den Transportbehältern gestartet. Das

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Raketentriebwerk zündete im Transportbehälter (sog. Hot Launch) und befördert die Lenkwaffe ausdem Startbehälter. Dieses Startverfahren führte immer wieder zu Beschädigungen an den Lenkwaffenund Startfahrzeugen. Daraufhin entwickelte Petr Grushin ein Startverfahren, bei welchem dieLenkwaffen mittels Gasdruck aus dem Startbehälter auf eine Höhe von ca. 20 m geschossen werden.Erst jetzt zündet das Raketentreibwerk. Die Entwicklung der 5V55K Lenkwaffen war anfangs März1979 abgeschlossen.Die ersten Tests mit einem kompletten S-300PT System erfolgten in den Jahren 1973 bis 1975. Nach

dieser ersten Testserie begann man bereits mit der Serienproduktion der ersten Komponenten. Dieabschliessenden, werkinternen Systemtests dauerten von Ende 1975 bis im November 1977.Während dieser Zeit wurden über 1’200 simulierte Bekämpfungsabläufe durchgeführt, darunter 200von extrem tieffliegenden Zielen. Ebenso wurden verschiedene Male Gruppen von 8-10 Drohnenbekämpft. Abschliessend erfolgte ein Test, bei dem ein komplettes S-300PT Bataillon einenMassenangriff von 30 Drohnen mit scharfen 5V55K Lenkwaffen bekämpfte. Von allen Tests wurden70 im Umfeld von starken elektronischen Störmassnamen durchgeführt.Obwohl das S-300PT System die geforderten Leistungen (Mobilität und Lenksystem) nicht erfüllte,begannen im Dezember 1977 die Abnahmetests durch die Staatsbehörden. Solche Abnahmetestsdauern normalerweise vier bis sechs Monate. Beim S-300PT System dauerten diese über ein Jahr. ImOktober 1978 wurde ein abschliessender Test mit scharfen 5V55K Lenkwaffen durchgeführt. Beidiesem Test wurde eine Gruppe von 68 Drohnen gegen zwei S-300PT Bataillone eingesetzt. Von deneingesetzten Drohnen wurden 60 zerstört oder zum Absturz gebracht. Am 23. April 1979 wurde das

S-300PT formell in die Bewaffnung der russischen Luftverteidigungstruppen (PVO) aufgenommen unddie ersten Systeme wurden an die Truppen ausgeliefert. Darauf folgten die Truppenversuche sowieeine weitere Testserie durch die Truppe. Das erste S-300PT Bataillon war am 23. Februar 1981einsatzbereit.Das SA-10 System wurde nach der Einführung in der Sowjetunion und in den Staaten desWarschauer Paktes laufend modernisiert und der aktuellen Bedrohungslage angepasst. In den 1980erJahren entstanden folgende Ausführungen der SA-10 GRUMBLE:

SA-10A GRUMBLE (S-300PT Biryuza)

Die Grundversion S-300PT wurde für den Einsatz in ortsfesten Stellungen konzipiert. Der Kürzel Psteht für PVO = Strategische Luftverteidigungsstreitkräfte. Der Kürzel T steht für Transportiruemyi =Transportfähig. Eine komplette Batterie trägt die Bezeichnung 5Zh15. Das gesamte System ist

transportfähig und auf einem Anhängersystem untergebracht. Die Lenkwaffen sind auf dem 5P851 Anhänger untergebracht. Ein Anhänger ist mit jeweils vier 5P86 Lenkwaffenbehältern bestückt. ZumErstellen der Feuerbereitschaft muss der Anhänger zuerst in eine vorbereitete Stellung gebrachtwerden. Dann muss er vom Zugfahrzeug abgekoppelt werden. Danach wird er auf Spreizbeinegestellt und abgesenkt. Ebenso müssen die Arme der Anhängerkupplung auf die Seite geschwenktwerden. Erst danach können die vier Lenkwaffenbehälter über die Anhängerfront, in einem 90° Winkelaufgerichtet werden. Die Stromversorgung der Anhänger erfolgt durch einen Festanschluss an demStromnetz des Stützpunktes. Alternativ kann die Stromversorgung auch durch eine Kabelverbindungvom Transportfahrzeug erfolgen. Die Datenübertragung zwischen den einzelnen Start- undRadarsystemen erfolgt mit Kupferkabel. Das Erstellen der Feuerbereitschaft dauert je nachStellungsraum 30-60 Minuten.Zur Feuerleitung und Zielverfolgung wird das FLAP LID-A (5N63) Feuerleitradar eingesetzt. DiesesRadarsystem ist auf einem FR-10 Anhänger untergebracht. Als Zugmaschine wird ein Ural-357, KrAZ-

255 oder KrAZ-258 6x6 LKW verwendet. Zum Transport ist die Radarantenne auf das Fahrzeugdachabgesenkt. Für den Betrieb wird die Antenne in einem Winkel von 30° angestellt. Das Radarsystembesitzt eine passive, frequenzgesteuerte Phased Array Antenne (PESA). Die Sendeantenne hat eineFläche von rund 2,75 mP

2P und ist mit rund 16’000 HTransmitternH ausgerüstet. Die Nebenradarkeule wird

mit einem Unterdrückungssystem klein gehalten, was eine Bekämpfung mit Anti-Radar Lenkwaffen(ARM) erschwert. Ebenso verfügt es über ein System zur Freund-Feind-Erkennung (IFF). Das Radarist speziell auf das Erfassen und Verfolgen von tieffliegenden Luftzielen ausgelegt. Es führtgleichzeitig die Ermittlung der Zieldaten sowie die Suche nach weiteren Luftzielen durch (Track-while-scan). Der 5N63 Radarkomplex besteht aus einem Containersystem. Der Container mit derRadarantenne trägt die Bezeichnung F-1. In einem weiteren Container, genannt F-2, ist dieOperationszentrale für die Operateure untergebracht. Im F-3A Container sind der Feuerleitrechnerund die elektronischen Komponenten untergebracht. An einem 5N63 Radarkomplex können bis zuvier F-3A Container angeschlossen werden. Pro F-3A Container können jeweils drei 5P851

Lenkwaffenwerfer angeschlossen werden, was eine maximale Anzahl von 12 5P851Lenkwaffenwerfer pro Batterie ermöglicht. Die F-3A Container können bis zu 500 m von dem

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Feuerleitradar entfernt platziert werden. Mit dem 5N63 Radarkomplex kann eine einzelne Batteriegleichzeitig drei Ziele mit sechs Lenkwaffen bekämpfen. In bewaldetem oder stark kupiertem Geländekann der F-1 Radarcontainer auf dem 15 m hohen 40V6 Mast aufgebaut werden. Der 40V6 Mast istauf einem ChMAP Anhänger untergebracht. Das Aufstellen dieses Mastes dauert rund 40 Minuten.Die Stromversorgung der Batterie erfolgt mit der 5S17 Gasturbinen-Einheit.Zur Feuerkampfführung wird das 5N83 CP

2P System eingesetzt. Dieses besteht im Wesentlichen aus

dem 5K56 Kommandoposten und dem 5N64K 3D-Langstrecken-Überwachungsradar. Von der NATO

wird das Radar BIG BIRD-A bezeichnet Mit dem 5N83 System kann der Feuerkampf von maximalsechs S-300PT Batterien koordiniert werden. Auch der 5N83 Komplex besteht aus einemContainersystem. Der Container mit dem Kommadoposten trägt die Bezeichnung F-9. An diesenangeschlossen sind zwei Rechnereinheiten, welche mit F-7  und F-8  bezeichnet werden. DerContainer mit dem 5N64K Radarkomplex trägt die Bezeichnung F-6. Der Container F-9 wird durcheinen MAZ-543M transportiert. Die restlichen Container sind auf МАЗ-7410-9988 Anhängernuntergebracht. Die Generatoren zur Stromversorgung sind auf einem weiteren LKW untergebracht.Der 54K6 Kommandoposten besteht aus sechs Mann Besatzung, Konsolen für die Operatoren undden Kommunikations- und Überwachungsgeräten. Der Kommandoposten führt folgende Aktionenaus:

  Kontrolle und Überwachung des 5N64K Radarkomplexes

  Akquisition, Identifikation, Verfolgung von maximal 100 Luftzielen

  Die Freund-Feind Erkennung (IFF)  Prioritäteneinteilung der einzelnen Luftziele und die Weitergabe der gefährlichsten an die

einzelnen Batterien

  Kontrolle der ECCM Systeme der Batterien und Bataillon

  Koordination der einzelnen S-300P Batterien im verbundenem Einsatz

  Datenaustausch mit benachbarten Bataillonen und der nächst höheren Stufe

Das BIG BIRD-A Radarsystem wird von der Firma NIIIP in Novosibirsk hergestellt. Es besitzt einedoppelseitige, frequenzgesteuerte Phased Array Antenne, welche hydraulisch betätigt wird. DieRadarstrahlen werden mit einem Radarhorn (sog. Janus-Horn), welches sich vor der Antennenflächebefindet, auf die Phasenschieber gestrahlt. Die Antennenfläche ist mit rund 2’700 HTransmitternH  jeSeite ausgerüstet. In der horizontalen Ebene lässt sich die Radarantenne um 360° drehen. Das Gerät

verwendet nach dem Zufallsprinzip eine von rund 3’000 gespeicherten Frequenzen und wechseltdiese alle paar Sekunden. Es wird ein äusserst enger und stark gebündelter Radarstrahl erzeugt. DieRotationsgeschwindigkeit beträgt eine Umdrehung alle 12 Sekunden. Das Radar kann Flugziele aufeiner Maximaldistanz von über 260 km erfassen. Es können zeitgleich 100 Luftziele automatischerfasst und katalogisiert werden. Von den erfassten Zielen können 32 für die Bekämpfung an die5N63 Feuerleitradars der Batterien weitergeleitet werden.Wir eine S-300PT Batterie autonom eingesetzt (ohne 5N83 System), erfolgt die Luftraumüberwachungmit dem 5N59 Zielerfassungs- und Überwachungsradar. Dieses ist eine Weiterentwicklung des ST-68U Niva Radars der ukrainischen Firma Iskra. Von der NATO wird das Radarsystem TIN SHIELDbezeichnet. Das komplette Radargerät besteht aus einer Radarantenne, einem Drehgestell und einerBedienungskabine. Die Anlage ist auf einem 6UF6 Anhänger untergebracht und wird von ein KrAZ-260 LKW gezogen. Das Radar wird als mobiles Zielzuweisungsradar zum Erfassen von Flugzielen intiefen, mittleren und grossen Höhen eingesetzt. TIN SHIELD ist ein 3D-Radar mit einer

frequenzgesteuerten Phased-Array-Antenne. Durch insgesamt vier verschiedene Sendefrequenzenwerden durch das Antennendiagramm vier unterschiedliche Höhenwinkel überstrichen. Durch dieÜberlappung der einzelnen Diagramme können die Höhenwinkel zwischen diesen vier Einzelwinkelninterpoliert werden. In der Vertikalen besitzt das Radar einen Öffnungswinkel von -20 bis +30°. In derhorizontalen Ebene lässt sich die Radarantenne um 360° drehen. Die Rotationsgeschwindigkeit istvariierbar und liegt bei einer Umdrehung alle 5 oder 10 Sekunden. Durch die grosse Sendeleistungvon 2.5 MW besitzt das Radar eine gewisse Resistenz gegenüber Störmassnamen (ECM). DasRadargerät ist mit einem HPlotextraktorH mit automatischer Zielerkennung ausgestattet, der bis zu128 Zielzeichen automatisch verarbeiten kann. Von diesen Zielzeichen werden wiederum 36 Zieledann als echte Ziele erkannt, automatisch gemeldet und begleitet. Zur besseren Erfassung vontieffliegenden Luftzielen kann die Sendeantenne auf den 23,80 m hohen 40V6M1 Antennenmastaufgesetzt werden. Das System kann einen B-1 LANCER Bomber (angenommener Radarquerschnitt1,0 mP2P), welcher in einer Höhe von 100 m fliegt, auf eine Distanz von 45 km erfassen (mit derMastversion auf 52 km). Ein Marschflugkörper (angenommener Radarquerschnitt 0,1 mP2P) in einerFlughöhe von 100 m kann auf eine Distanz von 28 km erfasst werden (mit der Mastversion auf 38

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km). Das Erstellen der Betriebsbereitschaft dauert rund eine Stunde. Wird die Radarantenne auf dem40V6M1 Mast aufgestellt, so dauert das Erstellen der Betriebsbereitschaft rund zwei Stunden. Die40V6 Masteinheit wird auf einem Anhänger von einem MAZ-537 transportiert.Diese erste Ausführung der S-300PT verwendet die 5V55K  (V-500K) Lenkwaffen. Die Lenkwaffenwerden mittels eines Gasgenerators aus den Transport- und Startbehältern auf eine Höhe von ca. 30Metern ausgestossen. Erst dann zündet der Feststoff-Raketenmotor der Lenkwaffe. Die Lenkwaffenwerden mittels der reflektierenden Beleuchtungsenergie des 5N63 Feuerleitradars, sowie einer

Funkkommando-Lenkung zum Ziel gesteuert. Das S-300PT System erreicht eine Reaktionszeit abdem Erfassen des Zieles bis zum Lenkwaffenstart von 12 bis maximal 28 Sekunden.

SA-10A GRUMBLE (S-300PT-1 Volkhov-M6)

Im November 1979, noch vor der Indienststellung der ersten S-300PT Systeme, bekamen die Planervon Almaz NPO den Auftrag zur Entwicklung des verbesserten S-300PT-1 Systems. Dieses Systemsollte anfangs der 1980er Jahre die bereits im Einsatz stehenden S-300PT Systeme ablösen. DieAusführung S-300PT-1 entstand parallel zur S-300PS. Das 5N63 Feuerleitradar ist mit der selbenFeuerleitsoftware, den gleichen Übermittlungskanälen und der halbaktiven Radarlenkung mit SAGG-System wie die S-300PS ausgerüstet. Das 5N63 Feuerleitradar der S-300PT-1 kann zeitgleich 12Lenkwaffen gegen sechs Ziele lenken. Das verbesserte S-300PT-1 System ist für einen schnellenStellungsbezug, sowie für den Einsatz in unvorbereiteten Stellungen ausgelegt. Bei dieser Ausführung

wurden auch sämtliche Schnittstellen zur Datenübermittlung für den autonomen Einsatz inunvorbereiteten Stellungen modifiziert. Die Tests mit der verbesserten Ausführung S-300PT-1erfolgten in der Zeitspanne vom März bis Juli 1979. Die Truppenversuche wurden anfangs 1981durchgeführt. Die abschliessenden Abnahmetests durch die Staatsbehörden erfolgten im Sommer1982. Die erste S-300PT-1 Batterie ging im Spätherbst 1983 in Sewerodwinsk am Weissen Meer inDienst.Als Ergänzung zum BIG BIRD Radarkomplex kann auf Stufe Batterie (optional auch Stufe Bataillonbzw. Regiment) der CLAM SHELL  (5N66) Radarkomplex eingesetzt werden. Der Radarkomplex istauf das Erfassen von kleinen, extrem tieffliegenden Zielen (z.B. Marschflugkörper) im Umfeld vonstarken Boden-Radarechos ausgelegt. Der Container mit dem Radarsystem trägt die Bezeichnung F-5  und wird direkt an den F-2 Container (Operationszentrale) der Batterie angeschlossen. DerContainer mit den Radaroperateuren wird F-52 bezeichnet. Die Radaranlage wird F-5 bezeichnet. DieRadarantenne besteht aus einer Sendeeinheit sowie zwei 2,8 mP

2P messende Empfangseinheiten. Das

CLAM SHELL  Radar  ist ein sogenanntes frequenzmodulierendes Dauerstrichradar (Frequency-Modulated Continuous Wave = FMCW). Solche Radargeräte sind nur schwer durch elektronischeAufklärungsmittel zu entdecken. Das System erzeugt einen stark gebündelten, selektierbarenRadarstrahl von 1-6° in der Elevation. Die Nebenradarkeule wird mit einem Unterdrückungssystemextrem klein gehalten. Dadurch ist auch eine Bekämpfung mit Anti-Radar Lenkwaffen (ARM)schwierig. Nach Aussagen der Herstellerfirma LEMZ ist eine Bekämpfung des Radarkomplexes mitden ARM- Lenkwaffen AGM-88 HARM und ALARM nicht möglich. Ebenso ist der Radarkomplexhochresistent gegen Radarstörer (ECM). Wie alle FMCW-Radargeräte verfügt auch das CLAMSHELL Radar über eine gute Leistung beim Unterdrücken von Bodenclutter und Chaffs. Der 5N66Radarkomplex wird in zwei Versionen hergestellt. Bei der ersten Ausführung ist die Sendeantenne aufeinem 23,80 m hohen 40V6M Mast untergebracht. Das Erstellen der Betriebsbereitschaft dauert eineStunde. Bei der zweiten Ausführung ist die Sendeantenne auf einem 38,80 m hohen 40V6M2 Mastuntergebracht. Das Erstellen der Betriebsbereitschaft dauert bei dieser Version rund zwei Stunden.

Das System kann ein Kampfflugzeug vom Typ MiG-21 FISHBED, welches in einer Höhe von 457 m(1’500 ft) fliegt, auf eine Distanz von 93 km erfassen. Eine MiG-21 in einer Flughöhe von 914 m (3’000ft) kann auf eine Distanz von 120 km erfasst werden. Die maximale Abweichung bei derZielverfolgung liegt bei maximal 20 Minuten im Azimut und bei maximal 250 m in der Distanz. Diemaximale Abweichung bei der Geschwindigkeitsmessung liegt bei 2,4 m/s. Der F-5 Container ist aufeinem modifizierten 5T85 Anhänger untergebracht, welcher von einem MAZ-537 LKW gezogen wird.Der 40V6M Mast ist auf einem ChMAP-Anhänger untergebracht und wird durch einen MAZ-537 LKWgezogen. Der grössere 40V6M2 Mast ist auf einem CHMZAP-Anhänger untergebracht und wird durcheinen KrAZ-250 LKW gezogen.Zum Erkunden der Stellungen befindet sich in jeder Batterie ein 1T12-2 Aufklärungssystem, welchesauf einem GAZ-66 oder UAZ-3151 Fahrzeug untergebracht ist. Dieses System dient zum Erkundenvon Stellungsräumen und führt geodätische Untersuchungen durch.Mit der S-300PT-1 kommen die modifizierten 5V55KD Lenkwaffen zum Einsatz. Diese Lenkwaffen

basieren auf den älteren 5V55K Lenkwaffen, sind aber mit dem Lenksystem der Ausführung 5V55Rausgerüstet. Dank einem neuen, optimierten Flugprofil konnte die Reichweite der 5V55KD 

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Lenkwaffen auf 75 km gesteigert werden. Ebenso können die 5V55V  (V-500V) Lenkwaffen mitNuklearsprengkopf eingesetzt werden.

Mit dem S-300PT-1 System werden die folgenden Container eingesetzt:

Container Verwendung

F1 FLAP LID (5N63) Feuerleitradar

F2 Operationszentrale + Kommandoposten der Batterie

F3 Feuerleitrechner + Führungssysteme

F5 CLAM SHELL (5N66) Radar + Kontrollstation

F6 BIG BIRD (5N64) Überwachungsradar

F7 BIG BIRD (5N64) Rechnereinheiten

F8 BIG BIRD (5N64) Rechnereinheiten

F9 BIG BIRD (5N64) Zentrale Operationszentrale + Kommandoposten

SA-10A GRUMBLE (S-300PT-1A)

Mit der wiederum verbesserten Ausführung S-300PT-1A  kommen die modifizierten 5P851A Lenkwaffen-Anhänger zum Einsatz. Bei diesem Anhängertyp wurden die Spreizbeine und dieAnhängerkupplung so modifiziert, dass die Zeit für das Erstellen der Feuerbereitschaft auf rund 15Minuten verringert werden konnte. Jeder Anhänger verfügt über ein eigenes Stromaggregat. DerAnhänger ist weniger schwer und ermöglicht ein Startintervall von einem Lenkwaffenstart alle siebenSekunden. Viele der im Dienst stehenden S-300PT Systeme wurden ab dem Jahre 1984 zur S-300PT-1A Version nachgerüstet.

SA-10B GRUMBLE (S-300PS Angara / S-300PMU)

Mit der Entwicklung der selbstfahrenden Ausführung S-300PS (S steht für Samohodnyi =selbstfahrend) wurde 1978 begonnen. Die Entwicklung wurde durch den Chefingenieur der FirmaAlmaz NPO, TAleksandra Lemanskogo, geleitet. TDie Testserie durch den Hersteller dauerte vomDezember 1980 bis zum November 1981. Danach erfolgten zwischen Dezember 1981 und Dezember1982 die Abnahmetests durch die Staatsbehörden. Während den Abnahmetests wurden über 47simulierte Bekämpfungsabläufe durchgeführt. Ebenso wurden 16 5V55R Lenkwaffen gegen Drohnenverschossen. Nach weiteren Modifikationen wurden die ersten S-300PS Systeme im Jahre 1983 derTruppe übergeben. Die Serienproduktion lief aber erst Ende 1984 an. Das erste S-300PS Bataillonwar Mitte 1985 einsatzbereit. Ab Mitte der 1980er Jahre wurde die S-300PS auch auf demExportmarkt angeboten. Das S-300PS System trägt die Exportbezeichnung S-300PMU  (U steht fürUsovershtsvovanniy = verbessert). Eine komplette Batterie trägt die Bezeichnung 5Zh15S. DieExportbezeichnung lautet 90Zh6E.Alle Komponenten des S-300PS Systems sind auf selbstfahrenden Kraftfahrzeugen untergebracht.

Der gesamte FLAP LID-B (5N63S)  Feuerleitradarkomplex ist auf einem MAZ-543M (8x8) LKWinstalliert (Typenbezeichnung MAZ-7910). Der Feuerleitradarkomplex besteht aus den Containern F-1S  (Radarantenne), F-2S  (Operationszentrale) und F-3S  (Feuerleitrechner). Daneben verfügt dasFahrzeug über die nötigen Funkantennen zur Kommunikation mit dem Zielerfassungs- undÜberwachungsradar. Beim überarbeiteten 5N63S Feuerleitradar wurde die alte Funkkommando-Lenkung durch eine viel leistungsstärkere, halbaktive Radarlenkung mit SAGG-System ersetzt.Dieses Lenksystem ist auch im Umfeld von starken elektronischen Störmassnamen einsetzbar. Auchwird beim Ziel-Endanflug eine viel grössere Präzision erreicht. Der Radarkomplex kann gleichzeitigzwölf Lenkwaffen gegen sechs Ziele lenken. Es können Ziele in einem Geschwindigkeitsbereich von50-1’200 m/s verfolgt werden. Das 5N63S Feuerleitradar besitzt die folgenden zwei Suchmodi:

  Für die Erfassung von Tiefflieger: 1° in der Elevation x 105° im Azimut.

  Für die Erfassung von Flugzielen im mittleren bis hohen Flugbereich: 4° in der Elevation x 12°

im Azimut.

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Die vier Startbehälter für die 5V55R und 5V55V Lenkwaffen sind auf den modifizierten MAZ-543 (8x8)LKWs untergebracht. Es existieren zwei Typen des Fahrzeuges: Das 5P85S Startfahrzeug, welchesmit einem F-3S  Kommando-Container hinter der Fahrzeugkabine ausgerüstet ist, und das 5P85D Startfahrzeug ohne F-3S Container. Pro Batterie können maximal vier 5P85S Startfahrzeugeeingesetzt werden, welche mit jeweils bis zu drei 5P85D Startfahrzeugen mittels Signalkabelnverbunden werden. So ist eine maximale Anzahl von 12 Startfahrzeugen pro Batterie ermöglich. DieDatenübermittlung zwischen dem Feuerleitradar und den Startfahrzeugen kann wahlweise durch eine

Richtstrahl- oder Kabelverbindung erfolgen. Wird die drahtlose Datenübermittlung eingesetzt, sodauert das Erstellen der Feuerbereitschaft nur 5 Minuten. Für die störungssichere Datenübermittlungwerden Kupferkabel verwendet. Das Erstellen der Feuerbereitschaft dauert mit dem Verlegen derKabelverbindungen 30-60 Minuten. Das schnellstmögliche Startintervall eines Startfahrzeuges beträgteinen Lenkwaffenstart alle fünf Sekunden. Jedes Fahrzeug verfügt über eine externeStromversorgung (APU). Auch ist jedes Fahrzeug mit einem eigenen Navigations- undKommunikationssystem ausgerüstet. Zudem verfügt jedes Fahrzeug über ein Überdruck-Schutzsystem gegen biologische- und chemische Kampfstoffe sowie gegen radioaktivenNiederschlag. Die Exportbezeichnung dieser Fahrzeuge lautet 5P85SU und 5P85DU.Zum Erkunden der Stellungen verfügt jede Batterie über ein 1T12 Aufklärungssystem, welches aufeinem GAZ-66 oder UAZ-3151 Fahrzeug untergebracht ist. Dieses System dient zum Erkunden vonStellungsräumen und führt geodätische Untersuchungen durch.Zur Feuerkampfführung wird das 5N83S CP

2P System eingesetzt. Dieses besteht im Wesentlichen aus

dem 5K56S Kommandoposten und dem 5N64S  3D-Langstrecken-Überwachungsradar. Manchmalwird dieses Radar auch mit 5N64A bezeichnet. Von der NATO wird der Radarkomplex BIG BIRD-B bezeichnet. Die Exportbezeichnung lautet 5D6E. Das Erstellen der Betriebsbereitschaft dauert fünfMinuten. Es kann Flugziele auf eine Maximaldistanz von über 260 km erfassen. Gleichzeitig können200 Luftziele automatisch erfasst und katalogisiert werden. Von den erfassten Zielen können 36 fürdie Bekämpfung an die 5N63S Feuerleitradars der Batterien weitergeleitet werden. Mit dem 5N83SSystem kann der Feuerkampf von maximal sechs S-300PS Batterien koordiniert werden. Der 5N83SKomplex besteht aus einem Containersystem, welches auf Fahrzeugen installiert ist. Der Containermit dem 5K56 Kommadoposten trägt die Bezeichnung F-9 und ist auf einem MAZ-543M installiert. Andiesen angeschlossen sind zwei Rechnereinheiten, welche mit F-7 und F-8 bezeichnet werden. DerContainer mit dem 5N64S Radarkomplex trägt die Bezeichnung F-6. Dieser ist zusammen mit denContainern F-7 und F-8 auf einem МАЗ-7410-9988 Anhänger installiert. Die zwei 5I57

Dieselgeneratoren und die drei 63T6A Frequenzumformer zur Stromversorgung sind auf einemweiteren MAZ-5224V untergebracht.Das BIG BIRD-B Radar wurde vorerst nicht zum Export freigegeben. Exportkunden mussten mit demmodernisierten TIN SHIELD-B (36D6 / 5N59S)  vorlieb nehmen. Dieses Radargerät trägt dieExportbezeichnung 36D6E. Wie bei der Vorgängerversion ST-68M ist das gesamte System auf dem6UF6 Sattelschlepper untergebracht. Mit dem TIN SHIELD-B Radar kann ein Flugziel von der Grösseeines Jagdflugzeuges, welches in einer Höhe von 2’000-18’000m fliegt, auf eine Distanz von 147-175km erfasst werden. Ein Jagdflugzeug in einer Flughöhe von 1’000 m kann auf eine Distanz von 80 kmerfasst werden. Tieffliegende Flugzeuge in einem Höhenbereich von 100 m können auf eine Distanzvon 38-42 km erfasst werden. Wird das Radar auf den 40V6M1 Antennenmast aufgesetzt, soverdoppeln sich diese Werte nahezu. Das TIN SHIELD-B Frühwarnradar ist lufttransportfähig.Mit der Ausführung S-300PS kommt eine verbesserte Ausführung des CLAM SHELL  (5N66M) Radars zum Einsatz. Bei der Zielverfolgung eines Flugzeuges, welches eine Geschwindigkeit von 720

m/s hat und einen Radarquerschnitt von 0,02 mP

2P

 besitzt, wird folgende Radarauflösung erreicht: DieAbweichung liegt bei 0,3° im Azimut und bei maximal 1,85 km in der Distanz. Die Genauigkeit bei derGeschwindigkeitsmessung liegt bei 2,1-2,4 m/s. Die Rotationsgeschwindigkeit der Sendeantennebeträgt eine Umdrehung alle 6 Sekunden. Gleichzeitig können 180 Ziele verfolgt und katalogisiertwerden. Der Container mit dem Radarsystem trägt die Bezeichnung FA-51M und wird direkt an den F-2M Container (Operationszentrale) der Batterie angeschlossen. Der Container mit denRadaroperateuren wird F-52M  bezeichnet. Ebenso gehören zum Radarkomplex die beiden 40V6Moder 40V6M2 Radarmasten dazu. Innoffiziell wird diese Ausführung des CLAM SHELL Radars auch76N6S bezeichnet.Alle S-300PS System der zweiten Serie sind mit einem neuen Softwarepaket ausgerüstet, welchesdie Bekämpfung von ballistischen Kurzstreckenraketen ermöglicht. Es können so ballistischeKurzstreckenraketen mit einer Maximalreichweite von 300 km bekämpft werden. Diese können bis zueiner maximalen Fluggeschwindigkeit von 1’200 m/s auf eine Distanz von 30 km abgefangen werden.

Ebenso können mit der modifizierten Feuerleitsoftware die Lenkwaffen mittels einer optimiertenFlugbahn auf Distanzen von bis zu 92 km verschossen werden. Mit der Standardsoftware liegt diemaximale Schussdistanz der 5V55R (V-500R) Lenkwaffen bei 75 km. Neben der Standardlenkwaffe

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können auch die 5V55S (V-500S) Lenkwaffen, welche mit einem nuklearen Sprengkopf bestückt sind,eingesetzt werden.

SA-10C GRUMBLE (S-300PM)

Im Jahr 1978 meldeten die Luftverteidigungstruppen der Region Moskau den Bedarf zum Ersatz derin die Jahre gekommenen S-25 (SA-1 GUILD) Systeme an. Gemäss dem Entscheid des VPK derUdSSR sollte als Nachfolgesystem eine überarbeitete Version des S-300PS Systems zum Einsatzkommen. Mit dem neuen System sollten leistungsstärkere Radarsysteme, ausgerüstet mitMikroprozessoren, zum Einsatz kommen. Ebenso sollte ein neuer Lenkwaffentyp mit einer Reichweitevon 140 km entwickelt werden. Die Entwicklung der S-300PM (M steht für Modifikatsionniy =modifiziert) begann im Sommer 1983. Mit der Entwicklung der S-300PM wurde der Grundstein für diespäteren Systeme S-300PM-1 und S-300PM-2 gelegt. Die S-300PM ist als eigentlicher Prototypdieser Systeme zu sehen. Das überarbeitete Feuerleitradar bekam die Bezeichnung 30N6-1. Diealten Rechner und Speicherkomponenten wurden durch den neuentwickelten 40U6 Zentralrechnermit 32-Bit-Mikroprozessoren ersetzt. Ebenso kommt eine neue Software zur Feuerleitung undLenkwaffensteuerung zum Einsatz. Das 30N6-1 Radar ist ein Vorläufer des späteren 30N6Feuerleitradars welches mit der SA-20 zum Einsatz kommt. Wie beim Vorgängermodell 5N63Sbefinden sich die Container F-1M  (Radaranlage) und F-2M  (Operationszentrale) fest installiert aufeinem MAZ-543M Chassis. Das Fahrzeug verfügt über komplett neue Übertragungs- und

Kommunikationskanäle. Von der NATO wird das Radar TOMBSTONE genannt.Bei der Entwicklung der neuen Lenkwaffen kam es wiederum zu grossen Verzögerungen. DieEntwickler der neuen 48N6 Lenkwaffe hatten Mühe die Leistungsvorgaben zu erfüllen. Die geforderteReichweite von 140 km konnte mit den vorhandenen Mitteln von einer einstufigen Lenkwaffe (ohneBooster) nicht erreicht werden. Auch beim Entwickeln des hochenergetischen Treibsatzes gab esProbleme und es kam zu so grossen Verzögerungen, dass man sich zu einer Interimslösungentschied. Man griff auf die bereits vorhandene 5V55R Lenkwaffe zurück und bestückte diese mit dembereits entwickelten Navigations- und Lenksystem der 48N6 Lenkwaffe. Die so entstandeneLenkwaffe trägt die Bezeichnung 5V55RU. Die 48N6 Lenkwaffe wurde erst später, mit der zweitenSerie, der S-300PM-1 eingeführt (siehe SA-20 GARGOYLE). Die Testserie des kompletten Systemsdurch den Hersteller dauerte von 1984 bis 1987. Die abschliessenden Abnahmetests durch dieStaatsbehörden waren 1988 abgeschlossen. Die ersten S-300PM Systeme wurden im Herbst 1989bei den russischen Luftverteidigungstruppen im Grossraum von Moskau eingeführt. Sie ersetzten dort

die veralteten SA-1 GUILD Systeme. Infolge der Verzögerung bei der Einführung der S-300PMwurden bereits 1981 die ersten SA-1 Regimenter durch S-300PT Batterien ersetzt. Bis 1994 wurdenDutzende ehemalige SA-1 Stellungen umgebaut und mit S-300PT/PM Batterien bestückt. Einekomplette S-300PM Batterie trägt die Bezeichnung 90Zh6.Auf Stufe Batterie kommt das TOMBSTONE (30N6-1) Feuerleitradar zum Einsatz. Das 30N6-1 Radarbesitzt eine schmalere, abgerundetere Sendeantenne als das Vorgängermodell. Diese Antenne istauch erkennbar an dem neuen hydraulischen Servomechanismus unterhalb der Radarantenne. DieSendeantenne hat eine Fläche von rund 2,8 mP

2P und ist mit rund 10’000 HTransmitternH ausgerüstet.

Durch die Modifikationen am FLAP LID Radarkomplex können Lenkwaffen mit einem neuenLenkverfahren sowie neuen Suchalgorithmen eingesetzt werden. Die Radarkomponenten des 30N6-1Feuerleitradars arbeiten sehr präzise. Die maximale Abweichung bei der Zielverfolgung liegt unter 1Bogenminute im Azimut und bei maximal 5 m in der Distanz! Die maximale Abweichung bei derGeschwindigkeitsmessung liegt bei 1,0 m/s. Das 30N6-1 Feuerleitradar besitzt die folgenden drei

Suchmodi:  Tiefflieger-Erfassung: 1° in der Elevation x 90° im Azimut. Reichweite 80-130 km

  Langstreckenzielsuche: 5° in der Elevation x 64° im Azimut, Reichweite bis zu 300 km

  Sektorenüberwachung: 14° in der Elevation x 64° im Azimut, Reichweite 160-240 km.

Wird durch das Suchradar ein Flugziel erfasst, so wechselt das Feuerleitgerät automatisch in denVerfolgungsmodus mit 4° in der Elevation x 4° im Azimut und ermittelt die Zieldaten für denLenkwaffeneinsatz. Nebst der Zielverfolgung wird alle 16 Sekunden ein kompletter Sektoren-Scandurchgeführt (Track-while-scan). Der Radarkomplex kann gleichzeitig zwölf Lenkwaffen gegen sechsZiele lenken. Gegnerischen Störmassnahmen kann mit unterschiedlichen Impulsleistungen,Impulsdauer und Modulationsform, längeren oder kürzeren Empfangszeiten begegnet werden.Zur Tieffliegererfassung kommt eine verbesserte Ausführung des CLAM SHELL Radarkomplex zumEinsatz. Dieser trägt die Bezeichnung 76N6. Die Exportversion wird 76N6E bezeichnet. Der Containermit dem Radarsystem trägt die Bezeichnung FA-51MU, die Radaranlage wird F-5M bezeichnet. DerContainer mit den Radaroperateuren wird F-52MU bezeichnet. Ebenso gehören zum Radarkomplex

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die beiden 40V6M oder 40V6M2 Radarmasten dazu. Über die nochmals verbesserte Ausführung76N6M  ist nur wenig bekannt. Es hat eine erhöhte Rotationsgeschwindigkeit von 20 Umdrehungenpro Minute. Die maximale Erfassungsreichweite soll bei bis zu 300 km liegen.Zur Feuerkampfführung wird das neue 83M6 C P

3P System eingesetzt. Dieses besteht im Wesentlichen

aus dem 54K6  Kommandoposten und dem 64N6  3D-Langstrecken-Überwachungsradar. DasRadarsystem wird von der Firma NIIIP in Novosibirsk hergestellt. Dieser Radarkomplex ist eineüberarbeitete Ausführung des früheren 5N64 Radars und wird von der NATO als BIG BIRD-C 

bezeichnet. Es besitzt eine passive, frequenzgesteuerte Phased Array Antenne mit rund 3’400HTransmittern. Es kann Flugziele auf eine Maximaldistanz von bis zu 300 km erfassen. Mit dem 83M6System kann der Feuerkampf von maximal sechs S-300PM Batterien koordiniert werden. Wie dasVorgängermodell besteht auch der 83M6 Komplex aus einem Containersystem, welches aufFahrzeugen installiert ist. Der Container mit dem 54K6 Kommadoposten trägt die Bezeichnung D-9und  ist auf einem MAZ-543M installiert. Der Container mit dem 64N6 Radarkomplex trägt dieBezeichnung F-6M. Dieser ist zusammen mit dem Container F-8M (Rechnerkomponenten) auf einemМАЗ-7410-9988 Anhänger installiert. Die zwei 5I57 Dieselgeneratoren und die drei 63T6AFrequenzumformer zur Stromversorgung sind auf einem MAZ-5224V untergebracht. Zum Erkundender Stellungen befindet sich in jeder Batterie ein 1T12-2M Aufklärungsfahrzeug.Das 83M6 System kann im Verbund mit den Systemen S-300PM sowie der S-200V und S-200M (SA-5B/C GAMMON) eingesetzt werden. Im 54K6 Kommandoposten werden alle Daten derLuftraumüberwachung der einzelnen Batterien verarbeitet und koordiniert. Ebenso werden Daten derLuftraumüberwachung der nächst höheren Stufe empfangen und verarbeitet.Das 83M6 System existiert in zwei Ausführungen:

1. Ein mobiles System, installiert auf dem MAZ-543M 8x8 LKW

2. Ein halbmobiles System, bestehend aus Containern für den Einsatz in ortsfesten Stellungen.

Der 54K6 Kommandoposten besteht aus sechs Mann Besatzung, Konsolen für die Operatoren,Computern mit Multiprozessoren und den Kommunkanions- und Überwachungsgeräten. Auch eineLern- und Trainingssoftware ist installiert. Das Erstellen der Betriebsbereitschaft dauert fünf Minuten.Der Kommandoposten führt folgende Aktionen aus:

  Kontrolle und Überwachung des 64N6 Radarkomplexes

  Akquisition, Identifikation, Verfolgung von maximal 300 Luftzielen

  Die Freund-Feind Erkennung (IFF)  Prioritäteneinteilung der einzelnen Luftziele und die Weitergabe der gefährlichsten an die

einzelnen Batterien

  Kontrolle der ECCM Systeme der Batterien und Bataillon

  Koordination der einzelnen Batterien im verbundenen Einsatz

  Datenaustausch mit benachbarten Bataillonen und der nächst höheren Stufe

Das BIG BIRD-C 3D-Überwachungsradar besteht aus einer hydraulisch betätigten, doppelseitigenRadarantenne mit frequenzgesteuerten Phased-Array-Antenne. Die Radarstrahlen werden mit einemRadarhorn (sog. Janus-Horn), welches sich vor der Antennenfläche befindet, auf diephasengesteuerten Elemente gestrahlt. Die Antennenfläche ist mit rund 2’700 Phasenschiebern jeSeite ausgerüstet. Das Gerät verwendet nach dem Zufallsprinzip eine von 3’500 gespeichertenFrequenzen und wechselt diese alle paar Sekunden. Es wird ein äusserst enger und starkgebündelter Radarstrahl erzeugt. Um die Ortung und Bekämpfung zu erschweren, wird ein speziellesSystem zur Unterdrückung der Nebenradarkeule eingesetzt. Der Radarkomplex ist äusserst resistentgegenüber elektronischen Störmassnamen. Im Nahbereich (unter 64 km) können Störquellen mittelsImpulsverdichtung, Nebenkeulenunterdrückung, sowie mittels Frequenzabgleichung begegnetwerden. Auf grössere Distanzen werden Störquellen mittels speziellen Algorithmen zum Entdeckenvon falschen Signalen, sowie mittels Impulsverdichtung begegnet.Die Rotationsgeschwindigkeit beträgt eine Umdrehung alle 12 Sekunden. Das Radar kann Flugzeuge,Hubschrauber, Marschflugkörper, Lenkwaffen, Drohnen und ballistische Raketen auf eineMaximaldistanz von über 300 km erfassen. Anderen Quellen zufolge soll die Maximalreichweite beibis zu 460 km liegen. Es können gleichzeitig 300 Luftziele in einem Geschwindigkeitsbereich von 30-2’788 m/s automatisch erfasst und katalogisiert werden. Von diesen Zielen werden 100 Ziele dann alsechte Ziele erkannt und automatisch gemeldet und begleitet. Davon können 36 für die Bekämpfung an

die 30N6-1 Feuerleitradars der Batterien weitergeleitet werden.Das ganze System ist sehr gross und schwer gestaltet. Die Sendeantenne ist rund 30% grösser alsdie Sendeantenne des SPY-1 Systems auf den amerikanischen Kreuzern der TICONDEROGA

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Klasse. Die Sendeleistung des BIG BIRD-C Radars wurde nie bekannt gegeben, wird aber enormsein. Auch bei diesem Radarsystem verwendeten die russischen Entwickler erstmals dem Westenebenbürtige Technologien (Elektronik). Es verfügt jedoch noch nicht über die neusten, hochentwickelten Komponenten, welche der Westen für ihre Radargeräte verwenden. Das BIG BIRD-CRadar besitzt im Wesentlichen die folgenden Suchmodi:

  Für die Erfassung von Flugzielen: 13.4° in der Elevation x 360° im Azimut oder 0-28° in derElevation x 180° im Azimut

  Für die Erfassung von ballistischen Raketen: 55° in der Elevation x 60° im Azimut oder 20-75°in der Elevation x 60° im Azimut

  Sektorenüberwachung: 55° in der Elevation x 75° im Azimut

Bei den Radarkomponenten wird folgende Präzision erreicht: Die maximale Abweichung bei derZielverfolgung liegt bei 5.0 Minuten im Azimut und bei 3.5 Minuten in der Elevation. Die maximaleAbweichung bei der Distanzmessung liegt bei 200 m.Die vier Raketenbehälter mit den Lenkwaffen sind bei der S-300PM auf dem neuen 5P85T Anhängeruntergebracht. Als Zugfahrzeug wird ein KrAZ-260 (6x6) verwendet. Dieser Anhängertyp muss für denRaketenstart nicht mehr vom Zugfahrzeug abgekoppelt werden. Der Anhänger wird zur Stabilisierungauf vier Spreizbeine gestellt und die Raketenbehälter werden über die Hinterachse in einer Elevationvon 90° aufgestellt. Der Anhänger verfügt über ein eigenes Stromaggregat und ist nicht mehr auf die

Stromversorgung durch das Zugfahrzeug angewiesen. Zum Erstellen der Feuerbereitschaft werdenmit diesem Anhängertyp fünf Minuten benötigt. Das schnellstmögliche Startintervall eines 5P85TAnhängers beträgt einen Lenkwaffenstart alle drei bis fünf Sekunden. Der 5P85T Anhänger kannauch bei den späteren S-300PM-1 und PM-2 Ausführungen verwendet werden.Mit der Ausführung S-300PM werden die verbesserten 5V55RD  und 5V55RUD Lenkwaffen, welcheeine auf 92 km gesteigerte Reichweite besitzen, eingesetzt. Mit dem S-300PM System könnenballistische Kurzstreckenraketen mit einer Maximalreichweite von 300 km abgefangen werden. Diesekönnen bis zu einer maximalen Fluggeschwindigkeit von 1’200 m/s auf eine Distanz von 35 kmbekämpft werden. Die komplette Startsequenz von der Zielerfassung durch das Überwachungsradarbis zum Lenkwaffenstart dauert 9-11 Sekunden. Die S-300PM kommt nur innerhalb der ehemaligenSowjetunion zum Einsatz. Erst die definitive Version S-300PM-1 wurde unter der Bezeichnung S-300PMU-1 exportiert.

S-300PM-1 und S-300PM-2Die Versionen S-300PM-1 und S-300PM-2 sind unter der dem Eintrag SA-20 GARGOYLE aufgeführt.

SA-N-6 GRUMBLE (S-300F Fort)

Im Jahre 1969 begannen die Arbeiten an der schiffsgebundenen Version S-300F (F steht für Flota =Marine). Das System sollte auf einer neuen Klasse von Kreuzern installiert werden, welche diedamaligen Kreuzer der KARA Klasse (Projekt 1134B Berkut B) und der KYNDA Klasse (Projekt 58)ablösen sollten. Die S-300F ist das Gegenstück der landgestützten S-300PS. Das System wurde vonden beiden Konstruktionsbüros Altair und Almaz entwickelt. Der leitende Entwickler war BorisPalladin, Chefdesigner der Firma Altair. Nach seinem Rücktritt wurde das Programm von ArkadiyYezhov zu Ende geführt. Die System- und Lenkwaffentests mit den 5V55RM Lenkwaffen fanden inden Jahren 1977 bis 1983 auf dem Schwarzen Meer statt. Während den Schiessversuchen in denJahren 1981 und 1982 wurden von den 14 bekämpften Zielen 13 zerstört. Die Exportversion des S-300F Systems trägt die Bezeichnung S-300F Rif und wird seit dem Jahr 1993 auf dem Exportmarktangeboten. Bei diesem System kommen die überarbeiteten 5V55RM Lenkwaffen zum Einsatz. DieseLenkwaffe ist eine speziell gegen Meerwasser geschützte Ausführung der landgestützten 5V55RLenkwaffe. Die Lenkwaffen werden aus dem im Schiffsdeck untergebrachten 3S41  Senkrecht-Startsystem gestartet. Die Lenkwaffen selbst befinden sich in dem B-203  oder B-204 Revolvermagazin. Das B-203 Magazin nimmt sechs Lenkwaffen und das B-204 Magazin achtLenkwaffen auf. Das schnellstmögliche Startintervall eines Magazins beträgt einen Lenkwaffenstartalle 4-5 Sekunden.Die Feuerleitung und Lenkwaffensteuerung erfolgt durch den auf dem Schiff untergebrachten TOPDOME (3R41 Volna) Radarkomplex. Jeder TOP DOME Radarkomplex kann gleichzeitig sechs Zielemit zwölf Lenkwaffen bekämpfen.Das System wurde zu Versuchszwecken auf dem Kreuzer AZOV (Projekt 1134BE), einem

Lenkwaffenkreuzer der KARA Klasse (Projekt 1134B Berkut-B), installiert. Für diese Tests wurde dasSA-N-3 GOBLET (M-11 Shtorm) System auf dem Achterdeck des Schiffes ausgebaut und durch einS-300F System mit vier B-204 Lenkwaffenmagazinen ersetzt. Das achtern untergebrachte HEAD

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LIGHTS Feuerleitradar (Grom) für die SA-N-3 Lenkwaffen wurde durch ein TOP DOMEFeuerleitkomplex ersetzt. Das S-300F System wurde nebst der AZOV auf folgenden Schiffsklasseneingeführt:

1. Auf den sechs Kreuzern der SLAVA Klasse (Projekt1164 Atlant), mit jeweils einem TOPDOME Feuerleitkomplex und acht B-204 Magazinen mit 64 5V55RM Lenkwaffen

2. Auf den ersten drei Schlachtkreuzern der KIROV Klasse (Projekt 1144 Orlan), mit jeweils zwei

TOP DOME Feuerleitkomplexen und zwölf B-204 Magazinen mit 96 5V55RM LenkwaffenBei dieser schiffsgebundenen Ausführung sind die vertikalen Startrohre mit einer Neigung von 6° zumSchiffsrumpf hin eingebaut. Durch diese Neigung kann eine Lenkwaffe bei einem Fehlstart nicht aufdas Schiffsdeck zurückfallen - die Lenkwaffe fällt neben dem Schiffsrumpf ins Meer. Bei der S-300Ferfolgt die Zielerfassung mit den Überwachungsradars der jeweiligen Schiffe. Dies ist auf demKreuzer AZOV das TOP SAIL Überwachungsradar. Auf den Kreuzern der SLAVA und KIROV Klasseerfolgt die Zielerfassung mit dem TOP PAIR (Flag) Überwachungsradar. Der TOP PAIRRadarkomplex besteht aus den beiden Radrageräten TOPSAIL (MR-600 Voskhod) und BIG NET(MR-500 Fut-N). Bei der Luftgefechtsführung wird das TOP PAIR Radarsystem durch die TOPSTEER (Fregat) und TOP PLATE (MR-700) 3D-Suchradars unterstützt. Das TOP DOMEFeuerleitradar besitzt in der horizontalen Ebene einen Öffnungswinkel von 180° und in der vertikaleneinen solchen von 60°. In diesem Sektor können gleichzeitig 12 Lenkwaffen gegen sechs Zieleeingesetzt werden. Die Feuerleitrechner führen gleichzeitig die Ermittlung der Zieldaten, sowie die

Suche nach weiteren Luftzielen durch (Track-while-scan). Wie bei dem landgestützten Gegenstück,der S-300PS, wird auch bei der schiffsgebundenen S-300F das SAGG-Lenkverfahren eingesetzt. Diekleinstmögliche Schussdistanz des S-300F Systems beträgt 7 km. Das S-300F System kann ein F-15EAGLE Kampflugzeug, welches in einer Höhe von 2’000 m fliegt, auf eine Distanz von 90 kmbekämpfen. Eine Anti-Schiffs-Lenkwaffe (AShM) in einer Flughöhe unter 25 m, kann auf eine Distanzvon 25 km bekämpft werden. Wie bei der landgestützten Ausführung werden tieffliegende Ziele mittelseiner stark überhöhten Flugroute der Lenkwaffe angegriffen. Westliche Anti-Schiff-Lenkwaffen(AShM), wie die französische EXOCET und die amerikanische R/UGM-84 HARPOON, können so miteiner grossen Treffererwartung bekämpft werden. Es ist jedoch fraglich, ob tieffliegende,überschallschnelle Lenkwaffen, wie die 3M80 Moskit der Firma Raduga, erfolgreich bekämpft werdenkönnen. Diese Lenkwaffe der neusten Generation nähert sich im „Zick-Zack Kurs“ dem Ziel. Sieerreicht in Wellenhöhe einer Geschwindigkeit von über 840 m/s. Ähnliche Lenkwaffen werden zur Zeitin Europa, China und den USA entwickelt.

Das SA-N-6 GRUMBLE System wird von der russischen Herstellerfirma vielfach mit demamerikanischen Aegis-Kampfsystem und den Standard-Lenkwaffen verglichen. Dieses ebenfallsschiffsgebundene Luftverteidigungssystem wird von den USA und verschiedenen anderen Nationeneingesetzt. Die Leistungen, sowie die Systemautomatisierung des SA-N-6 Systems reichen jedoch beiweitem nicht an das Aegis-Kampfsystem heran.

Gefechtsgliederung:

Ein S-300P Bataillon besteht aus einer 5N83 / 83M6 Feuerleitzentrale und bis zu sechs S-300PBatterien. Die Batterien können in einem Umkreis von bis zu 100 km von der Feuerleitzentraleeingesetzt werden. Eine S-300P Batterie besteht aus einem FLAP LID Feuerleitradar und bis zu zwölf5P85 Lenkwaffenwerfer. Optional kann auf Stufe Batterie eine TIN SHIELD und ein CLAM SHELLRadarkomplex eingesetzt werden. Wird eine Batterie autonom (ohne 5N83 / 83M6 Feuerleitzentrale)eingesetzt, erfolgt die Luftraumüberwachung und Zielzuweisung direkt auf Stufe Batterie mit denRadars TIN SHIELD oder CLAM SHELL.Innerhalb der Sowjetunion wurden viele S-300PT Batterien in ehemaligen S-75 (SA-2 GUIDELINE)Stellungen stationiert. Im Grossraum von Moskau wurden verschiedene S-300PT und S-300PMBatterien in ehemaligen S-25 (SA-1 GUILD) Stellungen stationiert.

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Kernkomponenten der SA-10 GRUMBLE:

Variante S-300PT (SA-10A) S-300PS (SA-10B) S-300PM (SA-10C)

Feuerleitradar 5N63 (FLAP LID-A) 5N63S (FLAP LID-B) 30N6-1 (TOMBSTONE)

Startfahrzeug 5P851 5P85S + 5P85D 5P85T

Feuerleitzentrale5N83 / 5K56 5N83S / 5K56S 83M6 / 54K6

Überwachungsradar 5N64K (BIG BIRD-A) 5N64S (BIG BIRD-B) 64N6 (BIG BIRD-C)

Tieffliegerradar 5N66 (CLAM SHELL) 5N66M (CLAM SHELL) 76N6 / 76N6M (CLAM SHELL)

Zur Koordination der SA-10 Einheiten werden die folgenden Führungssysteme eingesetzt:

Variante / System Batterie Bataillon Regiment / Brigade

SA-10A / S-300PT 5N63 5K56 5S99 Senez oder 5S99M Senez

SA-10A / S-300PT-1A 5N63 5K56 5S99M Senez oder 5S99M1 Senez-1M

SA-10B / S-300PS 5N63S 5K56S 5N37 / 73N6 Baikal

SA-10C / S-300PM 30N6-1 54K6 5N37M / 73N6M Baikal-1

Auf Stufe Batterie kommen die folgenden Unterstützungsfahrzeuge zum Einsatz:

  5T99 und 5T99M Nachladefahrzeug mit vier 5P86 Lenkwaffenbehältern

  5T58-2 Transport Fahrzeug mit vier 5P86 Lenkwaffenbehältern

  22T6 Ladefahrzeug mit Ladekran

  5I57 Dieselgeneratoren mit drei 63T6A Frequenzumformern auf einem MAZ-5224V

  1T12 oder 1T12-2M Aufklärungssystem auf einem GAZ-66 oder UAZ-3151

  Kommandanten- und Stabsfahrzeug auf einem GAZ-66

  Truppenunterkünfte und Küche auf einem individuellen MAZ-543A

Auf Stufe Bataillon kommen die folgenden Unterstützungsfahrzeuge zum Einsatz:

  1T12 oder 1T12-2M Aufklärungssystem auf einem GAZ-66 oder UAZ-3151

  5I57 Dieselgeneratoren mit drei 63T6A Frequenzumformern auf einem MAZ-5224V

  48III6Y Unterhalt- und Reparatur Einheit auf einem je einem MAZ-543A

  Truppenunterkünfte und Küche auf einem je einem MAZ-543A

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Einsatz:

Der Bekämpfungsablauf mit der SA-10 läuft folgendermassen ab:

  Zielerfassung durch das BIG BIRD Überwachungsradar oder durch andere Frühwarnradars.

  Datenweitergabe an das 54K6 System

  Zielanalyse und Prioritäteneinteilung der Flugziele im 54K6 System  Zielweitergabe an die FLAP LID Feuerleitradars der Batterien

  Zielverfolgung durch die FLAP LID Feuerleitradars

  Ermitteln des am meisten geeigneten Lenkwaffentyps (5K55K 5K55R oder 5K55RD)

  Ermitteln der optimalen Lenkwaffenflugbahn sowie deren Weitergabe in das Steuer- undNavigationsystem der Lenkwaffe

  Lenkwaffenstart in einem Intervall von 5-10 Sekunden. Maximal zwei Lenkwaffen pro Ziel.

  Aktivieren der halbaktiven Radarzielsuche und dem SAGG System (seeker aided groundguidance) für den Zielanflug der Lenkwaffen

  Durchführen einer zweiten Zielbekämpfung, falls notwendig

Diese Prozesse laufen alle vollautomatisch ab. Die Operateure müssen lediglich die erfassten Zielebestätigen und für die Bekämpfung freigeben. Natürlich kann der gesamte Bekämpfungsablauf auchmanuell durchgeführt werden.

S-300PT

Vor dem Abschuss erhält das inertiale Navigationssystem der Lenkwaffe vom Feuerleitsystem diePosition und den Kurs des Zielobjektes vom Feuerleitradar. Nach dem Start kann die 5V55KLenkwaffe den grössten Teil des Weges mit Hilfe ihres Navigationssystems autonom zurücklegen. DieKurskorrekturen für den Ziel-Endanflug werden durch das Feuerleitradar errechnet und an dieLenkwaffe gesendet. Diese werden dort durch kleine Antennen, welche am Flugkörperendeangebracht sind, empfangen und im Lenksystem der Lenkwaffe verarbeitet. Kommt das Flugziel inden Ansprechradius des Näherungszünders, wird der Sprengkopf gezündet. Bei einem Fehlschusszerlegt sich der Flugkörper nach einer bestimmten Flugzeit durch eine Selbstzündung. Um die

Treffererwartung zu erhöhen, wird im taktischen Einsatz meistens eine Salve von zwei Lenkwaffen aufdas gleiche Ziel abgefeuert.

S-300PT-1 und S-300PS

Mit der Ausführung S-300PT-1, S-300PS und S-300PM kommt das SAGG-Lenkverfahren zumEinsatz. Beim SAGG Lenksystem handelt es sich um das russische Gegenstück zum amerikanischenTrack-via-Missile System. Bei diesem Lenkverfahren werden die Zieldaten, welche der halbaktiveRadarsuchkopf der Lenkwaffe erfasst hat, mit einem Datalink an das Feuerleitradar zurückgesendet.Dort werden sie zusammen mit dem Radarbild des Feuerleitradars abgeglichen. Die aufgearbeitetenRadardaten werden mittels Datalink wieder zurück an den Navigationscomputer der Lenkwaffegesendet. Mit diesem System wird eine viel grössere Präzision erreicht als mit einem herkömmlichenSARH Lenksystem, bei dem die Zieldaten nur vom Feuerleitradar stammen. Wiederum erhält das

Navigationssystem der Lenkwaffe vor dem Start die Position und den Kurs des Zielobjektes vomFeuerleitradar. Die Lenkwaffe wird nun an einen voraus errechneten Zielpunkt verschossen. AllfälligeKurskorrekturen können durch Funkkommandos an die Lenkwaffe übermittelt werden. Erst für denEndanflug zum Ziel wird der Näherungszünder und der halbaktive Radarsuchkopf mit dem SAGG-System aktiviert. Mit diesem Verfahren wird verhindert, dass die durch den Feuerleitrechnergesendeten Kommandos durch das Abbrennen des Raketenmotors gestört werden. Ebenso bleibtdem Piloten des angegriffenen Flugziels nur wenig Zeit, um elektronische Gegenmassnameneinzuleiten.Bei der Bekämpfung von tieffliegenden Zielen wird die Lenkwaffe gegenüber der Linie zwischenLenkwaffe und Ziel überhöht verschossen. Die Lenkwaffe steigt auf eine zum Ziel stark überhöhteFlugbahn. Mit diesem Flugprofil hat der Lenkwaffensuchkopf ein optimales “Sichtfeld“ auf das Ziel. Mitdiesem Verfahren können auch extrem tieffliegende Luftziele wie Marschflugkörper optimal erfasstund bekämpft werden. Die Lenkwaffe stösst von ihrer überhöhten Flugbahn in einem steilen Winkel

auf das Ziel herab. Ballistische Raketen und hochfliegende, überschallschnelle Flugzeuge werden aufdem direkten Weg angeflogen.

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S-300PM

Mit der Ausführung S-300PM kommt ein neues Lenkwaffennavigationssystem zum Einsatz. Die mitdem S-300PM zum Einsatz kommenden 5V55RD Lenkwaffen sind mit dem Navigationssystem derspäteren 48N6 Lenkwaffen ausgerüstet. Müssen grosse Schussdistanzen erreicht werden, beschreibtdie Flugbahn der 5V55RD Lenkwaffe eine nahezu ballistische Kurve. Das maximale Apogäum beidieser Flugbahn liegt irgendwo zwischen 30 und 38 km. Erst beim Wiedereintritt in einer Höhe von ca.28'000 m wird die Lenkwaffe wieder mit aktualisierten Zieldaten versorgt. Wenige Sekunden vor demEinschlag im Ziel wird der Näherungszünder sowie der lenkwaffeneigene Suchkopf und das SAGGSystem aktiviert, und die Lenkwaffe nimmt die letzten Kurskorrekturen vor. Ziele auf mittlere Distanz,ballistische Raketen und hochfliegende, überschallschnelle Flugzeuge werden auf dem direkten Wegangeflogen.Das präzise SAGG-Lenkverfahren der S-300PM ermöglicht auch die Bekämpfung von luftgestütztenAbstandswaffen mit kleinem Radarquerschnitt. Ab der Ausführung SA-10B können zum SelbstschutzGleitbomben wie die amerikanische GBU-15 und GBU-30V JDAM bekämpft werden. SchnellfliegendeAnti-Radar-Lenkwaffen (ARM), wie die französische ARMAT und die AGM-88 HARM aus den USAkönnen auf eine Distanz von 20-30 km bekämpft werden.

Lenkwaffen:

Die 5V55 Lenkwaffen werden in versiegelten, vor Witterungseinflüssen geschützten Transport- undAbschussbehältern aus dem Herstellungswerk ausgeliefert. Jedes Startfahrzeug ist mit jeweils vierdieser Lenkwaffenbehälter bestückt. Die Lenkwaffen können ohne Kontrolle 10 Jahre in den Behälterntransportiert und gelagert werden. Zu Kontrollzwecken besitzen die Lenkwaffen einen eingebauten,elektronischen Selbsttest, welcher durch das Bedienungspersonal an einem Kontrollkasten an denStartrohren durchgeführt werden kann. Die Lebensdauer der Lenkwaffen liegt bei 10 Jahren undwurde später auf 20 Jahre verlängert. Sämtliche Lenkwaffentypen werden vertikal aus ihrenTransport- und Startbehältern verschossen. Mittels einem Gasgenerator werden die Lenkwaffen ausden Behältern auf eine Höhe von ca. 30 Metern ausgestossen. Dann zündet der Feststoff-Raketenmotor und beschleunigt die Lenkwaffe auf ihre Marschgeschwindigkeit..Die 5V55 Lenkwaffen sind einstufige Flugkörper mit einem Feststoffraketenantrieb. AmFlugkörperende sind vier trapezförmige Steuerflügel mit einer Spannweite von 1’036 mm bzw. 1’124mm angebracht. Diese Flügel sind, während sich die Lenkwaffe in dem Transport- und Startbehälter

befindet, an den Lenkwaffenrumpf angelegt. Sie entfalten sich unmittelbar, nachdem die Lenkwaffeden Startbehälter verlassen hat. Die Flugkörperlenkung erfolgt mittels diesen Steuerflügeln und einerSchubvektorsteuerung (TVC). Die Schubvektorsteuerung befindet sich an der Austrittsöffnung desRaketentriebwerkes. Der Raketenstrahl und die heissen Abgase werden mit vier graphitbeschichtetenSteuerflächen in die gewünschte Richtung geschwenkt. Dieser Mechanismus unterstützt die vierLenk- und Steuerflügel am Flugkörperheck. Mittels dieser beiden Lenkmechanismen können dieLenkwaffen Manöver mit einer maximalen Belastung von 20 g fliegen. Im Lenkwaffenheck ist dieServoeinheit für die Steuerung untergebracht. Unmittelbar davor ist der Feststoff-Raketentreibsatzuntergebracht. Im vorderen Viertel der Lenkwaffe sind die elektronischen Komponenten sowie derSprengkopf untergebracht. Die Lenkwaffen haben je nach Ausführung innerhalb von 12 bis 14Sekunden ihre Spitzengeschwindigkeit erreicht.Die 5V55K Lenkwaffen wurden mit der ersten Version S-300PT eingeführt. Diese Lenkwaffen sind miteinem Funkkommando-Lenksystem ausgerüstet. Erst die 5V55R Lenkwaffen der späteren S-300PS

Serie wurden mit dem leistungsstarken, halbaktiven Radarsuchkopf und dem SAGG-Lenksystemausgerüstet. Die 5V55R Lenkwaffe verfügt über dieselbe Flugkörperhülle wie ihre Vorgängermodelle5V55K. Sie ist jedoch mit einem komplett neuen Suchkopf ausgerüstet. Gegenüber ihremVorgängermodell verfügt sie über eine um 28 km gesteigerte Reichweite. Ebenso wurde dieLenkwaffenleistung im Umfeld starker elektronischer Störquellen (ECM) verbessert. Die 5V55KD Lenkwaffe wurde mit dem S-300PS Komplex entwickelt. Diese Lenkwaffe verfügt über die selbeSensoreneinheit wie die 5V55R Lenkwaffe und kann aber auch mit dem System S-300PT-1eingesetzt werden. Die 5V55V  Lenkwaffe verfügt über die selben Leistungen wie die 5V55KDLenkwaffen, ist aber mit einem Nuklearsprengkopf ausgerüstet. Die 5V55S Lenkwaffe kam mit demKomplex S-300PS zum Einsatz und war ebenfalls mit einem Nuklearsprengkopf bestückt. DieAusführung 5V55RD wurde mit dem System S-300PM eingeführt und verfügt über einen modifiziertenRaketenmotor mit einer gesteigerten Reichweite. Ebenso besitzt diese Lenkwaffe ein neuesNavigationssystem und eine modifizierte Steuereinheit. Dieser Lenkwaffentyp kann auch mit den

späteren Systemen S-300PM-1 und S-300PM-2 eingesetzt werden. Die 5V55VM  und 5V55PM Lenkwaffen sind mit einem passiv arbeitenden Radarsuchkopf ausgerüstet und kommen gegen

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Radar-Überwachungsflugzeuge (AWACS) sowie gegen Störflugzeuge zum Einsatz. Über dieseLenkwaffen sind keine weiteren Details verfügbar.Der Gefechtskopf der 5V55 Lenkwaffen wird durch einen aktiven Funk- Näherungszünder oder durchden Aufschlagzünder zur Detonation gebracht. Der Sprengkopf besteht aus einem konventionellen133 kg schweren Splittergefechtskopf. Der Gefechtskopf hat gegen ein durchschnittlichesKampfflugzeug einen letalen Wirkungsradius von über 40 m T. TDer nukleare Sprengkopf der 5V55V und5V55S Lenkwaffen besass eine variierbare Sprengleistung von 0.1-5 KT. In grossen Flughöhen wurde

eine Sprengleistung von 5 KT angewandt. Im unteren Höhenbereich wurde die Sprengleistung durcheine Rechnereinheit in der Lenkwaffe automatisch auf 0.1 KT reduziert. Der Sprengkopf wurdemanuell mit einem kodierten Funkkommando durch die Feuerleitzentrale gezündet. Insgesamt wurdenüber 600 Nuklearsprengköpfe für die Lenkwaffen produziert. Diese Lenkwaffen wurden anfangs der2000er Jahre ausgesondert und befinden sich nicht mehr im Einsatz. Bis zum Jahr 1990 wurden beiden Herstellerfirmen Fakel und Almaz über 10’000 5V55 Lenkwaffen hergestellt.Bei dem schiffsgebundenen SA-N-6 GRUMBLE System kommen die überarbeiteten 5V55RM Lenkwaffen zum Einsatz. Die Exportversion dieser Lenkwaffe trägt die Bezeichnung 3M41. DieseLenkwaffe ist eine speziell gegen Meerwasser geschützte Ausführung der landgestützten 5V55RLenkwaffe. Bis auf den speziellen Korrosionsschutz der 5V55RM Lenkwaffe sind die beiden Typenidentisch.

Folgende Lenkwaffen werden mit den SA-10 GRUMBLE Systemen eingesetzt:

Lenkwaffen  System Bemerkung Lenksystem Reichweite

5V55.2T S-300PT für Lenkwaffen- und Systemtests INS + RC ~45 km

5V55K (V-500K) S-300PT Standardlenkwaffe der ersten S-300PT Systeme INS + RC 47 km

5V55KD S-300PT-1 5V55K mit Lenksystem der 5V55R Lenkwaffe INS + SARH + SAGG 75 km

5V55R (V-500R) S-300PS Standardlenkwaffe der ersten S-300PS Systeme INS + SARH + SAGG 75 km

5V55RD S-300PM 5V55R mit Lenksystem der 48N6 Lenkwaffe INS + SARH + SAGG 92 km

5V55S (V-500S) S-300PS 5V55R Lenkwaffe mit Nuklearsprengkopf INS + SARH + SAGG unbekannt

5V55V (V-500V) S-300PT-1 5V55KD Lenkwaffe mit Nuklearsprengkopf INS + SARH + SAGG unbekannt

5V55RUD S-300PM Exportversion der 5V55RD INS + SARH + SAGG ~92 km

5V55U S-300PMU / PM Trainings- und Manipulationslenkwaffe INS + SARH + SAGG -

5V55VM S-300PT-1A 5V55R Lenkwaffe mit passivem Radarsuchkopf INS + PRH ~75 km5V55PM S-300PS / PM 5V55RD Lenkwaffe mit passivem Radarsuchkopf INS + PRH ~92 km

5V55RM S-300F Marineausführung der 5V55R Lenkwaffe INS + SARH + SAGG 75 km

3M41 S-300F Exportversion der 5V55RM INS + SARH + SAGG 75 km

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Status:

Anfangs 2005 standen bei den russischen Luftverteidigungstruppen über 1’900 S-300P Systeme imEinsatz. Sie ersetzen dort in den 1980er und 1990er Jahren die schon längst veralteten Systeme SA-1 GULD, SA-2 GUIDELINE, SA-3 GOA, und teilweise auch die Systeme SA-5 GAMMON. Anfangs2010 standen in Russland die folgende Anzahl SA-10 Systeme im Einsatz:

Militärdistrikt / Ortschaft: S-300PT: S-300PS: S-300PM:

Moskau

Moskau - - 9 Batterien

Woronesch - 1 Batterie -

Nord 

St. Petersburg - 7 Batterien 1 Batterie

Seweromorsk - 1 Batterie -

Sewerodwinsk 3 Batterien - -

Waldai - 1 Batterie -

Olenegorsk - - 1 Batterie

Nordkaukasus Rostow am Don - - 1 Batterie

Noworossijsk - - 1 Batterie

Wolga-Ural 

Saratow - 2 Batterien -

Samara - 2 Batterien -

Jekaterinburg - 2 Batterien -

Sibirien 

Nowosibirsk 2 Batterien - -

Atschinsk - 1 Batterie -

Angarsk - 1 Batterie -

Ulan-Ude - 1 Batterie -

Fernost 

Wladiwostok - 5 Batterien -

Petropawlowsk-Kamtschatski - 2 Batterien -

Komsomolsk am Amur - 1 Batterie -

Chabarowsk - 1 Batterie -

Kaliningrad 

Kaliningrad - 4 Batterien -

Bei den in Russland im Einsatz stehenden GRUMBLE Systemen handelt es sich um dieAusführungen S-300PT-1A, S-300PS und S-300PM. Die Ausführungen S-300PT kamen nur innerhalbder ehemaligen Sowjetunion zum Einsatz. Grösster Betreiber der SA-10 ausserhalb Russlands ist dieUkraine mit 15 S-300PT und 12 S-300PS Batterien. Die Ausführung S-300PMU wurde auch in die

Staaten des Warschauer Paktes exportiert. Nachdem verschieden S-300PT Batterien auf den StandS-300PM nachgerüstet wurden, wurde die Produktion der SA-10 Mitte der 1990er Jahre eingestellt.Einzig die S-300PMU und das Nachfolgesystem SA-20 GARGOYLE wird noch auf dem Exportmarktangeboten. Bei einer allfälligen Bestellung kann die Produktion der SA-10B/C aber jederzeit wiederaufgenommen werden. Viele der seit den 1980er Jahren im Einsatz stehenden SA-10 Systeme habenmittlerweile das Ende ihrer Lebenszeit erreicht. Die russischen Streitkräfte planen, diese Systeme mitder SA-21 GROWLER (S-400 Triumf) zu ersetzten. Infolge der problematischen, finanziellenVerhältnisse der russischen Streitkräfte kann ein kompletter Ersatz der SA-10 Systeme in absehbarerZeit nicht durchgeführt werden.Die SA-10B/C Systeme wurden bis Ende der 1980er Jahre auf dem Exportmarkt als Gegenstück zumU MIM-104 PATRIOT System zum Kauf angeboten. Mit der vernetzten Operationsführung ist ein SA-10 Regiment fähig, ein grösseres Flächenziel gegen einen massiven Luftschlag zu schützen. Das SA-10 System ist in mancher Hinsicht dem amerikanischen Konkurrenten ebenbürtig und in einigenBereichen sogar überlegen. Zum Beispiel besitzt es eine bessere Resistenz gegenüberStörmassnamen. Bei der Mehrfachzielbekämpfung verfügt die S-300PS / PM über bessere Leitungen.

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Ebenso dauert ein Stellungsbezug bzw. Stellungswechsel nur einen Bruchteil der Zeit, welche dasPATRIOT System benötigt.Der grösste Exportkunde der SA-10 und SA-20 ausserhalb der ehem. Sowjetunion ist China. Im Jahr1991 bestellte die chinesische Armee acht S-300PMU Batterien mit total 32 5P85SU/DUStartfahrzeugen. Dazu erhielten sie 384 5V55RD Lenkwaffen. Zusätzlich stellte der chinesischeRüstungskonzern CPMIEC eine nicht näher bekannte Anzahl von Lenkwaffen in Lizenz her. DieLieferung erfolgte 1993. Die Beschaffungskosten beliefen sich auf 220 Millionen U.S. Dollar. Im den

Jahren 1994 und 2000 erfolgten weitere Bestellungen von S-300PMU-1/2 Systemen (siehe SA-20GARGOYLE). Ebenso kauften die chinesischen Streitkräfte ein Software- und Modifikationspaket füreine nachträgliche Integration der verbesserten Ausführung S-300PMU-1. Nach Angaben derchinesischen Regierung sollen zwei der vier bereits im Einsatz stehenden Regimenter auf denStandard S-300MPU-1 nachgerüstet werden. Die Umrüstung der bestehenden S-300PMU Systemesoll in China erfolgen. Die SA-10 GRUMBLE trägt in den chinesischen Streitkräften die BezeichnungHQ-10. Das erste Bataillon, welches zum Schutz des Stadtgebietes von Peking abgestellt ist, war imJahre 1999 einsatzbereit. Einzelne Bataillone sind zum Schutze der Städte Peking, Longtian, Xiamen,and Shantou abgestellt. Einzelne autonom operierende Batterien sind an der Meeresenge zu Taiwanin der Provinz von Fujian im Einsatz. Diese Batterien sind in der Nähe der Städte Longtian undFuzhou stationiert. Die Stellungen befinden sich alle in Küstennähe.Der chinesische Waffenkonzern CATIC in Peking entwickelte in den Jahren 1992 bis 1998 das FT-2000  Flugabwehrsystem. Das FT-2000 System basiert auf dem S-300PS System. Es ist auf denselben Fahrzeugen untergebracht und verwendet die selben Lenkwaffenkanister. Ebenso werden dieselben Radarkomponenten verwendet. Die Lenkwaffen basieren auf den russischen 5V55Lenkwaffen. Die neuen Lenkwaffen sind mit einem passiv arbeitenden Radarsuchkopf (PRH)bestückt. Das FT-2000 System ist auf die Bekämpfung von luftgestützten Überwachungsplattformen,wie das AWACS System der NATO, ausgelegt und hat eine maximale Reichweite von rund 100 km.Das System befindet sich seit dem Jahr 2000 bei den chinesischen Streitkräften im Einsatz.Ebenso haben die chinesischen Streitkräfte seit 2009 das System HQ-9 im Bestand. Dieses scheintein Klon aus den Systemen S-300PMU und S-300PMU-1 zu sein. Als Feuerleitradar kommt eineabgeänderte Version des 30N6E1 Radars zum Einsatz. Dieses wird HAT-233 Bezeichnet und ist aufeinem Taian TAS-5380 (10x10) LKW installiert. Der Batterie-Kommandoposten ist auf einemseparaten Fahrzeug des selben Typs installiert und trägt die Bezeichnung TWS-312. AlsLangstrecken-Überwachungsradar kommt das Type-305A 3D-Phased Array Radarsystem zumEinsatz. Zur Tieffliegererfassung wird das Type-120 Radar verwendet. Die beiden letztgenanntenRadargeräte scheinen chinesische Eigenentwicklungen zu sein. Bei dem Lenkwaffentyp handelt essie um modifizierte 5V55U Lenkwaffen mit einer vergrösserten Reichweite sowie verbesserter Agilität.Die Marineausführung der HQ-9 wird HHQ-9  genannt und ist Testweise auf ainem Zerstörer derKlasse Type 052B (DDG) installiert. Die Exportversion der HQ-9 trägt die Bezeichnung FD-2000 undwird seit mitte 2009 auf dem Exportmarkt angeboten. Erster Interessent ist Pakistan.

Zum HQ-9 / FT-2000 System wurden folgende Leistungsdaten veröffentlicht:

Einsatzreichweite (gegen Flugzeuge) 7 - 125 km

Einsatzhöhe (gegen Flugzeuge) 25 – 27'000 m

Einsatzreichweite (gegen Marschflugkörper) 7 – 15 km

Einsatzhöhe (gegen Marschflugkörper) minimal 25 m

Einsatzreichweite (gegen ballistische Raketen) 7 – 25 kmEinsatzhöhe (gegen ballistische Raketen) 2’000 – 15'000 m

Einsatzreichweite (gegen überschallschnelle Lenkwaffen) 7 – 50 km

Einsatzhöhe (gegen überschallschnelle Lenkwaffen) 25 – 18'000 m

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Unmittelbar nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die 12 (eine Batterie) in derehemaligen DDR im Einsatz stehenden S-300PMU Systeme durch das US Army Missile IntelligenceCommand (US AMIC) untersucht. Danach wurden sämtliche SA-10 Systeme als sogenannte sensitiveTechnik in die UdSSR zurückgeführt.Im Jahre 1994 kaufte das Verteidigungsministerium der USA (DoD) in Weissrussland einzelneKomponenten der Systeme S-300PMU und S-300PM ein. Insgesamt soll das DoD folgendeKomponenten beschafft haben: Die Feuerleit- und Radargeräte FLAP LID-B und TIN SHIELD-B,

einen F-9 Kommandocontainer sowie ein Universal-1E CP3PI System. Dazu hat das DoD acht 5V55R,acht 5V55K und zwei 5V55RUD Lenkwaffen, sowie eine unbekannte Anzahl 5P851 Startgeräte inWeissrussland beschafft. Die in Weissrussland beschafften Systemkomponenten stammten aus derOffiziersschule der Luftverteidigungstruppen in Minsk. Der Verkauf der Systemkomponenten durch dieweissrussische Regierung löste in Russland einen Skandal sowie grosse politische Spannungen aus.Vorwürfe von Nichtpatriotismus und Verrat wurden laut. Weissrussland hatte mit dem Verkauf wichtigeGefechtsparameter der S-300PM preisgegeben. Weissrussland hatte kein Recht, das moderne S-300PM System zu exportieren. Jedenfalls wurden die Systeme durch die U.S. Armee gründlichausgetestet. Ebenso begann die U.S. Luftwaffe mit der Arbeit an elektronischen Gegenmassnamen(ECM) gegen die S-300PMU. Im Jahre 1996 kam das S-300PMU System bei der U.S.Luftwaffenübung Übung RED FLAG zum Einsatz und war der Star der Luftverteidigungsübungen.Am 22. November 2004 berichtete die kroatische Zeitung “Zagreb Vjesni“, dass die kroatischenStreitkräfte anfangs 2004 ein komplettes S-300PMU System an die USA verkauft haben. Das System

wurde im Frühling 2004 mit einem Transportschiff der U.S. Navy direkt in Kroatien abgeholt und in dieUSA gebracht. Auch in diesem Fall hatten die kroatischen Streitkräfte kein Exportrecht und handeltensich den Groll Russlands ein.Im Jahre 1995 bestellte die serbische Regierung in Russland acht Batterien S-300PMU (SA-10BGRUMBLE) bestehend aus 32 Startfahrzeugen. Die Bestellung beinhaltete auch die Lieferung von128 5V55U Lenkwaffen. Im Jahre 1999, in den Wochen vor den Luftangriffen der NATO gegen denserbischen Teil des ehemaligen Jugoslawiens, begann die russische WaffenexportagenturRosvoorouzhenie mit der Lieferung von S-300PMU Komponenten an Serbien. Trotz den bestehendenWirtschaftssanktionen konnten einzelne Startfahrzeuge und FLAP LID-B Feuerleitgeräte noch vordem Kriegsausbruch nach Serbien geliefert werden. Der serbischen Armee gelang es, dieRadarkomponenten des SA-10B Systems in das bestehende Radarnetz, welches aus SQUAT EYE(P-15M) und SIDE NET (PRV-11) bestand, einzubinden. Für den 30. Mai kündigte General Velickovic,der Chef der serbischen Luftwaffe, die ersten Schiessversuche mit dem System an. Die am 24. Maibeginnenden Bombenangriffe verunmöglichten die weitere Auslieferung von den noch ausstehendenFLAP LID-B und TIN SHIELD-B Radargeräten. Jedoch wurden die Serben während der gesamtenDauer des Konfliktes weiterhin mit einzelnen Komponenten des Systems versorgt. Insgesamt sollenüber 20 5K55U Lenkwaffen über eine Eisenbahnverbindung von Ungarn nach Serbien geschmuggeltworden sein. Einzelne Schiffe und Fahrzeugkonvois mit Lenkwaffen und anderen Komponenten fürdas S-300PMU System wurden noch vor der serbischen Grenze gestoppt. Teile einer S-300PMUBatterie wurden auf dem Gelände der Banat Ölraffinerie stationiert. Diese Ölraffinerie liegt rund 10 kmöstlich von Belgrad in den Vororten der Stadt Pancevo. Es ist unklar, ob in dieser StellungStartfahrzeuge mit 5K55U Lenkwaffen stationiert waren. Vermutlich waren nur die Radargeräte FLAPLID-B, SQUAT EYE, SIDE NET und der Kommandoposten des Bataillons dort stationiert. Auf jedenFall wurden die Radaremissionen dieser Radargeräte bei der Banat Ölraffinerie entdeckt. MehrereMale wurde das FLAP LID Feuerleitradar und zwei SQUAT EYE Radargeräte auf Kampflugzeuge derNATO aufgeschalten. Wenige Tage später wurde die Ölraffinerie von F-16 Kapflugzeugen der NATOangegriffen. Die Raffinerie und die S-300PMU Stellung wurden total zerstört. General Velickovic undTeile seines Stabes kamen bei diesem Angriff ums Leben. Die serbische Armee hat während dergesamten Dauer des Konfliktes keine einzige Lenkwaffe mit den S-300PMU System eingesetzt.Immer wieder gibt es Gerüchte, wonach sowohl Syrien und auch der Iran S-300PMU Systemebeschafft haben. Beide Nationen bekundeten mehrfach ihr Interesse an dem System. In keinem Fallexistieren aber stichhaltigen Beweise, dass ein Kaufvertrag abgeschlossen wurde oder gar eineLieferung von S-300PMU Systemen erfolgte. Allerdings präsentierte der Iran im April 2010 an einerMilitärparade ein Flugabwehrsystem welches stark der S-300PMU ähnelt. Nach eigenen Angaben istdas vorgestellte Flugabwehrsystem eine Eigenentwicklung welche keine russischen Komponentenenthält. Während einige Experten das präsentierte Flugabwehrsystem für das chinesische HQ-9System halten, gehen andere von reinen Attrappen aus.

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Der erste Benutzer der schiffsgebundenen SA-N-6 GRUMBLE ausserhalb Russlands war die Ukraine.Nach dem Zerfall der Sowjetunion übernahm die Ukraine den sich im Bau befindenden sowjetischenKreuzer Ukrainia. Die Ukrainia ist ein Kreuzer der SLAVA Klasse und ist mit 64 3M41 Lenkwaffenbestückt. Der bislang einzige Exportkunde der schiffsgebundenen S-300F Rif ist China. Diechinesischen Seestreitkräfte rüsteten die Typ-051C Zerstörer (DDG) mit dem SA-N-6 System aus. DerTyp-051C Zerstörer ist mit einem TOP DOME Feuerleitradar und acht B-203 Magazinen mit total 483M41 Lenkwaffen ausgerüstet.

Dazugehörige Radargeräte:

NATO-Code: FLAP LID-A FLAP LID-B CLAM SHELL CLAM SHELL

GUS-Bezeichnung: 5N63 5N63S 5N66 / 76N6 76N6M

Funktion:Feuerleitung undZielverfolgung

Feuerleitung undZielverfolgung

Tiefflieger Zielerfassung Tiefflieger Zielerfassung

Einsatz Reichweite: 120 km 160-200 km 120 km 300 km

Einsatz Höhe: 27’000 m 35’000 m Nicht bekannt Nicht bekannt

Frequenzband: I/J-Band I/J-Band I-Band Nicht bekannt

Frequenz:   2-8 GHz 2-3GHz 3,5-4,0 GHz Nicht bekannt

Sendeleistung: 130 kW Nicht bekannt 1,4 MW Nicht bekannt

Mobilität: Anhänger 8 x 8 Fahrzeug Anhänger Anhänger

NATO-Code: TIN SHIELD-A TIN SHIELD–B BIG BIRD-A / B BIG BIRD-C

GUS-Bezeichnung: 5N59 / ST-68M 36D6 / ST-68UM Niva 5N64K / 5N64S 64N6

Funktion: 3D-Überwachung 3D-ÜberwachungZielerfassung und3D-Überwachung

Zielerfassung und3D-Überwachung

Einsatz Reichweite: 150 km 250 km über 260 km 300 km

Einsatz Höhe: Nicht bekannt Nicht bekannt Nicht bekannt über 35’000 m

Frequenzband: E/S-Band E/F-Band F-Band E/F-Band

Frequenz:   Nicht bekannt 2-4 GHz 3,3 GHz 2-6 GHz

Sendeleistung: 350 kW-2,5 MW 350 kW-1.23 MW Nicht bekannt Nicht bekannt

Mobilität: Anhänger Anhänger Anhänger Anhänger

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Benutzer SA-10 GRUMBLE:

  Armenien: 3 Batterien S-300PT

  Bulgarien: 1 Batterie S-300PMU

  China: 8 Batterien S-300PMU

  Estland: 1 Batterie S-300PT

  Kasachstan: 5 Batterien S-300PS

  Kroatien: Systeme weiter verkauft

  Moldawien: 1 Batterie S-300PT

  Republik Bergkarabach: 1 Batterie S-300PT

  Polen: 1 Batterie S-300PMU

  Russland: 50 Batterien S-300PT/PS/PM

  Serbien und Montenegro: Status unbekannt

  Slowenien: Status unbekannt

  Slowakische Republik: 2 Batterien S-300PMU

  Ukraine: 17 Batterien S-300PT1, 12 Batterien S-300PS

  Weissrussland: 3 Batterien S-300PT, 7 Batterien S-300PS

Benutzer SA-N-6 GRUMBLE:

China, Russland, Ukraine

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Quellen:

Literatur:

Jane's Land-Based Air Defence. Verschiedene Ausgaben. Jane's Verlag

Russia's Arms and Technologies. The XXI Century Encyclopedia Volume 9 – Air and ballistic

missile defense. The Publishing House - Arms and Technologies, 2004

Grumble - Guardian of the Skies, Part I und II. Steven J. Zaloga. Jane's Intelligence Review, 1997

The Double-Digit SAM's. John A. Tirpak. Air Force Magazine, 2001

Next generation SAM's for Asia, Part I und II. Dr. Carlo Kopp, Australian Aviation, 2003

Moscow's Air-Defense Network, Part I - III. Michal Fiszer, Journal of Electronic Defense, 2002

Launch, Intercept, Destroy - Land-based Air Defence. Roy Braybrook, Armada International, 2002

Castles in the Sky. Michal Fiszer und Jerzy Gruszczynsk, Journal of Electronic Defense, 2002

Name of the Roses - Russia’s “joint” S-300 air defense system turned out to be nothing of the

sort. Michal Fiszer, Military Microwaves Supplement, 2006

FlaLKF Systeme SA-10B und Patriot - Ein Vergleich aus sowjetischer Sicht. Soldat und Technik,

1992

Russian Arms Catalog. 2002

SAM's of the PVO. Mikhail Pervov, 2001

Fakel's Missiles. Wladimir Korovin, 2003

S-300. Newskii Bastion, Band 3, 1997

Internet:http://pvo.guns.ru/http://geimint.blogspot.comhttp://www.ausairpower.nethttp://www.raspletin.ruhttp://www.globalsecurity.orghttp://www.fas.orghttp://www.janes.comhttp://www.rusarm.ruhttp://www.snariad.ruhttp://www.warfare.ruhttp://www.vko.ru

http://mdb.cast.ru/http://www.missiles.ruhttp://www.military.czhttp://legion.wplus.nethttp://www.radartutorial.eu/http://www.milparade.com/http://rbase.new-factoria.ru/http://www.astronautix.comhttp://www.designation-systems.net/http://www.sinodefence.comhttp://www.peters-ada.desowie verschiedene Foren mit dem entsprechenden Thema